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16. 5. M. Losanitsch: Ueber die Bildung des Dibromdinitro- methana und Villibr s’sches Tetrctnitroathylenbromid. (Verlesen in der Sitzung voii Hrn. A. Pinner.) Ich habe mitgetheilt, dass sich Dibromdinitromethan bildet, wenn man gewiihnliches Tribronianilin (Schmp. 1 19”) mit concentrirter Sal- petersiiure erhitztl). Spater habe ich die Beobachtnng gemacht, dass das Dibromdinitrornethan aucli ails anderen aroniatischen oder der Fettreihe angehorenden Bromiden entstehen kiinne, wenn man auf diese concentrirte Salpetersaurc einwirken lasst. So erhalt man z. B. aus Broniphenol oder Dibrom -p-toluidin (Schmp. 72-730) Dibrom- dinitromethan, weun man diese Verbindungen rnit Salpetersanre destil- lirt. Aethylenbromid verwandelt sicli auch theilweise in Dibromdini- tromethan beim Erhitzen mit rauchender Salpetersaure. Einige Monate spater, nach der Publikation meiner Albeit, theilte VilliBr s mit, dass er aus Aethylenbromid und rauchender Salpeter- siiure ein Oel bekommen habe, welches rnit Kalilauge die explosive Verbindung gab : Ca (N O2)a Br2 . 2 K 0 11 2). Aus diesem Kaliumsalze glaubte er mit verdunnten Sauren Tetranitroiithylenbromid, C2(NO&Brz, ausgeschieden zu haben, und envlhnte nur: x’est un liquide instable dont je donnerai ultbrieurement les propriBtis.(( Aus Aethylenbromid und rauchender Salpetersliure bekam ich ein Oel (gemengt mit unzersetztem Aethylenbromid), welches denselben Geruch hatte wie das von mir dargestellte Dibromdinitromethan. Aus diesem Oel und Kalilauge stellte ich die explosive Verbindung dar, und diese zeigte sich als identisch mit den1 Kaliumderivat, CHrK(NO&, des Dibromdinitroniethan (Brom gefunden 35.3, berecltnet 35.8, die VilliBrs’sche Formel verlangt 33.3 pCt.). Mein und das Vil1idrs’- sche Salz explodiren gleichzeitig gegen 147 - 1 Nu (Vi 1 li 6 r s 145”). Aus diesem Kaliumsalze habe ich durch verdiinnte SPuren Dibrom- dinitromethan ausgeschieden. Dass dabei mindestens zwei Molekule dieses Salzes ein Molekiil Dibromdinitroniethan liefern, ist leicht zu ersehen. In der That bekomnrt man bei dcr Zersetzuog dcs Kaliom- salzes eine geringe Susbeute an Dibromdinitromethan, und gleichzeitig findet eine Gasentwickelung statt. Damit habe ich erwieseii, dass das Villikrs’sche Tetranitroiithylenbrornid nichts anderes ist als mein Dibromdinitromethan. Bei dieser Gelegenheit will icli nur noch erwlhnen, d:iss sich bei Eiiiwirkung von Kalilauge auf Dibromdinitromethan , ausser den1 Kaliumsalze, noch eine weisse, krystallinische, leicht fluchtige, kanipher- 1) Diese Rerichte XV, 471. 2) Bull. de la soc. chim. de Paris XXXVII, 451. 4’

Ueber die Bildung des Dibromdinitromethans und Villiérs'sches Tetranitroäthylenbromid

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Page 1: Ueber die Bildung des Dibromdinitromethans und Villiérs'sches Tetranitroäthylenbromid

16. 5. M. Losanitsch: Ueber die Bildung des Dibromdinitro- methana und Villibr s’sches Tetrctnitroathylenbromid.

(Verlesen in der Sitzung voii Hrn. A. Pinner . )

Ich habe mitgetheilt, dass sich Dibromdinitromethan bildet, wenn man gewiihnliches Tribronianilin (Schmp. 1 19”) mit concentrirter Sal- petersiiure erhitztl). Spater habe ich die Beobachtnng gemacht, dass das Dibromdinitrornethan aucli ails anderen aroniatischen oder der Fettreihe angehorenden Bromiden entstehen kiinne, wenn man auf diese concentrirte Salpetersaurc einwirken lasst. So erhalt man z. B. aus Broniphenol oder Dibrom -p-toluidin (Schmp. 72-730) Dibrom- dinitromethan, weun man diese Verbindungen rnit Salpetersanre destil- lirt. Aethylenbromid verwandelt sicli auch theilweise in Dibromdini- tromethan beim Erhitzen mit rauchender Salpetersaure.

Einige Monate spater, nach der Publikation meiner Albeit, theilte Vi l l iBr s mit, dass er aus Aethylenbromid und rauchender Salpeter- siiure ein Oel bekommen habe, welches rnit Kalilauge die explosive Verbindung gab : Ca (N O2)a Br2 . 2 K 0 11 2). Aus diesem Kaliumsalze glaubte er mit verdunnten Sauren Tetranitroiithylenbromid, C2(NO&Brz, ausgeschieden zu haben, und envlhnte nur: x’est un liquide instable dont j e donnerai ultbrieurement les propriBtis.((

Aus Aethylenbromid und rauchender Salpetersliure bekam ich ein Oel (gemengt mit unzersetztem Aethylenbromid), welches denselben Geruch hatte wie das von mir dargestellte Dibromdinitromethan. Aus diesem Oel und Kalilauge stellte ich die explosive Verbindung dar, und diese zeigte sich als identisch mit den1 Kaliumderivat, CHrK(NO&, des Dibromdinitroniethan (Brom gefunden 35.3, berecltnet 35.8, die VilliBrs’sche Formel verlangt 33.3 pCt.). Mein und das Vi l1 idrs ’ - sche Salz explodiren gleichzeitig gegen 147 - 1 Nu (Vi 1 l i 6 r s 145”). Aus diesem Kaliumsalze habe ich durch verdiinnte SPuren Dibrom- dinitromethan ausgeschieden. Dass dabei mindestens zwei Molekule dieses Salzes ein Molekiil Dibromdinitroniethan liefern, ist leicht zu ersehen. In der That bekomnrt man bei dcr Zersetzuog dcs Kaliom- salzes eine geringe Susbeute an Dibromdinitromethan, und gleichzeitig findet eine Gasentwickelung statt. Damit habe ich erwieseii, dass das Vil l ikrs’sche Tetranitroiithylenbrornid nichts anderes ist als mein Dibromdinitromethan.

Bei dieser Gelegenheit will icli nur noch erwlhnen, d:iss sich bei Eiiiwirkung von Kalilauge auf Dibromdinitromethan , ausser den1 Kaliumsalze, noch eine weisse, krystallinische, leicht fluchtige, kanipher-

1) Diese Rerichte XV, 471. 2) Bull. de la soc. chim. de Paris XXXVII, 451.

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artig rircheiide Verbindung gebildet hat , welche noch iiiclit weiter uritersucht werdeii konnte.

Einige Hediiktioiisvi~rsiiclie hahe ich iriit Dibromdinitroniethari aus- gef'iihrt. aber es ist iiiir nicht gelungen, ein Reduktionsprodukt zu er- halten. .4nimoniiimsultid (H:! S urid alkoholische Amnioriiakliisung) wirkt zersetzeiid auf d a h Dibramdinitromethan unter Bildung von Aninioiiiuirrbroniid. Isei drr Einwirktiiig von Xatriumamalgam bildet sich das R'atriuiiisalr . wrlchcs niclit weiter reducirt wird. In saurer Lijsung (%I wid H Cl) findet keiiie Iieduktion statt; eine schwache, griinliche I'iirbung zeigt sich dabei, aber die grijsste Merge des ange- weiideten I)ibroindiiiitrorncthaiis bleibt unverandert.

H e l g r i i d . iiii Noveiiiber 1882. Cheni. Laboratorium an der kiinigl. Hochscliiile.

16. W. A. N o yes: Ueber die Oxydation Ferridcy enktllium.

der Nitrotoluole mit

[Jlittlieilung iius tlcni clicni. 1,aburatoriiini der Universicit Minnesota.] (Eingcgangen ani S. ,Januar: vcrlewii in der Sitzung von Hm. A. Pinner.)

Hekaiiritlich iiben negative Atoine oder Atomgruppen, welche sich in der Orthostellnng gegen Kohlmwasseretoffreste im Benzolkern be- finden, einen schiitzenden Einfliiss aut' diese Reste aus, wenn die Ver- bindungell mit Chroinsaure oxydirt werden l) ; hingegen werden solche Reste, welche in der Met:t- oder Parastellung siiid, mit Chromssure leicht oxydirt.

Si-heirib;ir iibeii ziiweilen iiegative Atome in der Orthostellung solrheii Scliutz gegeii Oxydation iiiit Sdpetersaiire aus.

Wirkt dagegeii iibermarigarisaiires Knlium in nlkalischer Losung, so wird dr r in Ortliostellung befiridliche Rest oxydirt. 2,

Wird dime vrrschiedenartige Wirkiing durch den besonderen Cha- rakter jeiles oxydirendeii hlittrls oder durcfi ihren alkalischen oder saiireii Cliarakter bestimnit?

Ich stellte eine Reihe voii Versuchen zur LCsung dieser Prage aii uiid zwitr durrh Studiren der Wirkung eines neueii alkalischen oxvdirendeii Mittels, Ferrideyankalium und Aetzkali.

I) l i e n i s e n , Anicr. Chem. Journ. 1579, 33. 345. ?) 1i. Meyer u n d A. Bai i r , dicse Bericlite XIII, 1495.