2
~6. NOVEMBER 1926 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 5- JAHRGANG. Nr. 48 2263 Die bisherigen Ergebnisse lassen hoifen, dab es mit Hilfe der Capillarmikroskopie gelingt, noch weitere Fragen auf dem Gebiet der Blutungsiibel zu kl~ren. Besonders wichtig mug es sein, F~lle yon Sch6nlein-Henochscher Purpura zu untersuehen, da bet dieser Krankheit schon immer Gef~g- ver~nderungen angenommen sind. L i t e r a t u r: 1) v. BERI~UTI~, Klin. VVochenschr. 1925, S. 830; Arch. I. Kinderheilk. 76, 54. 1925. -- ~) I~[AGNUS, Arch. f. klin. Chir. 13o, 237. 1924. -- a) I-IEIM~EI~a~, Klin. V~rochenschr. 1925, S. 13Ol; Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 46, 519. 1925. SERODIAGNOSE DER SYPHILIS AN DER LEICHE. Erwiderung auf die Bemerkungen Meinickes in Jg. 5, Nr. 41, S. I926 dieser Wochenschrift. Von CARL I4~RAUSPE, Leipzig. Die t3emerkungen MEINICKES zu unserer Arbeit fiber die Sero- diagnose der Syphilis an der Leiche Iordern leider unsere ]Kritik heraus. Zungchst der Haupteinwand, ,,dab sich die M.T.R. bekannt- lich in ihrer flblichen Gestalt nicht zur Untersuchung der ser6sen K6rperil~ssigkeiten eignet, wenigstens nicht zu der der Lnmbal- Ilfissigkeit, well in den ser6sen Fliissigkeiten die Schutzkolloide des Serums Iehlen, welche fflr den spezifischen Ablauf der M.T.R. not- wendig sind". Es ist nns nicht bekannt, dab bisher mit der Peri- kardfl~issigkeit an der Leiche ausgedehntere Untersuehnngen fiber die Brauchbarkeit der modernen Syphilisreaktionen vorgenommen sind, Schon aus diesem Grunde mul3ten unseren Untersuchungen Erw~gungen voransgehen, ob die Perikardflfissigkeit fiberhaupt als Untersuchungsnlaterial in Frage kommen konnte. Dabei hatte sich herausgestellt, dab gerade hinsichtlich der Sehutzkolloide zwischen Serum nnd Perikardflfissigkeit, wie es sich teicht durch Bestimmung der Rubinzahl feststellen lXBt, keine sehr groBen Unterschiede bestehen. Bet Benutzung der Ostwald-Paulischen Technik erh~lt man Zahlen, die fflr Blutserum um o,oI~ Ifir Perikardilflssigkeit um o,o2~ schwanken, und zwar so, dab die Werte ineinander iibergehen kOnnen. Im Liquor kann man~da - gegen auf diese ~reise kaum Schutzkolloide nachweisen. Es be- stehen also andererseits weitgehende Differenzen zwischen Lumbal- und Perikardilfissigkeit und yon einer voraussichtlichen 2ihnlichkeit ist wohl kaum die Rede. Uberdies erkennt man sehr bald bet I3e- nutzung anderer Methoden, wie der Sachs-Georgi-Reaktion and tier Bruckschen Zentrifugiermethode, die uns bet Auswahl gfinstiger Per ikardflfissigkeiten recht gute IResultate ergaben, dab die Peri- kardfliissigkeit'in m6glichst frischem Zustand ahnlich wie das Blur- serum reagiert. Aus dem eben Gesagten wird es verstandlieh, dab wir auch mit der Untersteinerschen Technik, die wir gleich nach ihrer Publikation, auch als Mikrotechnik ansprobierten, zum Tell unspezilische Resultate erhielten, so dab wit yon Untersnchungen in gr6Berem MaBstabe absehen zu k6nnen glaubten, besonders da unser Material bet Erscheinen der Untersteinerschen Arbeiten sclion abgeschlossen war. Selbstverstgndlieh haben auch wir in so aus- gesuchten F~llen, wie sie MA~ZDORFF heschreibt, es handelt sich um 28 brauchbare Seren yon insgesamt 85, ebenfalls sehr vim bessere Resultate erhalten, und zwar mit Blutseren wie mit Perikard- flf]ssigkeiten. Trotzdem hatten wir bet der M.T.R. mit Leichen- blutseren ebenso wie ~V[ATZDORFF Versager, gerade bet Carcinomen und Allgemeininfekten, w~hrend die WaR. noch branchbare Resul- tare ergab. Diese Ergebnisse kSnnen sich bet ungi~nstiger Auf- bewahrnng derLeichen, wie sie derBetrieb mit sich bringt, noch er- heblich verschlechtern, so dab unter UmstXnden fiberhaupt kaum noch brauchbare Leichenseren zu erhalten sind, die sich verwenden iassen, ganz abgesehen yon der Vermehrung unspezifischer Reaktio- hen. Wie leicht verst~ndlich, trifft das besonders bet forensisehen Sektionen zu. Diese Gri~nde haben uns, wie wir in unserer Arbeit beschrieben haben, ja gerade dazu gebracht, mit Perikardflflssig- keiten zu arbeiten, und wit haben dann oft noch brauchbare IRe- sulfate erzielt, wenn die IReaktion mit Blutserum versagte. DaB eine Mikromethode wie die M.M.R. die Ablesung erleichtert und man auf diese Weise pseudopositive Reaktionen leichter erkennt, k6nnen wit aus eigener Erfahrung gerne best~figen. Das ~ndert aber nichts an unserer grunds~tzlichen Meinung. KURZE WISSENSCHAFTLICHE MITTEILUNGEN. 0BER DEN ,,OXYDATIONSQUOTIENTEN" DES HARNES. Von HELMUT MiJLLER. Das Verh~iltnis des Gesamtkohlenstoffes zum Gesamt- stickstofi des Harns, der sog. Kohlenstoffquotient, inter- essiert seit RUBI~-ER die Stoffwechselphysiologen lebhaft, well es ein Bild von dem Umsatz der stickstoffhaltigen Substanzen im Organismus liefert. Man hat gefunden, dab der Quotient unter normalen Verh~ltnissen und bet gleich- bleibender Nahrung weitgehend konstant ist, dab er dagegen bet Weehsel der Nahrung und auch in gewissen pathologischen Zusi~nden in teilweise recht gesetzmXBiger Weise schwankt (vgl. z.B. die neueren Arbeiten BIC~EI~s und seiner lV[it~ arbeiter). So ist die Bestimmung des Quotienten C : N im Gesamtharn zu einem Hilfsmittel der Stoffwechselphysiologie und -pathologie geworden und leistet dort zweifellos gute Dienste. Von ganz anderen Gesichtspunkten geht D. ACKERMANN aus, der sich kiirzlich in dieser Wochenschrift ebenfalls mit dem Quotienten C : N besch~ftigte. Er sieht die Frage nicht vom Standpunkt der gesamten Stoifwechselbilanz an, die dutch den Kohlenstoffquotienten im Gesamtharn charak- terisiert wird, sondern betrachtet die einzelnen stickstofi- haltigen Harnbestandteile und wirft die Frage auf, warum gerade sieals Ausscheidungsprodukte geeignet sind. Die Antwort finder er darin, dab der Organismus zur Ausscheidung des Stickstoffs auf Kohlenstoffverbindungen desselben an- gewiesen ist, mit dem Kohlenstoff abet m6glichst sparsam umgeht, da er das Hauptbrennrnaterial darstellt. Dies kommt in dem Faktor C : N der Harnsubstanzen zum Aus- druek, der aul3erordentlich niedrig ist. Die harnf~higen Stoffe zeigen ausnahmslos einen gtinstigeren Quotienten als die, die nicht oder nur in sehr geringen Mengen im Harn erscheinen. Damit nun die Energieersparnis eine m6glichst vollkom- mene wird, mtissen die Stoffwechselschlacken nieht nur im Vergleich zum Stickstoff m6glichst wenig Kohlenstoff ent- halten, sondern dieser Kohlenstoff muf3 aueh vor seiner Verwendung zur Ausscheidung des Stiekstoffes in seinem Energieinhalt m6gliehst weitgehend ausgenntzt, das heigt oxydiert sein. Und in der Tat zeigt ein Blick aui die Tabelle von ACKER- ~ANN (vgl. letzte Kolumne der Tabelle), dab die, I(Srper, die auf die gleiche Stickstoffmenge am wenigsten Kohlenstoff enthalten, zugleieh die am weitesten oxydierten sind. DaB dies nicht streng zutrifft, sehen wir z. B. an den Werten fiir Adenin und Harns~ure. Das Adenin weist einen' t/6heren Faktor N : C auf, obwohl die Harns~ure das h6her oxydierte Purinderivat darstellt. Die 13berlegenheit der Harns~ure gegeniiber dem Adenin in ihrem Weft als Ausscheidungs- produkt zeigt sich dagegen sofort, wenn wit das V~rh~iltnis des Stickstoffs nicht zum I(ohlenstoff, sondern zu derjenigen Menge Sauerstoff betraehten, welche die Substanz bei voll- stSndiger Oxydatioli noc]l aufzunehmen verm6clite. Die letzten Endprodukte der im Tierk6rper sSaitfindenden Verbrennungen sind Kohlendioxyd, Wasser, Ammoniak, Schwefels~iure usw. Ist ein K6rper restlos zu diesen Pro- dukten abgebaut, so ist sein Energieinhalt so welt ausgenutzt, wie es der Organismus iiberhaupt vermag. Bereehnet man die Menge Sauerstoff, die eine Substanz bet v61Iiger Ver- brennung zu den genannten Verbindungen noeh aufnehmen wiirde, so gewinnt man einen genauen Mal3stab ffir ihre Oxydationsstufe und damit fiir den Grad der Verwertung ihres Energiegehaltes. Ich bezeichne diese zur v611igen Verbrennung fehlende Menge Sauerstoff als ,,Vakat-Sauerstoff" und das Verh~ltnis des ausgeschiedenen Stickstoffes zu diesem als ,,Oxydations- N quotienten" (abgeMirzt "vakat-- O '')'

Über den „Oxydationsquotienten“ des Harnes

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Über den „Oxydationsquotienten“ des Harnes

~6. NOVEMBER 1926 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5- J A H R G A N G . Nr . 48 2263

Die b i she r igen E r g e b n i s s e lassen hoi fen , d a b es m i t Hilfe der Cap i l l a rmik roskop ie gel ingt , n o c h wei tere F r a g e n auf d e m Geb ie t der B l u t u n g s i i b e l zu kl~ren. Besonde r s wich t ig m u g es sein, F~lle yon S c h 6 n l e i n - H e n o c h s c h e r P u r p u r a zu u n t e r s u e h e n , d a bet dieser K r a n k h e i t s chon i m m e r Gef~g- v e r ~ n d e r u n g e n a n g e n o m m e n sind.

L i t e r a t u r : 1) v. BERI~UTI~, Klin. VVochenschr. 1925, S. 830; Arch. I. Kinderheilk. 76, 54. 1925. -- ~) I~[AGNUS, Arch. f. klin. Chir. 13o, 237. 1924. -- a) I-IEIM~EI~a~, Klin. V~rochenschr. 1925, S. 13Ol; Zeitschr. f. d. ges. exp. Med. 46, 519. 1925.

SERODIAGNOSE DER SYPHILIS AN DER LEICHE. Erwiderung auf die Bemerkungen Meinickes in Jg. 5, Nr. 41,

S. I926 dieser Wochenschrift. Von

CARL I4~RAUSPE, Leipzig.

Die t3emerkungen MEINICKES zu unserer Arbeit fiber die Sero- diagnose der Syphilis an der Leiche Iordern leider unsere ]Kritik heraus. Zungchst der Haupteinwand, ,,dab sich die M.T.R. bekannt- lich in ihrer flblichen Gestalt n icht zur Untersuchung der ser6sen K6rperil~ssigkeiten eignet, wenigstens nicht zu der der Lnmbal- Ilfissigkeit, well in den ser6sen Fliissigkeiten die Schutzkolloide des Serums Iehlen, welche fflr den spezifischen Ablauf der M.T.R. not- wendig sind". Es ist nns n icht bekannt , dab bisher mi t der Peri- kardfl~issigkeit an der Leiche ausgedehntere Untersuehnngen fiber die Brauchbarkei t der modernen Syphilisreaktionen vorgenommen sind, Schon aus diesem Grunde mul3ten unseren Untersuchungen Erw~gungen voransgehen, ob die Perikardflfissigkeit f iberhaupt als Untersuchungsnlaterial in Frage kommen konnte. Dabei ha t te sich herausgestellt, dab gerade hinsichtlich der Sehutzkolloide zwischen Serum nnd Perikardflfissigkeit, wie es sich teicht durch Best immung der Rubinzahl feststellen lXBt, keine sehr groBen Unterschiede bestehen. Bet Benutzung der Ostwald-Paulischen

Technik erh~lt man Zahlen, die fflr Blutserum um o,oI~ Ifir Perikardilflssigkeit um o,o2~ schwanken, u n d zwar so, dab die Werte ineinander iibergehen kOnnen. Im Liquor kann man~da - gegen auf diese ~reise kaum Schutzkolloide nachweisen. Es be- stehen also andererseits weitgehende Differenzen zwischen Lumbal- und Perikardilfissigkeit und yon einer voraussichtlichen 2ihnlichkeit ist wohl kaum die Rede. Uberdies erkennt man sehr bald bet I3e- nutzung anderer Methoden, wie der Sachs-Georgi-Reaktion and tier Bruckschen Zentrifugiermethode, die uns bet Auswahl gfinstiger Per ikardflfissigkeiten recht gute IResultate ergaben, dab die Peri- kardfliissigkeit ' in m6glichst frischem Zustand ahnlich wie das Blur- serum reagiert. Aus dem eben Gesagten wird es verstandlieh, dab wir auch mit der Untersteinerschen Technik, die wir gleich nach ihrer Publikation, auch als Mikrotechnik ansprobierten, zum Tell unspezilische Resultate erhielten, so dab wit yon Untersnchungen in gr6Berem MaBstabe absehen zu k6nnen glaubten, besonders da unser Material bet Erscheinen der Untersteinerschen Arbeiten sclion abgeschlossen war. Selbstverstgndlieh haben auch wir in so aus- gesuchten F~llen, wie sie MA~ZDORFF heschreibt, es handel t sich um 28 brauchbare Seren yon insgesamt 85, ebenfalls sehr vim bessere Resultate erhalten, und zwar mit Blutseren wie mit Perikard- flf]ssigkeiten. Trotzdem ha t ten wir bet der M.T.R. mit Leichen- blutseren ebenso wie ~V[ATZDORFF Versager, gerade bet Carcinomen und Allgemeininfekten, w~hrend die WaR. noch branchbare Resul- tare ergab. Diese Ergebnisse kSnnen sich bet ungi~nstiger Auf- bewahrnng derLeichen, wie sie derBetr ieb mit sich bringt, noch er- heblich verschlechtern, so dab unter UmstXnden fiberhaupt kaum noch brauchbare Leichenseren zu erhalten sind, die sich verwenden iassen, ganz abgesehen yon der Vermehrung unspezifischer Reaktio- hen. Wie leicht verst~ndlich, tr iff t das besonders bet forensisehen Sektionen zu. Diese Gri~nde haben uns, wie wir in unserer Arbeit beschrieben haben, ja gerade dazu gebracht, mi t Perikardflflssig- keiten zu arbeiten, und wit haben dann oft noch brauchbare IRe- sulfate erzielt, wenn die IReaktion mit Blutserum versagte. DaB eine Mikromethode wie die M.M.R. die Ablesung erleichtert und man auf diese Weise pseudopositive Reaktionen leichter erkennt, k6nnen wit aus eigener Erfahrung gerne best~figen. Das ~ndert aber nichts an unserer grunds~tzlichen Meinung.

K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N .

0 B E R DEN ,,OXYDATIONSQUOTIENTEN" DES HARNES. Von

HELMUT MiJLLER.

Das Verh~iltnis des Gesamtkohlenstoffes zum Gesamt- stickstofi des Harns, der sog. Kohlenstoffquotient, inter- essiert sei t RUBI~-ER die S tof fwechse lphys io logen lebhaf t , well es ein Bi ld von d e m U m s a t z der s t i cks to f fha l t i gen S u b s t a n z e n im O r g a n i s m u s l iefert . M a n h a t gefunden , d a b der Q u o t i e n t u n t e r n o r m a l e n Verh~ l tn i s sen u n d bet gleich- b l e ibende r N a h r u n g we i tgehend k o n s t a n t ist, d ab er dagegen bet Weehse l der N a h r u n g u n d auch in gewissen pa tho log i s chen Z u s i ~ n d e n in tei lweise r e c h t gesetzmXBiger Weise s c h w a n k t (vgl. z . B . die n e u e r e n A r b e i t e n BIC~EI~s u n d seiner lV[it~ a rbe i te r ) . So i s t die B e s t i m m u n g des Q u o t i e n t e n C : N i m G e s a m t h a r n zu e inem H i l f s m i t t e l der Stoffwechselphysio logie u n d -pa tho log ie geworden u n d le i s te t d o r t zweifellos gu te Diens te .

Von ganz a n d e r e n G e s i c h t s p u n k t e n geh t D. ACKERMANN aus, de r sich ki i rz l ich in dieser W o c h e n s c h r i f t ebenfa l ls m i t d e m Q u o t i e n t e n C : N besch~f t ig te . E r s ieh t die F rage n i c h t v o m S t a n d p u n k t de r g e s a m t e n S to i fwechse lb i l anz an, die d u t c h den K o h l e n s t o f f q u o t i e n t e n im G e s a m t h a r n cha rak - t e r i s i e r t wird, s o n d e r n b e t r a c h t e t die e inze lnen s t icks tof i - h a l t i g e n H a r n b e s t a n d t e i l e u n d wi r f t die F r a g e auf, w a r u m gerade s i e a l s A u s s c h e i d u n g s p r o d u k t e gee ignet sind. D i e A n t w o r t f inder er dar in , dab der O r g a n i s m u s zur Aussche idung des St icks tof fs au f K o h l e n s t o f f v e r b i n d u n g e n desse lben an- gewiesen ist, m i t d e m K oh l ens t o f f a b e t m6g l i chs t s p a r s a m umgeh t , da er das H a u p t b r e n n r n a t e r i a l dars te l l t . Dies k o m m t in d e m F a k t o r C : N der H a r n s u b s t a n z e n z u m Aus- druek, de r au l3erordent l ich n iedr ig ist. Die h a r n f ~ h i g e n Stoffe zeigen a u s n a h m s l o s e inen g t ins t igeren Q u o t i e n t e n als die, die n i c h t oder n u r in sehr ge r ingen M e n g e n im H a r n e rsche inen .

D a m i t n u n die Ene rg i ee r spa rn i s eine m6g l i chs t vo l lkom- mene wird, mt i ssen die S to f fwechse l sch lacken n i e h t n u r im Vergle ich z u m St icks tof f m6g l i chs t wenig Koh lens to f f en t - ha l t en , s o n d e r n dieser Koh lens to f f muf3 aueh vor seiner V e r w e n d u n g zur A u s s c h e i d u n g des S t ieks tof fes in se inem E n e r g i e i n h a l t m6g l i ehs t w e i t g e h e n d a u s g e n n t z t , das h e i g t oxyd ie r t sein.

U n d in der T a t zeigt ein Bl ick au i die Tabe l le von ACKER- ~ANN (vgl. l e t z t e K o l u m n e de r Tabelle) , d a b die, I (Srper , die auf die gleiche S t i cks to f fmenge a m wen igs t en Koh lens to f f e n t h a l t e n , zugleieh die a m wei t e s t en o x y d i e r t e n s i n d . DaB dies n i c h t s t r e n g zut r i f f t , s ehen wir z. B. a n den W e r t e n fiir A d e n i n u n d Harns~ure . Das A d e n i n weis t e inen ' t /6heren F a k t o r N : C auf, obwohl die H a r n s ~ u r e das h 6 h e r oxyd ie r t e Purinderivat darstellt. Die 13berlegenheit der Harns~ure gegeniiber dem Adenin in ihrem Weft als Ausscheidungs- produkt zeigt sich dagegen sofort, wenn wit das V~rh~iltnis des Stickstoffs nicht zum I(ohlenstoff, sondern zu derjenigen Menge Sauerstoff betraehten, welche die Substanz bei voll- stSndiger Oxydatioli noc]l aufzunehmen verm6clite. Die letzten Endprodukte der im Tierk6rper sSaitfindenden Verbrennungen sind Kohlendioxyd, Wasser, Ammoniak, Schwefels~iure usw. Ist ein K6rper restlos zu diesen Pro- dukten abgebaut, so ist sein Energieinhalt so welt ausgenutzt, wie es der Organismus iiberhaupt vermag. Bereehnet man die Menge Sauers toff , die eine S u b s t a n z bet v61Iiger Ver- b r e n n u n g zu den g e n a n n t e n V e r b i n d u n g e n n o e h a u f n e h m e n wiirde, so g e w i n n t m a n e inen g e n a u e n Mal3stab ffir ihre O x y d a t i o n s s t u f e u n d d a m i t fiir den Grad de r V e r w e r t u n g ih res Energ iegeha l t e s .

I ch beze ichne diese zur v611igen V e r b r e n n u n g feh lende Menge Sauers to f f als , ,Vaka t -Saue r s to f f " und das Verh~ l tn i s des ausgesch iedenen St icks toffes zu d iesem als , ,Oxyda t ions -

N q u o t i e n t e n " (abgeMirz t " v a k a t - - O ' ' ) '

Page 2: Über den „Oxydationsquotienten“ des Harnes

2264 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 5. J A H R G A N G . N r . 48 26. NOVEMBER ~:926

Wir f inden den Vaka tsauers to f f , wenn wir in der S u m m e n - Iormel einer V e r b i n d u n g jedes E l e m e n t mi t seiner Wer t igke i t mul t ip l iz ie ren u n d dabei C, H, S aals posi t iv , N und O als nega t i v e insetzen, add ie ren und d u t c h 2 (da Sauers tof f zweiwertig) d ividieren.

Z. B. Kreatinin CaH~N~O C a : 4 X 4 = I6 N~:3 X 3 = 9 H ~ : 7 X I = 7 O : I X 2 = 2

23 II - - I I

1 2 : 2 = 6 .

Ein Molekfil K r e a t i n i n wfirde bei vol l s t~ndiger Ver- b r e n n u n g 6 A t o m e Sauers to t f au fnehmen , es enthXlt 3 A t o m e

St ickstoff , de r Faktor N ist m i th in 3 X x4 vakat -- O 6 X 16 -- 0,4375.

K e h r e n wi t z u dem Beispiel de r Pu r ink6 rpe r zurfick, so zeigt sich (vgl. Tabelle) der U n t e r s e h i e d zwischen Harns~ure und den f ibrigen V e r t r e t e r n dieser Klasse deut l ich, der du rch den Quo t i en t en N : C gar n i ch t (Xanth in , H y p o x a n t h i n ) zum Ausd ruck k o m m t oder gar u m g e k e h r t wird (Adenin, Guanin) und auch aus der S t ruk tu r fo rme l n ich t ohne wei teres zu e r sehen ist. Auf den e rs ten Blick e rkenn t m a n auch, dab der H a r n s t o f f das ideale A u s s c h e i d u n g s p r o d u k t dar- stellt , da sein O x y d a t i o n s q u o t i e n t unend l ich groB ist, was besagt , dab die s t i cks to f fha l t igen Subs t anzen mi t den Mi t te ln des Organ i smus gar n i ch t wel te r oxyd i e r t we rden kSnnen.

Aus d e m Gesag ten l euch t e t ohne wei teres ein, dal3 S t6run- gen der O x y d a t i o n s v o r g a n g e im Organismus, die zu einer Aussche idung ungenf igend abgebau t e r P r o d u k t e ~iihren, im Vaka t -Saue r s to f f le ichter zu tage t r e t en werden als im Kohlen- s to f fquo t i en ten . So wird der O x y d a t i o n s q u o t i e n t sowohl ftir

Harnstoff . . Allantoin . . tlarns&ure . . Guanin . . . Methylguanidin Adenin . . . Xanthin . . . t typoxanthin Kreatinin . . Arginin . . . Glykokoll . . Histidin . . . Serin . . . . Ornithin . . . Alanin . . . Asparagins~ure Cysfin . . . . Lysin . . . . Oxyglutamin-

sgmre . . . Glutamins~iure Oxyprolifi . . Prolin . . . . Tryptophan . VaIin . . . . Leucin . . . Tyrosin . . . Phenyla lanin .

Quotient N :C

Formel Quotient (nach N :Vaka t -0 ACKER-

MANN)

CH4N20 C~HaNaO2 C~HaN~Oa C~HsN~O CeH7Na C~H~N5 C~H~NtO2 C~H~NtO C~HTN~O C~H~NtO~ C~H~NO~ C~H~NaO2 C~H~NO~ C~H~eNzO~ C~HvNO~ CaH~NOa C~Hx~N~OtS~ C~HltN20~

C~H~NO~ C~HoNOa CsH~NO s C~HoNO~ CnHleN~O~. C~HllNOe C6H]3NOe C~HliNOa CsHllNO2

I Molekiil

enthNt nimmt Atome auf Atome

N 0

2 o

4 2 4 3 5 4 I I

5 5 4 4 4 3 4 1 1 I

3 I

2

I

I

2

2

I

I

I

I

2

I

I 15

I 19 I 2 0

1,751 I,I67 1,o94 0,875 0,875 0,875 0 , 7 0 0

0,438 o,318 0,292 0,263 o,175 o,I59 o, I46 o, I46 o, I35 o, 125

O, 1 0 9

o,o97 o,o87 0 , 0 8 0

0,076 o,o73 0,058 o,o46 o,o44

2,33 I,I7 0,93 1,17 1,75 I,I7 0,93 0,93 0,88 0,78 0,58 0,58 o,39 o,47 o,39 0 , 2 9

o,39 o,39

0,23 0,23 0,23 0,23 o,2I 0,23 o , 1 4

9,13 o, I3

den Stof fwechse lphys io logen, den das Verhi i l tnis im Gesamt - h a m in teress ier t , als auch ftir den pr~iparat iven Biochetniker , d e m es auf die Isol ierung einzelner ano rma le r H a r n b e s t a n d - tei le a n k o m m t , in vielen F~llen den Vorzug verd ienen . ~ b e r die B e s t i m m u n g des Vaka t -Sauers to f fes und ihre A n w e n d u n g s - m6gl ichke i ten wird an ande re r Stelle ausf i ihr l ich be r i ch t e t werden . (Aus dem Physiologischen Institut K6nigsberg i. Pr. [Direktor: Pro]. Dr. Weis@)

L i t e r a t u r: D. ACKERMANN, Klin. Wochenschr. 1926, Nr. 19. - - BICKEL und KAUFFMANN-COSLA, Biochem. Zeitschr. 166. 1925. -- RUBNER, Zeitschr. f. Biol. 21, 25o. 1885. -- ScHIMIZU, Biochem. Zeitschr. 153. 1924. -- WAD& Biochem. Zeitschr. ~7I. 1926.

fiBER DIE MILCHS.&UREBILDENDE FJi, HIGKEIT DES MENSCHLICHEN BLUTES GEGENUBER

POLYSACCHARIDEN*). V o n

A R T U R A B R A H A M und S. F R I E D B E R G .

In einer in dieser Wochensch r i f t kfirzlich ver6f fen t l i ch ten vorl~ufigen Mit te i lung konn te der eine yon uns [A.~)] zeigen, dab das def ibr in ier te Blur des Menschen i m s t a n d e ist, bei einer Wasse r s to f f i onenkonzen t r a t i on p~ = 8 (Phospha tge - misch) aus zugese tz ten Monosacchar iden Milchsaure zu bi lden. Dabei ergab sich, dab die zelligen Bes tand te i l e des Blu tes in e rs te r Linie Glucose, Mannose und Laevulose g lykoly t i sch zu spa l ten verm6gen, dab dagegen die Fahigkei t , die Galak- rose in Milchsgure umzuwande ln , eine sehr geringe war. Es wurde in d iesem Z u s a m m e n h a n g auf die chemischen und s t e reochemischen Versch iedenhe i t der drei e r s t g e n a n n t e n H ex o s en und der l e tz te ren hingewiesen.

Es war nun auffallig, dab in den Versuchen yon F. LAQUER~) und 0 . MEYERHOF a) alrt F roschmuske lb re i Glykogen und Stgrke sich bei b e s t i m m t e r V e r s u c h s a n o r d n u n g in der Milch- s~Lurebildung sehr viel wi rksamer erwiesen, als alle un te r - such ten Monosacchar ide . Neuerd ings k o n n t e n n u n F. LIP- ~A~N und S. P L A N E L L E S ~) fests te l len, dab nach in t r aven6se r In j ek t ion sowohl yon St~irke als auch yon Glykogen be im K a n i n c h e n eine 3 S t u n d e n a n d a u e r n d e B lu t zucke re rh6hung e in t r i t t . Subcu tan in j ek t ion von Glykogen und Stfirke bl ieb wirkungslos . Wei t e rh in k o n n t e n S. 2 . DE JONGH und ERNST LAQUEUR~) beobach ten , dab Glykogen n a c h b e s t i m m t e r Vorbe re i tung oder yon b e s t i m m t e r Re inhe i t i m s t a n d e ist, bei i n t r aven6se r E in sp r i t zung den hypog lyk~mischen Kom- plex, im besonderen die Kr~mpfe , nach Insul in be im Kan in - chen zu besei t igen. Auch A m y l u m solubile war wirksam. Die Wi rkung t r a t im Gegensa tz zum u n m i t t e l b a r e n Ef fek t yon Glucose in jekt ionen ers t nach e twa einer Vie r t e l s tunde nach der E in sp r i t zung auf.

Wir h a b e n n u n in einer Reihe yon Versuchen die E in- wi rkung yon zugese tz ten Glykogen und St~rke im Vergleich zu Glucose auI die Milchs~iurebildung des def ibr in ie r ten mensch l i chen Blu tes un te r such t . Die Versuche wurden wieder un te r P h o s p h a t p u f f e r u n g p~ = 8, d e m die zu u n t e r s u c h e n d e n K o h l e n h y d r a t e bzw. Po lysacchar ide zugese tz t worden waren, durchgef i ihr t . Das Blur wurde 8 S t u n d e n lang in T h e r m o s t a t e n yon 37 ~ au fbewahr t . Auch d iesmal f iberzeugten wi t uns durch gleichzeit ige bakter io logische Un te r suchungen , dab bakter ie l le Verunre in igungen n ich t in Frage kamen . Die B e s t i m m u n g der MilchsXure geschah nach den A n g ab en yon HIRSCI~-KAU~F- MAI~N~) und GUSTAV EMBDEI~). Wir lassen die Ergebnisse einiger Versuche, die sich, wie erw/~hnt, auf die g lykoly t i sche Spal tungsf i ih igkei t von Glykogen und S t a r k e gegenfiber T raubenzucke r beziehen, in t abe l l a r i sche r ~Ibersicht folgen.

Patient Nr�9

j. K. F . K . K . W . H . B .

Diagamse

Milchs~ure in zoo ccm Blur in mg% naeh 6--8 Stunden langem Stehen bei 37 ~ bei

Zusatz yon

co roo~ co co~

Caronarsklerose. 921 951179[ HypergIobulie . -- 84 1511 Apoplexie . . . 14o 112 i7I Asthma . . . . lO 5 84 123

Die Mehrbild~ng yon Milchs~ure in mg% betr~gt also gegenfiber dem reinen Phos-

�9 phatversuch bei

co d c~. oo~

~ aN I no

9985 - 8 4 161 67 14 77

164 275 59 52 115 154 39 31 [ 7 ~

Aus der Tabel le is t zu ersehen, dab das def ibr in ier te Blu t des Menschen aus zugese t z t em Glykogen und St~rke Milch- s~iure b i lden kann, dab j edoch die Milchs/~urebildung aus Glucose dabei n ich t e r re icht wird. Dieses s t i m m t mi t neueren

*) Erscheint ausfilhrlioh an anderer Stelle.