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484 Vermuthlich war damals schon die Ostsee ein vom Welt- meer abgetrenntes Wasserbecken und den hier sich ent- wickelnden Strtimungen stellten sich Tausende von Fels- kegeln (Schlren) als Wogenbrecher entgegen, wenigstens auf der grtifsten Fltiche des jetzigen Festlandes. Erfolgreicher diirfte an vielen Punkten das aus dem Polarmeer kommende Treibeis eingewirkt haben eur Zeit, als Rollsteinrticken noch unter dem Meeresspiegel sich befanden. Wie es heut noch an den Kiisten des Eismeeres, z. B. von der Baringstrafse, bisweilen so heftig an das Land gedrlngt wird, dds es den losen Meeresgrund, wie der Schneepflug den Schnee, in hohe Wiille zusammen- schiebt, so wird es auch weiter hinaus im tieferen Wasser die etwa vorhandenen und erreicbbaren Rollsteinbfinke ver- schoben und umgelagert haben. X. Ueber die Darstellung won Jlagncten auf elektrolytischein Wege ; von W. Be e t zi. (Aus den Berichten der Bayersehen Akademie der Wissenschaften ; vom Hm. Verf. mitgetheilt. H e r r Staatsrath v on Jacobi 1) beginnt einen Bericht an die mathematisch - physikalische Classe der K. Akademie ZII St. Petersburg mit folgenden Worten: ,,Die Frage, wie sich die Molecule des galvanisch reducirten Eisens gruppiren werden, wenn die Reduction unter Einwirkung eines krgftigen Magnetismus geschieht, kann nur auf experimentellem Wege beantwortet werden. Der Versuch wurde von mir angestellt unter der Voraussetzung, es sey recht wohl mcglich, durch zweckmgfsige Anordnung das ohnehin im Bruche stahlsrtige, galvanisclie Eisen zu determiniren, sich unmittelbar zu per- 1) Bekanntlich seitdem (10. Miirz d. J.) der Wissenschaft durch den Tod entriesen. P.

Ueber die Darstellung von Magneten auf elektrolytischem Wege

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Vermuthlich war damals schon die Ostsee ein vom Welt- meer abgetrenntes Wasserbecken und den hier sich ent- wickelnden Strtimungen stellten sich Tausende von Fels- kegeln (Schlren) als Wogenbrecher entgegen, wenigstens auf der grtifsten Fltiche des jetzigen Festlandes.

Erfolgreicher diirfte an vielen Punkten das aus dem Polarmeer kommende Treibeis eingewirkt haben eur Zeit, als Rollsteinrticken noch unter dem Meeresspiegel sich befanden. Wie es heut noch an den Kiisten des Eismeeres, z. B. von der Baringstrafse, bisweilen so heftig an das Land gedrlngt wird, d d s es den losen Meeresgrund, wie der Schneepflug den Schnee, in hohe Wiille zusammen- schiebt, so wird es auch weiter hinaus im tieferen Wasser die etwa vorhandenen und erreicbbaren Rollsteinbfinke ver- schoben und umgelagert haben.

X. Ueber die Darstellung won Jlagncten auf elektrolytischein Wege ; von W . B e e t zi.

(Aus den Berichten der Bayersehen Akademie der Wissenschaften ; vom Hm. Verf. mitgetheilt.

H e r r Staatsrath v on J a c o b i 1) beginnt einen Bericht an die mathematisch - physikalische Classe der K. Akademie ZII St. Petersburg mit folgenden Worten: ,,Die Frage, wie sich die Molecule des galvanisch reducirten Eisens gruppiren werden, wenn die Reduction unter Einwirkung eines krgftigen Magnetismus geschieht, kann nur auf experimentellem Wege beantwortet werden. Der Versuch wurde von mir angestellt unter der Voraussetzung, es sey recht wohl mcglich, durch zweckmgfsige Anordnung das ohnehin im Bruche stahlsrtige, galvanisclie Eisen zu determiniren, sich unmittelbar zu per-

1) Bekanntlich seitdem (10. Miirz d. J.) der Wissenschaft durch den Tod entriesen. P.

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manentenMagneten zu constituiren’).‘ AlsHerr von J a c o bi diese Worte niederschrieb, war ihm gewifs der 111. Band von Poggendorff’s Annalen nicht gerade zur Hand, er wiirde sonst gefunden haben, dafs ich, schon zwijlf Jahre fruher als er, mir ganz dieselbe Frage gestellt und deren Beant- wortung versucht hatte ”. Ich wiirde rnir nicht die Miihe geben, diese Thatsache in Erinnerung zu bringen, wenn ich weiter nichts beabsichtigte, als mein Erstenrecht zu wahren ; denn es werden wohl nicht alle Physiker so, wie Herr von J a c o b i , meine Arbeit ganz iibersehen haben. Aber es handelt sich hier um etwas ganz Anderes, namlich darum, daD ich auf elektrolytischem Wege Magnete erhalten habe, Herr von J a c o b i aber nicht. Und da auch von anderen Seiten im Laufe der Jahre zum Theil einander wider- sprechende Angaben iiber die magnetischen Eigenschaften des elektrolytisch dargestellten Eisens ausgesprochen worden sind, so erlaube ich mir, auf den fraglichen Gegenstand noch einmal zuriickzukommen.

Herr vo n J a c o bi stellte gleichzeitig durch denselben Strom zwei hohle Eisencylinder dar, deren einer sich inner- halb einer starken Magnetisirungsspirale bildete, wahrend der andere keinem solchen magnetisirenden Einflusse aus- gesetzt wurde. Dafs das erhaltene Eisen uberhaupt Coer- citivkraft besak , geht daraus hervor, dafs beide Cylinder in Folge ihrer verticalen Stellung einen permanenten, wenn auch schwachen Magnetismus der Lage annnhmcn. Ich habe dieselbe Thatsache an den von mir fruher elektrolytisch erzeugten Magneten ebenfalls bemerkt und auch erwahnt3). Dds trotzdem das in der Magnetisirungsspirale befindliche Eisen keinen starkeren Magnetismus zeigte, als das andere, erklart sich sehr einfach dadurch, dafs dessen Magnetisirung unter Umstanden versucht wurde, unter denen sie garnicht eintreten kann. Auch ich hatte Eisen im Innern einer

1) Pogg. Ann. CXLIX. (1873) p. 341; aus dem XVIII. Bd. der

2) Pogg. Ann. CXI. (1860) p. 107. 3) a. a. 0. p. 111.

Bulletins de l’acad. de St. Pdtersboug, Mai 1872.

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Magnetisirungsspirale niedergeschlagen und nachher magne- tisch gefunden l), aber meine Kathode war eine ebene Platte, der als Anode ein ebene Eisenplatte gegeniiberstand. Herr v o n J a c o b i bediente sich als Kathode einer tibcrkupferten Wachskerze, und stelltc derselben eine cylindrisch aufgerollte, jene ganz umschliefsende Eisenanode gegeniiber. Hierdurch wurden die sich niederschlagenden Eisenmolecule von vorn herein in den magnetischen Schatten gestellt ; sie wurden Bul'seren magnetisirenden Einfliissen in derselben Weise ent- zogen , wie , nach P o i s s o n , eine kleine Magnetnadel, welche sich im Innern einer Hohlkugel von weichem Eisen befindet, keine magnetisirende Wirkung erleidet durch Mag- nete, welche sich aufserhalb dieser Kugel befinden. Urn zu erkennen, wie weit ein solcher magnetischer Schatten in dem Falle, in welchem Herr von J a c o b i experimentirte, eine Richtung der im Innern der Spirale befindlichen Molecule verhindern konne, stellte ich folgende Versuche an:

Ein frisch gellrteter, von Magnetismus freier Stahlstab, A , 238"" lang, mit qiiadratischem Qaerschnitt von 6,6""' Seite, S3urm schwer, wurde durch Korke in der Axe einer Magnetisirungsspirale befkstigt, welche bei gleicher Lange, wie der Stab, aus 330 Windungen in 2 Lagen be- stand. Zuerst wurde der Stahlstab von einem in das Innere der Spirale geschohenen hohlen Eisencylinder von 2"" Wanddicke umgehen und der Strom von drei Groveschen Elementen durch die Spiralc geleitet. Nach mebrmaligen Unterbrechungen und Schliefsungen des Stromes wurde der Stab aus der Spirale genommen, an einem Seidenfaden hori- zontal aufgehiingt und seine Schwingungsdauer untersucht. Hierauf wurdc dcr hohlc Eisencylinder durch einen abnlichen Messingcylinder ersetzt, der Stab in die Spirale zurtickge- setzt, iind wieder auf seine Suhwingungsdauer untersucht. Ganz dieselbe Versuchsreihe wurde dann mit einem zweiten StahlstabeB, von ganz gleichen Dimensionen wiederholt. Die

1) Portschr. cl Physik XVI. (1860) p. 522. 2) Pogg. Ann. I . (1824) p. 31s; aus den Ann. de chim. ct de phys.

XXV. 113.

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beobachteten Schwingungsdauern waren nach der Magne- tisirung

A B in der Eisenhulse 96 84 Sec. in der Messinghulse 12 11,l

9,5. und nachdem die %be am Pole+eines kraftigen Electro- magnets gestrichen worden waren 9

Die sich aus den mitgetheilten Daten ergebenden spe- cifischen Magnetismen der beiden Stiibe, d. h. deren magne- tische Momente dividirt durch ihr Gewicht, waren demnach (die Horizontalcomponente des Erdmagnetismus T = 2,OO gesetzt) nach der Magnetisirung

A B in der Eisenhiilse 2,5 3,3 in der Messinghulse 161,9 199,2 nach dem Strich 288,2 258,3.

Wenn nach diesen Versuchen sich das einfache Um- geben des Stabes mit einer Eisenhulse die magnetisirende Wirkung der Spirale auf denselben auf einen sehr geringen Werth hinabdriickt, so wurde dieser Werth noch weiter da- durch verringert, dafs das Glas, welches die Kupferkathode und die rohrenformige Eisenanode enthielt, auch von aufsen noch von einer aus Eisenblech zusammengebogenen Rijhre umgeben war, iiber welche dann die Spirale gewickelt wurde. Was der Zweck dieser Eisenrohre gewesen sein kann, weifs ich nicht, da es sich hier nicht urn Inductions-, sondern urn Magnetisirungsversuche handelt.

Weshalb Herr von J a c o b i keinen elektrolytisch er- zeugten Magnet zu Stande brachte, ist demnach hinreichend verstiindlich. Es fragt sich aber noch, ob das von ihm dar- gestellte Eisen wirklich garnicht fahig war, permanenten Magnetismus anzunehmen.

Der Gedanke liegt nahe, d a b das elektrolytisch nieder- geschlagene Eisen je nach der Losung, a m welcher es er- halten ist, ein verschiedenes Verhalten gegen den Magnetis- mus zeigen kann. Nach iibereinstimmender Angabe aller Beobachter ist das galvanische Eisen, ohne Rucksicht auf diese Liisungen, stets hart und sprode; nur eine abweichende

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Angabe finde ich, namlich die von K r m e r I), welcher das aus EisenchloriirlBsung nieclergeschlagene Eisen so weich fand, dafs es sich an den Riindern mit dem Messer schnei- den liefs , wiihrend das nach B o t tge r ' s Vorschrifk z, aus einem Gemisch von schwefelsuurem Eisenoxydnl und Sal- miak gewonnene sprode und des bleibenden Magnetismus fghig war. K r ii m e r sieht aber diesen Niederschlag nicht als rcines Eisen, sondern als Stickstoffeisen an, eine An- sicht, welcher M e id i n g e r ') entgegengetreten ist, der den Stickstoff in der Gestalt von Ammoniak dem Eisen beige- mengt glaubt. Auch die Angabe K r a m e r ' s , dafs das stickstofffreie Eisen weich sey , hat directen Widerspruch gefunden, indem S t a m m e r 4, auch aus Eisenvitriollosung, ohne allen Zusatz, glasharte Niederschlage erhielt und der Meinung ist , dals die Molecularbeschaffenheit des Eisens nur von der Stromstiirke, der Nahe der Elektroden und der Entwickelung von Gasblasen abhangig sey. Schon friiher hat M a t t h i e s s e n ') darauf aufmerksam gemacht, dak das aus Eisenvitriol- iind aus Eisenchloriirltisung er- haltene Eisen eine bedeutende Cogrcitivkrafk besitze , und H o b 1 e r 6, hat sogar aus concentrirter Eisenvitriollosung in ganz ahnlicher Weise, wie ich fruher aus der B o t t g e r '- schen, unter dem Einflusse eines starken Magnets mag- netische Eisenniederschliige dargestellt. Dagegen sagt Kle in ' ) selbst von dem aus einer Mischung aus Eisen- vitriol- und schwefelsaurer Ammoniaklosung dargestellten Eisen , es scheine keinen permanenten Magnetismus zu haben, sondern, wie das weiche Eisen, den Magnetismus der Lage anzunehmen, und Herr von Jacobis ) , dem alle oben erwahnten Angaben entgangen oder der Beachtung

1) Dingler polyt. J. CXI. (1861) p. 444. 2) Pogg. Ann. LXVII. (1846) p. 117. 3) Dingler polyt. J. CLXIII. (1862) p. 295. 4) Dingler polyt. J. CLXI. (1861) p. 303. 5) Phil. Mag. (4) XV. (1858) p. 80. 6) Proc. of tho lit. and phil. SOC. of Manchester 11. (1862) p. 1. 7) Bull. de PAcad. Imp. do St. Pdtersbourg XIII. (1868) p. 48. 8) Pogg. Ann. CXLIX. (1572) p. 349.

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nicht werth gewesen zu sein scheinen, denkt sogar daran, ob nicht dem galvanischen Eisen eine vortheilhafte Beniitzung im Gebiete des Elektromagnetismus in den Fallen bevor- etehe, wo es sich, wie x. B. bei Induotionsappaiaten u. s. w., darum handelt, einen starken, temporlren und ohne Rcsi- duum augenblicklich verschwindenden Magnetismus herzu- stellen, zu welchem Zweck er freilich gar nicht das gal- vanische Eisen direct untersucht hat, sondern erst, nachdem dasselbe durch Ausgliihen u. dgl. in seiner Structur ver- andert worden war. Ftige ich zu diesen, eipander zum Theil geradezu widersprechenden Angaben hinzu, dab nach den Versuchen von L e n z ') das galvanische Eisen sehr betrachtliche Mengen von Gasen, namentlich von Wasser- stoffgas, absorbiren kann, so ist die Behauptung gewifs gerechtfertigt, dafs man es je nach der Beschaffenheit der Losungen, der Starke und Dichtigkeit des Stromes und nach andern Nebenumsthden mit Niederschlagen ganz verschiedener Natur zu thun haben kann, und d a b erst durch den Versuch festgestellt werden muQ, ob das nach Herrn von J a c o b i's Methode dargestellte Eisen wirklich aller CoCcitivkraft bar ist, oder ob er elektrolytische Mag- nete ebensogut, wie ich, erhalten haben wtirde, wenn er, wie er versprochen hatte, seinem Apparate eine ,,zweck- marsige Anordnung" gegeben hatte.

Ich habe defshalb folgende vergleichende Versuche angestellt ".

1) Bull. de 1'Acad. Imp. de St. P6tersburg XIV. (1869) p. 252 und 337. 2) Ieh habe bei meinen Versuchen nie so dicke Eisenschichten an-

wachsen lassen, wie es Herr. v o n J a c o b i gethan hat, weil mit zunehmender Dickc des Niederschlages dcssen speeifischer Mngnctis- mus abnehmen mufs. Vergleiche meinc friihere Abhandlung p. 112.

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I ' I t

Ein funflamelliger Haarlemer Magnet

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von i 5 Kgr. Tragkraft wurde so aufgestellt, dafs seine beiden Pole n und s sich lothrecht iibereinander befanden. Vor jede Polflache wurde horizontal ein Eisenanker, aa und bb, ge- legt; auf die Enden a und a wurden zwei Becherglaser mit fast ebenem Boden gestellt, dcren jedes eine Spirale aus etwa 4"" dickem Eisendraht enthielt. In der Achse jedes Glases wurde einc uberkupferte 60'"" lange Wachs- kerze lothrecht auf einen mit Firnifs uberzogenen Eisen- klotz e aufgestellt und durch einen anderen Eisenklotz c, der an ein Ankerende b aufgehangt war, in dieser Lage festgehalten. Das eine Glas wurde mit der von Herrn v o n J a c o b i beniitzten, von K 1 e i n vorgeschlagenen, bitter- salzhaltigen Losung, das andere mit der B o t t g e r 'schen Losung gefullt. Die erstere war durch kohlensaure Mag- nesia nahezu neutralisirt und ganz wie es Herr v o n J a c o b i vorschreibt, bis zum specifischen Gewicht 1,270 verdiinnt ; die letzte war concentrirt. Nun wurde der Strom eines Leclanchk-Elementes durch beide Zersetzungszellen hinter- einander geleitet , so dak die Eisenspiralen als Anoden, die Kupfercylinder als Kathoden dienten. Die Spiralform war fur die Aiioden defshalb gcwiihlt, weil zusammen- hiiingende Eisencylinder unter dem inducirenden Einfluls der stark magnetischen Anker selbst eineii kriiftigen Mag- netismus annehmen, der auf die Magnetisirung des Nieder- schlages nachtheilig wirken mufs. Der FirniQuberzug auf den Eisenklotzen cc und ee verhinderte die Entstehung

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eines Niederschlages auf den Kliitzen selbst , sowie eine Nebenschliefsung des Stromes durch den Eisenanker bb. Das Gewicht der Kerzen war vor Beginn des Versuches bestimmt. Nachdem derselbe 3 Tage gedauert hatte, wurde der Apparat auseinander genommen. Beide Kerzen waren mit Eisen bedeckt. Der Niederschlag I aus der B o t t - g e r’schen Liisung war schijn metallisch gliinzend , ganz glatt, und nur mit kleinen Gruben, den Anzeichen einer miifsigen Wasserstoffentwicklung , bedeckt. Der Nieder- schlag I1 aus der Jacobi’schen Losung war schwarz, ganz mit rauhen Aesten bedeckt in der Art, wie die Zeichnung , welche Herr v on J a c o b i seiner Mittheilung beigegeben hat, zeigt, nur waren die Aeste alle nach oben gerichtet, offenbar durch die ziemlich lebhaft aufsteigenden Gasblasen gedrangt. Dars die Gasentwickelung in dieser Zelle lebhafter gewesen war, als in der andern, war nicht nur wiihrend des Versuchs bemerkbar, es zeigte sich auch dadurch, dafs die Gewichtszunahme der Anode

betrug. Die grbfsere Concentration der B o t t ger’schen Losung hatte wohl diese lebhafte Gasentwicklung gemiif‘sigt. Aus den beiden Magnetrohren wurde das Wacbs nicht herausgeschmelzt , weil die Erwiirmung dem etwa vor- handenen Magnetismus Eintrag thiin konnte; vielmehr wiw- den die ganzen Stiibe sorgfaltig getrocknet, durch Ein- tauchen in diinne Schellackliisung mit einem gegen Rost schiitzenden Ueberzug versehen, und dann nach der Me- thode der Ablenkung auf ihren Magnetismus untersucht. Dabei ergab sich der specifische Magnetismus von

I = 7,47 gr., I1 = 6,46 gr.

I = 214,5, I1 = 59,O.

Der Magnet I zog Eisenfeile kraftig an, I1 nur schwach. In der vorher beschriebenen Magnetisirungsspirale der mag- netisirenden Wirkung von 3 Groveschen Elerneliten im Sinne ihres bisherigen Magnetistuus ausgesctzt, nabmen sie die specifischen Magnetismen an:

I = 256,0, I1 65,5.

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In der That also ist das sue der Bb t t g e r ' d e n Llhung erhaltene Eisen des permanenten Magnetismus in vie1 hliherem Maafse fiihig, ale dae Jacobi'sche Eisen. Wenn aber am letzteren gar kein solcher gefunden m d e , so war das nur der unzweckmiifsigen Anordnung des J a c o bi'schen Apparates zuzuschreiben. Der Ltige Magnet zeigte sich auch bei weiteren Versuchen mit Cotkcitivkraft wohl be- gabt ; in der Magnetisirungsspirale konnte er sowohl durch galvanische Strlime, ale dmch die Funkenschliige einer H o l t z 'schen Maschine nach Belieben in der einen oder an- deren Richtung mit permanentem Magnetismus versehen werden.

Es war weiter zu untersuchen, ob der aus der Bbt t - g e r 'schen Lbsung erhaltene Niederschlag als materiel ver- schieden (ale Stickstoffstahl) eine grbfsere Cogrcitivkraft besafs, ale der aus der K1 ein'schen Losung gewonnene (der dann nur als Eisen oder als Waeeerstoffeieen zu betrachten wiire), oder ob lediglich die verschiedene Form der beiden Niederschllige ihre ungleiche Cokcitivkraft bedingte. Ich versuchte defehalb aus beiden Lbsungen mliglichst gleich- artige Niederschllige darzustellen. Auch die K l e in'sche Lbsung wurde concentrirt angewsndt. Der elektrolysirende Strom wurde wieder durch ein Leclanchd-Element erregt, er wurde aber durch Einschaltung eines Widerstandes von 20 Q.E. soweit geschwticht, dafs die Wasseretoffentwicklung nur eine geringe war. Sie ganz zu unterdrticken gelang, auch durch grlifsere Widerstlrnde, nicht. Die sich ab- scheidenden Blasen wurden mittelst eines Pinsels von Zeit zu Zeit entfernt, was sehr leicht geschehen konnte, da die spiralfhnige Elektrode den ,Niederschlag dem Auge nicht verdeckt. Die beiden ereten auf diese Weise erhaltenen Niederschliige, III aus Bbttger'scher, IV aus Klein'scher Lbsung, wurden nicht gleichzeitig, eondern jeder fur sich direct zwischen den Magnetpolen dargestellt. Dm Gewicht von IIX wm = 4,105 gr., das von IV = 1;405 gr. Bei sllen folgenden Versuchen wurde dagegen jedeemal ein Magnetpsar zngleich an dem in der Figur dargestellten

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Apparat erzeugt, und durch ein gleichzeitig eingeschaltetes Kupfervoltameter ermittelt , welche Eisenmenge auf den Kathoden zu erwarten war. Als solche dienten von jetzt an polirte Mesaingstsbe von 130"" L h g e . So wurde zu- niichst aus der Bbttger'schen Liisung der Magnet V, 1,062 gr. achwer und aus der Klein'schen VI, 1,316 gr. schwer, erhalten, wiihrend nach Angabe des Voltameters 1,100 gr. Eisen hgtte niedergeschlagen werden sollen. Die Magnete III und V waren vollkommen blank und silber- weirs, I V und VI. schwarz, matt, mit kleinen Warzen bedeckt, nach dem Trocknen unter der Luftpunipe iiber Schwefelsiiure ging ihre Farbe in mattes Grau iiber. Die specifischen Magnetismen waren bei

III = 1084 IV = 49,9 V = 1225 VI = 66,6

und nach dem Magnetisiren in der Spirale III = 1150 IV = 57,7 V = 1261 VI = 73,5.

Da es mir also nicht ,gelungen war, aus der K 1 e i n 'achen Lbsung glatte Magnete zu erhalten, so verliefs ich dieselbe und wiihlte statt ihrer eine Lbsung von Eisenchlortir. Es wurden wieder zwei Magnetpaare nacheinander dargestellt: Im ersten Versuch sollten 0,436 gr. Eisen gewonnen wer- den; der Magnet VII (aus Battger'scher Lbsung) wog 0,426 gr., VIII (am Eisenchloriir) 0,411 gr. Im zweiten Versuch waren 0,746 gr. Eisen zu erwarten; der MagnetIX (aus B b t t ger 'scher Lbsung) wog 0,716 gr., X (Bus Eisen- chlortir) 0,660 gr. Die specifischen Magnetismen dieser Stiibe waren

VII = 1419 IX = 931,4 X = 215.

Nach dem Magnetisiren in der Spirale hatte IX = 1466 X = 267.

Wiederum waren VII und IX silberweifs und glgnzend, VIII und X hellgrau, matt und mit etwas dunkleren Leisten in der Lhgsrichtung bewachsen. Eine eolche 35"" lange Leiste wurde vom Stabe VIII losgesprengt; sie wog 0,116 gr.

VIII = 157,9

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und zeigte den specifischen Magnetiemus 374,7. Nachdem ich diese auffallende Beobachtang gemacht hatte , unter- suchte ich die SEbe VIII und X nllher, und fand, dafs jede dieser kleinen Leisten ein Magnet ftir sich war, dafs also der als Elektrode dienende Messingstab mit einer schwach magnetisirten Unterlage bedeckt war, auf welche dsnn eine Anxahl von kleinen, aber ziemlich kriiftigen Magneten aufgewachsen war. Die ganzen StIibe verhielten sich daher wie Magnete, welche mit Folgepunkten ver- sehen sind. Fiihrt man sie an dem Pole einer Magnet- nadel voriiber, so wird derselbe in der That bald ange- zogen, bald abgestofsen. Ueber den Stab X zog sich fast der ganzen L h g e nach eine solche etwa 2"" breite Leiste hin , defshalb erscheint auch sein Gesammtmagnetismus hiiber, als der von VIII, an welchem nur kiimere Leisten vorhanden waren I).

Hiernach darf icb nun wohl die Ergebnisse meiner Ver- suche in Folgendem zusammenfassen :

,,Das aus salmiakhaltiger Eisenlbsung niedergeschlagene Eisen ist in ganz hervorragendem M d s e des permanenten Magnetismus f3higz), das aus den anderen Lbsungen nur in geringerem Grade. Entsteht der Niederschlag unter der Einwirkung eines starken Magnetismus (und unter Ver- ineidung schiidlich wirkender Nebenumstlinde), so bilden sich aus der salmiakhaltigen Lbsuug starke Magnete von gleichmiifsiger Structur, wiihrend aus salmiakfreier Lbsung Mapete gebildet werden, deren Structurunregelmlifsigkeiteu Polgepunkte hervorrufen, und dadurch den von vornherein schon schwlicheren Magnetismus des Niederschlages noch schwlicher erscheinen lassen. Ein nicht unbedeutender Grad von Coercitivkraft ist aber dem galvanischen Eisen uiiter keinen Umsthden abzusprechen , es sei denn,

1) Dic simmtlichen Magnetyroben wurden der math.-yhys. Claese in deren Sitaung vorgelcgt.

2) NachF. Kohlransch (deasen Leitfadender praktiachen Pbyaik. 2.Anfl.) betriigt der apecifieche Magnetiemue bei den beeten Magneten von aehr langgestreckter Gestalt etwa 1oOO.

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d d s es durch Gltihen oder dgl. Processe in seiner Structur veriindert worden ist'.

Als Grund der erwiihnten Structurunregelmiifsigkeiten glaube ich die Beechdenheit der Lasungen selbst ansehen zu miissen. Wiihrend die salmiakhaltige Lbsung vollkommen klar bleibt, scheidet sich auf ihr eine feste krystallinische h a t e ab. Werden Stiicke derselben losgebrochen, so fallen sie zu Boden, ohne den Stab zu verunreinigen. Die Chloriirliisung triibt sich, und lagert bestiindig etwas von ihrem schlammigen Niederschlage auf die Elektrode ab. Die Klein'sche Liisung bleibt zwar auch ziemlich klar, auf ihrer tOberfltsche bildet sich aber ein schlammiger Schaum; Mlt von diesem etwas nieder, so wird ebenfalls die Elek- trode verunreinigt. Dadurch mufs der Eisenniederschlag an Homogenitiit verlieren, und durch theilweises Entfernen der Verunreinigung (durch Abpinseln, Aufsteigen der Gas'- blasen u. ' dgl.) kann die Bildung der oben erwanten Par- tialmagnete veranldst werden. Das adallend hohe Ge- wicht des Niederschlages VI kann wohl auch nur durch Einmischung fester fremdartiger Bestandtheile erkliirt wer- den, wiihrend das zu kleiiie Gewicht der iibrigen aus stickstofffreier Lbsung erzeugten Magnete auf eine lebhaftere ' Gasentwicklung schliefsen last.

In der k. k. Staatsdruckerei in Wien wird ebenfalls eia salmiakhaltiges Eisenbad angewandt , um die Kupfer- platten mit einer silberweifsen Schicht zu versttihlen. Kle i d schltsgt (a. a. 0.) mehrere ammoniakhaltige Biider fiir den gleichen Zweck vor. Ob die in der k. Staats- driickerei in St. Petersburg von Scam o n i dorgestellten, ,zum Kupferdruck vollkommeu geeigneten Eisenplatten', welche Herr von J a c o b i (Pogg. Ann. CXLIX. p. 345) erwiihnt, aus ammoniakhaltiger Liisung gewonnen werdon, ist nicht angegeben. Gewifs aber ist eine solche fiir die Darstelluug homogener Niederschliige die geeignetste.