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162 sproehenen Arten innerhalb ihrer Verbreitungsbezirke wenig variabel, sondern mehr oder minder konstant sin& An den Grenzen aber: - - gleiehgiltig ob wit die horizontale oder vertikale Verbreitung in Betracht ziehen -- wird die Abweiehung yore Artentypus, weil bier die klimatisehen Faktoren andere werden, bedeutend grSl~er, und die Art bildet Ubergangsformen. Wiirde man diese Arten sprungweise, also dureh Mutation 1) entstehen, eine Art un- vermittelt aus ihrer Stammart hervorgehen lassen, so mtifiten lJber- gangsformen fehlen, weil die neue Form schon sofort zur Art wird. Daher sind Zwischenformen nur bei jenen Arten mSglieh, deren Areale einander streng ausschliel~en, bei denen die Arten durch direkte Anpass.u.ng sieh gebildet haben. (Vi k a r i i e r e n d e A r t e n.) 3) Da aber die Ubergangsarten gut charakterisiert sind und gerade an den Grenzen der verwandten Arten vorkommen, kann man schlie~en, da~ die Bildung dutch direkte Anpassung erfolgte, wobei die Arten des ganzen Areales im gleichen Sinne veriindert wurden. Das Vorhandensein der Ubergangsformen der ~stivalen Art weist darauf hin, da5 aueh hier die Artenbildung nieht sprungweise, sondern sich dureh einen langsamen Umwandlungs- prozel~ vollzogen hat. Derselbe Vorgang ist fiir die ungegliederte, wie v. Wettstein annimmt, iiltere Stammform zu denken. Es ist mir sehr wahrscheinlich, dal~ ein Zusammenhang der lJbergangsform der Hochgebirgsart mit den Zwisehenformen der saisondimorphen Arten existiert, doch ist es mir infolge der un- gentigenden Kenntnis tier genauen geographisehen Verbreitung und des wenigen Pfianzenmaterials nicht mSglich, des niiheren darauf einzugehen. [Tber zwei fiir Steiermark neue Gentianen. Von Dr. August v. Hayek (Wien). (Mit 3 Textfiguren.) Bei der Bearbeitung der Gattung Gentiana ftir meine in Vor- bereitung befindliehe Flora yon Steiermark land sieh unter einer Reihe von mir am 12. August 1902 bei den Giglerseen n~chst Sehladming (Glimmersehiefer, ca. 1900 m) gesammelter Exemplare der Gentiana verna und G. b~achyphylla ein Individuum, das eine auffallende Mittelstellung zwisehen den beiden genannten Arten ein- nimmt. Eine genauere Untersuehung der Pfianze, besonders auch der Fertilitiit ihres Pollens, ergab, dai~ es sieh in diesem Falls um eine zweifellose Hybride der genannten beiden Arten handelt, deren Diagnose im folgenden gegeben ist: Folia basalia conspieue rosulata, late rhomboideo-elliptiea, et apicem et basin versus attenuata, longitudine latitudinem tertia vel quinta parte superante, eirciter medio latissima, aeuminata, trinervia, 1) De Vries: Die MutationstheorieI. ~) R. v. Wettstein: Handbuch der system. Botanik I.

Über zwei für Steiermark neue Gentianen

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sproehenen Arten innerhalb ihrer Verbreitungsbezirke wenig variabel, sondern mehr oder minder konstant sin& An den Grenzen aber: - - gleiehgiltig ob wit die horizontale oder vertikale Verbreitung in Betracht ziehen - - wird die Abweiehung yore Artentypus, weil bier die klimatisehen Faktoren andere werden, bedeutend grSl~er, und die Art bildet Ubergangsformen. Wiirde man diese Arten s p r u n g w e i s e , also dureh Mutation 1) entstehen, eine Art un- vermittelt aus ihrer Stammart hervorgehen lassen, so mtifiten lJber- gangsformen fehlen, weil die neue Form schon sofort zur Art wird. Daher sind Zwischenformen nur bei jenen Arten mSglieh, deren Areale einander streng ausschliel~en, bei denen die Arten durch direkte Anpass.u.ng sieh gebildet haben. (Vi k a r i i e r e n d e A r t e n.) 3) Da aber die Ubergangsarten gut charakterisiert sind und gerade an den Grenzen der verwandten Arten vorkommen, kann man schlie~en, da~ die Bildung dutch direkte Anpassung erfolgte, wobei die Arten des ganzen Areales im gleichen Sinne veriindert wurden. Das Vorhandensein der Ubergangsformen der ~stivalen Art weist darauf hin, da5 aueh hier die Artenbildung nieht sprungweise, sondern sich dureh einen langsamen Umwandlungs- prozel~ vollzogen hat. Derselbe Vorgang ist fiir die ungegliederte, wie v. W e t t s t e i n annimmt, iiltere Stammform zu denken.

Es ist mir sehr wahrscheinlich, dal~ ein Zusammenhang der lJbergangsform der Hochgebirgsart mit den Zwisehenformen der saisondimorphen Arten existiert, doch ist es mir infolge der un- gentigenden Kenntnis tier genauen geographisehen Verbreitung und des wenigen Pfianzenmaterials nicht mSglich, des niiheren darauf einzugehen.

[Tber zwei fiir Steiermark neue Gentianen. Von Dr. August v. Hayek (Wien).

(Mit 3 Textfiguren.) Bei der Bearbeitung der Gattung Gentiana ftir meine in Vor-

bereitung befindliehe Flora yon Steiermark land sieh unter einer Reihe von mir am 12. August 1902 bei den Giglerseen n~chst Sehladming (Glimmersehiefer, ca. 1900 m) gesammelter Exemplare der Gentiana verna und G. b~achyphylla ein Individuum, das eine auffallende Mittelstellung zwisehen den beiden genannten Arten ein- nimmt. Eine genauere Untersuehung der Pfianze, besonders auch der Fertilitiit ihres Pollens, ergab, dai~ es sieh in diesem Falls um eine zweifellose Hybride der genannten beiden Arten handelt, deren Diagnose im folgenden gegeben ist:

Folia basalia conspieue rosulata, late rhomboideo-elliptiea, et apicem et basin versus attenuata, longitudine latitudinem tertia vel quinta parte superante, eirciter medio latissima, aeuminata, trinervia,

1) De Vries: Die Mutationstheorie I. ~) R. v. Wettstein: Handbuch der system. Botanik I.

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Folia inferiora rosulae conspieue maiora quam superiora. Caulis cure flore 4 cm altus, pare foliorum elliptieorum aeutorum unieo instruetus. Calyx cure dentibus 15 mm longus, dentes triangulari-laneeolati, acuti, 5 mm longi. Tubus corollae calyeem duplo fere superans, laeiniae obovatae, obtusae. Longitudo styli 7 ram. Margo cieatrieis dentibus eonicis papillosis obsitus.

Mai~e der Rosettenbliitter : 10 : 6, 7 : 5 ram. Unterscheidet sieh yon G. brachyphylla durch die in eine deutliehe Rosette ange- ordneten, ungleieh groSen Grundbl/itter, grSi~ere Bltiten und breitere Kronzipfel, yon G. verna dureh die verh~tltnismii$ig viel ktirzeren und breiteren, raseher zugespitzten Bli~tter.

Eine Untersuchung des Pollens der Pflanze ergab 7 3 " 8 ~ steriler K5rner, ein Ergebnis, das wohl die hybride Natur der Pflanze aufter Zweifel stellt. Die beiden Stammeltern yore selben Standort haben vollkommen normalen Pollen. Ich schlage ftlr diese neue Hybride den Namen G. ambigua vor.

/~ c

/ Rosettenbl~itter yon bei den Giglerseen n~ehst Schladming gesammelten Exem- plaren; zweimal vergr55ert. ~ a. Gentiana brachyphylla Vill., b. Gentiana

brachyphylla X vet,ha, c. Gentiana verna L.

Bastarde aus der Gattung Gentiana sind schon seit langer Zeit bekannt, am li~ngsten wohl aus der Sektion Coelanthe; sehon 1808 beschrieb S e h l e i e h e r 1) die Hybride G. lutea X purpurea. Ferner wurden aus dieser Sektion noeh G. lutea X punctata~), pu~wtata X purpureaS), purpurea X ~ annonica4) und lutea X Villarsii ~) beschrieben.

Aus der Sektion Thylacites hat J a k o w a t z 6) den Bastard G. vulgar@ X latilblia beschrieben. Endlich werden aus der Sektion JEndotricha folgende Bastarde beobachtet: G. campestris X Wett-

1) Lamarck et De Candolle, Flore fran~aise III. 13 . 651. 3) u in RSmer, Collectanea 1)- 189, Grenier et Godron, Flore de

France II. p. 489. s) Leber,t, De Gentianis in Helvetia sponte nascentibus, p. 42. 4) Kusnezow in Acta horti Petropolitani Xu p. 179. ~) Ronniger in ()sterr. botan. Zeitsehr. LI. p. 433. ~) Die Arten der Gattung Ge~tiana, Sekt. Thylacites in Sitzungsber. d.

hkad. d. Wissenseh. Wien, Math.-nat. C1. CVIII. 1, 1). 347. 12"

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steinii~), G. Wettsteinii X axillaris~), G. baltica X uliginosaS), G. lingulata X suecica~) und G. axillaris X germanicas).

Aus der Sektion Cyclostigma ist hingegen eine Hybride meines Wissens bisher noch nieht bekannt geworden, doch dtirften wohl, sobald nun einmal die Aufmerksamkeit auf die M(~glichkeit des Vorkommens solcher gelenkt ist, speziell in den Alpen noch mehrere derselben entdeckt werden.

Ich will bei dieser Gelegenheit noch yon einem zweiten inter- essanten Gentiana-Funde aus Steiermark beriehten. Im Mai 1903 sammelte ich niimlich auf den Gipfelwiesen der durch das Vor- kommen yon Asphodelus albus bekannten Merzlica planina bei Trifail eine Gentiana, in weleher ich die ftir das 5sterreiehische Karstgebiet so charakteristische G. tergestina Beck erkannte. Es handelt sieh hier nicht etwa um vereinzelte Exemplare oder gar etwa nur um Anniiherungsformen unter typiseher G. verna, sondern G. tergestina tritt dortselbst ausschlie21ich und in gr52erer Menge, u. zw. in vSllig typischer Gestalt, aufl

Die nSrdlichsten, bisher bekannten Standorte der G. tergestina sind 6): Linkes Drauufer bei der Schwabegger (Jberfuhr in Kiirnten, Neumarktl und Adelsberg in Krain. In Untersteiermark kommt zum mindesten im Gebiete der Sanntaler Alpen nur typische G. verna, u. zw. sehr haufig vor, fiir das stidwi~rts angrenzende Krain fiihrt Sol tokovi57) ebenfalls nur G. verna an.

Es scheint sieh also hier um einen isolierten Standoff dieser stidlichen Form zu handeln, der insofern yon besonderem Interesse ist, als auf der Merzlica selbst und in ihrer niiehsten Umgebung sich mehrere solche isolierte Standorte stidlicher Arten finden, wie yon Asphodelus albus, Ceterach officinarum, Digitalis ferruginea u. a.

Beitrag zur Kenntnis der Flora yon West. Bosnien. Von Heinr . F rh . v. Hande l -~Iazze t t i , J o s e f S t ad lmann , E r w i n Janchen

und F r a n z F a l t i s (Wien).

(Fortsetzung. s)

Toz~ia alpina L. ~. Zwischen Buchenkrummholz auf der Pla~enica, 1700--1760 m!

1) W e t t s t e i n , Die europiiischen Artea aus der Gattung Gentiana, Sekt. Endotr~cha in Denkschr. d. math.-nat. K1. d. Akad. d. Wissensch. Wien LXIV. p. 362.

3) W e t ~ s t e i n a. a. O. p. 364. 3) M u r b e c k , Studien iiber Gentianen aus der Gruppe Eudotricha in

Acta horti Bergiani III. 3. p. 22. 4) M u r b e c k a. a. 0. p. 22. 5) M u r b e c k a. a. 0. p. 23. 6) Vgl. Soltokovic. ' . , Die perennen A r t e n d e r Gattung Gentiana aus

der Sekt. Cyclostigma in 0s te r r hot. Zeitschr. LI. (1901), p. 212. ;I a . a . O . P . 212.

Vgl. Nr. 3, S. 97. - - Der in Nr. 3, S. 108 irrtiimlich bei Scr. laciniata W. K. angeftihrte Standort: S : Livanjsko polje: Grabe~ gehSrt zu S. canina.