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ANNALEN Blea CHEMIE UEJD PEARMACfE. XLK. Bander errtor Heft Ueber die Rostung organischer Wiirper ; Der trocknen Destination parailel liiuft eine andere iihnliche Umbildung orpnischer Korper: & R4;rkmg. Jens begreift die Verandemngen in der Zersetzungshilze bei Abwesenheit afmosphii+itder Luft, dieoe bei Anwesenheil und Mitwirkung derselben. Die Chemie hat dieses grofse Feld von Erscheinungen bis jetzt ihren Prhfungen nicht unterzogen. Die hier einschlagenden Untersucliungen miissen voraussichtlich weit umfassend nod schwierig werden, und nur schuchtern versuche ich es, den Fufs auf ein unbekanntes Gebiet zu seken und die erstea Schritte darauf zu thnn. Indeni es alle organischen Korper umfdst, mars sein In- halt nothwendig von mannigfaltigern und vielseitigem wissen- schaillichen Belange seyn; aber auch der praktische Werlh lie@ in manchen Beziehungen sehr nrhe. Es xblidst unter andern einen grofscn Theil der Veriiriderungen in sich eh, welche die Nahrutigsniittel erleiden , indern sie zu Speisen zubereitet wcr- den, der Droguen, indem sie die Verarbeitung zu Arzncien em- pfangen, und zahllose Verrichtungen in der Landwirthscbaft, den Gewerben etc. Die Ergebnisse der hieher gerichtelen Arbeiten konnen also fruchtbringend nerden, wenn e6 gelingt, der Nalur Annal. d. Chemie u. Phann. XLIX. Rdr f. Heft. i

Ueber die Röstung organischer Körper

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Page 1: Ueber die Röstung organischer Körper

ANNALEN Blea

CHEMIE UEJD PEARMACfE.

XLK. Bander errtor H e f t

Ueber die Rostung organischer Wiirper ;

Der trocknen Destination parailel liiuft eine andere iihnliche Umbildung orpnischer Korper: & R4;rkmg.

Jens begreift die Verandemngen in der Zersetzungshilze bei Abwesenheit afmosphii+itder Luft, dieoe bei Anwesenheil und Mitwirkung derselben.

Die Chemie hat dieses grofse Feld von Erscheinungen bis jetzt ihren Prhfungen nicht unterzogen. Die hier einschlagenden Untersucliungen miissen voraussichtlich weit umfassend nod schwierig werden, und nur schuchtern versuche ich es, den Fufs auf ein unbekanntes Gebiet zu seken und die erstea Schritte darauf zu thnn.

Indeni es alle organischen Korper umfdst, mars sein In- halt nothwendig von mannigfaltigern und vielseitigem wissen- schaillichen Belange seyn; aber auch der praktische Werlh lie@ in manchen Beziehungen sehr nrhe. Es xblidst unter andern einen grofscn Theil der Veriiriderungen in sich eh, welche die Nahrutigsniittel erleiden , indern sie zu Speisen zubereitet wcr- den, der Droguen, indem sie die Verarbeitung zu Arzncien em- pfangen, und zahllose Verrichtungen in der Landwirthscbaft, den Gewerben etc. Die Ergebnisse der hieher gerichtelen Arbeiten konnen also fruchtbringend nerden, wenn e6 gelingt, der Nalur

Annal. d. Chemie u. Phann. XLIX. Rdr f . Heft. i

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auf der Spur ihres verborgenen Wirkens gliicklich nachzu- kommea.

Die &stung als Hauptbegriff im weitern Simile, zerfallt in einige subordinirte Begriffe: a) Wenn org-anische K6rper der Wirkung des freien Fcuers unmittelbar bis zu eineni gewissen miilsigen Grade msgesetzl werden, so heifst diefs dap Braten. Man bratet Fleisch am Spiefse an der Flammc!, Kastanien im Glutfeuer, liartofleln in glimmender Asche. - b) Wenn zwischen den oiganischen Korper und das Feuer ein Zwischenkiirper, etma ein oll'enes BIeeh, geschoben wird, so nennt man diefs ini e n p ren Sinne dus R6sten, roos maciien; man rostei Kaffe in der Tronimel, Meld in der Pfanne, Zuckcr in der Schiissel. - c ) Wenn did's in vcrschlossenen Gefafsen geschicht, so tritt aufser der Lufl auch riocli W-asscrdairtpf in Mitwirksamkeit , den riw

feuchte Kiirper in der Hitze selbsl cnlkifsl, und dam bezeichec4 man es niit tlcm Ausdruckc h'rrckerr; Brot hwkt man irn O h , Torten i n nidailznen Fori~iei~, Zackcnverk, Bdtter- ond IIefen- teig in nirhren u. s. JY.

Was Iiei allen tliescn Prnccduren rorgeht, is[ urn his jc lzt dunkel geblieben. Sie utngeben tins tiiglich und stiindtich, w i r Icbcn grofsentheils yon ihren Erzciignisseii : gleichwohl sind ihrp innel n Hergange uhs utilrckannt. So wisstn wir m drr Thsl niir uff- vollstiindig, BUS was alleni tlas Bier hestcht, das wir sdbst Iw- reiten. Wir kciincn nicht den Vorgang. drr auf der Mnizdiwre statt h a t - Js, wissen wir wirklirh nur, was grot ist? - Re- kennen wir es mit Ueberrascliung, wir wissen es sireng ge- nommen nicht. -

Der veranderte Zustrind, Jvclchen dic Hiirper nns zeigen, wenn sie erlidlilcr Tempcrrilur imtcr .\litwirkuiig der I,uft aus- gesetzt werden, andere Farbe, Rnderer Geruch, anderer G e schmack, snderer Zusainmenhang, die sie erlangen, deuteR uiis UnVerkCnIihar auf Umsetzungen in den Bestandttieilen, auf Zcr- legung aller und Bildung neuer StofTe.

con Reichenboch,&r& f i b t j g i m. K*w.

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von Reichenhach, iiber die Ho'duny orgm. Korper. 3

Untersuchungen, die ich in dieser Richtung meinen fnihern. Arhiien iiber die trockene Destilhtion aogereiht babe, haben mieli ar:f verschiedene neue Store gefuhrt, die ich mir erlauben will, luer nacheinander vonutrapeti.

I. D a s A s s a m a r . Jedemann weif's, oafs die Rinde von elwas stark gebak-

keiiern Brote bitterlich schmeckt Die Aente machen daraus fiir Krenke sogenanntes Broiwasser, das einen angmehmen, schwacli bittern Geschmak hat; das Bier wird bekanntlicli um so bitterer, je brauner tias Malz gedbrrt ist, von welcheni man es braute; angecrannte Iirusten von Speisen, angebrannter Bra- ten und brirhen davon sciirnecken stark bitter; in Zucker ge- ldstele Friichle sind bitiersuis u. s. w. Alle diese durch slir- kere Hitxe braun geriisteie orqanische Kiirper schmecken mehr d e r mirider aoffaliend hitter. Abcr es bedarf zur Erzeugung dieser Bitterkeit niclit nothwenaig so s:arker Eiriwirkuiig : ein f'einer Geschmack erkennt schorr in der gewithnlichen guten nrotrinde einen leichten Stich von sitter, welcher gerade hin- reicht, ihr eine angenehine Wiirze zu ertheilen.

Die Ursache dieser s,inimtliclien Bilterkeiten und cler Tr5ger dsrselben ist ein eigentfiiirnlicher Stoff, der sich isoliren I5fst und von dessen Darstellung und Eigenschafien ich hier Recheh- schaft zu peben versnche. lch schlage fiir denselben den Na- inen Assanaar vor, abgeleitet \on h s s a , assare, braten, rhten, wid aii,arus bitter; ich folge liicbei tler Andogie des Wortes Picamar, das ich friiher in die chciiiisclie Notnenclatur fiir die hievon ganz versctiiedene bittere Suhstunz im Tlreere der trok- kerieti I>estillation eingefiihrl ltabe; so also, dafs wo Picamar Thewbitter ausdriickt, Assaniar R6sibilter bezeichnet.

Dau.stelLttiigrncr/nhren.

I)ic Eigenschanen dieses neuen Korpers sind von der Art, i "

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4 won Rrirhcnhcch, 6b;her die Ro'slur~~oynn. K6rprr.

dds Cum Verstindnifs seiner Rereitung ihre theilweise Kennt- nifs fast unerlifslich ist ond did's hauplsachlich darum, \veil er niit mehreren anderen Kiirpern in Yerwebung steht, die ihrer- seits ebenfalls unbekannt und riir die Wissenschah neu sind. Ee wird daher am besten seyn, die Darstellung erst in allge- rneitrrn Umrissen anzugeben, darsuf die Auseinandersetzung der wesanllichslen Eigenschaficn folgen zu lassen, dann aber auf die Besondcrheiten yon jener zurirck zu liomrnen.

Wenn man Tflanzeneiweifs, Gumrni, Kleber, Zucker,Sliirke,Thier- leim, Blutkuchen, Thiereiweifs, oder Fleisch, Brot u. s. w. sni Feuer oder a i d einem Blcche an olTener Loll riistct und zwnr so lange und so siwk, dafs sie hraun bis schwnrzbrauri wcrden, so werden sie hart und kdnnen nachher zmlofscn und zerrieben werden. Mehrere erweichcn sich, einige schrnelzen selbst in der Ijitze; aber beini Erkalten werden sie slam, sprijde irnd verslalten Zerpulverung. Man sucht sie bei der Zerklcinerung vor der Rrriitirrrng rnit der Lull so vit:i \vie Lhunlicli zu schutzen, urn das Einssiigen von Feuchligkcit cinipxmafsen abzuwehren. Das Pulvrr diesrr Siibslanzen brillgt man R n eincn kallen Ort, iitlergier.t PS mit eiskalicm nbsolutem Alkohoi, scliirttelt es d m i t in cinem vmchlofsmcn Gefiifse cinige Z r i i gut durckeinander, lint1 IRrst es ahsilzrn und klirtn. Dcr Alkolid ~ H L nnn einen Anllieil Assarnar nus dcr geriisltltcn Sri lNanz unniitlelbar aufgr- nomnltn. Kr wird k!ar abgezogrn, neucr Alkohol auf dvn RiicLsland gcgosm , tint1 damit a i d pleichc Weise verfahrcn, was rnnn cinicr 31ak wiedrrholcn knnn.

nir gcwnnnerir l,i!wiig isr ivringelh, !wthtilt Riue nur be- schrankie Menqe von ,4ss;imnr und serscliieiliwe frernrle fiijrper beigmengt, die enltiw! werden rnilsseo. Zu dem Ende de- stillirt lnnn znerst dm Alhohcl irn Wasserhntle nb. Er rill-

\\rich1 I i i r h t vollstiindig ~ sonflern e~ bieibt cine syrupsrligr' , citc.h!li:sstpc' Mass2 in cier Reiorte zunick. w;:lche ein Alkoiiolai too ilsshntw I @ , die i n dcr Hilzf- iles :~!&wIeu W a w r s s i c t i

-

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eon R e i d m b o d , lilm die RoJkcng o r g a Kiirpu. 5

aicht weiter zerselzt. Mian filgl ihr nun sin kIein werrig W w e r Y so vie1 ills ndlliig ist, uiti den Alkohol griifstmtheits voi- lends rbdestillircn zu k6nnai untl die Lijsung aus them utkolio- liscben in eiiien w5sserigen Syrup zu venvandeln, wobei einigs Trtibung sich einstellt

I n n U s t sie nun seltr lmgsarn erkalten. Wenn diefs ruhig genug innerbalb iO--iS Stuotleri vutlbracht worden, so hat sich obenuuf ein wenig Fell gesatntitelt, das marl in der Kuhle er- starrt abnimmt, odor durch Aetlier liist and rntfwnt.

Die Masse rcagirt' nun xl iwach rdthend auf du Lakmus. Man rulirt diutne Iialkaiilch so lanye ein, bis die saure Reaction verschwunden ist , bringt die Misctiuog bis nehe zur Siedhitze, die sich jeW durch Biiduiig eines braunan, flockigen Nieder- schlages triiben wird. JInn ftillt jetzt aufs Neue absolulen '41- Lohol i n kleinen Doson zit. So oft er einrri milchigen, sicli sclinell klumpenden 6 iedzrscblag erzeugt, erhiiht man die Tetii- periilut untrr L'iiisciidtieln oder Lrnrtihreii so laoge, Ltis dieser w ietlrr versc1i:vutiJen ist. W'ollan stid!i,:!t diesa Kluliipen sich selbst siederid uiclit nialtr wfliisen, sondern inaclieii s h sich am Gefiilse zihe u d fesr, 5 0 h r t nim nlit dem Zuselzen von Al- ktr!iol auf. Man H i n i iii deli meisten Fillen his dvhin dru z\+ aitzig- bis drcifigfache dttr Masst! a:\ Alkoliol gebrnucht ba- lien. Nun Iifst man rulrig und Iangs;liti erkaiten. Dabei wid d ~ s Gemische ersi triibf: geworden s q n , itacli und nwh unkr

A h!qeruiig rines d d m Absatzes an deir Getilswanden sich wktler geklar! huben.

In dar Retcrte ist rin gtmhmddose:, w i r y ~cltw~chsiilulicii-bitterlic;her. &rkt*r ijtx:hiag yc+li~Rt.n ~ deu sich niit Wasser ieicht abwtl- whw lids: irrrd ~*qg:!geLe:i sird. Mun inufs die lrizterca Ysr-

r : ~ ~ w g jelzt W C ; L ~ &: - t'5 pweiind wisdurholen, &w hsifst, man m o t den Wei?igi%si ubdzstiliirer; , den gebliebenen Syrup por- liouepii eiscp riiii fridrcin Alkoiwi iibq@ea, den ruilctiget

>:an gicfst nun nb atd cvasciit init Aikuhol nach.

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6 oon Reiclrenbach, fiber die Iliirtmg oryan. KGrper.

Niederschlag , wenn einer entsteht , durch ErwHrmung wieder Icisen, dann langsam abkuhlttn und kkren lassen, den dabei ent- standenen Beschlag aus der Arbeit entfernen, und diefs Ver- fahren so oft wiederholen, bis bei der Abkuhlung keine Trtibung und kein Beschhg an den GeQfswanden mehr sich ablagert.

Endlich versetzt man dio alkoholische Flikigkeit mit etwas nicht wasserfreiem Aether. Sie tiiibt sich und giebt aufs Neue Ablageivng an die Gefafswiinde, wetin man sie stark schuttelt, oder indem sie sich h der Ruhe langsarn klart. Schmeckt der dhe Ilu'iederschlag sullich, welcher Fall bisweilen einlritt, wenii

man zuckerholtige Suhstanzen zur RiMong vurwendet, so mufs eine aeue Portion Aether hinzugcfugt rind neuer Nioderschlag bewirkt werden, und diels so oft, his er rein biller wird. Der siifse liifst sich in kalteni absolutein Alkohol nicht wieder Idsen, der bittere aber lijst sich latigsani, abcr vollstiindig darin auf.

Dieser letztere ist etwas Assamar, und wenn er rein er- scheint, bewahr!man ihn auf, dun siirseil aber wirh man hinweg. Jotzt destiilirt (nicht eraporirt) man Alkoliol und Actlier ab, und hat nun eiiie gcreinigte, wiisserigc Libung von Assamar, die man dureh Linger fortgesetzte Lfestillation aus dein Wasser- bade zu der Verdickong bringen hitlln, Jars sie erkaltet b k h

nicht oder kautn trage rriehr bewegen Iiifst. Durch vorsichtige, Erhitzung in gi i iz kleiiien Mengen gelingt a, sie trockeo und fat zu bekonimeii.

Bei all diesen Verriclitungtr:i darf m n iiieinuls, weder iiber freiem Feuer, noch an offeiior Luf! nrbeiten, ryenn man ein nloglichst reines Erzeugnils erlangcn will,

Dieses ganze Darstellungsverfahren berutit in seinen Grund- zugen Jarauf, dafs voii vorne herein die wasserliisiichen Stoffa auf dss sorgfdtigste abgehaltcn, uiid dafs eine gurnmige, eine zuckeriqe, zwei fette, zwei saure und ein mderiger Kiirper abge.cchieden werden, slmnitlich t'roducre der Riistung organisher Kijver, (lie in die alkoliolisclie Losung Lie, Assaitiiirs rriit ein-

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Reideabod, aber & Rbshrcrg ~ d r p ~ . 7

P h e n Es versteht oich indefs, dafs dieses vllgeineine Ver- t hen in specieUen.Fiillen der besondera Nakrr einzelner zusam- mmgesetzler Substanzen, die man etwa anwenden will, und die f"r6stbare Besbndlheile hesifsen, angepafst werden mufs, da 0s unmsfihrbar iSt, ftir alle mirglicheo FiilleVorschriR zu ertheilen.

Physisches F'erWb.

Dns Assamar ist ein fester, dwchsichkger, mwrpher, bediigelberK3rper. Er Phnelt im Ausseheo dem Gurnmi, ist spriwle und zerspringt leicht, schoa beim Erkalten mit muschligern, glasgldnzendem Bruche.

Sein G m h ist schwach; wenn er w a r n aMainpR, id er etrvas weniges gewiinhaft.

Der (leschmack is; rein bitfer. Diese Bitterkeit jedoch ist ntAtx &Rig noch unangenehm ; sondern immw gewissermdsen mildi, selbst im concentrirtesten Zustande. Daher kiirnmt es, dafs dtls Bittere in allerlei geriistetcn, gebratenen oder gebak- kenen Speisen, so lnqe sic nor nicht oerbrannt sind, nicht leicht witirig, sondern immcr angenehrn wivzend w i d .

It4 geuteigerter Whne schilt l u id fliefst das Assomar dann nntl wird beim Erkalten selbst in kleinen Xengen rissig. - ES ist nlcht fliielrhjr, sondcrn wsetst sic', in dcr Hihe erst in andera KOrper und diem verbhlen sich sofort. Schon bei der Zersctzung und vor der Verkohlung entwickelt es brennbare DHmpfe, die am Feuer mit leckender Flamme verbrenaen und eineo aqenehmen, langdaaemden Wohlgeruch verbreiten.

Der freien LuR ilberlassea &Rt es ochneU Fnrch%hdm Und zerlliekt bald Seine wmniehende KraR ist so grofs, dafs 8s

dem Weingeiste Wasser raubt, und darin kalt zerfliefst, wihrend es sich im ba!ten Alkohol langsam aufldst, ohntt Z w O r zu zer- gehen. Wenn man gerijsteto assamarhaltige KBrper mit Wain- geist, niistatt init Aikohol, aoezieht wid die Ldsung destillirt, so bleibt dcr nicht flbhtiga Theil derselben nicht in weingei-

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g o o n R e Ich c n b a ch, cllier die Rr i~h~rg orgm Kdrper.

sliger, sondern in nisseriger Lasung im Rtickstande; das As- saniar hat dem Weingeiste, auch wenn er so starlc war, dnfs ur

fur sich kein Phienma mehr giebt, Wasser ltntzogen. Seine hygroskopische Nntur unterscheidet das Assaniar we-

sentlich von andern coordinklen Stoffen dw Rblung, und seine Gegeiiwart vemith sich iii gemwgteii Substanmi iiberall durct das Feucbtrverden derselben.

Chetir tcher Verhdten.

Wrrriser ist das besle Lbsungsmitki fir das Assamnr; es nimmt es in jeder Menge tluf und ist nur sehr scbwierig davon zu trennen. Unter der Luflpnmpe habe ich ihin in concenlrirten Lbsungen nicht vie1 abzugewinnmi vermocht, seibst bri inahiger Erwarrnung is! es inir nicht geiungen, es darunter trocken zu bekommen. Im verdickten Zustanda an der LuD erhitzt, giek as m a r schon vor der Siedhitze dcs Wassers Casblasen; nlleiii diefs ist kein Verdarnpfen des Wasser a k i n , sondern schon mit Innerer Zersetzung des Assamars verknirpk Kauni hat dies s~ Aufschhnen eine kune Zeit gedauert, SO nimmt man schon

Verdunkfung der blafsgelben Farbe walir, es verbreitat sich ein engenchmer Geruch, der biltere Geschrnadr nimmt scbnltll a 4 und bald ist er ganz verschwuh. Utitersucht nian nuit die Misch~ig mit Alkohol, so findet man wenig oder gar kein A s samar mehr, an dessenStelle aber reicNich jene uniirslichc Sub- shnz, weiche die klumpigen Niederschliige gab. Das Aswmar hat sich also zersetzt, ehe es wssserfrei wurdtt. Grcifsere Quan- tiliilen als einige Tropfen is1 es mir [lie gelungen, wasserfrei zu bekommen; diese nur durch das raschesle Auflrocknen in sehr gamctssener Hike, und kaum habe ich es aiiders bewirken klinnen, als auf Kosten irgend einiger zersetzten klainea An- theiltt davoo.

Bei diesen Verhiltnissen ist das offene Endampfen assamw- haltiger, wilsserigur Fliissigkeiten immer eine schwiorige Sache.

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Entstchen sie dadurch, dafs inan weingeistige LBsungen abdampR, so ist der Augenblick, wo der letzle Spiritus enhveicht und Wnsser alleio zurilckbleibt , der Anfang der kfahr. Uebersielit man i h ~ , so ist in wenigen Secundeii dils Assainir unrein und theilweise zersetzt. Es ltilden sich BIaseo , Vcrdunklung zeigt Beginn yon Moderbildung und die Arbeit ist w Grunde gericli- let. Beini Destilliren aus Relurten im Wssserbade ist die Ge- fahr geringer, aber die Beobnchtung des recliten Moments dann oin SO vie1 schwieriger.

Weheist von 0,83 Idfst das Assamar kalt langsam , er- warmt aber leicht und reichlich.

Alkohol lost weiiiger und Imgsamer. qiedend aber nininit er eine grolse Menge auf Diest: Verbiduiig wird durch Aether getrennt, der das Assaninr nus Alkohol tlieilweise niedzrschkt, um so mehr, je mehr wasserfreier Aelher zugesetzt wurde. Wasserhaltiger aber wirkt in eben dem b l a b schwacher, als er rnehr Wasser enthatt, von welchern das Assamar ergrilTen und dadurcb in L6sung erhalten wird. ~Veingeistlasungeii aber fdll der Aelher nur wenig.

Aclher fiir sich a!leiii ist’ ohne Verwandtschall ond wir- kungsfos.

Auf Pfimenfmben wirkt dtls Assamar in ileinen Lijswlgen nicht Es ist eiii ind$eren& Kdlppr.

Zum Suuerstoffe hut es seine Verwaiidhch& dwch die Leichtigkeit kund, mit dur es in der Hitzt! &ininlend verbrennt. Die ivthai ODJ& o m Qucchoilbet und von Bid werden aber von den wisserigen LBsungen im Siden aicht angeyiffea. Eben so wenig Kupferoxyd. hizlpetersciure entfiirbt im Siedcn die Fllissigkeit ohm rothe Diimpfe, dabei bildet sic11 weder Schleiin- s h e noch Kleesaure; kalt zeigt sie keine auffallende Wirkung. Concenb-irte Schwefelsciurc schwiint kalt , verdiinole ist aucb siedend ohne Reaction. Doppelt ciwmuwnr Kdi witkungslos. Sdpetersauru Sillietozyd wird reduckt. Schwefdmwes G e n -

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10 0 0 1 Rcichcwbach, &kr die h-shmg orgcrrr. Kcirper.

oxyd kalt obne Aendmng. PlarincNord ebenso. Gol&Mo- rid giebt emen blauecbwanen Niederschlag. &hweferwureS Kqfw siedend unveriindert. Dagegen verdient bervorgehoben zu wer- den, dafs erriqowres Kspferozyd siedend einen oraniengelben Nie- derschhg giebt, also uuf Oxydul zuriickgefiihrt wird. - Aus all8 dern ergiebt sicb ungefiihr der Skndpunkt des Asoamars gegenii&er dem Seuerstoira

BleizwrPer uod B l e k d ~ bringen in reiner AssemarlCisung keine Verlnderung hervor, in weiner dagegen macbt letzterer im Sieden braune Niederdige, an denen das Assamar selbst abet keinen Antheil nimmt.

Z M s ist wirkungslos & h i w e indert nichts. CMwgas durchstrihend, hat keine sichtbare Wirkung ; wird

aber nachher die geschwlngerte Pliissigkeit erwirmt, so ent- fiirbt sie dicselbe wie die Salpeters6iue; Erscheinungen, die weilere Untcrsuchungen erfordern.

Auch positivo Korper sind von wenig Eidufs; so ist Amuwniu.4 wirkungslos. dldi kalt wid siedend eben so. Ist das A ~ ~ a n ~ a r unreh,

so verdunkeln die Alkalien die Farbe. Damit erhilzt, entwickeh sich kein Arnrnoniakgeruch

hlkwasset siedend ohne sichtbare Reaction. Unreines hsamar giebt im Sieden braune Niederschliige, auf welche ich in einer spdtern Abbandlung zilriickkommen werde.

Bnyhmser verhilt sich ebenso. - Alle diese Alkalien werden yon Assamar nicbt neutralisirt.

Wird .hainarlosung nrit Iiali, Kalk oder jeder andern al- kalischen Substam kurze h i t erhitzt, so verschwiudel der bittere Geschmack; Neutralisation durch S&en fijhrt an nicht wpieder mriick: das Assarnar ist zerse&t and zerstcirt, ef kann nick wider hergestent werden.

liieseifeuc&~keit giebt heinen Nie&rscblag.

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vorr Reichenbach, i i k die f i tw ig organ. K 6 p r . i i

Bwax ebensowenig. Auch GaUutirachu; wie Hienblase

Ferment bring& kcine Gahrnng hervor. Ueberschaut man d i e s Reihe von Eigenscfiaften, so kann

man eine Kritik des Darstellungsverfahrens vonchmen , und ich komme nun auf seine Specialititen zuriick. - Nan sieht , dafs nian einen StoQ vor sich hat, der einerseits trige an Yerwandt- schaften, andererseits in sich yon schwacher Constitution und in bestimmten Fallen leicht zersetzbar is& Dazu kbrnmt dann, dafs er weder krystallisirbar, noch destillirbar, noch in irgend einer bis jetzt versuchteo Verbindung fiillbar, und zum Ueberschufse noch an der Lufi beRig Feuchtigkeit saugend is!. & ist a h

ein Ding, das 11130 nirgends greifen kann und erfahrt man

mdlich noch, dafs er in den Riistungs?roducten mit andern Ilinlichcn gummiartigen Kjrpern verwoben ist ; SCJ sieht man sich in Bezug auf seine Isolirung von einer Vertlechtung von Schwie- rigkeitea urnstellt, die in solcher Art in der Chemie selten i s t

Aber auch daniit sind die Hindernisst: noch nieht zu Ende. Alfe die organkchen Kitrper, welch nach der Rasfug Assamar liefern, enthaiten kleine Aotheile yon Kalkerde. h h habe bei diesem Anlasse u m t w gesucht und irn Zucke:. einen kslkfraien Korper zu bekommw gehom, slier die Beob.-ehtueg rnecben miissen, dirk auch dieser nirgends kalkfrei zu erlenqen ist S.. lbst der reinstc + farbioseste Ktmdis en!ilielt irnmer Ma&, auf tvelche Weiae ish ihn mir aucb ver,jchsl&n m c h k Kuklensndiure, Schwefelsaure, Kleesiure u. s. w. zeipten ihn nicht an U I I ~

reagirten nirgends darad ; nahm ic!; ?her die Verbrennung ZII

H u l k , SO erhielt ich imrner schvache Resle yon Asche, die, wenn sie auch noch so gering waren, dennoch die absolute Reinheit stdren. ilievon gingen nun, ohne d d s ich ihm zu be- gegnen vennochle, kleine hntheile in die alkoholische Assamilr- losung beriiber, und obwohl iiufscrst ,aering, ver moch!e ich rnich d o h ihter nie v o l W d i g zu entledigen. dn die ttcktttitjtcit

sind wirkungdos

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f2 non Reichenbach, iiberdic fibttatg orgcrn K6r-w.

Trwnutigssmittel sie in d i e m Verbitdung iiianids in ihreu ltttzten Hesten zu erreichen im Slande waren. Dus reinste Assainar, das ich dargeslcllt , ha1 dennocb, gbichwie der reiilste Zucker, das reinsb Gumini, die reinsts Sirke, imrtier noch eiiten feinen Hinterhalt yon Kalkerde in sich versleckt, den man sich nicitt

verhehleri darf, wenii er such weniger als eiit zehntel Procent betriigt, und der such dann nicht fuhltc, ivenn ich mich zur Neuhulisation der ksutigen nicht das Kaikes bedittot halte.

Ich sprecho nicht voii Ciilorcalciutn, WOYOII itian nur zu OR nennbare Anlheile im ~bsoluteri Aikohol, i t c d i voiu Kalke, wo- von iaan selbst in1 wasserfreien Aelher oft genug Spuren nn- Inm, utid mi; denan inail das sorgfaltigste Praparat verderbeii kUlD, Wenn m811 UnaufiiierkSain ist.

Zur Bereitung des .Assar:rars Iivbt: ich inich ineisttnitheils ded Wtlizenbrodes bedient , wovon ich mir besonders migesalzent: I-aibe backrti lids. Icti scfit1itt es in Scheiben, liars es truf twifsen l lerdplakn scli\varLi.rtluti roslen und daun noch warm im M6rsrr zerstolen. Entweder zog ich es dann unmiltelhar mit hlkohol BUS, oder at-r ich machte deli Utnweg, t M s ich es zuerst mit Wasser aiiszog, dieses eindicktc, dann init Wein- geist auszog, wider eiirdiokte, und von dit an sofort mit At- kohdl latiandelte ruf die aben angegebent: Weise. Dieses ve:- Lhren koslet weaiger Alkolio!, aber iiielir Weingeis! ; da aber letztcrer leichter zu erlarrqwi is t , ab yrblscre blenge von er- sterarn, so hat es in mnclien Fiiilun eiwn Vor~ug.

Nan kann aucli tnit scliwncheni Weingeislt! stvtt mi& Wasscr d m Antng maclim, uiid Iiict danu nachher wenigee mil fram- dem Beigeniisch zu k:inipfeir. Wendet mart ihn glaich warm EP, so nimmt er viei mehr Assairiar auf, t lbe~ auch mehr fremdiir- t ips , woyoii beim Erlsaltati eiri gubr Anklieil sicli deich w i d e r

ausscheidet, das Assailtar aber grlost bleibt. n'mn man die Rostung etwes schwsch mcht, so h!kOnlml

mat i i\i:~ic Assainsr. Die best0 is1 die, wo dor gcriistclu hir-

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per die sllrksle Bitterkeit erlangt hat. Diei's ist fir verschic- h e Suhstanzen verschiedcn nnd mufs fiir jeden besondern Fall gcsucht werden. Stickstofialtige Horper fand ich in der Rcpl reicher an Assamar, stickstofffreie, wie Sliirke and Gummi, rnufsten stark gehrannt werden, nnd lieferten immer vrrhiiltnifs- mXsig weniger. Zuclier aber , ohgleich slickstolfliei , liefcrt reichlich Assamar. Wo es mir sber niclit qelanp. dasselbe durrh R6stnng m cneugen , das war die Aolzfuser; sic lieferle durch- nus kein Assamar, und wenn sie je Spurcn d a w n gal) , so ge- schah dief.. durch den schwachen Zelleninlialt von andern Stoffen;, die Faser selbst aber, Leinwand, ungelcimtes Papier, fand ich iinfihig zu seiner Riltlnng. Man sieht hieraus, wie sehr ver- schieden sich Kiirper v-on derselben quantitativen und qualila- liven Zusammensetzung den enlfernteren Bestandtheilen nach bei der R6stung verlielten.

Die Farhe des rohen Assernars ist, wie die aller gerikteten Iiijrper , hauptsaclilich aus zweien zusammengesetzt , aus einem rnaltcn Moderbraun bind RUS dem sch6nen Bernsteingelb, das ich dem Assamar selbst fiir eigen angrh6rig halte. Bei milchigen Fallunpen erscheiiit es pmmigutgelb. Yersuche. es durch tliierisclie Iiohle zu entfirben waren fruchtlos, und wenn ich ondlich fiwl:lost. Fillrnte erlangk, so war derir! euch alle Bitter- keit vPrschwundcn ; die Kolile liatte also das Assamar glnzlkh sclhst eingesogm

Wcnn man die Deslillalionen der alkoholischen AssamarlB- sungen, die von zuckerhaltigen Suhstanzen herrtihren, vor der Synipsdicke, wenn sie iioch gut diiniitliissig sind, aber dcr Vcr- dickung niher karnmen, unkrbricht und langsarn erkalten IPfst, so triibt sich die Fiassigkeit oft auf gleiche Weise, wie wenn man sic vor der Destillation mit Aether versctzt; es fdlt cin lcines Pulver niedur nnd dieses ist Zucker, der sich fesi zla

Bodcn legt und iiher den die Fliissigkeit klar ebgegossen wer- dm kann. Er war durch Vermit\lung des Assamars aufgelijst.

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14 von Reichenboch, &cr die i2iislwg orpa. K&Jw.

Je wasserfreier der Alkoliol in die Yischung kain, und je kdkr die AutlGsung bewerkslelligt wurde, desb fieier Weibt sic von Zudrer; &nso wirkt die Kdte a d eineo a n d m unbekannten Stoff, der im Complexe steht

Ich habe die Beobachhrng machcn mdssen, dtifu die k'arper, wekhe in Pulverfotm gerBstet werden mufsten, immer w e n i p Ammar lieferten, als jene, welche in zusammenhlngender Masse diese Behandlung erfahren konnlen. Gummipulver, Stirk- mehl gaben immer ziemlich sparsam Bus, Holzfaser in Form von Siigespanen, Lcinwand, Papier, als die lockersten, gar n i ck . Ich weifs nicht, Oi, dcr Zulrilt der Luft, der in dcr Hike $em Dstande des Assecia;.~ naclsiidiiy scheint , seine Bildung ver- hindert, oder es naoei gleicn wiecer zersldrt naheri kann.

Die Schwierigkeii, ias Assamar wasserkei zu eriangen, isi fitlerw~s grois, weii es sicii durc'n Xirme nicht davon befreien larst, onna seine e igex Lcrsntzuiig zu beginnen , una anderer-

kein anaerer SioK vorhanden oder gefuiiden ist, mit wel- &em es wasserirei Oaer alvciioiirei, oder awii nur niit bestimint mrsharer Wasscrmenge verbunden an.-ges,ek weraen k6nnte. Unter solctien Verhiltnissen schien mir einr Ziernenlitranaiyse iiir jetzt zwecklos, und ich lialle sie SO laiige f5r unausfiihrbar, Lis es gelungrn seyi w i d , dcm einen oder dem andern dieser [.hstCndc auf neuen Wrgen abzuhelren. Es is1 voraus zu when, dafs cin SolT yon SO vielseiligcn hziehungen zum burgerlichen ],&en, wie (Jicwr, der Gegensland vielfiltiger Bearbeitung were den wird, iind so wird es wohl niclit lange wahren, bis erw& terte Forsclmgen seine EiyenschaRen nach allen Richlungen ermiitelt habeii werden. the llauplfrage jedoch, ob Stickstoff &en inlegrirentlen Bestendtheil davon ausmache odcr nicht, kann n m iiidessen bereits besliinml beillitworten, und 2 1 ~ ~

yerneinend, weit ('9 pioh gut BUS stickstomreien, wie HickslofThaltlgan Korpern erzeiigen lafst.

urld null bleihl rtiir nar noch eiu Pwr Morte a.ber das

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non Reidenbach , iiberdde Rbslmg or- K6ipr. 15

praktische Interesse dieser Matetie zu sagen. - Es giebt, das Wnsser ausgenmmen, wohl keinen .in der menschlichen Gesell- schatl ailgemeiner varbreiteten S t d a119 das Assarnar. Der Wilde, der sich seine Beute am Peuer zm'chtet, der Bettler, der sich eine rohe Kartoffel , einen Maiskoben , eine Zwiebcl brht, der Verbrecher im Kerker, der bei Wasser ein Siiick Brot kaut, die ganze gesellschafiliche Welt, die vom Feuerherde ihre Rostbraten, ihre Omeletts, ihre Torten, ihr Zuckerbackwerk, ihren Kaffe, ihr Braunbier ernphgt, verspeifst tiiglich merkbnre Mengen von Assomar. Alle brannen Rinden, alle Krusten, alle Scharre in den TGpfen, alle gebriunten Fleischoberflachen , alle in Zucker gercisteten Leckereien, Liqueure, wie Krarnbamboli etc. alle sind dbenogen oder dorchdnrngen von diesem Stoffe. Seine m i l k Bitterkeit ist es vorzugsweise, der diese Dinge grofsen- theils ihr angenehrnes gewiirzhafies Wesen verdankcn. Es gicbt demnach nichls in der Welt, was von allen Menschen in jcder Lnge und zu allen Zeiten after genossen wirde, und sotnit all- gemeiner verbreitet wire, als dieses Assarnnr.

In der reichlichsten Menge wird es im Kaffe eingenonimcn. Das Caffein selbst ist nur schwach bitterlich, und d n es nur in geringer Menge vorhanden , nfimlich zu 1/500 der Bohnen, so tr%gt es einen gcringen Theil zu der Bilterkeit des Absudes dm gebrannten Frucht bei. Aiiderseits ist es bekannt, dafs der Kaffe urn so bitterer sclimeckt, je sttirker er geraslet worden. Die Bilterkeit dieses Getrhkes k h m t daher fast gtinzlich vom Assarnar her, das in Menge darin durch die R6stung erzeugt worden ist, und dessen Quantitet man durch scliwiichere oder stirkere Rostung in der Gewalt hat. Hieraus crgiebt sich denn dnige Erkllrong fir die sogecannteri Kaffcsurrogate. Mnii macht Kaffe YUS Runkeln , Miihren, Cichorien, Erdmandeln, aus Eichcln, Gerste, Feigen und rndern Dingen. Durch die Rijstung bekorn- inen die SubstanZen ~ l l c jene rnilde Bitterkeit des Assamnrs; die \Yiirzeln Iiauptsichlich sermcge ihres Zuckerphalts , die Sarncll

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16 uon Rcicbenbach, irler dieRo’u&ngorgan K6rper.

durch ihrAmylon, iliren Bleber, ihr Eiweifs; allein sie erlangen dadurch nur Assamar and kein Caffein, das ihnen mit seinen Eigenthiimlichkeiten abgeht; ihre Absode schrneckg daher dem Kaffe iihnlich, niemals aber gleich. - In grofser Menge bildet sich zunichst das Assamar bei allen Decocten, wenn sie am Boden der Gefdse, wo diese dem Feuer 8Usgesekt sind , an- brennen. Diefs kammt in der Droguen- nnd Anneibereifrmg nur xu oft vor. Dafs es pber dazu nicht immer einer grofsen H i k e und eines groben Anbrennens bedarf, sondern d d s schon mas- sige Steigerung der Warme die Erzeugung von Assamar zur Folge hat, davon liefern manclierlei Gewerbe, die Fiirberei und die Piiche Beispiele in Menge. Die beste Brotrinde, wie sie gewotmlich vorn Backer geliefert wird, darf man ntp genau priifen, ein feiner Gaumen wird sogleich die schwache Bitter- keit darin gewahr werden. Selbst das feinere Gebacke, Semmeln, Wecken, Brekeln , deren Oherfliche nicht braun , sondern nur gelb ist, sind schon mit Assarnar hefruchtet. ich habe von ei- nigen solehen Dingen, welche nur kaum blafsgelb aussahen, die Haut abnehnien lassen, und das Schabsel durch Ausziige ge- pen; iiberall habe ich die Spuren des Assamais nufgefunden; irnraer war es ein feines Bitter, dem diese Rinden ihren Wohl- schmack verdankten. Die Bitterheit des Brotrindenwassers , das die Aerzte sclrwaclien KrRnken und Genesenden geben , riihrt ganz allein vorn Assamar her, das durch Wasser ausgezogen mird. Brohchuppen , eingebranntes Mehl , gercistete Hastmien, gebratene AepTdllaut, hesonders aile hr ten von Tortenrinden, Rlles Schmaizgebackene , alles was Caramel enthilt , leitet einen namhanen ‘Iheil seiiier Aniiehmlicirkeiten yorn , h a m a r ab.

Endlich tindet noch e i w rrndere Art kulinarischer Erschei- nungen in den Eigenschaften des Assmars ihre Erklinmg. Diefs ist das Wclliwerden und das .inlatifen vieler gebackenen und gerosleten Erzeugnisse. Crot - und Backwerkrinden, Pfann- kucheri etc. sicid bekanntlicli am angenehmsten, so iange sie

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eon Reichenbocb, Gber dieB&mg orgw. K W . i l

frisch und rWhe sind In wonigen Stunden geht die&, bei feuchter Witterung off vie1 friiher, verloren. Unsere Haudhnea sind bekanntlich unWich , wenn die GBste nicht eur rechten Zeit zu Tische kommen, wenn die Hohlhippeo zum Gefrornen schla5 geworden , wenn die zuckergerijsteten Mandeln kIeben statt zu rollen, und dergleichen mehr. Ich babe oben auseinan- dergesetzt, dafs unter den Rijstungserzeugnissen ausscliliefslich das Assamar es ist, welches Feuclitigkeit aus der Lutl zieht und deliquescirt. Diese seine hygroskopische Kraft ist so stark, dafs es, wie man gesehen, selbst dein Weingeiste Wasser ent- reifst, und so schnell wirkend, dafs Caramel an feuchlem Orte in weniyen Minuten auf der Oberflache klebrig wird. l i t die- ser Eigertschatl wirkt es nun, wo es in Speisen vorhanden ist, zieht Wasser aus der Lutt fur sich, theilt sie der benachharten Malerie Nit, benimnrt allem Gebacke die Riische, und rnechl es schlaff, welk und eiidlich feucht. Will man es wieder herstellen, so hat man bekanntlich nichts zu thun, 01s es an einen Ort curuck zu briiigen, der heif,, genug ist, die eingesogene Feuch- tigkeit wider zu verjagen, und sogleich wird es wieder so spr6de und so roos, ais es von Anfang war, da es aus dem Ofen kam.

Ob das Assamar, das man genossen, auf die Lebensverrich- tuqen Ejiiilufs uhc, ob die Diiiletik, ob die Medicin derauf Bedacht zu nehmen haben wird, wird die Folge lehren. Nicht unwahrscheinlich ist, dafs es nach einiger Zeit gewerblich be- reibt, als Waare verkauft, und den Speisen wiilkiihrlich, wie ein anderes Gewurze, zugesetzt wurden wird. Dann wird die phy- siologische Frage bald an die Rcihe kommen und beantwortet werden konnen.

Schlot Reisenberg bei Wen, December 1543.

(Fortsetzung fdgt)