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ANNALEN DER PHYSIK UND CHEMIE. JAHBrGANG 1830, ZWEITES STUCK. I. Ueber die Zusarnmensetzuiag dcr Honigstein- siiure; von J. Liebig untl F. WGhZer. D i c HoniSsteinsfurc ist schon friilicr cinmal dcr Gegen- stand einer Untcrsuchung des Einen von uns gewescn; wir haben uns nun vereinigt, gemeinschaftlich die Zusammen- setzurig dicser inerkwiirdigen SZure auszumitleln. Da die trockne Destillation der Honigsteindure und ilirer Sake kein Product liefert, von welchem Wasserstoff einen Bestandtlieil ausmacht, so schien es uns sehr wahr- sclieinlich, dafs diese Shre nur aus Kohlenstoff und Saiierstoff zusaminengesetzt sey. In dcr That liefert das honigsteinsaure Silbcroryd, fiir sich ode? mit Kupferoxyd gegliiht, nachdein das Gemenge zuvor unter der Luft- pumpe iiber SchwefelsHure getrocknet worden ist, kcine Spur Wasser, wodurch die Abwesenheit des Wasier- stoffs bewiesen erscheint. Obgleich ein Gehalt von Stick- stoff in dieser Siiure nicht wahrscheinlich war, so haben wir doch nicht vcrsiiumt, uns dariiber Gewifsheit zu ver- schaffen; honigsteinsaures Silberoxyd lieferte, mit Kupfer- oxyd verbrannt , ein' Gas, wovon die letzten Portionen von Aetzkali absorbirt wurden. 0,236 Gr. honigsteinsaures Silberoxyd lieferte ferner, mit Kupferoxyd gegliiht, bei Oo und 28" Bar. 66 CC. Annal. d. PLysikB. 94. St.2.J. 1830.St. 2. L

Ueber die Zusammensetzung der Honigsteinsäure

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A N N A L E N DER PHYSIK UND CHEMIE.

JAHBrGANG 1830, ZWEITES STUCK.

I. Ueber die Zusarnmensetzuiag dcr Honigstein- siiure;

von J. L i e b i g untl F. WGhZer.

D i c HoniSsteinsfurc ist schon friilicr cinmal dcr Gegen- stand einer Untcrsuchung des Einen von uns gewescn; wir haben uns nun vereinigt, gemeinschaftlich die Zusammen- setzurig dicser inerkwiirdigen SZure auszumitleln.

Da die trockne Destillation der Honigsteindure und ilirer Sake kein Product liefert, von welchem Wasserstoff einen Bestandtlieil ausmacht, so schien es uns sehr wahr- sclieinlich, dafs diese Shre nur aus Kohlenstoff und Saiierstoff zusaminengesetzt sey. In dcr That liefert das honigsteinsaure Silbcroryd, fiir sich ode? mit Kupferoxyd gegliiht, nachdein das Gemenge zuvor unter der Luft- pumpe iiber SchwefelsHure getrocknet worden ist, kcine Spur Wasser, wodurch die Abwesenheit des Wasier- stoffs bewiesen erscheint. Obgleich ein Gehalt von Stick- stoff in dieser Siiure nicht wahrscheinlich war, so haben wir doch nicht vcrsiiumt, uns dariiber Gewifsheit zu ver- schaffen; honigsteinsaures Silberoxyd lieferte, mit Kupfer- oxyd verbrannt , ein' Gas, wovon die letzten Portionen von Aetzkali absorbirt wurden.

0,236 Gr. honigsteinsaures Silberoxyd lieferte ferner, mit Kupferoxyd gegliiht, bei Oo und 28" Bar. 66 CC.

Annal. d. PLysikB. 94. St.2.J. 1830.St. 2. L

162 Gas; d i e t giebt, da 0,236 Gr. Silbersalz 0,07033 Gr. S u r e enthalten , flir diese Quantitiit:

in 100 Tbeilen. 0,03545 Kohlenstoff 60,21 Kohleitstoff 0,03513 Sauerstoff 49,'ig Sauerstoff

0,07058 100,oo. -

Berechnet man danach die Mischungsgew-ichte der Bestandtheile, indem man das bekannte Mischungsgeivicbt der Slure =49,5 zum Grunde legt, SO erbiilt man:

4 At. Koblenstoff 24 60 Kohlensloff 3 At. Sauerstoff 24 50 Sauerstoff

Um dieses Resultat mit Genauigkcit zu controliren, haben wir neutrales honigsteinsaures Ammoniak mit Ka- pferoxyd verbrann t. Das erhaltene Gasgemenge bestand in 6 Maafsthcilen, aus 4 Vol. Kohlciisiiure und 1 VoI. Stickstoff, ein Verkiltnifs, welches offenbar die Riclitig- keit obiger Zusammensetzung beweist. Wenn man die Zusaxuinensetzung der Honigsteinslure mit der der Bern- steinsYure vergleicht, so findet man in beiden eine aufser- ordentliche Aehnlichkeit, nur mit dem Unterschiede, dafs die Bernsteinsaure 2 At. Wasserstoff enthdt, wctcher in der HonigsteinsYure fehlt, SO dafs wenn mau den Was- serstoff liinwegniinint , Inan genau die Zusarnlnensetzung der Honigsteinsiiure erhiilt.

Das Vorkommen des Honigsteins macht es nicht un- mahrscheinlich, dafs die darin enthaltene S3ure ails Bern- steinslure entstanden sey. W i r haben versucht, durcli Schmelzen und Sublimiren von Bernsteinsaure in trock- nem und feuchtem Chlorgas Honigsteinsaure darzustcllen, allein sie hatte nach dieser Operation nicht die geringste Veranderung erlitten.

Da es mbglich schien, dafs die Ursacbe, welche die Bildung der Honigsteinsaure verhinderte, in der Zusam-

in 100 Tlieilen.

Mischungsgewicht 48 100.

163 rnensetzung der Bernsteinszure liege, so haben wir die Bernsteiusaure einer neuen Analyse unterworfen , allein uusere Resultate stimmen mit den von B e r z e l i u s ge- fundenen d l i g iiberein.

Die BernsteinsZure wurde in Wasser vertheilt und mehrere Stunden Chlorgas hindurch geleitet; sie verliert dadurch vdllig ihren Gerucb, und die Fliissigkeit giebt beim Abdampfen blendend weifse Krystalle , welche man von der anhangenden Salzsaure durch Waschen und Um- krystallisiren befreite. Sie wurde alsdann in einem Glase, welches in heifser Schwefelsaure stand, nochmafs subli- mirt, und diese sublimirte Saure zu der Analyse ange- wendet.

1,061 bernsteinsaures Blei lieferte 0,995 scbwefel- saures Blei, diefs giebt fiir das Mischuugsgewicht der Saure, 50 dieselbe Zahl, welche B e rz e 1 i us erhalten hot.

0,400 Theile Bernsteinstiure liefcrtcn ferner, mit Ku- pferoxjd verbrannt, 0,182 Th. Wasser.

60 Theile Bernsteinsaure ~ 0 , 0 9 3 7 &m. Iieferten, auf dieselbe Weise zersetzt, bei Oo und 28" B. 75,97 CC. Gas.

Diefs giebt fiir die Zusammensetzung der sublimirten Siure in 100 Theilen:

Kohlenstoff =44,38 Wasserstoff = 5,OO Sauerstoff =50,62

100,oo. Nimmt man an, dafs die sublimirte Bernsteinslurc

ein halbes Mischungsgewicht Wasser enthalt, we1chi.s sie erst bei ihrer Verbindung mit stiirkeren Basen abgiebt, iind berechnet man ihre Zusammensetzung danach, indeln man auf 2 Mischungsgewichte der Saur6 1 Mischungsgc: wicht Wasser hinzufiist, so erhalt men in 100 Theilen:

L 2

164

44,04 Kohlenstoff 4,58 Wasserstoff

61,38 Sauerstoff Bernsteinslure mit einem Ueberschufs von A4etzkali

erhitzt, gab keine Honigsteinssure, sondern nur Klee- &ure.

Durch trockne DestiIIation des honigsteinsauren Am- qoniaks beinerkt inan einige auffallende Erscheinungen, auf die wir aufmerksdm machen wollen, indem die ge- ringe Menge dieser seltenen Substanz, die uns iitrig blieb, das Verfolgen derselben nicht verstattcte; es ent- weicht zuerst Ammoniak, alsdann vie1 Blausliure, und es sublimirt eine smaragdgrune krystallinisclie Subsianz, wel- che sich in Wasser mit gelbcr Farbe Ibst, und denisel- ben einen sehr bitteren Geschinack ertheilt.

II. - ikIethode zur Darstellung con arsenikfrekm Kobalt tcnd Nickel; von J. L i e b i g .

K o b a l t und Nickel, so wie ihre Oxyde, bieten fiir das Leben so nutzliche und schtitzbare .Anwendungen dar, und ibr Gebrauch ist, ibrer schwierigen Darstellung und Reinigung wegen, noch so eingeschrznkt, dafs ich glaube den Gewerben einen Dienst zu leisten, indem ich eine Methode bekannt mache, wonach diese beiden Metalle zu einem sehr rnsfsigen Preis dargestellt werden konnen. Die Methode, welche Hr. W 6 h l e r fur die Abscheidung des Arseniks angegeben hat, Itifst fiir Laboratorien nicbts zu wtinschen iibrig, allein ihrer Ausfuhrung im Grofsen stellen sich Schwierigkeiten enfgegen, die der Hiitten- mann nicht leicht beseitigen kann *), *) In einer hiesigeo bedeuteaden Neusilber-Fabrik bedient man

sich indefs diescr Methode schon seit 1;ingerer Zeit mit Vortheil, indem man dabei Griphittiegel anwendet. P.