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UEBER EINIGE INDISCHE CHILOGNAlHEN GESAMMELT VON HERRN S. JONES, MADRAS.1 Von DR. K. W VERHOEFF, Pasing bei Munchen. (Ta,fel V-VIII.) HARPAGOPHORIDAE. Organognathus, gen. nov. Die berden FamiIien Spirostreptidae und H3Jrpagophoridae kommen zwar in der aethiopischen Region vor, aber in der Hauptsache schliessen sie sich doch g(lographisch aus, indem die ersteren hauptsachilch in Africa und America, die letzteren aber in den indisch-australischen Gebieten vertreten sind. Da die hier zu besprechende neue Gattung einen sehr starken Telsonfortsatz besitzt und am Ende der Gonopoden einen breiten Lappen mit Borstenkamm, da sie ferner aus Siidindien stammt, so besitzt sie die drei hervorragendsten Eigenschaften der Harpagophoridae, ohne dass ich damit erkHiren will, dass sich fur die Unterscheidung beider Familien nicht noch eine bessere Basis finden liesse. Dass dieselbe nanllich nicht sehr krKftig begriindet ist, geht ifehon daraus hervor, dass der geographische Goegensatz in Africa iiber- bruckt wird, dass die Gatt. Anurostoreptus 'keinen Telsonfortsatz besitzt, obwohl sie nach den Gonopoden zu den Harpa.gophoriden gestellt wird und ein Merkmal wie der Borst.enkamm des Tarsus zu fein ist, urn sehr stark bewertet werden zu konnen, indem solche lVlerkmale, besonders bei kleineren Arten, in deren Korperbau das Sparsamkeitsprinzip zur Geltung kommt, leicht der Verowischung verfallen, was ja auch bekannt- lich bei der Gatt. Stenurost1'eptus Carl verwirk1icht ist. Somit sind aIle die drei genannten Hauptmerkmale der Harpagophoriden durch Ausnah- nlen abgeschwacht und WIT kennen kein einziges, welches ganz und gar durchgreifend ware. Vol as die Definitionen der Harpagophoriden-Gattungen betrifft, so stehen auch diese meist auf schwachen Fussen und es ist notwendig hier auf diese Gatt.ungen einzugehen urn die Berechtigung der neuen Gattung zu begriinden. Ganz besonders iibel steht es gerade mit der bei weiten a.rtenreichsten Gatt.ung, namlich Thyropygus, als deren sehr va.ger Charakter die stark in die Quere gezogenen Stigmen genannt werden. Kiirzlich hat sich Attems in seinen "Myriapoden von Java., Sumatra und Bali "2 auf S. 157 durch einen Schltissel der Thyropygu8- Arten verdient gemacht, den icll besondfrs deshalb erwahne, \veil sich nach ihm Organognathus leicht von allen Thyropygus-Arten unter- sqheiden lasst. Nach ... \.ttems sind namlich die Prozonite nur bei Th. ampheUctus Chanlb. glatt, bei allen andern Arten dagegen mit einem " N etzwerk von punktirtcn Furchen " versehen, wahrend sie bei Organo- gnathus vorn und in der Mitte parallele, quere Linien besitzen, nur hint en feine Punkte oder Striche, wah rend ein "N etz,verk" ganzlich 1 144. Diplopoden-Aufsatz. 2 Archiv f. Hydrobiol. SuppI. Bd. VIII, S. 115·192 (1931). [ 103 ] c

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UEBER EINIGE INDISCHE CHILOGNAlHEN GESAMMELT VON HERRN S. JONES, MADRAS.1

Von DR. K. W VERHOEFF, Pasing bei Munchen.

(Ta,fel V-VIII.)

HARP AGOPHORIDAE.

Organognathus, gen. nov. Die berden FamiIien Spirostreptidae und H3Jrpagophoridae kommen

zwar in der aethiopischen Region vor, aber in der Hauptsache schliessen sie sich doch g(lographisch aus, indem die ersteren hauptsachilch in Africa und America, die letzteren aber in den indisch-australischen Gebieten vertreten sind. Da die hier zu besprechende neue Gattung einen sehr starken Telsonfortsatz besitzt und am Ende der Gonopoden einen breiten Lappen mit Borstenkamm, da sie ferner aus Siidindien stammt, so besitzt sie die drei hervorragendsten Eigenschaften der Harpagophoridae, ohne dass ich damit erkHiren will, dass sich fur die Unterscheidung beider Familien nicht noch eine bessere Basis finden liesse. Dass dieselbe nanllich nicht sehr krKftig begriindet ist, geht ifehon daraus hervor, dass der geographische Goegensatz in Africa iiber­bruckt wird, dass die Gatt. Anurostoreptus 'keinen Telsonfortsatz besitzt, obwohl sie nach den Gonopoden zu den Harpa.gophoriden gestellt wird und d~ss ein Merkmal wie der Borst.enkamm des Tarsus zu fein ist, urn sehr stark bewertet werden zu konnen, indem solche lVlerkmale, besonders bei kleineren Arten, in deren Korperbau das Sparsamkeitsprinzip zur Geltung kommt, leicht der Verowischung verfallen, was ja auch bekannt­lich bei der Gatt. Stenurost1'eptus Carl verwirk1icht ist. Somit sind aIle die drei genannten Hauptmerkmale der Harpagophoriden durch Ausnah­nlen abgeschwacht und WIT kennen kein einziges, welches ganz und gar durchgreifend ware.

Vol as die Definitionen der Harpagophoriden-Gattungen betrifft, so stehen auch diese meist auf schwachen Fussen und es ist notwendig hier auf diese Gatt.ungen einzugehen urn die Berechtigung der neuen Gattung zu begriinden. Ganz besonders iibel steht es gerade mit der bei weiten a.rtenreichsten Gatt.ung, namlich Thyropygus, als deren sehr va.ger Charakter die stark in die Quere gezogenen Stigmen genannt werden. Kiirzlich hat sich Attems in seinen "Myriapoden von Java., Sumatra und Bali "2 auf S. 157 durch einen Schltissel der Thyropygu8-Arten verdient gemacht, den icll besondfrs deshalb erwahne, \veil sich nach ihm Organognathus leicht von allen Thyropygus-Arten unter­sqheiden lasst. N ach ... \.ttems sind namlich die Prozonite nur bei Th. ampheUctus Chanlb. glatt, bei allen andern Arten dagegen mit einem " N etzwerk von punktirtcn Furchen " versehen, wahrend sie bei Organo­gnathus vorn und in der Mitte parallele, quere Linien besitzen, nur hint en feine Punkte oder Striche, wah rend ein "N etz,verk" ganzlich

1 144. Diplopoden-Aufsatz. 2 Archiv f. Hydrobiol. SuppI. Bd. VIII, S. 115·192 (1931).

[ 103 ] c

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fehlt. Es muss auch darauf hingewiesen werden, dass Attems einige Arten, welche "am Knie des Gonopodenpraefemur keinen Dorn" be­sitzen von den meisten and ern unterscheidet, denen "am Knie des Gonopodenfemur 1 oder 2 Dornen" zukommen. Dieser Gegensatz wird hier also fiir .Arten innerhalb Thyropygus gemacht, wahrend sonst ausserhalb Thy·ropygus mit demselben Gegensatze Gattungen unter­schieden werden, ein erstaunlicher Widerspruch.

Was nun die iibrigen Gattungen betrifft, so ist Organognathus von Ktenostreptus leicht durch den gIatten Riicken der Metazonite zu unter­scheiden, von Drepanopus durch bezahntes Labrum und sehr abwei­chenden Telsonfortsatz, von Stenurostreptus durch den Spitzenkamm am Ende der Gonopoden (Tl. v, Abb. 3 lmd 5) von Phyllogonostreptu8 durch sehr viel grosseren Telsonfortsatz, viel starker gewulstete Rander der Analklappen, aber auch durch die Gonopoden, doch ist deren Beschreibung durch Carll viel zu ungenau, um einen zuverlassigen Ver­gleich zu ermoglichen, Seine Fig. 4 zeigt an den Coxiten der Gonopoden einen grossen, stiefeHormigen mit " ap " bezeichneten Fortsatz, welcher ofienbar dem Teil ab meiner Abb. 1 (Tl. v) homolog ist, aber sehr abwei­chend gestaltet, seine Fig. 5 giebt vom Tibiotarsus kein ausreichendes Bild, auch bleibt man hinsichtlich des Gonocols ganz im Dunkeln.

Vor der grossen Schleife des Gonopoden-Resttelopodits kommen bei Harpagophora zwei Dornen vor, wahrend sie bei Organognathus fehlen, ferner ist der Telsonfortsatz bei der ersteren Gattung nach aben, bei der letzteren nach unten gebogen. Uebrigens sind die Abbildungen, welche Attems z. B. in seinen Myriapoden Sudafrikas 1929 von den Gonopoden Iieferte, nicht ausreichend, urn sich ein klares Bild ven denselben zu machen, was doch unbedingt notwendig ist, wenn in den Beschreibungen fast allein von ihnen die Rede ist.

Unter den letzten noch nicht erwahnten Gattungen ist Anurostreptu8 durch Fehlen des Telsonfortsatzes, Eremobolus durch Depression dessel­ben leicht von Organognathus zu unterscheiden, Rhynchoproctus dmch Auftreten von Polstern der mannlichen Beinpaare nur an der Tibia, wahrend sie bei Poratophilus und Organognatkus an Postfemur und Tibia vorkommen (Tl. vi, Abb. 7, Prj und Ti). Was nun diese letzte, aethiopische Gattung Porathophilus betrifft, welche Attems in seinen Myriapoden Siidafrikas besonders durch Taf. XIV erHiutert hat, so sind we Gonopoden-·Telopodite duxch einen langen spitzen Fortsatz ausgezeichnet, welchen Attems als femoralen Dorn (" femoralspine ") bezeichnet hat und der bei Organognathus fehlt. Der Tibiotarus zeigt dagegen eine gewisse Aehnlichkeit, wenigstens sind die vom mir als Tibia und Tarsus unterschiedenen Aeste (Tl. v, Abb. 3-5) in beiden Gattungen deutlich unterscheidbar. Attems (und nach ihm Carl) hat die Tibia als "Dornast" von dem Tarsus als "Kammblatt" unter .. schieden und einen Fortsatz des letzteren "Hakenblatt" genannt. Statt dieses Hakenanhanges besitzt der Tarsus neben den Kammteil bei 01yanognathus einen starken StacheHortsatz, (TI. v, Abb. 5) wahrend der Tibialteil (Tl. v, Abb. 4) viel komplicirter gebaut ist, Der Telson fortsatz scheint bei Poratophilus meist nach oben gebogen zu seine

1 " Miscellanea Diplopoda.Iogica "-Revue Suisse de ZooZogie, Ed. XXVI, N. 13, S. 426 (1918).

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1986.] K. W. VERHOEFF: lndische Ohilognathen.

Organognathus multidentatus, sp. nov.

~ 60 nun. mit 58 Rumpfringen, ~ 68 mm. mit 64 R.

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Korper braun, Rlickenmitte mit einem bald mehr bald weniger deutlichen, hellen, Langsstreifen, der an j edem Ring in 2 Fleckchen abgesetzt sein kann. Antennen mit 4 Sinneskegeln, ganz in das 2. G-lied eingesenkt, 5. und 6, Glied oben mit einer Gruppe kleiner Sinnestabchen im erweiterten Endrand. 6. Glied weinglasformig, am Ende nlehr als I! mal breiter wie am Grunde. 5. Glied keulig, am Ende doppelt so breit wie am Grunde, am Endrand oben stark erweitert, lmten schrag ~bgeschnitten, 5. Glied oben und unten fast gerade, 7. Glied in das 6. teilweise einigesenkt, der vorragende Teil 3 mal breiter als lang.

IJabrum mit 6 Griibchen und drei Zahnen. Ocellen convex, von unten nach oben in 7 gebogenen Reihen. Die Gestalt der Taster ersieht man aus Abb. 6 (Tl. vi), an den flach

endenden Innentastern sind nur ausserst sch,vache Sinnesstabchen zu erkennen. Eine Besonderheit betri-fft das Vordergebiet der Stamme des Gnathochilariums, indern sich beirn d hinter den Aussentastcrn (At) ein kurzer, dicker Zapjen (0) mit nach vorn gerichteter Spitze zeigt, der in einer ovalen Grube sitzt. Das ~ besitzt an derselben Stelle nur eine einfache Borste. Collum mit breit abgerundetell, vorn vorragenden Seitenlappen, welche wuIstig verdickt und oben, innen im Bogen grubig ausgehohlt. Poren der Wehrdriisen weit hinter der N aht gelegen, yom Hinterrand doppelt so weit wie von der N aht entfernt, also Verhaltnis r : 2. ','

Hier und da sieht man in der Umgebung der Poren eine sch,varze lackartige Masse als eingetrocknetes Secret.

Die Furchung der Metazonite ist ziemlich weitlaufig und nur untcr­halb der Poren ausgebildet. Die Nah.te sind iiberall tiefeingegraben. Metazonite oberhalb der Poren mit feiner Punktirung und hier unrl da auch mit sehr feinen, abgeklirzten Langsstricheln.

Die parallele, quere Streifung der Prozonite wurde schon oben erwahnt. Behr auffullend gestaltet ist der grosse, hornartige Telson­/ortsatz, "TeIcher so stark herabgebogen, dass er im Profil etwa bis in die Richtung der Mitte der Analklappen reicht, er endet spitz. A.m Rticken des Praanalsegmentes bildet der Fortsatz noch vor del: Mitte des Rtickens beginnend eine hohe, wulstige, abgerundete Rippe. Der Fortsatz ist also nicht dach.ig, sondern er hat einen runden Querschnitt. Er liegt. ferner nicht dicht tiber den Analklappen, sondern zwischen ihm und jenen befindet sich ein Ab8tand, fast so breit wie der Durchmesser des Fortsaties. Dieser selbst ist glanzend, das Praanalsegment sonst matt fein punktirt und gerunzelt. Analldappen mit wuIstigem Endrand. vor ihm mit breiter, deutlich gerunzelter Querrinne.

Ueber die vorderen Beinpaare beider Geschlechter ist bei den Spiros­treptoidea ganz allgemein so ,venig bekannt, dass ich etwas naher auf dieselben eingehen will.

Yom 1. Beinpaar des ~ schreibt .A.ttems auf S. 20 seiner Monographie! wie folgt: "Beirn ~ ist das Praefemur ('; Trochanter ") innig mit del'

1 Zoologica, XXV, S. 20 (1914).

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106 Records of the Indian Museum. [VOL. XXXVIII,

Hiifte verbunden und bildet mit ihr zusammen einen Kegelstumpf. Es macht den Eindruck, als ab sich ein Verschmelzen dieser beiden Glieder vorbereite." Diese Auffassung wird durch meine Beobachtung wider­legt, denn einerseits giebt es z"Tischen Coxa und Prafemur gut entwickelte Gelenkknopfe und andererseits treten Muskeln auf, welche durch die Grenze zwischen diesen beiden Gliedern ebenfalls begrenzt werden.

Das 2. Beinpaar des ~ (TL vi, Abb. 9) weicht bedeutend ab von dem der .. :¥.ystopyge lineata, flir welche Attems a.a. 0, auf S. 21 seine Abb. 29 gegeben hat. Hinsichtlich des Sternit Hisst uns dieselbe ganz im Unklaren. .

Bei Organognathus (Tl. vi, Abb. 9) sind die Hiiften am 2. B. ~ zwar in der Mediane durch Naht deutlich geschieden, hangen aber doch fest zusammen. Sie zerfallen auffallend genug in zwei Abschnitte, die aussen durch einen tiefen, fast rechten Winkel gegen einander abgesetzt sind. Die terminalen und schmalen Abschnitte sind Telopodittrager, wahrend die basalen 3-4 mal breiteren Absc.hnitte die Verbindung mit dem Rumpf herstellen. Hierbei ist das Sternit anscheinend in zwei Abschnitte auseinandergedrangt worden, namlich einen kleinen vorderen (Vv) welcher einen die Stiitzen verbindenden Querbalken herstellt und einen grosseren hinteren (Vh) den ich nur deshalb als sternal betrachte weil sieh zwischen ihnl und dem Hiiften eine Quernaht (x) zeigt, die nach aussen ubrigens verschwindet. Mit dem 3. Beinpaar des ~ beginnen die einheitlichen, stigmenfiihrenden Sternite. Die Huften des 3. sind lang, schlank, kantig.

Ein besonderes Interesse bietet das 1. Beinpaar des ~ und sein Sternit (Tl. vi, Abb. 10 und 11). Von ihm schrieb Attems auf S. 20 seiner Monogra phie wie folgt :

" Am 1. B. tritt immer eine mehr oder minder vollstandige Verwaeh­sung von Sternit und Huften ein. Das Sternit ist im Vergleich mit den enorm vergrosserten Huften sehr klein. Es legt sich an den oralen Rand cler Hi:iften an und verwachst fast imnler in der Mediane mit den hier verschmolzenen beiden Huften. Lateral ist oft noch die N aht zwischen Sternit und Huften sichtbar. In dieser Beziehung verhalten sieh Q unrl cr derselben Art manehmal verschieden. So sieht man z. B. beirn cr von Xystopyge lineata niehts mehr von einer Naht zwischen Sternit und Hiiften, beim ~ dagegen ist sie wenigstens teilweise sichtbar.

Beide Huften sind median zum grossen Teil verwachsen, doch bleibt distal noch ein Schlitz iibrig; sehr kurz z. B. bei Xystopyge li'lwata. Die Tracheentaschen setzen sich an den unteren, oral en Rand der Hiiften an, ohne mit ihnen zu verwachsen.

Das Prafemur (" Trochanter") hat beirn ~ auf der Oralseite einen grossen, breitlappigell, quer abstehenden oder ba,sal gerichteten Fort­satz mit teilweise schuppiger OberfUiche."

Diese l\iitteilungen welche ich grosstenteils bestatigen kann, bediirfen noeh einer betraehtlichen Erganzung. Bei Organognathus ~ besitzt das 1. Beinpaarsegment auch ein ausgesprochenes Coxosternum, aber obwohl die Grenze zwischen heiden Gebilden fast ganz erloschen ist, lasst sie sich doch noch deutlich feststellen. In der Mediane werden 1;>eide verwaebsenen Hiiften durch N aht und EinschnUrung getrennt.

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1936.] K. W. VERHOEFF: Indische Ohilognathen. 107

Wo aber basal diese Naht aufhort (x, Abb. 10 und 11, Tl. vi) liegt das morphologische, terminale Ende des Sternit. Die Praefemora sind vorn (Tl. vi, Abb. 10) #tief in die Coxit.e eingesenkt und diese Einseru{ung wird in einigem Abstande von einer gebogenen Linie (Y) umgeben, welche hint en auch basal ausgepragt ist (TL vi, Abb. 11) und hier einen Teil der Grenze zwischen Coxit und Sternit bildet. Besonders wichtig fiir diese Grenze ist aber die Tatsache, dass von ihr aus Muskeln ausgehen, welche die Praefemora durchsetzend sich an der Basis der Femora als Flexor und Extensor ansetzen. V orn ist noch eine feine Grenzlinie zwischen Sternit und Coxiten erhalten und ganz aussen steht an ihr jederseits eine Gruppe von 8 Tastborsten. Somit ist die Lage der Grenze zwischen Coxiten und Sternit, trotz ihrer Verwachsung, in ihrer ganzen Lange ~eutlich festgestellt. '

Die am Sternit sitzenden Stutzen(S) bil<;len gegen es vorn ein deutliches Gelenk. Was nun die merkwiirdig gelegenen Prafernora betrifft, so sind sie schrag gestellt, fast eiformig und in ihrer Basalhalfte in einen grossen, zuruckgebogenen Lappen ausgestiilpt, dessen physiolo­gische Bedeutung bei der Copula offenbar eine ahnliche ist, wie die des Uncus an den Hakchenbeinen der Juliden. Vorn bemerkt man unge­fam in der Mitte der Prafemora einen queren, nach aussen versch\vin­denden Eindruck mit feinen Warzchen (A, Abb. 1, Tl. v) durch \velchen der Lappen gegen das ubrige Prafemur abgesetzt ist. Die Einsenkung der Prafemora in die Coxite und der Abstand des Lappens von der genannten Bogenlinie (Y.) ist eine Anpassung an die N otwendigkeit ihrer verschiedenen Einstellung in sagittaler Richtung, j e nachdem die prafe­mOl'alen Lappen VOI'ragen sollen odeI' nicht. Auch die freien ~nden der Lappen zeigen eine feine Warzchenstruktur und auch zerstreute Driisenporen (Tl. vi, Abb. 10).

Systematisch ist das 1. Beinpaar des & durchaus nicht bedeu­tungslos. lch will erwahnen, dass z. B. bei Drepanopus enslini Verh.l

eine gauze Rcihe von Differenzen gegenuber vorliegender :H'orm gegeben sind, wie die folgende Q·egenuberstellung beweist :

DrepanopU8 enslini.

Am. 1. B. c! das Prafemur nul' halb so hoch wie das Coxosternum darunter, fast die Halfte ragt liber das Coxosternum hinaus, Prafemol'a fast i.i bCl'ali von zahlrcichen Poren durchsetzt und nicht breiter als lang, am Lappen ohne \Varzen. Das bas ale Ende del' syncoxalen N aht rcicht weit uber die Lappentangenle hinau8.

Am 2. B. J sind die Ifliften im Bereich der coxoprafemoralen Naht am Ende inncn mit dreieckigem l?ortsatz gegen das PIa­femur vorgezogen.

Organognathus multidentatus.

Am 1. B. is das Prafemur ungefahl' cben~o hoch wie das Coxosternum darunter, nul' k des Prafemur tiber da8 (Joxos-. tcrnUIU hinausragend, Prafemora nur mit sparJichcn zerstreuten Porcn (Tt vi, Abb. 10) viel brciter al8 lang, am Lappen Dlit Wa.rzcnstruktur. Das ba~ale Ende dcl' syncoxaleu Naht (x, Abb. 10 und 11, Tt. vi) erreicht kaum die Lappentangcnte2•

Am 2. B. c! verlauft die coxoprat'cllloral0 Grenze einfach queI', die Hiiften sind also am Ende innen nicht vorgezogen.

1 Zool. Anzeiger, Bd. LXXXIX, H. 7/10, ~. 193-210 (1930). 2 Unter Lappentangcnte versteho ich cine Lillie, welche die proximalsten PUllkto

del' praefe.moralen Lapp~n in del' Qucrri(~htung v~I'bindet.

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108 Records of the Indian Museum. [VOL. XXXVIII,

Einige Beispiele fUr verschiedenen Bau des 1. Beinpaarsegmentes des d hat auch Attems a.a. 0, auf S. 21 beigebra ht. Die grossen Unter­schiede zwischen d' und ~ in dieser Hinsicht sind aber noch nicht ange­Inessen betont worden.

Sie Iiegcn nicht lediglich darin (wie Attems erwahnt) dass die Prafe­Inora am 1. Beinpaar des cr in die besprochenen Lappen ausgezogen sind, "relche beim ~ vollstandig fehlen, sondern sie kommen vor aHem in dem Umstande zum Ausdruck, dass die Prafemora beim ~ gegen die Coxite vorn verschoben und in sie eingesenkt sind, wahrend sie beim ~ eine ganz norma Ie Stellung einnehmen. Daher kann man bei diesem vorn auch die bekannten Gelenkknopfe beobachten, \vahrend von sol­cben beim cr . gar nichts zu sehen ist. Dass beim d' die Prafemora von den Ruften stark umfasst werden, beim ~ dagegen nicht, ist lediglich eine Folge des Vorigen.

"Das 2. B. des cr von Organognathus wurde soeben schon erwahut, es gleicht grosstenteils dem des ~ (TI. vi, Abb. 9) besonders auch in den basalen Teilen. Mit dem 3. B. des ~ beginnt nicht nur der normale Bau der Laufbeine, sondern hier treten auch zuerst Polster auf und zwar an Postfemur und Tibia (Tl. vi, Abb. 7). Diese Polster sind am Ende in einen nach end,varts herausragenden Zipfel ausgezogen. Hiiften des 3. B. keulig, aussen vor dem Ende plotzlich stumpfwinkelig einge­buchtet und eingeschniirt.

Mit den Gonopoden, von welchen oben bereits die Rede gewesen ist und z\var mit Rucksicht auf die bekannten Gattungen der Harpago­phoriden komme ich zu den weitalls schwierigsten Organen dieser Diplo­poden, wobei ich voraus bemerken muss, dass ich dieselben zwar einge­hend behandelt habe, aber doch noch nicht ganz so wie ich es gewunscht hatte, \veil mir nur ein einziges d' zur Untersuchung vorgelegen hat. Tafel v, Abb. 1 zeigt nur ein isolirtes Coxit und zwar so ausgebreitet, dass man das Gonocol moglichst vollstandig iiberblicken kann, wozu ich noch bemerken muss, dass es bei dieser Form nicht wenig Miihe kostete, die Telopodite aus den Hohlungen der Coxite herauszupra­pariren. Das Gonoe01 wird flankirt aussen von einem es der Lange naeh begleitenden umgeschlagenen Rande (Lt) und innen ebenso, aber von einem kiirzeren Rande, der ausserdem in der Mitte mit einem halb .. kreisformigen Lappen (La) vorragt. Der terminale Teil der Coxite ist nieht einfach sondern in zwei breite Fortsiitze geteilt, von welchen der ausscre dreieckige in zwei Ecken (0 und D) vorspringt und einen stump­fen Zahn tragt, wahrend der innere aussen durch einen breiten Lappen, innen a.ber durch zwei spitze schwarzliche Zahne (A. und B) ausgezeich­net jst. Vor dem basal zUrUckgebogenen Zahn A. springt das Coxit aueh 110ch lappenartig vor, so dass eine tiefe und enge Bucht gebildet \yjrd. Die Endhalfte der Coxite ist also im Vergleich mit Drepanopu8 und ](tenostreptus1 viel mehr ausgestaltet.

Dureh einen kraftigen schragen Strang (Tl. v, Abb. 2, Vb) und einen schriigen Muskel (M 2) ist die Basis des Coxit mit dem als Prafemur zu bctrachtendcn, starken Basalstiick des Telopodit (P·rf) verbunden. Aussen basal besitzt dieses Prafemur eine auffallende Bucht (y) durch

1 Man vergleiche meinen Aufsat,z im Zool. Anzeiger,- Bd. LXXXIX, S. 193-210 (1930).

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i936.] K. W. VERHOEFF: lndische Ohilognathen. 109

welche eine gelenkige Verbindung mit der Stiitze vermittelt wird (Diese wurde aus Rummangel in Abb. 2 nicht eingezeichnet). An das Pra­femurl schliesst sich, teilweise ins Gonocol gedrangt, ein am Ende schief abgeschnittener Femurabschnitt (Fe, Abb. 2, Tl. v) an, neben dero sich aussen die Basis des dunnen Telopoditstieles befiudet, gegen welche ein vom Grund des Prafemurs kommender Muskel auslauft (M 1). Die Abschnitte Prafemur und Femur bei Organognathus weichen ebenso wie die Coxite ganz betrachtlich ab von den homologen Teilen bei Kteno­streptus und Drepanopus.

Ueb~r den Telopoditstiel, d.h. den verdunnten, schlauchartigen Teil zwischen Femur und Tibiotarsus, habe ich kein ganz klares Bild gewinnen konnen, namentlich bin ich nicht gap.z sicher ob die dreieckige Erweiterung an seinem Ende, in Abb. 3 mit Psf hezeichnet (Postfemur) richtig von mir dargestellt wurde.

Das Ende des Telopodit teilt sich in zwei . .Aeste (Tl. v, Abb. 3, Ti, und Ta) den tibialen und tarsalen und es ist nicht schwer festzustellen, dass der im Stiel entlang ziehende Spermakanal (K) in den tarsalen Ast eintritt und an seinem Ende miindet. Dieser tarsale Ast (Tl. v, Abb. 5) bleibt fast gleich breit, ist am Ende ein wenig umgerollt und tragt hier ein Kammchen von Spitzen verschiedener Gestalt und Grosse, am inneren Rande etwas vor der Endbiegung des Spermakanals einen starken Stachelfortsatz. Der tibiale Ast (TI. v, Abb. 4) ist schwer zu beschreiben. 1m ganzen erscheint er fast sichela.rtig, ist aber durch eine Furche in zwei abgerundete Buckel (Bl, B 2) geteilt, wahrend 'neben denselben erne sem zarte Lamelle (Lm) sich gegen die gemeinsame Basis von Tibia und Tarsus erstreckt. Das Ende ist geteilt und Hi u£t aussen in ein kleines Hakchen (H) innen in einen zahnartigen, spitzen Fortsatz (D) aus, vor dem sich noch Vorsprung mit einem Hakchen zeigt. Wie man aus Abb. 3 ersieht springt die Basis der Tibia in der dem Tarsus entgegen gesetzten Richtung in eine zahnartige Ecke vor.

Schliesslich noch einige W orte iiber die in Abb. 8 dargestellten hinter dem 2. B. sitzenden Penes (P) Sie werden von einem qu~ren Wall (W) umgeben, den ich als ein umgewandeltes Sternit betrachte. An ihrer inner en Basis hangen beide Penes in einem verdickten Knopf (K) zusammen, an welchen Retractoren angreifen. Die von den Vasa deferentia (V d) durchsetzten Penes sind nackt, besitzen eine terminale Oefinung und vor dem Ende eine Einschiirung, auch einige Kerbungen am inneren Rande.

V orkommen: Mehrere Stucke, unter denen sich leider nur cin ~ befindet, verdanke ich Herrn S. Jones (Madras) welcher dieselben bei Kovalam, nicht weit von der Kiiste erbeutete, 7 Meilen siidlich von Trivandrum, der Hauptstadt von Travancore, im Siidwestell von Dekan.

11m meincm Aufsatz iiber Ceylon-OhilognatTten (Zool. Anzeiger, Bd. LXXXIX, (1930)] habe ich in Abb.l fUr Drepanopus enslini die dor Stelle y Abb. 2 anbei entsprc­chende Stelle mit "g " bozcichnet und all:! Gclenk zwischen" s" (Stiitze) und "to 1 " (Praefemur) aufgefasst. Dies m.uss ich berichtigen, denn ich konnte inzwischen feststel­len, dass die wahre Stiitze bei Drepanopus sich aussen von g befindet, also in meinor Abb. 1 nicht vorkommt. Es sind vielmehr beide Teile s+te 1 ala Praefemur zu betrachten, homolog prf meiner Abb. 2 von OrganognathuB.

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110 Records of the Indian Museum. t V OL. XXXVIII,

ZUR KENNTNISS DER PRIONOPELTIDAE.

Wie scholl. in einem friiheren Aufsatze erwahnt, betrachte ich die­jenigen Gattungen der Strongylosomidae, bei welchen die Seitenflugel des 2. Rumpfringes nicht tiefer stehen ,vie ihre Nachbarn sondern sich mit ihuen ungefahr in derselben Rohe befinden, als Familie Priono­peltidae. Es scheint, dass alle hierhin gehorigen Gattungen zugleich durch kraftige Seitenfliigel ausgezeichnet sind.

Zur Uebersicht und vorHiufigen Orientirung tiber zwei neue Gattungen gebe ich den folgenden Schliissel :

a. Praanaler Fortsatz breit, schaufelartig, Metater-gite ohne Querfurche 1. Apheliclesm'U8 Brol.

b. Praanaler Fortsatz kegelig, also schmal endend, Metatergite mehr oder minder stark quer gefurcht c, d.

c. Gonopoden nur in ein Solanomerit auslaufend, wahrend ein Tibiotarsus vollsta.ndig fehlt 2. Brochopelti8 Verh.

d. Gonopoden ausser dem Solanomerit auch mit Tibiotarsus e, f.

e. Seiten der Seitcnfliigel WUl8tig dick, abgerundet, ohne Randscharfung. An den Mundungen der Poren keine Einbuchtungen. Nahte deutlich gekerbt. 19. Rumpfring, statt der Seitenfliigel nul' mit kleinen Hockerchcn, Laufbeine gedrungen, Femur am 8. Beinpaar so lang wie Coxa+Praefemur. Del' Tibio­tarsus del' Gonopoden (Tl. vii, Abb. 18 und 19) ist am Ende einfach, ohne Nebenlappen, das Femur gerade und nicht 1 anger als Praefemur, der postfemorale Ast ist in zwei Fortsatze geteilt (H1, H2) 3. Jonespelii8, gen. nov.

f. Seiten del' Seitenfliigel nicht wulstig verdickt, wenigstens an den drusenlosen Ringen mehr oder mindel' kantig geschiirft, wahrend an den drusenfiihrenden durch die Drusen mindestens eine kleine Einbuchtung entsteht. Nahte ohne Kerbung. 19. Rumpfring mit kleinen aber deutlichen, dreieckigen Seiten-flugeln g, h.

[I. Der Riicken del' Metatergite ist flach und liegt daher nicht hoher, eher etwas tiefer als die Seitenfliigel. Querfurche der Metatergite seicht, Hinterrander aller Metatergite bebor-8tet. Beine sehr 8chlank, Femur am 8. B. Ii mal langer als Coxa+Prafomur. Del' Tibio-tarsus del' Gonopoden bildet ein hufeisen­formig gebogenes Solanophor (Tl. vii, Abb. 12-15) besitzt am Ende einen Nebenlappen (B, Abb. 15, Tl. vii) und an del' Basis einen grosseren, gegen das Femur zuruckgebogenen Haken (H) Das Femur ist am Ende innen wulstig a.bgesetzt (A, Abb. 12, Tl. vii) gerade und kaum so lang wie das Prafemur

h. Der Rucken der Metazonite ist gewolbt und liegt hoher als die Seitenfliigel. Querfurche der Metazonite tief, Hinterrander aller oder der meisten Metatergite unbeborstet, Tibiotarsus der Gonopoden sichelformig (Tl. vii. Abb. 16 und 17) ohne Nebenlappen, del' postfemorale Fortsatz zweiastig, Femur sabelig gebogen, am Ende innen ohne wulstige Ahsetzullg, langer als das Femur

4. Polyde8mopelti8, nov.

5. A noplode8mu8 Prionopelti8 Poco

gen.

und

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Polydesmopeltis, gen. nov. (=Prionopeltis e. p.)

Wie in einigen andern Gruppen der Poly desmoide a, so sind auch bei Prionopeltis und Verwandten bisher zu a usschliesslich die Gonopoden allein zur Beurteilung der Gattungen verwendet worden. Bei den Prionopeltiden haben wir es aber mit so betrachtlichen Unterschieden in andern Organen zu tun, dass diese unmoglich bei der Beurteilung cler vcrwandtschaftlichen Beziehungen unberucksichtigt bleiben diirfen, um so mehr, als die Unterschiede im &'u der Gonopoden hier einerseits keine sehr betrachtlichen sind, andererseits aber auch zum Teil nicht richtig erkannt wurden. Diese VerbaJtnisse enthalten die Griinde welche mich zur Aufstellung der Gattung Polydesmopeltis veranlasst haben.

Die typischen Arten dieser Gattung kelaarti Humb. und xanthotri­chus Att. sind schon von Attems 1898 im I. Bd. seiner Polydesmoidea Monographie S. 358 und 359 als Prinopeltis-Arten aufgefiihrt worden, zusammen mit saussurei Humb. des sen Gonopoden ich anbei in Tafel vii, Abb. 16 und 17 erneut zur Auschauung gebracht habe. Als Vertreter von P'rinopeltis s. str. 1914, dagegen hat Attems in seinen indisch-austra­lischen Myriapoden, l die Arten kelaarti, xanthotrichus, saussurei, auch anthracinus Poe. u. a. als Anoplodesmus Poe. aufgefuhrt.

In Ktikenthals Handbuch der Zoologie 4. Bd. hat Attems diese beiden Gattungen wie £olgt auf S. 144 unterschieden:

37 a. "Gonopodentarsus 3 spitzig, mit einem grossen zweispitzigen Blattanhang oder zweiastig, mit basal gerichtetem Arm. Prionopeltis Poe.

37b. Gonopodentnrsus schmal, einfach, nur am Ende in 2 kleine Spitzchen geteilt Anoplodesmus Poc."

Diese Gegenuberstellung geniigt uns nicht zur Unterscheidung zweier Gattungen und zwar urn so weniger als sie (man vergleiche meine Tafel vii, Abb. 13, 15 und 17 fur kelaarti, xanthotrichus und saussurei) auf keine dieser angeblichen Anoplodesmus-Arten passt, denn bei kelaarti und xanthotrichus endigt der Tibiotarsus mit einem Stachel­fortsatz (0, Abb. 13, Tl. vii) und zwei Lappen (B und E) so dass also ein Zustand gegeben ist, 'welcher eher auf Attems Satz 37a, also eher auf Prionopeltis passt. Aber aueh auf ,saussurei (Tl. vii, Abb. 16 und 17) passt seine Charakteristik nicht, dem hier endet der Tibiotarsus vollig einfach. 1932 hat sich aucli J. Carl in seinen "Diplopoden aus Sudindien und Ceylon, Polydesmoidea "2 auf S. 460 mit Anoplodesmus besehaftigt und zwar hauptsachlich mit kelaarti, von welchem er nicht nur ein grosses Material selbst sammelte, sendern auch eine Unterart valpareiensis, welcher u. a. der in meiner Abb. 13 mit 0 bezeichnete Stachel fehlt. Vergleicht man die Abbildungen der kelaarti Gonopoden von Attems, Carl und mir, dann ist die wesentliche U ebereinstimmung nicht zweifelhaft, aber auch Unterschiede sind nicht zu tibersehen, und dieser Umstand veranlasste mich zur Aufstellung einer Unterart longipes. Carl hat sich auf S. 463 auch tiber die Variabilitat des kelaarti ausges­prochen, aber es ist zweifelhaft, ob er seine Objekte grundlich genug

1 Archiv f. Naturgesclt. T. LXXX, Aht. A, S. 205. 2 Revue Suisse de Zoologie, T. XXXIX, N. 17.

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1i2 Records of the Indian Museum. [VOL. XXXVl!I,

ulltersucht hat. Soviel ist sicher, dass Carl's Abb. 62 nicht unbetracht­lich ab,veicht von den GOllopodell-Darstellungen, die von Attems und 'Jnir gegebell wurden, Carl sagt auf S. 465: "Problematisch bleibt die von Attems fur seinen kelaarti angegebene und abgebildete schlanke Form der einer Einschnurung entbehrenden Tibia. Die Tiefe der Ein­schnurung wechselt jedoch sehr nach dem Winkel, unter welchem man das Organ betrachtet." Das Letztere ist zwar an sich richtig und gilt ffir die Beobachtung der .meisten Organe. Da wir jedoch die Gonopoden in Praparate einbetten und sie hier, wenn sie intakt sind, eine ganz bestimmte Lage einnehlnen, so falIt dieses Bedenken fort. Zweifellos sind die Gonopoden meines kelaarti denen von Attems viel ahnlicher als denen Carls. Fur die Unte1·arten von kelaarti gebe ich folgenden Schliissel: (Gonopoden)

ct. Der Stachel neben der Miindung des Solanomerit fehIt kelaarti, valparaiensis Carl.

b. Dieser Stachel ist vorhanden (0, Abb. 13, Tl. vii) c, d. c. Femur aussen tief eingebuchtet. Postfemoraler

Fortsatz aussen nicht eingeschniirt, am. Ende mit Spitze zuriickgebogen. Neben dem Stachel bei der Solanomerit-Miindung ein " facherformiges" Lappchen, vor ihm keine Lamelle • kelaarti, carli m. (= kelaarti

d. Femur aussen hoohstens mit Andeutung einer Einbuchtung.

I. Der postfemorale Fortsatz bildet einen einfachen Haken. Ende des Tibiotarsus weder vor noch hinter dem Stachel mit einer Lamelle (Nach Attems Abb. 100 in seiner Monographie wird da.s Ende des Tibiotarsus nur von Ge bilden eingenommen, welche dem Stachel und dem

Carl).

Lappen e meiner Abb. 13 entsprechen) kelaarti Att. (yenUin'll8).

II. Del' postfemorale Fortsatz (H, Abb. 12, Tl. vii) ist durch Bucht und Einschniirung in zwei Lappen abgesetzt. Das Ende des Tibio­tarsus besteht nicht nur aus Stachel und gezahnelter Lamelle (E) sondern auch noch aua einer zarten Lamelle (L) vor dem Stachel und einer derberen, fast halbkreiaformigen (B) hinter demselben kelaarti, longipe8, subsp.

nov.

Hinsichtlich der Gonopoden von Polydesmopeltis will ich noch Fol­gendes zur ErkUirung bemerken :

Der Tibiotarsus, soweit er nicht verkiimmert ist, bildet bei allen Prionopeltiden ein Solanophor, d. h. eine Fiihrung fUr das SoHi,nomerit, tiber deren Bedeutung ich mich bereits 1933 in meinem Aufsatz tiber Sven Hedins chinesische Myriapodenl naher ausgesprochen habe. Das spitze und feine Ende des SoUinomerits ist haufig, wie z. B. in Tafel vii, Abb. 13, nicht sichtbar. In andern Fallen ragt diese Spitze aber vor, so in Tafel vii, Abb. 16-19. In Tafel vii, Abb. 15 bei D ist gerade eben das a usserste Ende der Solanomeritspitze noch sichtbar, Polydesmo­peltis kelaarti ist aber dadurch besonders bemerkenswert, dass die Stelle, an welcher normaler Weise das Ende des Solanomerit, welches bei der Copula als ein Stimula tionsorgan wirkt, hervorgestossen wird, sich

1 A.rkiv f. Zoologi, Stockholm, Bd. XX VIA, N. 10.

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1936.] K. W. V ERHOEFF: I nilische Ohilognathen. 113

dicht neben der Basis des Stacneljo1·tsatzes (G) befindet, auch ist bei kelaarti noch ein kleiner, zarter Fortsatz (D) zu sehen, durch welchen die Fiih­rung der SoUinomeritspitze noch verbessert wird.

Der Tibiotarsus zusammen mit dem postfemoralen Fortsatz haben eine gemeinsame, verhaltlich schmale Basis, deren physiologische Bedeu­tung zweifellos darin liegt, dass beide einem Druck besonders leicht und zwar federnd nachgeben und dass hierdurch die Beweglichkeit von SoUinomerit und Tibiotarsus gegen einander erheblich erleichtert wird.

Die stimulirende Wirkung des SoHinomerit wird offenbar durch den Stachelfortsatz neben der Spitzenmiindung verstarkt. Die Rinne welche den Tibiotarsus zum SoHinophor macht, ist bei den durch Tafel vii, Abb. 12-19 erHiuterten Fornien an Lange und Tiefe verschieden ausgepragt, bei allen aber deutlich erkennbar. PolydesmopeUis kelaarti, longipes m. betrifft Tiere von etwa 40 mm. Lange, deren ganzer Korper sehr borstig und warzig ist, oben dunkelbraun, unten und die Beine gelbbraun zwischen den Hiiften des 4. Beinpaares des ~ eine dicke, trapezische, nach vorn geneigte Platte, am Ende breit, quer abgestutzt, die Riiften weit uberragend.

Vorkommen: Herr S. Jones (Madras) dem ich diese Form verdanke, sammelte dieselbe in 3500 Fuss Hohe auf einem Bergzuge Ponmudi hills, 35 km. ostlich von Trivandrum, im Siidwesten Dekans.

UNTERGATTUNGEN VON Polydesmopeltis.

Die beiden mir vorliegenden Arten dieser Gattung (kelaarti und xanthotrichus) besitzen zwar recht ahnlich geb-aute Gonopoden (Tl. vii, Abb. 12-15) aber sie sind sonst in verschiedener Hinsicht einander so unahnlich, dass ich ffir sie die heiden folgenden Untergattungen auf­stelle, zumal, dadurch die Oharakteristik der wahrscheinlich noch zahl­reichen unbekannten Arten erleichtert werden wird.

Polydesmopeltis s. str.

Seitenfliigel sehr breit, ungefahr 2/3 der Breite der Pleuralzylinder erreichend. Querfurchen der Metatergite seicht. Knotchen des Riickens alie fein, daher keine Zahnchenreihen ausgebildet. Am 6. 8. II. und 14. Diplosomit besitzen die scharfen Seitem'ander nur im hintcrstcn Viertel eine schwache Furchc.

Antennen lang, das 6. etwa 4 mal Hinger als das 7. Am Collum ausser dcn zahlrei­chen kleinen noch 3 Reihen borstentra­gender wenig grosscrcr Knotchcn, 8citcn­Hugel des Collum nocll ctwas brei le1' wic der tergale Teil. (Typische Art kelaarti Humb.)

Oeylonpeltis, subgen. nov.

Seitenfliigel sehr schmal, nul' ctwa ('in Viertel der Breite del' Pleuralzylinder erreichend. Querfurchen der Meta­tergite tief. Knotchen des Riickens so kraftig, dass sie an den HintelTiin­dern cine Zahnchenreihe hilden. Ani 6. 8. 11. und 14. Diplosomit besitzen die Seitenrander jast in der ganzen Lange cine Furehe, die wenig schwacher ist als an den driisenfiihrenden.

Antenncn ziemlich kurz, das 6. GJied nul' 21 mal Hinger als breit und nul' dreimal liinger als das 7. Am Collum ausser d('n zahlrcichen ldcinen lloch 3 Rcihcn borstentragcnder, crhoblich : grossorer Knotchcn, Seitenfiiigcl nur ctwa 3/5 so breit wie der tergale Teil des Col1ums. (Typische Art xantltot'l'icku8 Att.)

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Polydesmopeltis (Ceylonpeltis) xanthotrichus, hirsutus. subsp. nov.

17!-18! mm. 19. hell braun bis braunschwarz mit gelben Seitenfliigeln. Die zahlreichen, vorwiegend um~egelmassig zerstreuten Knotchen

der l\1etatergite von sehr verschiedener Grosse, im durchfallenden Licht als helle, runde bis ovale Fensterchen erscheinend umgeben von dunklem Ring. Von den an den Hinterrandern stehenden Hockern, die etwas nach hint en varragen, sind die 2 aussersten jederseits die grossten und ragen innen von den Seitenfiugeln als kleine, stumpfe Zahnchen vor, Seitenrand der Seitenflugel vorn vor der Randfurche mit stumpfem Zahnchen, sonst nur einmal gekerbt, mit 3 Borsten. Auch die Flanken unter den Seitenfltigeln mit Hockerchen. Die eine einfache Linie bil­denden Nahte scheiden die dichte Mosaikstruktur der Prozonite von einem glatten Ring ,zwischen Naht und hockerfuhendem Metazonit.

Von den starken Borsten am Hinterrand der Metatergite giebt es 9-11, dem entsprechen auch die grosseren Hinterrand-Hockerchen, deren es z. B. am 6. Tergit 9 giebt.

Die dreieckigen, spitzen Hinterzipfel der Seitenfliigel sind viel kraf­tiger ausgebildet als bei kelaarti und spring en schon am 2-4. Diplosomit stark nach hinten vor (bei kelaarti ganz schwach).

Zwischen den Haften des 4. Beinpaares des c3 mit einer breiten, nach unten tiber die Ruften vorragenden Platte, welche am Endrand in der Mitte etwas eingeschnitten ist und aussen eckig vorragt, 1-3. Beinpaar 0' ohne Fortsatze, aber am 6. und 7. B. das Femur unten mit dreieckigem Buckel. Sternit am 6. B. eingebuchtet, am 7. B. ~ mit zwei kleinen, weit getrennten Buckeln.

Wenn man die vielen Erfahrungen in Betracht zieht, welche wir unter den Polydesmoidea sonst bei Formen, welche so bedeutend wie kelaarti und xanthotrichus in Gestalt und Skulptur von einander ab,vei­chen, hinsichtlich der Verschiedenkeit der Gonopoden gemacht haben, dann muss man geradezu erstaunt sein, wie gering die Unterschiede im Ban der Gonopoden bei diesen beiden Formen sind, d. h. mit andern Worten, man hatte nach der ubrigen Organisation derselben viel grossere Unterschiede im Bau dieser Organe erwarten sollen (Tl. vii, Abb. 12-15).

Mit den mir vorliegenden xanthotrichus steht es ahnlich wie mit den oben besprochenen kelaarti, denn auch hier ,(Tl. vii, Abb. 14 und 15) ist die grosse Aehnlichkeit mit den von Attems beschriebenen Gono­poden (Abb. 115 auf Taf. V im I. Bd. der Polydesmoidea-Monographie 1898) zwar unverkennbar, aber die Endteile des Tibiotarsus weichen so erheblich von einander ab, dass ich mich zur Aufstellung einer Unterart veranlasst sehe. Vor aHem ist der in Tafel vii, Abb. 15 mit e bezeichnete Fortsatz bei hi'rsutus ill. in zwei Lappchen und eine Endspitze abgesetzt, wahrend ihn Attems flir xanthotrichus als einfach halbkreisformig angegeben hat.

Ausserdem ist zu erwahnen, dass Attems die Auszeichung zwischen den Hiiften des 4. B. d' als " einen wenig auffalligen, am Ende zweiho­ckerigen I(nopf" beschrieben hat und femorale Buckel am 6. und 7. Beinpaar nicht erwahnt. Was er von deu/Seitenflugeln sagt: "Seiten­rand rinnenartig ausgehoWt, aber nicht so deutlich wie bei kelaarti auf den porenlosen Segmenten ", stimmt mit meinem hitsutus

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1936.] K. W. VERHOEFF: lndiscne Okilognathen. 115

ebenfalls nicht iiberein, da bei diesem die Randrinnen im Gegenteil (wie oben angegeben). starker entwickelt sind als bei kelaarti.

Vorkommen des hirsutus: Von Herrn S. Jones in 3,000 Fuss Hohe bei Demodera auf Ceylon gesammelt.

Jonespeltis, gen. nov. Die verwandtschaftlichen Beziehungen dieser Gattung, welche

Herrn S. Jones (Madras) in Dankbarkeit gewidmet ist, sind bereits oben durch einen Schliissel der Prionopelt.iden-Gattungen zum Ausdruck geblacht wOlden.

Abweich~nd von Prionopeltis und Polydesmopeltis liegen die Poren der Wehrdriisen nicht in Furchen oder Gruben der Seitenrander, sondern ihre Umgebung ist wie die ganzen SeitenwiHste der Seitenfliigel gewolbt, ohne jede Spur einer Seitenrandung. Nach hinten vortretende Fortsatze der Seitenfliigel giebt es nur am 16.-18. Diplosomit. Die Seitenfti.1gel sind ziemlich kurz und erreichen nur etwa ein Viertel des Durchmessers der Pleuralzylinder. Antennen wie bei prionopeltis. Riicken hoch gew6lbt, viel hoher als die Seitenfillgel, die des Collum schrag herabge­bogen, wie bei Prionopeltis. 1m Habitus sehr an manche Fontariiden erinnernd.

Jonespeltis splendidus, sp. nov. 32-34 mm. 19. braunschwarz mit gelben Seitenfliigeln. Poren am

5. 7. 9. 10. 12. 13. 15.-18. (19.) Diplosomit. Der 19. Rumpfring statt der Seitenfliigel nur mit kleinen Hockern. Der ganze Riicken gHinzend, nur hier und da mit sehr feiner Runzelung. Seitenfliigel des Collum abgerundet-dreickig, in Abstand vom Seitenrand mit gebogener Furche. Querfurchen der Metatergite ziemlich tief. Seitenwiilste der Seiten­:£lugel inn~n von tiefer Furche begleitet, welche vorn nach innen gebogen die Naht nicht ganz erreicht. Seitenfitlgel von oben gesehen gerundet, nach vorn mehr als nach hinten verengt. Fla.nken unter den Seiten­fliigeln gerunzelt und wenig gHinzend. Telson wie bei Priono.peltis.

1.-3. B. des ~ einfach, ohne Fortsatze. Zwischen den Htlften des 4. B. eine quere, trapezische, am Ende breit abgestutzte Platte, welche nach unten ragt, aber die Huften nicht iiberragt. Fenlur am 5.-7. B. ~ gebogen, unten hinter der Basis buckelig aufgetrieben und mit HaarbiischeI, am starksten sind diese Auszeichungen am 7. B.

Die Gonopoden (Tl. vii, Abb. 18 und 19) erinnern am meisten an diejenigen von Prionopeltis, aber an dem postfemoralen Fortsatz ist der basale Arm (9 2) so klein, dass man ihn leicht iibersehen kann, ferner liegt die Basis des terminalen Armes (H 1) am postfemoralen Fortsatz etwas vor der Mitte des Tibiotarsus (x, Abb. 19, Tl. vii) nicht neben de5sen Grund (wie es bei Prionopeltis Tl. vii, Abb. 16 der Fall ist). Der Tibiotarsus bildet eine mit ganz einfacher Spitze auslaufende Solano­phor-Sichel, in welcher die Rinne flir das SoHinomerit durch einen Langs­streifen (x, Abb. 19, T1. vii) angezeigt wird. Der Femurabschnitt verHiuft gerade und besitzt am Ende innen keinell Wulst.

Vorkommen: Mehrere Mannchen verda.nke ich Herrn S. Jones (Madras) welcher dieselben im siidwestlichsten Vorderindien bei Kovalam sam .. pJ.elte, nicht weit von der Kiiste und 7 Meilen sudIich von Trivandrum

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116 Records of the I ndian Museum. [ VOL. XXXVIII,

(Travancore). Einige Larven mit 19 Rumpfringen sind kleiner und bedeutend heller als die Erwachsenen.

An7nerkung: AusdriickIich will ich hier noch betonen, dass die Gattung ,lonespeltis zu keiner der von Carl 1932 aus Siidindien neu beschriebenen Gattungen der Polydesmoidea in irgend einer naheren Beziehung steht.

ZUR. KENNTNISS DER STYLODESMIDAE.

Prosopodesmus iakobsoni, Silv.

Zuerst beschrieben wurde diese merkwiirdige Form von F. Silvestril .

Silvestri's Fig. 6 zeigt eine so auffallende Kopfbildung, dass ich es nicht unterlassen will dazu SteHung zu nehmen. In 'der Hauptsache kann ich Silvestri's Angaben bestatigen, so namentlich die ungewohulichen supraantennalen Leisten, sowie das interantennale Feld, welches. seit­lich und unten scharf begrenzt ist, a uch die sich daran nach a ussen ansetzenden clypealen Querleisten. Die Frons dagegen besitzt nicht 4 Wiilste in einer Querreihe, sondern 2+2 hinter einander. Allerdings findet sich aussen neben den hinteren Wiilsten noch ein kleiner N eben­'wuIst, sod ass also im Ganzen 2+4 Wiilste vorkommen. Die Kopfka­psel ist fast tiberall mit einer dichten Warzchenstrnktur besetzt und der Scheitel springt jederseits in eine warzige Spitze heraus, in der zug .. leich die supraantennalen Leisten enden.

Dass mir trotz des weit abliegenden Fundortes wirklich dieselbe Art vorliegt wie Silvestri, ergiebt sich aus der volligen Obereinstimmung der Gonopoden, wenigstens was die Telopodite betrifft. Die Coxite hat Silvestri aIlerdings nur schematisch angedeutet. Dieselben besitzen in Wirklichkeit eine tiefe, reichlich mit Warzchen bekleidete und i~nen von breitem Lappen uberragt.e Grube, in welche die Telopodite zum Schutze zuruckgebogen werden konnen.

Auch das Auftreten der Drusen am 5. und 7.-18. Ringe (19.) kann ich bestatigen. Hinsichtlich der Struktur der Diplosomite bedarf Silvestri's Beschreibung sehr der Erganzung. Wenn er namlich schreibt : Segmentorum dorsum tuberculis subrotundatis parum e1evatis ins­tructum ", so ist das zwar richtig, aber es feh1en aIle Angaben tiber Zahl und Verteilung dieser Hocker.

Bis zum 18. Rumpfring sind die Wehrdrusen und mit ihnen die Drlisenfortsatze, wie sie in Abb. 21 und 22 df angegeben wurden, gut entwickelt. 1m 19. R. scheinen noch schwache Drusen vorzukommen, aber Drlisen£ortsatze fehlen. Das Telson liegt nicht nur vollkom1nen frei, sondern erscheint a uch von 0 ben gesehen ebenso lang wie das 19. Die meisten Metatergite mit vier queren Hockerreihen, in j eder Reihe meist 10 Hocker (Tl. viii, Abb. 21.) Die Seitenrander der Seitenfliigel vor den zapfenartigen Driisenfortsatzen 1-2 mal leicht e.ingekerbt, (Tl. viii, Abb. 22) hinter ihnen an den meisten Diplosomiten noch ein besonderes Lappchen. Starkere Hocker kommen nicht vor, auch nicht am 19. und 20. R. Die OberfHiche der l\letatergite mit einem unregelmassigen Belag feiner Fremdkorperchen (In Tl. viii, Abb. 20 sind sie nUI oben rechts

1 Zool. An-zeiger., Bd. XXXV, N. 12-13, S. 360 (1910).

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1936.] K. W. VERHOEFF: Indi8tJhe Ohilognathen. 117

eingezeichnet). Collum am Vorderrand 12 mal schwach gelappt, (Tl. viii, Abb. 20) sonst mit 5 etwas unregelmassigen Hockerreihen.

Die Seitenfliigel des 2. Ringes sind vorn stark erweitert und fast doppelt so lang wie die des 3., die meisten Seitenfliigel entschieden Hinger als breit (Tl. viii, Abb. 22) abso verhaltlich kurz.

Borsten und Haare treten am Riicken nirgends auf. Die Hocker zeigen im durchfallenden Lichte (Tl. viii, Abb .. 20) einen hellen Kern und einen etwas dunkleren, dicken Ring. Die Fremdkorper scheinen durch ein Gerinnsel verklebt zu werden.

Was die vergleichend morphologische N atur der schon oben bes­prochenen Gonopoden betrifft, so ist das Merkwiirdigste darin zu sehen, dass ihnen ein eigentlickes Soliinomerit ganz Jehlt. Sie bestehen vielmehr aus beborstetem Praefemur, einem in grosse Platte vorragenden Femur, wahrend ich den Abschnitt bis zur Miindung des Spermaganges als Postfemur und den dahinter als Tibiotarsus betrachte, der in drei Zahne vorragt.

Karper graugelblich, beim d' 4-1-6 mm. lang. Vorkomrnen: Herr So Jones (Madras) erbeutete diese Form auch

bei Kovalam (Travancore) im 8iidwesten Dekans, doch weiss ich niGhts liber das nahere V orkommen.

Da die Tiere Silvestri's aus einem Ameisennest Javas stammen, ist es erstaunlich, dass bei der fiir Diplopoden doch schon recht grossen Entferunng beider Vorkommnisse dennoch eine vollige Uebereinstimmung zu verzeichnen ist. Nach. Attems kommt eine Unterart von Proso­podesmus jakobsoni auf Sanzibar vor.

Untergattungen von Urodesm·us.

Die von C. V Porat aus Kamerun beschriebene Gattung U1'odes1nus ist ausgezeichnet durch das Vorkommen von je zwei grossen Hockern auf den Metatergiten der Rumpfringe, durch das vom 19. Metatergit bedeckte Telson und das Vorkommen von Driisenzapfen am 5. 7. 9. 10. 12. 13. 15. und 16. Diplosomit. Nach Attems Schliissel in Kiikenthal Handbook der Zoologie 4 Bd., S. 127 unterscheidet sich Urodesmus von der sonst ahnlichen Gattung Stylodesmus Cook's dadurch, dass letztere auch noch 8.m 17.-19. Diplosomit Wehrdriisen besitzt. Dieser Un­terschied ist jedoch hinfallig, nachdem F. Silvestril ) in einem hiibschen Anfsatze liber aethiopische Stylodesmiden erwiesen hat, dass diese Drusen des 17.-19. D~plosomit in Wahrheit beiden Gattungen zukommen, doch sind die Miindungen derselben an diesen Ringen nicht in Driisenzapfen gelegen, sondern in der FHiche der Seitenfiugel, die Drusen selbst ans­cheinend auch schwacher entwickelt.

Ais wirklichen Unterschied von Stylodesmus gegeniiber Urodesmus giebt Silvestri an, dass bei ersterer Gattung die Seitenfliigel am Rande tief eingeschnitten und am 19. Diplosomit die Seitenfiugel von oben her sichtbar sind. Der hinsichtlich der Gonopoden angegebene Unter­schied bedarf noch der Nachprtifung, zumal S~lvestri's Abbildungen derselben zu klein und daher zu unklar sind.

1 lJolletino d. Labor. di ZOO[Og1°U gener. e agraria di PorUci, VoI. XX, S. 282·323 (1927).

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118 Records of tke Indian Museum. [VOL. XXXVIII,

Bisher ist die Gattung Urodesmus (in 2-3 Arten) nur aus del!!- west­lichen Africa bekannt geworden und deshalb war es fUr mich eine Uberra­schung eine hierhin gehorigc Form aus Ceylon zu erhalten. Die genauere Untersuchung hat jedoch gezeigt, dass es sich urn eine zwar mit Urodesmus nahe verwandte, aber doch abweichende Gattung handelt. Da mir leider nur das ~ derselben bekannt ist, fiihre ich sie vorHiufig als Unter:­gattung von Urodesmus auf. Die Unterschiede sind foIgende :-

a. Die beiden paramedianen Rippen der Rumpfringe stehen fast senkrecht, der Riiokon., ist sehr hoch,daher fallen die Seiten desselbenaehr steil ab und an ihnen steht am 2.-18. Diplosomit jederseits eine Langsreihe von drei kIemen, run den Hockern (TI. viii, Mh. 23). Die nach hinten iibergeneigten Fortsatze am 18. Rumpfring bIeiben mit ihren Ende weit zuruck hinter dem Ende der Fortsatze des 19. R. zugleich stehen diese hinter ihnen. Die Seitenfliigel des 19. R. von oben her vollst­andig sichtbar.

b. Die beiden paramedianen Rippen (Fortsatze) der Rumpfringe sind schrag nach aussen herii­bergeneigt, der Riicken ist weniger hoch, in den Seiten stehen keine Hockerreihen. Die nach hinten iibergeneigten Fortsatze des 18. Ringes sind nur wenig kiirzer als die des 19. oder iiberragen diesel ben noch und zugleich umfa8sen sie diesel ben stehen also (!,ussen von ihnen. Die SeitenfliigeI des 19. R. werden von 0 ben her verdeckt durch die beiden Rippen­fortsatze des 18.

Untergatt. Attemsocyphusl subgen. nov. (fiir ser­ratus, sp. nov.).

Untergatt. UrOde8m'llS s. str. (fiir erinaceus Pore 'und simplex Rilv.).

Urodesmus (Attemsocyphus) serratus, sp. nov.

~ 8t mm. 19. der Riicken braunschwarz und stark mit Humus-Staub incrustirt, aus welchem nur die Driisenzapfen frei herausragen. Die grossen hellen Medianflecke, welche in Abb. 23 zu sehcn sind, bemerkt man nur an isolirten Diplosomiten im durchfallenden Lichte. Die beiden Langsrippen in Tafel viii, Abb. 23 sind schematisirt, um ihre Dreiteiligkeit deutlicher hervortreten zu lassen. Das was ich oben liber die Drlisenporen und Driisenzapfen von Urodesmus gesagt habe, gilt durchaus auch fUr diesen se'rratus.

Der Name entspricht dem Umstande, dass die Rippen der Metatergite durch zwei Einschnitte in drei Teile abgesetzt sind und so dem Riicken entlang zwei Sagen bilden (Tl. viii, Abb. 23).

Wahrend die meisten Rippen in Profil stumpf dreizahnig erscheinen, yon oben gesehen dreihockerig, sind die des 2.-4. Ringes nur in zwei Teile abgesetzt. Collum mit zwei grossen, schrag nach vorn gestellten Fortsatzen, an ,,'elchen man einen breiteren inneren und 'einen schma­leren ausseren Hocker unterscheiden kann. Auch die Rippen des .2.-5. Ringes sind nach vorn geneigt, die des 6.-15. gerade nach oben, wahrend die des 16. etwas und des 17. und 18. stark schrag nach hinten gebogen sind und zugleich im Profil mit dreieckigen Spitz en ~-eit nach hinten

:j, Benannt nach meinem vcrehrten Kol1eaen Dr. C. Attems in Wien.

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vortreten. Die Fortsij-tze des 19. R,inges sind horizontal nach hint en gerichtet und parallel, das Telson ist von oben nicht sichtbar.

Vorderrand des Collum in der bekannten Weise gelappt. Rand der Seitenfliigel d.es 2. Ringes dreilappig, auch sind diese Seitenfliigel I! mal langer als die 3.

Vom 3. Ringe an die Rander der Seitenflugel roehr oder minder zwei lappig, ~bgesehen von den Driisenzapfen, doch ist zu beriicksichtigen, dass die Zweilappigkeit offenbar starker ausgepragt ist als es in Tafel viii, Abb. 23 erscheint, weil die Bucht zwischen den beiden Lappen mehr oder minder durch FJ:.&J.ncikorper verklebt wird, was ich durch Punktbogen angedeutet habe.

An den seitlichen Abdachungen des Riickens kommen ausser den drei rundlichen Hockerchen jedes Metatergites noch einige andere, schwachere Hockerchen vor, namentlich 2 hinter dem Vorderrand aussen von den Rockerchen-Langsreihen.

Bei der gewohnlichen Haltung dieser Tiere also bei dicht an einander liegenden Diplosomiten ist der gan~e Riicken dunkel inkrustirt. Schiebt man aber die Ringe etwas auseinander, dann zeigen sich die gelblich 'weissen Pleuralzylinder, v{elche v611ig frei von Inkrustation bleiben miissen, damit die Bewegungen der Ringe gegen einander nicht behindert werden. Die Pleuralzylinder besitzen eine sehr dichte und feine Warz­chenstruktlft, welche sich auch noch auf einem schmalen Ring hinter der Naht ~igt. An der UnterfHLche reicht die Inkrustation kaum tiber die Seltenflugel hinaus, sonst zeigt sich fast iiberall dichteste Wa,rzchenstruktur.

Die Hinterrander der Diplosomite werden iiberragt von einer dichten Reihe zarter, hinten abgestutzter Blattchen. Dadurch dass deren Rander seitlich etw3,s fiber einander greifen, wird der Schein erweckt, als wenn zwischen den BUittchen Borsten standen.

Prafemur und Femur der Laufbeine ungefahr gleich lang. Durch die in der sagittalen Richtung sich haltenden Rippen und

Rippenfortsatze des Riickens unterscheidet sich Attemsocy'phus so,vohl von Stylodesm'lts als a uch von U rodesmus.

V orkommen: Das einzige mIT vorliegende ~ dieser Form verdanke ich Herrn S. Jones (Madras) welcher es in 3,000 Fuss Rohe bei Demodera auf Ceylon erbeutete.

Anmerkung 1 : Wenu man in Silvestri's Stylodesmiden-Aufsatz a. a. O. 1927, die Abbildungen der hintersten Segmente vergleicht, so bedarf es erst einer genauen Untersuchung, urn festzustellen, welche Zahlen den dargestellten Diplosomiten zukommen und auf welche die verschie­denen Fortsa tze zu beziehen sind, da Silvestri selbst keine Zahlen beige­setzt hat. Von StyJodesmus erkUirt er auf S. 284: "Genus hoc ad Urode­smus Porat perproximum est, sed carinis profunde lobatis, processibus dorsalibus segmenti penultimi brevioribus. . distinctum est. " Was den Unterschied hinsichtlich der Lange der Fortsatze des 19. Diploso­mites betrifft, so ist er unhaltbar, wie ein Vergleich von Silvestri's eigenen Figuren beweist, man betrachte Fig. 1, N. 8 und Fig. IV, N. 2. Aber es giebt einen andern, viel brauchbareren und ohen schon von mir erwahn­ten Unterschied, indem die Seitenfliigel des 19. Ringes bei Stylodes'lnus (iibereinst:immend mit Attemsocyphus) von oben her vQllkommen sichtbar

D

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sind, bei U rodesmus dagegen vollig unsichtbar, indem sie durch die hier auch viel grosseren und viel weiter nach aussen greifenden Fortsatze des 18. Ringes ga·nz verdeckt werden.

Anmerkung 2: In seinen Polydesmoidea aus ~i.ld-Indienl hat 1. Carl auch einige neue Stylodesmiden Gattungen beschrieben. Daher mochte ich bemerken, dass keine derselben in einem naheren Verhaltnis zu U rodesmus und Attemsocyphus steht.

Styloceylonius, gen. nov.

Wehrdriisen treten auf am 5.7.9. 10.12.13.15.-18. Diplosomit. Die Metatergite besitzen vier Langsreihen von Hockern, das Telson

wird yom 19. Ring fast vollstandig von oben her bedeckt (Tl. viii, Abb. 25 und 27). Der Riicken zeigt keinfln Haarfilz.· Nachst verwandt mit Lophoscytus Attems (Ueber Lophoscytus lobulatus Att. vergl. man seine javanischen Myriapoden2). 'Vahrend bei Styloceylonius die Metatergite nur 4 H6ckerreihen besitzen, sind sie bei Lophoscytus so dicht angeordnet, dass 5-6 Reihen jederseits neben einander stehen. Wahrend das 18. und 19. Diplosomit hier (Tl. viii, Abb. 27) nur je zwei Hocker hinten tragen, sind beide bei LophoscytU8 ganz dicht mit Hockern besetzt. Wahrend hier von unten gesehen (TI. viii, Abb. 28) der 19. R. tiber den 20. nicht vorragt, springt er bei Lophoscytus weit vor und w:ahrend hier von oben ges~hen die Seitenfiiigel des I9.R. nach den Seiten weit aus ... greifen (Tl. vui, Abb. 27) sind sie dort nur wenig vorgestreckt. 1m uebrigen weichen die Gonopoden von Lophoscytus durch ein flagellum­artiges Solanomerit ab, sind aber sonst in ihrem. Bau nicht geniigend a ufgeklart. .

Styloceylonius lobatus, sp. nov.

~ 61 mm. 19. mit 20 R. Korper lehmgelb, der Riicken hoch gewolbt (Tl. viii, Abb. 24) Seiten­

Hugel des 2. R. doppelt so lang wie die des 3. und etwas weiter als dieser und das Collum nach unten reichend.

Der yom Collum vollig bedeckte Kop£ dicht mit Warzchen besetzt. Unterhalb und aussen von den Antennengruben springt nach aussen ein dreieckigeer Hocker vor, dessen eckiges Ende nach aussen ungefahr so weit reicht wie das Ende des 2. Antennengliedes. Die Hinterstirn (Frons posterior) oberhalb der Antennengruben bildet ein queres Kissen, welches aussen mit bogiger I{ante schroff abfalit, an den Kanten mit einigen feinen Zahnchen. Backen, des 3 vorn mit 2 kleinen Spitzen, 6. Antennenglied i so lang wie das bedeutend breitere 5., beide aussen am Ende mit dichter Gruppe von Sinneszapfchen.

ZentralHippchen quer, nierenf6rmig, vorn eingebuchtet. Aussen­taster mit 5, Mitteltaster mit 7 Sinnesstiften.

Collum vorn mit 10 Lappen, die aber am Vorderrand kaum gegen einander abgesetzt sind. Seiten bogig eingebuchtet, die Wolbung mit 4+4 rundlichen getrennten Buckeln in z,vei Querreihen, ausserhalb derselben noch ein einzelner Seitenbuckel.

1 Revue Suisse de Zool. (1932). 2.Mitt. Naturh. Museums HambUrg, Rd. XXIV, (1907).

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Metatergite de:r meisten Ringe mit vier in 2-3 HOcker bald mehr bald weniger abgesetzte Langsbuckel (Tl. viii, Abb. 24 und 25).

Der Seitenrand der Seitenfliigel an den meisten Ringen vierlappig (Tl. viii, Abb. 24 und 25) wobei an den driisenfiihrenden Ringen der 3. Lappen die Driisenmiindung enthalt und somit einen Driisenzapfen vorstellt, indem er etwas iiber die andern Lappen hinausragt. So verhalt es sich bis zum 15. Ring. Am 16. und 17. finden wir wieder den vierlappigen Seitenrand, doch tritt der 3. der Driisenlappen nicht mehr iiber die andern hinaus, aber der hinterste der 4. Lappen ist noch deutlich. ,Auch am 18. Ring (Tl. viii, Abb. 27) sind noch Drusen vorhanden, aber die Seitenrander sind nur noch 3 lappig, indem der hinterste (4) erloschen ist. Am 19. R. fehlen die Driisen ganz. Den eigentlichen Driisenporus sah ich nirgends ganz deutlich, aber seine Lage am Ende der Drusenlappen folgt aus dem dahin streichenden Driisenkanal (Tl. viii, Abb. 25). .

Am 18. Ring tritt hint en nur noch ein breiter Doppelhocker auf, welcher nach hinten uber den Hinterrand vorragt. Am 19. Ring (Tl. viii, Abb. 27) springt nach hinten ein grosser, am Ende tieL eingesattelter Fortsatz heraus. Das Telson ist von oben her nur wenig sichtbar (Tl. viii, Abb. 27). Das Praanalsegment (Tl. viii, Abb. 28) bildet hinten ebenfalls einen breiten, am Ende etwas eingebuchteten Fortsatz und springt jederseits mit zwei (3) Lappen vor. Unter dem Endfortsatz sitzt ein mit 4 Borsten besetzter W ulst versteckt. Das Analsegment ist ringsum sehr scharf, ringartig gegen das Praanalsegment abgegrenzt und besitzt nur auf der Subanalplatte 2 Borsten.

Die Beborstung auch der vorderen Beinpaare des is' ist einfach, es zeigen sich keinerlei auffaUende Besonderheiten.

1m Vergleich mit Attemsocyphus besitzt der Riicken dieser Form nicht nur bedeutend weniger Gerinnsel und keine Incrust.acionen1 sondern es- sind auch die Pleuralcylinder verhaltlich grosser und daher stehen die Seitenfliigel viel weiter von einander abo Ausserdem fehlen aber (man vergleiche Ta.fel viii, Abb. 23 und 25) die tiefen Buchten, welchc bei Attemsocyphus hinten an der Basis der Seitenfliigel auftreten und denen Vorbiegungen am Vorderrand entsprechen. Beide Auszeichnun ... gen zusammen sind der Ausdruck von V orbiegungen der Basen der Seiten­flugel, durch welche eine verstarkte Ineinanderschiebung der Diplosomite bewirkt wird, urn. einen noch geschlosseneren und mehr einheitlichen Riicken zu erzeugen.

Ueber die Gonopoden der Stylodesmiden sind wir bisher erst recht mangelhaft unterrichtet, namentlich fehlt noch vollstandig eine ver .. gleichende Morphologie derselben. In der schon genannten Arbeit von Silvestri sind sie viel zu sehr verkleinert worden. Vie I besser sind die Abbildungen Carl's 1932, aus denen man, namentlich bei Pro .. pyrgodesmus und Scolodesmus erkennt, dass sie im wesentlichen wie bei der vorliegenden Gattung gebaut sind.

Die Gonopoden von Styloceylonius lobatus sind durch ihren extre1n gedrungenen Bau ausgezeichnet (Tl. viii, Abb. 26). Die Coxite (00) sind schiisselartig gestaltet und konnen die Telop09.ite fast wie eine

1 Verboefi, K .. W.-Die Diplopoden i11 Bronn's Kla..r.:sen 'und Ordnungen des Tie1'reicll,8 t

2 Buch. 13 Liej. 44 Kapitel (Leipzig, 1932).

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Glocke schutzend umfassen. Es ist mir keine andere Polydesmoideen­Form bekannt, bei welcher die Telopodite so wie hier mitten in die Coxite einges~nkt sind.

Der Prafemurabschnitt, auch hier der einzige welcher Tastborsten tragt, erscheint von innen als ein zweizipfliger Hocker. An ihm erkennt man besonders aufiallend die ausserordentliche Verklirzung der- Telo­podite, wie auch aus einem Vergleich mit den in Abb. 12, 14, 16 und 18 dargestellten Gonopoden der Prionopeltiden in sehr deutlicher Weise erkannt wird. Das Prafemur erscheint iiberhaupt nur noch als ein einseitig angelegter Abschnitt. An dem iibrigen Telopodit kann man hauptsachlich Solanomerit unn Tibiotarsus unterscheiden. Das Solano­merit reckt sich als ein hornartiger, am Ende etwas verbreiterter und uD1:gebogener Fortsatz empor (Sl) aber seine verbreiterte und lappenartig vorgezogene Basis entspricht dem Femurabschnitt. Der Tibiotarsus, teilwei~e sehr fein gestreift, bildet eine breite Lamelle (Tt) welche gegen das SoHi.nomerit stark umgebogen ist.

Vorkommen: Von dieser Form hat mir nur ein 3 vorgelegen, welches eberualls von Herrn S. Jones auf Ceylon in 3,000 Fuss Hohe bei Demodera erbeutet wurde.

DIE STYLOD.ESMIDEN ALS EIN SCHUTZTYPUS TROPISCHER URWALDER.

Die Stylodesmiden sind rings um unsere Erde verbreitet, leben aber nur in tropisehen und sUbtropischen Landern. Schon in meinem Diplo­poden Werk!) habe ich auf S. 2036 erkHirt, dass bei den Polydesmoidea tiber "deren primar tropischen Character kein Zweifel moglieh ist, angesichts der Tatsache, dass die meisten Familien tropisch sind" leh habe ausserdem die Ansicht vertreten, dass der Ursprung der ganzen Ordnung der Polydesmoidea als einer durchgehends augenlosen im Dunkel der dichten tropischen Urwalder zu suchen ist.

Gegenuber den meisten andern Familien der Polydesmoidea zeigen die Stylodesmiden einen entschiedenen Sehutztypus, clessen oekologische Bedeutung darin liegt, dass er diesen Diplopoden eine erhohte Sieher­heit gegen die Angriffe anderer rauberischer Bodenkerfe,. vor' allem der Ameisen und Termiten bietet.

Der Schutztypus kommt aber zum Ausdruck : 1. in den dicht an den Boden sieh anschmiegenden SeitenHiigeln des

Rumpfes (Tafel viii, Abb. 24). 2. in der Verkiirzung der Beine, welche nach aussen liber die Seiten ..

rander nicht vorragen, sondern ganz unter dem Rumpfe versteckt liegen. 3. in der Verbergung des Kopfes unter ein vergrossertes Collum. 4. ist bei einem Teil der Cryptodesmiden auch das Telson auf die

Bauchflache geschoben worden, wobei am Hinterende Fortsatze heraus­ragen.

5. ist der ganze Riieken, soweit er bei gewohnlicher Haltung vQn oben her sichtbar ist, mit einem bald sehwacheren, bald starkeren Gerin­nsel bedeckt) ,velches in schwacherer oder starkerer Weise mit Parti­kelchen von Humus verklebt, \vodul'ch diese Tiere iller Umgebung sich anpassen und selbst Brocken von Humus vortauschen.

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6. sind auch die Gonopoden durch die Tendenz, den Korper moglichst an den Boden anzuschmiegen, stark beeinflusst und verkurzt worden, was bei Styloceylonius in besonders aufialliger Weise zum Ausdruck kommt, indem die kurzen Telopodite durch die breiten Coxite geschiitzt werden.

7. Dass durch Verkiirzung der Pleuralzylinder und Kriimmung der Seitenfiiigel auch noch eine gross ere Vereinheitlichung und damit Verstei .. fung des ganzen Korpers bewirkt werden kann, ist oben hinsichtlich Attemsocypkus besprochen worden.