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LaslicAlceit des kiystallis. phoqhs. Natrona in Wassey. 43 Ueber die Lirslicblreit des gewmiehen kryatalli. sirteh pbasphorsauren Natrons in Wasser ; yon G. C. Wittstein. - Bekanntlich hat F e rr e i n *) die seitherige Angabe aller Lehrbucher, dass daa gewbhnliche kystalli6irte phos- phorsaure Natron aich in 4 Theilen kaltem und in 2 Thei- Ien heissem Wasser auflose, einer Priifung unterworfen und babei gefunden, dass dieses Salz bei + 13oC. erst von 11,73 Theilen Wasser aufgelost werde, seine L6s- lichkeit in kochendem Wasser aber eine fast unbe- schriinkte sei. Jilngst hat N e e s e "") ebenfalls Versuche dartiber angeatellt und kommt zu dem Schlusse, dass die fr ii h e r e Angabe fiber die Lijslichkeit des phosphorsauren Natrons wohl die richtigere aei. Es verlohnt sich wohl der Miihe zu untemuchen, wie N e e s e zu diesem Schlusse gelangt ist. Bei 150 C. wurde 1 Th. SaLvon 6," Th. Wasser aufgenommen , 200c. n 1 n 688 n 25OC. 1 n 3$ n Die erst erhalteneL6sung eetzte man in einen dunk- len Keller, dessen Temperatur 12OC. betrug. Nach 18 Stunden hatten sich noch keine Krystalle ausgeschie- den und wurde dies als Beweis angesehen, dass auch bei dieser Temperatur die Loslichkeit des Salzee nicht auffallend abnehme. Das phosphorsaure Natron gehort zu denjenigen Sal- zen, deren Loslichkeit in Wasser schon bei nur echwacher Erhohung der Temperatur auffallend zunimmt. Ich habe dieae Thatsache bei Anfertigung seiner Losung ale Rea- gens unzahlige Male zu beobachten Qelegenheit gehabt. - *) Wittstein's Vierteljahreaachrift. VII. 244. **) Pharm. Zeitachrift fur Russland. 1862. No. 5. S. 101.

Ueber die Löslichkeit des gewöhnlichen krystallisirten phosphorsauren Natrons in Wasser

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Page 1: Ueber die Löslichkeit des gewöhnlichen krystallisirten phosphorsauren Natrons in Wasser

LaslicAlceit des kiystallis. p h o q h s . Natrona in Wassey. 43

Ueber die Lirslicblreit des gewmiehen kryatalli. sirteh pbasphorsauren Natrons in Wasser ;

yon G. C. W i t t s t e i n . -

Bekanntlich hat F e r r e i n *) die seitherige Angabe aller Lehrbucher, dass daa gewbhnliche kystalli6irte phos- phorsaure Natron aich in 4 Theilen kaltem und in 2 Thei- Ien heissem Wasser auflose, einer Priifung unterworfen und babei gefunden, dass dieses Salz bei + 13oC. erst von 11,73 Theilen Wasser aufgelost werde, seine L6s- lichkeit in kochendem Wasser aber eine fast unbe- schriinkte sei.

Jilngst hat N e e s e "") ebenfalls Versuche dartiber angeatellt und kommt zu dem Schlusse, dass die fr ii h e r e Angabe fiber die Lijslichkeit des phosphorsauren Natrons wohl die richtigere aei.

Es verlohnt sich wohl der Miihe zu untemuchen, wie N e e s e zu diesem Schlusse gelangt ist. Bei 150 C. wurde 1 Th. SaLvon 6," Th. Wasser aufgenommen , 200c. n 1 n 688 n

25OC. 1 n 3$ n

Die erst erhalteneL6sung eetzte man in einen dunk- len Keller, dessen Temperatur 12OC. betrug. Nach 18 Stunden hatten sich noch keine Krystalle ausgeschie- den und wurde dies als Beweis angesehen, dass auch bei dieser Temperatur die Loslichkeit des Salzee nicht auffallend abnehme.

Das phosphorsaure Natron gehort zu denjenigen Sal- zen, deren Loslichkeit in Wasser schon bei nur echwacher Erhohung der Temperatur auffallend zunimmt. Ich habe dieae Thatsache bei Anfertigung seiner Losung ale Rea- gens unzahlige Male zu beobachten Qelegenheit gehabt.

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*) Wittstein's Vierteljahreaachrift. VII. 244. **) Pharm. Zeitachrift fur Russland. 1862. No. 5. S. 101.

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44 Wittstein,

Gewohnlich iibergiesse ich in einem Qlaskolben das Salz mit der 5 - 6 fachen Menge Wasser und stelle den Kol- ben auf eine warme Eisenplatte, um es rasch in Losung zu bringen; nach erfolgter Losung wird dann filtrirt und so lange nachgewaschen, bis die ganze Solution das Drei- zehnfache des angewandten Salzes betragt. So wie nun der Hoden des Kolbens eben anfangt sich zu erwarmen, zergeht das Salz fast so schnell wie weisser Zucker, zu einem Syrup, dcr beim Umschiitteln sofort verschwindet, nnd ist in kurzer Zeit vollstiindig gelost, bevor noch der Boden des Kolbens so heiss gcworden war, dass man ihn nicht ohne Schmerz in die Hand stellen kann. Aue der so bereiteten Solution krystallisirt bei gewohnlicher Temperatur niemals etwas heraus; friiher aber, als ich dieselbe noch in dem Verhaltniss von 1 Th. Salz und 9 Th. Wasser machte, fand sieh - zwar nicht nach ein Paar Tagcn, aber sicher nach ein Paar Wochen - der Roden der Flasclie inimer mit einer starken Krystall- kruste bedeckt, und diese Wahrnehmung gab den Anlass zu den Versuchen F e r r e i n’ s.

F e r r e i n ermittelte die Loslichkeit bei 13oc . ; dies war die Ternperatur des Locals am Tage; wahrend der Nacht betrug dieselbe unbezweifelt weniger als 130. N e e s e operirte zuerst bei 150 und fand das Loslichkeitsverhiilt- niss wie 1: 6,7; bei 200 ergab sich das Verhaltniss mie 1 : 5,8 und bei 250 wie 1 : 3,2. Addirt man 6,7 zu 5,8 und 3,2, SO erhalt man als Summe 15,7, welche mit 3 dividirt 5,23 giebt. 1 : 5,23 ware mithin die Loslichkeit des phosphorsauren Natrons in kaltem Wasser, wenn man diese Durchschnittszahl annimmt, was jedoch nicht rich- tig sein kann, denn die Temperatur, wobei die drei Ver- suche angestellt wurden, differirte von 15 bis 250, und das ist gerade bei einem solchen Salze von grosstem Ein- flusse. Also selbst die fur Neese ’ s Annahme giinstigste, jedoch nicht ricbtige Zahl (5,23) bercchtigt nicht zu dem Schlusse, dass die friihere Angabe iiber die Loslichkeit

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Udichkeit dea kystallia. pho8phol.e. Ncitrom in Wasser. 45

des phosphorsauren Natrons in kaltcm Wasser (1 : 4) die richtige sei.

Dass die bei 150 erhaltene Losung beim Verweilen im Keller von 120 Temperatur nach 18 Stunden keine Krystalle abgeschieden hatte, beweist gar nichts, oder vielmehr beweist nvr, dass eine solche Ausscheidung SO

rasch nicht erfolgt; nach 14 Tagen wiirde sich das Ver- haltniss anders gestaltet haben.

Der zweite Schluss Neese ’ s , narnlich dass auch die fruhere Angabe uber die Loslichkeit des phosphor- sauren Natrons in heissem Wasser die richtigere sei, widerspricht gleichfalls seinen eigenen Versuchen, denn er fand die LGslichkeit in der Hitae eben so unbegrhnat wie F e r r e i n .

Es bleibt folglich -unbestritten, dass sich das phos- phorsaure Natron in kaltem Wasser vie1 , scbwerer und in heissem Wasser vie1 leichter lost, als man frtiher an- genommen hat. Die Loslichkeit wachet aber mit der Zunahme der Temperatur unverhliltnissmassig schnell.