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Jacobi: Ueber galvan. Messing-Reduction. 249 Bemerkenswerth ist es, dass aus jeder Goldauflosung , sie mag aus Goldoxyd, kaustischem Kali und Cyankalium, oder auch statt des Goldoxyds aus Goldchlorid bereitet sein , wenn sie nur bei der Vergoldung befriedigende Resul tate liefert, Au Cy bei der Sattigung der Fliissigkeit mit SalzsSure gefallt wird. Da nun das Doppelsalz KCy + Au Cy allein bei der Einwirkung des gal- vanischen Stromes sehr gut vergoldet, so ist es sehr wahr- scheinlich, dass die Verbindung Au Cy bei der Vergoldung eine sehr wichtige Rolle spielt. Das Goldcyaniir erleidet durch Salpetersaure , Salzsaure und Konigswasser sogar beim Kochen keine Veriinderung ; aber kau- stische und kohlensaure Alkalien eben so wie concentrirte Schwe- falsaure (besonders bei Erwarmung) verindern seine gelbe Farbe in's Griine. Die griine Verbindung erhalt durch Salzssure ihre gelbe Farbe wieder. Das Doppelsalz KCy + hu Gy lost sich in warmem Wasser unvergleichlich besser als in kaltem auf. XXXIV. Ueber galvanische Messing-Reduction. Van m. H. Sacoba'. (Bdletin de St. Pdtersbourg.) Vor einiger Zeit hat Hr. Ruolz der Pariser Acadernie ein Verfahren mitgetheilt , um galvanische Ueberziige von Bronze auf andern Metallen hervorzubringen. Es besteht darin , dass e r Cyankupfer und Zinnoxyd in gewissen VerhaItnissen in Cyanka- lium auflost und auf diese Auflosung eine Batterie mit constan- tern Strome wirken lbst. Da dieses Verfahren manches Unprak- tische hat , besonders weil die Fliissigkeit, wenn sie erschiipft ist , imrner beinahe ganzlich erneuert werden muss , so bediene ich mich schon seit langerer Zeit des folgenden Verfahr'ens, urn statt der Legirung von Kupfer und Zinn eine Legirang von Kupfer urrd Zink oder gewohnliches Messing auf galvanischem Wege darzustellen. Ich nehme zu diesem Ende eke ziemlich concen- trirte Auflosung von Cyankalium, eine Anode von Kupfer und

Ueber galvanische Messing-Reduction

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J a c o b i : U e b e r g a l v a n . M e s s i n g - R e d u c t i o n . 249

Bemerkenswerth ist es , dass aus jeder Goldauflosung , sie mag aus Goldoxyd, kaustischem Kali und Cyankalium, oder auch statt des Goldoxyds aus Goldchlorid bereitet sein , wenn sie nur bei der Vergoldung befriedigende Resul tate liefert, Au C y bei der Sattigung der Fliissigkeit mit SalzsSure gefallt wird. Da nun das Doppelsalz KCy + Au Cy allein bei der Einwirkung des gal- vanischen Stromes sehr gut vergoldet, so ist es sehr wahr- scheinlich, dass die Verbindung Au Cy bei der Vergoldung eine sehr wichtige Rolle spielt.

Das Goldcyaniir erleidet durch Salpetersaure , Salzsaure und Konigswasser sogar beim Kochen keine Veriinderung ; aber kau- stische und kohlensaure Alkalien eben so wie concentrirte Schwe- falsaure (besonders bei Erwarmung) verindern seine gelbe Farbe in's Griine. Die griine Verbindung erhalt durch Salzssure ihre gelbe Farbe wieder.

Das Doppelsalz K C y + hu Gy lost sich in warmem Wasser unvergleichlich besser als in kaltem auf.

XXXIV. Ueber galvanische Messing-Reduction.

Van m. H. Sacoba'.

(Bdletin de St. Pdtersbourg.)

Vor einiger Zeit hat Hr. R u o l z der Pariser Acadernie ein Verfahren mitgetheilt , um galvanische Ueberziige von Bronze auf andern Metallen hervorzubringen. Es besteht darin , dass e r Cyankupfer und Zinnoxyd in gewissen VerhaItnissen in Cyanka- lium auflost und auf diese Auflosung eine Batterie mit constan- tern Strome wirken lbs t . Da dieses Verfahren manches Unprak- tische hat , besonders weil die Fliissigkeit, wenn sie erschiipft ist , imrner beinahe ganzlich erneuert werden muss , so bediene ich mich schon seit langerer Zeit des folgenden Verfahr'ens, urn statt der Legirung von Kupfer und Zinn eine Legirang von Kupfer urrd Zink oder gewohnliches Messing auf galvanischem Wege darzustellen. Ich nehme zu diesem Ende eke ziemlich concen- trirte Auflosung von Cyankalium, eine Anode von Kupfer und

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eine Kathode von irgend einem andern Metal1 und lasse den Strom einer mindestens aus zwei EIementen bestehenden D a n i e 1 l’schen Batterie darauf wirken. Indem die Flussigkeit hierdurch zersetzt. wird, verwandelt sich das Kupfer allmahlig in Cyankupfer und lost sich in Cyankalium auf. Der Aufliisung wird dadurch ein Kupfergehalt ertheilt, und sobald dieser reichhaltig genug ist, beginnt das Kupfer sich aaf der Oberfliiche der Kathode metallisch zu reduciren. Sobald man die erste Spur einer solchen Reduction wahrnimmt, wird der Process unterhrochen und ststt der Kup- ferplatte eine Zinkplatte als Anode in die Fliissigkeit gehangt. Auch jetzt wird noch Kupfer reducirt werden, das aber allmahlig vom Rothlich-braunen in Messinggelb iibergeht: Hat man die ge- wiinschte Messingfarbe erhalten, so kann man die Anode von Zink entfernen und eine Anode von gewohnlichem Messing nehmen. Die Kathode, die nur zur vorlaufigen Probe gedient hat, wird ebenfalls beseitigt und durch den Cegenstand ersetzt, den man mit einem Messingiiberzuge zu versehen beabsichtigt. Die auf diese Weise auf rein galvanischem W e g e bereitete Mes- singlauge, wie ich sie nennen will, kann auf unbestimmte Zeit dienen, und es ist nur nothig , hin und wieder etwas Cyankalium hinzuzusetzen. Es ist gleichgiiltig , ob man zuerst die Kupfer- anode und dann die Zinkanode nimmt, oder ob man umgekehrt verfahrt. Ich habe mich auch ofters sogleich einer Messinganode hedient, aber nur selten die gewunschte Farbe sogleich erhalten; es reducirte sich immer entweder Kupfer oder Zink im Ueber- schusse. 1st der Gegenstand glanzend und polirt, so wird auch der erste Ueberzug so erscheinen; nur wenn derselbe dicker wird, e r h d t er das Matt, welches den meisten galvanischen Ueberzugen eigenthumlich ist. Die Bereitung der obigen Lauge geht um so schneller vor sich, je concentrirter die Cyankalium- auflosung ist. Bei verdunnterer Auflosung bedarf man auch, so- wohl beim Beginne des Processes, als auch bei den spateren Re- ductionen einer stiirkern Batterie, his zu 4 oder noch mehr Plat- tenpaaren. Man kann die Farhe des \Mesings beliebig modifici- ren und einen sehr schonen tombackahnlichen Ueberzug erhal- ten, wenn man mit der Messinganode zugleicfr eine Kupferauode von grosserer oder geringerer Oberflache anwendet. Das so eben besehriebene Verfahren , das , so vie1 ich weiss , noch nicht bekannt ist , kann mit Nutzen angewandt werden . um das galva-

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nisch reducirte Kupfer noch mit einem Messingiiberzuge zu ver- sehen. Es wird dadurch erleichtert , den galvanoplastischen Ge- genstanden eine der antiken Patina ahnliche Bronzirung zu erthei- l en , welche , wie man weiss, das reine Kupfer sonst nur schwer annimmt. Besonders aber vortheilhaft wird dieses Verfahren werden , wenn es sich darum handelt, eiserne Gegenstande des Luxus oder der Bediirfnisse mit Nessing zu uberziehen, was sonst gewohnlich durch eine Art Plattirung mit diinnem Nessing ge- schieht, die bei etwas complicirten Formen sehr muhsam und kostspielig ist.

Es ist bekannt, dass aus elektrolytischen Flussigkeiten, die mehrere Sauerstoffsalze mit mktallischen Basen, z. B. schwefelsau- res Kupfer und schwefelsaures Zink oder salpetersaures Silber und salpetersaures Kupfer, zugleich aufgelost enthalten , die ne- gativern Metalle sich viel leichter und in viel grosserer Quanti- t i t reduciren als die positivern. Aus Kupfervitriollosungen , die stark mit Zink oder Eisen verunreinigt sind, wird das Kupfer bei Anwendung einer schwachen Batterie beinahe his auf das letzte Atom ausgezogen werden konnen, ohne frernde Beirnischungen zu verrathen. Es scheint mir unzweifelhaft, dass bei den ge- mischten Cyaiiiiren verschiedener Metalle ein entgegengesetztes Verhalten stattfindet, so dass z. B. das Zink, obgleich es das positivere Metal1 ist, sich ungleich leichter reducirt als das Kupfer. Um dem reducirten Messing eine rothlichere Farbe zu ertheilen , muss daher irnmer ein grosserer Ueberschuss an Kupfer vorhanden sein iind eine langere Einwirkung stattfinden als im umgekehrten Falle. Da genaue Untersuchungen iiber die ver- schiedenen Umstande, die hierbei stattfinden, noch nicht ge- macht worden sind, so mag diese vorlaufige Bemerkung genii- gen, die fur die praktische Ausiibung des beschriebenen Verfah- rens niitslich sein diirfte.

Herr B e c q u e r e 1 hat Herrn R u o 1 z gegenuber seine Priori- tiit in Bezug auf galvanische Reduction der Legirungen in be- stimmten Mischungsverhdtnissen geltend gemadht und fiihrt zu diesem Ende einen Versuch- an, der eigentlich nichts beweist. Mir scheint es , als durfe man eine Entdeckung nicht anticipiren, die fur die Theorie und Praxis auf diesem Gebiete sehr wichtig, aber erst noch zu machen ware. Verniinftiger Weise namlich kann man die nach diesem oder jenem Verfahren reducirten Me-

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tall-Legirungen nur als einigermaassen homogene Gemenge an- Spreclien, wie es iibrigens in den meisten Fallen auch die durch Schmelzung erhalteiien Legirungen sind. Bei diesen aber hat man ein bestimmtes Verhaltnis’s der Bestandtheile viel mehr in seiner Gewalt als bei den galvanischen Legirungen, bei denen man von Gesetzen ihrer Bildung dnrchaus iioch nichts kennt.

Bei der Reduction des Goldes und Silbers bediene ich mich schon seit liingerer Zeit eines iihnlichen Verfahrens, d. 11. ich be- reite mir keine chemische Gold- oder Silberaufliisuiig , sondern erhalte dieselbe bei Anwendung des Cyankaliums auf galvani- schem W e g e , indern ich mich der Anoden von diesen Metallen bediene. Auch iihnliche Gold - und Kupferlegirungen, wie die oben beschriebene Messinglegirung , kann inan durch Anwendung yon Kupferanoden in Cyan-Goldauflosungen , oder umgekehrt V O h Goldanoden in Cyan-Kupferauflosungen erhalten. Bei gleich- zeitiger Anwendung von Cyangold - und Cyansilberaufliisungen findet aber, wie die Erfahrnng schon vielfach gemacht worden ist , der sehr merkwiirdige Mmstand statt, dass selbst hei einem 3usserst geringen Antheil Silber und einem grossen Ueberschuss Gold das Silber, obgleich es das positivere Metal1 ist, sich viel leichter reducirt und, bis es ganz erschopft ist, dem Golde eine m e r k h h blassgelhe , mitunter in’s Griinliche spielende Fiirbung ertheilt. Aehnlich scheint sich also, wie oben’ ermiihnt , arich . ’

das Zink zu verhalten.

Die hierhei der Academie vorgezeigten Gegenstande sind theils von Zinn gegossen, theils von Eisen angefertigt und mit starken il~essiiiguberztigen versehen, bei denen die verschiede- nen Farbenabstufungen, welche man ihnen gleich bei der Re- duction gegeben ha t , auf ein verschiedenes Verhaltniss der die Legirungen constituirenden Metalle schliessen lassen.