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Wnrtz: Ueber die Amide. 149 Icb batte zuerst das Benzoylchloriir mit freiem Glykokoll versucbt, aber vergebens. Die Wirkung ist je nach den Um- stinden zu heftig, oder sie bleibt ganz aus. Man kanir die Hippursiure als secundlre Siure betracbten, welche z. B. die Constitution des Benzoylsalicylamids von Ge r- 11 a r d t und C h; o'z z a darstellt. Dies zeigt die Vergleichung der beiden folgenden FormeIn : Elenzo y lsalic y lamid. Hippurszure. XXVI. Ueber die Theorie cler Amide. Von Ad. WMs. (Compt. rend. .k'XXVU, 246.) Die Theorie der Typen von D u m a s ist in der nenern Zeit wesentlich entwickelt sorden. Hatten schon meine und H o f- m a n n's Untersuchungen bewiesen, daes vide Allraloide nls De- rivate des Ammmiuks betrachtet werden kBnnen, so xeigte spiter G er h a r d t , dass die Siuren Derivate des Typus Wusser sind. Ich beabsichtige jetzt nachzuiveisen, dass die so zabl- reichen Verbindungen, welclie man unter dem Namen der An_lide begreift, und die seit Ianger Zeit den S5uren angeschlossen wurden, eben so {vie diese vom U'naser deriviren. Die An- sichten , welche ich im Folgenden eniwickeln will, unterscheiden sich dernnach von denen, welche Gerhardt und Chiozza (s. dieses down. LX, 144.) iiber denselben Gegenstand aasge- sprochen haben. Nirnmt man die allgemein gebriuchlichen Aequivalente an, so muss man die einbasischen Siuren als Derivate von 2 110- lekirlen Wasser betraclilen; der Sauerstoff dieser 2 At. Wasser nimmt, urn so ZLI sagen, in dem Molekal der Sitire selbst eine

Ueber die Theorie der Amide

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Page 1: Ueber die Theorie der Amide

Wnrtz: U e b e r d i e A m i d e . 149

Icb batte zuerst das Benzoylchloriir mit freiem Glykokoll versucbt, aber vergebens. Die Wirkung ist j e nach den Um- st inden zu heftig, oder sie bleibt ganz aus.

Man kanir die Hippursiure als secundlre S iure betracbten, welche z. B. die Constitution des Benzoylsalicylamids von G e r - 11 a r d t und C h; o'z z a darstellt.

Dies zeigt die Vergleichung der beiden folgenden FormeIn : Elenzo y lsalic y lamid. Hippurszure.

XXVI. Ueber die Theorie cler Amide.

Von Ad. W M s .

(Compt. rend. .k'XXVU, 246.)

Die Theorie der Typen von D u m a s ist in der nenern Zeit wesentlich entwickelt sorden. Hatten schon meine und H o f- m a n n ' s Untersuchungen bewiesen, daes vide Allraloide nls De- rivate des Ammmiuks betrachtet werden kBnnen, so xeigte spi ter G e r h a r d t , dass die Siuren Derivate des Typus Wusser sind. Ich beabsichtige jetzt nachzuiveisen, dass die so zabl- reichen Verbindungen, welclie man unter dem Namen der An_lide begreift, und die seit Ianger Zeit den S5uren angeschlossen wurden, eben so {vie diese vom U'naser deriviren. Die An- sichten , welche ich im Folgenden eniwickeln will, unterscheiden sich dernnach von denen, welche G e r h a r d t und C h i o z z a (s. dieses down. LX, 144.) iiber denselben Gegenstand aasge- sprochen haben.

Nirnmt man die allgemein gebriuchlichen Aequivalente an, so muss man die einbasischen Siuren als Derivate von 2 110- lekirlen Wasser betraclilen; der Sauerstoff dieser 2 At. Wasser nimmt, urn so ZLI sagen, in dem Molekal der Sitire selbst eine

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150 W n r t z : U e b e r d i e Amide .

getrennte Stelle ein, und darf niclit mit dem Sauerstoff vereinigt werden , welchen die eins der Wasserstoffatome substituirende Gruppe enthslt. Man driickt diese Beziehungen vollkommen aus, indem man die Formel der Essigslure z. B. in folgender Weise schreibt :

So ist e s sehr leicht, die Bildung und die Constitution der durch die einbasischen Szuren gebildeten Amide zu erkllren. Zwei Molekiile Wasserstoff des Ammoniaks nehnien die ausser der b i n i n n Gruppe stehenden 2 Molekiile Sauerstoff auf und das Uebrige NH tritt an die Stelle dieses Sauersloffs.

Von diesem Gesichtspunkte aus ist daher ein Amid niclils anden , als eine Sgure, in welclier 2 Atome Saucrstoff iles p i - mitiven Typus Wasaer ersetzt sind durcli den Rest NH eines Atoms Ammoniak, welches 2 Aeq. Wauserstoff verloren hat. Diese Substitution veriindert in keiner Weise die allgerneine Form und den Tyyus der Verbindung , welchc vollkommen unberirlirt bleibt.

Die folgenden Formeln werden die ganze Einfachheit dieser Beziehungen zeigen:

C 4 ~ 0 2 } N H Essigslnre. Acetamid. Aethylacetarnid*].

C4A302\ CIH302 NH, **> c4H302/ C4H3 0 2 N(C4US) WrYwerfr. Essigsinre. Diace tamid.

Es ist klar, dass die Substitution des Aetlijldiacetamid.

Wasserstoffs in dem Darch eine solche Reste NH durch eine Gruppe m6glich ist.

Substitution werden Aethylacetamid und Aethyldincetamid gebildet.

*) Der Karper, weloher sich bei der Einwirknng von Aethylamin aul Essigither bildet, ist identisch mit dem, weloher durch Cjansiure- iither und Essigslnre entsteht. Ich habe dic Zusammensetznng durch die Anrlgse nioht bestltigt; da das kaustisohe Kali aber ihn in Essig- slnre nnd Aethglamin zerlegt, so glaube ich ihh f i r hethllacetamid bc- trrohten zn kbnnen.

**) Es wird sich diese Verbindang leicht darstellcn lassen, indeni man Dbpfe von w h r l g e r Cyansinre in wasserfreie Essigssure leitet.

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priif'en wir jetzt die Constitution d e r durch die mehrbasi- schen Sluren gebildeten Amide. Die zweibasischen $Cures de- riviren nach G e r h a r d t von 2 Molekiilen Wasser. Nach der allgemein iiblichen Bezeichnung muss man sie won nwei Qi- naren Gruppen von Wassermolekiilen derivireo lassen. Man kann annehmen, dass in jeder dieser Gruppen 1 At. Wasserstoff sich durch eine slurebildende Gruppe ersetzt findet, in der Art, dass eine zweibasische S h e angesehen werden kann als durch Vereinigung der beiden einbasischen gepaarten Gruppen ent- standen. Demnach wiirde die Constitution der Oxalsiiure durch die folgende Formel auszudr6cken sein :

Die Amide der Oxalslure bilden sich durch Vermittlung von 1 oder 2 Molekiilen Ammoniak, und durch Elimination von 4 oder 2 Mol. Wasser. Mit Benutzung der aufgestellten Principien kann man die Constitution dieser Amide in Polgender Weise ansehen:

c o c o Oxalsiinre. Dioxamid. Oxaminsiure. Oxmethan.

'1; 1 0 2 , c22}h'H, zH2}02, C4H,

Die Bernsteinsaure , eine andere zweibasische Siure , kann man betrachten als bestehend BUS zwei einbasischen Gruppen

Wirken nun 2 Aeq. hmmoniak auf diese S u r e ein, so er- l i i l t man nach Elimination von 4 Yol. Wasser die Verbindung, welche Disuccinarnid genannt werden muss. Wenn man dagegen die Bildung von 4 Aeq. Wasser veranlasst, indem man ein ein- ziges Aequivalent Ammoniak auf die Bernsteins2ure einwirken Iisst, so reicht der Wasserstoff des Ammoniaks zur Bildung dieses Wassers nicht melir aus. Das Molekiil Ammoniak verliert

(CIIJZOX).

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152 Wurtz: Ueber d i e h m i d e .

unter diesen Urnsthden nur 2 Aeq. Wasserstoff, zu ilencn sich die 2 Aeq. basischen Wasserstoffs der beiden Bcrnsteinslure- gruppen gesellen. Man erhllt unter diesen Umstinden das Succinimid von L a u r e n t und G e r h a r d t , von F. d ' A r e e t unpassend Bimccinamid genannt.

Die folgenden Formeln driicken die Constitution dieser Amide aas:

Bernsteinsiure. Dbaccinarnid.

Als letztes Beispiel will ich noch anfiihren, wie ich die Constitution der Amide der Kohlenslure selbst ansehc, eincr zwci- basischen S%ure, welche nian deriviren lisst van 2 Gruppen von. Wasser-Molekfilen :

Kohlenslure. Carbamld. Carbarnin- Urethnn. Aethylurethan. H othet. slare.

&rat.

Von den dreibasischen Siuren hat man nur eine kleine Zahl Amide erhalten. Es scheint mir deshalb unniitz, alle mbglichen Fslle aut'zufiihren , um die Bildung dieser Amidverbindungen zu erkliiren. Jedoch urn zu zeigen, wie leicht es is t , sie in das Bereich meiner Ansichten aufzunehmen , will ich anflihrcn, wip, ich die Constitution der von P e b a l erhaltenen Anilide der Citronenslure betrachte. Wenn man den Wasserstofl des Restt-s NN, welcher in den vorstehenden Formeln sich lindet, als ersetzt annimmt durch Phenyl C1&, so erkllren sicli alle folgenden Formeln:

' Citrobianil. Citronenstlure. Citrmilid.

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W u i t t : IJeber d i e Arnide. 153

Die vorstehenden Entwicklungen beziehen sich besonders auf die gewcihnlichste Art der Bildung der Amide, d. 11. auf dic Einwirkung des Ammoniaks. selbst, oder wenn nian will, der Wirmc auf ein Ammoniaksalz. Ich werde jetzt zeigen, dass die ausgesprochenen Ansichten mit den andsrn Arten cler Bildung der Amide vollkommen iibereinstimmen.

Wenn Amnioniak auf einen zusaniniengesetzten Aether, z. B. Essigithcr einwirkt, so geschieht folgendes : das Ammoniak nimmt die 2 Molekiiie Sauerstoff auf, welclie sicli ausser den Gruppen finden; es bilden sich 2 Molekt1 Wasser, welche durch doppelle Zersetzung auf die beiden Gruppen des Aethers eiii- wirken, SO dass ein Amid und Alkohol entsteht. Die Reaction zerfillt dernnacli in 2 Phasen, wie die folgenden Formeln zeigen :

1.

2. Wenn das Ammoniak aiif das Clilorlir eines sauerstoff- hal~igen Ratlikals reagirt, so trenrien sicli voni Ammoniat 2 Mole- l r i i l WasserstoIT: dae eine derselben bildet mit Clilor Chlorwasser- stoffsiure , welche eliminirt wird. Das andre substiluirt sich dem Chlor und der Rest NH verbindet sich mit der durcli Sub- stitution verinderten biniiren Gruppe.

'142'2] f NH3 = CIH + c 1 4 2 0 2 1 NH. Bentoylchloriir. Benzamid.

3. Wenn der Cyansiuregther '2' O2 auf eine wasser-

haltige oder wasserfreie S2ure reagirt , z. B. auf wasserfreie c 4 t-J5 I

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Essigsliure, so verbindet sich der Kohlenstoff des Cyans mil dem Sauerstoff des Aethers und dem der S lure ; es entwiclrelt sich Kohlensiure und der Rest N (C4H5) des Aethers verbindet sich mit den beiden Griippen der wasserfreien Essigszure :

Scli o en b ein: U e b e r P 1 0 s p h o r.

Cyansinreither. Wasserfr. Essigsiiare. Aethyldircetamid. Nimmt man die soeben dargelegten Ansichten iiber die

Constitution der Amide an , so erkliren sich hinreichend die w r e n Eigenschaften gewisser Amidsluren. Es ist klar , dass die Oxaminsliure eine Siiure sein muss, und eine einbasische $Pure, weil sie als integrirenden BestandtheiI die eine der ein- basischen Gruppen der Oxalsiure enthlilt. Man sieht iibrigens wohl ein, dass selbst die Amide, welche man bis j e tz t fiir neu- tral hielt, und welche keinen Sauerstoff ausser den gepaarten Gruppen enlhalten , unter gewissen Umstlinden den basischen Wasserstoff der priinitiven Gruppen der S iure oder selbst des Restes NU, nicht nur gegen eine organische Cruppe, sondern sogar gegen ein Metall vertaiischen kcinnen.

XXVII. Ueber einen wesentlichen Unterschied zwischen gewiihnlichem und tlmorphem

Phosphor. Von

C. P. Schoem,Beht.

Der Phosphor ist durch den ganzen Complex seiner Eigen- schaflen ein so merlimilrdiger Xhper , dass e r niit vollern Recht immer noch die Aufmerksamkeit der Chemiker in einem hohen Grade fesselt, trotz des Umstandes, dass derselbe nun schon iiahezu zweihundert Jahre bekannt und wihrend dieses langen Zeitraumes Gegenstand der vielartigsten Untersuchungen gewesen ist. Und immer wird zuweilen wieder eine neue Eigenschafi an ihm entdeckt yon glnzlich unerwarteter und ausserordentlicher