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Über Refraktometer und Interferometer

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43. Band. ] P. Hirscb , Refraktometer und Interferometer. 65 15. Februar 1922.J

in dieser Angelegenheit erreicht, und in diesem Sinne begriiBe ieh die Ausffihrungen des Herrn Prof. F r e s e n i u s als durchaus zweckm~Big.

Wir kommen nun zum letzten Vortrag des heutigen Vormittags. Dieser Vortrag bedarf aber einer ganz kurzen Vorbereitung von seiten des Herrn Dr. H i r s c h , und ich mSchte Ihnen vorschlagen, fiir etwa 10 Minuten den Saal zu riiumen, damit die Vorbereitungen getroffen werden kSnnen.

(Es tritt nunmehr einc kleine Pause ein.) Darauf hSlt Privatdozent Dr. P. H i r s e h ~ J e n a seinen Vortrag.

Uber Refraktometer und Interferometer. Von

Dr. Pau l Hirselb Privatdozent an der Universit/it Jena.

In der ~ahrungsmittelchemie haben sich wie auch in den anderen Zweigen der Chemie die physikalisch-chemischen Untersuehungemethoden eingebfirgert. Dem :Nahrungsmittelchemiker ist das Refraktometer zum unentbehrlichen ttandwerkszeug geworden. Es dfirfte daher wohl von einigem Interesse sein, etwas fiber neue Re- fraktometer, fiber die Interferometer sowie fiber deren Anwendung besonders zum Studium biologischer Probleme zu hSren. In der letzten Zeit erfreuen sich ja die Unter- suchungen mit Hilfe der Refraktometer eines grSBeren Interesses auch von seiten der ~ichtnahrungsmittelchemiker. So war auf der Hauptversammlung des Vereins Deutscher Chemiker zu Hannover 1920 eine besondere Sitzung der vereinigten Fach- gruppen der Refraktometrie und ihren Anwendungen gewidmet. Immerhin ist fest- zustellen, dab das Ausland, besonders England, der Refraktometrie noeh ein 'viel gr6Beres Interesse widmet, was z. B. schon dadurch zum Ausdruck kommt, dab die Society of Chemical Industry einen eigenen AusschuB zur Festsetzung von Normen fiir die Refraktometrie eingesetzt hat.

Im Gegensatz zu der Polarimetrie, der Colorimetrie, den elektrischen Leitf/ihig. keitsmessungen, die zu den auf spezifischen (konstitutiven)Eigensehaften aufgebauten Analysenmethoden zu rechnen sind, gehSrt die Refraktometrie, die Bestimmung des LichtbrechungsvermSgen, zu den Methoden, die auf generellen (additiven) Eigenschaften beruhen. Sie gehSrt in die gleiche Abteilung wie das spezifische Gewicht. Es ist diese ja allgemein bekannte Tatsache bei den refraktometrischen Messungen zu be- achten: Bestimmt man den Unterschied der Refraktion einer LSsung gegen das reine LSsungsmittel, so bestimmt man damit nur eine Funktion alles GelSsten.

Wenn man eine gemischte LSsung - - ein Dreistoffsystem - - zu untersuehen hat und diese Gelegenheit ist bei nahrungsmittelchemischen Untersuchungen oft vor- handen, so kann man vielfaeh physikalische Methoden komb~nieren, um die beiden Unbekannten bestimmen zu kSnnen. Auf dlesem Prinzip beruhende Bestimmungs- verfahren sind Ihnen bekannt; ich darf vielleicht trotzdem mit einigen Worten auf diese bier eingehen und Ihnen mit den dazu benutzten Hilfsmitteln vorffihren:

Die erste hierauf beruhende Methode rfihrt yon T o rn o 8 her, der durch Kom- bination yon Dichtebestimmungen und mittels des H a l l w a c h s ' s c h e n Differential- spektrometers gemessenen Brechungsindiees ffir Natriumlicht den Alkohol- und Extrakt- gehalt des Bieres feststellte. Wegen ihrer relativ umst/~ndliehen Ausffihrung hat

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dieses Verfahren wenig Anhanger gefunden. A c k e r m a n n und R e n a r d haben hier eine bequemere Methode geschaffen. Beide Autoren schufen auf Grund ihrer Bestimmungen eine Rechentafel, mit deren Hilfe man die mittels des Eintauchrefrakto- meters ermittelten Brechungsindices - - ausgedriickt in Skalenteilen - - und das durch Araeometer festgestelIte spezifische Gewicht des Bieres ohne jegliche Rechnung in den Alkohol- und den Extraktgehait umwerten kann.

Zwischen der Stammwiirze w, dem Extraktgehalt e und dem Alkoholgehalt a eines Bieres besteht die empirisch festgestellte Gleichung

2 , 0 6 6 5 X a + e W ~

100 @ 1,0565 X a

L 5 we hat auf Grund dieser Gleiehung ein Diagramm (Fig. 1) gezeiehnet, aus dem man ohne jede Rechnung zu gegebenen Alkohol- und Extraktgehalten die zugehSrige

3 3.~ ~: ~;5 ~ ~f :~ 6.5 ~ [,~ ~ ~,~

Fig. 1.

Stammwiirze ermitteln kann. Als Koordinaten sind in dem Diagramm nach rechts die Extraktprozente yon 3--8,5~)/o und yon unten nach oben die Alkoholprozente yon 2- -6° /o in Intervallen yon 0,050/0 aufgetragen. In dieses Koordinatennetz ist ein System yon schr/igen Linien eingezeichnet, die die Stammwiirzen yon 7--18°/o, yon Zehntel zu Zehntel Prozent darstellen. Als Beisplele m6chte ich ~olgende anfiihren:

1. In dem in dem Diagramm eingezeichneten Punkt I sehneiden sich drei Linien: die horizontale Koordinate 3,50°/o Alkohol, die vertikale Koordinate 7,60o]o Extrakt und die schr/ige Gerade 14,3°/o Stammwtirze. Es sagt also der Punkt I aus, dab ein Bier yon Alkoholgehalt yon 3,50°/o und einem Extraktgehalt yon 7 ,6% einen Gehalt an Stammwiirze yon 14,3°/o hat.

2. Wie grot~ ist der Stammwiirzgehalt eines Bieres yon 4,350/0 Alkohol und 7,60°/o Extrakt? Die Koordinaten a 4,35 und e 7,60 ergeben den Punkt II . Dieser liegt zwischen den Stammwiirzelinien von 15,8 und 15,9, es betragt also die Stamm- wiirze 15,85 °/o.

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3. Punkt I I I entspricht einem Bier mit 2,50]0 Alkoholgehatt und 4,550/0 Ex- traktgehalt. Man wird hier den Stammwiirzegehalt zu 9,5°/o angeben, da man yon einer Angabe auf I-Iundertstel-Prozente wohl absehen wird.

L e h m a n n mid G e r u m haben in Ihrer Vereinszeitschrift noch einfachere Beziehungen zwisehen dem Alkohol- und Extraktgehalt eines Bieres festgestellt. Auf Grund dieser Angaben liel;l sich ein Diagramm (Fig. 2) konstruieren, aus dem man eben- falls aus der :Refraktion in Skalenteilen des Eintauchrefraktometers und den Laktoden- simetergTade den Alkohol- und den Extraktgehalt ermitteln kann. Bezeichnet man die Refraktion mit R, die Laktodensimetergrade [1000 X (spez. Gew.--1)] mit L, so ist R- t - :L das Mag fiir den Extraktgehalt. R - L ist das Ma$ fiir den Atkohol- gehalt. Zu jedem Wert yon R @ L bezw. R - - L kann man aus den entspreehenden Tafeln die dazugehSrigen Prozente entnehmen. Besonders wertvoll sind die L e h - m a n n - G e r u m ' s c h e n Tafeln dadurch geworden, dal~ sic aueh fiir Diinnbiere gelten.

Fig. 2.

Wenn ich diese Bestimmungsmethoden: Kombination yon Dichte und Refraktion, etwas ausffihrlieher gebracht habe, obwohl sie Ihnen bekannt gewesen sein dfirften, so geschah dies nur aus dem Grunde, um die groge Einfaehheit derselben bei grol~er Genaulgkeit vorzuffihren. Sotche Methoden miil]ten in viel grSflerem Mage an- gewandt werdem

Ich m6ehte an zwei weiteren Beispielen zeigen, dab man aueh eine andere zweke Methode, nieht blog die Diehtebestimmung, mit der refraktometrisehen Messung paaren kann. Vereinigung yon Polarimetrie und Refraktometrle bei der Untersuehung yon Zuekerl5sungen sind bekannt. Man kann aber auch Viseosiffttsbestimmung mi~ der Refraktion vereinigen. Eine auf diesem Prinzip beruhende Bestimmung yon Globulin und Albumin im Bhtserum verdanken wir R o h r e r . Naeh den Unter- suehungen yon R o h r e r und A l d e r besteht im Gegensatz zum refraktometrischen Verhalten yon Globulin und Albumin, deren EinfluB auf die Lichtbrechung sich einfaeh addiert, bezSglieh der Viscosit~t ein anderes Verh~ltnis yon Albumin und

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Globulin. Das Globulin beeinflu~t bei steigenden Mengen die Viscosit~.t in viel sfiirkerem Matte aIs Albumin. Bei gleiehem Brechungszuwachs zelgen Globulinl5sungen nach R o h r e r eine fas t doppelt so grot~e Viscosit~itszunahme. Ordnet man die ver- schiedenen Refraktions- bezw. Viscosit~tswerte yon Albumin- bezw. GlobuIinl5sungen in einem Koordinatensystem, in dem die Abscisse die Viscosit~tswer~e (~7), die Ordinate die Refraktionswerte (R in Skalenteilen des Eintauchrefraktometers) darstellen, so erh~ilt man Kurven. Diese Kurven (Fig. 3) schneiden leicht konvex naeh der R-Achse bin sieh im R~]-Punkt des LSsungsmittels, wobei die Globulinkurve gegenfiber der Albumin-

Albumin Globulin

~0

50

$ i

~ 4o

20

2 1 ,a 1 ,G 1,~ 2,0 2,2 2,4 V i s c o s i t i i t Fig. 3.

kurve bedeutend nach rechts gegen die hSheren ~/-Werte bin verschoben ist. Miseht man Albumin und Globulin yon wenig verschiedener Refraktion mlteinander, so leiten naeh R o h r e r die R- und ~-Eigenschaften der Misehungen kontlnuierllch und pro- portional dem Misehungsverhaltnis yon dem R~]-Punkt der AlbuminI6sung zu dem entsprechenden R~]-Punkt der GlobulinlSsung tiber. Es liegen daher die R~]-Punkte der Misehungen in einer geraden Lhlie, die die Punkte der Albumin- und Globulin- kurve, die den zur Mischung verwendeten Reint5sungen entsprechen, verbindet.

Durch die Untersuehungen yon R o h r e r ist man also in die Lage versetzt, nach Feststellung der Refraktions- und Viscositg~tswerte eines Serums und Aufsuchen

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des R~-Punktes in dem Diagramm (Fig. ~) das prozentuale Misehungsverh£1tnis yon Albumin- und Globulin abzulesen.

T r i m benutzt neben dem BrechungsvermSgen den Sehmehpunkt, um bei gewissen SpeiseSlen die Zusammelasetzung festzustellen. Er stellte zunachst die Breehungs-

2

Fig. 4.

indices und Schmelzpunkte yon drei binaren bestimmt zusammengesetzten 01mischungen lest: PalmkernS1 mit ArachisS1, Arachis61 mit Cecosfett und Cocosfett mit PalmkernS1. In ella Koordinatelasystem tr/igt T r i m nun als Ordinaten die ]3rechungsindices und als Abscissen die Schmelzpunkte dieser 3 Gemisehe eln. Es entsteht ein yon drei

Graph for use w i t h dua l or ~rip~e m ~ r e s o / ~ f i n e d p ~ l m I~r,n~l, coconut , and arachi~ o~s,

/ ' q ' a l l f ~ #~lm-]£erndl I~eel~tke~l

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so ~ Arachi~61

~0

20

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o P~lm-Mern~ t~ J(okegfe~

~Chm ~tz - pu n ht " ~

Fig. 5.

Kurven begrenztes Dreieck, dessen Ecken von den drei reinen 01en gebildet werden (Fig. 5).

Ein Te]l des Dreiecks mit den Ecken PalmkernS1 (rechts) und Cocosfett (links bei K) ist in der Detailkurve (Fig. 6) dargestellt. Die von den beiden Ecken Bach links oben gehenden Seiten sehneiden sioh schlie/~lich bei 13 D ~ t,482 und F ~- - - - 8 ° C in

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der Ecke Arachis, die in dem kleinen Diagramm nicht mehr darstellbar ist. I-la~ nun z. B. die Messung eines 01 nD 40 = 1,4515 und F = 2'~ ° C ergeben, so gehSrt das O1 seiner Zusammensetzung naeh an den Punkt A des Diagramm+. Dieser gibt sofort die A-awesenheit yon 8°/o ArachisS1 zu erkennen. Die iibrigen 92°/o werden dann geteilt proportional ihrem Cocosfett-PalmkernSI-Verhiiltnis, d. h. man geht yore Punkte A sehr/ig naeh reehts unten parallel tier benaehbarten Linie bis zum Schnitte mit der Basis, der knapp reehts yon dem Punkte 20 Cocosfett, 80 PalmkernS1 erfolgt, bei einer feineren Unterteilung etwa bei 18 Coeosfett und 82 PalmkernS1. Es slnd also 92 Teile im Verhgltnis 18 :82 zu teilen. Dieses ergibt: Coeosfett 17°/o, Palm- kernS1 75 °/o und Araehis51 8°]o.

U t z hegte in einer Mitteilung die Hoffnung, dat~ man eine Fettbestimmung mit Hilfe des Refraktometers einmal wird quantitativ durehffihren kSnnen.

I. 9s.~

I . e $ 2

t I. ~5"0

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+++Ca*+.', ".. +++" Ot~oo "to"

o

Kolroafett , , , , ........................... ,

:Z÷ 2 5 f t6 2 7 2.+ 29

3 e k m e l z - P u n i e r . o f f . . . ~

Fig. 6.

~ o dt o paint +

+k/+ ~r.-~o <~o + g / " ~ , o _ + , ~ " ~o,,,ho - '~0 +o

Die methodisch fiuf~erst wertvolle Arbeit von T r i m zeigt uns, da$ man dureh Benutzung der Refraktometrie bei Fettuntersuchungen sehr welt kommen kann. Die Schmelzpunktbestimmungen des Fettes mfissen selbstverst/indlich ~uf~erst genau vor- genommen werden, T r i m bediente sieh hierzu eines besonderen Apparates. Er machte seine refraktometrischen Me¢sungen mit einem Pulfr ich-Refraktometer . Bei solchen Untersuchungen mui~ man schon ein genaues MeBinstrument anwenden. Es ist zu erwarten, dag eine Verfeinerung der Mel~verfahren bei mSgliehst grot~er Einfachheit der Entwickelung derartiger Methoden, die 2 physikallsehe Konstanten heranziehen, sehr nfitzen wird.

Es ist daher sehr zu begrii$en, da$ L S w e neuerdings das Eintauchrefrakto- meter durch Konstruktion auswechselbarer Prismen bedeutcnd verbessert hat. Ich darf vielleieht einmal ganz kurz die MeSbereiehe und Ablesegenauigkeiten einiger Refraktometer hier zusammenstellen:

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R e f r a k t o m e t e r t y p M e ~ b e r e i c h nD

Abbd-Refraktometer . . . . . . 1,30 --1,70 Butter-Refraktometer . . . . . . 1,42 --1,49 MilchfetbRefraktometer . . . . . 1,33 --1,42 Zucker-Refraktometer . . . . . . 1,33 --1,51

{Prisma I 1,88--1,61} Pulfrich-Refrakt~ometer Prisma II 1,47--1,74

Prisma III 1,64--1,88 Eintauchrefraktometer . . . . . 1,325--1,367

G e n a u i g k e i t

~_ 0,0002 + 0,0001 + 0,0001 ~_ 0,0002

4- 0,0001

0,00003--4

Man kann aus dieser l~bersicht ersehen, dalll die Mel~bereiche der verschiedenen Refraktometertypen sehr verschieden sin& Im Laufe der Jahre sind verschiedene Spezialkonstruktionen entstanden, die dem jeweiligen Verwendungszweck angepal~t wurden. Es geht aber auch aus der Tabelle hervor, daf~ die Mef~genauigkeit des Eintauchrefraktometers die grSf~te ist.

Es ist nun L S w e gelungen, das Mef~bereich des Eintauchrefraktometers durch Ausrfistung desselben mlt auswechselbaren Prismen zu vergrSlilern, ohne die Melii- genauigkeit und besonders die Einfachkeit der Handhabung desselben zu verringern. In seiner neuen Form wird das Eintauchrefraktometer mit sechs verschiedenen Prismen ausgerfistet. Wit" erhalten folgende inelnander greifende Mel~bereiche:

M e g b e r e i c h M e f i b e r e i c h n D n D

Prisma 1 . . . . . . 1,325--1,867 Prisma IV . . . . . . 1,419 -1,449 ,, 1I . . . . . . 1,366--1,396 ,, V . . . . . . 1,445 -1,472 ,, III . . . . . . 1,395--1,421 i , VI . . . . . . 1,468--1,492

Die Prismen, die eiuen Fiihrungsbolzen tragen, werden dutch eine Uberfang- schraube befestigt. Zum LSsen bezw. Festzlehen dieser Schraube wird ein Schliissel beigegeben. Wenn auch die Befestigungsart der auswechselbaren Prismen eine solche ist, daf~ die gr51~te Gewiihr daffir gegeben ist, daf~ das jeweilig benutzte Prisma zen- triert und justiert sitzt, so soll man doch den ~u l lpunk t jeden Prismas nach dem Umwechseln frisch priifen. Zu diesem Zwecke wei'den fiir die Prismen I V - - V I Justierpl~ittchen beigegeben, deren Benutzung jedem Benutzer des Abb6-Refraktometers gel~ufig ist. Die Justierpl~ttchen werden mitte]s eines mSglichst kleinen TrSpfchens Monobromnaphthalin aufgeklebt und dann wird die Grenzlinie, die von sireifend ein- fatlendem Lichte gebildet wird, beobachtet. Man mut~ mit monochromatischem Licht (~Natriumlicht) arbeiten. Auf jedem Justierpl~ttchen ist der Brechungsindex angegeben. Die abgelesenen Skalenteile miissen nach Umrechnung den gleichen Brechungsindex geben, der auf dem Pli~ttchen angegeben ist. Zur Justierung yon Prisma I wird wie iiblich destilliertes Wasser benutzt, wiihrend man zur Justierung yon Prisma I I und I I I eine beigegebene ~Tormalflfissigkelt verwendet. St immt die Justierung nicht, so mul~ man - - wie beim Eintauchrefraktometer fiblich - - die Grenzlinie auf den ent- sprechenden Skalenteil einstellen.

Hilfsprismen, zur Messung kleiner Flfissigkeitsmengen, werden zu jedem der sechs Prismen angefertigt.

Die Anwendung dieses neuen Refraktometers wird eine grol~e werden. Man wird sich wohl immer iiberlegen miissen, ob man nicht mit den anderen bisher fiblichen Refraktometern das gleiche erreichen kann. Es wird aber Fiille geben, wo

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man eine grSl~ere Genauigkeit der Messungen haben will. Man wird LSsungen mit seiner YIilfe ausmessen, deren Konzentration hSher ist als die Grenzwerte, die man nach W ag n e r mit dem alten Eintauchrefraktometer noch bestimmen kann. Alkoholische Tinkturen, Extrakte und (~le aller Art lassen sich jetzt mittets Eintauchrefraktometer ausmessen. Besonders abet wird sich das verbesserte Eintauchrefraktometer zur Aus- arbeitung feinerer refraktometriseher Bestimmungsmethoden anwenden lassen, yon denen die oben angeffihrte Tr im'sche als Beispiel dienen kann.

Ich darf vietleicht noch auf eine Ab~inderung des A bb6'schen Refraktometers hinweisen. Wenn man z. B. sehr dunkle Zuckersi~fte oder ~hnliche Massen refrak- tometriseh zu untersuchen hat, so erscheint h~ufig beim Arbeiten mit durchfallendem Lichte die Grenzlinie sehr schlecht erkennbar. Derart]ge Untersuehungen nimmt man besser im reflektierten Lichte vor. Dieses Verfahren riihrt yon A bb6 her. An den neuen Refraktometern nach A b b 6 , wie auch an den Zuckerrefraktometern, ist nun eine Vorrichtung angebracht worden, die das Messen im reflektierten Lichte gestattet.

Fig. 7.

Es ist an dem einen Prisma ein abnehmbarer DeckeI angebracht. Nach .Verstellen des Spiegels in der ~Veise, dal~ er sein Lieht nicht mehr in das Prisma wirft, nimmt man den Deckel ab, beleuchtet das Prisma dutch die so geschaffene 0ffnung und stellt nun die Grenzlinie, die bei dieser Beleuchtungsart nicht eine Grenze zwischen Hell und Dunkel, sondern zwischen einem sehr hellen und einem weniger hellen Felde darstellt, wie sonst ein. Die Achromatisierung wird mit dem Kompensator besorgt.

Mit Hilfe des Kompensators des Abb~-Refraktometers kann man bekanntlich Dispersionsmessungen anf eine Genauigkeit yon etwa 0,0002--3 ausfiihren. Derartige Dispersionsmessungen miil~ten in viel grS~erem Mat~e als bisher fiblich ausgefiihrt werden. Di~persionsmessungen haben in der organisehen Chemie bei der Charak- terisierung yon Substanzen doeh ausgezeichnete Dienste geleistet. In der Chemie der 01e und Fette diirften sich bei einer ausgedehnteren Anwendung, unter Umstiinden in Kombination mit anderen Methodenl sicher gute Ergebnisse erzielen lassen.

Ieh mSchte mich nun zu refraktometrisehen Messungen wenden, die nicht mit Refraktometern ausgefiihn werden, sondern mit ttilfe der I n t e r f e r e n z d e s L i c h t e s .

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Die Instrumente, die zu solchen Messungen benutzt werden, sind die sog. I n t e r - f e r o m e t e r . Man kennt hier zwei Typen: Die Gasinterferometer und die FIfissig- keitsinterferometer. Von den Gasinterferometern wollen wir h~er, obwohl diese den Urtyp darstellen, absehen und uns nut mlt den Flfissigkeitsinterferometern (Fig. 7) und ihren Anwendungen beschi~ftigen.

Die Messungen mit dem Interferometer, das wit LSwe verdanken, beruhen darauf, daf~ durch den Unterschied der Lichtbrechung bezw. Konzentration einer zu untersuehenden LSsung und einer Ver- gleichsl6sung Interferenzstreifen wandern. Die ttaupteigentiimlichkeit des Interfero- meters besteht darin, dal~ dutch eine be- sondere Einrichtung eine unveri~nderliehe, normale Interferenzerscheinung, die als ~*ullnge dient, hervorgerufen wird. Die oben erwi~hnte Wanderung der Interferenz- streifen l~l~t sich gegenfiber der Nullage leicht feststellen. Sie kann durch eine Kompensatoreinrichtung ausgeglichen und in ihrer Gr6~e festgestellt werden.

An Hand einer schematisehen Dar- stelIung {Fig. 8) sei kurz die Einrichtung des Interferometers beschrieben:

t~

W

Fig. 8.

Der Faden eines Osramlampehens, das neben einem Linsensystem in einem kleinen Tubus (B) untergebracht ist, wird quer auf einem Faden abgebildet. Der aus diesem Spalt hervortretende Lichtstrahl fi~llt auf den am hinteren Ende des Apparates angeordneten Spiegel S. In oder dicht an dieser Spiegelebene liegen zwei Doppel- blenden, welche die Beugungserscheinungen hervorrufen. Der nahezu senkrecht auf- fallende Liehtstrahl wird vom Spiegel zuriickgeworfen und durch das Objektiv des Fernrohrs zu einem Interferenzbild vereinigt. Das Interferenzbitd liegt dicht neben dem sehr rein einstellbaren Spalt und wird durch das Zylinderokular OK betraehtet. Durch die Benutzung dieser ZyIinderlinse wird der durch hohe Vergr5t~erung ver- ursachte ~belstand der geringen Helligkei~ des Bildes iiberwunden. Eine Zylinderlinse vergrS~ert sehr in der Richtung senkrecht zu ihrer Achse, wirkt abet in Ebenen, die dureh die Aehse gehen, wie ein Fenster. Die Lichtstrahlen der parallelen Strahlen- bfischel mfissen auf ihrem Wege zu und yore Spiegel S.durch die Platten PI und PII des Kompensators K gehen. Sie mfissen ferner dureh die planparallelen Platten eines Temperierbades Tr, durch die Temperierfliissigkeit selbst und durch die in das Temperierbad yon oben eingehi~ngten mit zwei planparallelen Glasplatten versehenen und mit der zu untersuchenden bezw. zu vergleichenden Fliissigkeit geffillten Flfissig- keitskammern hindurchtreten, l~ur die obere Hiilfte der Liehtstrahlen nimmt diesen Weg. Die untere H~lhe der parallelen Strahlenbfisehel geht unter der Fliissigkeits- kammer her. Sie erzeugt in dem Okular das unver~nderliche, als Nullage dlenende Interferenzstreifensystem. Dieses, eine F rauenhofe r ' s che Beugungserscheinung, be- steht aus einem weil~en Felde, dem sog. Maximum nullter Ordnung and symmetrisch dazu angeordneten Beugungserscheinungen, Beugungsspektren, die durch sehr schmale, sehwarze Minimastreifen getrennt sind.

Befinden sich in beiden H~ilften der Doppelkammer Flfissigkeiten yon genau

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gleicher LichtbreehUng, mit anderen Worten Fliissigkeiten von gleieher Konzentrafion, so erzeugt die obere Hiilfte des paratlelen Strahlungsbfischels genau die gleiche Inter- ferenzerscheinung wie die untere Hgdfte des Strahlenbfischels. Sind beide Kammer- h~lften jedoch mit versehiedenen konzentrierten LSsungen gefiillt, d. h. sind dutch die Konzentrationsunterschiede die Liehtbrechungen verschieden, so ist dureh die da- durch bedingte verschiedene optische Wegl{inge die Interferenzerscheinung gegen ihre bisherige Lage verschoben. Durch Drehen der Sehraube M kann man die beweglich angeordnete Platte PI des Kompensators K verstellen. Hierdurch wird der optisehe Gangunterschied tier beiden Hiilften des Strahlenbfischels ausgeglichen. Man dreht so lange, his die beiden sehwarzen Streifen, die das Maximum nutlter Ordnung, das Wei~e, begrenzen, in dam oberen und unteren Bilde genau auf Koinzidenz stehen. Die Schraube M tri~gt eine M:ei~tromme], deren Umdrehungen man mit Hiife ihrer Teilung sowie eines Umdrehungsz~thlers ablesen kann. Dutch Ablesen der zur Ein- stellung auf Koinzidenz notwendig gewesenen Schrauben- bezw. Trommelumdrehungen kann man die Untersehiede in dem LiehtbreehungsvermSgen der beiden verglichenen Fliissigkeiten feststellen.

Wir ffihren also mit dem Interferometer Differenzmessungen aus. Besonders hervorzuheben ist bei den Messungen mit dem Interferometer die Tatsache, daI~ das Messen mit dem Kompensator dadurch besonders ausgezeichnet ist. da~ es eine sog. IqulImethode darsteltt. Eine Nullmethode fiihrt erfahrungsgem/~B bei den verschiedensten Beobaehtern durch Auss~haltung ]egliehen subjektiven Beobachtungsfehlers zu genauen und gleichmi~i~igen Resultaten.

Es seien mir zun~ehst einige allgemeine Bemerkungen fiber das Interferometer gestattet:

Jedes Interferometer stellt an sieh ein besonderes Individuum iusofern dar, als sich die Mel~ergebnisse eines Interferometers nicht auf ein anderes fibertragen lassen. Die abgelesenen Trommelumdrehungen, die zur Einstellung auf Koinzidenz notwendig waren, die sog. Trommelteildifferenzen (T.T.), stellen gewisserma~en ~villkfirliche Werte dar, die ebenso wie die Skalenteile des Eintauchrefraktometers erst in absolute Werte ffir das BrechungsvermSgen, ausgedriickt a]s n, umgewertet werden miissen.~ Man mu~ auch jedes Interferometer erst J[fir die zu bestimmenden Substanzen eichen.

Zur Aufnahme der zu messenden Fliissigkeiten dienen Kammern, die entweder aus vergoldetem Metall mit eingekitteten Kammerfenstern oder zur Untersuchung yon kittlSsenden Flfissigkeiten und S/iuren ganz aus versehmol~enem Glas hergestellt mind. Die Kammern werden in verschiedenen L~ngen (l, 5, 10, 20 und 40 ram) geliefert. Die mit den versehieden langen Kammern erhaltenen Werte verhalten sich im all- gemeinen der Kammerli~nge direkt proportional.

Wenn man nun ein Interferometer fiir eine bestimmte Substanz, gelSst in einem LSsungsmittel, {fir eine bestimmte Kammerl/inge eieht und die erhaltenen Werte in eiu Koordinatensystem eintr~igt, so erkennt man, dat~ die Eichkurve bis zu einer ge- wissen Konzentration bezw. einer entsprechenden Trommelteitdifferenz in einer Geraden verlikuft. Hat die Trommelteildifferenz, auch Interferometerwert (IW.) genannt, eine- fast fiir ]edes Interferometer andere GrS~e fibersehritten, so verl~iuft von diesem Pm~kte ab die Eichkurve nicht mehr in einer Geraden, sondern sie verliii~t diese in Form einer sieh leicht naeh oben krfimmenden Kurve. Es ist diese Abweichung yon der Geraden in einer konstruktiven Eigenart des Interferometers bedingt. Es ist uns diese Eigentfimlichkeit des Interferometers zuerst bei unseren immunoehemisc~hen Studien

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aufgefallen, als wit gezwungen waren sowohl mit LSsungen hSherer KonzentraLion als auch mit grS~eren Kammerl~ingen zu arbeiten. Durch unsere diesbeziiglichen Messungen konnten wir die Abweichungen genau festste]len, und da sie durch die Eigenart der Konstruktion bedingt ist, auch rechneriseh beseitigen. Man mu~ ftir jedes Interfere- meter eine Korrektionstabelle herstellen. Es ist dies elne relativ einfaehe Saehe und wird dureh die notwendige Korrektion der Wert des Interferometers in keiner Weise beeintr~chtigt.

Die Me~genauigkeit und das Mel~bereieh des Interferometers wird durch folgende Angaben gekennzeiehnet:

Zusammenhang zwischen ~n und °/oo NaCI. 1 Tell ent~spricht~

(~n X 10-7 °/oo NaC1 lnterferometer mit,20 mm-Kammer . . . . . . . 6,3 0,00~

, ,, 10 . . . . . . . . 12,5 0,007 ,, ~ 5 . . . . . . . . 25 0,014

1 . . . . . . . 125 0,072 Eintauchrefrakto meter:

0,1 Skalenteil entspricht . . . . . . . . . . . 400 0,229

Wit sehen aus diesen Zahlen, dab die MeBgenauigkeit des Interferometers eine bedeutend grSgere ist als die des Eintauchrefraktometers.

Bet Benutzung der 5 mm-Kammer und yon destitliertem Wasser als Vergleichs- flfissigkeit ist megbar das Gebiet zwischen den Breehungsexponenten 1,33520 (Brechungs- exponent des reinen Wassers) bis etwa 1,34010, entsprechend den Skalenteilen des Eintauehrefraktometers 15,0--33,0. Durch Benutzung der 1 mm-Kammer kann man das Mei~bereich vergrSgern, es ist bier unter den sonst gleiehen Bedingungen megbar das Gebiet zwischen 1,33320 bis 1,37070, das M:egbereich ist also etwas gr5ger ats das des Eintauehrefraktometers geworden.

Wie gesagt, ffihren wir mit dem Interferometer Differenzmessungen aus. Durch passende Wahl der Vergleichsflfissigkeiten kann man gewisserma[~en das Me~bereich des Interferometers fiir jede Kammerliinge beliebig gestalten. Man mul~ sich ganze Reihen von Vergleichsfliissigkeiten herstellen, deren Konzentrationsunterschiede [Trommel- teildifferenzen, Interferometerwerte (IW.)] immer um das eigentliehe Mel~bereich (IW.

3000TT, entsprechend etwa 18 Skalenteile des Eintauchrefraktometers) vm~ ein- ander differieren. Wir haben dieses Verfahren bet unseren Versuchen mit Erfolg benutzt.

Man muB bet dieser Art yon Messungefi ~o]gendes beachten: Je grSl~er die Kammerl~nge, desto grSl~er die Mel~genauigkeit, desto grSl~er die Trommelteildifferenzen, abet desto kleiner das Meiilbereieh. Man kann ferner Ieider nicht belieblge Fliissig- keitspaare gegeneinander ausmessen, da die Farbe der LSsung und die Dispersion von farblosen LSsungen yon Einflul~ auf die Interferenzerscheinung ist. Es sind Ihnen die ~ihnlichen Erscheinungen an der GrenzIinie bet Messungen mittels des Eintauch- refraktometers bekannt. Hier kann man (tie Grenz!inie durch Benutzung der Archro- matisierungsschraube scharf einstellen. Beim Arbeiten mit dem Interferometer mul~ man passende Vergleichsflfissigkoiten auswiihlen.

Wir f f i h r e n - wie schon wiederholt g e s a g t - Differenzmessungen aus. Messen wit z. B. Konzentrationsunterschiede zwischen zwei Sera, so ist die Beobachtungs- temperatur ohne Einflu~. Beim Messen homologer Flfisslgkeitspaare wird die zu

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76 19. Hauptversammlung Deatseher Nahrungsmittelchemiker. [Zeitschr. f. Untersuchung [d. Nahr.- u. Genul3mittel.

untersuchende und die zum Vergleich dienende Fliissigkeit durch die W/irme gleich- m/ii~ig beeinflul~t. Anders liegen die Verhi~ltnisse bei heterologen LSsungspaaren. Hier /indert sich die optische Dichte der zu untersuchenden LSsung in einem anderen Ma~ als die der Vergleichsfliissigkeit. Mililt man solche heterologen LSsungspaare bei steigender Temperatur, so ergibt die graphische Darstellung der Resultate n i e h t - wie bei homologen LSsungspaaren - - eine Parallele zur Abszissenachse. Wir bekommen eine Kurve, die gegen die Abszisgenachse geneigt ist, und zwar ist sie um so starker geneigt, je lfinger die Kammer ist, je welter sich die LSsungen vonder Gleichartig- keit entfernen und in einzelnen F/~llen aueh, je niedriger die Temperatur ist. Da die ~nderung der Messungsergebnisse dutch die W/irme nicbt abh~ngt yon Eigen- schaften des Mel~instrumentes, sondern einzig (aul~er der Wiirme) von den vorgenannten drei Variablen, unter denen die Hetero]ogie der L6sungspaare weitaus die wicbtigste ist, so kann eine allgemeingfiltige Temperaturkorrektion ffir das Inierferometer nicht ge- geben werden. Man mul~ ffir jedes LSsungspaar und jede K~mmerl/inge die Temperatur- korrektion durch einen Versuch feststellen. Durch unsere Erfahrungeu kann ich aller- dings sagen, dal~ der Einflu~ der Temperaturschwankung innerhalb + 0 , 5 o in den meisten F~llen unberficksichtigt gelassen werden kann.

Zur Demonstration des Einfhsses der Temperatur auf das Messungsergebnis mSchte ich zwei Kurven vorfiihren, die gemeinsam mit meinen Mitarbeitern ausge- ffihrten diesbezfiglichen Untersuehungen entnommen sind.

Ich erlaubte mir auf diese allgemeineren Fragen etwas genauer einzugehen, da sowohl das Interferometer als auch diese Fragen, auf die beim Arbeiten geachtet werden mul~, in Ihrem Kreise doch verh~Itnismii~ig unbekannt sein dfirften.

Das Interferometer war ursprfinglich zur Untersuchung sehr verdiinnter LSsungen, wie 1V[eerwasser, gebaut worden. So wurde es mit Erfolg zu Meerwasserunter- suchungen von S c h o t t , :Nansen u. a. angewandt. Dann bediente sich Ma rc des Interferometers bei seinen Untersuchungen fiber die Adsorption gelSster kolloider Be- standteile und griindete au~ diesen Versuchen eiue Methode zur Untersuchung von Abwassern. Ich habe in ausgedehntem Mal~e das Interferometer zu biologischen Unter- suchungen benutzt.

Die ~ahrungsmittelchemiker haben ja eine sehr vielseitige Ausbildung. Die Grenzgebiete der Chemie, Physik und Medizin erfreuen sieh Ihres Interesses und so darf ich vielleicht kurz fiber einige unserer Untersuchungen berichten.

Dutch die bekannten Arbeiten yon A b d e r b ald e n wissen wit, dal~ der tierisehe Organismus nach parenteraler Zufuhr kSrper- bezw. blutfremder Substanzen mit der Mobilmachung yon Abwehrfermenten antwortet. Die Nutzanwendung dieser erwiesenen Tatsache gipfelt u. a. in dem von A b d e r h a l d e n angegebenen biologischen Nachweis der Schwangerschaft, in der Diagnose yon bSsartigen Geschwfilsten und in dem :Nach- weis yon StSrungen an Drfisen mit innerer Sekretion. Zum Nachweis solcher Abwehr- fermente standen mehrere Methoden zur Verffigung, unter denen das Dialysierverfahren und die optische Methode Ihnen bekannt siud. Eine genaue quantitative Methode zum Nachweis der Abwehrfermente konnte ich dutch Benutzung des Interferometers ausarbeiten. Sie beruht auf der folgenden ~berlegung: Lasse ich ein Abwehrfermente enthaltendes Serum auf ein besonders dargestelltes Organsubstrat, das yon den spezifi- schen Abwehrfermenten abgebaut wird, einwirken, so bekomme ich dutch die infolge des Abbaus gebildeten und in LSsung gehenden Abbauprodukte eine Konzentrations- zunahme des Serums. Diese Konzentrationszunahme kann ich durch Messung gegen

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43 Band. ] P. Hlrsch, R e f r a k t o m e t e r und In te r fe romete r . 77 I5. Februar 1922.j

eine Probe des gleiehen Serums, die ohne Substratzusatz aufbewahrt wurde, mittels des Interferometers feststellen. Da nach den Gesetzen der Fermentwirkung Beziehungen zwischen der Menge des Fermentes, Menge des Substrates, Dauer der Einwirkung und Fermentwirkung bestehen, kann auf die Quantiffit des Fermentes bei gleicher Menge des Substrates, gleicher Einwirkungsdauer und gleicher Konzentration des Systems aus tier Fermentwirkung, bier aus der Menge der gebildeten Peptone, geschlossen werden. Diese interferometrische Methode zum Studium der Abwehrfermente hat sich im Laufe der Jahre sebr gut bew~ihrt. Bei ihrer Ausarbeitung sind alle FehlermSg- lichkeiten, unter denen so]che Untersuchungen leiden, beriicksichtigt und ausgeschaltet worden. Eiu Haupteffordernis sind brauchbare Organsubstrate, deren Herstellung nach bestimmten Vorschriften das Pharmazeutische Institut L. W. G a n s in Ober- ursel a. T. in dankenswerter Welse iibernommen hat. Solche quantitative Unter- suchungen auf Abwehrfermente sind ffir den Arzt yon grSl]ter Bedeutung, wenn es um Feststellung yon Erkrankungen an endokrinen Drfisen handelt, da bei solchen Erkrankungen Korre]ationen zwischen den einzelnen endokrinen Drfisen bestehen. Sie sind aueh hier wiehtig zur Feststellung des Erfolges einer eingeschlagenen Therapie. Sie werden aueh ffir den Chemiker yon Bedeutung werden, da man unerwfinscbte Nebenwirkungen yon therapeutisch wirksamen Chemikalien mit ihrer Hilfe studieren und analysieren kann.

Volkswirtschaf~lich sind friihzeitlge Feststellungen yon Tr~iehtigkeit bei Pferden sehr wichtig. Neuere Untersuchungen in unserem Institut haben ergeben, da~ man bei Pferden eine frfihzeitige Feststellung der TrSehtigkeit mittels der interferometrischen 5{ethode sehr gut ausffihren kann. Wir e~hielten etwa 98°/0 richtige Resultate. Diese Versuche werden jetzt yon vielen anderen Seiten aufgenommen und auch die Land- wirte wollen sich der Methode praktisch bedienen.

Wir imben mls dann immunoehemisehen Studien, besonders fiber die Priizipi|ation zugewandt. Auch hier konnten wit schon wertvolle Einblicke in den chemisehen Mechanismus der Pr~izipitation gewinnen, allerdings sind diese Untersuehungen noeh nicht abgeschlossen. Wir haben zu dlesen Untersuchungen erst ganz neue ]3estimmungs- methoden zur Bestimmung der Eiweil3kSrper des Serums ausarbeiten miissen. Wit kSnnen heute in 2 ccm einer Serumverdfinnung 1 :200 die -NiehteiweiSbestandteile, das sog. unlSsliehe Globulin, die Gesamt-GIobuline, die Albumine und die Nichteiweif~- bestandteile quantitativ bestimmen.

Diese immunocbemisehen Studien sowie unsere Untersuehungen an Fermenten mittels des Interferometers und anderer physikaliseh-chemiseher Methoden stellten uns vor die Aufgabe, genaue experimenielle Forschungen an Modellen auszuftihren. ~Vir wollen auf diesem Wege Kenntnisse fiber die Einfliisse erhalten, die bestimmte chemisehe Reaktionen, mit denen besonders bei blologlschen Reaktionen zu rechnen ist, auf die physikaliseh-ehemischen Eigensehaften ausiiben. Die Aufgaben, die wit uns bei den spektroehemischen Untersuchungen gestellt haben, unterseheiden sich sehr von denen der klasslschen Spektrochemie. Wit wollen bei biochemischen Reaktionen, die slch in vitro abspielen, den Reaktion,~meehanismus aufkl~iren. Wir gehen dabei yen der Ansicbt aus, daft die rein chemisehen Reaktlonen zur Aufkl~irung biologischer Reaktionen viel zu ge- wa]tt~tig sind, um erfolgreich zu solchen Untersuchungen benu~zt zu werden. Wir wollen nieht die Meiuung erregen, daf~ die rein chemischen Reaktionen ohne Wert sind oder dal3 nur physikalisch-cbemische Methoden bier einzig zum Ziele fiihren. Man wird beide Methoden kombinieren miissen, in einem grSl~eren Mal3stabe, als es bisher gescheben ist.

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78 19. Hauptversammlung Deutscher Nahrungsmittelchemiker. [Zeitschr. f. Untersuchung I.d. Nahr.- u. Genugmittel.

So hatten z. B. bisherige Versuehe, die ich best~tigen konnte, ergeben, dag eine tryptlsche Verdauung in der Art wirkt, dag der Brechungsexponent des Verdauungs- gemisches erhSht wird. Eine Verdauung durch Pepsin erhSht ihn nicht. Bei der tryptischen Verdauung war es wohl als selbstverst~ndlich anzunehmen, dag die weiter- gehende hydrolytische Spaltung des verdauten Eiweigk5rpers bier die Ursaehe der ErhShung des Breehungsindex ist. Ein exakter Beweis ffir diese Annahme lag nicht vor. Wit haben nun Untersuchungen an Aminosauren und Polypeptiden angestellt. Die klassische Spektrochemie hat den Beweis erbracht, zu welchen Erfo]gen eine systematische Untersuchung organiseher KSrper fiihren kann. Durch planmSgige Untersuchungen an Aminos/iuren und Polypeptiden mugte sich ein zahlenm~igiger Weft ffir den Einflu~ finden lassen, den die Aufnahme einer Molekfile Wasser bei der hydrolytischen Spaltung eines Dipeptides auf das BrechungsvermSgen ausiibt. Durch weitere Untersuehungen an Polypeptiden mugte sich der Einflug der Aufnahme yon mehreren Molekfilen Wasser dutch Spaltung erkennen lassen und dieser Einflug mugte ein additives Verhalten zeigen. Wir haben diese Untersuchung durchgefiihrt. Wit haben ein direktes Mag fiir die Gr5ge einer Spaltung erhalten kSnnen. Dab wir bier ein direktes Mag ffir die GrSge einer fermentativen Spaltung, mit anderen Worten ffir die Wirksamkeit eines Fermentes erhalten haben, ist zu erkennen. Wit werden aber diese Resultate auch auf Konstitutionsfragen auf eiweigehemisehem Ge- biete fibertragen kSnnen und unter gewlssen Umst~inden die Anzahl von Aminosiiuren feststellen, aus denen ein EiweigkSrper zusammengesetzt ist. Die Ausdehnung dieser Versuche auf das Interferometer hat zu weiteren Untersuchangen auf das Interfero- metrieproblem geffihrt, auf die ich hier nicht eingehen will.

Der Nahrungsmittelehemiker hat sieherlich manchmal auch Fermentpr/iparate auf ihre Wirksamkeit zu untersuchen. Nach unseren heutigen Kenntnlssen entfaltet jedes Ferment seine Optimalwirkung bei einer ganz bestimmten Wasserstoffionen- konzentration. Es mug also die Versuchsanordnung so getroffen werden, dab diese Wasserstoffzahl w~hrend des ganzen Versuehes konstant geha!ten wird. Wir k6nnen dies mit Hilfe der Puffergemische erreichen. Hi~ufig fiihren wir nun derartige Ver- suehe so aus, dab aus der Menge der gebildeten Abbauprodukte auf die Ferment- wirkung geschlossen wird. Z .B. nimmt man eine bestimmte Menge Casein - - als Caseinnatrium in LSsung - - und flockt naeh einer bestimmten Zeit das unverdaute Casein dutch Siiurezusatz aus. Zur vollst~ndigen Ausfloekung des Caseins ist nun wiederum eine bestimmte Wasserstoffzahl erforderllch. Wit mfissen also bei unseren diesbeziiglichen Versuehen zwei Bedingungen gereeht werden: Einmal mug die Wir- kung des Fermentes bei einer bestimmten und konstanten Wasserstoffzahl vor sich gehen, und dann mug die Ausflockung des unverdauten Eiweiges wiederum bei der Wasserstoffzahl vorgenommen werden, bei der der als Substrat benutzte EiweigkSrper sein Floekungsoptimum hat. Diese Bedingungen haben wir bei einer Methode zur Bestimmung der Pepsinwirkung erfiillt, und wir bedienten uns als Meginstrument des Interferometers. Ich glaube, dag soIche ~,{ethoden auch ffir den Nahrungsmitte]- chemiker von Interesse sind, wenn es sich darum handelt, die Beeinflussung yon Fermentwirkungen z. B. durch Wfirzestoffe festzustellen.

Hiermit m5chte ieh meine Ausfiihrungen beenden. Ich bin dem Vorsitzenden Ihres Vereins, Herrn Geheimrat Prof. Dr. B e c k u r t s , some auch Herrn Prof. Dr. K e l l e r zu sehr grogem Danke verpfliehtet ffir die ehrenvolie Aufforderung, hier fiber Refrakto- meter und Interferometer etwas vortragen zu sollen.

(Schlug der Sitzung 2 Uhr naehmittags.)

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43. Band. ] 15. Februar 1922.j P, B u t t e n b e r g , Kaviar. 79

H. S i t z u n g , Dienstag, den 20. September 1921. Vo r s i t z end e r: Ich habe der Versammtung zuniichst noch mitzuteilen, da$

wir heute morgen ein stellvertretendes AusschuBmitglied ffir den verstorbenen Kollegen G r f i n h u t zu wi[hlen haben. Dann m6ehte ieh fragen, ob vieliei¢ht die Herren Ver~reter der Kunsthonigindustrie anwesend sind? (Es molder sich niemand.) Das scheint nicht der Fall zu sein. Dann wfirde es vielleicht zweckmKl~ig sein, wean wit mit der Beratung fiber Kunsthonig noch etwas warten. Ich habe noeh die Ehre, heute in unserer Mitte Herrn Geheimrat Prof. Dr. G / i r t n e r zu begrfigen. Es gereicht uns ztir besonderen Freude, Sie, hochgeehrter Herr Kollege, in unserer Mitre. wenn aueh Bur ffir kurze Zeit, begriil~en zu kSnnen. Die Verbindungen, die voa Ihrer Wissenschaft zu uns herfiberftihren, sind so innig, dag wit uns freuen, Sie in unserer Mitte zu sehen.

Geheimrat Prof. Dr. G / i r t a e r - J e n a dankt fiir die freundlichen Worte der Begrfigung und unterstreicht auch seinerseits die Beziehungea seiner Wissenschaft zur Nahrungsmittetchemie.

V o r s i t z e n d e r : Ich bit~e nun Herrn Prof. B u t t e n b e r g das Wort zu seinem Vortrag zu nehmen.

[Tber Kaviar u.d kaviarartige Zubereitu.gen. Von

P. But tenberg .

Mi t t e i lung aus dem S t a a t l i c h e n H y g i e n i s c h e n I n s t i t u t Hamburg'.

In den letzten gahren sind wieder Fischrogenfabrikate vertrieben worden, die es als erwfinscht erscheinen lassen, die Herstellung, die Uatersuchung und insbesondere die Beurteilung yon Kaviar und kaviarartigen Zubereitungen an dieser Stelle zu erSrtern.

Bereits 1903 habe ich hierfiber einige Uatersuchungen mitgeteilt i). Kaviar wird aus dem Rogen der StOrarten gewonnea. Als wichtigste StSrarten

sind Bach E h r enb a u m ~) Acipenser huso, Hausen, Ae. ruthenus, S~erlet, Ac. gtilden: st/idti, Waxdik und Ac. sturio, der gemeine StSr zu nennen. Diese Fische bewohnen die Kfisten und grSSeren StrSme der nordischen gemKl~igten Zone in der alton und neuen Welt. Die moisten steigen zum Laichen in die Fliisse auf. Es gibt auch Formen (Sterlet und der amerikanisehe Ae. rubicundus), welche das SfiSwasser- gebiet nieht verlassen; andere, wie der Hausen, laiehen aueh im Moore. Das Hauptverbreitungsgebiet ist Sfideuropa, besonders das Kaspische Meet mit seinen Zuflfissen. Auch in deutschen Kfistengew~issern und deren Zuflfissen werden St6re angetroffen, deren Fang allerdings im Laufe der Jahre eine starke Abnahme erfahren hat.

Die Gewinnung des Kaviars vollzieht sich an der Elbe in der Weise, dai] man aaeh dem Aufschneiden der StSre die nieht vSllig reifen EierstSeke auf grobmaschige Siebe bringt und leicht bewegt. Haut und Sehnen werden dabei zuriickgehatten, die durchfallenden schwarzgrauen Fischeier werden in untergestetlten Behiiltern (engmaschige Haarsiebe) gesammelt und sofort mit Koehsalz bestreut.

Ia iihnlicher Weise wird die Kaviargewinnung in Ruin]and ausgefiihrt.

1) IV. Bericht der Nahrungsmittelkoatrolle in Hamburg in den Jabren 1900--1902, S. 13--15. - - Vergl. Diese Zeitschrifc 1904, 7, 233--235.

~) Der Fischerbote 1921, 13, 446--450.