7
II. Ober Saugtherapie bei Ohrerkrankungen. Von Dr. Sondermann, Dieringhausen. (Mitt Abbildung.) Luftverdtinnung im ~u~eren GehSrgange zu dem Zweeke, Sekret aus demi Mittelohr in dea ~ul~ercn GehSrgang zu saugen, hat bisher in der Behandlung" der Ohrerkrankungen nur eine geringe Rolle gespielt. In dem Lehrbuehe yea Politz er i) wird diese Methode zwar uater dea Untersuehungs- und Behandlungs- methoden des Mittelohres aufg'efiihrt, abet ihre Anwendung ist, wie aus dea betreffenden Kapiteln hervorgeht~ nur ~ering, bei der Therapie der akuten Mittelohreiterungen ist sie z. B. iiber- haupt nieht erw~hnt. Hartmann 2) ftlhrt die Luftverdiinaung im ~ul~erea GehSrgang nur aa im Zusammenhange mit tier Be- handlung" der Ohrger~us~he bei ehroniseher MittelehrentztiMung ohne Sekretion. Ebensoweaig fiadea wir sie vermerkt ia den entspreoheaden Abhaadlungen der Eacyklop~die der Ohreaheil- kunde yon Blau~). Den Grund fiir diese g'eringe Anwendung tier Luftverdiinaung diirfen wir wohl in der Bemerkung yon Ostmann in dem gleiehen Werke 4) erkennen~ indem er ihrer Erw~hnung hinzufiigt, dal~ sie zumeist nur unvollkommen gelinge. Die zu diesem Zweeke bisher angewandten Methodea siad zwar versehieden, stimmen aber alle darin iiberein~ da$ sie dureh direkten Versehlul~ des ~u~eren GehSrgan~s wirken. Maneherlei Naehteile sind hiermit verbunden; der ~uBere Ge- hSrgang ist bei den mit Eiterabsonderung verbundenen Er- krankungen stets sehr empfindlich, die Einftihrung einer Olive daher, besonders bei Wiederholung, sehmerzhaft und tier Luft- 1) Lehrbueh der Ohrenheilkunde. 4. Anti. Stuttgart 1901. 2) Die Krankheiten des Ohres und ihre Behancllung. 5. AufL B~rlin I892. 3) Berlin 1900, 4) S. 215.

Über Saugtherapie bei Ohrerkrankungen

Embed Size (px)

Citation preview

II.

Ober Saugtherapie bei Ohrerkrankungen. Von

Dr. Sondermann, Dieringhausen.

(Mitt Abbildung.)

Luftverdtinnung im ~u~eren GehSrgange zu dem Zweeke, Sekret aus demi Mittelohr in dea ~ul~ercn GehSrgang zu saugen, hat bisher in der Behandlung" der Ohrerkrankungen nur eine geringe Rolle gespielt. In dem Lehrbuehe yea P o l i t z er i) wird diese Methode zwar uater dea Untersuehungs- und Behandlungs- methoden des Mittelohres aufg'efiihrt, abet ihre Anwendung ist, wie aus dea betreffenden Kapiteln hervorgeht~ nur ~ering, bei der Therapie der akuten Mittelohreiterungen ist sie z. B. iiber- haupt nieht erw~hnt. H a r t m a n n 2) ftlhrt die Luftverdiinaung im ~ul~erea GehSrgang nur aa im Zusammenhange mit tier Be- handlung" der Ohrger~us~he bei ehroniseher MittelehrentztiMung ohne Sekretion. Ebensoweaig fiadea wir sie vermerkt ia den entspreoheaden Abhaadlungen der Eacyklop~die der Ohreaheil- kunde yon Blau~). Den Grund fiir diese g'eringe Anwendung tier Luftverdiinaung diirfen wir wohl in der Bemerkung yon O s t m a n n in dem gleiehen Werke 4) erkennen~ indem er ihrer Erw~hnung hinzufiigt, dal~ sie zumeist nur unvollkommen gelinge.

Die zu diesem Zweeke bisher angewandten Methodea siad zwar versehieden, stimmen aber alle darin iiberein~ da$ sie dureh direkten Versehlul~ des ~u~eren GehSrgan~s wirken. Maneherlei Naehteile sind hiermit verbunden; der ~uBere Ge- hSrgang ist bei den mit Eiterabsonderung verbundenen Er- krankungen stets sehr empfindlich, die Einftihrung einer Olive daher, besonders bei Wiederholung, sehmerzhaft und tier Luft-

1) Lehrbueh der Ohrenheilkunde. 4. Anti. Stuttgart 1901. 2) Die Krankheiten des Ohres und ihre Behancllung. 5. AufL B~rlin I892. 3) Berlin 1900, 4) S. 215.

16 II. SONDERMANN

abschlu6 deshalb hiiufig schwierig. Dies sowie besonders die Notwendig'keit, den GehSrgang vorher sorgf~tltig zu reinigen, lassen meist zur Ausfahrung des Eingriffs ~trztliehe Hilfe erforder- lich erseheinen, infolgedessen schon aus ituf~eren Grtinden die not- wendige haufigere Wiederholung unterbleiben muff. Da auger- dem der Raum, tiber den sich die Lnftverdtinnung erstreekt, sehr klein ist, wird leieht eine allzustarke Wirkung hervorgerufen.

Diese Nachteile glaube ieh zu umgehen dureh einen Appa- rat (s. Fig.), der nicht allein den ~ufieren GehSrgang', sondern das ganze Ohr incl. der Ohrmuschel umschliel3t. Er besteht aus einem yon einem GummihohMng umrandeten HohlkSrper, der dutch einen Schlauch mit einem Saugball verbunden ist. Letz- terer sowoht wie der Sehlaueh tragen je ein Ventil, wodureh die Luft beim Zusammenpressen des Balles nur naeh au6en entweiehen kann. Die Form der Maske ist dreieckig', damit sic, falls wtinschenswert (s. u.), aueh fur die Nase gebraueht werden kann ~).

Die Maske schlief~t durch einfaehes Aufdrttcken auf die Haut gentigend luftdieht ab und kann deshalb veto Patienten ohne Hilfe jederzeit appliziert werden; jede Bertihrung mit dem

1) Der Apparat wird angefertigt yon der Firma Ktihne, Sievers-& Neu- mann, Cfiln-Nippes.

Uber Saugtherapie bei Ohrerkrankungen. 17

iiul~eren GehSrgang' und seinem Inhalt unterbleibt~ und die Ge- fahr einer zu starken Wirkung ist kaum vorhanden, da letztere sieh auf einen relativ grol~en Raum verteilt und ein der Elastizitat des Balles entspreehendes Mal~ nieht tibersehreiten kann.

Neben der Entfsrnung des fliissigen Inhalts der HShle be- steht tier Nutzen des Saugens noeh darin, dab besonders bei ehronisehen Mittelohreiterungen, bei denen das Trommelfell tell- weiss oder ganz, h~ufig aueh einzelne GehSrknSchslshen fehlen and deshalb ohne Schaden sine starkere Saugkraft ausgetibt wsrden kann, die Wandungen nieht nut zum Teil yon dem ihnen eingelagerten Sekrete befreit, sondern aueh kiinstlieh hyper- ~misiert werden. Uber die Bedeutung dieses Vorgangs bei akuten end ehronisehen Erkrankungen haben uns erst das letzte Jahr- zehnt, in erster Linie die Arbeiten Bi e r s, genauere Aufsehliisse gebraeht. Naher darauf einzugehen, wiirde reich hier zu weir fiihren, und will ich nut auf die zusammenfassende Monographie yon Bie r ,,Hyperi~mie als HeilmitteU ~1) hinweisen, worin der heutige Stand unserer Kenntnisse hieriiber in eingehender Weise klargelegt ist. Die Ansehauung, da~ der l:Iyperamie in vielen Fi~llen eine grol~e Heilwirkung innewohnt, dtirfte wohl kaum noeh Widersprueh erfahren, wenn aueh noeh nieht entsehieden ist~ welehe Art derselben, ob aktive, passive oder gemisehte in jedem einzelnen Falle die grSl~te Wirkung hat. Bei der vor- liegenden Erkrankung mtissen wir annehmen, dal~ an dem verr mehrten BlutzufluI~, der dutch den beim Saugen entstehenden negativen Druek in die Wandungen des Mittelohres erfolgt, so- wohl Arterien als Venea teilnehmen, also eine gemisehte Hy- periimie entsteht.

Aul~erdem ist noeh zu erw~thnen, dal~ dureh Saugen die oft sehr fest haftenden und dem Strahl der Ohrspritze nieht oder nur sehwer folgenden eingetroeknsten Sskrete geIoekert werden und hierdurch das Ausspritzen des Ohres wirksamer zu sein pflegt. Ihren eigenfliehen Weft erhalten jedoch diess versehie- denen therapeutisehen Einwirkungen erst dadureh, dal~ der Patient allein and ohne besondere Mtihe die Behandlung durch- fiihren kann and hiel'dureh eine gentigend h~ufige Wiederholung ihrer Anwendung ermSglieht wird, die die Grundbedingung ftir einen Erfolg der Saugtherapie bildet.

1) Leipzig 1903. Archly f. Ohrenheilkunde. LXIV. BcL 2

18 II. SONDERMANN

Es bot sich bisher in 2 Fa l l en aku te r Otitis media Gele-

genheit~ sic anzuwenden . F a l l 1. G., 28 Jahre air, 12. Igovember 1903: Seit 8 - 9 Jahren yon

Zeit zu Zeit mehrt~igige Eiterung des linken Ohres, zuletzt vet ~/2 Jahr. Das H(irvermSgen war schlechter als rechts, we ein breiter Trommelfelldefekt sich finder und die Uhr nur ca. 40 cm gehSrt wird. Seit 8 Tagen im An- schlul~ an Influenza Schmerzen im linken Ohr. Von anderer Seite verord- nete Ohrtropfen ohne Wirkung.

Patient im tibrigen gesund. Trommelfell gerStet; heftige Schmerzen, Warzenfortsatz stark druckschmerzhaft; Uhr wird nur bei Anlegen ans Ohr gehSrt. Paracentese, Borglycerin. Pr ie i~n i tz , Satipyrin. 19. November. Schmerzen geringer, auch Warzenfortsatz auf Druck weniger schmerzha.ft. P o t i t z e r vorsichtig. 23. :November. Besserung hMt an. 27. November. Vor- gestern hat die Eiterentleerung sistiert, seitdem wieder hochgradige Schmer- zen, die auch heute noch trotz erneuter Eiterentleerung anhalten. 5Tachts Schlaf unmSglich. Mittelst Siegleschem Trichter wird nunmehr im hul~eren Gehiirgang eine Saugwirkung ausgeiibt; dabei dringt sehr reichliches eitriges Sekret aus der TrommelfellSffnung hervor. Patient fi~hlt sicb soibrt sehr er- leichtert~ auch Druck auf den Warzenfbrtsatz ist deutlich weniger schmerz- haft als vorher. 28. November. Seit gestern fast vSllig ohne Schmerzen; hat gut geschlafen; Kopf und Ohr viel freier, Eiterabsonderung unverandert~ Trommelfetl weniger gerStet; beim Saugen nicht so viel Eiter wie gestern. Von heute ab t~glich mehrmats Saugen, jedesmal so lange, als ohne sthrkere Saugkraft noch Sekret austritt. Auffalleud ist, wie schnelt sich die Pauken- hShle wieder mit Eiter anfiillt, so dull oft schon nach einer hs,lben Stunde dieselbe Menge entfernt werden kann wie vorher. 29. November. ~ur noch unbedeutende Schmerzen; Eiter wenig geringer, Druckschmerz hat bedeu- tend nachgelassen. 4. Dezember. Keine Sekretion mehr, anch beim Saugen kein Eiter; noch geringer Druckschmerz. 14. Dezember. Fortschrcitende Besserung; neben Saugen aueh P oli tz e r; zeitweise noch etwas Eiter ent- leert: noeh geringer l)ruckschmerz. HSrprtifung ergibt Fliisterspraehe in 5 m, Uhr in 40 cm~ Weber rechts, R i n n e -~-, Knochenleittmg mal~ig ver- ki~rzt. 24. Dezember. Seit t Woche kein Eiter mehr, weshalb mit Saugen aufgehSrt; an einzelnen Tagen noch etwas Kopfschmerzen. t0. Januar. War- zenfortsatz kaum neeh schmerzhaft; Uhr in 60 cm~ die ziemlich betr,~cht- lichen Wucherungen im Nasenrachenraum werden entfernt. 10. Februar. Trommelfell etwas getriibt, aul~en entsprechend der ~ ffnung kleine Narbe, sonst normaler Befund. Warzenfbrtsatz nirgends mehr empfindiich. Uhr in 60 cm; nach Massage und P o l i t z e r in 80 cm; noch geringes singendes Ge- rgmsch, das aber nicht bel~tstigt. Keine Therapie mehr. 15. Februar. Wie- deraufhahme der Arbeit. 30. Oktober. Hat seitdem stets gearbeitet. An- dauerndes Wohlbefinden. Trommelfell wie am 10. Februar, Uhr in t m (rechts in 50 cm). Singendes Gerhusch wenig geringer.

F a l l 2. Frau B., 4! Jahre alt, 14. April 1904: Sehlecht geni~hrte, an- hmische Frau; angeblich nie ohrkrank, bis ihr vet 7 Jahren ein Ziegelstein ~uf den Kopf fieL Im Anschlul~ daran beiderseits Abnahme des HSrvermSgens, links his zu fast vSlliger Ertaubung mit Ohrensausen. Vet 4 Jahren ohne Erfolg Ohrenarzt consultiert; vet 4 Tagen Schmerzen in der linken Kopf- hfilfte, vor 2 Tagen im linken Ohr, heute sehr heftig, Trommelfell gerStet, Warzenfortsatz nicht schmerzhaft. Flilstersprache in nachster NAhe, Uhr nicht gehlirt. Weber rechts, I ~ i n n e - - , Knochenleitung wesentiich ver- ktirzt. Paracentese. Bei Saugen etwas triibes Sekret. Carbolglycerin. Priel~- ~/itz. Aspirin. 20. April. Einige Stunden nach der Paraeentese eitrige Se- kretion~ die heute sehr profus ist; seit mehreren Tagen Schlaf nicht mSglich wegen hochgradiger Schmerzen, weshalb Morphiuminjektionen seitens ihres Hausarztes. Warzenfortsatz geschwollen und druckempfindlich. Durch Sau- gen reichlich Eiter entfernt; Kopf freier, Schmerzen lassen bedeutend nach, ebenso der Druckschmerz. 22. April. Schmerzen haben wesentlich naehge- ]assert, so daft Schlaf ohne Morphium. Warzenfortsatz noch unverhndert, ebenso Eiterentleerung. Erhhlt Saugapparat zur eigenen Benutzung 4mal

~lber Saugtherapie bei Ohrerkrankangen. 19

tgglich. 24. April. Schmerzen waren nur noch sehr gering, auch die Druck- empfindlichkeit hat etwas abgenommen, Schwellung fast ganz verschwunden. 2"~. April. Inzwischen keine 8chmerzen mehr. Sekretion geringer, ebenso Druckschmerz des Warzenfortsatzes. Allgemeinbefinden hat sich entspre- chend gebessert. 7. Mai. Nur noch vortibergehend geringe Schmerzen. Se- kretion nur noch gering. ] 4. Mai. Seit einigen Tagen ohne Schmerzen. 4. Juni. Trommelfelli}ffnung geschtossen; andauernd ohne Schmerzen, noch starke Ger~usche. Saugen unterlassen, anstatt dessert t~glich Politzer. 28. JunL Auch Warzenfortsatz schmerzfrei. Ger~usche geringer. Fltister- sprache in 10 cm. 30. Oktober. Andauernd ohne Schmerzen, Trommelfell etwas trtlbe, aufien kleine Narbe. Uhr nur bei Andrticken, Fltlstersprache in 30 cm,.Weber gleich, Rinne - , Knochenleitung wesentlich verkfirzt, Sausen wm vor der Erkrankung.

Es handelt sich in beidcn F~llen um eine schwere Form yon Otitis media purulenta, und zwar in Ohren, die schon l~ng'er pathologiseh affiziert waren, im erstereu Falle dutch h~ufige Wiederholungen der gleichen Erkrankung~ im letzteren dureh StSrung des nervSsen Apparates. Der Warzenfortsatz war beide Male, wie sieh sowohl dutch Sehweltung wie Druekempfindlieh- keit dokumentierte~ stark mitergriffen~ und die Sehmerzen waren trotz ungehemmten Eiterabfiusses hochgradig. W~hrend die angeua.ndte lokale und allg'emeine Therapie keine nennenswer{e Erleichterung brachte~ wurde das Bild sofort ein anderes~ als mehrmals t~tglich der Eiter abgesaug't wnrde. Die spontane und Drueksehmerzhaftigkeit lie~) sofort naeh, und ebenso auch die Sekretion in wenigen Tagen. Die Patienten empfanden das Saugen stets als sehr angenehm und fiihlten sofort Kopf und Ohr erleiehtert. Beziiglich der Frage, ob aueh Eiter aus den Warzenfortsatzzellen gesaugt wurde, ist zu bemerken~ dal~ die Patienten nieht nur ang'aben, sie h~tten das Geffihl, als ob direkt diese selbst ausgesaugt w$irden, sondern dal~ aueh die Meng'e des in einer Sitzung entleerten Eiters so g'roB war, dag er un- mSglieh aus der PaukenhShle allein stammen konnte. Uberaus deutlieh war auch stets die sofortige Abnahme des Sehmerzes bei Druek auf den Warzenfortsatz, die mit Wahrseheinliehkeit nicht allein auf SchrSpfkopfwirkung" des Apparates zurtiekzuftihren war. Wie tier Verlauf, so erseheint aueh das Endresultat be- friedigend, indem der Zustand der Ohren nach der Erkrankung nieht sehleehter war als vorher.

Eine Sehi~digung hat demnaeh jedenfalls dutch das hi~ufige Saugen nieht stattgefunden, ist auch bei der geringen Saugkraft, die zur Entleerung des Sekretes geniigt, an und ftir sieh un- wahrseheinlieh. Sieherlieh ist dies gorgehen weit sehonender als der Versuch, dutch Luftverdiebtung in Tube oder gut}erem GehSrgang den Eiter zu entfernen.

2*

20 II. SONDERMANN

Bei ehronisehen Mittelohreiterungen habe ieh in einer grS- feren Zahl yon Fallen Saugen methodiseh angewandt. Die oben sehon erwabntea Vorteile, die sieh in einer intensiverea Reinigung zeigen, waren stets zu konsiatieren. Soweit der Krankheitsherd fltissiges Sekret enthNt und mit dem Mittelobr hi oftener Verbindung steht, l~$t er sieh dutch Saugen mehr oder weniger enfleeren; daft uns hierin in Verbindung mit der FIeilwirkung der gleiehzeitig entstehenden Hyper~mie ein wirk- sames therapeutisches ttilfsmittel zu Gebote steht, und daft da- dureh die M5gliehkeit der Heilung auf fl'iedliehem Wege ge- fSrdert wird, di~rfte wohl kaum bezweifelt werden. Die Be- sehwerden verringerten sieh stets, hgufig versehwanden sie aueh ganz. In einigen Fallen, in denen das Trommelfell fehlte, die Sebleimhaut stark verdiekt war und eitriges Sekret absonderte, besserte sieh bei absiebtliehem Aussehlufi jeder anderenTherapie, abgeseben yon l real tagliehem Ausspritzen mit lauwarmem Wasser, allein dureb Saugen (5 mal t~glieh 3 Minuten iang), der Zustand der Scbleimbaut innerhaIb einiger Woehen bis zu voll- st~ndigem Versehwinden der Sekretion. In den mit Polypen komplizierten F~tllen wurden solche nattlrlieh vorher entfernt.

Die Gefahr, dab auf diese Weise eine notwendige Auf- meil~elung atlzulange aufgesehoben werden kSnnte, ist kaum zu befiirehten, da sieh sehr bald entscheidet, ob mit Hilfe des Saugens eine wesentliehe Besserung zu erreiehen ist oder nieht.

In ~hnlicher Weise wie yore ~ul~eren GehSrgange l~tfSt sieh aueh yon der Tube ans dureh Saugen auf das Mittelohr ein- wirken, und zwar mit dem gleiehen Apparate. Drtiekt man iha ilber die Nase auf und l~tBt den vorher komprimierten Saug- ball w~hrend eines Sehluekaktes frei, so entsteht in der Nase, da sowohl naeh aul~en wie naeh dem Raehen - - infolge des Sehluekens m Luftabsehlufi besteht, ein luftverdttnnter Raum. l) Die Saugwirkung desselben setzt sieb, da die Tube w/ihrend des Sehluekens sieh zu 5ffnen pflegt, bis auf das Mittelohr fort. Dureh den Versueh kann man sieh hiervon leicht tiberzeugen; die Luftverdtinnung im Mittelohr zeigt sieh sofort dureh ein taubes Gef~hl an, das beim nKehsten Sehluekakt wieder ver- sehwindet. Aueb bei Verwendung. eines st~rkeren Saugballes

I) cf. 8 o n d e r m an, Saugtherapie bei tt6hlenerkrankungen und Lupus- Vortrag auf tier Versammlung deutscher Naturforscher und Arzte in Bres= lau 1904.

I~ber Saugtherapie bei Ohrerkrankungen. 21

habe ieh eine Seh~digung des Ohres noeh keinmal beobaehtet. Sicherlich wird die Luftverdtinnung im Ohr wohl nie so stark, d~g die hierdureh entstehende ttyper~mie bei diesem Verfahren yon Bedeutung ftir die tteilung sein kSnnte, andererseits ist aber anzunehmen, dug die Schleimhaut der Tube, insbesondere des Tubeneingangs dureh das Saugen gUnstig beeinflul3t wird.

Inwieweit mein Verfahren das von P o l i tz e r erg~nzen oder in einzelnen F~llen ersetzen kann, wird erst die praktisehe Er- fahrung zeigen. Ein Vorzug des ersteren ist, dab der Patient es leieht anzuwenden ternt, und die Saugkraff nieht tiber ein gewisses MaI~, das dureh die Elastizitat des Saugballes bestimmt ist, gesteigert werden kann.

Wenn man in tier bisherigen Tberapie der akuten und ehronisehen Mittelohreiterungen kaum yon einer methodisehen Anwendung des Saugens sprechen kann, so dtirfte dies einer- seits an dem Mangel geeigneter Instrumente, andererseits daran gelegen haben, dat3 man die Bedeutung der Hyper~mie in ihrer heilenden Wirkung erst in neuester Zeit yell erkannt hat. Sol]re meine Arbeit zu weiteren Versuehen Uber den Nutzen dieser Therapie angeregt und die Bereehtigung soleher gersuehe dargetan haben, so ist ihr Zweek erftillt.