4

Click here to load reader

Über spanischen Thymian von Thymus Zygis L

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Über spanischen Thymian von Thymus Zygis L

sT. Band It. G. Mackel : l~ber spanisehen Thymian yon Thymus Zygis L. 83 Jan./M/irz 1944

zu bemerken ist, ganz anders zusammengesetzt als dasjenige von Thymus vulgaris und ebenfalls ganz verschieden von dem des Majorans. Als Gewfirz kommt der Mastix- Thymian wohl nicht in Frage. Jedenfalls ist es nicht ang~ngig, ihn etwa an Stelle yon Thymian oder yon Ma]oran in der Lebensmittelindustrie zu verwenden. Dagegen w~re es meines Erachtens sehr wohl mSglich, dal] sich die Industrie der i~therischen 018 auch bei uns ftir die durch ihren besonderen Wohlgeruch ausgezeichnete Pflanze interessiert.

Literatur . Dorronsoro, B., Mere. gem Acad. Ciencias exactas, fisicas y naturales de Madrid 29, 157

(1919). - - Gildemeister, E., Die /i, therisehen 01e 8. 3. Aufl. :Miltitz b. Leipzig: Schimmel & Co. Aktiengesellsehaft 1931. - - Koch, L., Pharmakognostischer Atlas 2. Leipzig: Gebr. Borntraeger 1914. - - Velenovsky, Beih. z. hot. Zbl. I I 19, 271 (1906). - - Willkomm et Lange, Prodromus Florae tIispanieae 2. Stuttgart: E. Schweizerbart 1870.

l~ber spanischen Thymian yon Thymus Zygis L. Von

H. G. Mitckel.

Mitteilung ~us dem t tamburgischen In s t i t u t ffir Angewandte Botanik und Kolonialen t)flanzenbau.

(Eingegangen am 19. April 1943.)

In den letzten Wochen ersehienen im Handel, wie aus mehreren dem Institut vor- gelegten und hier untersuchten Proben hervorgeht, Gewiirzmischungen und Gewfirz- salze mit einer Blattkomponente, die bei der mikroskopischen Untersuchung im ersten Augenbliek als Winterbohnenkraut, Satureja montana L., das als Bestandteil yon Ge- wfirzmisehungen hier sehon seit l~ingerer Zeit wohl bekamlt ist und fiber das sieh Grie- bel in dieser Zeitsehrift geiiugert hat, angesproehen wurde. Die betreffenden Blatt- sttieke zeigten niimlieh die gleiehe sehr dieke Epidermis-Aul3enwand mit den eharak- teristisehen, auSerordentlieh diekwandigen, meist nut kurzen, eekzahnfSrmigen, ver- einzelt aueh etwas liingeren, dutch ihren Reiehtum an kleinen 0xalatnadeln ausgezeich- neten tIaaren, wie sie ffir die genannte Bohnenkrautart so eharakteristiseh sind. Aul3er- dem fielen, genau wie beim Winterbohnenkraut, die zahlreiehen verzweigten, aus dick- wandigen Fasern bestehenden StrSnge ins Auge, welehe das beim Yermahlen in toto isolierte Skelett (die maehtigen Sklerenehymfaserbelege des Hauptnerven und der grSl~eren Seitennerven) des Blattes darstellen. Nun enthielten die betreffenden Misehun- gen aber weitere Blattfragmente mit einer diehten Deeke aus sehlanken, abstehenden ein- und zweizelligen tIaaren. Beim aufmerksameren Durchmustern der Priiparate stellte es sieh nun bald heraus, dal~ die beiden so versehiedenartigen Fragmente zusammen- geh6rten: die Satureja montana vorti~usehenden Sttieke stammen yon der Blattober- seite, die diehtbehaarten yon der Unterseite einer Thymianart, die in der mir bekannten nahrungsmittelmikroskopisehen und pharmakognostisehen Literatur anseheinend nieht behandelt ist. Es handelt sieh dabei um die gleiehe Art, die einige Nonage vorher in Form der unvermahlenen, gerebelten Blattware aus dem hiesigen Drogengrol~handel zur Untersuehung eingesandt women war. Sie stimmt morphologisch und anatomiseh gut,

6*

Page 2: Über spanischen Thymian von Thymus Zygis L

84 H.G. MS~ckel: Z.f.I~ebensmittel-Unters. und -Forschung

mit dem im Hamburgischen Ins t i tu t ffir Allgemeine Botanik vorhandenen tIerbar- material von Thymus Zygis L. var. graeilis Boiss. (ex Baenitz, Herbarium Dendrologicum, leg. E. Reverehon) fiberein.

Die gerebelte Ware von Thymus Zygis ist solcher vom gew6hnlichen Thymian (Gartenthymian), Thymus vulgaris L., durehaus iihnlich, da die Bliitter wie bei diesem

a b c Abb. 1. Bl~ttchen (a, b) bzw. Blattbfischel :Kurztrieb, c). Vergr. 5mal. a) GrSBeres Blatt von oben. b) Junges Blatt yon unten,

in Chloralhydrat aufgehellt. Punktie~t die Herren.

sehr sehmal und am Rande eingerollt sind und aueh in der GrSl3e mit den Thymianbli i t tern anniihernd fibereinstimmen. Die Ware ist aber im ganzen feiner als gewShnlieher Thymian, da das Blat t noch deut- licher schmaltinealiseh, yon ausgesprochen nadel- fSrmiger Gestalt ist (Abb. 1) und insbesondere die etwas breiteren, weniger eingerollten Bliitter, welche die Bliitenregion yon Th. vulgaris auszeichnen, fehlen. Abweiehend ist ferner das Vorhandensein steifer

Wimpern, die yore Blattgrunde bzw. dam kurzen, verschmiilerten, oft nur angedeuteten Blattstiel seit- lieh abstehen. An der gerebelten Ware sind sie frei- lich gro/lenteils abgebrochen. Gut erhalten sind sie

dagegen meistens an den kleinen, aus 2--3, zuweilen aueh mehr Blattpaaren zu- sammengesetzten Blattbiiseheln (Kurztrieben), die in der Aehsel jades Stengelblattes

Abb. 2. Kegelhaare yon der Blattoberseite. Vergr. etwa 200raal. Abb. 3. PapillenfSrmige ttaare vom Blattrand.

Yergr. etwa 200real.

sitzen und die beim Abrebeln ihren Zusammenhang zum grol~en Teil bewahren, so dal~ sie auch in der Handelsware zahlreieh anzutreffen sind (Abb. l c). Bei Lupen-

, ~ betraehtung fallen aul~erdem auf der Oberseite des Blattes einzelne , ~ , / , oder (so besonders in der Niihe der Basis) auch zahlreichere kfirzere

-- ~ . . , ~ Haare auf, die dam Gartenthymian ebenfalls fehlen. Auf die in unse- "~ff~:i~,"~,:~ - - , . . ~ rer Probe der Handelsware vorhandenen Stengel- und vereinzelten

~i" ~g"~ ~' ~ Bliitenteile (letztere denen yon Th. vulgaris reeht iihnlieh) soil nieht ~ , .~ , niiher eingegangen warden.

$dber die mikroskopischen Merkmale dieser Thymianart bzw. ihres Abb. 4. Zellen des urn- Pulvers ist dam oben bcreits Gesagten noch folgendes hinzuzuffigen. Im gerollten Blattrandes Pulver am meisten hervortretend sind auBer den schon genannten ver- mit PapiIlen,Auf sicht s- bild. zweigten Sklerenchymstr/~ngen Aufsichtsbilder auf die Blattoberseite und

vergr, etwa 200mal. den Blattrand, charakterisiert vor allem durch die dickwandigen :Kegel- haare, deren groBe H~ufigkeit auff~llt im Gegensatz zu Satureja montana,

wo sie haupts~chlich am Blattrand auftreten, w~hrend die Blattflache selbst fast kahl (vgl. Gr i e b el, S. 508) oder nur verstreu~ mit Kegelhaaren oder kurzen 2--3 zel]igen tIaaren besetzt ist. Die Umrisse der Epidermiszellen treten infolge der zahlreiehen Kegelhaare viel mehr zurfick als beim Winterbohnenkraut, dessen Epidermis im reinen Aufsichtsbild weitgehend der des gew6hn- lichen Bohnenkrautes (vgl. Gr ie b el, S. 5{)8) gMcht, sie besitzen im Durehsehnitt starker knotige und weniger gebogene l~adialw~nde und bleiben in der Gr6Be erheblieh hinter denen yon Satureja

Page 3: Über spanischen Thymian von Thymus Zygis L

87. Band ~ b e r spanischen Thymian yon Thymus Zygis L. 85 Jan./Ms.rz 1944

zurrick. Die Kegelhaare ~hneln, wie bereits gesagt, mit ihren dicken Wandungen, den feineren oder gr6beren Cuticularwarzen und der dichten Anhaufung yon OxMatnadeln in dem relativ kleinen Lumen sehr den Eckzahnhaaren vom Blattrand des Winterbohnenkrautes, sie sind aber h~ufigt~n- ger, mehr hornfSrmig gestMtet und weniger spitz (Abb. 2). Noch eharakteristischer ist tier einge- rollte l~andteil des Blattes. I t ier ist fast jede Zelle zu einem kurzen, abgerundet-papillenffrmigen, aber ebenfalls sehr diekwandigen und im Lumen dicht mit OxMatn~delchen erfiillten t Iaar vorge- w61bt (Abb. 3 u. 4). Die diehte B ehaarung der durch die Einrollung zum Tell verdeekten Unterseite besteht tells bUS schlanken einzelligen, Mlmiihlich zugespitzten (Abb. 5a), zum Tell aus zwei- zeUigen I-Iaaren mit kiirzerer Basal- und l~ngerer Endzelle (Abb. 5b, e), vereinzelt aueh aus drei- zelligen tIaaren. Sie sind gerade oder schwaeh gebogen, manche an der Spitze 6ingekriimmt (Abb. 5c), die zwei- und dreizelligen zum Tell leicht knickig gebogen und dadurch entfernt, manche aueh deutlicher, an die bekannten t takenhaare yon Th. vulgaris anklingend. Sie fiihren ebenfMls Kryntallnadelehen und sind schw~eher oder ntarker warzig. Aufsichtsbilder der beiden Blattseiten sind im Pulver bzw. in den Mischungen bMd frir sich, bald in mehr oder minder zusammenhangenden Stricken anzutreffen. Sehr eharakteristiseh sind insbesondere aueh solche Aufsiehtsbilder auf Strieke der dicbtbe- haarten Unterseite, die zugleieh den eingerollten, yon diekwandigen Papillen besetzten Blattrand erkennen lassen. Querschnittsbilder kommen infolge der starken Faserentwieklung in den Nerven bei der VermMflung kaum zustande, dagegen sind mehr oder minder giin- stige L~ngssehnittbilder 6fters anzutreffem An ihnen erkennt man dann aueh den ausgepragt dorsiventrMen Bau: den mehr oder weniger sehlanken FMisaden der Oberseite steht auf der Unterseite ein sehr ausgespro-

a b e Abb 5. Versehiedene Itaarformen der Blattanterseite.

Erl/iuterung im Text. Vergr. etwa 200mal. Abb. 6. Wimperhaare vom Blattgrund.

Vergr. etwa ]00real.

chenes, lockeres Sehwammparenchym aus typisch sternfeim~gen Zellen gegenilber, ganz im Gcgensatz zu der isolaterM gebauten Satureja montana, die auf der Unterseite fast die gleichen Palisaden wie auf der Oberseite, iibrigens auch die gteiche dieke EpidermisauBenwand aufweist. Bei Th. Zygis hind die unterseitigen Epidermiszellen klein und drinnwandig und durch die diehte Behaarung verdcckt, ~m vermahlcnen Material dahcr seltcn gut zu sehen.

In den untersuchten Gewrirzmischungen nur vereinzelt anzutreffen, aber doch reeht charak- teristisch, sind die grogen Wimperhaare der Blattbasis. Es sind grolte, drei- bis seehs- (meist vier- bis frinf-)zellige Gliederhaare, (tie bis etwa 750 # lang werden und deren Zellen einen Dureh- messer bin ungefahr 60/~, im FuBteil his etwa 90 ~ erreichen und sieb dutch dicke, zuweilen ganz enorm verdickte AuBenwgnde auszeichnen (Abb. 6). Sie sind mit mgBig derben, gestreckten Cutieularkn6tchen besetzt. Aueh die getiipfelten Querwande sind recht kr~ftig. Sgmtliehe Haarzellen enthalten wieder sehr zahlreiche Oxalatngdelchen, die mehr oder mindcr fiber das Lumen verstreut, meist aber vorwiegend im unteren Tell jeder Zelle gebguft liegen. Die um- gebenden EpiderminzetIen bilden vielfaeh einen ganz flaehen Soekel, in welchen die FnBzelle des Haares nur oberfl~ehlieh eingesenkt ist. Zuweilen tr/~gt der gleiehe Soekel noeh ein weiteres, viel kleineres, meint zweizelliges t taar, dessen Basalzelle oft mit derjenigen des grogen tIaares dureh eine gemeinsame Li~ngswand verbunden ist. Grunds/ttzlieh gleieh gebaute, aber kleinere, meint dreizellige Haare linden sieh nieht nur al~f der Oberseite des Blattstiels, sondern auch auf

Page 4: Über spanischen Thymian von Thymus Zygis L

86 H.G. ~ e k e l : ~ber spanisehen Thymian yon Thymus Zygis L. Z.f.Lebensmittel-Unters. und -Forschung

der Blattoberseite, besonders nahe dem Grunde und fiber den Nerven, aber auch auf der Blatt- flgche entweder sehr verstreut oder (bei jiingeren Bl~ttern) haufiger bis reiehlich, vereinzek zu- weilen auch unterseits auf der vortretenden Mittelrippe.

Die auf beiden Blattseiten zahlreich vorhandenen Labiatendriisensehuppen sind nach dem fiblichen Typ gebaut. Zu erwghnen sind als weitere ttaarform Zapfenhaare, die aus der papillen- artig vorgestiilpten oder mehr oder weniger zylindrischen Stielzelle, der kurzen Halszelle und der fiberaus zartwandigen, keu]ig-zapfenf6rmigen, meist zusammengefMlenen Endzelle bestehen (Abb. 5b). Sie treten am vermahlenen Material naturgem~ wenig in Erscheinung.

Nicht nur die reine, gerebelte Ware, sondern auch die verschiedenen mir vorliegenden, unter Beteiligung yon Thymus Zygis hergestellten Gewfirzmischungen zeichnen sich durch einen sehr krgftigen Thymolgeruch aus. Das yon dieser Thymianart gewonnene ~therische 01 enth~lt ebenso wie das yon Th. vulgaris stammende 35--40% an Phenolen, vorwiegend Thymol (vgl. flit diese und die folgenden Angaben u.a. D o r r o n s o r o , S. 133if., G i ldeme i s t e r , S. 753ff., Mas tbaum) . In Spanien wird Th. Zygis ebenso wie der gew6hnliche Thymian in grol]em Mal]stabe zur Destillation yon Thymian61 be- nutzt, und zwar des sogenannten roten Thymian61es, das sowohl yon Th. Zygis wie yon Th. vulgaris destilliert wird. Beide Arten treten ja, zusammen mit einer Reihe anderer Arten, in den spanischen Tomillares (Thymianheiden) in Massenbest~nden auf. Thymus Zygis ist im Spanischen als Tomillo risquero (vgl. D o r r o n s o r o , S. 134) bekannt, wird abet aueh als Tomillo salsero oder Tomillo aeeytunero bezeiehnet (vgl. W i l l k o m m et Lange , S. 402), welehe Namen auch fiir Th. vulgaris in Gebrauch sind (vgl. Gilde- meis te r , S. 755). Aul]er zur Destillation des Thymian61es wird Th. Zygis in seiner tteimat genau so wie Th. vulgaris als K~ichengewiirz verwendet. Bei der nahen bota- nischen Verwandtsehaft der beiden Arten, der offenbar weitgehend gleichartigen Zu- sammensetzung ihrer gtherischen 01e und der in ihrer spanischen Heimat vollkommen iibereinstimmenden industriellen und ktiehenteehnischen Verwendung ist wohl gegen die Verwendung des Th. Zygis an Stelle des iibliehen Thymians im Haushalt und in der Lebensmittelindustrie kaum etwas einzuwenden. Ubrigens seheint es mir bei der gemein- samen Verwendung der beiden Thymianarten in Spanien nicht ausgesehlossen, da~ Th. Zygis auch frtiher schon zuweilen unbemerkt unter Thymian spanischer Herkunft bei uns gehandelt und verarbeitet worden ist.

Literatur. Dorronsoro, B., Mem. Real Acad. Cieneias exaetas, fisicas y naturales de Madrid 29, 157

(1919). - - Gildemeister, E., Die ~therisehen 01e 3. 3. Aufl. Miltitz b. Leipzig: Sehimmel & Co. Aktiengesellschaft 1931. - - Griebel, C., diese Z. 82, 507 (1941). - - Mastbaum, H., Chemik.-Ztg 45, 18/19 (1921). - - Willkomm et Lunge, Prodromus FLorae Hispanieae 2. Stuttgart: E. Sehweizerbart 1870.