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19 zucrst zu einiger Bedeutuag erhoben haben. Die Par- zellanmalerei verdankt deu neuen chemischen Entdeckon- gel1 liicht allein diese zmei fur dieselbe SO wicllligen Oxyde, sondern auch das Uranoxyd, dis eine ausge- zeicbnet schbne schwane Farbe unter der Glasur und fur das grofse Porzellanfeuer, und schone gelbe und orange Farbentone fur die Porzellanmalerei auf der Gla- sur giebt. Jelzt fehlt der Porzellanmalerei, um ihrer Vollen- dung nahe zu kommen, nur noch ein Weifs, das sich init allen Farben verarbeiten Isfst, und ein schones Schar- lachrotb. W e r weirs, ob neuere Entdeckungen in der Chemie auch dieses Ziel nicht bald naher riicken otler ganz erreichen lassen. - Berlin, am 19. November 1833. IV. Ueber die Darstellung des Selens; von C. B r u n ne r. D e r Gtite des Herrn Ludwig, Beamten an der Kai- serlichen Ponellanfabrik in Wien , verdanke ich einen kleinen Vorrath des selenhaltigen Schlamms aus den Schwefelsiiurefabriken zu Luckawitz in BOhmen. In der Absicht, aus diesern Produkte das Selen auszuziehen, sah ich mich nach den bierzu vorhandenen Methoden um, und versuchte den Grund ihrer praktischen Anwendbar- keit durch Proben im Kleinen zu bestirnmen. Ich glaube dabei zu ' folgenden Resultaten gelangt zu seyn. 1) Die am gewbhnlichsten gebrauchte, zuerst voii Scbo lz ' ) auf den Luckawitzer Schlalnrn angewandte. Methode, darin bestehend, denselben so lange mit Sal- petersalzsSure zu digeriren, bis alles oxrdirt und das Se- lcn zu selenichter SIure aufgelost worden, aus dieser 2* 1) Scliweigg. Journ. XXXYIII, 231.

Ueber die Darstellung des Selens

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zucrst zu einiger Bedeutuag erhoben haben. Die Par- zellanmalerei verdankt deu neuen chemischen Entdeckon- gel1 liicht allein diese zmei fur dieselbe SO wicllligen Oxyde, sondern auch das Uranoxyd, d i s eine ausge- zeicbnet schbne schwane Farbe unter der Glasur und fur das grofse Porzellanfeuer, und schone gelbe und orange Farbentone fur die Porzellanmalerei auf der Gla- sur giebt.

Jelzt fehlt der Porzellanmalerei, um ihrer Vollen- dung nahe zu kommen, nur noch ein Weifs, das sich init allen Farben verarbeiten Isfst, und ein schones Schar- lachrotb. W e r weirs, ob neuere Entdeckungen in der Chemie auch dieses Ziel nicht bald naher riicken otler ganz erreichen lassen. -

Berlin, am 19. November 1833.

IV. Ueber die Darstellung des Selens; von C. B r u n ne r.

D e r Gtite des Herrn Ludwig , Beamten an der Kai- serlichen Ponellanfabrik in Wien , verdanke ich einen kleinen Vorrath des selenhaltigen Schlamms aus den Schwefelsiiurefabriken zu Luckawitz in BOhmen. In der Absicht, aus diesern Produkte das Selen auszuziehen, sah ich mich nach den bierzu vorhandenen Methoden um, und versuchte den Grund ihrer praktischen Anwendbar- keit durch Proben im Kleinen zu bestirnmen. Ich glaube dabei zu ' folgenden Resultaten gelangt zu seyn.

1) Die am gewbhnlichsten gebrauchte, zuerst voii S c b o l z ' ) auf den Luckawitzer Schlalnrn angewandte. Methode, darin bestehend, denselben so lange mit Sal- petersalzsSure zu digeriren, bis alles oxrdirt und das Se- lcn zu selenichter SIure aufgelost worden, aus dieser

2 * 1) Sc l iwe igg . Journ. XXXYIII, 231.

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Fliissigkeit nach Austreibung der Salpetcrsiiiire das Selen durch schweflichtsaures Ammoniak zu fdllen, ist zwar gans geeignet, dasselbc zu erhalten, aber Hulserst muh- saiii, und der sehr grofsen Meiige von Saure wegen, welche dabei erfo'rdert wird, da aiich aller Schwefel, der die Hnnptinasse des Schlammes bildet , ovydirt merden iiiiifs, ziemlich kostspielig.

2 ) Die von K o s e ) zur Analyse selciilialtigcr Erne aiigewandtc Zerlegungsinethode mittelst Clilorgns, welclies iiber die gelinde erwarmte Selenverbindung geleitet wird, falid ich zwar ebenfalls vollkoinincn dazu ~ecignet, den Luckawitzer Sclenschlninin zu zcrsetzen, und glaube, dnfs dieselbe, wenn es sich darum handelte, ihn eincr geiiaueii Analyse zu untermerfen, unstreitig die zweckmalsigste ware. Urn aber aus einigen Pfunden desselben das Se- len abziischeiden , mochten wohl die namlichen Schwie- rigkeiteii wie bei 1) eintreten.

3) Nach dein Vorsclilage von Magnus 2 ) , indein man den sclenhaltigen Schwefel mit seinem achtfachcn Gewichte Braunsteins in einer Retorte erhitzt, wobei dcr Schwefel in Gestalt voii schweflichtsaurein Gase ent- weicht, das Seleu dagegen sich in dem Retortcnhals SII-

blimirt, habe ich dasselbe ebenfalls aus einer Probe mei- lies Produktes erhalten. So sinnreich uiid einfacli diese Methode ist, so balte id1 sie doch nicht fur zwe6kmiilig. Das zu bebandelnde Gemenge bildet namlich verh~ltnifs- insfsig gegen das zu erhaltende Produkt ein sehr grofses Volumen, desseii Destillation in glhernen Retorten sehr unbequem ist, und obgleich, wie Hr. M a g n u s richtig bemerkt, dasselbe .nicht schlnilzt und der Ruckstand leicht ails der Retorte ausgeschiittet werden kann, wlbrend das Selen an der Wolbung des Halses festsitzt, so ist eine oftere Wiederholung dieser Operation doch immer vie- ler Gefahr .des Verlustes ausgesetzt, besonders da zuletzt

1 ) Annal. 111, 2il . 2) Annal. XX, 165.

21 zur Sublilnation des Selens cine ziemlicb starke HiVze gegeben werden rids. Vielleicht klinnte im GroEsen wit thijnefnen Hetorten nacli dieser Methode rnit einigem Vortheile gearbeitet werden.

4) Durch Schmelzen der Verbindung init Salpeier kann das Selen zuileich mit allen iibrigeii vorhandenen Stoffen osydirt werden. Zicht ,man diese Masse mit Wasser aus, so entbalt die Aufliisong selensaurcs Kali. Aus diesein kann das Selen gefillt werdcn, nachdem man die Flussigkeit so lange wit Salzsgure. gekocht hat, bis alle Salpeterszure zerstiirt ist. Allein aueh dimes Verfahren ist seiner Umst;indliclikeit und der groben Menge der erforderlichcn Materialien wegen , keineswegs von praktischem Nutzen.

5) Leichter gelangt man nacli der von Berze l ius4 ) angegehenen Mcthode auf folgeude Art zu seinem Zwecke.

Man destillirt den getrockneten selenlialtigen Sclilainm in einer &isernen Retocte, welches olme Scliwiorigkeit wie eiue gemlihnliehe Schwefeldestillation gescbieht. Zuerst geht eine geringe Menge eiues sauerlichen Wassers fiber, dann folgt der Schwefel, der sich. in der Vorlage mit schinutzig, graugelber Farbe condensirt, welclie jcdoch nicht sowohl von Selen, als von kobligen Theilen her- zuriihren scheint. Bei meinen Versuchen wurden ;)us 100 Theilen des trockenen Selenscl~lammns ungefalir 42 dicses Schwefels erhalten. Man zerreibt ihn zu griibli- cbem Palver, und trligt ihn in kochende, zielrilicb concen- trirte Auflbsung von litreridem Kali, so lange diese ihn aufliist. Sollte etwas zuviel Scbwefel hineingeschiittet seyn, so rnufs Kali hinzugekgt werden, bis er aufgeliist ist. Es ist gut, den Funkt w1 erreichen, da die Flussig- kcit mit Schwefel gesiittigt ist, ohne jedoch beini Ver- dunnen mit Wasser Sclwefel abzuscheiden. Die Flus- sigkeit wird mit ilirein 4- bis Gfachen Valurnen Wassers 1

vcrdunnt, wenn es niiihig ist filtrirt, und in einer flachcn 1 ) Jalrrcsbericht VIJ, 126.

'22 Schale der Luft ausgeselzt. Nach einiger Zeit, bei klei- neren Mengen nach 2 bis 3, bei griifseren, z. B. 4 Pfund des aufgeliisten Schmefels, in 8 bis 10 Tagen, fzngt sicti auE der Oberflache der Flussigkeit eine grayhitlhnlichc Vegetation an zu bilden, welche sich bald zu grfifseren, zusammenhangendeii Schdppen vereinigt, die bei gelinder Erschiitterung der Schgle zu Boden sinken. Wenn diesc Absclieidung nicht mehr zunimrnt, so wird die Flussig- keit atgegosseii und die iiiedergefalleiien BlStter ausge- waschen. Uieselben sind gew6hnlich fast ganz reines Selen. Zumeilen fillt ails der selenhaltigen Schwefelle- berauflfisung anfanglich cine Ieichte, flockige , schwarze Substanz heraus. Dieses ist Kohle. Es ist sehr leicht, sie von dem Selen zu uuterscheiden, und bevor dieses sich abzusondern anfiingt, durch Filtriren zu beseitigen. Lafst man nach Abscheidung des Selens die Flussigkeit uoch einige Tage l ~ u g e r an der Luft stehen, so bildet sich auf ihrer Oberflache eine feuerrothe, theils pulverige, theils blzttrige Absonderung, welche eine Verbindung von Schwefel mit ein wenig Selen ist.

Um das zuerst erhaltene Selen von einem geringen Ruckhalte von Schwefel zu befreicn, kann man dasselbe entweder noch einmal auf die angezeigte Art mit atzen- der Kalilauge behandeln, aus melclier es sich in 2 bis 3 Tagen an der Luft vollkommen rein abscheidet, oder es auf die bekannte Art mit Salpetersalzs+e oxydiren, untl aus der entstandenen Aufliisung durch schweflicht- saures Ainmoniak niederschlagen. Im crstern Fall bleibt eine geriiige Menge von Selen in der kalihaltigen Flus- sigkeit aufgelost, als selenichte SYure. Dieser Verlust is; jcdoch sehr gering. Bei einem, in der Absicht ihn zu bestimmen, angestellten Versuche, schied sich von 1 Grainm in Aetzkali aufgeliisten reincn Selens in 2 Tagen 0,955 Gr. aus. - Auf ahuliche Art karin BUS der erwahnten ro- then Verbindung von Schwefel und Selcn das letztcrc lcicfit dargestcllt werden. Bei nieincu Vcrsiichen liefertc

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dieselbe 10 bis 12 Proc., ihres Gewichtes Selen. Sie schqjnt tin Gemenge zii seyn Yon Schwefelvelen lnit Schwefel.

L s t t man die Aufhung , atis welcher sich das Se- ]en und jcne rothe Verbindung amgesondert haben, noch langere Zeit, z. B. 6 bis 8 Wochen der Luft ausgesetzt stehen, 60 scheidet sich bei al1m;iligcr Oxydation der Schwefellebcr zuerst ziemlich reiner, und endlich wie- deruln selenhaltiger, gmulich gefarbtcr Schwefel a m . Die daraiis zu gewinnende Menge von Selen ist z m r sebr gering, kann aber do& uoch mit Vortlieil durcli Wie- derholung der Operation mit Kali ausgezogen werden. Zuletzt bleibt iu der Fiiissigkeit noch eine sebr geringe Menge von Selen aufgeliist. Mail kann dieselbe gewiu- nen, indern man das Kali mit Salzskire ssttigt, iind den sich ausscheidenden Schmefeel dcr Bcl~andlung init iitzcn- dein Kali wie Ailfangs unterwirft. Man wird aber fin- den, dafs die geringe Menge, welche auf dime Art noch gewonnen werden kann, die Arbejt niclit lohnt.

Dcrch besondere Versuche babe ich die nach den1 beschriebenen Verfahren aus dem selenhaltigen Schlamm zu gewinnende Menge von Selen vergleichungsweise mit der wirklich darin enthaltenen bestimurt, und dabci ge- funden, dafs 100 Theile des daraus abdestillirten Scbwe- fels durch Oxydation mit Salpetersalzsaure und Fzllen der Aufliisung mit schweflicbtsaurem Ammoniak, unter Anmendung aIIer bekannten Vorsichtsma€sregeh, 6,74 Selen liefern, dagcgen nach dem oben mitgetheilten Vcr- faliren, wenn die nach der Ausscheidung der rothen Verbindung noch aufgeliist bleibende Menge aufgeopfert wird, 6,l gewonncn wird. Icb glaube, dafs der geringe Verlust durch die grofsere Einfaclrheit der Methode er- se tzt w ir d .

Der beiln Abdcstilliren des SchwefeIs und dem se- lcnhaltigen Scblaininc bleibende schwarzc pulverige Kuck- stand cnthiilt noch cine geringc Mcnge YOU Sclen. Er

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besteht , dcr Hauptinasse nach , aus kieseligem Sanclc, Kolile, Blei (an wclches wohl. zun~chst das darin nocli eiithdtene Selen gebunden seyn miichte), Knlk, Eisen, Tbonerde, Schwefel. Am bequeinsten gewinnt man dns Selen aus demselben, indem man 1 Theil desselben niit 1 Theil Salpeter und 2 bis 3 TheiIen Kochsalz in einem Tiegel so lange erhitzt, bis die schwarze Farbe zerstort, und eine rbtlilich gelbe an deren Stelle getrcten ist, wozu eine kaum anfangende Glubhitze hinreicht. Die kaltge- mordene Masse wird mit Wasser ausgezogen, und die Auflosung so lange mit Salzslure gekocht, bis die SaI- peterslure zerstort ist, worauf sich das Selen durch fort- gesetzte Digestion mit ichweflichtsaurem Aiiimoniak ab- scheiden 12Lt.. Die Ausbeute ist aber iminerliin sehr gering. Sie betrug bei meinen Versuchen 1 bis 1; l’roc. jenes I)estillationsiuckstandes.

Urn endlich das auf die beschriebene Art erhaItene Seleii in zusaininenhangender Forin und von der einge- inengten Kolile, weiiii solche nicht aus der Kalifliissigkeit durch Abfiltriren getrennt wurde, befreit zu erhalten, darf es nur in einer kleinen Ketorte der Destillation un- terworfen werdeo. 1st jene kohlige Substanz noch dabej, so bekolnmt man bei dieser Destillation zuerst eine ge- ringe Menge einer ainrnoniakalischen Fliissigkeit, welche vielleicht auf thierischen Ursprung jener KohIe schliefsen lafst, d a m folgt das Selen von einer Spur selenichter Saure begleitet, und im Ruckstand bleibt die Kohle.

V. Ueber die Wirkung dcs Stickto ffoxydgases auf Eisenoxydulsalze; con Hm. 3ugB ne PeZigot .

Die zuerst von P r i e s t l e y wnhrgcnolnmciie Absorption des Siickstoffoxydgases durch dic Eisenoxydulsalze wird,