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302 KLINISCHE "vVOCHENSCHRIFT. ~3. J A H R G A N G . Nr. 8 24. FEBRUAR ~934 durch den Austritt von Zellmaterial erM~rt. Die experimen- telle Vermehrung der Thrombocyten bet den Z~hlkammer- methoden haben wir nach Insulin nachgewiesen. Wit haben die Vermehrung mit der basophilen Granulation in Zusam- menhang gebracht. Wit m6chten nun annehmen, dab die yon den Lenkocyten nach auBeh abgegebenen Massen zu einer Ver~nderung des kolloidchemischen Zustandes im Serum ffihren! Die bet dem Zerfall dieser Gebilde fret werdenden grobdispersen EiweiBk6rper sieht FREY als die bet der Ab- s~ttigling und Alisflockung wirksamen Faktoren an. Wit glauben sogar, dab es zn einer eehten Fibrinogenvermehrung kommt. Schon BATTAGLIA wies ant die Leukocyten als Quelle des Fibrinogens bin. Er land bet Zerst6rung der Leukocyten durch Benzol, das die Lymphocyten fast kaum angreift, eine Vermehrung des Fibrinogens. Die Ausschfittung unreifer, basophil granulierter Leukocyten fiihrt zu ether Verschiebung der Albumin-Gtobulin-Korrelation. Hierdnrch kommt es zli einer Beschlelinigung der Senkungsgeschwindigkeit und Gerinnungszeit. Zusammen/assung: I. Es kommt nach Kongorot zu einer basophilen Granulation der Leukocyten. 2. Nach Kongorot tritt eine beschlennigte Senkung und Gerinnung ein. 3. Die beschleunigte Senkung und Gerinnung wird durch den Austritt yon Zellmaterial aus den Leukocyten erkl~rt. Die ausgestoflenen Massen fiihren zli ether Fibrinogen- vermehrnng. Literatur: BECKER, Mfinch. reed. Wschr. I93o , 396. -- BEHR, Klin. Wschr. I933, 1771. -- B~LONOSC~tKItr U. W6I~LlSClL Klin. Wschr. 1933, ~37 I. -- F.aLXENHAUSZ~, Z. exper. Ned. 79, I, I8 (193I). -- FREY, Dtsch. med.Wschr. 193i , 2o16. -- LINZENMEI~R,Z. exper. Med. 78, 438 (1931). -- Arch. Gyn~tk. II3 (~92o), -- OELI~ERS, ltlin. Wschr. x933, 191. -- S~HLI, Z. klin. Med. 56 (19o5). -- SCI~L~SlNG~R, ~Iflnch. reed. Wschr. 193L 432. -- STU~Ea u. LANG,, Physiologic und Pathologie der Blutgerinnung. Berlin: Urban & Schwmzen- berg i93 o. -- WEDEI~IND, Klin. Wschr. I93 o, lO3, 822 -- Mflnch. reed. Wschr. 193o, 2049. UBER EINE EINFACHE UND SCHNELLE CHEMISCH- HORMONALE SCHVCANGERSCHAFTSREAKTION. Von Privatdozent E. CUBONI. Aus dem Serotherapeutischen Institut zu Mailand [Direktor: Prof. S, BELFANTI]. Wie bekannt, sind im Ham der tragenden S/cute die Hypophysenvorderlappenhormone nnd das Ovarial- oder Follikelhormon nachweisbar (ZONDEI~I*). Genauer gesagt: im ersten Trimester ist das Hypophysenvordertappenhormon im Harn der schwangeren Frau und in jenem der tragenden Stute in gleich grol3en 3Iengen vorhanden; in der Folge, aber nimmt es im Harn der Frau zu (ZoNI)EK), in jenem der Stute hingegen ab, so dab um die Mitte der TrXchtigkeit der Stuten- ham, im Vergleich zum Ham der schwangeren Frau, einen etwa 2omal geringerea Gehalt an diesem Hormon aufweist. Die Hypophysenvorderlappenhormone sind in den ersten Tr~tchtigkeitsmonaten so sp~trlich im Stutenharn zugegen, daf3 mail sich ihrer bei der Schwangerschaftsreaktion mittels Einspritzung des Harns bet infantilen weiblichen M~usen nicht bedienen kann (BI~vHL, KV~NZE und ScI~ooP, zitiert yon KUEST~). Das Follikelhormon hingegen wird mit dem Ham der Stute um die Mitte der Trh~chtigkeit in ether lomal gr6Beren Menge ausgeschieden, als es bet der Frau der Fall ist: yon alien Geschlechtshormonen, die im Pferdeharn nach- weisbar sind, treffen 9o--95 % ant das Follikelhormon lind nur 5--1o% alif die Hypophysenhormone. Nach KIJEST" enth~lt der Pferdeharn in den ersten 4 Tr~chtigkeitswochen weniger als iooo ME. pro Liter Follikelhormon; yon der 5. bis einschl. 7. \u lOOO ME.; yon der 9. Woche ab stets mehr als IOOO ME. pro Liter (wird der Harn mit _;ither vorbehandelt, so sind nach ZONDEK um die Mitte der Tr~ch- tigkeit bis zu iooooo und sogar 4ooooo ME. pro Liter darin nachweisbar). Von der Trgchtigkeitsperiode abgesehen, kann das Follikel- hormon im Pferdeharn naehweisbar sein: a) w~hrend der Brunst; in diesem Falle aber nur in sp~ir= lichen Mengen (CREw und MILLER z fanden nie mehr als 833 ME. pro Liter; KUEST~ land unter IO brfinstigen, der Probe unterzogenen Stuten nut i mal iooo ME.); b) zuweilen bet belegten, aber nicht trXchtig gewordenen Stnten (2mal unter den yon KUEST9 untersuchten F~llen und bet einer der 17 yon ZOXDEK tier Probe unterzogenen Stuten) ; c) bet mit Krankheiten der Geschlechtsorgane befallenen Stuten; d) bet den Hengsten, in de.hen die Gegenwart einer bet kastrierten weiblichen M~usen Oestrus erzeugenden Substanz bet I9 yon KUEST9 untersuchten F~llen I9mal erwiesen werden konlite. Man dachte schon lange daran, die Tr~chtigkeitsdiagnose bet der Stute mit HiKe des Nachweises der Geschlechts- hormone im Harn zu stellen, was praktisch yon Bedeutung w/~re, da namentlich w~hrend der ersten Monate der klinischen Probe Schwierigkeiten im Wege stehen. Mit den Hypophysen- vorderlappenhormonen, auf die sich die Aschheim-Zondeksche Schwangerschaftsreaktion bet der Frau stfitzt, kommt man jedoch hier nicht zum Ziele, da dieselben im Harn der Stute allzu sp~rlich vorhanden sind. Nach ether allgemeinen Meinung geniigt aber der Nachweis des Follikelhormons, um bet der Stute eine Tr~chtigkeit festzustellen, wenn man zu diesem Zwecke den Ham (ZONDEK u. a.) oder das Blutserum ( K u E s T 6, 7, s, 9, BECKER, HART, COLE, WOLTERS, ~ARMANN und Mitarbeiter, SCHAETZL) der in Frage stehenden Stuten in infantile Ratten oder M/~nse oder anch (CREw und MILLER) in kastrierte M~use einspritzt und hieraui im Scheidensehleim den Nachweis der eharakteristischen Schollen des durch das Follikelhormon ausgeI6sten Oestrus zn erbringen sucht. Ich verweise, was die technischen Einzelheiten betrifft, auf die Arbeiten yon KVEST, BECKER, HART nnd COLE, SctIOOP, KARMANN und WIETHOFF, SCHAEPER, und begnfige mich hier mit dem Hinweis, dab unter Verwendung yon Harn oder Blutserum bet den tragenden Stuten eine positive Reaktion nach KUEST" nicht vor der 4. YVoche nach der Be- legung, nach CREW und MILLER erst nach Ablauf von 3 ~ bis 6o Tagen, nach HART und COLE 37--42 Tagen, nach KAR- mANN und Mitarbeiter 43--51 Tagen, nach SCHAEPER 59Tagen, nach BECt~R 49 Tagen aliftreten kann; dab diese Reaktion 1--2 Tage nach dem Abfohlen wieder negativ wird (SCHAE- PER) ; dab sic ferner mitunter bet belegten, aber nicht befrlich- teten Stuten sowie bet einigen an Krankheiten der Geschlechts- organe leidenden Tieren positiv ausfallen kann; dab endlich FehIdiagnosen vorkommen k6nnen, und zwar in einem Prozentsatz yon 2,5% nach den Angaben yon ZONDEK, 1,7--2,9 % nach jenen von KUEST und 3,6 % nach den Resul- taten yon ~CHAETZL. Die biologische Tr~chtigkeitsdiagnose bet der Stute weist auch einige Nachteile ant, denn I. ist es nicht framer leicht, den Harn bet der Stute zu sammeln, und der Katheterismus st6Bt in der Praxis auf Schwierigkeiten; 2. gelangt der direkt gesammelte Ham oft so verunreinigt ins Laboratorium, dab die MXuse und Ratten die Einspritzung nicht vertragen und zugrunde gehen, was demnach die Ausffihrung der Probe un- m6glich macht; 3. wird anstatt des Harns das Blutserum ver- wendet, so besteht zwar die Gefahr der Verunreinigung des Materials nicht und wird die M6glichkeit von Verwechslungen geringer, falls gleichzeitig Material von mehreren Tieren ge- sammelt wird, es erheischt aber die ]Entnahme die HiKe eines Tierarztes; 4. sind zur Ausftihrung der iReakfion bet in- fantilen MXusen und Ratten nicht weniger als 5--6 Tage er- forderlich. Ich selbst habe die Tr~chtigkeitsdiagnose bet der Stute anf einem anderen Wege versucht, n~mlieh durch den Nach- wets des Follikelhormons bet den Tieren mit HiKe nicht del biologischen, sondern ether chemischen Reaktion. I~OBER hat 1931 festgestellt,dab bet Behandlung des Follikelhormons bet Hitze, mit konzentrierter Schwefels~ure, eine Fluorescenz

Über Eine Einfache und Schnelle Chemischhormonale Schwangerschaftsreaktion

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Page 1: Über Eine Einfache und Schnelle Chemischhormonale Schwangerschaftsreaktion

302 K L I N I S C H E " v V O C H E N S C H R I F T . ~3. J A H R G A N G . Nr. 8 24. FEBRUAR ~934

durch den Austr i t t von Zellmaterial erM~rt. Die experimen- telle Vermehrung der Thrombocyten bet den Z~hlkammer- methoden haben wir nach Insulin nachgewiesen. Wit haben die Vermehrung mit der basophilen Granulation in Zusam- menhang gebracht. Wit m6chten nun annehmen, dab die yon den Lenkocyten nach auBeh abgegebenen Massen zu einer Ver~nderung des kolloidchemischen Zustandes im Serum ffihren! Die bet dem Zerfall dieser Gebilde fret werdenden grobdispersen EiweiBk6rper sieht FREY als die bet der Ab- s~ttigling und Alisflockung wirksamen Faktoren an. Wit glauben sogar, dab es zn einer eehten Fibrinogenvermehrung kommt. Schon BATTAGLIA wies ant die Leukocyten als Quelle des Fibrinogens bin. Er land bet Zerst6rung der Leukocyten durch Benzol, das die Lymphocyten fast kaum angreift, eine Vermehrung des Fibrinogens. Die Ausschfittung unreifer, basophil granulierter Leukocyten fiihrt zu ether Verschiebung der Albumin-Gtobulin-Korrelat ion. Hierdnrch kommt es zli einer Beschlelinigung der Senkungsgeschwindigkeit und Gerinnungszeit.

Zusammen/assung: I. Es kommt nach Kongorot zu einer basophilen Granulation der Leukocyten.

2. Nach Kongorot t r i t t eine beschlennigte Senkung und Gerinnung ein.

3. Die beschleunigte Senkung und Gerinnung wird durch den Austr i t t yon Zellmaterial aus den Leukocyten erkl~rt. Die ausgestoflenen Massen fiihren zli ether Fibrinogen- vermehrnng.

L i t e r a t u r : BECKER, Mfinch. reed. Wschr. I93o , 396. -- BEHR, Klin. Wschr. I933, 1771. -- B~LONOSC~tKItr U. W6I~LlSClL Klin. Wschr. 1933, ~37 I. -- F.aLXENHAUSZ~, Z. exper. Ned. 79, I, I8 (193I). -- FREY, Dtsch. med.Wschr. 193i , 2o16. -- LINZENMEI~R, Z. exper. Med. 78, 438 (1931). -- Arch. Gyn~tk. II3 (~92o), -- OELI~ERS, ltlin. Wschr. x933, 191. -- S~HLI, Z. klin. Med. 56 (19o5). -- SCI~L~SlNG~R, �9 ~Iflnch. reed. Wschr. 193L 432. -- STU~Ea u. LANG,, Physiologic und Pathologie der Blutgerinnung. Berlin: Urban & Schwmzen- berg i93 o. -- WEDEI~IND, Klin. Wschr. I93 o, lO3, 822 -- Mflnch. reed. Wschr. 193o, 2049.

UBER EINE EINFACHE UND SCHNELLE CHEMISCH- HORMONALE SCHVCANGERSCHAFTSREAKTION.

Von

Privatdozent E. CUBONI. Aus dem Serotherapeutischen Institut zu Mailand [Direktor: Prof. S, BELFANTI].

Wie bekannt, sind im H a m der tragenden S/cute die Hypophysenvorderlappenhormone nnd das Ovarial- oder Follikelhormon nachweisbar (ZONDEI~I*). Genauer gesagt: im ersten Trimester ist das Hypophysenvordertappenhormon im Harn der schwangeren Frau und in jenem der tragenden Stute in gleich grol3en 3Iengen vorhanden; in der Folge, aber n immt es im Harn der Frau zu (ZoNI)EK), in jenem der Stute hingegen ab, so dab um die Mitte der TrXchtigkeit der Stuten- ham, im Vergleich zum H a m der schwangeren Frau, einen etwa 2omal geringerea Gehalt an diesem Hormon aufweist. Die Hypophysenvorderlappenhormone sind in den ersten Tr~tchtigkeitsmonaten so sp~trlich im Stutenharn zugegen, daf3 mail sich ihrer bei der Schwangerschaftsreaktion mittels Einspritzung des Harns bet infantilen weiblichen M~usen nicht bedienen kann (BI~vHL, KV~NZE und ScI~ooP, zitiert yon KUEST~). Das Follikelhormon hingegen wird mit dem H a m der Stute um die Mitte der Trh~chtigkeit in ether l oma l gr6Beren Menge ausgeschieden, als es bet der Frau der Fall ist: yon alien Geschlechtshormonen, die im Pferdeharn nach- weisbar sind, treffen 9o--95 % ant das Follikelhormon lind nur 5- -1o% alif die Hypophysenhormone. Nach KIJEST" enth~lt der Pferdeharn in den ersten 4 Tr~chtigkeitswochen weniger als iooo ME. pro Liter Follikelhormon; yon der 5. bis einschl. 7. \u lOOO ME.; yon der 9. Woche ab stets mehr als IOOO ME. pro Liter (wird der Harn mit _;ither vorbehandelt, so sind nach ZONDEK um die Mitte der Tr~ch- tigkeit bis zu iooooo und sogar 4ooooo ME. pro Liter darin nachweisbar).

Von der Trgchtigkeitsperiode abgesehen, kann das Follikel- hormon im Pferdeharn naehweisbar sein:

a) w~hrend der Brunst ; in diesem Falle aber nur in sp~ir= lichen Mengen (CREw und MILLER z fanden nie mehr als 833 ME. pro Liter; KUEST~ land unter IO brfinstigen, der Probe unterzogenen Stuten nut i mal iooo ME.);

b) zuweilen bet belegten, aber nicht trXchtig gewordenen Stnten (2mal unter den yon KUEST 9 untersuchten F~llen und bet einer der 17 yon ZOXDEK tier Probe unterzogenen Stuten) ;

c) bet mit Krankheiten der Geschlechtsorgane befallenen Stuten;

d) bet den Hengsten, in de.hen die Gegenwart einer bet kastrierten weiblichen M~usen Oestrus erzeugenden Substanz bet I9 yon KUEST9 untersuchten F~llen I9mal erwiesen werden konlite.

Man dachte schon lange daran, die Tr~chtigkeitsdiagnose bet der Stute mit HiKe des Nachweises der Geschlechts- hormone im Harn zu stellen, was praktisch yon Bedeutung w/~re, da namentlich w~hrend der ersten Monate der klinischen Probe Schwierigkeiten im Wege stehen. Mit den Hypophysen- vorderlappenhormonen, auf die sich die Aschheim-Zondeksche Schwangerschaftsreaktion bet der Frau stfitzt, kommt man jedoch hier nicht zum Ziele, da dieselben im Harn der Stute allzu sp~rlich vorhanden sind. Nach ether allgemeinen Meinung geniigt aber der Nachweis des Follikelhormons, um bet der Stute eine Tr~chtigkeit festzustellen, wenn man zu diesem Zwecke den H a m (ZONDEK u. a.) oder das Blutserum ( K u E s T 6, 7, s, 9, BECKER, HART, COLE, WOLTERS, ~ARMANN und Mitarbeiter, SCHAETZL) der in Frage stehenden Stuten in infantile Rat ten oder M/~nse oder anch (CREw und MILLER) in kastrierte M~use einspritzt und hieraui im Scheidensehleim den Nachweis der eharakteristischen Schollen des durch das Follikelhormon ausgeI6sten Oestrus zn erbringen sucht.

Ich verweise, was die technischen Einzelheiten betrifft, auf die Arbeiten yon KVEST, BECKER, HART nnd COLE, SctIOOP, KARMANN und WIETHOFF, SCHAEPER, und begnfige mich hier mit dem Hinweis, dab unter Verwendung yon Harn oder Blutserum bet den tragenden Stuten eine positive Reaktion nach KUEST" nicht vor der 4. YVoche nach der Be- legung, nach CREW und MILLER erst nach Ablauf von 3 ~ bis 6o Tagen, nach HART und COLE 37--42 Tagen, nach KAR- mANN und Mitarbeiter 43--51 Tagen, nach SCHAEPER 59Tagen, nach BECt~R 49 Tagen aliftreten kann; dab diese Reaktion 1--2 Tage nach dem Abfohlen wieder negativ wird (SCHAE- PER) ; dab sic ferner mitunter bet belegten, aber nicht befrlich- teten Stuten sowie bet einigen an Krankheiten der Geschlechts- organe leidenden Tieren positiv ausfallen kann; dab endlich FehIdiagnosen vorkommen k6nnen, und zwar in einem Prozentsatz yon 2,5% nach den Angaben yon ZONDEK, 1,7--2,9 % nach jenen von KUEST und 3,6 % nach den Resul- ta ten yon ~CHAETZL.

Die biologische Tr~chtigkeitsdiagnose bet der Stute weist auch einige Nachteile ant, denn I. ist es nicht framer leicht, den Harn bet der Stute zu sammeln, und der Katheterismus st6Bt in der Praxis auf Schwierigkeiten; 2. gelangt der direkt gesammelte H a m oft so verunreinigt ins Laboratorium, dab die MXuse und Rat ten die Einspritzung nicht vertragen und zugrunde gehen, was demnach die Ausffihrung der Probe un- m6glich macht; 3. wird anstat t des Harns das Blutserum ver- wendet, so besteht zwar die Gefahr der Verunreinigung des Materials nicht und wird die M6glichkeit von Verwechslungen geringer, falls gleichzeitig Material von mehreren Tieren ge- sammelt wird, es erheischt aber die ]Entnahme die HiKe eines Tierarztes; 4. sind zur Ausftihrung der iReakfion bet in- fantilen MXusen und Rat ten nicht weniger als 5- -6 Tage er- forderlich.

Ich selbst habe die Tr~chtigkeitsdiagnose bet der Stute anf einem anderen Wege versucht, n~mlieh durch den Nach- wets des Follikelhormons bet den Tieren mit HiKe nicht del biologischen, sondern ether chemischen Reaktion. I~OBER hat 1931 festgestellt, dab bet Behandlung des Follikelhormons bet Hitze, mit konzentrierter Schwefels~ure, eine Fluorescenz

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24. FEBRUAR 1 9 3 4 K L I N I S C H E W O C H E N S C H

zum Ausdruck kommt . Auf Grund dieser Beobacl~tung erbr inge ich den Nachweis des Fol l ike lhormons auf folgende Weise:

Der fragliche H a m wird dutch ein Papierfilter filtriert; zu je 5 ccm H a m wird i ccm konzentrierte SalzsXure zugesetzt und das Reagensrfhrchen i o Minuten in ein kochendes Wasserbad gestellt. Man l'~Bt unter dem offenen Hahn der Wasserleitung erkalten und gibt, in einem kleinen Scheidetrichter, zu den 6 ccm des anges~nerten gekochten Harn 6 ccm Benzol hinzu. Nach starkem Schiitteln (5 ~ Schl~ge) l~Bt man den Harn abflieBen, sammelt alas dariXbergeschichtete Benzol mit einem Reagens- r fhrchen, l~Bt absetzeu und filtriert, wenn nftig, durch Papier- filter. 3 ccm yon diesem Benzolextrakt werden mittels Erw~rmung auf 6o--8o ~ getrocknet; u r n Zeit zu gewinnen, kann man evtl. mit der Wasserstrahlpumpe im Rhhrchen eine m~iBige Luftleere schaffen. Man gieBt auf den Trockenriickstand der 3 ccm Benzol- extrakt o,8o ccm konzentrierte SchwefelsXure, und zwar so, dab die SAure i~ngs der \V~nde des Reagensrhhrchens abflieBt und s~mtliche Spuren des Trockenrtickstandes aufl6sen kann. Nachdem man einige Minuten in dem auf 7o--80 ~ eingestellten Wasserbad erw~rmt hat, werden die Resultate abgelesen.

Bet negativem Aus/all der Reaktion (nichttrachtig) zeigt die Flfissigkeit eine malagarote, rotbraune oder braune Farbe u n d i s t niemals fluorescierend ; bet positivem Aus]all der Reaktion (tr~ichtig) ha t die Fliissigkeit, wenn sie bet durchscheinendem Licht betrachtet wird, zwar einen der obengenannten Farbent fne ; wird sie aber bet auffallendem Licht betrachtet -- z. B. indem der Beobachter dem Fenster den Riicken zeigt oder, des Abends, eine Lampe zwischen sich und das Reagensrfhrchen stellt und die Lampe so verdeckt, dab das Licht a.uf das Rfhrchen f~illt, w~thrend das Gesicht des Beobachters im Schatten bleibt -- , so wird dutch die bestehende Fluoreseenz eine deutlich griine Farbe sichtbar. Die Ansfiihrung dieser Probe erheischt nicht mehr als 15--2o Minuten*.

Die b i sher ausgeff ihr ten Versuche, fiber deren Einzel - he i t en ich an andere r Stelle be r i eh t en werde, e rgaben folgende Resu l t a t e :

I. Niehttragende Stute~ -- kastrierte P/erde. Es w u rd en im ganzen 124 H a r n p r o b e n un te r such t , w o v o n 86 yon n icht - t r a g e n d e n S tu t en und 38 yon kas t r i e r t en P fe rden s t a m m t e n ; die R e a k t i o n fiel in diesen F~llen ausnahms los nega t iv aus.

2. Traffende Stuten. Der P robe un te rzogen w u rd en 35 t r agende S tu ten , sXmtliche im 6 . - -8 . Tr~ch t igke i t smona t . Die Diagnose wurde in allen F~llen auch m i t der kl inischen U n t e r s u c h u n g und in 4 F~llen auBerdem mi t dem biologischen Nachweis des Fol l ike lhormons fes tges te l l t (2ooo ME. pro L i t e r ; E i n s p r i t z u n g bet kas t r i e r t en M~usen). Die R e a k t i o n fiel in allen 31 F~llen pos i t iv aus, se lbs t wenn sie meh rma l s an ve r sch iedenen Tagen wiederho l t wurde.

3. Beleg~e, abet nichtbe/ruchtete Stuten. Bei 2 S tu ten , welche vor 6 bzw. 7 Mona t en belegt wurden, j edoch n ich t t r~ch t ig waren, fiel die Reak t i on nega t iv aus.

4. Hengste. Es w u r d e n 4 Hengs te , einige d a r u n t e r sogar mehrmals , der P r o b e unte rzogen , und zwar s te t s mi t nega t i vem Ergebnis . K a s t r i e r t e n M~usen e ingespr i tz t , verh ie l t der H a r n dieser H e n g s t e sich so, als ob er m e h r als 833 NfE. pro Li te r e n t h a l t e n h~t te .

5. Konser~ieruny des Materials. D u r c h den Zusa tz einiger Tropfen Carbols~ure (i T ropfen auf je 5 ccm H a m ) zum zur P robe v e r w e n d e t e n H a r n wird das Resu l t a t der Reak t ion in keiner Weise beeinflnBt.

6. MSglichkeit der Verwendung eines Hams, der l(~ngere Zeit ohne Konservierungsmittel au/bewahrt wurde. Direk t gesammel te r , du rch Papier f i l t e r f i l t r ie r ter und im E i s sch rank a u f b e w a h r t e r t t a r n yon t r a g e n d e n S tu t en gab noch fiber einen M o n a t nach d e m S a m m e l n pos i t ive Resu l ta te . Andere , eben- falls d i r ek t gesammel te , d u r c h Papie r f i l t e r passier te , aber d a n n bet 37 ~ a u f b e w a h r t e H a r n p r o b e n , e rgaben nach I4 t~gi- gem A u f e n t h a l t im ]3ru t schrank noch pos i t ive Resu l ta te . H a r n p r o b e n , denen ~/e ccm einer d ich ten t3. p ro t eu s -E mu l s i o n in phys io logiseher K o c h s a l z l f s u n g zugese tz t wurde und her- n a c h in den B r u t s c h r a n k .kamen, gaben nach I4 t~g igem A u f e n t h a l t bet 37 ~ deut l ich posi t ive Reak t ionen .

* Die Reaktion l~il3t sieh noeh folgendermal3en vereinfachen: zum Benzolextrakt des Hams (nach oben angegebener Methode hergestellt) wird ~ ccm konzentrierte Schwcfels~ure zugesetzt. Man erw~rmt einige Miauten im Wasserbad auf 7o--9 o~ schiittelt wiederholt und laBt hierauf 5 Minuten lang ruhig stehen. Unter der ganz farblos gewordenen ]3enzolschicht hat sich die Schwefels~iure angesammelt, die eine malagarote Farbe zeigt und beim positiven Ausfan der Reaktion (Ham yon schwam geren Stuten) eine grfine Fluorescenz aufweist.

R I F T . 13 . J A H R G A N G . Nr . 8 303

7. Versuche mit Bhttserum. Der Nachweis des Foll ikel- ho rmons gel ingt auch im 131utserum, wenn m a n 15 ccm Serum mi t 15 ccm 13enzol mi sch t u n d im Sche ide t r i ch te r schi i t te l t , zum Trockenr f icks tand des w i e d e r a u f g e n o m m e n e n 13enzols o,8o ccm konzen t r i e r t e r SchwefelsXure zuse tz t a n d erw~irmt. Das Serum t r agende r S t n t e n zeigt eine ~rfine Fluorescenz, was bet ande ren Sera n ich t der Fal l ist.

8. I ch beha l te m i r v o r , in wei te ren Versuchen fes tzus te l len: a) wie lunge Zeit nach der Belegung die R e a k t i o n pos i t iv zu werden beg inn t ; b) ob die P robe e twa auch bet n i ch t t r agenden , aber br f ins t igen S t u t en pos i t iv ausf~ll t ; c) wie lange dieselbe nach dem Abfoh len noch pos i t iv bleibt .

Zusammen/assung: Wird zum Trockenr t i cks tand des Benzo lex t rak tes eines anges~uer ten und gekoch ten S tu t en - h a m s konzen t r i e r t e Schwefels~ure zugesetzt , so zeigt sich, wenn der H a m yon t r a g e n d e n S t u t en s t a m m t , eine grfine Fluorescenz, die auf die Gegenwar t des Fo l l ike lhormons zu- rf ickzuffihren ist. Diese sehr billige und in . I5 - -2o NIinuten ausff ihrbare P robe ergab bet lOO% der t r a g e n d e n S tu t en (35 S t u t e n im 6 . - -8 . Tr~ch t igke i t smona t ) pos i t ive Resu l t a t e und bet Ioo % der n i c h t t r a g e n d e n Stu ten , kas t r i e r t en Pferde und H en g s t e nega t ive Resu l ta te . Diese Reak t i on kann auch mi t ke imre ichen oder vor langer Zeit ge sammel t en H a r n - p ro b en ausgeff ihr t werden.

Das Fo l l ike lhormon is t mi t dieser Methode lange Zeit im P f e r d e h a r n nachweisbar , se lbs t wenn sich in demse lben F~ul- n i sbak te r ien (Proteus vulgaris) reichlich en twicke l t haben .

L i t e r a t u r : ~ M. BECKER, Dtsch. tier~rztl. Wschr. I932, 7- -- F. A. E. CREW, Vet. J. 87 , 45 o. - a G. H. HART, J. amer. vet.

med. Assoc. I932, 604. -- 4 p. KARMANN u. F. WIETHOFF, TierXrztl. Rdsch. x933, i. -- s S. KOBER, Biochem. Z. 239, no9 (I931). -- G KUEST, Dtsch. tierXrztl. Wschr. I93I, 33- -- 7 KUEST, Dtsch. tier~rztl. Wschr. I93I, 738. -- s IKu~s% Berl. tier~rztl. Wschr. I932, 817. -- 9 Ku~sT, Dtsch. tier~trztl. Wschr. 1932, 336. -- ~0 KuEsr u. ZU~BAUM, Dtseh. tier~trztl. Wschr. I93 I, 761. -- n K~JEST u. ZUMBAUM, Dtsch. tier~rztl. Wschr. I93~, ~6L -- 12 W. SCHAEPER, Klin. Wschr. I93 I, 19o 5. -- a3 I. SCHAETZL, Mtinch. tier~trztl. Wschr. I933, 29. -- 14 O. ScHooP, Dtsch. tier~rztl. Wschr. ~93 o, 357- -- ~ WOLTERS, SUTTERLIN, KRAMPE, Tier~irztl. Rdsch. x932, 4~8. -- ~ ]3. ZO~DEK, Klin. Wschr. I93o, 2285. -- a~ ~fr. ZVM- BAVm, Dtseh. tierXrztl. Wschr. I932, 31o.

O B E R H A U T R E A K T I O N MIT E X A N T H I N . Bemerkungen zu der gleichnamigen Arbeit yon Nemschilov in

Jg. I934, Nr. 2, S. 59 dieser Wochenschrift.

Yon

Dr. LUDWIG FLECK, Lemberg .

Ich stelle mit Genugtuung lest, dab der Exanthinreaktion die gebflhrende Bedeutung immer mehr zuerkannt wird -- wenn auch erst io Jahre nach meiner ersten Arbeit (1923, gemeinsam rait KRUKOWSKt 1) -- in der die Haupttatsachen der Reaktion bei ge- sunden und kranken Menschen beschrieben und die Technik (obwohl noch unvollkommen) angegeben wurden. Ich schlieSe dies aus der im Zbl. Bakter. I Orig. I28, 173 erschienenen Arbeit yon BOGDANOFF und der in Klin. Wschr. verfffentlichten Arbeit yon NEMSCttlLOV, wie auch aus den brieflichen Mitteilungen, haupt- s~chlich aus RuBland und Japan, aber auch aus Deutschland and Amerika.

Zu diesen zwei Arbeiten, und haupts~chlich zur iiberaus klaren Arbeit yon NEMSCHILOV, mfchte ich hier einige Bemerkungen machen, die mir wichtig scheinen.

I. Die yon NEmscHILOV empfohlene Kontrolle mit ,,inaktivier- tern Exanthin, d. h. nach Istfindigem Erw~rmen bet IOO ~ halte ich fflr unzuverl~ssig. Exanthin wirkt nXmlich nach dieser Vor- behandlung zwar schwXcher, wird aber nleht vollst~ndig inaktiviert und bekommt im Hautversuch unspezifische \u Konzen- trierte Lfsungen werden trflbe und geben sowohl bet Gesunden wie auch (wenigstens manchmal) bet FleeMieberkranken positive Reaktion. Zur Kontrolle eignet sieh ,,Vulgarin", d. h. aus Proteus vulgaris dem Exanthin analog hergestelltes Antigen: gibt sowohl bet Gesunden wie auch bet Fleckfieberkranken positive Reaktion. Eventuell auch physiologische Kochsalzl6sung: bet Gesunden wie Kranken negative Reaktion.

2. Zwischen Exanthin aus der , ,H"-Form des Proteus X 19 und derjenigen aus tier , ,O"-Form konnte ich trotz systematischer Versuche keinen Unterschied in bezug auf die Hautreaktion