Ueber die aeltere Geschichte der Huelsenfrüchte, Futterkraaeuter und Gemuesegewaechse - Link 1818

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Die Geschichte der älteren Hülsenfrüchte, Leguminosen, Futterkräuter und Gemüsegewächse

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  • Abhandlungender

    physikalischen Kl asseder

    Kniglich-Prenfsischen

    Akademie der Wissenschaften

    aus

    den Jahren 1818 1819*

    .

    e r 1 1 n

    in der Realschul-Buchhandlung.1820.

  • e b e r

    die ltere Geschichte der Hlsenfrchte, Futterkruterund Gemsgewchse.

    Von Herrn L i N K *).

    xJex Name Hlsenfruchte bezeichnet hinreichend die Frchte, welche hie-her gehren. Die Hlse ist eine zweiklappige Kapsel, an deren innerm.Rande die Saamen, wechselsweise an dieser und jener Klappe, befestigt sind.Die Gewchse, welche solche Hlsen tragen, bilden eine natrliche Ordnung,so rein und abgesondert, dafs ber ihre Bestimmung kaum ein Zweifel un-ter den Pflanzenkennern gewesen ist. Das Kraut dieser Gewchse hat nurmilde Eigenschaften; der Saame hlt in seinen Lappen viel Strkemehl, unddaher dienen die Pflanzen dieser Ordnung zur Nahrung fr Menschen undVieh. Nur in einigen tritt der bittere Stoff hervor und in wenigen wirder zum Gift.

    Wir sind noch nicht aus dem mythischen Kreise getreten, in wel-chen wir uns bei der Betrachtung der Getreidepflanzen versetzt sahen.

    Von keinem dieser hufig und viel gebaueten Gewchse knnen wrir nur

    mit einiger Gewifsheit die Heimat angeben. Schlagen wir die systemati-schen Schriftsteller nach, so finden wir zwar die wilden Standrter von al-

    len dreist bestimmt, und vorzglich werden die Aecker des mittlem undsdlichen Europa als solche angegeben. Dahin versetzt man die Kicher, die

    ) Vorgelesen den 2g. Oktober und 6. Norember i88.

    Physik. Klasse. i8>8 >8>q- ^

  • 2 Link'Erbse, Linse, Wicke, Lupine, Platterbse u. 8. f. Aber kann man wohl sa-

    sen: eine Art wachse wild an einem Orte, wenn nur dann und wann eine

    Pflanze derselben dort hervorkeimt, und sich vielleicht das folgende Jahr

    wiederum verliert, zumal wenn sie zugleich in derselben Gegend angebauet

    wird? Wie leicht ist es mglich, dafs ein Korn zufllig mit dem Getreidegeset eine solche Pflanze hervorbringt! Nie bemerkt man, dafs diese Pflan-

    zen auf den Aeckeni, wo sie wild wachsen sollen, bestimmt und in Menge

    jhrlich wieder hervorkommen, wie wir dieses an dem Unkraut, dem Acker-senf (Sinapis arvensis), dem Hederich (Raphanus Raphanistrum), der Korn-blume (Centaurea Cyanus) und andern wahrnehmen. Auch in den Florenfinden wir die Standrter der gebaueten Hlsenfrchte nur schwankend an-

    gegeben, gewhnlich wird das Linneische habitat in agris oder inter sege-

    tes nachgeschrieben. Man wird mir zugestehen, dafs auf den Aeckern in

    Deutschland und den nrdlichen Lndern von Europa weder Bohnen, noch

    Erbsen, Wicken, Kichern u. s. w. eigentlich wild sind, und von dem sd-lichen Europa, so weit es mir bekannt ist, darf ich dasselbe behaupten.

    Gerard, welcher eine sehr gute Flora von einem der pflanzenreichstenLnder im sdlichen Europa geliefert hat, ogt, indem er Lathyrus sativusanfhrt (Flora galloprovincialis p. 4.94): Provenit in arvis, cultis et incultis,

    hinc indigenus factus, sicut Lathyrus Cicera." Und weiter: Lathyrus, CiceraLens, Ervum inter indigenas enwnerari possunt, cum non solum inier segetes

    cum Cerealibus oriantur, sed etiam in agris incultis quandoque sponte prove-

    niant. Dieses ist eine sehr treffende Bestimmung der Art, wie diese Ge-wchse im sdlichen Europa wild sind, woraus man aber den Schlufs ma-chen wird, dafs hier von keinem unsprnelich wilden Zustande die Bedesey. Mit den Getreidearten gehren also die Hlsenfrchte Lndern an,welche jetzt nicht mehr in ihrem vorigen Zustande sind, oder Lndern, wosie ganz ausgerottet und in den Ackerbau bergegangen sind.

    Die Bmer nannten keinesweges unsere Hlsenfrchte allein legu-mina, sondern sie rechneten dahin alle Frchte, sofern sie auf Aeckern ge-

    bauet und gekocht oder ausgeprefst zur Nahrung angewendet, nicht vorherin Mehl und Brot verwandelt werden. Columella fhrt (de re rusticaL. 2. c. 7.) darunter milium, panicum, cannabis, sesama auf, linum und or-deum setzt er hinzu, weil daraus Ptisane gemacht wurde. Eben so hat auchbei den Franzosen der Ausdruck legumes eine ausgedehntere Bedeutung.Die Griechen hatten aber zwei Worte, jS07r und oa-Ttgi, wovon das letz-

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. 3

    tere dem Worte legumina der Rmer entspricht, das erste genau unsereHlsenfrchte bedeutet {Galen, de alimentor. facultat. L. 1, c. 16.).

    Die Bohne (Vicia Faba) mag hier wie bei den Alten den Anfanjmachen. Columella nennt sie zuerst, und fabae maximus Jwnos est sa^tPlinius (Ilist. nat. L. ig. c. i~). Wir haben zwei Arten: die Pferdebohne(.Faba equina) und die Gartenbohne (Faba hortensis). Es macht nmlichFaba in der Gattung Vicia eine besondere Untergattung, welche sich durchden geraden nicht mit Ranken kletternden Stamm und durch die inwendigschwammige Hlse auszeichnet; Kennzeichen, welche wohl so viel werthsind als der linienfrmige Griffel. In der ersten Ausgabe der Spec. plant.bezeichnet Linne das Vaterland der Bohne als ungewifs, in der zweitensagt er: habitat in Aegypto, ohne Zweifel durch die Verwechslung deraltern Schriftsteller mit Nelumbium speciosum. Im Syst. Veget. heifst esaber: habitat non procul a mari Caspio in conniis Persiae, und Lerchewird als Gewhrsmann aufgefhrt, nach mndlichen oder schriftlichen Nach-richten, da Lerche, so viel ich weifs, nichts darber ffentlich bekanntgemacht hat. Aber Gmelin, Pallas. Georg i, Hablizl erwhnen ihrernicht, auch nicht Marschall von Bieberstein. Da nun der letztere Vicianarbonensis als wildwachsend in Taurien anfhrt, und diese der V. Fabasehr hnlich ist, so knnte wohl eine Verwechslung vorgegangen seyn.

    Die Alten kannten unsern Gartenbau nicht, aber Kvu(t,os der Griechen,Faba der Rmer war ohne Zweifel unsere Feldbohne (Vicia Faba). NachTheophrast ist xvxpos eine Hlsenfrucht (twv ^f^ottwv Hist. pl. TL. 8. c. 1.),hat allein unter allen Hlsenfrchten einen geraden Stamm, hat fernerrunde Bltter und keimt mit vielen Blttern, weil nmlich die Saamenlap-pen in der Erde bleiben. Alle andern Angaben widersprechen nicht. Einbestimmtes Kennzeichen giebt der schwarze Flecken am Schiffchen derBlume; der Flamen Dialis durfte die Bohne nicht anrhren, nicht einmalnennen, nach Festus, nicht essen nach Plinius, quoniam in flore ejuslitterac lugubres reperiuntur (Plin. L. iQ. c. 12.). Eben dieser Flecken wegen,sagt Didymus (Geopon. L. 2. c. 35.), habe Pythagoras den Genufs der-selben verboten. Die Bohnen sind seit den ltesten Zeiten bekannt; xvxfioilieXcv.GXQoeg kommen im i3ten Buch der lliade vor (v. 589), schwarze Boh-nen, wie sie noch hufig sind. Die Pfeile, welche Helenos auf Menelaosschofs, sprangen auf dessen Panzer ab wie Bohnen oder Kichern auf derTenne. Der Dichter htte gewifs Erbsen gesagt, wren ihm diese bekannt

    A 2

  • Link4ewesen. Man setzte vormals, wie noch jetzt zuweilen, dem Brote Boh-nenmehl zu, welches lomtntum hiefs. i

    Plinius giebt eine Heimath der Bohnen an, welche merkwrdig ist

    (L. i8- * !-)' Nascitur et sua sponte plerisque in locis, sicut scptentrionalis

    Oceani insulis, quas ob id nostri fabarias appellant. Item in Mauritania syl-

    vestri passim , sed praedura et quae percoqui non possit (also wahrscheinlich

    eine andere Art). Nascitur et in Aegypto (hier wird das Nelumbium beschrie-

    ben). Welche sind nun diese insulae fabariael Eine solche Insel liegt

    nach demselben Schriftsteller nahe am Promontorium Cimbrorum (Jtland).

    Demnach wre die Bohne nordischen Ursprungs, und ganz unwahrscheinlich

    ist dieses nicht. Im sdlichen Europa blht die Bohne schon im Februar,frher als alle Hlsenfrchte, und auf jenen Inseln kann die Bohne ausge-rottet seyn, so wie wenig daran fehlt, dafs dieses nicht mit dem wildenKohl in England geschehe.

    Die Alten unterschieden xu'a,w9? iWnvixcs und ctryvirnoV. Die erste istunsere Bohne, die zweite Nelumbium spe.iosum, nach der vortrefflichen Be-schreibung beim Theophrast (Hist. pl. L. 4. c. 9. ed. Schneid). Auch dieBeschreibung beim Dioskorides (L. 1. c. 108.) stimmt damit berein.Die Frchte wie Bienenzellen, aus welcher die Saamen etwas hervorragen,

    geben ein sicheres Kennzeichen. Nicht allein bei Torone in Euboea fandsich diese Pflanze nach Theophrasts Nachrichten, sondern auch in Sy-rien und Cilicien, doch wurden dort die Frchte nicht reif, vielleicht weildie Pflanze dorthin gebracht, nicht an ihrem natrlichen Wohnplatze war.

    Aus Aegypten ist die Pflanze verschwunden, noch weniger in Syrien, Cili-

    cien und Griechenland zu finden, aber Nymphaea Lotus, dessen die Altenebenfalls gedenken, wchst dort noch. Aegypten hat manche Thiere undviele Pflanzen verloren.

    Nelumbium speciosum ist die heilige Padma der Indier, die so-genannte Lotosblume, deren Frchte und Wurzel gegessen wurden; einePflaDze, um welche die Mythologie jener Vlker mannich faltig spielt. Darinist ihr die Bohne gleich bei den Alten, besonders den Rmern. Das Ver-bot, Bohnen zu essen, welches dem Pythagoras zugeschrieben wird, deu-tet dahin. Gellius schreibt den bekannten Vers, worin vor dem Genufsder Bohnen gewarnt wird, dem Empedokles zu und sagt, Empedokleshabe nicht von fabulo edendo, ted a rei venereae proluvio voluisse hominesdeducere (Noct. Attic. L. 4. c. 11.). Die Geoponica nennen ihn einen Or-

  • ber die ltere Geschiclite der Hlsenfrchte etc. 5

    phischen Vers. Es ist wohl kein Zweifel, dafs dieses Verbot altgyptischwar, wie Herodot bestimmt sagt (L. a. c. 37-)> und allen denen zugeschrie-ben wurde, welche altgyptische Lehren verbreiteten. Ursprnglich mchtewohl dieses Verbot aus Indien herrhren, auf die heilige Padma gerichtet, undvon den nordlichen Vlkern auf eine Frucht gedeutet seyn, welche ihnen als

    Ersatz dienen mufste. Die schne Padma war ein Bild der zeugenden Na-tur, weil in der Nufs der Embryo schon vllig entwickelt liegt; die Ein-bildung der Alten sah in dem Embryo unserer Bohne Aehnlichkeit mit demmnnlichen Gliede, wie Theophrast sagt (Hist.pl. L. Q. c. 2.). Die Bohnewar bei den Rmern, deren Sprache und Sitte der Indischen nher stand alsdie Griechische, eine heilige Frucht, dieses beweisen die fabaria, der CarnaDea geweiht, die schwarze Bohne, womit man die Lemures vertrieb, diefaba referiva, welche man von der Aussaat zurckbrachte, um doch etwaszurckzubringen. Die Bohne ist weit verbreitet, man bauet sie berall inEuropa, und in Asien bis Nordindien und China, und zwar schon seit ural-ten Zeiten, wenn man den Memoir. s. I. Chinois trauen darf. Im Arabischenhatte sie einen nicht mehr gebruchlichen Namen < v^O' V^, wofr man jetzt

    Auf die Bohne mag die Linse (Ervum Lens, Vicia Lens) folgen,weil Columella sie folgen lfst. Anfser der grofsen und kleinen Linse,welche wohl nur Abarten sind, scheint die schwarze Linse (Lens nigra) mitkurzen zweisaamigen Hlsen, kleinem, flachem, scharfgerandetem

    ,

    ganz

    schwarzem Saamen, der Art nach verschieden, vielleicht auch die braunge-fleckte Linse (Lens punctata) mit kurzen oft nur einsaamigen Hlsen, ziem-lich grofsem, rundlichem, fein bratingeflecktem Saamen; doch entfernt sie sichweniger von der gemeinen Art als jene. Die Linse soll zwischen dem Ge-treide in Deutschland, der Schweiz und Frankreich wild wachsen. Von An-gaben dieser Art ist schon geredet worden. Sibthorp sagt (Prodr. Fl.graec): quandoque etiam sponte inter segetes provenit magnitudine minor eteirrhis fere orbata; eine Angabe, welche wahrscheinlicher ist. Der Griechen(pctxcs ist unsere Linse; die Beschreibungen widersprechen nicht, und nochjetzt heifst die Linse in Griechenland $

  • g Linkdiese sich halten; die Hlsen sind platt (c. 5-)> **'! wird immer mit Uns oder

    lenticula bei den Reimern bersetzt. Man set die Linsen nach Columella zwei-

    mal im Jahr, und zwar frh, das heifs-t im Herbst, oder spt, das heifst im Februar.

    Das Linsenmebl wurde viel als Arzneimittel gebraucht. Plinius fhrt eine

    gyptische Linse an, runder und schwrzer als die gewhnliche (L. 13. c. 12.),

    ohne Zweifel die schwarze Linse, und Theophrast redet (Hist. pl. L. 4.

    C. 5.) von indischen Linsen, dem Foenum graecum hnlich. Wegen dieserVergleichung mchte ich sie nicht fr Dolichos Catjang halten, wie Spren-gel will (Hist. Rei herbar. I. p. &>.). Unter dem arabischen Namen \jc cAc

    wird die Linse im Orient durch Cabul bis nach Nordindien gebauet, auch

    heifst sie tnaschuri in Hindostan. Sie gehrt ohne Zweifel in einem gem-

    fsu'ten Klima zu Hause, wie das gemfsigte Europa ist.

    "Von der Erbse haben wir bei den Alten erst spt Nachricht. Gelbe

    Erbsen kommen beim Aristophanes noch nicht vor, wie es scheinenmchte, sondern es ist dort (Plut. v. 427-) nur von einer XsuSoTrukis die

    Rede. Der Scholiast sagt, Eidotter (\e'xi-&ev) sey fr Ei genommen und das

    Wort bedeute eine Eierverkuferin. Aber Xixi&ov bedeute auch hsutov und

    dieses habe den Namen von Pisa in Elis. Was Theophrast von kitos er-zhlt, pafst nicht auf unsere Erbse. Zwar setzt er sie unter die xe^oTr

    (Hist. pl- L. 8- c. 1.), aber er sagt, einige haben runde Bltter wie die Bohne,

    andere lange, wie itiaos, XoiBvqos , wx%S (L. Q. c. 3.), da doch unsere Erbse

    sehr runde Bltter hat. Gewhnlich stellt er ifia-oi mit \x&v%f und 3>xe,Szusammen (L. 8- c. 3. L. 3. c 07.). Ferner sagt er, mvoq habe viel Blt-

    ter theile sich von der Wurzel an in viele Zweige, leide sehr von der

    Klte wegen seiner schwachen Wurzeln, breche leicht und nehme einen

    grofsen Raum ein (De caus. L. 3. c. 15). Alles dieses pafst mehr auf einedem Lathyrus sativus verwandte Pflanze als auf unsere Erbse, die eben nichtviel Bltter, an der Wurzel nicht viel Zweige hat und eine harte Pflanze

    ist. Aus den rmischen Schriftstellern lfst sich nicht viel bestimmen. Pi-

    swn gehrt nach Columella zu den Hlsenfrchten, welche dem Men-schen zur Nahrung dienen, verlangt lockere leichte Erde, warme feuchte

    Luft (L. 2. c. 7. 10.), dngt den Boden, wenn es frisch geschnitten wird

    (c. 11.). Dioskorides hat 7ri

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. n

    tissimum frigoris und sagt, es habe siliquae cylindraceae, wo nur zu frch-ten ist, er habe an xuAiv^eu'Sfif qoa Kool (Theuphr. Ilist. pl. L. q. c. 5.)gedacht. Ferner heif3t es von cicercula, est minuti ciceris inaequalis angU'losi veluti pisum, wonach das Korn eckig wre. Merkwrdig ist es ferner,dafs die altern Araber unsere Erbsen nicht kannten. Si bersetzen pisummit (ja U>, und ich finde davon in einem Manuscript von Ebn BaitharsMateria medica, welches vor mir liegt, folgende Beschreibung. Masch istein kleines Korn, wie Ervum, grn von Farbe, glnzend, mit einem Nabel-flecke, wie der Nabelfleck der Schminkbohne schwarz und weifs, das Krautist auch wie das Kraut der Schminkbohne, so auch die Hlse. Man ziehtsie im Orient in den Grten und ifst sie. Sie stammt aus den sdlichenGegenden, aus Jemen, man nennt sie auch kurz Schote (Hlse (jJaJ)- Sieist gut von Geschmack. Nun folgt bersetzt, was Galenus von ttitsj sagt.Offenbar redet Ebn Baithar von einem Dolichos oder Phaseolus. Nachallem diesem scheint es mir, dafs den Alten unsere Erbse ganz unbekanntwar und ihr wto? oder pisum zu den Platterbsen (Lathyrus) gehrte. Dar-aus lfst sich das Schwanken der neuem Sprachen erklren. Erbse kommtvon orobus , ervilla und ervha der Spanier und Portugiesen von ervum,pois und pisello der Franzosen und Italiner von pisum, avxos heifst die Erbseim Neugriechischen mit einem ganz neuen Namen, und eben so goroclii imRussischen. Die Erbse gehrt nrdlichen Gegenden an und wird in ganzEuropa, und durch Asien bis China und Nordindien gebauet. Nach denneuern Botanikern soll die Erbse auf den Aeckern in Europa wild wachsen,von welchen Angaben das gilt, was ich oben gesagt habe.

    Phaselus. Der Nachrichten bei den Alten ber Phaselus oder Pha~siolus sind wenige. Theophrast und die altern Griechen erwhnen ihrernicht. Columella sagt (L. 2. c. 20.), in einem fetten Boden solle manfrh im Herbst Phaselus sen, vier modii auf ein jugerum; der Saame waralso kleiner als Feldbohnen und hnlich den Krnern von tihtos und A&/-0f. Er rechnet sie unter die Hlsenfrchte, welche von Menschen geges-sen werden. Dioskorides (I,. 2. c. 130.) redet blofs von ihren medicini-schen Eigenschaften. Plinius sagt (L. 18. c. 12.), man esse die Krner mitden Hlsen. Dieses pafst allerdings auf unsere Schminkbohne. Wir sehenaber aus Galens Nachrichten {de alimentor. facult. L. 2. c. 25. 28), welcheVerirrungen unter den Benennungen der Hlsenfrchte herrschten. Er fhrt

  • Linkund sagt nachher: einige halten (fas-ffA? mit Xa&vqos Fr einerlei, einigefr eine Art der letztern, einige unterscheiden
  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. 9

    silien gebracht. Aber in den altern botanischen Werken ber Brasilien findeich davon keine Nachricht.

    Die Kicher (Cicer Arietinuvx) soll man wie die Linse auf Jen Saat-feldern des sdlichen Europa wild finden, aber sie findet sich nur zuweilenund zufllig auf denselben. Sie ist der sgiwSos der Griechen ohne allen Zwei-fel. Eine Hlsenfrucht (Iheoplir. II. pl. L. 8- C 1.) mit einer tiefgehendenWurzel (c. 2.), ein irhxyiohxvKcv (c. 3.) mit einer runden Hlse (c. 5.). Manset sie zweimal im Jahre. Die Griechen nennen sie noch %fi$t. Schonin der lliade kommen sie vor, nach der oben bei den Linsen angefhrtenStelle. Man hatte, wie noch jetzt, von der Frucht viele Abarten, schwarze,weifse, rothe (Iheophr. II. pl. L. 8- c. 6.). Der Name iqiivSos bezeichnetenur die Kicher. Die Rmer bersetzten i%eiv$os stets mit cicer und baue-ten diese Frucht gar hufig, wie dieses noch im sdlichen Europa geschieht.Die Kichern heifsen noch jetzt ceci in Italien, pois chiches in Frankreich,Kichern in Deutschland, Namen welche von cicer herkommen, nur in Spa-nien und Portugal nennt man sie maurisch garnvanzos. Eine Abart hiefsbei den Alten xg/of, lateinisch Arietinum, wegen der Aehnlichkeit mit einemWiddeikopfe. Die Alten reden auch sehr oft von der Sure, welche dieKichern ausschwitzeu und welche in neuern Zeiten zu manchen chemischenUntersuchungen Veranlassung gegeben hat (S. Scherers Journ. fr Chem.Th. 8- S. 272.). Sie nennen sie clhpti oder salsugo, und behaupten, dafs sieden Kichern eigenthmlich sey und ihrem Wachsthum nicht schade. DieKicher wird im ganzen sdlichen Europa, im Orient, in Kabul (mickhod),in Nordindien (But) gebauet. Sie gehrt fr ein Klima, wie das sdlicheEuropa ist. Dioskorides hat wilde Kichern (L. a. c. 126.), und so auchPlinius (L. 2. c. 25.), aber jener setzt hinzu, sie sey der Frucht nach ver-schieden, also gewifs eine andere Art. Cicer punicum (Colwn. L. 2. c. 10. 20.)halte ich eher fr eine Abart von der Kicher, als fr Lathyrus sativus.

    Eben so klar ist alles, was die Lupine (Lupinus albus) betrifft, lu*pinus der Rmer, Be^fiog der Griechen, eine Pflanze, welche durch das ganzesdliche Europa gebauet wird. Sie hat eine sehr ausgezeichnete Eigenschaft,

    welche auch die Alten anfhren, die Bitterkeit nmlich der Saamen, welche

    sie ganz ungeniefsbar macht, wofern man sie nicht vor dem Kochen inWasser einweicht und ditses abgiefst. Nur Lupinus albus wird im sdli-chen Europa der efsbaren Frucht wegen gebauet, L. lermis nach Forskaiin Aegypten. Die Araber haben den griechischen Namen in ihrer Sprache

    Physik. Klasse. i8>8 189- B

  • io Linkbeibehalten. L. angustifolius wird bei Bordeaux zum Viehfntter geset.

    Es gitbt viele Arten von Lupinen im sdlichen Europa wild, L. varius, pe-

    losus, luteus, angustifolius, hirmtus, aber es ist sehr auffallend, wie sich

    das bestndige hufige Vorkommen dieser Arten als wild in den Getreide-feldern von dem einzelnen und seltenen Vorkommen des L. albus aus-zeichnet.

    Im sdlichen Europa wird die Platterbse (Lathyrus sativus) nicht

    selten gebauet und zwar gewhnlich die Abnderung mit weifsen Blumen

    ;

    die mit blauen Blumen soll nach Clusius zuerst aus Aegypten gekommen

    seyn. Vormals wurde diese Pflanze viel hufiger gebauet als jetzt, wie man

    aus den altern Kruterbchern sieht. Der Genufs derselben wird hin und

    wieder fr schdlich gehalten, man hat noch jngst geglaubt, dafs Lhmun-

    gen entstehen knnten, wenn das Mehl der Saamen dem Brote beigemengtwerde. Man hlt die Platterbse fr den Kei&v^oi der Alten, und Theo-phrast's Nachrichten stimmen damit berein; er soll lange Bltter haben

    und auf der Erde liegen, wie ing-aV (H. pl. L. Q. c. 3.); auch die Neugrie-

    chen nennen ihn Xoi&tsy. Mit b.oi9v%os stellt Theophrast immer w^o? zu-sammen. Beide werden bald mit Cicera, bald mit cicercula bersetzt, Sxgot

    auch wohl mit ervia. Die ebertragung von ca^o? auf Pisum Ochrus ist

    ohne allen Grund. AdSv^cs und u>x^S sind gewifs wenig verschieden, soauch cicera und cicercula. Columella sagt von cicera (L. 2. c. 11.): Ho-minibus non inutilis nee injueunda, sapore. certe nil differt a cicercula, colorediscernitur, est obsoletior et nigro propior. Da L. sativus eckige, L. Cicera

    runde Saamen hat, so mchte auch wohl die cicercula der Alten nicht L.

    Cicera seyn, sonst wrde Columella gewifs jenen Unterschied- und nichtdie blofse Farbe angefhrt haben. Wir kommen also darauf zurck, dafsittffof, XolBvpoi, xqof, pisum, cicera, 'cicercula Abarten sind. In Italien heilst

    L sativus cicerchia, in Frankreich sonst surs, jetzt gesse oder pois de brebis,in Spanien und Portugal chicharo. Bis nach Nordindien bauet man sie und

    der Sanskritname ist hesari, sonderbar hnlich dem Worte cicera. Sie ge-hrt fr das Klima des sdlichen Europa, findet sich auch wohl wie Lin-

    sen und dergleichen in den Feldern wild. Dioskorides, welcher keinKchenkraut, keine efsbqre Frucht bergeht, hat Xavgsf, wio-oV, w%^f garnicht, nur QxThXes, ein Name, der nach Galen mit J>x,%os zusammenfllt,welches ebenfalls den geringen Unterschied dieser Benennungen beweiset.

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. ' 11

    Lathyrus Cicera wird jetzt nur als Futterkraut in einigen Gegenden von

    Frankreich gebauet.

    ApJiaca kommt beim Theophrast (//. pl. L. 8- c. 1.) vor. Mansoll sie spt sen; die Hlsen sind breit -wie an der Linse; sie haben dieAehnlichkeit mit dem mnnlichen Gliede, wie die Bohne (c. 2.). Diosko-rides beschreibt (L. 2. c. 177.) Aphaca als ein Kraut hher als die Linse,mit schmalen Blttern, mit Hlsen grfser als an der Linse, worin sich 5bis 4 Saamen befinden. An Lathyrus Aphaca ist, wie man leicht sieht,nicht zu denken, da diese runde Bltter (eigentlich Afterbltter) hat. Die R-mer reden von Aphaca nidht, nur Plinius spricht davon als von eineuiwilden Kraute (L. 21. c. 13.), auch sagt er amara aphace (c. 17.). Dafrreden die Rmer nur von Vicia, nicht die Griechen, ausgenommen die sp-tem, welche aber das Wort /3fxi aufgenommen haben. Columella lehrtden Bau der Wicken (L. 2. c. 11.), und es ist nichts, welches der Mei-nung entgegenstnde, die vicia der Rmer sey unsere Vicia iativa', auch istder Name vicia in alle Sprachen bergegangen. Aber wie hiefs Vicia beiden altern Griechen? Di Araber scheinen Recht zu haben, welche aphacamit vicia Wt*A^ bersetzen; auch stimmen die Beschreibungen der Griechenvon aphaca sehr wohl mit unsere Wicke berein, und Galen verbindetbeide Namen, doch spricht er sich nicht deutlich ber die Uebereinstim-mung beider aus. Das Vaterland der Wicke ist ungewifs. Von dem Ge-mskraute Aplaca wird unten die Rede seyn.

    O^ooc der Griechen, ervum der Rmer ist, wie man auch allge-mein annimmt, Ervum E7vilia. Ein Kennzeichen ist vorhanden, welchesdiese Pflanze kenntlich macht, die betubende Eigenschaft derselben. Vondieser reden Theophrast, Columella und andere. Man hatte den Glau-ben, diese Eigenschaft hnge von der Zeit ab, zu welcher das Korn gesetwurde. Die Pflanze wchst im sdlichen Europa wirklich wild. Die Nen-griechen nennen die Frucht got, in die meisten andern neuern Sprachenist ervum bergegangen; die Italiner nennen sie vegsziola.

    Trigonella Foenum graecum wurde von den Alten viel ge-bauet, und auch jetzt geschaht es noch, vorzglich zum Viehfutter. DieSaamen wurden von dett Alten sehr hufig als Arzneimittel angewandt*auch benutzten sie den Schleim derselben. Nach Galen afs man da* grneKraut. In Theophrast's Schriften kommt nur jy.e^xc vor, bei den sp-tem Griechen heifst die Pflanze tjjAjj;; Galen sagt, beides sey nicht ver-

    B 2

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  • 12 Linkschieden, und setzt noch den Namen a'/yixsgst? hinzu. Die Rmer bauetendie Pfhnze unter dem Namen Foenuni graecum, welcher in alle neuernSprachen bergegangen ist. Auch die Araber liebten die Pflanze sehr alsArzneimittel und nannten sie f^Ai. Sie scheint wirklich im sdlichen Eu-ropa wild zu seyn.

    *A%ctxof wird von Galen als ein alter Name der Platterbse ange-fhrt, der schon in einem nicht mehr vorhandenen Lustspiele der Aristo-phanes vorkomme. Im Theophrast (H. pl. L. 8- c. Q.) ist von einemUnkraute dieses Namens die Rede. Galen spricht von einem nkraute aga-

    %of, welches ohne Zweifel dasselbe ist. Sprengel rth fr das erste aufPisum arvense, fr das zweite auf Ervum tetraspermum oder Vicia lathy-

    roides. Die letztere kommt wohl nicht im sdlichen Europa als Unkrautvor, und was die beiden ersten betrifft, knnte man eben so wohl auf eine

    andere Art von Lalhyrus oder Vicia rr.then. Eben so ungewifs bleibt es,

    was o^x/Jv) beim Theophrast (L. 1. c. n, c. 6. ed. Sclineid.) sey. DiePflanze soll unter der Erde Flchte bringen, weswegen Sprengel auf La-thyrus amphicarpos in der Geschieht der Botanik, auf Arachis hypogaea

    in der Herbar. Botanic. rth. Aber nach Theophrast soll die Pflanzekeine Bltter, nicht einmal etwas Aehnliches haben, und alle genannten

    Pflanzen sind mit Blttern versehen.

    Unter Futterkrutern verstehen wir solche Gewchse, welche zum

    Viehfutter geschnitten werden, ehe der Saame reift. Ihr Anbau gehrt zuden sptem Knsteleien der Landwirtschaft und folgt lange nach dem An-baue der Getreidearten und der Hlsenfrchte.

    Am sptesten und erst im vorigen Jahrhundert hat man angefangen,Grasarten auf knstlichen Wiesen zu bauen. Zuerst wurden nur mit eini-gen Grsern Versuche gemacht, dann ging man nach und nach zn andern

    ber, und die Gewinnsucht, welche beim Saamenhandel ins Spiel kam, em-pfahl so viele Arten zum Anbau, dafs dieser des Betrugs wegen hin und

    wieder verdchtig wurde. Avena elatior, Lolium perenne, Holcus lanatus,

    Poa aquatica, Fhleum pratense, Alopecurus pratensis, Avena flavescens, Bro-

    mus giganteus, Elymus sibiricus, Agrostis alba sind mit mehr oder wenigerNutzen gebauet worden.

    DirkHighlight

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. 15

    Der Bau des Wiesenklees (Trifolium pratense) war den Alten ganzanbekannt, ja sie erwhnen dieser Pflanze nicht einmal im wilden Zulande,wenn sie nicht unter dem Namen lotus versteckt ist, wie das Volk jetztauch wohl alle Pflanzen mit dreifachen Blttern Klee nennt. Aber alle bo-tanischen Schriftsteller nach dem Mittelalter fhren den Klee auf als Fut-terkraut, und er mufs schon frh gebauet seyn. Er wchst nur in klternLndern wild, nicht mehr da, wo die Aloe in Hecken blht; sein Anbaumufs also von nrdlichen Vlkern erfunden seyn. Eben so wenig findenwir bei den Alten Spuren, dafs eine andere Kleeart, oder das Hedysarumcoroncrium, welches in Italien jetzt ein gemeines Futtergewchs ist, oder dieEsparcette (Hedysarum Onobrychis) gebauet wurden.

    Unter den Futterkrutern der Alten stellt man den Cytisus obenan, und es ist ber keine Pflanze der Alten so vibl geschrieben worden alsber diese. Schon 1731 erschien zu London eine Dissertation on the Cy-tisus of Ancients von Steph. Switzer, welche ich nicht kenne, dann ha-ben Miller in seinem Gartenlexikon, Vofs zu Virgils Gedicht vom Land-baue, Schneider zum Columella, Sprengel in den Antiquitatibus botani-eis davon geredet. Vofs und Sprengel halten mit den altern Botanikernden Cytisus fr Medicago arborea, Schneider fr einen Cytisus der Neuern,und Miller, allen Zeugnissen zuwider, fr keinen Strauch. Dieser Gegen-stand verdient aber eine genauere Untersuchung in einer andern Rcksicht.

    Aristoteles sagt (Hist. Anim. L. 3. c. 18- 8.), der Cytisus ver-mehre dem Viehe die Milch, nur schade er in der Blthe. Vielleicht gabdiese Stelle die erste Veranlassung zur Empfehlung des Cytisus als Futter-gewchs. Theophrast erwhnt des Cytisus nur beilufig (Hist. pl. L. 1.c. 6), schreibt ihm ein sehr hartes Holz und zwar im Innern des Stam-mes zu, ein Umstand, der sehr gut auf Medicago arborea pafst, aber vondem Baue desselben zur Futterung ist nirgends die Rede. Nun erscheintzur Zeit der Alexandriner Aristomachus mit einem Buche ber den Cy.tisus, dem Democritos und andere folgen. KvvV, eine der Kykladenwar berhmt wegen des trefflichen Kses; dort wuchs Cytisus in Menge;man schrieb diesem die Vortrefflichkeit des Kses zu, und mit Lobpreisungdes Cytisus wurde der Bau desselben als Futterkraut empfohlen. Dafs die-ser Cytisus Medicago arborea sey, ist wahrscheinlich; aufser Theophrasterwhnt auch Plinius des harten Holzes (L. 16. c. 58- 40.), und CytisusLaburnum, alpinus, deren Holz nicht weniger hart ist, haben bittere Blt-

  • 14 .Linkter, welche kein Vieh frifst. Aber der Bau des Cytisus scheint sehr be-schrnkt und vorbergehend gewesen zu seyn, wenn er berhaupt als Fut-terkraut gebauet wurde. IM in ins sagt (L. 15. c. 04.): Invenitur hie frutexin Cythno insula, inde translatus in omnes Cycladas, mox in urbes graccasmagno casei proventu; propter quod maxiine miror rarum esse in Italia.Dioskorides beschreibt (L. 4. c. 113.) den Cytisus als einen weifslichtenStrauch, wie der RJmmnus mit ellenlangen Aesten, Blttern wie Foenumgraecum oder Xwtgs 7^i
  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. 15

    . 1. die Angabe von Didymns, man solle mit Cytisus oder Medica Milch-khe fttern, aber nur flchtig hingeworfen. Es ist also gar keia Beweisvorhanden, dafs bei den Alten der Cytisus als Futtrrkraut hufig gfbauetwurde, und es scheint bei den Vorschlgen des Aristomachus gebliebenzu seyn, wie bei so vielen Vorschlgen unserer neuen gelehrten Oekono-men. Wenn der gelehrte Idyllensnger am Hofe der Ptolemer und seinNachahmer Virgil oft vom Cytisus in ihren Gedichten reden, so drfenwir darum nicht glauben, dafs man ihn hufig gebauet habe.

    Ein sehr altes Futterkraut ist die Herba medica. Theophrasterwhnt derselben und sagt der Mist schade ihr (Hist. pl. L. Q. c. 7. . 7.ed. Sehn.). Dioskorides (L. 2. c. 177.) beschreibt sie wie das T%i

  • i6 LinkDie meisten Feld fruchte, welche vir in Europa bauen, sind aus fer-

    nen Lndern und nicht in Europa einheimisch. Umgekehrt sind die mei-sten Gartengewchse oder Gemskruter in Europa einheimisch und nachandern Weinheilen erst verpflanzt worden. Der Westen hat dem Osten da-durch einigermaen wieder ersetzt, was er von diesem nahm, und er hatdadurch Antheil an dem bessern Zustande des Menschengeschlechtes. Nureinige Kchenkruter, die Gurkenai ten, stammen aus wrmern Gegenden, unddie Laucharten haben ein unbekanntes Vaterland.

    Der Kohl {Brassica oleracia) war schon frh bekannt. Pythagorassoll von den Heilkrften desselben geschrieben haben, wie Plinius sagt(L. 20. c. 9.); und wenn auch diese Nachricht, wie so viele von Pytha-goras, ungegrndet seyn mag, so zeigt sie doch, dafs man den Gebrauch

    des Kohls fr sehr alt hielt. In den Homerischen Schriften ist, vielleichtzufllig, von Kohl keine Rede, spter wird desselben hufig von Aristo-phanes gedacht. Die altern Griechen nannten den Kohl |aCp

  • ber die ltere Geschielt te der Hlsenfrchte etc. 7

    den Seel8'9- C

  • i Linkden Alten keine Spur von diesem Gewchse vorkommt, und dafs erst imMittelalter, nach Dufresne's Glossarium, der Spinachia Erwhnung ge-schieht. Ich setze hinzu, dafs bei den Arabern der Spinat schon sehr be-kannt war, weil sie es nicht der Mhe werth hielten, ihn zu beschreiben,wie aus Ebn Baitar erhellt. Doch scheint der Name Spinachia der ur-sprngliche, denn das arabische ^iX* I hat nicht das Ansehen eines ur-sprnglich arabischen Wortes. Der Name Spanisches Kraut, welchen einigeSchriftsteller anfuhren, ist aber ohne Zweifel eine Verstmmelung des ara-bischen Wortes, welches man Hospanach und Hispanach schrieb. Das Va-terland des Spinats ist unbekannt. Marschal von Biberstein fand abereine sehr verwandte Art, Sp. tetrandra, im stlichen Armenien wild, wel-che auch von den Einwohnern gegessen -wird, und meint, unsere Sp. olera-sea sey nur eine Abart davon; eine sehr wahrscheinliche Vermuthung.

    Desto bekannter war den Alten das Lapathum als ein Gemsge-wchs. Man zweifelt nicht daran, dafs es Rumex Patientia sey. Diosko-rides beschreibt verschiedene Arten von Lapathum (L. a. c. 140* 141.),aber es ist schwer aus seinen Beschreibungen etwa herzuleiten. Be-zeichnend sind einige Ausdrcke beim Thcoplirast (L. 7. c. 2. . 7.), wel-che sich auf die Grke und Strke der Wurzel beziehen, wie sie RumexPatientia hat. Die Pflanze wchst auf den etwas hoch gelegenen Wiesendes mittleren und sdlichen Europa wild; auch sagt Horaz: herba lapathiprata amantis. PI in ins behauptet, das wilde Lapathum sey besser als dasgebauete, und allerdings hlt es mehr Sure. Man afs sonst Rumex Patien-tia hufig in Deutschland als Gemse, und noch jetzt wird er hin und wie-der unter dem Namen des Englischen Spinats zum Gemse gebauet. DerName Patientia stammt aus dem Franzsischen Patience ab, weil man ihnzu einer Jahreszeit geniefst, wo es noch wenige Gemse giebt und man sichmit diesem behelfen mufs. Unter den Arten von Lapathum fhrt auchDioskorides die o^xKis oder dm^ygig auf. Unser Sauerampfer (Rutnexacetosa) kann dieses Kraut wohl nicht seyn, da es als sehr niedrig be-schrieben wird, vermuthlich ist es Rumex scutatus, der Gartensauerampfer,ein im ganzen sdlichen oder mittleren Europa hufiges Kraut.

    Q^xiiivti oder g

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. 19

    sagen, widerspricht der Vermuthung, dafs unsere Lactuca gleichfalls die Lac-tuca der Alten gewesen sey, nicht; schon der Milchsaft, woher der NameLactuca, deutet darauf. Indessen scheinen doch verwandte Pflanzen densel-ben Namen gehabt zu haben. Die Lactuke mit Distelblttern beim Theo-phrast (//. pl. L. 7. c. 4. . 5.) mag eine krause .Abart seyn, aber diebreitstielige, aus deren Stammen man Gartenthren machte, war, wennauch Monstrositt (caule fasciato) , doch wohl eine verwandte Art. UnterLactuca sativa sind auch jetzt noch zwei Arten verborgen. Wo die Lactuke wild wchst, ist ganz unbekannt. Die wilde Lactuke der Alten (Dio-scorid. L. 26. c. 61.) ist Lactuca virosq. Die Lactuke war schon in sehrfrhen Zeiten bekannt. Sehr vit-le Pflanzen aus der natrlichen OrdnungSemiosculosae scheinen die Alten gegessen zu haben, welche Theophrast(Ilist. pl, L. 7. c. 7. . j ) herrechnet, xtx^v, atyclxtt, eCvfyvcihx, v?co%oiplc

    t

    j'gi-y/goiv, und die sie xi%w(j:c/J ; ;i nennt, wegen der Aehnlichkeit der Bltter.Dioskorides fhrt Jgry/gv (L. 4. c. 97.) an, welches man mit Senecio ber-setzt, und dessen Beschreibung auch nicht bel auf Senecio vulgaris odereine verwandte Art pafst. Aber efsbar ist dieses Kraut wohl nicht. Dio-skorides redet auch nicht von dem Gebrauche zum Gemse und fhrtauch nicht mit andern Gemskrutern dieses Gewchs auf. Galen schweigtganz davon. Vermuthlich hatte das Wort eine andere Bedeutung in spte-ren Zeiten angenommen. virexoi^s wird vom Theophrast mit xf^wV.oyverglichen (Hist. pl L. 7. c. 11. . 4.), soll aber gltter, zahmer anzusehen(rue^oneqx Tlj ir^oixogFi) und sfser seyn. Dafs die Pflanzen, welche man dafrgehalten hat, Ilyoseris hedypnois, Hypochoeris Linn., nicht hiehergehren, zeigtdie Vergleichung mit Cichorium. 'Avfyvxhx kommt nur an dieser Stelle vor.'A

  • 2o LinkAbnderung der Cichorie seyn mag, zu bezeichnen. Ki^isv (Tlieophr. H.

    pl. L. 7. c. 11. 3-) ai,ch *'?* gerannt (Dioicor. L. 2. c. 160.), bei den

    Lateinern lntybus (Galen, de aliment facult. L. 1.), wird so von den Al-

    ten beschrieben, dafs die Beschreibung recht wohl auf unsere Cichorie und

    Endivie pafst (5. besonders Theophr. L. 7. c. Q. . 5.). Willdenow meinte,die Endivie wachse in Ostindien wild, weil er ein Exemplar daher hatte,

    aber e ist noch sehr zu zweifeln, ob es dieselbe Art ist. Die Cichorie ist

    bekanntlich ein in ganz Europa wildes Gewchs.

    Eine Pflanze wurde von den Griechen und Rmern hufig und seit

    den frhesten Zeiten gegessen, deren Gebrauch sich ganz seit dem Mittel-

    alter verloren hat. Es ist die Malva der Rmer, /A.a%i der Griechen.Dafs die Alten unter /xaKcix^ , welcher Name schon beim Hesiod vor-kommt, oder unter y-oKi'/y eine Malvacee meinten, erhellt aus der sehr gu-

    ten Beschreibung der Frucht von Phanias beim Athen aus (L. 2. c. 52.),wodurch die Malva verwandten Pflanzen sehr kenntlich sind. "Welche

    Pflanze dieser Galtung aber gegessen wurde, ist schwer zu bestimmen. Die

    Alten unterscheiden die wilde Malva von der gebauelen (Dioscor. L. 2.

    C. 144.), und Theophrast sagt von der letztern, sie werde fast baumar-

    tig (Hist. pl. L. 1. c. 5.). Daher hlt auch Sprengel diese Pflanze fr

    Lavatera arborea, und Sibthorp fr Alcea rosea, welche in Griechenland

    allgemein wild wchst. Die Bltter dieser Pflanzen sind aber sehr hart.

    Wahrscheinlich wird doch eine andere zwar grofse aber zartere Malvenart

    darunter verstanden, vielleicht Malva crispa, eine vermuthlich im Orient

    einheimische Pflanze mit zarten Blttern und einem oft sehr hohen dicken

    Stamme. Es folgt nicht aus den Schriften der Alten, dafs die Malva in

    Griechenland wild wachse, denn was sie wilde und gebauete Pflanzen nen-

    nen, sind oft verschiedene Arten, wie wir oben bei der Lactuke gesehen

    haben. Aufserdem hatten aber die Alten noch eine kleinere Art (Plin. L. 20.

    c. zi. Apic. L. 5. c. 8), welche vielleicht M. rotundifolia ist. Sie mach-

    ten diese Kruter durch Zustze schmackhaft.

    Die Bete (Beta rubra und Ciclu) war den Alten wohl bekannt und

    ber die Bestimmung derselben herrscht kein Zweifel. Die Rmer nannten

    sie Beta, die Griechen TBVThtaf, tivtKi; oder

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. 21

    Bete (L. 9. c. n.) :

  • 22 Linkgar nicht; Galen nennt es schwer verdaulich (Op. Bnsil. IV. 535-)- Manli.it auf unsern Basilik {Ocitnum. Basilicum) gerathen, doch pafst das Ge-

    dachte nicht darauf. Sprengel (Gescliichte der Botanik I. 78. 79-) fuhrteine Stelle aus Beln's Reisebeohachtungen (II. c. 40.) an, worin gesagt

    wird, das Ocitnum oder Basilicum wachse im Morgenlande dreimal so hochals bei uns und werde zum Gemse gebauet. Aber hat Belon nicht eineandere Pflanze dafr angesehen? Die Zeugnisse der Alten sind zu bestimmt,

    als dafs wir uns bei jener Angabe beruhigen knnten.Maf>*-&gov, Foeniculum der Rmer, rechnet Galen zu den Ge-

    mskrutern und stellt es mit Anethum zusammen, welches mehr zum Ge-wrze der Speisen diene. Theophrast schreibt ihm einen naikten Saamenzu, stellt es mit Coriander zusammen (//. pl. L. 1. c. 11. . s.)i nennt es

    wohlriechend in Verbindung mit andern Doldenpflanzen (c. 12. . a.), rech-

    net es zu den ferulaceae und vsvqskxvXx (L. 6. c. 1. . 4-). Ueber die StelleL. 6. c. 2. . 8- s. Schneiders . Anmerkung. Galen und Dioskoridesbeschreiben den Fenchel nicht. Die allgemeine Uebereinstiuimung, selbstder Sprachen, die Vergleichungen mit andern Pflanzen, die eben erwhntenAngaben lassen nicht zweifeln, dafs pdt>x$%cv unser Fenchel sey. Man ifstihn noch im sdlichen Europa als Gemse. Eben so haben wir keinenGrund zu zweifeln, dafs cLvydcv, vciirv, x$ctfjiov , Svn%ov_ der Alten, obgleichnicht beschrieben (Theophrast schreibt ihm eine holzige Wurzel zu H. pl.L. 7. c. 2. . 8-) doch mit andern Doldenpflanzen zusammengestellt, nachdem von ihnen angegebenen Gebrauche und der allgemeinen Uebereinstim-mung unser Dill (Anethum graveolens) sey. Dasselbe gilt auch vonxoj?iavvov, welches wahrscheinlich unser Koriander war. Von den Dol-denpflanzen werden manche bei uns als Gemse gegessen, z. B. ScandixCerefoliian, Myrrhis odorata, Chaerophyllum sylvestre, Aegopodium Poda-graria u. a. m. theils fr sich, theils mit andern gemengt. Dioskoridesfhrt drei solcher efsbarer Pflanzen an, yiyy/Siov hufig in Syrien und Cili-cien, ffxvSu| und xvx

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrucht ee etc. 25

    kommt oft bei den Griechen vor, denn dieses Kraut wurde zu Athen hau-fig als Gemse von den Armen gegessen. KaJxaAif habe Bltter wie Fen-chel, eine weifse, wohlriechende JDolde und werde roh und gekocht geges-sen. Also keinesweges eine von den Arten, welche wir jetzt Caucalis nen-nen. Theophrast erwhnt dieser Pflanzen nicht. Ich wage nicht, sie zubestimmen.

    1.ehtvev der Griechen, apium der Rmer, scheint unsere Petersilie{Apium Pctroselinum) zu seyn. Die krause Abnderung, unter den Dolden-pflanzen nicht gewhnlich, zeichnet dieses Gewchs aus und wird vonTheophrast. (Hist. pl. IL. 7. c. 4. . 6.) bestimmt genannt, auch von Pli-nius (L. 19. c. .) und andern. Es wird auch nicht unter die olera ge-rechnet, sondern unter die condimenta. Alles was die Alten von apium sa-gen, widerspricht dieser Bestimmung nicht, und sie ist von Vielen bereitsangenommen. Nur hlt man a-ekivov iheoS^eitrov bei den Dichtern fr Apiumgraveolens, wozu ich keinen Grund sehe, da die Petersilie an feuchten,sumpfigen Stellen wchst. Wenn Dioskorides vom e'heoaeXtvov sagt (L. 5.C. 74.), es sey grfser als das Garten - athivev , so ist es doch wohl zu ra>chgeurtheilt, es sey Apium graveolens. Linne giebt Sardinien als die Hei-math der Petersilie an, aber sie rindet sich wirklich im ganzen sdlichenEuropa in Gebirgsgegenden an Bchen und auf feuchten Wiesen wild. Daszart getheilte Blatt fanden die Alten schn und brauchten es zu Krnzen(z. B. der Snger in den Nemischen Spielen), sogar mit dem trockenenKraute wurden die Snger in den Isthmischen Spielen bekrnzt. Die Altenliebten mehr die reine Form als wir; sie fanden das Akanthusblatt schiinund redeten nicht von der Blume; jetzt schmckt man sich mit den Blu-men, nicht mit den Blttern. Ich finde keine Nachricht bei den Altf-n vondem Gebrauche des Selleri's {Apium graveolens) zur Speise. Beckmannbemerkt, dafs im Jahre 1690 der Grtner Hefs vom Celleri als von einererst seit kurzem bekannten Gartenpflanze rede. Aber Joh. Bau hin sagtschon transfertur ad hortos , nur sey es schwcher als die gemeine Peter-silie Wahrscheinlich brauchte man erst das Kraut, dann die Wurzel, sowie auch der Gebrauch der Petersiliewurzel spter ist als des Krautes. DerSelleri wchst im nrdlichen und mittlem Europa wild, nicht im sdli-chen, innerhalb 39 Gr. N. Br. Statt des Selleri's brauchte man vormals die

    Wurzeln von Smyrnium Olus atrum und afs die Blatter als Gemse,auch geschieht dieses noch im sdlichen Europa. Es ist s-jCtvgviov der aIuo,

  • 2+ Linkwie die gute Beschreibung von Dioskorides (L. 2. c. 79.) zeigt, olus

    atrutn der Rmer. Es wchst berall im sdlichen Europa im Gel

  • ber die ltere Geschuhte der Hlsenfrchte etc. 25

    Seit den Frhesten Zeiten sind die Lauoharten Gewrze der Spei-sen. Die Homeiiscliqn Hrlden essen nichts als Fleisch, nur als Reiz zumTrinken trigt Hekamede dem alten Nestor x%cf/.[/.vov kotm o\pov (II. X. 629.)auf. K^a/xpvov ist die Zwiebel (AUium Cepa) nach aller Uebereinstimmung, und.was Theophrast von der Vermehrung sagt (77 pl. L. 7. c. 4. . 10.), dafsnmlich eine Zwiebel keine andere Nebenzwiebel ansetze, bezeichnet siesehr genau. Es gab vormals, wie noch jetzt, viele Abarten, welche mannach den Oertern benannte, wo sie vorzglich gebauet wurden. Ueber dieHeimath hat man nicht einmal Vermuthungen. Kga/u/uva XTxxkovix sind kei-nesweges unsere Schalotten (AUium ascalonicum)

    ,wie man allgemein an-

    giebt, sondern wahrscheinlich eine Abart der Zwiebel. Denn Theophrastsagt (a. a. O. . 8 ), diese Lauchart werde ganz allein durch den Saamenfortgepflanzt, und auf keine andere Weise, welches gerade das Gegentheilvon der Art ist, wie man die Schalotten fortpflanzt. Nach Linse sind dieSchalotten in Palstina zu Hause, und er fhrt Hasselquist als Zeugenan. In dessen .Reisebeschreibung finde ich nichts, wohl aber, dafs er Al-lium pallens und veronense auf dem Berge Zion gefunden. Die xqpp.vx%/'vi und ytiTsiov wien Arten von xgc'ju/tuov. Auchwird es dort dem Arnpeloprnsum hnlich genannt. Yl^oirrev der Alten ist nichtA. Porrum, sondern A. Ampeloprasum der altern Botaniker, denn es wird vonder Zwiebel gesagt (Titeophr. I. c. c. 2. . 2.), sie setze nach unten Brut an,und darin besteht der Unterschied zwischen A. Porrum und A. Ampelopn.sum.Linne sagt von A. Ampeloprasum; Habitat in Oriente et insula Hohn An-

    Physik. Kluse. 1818 89. 'D

  • 26 Linkgliae, sonderbar genug. Die erste Angabe grndet sich darauf, dafs dieses

    Gewchs zuerst ber Conslantinopcl eingefhrt wurde, die andere auf eine

    alte Nachricht von einem Newton, der mit dieser Pflanze wahrschein-lich A. Scorodoprasum verwechselt hat. Was nun Avipeloprasum der Al-ten war, lfst sich nach den wenigen Angaben darber nicht bestimmen.Vielleicht bedeutet es A. Porrum. Dieses jetzt hufig gebrauchte Lauch

    soll nach Linne in der Schweiz wild wachsen, aber Haller zweifelt selbstdaran. Beim Athenus wird 'ynVeiov dem Atnpdoprasum. hnlich genannt,und da nun yyTeuv in den sptem Schriften nicht mehr vorkommt, so magwohl der Name mit Ampeloprasum zusammengefallen seyn. Scorodopra~sum der Alten kann man fr A. Scorodoprasum der Neuern, nmlich dasOploscorodon der alten Botaniker hallen. Linne's A. Scorodoprasum istwenig oder gar nicht von A. arenarium verschieden Weil man nun denUnterschied nicht bestimmen konnte, so nahmen Einige, z. B. Willde-now, das Oploscorodon, ein ganz anderes Gewchs, welches Linne alsAbart zu A. Scorodoprasum gezogen hatte, fr das letztere an. Sxo^oov

    endlich ist A. sativum, ohne Zweifel. Was die Alten von dem starkenGerche, vom Anbaue sagen, welcher durch Zwiebeln geschieht, aber auch,

    nur langsamer, durch Saamen geschehen kann, stimmt ganz damit berein.

    Nach Linne soll Knoblauch in Sicilien wild wachsen, aber dies grndetsich auf eine alte hchst zweifelhafte Nachricht von Cupanus. Unter dengebaueten Laucharten kennt man allein die Heimath von A. Schoenopra-sum, welches auf den Gebirgen im sdlichen Europa wild wchst, aber von

    den Allen, so viel ich weifs, nicht gebauet wurde.

    Was Asparagus der Alten berhaupt war, lehrt Galen (de ail-mcnt. facult. L. 2.), nmlich die jungen Sprossen von mancherlei Krutern,z. B. Lactuke, Malva, Bete, Lapathum u. dgl. m., welche gegessen wur-den. Asparagus beim Theophrast st eine von den si achlichten Artender Gattung Asparagus, welche im sdlichen Europa wachsen. Diosko-rides beschreibt (L. 2. c. 15?.) einen Gaittn-Aiparagus so genau, dafs man

    nicht zweifeln kann, es sey der gemeine Spargel gewesen. Auch wurdederselbe gegessen, und die Wirkungen des Genusses waren wie die vondem Gensse unsers Spargels. Der Anbau des Spargels, wie Cato ihn vor-schreibt (c. 61 ), stimmt damit berein. Wir lernen von Galen, dafs die

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. 27

    Alten nicht allein die jungen Stmme von manchen Pflanzen, sondern auchdie jungen Triebe von manchen Bumen und Stiuchern afsen, z. B. vonPistacia Tercbinthus, Vitex. Agnus castus u. a.

    Die Bube (Brassica Rapa) ist wahrscheinlich nur eine Abnde-rung von dem Bbsaat (Brassica Nnpus), so wie auch die grofse undkleine Biibe nicht der Art nach verschieden sind. Die Buben waren denAlten wohl bekannt, und sie haben mehrere Abnderungen, welche nichtleicht zu bestimmen sind. Soviel erhellt aus Columella's Nachrichten(L. o. c. 10. . 25.), dafs Rapuin die grofse Biibe war, welche man zumViehfutter gebrauchte, napum die kleine Biibe. Theophrast (L. 7. c. 4.. 4.) hat von yoyyvXk zwei Arten, die mnnliche und weibliche. Athe-nus fhrt (ottpxvfc, 707711^/?, %a aber ohne genauere Bezeichnungen. Plinius bersetztyoyyvXis mit rapum, qctipxvts mit napurn (L. 19. c. 5.). Bau? hlt Ga-len fr gleichbedeutend mit 7077uA.11 (de aliment. faeult. L. 2.). So w-ren also die Namen bestimmt bis auf einige nicht weiter genau zu bestim-mende Wrter beim Athenus. Die Pflanze scheint brigens im mitt-lem Europa einheimisch zu seyn, denn sie findet sich oft in Gegenden, woder Bau ganz ungewhnlich ist, und zwar immer als Bbsaat.

    Die Bmer schildern unter dem Namen Raphanus unsern Ret-tig genau genug (Plin. L. 19. c. 5.), und eine kleinere Abart, radix sy.riaca genannt, wahrscheinlich unser Badies, war zu Plinius Zeiten nochnicht lange vorher aus dem Orient gekommen. Vermuthlich kam der Bet-tig erst spt aus dem Orient nach Griechenland und erhielt den Na-men ^'(pavoV, weil dieses in der Bedeutung fr Kohl von x^a^tj ver-drngt war, vielleicht wegen der Aehnlichkeit mit Kohl. Der Bettigwird weit im Orient und noch in Mysore gebauet. Linne versetztseine Heimath naih China, wahrscheinlich durch eine Verknpfung mitdem Chinesischen Oelrettig, welcher dort einheimisch zu seyn scheint. Diewahre Heimalh bleibt ungewifs. In Aegypten wurde am.h schon vormalsein Oelrettig gebauet (Plin. L. 19. c. 5.).

    D 2

  • 23 LinkBeckmann hat in der Geschichte der Erfindungen (Th. 4. S. 134)

    deutlich gezeigt, dafs unsere Mhre oder Carotte der Staphylinus derAlten und unsere Pastinake das ElnphobosQum der Alten sey. Die Be-schreibung des letztern beim Dioskorides (L. 3. c. 8-) ist sehr genau.So redet auch Dioskorides (L. 3. c. 60) unter Staphylinus von der rothenBlume in der Mitte der Dolde, welche nur den Arten der Gattung Daucuseigen ist. Columella (L. g. c. 4.) bersetzt Staphylinus, welches dergriechische Name ist, mit Vastinaca, worunter also keinesweges unsere Pasti-nake verstanden wird. Daucus der Alten (Theophr. Hist. pl. L. 9. c. 22. n.Dioscorid. L. 3. c. 83-) war ein Arzneigewchs, welches Plinius mit Pasti-naca bersetzt (L. 19. c. 5.) und dadurch grofse Verwirrungen gemacht undveranlafst hat. Diese Verwirrung wird dadurch vermehrt, dafs Einige, wieGfllen sagt, dem wilden Staphylinus den Namen Daucus gaben. Die Mhre(Daucus Carota) wchst berall bei uns wild, so wie die Pastinake (Vasti-naca sativa). Dioskorides sagt, der wilde Staphylinus werde auch ge-gessen, und Athenus fhrt eine Stelle von Diphilus an, worin es heifst,der Staphylinus sey scharf (L. 9. c. 12.). Im sdlichen Europa wchst eine

    Art von Daucus wild, welche unserer gebaueten Carotte viel nher steht, als

    die bei uns wild wachsende, und worauf die Stellen der Alten besser zu

    deuten sind. Der Name Carotte ist alt; die grofsen und vollgewachsenen,sagt Diphylus beim Athenus, heifsen xwtc(. Beim Galen ist %qcswahrscheinlich xa^wref.

    Sisaron der Alten wird gewhnlich fr unsere Zuckerwurzel(Sium Sisarum) gehalten. Dioskorides (L. 2. c. 139.) sagt wenig Bezeich-nendes davon; die Wurzel sey angenehm zu essen. Ob aisv beim Athe-nus (L. 2. c. 18-) dasselbe ist, lfst sich schwer bestimmen, da auch hiernichts Bestimmtes angefhrt wird. Sium beim Dioscorides ist verschie-den und nur ein Arzneigewchs. Columella sagt: Jani siser Assyrio venitquae seinvie radix (L. X. v. 114) wonach die Pflanze dem Orient angehrenmchte. Dahin mag auch die Heimalh der Zuckerwurzel zu versetzen seyn,denn diese wchst in ganz Europa nicht und ihr Gebrauch ist sehr alt. Linnesagt von Sium Sisarum: Habitat in China? vielleicht weil Sium Ninsi dortwchst; aber die echte Ninsiwurzel ist doch verschieden. Galen fhrt Si-ser nur unter den Arzneigewchsen an, und redet von dessen Bitterkeit; er

  • ber die ltere Gesclchte der Hlsenfrchte etc. 29

    meint also eine andere Pflanze als unsere Zuckerwurzel. Plinius sagt vonSiser (L. 19. c. 5.), es wachse in Deutschland, am hesten bei Gelduba, ei-

    nem Castellum am Rhein, sey von Tiberius, welcher es sehr liebte, immeraus Deutschland verlangt worden ; es habe eine sehr bittere Wurzel, welcheman durch Zusatz von Most versfse. Offenbar meint er ein anderes Siser

    "als Dioskorides. Die Alten brauchten also den Namen Siser fr verschie-dene Pflanzen, ttnd wenn er im Anfange die Zuckerwurzel bedeutete, sowurde er doch auf manche andere Gewchse ausgedehnt, welche man schwerbestimmen kann.

    Noch jetzt wird in Aegypten die Wurzel von Arum Colo casiahufig gegessen. Die Alten nennen sie Arum oder Colocasia, und es istber die Art kein Zweifel. Die hnliche Wurzel von Arum maculatumoder vielmehr italicum wurde oft damit zusammengestellt und Galen redetvon beiden Arten unter demselben Namen. Zuweilen gebe man auch dieWurzel Dracontium zu essen, sagt er, welche sehr scharf sey und mehrmalabgekocht werden msse. Es ist Arum Dracunculus. Arum Colocasia wchstin Aegypten wild, die beiden, andern Arten finden sioh im sdlichen Europa.

    Von dem Asphodelus der Alten handelt umstndlich und genauSprengel Antiquitt. bolan. p. 6. In den altern Zeiten wurden die Knol-len gegessen, wie eine Stelle beim Hesiodus lehrt. Auch redet Diosko-rides in der Nhe der efsbaren Wurzeln und Zwiebeln von Asphodelus.Sprengel sagt sehr richtig, Asphodelus beim Galen sei nicht Asphodelusramosus, auf welchen sich sonst die Stellen der Alten deuten lassen, denn errede von einer Zwiebel wie sie Scilla hat, da doch Asphodelus ratnosusKnollen trgt. Verdchtig ist es auch, wenn Dioskori des von der Schrfeder Knollen redet, welche an Asphodelus ratnosus ohne Schrfe sind, wieJob. Bauhin und die Erfahrung lehren. Es ist also wahrscheinlich, dafsschon bei den Alten Verwechselungen mit verwandten Pflanzen, vielleichtden grofsen Arten der Ornithogalen, vorgingen.

    Eben so schwer ist es zu bestimmen, welches die efsbare Zwiebel(Bulbus esculentus) der Alten war. Manche Stellen beim Theophrastlehren nichts weiter, als dafs die Pflanze ein Zwiebelgewchs gewesen. Die-

  • O Linkser Verfasser sagt selbst, es gebe verschiedene Arten von Zwiebeln, einig

    wren efsbar und knnten sogar roh gegessen werden, wie im Cliersvncsustaurica (H. pl. L. 7. c. 13. . 8-)- Dioskorides redet von s'Xj? elih/xcswie von einer bekannten Zwiebel, setzt aber hinzu, die aus Lybien gebrachte

    sey roth und bekomme dem Magen wohl, die bittere und meerzwiebelartigebekomme dem Magen noch besser (L. 2. c. soo.). Galen redet ebenfallsvon der Bitterkeit, und sagt, man esse auch im Frhling den jungen Trieb(asparagus). Plinius vermischt gar viele Pflanzen unter diesem Titel. DesMegarischen Bulbus wird hin und wieder bei den Alten erwhnt, so wie die

    reizende Eigenschaft des Bulbus berhaupt. Col u mella sagt (L. X. v. 105.) quaeque viros acuunt, armantque puellas, Jarn Megaris venicnt gcni-

    talia semina bulbi. Die Dichter reden an mehrern Stellen von dieser Zwiebel.

    Man hat auf Hyacinthus comosus gerathen, aber nur gernthen, ohne dafs sichbedeutende Grnde dafr anfhren liefsen. Die Sache ist noch nicht ausgemacht.

    Viele Wurzeln sind erst in neuern Zeiten gebauet und gegessen -wor-den. Die Scorzonere (Scorzonera Jiispanica) wurde zuerst in Catalonien ge-gen das Ende des I5ten Jahrhunderts zur Speise gebraucht, wie Manardesin seiner Schrift de lapide Bezoar et radice Scorzonerae sagt. Noch spterals diese kam die Haberwurzel (Tragopogon porrifolius) auf. Seit alten Zei.ten, aber nur hier und da, bauet man Chacrophyllum bulbosum der Knollenwegen, so wie Campanula rapunculus. Oenothera biennis, eine nordamerika-nische, in Europa wild gewordene Pflanze, wird ebenfalls der efsbaren Wur-

    zel wegen angebauet.

    Beckmann hat die Geschichte der Artischocken (Cynara Scoly-mus) in seiner Geschichte der Erfindungen (Th. 2. S. 190.) sehr gut erzhlt.Dafs Cynara und Cactus einerlei Pflanze bezeichnen, scheint aus den Nach-richten, welche Athenus und Plinius geben, hervorzugehen. Aber eserhellt doch nicht deutlich, ob sie Cynara Scolymus, die Artischocke, oder

    Cynara cardunculus , die Kardone, meinten, und da sie, nach Theophrast,vorzglich die gebleichten Blumenstiele und Blattstiele afsen; so mag wohldie letztere gemeint seyn- Dann lfst sich erklren, wie der Bau der Arti-

    schocken 1473 im Venetianischen zuerst eingefhrt wurde. Die Kardone

    wchst wild im sdlichen Europa; die Artischocke ist noch nicht wild ge-

  • ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc. 51

    funken, und wahrscheinlich nur eine durch sorgfltige Cultur aus der Kar-done entstandene Abart.

    Der Scolymus der Alten ist wohl Scolymus hispanicus, welcher nichtblofs in Spanien sondern im sdlichen Europa berhaupt wild wachst. Erwurde nacli Dioskorides (L. 3. c. 16.) und andern gegessen. Man ifst nochjetzt Wurzel, Fruchtboden, den abgeschalten Blattnerven und die jungenStmme in mehreren Gegenden des sdlichen Europa.

    Die Krbisse und Gurken sind schon seit frhen Zeiten bekanntund als efsbare Frchte gebauet worden. Aber das Vaterland derselben ken-nen wir nicht. Die Melone soll in der Kalmukei nach Linne wild wach-sen, aber andere Schriftsteller schweigen davon. Von der Gurke giebt Linnedie Heimath in der Tatarei und Ostindien an, aber beide Lnder sind garverschieden und die Angabe ist nach Gutdnken gemacht. Die Neuem ge-stehen, dafs man die Heimath nicht kenne. Von den Krbissen sagt Linne:Habitat in Oriente, eben so ungewifs und unbestimmt. Die Wassermelonesoll in Apulien, Calabrien und Sicilien wild seyn, aber so hufig sie dortist, so hat man sie doch nicht in ihrem wilden Zustande gefunden. Ueberdie Schwierigkeit, die Namen dieser Frchte bei den Alten zu bestimmen,klagen alle Ausleger. Die Frchte waren zu bekannt, als dafs man sich dieMhe gab, sie noch anders als mit dem blofsen Namen zu bezeichnen.Theophrast hat nur ftxvas und xoXsx'jvSti (Ilist. pl. L. 7. c. 4. . 6.) undeinige Abarten der ersten. Dioskorides hat xohoxvvSx , aixvs %[/.(%:; und7reirwv (L. 2. c. 162 1C4..). Galen hat xoAcxw9ri

    tittituv, uriKiTtsiruiv, trUvog

    {de alimentor. fticult. L. 2.). Von den ersten sagt er, sie wren roh unan-genehm zu essen und unverdaulich; bei fjitjh.OTTS'Kuiv heifst es, vom irenuiv esseman nicht das Innere des Fleisches, worin die Saamen sich befinden, wohlaber vom whmeTruv; Von

  • 32 Link ber die ltere Geschichte der Hlsenfrchte etc.ffi'xvx selten vor. Die kurz vorhergehende Stelle ist verdorben und schwerzu erklren, so viel sieht man aber wohl, dafs