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Salvdtiit: Ucbcr eiiie ncue Bildungswcise tlcr ctc. 473 XCIV. Ueber eine neue Bildungsweise der Baldriansiiure. Yon ,%tu&tat. ~hiiat. dz chimie et de phys. XXI', 337.) Die Bddrian- oder Pliocensiure ist unstreilig unter allen oi-ganischeii Siuren cliejenige , melclie sicli unter den mannig- I'altigsten Bedingungeu bildet. C h e v r e u l entdcckte sie zuerst irn Dellhind1 uttd in dcii Beeren des Viburnum opulux, spitcr fand man dieselbe in1 wissrigen Destilla t der Baldrianwurzel. D u ni a s und S t a s s er- liielten sie d~irch Behandelu des Jiartoffelfnsel6ls mit Kaliltalk, C a h o u r s durch Einwirliung cles Platinniohrs auf dieselbe Sub- stanz, und B a 1 a r (1 durch Destillation dieses Ji6rpers mit Schvve- felsiure und zweifach-chrotnsaurem Kali. Pimelinsiure, roller Indig, Rcimischkamillcncil, (Ger ha r tl ij, Lycopodiurn untl Atbarnantin (W i n c It 1 cr) giiben niclit unbedeu- tende Mengen dieser S&in-e durch Behnndeln mit Iinli bei der gc:- hcirigen Temperntnr. Die Baldriansiiiire fintlet sicli ferner uritcr tlen Osvdationsproducten gewisser thierischer Store. B a Iii r tl stellt endlich in seiner interessnnten Arbcit fiber dcn AmyIalko- 1101 die Vermiithung auf, dass gewisse Secrete, alter Iiisc it. s. w. dieselbe Stlure enthnltcn, welchen die Valeriana ihre lirz~lichcn Ei- genscldten rerdankt. In Folgendeni f'iilire ich einen neiien Umstand an, bei wel- chem sich eine grosse 3Ienge Baltlriansiure gebiidet hatte, mel- che mir, obgleich die Rilduug niir zufillig staltgefunden hatie, rler Reachtnng werth zii sein schien. Gegeil das Ende des vergangenen Jahres iibergab niir einer nnserer geschicktesten SaMorproducenten eine iibelriecliende Sub- stanz zur Priifllng, melche er im Laufe des Sominers bei einer Behandlung des Safflors erlialten hatte. Rei den gew611nlicheii Bedingungen hatte er hei der Darstellung, welche ihin diese Sub- stanz geliefert hafte, keinen besonderen Umstand betnerkt , man ni~isste den cine Teinperatiirerhblinng hierher rechnen mollen. Die Ausheute an Samor hilttt! betrkhtlicli abgeiiommen.

Ueber eine neue Bildungsweise der Baldriansäure

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Salvdt i i t : U c b c r e i i i e n c u e B i l d u n g s w c i s e t l c r ctc. 473

XCIV. Ueber eine neue Bildungsweise der

Baldriansiiure. Yon

,%tu&tat. ~ h i i a t . dz chimie et de phys. XXI', 337.)

Die Bddrian- oder Pliocensiure ist unstreilig unter allen oi-ganischeii Siuren cliejenige , melclie sicli unter den mannig- I'altigsten Bedingungeu bildet.

C h e v r e u l entdcckte sie zuerst irn Dellhind1 uttd in dcii

Beeren des Viburnum opulux, spitcr fand man dieselbe i n 1

wissrigen Destilla t der Baldrianwurzel. D u ni a s und S t a s s er- liielten sie d~i rch Behandelu des Jiartoffelfnsel6ls mit Kaliltalk, C a h o u r s durch Einwirliung cles Platinniohrs auf dieselbe Sub- stanz, und B a 1 a r (1 durch Destillation dieses Ji6rpers mit Schvve- felsiure und zweifach-chrotnsaurem Kali.

Pimelinsiure, roller Indig, Rcimischkamillcncil, ( G e r h a r tl ij, Lycopodiurn untl Atbarnantin (W i n c It 1 cr) giiben niclit unbedeu- tende Mengen dieser S&in-e durch Behnndeln mit I i n l i bei der gc:- hcirigen Temperntnr. Die Baldriansiiiire fintlet sicli ferner uritcr tlen Osvdationsproducten gewisser thierischer Store. B a I i i r t l

stellt endlich in seiner interessnnten Arbcit fiber dcn AmyIalko- 1101 die Vermiithung auf, dass gewisse Secrete, alter Iiisc i t . s. w. dieselbe Stlure enthnltcn, welchen die Valeriana ihre lirz~lichcn Ei- genscldten rerdankt.

In Folgendeni f'iilire ich einen neiien Umstand a n , bei wel- chem sich eine grosse 3Ienge Baltlriansiure gebiidet hatte, mel- che mir , obgleich die Rilduug niir zufillig staltgefunden hatie, rler Reachtnng werth zii sein schien.

Gegeil das Ende des vergangenen Jahres iibergab niir einer nnserer geschicktesten SaMorproducenten eine iibelriecliende Sub- stanz zur Priifllng, melche er im Laufe des Sominers bei einer Behandlung des Safflors erlialten hatte. Rei den gew611nlicheii Bedingungen hatte e r hei der Darstellung, welche ihin diese Sub- stanz geliefert hafte, keinen besonderen Umstand betnerkt , man ni~isste den cine Teinperatiirerhblinng hierher rechnen mollen. Die Ausheute a n Samor hilttt! betrkhtlicli abgeiiommen.

476 S a l v C t a t : U e h e r c i n e i i e i ic RiIrlI1ngs;veisc

Die libelriechende Substanz gab ntir bei tler Destillatiori ririt

vcrdhnter Schwefels5ure eine ijlartige Fliissigkeit, die leiciiter als Wasser war itnd sauer rcagirte; ich erliielt clieselhc in cincr zur Untersucltung hirireiclienden Menge.

Nacli clcin Ssttigen mit koblensaureni Satron wurde die Fliissigkeit ziir Abscheidung einiger tiiclit saurer , filartiger Pro- tlucte von Neuem destillirt, das Allialisalz nacli dieseni Reinigungs- process mit P h o s p l ~ o r s ~ u r e zersetzt uod von Neuem der Deutii- liitioll unterivorfen.

Auf diesc Weise erhielt ich ein farblcses , leiclitfliissiges Oel yon saitrciii , stecheotlcin Geschtriacke und sehr deutlicheiit Ilaltlrinngeruclie; es sicdele I)ci 172", entziindete sic11 leicllt, out1 branrife mit weisser, raucliender Flanime.

Dieses Oel lijst sich in Bethcr und Alkohol, wurde aber voii

Salpetcrsiure nicht angegrilYen. Sc l~wcfr l s~ure vei*liolilte es bei gelinder Wirme, diese Reaction war mit Entwickelung von schwef- liger Sitire begleitet.

Chlor greift es an, uiid entzielit ihm Wasserstoff als Chlor- wasserstolkiure, das Rcactionsprotluct stellt nach dem Iieinigen einen geetilorten IiGrper dar.

Diese Charaktere sind genau die der Ba:driansr;ure, derselbe Geschniack, derselbe Siedepunct, dieselben chemisclien und phy- sikalischen Eigcnschaften, und endlich auch dieselbe Elementar- zusainmei~setziitig, \vie aus folgenden Analysen hervorgeht:

I. 0,500 Grin. gaben 0,437 Wasscr und 1,080 kohlell- ssure.

11. 0,500 Grm. gaben 0,435 Wasser rind 1,075 Iiol~lc~i siirrrc.

niesc Resultate geben in 100 Tlieilcn:

1. 11. Kolileiistoff 55,OO %,ti 'r Wasserstoff 9,70 9,'i.t Sauerstofl' 31,'iO 31,62

IUU,UO lW, IJU. - -__

sie c ~ ~ ~ s ~ ~ r c c h o n dcr Haldriansinre c 1. " [ ~ 1 0 0 , *

Ich suciite direct diese merliwordige Uitl\vitndeIung lion Car- thamin in Baldrians~iure zu bewrkstelligen, alle i n diesel. Hezieh- ring angestallten Versiiche hlioben Jcdocli oltnc Erfolg. Bia j e lz t

d e r Bil l d r i it n a S u r e . 477

Wiir es mir unni6glicl1, diese intcrresante Reaction wieder hcrvor- mibringen.

Priifunq einigtr Saffloi-carie!afen. Es war unumginglich nothwendig zii untersuchen, ob niclit

(:in anderer Bestandtheil tles Safflors, bei der gew6hnliclien Be- I~niidluiig mit Carthamin gemischt, niclit uiiter dem Eiriflusse ei- iictr aIkaliscIien LGsimg und einer Temperntur unter 1000 , liiitte lliildrii~nsiure erzeugen k6nncn. Obgleich icli auch in dieseni Falle rveder einen neuen librper finden, noch zu einem sichcrn Schluss gelangen konnte, stelle icli doch in folgender Tabelle die l ~ e i Cc- legenlieit dieser Yrul'ung angestellten Analyscn zusamnien , lint1 holl'e, dass sie eines Tages besonders fiir die Saf'l~oi~inclustrie, yon cinigem Nutzen sein m8gen.

Ich verschail'te niir acht verschiedene Proben yon ausgesucli- tem Safilor, wie er in der FPbere i angewendet wird, und behan- delte niit Wasser , Alkoliol und einer schwachen , alkalischcn Lauge.

Die erha!teneii Zahlen weichen selir von einander ab, daraus geht hervor, dass inau den rohen Stoff mit grosser Sorgfrtlt aus- w2hlen musse.

1OQO Theile gaben: Bei 200 verlorenes Wasser 00 115 45 48 60 80 114 ti0 Pflanzeneiweiss 38 40 SO 17 40 40 15 30 Gclbc Snbstanz a*) und 16~1.

S11lfate 270 300 300 261 2G0 ,200 240 213) Extractivstoff 50 44 GO 41 36 40 65 5 i

Gelbe Substanz b. 30 40 60 21 42 61 41 90 (:arthami ti 5 4 4 6 3 4 3 4 Holzhser '504 417 384 500 494 467 504 900 Kieselerde 20 15 35 It) 40 $4 12 16 Tlionerde 11. Eisenoxxd ti s 1 6 5 1 0 1 6 4 5

Aus vorstehenden Zahlen -folgt, dass das trocline Cartilamin in den verschiedenen Safflorproben in dem Yerhiltniss von 1 : 2 variiren kann.

Obgleich die Quantitit des Carthamins in dem Verh2ltniss abzunelimen scheint, als die in der alkalischen L6sung aufge- lGste gelbe Substanz zunimmt , scheint doch die letztere Substanx

YYaohsLhnliche Snbstanz I 0 8 12 15 7 ti (i s

Manganoryd 1 f 3 - 5 I - 1

*) n iii lialfcin W'isser Iijsliefr, b uiilihlieh in Wasser, lijslieh in a l - kalisclicm Wasser.

478 S a l v c t n t : U e b e r c i n e i i c u e B i l d u n g s w e i s e eir.

in Bezug atif die cliemische Zusamniensetzung , iiinig mit den1 Carthamin verbunden z u sein.

Die in Wasser lh l iche , gelbe Substanz bildet oft mehr als ein Viertel der Gesainmtmasse, sie kBnnte desshalb wohl vor- theilhal't benutzt werden.

Anwenduny ties reinen Carthamins in der YoreeManmcilerei. Ich werde in wenigen Worten den Rutzen des Carthamins

in der Porcellan - und Glasmalerei wegen seiner Eigenschaften und der Schijnheit seiner Farbe hervorheben.

Es ist bekannt, dass unter den zum Firben tinti zum He- nialen des Porcellans angewendeten Farben , die aus dem Gold erlialtenen Farben bei der Anwendung am wenigsten den beab- sichtigten Ton haben; das Iiarmin, der Purpur und das Violett, sind so sehr von der Farbe nacli deni Brennen verschieden. dass man beide Bauni fiir clieselben Store halten mcchte. Ftir die Blumennialerei ist diescr Umstand gewiss ein sehr iinange- neliiner, da inan sich liiiiifig irrt, und die Harmonie der Farben leicht zerst6rt wird.

Diesem Uebelstande glaitbte ich begegnen zu khnnen, wenn man zu dem schmelzenden Gemenge von Purpur des Cas- sius und Cfilorsilber in hinreichender Quantitiit, j e nach den Niian- cen, die man erhalten will, in Wasser snspenclirt, Carthamin Iiinzusetzt. Wenn die Farbe zusanimengerieben worden ist, wird sie getrocknet und angcmendet ; das Gemenge zertheilt das Car- thamin hinreichend, um das ,orfine und spiegelnde Aussehn des- selben aufzuheben, ilas es im schuppenfijrmigen Zustande zeigt.

Dieser Zusatz l imn nicht nachtheilig einrirlren. Das Car- thamin enthilt im reiiien Zustande lieinen fisen Bestandtheil, iin Feuer wird es vollstiindig zerstijrt, und in einer ospdirenden At- mosphiire, wie die der Rluflel, verbrennt es glnzlicli.

Vielfach wiederholte Versuche zeigten mir iibrigens, dass die SchUnheit der Farbeii (lurch diesen Zusatz nicht beeintrlcli- tigt wird. Die Farbe erschien nach dem Brennen ebenso leb- haft und gliinzend, als wenn sie ohne Zusatz hervorgebracht wnr- den wirr.