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XVIII. Ueber die Methode der ~[essung des Venendrueks und die Anwendung der Phosphorvergiftung auf die Kymographie. Yon M. Schiff.. Um die Vermehrung des Venendrueks, resp. das yon der Peri- pherie aus bewirkte Pulsiren der Venen bei activer Gef~isserweiterung nachzuweisen und graphisch zeichnen zu lassen, bedarf es einer lltngere Zeit dauernden ununterbrochenen Communication des Ve~en- rohrs mit dem Manometer. Die sehr grosse Gerinnbarkeit des Venenblutes macht oft alle bisher bekannten und zur Erlangung brauchbarer Druckcurven vorffeschlagenen Mittel zu Schanden. Das Venenblut ist, auch vermischt mit alkalischen L(isungen, in starre cylindrische Rtihren eingeschlossen in hohem Grade gerinn- barer als das Arterienblut und es ist mir besonders oft begegnet, dass, wenn ich bei Hunden, um Arterien- und Venendruck desselben K~rpertheiles gleichzeitig zu verzeichnen, .l.-Cantilen in die entspre- chenden Gefiisse glficklich eingefiihrt und befestifft hatte und nun die Klemmpincetten zu beiden Seiten der Oeffnung wegnahm, sich in der Vene schon ein Anikng yon Gerinnung gebildet hatte, welche bereits die erste ansteigende Curve des Venendrucks verfalschte. Anfangs suchte ich mir durch verschiedene Construetionen der Canlile zu helfen, die ich zum Auseinandernehmen behufs partieller momentaner Reinigung anfertigen liess. Die Stticke hielten sich ineinandergesteckt durch Reibung fest und konnten am Verengungs- winkel gctrennt werden, w~thrend die Enden in der Vene haften blieben. Diese Canfilcn behalten noch immer in einzelnen Fallen ihren Werth und ich bediente reich derselben mit Erfolg bei den Untersuchungen fiber den Vencndruck bei der kiinstlichen Erzeugung des Oedems. Sie kSnnen fiberhaupt fiberall dienen, woes kurze Zeit (aber nicht unmittelbar) nach der vorbereitenden Operation auf eine Bestimmung des momentarmn Venendrucks ankommt.

Ueber die Methode der Messung des Venendrucks und die Anwendung der Phosphorvergiftung auf die Kymographie

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Ueber die Methode der ~[essung des Venendrueks und die Anwendung der Phosphorvergiftung auf die Kymographie.

Yon

M. Schiff. .

Um die Vermehrung des Venendrueks, resp. das yon der Peri- pherie aus bewirkte Pulsiren der Venen bei activer Gef~isserweiterung nachzuweisen und graphisch zeichnen zu lassen, bedarf es einer lltngere Zeit dauernden ununterbrochenen Communication des Ve~en- rohrs mit dem Manometer. Die sehr grosse Gerinnbarkeit des Venenblutes macht oft alle bisher bekannten und zur Erlangung brauchbarer Druckcurven vorffeschlagenen Mittel zu Schanden.

Das Venenblut ist, auch vermischt mit alkalischen L(isungen, in starre cylindrische Rtihren eingeschlossen in hohem Grade gerinn- barer als das Arterienblut und es ist mir besonders oft begegnet, dass, wenn ich bei Hunden, um Arterien- und Venendruck desselben K~rpertheiles gleichzeitig zu verzeichnen, .l.-Cantilen in die entspre- chenden Gefiisse glficklich eingefiihrt und befestifft hatte und nun die Klemmpincetten zu beiden Seiten der Oeffnung wegnahm, sich in der Vene schon ein Anikng yon Gerinnung gebildet hatte, welche bereits die erste ansteigende Curve des Venendrucks verfalschte.

Anfangs suchte ich mir durch verschiedene Construetionen der Canlile zu helfen, die ich zum Auseinandernehmen behufs partieller momentaner Reinigung anfertigen liess. Die Stticke hielten sich ineinandergesteckt durch Reibung fest und konnten am Verengungs- winkel gctrennt werden, w~thrend die Enden in der Vene haften blieben. Diese Canfilcn behalten noch immer in einzelnen Fallen ihren Werth und ich bediente reich derselben mit Erfolg bei den Untersuchungen fiber den Vencndruck bei der kiinstlichen Erzeugung des Oedems. Sie kSnnen fiberhaupt fiberall dienen, w o e s kurze Zeit (aber nicht unmittelbar) nach der vorbereitenden Operation auf eine Bestimmung des momentarmn Venendrucks ankommt.

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Um eine liingere ununterbrochene Curve, die mehrere Stunden umihssen kann, zu gewinnen, ist ein Verfahren nothwendig, welches die Gerinnung des Blutes entweder aufs Aeusserste beschriinkt oder geradezu aufhebt, l~Iach liingerem Umhertasten habe ieh iblgende Vorbereitung des Thieres als die beste erkannt.

Gewi~hnlieher Phosphor wird unter Steini~l (selbst Wasser kann bei tiefem Miirser dienen) mechaniseh zu kleinen Fragmenten ver- arbeitet und dann mit vielem Aether tibergossen und bei hliufigem Umschtltteln wird das Gemisch mehrere Stunden lang einer Tem- peratur yon 20--25 Graden ausgesetzt, und dann mehrere Tage im Dunkeln bei gewiihnlicher Temperatur stehen gelassen.

Einem etwas grossen Hunde wird ein passend zugedrehter Holz- cylinder ins Maul gebunden, so dass-er dasselbe nieht schliessen kann, u n d e s werden ihm (etwa 10 Stunden nach dem Fressen) 8 bis 12 C.-C. der iitherischen L~isung so in den Rachen gespritzt, dass sie yon den bestandigen Schluckbewegungen des Hundes ifl den Magen beF6rdert werden, ohne dass etwas davon in die Trachea gelangt. Bei dem starken Striiuben des Thieres muss dasselbe nattirlich yon zwei Gehilfen gut festgehalten werden.

Hat man diese Einspritzung w~hrend 5--7 Tagen wiederholt~ so fiingt der A~)petit des Itundes an etwas zu leiden, das Thier wird trauriger und einen Tag nach dem Eintreten dieser Symptome, wenn die Gefiiss- und Nervenerregbarkeit noch nicht merklich ge- litten hat, kann man oft schon die Vene bei Beohachtung der ge- wShnlichen Vorsichtsmaassregeln sehr lange und ~fters tiber eine Stunde mit dem Manometer in oftener Verbindung halten, ohne dass Gerinnuug eintritt. Die Gerinnharkeit des Blutes wird natiirlieh um so mehr herabgesetzt, je llinger man die Einspritzung fortsetzt, und endlich wird sie ganz aufgehoben. Wenn man Phosphordosen an- wendet, die am 7.-10. Tage die Gerinnbarkeit des Blutes ganz vernichten, muss man mehrere Hunde in Vorbereitung nehmen, da man es nicht vermeiden kann, dass einige yon selbst sterben.

Wie lange bei den unter solchen Yerh~ltnissen zum Versuche benutzten und dann ohne LSsung der Verbindung mit dem Mano- meter getiJdteten Thieren der Wegsamkeit der Cantile erhalten bleibt, kaml man daraus entnehmen, dass noch 12--20 Stunden nach dem Tode Druck auf den Rumpf die Manometerstiulen steigen iiisst.

In den letzten Tagen der Vorbereitung ist die g e r i n g s t e Blutung geflihHich, well sie nicht yon selbst aufhSrt, und bei der Prliparation ist die hSchste Vorsicht geboten.

~essung des Venendrucks u. Anwend. d. Phosphorvergiftung a. d. Kymographie. 347

Nach dem Tode findct man ausser den mehr odor weniger fort- geschrittencn bekannten Erscheinungen zwci interessante Thatsachen:

1) Blut, selbst in Gef~tsse geleert, nicht gerinnbar, daher die gesonderte Pr~iparation der weissen Blutk~irper ziemlich leicht gelinft.

2) Bei der Section mehrere Stunden bis mehrere Taffe nach dem Tode sind die Arterien n i c h t leer. Sie sind natttrlieh nieht prall fefUllt wie im Leben, abet ihr Blutgehalt unter allen Um- sti~nden~ wclche die Gerinnunf verhindern, und den ieh s t e t s unter den anfefebenen Bedinfunfen iknd, scheint anzudeuten, dass die ~ieinunf riehtif ist, welche den Grund der normalen Leere der Arterien in einer Todtenstarre derselben sueht. Wcnn tier Zu- sammenha~g in den kleinen Arterien auffeh(irt hat, mar alas Blur in den kleinen~ Venen sehon_feronnen sein und kann nicht mehr zurtiek- aspirirt werden. Dicser --freilieh noeh hypo the t i s ehe - Grund der Leerheit tier Arterien fieIe west, wenn das Blut nicht mehr ferinnt.

Phosphorsi~ure, in fr(isserer Menfe direct in die Blutfefitsse gebraeht, wirkt i~eilich in v i e l ktirzerer Zeit als Phosphorinjeetion, wirkt abet schwaeh und in den meisten Fitllen ungenUgend. Um den das Oedem begUnstifenden Einfiuss tier sogenannten Bhtdis- solution zu vermeiden, habe ieh bei den Versuchen tiber den Druek bei 0edem die Phosphormethode nieht oder nut unvollstitndif benutzt und bin bei der oben erwahnten CanUlc stehen feblieben.

F l o r e n z , A p r i l 1874.