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Wurtz: Ncue Classe ergan. Radikale. 75 Versuche, bei welchem ich Pfund Jodlthyl anwandte, eine sehr bedeutende Explosion statt fand. Phosphor lost sich in der Warme in grosser Menge in Jodathyl, aber Phosphorathyl wird nicht gebildet, auch wenn man mehre Tage lang die Losung einer Temperatur yon looo aussetzt. Ich glaube hieraus den vorliiufigen Schluss ziehen zu durfen, dass der erstezdieser neuen Korper J(PAe4) Jod- phosphordtlylium, der zweite J2(PAe3) Jodphosphortriiithyl ist. v. Ueber eine neue Classe organischer Radikale. Von Aa. WU~~Z. (Compt. rend. 1. XL, ($0. 25.) 1855. p. 1285.) Die in den Alkoholen und Aethern angenommenen Radikale sind belianntlich von K o 1 b e und F r a n k 1 an d isolirt worden. Sie haben durch Elektrolyse der fliichtigen FettsHuren Cn&04 und durch Zersetzung der Jodwssserstoffiither mit- telst Zink die Kohlenwasserstoffe Methyl, Aethyl, Butyl und Amy1 dargestellt und dsf6r die resp. Formeln C,H,, CPHS, CsH9 und CloHII angenommen. Spater kam zu dieser Reihe noch ein neuer Kohlenwasserstoff, das Capryl, Cl2Hi3. Wie man sieht, haben Kolbe und Frankland fur die Alkoholradikale im freien Zustande die Atomgewichte und chemischen Formeln beibehalten, welche diese in ihren Verbindungen haben. So wie sie in den Alkoholen existiren, wurden sie auch nach der Isolotion bleiben und in diesem Zustande wiirde ihr Aequival. 2 Vol. Dampf entsprechen. Diese Ansicht ist nicht von allen Chemikern adoptirt worden. L a u r e n t und G e r h a r d t haben bekanntlich zuerst vcrgeschlagen , die Formeln der Alkoholradikale zu

Ueber eine neue Classe organischer Radikale

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Page 1: Ueber eine neue Classe organischer Radikale

Wurtz : N c u e Classe e rgan . R a d i k a l e . 75

Versuche, bei welchem ich Pfund Jodlthyl anwandte, eine sehr bedeutende Explosion statt fand. Phosphor lost sich in der Warme in grosser Menge in Jodathyl, aber Phosphorathyl wird nicht gebildet, auch wenn man mehre Tage lang die Losung einer Temperatur yon looo aussetzt.

Ich glaube hieraus den vorliiufigen Schluss ziehen zu durfen, dass der erstezdieser neuen Korper J(PAe4) Jod- phosphordtlylium, der zweite J2(PAe3) Jodphosphortriiithyl ist.

v. Ueber eine neue Classe organischer

Radikale. Von

Aa. W U ~ ~ Z .

(Compt. rend. 1. XL, ($0. 25.) 1855. p. 1285.)

Die in den Alkoholen und Aethern angenommenen Radikale sind belianntlich von K o 1 b e und F r a n k 1 a n d isolirt worden.

Sie haben durch Elektrolyse der fliichtigen FettsHuren Cn&04 und durch Zersetzung der Jodwssserstoffiither mit- telst Zink die Kohlenwasserstoffe Methyl, Aethyl, Butyl und Amy1 dargestellt und dsf6r die resp. Formeln C,H,, CPHS, CsH9 und CloHII angenommen. Spater kam zu dieser Reihe noch ein neuer Kohlenwasserstoff, das Capryl, Cl2Hi3. Wie man sieht, haben Ko lbe und F r a n k l a n d fur die Alkoholradikale im freien Zustande die Atomgewichte und chemischen Formeln beibehalten, welche diese in ihren Verbindungen haben. So wie sie in den Alkoholen existiren, wurden sie auch nach der Isolotion bleiben und in diesem Zustande wiirde ihr Aequival. 2 Vol. Dampf entsprechen.

Diese Ansicht ist nicht von allen Chemikern adoptirt worden. L a u r e n t und G e r h a r d t haben bekanntlich zuerst vcrgeschlagen , die Formeln der Alkoholradikale zu

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verdoppeln und H ofman n ist durch Vergleichung der Siedepunkte dieser Verbindungen zu einem ahnlichen Schluss gefuhrt worden. Seine auf physikalische That- sachen gestutzten Argumente sind yon Kolb e bestritten worden, welcher hervorhebt, dass die Regel der Siedepunkte nicht anwendbar scheine auf Zusammensetzungen, deren Aequivalent 2 Volumen Dampf entspricht.

Es schien mir nothwendig, zur Entscheidung neue, aus unzweifelhaften chemischen Thatsachen entlehnte Ar- gumente aufzusuchen.

Stellen wir zuerst die Frage fest und bestimmen, was man unter den verdoppelten Formeln, um die es sich handelt, zu verstehen hat.

Diese Formeln reprasentiren binare Gruppen doppelter Molekule, deren jedes aus 2 Aeyuivalenten der Radikale gebildet ist, wie sie in den Alkoholen enthalten sind. Sic deuten an, dnss im Augenblicke, wo sie frei werden, die Alkoholgruppen zusammentreten und die Verbindungen bilden :

So festgestellt, beriihrt die Radikalfrage eine der in- teressantesten Lehren iler Chemie.

Wenn die Radikale im Zustande der Freiheit aus dop- pelten Molekulen bestehen, muss man in denselben eine Alkoholgruppe durch eine andere ersetzen und dadurch eine Reihe gemischter Radikale erhalten konnen. Wenn das Aethyl aus 2 Aethylgruppen besteht, muss man die eine Gruppe durch das Radikal des Butylalkohols oder des Amylalkohols ersetzen und durch diese Substitution die gemischten Radikale Aethylbutyl , Aethylamyl etc. bilden konnen. Diese Verbindungen existiren aber in der That, ich erhielt dieselben in zwei verschiedenen Fallen.

1) Bei Zersetzung einer Mischung aus gleichen Atomen der zwei Jodwasserstoffather durch Natrium.

2) Durch Elektrolyse einer Mischung yon Fettsluren.

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organischer R a d i k a l e . 7'1

Behandelt man ein Gemisch aus Jodathyl und Jod- butyl mit einer entsprechenden Menge Natrium, so bilden sich ausser einigen secundaren Produkten Jodnatrium, Aethyl, Butyl und eine Verbindung dieser heiden Radikale, namlich das zusammengesetzte Radikal Aethylbutyl:

C4H5. lC8H9

Das Aethyl ist gasformig, das Aethylbutyl ist aher eine leichte und bewegliche Flussigkeit, welche bei @Lo siedet und daher leicht von dern erst bei 106O siedenden Butyl zu trennen ist.

Das Aethylamyl '4 H5 bildet sich unter denselben {ClOHII

Urnstanden bei Zersetzung eines Gernisches aus Jodathyl und Jodamyl durch Natrium. Es 'siedet bei 8 8 O und kann deshalb leicht durch fractionirte Destillation von dem bei 158O siedenden Amyl getrennt werden. Es dreht die Pola- risationsebene wie das Bmyl nach rechts, ein Umstand, welcher deutlich zeigt , dass das Amyl darin unverindert enthalten ist.

Durch gleiche Zersetzung des Jodbutyl und Jodamyl

habe ich aueh das Butylamyl ' '8 H9 erhalten, so wie

durch elektrolytische Zerlegung einer Mischung aus vale- riansaurem und onanthsaurem Kali das Butylcapryl

1 CioH12

cs H9 L H , ,

erhnlten werden konnte. Sein Sie'depunkt liegt bei lXP, so dass es leicht von dem hei loco siedenden Butyl und dem erst bei 202O siedenden Capryl, welche gleichzeitig entstehen, getrennt werden kann.

Die Urnstande, unter welchen sich diese zusamrnen- gesetzten Radikale bilden, so wie ihre physikalischen Ei- genschaften, unter welchen hauptsachlich das Drehungs- vermogen des AethyIamyl zu beobachten ist, werfen ein klares Licht auf ihre Zusammensetzung. Ueberdies lasst die Vergleichung ihrer Eigenschaften rnit denjenigen der normalen Radikale keinen Zweifel uher die Stelle, welche

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sie in der Reihe einnehmen und folglich uber ihr wahres Aequivalent, wie folgende Tabelle zeigt.

Rsdiksle.

Aethylbutyl

Aeth ylam yl

Methylczpryl?

Butyl

Butylam yl

Amyl

Butylcapryl

Capryl

;usammensetzung.

- Spec.

iewicht bei O0

0,7011

0,7069

-

0,7037

0,7247

0,74 13

-

0,7574

pec. G Dlll

efunden. - ~.

3,053

3,5??

3,426

4,070

4,465

4,956

4,9 17

5,983

'. ihrer :es - !rechner.

2,962

3,435

3,435

3,939

4,423

4,907

4,907

5,874

I

3iede- iunkte.

620

880

820?

i O G 0

1320

158"

1550

202"?

Es ist aus dieser Zusammenstellung ersichtlich, dass die Zahlen fur die Zusammensetzung, Dampfdichte und Siedepunkte der normaien und zusammengesetzten Radikale einer fast regelmassigen Progression folgeii und eine Art von Uebereinstimmung zwischen der Zusammensetzung und den physikalischen Eigenschaften zeigen.

Diese Uebereinstimmung ist sehr iiatiirlich und erklart sich leicht, wenn man fur das Butyl, Amyl und Capryl die doppelten Formeln

CgH9 CioHti C12Hi3

CaH9 CtoHii C12Hi3 snnimmt, wahrend sie gestort werden wiirden, wenn man diesen Radikalen die einfachen Formeln beilegen wollte:

C F ~ H ~ CioHii C12J313-