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Angewandte Chemie [ 45. Jahrg. 1932. Nr. 29 476 Friedrich: Ober eine neue Verbrennungsmethodik usw. es dann nuch unerheblich, ob man von der urspriing- lichen Vegetation oder von einem Zwischenstadium der Vertorfung ausgehl und den weiteren Verlaaf verfolgt. Dieser Verlauf mu5 immer aaf geraden Linien vom Aus- gangspunkt zum Nullpunkt stattfinden. Die Punkte liegen nuch im wesentlichen zwischen der Linie fur das Sphagnum medium und der Linie, die durch den Punikt c fur CalIuna vulgaris geht, fur den bis jetzt der geringste Dextrosewert und der hiichste Ruckstand unter den Hochmoorpflanzen gefunden ist (vgl. Tabelle 4). Man konnte nun denken, ein so gesetzmafiiger Ver- lauf gestatte auch Einblick in die Einzelheiten des Chemismus der Vertorfung. f i n konnte glauben, in diesem geradlinigen Verlauf liege der Beweiq hi3 die Vertorfung in der Tat nur in einem Vergehen des Kohlehydratanteiles und in mverandertem Fortbestehen dea wgenannten Ligninanteiles bestinde. Man ist leicht verleitet, anzunehmen, da5 etwa ein rnit dam Vergehen der Cellulose verbundener Stoffwwachs, etwa im Sinne einer Humusbildung aus Cellulose, ein verandertes Ver- haltnis von -- und dementsprechend einen anderen Verlauf der graphischen Darstellung bedingen miii3te, in der Weise, da5 der Ruckstand stiirker wachst als der Dextrosewert zuruckgeht, dai3 also die Karve, die mit den Werten d und (1 - r) die V.ertorfung darstellt, mch oben von der geraden Linie abweichen musse; und um- gekehrt konnte man denken, dai3 ein Vergehen des Lignins den Ruckstand rektiv kleiner mache und damit die Kurve nach unten van der gemden Linie ablenke. Diese Schlusse sind aber n i c h t z a t r e f f e n d . Die gewahlte Darstellung gibt uber die hn Ruckstande sich vollziehenden Veranderungen keinen Aufschlui3, denn sie beziehen sich ja auf das Saureliisliche und den Dextrose. wert, den dies Saurelosliche zeigt. W e d e r d u r c h d e n Zuwachs an S t o f f , etwa durch Humusbildung, n o c h d e n V e r b r a u c h durch Ligninumwandlung oder Abbau w i r d das Verhaltnis __ ver- a nd e r t . Dies 1a5t sich leicht rechnerisch bestatigen. Dies Ergebnis weist darauf hin, dai3 es notwendig ist, die Bestimmungen, die die Veranderungen im hydrolysierbaren Anteil der Pflanzenbestandteile mch- weisen, dureh wlche w erganzen, die die Verande- d 1-r 1- r rungen im Ruckstande in Abhangigkeit vom Vertorfungs- grade zahlenmafjig enfassen. Solche Untersuchungen sind im Gange. Wenn so die vorliegenden Bestini- mungen nichts Ausreichendes fur den Vertorfungs- chemismus awsagen, 50 bedeuten sie doch einen wesent- lichen Fortschritt. Gerade die 'Eatsache, da13 Verande- rungen, und zwar Zuwachs oder Verbrauch im saure- unloslichen Ruckstarid keinen EinfluB auf den Wert d bedingen, gibt eine wesentliche Stutze Mr die 1 -r exalcte Bestimmung der Vertorfungsgrade. Das Kou- stantbleiben des Ausdruckes ~ liefert einen Hinweis 1-r auf die Vegetation, aus der ein Torf entstanden ist. Wir kommen zur Ansicht, da5, wenn wir D und R fur die Ausgangsvegetation richtig treffeq die Ausdriicke I und I1 ubereinstimmende Werte fur den Vertorfungs- grad liefern miissen. Schlecht 'stimmenmde Werte weisen aulf eine andere Ursprungsvegetation hin, so z. B. die Proben 2, 3 und 8 in Tabelle 1. Zur Richtigstellung kann d und r dienen. Probe 3 zeigt fur-- 0,7. Auf der Verbindungslinie zwischen Sphagnum medium und Calluna vulgaris lage eine D Vegetation rnit D = 0,56 und R = 0,8, wofiir ~ - 0,7 zu- treffend ware. Mit diesen Werten berechnet, erhalten wir fiir den Vertorfungsgrad der Probe 3: xd = 68,0% und x, = 68,2%, also sehr gute Obereinstimmung und auch besser in die Schicht- folge passend. Probe 8 liefert f i i r d = 0,69. Dem entsprache fur die Ausgangsvegetation z. B. folgendes Wertepaar: D = 0,552 und R = 0,2. Mit diesen Werten berechnet sich der Vertorfungsgrad fur Probe 8: xd == 88,4% und xr = 88,8%. Auch hier ist bessere Ubereinstimmung erzielt. Aus dem Werte -L w i d man also, auch wenn die Struktur der Pflanzen vergangen ist, Riickschliisse auf die Vegetation, aus der der Torf entstand,en ist, zieheu konnen, und sobald die Werte D und R fur die in Frage komlmenden Pflanzengemeinschaften noch besser fest- gelegt sind, d. h. wenn nioht nur ihr Verhiiltnis, sondern auch ihre absolute Groi3e bekannt ist, k a n n ma n d i e Ver t orf ungsgracde exa k t be r e c h n en. d 1-r - I-R - 1-r 1- r [A. 34.1 Analytisch-technische Untersuchungen Uber eine neue Verbrennungsrnethodik in der Mikro-Elementaranalyse. Von Dr. A. FRIEDRICH, Institut fur medizinische Chemie der Universitiit in Wien. (Eingeg. 16. April 1932.) Die Verbrennung einer organischen Substanz zum Zwecke der Elementaranalyse ist ein Vorgang, fur dessen Durchfiihrung sich keine einheitliche Vorschrift geben lafit und die von ,der Geschicklichkeit und Er- fahrung des Experimentators abhangt. Bekannntlich m i d in der quantitativen Mikro-Elementaranalyse bei der Bestimmung des Kohlenstoffes, Wasserstoffes, Ha- logens und Sohwefels im Sauerstaffstrom verbrannt, und zwar bei den letztgenannten Bstimmungen rnit gliihen- dem Platin als Kontaktsubstanz. Bei der neugeschaffenen Mikro-Verbrennunpappa- ratur fur die Kohlenwasserstoffbestimmuql) muate auch I) A. F r i e d r i c h , Ober die quantitative mikroanalyt. Be- stimmung des Kohlenstoffes und Wasserstoffes, Mikrochem. 10 [1931]; Vortrag auf der 44. Hauptversammlung des Vereins deutacher Chemiker, Wien 1931. hier die bisherige Rohrfullung (Kupfemxyd) duroh den Platinkontakt ersetzt werden, weil stickstoff-, halogen- und schwefelhaltige Substamen nur dann rnit voller Ge- w a r richtig analysiert werden konnen, wenn vor einer Reihe von aufeinanderfolgenden Bestimmungen das Ver- brennungsrohr rnit Bleisuperoxyd trisch beschickt und im Rohr vorbehandelt wenden kann; eine Bedingung, die rnit einer fixen Rohrful1,ung nicht vereinbar ist. Seit Einfiihrung dieser Appratur lzat eine Reihe von Praktikanten diese Methode erlernt und zum groaten Teil, schon von der ersten Analyse angefangen, sehr gute Resultate erzielt. Als einziger Nachteil stellte sich heraus, da5 bei schwer verbrennbaren Substamen oder solchen, welche unzersetzt destillieren, die Zahl der Fehlanalysen durch zu rasche Verbrennung bei An- wendung von Platirikontakt relativ grofier war als bei

Über eine neue Verbrennungsmethodik in der Mikro-Elementaranalyse

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Page 1: Über eine neue Verbrennungsmethodik in der Mikro-Elementaranalyse

Angewandte Chemie [ 45. Jahrg. 1932. Nr. 29 476 Friedrich: Ober eine neue Verbrennungsmethodik usw.

es dann nuch unerheblich, ob man von der urspriing- lichen Vegetation oder von einem Zwischenstadium der Vertorfung ausgehl und den weiteren Verlaaf verfolgt. Dieser Verlauf mu5 immer aaf geraden Linien vom Aus- gangspunkt zum Nullpunkt stattfinden. Die Punkte liegen nuch im wesentlichen zwischen der Linie fur das Sphagnum medium und der Linie, die durch den Punikt c fur CalIuna vulgaris geht, fur den bis jetzt der geringste Dextrosewert und der hiichste Ruckstand unter den Hochmoorpflanzen gefunden ist (vgl. Tabelle 4).

Man konnte nun denken, ein so gesetzmafiiger Ver- lauf gestatte auch Einblick in die Einzelheiten des Chemismus der Vertorfung. f i n konnte glauben, in diesem geradlinigen Verlauf liege der Beweiq hi3 die Vertorfung in der Tat nur in einem Vergehen des Kohlehydratanteiles und in mverandertem Fortbestehen dea wgenannten Ligninanteiles bestinde. Man ist leicht verleitet, anzunehmen, da5 etwa ein rnit dam Vergehen der Cellulose verbundener Stoffwwachs, etwa im Sinne einer Humusbildung aus Cellulose, ein verandertes Ver- haltnis von -- und dementsprechend einen anderen Verlauf der graphischen Darstellung bedingen miii3te, in der Weise, da5 der Ruckstand stiirker wachst als der Dextrosewert zuruckgeht, dai3 also die Karve, die mit den Werten d und (1 - r) die V.ertorfung darstellt, mch oben von der geraden Linie abweichen musse; und um- gekehrt konnte man denken, dai3 ein Vergehen des Lignins den Ruckstand rektiv kleiner mache und damit die Kurve nach unten van der gemden Linie ablenke. Diese Schlusse sind aber n i c h t z a t r e f f e n d . Die gewahlte Darstellung gibt uber die hn Ruckstande sich vollziehenden Veranderungen keinen Aufschlui3, denn sie beziehen sich ja auf das Saureliisliche und den Dextrose. wert, den dies Saurelosliche zeigt. W e d e r d u r c h d e n Z u w a c h s a n S t o f f , etwa durch Humusbildung, n o c h d e n V e r b r a u c h durch Ligninumwandlung oder Abbau w i r d d a s V e r h a l t n i s __ v e r - a n d e r t. Dies 1a5t sich leicht rechnerisch bestatigen.

Dies Ergebnis weist darauf hin, dai3 es notwendig ist, die Bestimmungen, die die Veranderungen im hydrolysierbaren Anteil der Pflanzenbestandteile mch- weisen, dureh wlche w erganzen, die die Verande-

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rungen im Ruckstande in Abhangigkeit vom Vertorfungs- grade zahlenmafjig enfassen. Solche Untersuchungen sind im Gange. Wenn so die vorliegenden Bestini- mungen nichts Ausreichendes fur den Vertorfungs- chemismus awsagen, 50 bedeuten sie doch einen wesent- lichen Fortschritt. Gerade die 'Eatsache, da13 Verande- rungen, und zwar Zuwachs oder Verbrauch im saure- unloslichen Ruckstarid keinen EinfluB auf den Wert d bedingen, gibt eine wesentliche Stutze Mr die 1 - r exalcte Bestimmung der Vertorfungsgrade. Das Kou- stantbleiben des Ausdruckes ~ liefert einen Hinweis 1-r auf die Vegetation, aus der ein Torf entstanden ist. Wir kommen zur Ansicht, da5, wenn wir D und R fur die Ausgangsvegetation richtig treffeq die Ausdriicke I und I1 ubereinstimmende Werte fur den Vertorfungs- grad liefern miissen. Schlecht 'stimmenmde Werte weisen aulf eine andere Ursprungsvegetation hin, so z. B. die Proben 2, 3 und 8 in Tabelle 1. Zur Richtigstellung kann d und r dienen.

Probe 3 zeigt fur-- 0,7. Auf der Verbindungslinie zwischen Sphagnum medium und Calluna vulgaris lage eine

D Vegetation rnit D = 0,56 und R = 0,8, wofiir ~ - 0,7 zu- treffend ware. Mit diesen Werten berechnet, erhalten wir fiir den Vertorfungsgrad der Probe 3: xd = 68,0% und x, = 68,2%, also sehr gute Obereinstimmung und auch besser in die Schicht- folge passend.

Probe 8 liefert f i i r d = 0,69. Dem entsprache fur die Ausgangsvegetation z. B. folgendes Wertepaar: D = 0,552 und R = 0,2. Mit diesen Werten berechnet sich der Vertorfungsgrad fur Probe 8: xd == 88,4% und xr = 88,8%. Auch hier ist bessere Ubereinstimmung erzielt.

Aus dem Werte -L w i d man also, auch wenn die Struktur der Pflanzen vergangen ist, Riickschliisse auf die Vegetation, aus der der Torf entstand,en ist, zieheu konnen, und sobald die Werte D und R fur die in Frage komlmenden Pflanzengemeinschaften noch besser fest- gelegt sind, d. h. wenn nioht nur ihr Verhiiltnis, sondern auch ihre absolute Groi3e bekannt ist, k a n n m a n d i e V e r t o r f u n g s g r a c d e e x a k t b e r e c h n en.

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Analytisch-technische Untersuchungen

Uber eine neue Verbrennungsrnethodik in der Mikro-Elementaranalyse. Von Dr. A. FRIEDRICH,

Institut fur medizinische Chemie der Universitiit in Wien. (Eingeg. 16. April 1932.)

Die Verbrennung einer organischen Substanz zum Zwecke der Elementaranalyse ist ein Vorgang, fur dessen Durchfiihrung sich keine einheitliche Vorschrift geben lafit und die von ,der Geschicklichkeit und Er- fahrung des Experimentators abhangt. Bekannntlich m i d in der quantitativen Mikro-Elementaranalyse bei der Bestimmung des Kohlenstoffes, Wasserstoffes, Ha- logens und Sohwefels im Sauerstaffstrom verbrannt, und zwar bei den letztgenannten Bstimmungen rnit gliihen- dem Platin als Kontaktsubstanz.

Bei der neugeschaffenen Mikro-Verbrennunpappa- ratur fur die Kohlenwasserstoffbestimmuql) muate auch

I) A. F r i e d r i c h , Ober die quantitative mikroanalyt. Be- stimmung des Kohlenstoffes und Wasserstoffes, Mikrochem. 10 [1931]; Vortrag auf der 44. Hauptversammlung des Vereins deutacher Chemiker, Wien 1931.

hier die bisherige Rohrfullung (Kupfemxyd) duroh den Platinkontakt ersetzt werden, weil stickstoff-, halogen- und schwefelhaltige Substamen nur dann rnit voller Ge- w a r richtig analysiert werden konnen, wenn vor einer Reihe von aufeinanderfolgenden Bestimmungen das Ver- brennungsrohr rnit Bleisuperoxyd trisch beschickt und im Rohr vorbehandelt wenden kann; eine Bedingung, die rnit einer fixen Rohrful1,ung nicht vereinbar ist.

Seit Einfiihrung dieser Appra tu r lzat eine Reihe von Praktikanten diese Methode erlernt und zum groaten Teil, schon von der ersten Analyse angefangen, sehr gute Resultate erzielt. Als einziger Nachteil stellte sich heraus, da5 bei schwer verbrennbaren Substamen oder solchen, welche unzersetzt destillieren, die Zahl der Fehlanalysen durch zu rasche Verbrennung bei An- wendung von Platirikontakt relativ grofier war als bei

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Angcwandle Chemie Fricdrich: Uber eine neue Verbrennungsmethodik usw. 47 7 45. Jahrg. 1932. Nr. 291 _. -

Verbrennung mit Kupferoxydfullung. Analoge Erfah- rungen liegen bei der quantitativen Halogen- und Schwefelbestimmung (Spiralenrohr Pregl) vor.

Diese Miingel in der Verbrennungstechnik liegen nicht, wie aneunehmen, so sehr in der ungleichen Mischung der Verbrennungsgase mit Sauerstoff, aIs viel- mehr in dern Umstande, daD bei unversetzt destillieren den Stoffen der Platinkontakt bzw. das Kupferoxyd so- wohl die therrnische Zersetzung der Substanz ds auch die vollige Oxydation der Spaltstiicke zu Kohlensiiure und Wasser in einem Zuge bewaltigen mui3. Sirud die Substanzdampfe nur voriibergehend etwas zu dichf mull eino der beiden Verbrennungsphasen unvollkommen verlauren und das Fehlresultat bedingen.

Von dieser flberlegung ausgehsnd, wurde versucht, die Verbrennungsmethodik so abzuandern, dai3 die thermische Zeraetzung der Substanz und die Oxydatio!~ der Spaltstucke zu Kohlendioxyd und Wasser getrennt voneinander verlaufen, w o h i die Kontaktsubstanz nur die letztere Funktion zu ubernebmen hat.

Unter den technischen Moglichkeiten diese stufen- weke Verbrennung durchzufiihren, hat sich das Ein- fachste am besten bewar t . Es wurde versucht, zur Ver- brennung der Substanz an Stelle der bisher verwendeten Platinschiffchen ein kleines, einseitig geschlussenes Hart- glasrohrchen zu verwenden. Die Substanz wurde in das Rohrchen eingewogen und mit demselben in das Ver- brennungsrohr eingefiihrt, wobei die o€feae Seite des Rohrchens gegen den Platinkontakt gerichtet ist, wie aus Abb. 1 ersichtlich. Zur Verbrennung wurde rnit der Flamme des Bunsenbrenners bei der Uffnung des Rohrchens zu heizen begonnen und der Brenner nach und nach gwen das geschlossene Ende hin verschoben, also gegen die Richtung des Sauerstoffstrvmes. Glsich- giiltig, ob eine Substanz in der Hibe sublimiert, destil- liert oder sich zergetzf, sie kann vor der Flamme nicht fliehen, da das Riihrchen riickwarts verschlmen ist. Die Substanz mui3 nach und nach vergasen, und die ab- ziehenden DLmpfe sind gezwungen, an der heillesten Stelle des Rohrchens vorbeizustreichen, wo eine weitere thermische Zersetzung stattfindet. Erst an der Mundung mischen sich die gasforrnigen Zersehungsprodukte mit dem Sauerstoftfstrome und gehen rnit demselben Uber den Platinkontakt.

Schon die ersten Versuche m r t e n zu sehr guten Resultaten. Die Verbrennung verlauft in d'er Regel SO,

dai3 die Substanzen zuniiohst schmelzen und das Trtipf- chen an die ruckwartige Wand des Rohrchens wandert. Riickt man mit d m Brenner einige Millimeter weiter, so beginnt sie sich zu zersetzen, was sich durch Aus- breitung des Tropfens, G e l b bis Braunfarbung des- selben zu erkennen gibt. Die Zersetzung schreitet weiter, bis schlieDlich ein Teil des Rohrchens einen schwarzen Belag aufweist, den man stuckweise ver- brennt. Sobald man mit dem Brenner beim verschlos- senen Teil des Rohrchens angelangt ist und dasselbe blank wird, ist die Verbrennung beendet. Anschliedend gliiht man das Verbrennungsrohr, wenige Zentimeter nach der Miindung bis zum Platinskontakt in 8 bis 10 min durch.

Die Verbrennung im Substanzrohrchen dauert je nach dem Verhalten der Substanz 10 bis 20 min. Es ist selbstverstandlich, dai3 man rnit dem Brenner erst dann weiterruckt, wenn die vorangehende Reaktion voll- kommen abgeklungen bzw. keine weitere Veranderung sichtbar ist. Im allgemeinen riickt man mit dem Brenner nlle 2 min 2 bis 3 mm vor, nur wenn die Zer- setzung der Substanz beginnt, bleibt man 4 bis 5 rnin a n

Ort und Stelle. Der Bunsenbrenner hat einen sohwach blauen Kegel (Abb. l), dessen Spitlze 'das Drahtnetz- r,ollchen er reicht.

Diese Verbrennungsmethdik brachte zwei weitere Vorteile mit sich:

1. Das durchsichtige Glasrohrchen gestattet einz genaue Beobaohtung der ganzen Substanz wahrend der Verbrennung und somit auch eine leichte Leitung des Verbrennungsprozesse.

'2. Ein Zuriicksteigen der Substanz oder deren Zer- setzungsprodukte gegen die Miindung des Verbrennungs- rohres ist ausgeschlossen, da durch die bilweise Ver- legung des Rohrquerschnittes der Sauerstdfstrom rasch uber d m Riihrchen streicht.

Urn diese Verbrennungsmethodik zu erproben, haben mehrere Herren nach diesem Verfahren ge- arbeitet, darunter einige, wcelche iiberhaupt noch nie eine Verbrennungsanalyse durchgefiihrt hatten. Die er- zielten Resultate waren durchaus sehr gut, wobei zu be- merken ist, daD auoh iiber Platinkontakt schwer zu ver- brennende Substanzen wie Perylen oder Verona1 ein- wandfrei analysiert wurden. Ganz hervorragend waren die Ergebnisse bei der Mikrc4chwefelbestimmung. Bei dieser Bestimmung wu&n bisher d i e Verbrennungen bis uber 1 h ausgedehnt, und trotidem gab es gelegent- lich kleinere oder grof3ere Fehlresultate durch mangel- hafte Verbrennung. Nach dern neuen Verfahren betrug die maximale Verbrennungsceit 20 bis 25 min und hat bis heute nicht ein einziges Fehlresultat ergeben.

Nach diesen praktisohen Ergebnissen stellt die Tei- lung des Verbrennungsprozesses und die 'dadurch ge- gebene Entlastung des Platinkontaktes einen Fortschritt in der Vereinfachung und Sicherheit des Verbrennungs- prozesses dar.

D i e S u b s t a n z r o h r c h e n. Die Rohrchen sind aus Supremaxglas hergestellt, 4 em lang

(ohne Hacken), haben eine Wandstarke von rund 0,6 mm und 7 mm auf3eren Durehmesser. Wesentlich ist dabei, daf3 das ge- schlossene Ende so flach wie niiiglich gehalten ist. Urn die Rohrchen bequem nnfassen und legen zu konnen, ist iiber die-

Abb. 2.

selben ein Aluminiumdraht gewickelt, wie aus Abb. 2 ersichtlich. Beim Arbeiten an der Waage werden sie immer rnit der Pinzette beim Draht angefaDt. Die Firma Paul Haack in Wien, welche diese Rohrchen herstellt, fettigte hierzu kleine Einfulltrichter an, welche auf der Mundung aufsitzen und etwas kurzer sind als das Riihrchen; man kann damit die Substanz bequem auf den Boden einfullen, ohne die Wande zu benetzen, was fur die Verbrennung von Vorteil ist. AuDer den offenen Rohrchen wurden auch solche hergestellt, welche an der Mundung einen Innensehliff besitzen und rnit Glasstopfen verscblief3bar sind (fiir hygroskopische Substanzen). Das Schliffstiick hat die wiederholten Erhitzungen ohne weiteres ausgehalten.

Zur Einfuhrung des Rahrchens in das Verbrennungsrohr faDt man es am Draht, steckt den vorderen Teil in die Miindung des Verbrennungsrohres, bis der Draht anstoDt, und schiebt mit einem Glasstab das Riihrchen aus der Drahtrolle in das Rohr; den Draht legt man in den Exsikkator zuruck. Der Abstand der

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Angewantlk Chwnic 45. Jahrg. 1932. Nr. 29 Versamnilungsberichte

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Miindung des Subslanzrohrchens vom Rand des Larigbrenners sol1 miridestelis 9 cni betragell. In der Regel bleibt dieser Zwischenraum vollkoninien rein, nur bei manchen schwer zer- setzlichen Stoffen komnit es vor, daB sich ein dunner Belag ansetzt, den man nachtraglich verbrennt, sobald die Haupt- verbrennung voruber ist. Bei Verbrennung stickstoff- und halogenhaltiger Stoffe kommt es oft zur Bildung von Ammon- chlorid oder Amnionbromid, welches sich in diesen Zwischen- raum kristallisiert absetzt.

VERSAMMLUWBSBERICHTB

29. Hauptversammlung des Vereins Deutscher Nahrungsmittelchemiker.

Bremen, 6. und 7. Mai 1932. Vorsitzender: Prof. Dr. A. B o e m e r , Munster.

In seiner Eroffnurigsansprache wies der Vorsitzende darauf hin, daB es unter den heutigen schwierigen wirtschaftlichen Ver- haltnissen durchaus falsch ware, die Lebensmitteluberwachung abzubauen. Es ist daher besonders zii begruBen, daB dies auch durch die Behorden offentlich anerkannt wird, wie dies z. B. in deni RunderlaB des PreuBischen Ministeriunis fur Volkswohl- falirt vorn 21. Dezeniber 1931 an die Regierungsprasidenten ge- schehen ist, in dem es heifit: ,,Alle Kontrolleinrichtungen auf dem Gebiete der offentlichen Gesundheitspflege sind in vollem sachlichen und personellen Unifang aufrechtzuerhalten, insbe- soridere auch diejenigen, die sioh auf Lebensniittelkontrolle (Nahrungsniittelpolizei, Veterinarpolizei, chemische und Medizi- naliintersuchungsainter), auf Wasserversorgurq, Abwasserbeseit i- gung und Fluaverunreinigung beziehen."

Prof. B o e m e r begruBte dann als Vertreter des Reichs- minisleriuriis des Innern und des Reichsgesundheitsamtes Geh. Reg.-Rat Dr. K e r p , fur das PreuBische Ministerium fur Volks- wohlfahrt Prof. Dr. B a ni e s , fur das Bayerische Staatsministe- r h n des Innern Ministerialrat Dr. S c h N i n d t , weiter die Vertreter des Sachsischen Staatsministeriunis, der Wurttem- bergisohen, Badischen und Braunschweigischen Miiiisterien so- n i e die Vertreter der Freien Hansastadt Brenien und der be- freundeten Organisationen und Vereine, des Vereins deutscher Chemiker, des Verbandes selbstandiger offentlicher Chemiker, des Bundes Deutscher Nahrungsniittel-Fabrikanten und -Handler. Oberregierungsrat Dr. M e r r e s uberbrachte die GruBe des Ver- eins deutscher Chemiker.

In der geschaftlichen Sitzung wurde u. a. die Umbenennung des Vereins in ,,Verein Deutscher Lebensniittelchemiker" be- sch lmen. Als Ort der nachst jahrigen Tagung wurde Eisenach gewahlt. -

Prof. Dr. N o t t b o h m , Hamburg: ,,Zur Beurteilung der Schmelzkase."

Die Frage der Beurteilung der Schmelzkase gewinnt an Bedeutung, da 40% aller im Handel befindlichen Kase heute Schmelzkase sind. Das Ausgangsmaterial hierfur ist nicht ganz erstklassiger Kase, der geaeicht, gewaschen, entrindet, ge- schnitten und auf feineii Walzen gepreflt, sodann im Vakuum- k m e l mit den sogenannten Richtliisungen (Alkali- und Erd- alkalisalze der Ortho-, Meta- und Pyrophosphorsaure, Salze der Citronensaure, Weinsaure, Milchsaure) versetzt wird. In der Definition sol1 nach dem Vorschlag des Vortr. auf die Ver- wendung dieser Stoffe hingewiesen werden, wahrend in den vom Bund der Deutschen Nahrungsniittel-Fabrikanten und -Handler aufgestellten Begriffsbestinimungen sowie im Schweizer Lebensmittelbuch die Anwendung der Warme erwahnl, der Hinweis auf die Verwendung der Chernikalien aber vermieden wird. Die weiteren Ausfuhrungen des Vortr. erstreckten sich insbesondere auf den Fettgehalt der Schmelzkase und dessen Kennzeichnung sowie auf den Wassergehalt.

In der Aussprache wird der von dem Vertreter des Ver- bandes der Schmelzkasereien geaufierte Wunsch, an Stelle des Wortes ,.SchmelzkHse" die Bezeiohnung ,,Kase ohne Rinde" zu- zulassen, abgelehnt. Hinsichtlich der Kennzeichnung des Fett- gehaltes herrschten Meinungsverschiedenheiten. Wahrend die Vertreter der SchnielzkSiseindustrie wie auch ein Teil der Nahrungsmittelchemiker der Ansicht waren, daB ein aus voll- fetteni Rohkase hergestellter Schmelzkase die Bezeichnung ,,voll- fett" auch danri noch tragen Ironne, wenn der fur vollfette Kase

Zur Reinigung der Rohrchen wischt man sie aufien und innen grundlich mit Rehleder ab; im allgemeinen konnen die- selben nach einer Verbrennung, sobald sie abgekuhlt sind, wieder in Verwendung treten, ohne Zwischenreinigung. Bei starken Verunreinigungen erhitzt man dieselben in einem Reagensglase niit SchwefelchrotnsLiure am Wawerbade, oder man legt sie in ein altes oder gebrochenes Verbrennungsrohr, welches in eine Klernnie gespannt ist, und gluht sie einmal durch. [A. 32.1

erforderliche Mindestfettgehalt von 45% infolge des bei der Herstellung des Schmelzkases erforderlichen Zusatzes der Salze eine geringe Herabminderung (auf etwa 43%) erfahren habe, vertrat ein anderer Teil, darunter insbesondere Geheimra: K e r p , den Standpunkt, daf3 ein als vollfett bezeichneter Schmelzkase unbedingt den fur vollfette Kase geforderten Mindestgehalt von 45% Fett in der Trockenniasse aufweisen musse; die durch die Herstellung bedingte eventuelle Verringe- rung des Fetlgehaltes konne durch Zusatz von Butterfett aus- geglichen werden. Eine Begrenzung des Wassergehaltes wird allgemein als wunschenswert erachtet. Es wird eine Kommission gewahlt, die unter Leilung von Prof. N o t t b o h m Leitsatze fur die Beurteilung von Schmelzkase ausarbeiten SOIL -

Prof. Dr. T i 1 1 in a n s , Frankfurt a. M.: Jeitsutze fiir die Beurleilung der Minernl~wasser." (2. Lesung.)

Entsprechend den Beschlussen der Heilquellenkomniission fur radioaktive Mineralwasser soll der Gehalt an Radium- emanation vori 50 auf 800 Mache-Einheiten erhoht werden. An die kunstlichen Mineralwasser sollte man die gleichen Forde- rungen stellen wie an die natiirlic,hen. Ein Abfullen des Wassers in Flaschen zum Zwecke des Versandes soll nioht zulassig sein fur diejenigen Thermalwasser, die nur ihrer Temperatur nach zu den Mineralaassern gehoren.

In der Aussprache konnte iiber die prinzipielle Frage, ob die radioaktiven U'asser iiberhaupt unter die Mineralwasser- verordnung fallen sollen oder nur als Heilmittel anzusehen seien, die als solche von der Mineralwasserverordnung nicht erfaBt werden und unter die Heilmittelverordriung fallen, eine einheitliche Meinung nicht erzielt werden. Da sich auch schwer- wiegende Meinungsdifferewen bei der Erorterurig der kunst- lichen Minralwasser ergaben, insbesoridere iiber die Kennzeich- nung der nur mit Kahlensaure versetzten Wasser, und sogar die Definition der Mineralwasser angezweifelt wurde, wurde die ganze Frage von der Tagesordnung abgesetzt und erneut an die Kornmission zuruckverwiesen. -

Prof. Dr. B e y t h i e n , Dresden: ,,Lei/sutze fur die Beur- leilung der Bmuselimonaden." (2. Lesuiig.)

Die ini Vorjahr in erster Lesurig angenonimenen Leitsatze wurderi im wesentlichen aufrechterhalten. Iuzwischen ist vom Reichsgesundheitsanit der Entwurf zu einer Verordnung iiber Brauselinionaden ausgearbeitet worden. Dem Wunsche der Brauseliiiionadeniridustrie, die Verwendung von Starkezucker und Starkesirup fiir alle Brauselimonaden auszusc.halten, wurde nicht stattgegeben. Die Verwendung von Stlrkesirup uud such von SuBstoffen ist aber bei Obstbrauselimonaden unzulassig. Bei den Vorschriften fur die Reinheit der zu verwendenden Salze und Sauren sollen einige Erleichterungen hinsichtlich der Anforderungen des Arzneibucshs zugestanden werden. Die Vor- schrift fiir Weinsaure wurde lauten: Weinsaure muB den An- Corderungen des Arzneibuchs mit folgenden Abanderungen ent- sprechen: a) Die Prufung auf Calcium und Schwefelsaure komnit in Wegfall. b) Fur die Priifung auf Blei und Kupfer ist cine Losung von 5 g Weinsaure in 20 cm3 (statt in 10 ~1113) Wasser zu nehmen. c) Der Verbrennungsruckstand darf bis zii

0,3% betragen. Die gleiche Vorschrift gilt fur Citronensaure. Bei Milchsaure soll die Prufung auf Chlor in folgender Weise durchgefuhrt werden: 1 cm3 Milchsaure wird mit 5 cm3 Wasser verdunnt. Die mil einigen Tropfen Salpetersaure angesauerte Losung darf mit 1 cnP 2%iger Silbernitratlosung sogleich nach Zugabe nur eine Trubung, nicht aber einen Niederschlag geben. -

Prof. Dr. B e y t h i e n , Dresden: , ,uber die Beurteilung der Siipmosle."

Die alkohqlfreien Obstsaftgetranke (SiiBmoste) haben eine standig zunehniende volkswirtschaftliche Bedeutung erlangt. Der Verband der D'eutschen SuBrnostkeltereien hat fur die Be-

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