3
Sg15.36'guliHeft195814 F.H. Dos~: Uber ein einfaches statistisehes Dosis-Umsatz-Gesetz 655 gebildet, der mehrere Dezimeter lang sein kann, w/~h- rend der Abseheidungsteil nut wenige Zentimeter mil]t. Der Schweregrad einer Lungenembolie wird demnach yon den Gerinnungsanteilen bestimmt. Un- sere tierexperimentellen Untersuchungen haben er- geben, dab die Gerinnungsanteile yon Thromben dutch die aktivierten fibrinspaltenden Fermente des Blutes aufgel6st werden k6nnen. Damit wiirde abet eine evtl. Lungenembolie bei einer behandelten Throm- bose infolge der Kleinheit dos Embolus auf jeden Fall leiehter ver]~ufen. Dis Gefahr einer Mobflisation des Abscheidungstefls yon Thromben nnter der Therapie ist u. E. geeing zu veranschlagen. Wie oben beschrieben, haften die Blut- pl/~ttchen direkt der Gef/~Bwand an. Morphologiseh 1/~Bt sieh Fibrin hier nieht naehweisen. Die Annahme eines Frofibrins ~n der Oberfl/~che der l~l~ttchen (AP~z 1937) hat sieh nach den Untersuehungen yon J~gGE~CS u. Mitarb. (1950) nieht best/~tigt. Da die gesteigerten fibrinolytischen Kr/~fte des Blutes nur FibrLa Verfliissigen uad dieser ProzeB ~llm/~hlich und yon der Sehwanzspitze retrograd verlgu:ft, ist ein ,,Ab- dauen" des Thrombus nieht zu erw~rten. Im/ibrigen haben wir in fr/iheren Versuehen an menschliehen Thromben (1954b), die einem fibrinolytisehen Serum in einer Durehstr6mungskammer (Str6mungsgeschwin- digkeit 20 cm/sec) ausgesetzt waren, niema]s eine Ab- 15sung yon Thromben vonder Venenwand beobaehten kSnnen. Unsere Untersuehungen waren auf die Ther~pie bestehender Thrombosen mittels Thrombolyse ab- gestellt. Es ist aber zudem zu beriicksiehtigen, dab das Heparin und die Heparinoide aueh anticoagu- lierende Eigensch~ften besitzen und somit guch die NeubiMung thrombotischen Materials (Apposition) verhindern. Abseh]ieBend sei erneut nnterstrichen, dab unsere tierexperimentellen Ergebnisse naturgem/~B nut mit Vorbeh~lt auf die menschliche Pathologie fibertragen werden k6nnen. Atlerdings erscheint uns die mit mor- phologischer l~[ethodik nachgewiesene mediksment6se Beeinflussung eines intravasalen tkrombotischen Pro- zesses im Sinne einer R/ickbildung yon praktisch- klinisehem Interesse zu sein. Allem Aaschein nach handelt es sich hier um ein such fiir die Therapie ver- wertbares Prinzip, das besondere Beaehtung verdient. Ffir den Pathologen bieten sich aus den experimen- tellen Unterlagen Anhaltspunkte fiir eine histologische Beurteilung der Erfolge bzw. Mfl]erfolge einer thrombo- lytischen Therapie. Zusammen]assung. Experimen$elle Gerinnungs- und Abscheidungsthromben (gemisehSe Thromben) zeigen im Tierversueh unter der Behandlung mit Thrombocid in relativ kleinen Dosen (2 mg/kg) eine Einsehmelzung der Fibrinstrukturen, die mit charak- teristisehen morphologisehen Ver/inderungen einher- geht. ])as medikament6s aktivierte fibrin01ytische Potential des Blutes ffihrt zu einem ~ im wesentliehen retrograd verlaufenden -- Abbau bis zur vollst/~ndigen R/iekbildung yon Gerinnungsthromben bzw. Gerin- nungs~teilen yon Abscheidungsthromben. Da die aus P1/~ttehenkong]utinaten bestehenden ttaftste]len yon Abscheidungsthromben nieht angegriffen werden, is~ die Gefahr einer Mobilisierung yon Thromben ge- ring einzusehgtzen. Literatur. AY~z, K.: Z. ges. exp. Med. 101, 552 (1937). -- BAsIoc~, G. : Dtseh. Z. Chir. 263, 497 (1950). --Bl~ctrEg, J., u. P. KATZMA~: Gynaecologia (Basel) 188, 155 (1954). -- BgASS, K.: Frankfurt. Z. Path. 56, 74 (1941). -- EYS~OLDT, K. G.: Dtseh. Z. Chit. 277, 455 (1954). ~ FETZ~R, E.: Med. Klin. 1954, 1919. -- Ggg-srt¢(~,W. : Med. Mschr. 1951, 281. -- GUGGE~Si)~rL~Se~ITT~R, If.: GynaeeoIogia (Basel) 144, 141 (1957). -- IfALSE, TH. : FibrJnolyse. Anlendorf, Wiirtt.: Edi- tie11 Cantor 1948. -- Heparin und tteparinoide, Dicumarol. Stuttgart: Hirzel 1950. ~ Gynaecologia (Basel) 138, 31 (1954). Das postthrombotische Syndrom. Darmstadt: Dr. Dietrich Steinkopff 1954. -- If~sE, TH., u. J. SChliTZ: Med. Klin. 1949, 857. -- IfALSS, T~r., K. Pt~LIPP u. F. RuF." Ardh. klin. Chir. 263, 459 (1950). --HHELD, E., n. F. E. KOENIG: Gynaeeo- logia (Basel) 188, 166 (1954). -- Jogow, R., u. H. A. TrgEs: Chirurg 1951, 153. -- Jom':~s, E.J.: Die Behandlung der Thrombose mit gerinmmngshemmnenden Mitteln. Oxford Univ. Press 1946. --JiY~s, R., u. If. B~Av~s~: Schweiz. reed. Wsehr. 1950, 1388. -- K~S]SR, E., u. K. F. B~rrz: Med. Klin. 1953, 499. -- KOLLE:~,T]z. : Geburtsh. u. Frauen- heilk. 11, 13 (1951). -- XRES~AC~f, E.: Wien. reed. Wschr. 1955, 903. - - KWAA~, If. J., and A . J . S . MCFADZEA~: Nature (Lend.) 179, 260 (1957). -- MA~s~cK, If.: Dtsch. reed. Wsehr. 1953, 1043. -- ]~x, R., u. If. Sc~rm~: J~rztl. Forseh. 5, 192 (1951). -- MATIn,P., K. BAV'ER U. C~. ROCK- ST~OI~: Neue reed. Welt 1950, 1520. ~ MI~Rz, W. R.: Die Behalldlung der Thrombose m~d Lungenemholie mit Anti- koagulantien. Basel: S. Karger 1950. ~ MYLIVS, K., u. G. WITT: Klin. MbL Augellheitk. 2, 145 (1957). -- ROss~]~, R. : Virehows Arch. path. Anat. 300, 180 (1937). -- Ryder, If., u. J. IfART~: Gynaeeologia (Basel) 188, 110 (1954). SA~I'DRITTER,W., 11. If. D. BJ~RGERItOF: Frankfurt. Z. Path. 65, 127 (1954a); 65, 330 (1954b). ~ SAZqD~TT~.I~, W., If. D. B~g¢~ggos u. R. KgOKEg: Frankfurt. Z. Path. 65, 342 (I954e). -- SA~D~g, W., u. H. H~g~A~T~: Klin. Wsehr. 1955, 808.--Tr~o)~ASCg~eK, G. : Zbl. Gyn~k. 51, 2009 (1955). W~SSLER, ST., n. L. E. Memo,s: Circulation 4, 553 (1955). -- WI~m~T, J. S. : iVfedizinische 1952, 613. ~ ZILL~CUS, H. B. J. : Acts med. scand. 1946, 171. ~BER EIN EINFACHES STATISTISCHES DOSIS-UMSATZ-GESETZ Vo11 F. H. I)OST, ]~er]in I. Vorbemerkung Bei der Anwendung eines radioaktiv markierten Stoffes im Experimeat am Menseh oder ~m Tier sind wesen~liche ge- suehte Gr6Ben die Umsatzrate k bzw. die Umsatzzeit 1/k des ent~prechenden niehtmarkierten, sollst abet identisehen Stoffes aus dem k6rpereigenen Best.and. Es wird hierzu voraus- gesetzt, dab sieh der Organismus in Hhlbliek auf den unter- suchten Stoffwechselvorgang in einem ,,steady state "1 oder ,,FlieBgleichgewicht"2 befinde, d. h. dab je Zeiteinheit stets die gleiche Menge an betraehtetem Stoff im Pool erseheine und versehwinde, sein Umsatz mithm konstant sei. Bei derartigen Untersuehungen hat sieh gezeigt, daB, yon settenen Ansnah- men abgesehe~, der jeweils nmgesetzte AnteiI k des ins Auge KHn. Wschr., 36. Jahrg. gefaBten Stoffes mit seiner augenblickliehen Konzentration y dureh einfache Proportionalit&t verbunden ist. Dies bedeutet, dab sein Blutspiegel naeh der Funktion: y = y*. e-kt (1) abnehmen wiirde, wenn nieh~ die st~ndige Neubildung be- wirken wtirde, dab im sta~iollaren FluB das kons~ante Niveau y* erhalten bleibt, welches den steady state des betreffenden Stoffes kennzeiehnet. Diffusionsgleichgewicht zwischen i11tra- und extravaseu- t/~rem Raum vorausgesetzt, kann start GI. (1) aueh: N = N*. e-kt (2) 43b

Über ein einfaches statistisches Dosis-Umsatz-Gesetz

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Page 1: Über ein einfaches statistisches Dosis-Umsatz-Gesetz

Sg15.36'guliHeft195814 F . H . Dos~: Uber ein einfaches statistisehes Dosis-Umsatz-Gesetz 655

gebildet , der mehrere Dezimeter lang sein kann, w/~h- rend der Abseheidungs te i l n u t wenige Zen t imete r mil]t. Der S c h w e r e g r a d einer Lungenembol ie wird demnach yon den Ger innungsante i len bes t immt . Un- sere t i e rexper imente l l en Un te r suchungen haben er- geben, dab die Ger innungsante i le yon Thromben du tch die ak t i v i e r t en f ib r inspa l tenden Fe rmen te des Blutes aufgel6st werden k6nnen. D a m i t wiirde abe t eine evtl . Lungenembol ie bei einer behande l t en Throm- bose infolge der Kle inhe i t dos Embolus auf jeden Fa l l le iehter ver]~ufen.

Dis Gefahr einer Mobfl isat ion des Abscheidungstef ls yon T h r o m b e n nn te r der Therap ie is t u. E. geeing zu veranschlagen. Wie oben beschrieben, ha f t en die Blut- pl/~ttchen d i rek t der Gef/~Bwand an. Morphologiseh 1/~Bt sieh F i b r i n hier n ieh t naehweisen. Die A nna hme eines Frof ibr ins ~n der Oberfl/~che der l~l~ttchen (AP~z 1937) h a t sieh nach den Un te r suehungen yon J~gGE~CS u. Mitarb . (1950) n ieh t best/~tigt. Da die ges te iger ten f ibr inoly t i schen Kr/~fte des Blutes nur FibrLa Verfliissigen u a d dieser ProzeB ~llm/~hlich und y o n der Sehwanzspi tze r e t rog rad verlgu:ft, i s t ein , ,Ab- d a u e n " des Thrombus n ieh t zu erw~rten. I m / i b r i g e n haben wir in fr / iheren Versuehen an menschl iehen Thromben (1954b), die e inem f ibr inoly t i sehen Serum in e iner D u r e h s t r 6 m u n g s k a m m e r (Str6mungsgeschwin- d igke i t 20 cm/sec) ausgese tz t waren, niema]s eine Ab- 15sung yon T h r o m b e n v o n d e r Venenwand beobaeh ten kSnnen.

Unsere Un te r suehungen waren auf die Ther~pie bes tehender Thrombosen mi t te l s Thrombolyse ab- gestell t . Es is t aber zudem zu beri icksieht igen, dab das Hepa r in und die Hepar ino ide aueh ant icoagu- l ierende Eigensch~f ten besi tzen und somit guch die NeubiMung th rombo t i s chen Mater ia ls (Apposi t ion) verh indern .

Abseh]ieBend sei e rneu t nn te rs t r ichen , dab unsere t i e rexper imente l l en Ergebnisse naturgem/~B nu t mi t Vorbeh~l t auf die menschl iche Pathologie f iber t ragen werden k6nnen. Atlerdings erscheint uns die m i t mor- phologischer l~[ethodik nachgewiesene med iksmen t6se Beeinf lussung eines i n t r avasa l en tk rombot i schen Pro- zesses im Sinne einer R/ ickb i ldung yon prak t i sch- k l in isehem Interesse zu sein. Al lem Aasche in nach hande l t es sich hier u m ein such fiir die Therap ie ver- wer tbares Pr inzip , das besondere Beaeh tung verdient . Ff i r den Pa tho logen b ie ten sich aus den exper imen- tel len Un te r l agen A n h a l t s p u n k t e fiir eine histologische

Beur te i lung der Erfolge bzw. Mfl]erfolge einer th rombo- ly t i schen Therapie .

Z u s a m m e n ] a s s u n g . Exper imen$el le Ger innungs- und Absche idungs th romben (gemisehSe Thromben) zeigen im Tierversueh un te r de r Behand lung mi t Thromboc id in re la t iv kle inen Dosen (2 mg/kg) eine Einsehmelzung der F ib r i n s t ruk tu r e n , die mi t charak- ter is t i sehen morphologisehen Ver / inderungen einher- geht . ] )as med ikamen t6s ak t iv i e r t e fibrin01ytische Po ten t i a l des Blutes ff ihrt zu einem ~ im wesent l iehen r e t rog rad ver laufenden - - A b b a u bis zur vollst/~ndigen R/ iekb i ldung yon Ger innungs th romben bzw. Gerin- n u n g s ~ t e i l e n yon Absche idungs thromben . D a die aus P1/~ttehenkong]utinaten bes tehenden t t a f t s te ] len yon Absche idungs th romben n ieh t angegriffen werden, is~ die Gefahr einer Mobil is ierung yon Thromben ge- r ing einzusehgtzen.

Literatur. AY~z, K.: Z. ges. exp. Med. 101, 552 (1937). - - BAsIoc~, G. : Dtseh. Z. Chir. 263, 497 (1950). --Bl~ctrEg, J., u. P. KATZMA~: Gynaecologia (Basel) 188, 155 (1954). - - BgASS, K.: Frankfurt. Z. Path. 56, 74 (1941). - - EYS~OLDT, K. G.: Dtseh. Z. Chit. 277, 455 (1954). ~ FETZ~R, E.: Med. Klin. 1954, 1919. - - Ggg-srt¢(~, W. : Med. Mschr. 1951, 281. - - GUGGE~Si)~rL~Se~ITT~R, If.: GynaeeoIogia (Basel) 144, 141 (1957). - - IfALSE, TH. : FibrJnolyse. Anlendorf, Wiirtt.: Edi- tie11 Cantor 1948. - - Heparin und tteparinoide, Dicumarol. Stuttgart: Hirzel 1950. ~ Gynaecologia (Basel) 138, 31 (1954). Das postthrombotische Syndrom. Darmstadt: Dr. Dietrich Steinkopff 1954. - - I f~sE , TH., u. J. SChliTZ: Med. Klin. 1949, 857. - - IfALSS, T~r., K. Pt~LIPP u. F. RuF." Ardh. klin. Chir. 263, 459 (1950). --HHELD, E., n. F. E. KOENIG: Gynaeeo- logia (Basel) 188, 166 (1954). - - Jogow, R., u. H. A. TrgEs: Chirurg 1951, 153. - - Jom':~s, E . J . : Die Behandlung der Thrombose mit gerinmmngshemmnenden Mitteln. Oxford Univ. Press 1946. - - J i Y ~ s , R., u. If. B ~ A v ~ s ~ : Schweiz. reed. Wsehr. 1950, 1388. - - K~S]SR, E., u. K. F. B ~ r r z : Med. Klin. 1953, 499. - - KOLLE:~, T]z. : Geburtsh. u. Frauen- heilk. 11, 13 (1951). - - XRES~AC~f, E.: Wien. reed. Wschr. 1955, 903. - - KWAA~, If. J., and A . J . S . MCFADZEA~: Nature (Lend.) 179, 260 (1957). - - MA~s~cK, If.: Dtsch. reed. Wsehr. 1953, 1043. - - ] ~ x , R., u. If. Sc~rm~: J~rztl. Forseh. 5, 192 (1951). - - MATIn, P., K. BAV'ER U. C~. ROCK- ST~OI~: Neue reed. Welt 1950, 1520. ~ MI~Rz, W. R.: Die Behalldlung der Thrombose m~d Lungenemholie mit Anti- koagulantien. Basel: S. Karger 1950. ~ MYLIVS, K., u. G. WITT: Klin. MbL Augellheitk. 2, 145 (1957). - - ROss~]~, R. : Virehows Arch. path. Anat. 300, 180 (1937). - - Ryder , If., u. J. I f A R T ~ : Gynaeeologia (Basel) 188, 110 (1954). SA~I'DRITTER, W., 11. If. D. BJ~RGERItOF: Frankfurt. Z. Path. 65, 127 (1954a); 65, 330 (1954b). ~ SAZqD~TT~.I~, W., If. D. B~g¢~ggos u. R. KgOKEg: Frankfurt. Z. Path. 65, 342 (I954e). - - S A ~ D ~ g , W., u. H. H~g~A~T~: Klin. Wsehr. 1955, 808.--Tr~o)~ASCg~eK, G. : Zbl. Gyn~k. 51, 2009 (1955). W~SSLER, ST., n. L. E. Memo,s: Circulation 4, 553 (1955). - - WI~m~T, J. S. : iVfedizinische 1952, 613. ~ ZILL~CUS, H. B. J. : Acts med. scand. 1946, 171.

~BER EIN EINFACHES STATISTISCHES DOSIS-UMSATZ-GESETZ

Vo11

F. H. I)OST, ]~er]in

I . V o r b e m e r k u n g Bei der Anwendung eines radioaktiv markierten Stoffes

im Experimeat am Menseh oder ~m Tier sind wesen~liche ge- suehte Gr6Ben die Umsatzrate k bzw. die Umsatzzeit 1/k des ent~prechenden niehtmarkierten, sollst abet identisehen Stoffes aus dem k6rpereigenen Best.and. Es wird hierzu voraus- gesetzt, dab sieh der Organismus in Hhlbliek auf den unter- suchten Stoffwechselvorgang in einem ,,steady state "1 oder ,,FlieBgleichgewicht" 2 befinde, d. h. dab je Zeiteinheit stets die gleiche Menge an betraehtetem Stoff im Pool erseheine und versehwinde, sein Umsatz mithm konstant sei. Bei derartigen Untersuehungen hat sieh gezeigt, daB, yon settenen Ansnah- men abgesehe~, der jeweils nmgesetzte AnteiI k des ins Auge

KHn. Wschr., 36. Jahrg.

gefaBten Stoffes mit seiner augenblickliehen Konzentration y dureh einfache Proportionalit&t verbunden ist. Dies bedeutet, dab sein Blutspiegel naeh der Funktion:

y = y*. e-kt (1)

abnehmen wiirde, wenn nieh~ die st~ndige Neubildung be- wirken wtirde, dab im sta~iollaren FluB das kons~ante Niveau y* erhalten bleibt, welches den steady state des betreffenden Stoffes kennzeiehnet.

Diffusionsgleichgewicht zwischen i11tra- und extravaseu- t/~rem Raum vorausgesetzt, kann start GI. (1) aueh:

N = N * . e-kt (2)

43b

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656 F.H. Dos~: Uber eia eintaches statistisches Dosis-Umsatz-Gesetz Klinische Wochenschrift

geschrieben werden, indem sich in diesem Fall start der Kon- zentration die Anzahl N der betraehteten Molekiile einfiihren lgBt. Nurmaehr ist leieht zu zeigen, dab der Kehrwerg yon niehts anderes als die Umsatzzei~ da~tellt, wenn diese als die mittlere Lebensdauer tm.L. der Gesamtzahl N* derjenigen Molekiile definiert wird, welche sieh bis zu einem beliebig heraus- gegriffenen Zeitpunkt t = 0 im steady state befunden hatten. Unter dieser Annahme ergibt sich tm.L. aus der Summe der Lebensdauer after zur Bezugszeit vorhandenen Molekiile, dividiert durch deren Zahl N*:

c o

0 we start dN der Substituent kN • dt gesetzt ist. G1. (3a) ergib~ nach Umformung:

1 m I tm.Z.= ~ . f t " k. N*. e-~ t. d t and schlieBIieh: tra.L. == -~. ( 3 b)

o

I I . Kinetische Betrachtungen zum Umsatz einer Einzeldosis

Die vorliegende kurze Mitteilung sell der Be- t rachtung gewidmet sein, welche Gesichtspunkte sich bei der Ubertragung des einleitend wiedergegebenen statistisehen Umsatzgesetzes auf den Pauschalumsatz

~ \ \ \ \ \ \ \ N \ ~ \ \ \ \ \ \ \ \ \ ," ~ \ \ \ \ \ \ N

i i ~ : ? ? ? ? i : ? ~

I - - ~

Abb. I

der Einzeldosis eines von au.fien zuge/iihrten Stories er- geben, dessen Elimination, unabh/ingig yon der Art seiner Einverleibung, dem GI.(1) entspreehenden Exponentialgesetz gehorcht.

Verfolgt man die Konzentrat ion e eines applizier- ten Stoffes in der Eingangsphase (Btut), so werden Abliiufe erkennbar, welche einfachen mathematischen Gesetzen Iolgen und welche zugleich den Umsatz des untersuchten Stoffes, bezogen auf seinen ur- spriinglichen Zustand, um so genauer widerspiegeln, je schneller dieser sein Verteilungsvolumen ira Or- ganismus erfiillt, je sehneller sich Mso auch im Zuge der Elimination ein ,,AbfluBgleichgewicht ' 'a zwischen extra- und intravascul/iren l%/iumen einstellt.

In folgendem sei yon der voraussetzung ausge- gangen, dab jeweils einmal die gleiche Dosis des glei- ehen Stoffes eingeffihrt werde, W0bei jedoch grund- s/itzliche Unterschiede zwischen den einzelnen Arten der Einverleibung bestehen sollen. Entspreehend dem klinischen Umgange m6ge a) die einfaehe intravenSse Injektion, des weiteren b) die Dauer-Tropfinfusion betraehtet werden, schlieBlieh sei angenommen, dab der Stoff dem Organismus c) zur I~esorption angeboten werde.

a) Naeh ein/aeher intrctven68er In]ektion f~llt w/ih- rend tier Elimination die Konzentrat ion des Stoffes im Blur exponentiM ab (wie aus so vielf/~ltigen Er- fahrungen hervorgeht, dab hier jeder besondere Beleg

entfallen kann). Man pflegt heute im allgemeinen diese Funkt ion dureh die Gleichuug:

c = co. e - ~ (~)

auszudriicken, we c o die (fiktive) Anfangskonzentra- tion im Blur darstellt, welehe zu beobaehten sein wiirde, wenn sich zur Zeit t = 0 bereits ein Diffusions- gleichgewicht im Verteilungsvolumen des applizierten Stoffes eingestellt haben wiirde. Fragt man nun, welcher Kurvenverlauf zur Darsteltung k/~me, wenn der Anfangsspiegel c o fiir die Dauer der mitt leren Lebenszeit aller Molekfile des verabreichten Stoffes unver/~ndert fortbestiinde, um nach Ablauf dieser Zeit unvermit te l t auf den Nullwert abzustiirzen, so ist die LSsung dureh das Integral:

o o

F -~- f c o • e - ~ t . d t (5a) o

gegeben. AuflSsung ergibt fiir die diesem Ausdruek zugeordnete Fl~che2~ des in Abb. 1 dargestellten Rechteekes:

C o F =~. (st) b) Behandeln wir in der gleichen Vv~eise die Ver-

hgltnisse bei der intraven58en Dauer-Trop/in/usion, so gehen wir yon dem entspreehenden, in Abb. 2 wieder- gegebenen Kurvenver lauf aus, welchem nach W D - I~IAI%K a n d TANDBEI~G 4, T E O R E L L s, H ( ) R L E I N 6 and DosT 7 bis zum Zeitpunkt t -~T der beendigten" In- fusion, gleichbleibende Infusionsgesehwindigkeit Co/~ vorausgesetzt, die Funktion:

Co _ _ 8-k~t) c = ~-:$: (1 (6)

zugeordnet werden kann. H a t die Infusion nach Ein- verleibung der gesamten Dosis ihre Beendigung ge- funden, so sinkt die Konzentration, nachdem sieh ein kfinstlich unterhaltener steady state mit kon- s tantem Spiegel c* eingestellt hatte, wieder expo- nential naeh der Gleiehung:

c - - c *-~-~ t (7)

dem Nullwerg zu. Das F1/iehenintegral setzt sich da- her, wie folgt:

0 - 0

aus 2 Komponenten zusammen, wie ebenfalls aus Abb. 2 entnommen werden kann. - - Wie unfibersieht- lieh vorstehender Ausdruck sich zun/ichst auch dar- bieten mag, seine AuflSsung:

~0 (8b) fiihrt zu dem gleichen einiachen Ergebnis wie bei ge- wShnlicher intraven6ser Injektion [G1. (5 b)].

c) Wird schlieglich die Dosis dem Organismus zur Resorption ungeboten, erfolgt ungestSrte and voll- st~ndige Aufsaugung some schnelie Verteilung, so resultiert im Blur ein Konzentrationsablauf, dessen Kinet ik am Beispiel einer ganzen Reihe yon Stoffen studiert worden ist ~,7-n and folgende Formulierung:

Co" kl (e-k~ t - - e -k2t) (9a)

finden kann ~,v,n, we k I die , Invasionskonstunte ''~ und /% die Eliminations- (Umsatz-) Konstante dar-

Page 3: Über ein einfaches statistisches Dosis-Umsatz-Gesetz

Jg. 36, Heft 14 H. KALK, E. SCtt:gIDT, :F. W. SCltMIDT und E. WILDHIRT: Posthepatitisehe Hyperbilirubingmie. V 657 15. Juli 1958

stellen. Auch das F1/~chenintegral der Funktion Gl. (9a) hat den YVert:

F = ~0 (9 b) ]c2 '

wie in Abb. 2 dargestel]t.

c o ,

N

0

intfavenSs , 5c/}:Telle fnJ}2t/on

~ ngch Resorp//bn

\\ z)7/mveno:~, ~o'ucfl/lfyz/b/7 ~)is ~= 7: \\ :/ ~__

I ~ ] l ] [ I I i I [ [ =

5 , 10

Abb. 2

I I I . Statistisehe Schlufl/olgerungen Die Ableitungen im vorangegangenen Abschnitt

haben gezeigt, dal~ die Fl£ehen, welche im Diagramm dutch die Funktionen ffir die versehiedenen Kon- zentrationsabl~ufe begrenzt werden, unabh~ngig yon der App]ikationsweise einander gleich sind, so~ern jeweils die gleiehe Dosis des gleiehen Stoffes im Bint erseheint. Diese Flgehen k5nnen dureh kongruente

Rechtecke dargestellt werden, deren Breite in Ab- scissenrichtung stets den Wert 1/k 2 oder tm.~. (mittlere Umsatz- oder ,,Lebens"-Zeit der Dosis), deren H5he in Ordinatenrichtung stets den Wert c o (Konzentration im Blur bei angenommenem Diffusionsgleichgewieht ffir s~mtliehe verabreiehte Molekiile) aufweist. Da die Fli~che des t~echteekes im CGS-System die Dimension cm=S-g • sec besitzt, folgt insgesamt aus unseren Betrachtungen, dal], vollsti~ndige Verteilung voraus- gesetzt, unabhiingig yon der Applikationsweise einer bestimmten Dosis :

1. die Summe aller e. t-Produkte, 2. die Summe der Verweildauer aller ins Blur au/-

genommenen Moleki~le 3. oder die statistische ,,mittlere Lebensdauer" 4. bzw. die pauschale Umsatzzeit der Dogs

Konstanz au]weisen. Literatur. 1 HILL, A.V.: Adventures in Biophysics.

Philadelphia 1931. Proc. roy. Soc. ]3 111 (1936). - - 2 BEI~- TALA~FFL L. V. : Thcoretisehe Biologic. ]3d. II : Stoffwechsel und Wachstum. ]3erlin-Zehlcndorf 1942; 2. Aufl. Bern 1951. 3 ~OELLEI~, J., u. L. AI3T: Klin. Wschr. 1952, 340. - - ~ Wm- ~At~K, E. M. P., u. J. TA~DBEI~O: ]3iochem. Z. 147, 358 (1924). 5 TEOI~ELL, T. : Arch. int. Pharmacodyn. 57, 205, 226 (1937). - - 6 Hdt~L~I~, H. :Klin. Wschr. 1951, 477. - - 7 DosT, 1% H. : I)er ]31utspicgcl. Kinetik der Konzentrationsabl~ufe in der Kreislauffiiissigkeit. Leipzig 1953. - - s TIt~lL L. : Naunyn- Schmiedebcrg's Arch. exp. Path. Pharmak. 205, 376 (1948). - - 9 H~I~z, E. : ]3ioehem. Z. 319, 482 (1949). - - 10 ]3ILLION, i-t., J . BllIX, P. FI%EYSCI-IlVlIDT, J . KI~EMPIEN U. G. 1VIEI~IL: Klin. Wsehr. 33, 23 (1955). - - n Pol~w~cH, 1%, u. H. ]3OTTNEt~: Naunyn-Schmiedeberg's Arch. exp. Path. Pharmak. 229, 75 (1956).

UBER DIE P OSTHEPATITISCHE HYPERBILIRUBINXMIE*

Ferment-Aktivit~ts-Bestimmungen in der menschliehen Leber. V

Von

H. KALK, E. SCHM~DT, F. W. SCgMIDT und E. WILDHIRT

Arts der Medizinischen Abteilung des Stadtkrankenhauses Kassel (Leitender Arzt: ]Prof. Dr. ]~. J~ALK)

Seit GILBERT 1901 auf ein Syndrom mit Ikterus, aber ohne Zeichen ffir Leberschi~digung oder ffir ein h/imolytisches Gesehehen hinwies, ist yon einer Vielzahl yon Untersuehern dieses Bild beschrieben, verschieden benannt und verschieden erk]~rt worden 1-23. Da wir fanden, dab ein solches Syndrom h~iufig im AnschluB an eine akute Hepatitis auftritt, nannten wir is diese Form posthepatitische ttyperbilirubin/imie und wiesen auf ihre Identit~t mit dem Ikterus juvenilis Meulen- gracht hin 24. Eine eingehende Darstellung der Klinik brachten wir in unseren frfiheren VerSffentlichungen; es sollen hier nut die Hauptsymptome noch einmal zusammengefal3t werden :

1. Sehubweises Auftreten eines leichten Ikterus, verbunden mit Abgeschlagenheit, Depression, Lei- stungsschwiiche, Druckbeschwerden im Oberbauchund Stuhl-Unregelm/~Bigkeiten bei Personen meist unter 30 Jahren, vorwiegend m/£nnlichen Geschlechts mit ausgepr/~gter vegetativer Labilit/£t. Leber und Milz werden zeitweise vergr6Bert gefunden.

2. Die fliichtige Hyperbilirubini~mie bleibt racist unter 5 rag-%. Das Bilirubin reagiert vorwiegend indirekt. Keine Bilirubinausscheidung im Urin. Die BlutkSrperehen-Senkungsgeschwindigkeit ist auffal- lend langsam. Die Serum-Labiliti~ts-Proben zeigen nor-

* Die Arbeit wurde mit ttilfe der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeftihrt.

Xlin. Wschr., 36. 5ahrg.

male Werte, insbesondere sind die Titrationswerte der reversiblen Floekung bei der Grosschen Probe sehr hoch. Der Albumin-Spiegel ist hoch-normal his erhSht, infolgedessen der Albumin-Globulin-Quotient oft fiber 2. Bei der Bromsulphaleinprobe zeigt sich eine schnellere Ausscheidung des Farbstoffs, bei der Galaktoseprobe eine bessere Assimilation des Zuekers, bei der Hippurs/iureprobe eine erhdhte Entgiitungs- quote. Die Azorubinprobe ist normal. Nur die Bili- rubinbelastung zeigt eine verringerte Verschwinde- Rate aus dem Blur. Bei der Duodenalsondierung finder sich eine sehr bilirubinreiehe Leber- und Blasengalle.

3. Die Laparoskopie zeigt eine normale Leber. Mikroskopisch ist der Leberaufbau regelrecht - - es fehlen jegliehe Zeichen einer Entzfindung oder einer Leberzellsch/idigung. Die Capillarwandzellen sind m/~i~ig aktiviert, und in den Leberzellen ist ein braunes, eisennegatives Pigment vorwiegend in den Zentren der Acini abgelagert, das manchmal so reichlich auf- tritt, dab es geradezu stra{~enfSrmig angeordnet er- seheint. Der Fettgehalt der Leberzellen ist hiiufig erhSht.

Zur Untersuchung der Ferment-Aktivit~ten bei diesem Syndrom konnten 19 Leberpunktate yon Per- sonen verwandt werden, bei denen die klinischen Er- scheinungen und das histologische Bild roll ausgepr~gt waren. Wir untersuchten wiederum folgende Fermente:

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