2
620 lungen ist, mit demselben constante Resultate zu erhalten, rind dass desshalb alle Resultate, welche mit diesem Calorimeter erreicht werden, fortwahrend als zweifelhaft betrachtet werden missen. Universitatslaboratorium zu K o p e n h a g en, Juli 1872. 165. F. Beilstein: Ueber den Nachweis von Chlor, Brom und Jod in organischen Substanzen. (Eingegangen am 8. Juli; verl. in der Sitzung von Ern. Liebermann.) Man kommt bei organisch-chemischen Untersuchungen oft in den Fall eine Substanz auf Chlor, Brom oder Jod priifen zu miissen. Das gewiihnliche Verfahren - Gliihen mit Kalk - ist nicht nur umstand- lich zeitraubend, sondern verlangt auch haufig besondere Vorsicht: Kiirper wie Monochlorbenzol oder Monochlortoluol sind nicht leicht durch Kalk zu zersetzen. Dieser Umstand hat echon vor langerer Zeit E. E r le n m e yer ") veranlasst ein einfacheres Verfahren in Vor- schlag zu bringen, nach welchem man die organische Substanz in einer zum Gliihen erhitzten Proberiihre zersetzt. Das freie Jod, respective HCl, HBr, HJ, erkenut man dann durch Silberliisung. Auf diese Weise gelingt es in der That leicht sich in vielen Fallen von der Gegenwart der Halogene rasch zu iiberzeugen. In dem Folgenden will ich auf ein Verfahren aufmerksam machen, das ohne im Prinzip neu zu sein, unter Anwendung verschwindend lrleiner Mengen Substanz, ohne weitere Vorbereitung in wenig Secun- den die Halogene in beliebigen organischen Substanzen nacbzu- weisen gestattet. Dasselbe griindet sich auf die bekannteBerzelius'sche Reaction des Nachweises von GI, Br, J in Mineralsubstanzen vermittelst Kupferoxyd und Phosphorsalz. F i r organische Substanzen ist nur das Phosphorsalz ein stiirender Zusatz. Man bringt in das Oehr eines Platindrahtes etwas pulveriges Kupferoxyd, das nach kurzem Durch- glihen fest am Oehr haftet. Nun taucht man dieses Kupferoxyd in die Substanz, oder bei festen Kiirpern streut man etwas davon aof das Kupferoxyd und bringt das Oehr in die massig geiiffnete Flamme eines Gasbrenner, nahe am unteren und inneren Rande der Flamme. Zunachst verbrennt der Kohlenstoff und es tritt ein Leuchten der Flamme, gleich darauf aber die charakteristische Griin- resp. Hau- farbung derselben. Bei der ausserordentlichen Empfindlichkeit der Reaction genigen die geringsten Mengen von Substanz um rnit Sicher- ") Ztscbr. fur Chem. und Pharm. 1864, 638. Fresenius, Zeitscb. f. anal$. Chem. 4, 138.

Ueber den Nachweis von Chlor, Brom und Jod in organischen Substanzen

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Ueber den Nachweis von Chlor, Brom und Jod in organischen Substanzen

620

l u n g e n i s t , m i t d e m s e l b e n c o n s t a n t e R e s u l t a t e z u e r h a l t e n , r ind d a s s d e s s h a l b a l l e R e s u l t a t e , w e l c h e m i t d i e s e m C a l o r i m e t e r e r r e i c h t w e r d e n , f o r t w a h r e n d a l s z w e i f e l h a f t b e t r a c h t e t w e r d e n m i s s e n .

Universitatslaboratorium zu K o p e n h a g e n , Jul i 1872.

165. F. B e i l s t e i n : Ueber den Nachweis von Chlor, Brom und Jod in organischen Substanzen.

(Eingegangen am 8. Ju l i ; verl. in der Sitzung von Ern. Liebermann.)

Man kommt bei organisch-chemischen Untersuchungen oft in den Fall eine Substanz auf Chlor, Brom oder J o d priifen zu miissen. Das gewiihnliche Verfahren - Gliihen mit Kalk - ist nicht nur umstand- lich zeitraubend, sondern verlangt auch haufig besondere Vorsicht: Kiirper wie Monochlorbenzol oder Monochlortoluol sind nicht leicht durch Kalk zu zersetzen. Dieser Umstand hat echon vor langerer Zeit E. E r l e n m e y e r ") veranlasst ein einfacheres Verfahren in Vor- schlag zu bringen, nach welchem man die organische Substanz in einer zum Gliihen erhitzten Proberiihre zersetzt. Das freie J o d , respective H C l , H B r , H J , erkenut man dann durch Silberliisung. Auf diese Weise gelingt es in der That leicht sich in vielen Fallen von der Gegenwart der Halogene rasch zu iiberzeugen.

In dem Folgenden will ich auf ein Verfahren aufmerksam machen, das ohne im Prinzip neu zu sein, unter Anwendung verschwindend lrleiner Mengen Substanz, ohne weitere Vorbereitung in wenig Secun- den die Halogene in b e l i e b i g e n organischen Substanzen nacbzu- weisen gestattet. Dasselbe griindet sich auf die bekannteBerze l ius ' sche Reaction des Nachweises von GI, Br, J in Mineralsubstanzen vermittelst Kupferoxyd und Phosphorsalz. F i r organische Substanzen ist nur das Phosphorsalz ein stiirender Zusatz. Man bringt in das Oehr eines Platindrahtes etwas pulveriges Kupferoxyd, das nach kurzem Durch- glihen fest am Oehr haftet. Nun taucht man dieses Kupferoxyd in die Substanz, oder bei festen Kiirpern streut man etwas davon aof das Kupferoxyd und bringt das Oehr in die massig geiiffnete Flamme eines Gasbrenner, nahe am unteren und inneren Rande der Flamme. Zunachst verbrennt der Kohlenstoff und es tritt ein Leuchten der Flamme, gleich darauf aber die charakteristische Griin- resp. Hau- farbung derselben. Bei der ausserordentlichen Empfindlichkeit der Reaction genigen die geringsten Mengen von Substanz um rnit Sicher-

") Ztscbr. fur Chem. und Pharm. 1864, 638. F r e s e n i u s , Zeitscb. f. anal$. Chem. 4, 138.

Page 2: Ueber den Nachweis von Chlor, Brom und Jod in organischen Substanzen

62 1

heit C1, J oder Br darin nachzuweisen und an der kiirzeren oder liingeren Dauer der Flarnmeufarbung hat man eiuen ungefahren Maass- stab f i r die Menge der vorhandenen Halogene. Die Reaction gelingt leicht bei a l l e n organischen Substanzen, leicht- oder schwerfliichtigen, beim Chlortoluol so gut wie bei Jodmethyl oder Chloroform.

Vor jedem Versuch hat man nur nothig sich von der Reinheit des angewendeten Kupferoxydes zu iiberzeugen. 1st dasselbe narnlich mehrfach benutzt worden, so bilden sich schwerfliichtige Oxychloride, und das Kupferoxyd giebt sodann beirn blossen Befeuchten rnit Wasser jedesmal eine Flamrnenfarbung. Man befeuchtet in demselben Fall dasselbe mit Weingeist und gluht es erst in der leochtenden und dann in der Oxydationsflarnrne durch.

166. B. Toll ens: Ueber das Allylalkoholcyaniir. (Eingegangen am 8. Ju l i ; verl. in der Sitzung von Hrn. Liebermann. )

Wie die Halogene verbindet sich auch Cyangus unter Erwarrnung rnit Allylalkohol.

Nach Iangerem Einleiten des Gases erhielt ich unter geringer Briinnung des Alkohols eine in Wasser sehr schwer losliche Flds- sigkeit , welche mit Kochsalzlijsung gewaschen und mit Chlorcalcium getrocknet, circa zur Halfte zwischen 130 und 1500 iiberging; und nach einigen Destillationen, wobei noch etwas zwischen 130 und 148O abfiel, zeigte die Hauptrnenge genau den Siedepunkt 150 - 151°, wah- rend kaum ein Riickstand oberhalb 151O blieb.

Die Vermuthung , diese Fliissigkeit sei das Allylalkoholdicyaniir, wurde durch die Analyse bestatigt, denn ich erhielt

55.05 pCt. C, 5.59 pCt. H und 26.12 pCt. N statt 54.54 pCt. C, 5.45 pCt. H und 25,45 pCt. N,

welcbe sich fur die Formel C3H5 (CN)a OH berechnen. ES ist das Dicyaniir eine farblose Fliissigkeit von nicht onange-

nehmem, an das reine Cyanathyl erinnerndem Geruch. Diese Verbindung ist nicht ohne Interesse. Man kann namlich

das Cyan in derselben in dreierlei Forrnen annehmen, von denen rnir nur eine wahrscheinlich scheint.

Der nicht unangenehme Geruch, sowie relative Bestaindigkeit beim Erwarmen mit Sauren schliesst von vorn herein die Analogie der Lagerung rnit der in den Isocyaniiren H o f m a n n ’ s und G a n t i e r ’ s

’) Nehen dem Dicyanilr scheint eine andere kohlenstoffreichere ond niedriger siedende Fltissigkeit (Allylcyaniir? Siedep. 118O) zu entstehen, denn eine weniger sorgfdltig fractionirte Portion gab zwar 25 .72 pCt. N , jedoch 57 .19 pCt. C und 5.34 pCt. H.5