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Entarlung der Leber etc. bei Delirium tremens. 205 Ueber eine adipocire-lhnliche oder steatomatiise Entartung der Leber und Callenverlnderung eines am Delirium tremens Cestorbenen ; yon Dem sel ben. Bei einem in Folge chronischen Leberleidens Gestor- benen, der auch oftmals am Delirium tremens litt - letz- teres in Folge von ubermassigem Branntweintrinken - zeigte sich bei der Section die ganze Lebersuhstanz in eine weissgelbliche speckahnliche Masse umgewandelt, die sich gleich dem Kase in schmierige, jedoch derbe Consi- stenz zeigende hiassen zerschnciden liess, und in der sich nur sehr weiiige Blutgefasse mehr zu erkennen gaben. Durch Trocknen dieser Masse an dcr Luft verwandelte sie sich in eine hornarlige Substanz, dic sich anzundcn liess und unter Ausstossung sehr unangenehmen thierischen Geruches einer schlechten, sehr rauchenden Iierze gleich fortbrannte. Durch Digestion dieser desorganisirten Lebersubstanz mit Aelher und spater mit Terpentiniil losten sich zwei Drittel der Gesammtmasse auf, und nach Verdunstung der athe- rischen Losung blieb ein fcttahnlicher Ruckstand, an dem sich durch mikroskopische Untersuchung cine Menge von klei- nen unre@nassigen Formen crkennen liessen, die einem stearinhaltigen Fette zweifelsohne angehorten und meines Erachtens als das Stearin dieses adipocire-ahnlichen Fet- tes anzusehen sein diirftcn. Der in Rede stehende Ruckstand hatte in den ersten Augenblicken nach der Aethcrverdunstung ,eine honiggelbe Farbe und milden Geschmack und zeigte sich vollig ge- ruchlos. Diese Keutralitat wandelbe sich jedoch sehr bald in einen leichtsauren ranziden Geschmack und ekel- haften Geruch urn, das Laokmuspapier, und noch inten- siver die Lackmustinclur, wurden geriithet und zeigten alle Eigenschaften einer SBure, die jedoch weder Oel- noch

Ueber eine adipocire-ähnliche oder steatomatöse Entartung der Leber und Gallenveränderung eines am Delirium tremens Gestorbenen

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Entarlung der Leber etc. bei Delirium tremens. 205

Ueber eine adipocire-lhnliche oder steatomatiise Entartung der Leber und Callenverlnderung eines am Delirium tremens Cestorbenen ;

yon

D e m s e l ben .

Bei einem in Folge chronischen Leberleidens Gestor- benen, der auch oftmals am Delirium tremens litt - letz- teres in Folge von ubermassigem Branntweintrinken - zeigte sich bei der Section die ganze Lebersuhstanz in eine weissgelbliche speckahnliche Masse umgewandelt, die sich gleich dem Kase in schmierige, jedoch derbe Consi- stenz zeigende hiassen zerschnciden liess, und in der sich nur sehr weiiige Blutgefasse mehr zu erkennen gaben. Durch Trocknen dieser Masse an dcr Luft verwandelte sie sich in eine hornarlige Substanz, dic sich anzundcn liess und unter Ausstossung sehr unangenehmen thierischen Geruches einer schlechten, sehr rauchenden Iierze gleich fortbrannte. Durch Digestion dieser desorganisirten Lebersubstanz mit Aelher und spater mit Terpentiniil losten sich zwei Drittel der Gesammtmasse auf, und nach Verdunstung der athe- rischen Losung blieb ein fcttahnlicher Ruckstand, an dem sich durch mikroskopische Untersuchung cine Menge von klei- nen unre@nassigen Formen crkennen liessen, die einem stearinhaltigen Fette zweifelsohne angehorten und meines Erachtens als das Stearin dieses adipocire-ahnlichen Fet- tes anzusehen sein diirftcn.

Der in Rede stehende Ruckstand hatte in den ersten Augenblicken nach der Aethcrverdunstung ,eine honiggelbe Farbe und milden Geschmack und zeigte sich vollig ge- ruchlos. Diese Keutralitat wandelbe sich jedoch sehr bald in einen leichtsauren ranziden Geschmack und ekel- haften Geruch urn, das Laokmuspapier, und noch inten- siver die Lackmustinclur, wurden geriithet und zeigten alle Eigenschaften einer SBure, die jedoch weder Oel- noch

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286 Landerer, Entarlung der Leber elc. bci Delirium lremens.

Fettsaure war, und vielleicht am besten mit Adipocire-Saure zu benennen sein diirfte. Kaustische Alkalien losten diese Saure auf, bildeten emulsioniihnliche Verbindungen, die auf Zusatz von andern Sauren zersetzt wurden, unter Ausschei- dung einer der Margarinsluro Chnlichen Masse, und zwar in schonen perlmutterartig glanzenden BIPttern.

Was nun die Galle dieses a m Delirium tremens Gestor- benen anbelangt, so fand sich selbige zum Erstaunen aller Segenwartigen Aerzte t iefgel b r o t h , der Farbe des Gold- schwefels so vollkommen ahnlich, als hatte man mit einer dicklichen Flussigkeit Goldschwefel gemengt. Da jedoch diese hiichst selten vorkommendo Fliissigkeit unglucklicher Weise ver schiittet wurde, so konnte keine nahere Unter- suchung damit angestellt werden.