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Über die Fasern liefernden Boehmeria-Arten Author(s): Otto Warburg Source: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 7, Nr. 68 (Jan. 15, 1920), pp. 1-7 Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3994559 . Accessed: 15/06/2014 12:42 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. http://www.jstor.org This content downloaded from 62.122.79.21 on Sun, 15 Jun 2014 12:42:12 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Über die Fasern liefernden Boehmeria-Arten

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Über die Fasern liefernden Boehmeria-ArtenAuthor(s): Otto WarburgSource: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 7, Nr. 68 (Jan.15, 1920), pp. 1-7Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-DahlemStable URL: http://www.jstor.org/stable/3994559 .

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N5 otizb-lat des

Botanischen Gartens und Museums zu Berlin-Dahlem

sowib der Botanischen Zentraistelle fur Nutzpflanzen.

Nr. 68. (Bd. VII.) Ausgegeben am 15, Januar 1920.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Erlaubnis des Direktors des Botanischen Gartens zulissig. Ausziige sind bei vollstandiger Quellen- angabe gestattet.

Uber die Fasern liefernden Boehmeria-Arten. Von

Otto Warburg.

Uber die Ramie liefernden Pflanzen, ihre Heimat und ihre Ab- grenzung schwebt noch ein groBes Dunkel. Gew6hnlich wird an- gefuihrt, die Heimat sei Siud- und Ostasien; WEDDELL sagt noch 1869 in DE CANDOLLE'S Prodromus XVI, I, p. 206: in Asia tropica et prae- sertim temperata et subtemperata, scilicet regione sinensis fere tota, indigena et culta in India orientali, in ins. Philippin., Mariannis et caet. Seben wir aber genauer zu, so werden wir erkennen, daB die Verbreitung der Art durchaus nicht so groB ist, wie es nach solchen allgemeinen Angaben scheint.

In Vorderindien sind diese Pflanzen im gro3en ganzen erst spiit bekannt geworden, im groBten Teil dieser Halbinsel auch heute noch unbekannt und zweifellos nicht urspriinglich erscheinend. In Ben- galen, wo sie am besten gedeiht, war sie sogar ROXBURGH noch un- bekannt, er beschreibt sie, als er Sumatra bereiste, und von dort beschaffte er 1803 vier Pflanzen, die bald zu Tausenden vermehrt wurden (cf. ROYLE, Fibrous plants of India p. 347; ROXBURGH, Flora indica III p. 590 und HOOKER in Journ. of Bot., Kew Gard. Misc. 1851 p. 313); ROXBURGE beschrieb diese Pflanze als B. tenacissima, wahr-

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scheinlich im Jahre 1808, niimlich nach seiner Angabe 5 Jahre nach der Einfiihrung in den Botanischen Garten, doch wurde der 3. Band seiner Flora indica erst 1832 durch CAREY im Druck herausgegeben. Etwa gleichzeitig mit der Einfiihrung der sumatrianischen Pflanzen nach Calcutta wurde das Vorkommen in Nordostbengalen (Rungpore und Dinagepore) bekannt (cf. WATT, Dictionary econ. Prod. of India I p. 472), spliter auch von Assam, wo der einheimische Name Rhea ist, und um die Mitte des Jahrhunderts gelangten nebst Proben der kulti- vierten Rhea auch sog. wilde Rhea von Assam ,ban rhea" zur Be- gutachtung nach England (cf. ROYLE, Fibrous plants of India p. 353 u. 363). Nach KURZ stammt diese ban rhea nicht, wie man im all- gemeinen annahm, von einer Boehmeria (B. utiZis nach BALFOUR'S

Cyclopaedia of India p. 403), sondern von einer Villebrunea, eine An- sicht, die auch von WATT (Dictionary VI p. 239) geteilt wird. Ist dies richtig, und das Fehlen von Herbarexemplaren wilder Pflanzen aus Assam spricht hierfiir, so wie die Notizen des Major HANNAY daruiber ergeben, so ist die Ramiepflanze auch in Nordostindien nicht urspruinglich heimisch; nach Nordwestindien ist sie nach BRANDIS (Forest Flora p. 402) erst in den SOer Jahren eingefiihrt. Ebenso ist sie zweifellos nicht einheimisch in Burma, und KURZ z. B. fiuhrt sie in der Forest Flora of Burma nicht auf, auf der Malaiischen Halbinsel fand sie sich zwar schon Anfang des Jahrhunderts in Penang (Prince of Wales Island, teste ROXBURGH), von CUMING wurde sie in Malakka gesammelt, und nach ROYLE (1855) war sie auch in Singapore bekannt, wie denn auch GRIFFITH sie auf der Malayischen Halbinsel sammelte; doch besitzen wirjetzt selbst noch keine zweifellos wilden Exemplare aus diesen Gegenden, was bei dieser auffallenden Pflanze und den vielen Singapore beriihrenden Sammlern sicher der Fall sein wiurde, wenn sie dort einheimisch wiire. Selbst in dem erst 1890 gedruckten und die hinterindischen englischen Besitzungen umfassenden 5. Band der Flora indica fiihrt HOOKER (bei Bearbeitung des grolen in Kew aufgehaiuften Materials) die B. nivea nur als Kulturpflanze des Gebietes auf, und auch in den Verzeichnissen der COLLETT 'schen Pflanzen aus Oberburma und den Shan-Staaten sowie der CLARKE'schen Pflanzen von Kohima und Muneypore fehlt die B. nivea und tenacissima.

Schwieriger liegt die Frage fur den Malaiischen Archipel; im ostlichen Teil desselben ist zweifellos keine Ramiepflanze ein- heimisch, es liegt kein einziges Exemplar im Berliner Herbar vor, weder die vielen Reisenden in Deutsch-Neuguinea, no ch der Verf. in Ostmalesien, noch die Challenger-Expedition auf den Molukken, noch FORBES auf Timor, noch SARASIN auf Celebes haben diese

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Pflanze gesammelt; Verf. haitte sie sicher eingelegt, wenn er sie irgendwo gefunden haitte. Auch RUMPF (Herbar. Amboin V p. 214) berichtet, daB sie auf Ambon unbekannt gewesen sei und erst von ihm dorthin gebracht sei, und zwar von der Insel Bonoa, wo sie von den Eingeborenen bei den Haiusern gepflanzt wurde, mehr noch auf Celebes bei Makassar und in anderen Teilen der Insel (doch anscheinend auch nur angepflanzt). Ebenso sind die Bemerkungen uber das Vorkommen auf Borneo unsicher, das Berliner Herbar be- sitzt nicht ein Belegexemplar von dort. Auch von Java haben wir keine sicheren Nachrichten iuber das wilde Vorkommen. Trotz der vielen Reisenden und Sammler befindet sich im Berliner Museum kein einziges sicher wildes Exemplar; nur meine Nr. 11 125, die von Preanger, Pengalengan, stammt, ist anscheinend wild, doch ist das eine von Europaern fur Cinchonapflanzungen derartig in Kultur ge- nommene Gegend, da6 es recht wahrscheinlich ist, daB es sich nur um einen verwilderten Rest eines friiheren Anbauversuches handelt; die Bemerkungen MIQUEL'S in der Flora von Nederl. India I 2 p. 254 sind ganz unbestimmt, nur in dem Verzeichnis der ZoLLINGER'schen Pflanzen wird angegeben, daZ B. nivea (Nr. 750) in Tjrkoja (Resident- schaft Batavia) am Ufer des Flusses Sambora an trockenen Ab- hangen gefunden sei; auch gibt BLUME in seinen Bijdragen p. 503 an, dal Urtica eandicans zwischen Steinen der FluBufer Westjavas wachse, jedoch ist es recht unwahrscheinlich, dab dies eine Ramie- pflanze ist, da BLUME sagt, sie sei der U. interrupta (Fleurya inter- i-upta) verwandt, da nur die jungen Blatter unten grau gefleckt sind und die Infloreszenzen viel kurzer sein sollen als die Blatter; auch der Name kiparai wird sonst nirgends fur B. nivea oder tenacissirna gebraucht, ist aber sonst fur Euphorbiaceen (Glochidion, A/elanthera) sowie auch fur Leukosyke in Gebrauch). Ubrigens wurde sie schon im vorigen Jahrhundert in Java kultiviert, cf. BURMANN (Flora indica p. 297) unter Urtica candicans). Fur Sumatra wird die Pflanze schon von MARSDEN im Anfang des Jahrhunderts erwThnt, 1803 wurde sie ja von dort schon nach Calcutta gesandt, speziell ist sie in West- sumatra zu Hause, aber wahrscheinlich nur kultiviert, ebenso in Palembang, von wo TEIJSMANN in seinen Reiseberichten ihre Kultur beschreibt, auch in Siidsumatra wird sie kultiviert, Trotz der Sammlungen von FORBES besitzt das Berliner Herbar kein Exemplar von dieser Insel; sehr verbreitet oder stark verwildert scheint die Pflanze sich demnach nicht zu haben.

Was die Philippinen betrifft, so gibt BLANCO, der in Ilocos lebte, an, dal sie im Norden von Luzon und auf den Batanes-Inseln (sudlich vbn Formosa) gemein sei, ob aber die Gewebe der Batanes

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wie die von Canton hieraus gemacht wiirden, sei unwahrscheinlich, da der einheimische Name derselbein daselbst auf die in Ilocos ge- brauchliche Malvacee Naqpaea scabra hindeute (Fl. Filipp. p. 697 ); auch ich sowohl wie JAGOR haben die Pflanze nicht gesammelt, ebensowenig CUMING (seine n. 2311 stamint von der Malaiischein Halbinsel), auch die Commission forestal hat sie nur einmal (n. 3773) in der Prov. de Lagunas, also in schon kultivierter Gegend, ange- troffen (Catalog. de las Plantas del Herbario 1892).

Ganz anders verhailt sich die Sache, sobald wir nach China kommen; schon in Formosa findet sie sich zweifellos wild, sowohl im Suiden als im Norden habe ich wilde Pflanzen gesammelt, in der Kapsalanebene im Nordosten fand ich sie auch feldweise kultiviert, in Hongkong ist sie nach CHAMPION in den Schluchten gemein (BENTHAM, Fl. Hongkong p. 331), bei Futschau, also in Mittelchina, habe ich sie unzweifelhaft wild angetroffen, ebenso auch auf den Liukiu-Inseln und in Sud- und Mitteljapan, wo sie uibrigens auch von THUNBERG, MAXIMOWIcz, BtRGER, SAVATIER gesammelt wurde und wo sie nach FRANCHIER et SAVATIER ,,in fruticetis et umbrosis et sepibus" zu Hause ist. In Korea habe ich sie, wie es scheint, zuerst beobaclhtet, aber nur im suidlichen Teil und nur angebaut.

Was die Nomenklatur betrifft, so hat bekanntlich ROXBURGH zuerst neben der bekannten B. (Urtica) nivea Chinas bewuft eine zweite B. (Urtica) tenzacissima aufgestel]t (Fl. indica III, ed. Carey, 1832, p. 590), und zwar war das die Sumatrapflanze, die er deshalb fur eine andere Art hielt, weil sie breitherzf6rmige (nicht unten spitze oder zugespitzte) Blitter zeigte und keine Staminodien an den Blittern, wie LOUREIRO (irrtiumlich) angab. 1845 unterschied DECAISNE bei chinesischen Pflanzen zwei verschiedene Arten U nivea und U. utilis1), er glaubt, daB erstere die griinlichere und letztere die perlmutterartig weife feinere Faser liefere; letztere habe groBere, langer zugespitzte und unten nur graue, nicht schneeweiBe Blitter, und diese Merkmale blieben und wurden meist so gedeutet, daB die schneeweiBe nivea die nordliche, der grauweiBe uti/is (die ohne Berechtigung mit U tenacissima Roxb. und U candicans Bl. identifiziert wurde), die tropische Pflanze darstelle; so z. B. bei RAMON DE LA SAGRA in Description et culture de l'Ortie de la Chine, Paris, Aug. Goin, 1870, p. 17, der noch hinzufiigt, dab U. utilis mehr Fasern

1) Der Name U. utilis scheint hier zuerst vorzukommen, er ist dann in Boehmeria utilis von BLUME umgewandelt in einer Abhandlung ilber Ramie, die er 1853 im Indischen Bij. publizierte, und hat sich seither in der Garten- literatur erhalten.

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und jaihrlich vier Schnitte, U. nivea dagegen nur drei gebe; letztere sei die loma und yuen-ma der Chinesen, wahrscheinlich auch die. Rhea Assams, erstere die chacema und tsing-ma der Chinesen, die Rami der Javanesen. (Die Unterscheidung von tsing-ma und loma stammt aus einem von STANISLAS JULIAN uibersetzten chinesischen Agrikulturwerk, in dem steht, dal3 die Pflanze tsing-ma feinere Stoffe gebe als die nordlichere und nur drei Schnitte jahrlich gebende loma-Pflanze; die iihnliche Unterscheidung von yuen-ma und chan-ma berluht auf einem Bericht des Missionars BERTRAND in Sutchuen; erstere ist die zugleich suidlichere Hanfpflanze der Ebene, letztere die nur drei Ernten gebende (nordlichere) Pflanze der Berge.) Nach BRETSCHNETDER, Botanicon sinicum II, p. 203 ist ma jetzt der allgemeine Ausdruck fur Faserpflanzen in China, chu-m'a ist Boehmneria izivea, die anderen eben erwaihnten Namen werden nicht angefuilhrt.

Die DECAISNE'sche Einteilung wird 1856 von WEDDELL in seiner Arbeit fiber die Urticaceen fallen gelassen, nachdem schon 1814 Dr. BuCHANAN, der Nachfolger ROXBURGH'S, und spiiter (1849) nach genauem Vergleich mit chinesischen Pflanzen Dr. FALCONER erklirt hatten, daB die U. fenacissima mit U nizvea identisch sei (ROYLE, Fibrous plants, p. 348 u. 350); auch BLUME hegt schon Bedenken und schreibt in seinem Museum botanicum II, p. 211 (1852): hanc speciem (B. tenacissima) vix servari posse et cultura ut videtur e B. nivea ortem esse, licet haec stirps foliis subtus niveo-tomentosis quam maxime insigniate. WEDDELL sagt mit Recht, daB der von ROXBURGH betonte Unterschied der Blattbasis nicht existiere, und was die Fairbung der Blattunterseite betrifft, so gesteht er nur eine Form B. candicans zu. Ihm folgt MIIQUEL in der Fl. v. Ned. Indien (B. tenacissima), waihrend HOOKER in der Flora Brit. Ind. nicht einmal eine beson&ere Form zuliiBt.

Auch Verf. kann in der Form der Blattbasis, in der Blattgrdte und Behaarung der Blattunterseite keine durchgreifenden Merkmale finden, am wenigsten zwischen China und Java, gerade manche javanischen Exemplare sind besonders weil, hingegen besteht ein deut- liches Unterscheidungsmerkmal, worauf merkwurdigerweise bisher noch niemand aufmerksam gemacht hat, in den Stipeln, die bei der einen Form vollstaindig frei sind und dann meist schmal lanzettliche Form haben, wahrend sie in dem andern Falle miteinander verwachsen sind und demnach unten breit sind. Hand in Hand damit geht eine starkere, d. h. lIngere Behaarung der jungen Zweige bei der Form mit freien Stipeln. Im allgemeinen kann man sagen, daL die Form mit freien Stipeln mehr suidlich vorkommt. Im Berliner Herbar

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zeigen die Kulturexemplare von Tonking und Java, freilich auch die von HENRY in Hupeh gesammelten Kulturformen dieses Verhalten, an wilden Exemplaren vor allem eine von mir in Canton gesammelte Pflanze, wahrend bei weitem die meisten chinesischen Exemplare sowie alle Exemplare aus Japan, Korea, Luku, Formosa, ferner auch die wenigen Exemplare von den Marianen verwachsene Stipeln besitzen, sowie ferner auch die Exemplare der Malaiischen Halbinsel (z. B. GRIFFITH n. 4564, CUMING n. 2311). Da die Calcutta-Exemplare von den Sumatrapflanzen abstammen, ist es auch kein Wunder, dai3 ROXBURGH einfach bemerkt ,,stipules ensiform, one on each side of the insertion of the petiole", ebenso sagt HOOKER in Journ. bot. 1851 ,stipulis subulatis, deciduis" und in der Flora indica (1890) ,,stipules free".; auch in der nach Sumatra-Exemplaren gemachten Abbildung in WIGHT'S Icones und ebenso an der im Journal of Botany 1851 abgebildeten Pflanze sind die Stipeln deutlich getrennt; auch RUMPH spricht von zwei kleinen spitzen Blattehen am Grunde der Bliitter, so daB man wohl annehmen kann, dal die urspriunglich (vor neueren Einfiihrungen aus China) vom Malaiischen Archipel kultivierte Ramie freie Stipeln besitzt. Auch die wenigen im Berliner Herbar befind- lichen Exemplare von Algier und Europa haben freie Stipeln, ebenso die westindischen Exemplare des Herbarium Krug et Urban. Da LINNk mit seiner U. nivea nach dem Standort ,,China" zu urteilen ohne Zweifel die Form mit verwachsenen Stipeln gemeint hat, und da U. tenacissima Roxb. zweifellos die Form mit freien Stipeln bezeichnet, so wollen wir diese Namen far die jetzt klar unter- schiedenen Arten beibehalten. Wiihrend die Heimat von Boehmeria nivea sicher Sud- und Mittelchina, sowie Sudjapan bis Formosa ist, konnte die Heimat von Boehmeria tenacissima vielleicht etwas suidlich davon, im siidlichsten China und im angrenzenden Tonking liegen, wenngleich die drei von BALANSA in Tonking gesammelten Exemplare samtlich kultiviert sind; eine urspruingliche Heimat in Java und Sumatra ist, nach dem Fehlen ernster Belege zu urteilen, recht unwahrscheinlich, auch ware es dann schwer zu erklaren, wie diese Form (bei dem Fehlen derselben in der Malaiischen Halbinsel und Burma) nach Tonking und China gelangt ist, wiihrend die Verbreitung der B. tenacissima in umgekehrter Richtung von China nach Java und Sumatra bei dem alten Handel- und Wandertrieb der Chinesen ebensowenig Unwahrscheinliches hat wie die Einfiihrung der echten B. nivea in der Malaiischen Halbinsel.

Wir sind also zu dem Ergebnis gelangt. dal es in der Tat zwei verschiedene Formen gibt, die wir, bis sich Ubergange finden, als verschiedene Arten ansehen wollen, B. nzvea (L.) Hook.-Arn. und

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B. tenacissima (Roxb.) Gaud. emend. Warb., erstere mit verwachsenen, letztere mit freien Srtipeln und starker behaarten jungen Trieben, B. nivea sicher in China und Japan wild und dort hauptsiichlich kultiviert, zweifellos der Hauptlieferant der Chinafaser, auch in der Malaiischen Halbinsel kultiviert, B. tenacissima sicher nur in Sild- china wild, in Java, Sumatra und Calcutta kultiviert und von dort wohl auch nach Afrika, Europa, Amerika importiert, die Ramiefasei liefernd. Ob die eigentliche seit Alters in Assam kultivierte Rhea- pflanze zu B. nivea oder tenacissima gehort, vermag ich bei dem Fehlen von Material im hiesigen Herbarium nicht zu entscheiden.

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