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Ueber die sogenannte Inactivitiit fester Korper. 103 Brei verwandelt. Diesen bringt man in einen geriiumigen Glaskolben und fiigt eine kleine Menge einer Losung von s a 1 p e t c r s au r em K u p f er o x yd odcr C hl o r kupfer und einigc erbsengrosse Stucken P a r aff i n hinzu. Letzteres ver- hindert das sonst unvermeidliche Schaumen. Bei einem Chlor- kalke von 25 Proc. wirksamen Chlor erhalt man 5,6 Yroc. Sauerstoff. (Journ. f. pract. Chemie. Bd. 97. S. 309. Mai 1866, daraus im Chm. Centralblatt. 22. Sqt. 1866. Nr. 47. S. 750.). H. LudwQ. Ueber die sogenannte Inactidat fester Kbper. Von Tomlinson. Wenn man Sclters- oder Soda- Wasser mit einem Stabe umriihrt, so verliert derselbe nach einiger Zeit die Eigenschaft, Gasblasen aus der Fliissigkeit frei zu machen, er wird inac- tiv. Das Gleiche findct statt durch Eintauchen des Stabes in Wasser, durch Erhitzen und Abhalten der Luft. Man weiss ferner, dass Stiickchen Eisen odcr Glas, kleine Munzen in uberslttigten Glaubcrsalzlosungen sofort die Bildung von Kry- stallen bewirken, dass sie aber inactiv werden, wenn sie zuvor angefeuchtet odcr erhitzt und nach dem Erhitzen vor der Beriihrung mit Luft geschiitzt waren; kurze Zeit der Luft ausgesetzt, werden sie wieder activ. Man hat diese Erscheiniingen auf verschiedene Weisc zu erkliiren versucht, theils sind sie mechanischen Ursachen, als Rauhigkeit der Oberflache zugeschriebcn worden, theils als katalytisch hinge- stellt. Tomlinson ist der Meinung, dass sie sich auf AdhP- sion zuriickfiihren lassen. Die Inactivitlit fester Korper tritt ein , wenn zwischen ihnen und der betreffcnden Fliissigkeit Adhasion stattfindet, und diese Adhkion wird dadurch bewirkt, dass man die Oberflache der festen Korper auf chemiachem Wege reinigt. Folgende ,Experimente schcinen diess als richtig zu erweisen. Wenn man zwei Probirglaser A und B mit einem reinen Tuchc auswischt, dann A mit Weingeist fiillt, diesen wieder ausgiesst und mit reinem Wasser nachfipiilt dann aber Sodawasser vorsichtig in beide Glascr giesst, so entwickelt sich nur aus B Kohlenslure, in A bemerkt man nicht eine einzige Gasblase. Ferner: Man tauahe einen Glas- stab oder einen Platinspatel, die langere Zeit der Luft aus- gesetzt gewesen, in die beiden Glaser A und B, so werden sich aus beiden in reichlichem'-ihasse Gasblasen frei machen ; spiilt man sie aber mit Weingeist und darnach mit Wasser ab, so zeigt sich beim abermaligen Eintauchen von Gasent-

Ueber die sogenannte Inactivität fester Körper

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Page 1: Ueber die sogenannte Inactivität fester Körper

Ueber die sogenannte Inactivitiit fester Korper. 103

Brei verwandelt. Diesen bringt man in einen geriiumigen Glaskolben und fiigt eine kleine Menge einer Losung von s a 1 p e t c r s a u r em K u p f e r o x yd odcr C h l o r k u p f e r und einigc erbsengrosse Stucken P a r a f f i n hinzu. Letzteres ver- hindert das sonst unvermeidliche Schaumen. Bei einem Chlor- kalke von 25 Proc. wirksamen Chlor erhalt man 5,6 Yroc. Sauerstoff. (Journ. f. pract. Chemie. Bd. 97. S. 309. Mai 1866, daraus im Chm. Centralblatt. 22. Sqt. 1866. Nr. 47. S. 750.). H. LudwQ.

Ueber die sogenannte Inactidat fester Kbper. Von T o m l i n s o n .

Wenn man Sclters- oder Soda- Wasser mit einem Stabe umriihrt, so verliert derselbe nach einiger Zeit die Eigenschaft, Gasblasen aus der Fliissigkeit frei zu machen, er wird inac- tiv. Das Gleiche findct statt durch Eintauchen des Stabes in Wasser, durch Erhitzen und Abhalten der Luft. Man weiss ferner, dass Stiickchen Eisen odcr Glas, kleine Munzen in uberslttigten Glaubcrsalzlosungen sofort die Bildung von Kry- stallen bewirken, dass sie aber inactiv werden, wenn sie zuvor angefeuchtet odcr erhitzt und nach dem Erhitzen vor der Beriihrung mit Luft geschiitzt waren; kurze Zeit der Luft ausgesetzt, werden sie wieder activ. Man hat diese Erscheiniingen auf verschiedene Weisc zu erkliiren versucht, theils sind sie mechanischen Ursachen, als Rauhigkeit der Oberflache zugeschriebcn worden, theils als katalytisch hinge- stellt. Tomlinson ist der Meinung, dass sie sich auf AdhP- sion zuriickfiihren lassen. Die Inactivitlit fester Korper tritt ein , wenn zwischen ihnen und der betreffcnden Fliissigkeit Adhasion stattfindet, und diese Adhkion wird dadurch bewirkt, dass man die Oberflache der festen Korper auf chemiachem Wege reinigt. Folgende ,Experimente schcinen diess als richtig zu erweisen. Wenn man zwei Probirglaser A und B mit einem reinen Tuchc auswischt, dann A mit Weingeist fiillt, diesen wieder ausgiesst und mit reinem Wasser nachfipiilt dann aber Sodawasser vorsichtig in beide Glascr giesst, so entwickelt sich nur aus B Kohlenslure, in A bemerkt man nicht eine einzige Gasblase. Ferner: Man tauahe einen Glas- stab oder einen Platinspatel, die langere Zeit der Luft aus- gesetzt gewesen, in die beiden Glaser A und B, so werden sich aus beiden in reichlichem'-ihasse Gasblasen frei machen ; spiilt man sie aber mit Weingeist und darnach mit Wasser ab, so zeigt sich beim abermaligen Eintauchen von Gasent-

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104 Ueber die aogenannte Inaoti~tiit fester Korper.

wicklung keine Spur. - Dass Rauhigkeit der Oberflache auf diese Phanomene ohne Einfluss ist, ergiebt sich daraus, dass eine Feile, ein sogenannter Rattenschwanz, wclche aus Soda- wasser selbst dann noch Gasblasen cntwickelt , nachdem sie mit Weingeist und hinterher mit Wasser abgewaschen war- den, sich vollig inactiv verhiilt, wenn sic erst mit verdiinnter Schwcfelsaure und darnnch init Wcingeist einigc Stundcn in Berihrung gewesen. Dieselbe Feile aber , abgetrocknct und durch die Hand gezogon , wird hiermit hinreichend verunrei- nigt, um eich sofort wieder activ zu zcigen. Xan konnte sagen, die nicht gereinigte Eisenfeile habe an ihrer rauhen Oberflache Luft beherbergt nnd in Folge dessen sich activ gezeigt, dem widerspricht aber ein -andcres Experiment. Man taucht namlich cinen Cylinder von feincm Eisendrahtgewebe, der zuvor durch Abspiilen in Weingeist und WasHer gerei- nigt worden, in Sodawassor untcr, so dass er ganz von Flus- sigkeit umgeben ist. Im Innern desselbcn bleibt eine Menge Luft eingoschlossen, da das Wasser erst nach und nach ein- dringt, aber nicht cine einzige Gasblasc macht sich 10s. Activ zeigte sich der Cylinder hingegcn sogleich, wenn man ihn durch die Hand gezogen, die man zuvor mit cinem Tropfen Oelsaure eingerieben hattc. Wenn Rorper durch Erhiteen inactiv werden, SO hangt diess nicht davon ab, dass die Luft von ihrer Oberfliiche entfernt wird, sondern davon, dam durch die Wirkung der Flamme Unreinigkeiten weggebrannt werden, dass sic also eine chemisch gereihigte Oberfliiche darstellt. Nan tauche einen der Luft ausgcsctzt gewosenen Glasstab in Baumol und erhitze dasselbc. Dadurch wird ohne Zweifel auch die Luft von dcm Stabe entfernt, wenn man ihn aber heraus nimmt, darj Oel abwischt und nun in Sodawasser taucht, so werden Gasblasen in Menge eutwickelt. Dass Reinheit der Oberflache bei diesen Erscheinungon wesentlich ist, ergiebt sich noch aus folgendem Versuch: Eine enge Glasrohre von 11 zoll Liinge wird eine Stunde lang 5 Zoll tief in Weingeist gctaucht, dann mit Wasser gewaschen und, am obern Ende rnit dem Finger gesch~ossen, in Sodawasser gesenkt. Es findet keine Gasentwicklung statt, auch nicht beim tiefen Eintauchen. Nimmt man nun aber den Finger fort, so dass die Fliissigkeit in das Rohr eintreten kann, so zeigt sich Gasentwicklung inwcndig und auswendig, aber nur in der Hohe an den Theilen des Rohr6,'die nicht mit Weingeist in Beruhning gewesen, also nicht gercinigt waren. (Pharnz. Journ. and Transact. Octob. 1867. sec.Ser. Vol. IX. Nr. III. P. 123.) Wp