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Bericht: Chemische Analyse anorganischer KSrper. 89 II. Chemische Analyse anorganiseher Ksrper. Yon H. Yresenius. Ueber die Spectren tier chemischen l~lemente und ihrer Ver- bindungen. G. Ci a m i cian *) hat yon einer Reihe yon Verbindangen Verbindungsspectra erhalten und findet in Uebereinstimmung mit L o c k y e r, dass dieselben sowie die Spectra erster Ordnung der Elemente aus- schliesslich aus B~ndern bestehen. Waiter kommt er zu dem Schlusse, dass den Molecfilen und den Moleculargruppen B~nderspectra und den freien Atomen Linienspectra zukommen. Aus der Vergleiehung der Spectren yon 31 Elementen z]eht der Verfasser folgende Schlfisse : 1. Die Spectrallinien chemisch verwandter Elemente entsprechen einander entweder einzeln oder gruppenweise, so dass jade natfirliche Gruppe ~on Elementen ihr eigenes Spectrum hat, welches bei den einzeI- hen Gliedern derselben nur dadurch verschieden erscheint, dass die homo- logan Linien naeh dam .einen oder nach dam anderen Ende des Spectrums verschoben sind, d. h. an Wellenl~nge zu- oder abnehmen und dass mit- unter gewisse Linien oder Liniengruppen zuriicktreten. 2. Die Zu- oder Abnabme der Wellenlangen hom01oger Linien bei chemiseh verwandten Elementen h~ngt mit der Intensit~t ihrer chemischen lebendigen Kraft zusammen; und zwar entspricht eine grSssere Wellen- l~tnge der homologen Linien einer gr6sseren chemisehen lebendigen Kraft des betreffenden Elementes. U.eber eine empfinflliehe spectralanalytische Reaction auf Thou- erda und Magnesia hat H e r m a n n W. V o g e 1 zuerst ~ittbeilungen gemacht **) und dieselben spater vervollst~ndigt und erweitert ***), naeh- dem auch F. v o n I~ e p e 1 t) seine Untersuchungen fiber denselben Gegen- stand verSffentlichte. Die Resultate der Forschungen beider Chemiker fiber diesen Gegen- stand finden sich sehr sch6n zusammengefasst in dam kfirzlieh erschie- *) Bet. d. k. Akademie d. Wissensch. in Wien 1877 1). 181. **) Bar. d. deutsch, chem. Gas. z. Berlin 9~ 1641. ***) Bar. d. dcni~sch, chem. Ges. z. Berlin ]O~ 157 und 374. ~) Ber. d. deutsch, chem. Gas. z. Berlin 9~ 1845 und 10, 159.

Ueber eine empfindliche spectralanalytische Reaction auf Thonerde und Magnesia

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Bericht: Chemische Analyse anorganischer KSrper. 89

II. Chemische Analyse anorganiseher Ksrper. Yon

H. Yresenius.

Ueber die Spectren tier chemischen l~lemente und ihrer Ver- bindungen. G. Ci a m i c i a n *) hat yon einer Reihe yon Verbindangen Verbindungsspectra erhalten und findet in Uebereinstimmung mit L o c k y e r, dass dieselben sowie die Spectra erster Ordnung der Elemente aus- schliesslich aus B~ndern bestehen. Waiter kommt er zu dem Schlusse, dass den Molecfilen und den Moleculargruppen B~nderspectra und den freien Atomen Linienspectra zukommen.

Aus der Vergleiehung der Spectren yon 31 Elementen z]eht der Verfasser folgende Schlfisse :

1. Die Spectrallinien chemisch verwandter Elemente entsprechen einander entweder einzeln oder gruppenweise, so dass jade natfirliche Gruppe ~on Elementen ihr eigenes Spectrum hat, welches bei den einzeI- hen Gliedern derselben nur dadurch verschieden erscheint, dass die homo- logan Linien naeh dam .einen oder nach dam anderen Ende des Spectrums verschoben sind, d. h. an Wellenl~nge zu- oder abnehmen und dass mit- unter gewisse Linien oder Liniengruppen zuriicktreten.

2. Die Zu- oder Abnabme der Wellenlangen hom01oger Linien bei chemiseh verwandten Elementen h~ngt mit der Intensit~t ihrer chemischen lebendigen Kraft zusammen; und zwar entspricht eine grSssere Wellen- l~tnge der homologen Linien einer gr6sseren chemisehen lebendigen Kraft des betreffenden Elementes.

U.eber eine empfinflliehe spectralanalytische Reaction auf Thou- erda und Magnesia hat H e r m a n n W. V o g e 1 zuerst ~ittbeilungen gemacht **) und dieselben spater vervollst~ndigt und erweitert ***), naeh- dem auch F. v o n I~ e p e 1 t ) seine Untersuchungen fiber denselben Gegen- stand verSffentlichte.

Die Resultate der Forschungen beider Chemiker fiber diesen Gegen- stand finden sich sehr sch6n zusammengefasst in dam kfirzlieh erschie-

*) Bet. d. k. Akademie d. Wissensch. in Wien 1877 1). 181. **) Bar. d. deutsch, chem. Gas. z. Berlin 9~ 1641.

***) Bar. d. dcni~sch, chem. Ges. z. Berlin ]O~ 157 und 374. ~) Ber. d. deutsch, chem. Gas. z. Berlin 9~ 1845 und 10, 159.

90 Bericht: Chemische Analyse anorganiseher KSrper.

nenen Lehrbuch der Spectralanalyse yon H e r m a n n W. V o g e l * ) , ich kann daher nicht besser fiber diesen Gegenstand berichten, als wenn ich, mit Erlaubniss des Verfassers, den betreffenden Abschnitt seines Buches mittheile.

eDie Entdeckung der Thonerde in kleinen Mengen hat bekanntlich insofern Sehwierigkeiten, als nichtfl~ichtige organische Substanzen ihre Fa!lung unter Umstanden verhindern und gewisse Reagentien, die zu ihrer Nachweisnng gebraueht werden, namentlich Kali- oder I%tronlauge, meist selbst thonerdehaltig sind.

Thonerde- wie Magnesiasalze geben in reinem Zustande k e in Ab- sorptionsspectrum. Nun lassen sich jedoch beide durch ihre Wirkung auf organische Farbstoffe, mit denen sie Laeke bilden, leicht spectral- analytisch kennbar machen und V o g e l hat nachgewiesen, dass Purpurin ein ganz ausgezeiehnetes speetralanalytisehes Reagens nieht nur auf Thon- erde, sondern auch auf Magnesia abgibt. Es ist sehr charakteristisch und so empfindlich, dass 1 mg Alaun in 1 ec F1Qssigkeit bei 1,5 cm Schichtendieke mit Leichtigkeit erkannt werden kann; es ist ferner frei yon den oben erw~hnten stSrenden Einflttssen, denen die gewShnlichen Reactionen auf Thonerde unterliegen, so dass es sieh in der Hand des Analytikers in hohem Grade nutzbar erweisen dfirfte. Noch empfind- licber reagirt Purpurin auf Magnesia, so dass t/10mg krystallisirten wasserhaltigen Chlormagnesiums (Mg C1 -~- 6 aq.) dadurch noch mit SiGher- her angezeigt wird. Aueh diese Reaction darfte yon Werth sein, ob- gleich wir sehr empfilidliehe Reagentien auf Magnesia bereits besitzen, denn letztere versagen 5fter, wie sigh bei n~herer Untersuchung heraus- stellte, bei Gegenwart eines grossen Uebersehusses yon organischen Sub- stanzen.

*) . P r a c t i s c h e S p e e t r a l a n a l y s e i r d i s e h e r Stoffe. Anleitung zur Benutzung der Speetralapparate in der qualitativen und quantitativen che- misehen Analyse organischer und unorganiseher Kbrper, ira I-Ii~ttenwesen, bei der Prhfung yon Mineralien, Farbstoffen, Arzneimitiseln, Nahrungsmitteln, bei physikalischen und physiologischen Untersuehungen etc. yon Dr. H e rman n W. V o g e l, Professor der Photochemie und Speetralanalyse an der kgl. Gewerbe- akademie zu Berlin. Mit 136 Holzsehnitten nnd 3 Tafeln. ~NSrdlingen. Druck und Verlag der C. tI. B eck'schen Buchhandlung 1877%

Dieses Bueh, welches nicht blos einen gnten Ueberblick tiber s~mmtliehe Forschungen auf dem Gebiete der Speetralanalyse, sondern auch eine vollstgndige Anweisung zur praktisehen Verwerthung derselben bei analytisehen Arbeiten

.gibt, empfehle ieh hierdureh den Lesern dieser Zeitsehrift hestens. H.P.

Bericht: Chemische Analyse anorganischer K6rper. 91

Reines Purpurin, in Alkohol gelSst, gibt in ges~ttigter LSsung ein Spectrum, in welchem der b]aue Theil ganz ausgel5scht ist. Diese Aus- 15schung dehnt sich fiber Grfin aus und endet in Gelb :(siehe Curve 1 a Fig. 6). Verdfinnte strobgelbe a l k o h o l i s c h e LSsung 15scht Blau nur

Fig. 6.

C~ F -bE D B

" - - ~ - - - ] ~-- Purpurm, Mkohol.

desgleichen bei Gegenwart einer Spnr Kalk.

~ T Purpurin, whsserig -~ NH¢ C1.

i a I--" " . . . . . :7-~.... ~ "-] Purpu~in -]- Mann.

[ i Alkohet. Purpm'in -~- NH~.

theilweise aus und zeigt zwei deutliche Abs0rptionsstreifen auf F trod b E (Curve 1 b).

D i e o f t u n r e i n e n P u r p u r i n s o r t e n des H a n d e l s z e i g e n d i e s e R e a c t i o n e n , n a m e n t l i c h d ie in C u r v e 1 b, n i c h t o d e r n u r u n d e u t i i c h ; s o l c h e s i n d d a n n f f i r v o r l i e g e n d e n Z w e c k n i e h t b r a u c h b a r. Dutch Sublimiren derselben oder durch

"Schfitteln mit Aether erh~lt man aber sofort ein geeignetes Praparat*). In v e r d t i n n t e r e r w ~ s s r i g e r L 6 s u n g e r s c h e i n e n d i e

A b s o r p t i o n s s t r e i f e n Curve 1 nicht, das Spectrum ist alsdann ver- 'schieden, je nach der Reaction der Flfissigkeit. D e r geringste Essig-

s~uret~berschuss f~rbt die Flfissigkeit gelb und l~sst dann nur eine schwache Absorption im Blau iibrig.

Versetzt man aber einen Cubikcentimeter r e i n e n Wassers mit 2 Tropfen ges~ttigter Purpurintinctur und einem.Tropfen vierfach verdiinnten Ammoniaks, so erh~It man unter Rosaf~rbung zwei sehr intensive Streifen zwischen F u n d D, die den Streifen der Magnesia und Thonerde (s. u.) ~usserst ~hnlich sind und damit verwechselt werden kSnnen (s. Curve 2 a). Setzt man aber zu der Flfissigkeit nut einen Tropfen einer hSchst ver- dtinnten Kalksalzl6sung, z. B. Gypswasser, so verschwindet der Streif zwischen D und E naeh dem Umschfitteln und es bleibt dann die Reaction Curve 2b. A e h n l i c h w i r k t S a l m i a k . D i e s e r , im

*) Purpurin ist jetzt zu ziemlich billigem Preise, per Gramm 20 Pfennige. ira Handel.

92 Bericht: Chemische Analyse anorganiscber Karper.

U e b e r s c h u s s z a g e s e t z t , v c r n i c h i e t e b e n f a l l s d ie b e i d e n in r e i u e m a l k a l i s c h e m W a s s e r e n t s t e h e n d e n S t r e i f e n .

Bei Gegenwart von viel Salmiak (der der Magnesia- unci Thonerde- Reaction nicht Eintrag thut) erstreckt sich die Absorption yon F bis D allmahlich nach D hin abnehmend (Curve 3).

Nach v. L e p e l ist aber auch ein U e b e r s c h u s s yon Kalk yon Nachtheil. Derselbe veranlasst eine-undeutliche Streifenreaction ~hnlich Curve ,5 *). Er empfiehlt solchen mit weinsaurem Natron auszufallea. Da dieses selbst oft magnesiahaltig i s t , zieht V o g e l Ausfallung des Kalks mit Salmiak und kohlensaurem Ammon vor. Die Fltissigkei~ setzt sich rasch ab. Man khnn den Rest yon Kalk mit etwas oxalsaurem Ammon fallen, das Klare mit Pipette abheben. Nachher erhitlt man un= zweifelhaf~ die unten beschriebene Magnesiareaction mit Purpurin.

Verfasser suchte festzustellen, wieviel Kalk n6thig sei, um die Reaction des alkalischen Purpurins zu verhindern. Es stellte sich beraus, dass schon ein Tropfen einer Lasung, die 0,000025 CaCl enthielt, hin- reichte, um die Streifenreaction des alkalischen Purpurins bei Einhaltung der angegebenen Verh~iltnisse aufzuheben und die Reaction Curve 2 b Fig. 6 herzustellen.

Es ist daher gerathen, falls man nicht ohnehin mit Kalksalzen zu thun hat, zu der Untersuchungsfltissigkeit nach der Farbung mit Purpurin Salmiak zu se~zen (s. u.). Barytsalze geben die Reaction der Kalksalze nicht, Strontiansalze konnte Verfasser noch nicht vallig kalkfrei erhalten, um ihr Verhalten festzustellen.

Versetzt man die s e h r verdtinnte w~isserige salmiakhaltige L(isung des Pm'purins mit einer verdfinnten AlauuDsung, so farbt sich die gelbe Fliissig- keit schan roth und jetzt erscheinen zwei kraftige Absorptionsstreifcn a und fl zwischen E und D und F und b, ausserdem bei gewisser Concen- tration auch noch ein dritter schwacherer 7 bei F (Curve 4b). Ist die Lasung zu stark gefarbt oder zu thonerdereich, so fliessen alle drei Streifen zu einem zusammen (Curve 4 a ) , verdtinnt man abet nach und

*) Wie die za grosse Menge an Kalk, mass iibrigens bei dieser spectro- skopischen Priifung auflViagnesia auch ein Ueberschuss yon Ammoniakvermieden werden. Deem wenn man zu 2cc Wasser 0,lee MgC1 (1: 10) und 0,5cc N~Is (1:10) hinzuftigt, so erhiilt man keineswegs das ]gagnesiaspeetrum, sondern S~reifen~ welche wie Curve 5 Fig. 6 erscheinen. Stumpf~ man alas Alkali e twas mit verdiinnter Essigsi~ure ab, so treten dann aber an den bekannten Stellen die Magnesias~reifen auL (v. L e p e 1.)

Bericht: Chemische Analyse anorganischer Kbrper. 93

naeh, so kommt man bald an einen Punkt, wo sie sieh trennen. In sehr verdtlnnten L~sungen erscheinen sie schm~iler als in Curve 4b. Wie man erkennt, ist diese Reaction der Thonerde der Reaction des alkalisehen w~sserigen Purpurins sehr ~hnlich (s. Curve 2 a). Die Thonerdestreifen werden jedoch dutch die Gegenwart yon Salmiak oder Kalk n i c h t ver- nichtet, w~hrend die Streifen des w~sserigen alkalischen Purpurins da- durch verschwinden. Andere Thonerdesalze reagiren ganz ~thnlich wie Alaun. Bei Gegenwart yon viel Salmiak sind die Streifen mehr nach

der blauen Seite des Spectrums hin versehoben. Die Reaction zeigt sich am schSnsten in ganz schwach alkalischen

LSsungen. Um sie zu beobaehten, verfahrt man folgendermaassen: Man gibt in ein Reagensglas circa 2 cc Wasser, dazu 3 Tropfen alkoholischer ges~ittigter ParpurinlSsung I 5 Tropfen Salmiak (1 :10 ) nnd 1 Tropfen v i e r f a e h verd/inntes Ammoniak ; es erscheint dann die Reaction Curve 3 ; nachher gibt man einen Tropfen der AlaunlSsung hinzu. Bei verdiinnteren LSsungen erscheinen dann die Streifen a and fl Curve 4 allm~hlieh, bei concentrirten rascher. Bei sehr thonerdearmen oder salmiakreichen Fliissigkeiten l~sst st~trkerer Zusa:tz yon Purpurintinetur (4 - -5 Tropfen) die Reaction noch besser hervortreten. Bei Gegenwart yon nur 1/2 mg Alaun erseheinen die Streifen erst nach mehreren Minuten. Ein Tropfen reiner Essigsaure [die man so verd~innt hat, class 1 Tropfen davon 2 Tropfen vierfaeh verdiinnten Ammoniaks neutralisirt] zu der Probe ge- geben vernichtet die Thonerdestreifen a and fl Curve 4 n i e h t (Unter- schied yon Magnesia s. u.). GrSssere Mengen Essigs~iure schw~chen sie, ohne siezuzerstSren. R ~ t h l i c h i s t es, d i e E s s i g s ~ u r e b e h u f s U n t e r s c h e i d u n g z w i s c h e n T h o n e r d e a n d M a g n e s i a n i e h t e h e r z u z u s e t z e n , a l s b i s s e i t B i l d u n g d e r S t r e i f e n e i n i g e M i n u t e n v e r f l o s s e n s ind . Weins~ure, Salpeters~iure und Salzs~ure im U e b e r s c h u s s zerstSren sie, Neutralisiren stellt sie wieder her. Bei nicht zu geringem Thonerdegehalt kommt die Reaction auch in schwach sauren Flassigkeiten deutlich zum Vorschein. Das ~eutralisiren einer solchen purpurinfarbigen LSsung mit verdtinntem Ammoniak resp. Essigs~ure ist ausserst leicht~ da bei alkaliseher Reaction die Flassigkeit kirschroth, bei saurer Reaction gelb erscheint.

L S s l i e h e M a g n e s i a s a l z e g e b e n d i e s e l b e R e a c t i o n mit geringen Varianten in der Stellung der Streifen. Dann ist bei ihnen tier Streifen ~ Curve 4~ starker als tier Streifen a and tier Zwischenraum

etwas verwasehener. Die Magnesiareaction ist aber noch empfiadlicher

94 Berich~: Chemische Analyse anorganischer KSrper.

und erscheint viel rascher als die Thonerdereaction (s. o.). B e i d e u n t e r s c h e i d e n s i c h a b e r l e i e h t , i n d e m d i e M a g n e s i a - R e a c t i o n d u r c h e i n e n ganz g e r i n g e n E s s i g s i ~ n r e a b e r s e h u s s s o f o r t v e r n i c h t e t w i r d , d i e T h o n e r d e r e a c t i o n a b e r n i c h t .

Dem Verfasser gelang es, mit Htilfe dieser Reaction Magnesia in folgen- den Substanzen nachzuweisen : Weinsaure, Citronensaure, Himbeersaft, Kirsch- salt, Fliedersaft, Urin, Zucker - - alles KSrper, wo die grosse Menge gegen- wi~rtiger, nicht fltichtiger organiseher Substanz die Erkennung des ge- ringen Magnesiagehalts durch Ammon, Salmiak and Natriumphosphat V e r- h i n d e r t .

St(irt in solchen Fallen die Farbe der Safte~ so kann man dieselbe leicht durch einige Tropfen Ean de Javelle und Salzsaure (die nati~rlich vorher auf ihre Reinheit zn prafen sind) entfernen. Bei Untersuchung yon thonerde- oder magnesiaarmen Flassigkeiten thut man am besten 2 Cubikcentimeter davon vorsicbtig mit Essigs~ture zu neutralisiren, in letzterem Fall einen Tropfen vierfach verdtinnten Ammons im Ueberschuss, dann hinreichend Purpurintinctur (3 bis 4 Tropfen pro 2 cc der Probe) zuzusetzen. Die Streifen kommen dann, falls Thonerde oder Magnesia zugegen, s0fort zum Vorschein *). Sguert man dann vorsichtig mit Essig- saure an (s. o.), so verschwinden die Streifen vSllig, falls man nur mit Magnesia zu thun hat, verbleiben aber bei Gegenwart yon Thonerde. Sind beide KSrper gegenwartig, so verr~th sich die Anwesenheit yon Mag- nesia darch die starke Schwiichung der Reaction auf Zusatz yon Essigs/~ure.

Kleine Differenzen in der Stellung der Streifen sind nicht ent- scheidend~ da die Absorptionsstreifen keine so feste Lage haben wie die Linien der Flammenspectren. Bei Gegenwart yon viei Salmiak empfiehlt es sich, einige Tropfen mehr yon der Purpurintinctur zn nehmen~ um die Reaction yon Magnesia nnd Thonerdo deutlich zu erhalten. Der Ver-

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fasser wies nnter solchen Umst~nden noch 1/1 o nag Chlormagnesium nach. E i s e n s a l z e , M a n g a n s a l z e , C h r o m s a l z e und Z i n k s a l z e ,

A l k a l i s a l z e u n d S a l z e d e r a l k a l i s c h e n E r d e n geben diese Reaction n i c h t . E i s e n s a l z e u n d Z i n k s a l z e im U e b e r s c h u s s s t S r e n a b e r d i e R e a c t i o n a u f g e g e n w a r t i g e T h o n e r d e u n d m i i s s e n d a h e r z u e r s t e n t f e r n t w e r d e n .

*) Zu bemerken ist, dass Purpurin in alkoholischer LSsung mit Ammouiak auch ohne Thonerde zwei schwaehe verwasehene Streifen zeigt (siehe Curve 5). Mi~ alkoholischen LSsungen haben wit es aber bei diesen Untersuchungen nicht zu thun. Die wenigen Tropfen Alkohol aus der PurpurinlSsung schaden nicht.

Bericht: Chemische Analyse anorganischer KSrper. 95

Dieses gesehieht am besten durch ¥ersetzen der eisenhaltigen LS- sung mat Weins~ure und Zusatz yon Ammoniak im Ueberschuss, dann Fttllung des Eisens mAt Schwefelammonium und Abfiltriren, Ansliuern des Filtrats mat mSgliehst wenig Salzs~inre, Kochen and Filtriren zur Ab- scheidung des Schwefels. Zu 2 co der erhaltenen Fliissigkeit ftigt man dann einen Tropfen der gesiittigten alkoholisehen PurpurinlSsnng~ ward sie dadureh gelblich gefitrbt, so neutrMisirt man vorsichtig mat ver- dtinntem Ammon, bis sie kirschroth oder weinroth erscheint und be- obachtet mat dem Tasehenspectroskop gegen den Himmel. In einer LS- sung, die 50ram so viel Eisenvitriol Ms Alann enthielt, konnte Verf. so 1 mg Alaun auf das Sicherste nachweisen.

Eine andere igethode, Thonerde yon Eisen zu trennen, die jedoch nur dann praktisch erscheint, wenn andere Metalle (Mangan, Zink etc.) nur in geringer Menge vorhanden sAnd, ist folgende:

Man .versetzt die L0snng, nachdem alle Eisenoxydulsalze !n Eisen- oxydsalze verwandelt worden sAnd, mat Rhodankalium. Die intensiv ge- fiirbte Fliissigkeit schtittelt man mAt Aether, welcher den grt~ssten Theil

des Rhodaneisens mAt tief violetter Farbe 10st . Man l~sst absitzen, nimmt die unten befindliche w~tssrige LSsung mittelst Pipette beraus und schi]ttelt sie noch einmM mat einer frischen Portion Aether. Solches wiederholt man nach dem Abheben mAt einer dritten Portion, his die w~ssrige LSsnng blass weingelb erscheint. In diesem Zustande ist sie geeignet, um nach Zusatz yon Purpurin aaf Thonerde gepriift zu werden. Verfasser wies so leicht 1 mg Thonerde neben 40 mg Eisenchlorid nach.

Sehr scMtzbar ist die Purpurin-Methode zur Untersuehung or- ganischer Fliissigkeiten, z. B. WeAn und dgl., die oft mat Alaun <<ge- schSnt- werden.

Hier lttsst sich wegen der Gegenwart organiseher Kt~rper die Thon- erde auf gew6hnlichem Wege nur schwierig finden, v. L e p e l hat mAt dieser Reaction Thonerde und Magnesia noch in anderen Prodaeten or- ganischen Ursprungs nachgewiesen, worin man sie basher noch nicht ver- muthet hatte *).

*) In ~itherischen LSsungen, sowie in absolutem Alkohol gelSst liefcrt Yurpurin mAt ~{~gnesiasalzen ausser den bek~nnten Streifen Curve 1 noch einen s~hr intensiven Streifen zwischen D und E unter starker Fluorescenz. Beicle verschwinden mat Essigsgure. Eine Spur Amm6niak gibt in ~itherischer und al- koholischer PurpurinlSsung ebenfalls einen dri~ten abet schwachen Streifen zwischen E und D nahe D.

96 Bericht: Chemische Analyse anorgan[scher KSrper.

Bei Gegenwart yon salzsauren Salzen oder Chlorammonium schl~igt sieh das Purpurin mit der Thonerde oder der Magnesia als Lack leicht nieder. Derselbe gibt in der Fltissigkeit rein vertheilt allerdings noch dieselbe Reaction wie Curve 4 , besser thut man aber in solehem Falle

den Lack mit Essigsiiure zu 10sen und dann wieder vorsichtig zu neu- tralisiren.

Fasst man Alles zusammen, was diese Reactionen stiiren kann, so ergibt sich, dass d i e R e a c t i o n d e r T h o n e r d e d u r c h i h r V e r - h a l t e n g e g e n e i n e n l e i s e n E s s i g s ~ u r e i i b e r s e h u s s v o l l - s t ~ n d i g v o r T i ~ u s c h u n g e n s i c h e r t . D a g e g e n i s t be i d e r R e a c t i o n a u f M a g n e s i a F o l g e n d e s zu v e r m e i d e n :

1) K a 1 k fib e r s c h u s s. Diesea entfernt man durch Fi~llen mit Salmiak und kohlensaurem Ammon und wenig oxalsaurem Ammon, wel- ches rasch den Rest des Kalks ausfitlit, so dass dana mit Purpurintinctur sofort die Magnesiaprobe gemacht werden kann. Direct mit oxalsaurem Ammon zu fi~llen ist nieht r~thlich, da sich tier feine Niederschlag sehr langsam absetzt. Filtriren ist ebenfalls bei Aufsuchung yon Spuren zu vermeiden, well unter Ums~tnden die Magnesia im Filter bleibt.

Die yon v. L e p e l beobachteten Kalkstreifen versehwinden nach ¥ o g e 1' s Beobachtungen durch Zusatz yon Salmiak. Eine solehe k a 1 k- u n d s a 1 m i a k haltige Flfissigkeit gibt aber die Magnesiareaction auf Purpurin nicht mehr, selbst bei merklichen Mengen yon Magnesia, w o h 1 a b e r d i e T h o n e r d e r e a c t i o n .

2) U e b e r s e h u s s a n A m m o n u n d k o h l e n s a u r e m A m m o n . Diese sind leicht dnrch Essigs~ure abzustumpfen, die Farbe der zuge- setzten PurpurinlSsung gibt bier fiber die saute oder alkalische Reactiun den besten Anhalt. In snarer LSsung erscheint sie gelb.

Am b e s t e n tibersiittigt man in solchem Fall schwach mit vierfach verdfinnter Essigs~ure und setzt dann ~¢ierfach verdfinntes Ammon zu, bis die rothe Farbe sich eben wieder zeigt. Dann prfift man spectroskopisch.

3) Zu s c h w a c h e F ~ r b u n g m i t P u r p u r i n . Diese ist leicht zu vermeiden. Im Falle unsicherer optischer Reaction setze man 1 oder 2 Tropfen Pnrpurintinctur mehr hinzu,).

Zur Trennung des •isens, Chroms und Urans empfiehlt A. D i t t e * ) eine Methode, welche der yon S a i n t e - C l a i r e D e v i l l e zur Trennung yon Eiseuoxyd and Thonerde angegebenen**) naehgebildet ist.

~) Compt. rend. 85, 281 und Annales de chim. et de phys. [5 s~r] 12~ 135. ~*) I%. Fr ese niu s, Anleitung zur quantit, chem. Analyse 6. huff. Bd. I. p. 581.