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Über Kultur und Gewinnung des Mate Author(s): Carlos Jürgens Source: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 2, No. 11 (Dec. 29, 1897), pp. 1-9 Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem Stable URL: http://www.jstor.org/stable/3994104 . Accessed: 14/06/2014 15:15 Your use of the JSTOR archive indicates your acceptance of the Terms & Conditions of Use, available at . http://www.jstor.org/page/info/about/policies/terms.jsp . JSTOR is a not-for-profit service that helps scholars, researchers, and students discover, use, and build upon a wide range of content in a trusted digital archive. We use information technology and tools to increase productivity and facilitate new forms of scholarship. For more information about JSTOR, please contact [email protected]. . Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-Dahlem is collaborating with JSTOR to digitize, preserve and extend access to Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin. http://www.jstor.org This content downloaded from 195.34.79.101 on Sat, 14 Jun 2014 15:15:49 PM All use subject to JSTOR Terms and Conditions

Über Kultur und Gewinnung des Mate

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Über Kultur und Gewinnung des MateAuthor(s): Carlos JürgensSource: Notizblatt des Königl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin, Bd. 2, No. 11 (Dec.29, 1897), pp. 1-9Published by: Botanischer Garten und Botanisches Museum, Berlin-DahlemStable URL: http://www.jstor.org/stable/3994104 .

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Notizblatt des

Konigl. botanischen Gartens und Museums zu Berlin.

No. 11. (Bd. IL.) Ausgegeben am 29. Dezbr. 1897.

Abdruck einzelner Artikel des Notizblattes an anderer Stelle ist nur mit Er-

laubnis des Direktors des botanischen Gartens gestattet. Auszuge sind bei voll-

stindiger Quellenangabe gestattet.

1. Uber Kultur und Gewinnung des Mate. Von

Carlos Jurgens.

(Santa Cruz in Rio Grande do Sul, Sudbrasilien.)

Bereits so lange wie ich im Destricto de Couto-Municipio de Rio Pardo, Estado Rio Grande do Sul, ansaissig bin und ein StUickehen Land mein eigen nenne, hatte ich mir die Aufgabe gestellt, den hiesigen Erva Mate-Baum aus Samen zu ziehen.

Ich machte bereits vor elf Jabren den ersten Versuch, indem iih den vollstiindig reifen Samen sofort nach der Ernte, gleichwie gewo}hn- liche andere Silmereien in die Erde brachte und nun beobaclhtete. Da sich nach etwa acht Monate langer Beobachtung noch kein Pfluinzelen zeigte, gab ich die Sache fiir verloren.

Icli suchte nun erst zu erforschen, unter welchen BedingUnD,en sichl der Erva Mate-Baum in der Natur selbstUndig entwickelt und fort- pflanzt. Hierbei wurde mir die bekanute Aiusiclit, dass der Same erst seine volle Keimfahigkeit erhalt, wenn er einen Vogelmagen passiert hat, bald zur Gewissheit. Dies geht schon daraus hervor, dass man sehr se lten im Urwald unter samentragenden Biaumen m ehrere junge Baume beisammen fiindet, sondern dieselben immer nur ganz vereinzelt und zerstreut antrifft. Zugleich wurde mir diese Annabme auci von alten erfahrenen Ervateiros bestiitigt.

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Bei der nlichsten Ernte wurde daher wieder ein Quantum Samen gesammelt und den HiUhnern als Futter vorgelegt, aber die Hiuhner wollten denselben nicht annehmen. Ich sperrte deshalb zwei Huhner in einen Kifig und flitterte sie t'aglich zweimal mit Erva Mate-Samen, aber zwangsweise, indem der Samen den Hiuhnern in den Selinabel gedrUickt wurde, auch bekamen sie nebenbei noch ziemlich viel Mais. Der Koth wurde gesammelt und ausgewaschen und die aufgefundenen Samen dann in gute, humusreiche Lauberde schattig im Walde aus- gesliet. Die beiden Hluhner jedoch krankelten etwa einen Monat lang hin und starben dann.

Ich gab mir nun alle Muhe, das Saatbeet vom Unkraut rein und bestlindig feucht zu halten. Nach 51/2 Monaten hatte ich das Vergnuigen, die ersten Pflanzen hervorkommen zu sehen, nach etwa 61/2 Monaten war fast der ganze Samen schUn aufgegangen, aber zu meinem Arger gingen mir diese Siamlinge durch allerlei Missgeschick (Sperlinge, Schnecken, Grillen etc.) bald von etwa 2000 nach und nach auf un- gefahr 200 zuruck, welche allmliblich bis zu 5 cm HUhe heranwucbsen. Aber auch diese gingen bald infolge zu frilher und zu heftiger Sonnen- bestrahlung, da die Schattenbaiume alle zugleich abgehauen worden waren, s'amtlich zu Grunde.

FUr dieses Jabr war ich also wieder fertig; die FUtterung mit Htlbnern gefiel mir auch nicht, es war schon mehr Tierquiilerei. Jedoch sagte ich mir: Was ein Vogelmagen bewerkstelligen kann, muss sich auch aiif physikalischem oder chemischem Wege herstellen lassen; es handelte sich doch sicherlich nur darum, die steinharte Schale des Samenkornes etwas zu lockern oder zu erweichen. Ich erfuhr nuln, dass die Jesuiten-Missionare im vorigen Jahrhundert auch scion Versuche gemacht hatten, und zwar sollten sie den Samen in ziemlich heissem Wasser eingeweicht haben; auch fand ich es glaubwiirdig, dass ein gewisser Wiirmegrad auf die Lockerung der harten Schale einwirken miisste, denn ich fand hbaufig an einem Fogao im Walde, - dieses ist eine Stelle, wo die Ervateiros die grunen abgehauenen Zweige durch die Flamme eines sehr lebbaften Feuers ziehen, das sogenannte ,Sapeken', - dass in der Umgebung eine Menge junger Erva-Pflanzen standen. Es war hier gerade in der Zeit der Samenreife (Februar) der Mate fabrizirt worden und dabei sicherlich viele Samen abgefallen und durch die Leute beim Herumgehen in den Boden eingetreten; diejenigen K6mer nun, welche den geniugenden Wiirmegrad bekommen hatten, waren aufgegangen.

Die Ergebnisse der Versuche mit Erwiarmen der Samen bestanden nun darin, dass von Samen, welche whlirend 48 Stunden einer Tem- peratur von 40 0 R. ausgesetzt gewesen waren, nach etwa 8 Monaten

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15-20 % zur Keimung gelangten. Geringere Temperatur und ktirzere Dauer der Einwirkung derselben batten entsprechend ilngere Keim- dauer zur Folge. Indessen wurden auch diese Kulturen noch vor Ab- lauf des zweiten Jabres teils durch Ungeziefer, teils durel zu feuclte oder zu heisse und trockene Witterung bis auf 4 Pflanzen g'anzlich vernichtet.

Hiernach wurden die verschiedenartigsten Versuche angestellt. Die Samen wurden in Kalk, geloschten sowohl wie ungeloschten, geschUttet, mit Essig gebeizt, mit Spiritus, Kampferspiritus, Salzlauge, Aschenlauge, Sodalauge, Eisenvitriol u. a. behandelt, keimten aber meistens erst nach dem elften Monate.

Schliesslich wurde ich durch einen Artikel von Rektor DrogemliIler im "Praktiscben Ratgeber in Obst- und Gartenbau" von Trowitzsch und Sohn auf ein Verfabren, bestehend in Behandlung mit Salzsaure, aufmerksam gemacht. Ich wandte dasselbe nun bei den Matesamereien an und meine Versuche soliten von bestem Erfolge gekront werden. Seither wende ich folgendes Verfabren an:

Die frisch geernteten reifen Fruchte werden in einen sogenannten Pilao gethan. - Unter Pilao versteht man in Brasilien einen llolz- klotz, in dem ein rundes Loch von etwa 25 cm Weite und Tiefe, unten kegelftrmig zugespitzt, ausgearbeitet ist und mittels eines Stossers Reis, Mais, Salz oder sonstige Sachen geschailt oder zerkleinert werden.- In diesem Pilao werden nun die weichen Erva Mate-Fruchte leicht ge- stampft und zerquetscht; hierauf schlemmt man den erhaltenen Brei in fliessendes Wasser ab, bis die Samen in Form und Grisse von Ktimmel- kornern ganz rein zuruckbleiben. Alle KUrner, welche hierbei auf dem Wasser zu schwimmen kommen, lIasst man mit abfliessen, weil sie taub sind. Den so gereinigten Samen lasst man gut abtropfen und ilber- giesst ibn sogleich mit purer rauchender Salzsaure, liasst ihn drei Minuten stehen, giesst dann schnell die Salzsaiure wieder ab und schUittet den Samen in ein Gefass mit Wasser; dieses Wasser giesst man ebenfalls gleich wieder ab unb ersetzt es durch anderes, was man nun so lange wiederholt, bis der Same keinen Salzgeschmack mehr besitzt. Wer fliessendes Wasser bat, thut am besten den Samen in kleine Siickchen und legt dieselben in das Wasser.

Den nun entwisserten Samen kann man gleich sBaen, oder, wenn man ibn noch etwas aufbewahren will, muss man ihn gut abtrocknen und luftig in S'acken aufhUngen.

Meine Aussaaten bewerkstellige ich nun auf folgende Art: Ich baue mir Kiisten auf geebneter Erde ohne Boden, also nur Rabmen; diese erhalten eine Breite von 11/2 Meter und eine beliebige LUnge von ganzen Metern; auf diese Kiisten lege ich sogenannte Schattenrabmen;

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dieselben werden 11/2 Meter lang und 1 Meter breit gemacht, halten also in ihrer Lange die Breite der Klisten; diese Rahmen werden mit ge- wohilicher Sackleinwand tiberzogen.

Ausserdem verfertige ich mir noch kleine Kasten mit Boden von ungeffihr 30 cm Breite und 40 cm Lange. In diese kleineren Kiisten bette ich nun den gebeizten Samen in reinen groben Flusssand ein und lasse ihn hierin etwa 4 Monate gut feuchtgehalten stehen. Dies ist das sogenannte nStratifizieren". Nach dieser Zeit richte ich mir die oben beschriebenen grossen KUsten zurecht tind stelle sie so auf, dass sie in ihrer Langenrichtung Ost - West stehen und nach der S o n n e n - seite, also bier in Sudbrasilien nach der Nordseite, etwa 15 cm niedriger sind als an der entgegengesetzten Seite. Aus diesen Kasten wird nun etwa 25-30 cm tief der Erdboden herausgehoben und auf einen Spatenstich Tiefe dpr Boden gut aufgelockert, hierauf die Ober- fliiche schon wagerecht geebnet und gegliattet.

Es wird nun an anderer Stelle eigens zu diesem Zweck her- gericlitete Komposterde, bestehend aas allerlei Abfiallen, Laub, Un- krliutern u. s. w., welche bereits ein Jabr auf Haufen gelegen und deshalb gut verfault sein mussen, mit gleichen Theilen von grobem Flusssand durchgesiebt und von dieser Mischung eine etwa 35-40 cm hohe Schicht in dem Kasten gleichmiissig vertheilt. Nachdem die Ober- fliche in dem Kasten wieder wagerecht geebnet ist, streue ich den stratifizierten Samen mit sammt dem Sande, worin er eingeschichtet war, gleichma'ssig oben auf und bedecke das Ganze hierauf etwa 1 cm hoch mit derselben gesiebten Erdmischung, drUcke dann die Oberfliche in dem ganzen Kasten gleichmaissig und leicht an. Hierauf uiberbrause ich die Oberflahche stark mit Bach- oder Regenwasser und lege danla die Schattenrahmen auf, worauf ich nur noch, wenn die Oberfliche trocken werden sollte, begiesse, gewohnlich bei trockener Witteruiig jeden Abend.

So behandelt, fangt nun der Samen nach 1/2-2 Monaten an zu keimen. Die Hauptsache ist jetzt, die Saatkasten recbt feucht zu halten und alles entstehende Unkraut rechtzeitig zu vertilgen. Wenn der Samen anfanngt aufzugehen, so lasse man in den Kasten etwas Luft von der Sonnenseite her eintreten, indem man dort unter den Schattenralimen kleine Ho]zer steckt, beim weiteren Heranwachsen wird allmuhlich immer melir geluiftet, aber man beachte, dass nicht die Sonne direkt auf die jungen Pflainzchen fallt; denn nur eine Sttinde wuirde genuigen, die Pflanzen, selbst wenn sie schon 10-15 cm Hohe haben, dem sicheren Verderben zu weihen.

Das Stratifizieren des Samnens in reinem Sand hatte den Zweck, dass der Samen wahrend der vier Monate vorkeimen koniite und man wlihrend dieser Zeit keine Arbeit mit dem Unkraat hatte.

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Wenn nun die Pflanzen mit der Zeit zu 8-10 cm herangewachsen sind, so werden sie pikiert. Zu diesem Zwecke werden wieder andere Kasten hergerichtet, gerade so wie die Saatka'sten. Aus diesen wird aber der Erdboden etwa 50 cm tief ausgehoben, dann darunter wieder gut gelockert und geebnet, hierauf wieder 50-60 cm von derselben Erdmischung, mit dem Unterschied, dass nur ein Drittteil Sand bei- gemischt wird, aufgetragen. Die Oberflache wird gut geebnet und stark iiberbraust; ebenso werden auch die auszuhebenden Pflanzen im Saat- kasten tuchtig begossen, hiervon dann eine Partie behutsam heraus- genommen und in den neu hergerichteten Kasten auf etwa 15 cm Ent- fernung wieder eingepflanzt. Besser noch wUrden die kleinen Pflanzen jede einzeln in kleine BlumentUpfe gepflanzt. Ich habe Tdpfe von 8-10 cm Weite verwendet, die Erdmischung ist fur Topfe dieselbo; ich stelle dann dieselben in die oben beschriebenen Kasten, aus denen jedoch dann nur 30 cm Erdboden ausgehoben werden und auch keine andere Erde hineingebracbt werden braucht. Hierbei babe ich es in den Handen, wenn einige Pflanzen zuruckbleiben und von den anderen unterdriickt werden sollten, diese herausnehmen und ihnen mehr Raum geben zu konnen.

Wenn die Kiasten vollgepflanzt, ob auf die eine oder andere Art, werden sie wieder gut angegossen und mit den Schattenrabmen ge- schlossen zugedeckt. Ich halte dann die KUsten so lange geschlossen, bis die Pflanzen sicher angewaclbsen sind, dann aber gebe ich wieder Luft; erst wenig, mit der Zeit aber immer mehr, dabei ist stets das Unkraut zu entfernen uud reichlich zu giessen.

Bei trtubem Wetter und an Regentagen nehme ich die Schatten- ralhmen ganz ab. Bis zur Winterszeit sind auf diese Art die Pflanzen allmaihlich so weit abgehiirtet, dass die Schattenrabmen gainzlich ent- fernt werden konnen. Wenn jedoch im Winter Nachtfr6ste zu erwarten sind, so decke ich die ganzen Kasten des Nachts wieder zu.

Um die Grillen und Schinecken, welche manchmal viel Schaden in den Saatkasten anrichten, zu vertreiben, habe ich mit etwas Erfolg Schwefelblute oder auch Stickehen Kampfer angewandt. Die bier in Brasilien so ungehener viel Schaden anrichtenden pflanzenfressenden Ameisen haben mir an meinen Erva Mate-Pflanzen noch wenig Schaden angerichtet; es scheint, als wenn dieselben keine grosse Vorliebe zu diesen Pflanzen haben. Wenn sie jedoch sonst wenig passendes Futter finden, so befallen sie auch die Erva-Mate. Man spare desbalb nie- mals Zeit und Miuhe, die Ameisen-Nester aufzufinden und dieselben zu vertilgen. Das beste Vertilgungsmittel fUr dieses Ungeziefer ist kaltes Wasser und Petroleum, indem man in ein Ameisennest je nach Grosse 1-2 Eimer Wasser mit 4-6 EsslUffel Petroleum hineinschuittet und das

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Ganze mit Zunalbme von Erde zu einem dicken Brei rulhrt. Eine ge- nauere Beschreibung der hiesigen pflanzenfressenden Ameisen, deren Lebensweise und Vertilgung babe icl im Praktischen Ratgeber, Jahr- gang 1891, ver5ffentlicht.

Den jetzt folgenden Winter sind nun die Pflanzen so weit herain- gewachsen, auch gegen Lift und Sonne so weit abgehbartet, dass sie im Freien an Ort und Stelle ausgepflanzt werden konnen; sie haben meistens eine Hohe von 30-50 cm. Die beste Pflanzzeit dllrfte in den Monaten Juli und August sein, wenigstens fdr SUdbrasilien.

Ich pflanze dieselben in Reihen mit 31/2 m Abstanden nach allen Rioltungen und finde es sehr gut, dass man im Fruhjahr, d. h. im Sep- tember, diese Mate-Anpflanzung noch mit Mais bepflanzt, da der Mais sehr schnell heranwichst und in den Monaten November bis Januar Schatten fdr die Mate-Baiumchen spendet, weil sonst die heisse Sonne im ersten Sommer den jungen Baiumchen noch nachteilig werden konnte. Wenn die Anpflanzung diesen ersten Sommer uberstanden hat, so ist sie so ziemlich gesichert; um aber das Land nicht ganz nutzlos bear- beiten zu mussen, kann man die ersten Jahre ohne Nachteil etwas weit- liiufig noch Mais dazwischen pflanzen. Die Hauptsache ist jedoch fUir ein gutes Gedeihen, dass der Boden von Unkraut reingehalten wird.

Im dritten Jahre nach der Anpflanzung finde ich es gut, die kleinen Biaumehen, die jetzt vielleicht eine HUbe von 11/2-2 m haben, etwas zuruckzuscbneiden, damit sie mebr die Buscbform annehmen; man hat dadurch schon eine kleine Ausbeute. Icb halte es auch unbedingt fMr das zweckmissigste, von jetzt ab jedes Jahr die allm'ahlich mehr heran- wachsenden Baume etwas auszulichten, entgegen dem Verfabren der hiesigen Ervateiros, die im Walde alle drei oder vier Jahre die ganzen Zweige bis zu Doppeldaumenstairke und noch dicker herunterhauen, wo- durch man deutlich wabrnebmen kann, dass diese Baiume alljahrlich mebr zu Grunde gehen. Meiner Ansicht nach waire es weit ratsamer, alljiibrlich in den Wintermonaten etwa ein Drittel der Zweige herunter zu nebmen, aber nicit etwa einseitig, sondern so verteilt zwischen- heraus, dass die iibrigen Zweige alle Luft, Licht und Platz genug be- kommen, um sich auf Kosten der fortgenommenen sclhneller und besser ausbilden zu kUnnen. Hierduirch wurden die Baiume nicht zuruckgesetzt werden wie bei gainzlicber Verstummelung, im Gegenteil, sie wiirden sich viel schneller und besser entwickeln konnen.

Was nun die Fabrikation des Mate fur sich anbelangt, so wird die- selbe hier heute noch sehr primitiv betrieben. Von den, wie bereits er- waibnt, abgebauenen Asten werden die Zweige bis zu Kleinfingerstiirke abgebrochen und auf Haufen gelegt, so viel wie ein Mann tragen kann, zusammengeschntirt und nach dem sogenannten ,,Foga5" getragen.

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Unter jFoga5" versteht man eine kleine freigemachte Stelle im Walde, in dessen Mitte zwei armdicke Pffahle im Abstand von ungefthr 11/2 m eingeschlagen werden, welchen eine schwache Neigung nach einer Seite bin gegeben wird; an diese Pfaihle, etwa 80 cm bis 1 m hoch, werden 25-30 cm dicke, griine Baumstaimme von ungefialir 2 m Lainge angelegt, und zwar so, dass sie an den Pfiihlen einen Ruhepunkt finden. An der tuberhiangenden Seite dieser Schutzwehr werden die zugetrage- nen griunen Zweige der Erva Mate niedergelegt, an der anderen Seite wird ein lebbaftes Flammenfeuer von gut trockenem Holze unterhalten. Nun nimmt der Ervateiro so viel von den Zweigen, wie er mit eiiner Hand am Stammende gut fassen kann, und flihrt dieselben durch die Flamme, dreht und wendet sie schnell darin, damit alle Blatter gut angewelkt werden, aber womUglich nicht anbrennen; hierin muss der Ervateiro eine gewisse Kenntnis haben. Diese Prozedur nennt man ,,Sapecar", sie hat den Zweck, die Blatter aus ihrer sproden und steifen Besebaffenheit in eine lederartige weiche zu bringen. Wiirde man dieses unterlassen, so bek'amen die Bliatter wiihrend des DUrrens eine schwarze Farbe. Es entsteht, wiihrend die Blatter mit der Flamme in Beriihrung kommen, ein starke3 Knistern, welches davon herrUhrt, dass die saft- strotzenden Blattzellen durch die Hitze zerplatzen, wobei die Feuchtig- keit verdampft und die Bliatter weicher werden.

Diese so priaparierten Zweige werden nun gleichmissig, mit den Stammenden alle nach einer Richtung bin, aufeinander geschichtet, und zwar so, dass die Stammenden eine mUglichst ebene Flache bilden, dann in BUndel, genannt ,,Fecho", bis zu 30 Kilo Gewicht fest mit Schlingpflanzen zusammengeschniirt und jetzt nach der sogenannten ,,Carijo" getragen.

Die Carijo ist ein provisorisch gebauter Schuppen, der im Urwalde gebaut, gewohnlich mit Bliittern der Cocos campestris (palhas de coqueiro) gedeckt wird; die Seiten bleiben offen. In diesem Gebaiude, dessen GrUsse dem mutmaasslich zu fabrizierenden Quantum Erva Mate ent- spricht, wird nun die ,,Girao" (Geruiste) gebaut. Es werden zu diesem Zwecke an die Seitenpfosten in etwa 1,7-1,8 m Hohe vom Erdboden starke Stangen in wagerechter Lage gebunden, auch womUglich noch mit Gabeln von passender LUnge untersttitzt; auf diese Stangen werden nun von Seite zu Seite reichende diinnere Stangen in Abstianden von 30 cm gelegt und festgebunden. Das Bindematerial besteht aus Schlingpflanzen.

Auf diesem Girao werden nun die Ervabulndel eins fest neben das andere gestellt, immer die Stammenden-Flache nach unten. Ist nun all- mahlich alle Erva sapekiert und untergebracht, so wird unter der ganzen Carijo Feuer gemacbt. Nachdem das Feuer uberall gut im Gange ist, wird nur noch grlnes Holz in ziemlich dicken Stiimmen verwandt. Es

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wird unter allen Umst'anden darauf geachtet, dass das Feuer uiberall gleichmiissig brennt und keine lebliafte Flamme erzenigt; zu diesem Zweck steht emn Gefiss mit Wasser bereit, um die zul hoch werdende Flamme durch Begiessen zu unterdrucken.

Diese Feuerung wird gewiohnlich des Nachts veranstaltet. An dem Aufsteigen der Daimpfe, sowie aielh durch Beflihlen im Innern der Mate- BUndel weiss der Ervateiro den Zeitpunkt Zn bestimmen, wann das Feuer wieder entfernt werden muss.

Nun bleibt die erhitzte Erva 4-6, auch 8 Tage stehen, je nach- dem warme oder kalte Witterung herrscht; sie hat in dieser Zeit zu scliwitzen (fermentieren). Ist dies geschehen, wobei es auf einen Tag mebr oder weniger niclt ankommt (jedoch darf es nicht zu lange dauern, da die Erva dann an St'arke und Aroma verliert), so wird eines Abenids wieder Feuier gemacht auf dieselbe oben besebriebene Art. Dies- mal wird nun so lange gefeuert, bis die Erva ganz trocken und leiclit brtuchig ist, je trockener, desto besser. Es kommt hierbei haiufig vor, dass, wenn die Hitze tibertrieben wird, die Erva an einer Stelle Feuer fiingt, das in einem Augenblick sich uiber die ganze Carijo verbreitet; gewWlinlich ist dann die ganze Arbeit verloren.

Es ist keinesfalls gleichgtiltig, was fur Holz zum Feuern gebraucht wird. Man verwendet haupts'achlich nur harte HIoizer und biervon aueb wieder nur Sorten, die wenig oder gar keinen Tanningehalt haben, da weiche und tanninhaltige Holzer zu viel Rauch entwickeln und dadurci dem Mate einen sebr riaucherigen Geschmack verleihen. Die bevorzugten Hiolzer sind: AragA, Guaviji, Guavirova, Cereja und Pitanga, alle fiinf Arten aus der Gattung Eugenia.

Hat nun der Mate den richtigen Grad der Trockenheit erlangt, so wird das Feuer entfernt, die BUndel heruntergenommen, auseinander- gerissen und auf die Cancho geworfen und kleingeschlagen. Alle Zweige und Holzteile werden so viel wie m-oglich mit zersoblagen und bleiben dazwischen.

Die Cancho ist eine eigens konstruierte Tenne. Auf ebener Erde werden in der Mitte gespaltene Cocosstamme von etwa 5 m Lange mit der Aussenseite nach oben neben einander gelegt, ungefbihr 2 m breit; an beiden Seiten dieser Tenne werden ebenfalls an schrtag nach aussen geneigten Pfahlen Cocoshbilften bis zu einer Hhue von einem Meter be- festigt, die beiden Kopfenden bleiben frei.

Das Zerschlagen wird mittels Saibeln (Espada), aus hartem Holz fabriziert, bewerkstelligt.

Die Sabel haben eine LUnge von 1,5 m und sind in der Mitte gleichmAssig breit; nur wo sie mit der Hand gefasst werden, sind sie von gut fassbarer StArke und abgerundet. Diese Sibel sind stark ge-

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bogen und an der auswiarts gebogenen Seite zu einer Art Schneide ver- selimajlert.

An jedem Ende der Cancho stellen sich ein oder zwei Arbeiter auf und beginnen, nachdem der trockene Mate auf die Caneho geworfen ist, taktmiissig zu schlagen. Hierbei wird der Saibel in kreisender Be- wegung nach hinterrtucks in die Hihe geschwungen und dann nach vorne auf den Mate niedergesehlagen, dabei immer abwechselnd einmal auf einer Seite, dann auf der andern geschwungen; dabei wird ab irnd zu die entweichende Erva immer wieder zusammengerafft.

Ist der Mate auf diese Art klein genug geschlagen, so wird er in K6irbe, aus Taquararohr geflochten und an den Seiten mit Taquara- laub ausgeftittert, fest eingestampft. In Korben (Cesta), die gewohnlich 3 Arobas h 15 Kilo enthalten, wird der Erva nun auf Maultieren aus dem unwegbaren Urwalde zur ErvamUihle transportiert. Vielfach kommt er schon in dieser Form als Erva canchada in den Handel; fMr den Export jedoch kommt er in den Muhlen in Pochwerke, darauf wird er gesiebt und die groberen Holztheile dann noch eiinmal in den Poch- werken gehbrig zerkleinert und wieder mit der gesiebten Ware ver- mischt; dieses Produkt kommt unter dem Namen Erva moida in den Handel.

II. Bemerkungen zu vorstehendem Aufsatze und Nachtrage zu seinen fruheren Arbeiten uber Mate,

Von

Th. Loesener.

1. Bemerkungen zu dem Aufsatze von Herrn Jiiurg ens. Dass schwer keimende, hartschalige Samen durch Behandlung mit

Salzsaure eine Beschleunigung im Keimen erfahren, war zwar schon bekannt. Auch hatte ich selbst solche Versuche mit Matesamen ge- macht, welche aber ein negatives Resultat ergaben, zum Teil weil die Zahl der mir zur Verfudgung stehenden Samen zu gering war, hauptsach- lich aber wohl deshalb, weil verdUnnte Salzsiiure angewandt worden war. So erfreulich es nun ist, dass Herr Jiirgens mit seinem Ver- fahren vollkommen zufriedenstellende Ergebuisse erzielte, so interessant duirfte es sein, dass die Matekerne die wenn auch nur kurze Behand- lung mit concentrierter rauchender Salzs'aure obne Schaden er- tragen k'onnen.

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