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Uber einen eigenartigen Kiirper aus dem Trub von Bohnenauszugwasser Yon Peter Werekmeister Aus dem lnstitut fiir Botanik, Gfirung'sphysiologie und Hefereinzucht der Lehr- und Forsdnmgsanstalt fiir Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim am 1Xhein (Vorstand: Prof. Dr. H. S eh a n derl) Mit 15 Textabbildungen (Ei~zgegal~gen, am 6. August 1956) In bakteriologisehen N~ihrliSsungen, die mit gohnenauszugwasser be- veitet werden, findet sich iu dem naeh einiger Zeit anfallellden Trub ein sehr eigenar/iger KiSrper, der meines Wissens noeh nieht besehrieben wurde. Er bietet dem Auge sehr versehiedene Bilder dar, einerseits je naeh seiner Lage zur optisehen Aehse des Mikroskops, andererseits aber aueh derart, daft Figuren yon zwei wesentlieh verschiedenen GrtJ13enklassen zu beobaehtel: sind, die audl der Gestalt naeh re&t uniihnlich zu sein seheinen, so daft die Zuordnung zu dem gleiehen Kbrper erst spat erkannt wurde. Es kommt hinzu, dal3 die kleineren der Figuren etwas an Involutionsformen ~on Bakterien erinnern. Die Notwendigkeit, in bestimmten Fiillen die Frage der Reinheit yon Kulturen zu klgren, gab Veranlassung, die Figuren ein- gehender zu studieren. Da diese bet einer Temperatur yon 800 C zerstiSrt werden und sieh naeh einiger Zeit zurtickbilden, konnte dureh entspreehende Beoba&tungsfolgen mit Sieherheit ausgesehlossen werden, daft es sieh um ein biologisehes Objekt handelt. Jedoeh gelang es, die morphologisehe 1)eulung der Figuren zu linden und diese ei~,.em einheitlichen K6rper zn- zuordneu. Die morphologisehe Eigenart diirfte eine Mitteilung des Ge- fundenen reehtfertigen, do& kann die Frage der stoffliehen Natur des KiJr- pets hier nicht wetter vorangetrieben werden. Der Bohnenauszug naeh Vu6kovid wird hergestellt, indem man 200g weifie Bohnen in einem Liter Aqua dest. eine Naeht quellen lgfit, dann eine Stunde auf kleiner Flamme koeht, wobei die Bohnen mbgliehst nieht pIatzen sollen. Der Auszug wird dekantiert, mit Niihrsalzen versetzt, auf einen Liter aufgeftillt, eine Stunde im Dampftopf erhitzt, mit Eiweifi gesehiSnt und filtriert, In Niihrliisungen mit anderen Pflanzenausztigen wurden die

Über einen eigenartigen Körper aus dem Trub von Bohnenauszugwasser

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Uber einen eigenartigen Kiirper aus dem Trub von Bohnenauszugwasser

Yon

Peter Werekmeister Aus dem lnstitut fiir Botanik, Gfirung'sphysiologie und Hefereinzucht der Lehr- und Forsdnmgsanstalt fiir Wein-, Obst- und Gartenbau in Geisenheim am 1Xhein

(Vorstand: Prof. Dr. H. S eh a n derl)

Mit 15 Textabbildungen

(Ei~zgegal~gen, am 6. August 1956)

In bakteriologisehen N~ihrliSsungen, die mit gohnenauszugwasser be- veitet werden, findet sich iu dem naeh einiger Zeit anfallellden Trub ein sehr eigenar/iger KiSrper, der meines Wissens noeh nieht besehrieben wurde. Er bietet dem Auge sehr versehiedene Bilder dar, einerseits je naeh seiner Lage zur optisehen Aehse des Mikroskops, andererseits aber aueh derart, daft Figuren yon zwei wesentlieh verschiedenen GrtJ13enklassen zu beobaehtel: sind, die audl der Gestalt naeh re&t uniihnlich zu sein seheinen, so daft die Zuordnung zu dem gleiehen Kbrper erst spat erkannt wurde. Es kommt hinzu, dal3 die kleineren der Figuren etwas an Involutionsformen ~on Bakterien erinnern. Die Notwendigkeit, in bestimmten Fiillen die Frage der Reinheit yon Kulturen zu klgren, gab Veranlassung, die Figuren ein- gehender zu studieren. Da diese bet einer Temperatur yon 800 C zerstiSrt werden und sieh naeh einiger Zeit zurtickbilden, konnte dureh entspreehende Beoba&tungsfolgen mit Sieherheit ausgesehlossen werden, daft es sieh um ein biologisehes Objekt handelt. Jedoeh gelang es, die morphologisehe 1)eulung der Figuren zu linden und diese ei~,.em einheitlichen K6rper zn- zuordneu. Die morphologisehe Eigenart diirfte eine Mitteilung des Ge- fundenen reehtfertigen, do& kann die Frage der stoffliehen Natur des KiJr- pets hier nicht wetter vorangetrieben werden.

Der Bohnenauszug naeh Vu6kovid wird hergestellt, indem man 200g weifie Bohnen in einem Liter Aqua dest. eine Naeht quellen lgfit, dann eine Stunde auf kleiner Flamme koeht, wobei die Bohnen mbgliehst nieht pIatzen sollen. Der Auszug wird dekantiert, mit Niihrsalzen versetzt, auf einen Liter aufgeftillt, eine Stunde im Dampftopf erhitzt, mit Eiweifi gesehiSnt und filtriert, In Niihrliisungen mit anderen Pflanzenausztigen wurden die

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Figuren nicht beobaehtet, so daft sie einem in wei~en Bohnen enthaltenen Stoff zugesehrieben werden miissen.

Sie erseheinen in den frisehen NiihrlSsungen sehon einige Tage nach der Sterilisation. Ihr Aussehen zeigt das Mikrophoto Abb. 1. Diese Figuren gehbren zuniichst der kleineren GrSl~enklasse an. Sie sehen, zumal bei wenig abgeblendetem Mikroskop, wie in der Mitre undeutlieh und unseharf angesehwollene, gekriimmte St:~ibehen oder wie gekriimmte Doppelstiib&en aus. Jedoeh ist dies nur ihre seheinbare Gestalt. In Wirkliehkeit handelt es sieh um einen ellipsoidisehen Kbrper (und zwar stets den gleichen), der ~-51lig ,con Substanz erfiillt ist. Es ]iegt an der besonderen Eigenart seiner

Abb. J. Bilder des KiJrpers in der ersten (kleineren) Grbfienklasse. Fgrbung mit Janusgriin B, Ilnm. 1/12.

Lichtbrechungsverh~iltnisse, dalt das Auge ill den ~erschiedenen anderen Figuren auch einen anderen Kbrper zu sehen vermeint.

Die Frage nach der Gestalt des KiJrpers und der Zuordnung der ver- schiedenen Bilder ergab die Notwendigkeit, dasselbe Individumn zu drehen und yon verschiedenen Seiten zu betrachten. Dies gelang durch Zusatz einer zweiten fliissigen Phase mit stark obertl~idlenakfiver Wirkung, vorzugsweise Alkohol, Xylol und An~sol. Hierdurch wnrde es mbglich, einzelne Objekte aus dem einbettenden Trub herauszuliisen und in sfri~mender und rotieren- der Bewegung zu beobachten.

Dabei zeigte zun~ichst das Anstol?en an Hindernissen, dal3 der Ki~rper sehr viel grislier ist, als er dem Auge erscheint. Auf der Phasenkontrast- aufnahme, Abb. 4, ist die vermutliche Abgrenzung des Kbrpers als heller Hot in einigem Abstand yon den schwarz erscheinenden Figuren zu erken~ hen. Weiterhin konnten alle verschiedenen Bilder, die sich in einem P r ~ parat linden, s~imt!ich an ein und demselber~ Objekt beobachiet werden. Die Verschiedenheit der Bilder resultiert also nur aus der jeweiligen Lage des Objektes zur optischen Aehse des Mikroskops, so daft allen Bildern nut ein einziges Ob~ekt zugrunde liegt. In dieser Hinsicht verhalten sich dic Figuren der beiden beobachtete~l Gri~i3enklassen gleich.

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Die beiden Grti~enklassen sind stets in versehiedenen Kulturen und nidlt nebeneinander zu beoba&ten. Den entsiehenden Bildern innerhalb .}eder der beiden Klassen Iiegt jedo& jeweils ein glei- &es Objekt zugrunde und das Rotieren der Objekte zeigt, daft der Ki~rper niehi aus einzelnen Stiibchen oder Segmenten besteht, wie man sie nach der jeweiligen Seharfeinstellung zu sehen vermeint, sondern cinch in si& geschlossenen Ring dar- stellt. Dieser Ring wurde wegen der Liehtbreehungs-

verhiiltnisse am ruhenden Abb. 2. Bilder des K~rpers der zweitml Objekt nieht erkannt. Er ist GriSfienkhisse, je zwei Figuren in erster und weiterhin nieht eben zu den- zweiter Hauptlage, wine abwei&ende Bildung ken, sondern sehraubig eiu- mit drei groflen und zwei kleinell S&laufen. gedreht. Das entstehende Tiefeinstellung (Dunkel in hellem Hof), un- Gebilde ist 8111 ansehaulieh- gefgrbt, hnm. 1/12. sten darzustellen, indem man einen gesehlossenen Ring sich in eiuem Rotationsellipsoid iiber die grtifite Ellipse hinaus ausdehnen liil~t, so daft er sieh schraubig eindrehen muff. Aueh die an dem Plastilinmode]l eines solehen Sehraubenringes entsfehen-

den Bilder (Abb. 8, 9, 10) sind .ie naeh seiner Lage so ver- s&ieden, dal~ man sie nieht ohne weiteres demselben Kbrper zuordnen wiirde. Diese Bilder, die dutch Drehen des Plastilinlnodells entstehen, deeken sieh in schtiner Weise mit den mikro- skopisehen Bildern. Der Sehraubenring ist bei dem beobaehteten Objekt so welt eingedreht, daff die Windung

Abb. 3. Bilder des KiSrpers der zweiten der Sehlaufen an den Sehei- Gr~fienklasse, Hoeheinstellung, etwas unseharf teln in einer Ebene liegt, die (Hell in dunklem Hof). In der Diagonale des auf der Ebene der Sehlaufen Brides drei abwei&ende Bildungen. Ungefiirbt, am Aquator senkreeht steht.

Imm. 1/12. Das abgebildete Plastitin- modell gibt die Verhliltnisse

an den beobaehteten Objekten formal wieder, ist jedoeh ni&t mal]stab- getreu.

Das Plastilinmodell ergab weiterhin, daft zwei spiegelbildlieh yon-

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einander versehiedene Gebilde der gleiehen Art denkbar sind, die sieh nur in ihrem Drehsinn unterseheiden (Abb. 8 bis t0). Der Drehsinn dieses Sehraubenringes konnte nun sowohl an rotierenden als aueh an gef~irbten Objekten erkannt werden. Es gelang, mit Methylviolett und Janusgriin B die Objekte sehwaeh, teilweise diehroitiseh gegen den einbettenden Trub anzuf~irben. Dadureh kolmte mit Sieherheit die Riehtung jedes einzelnen Stiid<es bet Hoeh- bzw. Tiefeinstellung festgelegt werden. Der Vergleieh mit den bereitliegenden Plastilinmodellen ergab den Drehsiim.

Es konnte jedoeh nut ein einziger Drehsinn gefunden werden. Ein spiegelbildlieh symmetrisehes Gegenstiiek kommt also anscheinend nieht vor. Betraehtet man die gefiirbten Objekte im Mikroskop nut bet Hoehein-

Abb. 4. Phasenkontrastaufnahme der zweiten Gr6flenklasse. Phako 90. Aufnahme Dr. H. Reumuth. (Der hier deuflieh seharf umrande/e Hot um den KiJrper gibt

vermutlich seine wahre GriStle wieder.)

Stellung, so laufen die beiden seharf eingestellten Segmente yore oberen Scheitel des Bildes sehr~ig zur Mitre reehts und Yon der Mitre links zum unteren Scheitel. Da das Mikroskop die Bilder umkehrt, sind die Objekfe also zu -r mit dem Plastilinmodell, bei dem die dem Auge zu- gekehrten Segmente yon oben zur Mitte links bzw. yon der Mitre reehts naeh unten verlaufen. Dieses Modell entsteht, indem man in der gedaehten Weise den Ring naeh links eindreht. Betraehfet man fiir die einzelnen Windun- gen den Yerlauf naeh Art ether Schraube vom Scheitel her, so sind diese im Sinne des Uhrzeigers, also reehts gewundeu.

Dutch leiehtes Drfieken auf das Deekglas g'elang es, alas Gebilde nur so weit zn zerstiJren, daft die urspriing, liehe seheinbare Gestalt noeh an- deutungsweise zu erkennen war. Die starke Liehtbreehung des K6rpers ist dann aufgehoben und es erseheint eine faser~hnliehe Struktur (Abb. 5), die stellenweise noeh die Riehfnng des Verlaufes der einzelnen Fasern er- kennen l~il~t. Die Enden der einzelnen Fasern sind bisweilen bet dem grbl~eren der beiden Gebilde aueh in unzerstiSrtem Zustand zu erkennen und

Uber einett eigenartigen Ktirper aus dem Trub yon Bohnenauszugwasser 225

geben diesem ein eigentiimlieh stacheliges Aussehen. Die Bilder der zer- drtiektetl Objekte lassen vermuten, daft die einzelnen Fasern seilartig um- einander gewunden sin& Es besteht die M~gliehkeit, daft diese um den be- obaehteten Sehraubenring als Ael~se gewunden sind, so daf] dieser nicht nut Folge ether eigentiimliehen Lichtbreehung wiire, sondern eine real e Bedeutung hiitte. Es s&eint sich danaeh um einen kristallinisehen K6rper zu handeln, bet dem die einzelnen Kristalinadeln nieht wie bet den be- kannten Sphaerokristallen yon einem einzigen Kristallisationskern aus- gehen, sondern eben um den besehriebenen Sehraubenring als Aehse ge- dreht sind. In weleher Weise auf diese Art gedrehte Fasern ein Rotationsellipsoid roll erfiillen k6nnten, konnte am Modell nidlt geklgrt werden.

Da man in den Fignren der kleineren GriS~enordnung nun eine reale Gestalt in der Art des Pla- stilinmodells zu sehen vermeint, so ist dies aueh die ans&aulichste Darstellung der kleineren Figuren. Sie erscheinen in den versehiede- hen Bildern in d r e i H a u p t - l a g e n , die sieh wiedermn am besten na& dern Plastilinmodell verstehen lassel~. Die ersten beiden Abb. 5. Der K6rper, dutch leichten Hauptlagen sind am }fiiufigsten zu Druek auf das Deckglas zerstiJrf, zeigf

die Faserstruktur. beobaehten. Sie entstehen aus- einander, wenn man das Objekt um einen Winkel yon 90 o mn die grol3e Achse dreht. In der e r s t e n H a u p t l a g e liegen zwei Seginente dem Auge zu-, zwei diesem abgekehrt. In Parallelprojektion entsteht hierbei am Modell eine Art Kreuzform (Abb. 8 und il) . Jedoeh ist h~iufig am Objekt nur ein Seg~ ment scharf einzustellen, so dal3 diese Kreuzform nieht immer Mar erkenn- bar ist. Sie ist spiiter vor allem ft'tr die Bilder der griJl3eren Klasse yon lnteresse. Um 90 o gedreht, ergibt das Modell als z w e l i e H a u p t 1 a g e eine Figur, die in Parallelprojektion etwa eine Aeht ergibt (Abb. 9 und 12). Im Mikroskop gibt die kleinere der beiden Gri3fienklassen meist nut einen Tell dieser Aeht wieder, weil die grol3e Achse des Ellipsoids hiiuftg gegen die Bildebene ein wenig geneigt ist. Dureh Xnderung der Seharfeinstellung kann man jedoeh fast den ganzen Verlauf dieser Figur verfolgen. In gerin- gerer Hiiufigkeit ist ein Bild zu beobaehten, das als d r i t t e H a u p t 1 a g e bezeiehnet werden soll. Es entsteht am Modell, indem man den Sehraubert- ring um einen Winkel yon 45 o gegen zwei Achsen dreht (Abb. 10 und 15). In Parallelprojektion entsteht dann ein Bild, bet dem eine zentral gelegene Stelle des Objektes yon keinem der Segmente verdeekt wird. Dieses sehr auffiillige Bild hat iron ein entspreehel~des Gegensttiek bet der mikroskopi- s&en Beobachtung, das tiberhaupt erst mittels des Plastilinmodells -~erstan-

P r o t o I d a s m a l~d. X L V I I I / 2 ] 7

226 P. Werd~meister

Abb. 8.

Abb. 6. K6rper der zweiten Gr61tenklasse in der ersten Hauptlage, F/irbung mit Janusgriin. Der Schraubenring ist andeutungsweise erkenn- bar, desgleieben die Faser-

strukfur.

Abb. 9.

Abb. 7. Desgleidmn in der zweiten Haupt-

lage.

Abb. 10.

Plastilinmodelle in zwei spiegelbildli& sym- metrisehen Ausfiihrungen jeweils in der ersterk

zweiten und dritten Hauptlage.

fJber einea eigenartigen KSrpec aus deln Trub vop. Bohnenauszugwasser 227

den wurde. Das Auffiilligste ant mikroskop~schen Bild der kleineren Ob- jekte in dieser Lage ist die scharfe Kontur der inneren Kante der Segmente an der zentralen unverde&ten Stelle. Hier ers&eint stets ein seharfet ~ Sehatten, der deln Objekt ein eigentiimliehes Aussehen verleiht.

Das Aussehen der zweiten Gr51~enklasse ist yon den vorher besehriebenen Bildern sehr versdaieden. Sie haben gemeinsam, daI] die einzelnen Bilder ineinander iibergefiihrt wer- den kSnnen, wenn das Objekt rotiert. Die erste und zweite Hauptlage ergibt Bilder, die in der Phasenkontrastaufnahme, die ich Herrn Dr. R e u m u t h verdanke, besonders ansehau- lieh sind. Auf diesen Bildern ist gewShnli('h yon dem bei den kleineren Figuren beobaehte- ten Sehraubenring nichts zu erkennen, so daft es nieht ohne weiteres gelang, diese so ver- sehiedenen Bilder dem gleichen Objekt einzu- ordnen.

In der e r s t e n f l a u p t l a g e zeigt dieses Abb. It.

Abb. 12. Abb, 15.

Abb. tl bis 13. Sdmmatisdm Darstellungen zur Veransdlau|idmng der Entstehun,t, der mikroskopischen Bilder in den drei Hauptlagen des Schraubenringes.

Objekt meist vier dunkle oder bei unseharfer Einstellung vier leuehtende Fle&en in kreuzfSrmiger Anordnung. Das Plastilimnodell (Abb. 8) sowie die Zeichnung (Abb. t l) l~il~t die Enfstehung dieses Bildes verstehen. Wo

t7"

228 P. Werckmeister

jeweils zwei Segmente des Sehraubenringes in der Blickrichtung einander iiberdeeken, entstehen diese h~iufig dreie&ig wirkenden Fleeken dieses BiI~ des als Orte sfiirkster Liehtsammlung oder AuslSsehnng, je naeh der SeharL einstellung des Mikroskops. Wird das Objekt um 90 ~ in die z w e i t e H a u p t 1 a g e gedreht, so erscheint ein elliptischer grauer Fleck mK einem hellen Hof und einem sehr dunklen kreisfSrmigen Fle& in der Mitre. Bei unscharfer Einstellung sind auch hier die He]ligkeitswerte in gleicher Weise ver~auseht. u man dieses Modell in der entsprechenden Lage, so entsprieht aueh hier der dunkle Fled; in der Mitre demjenigen Punkt, bet dem st& in der Blickrichtung zwei Segmente des Sehrauben- ringes iiberde&en (Abb. 12). In der d r i f t e n H a u p t 1 a g e ist auch bier wieder die zentrale Stelle, die yon keinem Stiiek des Sehraul)enringes verdeekt wird, der Ort stiirkster Helligkeitskontraste, so dal3 hier das Bild eines Ki~rpers mit einer starken seitlichen Einbuehtung entsteht.

Bet allen Bildern dieser Grtil3enklasse 1M~t sieh kaum noeh etwas yon der Form des Sehraubenringes erkennen. Jedoeh wird diese naeh der Fgr- bung mit Janusgriin B oder Methylviolett wieder undeutlieh erkennbaf (Abb. 6 und 7). Das Aufiere erseheint bier h~iufig bestaehelt, indem die Enden yon ,,Kristallfasern" erkennbar werdem Besonders kleine, sieh hier anlagernde Trubteil&en verleihen dann dem Objekt ein bizarres Aus- sehell. Doeh sind die gegenfiberliegenden Enden niemals gleiehzeitig seharf zu erkennen, so daft eine Abgrenzung des Kiirpers naeh diesen Faserenden ~iehl zuverl~issig gegeSen werden kann.

Die ~ul~ere Abgrenzung des Kbrpers war, wie noeh einmal ])etont sei, niemals seharf zu erkennen und deshalb auch nieht auszumessen, so dal~ im folgendeI~ also nnr die Grtil~e der seheinbaren Bilder angegeben werden kann. Die Grtif~enordnung der kleineren Figuren ergibt (ausgemessen mit einem Trommelmel3okular yon E. Leitz, Wetzlar, Immersion 1/112) eine durehsehnittliehe L~ingenabmessung yon 4,5 X 2,5/~. Fiir die Bilder der gri~fieren Figuren ergab sieh eine durehsehnittliehe Abmessung yon 8,5 X 5,0 }~. Hierbei ist also auffallend, dal3 sieh die Liingenabmessungen der beiden Gr~i~enklassen ungef~ihr wie 2 :1 verhalten. Betraehtet man weiterhin das Bild der grtil]eren Figur in der zweiten Hauptlage, bet der also ein dunkler Fle& in einem hellen Hof innerhalb ether grauen Ellipse gesehen wird, so ist der Durehmesser des dnnklen Mittelfleeks ungef~hr ein Drittel der grtil~ten Breite und ein Fiinftel der grtil3ten Liinge des schein- baren Bildes. Eine Ausmessung des Yerhgltnisses yon Liings- und Quer- durehmesser bet einer gri~fleren Anzahl vm~ Objekten ergab eineIl Dureh- sehnitt yon 1,72 : t.

I st der Kbrper dureh einen Kristallisatiousprozei3 entstanden zu denkem so ist das Auftreten zweier so versehiedener Grtil3enklassen sehwer zu ver- stehen. Es besteht jedoeh die Mtigliehkeit, dat3 diese beiden Klassen sehein- barer Bilder nur auf Liehtbreehnngsunterschieden gegen das umgebende Medium beruhen. Die griJl3ere der beiden Figuren ist fast stets nut iri ,,iilteren Kulturen" zu beobaehten. Dies liel3.e nieht nut die Deutung zu, daft der Ki3rper im Laufe der Zeit entspreehend gewachsen ist. Die ver- sehiedene Griil~e kann dutch andere Lichtbrechungsuntersehiede gegen die

(2ber eitlen eigenartigen Kgrper aus dem Trub yon Bohaenauszugwasser 229

inzwisehen dureh Verdunstung konzentrierter gewordene L6sung vorge- tiiuscht werden, oder diese kthmen dm-eh eine Art Eniquel|ung oder eine andere Ver~inderung des Objektes selbst entstanden seth. In jedem Falle ist das Bestehen dieser beiden so verschieden groflen Bilder nebeneinander sehr auff~illig.

Die Faserstrukmr (Abb. 5), die dutch Zerdriieken des Objektes erkmmt wnrde, legt die M~gliehkeit nahe, da~. der Ki~rper ~ihnlieh einem Sphaero- kristall aus Kristallnadeln besteht. In diesem Falle wfirden die KristalI- nadeh~ oder Fasern nieht wie bet den bekannten Sphaerokristallen yon einem zentralen Punkt ausgehen, sondern dem bes&riebenen Sehrauben- ring kbnnte eine reale Bedeutung zukommen, indem die Fasern um diesen als Aehse verseilt zu denken sind. Dabei write es denkbar, daft diese Fasern sieh in einem priiformierten Gebilde, etwa ether Koazervatblase ausbilden, so dal~ die besehriebene Modellentstehung, also dutch Drehung eines llinges in einem I{otationsellipsoid tiber die griSl3te Ellipse hinaus, aueh einen vealen Sinn fiir die Enistehungsges&iehte des KiSrpers bekommt.

Die Beantwortung der Frage naeh der stoffliehen Natur des Kbrpers wird zunfiehst dadur& ersehwert, daft dieser stets in die Grundmasse des Trubes eingebettet ist, ans d e r e r ni&t meehanisch isoliert werden kann, trod daft das einzige Mittel zu seiner ldentifizierung vorliiufig seine Gestalt ist, die sieh, elwa nad~ Zerstbrung dutch h6here Temperatur als 800 C, erst in einiger Zeit zurii&bildet. Der K6rper erwies sich als unl6sli& in ver- d[innter Essigs~iure und Eisessig sowie verdiinnter und 25%iger H,,SO4. Er 16ste sieh in Nafronlauge yon ether Konzentration zwisehen n/lO und n/1 an. In organisehen L6sungsmittehl war er wegen der Liehtbreehung nieht sieher zu identiiizieren, so daft die Priifung auf dem Objekttr~iger dutch (5bersdlieh{en, Eindunsten und Wiederbenetzung vorgenommen werden mul]te. So wurde ermittelt, daft er in Alkohol, )~ther, Xylol und Benzol md6slieh ist. u mit Pepsin in salzsaurer L6sung wie mit Diastase im Brutsehrank bet 400 C gegen Albumin- bzw. Stiirkekontrolle verliefen negativ. Fiirbungsversuehe mit Jod, Osmiumtetroxyd, Sudan III waren ergebnislos. ]m Dunkelfeld tiber dem Kardioidkondensor ers&einea die K6rper optisch leer, yon kleinen, sehr stark aufleuehtenden Trubfeil- then mngeben. Eine optisehe Anisotropie konnte mit einem Polarisaiions- filter nicht erkannt werden. Allerdings wurde kein monochromatisches l~ieht benutzt. Ledigli& die Anfiirbung mit ]anusgriin B und Meth~51violett gelang. Diese Anffirbung allein war es, die die Aufkl~irung der Struktur, vor allem des Windung'ssim~es, erm6gliehte.

In einigen sehr seltenen F~illen wurden einige abwei&ende Formen be- obaehtet. Einige yon diesen sh~d auf den Abb. 2 und 5 zu erkennen. Sie sind jedoe|t nur si&er anzuspreehen, wenn sie v611ig vereinzelt ]iegen, da beim Aneinanderliegen zweier K6rper die genaue Gestalt ni&t mehr zu ersehliefien ist. Ein Drehsinn konnte bet diesen Abweiehungen nieht er- mittelt werden.

Wem~ man yon dem normalen Modeli in der ersten Hauptlage ausgeht, so mag man diesen Kiirper etwas grob als aus zwei kurzen und zwei langen Windungen ]~estehend besehreiben. Naeh diesem Yorgang ]assen sich fol-

230 P. Werekmeister: l~ber einen eigenartigen Kiirper

gende Abweichungen angeben, die im Laufe der Zeit beobaehtet wurden: Eine asymmeirische Form mit drei langen und zwei kurzen Windungen; eine symmetrische mit vier langen und zwei kurzen Windungen; eine sym- metrische Form mit vier langen ohne kurze Windungen; radi~ir-symmetri- sche Formen mit drei langen und drei kurzen Windungen, nlit vier langen nnd vier kurzen und eine mit sechs langen otlne kurze Windungen.

In der Nalur slnd hiiufig aufler Sphaerokristallen ,,hanIelfgrmige Kri- stalle" und andere Gebilde beschrieben worden. Nach den bei diesem Ob- jekt aufgefundenen Verh~iltnissen erhebt sich die Frage, ob nicht gelegent- lich auch bei anderen G ebilden dieser Art dutch die optischen Verhi/lfnissc zuniichst nur einfache Formen vorget~uscht werden, denen in Wirklichkeif ein wesentlich komplizierterer Aufbau und eine yon dem Bekannten ab- weichende Enlstehnngsgeschichte zukommL

Zusammenfassung

Es wird ein Kiirper beschrieben, der in NhhrlSsungen mit Bohnenauszug- wasser in dem nach einiger Zeit anfallenden Trub zu beobadlten ist. Er zeigt je nach seiner Lag'e zur Achse des Mikroskops sehr verSchiedene Bil- der in zwei verschiedenen GrS~enklassen, die an Hand eines Plastilin- modells demselben KSrper zugeordnef werden kSnnen.

Da die Bilder der kleineren GrSl~enklasse eine gewisse Bakterien~ihn- lichkeit aufweisen, ergab sich die Notwendigkeit, zu untersuchen, ob das Gebilde in Abhiingigkeit yon der Gegenwart eines Organismns enfsteht. Diese Mbglichkeit konnte ausgeschlossen werden.

Der K6rper kann als aus faserartigen Strukturen zusammengesetzt an- genommen werden, die den Raum eines Rotationsellipsoids roll erf~illen und mSgiicherweise Kristallfasern darsfellen. Diese sind vermudich mn einen S c h r a u b e n r i n g als Achse verseilt zu denken, welchen man in der ersten, kleineren GrSl3enklasse k6rperlich zu sehen vermeint, w~ihrend cr in der zweiten nur undeutlich nacb F~irbung mii ]anusgriin B zu erken- nen ist.

Die morphologischen Verhiiltnisse, vor allem Form und Windungssinn des Schraubenringes und das Zustandekommen der verschiedenen Bi]der werden an Hand von Plasiilinmodellen und schematischen Zeichnungen gedeutet.

Es werden Datcn zur Gr61~enabmessung der scheinbaren Bilder des Kbrpers und zur Frage nach seiner stofflichen Natur gegeben.

Die morphologische Eigenart des KSrpers scheint eine Entstehung als Sphaerokristall aus Kristallnadeln, die yon einem Keim ausgehen, auszu- schliel3.en. Sie legt die M6glichkeit der Entstehung in einem prhformierten Gebilde oder etwa einer Koazervatblase nahe.

Es werden einige abweichende Bildungen beschrieben.