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402 Es ergiebt sicb ails dieser Aafstellung auch die beacbtens- werlhe Thatsache, dafs die spec. Gewichte je zweier Cor- respon.!irenden in beiden Rcihen gewbhnlich verschieden sincl, und zwar die spec. Gewichte der rhombiscben Glieder durrbschnittlich nm 0,3 bis 0,:i hbher (die Atomvolumina da- her entsprechend niedriger ) als die der correspoudirenden regularen. Am auffallendsten trit t dieser Unterschied beim regularen und rhombiscben Arsennickel hervor, deren spec. Gewichte Breithaupt mit 6,4 bis 6,5 und 7,l pracisirte. Beim regularen Pyrit erscheint indessen nach den vorliegen- den Hestimmungen des spec. Gew. ausnabmsweise hbher wie das vom rhombischen Markasit. Bei dieser Vergleichnng ist jedoch nicht zu iibersehen, dafs in einzelnen Fallen na- turlich ein schwankender @serer oder kleinerer Schwefel; gehalt auch eine gewisse Abnahme oder Zunahme des Ge- wiclites verursachen m&, dafs ferner auch flir As substi- tuirtes Eb schwerer macht, was bei Beurtheilung einer Ge- setzinYfsipbeit wohl zu berlicksichtigen ist. Frankfurt a. M., Man 1869. 1V. CJeber die Entfernung, in welcher die mole- kularkrafte der Capillaritat noch wirksam sind; aon G‘. Qasincke. (im Aussuge d. K. Ges. d, Wiss. zu G6ttingen mitgecheilt d. 5. Mai 1869.) 1. Rekanntlich erklart man die Erscheinungen der Capillaritgt ails der Wirhung von Molekularkraften, die nur in unmerk- liclier Entferuung (distance insensible) wirksam sind. lndessen folgt aus den Versuchen von Simon ’), B e d e 2), 1 2) Men). cow. aau etr. de I’cicad. de &clx t. XXV, p. 13, 1862 Jtiii. d. chits. et d. phyu. (3) 1. 32, p. 39, 1851.

Ueber die Entfernung, in welcher die Molekularkräfte der Capillarität noch wirksam sind

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Es ergiebt sicb ails dieser Aafstellung auch die beacbtens- werlhe Thatsache, dafs die spec. Gewichte je zweier Cor- respon.!irenden in beiden Rcihen gewbhnlich verschieden sincl, und zwar die spec. Gewichte der rhombiscben Glieder durrbschnittlich nm 0,3 bis 0,:i hbher (die Atomvolumina da- her entsprechend niedriger ) als die der correspoudirenden regularen. Am auffallendsten trit t dieser Unterschied beim regularen und rhombiscben Arsennickel hervor, deren spec. Gewichte B r e i t h a u p t mit 6,4 bis 6,5 und 7,l pracisirte. Beim regularen Pyrit erscheint indessen nach den vorliegen- den Hestimmungen des spec. Gew. ausnabmsweise hbher wie das vom rhombischen Markasit. Bei dieser Vergleichnng ist jedoch nicht zu iibersehen, dafs in einzelnen Fallen na- turlich ein schwankender @serer oder kleinerer Schwefel; gehalt auch eine gewisse Abnahme oder Zunahme des Ge- wiclites verursachen m&, dafs ferner auch flir As substi- tuirtes Eb schwerer macht, was bei Beurtheilung einer Ge- setzinYfsipbeit wohl zu berlicksichtigen ist.

Frankfurt a. M., Man 1869.

1V. CJeber die Entfernung, in welcher die mole- kularkrafte der Capillaritat noch wirksam sind;

aon G‘. Qasincke. (im Aussuge d. K. Ges. d, Wiss. zu G6ttingen mitgecheilt d. 5. Mai 1869.)

1.

Rekanntlich erklart man die Erscheinungen der Capillaritgt ails der Wirhung von Molekularkraften, die nur in unmerk- liclier Entferuung (distance insensible) wirksam sind.

lndessen folgt aus den Versuchen von S imon ’), B e d e 2),

1 2) M e n ) . c o w . aau etr. de I’cicad. de &clx t . X X V , p . 13, 1862

Jtiii. d. chits. et d. phyu. (3 ) 1. 32, p . 39, 1851.

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W e r t b e i m ' ) und W i l h e l m y a ) ein verschiedener Wertb der Capillar - Constante derselben Fliissigkeit , je nach der Krtimmung der benetzten festen Wand, an welcher die Er- hebring der FlUssigkeit beobachtet wurde, und scheint diefs nur aus der Annahme erklart werden zii ksnnen, dafs die grbfste Eotfwnung, in welcher die Molekularhrafte noch wirksam sind oder der sogenannte Radius der Wirkungs- sphlre, der im Folgenden irniner niit 1 bezeicbnet werden 6011, nicht, unmerklich klein siod.

Nimmt man selbst mit den drei zuletzt erwahnten Beob- achtern und mit PI a t ea u 3 , an, dafs eine Fliissigheitsscliicht von vertinderlicher Dicke an der Wand haftet, und dafs an dieser erst die eigenlliche Erhebung der Fliissigkeit statttin- det , so miifs doch auch diese adsorbirte Flussigkeitsschicht als' von Molekularkrlften getragen angesehen werden. Diese Molekularkrsfte werden d a m wieder von der Kriimmung der adsorbirenden Oberfllche abhlingen.

P l a t e a u ') hat, soviel mir bekannt, zuerst die Gr6fse I zu bestimmen gesucht, indem er annabm, dab eine dtinne Fliissigkeitslamclle nicht mehr bestehen kann , sobald ibre Dicke kleiner als 21 wird.

In der That wiirde die Spannung einer freien Fltissig- keits-Oberflliche kleiner werden, wenn weniger Masseutheil- chen aiif die Oberfllichenschicht wirken ond diese mit ge- ringerer Kraft nach dem Innern der Fliissigkeit hinziehen. Nimmt man an, dafs die Dichtigkeit der Oberfl%chenschicht einer Fliissigkeit continriirlich von Aufsen nach Innen zu- nimmt, so mufs die Spannring einer Fliissigkeitslamelle klei- ner werden, sobald auf jede ihrer beiden Oberflachen we- niger Fliissigkeitstheilchen wirhen als in einer dicken Flus- sigkeitsschicht , sobald also innerhalb des 'Abstandes I von der freien Fliissigk eitsoberfltiche sich weniger Masse befindet.

1) Compt. rend. L. 44, p. 1024, 1557. 2 ) P o g g . Ann. Bd. 119, S. 193, 1863. 3 ) B i d e , .Miin. cotir. de l'acad, de Belg. t . XXX. p . 143, 1860. 4) HCdbWdbC8 experiu~efitales etc. 5' ser. Mend. d. Hru.t. t . X X X l l l ,

Vergl. niich 2'ser. MLm. de B r u s . X V I , p . 35. 1847. p . 44, 1861. 26 *

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Diel's wurde der Fall seyn, sobald die Flijssigkeitslamelle cliinner als 21 wird. In diesein Falle werden die dickeren Tlieile der Flussigkei~slamelle mit grbl'ser er capillarer Span- iiring die dunneren Theile der Lamelle zu sich hinziehen rind zersprengen.

P la t ea ti findet, dafs eine Flussigkeitslainelle noch m6g- lich ist, die das Blafsgelb erster Orduring der N e w t o n ' - sclien Ringe reflectirt. Der Brechuugsexponent der Fliissigkeit wdr 1,377, die Dicbe einer solchen Lamelle = 0""',0001135 iind die Griifse 1 < 0"",0000367.

L e i d e n f r o s t I ) bestimmte den grBCsteu Durchmesser eiiier Blase, zu der sich eine beslimmte Menge Seifenwasser (1 Thl. Safe -+ 8 Thl. Wasser) noch aufblasen liefs. Er fand, dat's Gran = 15"6',224 eine Blase voii 1 Zoll = 26111'n, I54 Radius gab. Darnach ware die kleinstmbgliche 1,nmelleiidicke 0""",001772 und 1 < 0'""',000806.

M a v h z ) , dessen theoretische Ansichten iibrigens vou den eben ausgesprocheneu abweic hen, bestimmte durch Wtigung die grril'stinrigliche Lainellendiche

bei Wasserglas zu 0",142 bei Colophonium zu 0""',027.

Die erwahiite Mettiode, den Werth von 1 zu bestimmen, hat, abgeschen von den throretischen Schwierigkeiten , den Ucbelsland, dais die kleinstmOgliche Lamelleiidicke sehr leicht zit grot's gefiindeu weiden kann, und in der That weichen die eben angeflihrlen Werlhe sehr bedentend von einander ab. Z)er Beobachtuugsmethode wegen scheint die von PI a - t e a 11 angegebeue Zahl 1 = 0"",0000567 das gr6l'sste Ver- t rauen zu verdienen.

2. Ich habe daher einen andereii W e g eingeschlagen, der

Man iiherzielit die reine homogene Oberflsche einer

Duisburgi ad Rlienuni 1756, So. y. 63 - 118.

die Grbbe 1 direct zu bestimmen erlaubt.

1 ) L e i d e n frost, de aquae cuiniiiunis nonnrdlis qrirlitatibus tractatus.

2 ) V' ie i i . Bcr. n d . XJ.VI, 2, S. 125 - 134, 1S62.

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Glasplatte mit einer keilfhnigen Schicht einer anderen Sub- stanz, deren Dicke an der Schneide des Keiles sehr ( m ) diinn ist, und dann allrnahlig zunimmt.

Bringt man auf diese keilfthinige Schicht eine, dieselbe qicht benetzende, Fliissigkeit, so wird der Randwinhel, unter dem das letzte Element der Flussigheits-Oberflache die feste Wand schneidet, von der Anziehung der Tlieilchen der fe- sten Wand und der Fliissigkeit abhangen, iind erst bei einer Dicke der keilftirmigen Schicht constant weirden, wo diese Dicke > 1 , d. h. > als der Radius der Wirhungs- sphare ist. Fur IJeinere Dichen mufs noch die unterliegende Glasplatte auf die Flijssigkeitstheilcl~en wirhen und den Randwinkel modificiren.

J e nach den verschiedenen Methoden, den Randwinkel einer Flussigheit gegen eine feste Wand zu bestimmen, kann man nun verschieden verfahren.

3. Ich bracbte eine Schicht von Mar tin'scher Versilbe-

rungsfliissigkeit zwischen eine Cylinderflache nus Spiegelglas von 120"" Radius und ein dararlf gelegtes Planglas, und liefs auf diesem letzteren eine doppeltkeilfiirmige Silber- schicht sich absetzen, die in der Mitte am dunnsten war. ') Zwei auf diese Weise hergerichtete Glasylatten wurden mit destillirtem Wasser abgespult , langere Zeit in destillirtem Wasser gelassen, um die letzten an derselben haftenden Spuren von Versilberungsfliissigkeit zu entfernen, und dann durch dunne Glaspllttchen getrennt, mit den belegten Sei- ten einander gcgeniibergelegt, so dafs etwa gleich diche Sil- berschichten einander gegeniiber lagen. Eine schwache Me tallfeder driich te die beiden Platten gegeneinander. Diesel- ben wurden in einen Trog mit destillirlein Wasser gebracht, rind die Schneiden dcr keilformigen Silberscliicht vertikal gestellt. D ~ s Wasser erhob sich in deiii capillaren Rauin zwisclien den parallelen Silberlalnellen bis zu einer Hiihe y, welche an der diinnsten Stelle des Silbers am grb€sten war und nach beiden Seiten hin abnahm.

1) Vergl. Pogg. Ann. Bd. 129, S. 184, 1866.

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Die mittlere Steighshe y der Fllissigkeit wurde in ver- schiedenen Entfernringen s von der diinnsten kelle, mit einem Kathetometer ') gemessen, sptiter das Silber in Jodsil- ber verwandelt und aus der Farbe des letzteren nach der Fizeau'schen Methodea) die Dicke des Silbers ftir (lie verschiedenen Stellen berecbnet. Die Beobachtungen sind in der folgenden Tabelle zusammengestellt.

Das per Langeneinheit der Contactlinie gehobene FMs- sigkeitsgewicht ist 7

wobei bedeutet

H 2 6.y . E = - c o s ~

6 das specifische Gewicht der Fllissigkeit y die mittlere Steighshe E die Entfernung der Platten H die Anziehung der Fliissigkeitstheilchen gegeneinander w den Randwinkel, den die nach Innen gerichteten Nor-

malen des letzten Elements der capillaren Oberflliche und der man die

so wird

Ferner ist (1)

(2)

festen Wand mit einander einschliefsen. Setzt specitkche Cohasion

wo H, die Anziehung der Theilchen der FlUssigkeit und der festen Wand bedeotet.

E oder die Dicke der Glaspliittchen zwischen den Sil- berlalnellen war mit dem Sphlrometer gemessen. Uuter der Annabme, dafs fiir Wasser aa = 1 5 O m m war, liefsen sich aus

1) P o g g . A m . Rd. 105, S. 12, 1855. 2) Compt. rend. t. Lff, 1561, p . 274, auch P o g g . Ann. Bd. 129, S . 181

3 ) Pogg. A m . Bd. 135, S. 625, 1568. 4) Vergl. L a p l a c e , mic. c i l . t . Iy, p . 451.

1866.

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m m mmm 0 0,0040 1 0,0052 2 0,0080 3 0,0130 4 0,0142 5 0,0200 675 0,0284

H den Gleicbungen 1 iind 2, w und $ berechnen, die in der

Tabelle aufgefiuhrt sind. E a 0"",633.

1 3 mm

13,74 5403; 13,58 55 2 13,33 55 46 13,lO 56 26 12,82 57 15 11,92 59 48 9,78 65 38

1 0.790

0;776 0,770 0,751 0,706

Andere Silberschichten gaben tihnliche Resultate, obwohl andere Werthe des Winhels w . An den dicksten Stellen des Silbers, die noch durchsichtig waren, liefs sich noch eine Abnahme von y wahrnehmen. Diese Dicke ist je nach der Durchsichtigheit und Moleknlar-Beschaffenheit des Silbers verschieden. Bei dem Silber, auf das sich die Tabelle be- zieht, war dieselbe 0"'",000036, bei anderen Silberschichten schwankte sie zwischen 0"",0001~494 iind Omm,OO0O542, so dab man fiir Glas, Silber und Wasser

I > 0m~,000050 annehmen kann. Die Anziehung HI der Silberlamelle auf Glas gegen Wasser nimmt allmiihlig mit wachsender Dicke der Lamelle ab, freilich vie1 langsamer, als die Dicke der Lamelle zunimmt, wie diefs auch zu erwarten war.

Das Verbtiltnit lnderte sich bei verscbiedenen SiE berschichten in verschiedener Weise mit der Dicke der- selben.

Ueberhaupt ist zu bemerken, dafs man nicbt immer im Stande ist , nach dem beschriebenen Verfahren keilfarmige Silberlamellen mit den beschriebenen Eigenschaften zu er- halten. In vielen Ftillen , besonders mit frisch bereiteter SilberlBsung benetzt das Wasser die Silberlamelle und dann steht die Fltissigkeit an allen Stellen zwiscben den paralle- len Platten gleicb hoch,

H

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Die Unsicherheit des V ersuches wfirde sich zwar voll- kommen aus der verschiedenen Molekular-Beschaffenheit des abgeschiedenen Silbers erkltiren lassen, die auch an den op- tischen Eigenschaften I ) desselben hervortritt. Es scheint jedoch hier ein anderer Umstand mitzawirken.

Lafst man keilformige Silberschichten nach dem Abwa- schen mit destillirtem Wasser trocknen, iind beobachtet dann die capillare Steighahe zwischen parallelen Platten fur de- stillirtes Wasser, so erbalt man verschiedene Steighohen und verschiedene Winkel o fur verschiedene Silberdicken. Bei verschiedenen Platten hllt aber, je nach dem Zeitraum, den die Platten trocken gelegen haben, die Curve, welche der capillare Meniscus fur verschiedene. Silberdicken bildet, ver- schieden aus und scheint der Grund in der grbfseren oder geringeren Meiige Luft zu liegen, die das Silber an seiner Oberflache adsorbirt hat. Da mit optischen Methoden keine Lbcher in der Silberschicht zu entdecken sind, so rnds die adsorbirte Luflmenge von der Silberdicke und von der letz- teren d a m weiter die capillare Steighshe oder der Rand- winkel abhangen. Es sclieint inir daher trotz der Unsicher- beit der Versuche gerechtfertigt fiir Glas, Silber und Wasser

I = 0"",000050 anzunehmen.

dicken verschiedene Steighiihen beobachten kbnnen. Bei Alkohol habe ich niemals fur verschiedene Silber-

4. Fiir rindurchsichtige Flussigkeiten und besonders fiir

Quecksilber lafst sich der Randwinkel w gegen eine durch- sichtige feste Wand schiiell kind sicher inittelst des Lichtes messen, welches von dem letzten Elemente der Fliissigkeits- Oberfltiche noch reflectirt wird. Fur genauere Messungen empfiehlt sich die Anwendung eines an einem Goniometer

1) F n r a d n y , Phil. frntrs 1557, p. 145. Qrrincke , 1 ' 1 , g g . .?~nn.

Bd. 128, S. 552, 1866.

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befestigten Planspiegels, wie ich es friiher l ) beschrieben habe.

In manchen Ftillen ist folgende Methode bequenier, welche auch fur den hier beabsichtigten Zweck vollkommen ansreicht.

Man Iafst das Licht einer Lampe oder eines Fcnsters, dem gegeniiber die vertikale. von Quecksilber beruhrte feste Wand aiifgestelll ist, von der hrummen capillaren Ober- flkhe reflectiren und senkt das Auge so lange, bis das an der kriiinmen Quecksilber - Oberfllche reflectirte Bild ver- schwindet. J e tiefer man das Auge. dabei senken n d s , urn so kleiner ist 8 , der spitze voii Qieclisilber und der festen Wand eingeschlossciie Winkel, der den friiher LO genannten Randwinhel zri 160'' erganzt.

Eine Spiegelglasplat te rnit einer doppelt keilfiirmigen Silberschicht, wie sie im votigen Parapraphen beschrieben, wurde mit dein Diamanten senkrecht ztir Scbneide des Kei- les in zwei Stucke geschnitten. I)as Silber des einen Stucks wiirde durch Behandlung mit feuchtem Schwefelwasserstoff in Schwefelsilber, das des nnderen drircli Auflegen von Jod in Jodsilber verwandelt.

Die mit keilfiirmigem troclinem Schwefelsilber belilcidete Glasplntte wurde arif der rinbelegtcn Seite mil ein paar Wachsstuckchen gegen die vertikale Wand eines Troges geklebt, der ails mit Siegellack zasammengekitteten Spiegel- glasylatten bestand. Gegen die innere von dcm keilformi- gen Schwefelsilber gebildete Wand dieses Troges wurde dann reines Quecksilber gegossen und in der eben beschrie- benen Weise der Winkel H geinessen.

Man iibersieht in wenigen Seconden, wic tler VI-inkel H von der dunnsteii Stelle des Schwefelsilbers nach den dickeren hin continuirlich ziinimmt und allmahlig einen constanten Werth erreicht. Der Abstand 2 diescr Stelle, wo ti anfhgt constant zii werden, von der diinnsteii Stelle des Schwrfel- silbers, wurde mit einem Millimetermaafsstab gemessen und die Farbe bestimmt, welche das auf der anderen Halfie der 1) Pugg. Ann. Bd. 105, S. 40, 1858.

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Silberplatte erhalteue Jodsilber in derselben Entfernang a: von der diinnsten Stelle des Keiles zeigte.

Neiint man E die Dicke einer Luftschicht der Newton'schen Far-

D (lie Dicke \

benringe von gleicher Farbe wie das Jodsilber, l)

des Schwefelsilbers, I 6 das specifische Gewicht a das Aequivalent n den Brecbungsexponenten)

und unterscheidet dieselben GrBfsen fiir Jodsilber durch den Index 1, so ist

D=" u1 .-.-- ' - 0,191s. E aI u n,

wenn man setzt cc = 123,9 6 = 6,850 n, = 234,9 6, = 5,602 n, = 2;25.

Die Farbe des Jodsilbers, welchem dem Schwefelsilber von einer Diche enkyricht, fur welche 0 constant wurde, war im Mitlel aus einer Anzahl Bestimmungen, die nur weiiig von einander abweichen, Braungelb oder rbthlich Orange I. Ordnang im reflectirten Licbt, d. h.

E = 0"",000215 D = Omm,000O4122 = O ,000252 0 ,00004833.

Man kanii daher fur Glas, Schwefelsilber und Queck- silber

setzen. Bestimmt man die Dicke des Schwefelsilbers, fiir welche

0 constaut w i d , atis dcr Farbe eiuer Luftschicht gleicher Diche *), so findet man diese graablau und 1 > 0"",000079.

Es mag bier noch erwahiit werden, d a t Schwefelsilber in optisc her Beziehung sich tihnlicli wie metallisrhes Silber verhaIt und die keilfiirmigen Schirhten keine farbigen Inter- ferenzstreifen zeigten, sobald sie von Glas und Luft be- grtinzt waren. In Reriihrung mil Quecksilber zeigte aber

1 = 0"",0000483

1) Pogg. Ann. Rd. 129, S. 150, 1566. 2) Vergl. Pogg. Ann. Bd. 129, S. 178, 1866.

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dae Schwefelsilber Interferenzfarben von dem eigenthtimlichen Character l), den ich stets gefunden habe, wenn gewbhulich reflectirte Strahlrn mit metallisch oder total reflectirten in- terfetiren. An der Stelle, wo der Randwinkel dcs Schwe- felsilbers gegen Qoecksilher constant wird, bemerkt man in dem von Quechsilber reflectirten Licht einen dunklen rbtb- lich Blau oder Violet glefarbten Interferenzstreifen.

5. Die Verschiedenheit des Winkels 0 lafst sich iibrigens

auch an der Hbhe z, wahrnehmen, bis zu der das Quecksil- ber an der festen ebenen Wand gegen das allgemeine ho- rizontale Niveau herabgedriickt ist, welche der Theorie nach durch die Gleichung

alp = aa(l - sin* 0 ) bestimmt ist. Beilgufig bemerkt , gesfattet diese Gleichung durch gleichzeitige Messung von z, und 6 die specifische Cohasion a2 des Quecksilbers direct ohne angenaherte Rech- nung zu beslimmen.

Der Versuch zeigt nun sofort, dafs zl an der dunnsten Stelle des Schwefelsilbers am grofsten ist ond continuirlich abnimmt , entsprechend der oben besc-hriebenen Aenderimg von 8.

In manchen Ftillen babe ich in der Mitte der doppelt keilfirrmigen Silberschicht grbfsere Werthe von 5I und 8 beobachtet, als zu beiden Seiten. .Man nimmt dann fiir a1 und 0 ein Minimum bei einer gewissen sehr geringen Ent- fernmg von der Mitle des Doppelbeils wahr. Da die bis jetzt behaunten Methoden nich t ansreichen, so Iileinc T)ichen mit Sichcrheit 211 inesseii, so mufs es iinenischiedeo hleiben, ob wir Llich bei abnchmentler Diche der S(*hwefelsilberschicht die Grirfse sin0 oder H, ein Minimum fur eine gewisse Dicke besitzt, oder ob die Erscheinung davoii herriihrt, dafs sich das Silber an der dlinnsten Sielle der Versilberongs- fliissigkeit dicher abgeseltt hat, als an den unmittelbar be- nachharten Stellen. l)ie Ietztere Ansicht, dafs a m diinneren 1) Pogg. Ano. Bd. 129 S. 189, 1866 und lid. 132, S . 561 u. 586, 1867.

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Schichten der Versilberungsfliissigkeit rind in der Ntihe einer festeu Wand das Silber sich schneller iiud also linter Um- stlnden dicker absetzt, als gewohnlich, wird darch die That- sache unterstiitzt, dafs sic11 aus ammoniakalischer Silberl6sring, die inan im Dunklen Monate lang anfbewahrt, das Silber (oder ein Silberoxyd) iminer an den Stellcii der Wand ab- setzt, wo der Fliissigkeitsineniscus sich an dieselbe anlegt.

6.

Man kann Bhnliche Versuche wie mit keilf6rmigem Scbwefelsilber aach mit anderen Substanzen anstellen, die mit allrnahlig zunehmender Dicke auf einer reinen ebenen Glasplatte abgelagert sind.

Eioestheils werden diese Subslanzen aber von Queck- silber schon bei gcwohulicher Temperatur chemisch veran- dert, wie Jodsilber, oder es hat grofse Schwierigkeiten, die Dicke derselben init einer arich nur annghernd befriedigen- den Genariigkeit zu bestimmen.

Da der Winkel 6 sich sehr schnell beobarhten kifst, so mag bier erwtihnt werden, dafs er in den meisten Fallen bei einer Jodsilberdicke von 011"',000059 constant wurde und dafs man also angenahert fiir Mas, Jodsilber und Quecksilber

I = 0""',000059 setzen kann.

Rei schwach brechenden Substanzcn , wie Collodium, start der Umstand, dafs eine Ilicke, fiir welche der Kand- winkel gegen Quecbsilber srhon constant wird, im reflectir- ten Licht noch schwarz ersrheint. Ila der Brech~ingsexyo- nent des Collodiums (1,369) kleinrr als der des Glases ist, so wiirde die entsprecllende Luf~clirbe W-eifs erster Ord-

0'"" 000109 nung zeigen, und die Dicke der Collodiumschicht 2 - - 1,369

d. 11. 1 < Om'",00O0797 seyn. Ich babe auch versucht, nach dem Bunsen'schen Ver-

fahren ') diinne Srhirhten solcher Stoffe auf Glas abzulagern, 1) L i e b i g ' s Auualeii Bd. 135, S. 270, Flatumeoreactioiicn S. 13.

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welche durch Kohle und Wasserstoff rcducirbar sind, indem ich chemische T'erbiudungen derselben auf Platindraht in die obere Redrictionsflamme einet B 11 ii s en'schen Gaslampe brachte, rind iiber diese eine kalte Spiegelglasplatte hiell.

Mau erhalt auf diese Weise selir grit Schichten vou veAnderlicher I)icke, z. B. Schichten von Selen ails seleni- ger Saure, die auch verschiedene Werthe des Winkels 0 zeigen, wenn man Qrtec:bsilLer nit ilinen in Beriihrung bringt. Es ist mir aber bis jetzt iiirht geluiigeu, die Dickeii dieser Schichten mit hiiireicheritler Genauigheit zu bestimmen. Sie scheinen auf ahnliche Werthe von 1 zu fiihren, wie die an- dereu frtiher erwtibuten Subslauzen.

7. Die Mi@chkeit bleibt freilich nicht ausgeschlossen, d a t

wie bei den 3. 2 beschriebeiicn Versuclieu, uicht die ver- schiedene Uicke der keilfiirmigen Substanz, sondern der von der letzleren adsorbirteri Luftschicht die verschiedene Gr6fse des Raudwiiikels auch in den 9. 3 bis 5 besrhrie- benen Fiillen bedingt hat. Bei der TJebereinstiminung der verschiedenartigsten Versuche halte ich diese Annalime frei- lich fur sehr uuwahrscheinlich. Immerhiii wtitde d a m der oben gefundene Werth von 1 den Radius der Wirkungssphgre fur die Molekuiarkrafie der Adsorption bestimmen.

Die von mir ausgefiihrteu Bestiminungen geben die grbfste Entfernung, in der die betreffenden Molekularkr Pfte noch wirksatn waren oder den Radius cler Wirhungssphtire 1

1 > 0"",0000342 fur Wasser, Silber, Glas = 0 = 0 ,000059 fur Quecksilber, Jodsilber, Glas < 0 ,000OSO fiir Quecksilber, Collodium, Glas. Der Radius der Wirkungssphare betragt hiernach 50 Mil-

liontel- Millimeter, etwa ein Zehntel einer mittleren Licht- Wellenlange oder mehr, eine Entfernung bedeutend grater, als ich beim Reginn dieser Versuche erwartete, und als auch, wie ich meine, nach unserer bisherigen Kemtnifs der Capil- laritlta- Erscheinungen zu erwai teu war.

,0000483 fur Quecksilber, Schwefelsilber, Glas

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Es ist anzrinehmen , dafs air& andere Molekularltrlfte, wie diejenigen, welche Elasticittit und optische Eigenschaften der Kilrper bedingen, in ihnlicher Weise noch in endlicber Entferncing wirlisam sind , nnd durfle dieser Umstand die jetzt herrschenden theoretischrii Ansirhten iiber dieselben erheblich moditkiren.

Berlin den 2. Mai 1869.

V. Ueher die Isodimorphie der ant imonipn

der arsenigen und SGure;

7 ks ist bereits seit langerer Zeit bekannt, dafs die beiden Verbindringen As,O, und Sb, 0, dimorpk sind, und entwe- der in Forinen des regultiren oder in eolchen des rhombi- when Systems krystallisiren, rind man hat wegen der voll- sttindigen Analogie der Zusammensetzung beider die Iso- morphie derselben atich in der zweitcn der genannten For- men angenommen ; bis jetzt sind jedoch keine Messungen der rhombischen Modification der arsenigen Saure bekannt gemacht worden, welche jene Isomorphie mit der als Weirs- spielsglanzerz in der Natur vorkomnieiide~i rhombischen an- timonigen Satire bestatigen kbnnten. Vor einigen Jahren ist diese, immer nur selten bei metallurgischen Processen unter w eiterhin zu besprecheiiden Umsttinden sich bildende rhombische arsenige Saure auf der Halsbruckener Hutte bei Freiberg von Neuem vorgehommen, und der Verfasser ver- dankt der Giife des Hrn. Th. R i c h t e r in Freiberg, dem er zu grofsem Uanhe fur seine allzeit bereitwillige Gefallig- keit verpllichtet ist, die Uebersendung des Materials, welches ihn in den Stand gesetzt hat, die Krystallform jener Sub- stanz eingehend zu untersrichen. Uie rhombische arsenige Saure bietet eine reiche Entwickelung von Formen dar,