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36 LEEMANN und PiCHLER, Lactoflavin. Klinische Wochenschriit nerv6se, degenerative usw.), welche die Gewebe des Herzens -- und nicht allein die des Leitnngssystemsl -- depressiv be- einflussen, zu St6rungen dieser Art ffihren k6nnen, aber bei ungeeigneter Konstellation der Bedingungen durchaus nicht immer dazu ffihren. Die Folgen einer voUkommenen Unterbrechung der (2ber- leitung sind wie beim Herzen so auch beim Modell davon ab- h~ngig, in welchem Grade die abh/ingigen Teile zu Eigen- rhythmus bef/ihigt sind. Fehlt diese F/ihigkeit ganz, wie dies u. a. dutch Anlegung einer zu geringen Spannung erreichbar ist, so steht S~ nach der Leitungsunterbrechung (wie die Kammer des Froschherzens) still. Hat aber S~ einen Eigen- rhythmus, der nur vor der Leitungsunterbrechnng wegen der h6heren Frecluenz von S 1 nicht zum Ausdruck kommen konnte, Abb. 7. Vollkommener Block infolge Leitungsunterbrechung hervorgebracht durch Ausschaltung von So bei v. A~ trod A~ ioo Volt. /~ 4, K3 8 mF. T~ I : 4, T~ I : 2. W1 25, Ws I2 ram. NebenschluB zu G~! Dieser nach Ausschalfen yon S0 zur Steige- rung der Anspruchsfahigkeit etwas verr/ngert. so treten frfiher oder sp/iter wieder Entladungen yon geringerer Frequenz auf, die infolge der verl/ingerten Aufladezeit eine gr613ere Amplitude haben, wie dies ja auch beim S/ingetier- herzen der Fall ist. Der Eigenrhythmus mul3 aber erst, wie man sagt, erwachen. Dies dfirfte darauf beruhen, dab dureh die anf/ingliche Asphyxie die Erregbarkeit der Kammer steigt. Diese Zunahme der ,,Erregbarkeit" 1/iBt sich am Modell in verschiedener Weise nachahmen. Man erh/ilt dann Kurven yon der Art der Abb. 7, wie sie vom Adams-Stokes bekannt sind. Auch Extrasystolen mit /ester Koppelung lassen sich am Modell erzeugen. Die Entstehung dieser Rhythmusanomalie wird yon den Herzpathologen in verschiedener Weise er- kl/irt s. Am wahrscheinlichsten scheint mir die, besonders yon SCHERFF ~ verfochtene Ansicht, dab sich irgendwo in der Kammer eine Stelle latenter l[lbererregbarkeit ausbildet, Abb. 8. Auftreten festgekoppelter Extrasystolen dutch Hinzuschalten (bei Signal- marke) eines ruhenden Kippsystems $8 (an Stelle von S/~ der Abb. 2), welches die von S, zugefiihrte~ Erregtmgen auf S~ zuriickwirft. A1--Aa ioo, A4 i2o Volt. ~?~ i : 4, ~/'~ x : 2, ~ 4 : 2; K~ 4, K8 8, /~ I2 mF. Gt-- G~ wie in den vorigen Versuchen Osram- Glimmlampe BK (ioo--II5 Volt) ohne eingebauten Widerstand, G, Osram-Glimm- Iampe ,,Signal" Gr6Be I (II5--I3 o Volt)mit eingcbautem Widersfand. welche durch die Normalsystole zur Entladung gebracht wird. (Eine. Parallele zu den so dutch ,,Reflexion der Er- regung" entstehenden Bigemini kann man bei Medusen experimentell erzeugen%) Von dieser Hypothese bin ich bei der Nachahmung der Erscheinung am Modell ausgegangen. Zu diesem Zweck wird jenseits yon S~ an Stelle yon S~ (Abb. 2) ein weiteres Kippsystem angebaut, dessen m6glichst tr~ige reagie- rende Glimmr6hre auf Dauerleuchten eingestellt wird. Der yon S~ diesem System zugeleitete Impuls wird von dort nach Ss zurflck- geworfen und ruff bier, wenn die Verz6gerung groB genug ist, eine Extrasystole hervor. Die Abb. 8 gibt ein Beispiel. Damit ist jedenfalls ge- zeigt, dab auf dem genannten Wege Extrasystolen mit fester Koppelung entstehen k6nnen. Es soll aber nieht behauptet werden, dab nicht noch andere M6glichkeiten vorhanden sind. Experimentell ist noch eine zweite, ebenfalls in Erw~igung ge- zogene Entstehungsart leicht zu verifizieren: Man braucht nur die Frequenz yon Se gr6Ber zu machen als die yon S 1 und die lJber- leitung in der rechtl~iufigen Richtung wesentlich besser zu gestalten als in der inversen, um Rfickwirkungen auf S 1 fast ganz zu ver- hindern. Es tritt dann Synchronisierung beider Systeme im Ver- hXltnis i :2 ein, und die entstehenden I~urven sehen denen der Abb. 8 sehr ~ihnlich, nur entspricht dem Hauptgipfel yon S 1 nicht der ]-Iauptgipfel yon $2, sondern dessen Nebengipfel. Der Nachahmung yon Extrasystolen mit gleitender Koppelung bin ich noeh nicht nachgegangen. Ich m6chte abet annehmen, dab auch dies gelingen wird. Zusammen/assung: An kfinstlichen Kippsystemen lassen sich die pr/ignantesten Formen der Rhythmusanomalien des Herzens nachahmen : I. Alternans, 2. Wenckebachsche Perioden, 3. Teilrhythmus aller Grade, 4. totaler Block, 5. Extrasystolen mit kompensatorischer Pause, 6. festgekoppelte Extrasystolen. Die Formen 1--3 sind nahe miteinander ver- wandt, denn sie k6nnen durch die gleichen Ver/indernngen hervorgerufen und ineinander fibergeffihrt werden. Ffinf verschiedene Ursachen k6nnen zu ihnen ffihren, und nicht nur Uberleitungsst6rungen. Es erscheint daher wahrsehein- lich, dab auch beim Herzen neben St6rungen im Reizleitungs- system auch noch andere Ursachen -- besonders far die Ent- stehung von 2 und 3 -- in Frage kommen. Literatur: 1 B. VAN DER POL u. J. VAN DER MARK, Philo- sophic. 'Mag. 6, Suppl. 763 (I928). -- I A. BETHE, Pflfigers Arch. 244, i (194o). -- a E. voN SKRA~LlCX, Herzmuskel und Extra- reize. Jena 1932. -- ~ W. TRENDELENBURG, Arch. f. Physiol. 19o 3 , 271. -- ~ W. MOBITZ, Z. exper. Med. 4 I, 18o (1924). -- 6 A. BETnE, Pflfigers Arch. 239, 41 (1937). -- ~ K. WENCKEBACH U. H. WlNTERBERG, Die unregelmABige Herzt~itigkeit. Leipzig 1927. :- s C. IROTHBERaER, Erg. Physiol. 32, 472 (1931). -- 9 BR. KlSCH, Der Herzalternans. Dresden-Leipzig 1932. -- 10 A. BETHE, Pfliigers Arch. 244, 43 (194o) . -- 1~ D. SCHERF, Wien. klin. Wschr. I93o II, 1527. 0BER LACTOFLAVINGEHALT UND GEWEBSATMUNG IM GEHIRN. Von H. LEEMANN und E. PICHLER. Aus der Psychiatrisch-neurologischen Klinik (Vorsfand: Prof. Dr. OTTO POTZL) und der I. iV[cdizinischen I~Iknik der Universit~t Wien (Vorstand: Prof. Dr. HANS EPPINGER), Seit der Entdeekung des gelben Atmungsferments durch WARBURO und CHRISTIAN im Jahre 1932 wurden zahlreiche Untersuchungen zur Aufkl/irung seiner Bedeutung im physio- logischen und pathologischen Organismus unternommen, ohne dab abet eine vollkommene l(larstellung fiber seine Funktion erreieht worden w/ire. Auch seine Rolle bei der normalen Gewebsatmung ist heute noch eine viel diskutierte. Immerhin 1/iBt sich so vim sagen, dab es unter rein physlologischen Be- dingungen in den oxybiotischen Endabbau der Kohlehydrate nicht eingreift. Es nimmt nut die ]~bertragung des Wasserstoffs von einer Dehydrase zur anderen vor, und zwar dutch Re- oxydation ihres Dihydropyridinanteils. Kommt es aber zu einer Sch/idigung der Hauptatmung, die im wesentlichen dureh das H/iminsystem aufreehterhalten wird, dann tiber- tr/igt das gelbe Ferment den aufgenommenen Wasserstoff direkt auf den molekularen Sauerstoif und wirkt so als fermi- hales Atmungsferment, so dab unter diesen Umst/inden WARBURGS Bezeichnung des gelben Atmungsferments als ,,zweites Atmungsferment" zu Reeht besteht. Zu einer Sch/idigung der tIauptatmung kommt es nicht nur dutch Vergiftung des Gewebes mit Blaus/iure oder Kohlenmonoxyd, sondern auch durch andere, z. B. durch mechanisehe Sch/idi- gung ohne Vergiftung mit diesen Mitteln. Bei Atmungs- versuchen, die nicht unter physiologischen Bedingungen er- folgen, wird daher das gelbe Atmungsferment auch eine mehr oder minder groBe Rolle spielen. Ffir die Beurteilung seines Anteils an der Atmung wird daher eine Gewebssch/idi- gung, wie sie unter den fiblichen Versuchsbedingungen prak- tisch niemals zu vermeiden ist, unter verschiedenen Versnchs-

Über Lactoflavingehalt und Gewebsatmung im Gehirn

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36 L E E M A N N u n d P i C H L E R , L a c t o f l a v i n . Klinische Wochenschriit

nerv6se , degene ra t i ve usw.), welche die Gewebe des Herzens - - u n d n i c h t a l le in die des L e i t n n g s s y s t e m s l - - depress iv be- einf lussen, zu S t 6 r u n g e n dieser A r t f f ihren k6nnen, abe r bei u ngee igne t e r K o n s t e l l a t i o n der B e d i n g u n g e n d u r c h a u s n i c h t i m m e r dazu ffihren.

Die Fo lgen einer voUkommenen Unterbrechung der (2ber- leitung s ind wie be im H e r z e n so auch be im Modell d a v o n ab- h~ngig, in we lchem Grade die abh / ing igen Teile zu E igen- r h y t h m u s bef / ih ig t sind. F e h l t diese F / ih igke i t ganz, wie dies u. a. d u t c h An legung e iner zu ge r ingen S p a n n u n g e r r e i c h b a r ist, so s t e h t S~ n a c h der L e i t u n g s u n t e r b r e c h u n g (wie die K a m m e r des F roschherzens ) still. H a t abe r S~ e inen E igen- r h y t h m u s , der n u r vor de r L e i t u n g s u n t e r b r e c h n n g wegen de r h 6 h e r e n Frecluenz v o n S 1 n i c h t z u m A u s d r u c k k o m m e n konn te ,

Abb. 7. Vollkommener Block infolge Leitungsunterbrechung hervorgebracht durch Ausschaltung von So bei v. A~ trod A~ ioo Volt. / ~ 4, K3 8 mF. T~ I : 4, T~ I : 2. W1 25, Ws I2 ram. NebenschluB zu G~! Dieser nach Ausschalfen yon S0 zur Steige-

rung der Anspruchsfahigkeit etwas verr/ngert.

so t r e t e n frf iher oder sp/ i ter wieder E n t l a d u n g e n yon ger ingerer F r e q u e n z auf, die infolge der ve r l / inger ten Auf ladeze i t eine gr613ere A m p l i t u d e haben , wie dies j a auch be im S/ingetier- h e r z e n der Fa l l ist. Der E i g e n r h y t h m u s mul3 abe r erst , wie m a n sagt , e rwachen . Dies dfirf te d a r a u f be ruhen , d a b d u r e h die anf / ingl iche A s p h y x i e die E r r e g b a r k e i t de r K a m m e r steigt . Diese Z u n a h m e der , , E r r e g b a r k e i t " 1/iBt s ich a m Modell in ve r sch iedene r Weise n a c h a h m e n . M a n erh/ i l t d a n n K u r v e n yon der A r t der Abb. 7, wie sie vom Adams-Stokes b e k a n n t sind.

A u c h Extrasystolen mit /ester Koppelung lassen s ich a m Modell erzeugen. Die E n t s t e h u n g dieser R h y t h m u s a n o m a l i e wi rd yon den H e r z p a t h o l o g e n in ve r sch iedene r Weise er- k l / i r t s. A m w a h r s c h e i n l i c h s t e n s che i n t m i r die, besonde r s y on SCHERFF ~ ve r f och t ene Ans ich t , dab sich i rgendwo in der K a m m e r eine Stelle l a t e n t e r l [ lbe re r regbarke i t ausb i lde t ,

Abb. 8. Auftreten festgekoppelter Extrasystolen dutch Hinzuschalten (bei Signal- marke) eines ruhenden Kippsystems $8 (an Stelle von S/~ der Abb. 2), welches die von S, zugefiihrte~ Erregtmgen auf S~ zuriickwirft. A1--Aa ioo, A4 i2o Volt. ~?~ i : 4, ~/'~ x : 2, ~ 4 : 2; K~ 4, K8 8, / ~ I2 mF. Gt-- G~ wie in den vorigen Versuchen Osram- Glimmlampe B K ( ioo - - I I5 Volt) ohne eingebauten Widerstand, G, Osram-Glimm-

Iampe ,,Signal" Gr6Be I ( I I5 - - I3 o V o l t ) m i t eingcbautem Widersfand.

welche d u r c h die N o r m a l s y s t o l e zur E n t l a d u n g g e b r a c h t wird. (Eine. Para l l e le zu den so d u t c h , ,Ref lex ion der Er - r e g u n g " e n t s t e h e n d e n B igemin i k a n n m a n bei Medusen e x p e r i m e n t e l l erzeugen%) V o n dieser H y p o t h e s e b i n ich bei der N a c h a h m u n g der E r s c h e i n u n g a m M o d e l l ausgegangen .

Zu diesem Zweck wird jenseits yon S~ an Stelle yon S~ (Abb. 2) ein weiteres Kippsystem angebaut, dessen m6glichst tr~ige reagie- rende Glimmr6hre auf Dauerleuchten eingestellt wird. Der yon S~ diesem System zugeleitete Impuls wird von dort nach Ss zurflck- geworfen und ruff bier, wenn die Verz6gerung groB genug ist, eine Extrasystole hervor.

Die Abb . 8 g ib t ein Beispiel . D a m i t i s t j edenfa l l s ge- zeigt, d ab auf d e m g e n a n n t e n Wege E x t r a s y s t o l e n m i t fes te r K o p p e l u n g e n t s t e h e n k6nnen . Es soll abe r n i e h t b e h a u p t e t werden, dab n i c h t noch a n d e r e M6gl ichke i t en v o r h a n d e n sind.

Experimentel l ist noch eine zweite, ebenfalls in Erw~igung ge- zogene Ents tehungsar t leicht zu verifizieren: Man braucht nur die Frequenz yon Se gr6Ber zu machen als die yon S 1 und die lJber- lei tung in der rechtl~iufigen Richtung wesentlich besser zu gestalten als in der inversen, um Rfickwirkungen auf S 1 fast ganz zu ver- hindern. Es t r i t t dann Synchronisierung beider Systeme im Ver- hXltnis i :2 ein, und d i e ents tehenden I~urven sehen denen der Abb. 8 sehr ~ihnlich, nur entspr icht dem Hauptgipfel yon S 1 nicht der ]-Iauptgipfel yon $2, sondern dessen Nebengipfel.

Der N a c h a h m u n g yon E x t r a s y s t o l e n m i t g le i t ender K o p p e l u n g b in ich noeh n i c h t nachgegangen . I ch m 6 c h t e a b e t a n n e h m e n , dab a u c h dies gel ingen wird.

Zusammen/assung: An kf ins t l ichen K i p p s y s t e m e n lassen sich die p r / i g n a n t e s t e n F o r m e n der R h y t h m u s a n o m a l i e n des He rzens n a c h a h m e n : I. A l t e r n a n s , 2. W e n c k e b a c h s c h e Per ioden , 3. T e i l r h y t h m u s al ler Grade, 4. t o t a l e r Block, 5. E x t r a s y s t o l e n m i t k o m p e n s a t o r i s c h e r Pause , 6. f e s tgekoppe l t e Ex t r a sys to l en . Die F o r m e n 1 - - 3 s ind n a h e m i t e i n a n d e r ver - wand t , d e n n sie k 6 n n e n d u r c h die g le ichen V e r / i n d e r n n g e n h e r v o r g e r u f e n u n d i n e i n a n d e r f ibergeff ihr t werden. Ff inf ve r sch iedene U r s a c h e n k 6 n n e n zu i h n e n ffihren, u n d n i c h t n u r U b e r l e i t u n g s s t 6 r u n g e n . Es e r s che in t d a h e r wahr sehe in - lich, dab auch be im H e r z e n n e b e n S t 6 r u n g e n im Reiz le i tungs- s y s t e m auch noch a n d e r e U r s a c h e n - - besonde r s f a r die E n t - s t e h u n g von 2 u n d 3 - - in F r a g e k o m m e n .

L i t e r a t u r : 1 B. VAN DER POL u. J. VAN DER MARK, Philo- sophic. 'Mag. 6, Suppl. 763 (I928). -- I A. BETHE, Pflfigers Arch. 244, i (194o). - - a E. voN SKRA~LlCX, Herzmuskel und Extra- reize. Jena 1932. -- ~ W. TRENDELENBURG, Arch. f. Physiol. 19o 3 , 271. -- ~ W. MOBITZ, Z. exper. Med. 4 I, 18o (1924). - - 6 A. BETnE, Pflfigers Arch. 239, 41 (1937). - - ~ K. WENCKEBACH U. H. WlNTERBERG, Die unregelmABige Herzt~itigkeit. Leipzig 1927. : - s C. IROTHBERaER, Erg. Physiol. 32, 472 (1931). -- 9 BR. KlSCH, Der Herzalternans. Dresden-Leipzig 1932. -- 10 A. BETHE, Pfliigers Arch. 244, 43 (194o) . -- 1~ D. SCHERF, Wien. klin. Wschr. I93o II, 1527.

0 B E R LACTOFLAVINGEHALT UND GEWEBSATMUNG IM GEHIRN.

V o n

H. LEEMANN und E. PICHLER. Aus der Psychiatrisch-neurologischen Klinik (Vorsfand: Prof. Dr. OTTO POTZL)

und der I. iV[cdizinischen I~Iknik der Universit~t Wien (Vorstand: Prof. Dr. HANS EPPINGER),

Seit der Entdeekung des gelben Atmungsferments durch WARBURO und CHRISTIAN im Jahre 1932 wurden zahlreiche Untersuchungen zur Aufkl/irung seiner Bedeutung im physio- logischen und pathologischen Organismus unternommen, ohne dab abet eine vollkommene l(larstellung fiber seine Funktion erreieht worden w/ire. Auch seine Rolle bei der normalen G e w e b s a t m u n g is t h e u t e n o c h eine viel d i sku t ie r te . I m m e r h i n 1/iBt sich so vim sagen, dab es u n t e r re in phys lo log i schen Be- d i n g u n g e n in den o x y b i o t i s c h e n E n d a b b a u der K o h l e h y d r a t e n i c h t e ingreif t . Es n i m m t n u t die ] ~ b e r t r a g u n g des Wassers to f f s v o n e iner D e h y d r a s e zu r a n d e r e n vor, u n d zwar d u t c h Re- o x y d a t i o n ihres D i h y d r o p y r i d i n a n t e i l s . K o m m t es abe r zu e iner Sch/ id igung der H a u p t a t m u n g , die im wesen t l i chen d u r e h das H / i m i n s y s t e m a u f r e e h t e r h a l t e n wird, d a n n t iber- t r / ig t das gelbe F e r m e n t den a u f g e n o m m e n e n Wasse r s t o f f d i r ek t auf den mo leku l a r en Sauers to i f u n d w i r k t so als fermi- hales A t m u n g s f e r m e n t , so dab u n t e r d iesen U m s t / i n d e n WARBURGS B e z e i c h n u n g des ge lben A t m u n g s f e r m e n t s a l s , ,zweites A t m u n g s f e r m e n t " zu R e e h t bes t eh t . Zu e iner Sch/ id igung der t I a u p t a t m u n g k o m m t es n i c h t n u r d u t c h Verg i f t ung des Gewebes m i t Blaus / iu re oder K o h l e n m o n o x y d , sonde rn a u c h d u r c h andere , z. B. d u r c h m e c h a n i s e h e Sch/idi- gung ohne V e r g i f t u n g m i t d iesen Mi t te ln . Bei A t m u n g s - ve r suchen , die n i c h t u n t e r phys io log i schen B e d i n g u n g e n er- folgen, wi rd d a h e r das gelbe A t m u n g s f e r m e n t a u c h eine m e h r oder m i n d e r groBe Rol le spielen. Ffir die B e u r t e i l u n g seines Ante i l s a n der A t m u n g w i r d d a h e r eine Gewebssch/ idi- gung, wie sie u n t e r den f ib l ichen V e r s u c h s b e d i n g u n g e n prak- t i sch n iemals zu v e r m e i d e n ist, u n t e r v e r s c h i e d e n e n Versnchs -

J g . a o , H o l t �9 L E E M A N N und PICHLER, Lactofiavin. 37 n . Januar i941

Tabelle i. Lfl. in y/g (die prozentuellell Verh~tltniswerte sind Iettgedruckt) in e i n z e l l l e n G e h i r n t e i l e n .

I Ver-

suehs- Nr.

I Diagnose

2

3

4

5

6

7

8

9

10

3 ~

PulmonMembolie

Ileoc6calcarcillom

Myasthenie, Pneumonie . . .

Tbc. puhn. et laryng.

Lungenemphysern

Tbc. pulm.

Aorteninsuff., Mesaort. l u e t . .

Ulcus ventriculi (perforiert)

Pyelonephritis, Myodeg. cordis

Coronathrornbose

Mittel aus den proz. Yerh~ltniszahlen

Zeit in Stun- den zwischen I ] Exitus und I ~ . [ Nucleus Begirm der ~trlatum caudatus chelnischen [ t

Verarbeitungl i

i i - - 3,65 i o o

13 4 , o ! --

I00 I I0 -- 2,5

�9 IO0

15 4,75 =- I I O 0

I , I2 - - 13,75 i i moo

i i

II 3,8 --

ioo ', 17 -- i --

I

! - - 3 , 8 - - I 0 0

12 -- 3,51 IOO

! II 3,9 - - [ I O 0

I -- IO0 IO0

Nucleus N ~ s ruber Globus

+ Subst. pallidus nigra i

i i

i I - - I - - 3,4 ! 8s I _ _ 2 , 5 - -

, IO0

I-I- 4,6 97

i I !

i

i _ 3,6 3,52 [ 9 4 93

_ _ _ _ _ _

i i

3,85 3,8 --

9 9 97

99 97 9x, 6

Thala- mus

!

1

3,48 9I

3,4 87

89

Medulla oblon- gata

3,I5 86

3,15 78 1,7 68

3,35 71

2 , 1 5

56

3,1 78

72,8

Mittel- h i m

3 , 1

77

3 , o 63

70

Grog- GroB- Klein- h im- h im- hirn- rinde mark mark

2,72 1,9o -- 74 52 2,7 1,85 I -- 67 46

2,8 1,75 I -- 59 37 I 2,7 - - i - -

/ Kleinhirn-\ / rinde ~ I

27 I i T ; ) i

- - 1 , 4 7 - -

38 2,6 -- --

_ _ 1,7 4 4

2,4 -- _ 68 _ _ [ - - .

I

67,5 44,2 4 4

bed ingungen eine versch ieden grol3e Fehlerquel le darstel len. Man n i m m t an, dab die nach Verg i f tung m i t H e N oder CO verb le ibende G e w e b s a t m u n g (Res ta tmung) wenigs tens zum Grogte i l m i t HiKe des iiberall im t ie r i schen Gewebe vor- h a n d e n e n gelben A t m u n g s f e r m e n t s ablguft , das nach GOtJRs VlTCI~ in al len Geweben q u a n t i t a t i v zur t3estrei tung der 1Rest- a t m u n g vo l lkommen ausreicht . Es wgre dahe r zu fordern, dab eine gese tzmggige t3eziehung zwischen R e s t a t m u n g m i t d e m F lav ingeha l t der e inzelnen Organe bes teh t . Diese Be- z iehung wird yon GOUR1~VITCtt, GROZN u n d S C H I 3 Y L U. a. be- haup te t , yon TORRnS negiert . GROEN und SCHUYL, die an Leber, Niere, Herz u n d Milz von normal und lac tof lavinfre i e r n g h r t e n R a t t e n arbe i te ten , n e h m e n an, dab das gelbe F e r m e n t das einzige a u t o x y d a b l e F e r m e n t sei, das die cyan- res i s ten te A t m u n g auf rech te rhg l t .

Von m e h r f a c h e m In te resse wgren n u n U n t e r s u c h u n g e n an e inem Organ m i t Teilen yon versch iedener und wohlbekan l l t e r Funk t ion , ngml ich am Gehirn. Quan t i t a t i ve t3es t immungen yon Lac to f l av in (Lfl.), das in phospho ry l i e r t em Zus t and an P r o t e i n gekoppel t , das gelbe F e r m e n t a u f b a u t , l iegen auger denen yon GOURs der in der g rauen Subs tanz (2,2 y/g) ungefghr doppe l t soviel als in der weigen Subs tanz (i Y/g) f indet , n i ch t vor. Genaue Bes t immungen , und zwar in ein- ze lnen Hi rn te i l en g e t r e n n t durchgeff ihr t , e rschienen zweck- mgg ig ; im Ansch lug da ran wgre zu un te rsuchen , ob Be- z iehungen des Lf l . -Gehal t s zur R e s t a t m n n g bes tehen oder nicht .

Methode: Die Bestirnmungen wurden an rnenschlichen Gehirnen vorgenommen. Diese wurden yon uns in totd seziert. Die Zeit zwisehen Exitus und Sektion betrug zwischen IO und 17 Stunden und wird in der Tabelle jeweils angegeben. 13el der Sektioll wnr- den die einzelnen Gehirnteile scharf prgpariert. Graue Kerne warell oft nicht vollkommen v o n d e r urngebenden Marksubstanz zu be- Ireien. Es wurden nut Gehirlle von solchen Leichen verwertet, bei denen auf Grund der klillischen und der Obduktionsdiagnose keine Erkrankung des Zentralnervensystems angellomrnen werden konllte. In der Regel wurden Doppelproben aus symmetrischen Gehirll- partien entnomrnen und bis arts Ende der ]3estirnrnung voneinander getrellnt behalldelt. ]Die angegebenell Werte sind das arithrnetisehe Mittel aus so erzielten, irnrner gut fibereinstirnrnenden Doppel- bestimmungen. (Siehe diesbezfiglich auch Tabelle 3.)

Die Bestimrnung des Gesamt-Lfl. im Gehiri1 erfolgte nach der Methode roll A. EmaXRIE. Das Organ wurde abgewogen und in einer Reibschale mit etwas Quarzsand feinst zerrieben. Dann wurde 75proz. Methanol (rneist 5occm) zugesetzt und dutch 24 Stullden extrahiert. Nachher wurde der Brei filtriert und das

Fil trat mit i ccm 4proz. Kaliumpermanganat in essigsaurer L6sung oxydiert und durch 3proz. Wasserstoffsuperoxyd der l)berschuB yon Perrnanganat zerst6rt und nochmals filtriert. Die IntensitAt der gelben Farbe wurde dann irn Pulfrich-Stufenphotometer in der 2 crn- oder 3 cm-Cuvette gernessen. Als Tilter diente S 47. ioo y Lfi. pro ccm entsprechen einem Extinktionskoeffizienten yon 3,25. Nach der Gleichung ioo : X = 3,25 : A, wobei A den Ex- tinktionskoeffizienten der Probe bedeutet, wird die Lfl.-Konzen- tration in I ccm Flfissigkeit berechnet und sodann auf die Ge- sarntflfissigkeit und endlich auf I g Organ (Feuchtgewicht) um- gerechnet.

Wenn uns nur wenig Organ zur Verfflgung stand, muBten wir das durch Methanol extrahierte Lfl. an frisches Bleisulfid binden (Methode yon EMMERIE). Das adsorbierte IA1. wurde dann durch eine Mischung yon V~Tasser-Pyridin-Eisessig im Verh~ltnis yon 8 : 2 : o , 2 eluiert und im iibrigen wie sonst verfahren. Die An- wendung dieses Anreicherungsverfahrens ist bei dern betreffenden Versuch jeweils angegeben.

Bei der Bestirnmung des freien Lfl. wurde das genau abgewogene Organ zerrieben und 24 Stunden gegen Aqua destillata dialysiert. Nach 24 Stunden wurde das freie LII., das sich nun im Wasser be- land, an Bleisulfid gebunden, oxydiert und bestimmt. War wenig Organ vorhanden, dann wurde das Wasser 6fter gewechsdt, urn ein gr6Beres Gefglle zu erreiehen; die einzelnen Fraktionen wurden dann zur Bestimmung wieder vereinigt.

U n s e r e m P lan e n t s p r e c h e n d w u r d e n zungchs t LiL- B e s t i m m u n g e n in einzelnen Teilen des mensch l i chen Gehirns vo rgenommen , fiber deren Ergebnisse die Tabelle I Aufschlug gibt. I n j e d e m Versuch wurde der h6chs te in e inem Gehirn- tell ge fundene W e r t mi t I00 % beze ichne t und die W e r t e der ande ren P r o b e n perzentuel l h ierauf bezogen; Diese P rozen t - zahlen s ind f e t t gedruck t jeweils un te r den abso lu ten LfL- Geha l t der be t r e f fenden P robe gese tz t worden. Dieser is t i m m e r in y/g Feu ch t g ew i ch t angegeben.

l~berbl ickt m a n die vor l iegenden abso lu ten W e r t e in e inem Gehirnteil , so f inder m a n Schwankungen innerha lb gewisser, z iemlich enger Grenzen, die yon gul3eren Einflf issen (ver- schiedene Ernghrung , verschiedenes Lebensa l t e r u s w . ) a b - hgngig sein diirf ten. Auffa l lend niedr ig waren die W e r t e bei der Analyse Fa l l . y o n Nr. 4, einer Myasthenie , die du tch eine P n e u m o n i e kompl iz ie r t war und an einer A t e m l g h m n n g ad ex i t u m kam.

E ine gewisse Regelmggigkei t , die in ke inem Versuch d u r c h b r o c h e n wird, ergibt sich aber, wenn m a n die Gehirn- teile nach ih rem Lf l . -Gehal t o rdnet . Wi rd in der beschr iebe- hen Weise der Lf l . -Gehal t p rozentue l l auI den jeweils am mei- s t en e n t h a l t e n d e n Organte i l bezogen, so k6nnen die e inzelnen

3 8 L E E M A N N u u d P I C t t L E R , L a c t o f l a v i n . Klinlsche Wochenschrif t

Versuchsergebnisse a u c h u n t e r e i n a n d e r verg l ichen u n d Durch- s c h n i t t s w e r t e e r r e c h n e t werden.

A m m e i s t e n Lfl, l a n d s ich i m m e r in den Geb i lden des e x t r a p y r a m i d a l e n Sys tems. D a v o n w u r d e n g e t r e n n t un te r - such t : S t r i a t u m oder Nucleus c a u d a t u s allein, Globus pal l idus, T h a l a m u s , Nucleus r u b e r + S u b s t a n t i a n igra , je auf e iner Sei te in e inem St t ick h e r a u s p r g p a r i e r t , u n d die Nucle i d e n t a t i cerebelti . A m I a c t o f l a v i n i r m s t e n erwies sich das M a r k des GroBhi rns u n d Nle inh i rns . %Vie be re i t s e r w i h n t , wa r es n i c h t m6glich, e inzelne P a r t i e n v o l l k o m m e n yon dem u m g e b e n d e n WeiB zu befreien, so dab die W e r t e d u r c h die m e h r oder m i n d e r s t a r k e Beimengm~g m i t d e m t a c t o f l a v i n a r m e n M a r k ta t s / ich l ich noch e twas h S h e r sein m/issen. Besonders gi l t dies f/Jr den Nucleus d e n t a t u s cerebelli , bei dem es a n a t o m i s c h unm6gl ich ist, das M a r k aus den e inze lnen R i p p e n des Zahn- ke rns zu en t f e rnen . Es di i r f te d a h e r sein Lf l . -Gehal t , der t r o t z dieser V e r u n r e i n i g u n g 97% des jen igen v o m S t r i a t u m a u s m a c h t , t a t s / i ch l ich sogar h 6 h e r sein als der des S t r i a tums . Dasse lbe gi l t yore Nucleus r u b e r u n d der S u b s t a n t i a nigra, die 99% des Lf l . -Geha l t s des S t r i a t u m s e n t h a l t e n , w ~ h r e n d das M i t t e l h i r n Ms Ganzes n u r 7 ~ % im D u r c h s c h n i t t en thg l t . Es wi i rde also die L f l . - K o n z e n t r a t i o n in den: ideal i sol ier ten Nuc leus r u b e r bzw. in der S u b s t a n t i a n igra h 6 h e r sein als im S t r i a t u m , das M i t t e l h i r n ohne Nucleus t u b e r u n d S u b s t a n t i a n ig ra abe r weniger Lfl. e n t h a l t e n , ats es im D u r c h s c h n i t t s w e r t yon 7 ~ % zmn A u s d r u c k k o m m t . (3br igens m u B t e n zur Be- s t i m m u n g in Nuc leus r u b e r u n d S u b s t a n t i a nigra , u m die ffir die Ana lyse no twend ige Menge (mindes t ens 3 g) zu be- k o m m e n , 2 Geh i rne auf e inmal v e r a r b e i t e t werden.

O r d n e t m a n alle u n t e r s u c h t e n H i r n t e i l e n a c h der I I 6 h e ihres LfI . -Gehal ts , so e rg ib t s ich fo lgende R e i h u n g : S t r i a t n m bzw. Nuc leus c a u d a t u s - - Nucleus ruber--}- S u b s t a n t i a n ig ra - - Nucleus d e n t a t u s cerebell i - - Globus pa l l idus - - T h a l a m u s .-- Medul la o b l o n g a t a ~ M i t t e l h i r n - - R i n d e des GroBhi rns u n d K l e i n h i r n s - - Mark lage r des G r o g h i r n s und Kle inh i rns .

B e t r a c h t e t min i die D u r c h s c h n i t t s w e r t e aus dell pro- zen tue l l en Verh/~l tn iswer ten (s. u n t e r s t e Re ihe der Tabel le I), so e n t s p r e c h e n auch sic v o l l k o m m e n de r a n g e g e b e n e n Re ihen - folge. D a b e i e rg ib t s ich ein gr6Berer S p r u n g in de r Lfl .- K o n z e n t r a t i o n e i n m a t zwischen T h a l a m u s u n d Medul l a o b l o n g a t a u n d ferner zwischen R i n d e u n d Mark , so d a b s ich 3 G r u p p e n yon a n n g h e r n d gleicher K o n z e n t r a t i o n he raus - s te l len lassen:

I. S t r i a t u m bzw. N. cauda tus , N. r u b e r - i - S , n igra , N. d e n t a t u s , G1. pal l idus , T h a l a m u s . Alte diese Geh i rn te i l e geh6ren d e m e x t r a p y r a m i d a l e n S y s t e m an.

2. Medul la ob longa ta , M i t t e l h i r n , GroBhi rn- u n d Klein- h i rn r inde .

3. GroBhi rn - u n d K l e i n h i r n m a r k . -Der Lf l . -Geha l t in den Organ te i l en der e r s t en G r u p p e

b e t r g g t dabei m e h r als das Doppe l t e des jenigen der d r i t t en Gruppe .

Von den i h r e m V o l u m e n n a c h a u s g e d e h n t e n Gehi rn te i l en , wie R i n d e u n d Mark, wurde jeweiIs n u r ein k le iner TeiI f ramer aus ve r sch i edenen Reg ionen e n t n o m m e n . Da die p rozen tue l l en W e r t e in den e inze lnen V e r s u c h e n z iemlich g u t f iberein- s t i m m e n (die de r R i n d e bewegen sich i m wesen t l i chen zwischen 6o u n d 7o%, die des Marks u m 4o%), w a r ke in wesen t l i che r U n t e r s c h i e d in R i n d e u n d M a r k aus v e r s c h i e d e n e n H i r n - r eg ionen a n z u n e h m e n . W i r h a b e n abe r doch in e inem Ver-

Tabelle 2. L f L - G e h a l t y o n v e r s c h i e d e n e l i R i n d e u g e b i e t e n (Vers. Nr. 6).

} Pro~,, bezogen i Y/g i auf N. ca~datus i~ i (~oo%)

Rinde der Prgzentralregion . . . . . . . !} 2,68 ! 7a . . . . retrozentralen Region . . . . . i 2,8 ', 75

yon G. angularis . . . . . . . . . [ 2,69 72 v o n d e r Fiss. calcarina* . . . . . :} 2 , 6 69

*-Esse i bier vermerkt , dab die Retina besoliders reich an LfL (und zwar in / refer Form) ist; die Fissura ealearina, die , ,Retina des Gehirns" jedoch unterscheidet sich in ihrem LfL-Gehalt in keiner Weise yon den fibrigm~ Rindenpartien.

such (Nr. 6) R i n d e n p a r t i e n aus ve r sch i edenen Reg ionen en t - n o m m e n u n d e inzetn u n t e r s u c h t , wor t iber die Tabel te 2 Auf- schluB gibt . (Der in Tabe t le i angegebene W e r t ffir , ,GroB- h i r n r i n d e " i s t e in M i t t e l w e r t aus den E rgebn i s s en der Tabel le 2.) Die W e r t e di f fer ieren u n t e r e i n a n d e r so wenig, dab sic prak- t i sch ats gleich a n g e s e h e n w e r d e n k6nnen . 1Rinde u n d M a r k in v e r s c h i e d e n e n An te i l en des GroB- u n d Kte inh i rn s weisen also ke ine U n t e r s c h i e d e in i h r e m Id I . -GehMt auf.

Diese F e s t s t e l l u n g wurde zur Ausscha l t{mg einer mSg- l ichen Feh te rque l l e ve rwende t . Es i s t nf iml ieh denkbar , dab der L f l . -Geha l t des Geh i rn s w g h r e n d der Ze i t zwischen E x i t u s u n d Sek t i on oder w~Lhrend der D a u e r de r Sektiol~ selbst , bei de r das G e h i r n f/Jr a/.,, S t u n d e oder lgnger den: Tages l i ch t ausgese t z t ist, sich ve r r inge r t . D a h e r w u r d e n im Versuch Nr. 8 dem Geh i rn zu ve r sch i edenen Zei ten (i 1/2 S t u n d e u n d I6i/2 S t u n d e n n a c h de r e r s t e n E n t n a h m e ) D o p p e l p r o b e n aus de r G r o B h i r n r i n d e e n t n o m m e n u n d gleich v e r a r b e i t e t . Wie die Tabel le 3 zeigt, s ind die W e r t e f a s t v o l l k o m m e n gleich.

Tabelle 3- V e r s u c h Nr. 8: D o p p e l p r o b e n aus d e r Grol3- h i r n r i n d e zu v e r s c h i e d e n e n Z e i t e n e n t n o m m e n .

D a t u m H Zeit der Entnahme 7/g

,6 . I V . i i I7 Uhr~176 2,57 2 , 6 0

,, 18 ,, 3 ~ ,, z,54 2,56

i I7 . I V . ,: 9 ,, 30 ,, 2 , 5 2

2 , 5 4

Das ve r sch ieden t ange l n t e r v a l l zwischen E x i t u s ulid E n t - n a h m e de r Geh i rn te i l e n n d a u c h eine v ie l le icht ve r s ch i eden lange D a u e r der Sek t ion b e d i n g t also a l le in noch ke ine Ver- ~nde rung der L f l . - K o n z e n t r a t i o n .

Bei de r A r t unseres m e t h o d i s c h e n Vorgehens wurde i m m e r das Gesamt-LfI . b e s t i m m t , Es wa r wissenswer t , ob sich im G e h i r n das Verh~ l tn i s von f re iem zu g e b u n d e n e m Lfl. ebenso ve rhS l t wie in a n d e r e n Organen . Die R e s u l t a t e yon Dialyseversuchm~ (s. Methode) , die in Tabe l le 4 wieder-

f r e i e s Tabelle 4. V e r h ~ l t n i s G e s a m t - LI1. (Versuch Nr. Io.)

!1 / _ F r e i e s LfI. s Gesmnt,L:~L Freies Lfl. i Gesarnt-

i! , in Proz.

Rinde . . . . . . . 2,4 0,4 I I6,7% N. caudatu~ . . . . . ,3,51 o,7 20 %

gegeben sind, ergeben, daB ungef i ihr e in F / jn f te l des g e s a m t e n LI1. freies Lfl. ist, gleichgfilt ig, ob R i n d e oder Nucl . c a u d a t u s u n t e r s u c h t wird. Dieses Verh / i l tn i s wi rd a u c h in anderen O r g a n e n vo rge funden . N a c h EULER, HELLSTR6a'~ u n d ADLEI~ b e t r g g t in U n t e r s u c h u n g e n a n e inze lnen p a r e n c h y m a t b s e n O r g a n e n des 1Rindes u n d a u c h a m m e n s c h l i c h e n G e h i r n der AnteiI des f re ien Lfl. a m Gesamt - Id l . d u r c h s c h n i t t t i c h 20 bis 3o %.

N a c h d e m die Lf l . -Ver te i lung im m e n s c h l i c h e n G e h i r n fes tges te l l t war , g ingen wi t u n s e r e m P t a n e n t s p r e c h e n d dazu tiber, Ve r suche zur B e s t i m m u n g der R e s t a t m u n g i m W a r - b u r g s c h e n A t m u n g s a p p a r a t anzus te l len . H ie rzu k o n n t e n na tu rgem/ ig n i c h t mensch l i che Gehirne , sonde rn n u t frische. also Tiergehi rne , v e r w e n d e t werden .

iTIethode: Meerschweinchen wurden durch Nackenschtag get6tet~ das Gehirn m6glichst rasch und uliversehrt entnommen. Hierauf wurden Teile yon etwa I5o mg Gewicht aus StriopMlidum, Tha- Iamus, Medulla oblongata, Mittelhirn und GroBhirnrinde scharf ulid m6glichst schonend herauspr~parierL auf der Torsionswaage gewogen und in die Atmuugstr6ge eingebracht, wo sie mi t einer dfinnen Schere rein zerschnit ten wurden. Da die Meerschweinchen zu wenig GroBhirnmark zur Best immung der Atmungsgr613e haben, wurden zu diesem Zweck t{aninchen verwendeL was wegen der weitgehenden morphologischen und entwicklungsgeschichtliehen s des Gehirns bei beiden Tierarten ohne weiteres er laubt erscheint. Die Zeitdauer zwischen T6tung des Tieres und Ein- briugen der gefi~llten Manometer in das Wasserbad betrug h6ch-

Jg. zo, Heft 2 LEEMANN und PICHLER, Lactoflavin. 39 xI. Jaauar I941

Tabelle 5. G e w e b s a t m u n g v o r u n d n a c h V e r g i f t u n g m i t KCN. R

emm Oe die fe t tgedruckten bedeuten ~ in Prozent. Die Zahlen bedeuten ioo mg Feuchtgewicht �9 60 Min. '

Striopa!lidum Thalamus Versuchs-Nr.

R RKC N % /g RKO N [ % R RKC g

12 io 9 io,8 Io --- [ -- lO 5 8,6 13 15o 20,4 I3,6 . . . . . . . . 1i 4 I5,o' I4 94 I2,9 13, 7 -- - 61 6,3 i 5 -- - - 12o I2,5 1o, 4 lO9 i1,2 20 i4 o 20 14,3 -- I . . . . .

'(K minchen) ! ' , I Mittelwert 12 3 I5 ,3 12, 9 12o 12,5 ! 10,4 97 IO,3

stens lO-- t 5 Minuten. Die Sauerstoffaufnahme wurde mano- metrisch nach WARBURG (Mtere Methode) gemessen, wobei die Kohlens~ure durch Kalilauge adsorbiert wird. Als Suspensions- flflssigkeit wurden 2 ccm eines m~ Phosphatpuffers yon px 7,6 (S6RE.~'SEN) verwendet, en thal tend o,9% NaC1 und 0,2% Glucose~ Diese Konzent ra t ion des Phosphatpuffers ist nach VAN HEYNINGEN im Gegensatz zu st~rkeren Konzentrat ionen, die die Atmung sch~digen und daher die Res ta tmung beeinflussen k6nnten, prak- t isch ohne EinfluB. Die Vergiftung erfolgte mi t %3 ccm "/10 KCN, Die Perioden vor und nach Cyanvergiftung betrugen in der Reget je I Stunde; Ablesungen wurden alle io Minuten vorgenommen.

I n der Tabe l le 5 i s t die Atmui igsgrSBe de r w i c h t i g s t e n H i rn t e i l e v o m M ee r s chw e i nchen angegeben , a n d zwar be-

S a u e r s t o f f a u f n a h m e in c m m d e u t e t B - - /4sc~r das gleiche

IOO m g F e u c h t g e w i c h t . I S t u n d e n a c h V e r g i f t u n g m i t K CN u n d die f e t t g e d r u c k t e ZahI : BKca- in P r o z e n t yon R.

VVie aus der Tabel le 5 u n d aus sp / i te r m i t z u t e i l e n d e n Be- fu i iden h e r v o r g e h t , i s t die a b s o l u t e Atemgr6Be (R) des St r io- p a t l i d u m s i m m e r a m hSchs ten , e in Be fund , de r fiir die P a t h o - physiologie dieses H i r n a n t e i l e s von B e d e u t u n g sein k a n n ; die des T h a l a m u s , die n u r e inmM u n t e r s u c b t wurde , b e w e g t sich in der g le ichen t t 6 h e ; d a n n fglgen in e i n e m gewissen A b s t a n d n a c h de r d u r c h s c h n i t t t i c h e n A t m u n g s g r 6 g e g e o r d n e t : Medul la ob longa t a , Mi t t e lh i rn , Grol3hirnr inde, G r o B h i r n m a r k . Die A t - m u n g yon G r a u u n d WeiB im G e h i r n wurde 5f te rs u n t e r s u c h t u n d a. a. y o n VVARBURG im G r a u als h 6 h e r b e f u n d e n als im WeiB. A t m u n g s v e r s u c h e in e i n z e l n e n H i r n t e i l e n l iegen a b e r unseres Wissens e r s t i n seh r b e s c h r ~ n k t e m AusmaB vor . GAVRIL~SCU u n d P~TERS sowie NOYONS geben n u r an, d a b das GroBhi rn u n d Kle i l lh i rn e inen gr613eren S a u e r s t o f f v e r b r a u c h h a t als der H i r n s t a m m . Die abso lu t e H 6 h e der Atmnung h / ing t n a c h A n g a b e des l e t z t g e r m n n t e n A u t o r s bei v e r s c h i e d e n e n T ie ren in v e r s c h i e d e n e m M a g e v o m Glueosezusa tz ab. DIXON u n d MEYER f inden der Gr6Be n a c h g e o r d n e t a n n ~ h e r n d fo lgende Re ihenfo lge : K l e i n h i r n r i n d e - - Corpus s t r i a t u m - - GroBhi rn - r inde - - Coriiu A m m o n i s - - T h a l a m u s - - G lobus pal l idus . E i n e fe inere Di f fe renz ie rung w a r b ie r m6gl ieh, d a die A n t o r e n a n e i n e m groBen Organ, nXmlich a m Ochsengeh i rn , a r b e i t e t e n . Bezt igl ich de r a b s o l u t e n Gr6Be der S a u e r s t o f f a u f n a h m e is t ein Verg le ich de r yon uns e rmi t t e l t e i iW'e r t e m i t a n d e r e n E r g e b n i s s e n ohiie wei teres m6g l i ch ; u n s e r e Z a h l e n s f i m m e n i m a l lgemeinen m i t d e n e n de r g e n a n n t e n A u t o r e n f iberein, obwohI wir zer- s c h n i t t e n e s Geh i r ngew ebe a n d n i c h t H i r n s c h n i t t e v e r w e n d e - ten. (Bei B e r e c h n u n g des A t m u n g s q u o t i e n t e n i s t zu berf ick- s icht igen, au f wetche G e w i c h t s m e n g e b e r e c h n e t wi rd ; bei B e r e c h n u n g auf T r o c k e n g e w i c h t i s t de r mi• F e u c h t g e w i c h t er- h a l t e n e ~Vert m~t 5 zu mul t ip l iz ie ren . )

Ff i r unse re engere F r a g e s t e t l u n g m a B g e b e n d wa r v o r a l l em die H S h e der c y a n r e s i s t e n t e n A t m u n g , ui id zwar wen ige r de ren a b s o l u t e r W e r t als das p rozen tue l l e Verh~ l tn i s R/Raca-. \ v i e aus de r Tabe l le 5 he r vo r geh t , m a c h t die R e s t a t m u n g bei den y o n uns u n t e r s u c h t e n H i r n t e i l e n ungef / ih r e in Zehn t e I der H a u p t a t m u n g aus. Dies s t i m m t m i t den yon TORRES bei den m e i s t e n fr ischei i G ew eben ( 5 ~ I O % ) u n d den y o n VAN HEYNI~,'~;EN i m D u r c h s c h n i t t a n v e r s c h i e d e n e n G e w e b e n ui id v e r s c h i e d e n e n S u b s t r a t e n e r m i t t e l t e n \ V e r t e n ( I o - - 2 o %) a n n f i h e r n d f iberein. E i n e wesen t l i che Sch/~digung des Gewebes~ d u r c h u n s e r m e t h o d i s c h e s V o r g e h e n in d e m Sinne, dab d u r c h die A r t der P r e p a r a t i o n al le in e ine V e r ~ n d e r u n g des A t m u n g s -

Groghlrnrinde Medulla oblongata Mittethirn Gro[~hirnmark

% R ~KCN RKCN

8,2 I3,I I0,3 Io, 3

Io,5

R RKe N %

92 8,i 8 , 8 128 13,~ i r~

77 7, 2 9,3 123 6,8 i 5,5 lO 9 lO,O i 9'2

lO4 9,0 I 8 , 6

lO 3 8,2

lOO 7,2

Ioi,5 7,7

% R

7,9 - -

-- io 7 7,2 - - --- 88

81

7,5 92

%

8,5 7,9

6,6 7,5 5,3 6,5

6,s ! 7,3

t y p u s e n t s t a n d e n wgre, i s t somi t n i c h t a n z u n e h m e n . O b w o h l die \Ver te der H a u p t a t m u n g im S t r i opa l l i dum a n u n d ffir sich hohe sind, war auch das p rozen tue l l e Verh~ l tn i s R : RKex gr6Ber ats in a l len f ibr igen Hi rn te i l en , d. h. a u c h die Res t - a t m u n g i s t im S t r i o p a l l i d u m a m h6chs t en . D a ; m fo lg t de r Re ihe n a c h T h a l a m u s u n d Grol3hi rnr inde - - Medul la obloii- g a t a - - M i t t e l h i r n - - G r o B h i r n m a r k . T r o t z der n i c h t sehr in die A u g e n spr inge i iden Differenzei i wa r diese Re ihen io lge (mi t e iner A u s n a h m e , yon de r gleich die Rede sein wird) k o n s t a n t zu e rheben . Ff i r die U n t e r s u c h u n g des Mark lage r s i s t das K a n i n c h e n besser gee ignet als das Meerschweinchen , da sein Marklage, r gr613er ist. I m Mark lage r dieser Tiere l a n d sich in D o p p e l b e s t i m m u n g e n eine deuf l i ch ger ingere Res t - a t m u n g als in de r Medu l l a o b l o n g a t a ; es weis t also das G r o B h i r n m a r k die ger ings te R e s t a t m u n g auf. B e i m Ver- gleich m i t den Verh~l tn isse i i der Tabel le i e rweis t s ich - - wie m a n s i eh t - - die H 6 h e der R e s t a t m u n g b e i m Tier als d i r ek t p r o p o r t i o n a l d e m Lf l . -Geha l t in den e n t s p r e c h e n d e n H i r n - te i len b e i m Menschen .

13e t rach te t m a n a b e t das Verh~ l tn i s Medu l l a o b l o n g a t a - Grogh i rn r inde , d a n n schei i i t a l le rd ings e in yon der sonst igei i gute i i O b e r e i n s t i m m u n g abwe ichendes V e r h a l t e n vorzut iegen. W ~ h r e n d die Medul la o b l o n g a t a s ich i m m e r Ms etavas lae to- f l av in re i che r erwies als die Grogh i rn r inde , h a t diese in den A t m u n g s v e r s u c h e n in 3 yon 4 V e r s u c h e n eine s tXrkere Rest-. a t m u n g als die Medul la ob longa ta . Zur A u f k l ~ r u n g dieses s e h e i n b a r e n W i d e r s p r u c h e s f i i h r t en wir b e i m Meer schwe inchen in den in B e t r a c h t k o m m e n d e n H i r n a b s c h n ~ t t e n Lf l . -Bes t im- m u n g e n durch , da w i t es ffir mSgl ich h ie l ten , d a b be i u n s e r e m Versuchs f i e r diesbezfigl ich a n d e r e Verh~l tn i s se vor l iegen Ms b e i m Menschen , U m genf igend groBe Mengen zur Bes t im- m u n g zur Ver f f igung zu h a b e n , v e r a r b e i t e t e n wir m e h r e r e Geh i rne au f e inmal , l~ber das E r g e b n i s g ib t Tabe l l e 6 Auf-

Tabelle 6. L f l . - B e s t i m m u n g i m M e e r s c h w e i n c h e n g e h i r n .

Versuehs-I Striopallidum [ [ Nr, + Thalamus GroBhirnrinde Hirastamm

i I 23 3,1 Ioo 2,5 i 8 0 , 6 2,2 70,9 24 i! 3,5 Ioo 2,7 ! 77, I 2,6 74,3

Nach KCN

29 3 , 4 l O O l 2 , 5 ! 7 3 , 5 1 2 , I 61,7 29a 3,o Ioo t 1 2 , 4 i 8o 2, 4 8o

schluB. (Bei Ve r such Nr. 29 wurde bei e iner a n d e r e n Frage- s t e l lung v o r h e r m i t KCN ve rg i f t e t ; da die Ergebi i i s se m i t den de r f ibr igen Ver suche f ibereb ls t immte i i , w e r d e n sie ebenfMIs h ie r m i t angef i ihr t . ) De r Lf l . -GehMt e i i t sp r i ch t - - a b g e s e h e n davoii , d ab er e twas n iedr ige r i s t - - im wesen t l i chen d e m be im m e n s c h l i e h e n Geh i rn ; IIur i s t in d iesem Fal le des Verh~ l tn i s H i r n s t a i i n n : H i r i i r i nde u m g e k e h r t als b e i m Menschen . B e i m Meer schwe inchen i s t i n 3 A n a l y s e n die R i n d e l a c to f l av in re i che r als der H i r n s t a m m , in e iner s ind die W e r t e gleich. Der schein- ba r e W i d e r s p r u c h in de r B e z i e h u n g Lf i . -Geha l t : R e s t a t m u n g i s t also v o l l k o m m e n aufgekl / i r t , da eben be im Nage t i e r e twas yore M e n s c h e n a b w e i c b e n d e Verh~ l tn i s se vor l iegen. E s i s t also de r Sehlu13 be rech t ig t , daft der L]l.-Gehalt und die l?eatat- nvung sich in, den von uns untersuchten Hirnteilen durchgangig direkt proportional verhatten. A u c h das zahlenm~Bige Verh~ l tn i s s t i m m t a n n ~ h e r n d f iberein: de r Lf l . -Geha l t im lae tof lav iu-

4o LEVAN-DER, Knochenregeneration. WochenschrihKlinisehe

reichsten Organ (Striatum) ist mehr als doppelt so hoch als im lactoflavinirmsten (Mark), die Restatmung ist im Striatum fast doppelt so t/oeh als imMark. Es scheint uns also auf Grund dieser Feststellung mSgl!cI?, wenigstens im Bereigh des Zen- tralnervehsystems yon einem Mehr oder Weniger an Rest- atmung auf ein Mehr oder Weniger an Lfl. zu schlieBen und um gekehrt, wobei such ann~hernd richtige Rfickschlfisse auf das quant i ta t ive Verhalten mgglich sin&

Auf die Frage, ob die gesamteiRestatmung durch das im Gewebe vorhandene gelbe Atmungsferment aufreehterhalten wird oder ob dabei nicht andere Katalysatoren mitwirken, ob also Restatmung mit F lavinatmung gleichzusetzen ist oder nieht, soll bier nicht n/iher eingegangen werden. Es set nur darauf hingewiesen, dab yon der Rolle des Flavinenzyms bet intakter Haupta tmung nicht auf seine Funkt ion bet der Rest- a tmnng geschlossen werden dart. Bet intakter Haupta tmung fnngiert das fiberalt vorhandene Flavinelizym trotz seiner F~higkeit mit Sauerstoff direkt zu reagieren, fast gar nicht als terminales Atmungsferment, sondern beinahe nur als Zwischenkatalysator; tats~chlich dominiert dann nach WAR- BI~RG das Haminsystem. Umgekehrt treten bet geseh~digtem Hgminatmungssystem mit oder ohne direkte Vergiftung zur Aufrechterhaltung der an sich stark herabgesetzten Atmung Prozesse, die bet der Haupta tmung unterdrfickt sind, hervor, und zwar vor allem soweit sie fiber das Flavinferment ab- laufen. Es werden dann Brennstoffe der Zuckergruppe tiber das Flavinferment direkt oxydiert, und zwir entsprechend dam Ausmag der Restatmung nach Cyanvergiftung. Daffir, dab nicht nu t bet Cyanvergiftung solidern such bet Sch~Ldigung der Gewebsstruktur das gelbe Atmungsferment eine groBe Rolle spielt, sprechen aueh Untersuchungen yon FLEISC~- MANN lind PICI-ILER, die unter diesen Versuehsbedingungen beim Gehirn im Warburg-Apparat durch Zusatz yon LI1. eine deudiche Verst~rkung der cyanresistenten Atmung bzw. der durch Gewebssch~digung verminderten Haupta tmung feststeIlen konnten. Nach den bereits zitierten Untersuchun- gen yon GOUREVITCH und nach den ]3ereehnungen TI~. WAG- NER-V. JAUR~GGS ist es jedenfalls ohne weiteres m6glich, dab die gauze cyanresistente Atmung tiber das Flavinenzym ab- laufen ka~n. Die yon uns geflmdene weitgehende Parallelit~t zwischen Flavingehalt und cyanresistenter Atmung im Ge- h im st immt somit mit den bisher vorliegenden Befunden in der Literatur gut fiberein und bietet daneben ffir die Physio- 1ogle und Pathologie des Gehirns neue Gesichtspnnkte, die in ether weiteren Arbeit besprochen we/den sollen.

Zusar~men/assung derErgebnisse: L ]~s wurden in einzelnen menschlichen Gehirnteileli Lfl.-Bestimmungen vorgenommen, die innerhalb enger Grenzen konstante. 1Resultate ergaben. Am meisten enthielt immer das Striatnm, dann folgt nach dem Lfl.-Gehalt geordnet Nucl. tuber + Snbs t nigra, Nuel. dentatus cerebelli, Globus pallidus, Thalamus, Medulla oblongata, IVIittelhirn, GroBhirn- und Kleinhirnrinde, GroB- hirn- und Kleinhirnmark.

2. Die GroBhirnrinde yon verschiedeneli Rindenterritorien hat den gleichen Lfl.-Gehalt. Das freie LI1. betr{igt im Ge- hirn ungef~thr ein Ffinftel des Gesamt-Lfl. (Untersucht am Nucl. caudatus und an der GroBhirnrinde.)

3- Untersuehungen mit der ~Varburgschen Methode an einzelnen Hirnteilen ergaben, ffir das StriopMlidum und den Thalamus ein Maximum an Sanerstoffbedarf, auI das der GrSBe nach geordnet Medulla oblongata, Mittelhirn, GroBhirnrinde und GroBhirnmark fotgen. Die cyanresistente Restatmung ist prozentuell bezogen auf die Haupta tmung am h6chsten im Striopallidum ; dann folgt der Rathe nach Thalamus und GroB= hirnrinde - - Medulla oblongata - - Mittelhirn - - GroBhirnmark.

4. Die untersuchten Hirnteile verhalten sich in ihrem Lft.-Gehatt und in ihrer R e s t a t m u n g durchgingig direkt proportional.

5- Eine scheinbare Ansnahme bilden nur Medulla oblon- gata und GroBhirnrinde, da die Medulla oblongata des mensch- lichen Gehirns lactoflavinreicher ist als die GroBhirnrinde, w/ihrend sich diese Hirnteile beim Meerschweinchen ill ihrer Restatmung umgekehrt verhalten. LfI.-Bestimmungen beim Nagetiergehirn ergaben aber, dab bier die GroBhirnrinde

etwas mehr enth~lt als der Hirnstamm, so dab bet Berfick- sichtigung dieser Verhgltnisse such itir Medulla oblongata und Grol3hirnrinde die \Verte des Lfl.-Gehalts und der Restatmung paral le l !aufeno

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OBER KNOCHENREGENERATION. Formulierung einer Fragestellung

yore kausal-osteogenetischen Gesichtspunkt aus. Von

GUSTAV LEVANDER, KSping (Schweden).

In den in der letzten Zeit erschienenen zahlreichen Ar- beiten fiber Knochenregeneration wird nicht selten eine be- trRchtliche Menge Beobaehtungen yon fiberwiegend morpho- togisch-deskripdver Natur angeffihrt. Dieses in seinem Reich- turn an Einzelheiten imponierende Material wird aber nicht unter einem gemeinsamen Gesichtspunkt betrachtet, welcher Ausblicke auf allgemeinbiologisch gfiltige Grunds~itze ge- s t a t t e t Es entsteht deshalb das t3edfirfnis, die prinzipielle Bedeutung der Tatsachen zu ldfixen, die den verschiedenen Theorien aui diesem Gebiet zugrunde liegen.

Ein anderer Zug der Forschung fiber Gewebsreaktionen bet Knochenregeneration ist die Meinungsverschiedenheit, die hier immer geherrscht hat. DaB ein solcher Dua~smus der Ansichten entstehen konnte solange der Mangel exakter und ins einzelne gehender Beobachtungen v~elfach durch eine mehr spekulative Einstellung zu den Streitfragen des Tages ersetzt warden muBte, ist leicht verst~indtich. Dagegen sollte man meinen, dab die immer zunehmende klinische wie ex- perimentelle Erfahrung in Verbindung mit den Errungen- schaffen der wissenschaftlichen Methodik zu einer allgemein anerkannten L6sung der Frage Nitte ffihren mfissen. Erst ill alIertetzter Zeit hat man aber einzelne Resultate erhalten, die m6glicherweise dazu beitragen kSnnen, den bisher seharfen Gegensatz zwischen These und Antithese aufzuheben.

Zu Anfang des 18. Jahrhunderts t rat ein neuer Gedanke in der Geschichte der Knochenregelieration auf. Damals machte der Botaniker DUI-IAtVIEL die Beobachtung, d~/13 sich das Caltusgewebe haupts~ichlieh um die Peripherie der Bruch- enden anh/iuft, Hieraus zog er den SchluB, dab das Periost eine bedeutsame Rolle bet der Knochenheilung spiele.

%u die Cambiumschieht der Rinde bet den Pflanzen yon Wichtigkeit fiir das Xu ist, so hat nach DUHAMEL such die entsprechende Schichf des Periosts eine gleichartige Funktion. In- des dauerte es noch etwa IOO Jahre, bis diese Ansicht ernstlieher in der Diskussion er6rtert wurde. Dies geschah infolge der be- kannten Versuche, welebe die berfihmten Forseber HEINE und 0LLIER unabh~ngig vonehlander ausgeffihrt haben. Indem sie das Periost aus seinem Zusalnmenhang mit dem tmterliegenden batten Knochengewebe 15sten und es dann aul verschiedene Weise in Weichteile implantierten, erzielten sie eine Knochenbildung in dem neuen Milieu. Damit galt der wissenschaftliche Beweis :[fir das knqchenbildende Verm6gen der l{nochenhaut als gefiihrt, W~ie insbesondere 0LLIER hervorhebt, trat Knochenbildung nut ein, wenn man Versuche an jungen Tieren rnachte, abet trotzdem ver- leihen sowohl OLLIER als seine Nachfolger der JBeobachtung der knochenbildenden F~ihigkeit des jungen Periosts allgemeine Gfll- tJgkeit fflr Mle Lebensatter.

Die Entdeeknng der knoehenbitdenden Eigenschaft des Periosts fiel also rnit dem Durchbruch der Zellenlehre zu- sammen. Diese sog. Periostlehre erhielt deshalb bald fol- gende Ansgestattnng:

Im Periost finden sich junge, unentwickelte Knochen- zellen, Osteoblasten. Bet einer Knochenheilung oder nach