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Pathologie-Forum M. Drlicek 1 · P. Kraml 2 1 Klinisches Institut für Neurologie, Medizinuniversität Wien 2 Ludwig Boltzmann Institut für Neuroonkologie, Kaiser-Franz-Josef-Spital, Wien Überlegungen zu einem Verabschiedungsraum Pathologe 2006 · 27:228–232 DOI 10.1007/s00292-005-0797-7 Online publiziert: 16. November 2005 © Springer Medizin Verlag 2005 „O süßes Licht, auf das vertrauend ich schreite Die neue Straße, führe du uns hier, So wie es wünschenswert!“ sprach mein Geleite.“ (Dante Alighieri: Die Göttliche Komödie [1]) Viele Menschen sterben heute außerhalb der Familie, isoliert in Krankenhäusern oder in Pflegeheimen. Alle Fortschritte der medizinischen Betreuung Schwerst- kranker in den letzten Jahren können nicht verhindern, dass Patienten in Kran- kenhäusern dennoch versterben. Das The- ma des Todes und des Sterbens ist sowohl für die Angehörigen als auch für die Be- schäftigten im Gesundheits- und Sozialwe- sen mit vielen Problemen behaftet. In der restlichen Gesellschaft ist dieses Thema all- gemein nach wie vor tabuisiert. Durch die Einrich tung der Sterbebeglei- tung wurde in den letzten Jahren versucht, die Bedingungen des Sterbens in Kranken- häusern und Heimen zu verbessern und die Angehörigen von Sterbenden zu bera- ten und zu unterstützen. Eine der Haupt- aufgaben der Palliativmedizin besteht da- rin, das Ende des Lebens in Würde zu ge- stalten. Während Todeserlebnisse allgemein für die Mitarbeiter eines Krankenhauses eher selten sind, wird der Pathologe täg- lich mit Verstorbenen und deren Angehö- rigen konfrontiert. Die Pathologie ist die Abteilung, die am häufigsten mit der Be- treuung von Angehörigen Verstorbener zu tun hat. So ist es naheliegend, dass sich Pathologen mit diesem Problem beschäf- tigen. Was für die letzten Tage der Leben- den gilt, in Würde sterben zu können, soll- te auch danach für deren Angehörige er- möglicht werden: sich in würdiger Umge- bung von ihren Verstorbenen verabschie- den zu können. Bei diesem Prozess des Verabschiedens ist der Hinterbliebene mit dem jetzt Toten konfrontiert. Es ist gleichzeitig das letzte Mal, dass der Hinterbliebene den Verstor- benen sieht und die letzte Möglichkeit, Ab- schied zu nehmen von einer nahestehen- den und geliebten Person. Umso mehr soll- te für diese Momente ein entsprechender, würdiger Rahmen vorhanden sein. Ausgangspunkt und Problembeschreibung Leider ist dieser würdige Rahmen nicht überall in unseren Instituten gegeben [2]. Das Abschiednehmen findet oft in einem Vorraum ohne entsprechende Intimität und Geborgenheit statt. Bei uns musste bis- her der Vorraum vor dem Kühlraum bzw. Sezierraum dafür dienen. Es handelt sich dabei zusätzlich um einen Raum, den Mit- arbeiter des Institutes ständig durchque- ren, um Untersuchungsproben in die La- bors zu bringen. Weiterhin sind die An- gehörigen einer ständigen Geräuschkulis- se durch alte, sich ein- und ausschaltende Kühlaggregate ausgesetzt. Die bei Moslems üblichen rituellen Wa- schungen können derzeit nur am Sezier- tisch durchgeführt werden. Zielsetzung Es bestand daher der dringende Wunsch, im Rahmen eines Neubaus des Institutes auch einen Verabschiedungsraum einzu- richten. Eine Voraussetzung war, dass die- ser Raum von Mitgliedern unterschiedli- cher Religionsgemeinschaften genutzt wer- den kann, ohne dass dabei die Pietät einer dieser Gruppen verletzt werden darf. Hauptziel war es, eine würdevolle Um- gebung zu schaffen, in der sich Angehöri- ge von ihnen nahestehenden verstorbenen Person verabschieden können. Diskussion In der wissenschaftlichen Literatur zur Pa- thologie findet sich keine Auseinanderset- zung mit dem Problem eines Verabschie- dungsraumes. Es finden sich weder Dis- kussionen über die Sinnhaftigkeit bzw. Notwendigkeit eines solchen Raumes noch über die nötige Ausstattung. Somit handelt es sich bei dem vorliegenden Text um die erste Erörterung dieser Frage in der einschlägigen Fachliteratur. Das Projekt „Verabschiedungsraum“ wurde in der Zeit zwischen Einreichung des Manuskripts und Drucklegung umgesetzt. Die Verwirkli- chung entspricht jedoch nicht den Ideen der Verfasser. 228 | Der Pathologe 3 · 2006

Überlegungen zu einem Verabschiedungsraum

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Page 1: Überlegungen zu einem Verabschiedungsraum

Pa tho lo gie-Fo rum

M. Dr li cek1 · P. Kraml2

1 Kli ni sches In sti tut für Neu ro lo gie, Me di zinu ni ver si tät Wien 2 Lud wig Boltz mann In sti tut für Neu roon ko lo gie, Kai ser-Franz-Jo sef-Spi tal, Wien

Über le gun gen zu ei nem Ver ab schie dungs raum

Pa tho lo ge 2006 · 27:228–232

DOI 10.1007/s00292-005-0797-7

On li ne pub li ziert: 16. No vem ber 2005

© Sprin ger Me di zin Ver lag 2005

„O sü ßes Licht, auf das ver trau end

ich schrei te

Die neue Stra ße, füh re du uns hier,

So wie es wün schens wert!“ sprach

mein Ge lei te.“

(Dan te Ali ghie ri:

Die Gött li che Ko mö die [1])

Vie le Men schen ster ben heu te au ßer halb

der Fa mi lie, iso liert in Kran ken häu sern

oder in Pfle ge hei men. Alle Fort schrit te

der me di zi ni schen Be treu ung Schwerst-

kran ker in den letz ten Jah ren kön nen

nicht ver hin dern, dass Pa ti en ten in Kran-

ken häu sern den noch verster ben. Das The-

ma des To des und des Ster bens ist so wohl

für die An ge hö ri gen als auch für die Be-

schäf tig ten im Ge sund heits- und So zi al we-

sen mit vie len Pro b le men be haf tet. In der

rest li chen Ge sell schaft ist die ses The ma all-

ge mein nach wie vor ta bui siert.

Durch die Ein rich tung der Ster be be glei-

tung wur de in den letz ten Jah ren ver sucht,

die Be din gun gen des Ster bens in Kran ken-

häu sern und Hei men zu ver bes sern und

die An ge hö ri gen von Ster ben den zu be ra-

ten und zu un ter stüt zen. Eine der Haupt-

auf ga ben der Pal lia tiv me di zin be steht da-

rin, das Ende des Le bens in Wür de zu ge-

stal ten.

Wäh rend To deser leb nis se all ge mein

für die Mit ar bei ter ei nes Kran ken hau ses

eher sel ten sind, wird der Pa tho lo ge täg-

lich mit Ver stor be nen und de ren An ge hö-

ri gen kon fron tiert. Die Pa tho lo gie ist die

Ab tei lung, die am häu figs ten mit der Be-

treu ung von An ge hö ri gen Ver stor be ner

zu tun hat. So ist es na he lie gend, dass sich

Pa tho lo gen mit die sem Pro b lem be schäf-

ti gen. Was für die letz ten Tage der Le ben-

den gilt, in Wür de ster ben zu kön nen, soll-

te auch da nach für de ren An ge hö ri ge er-

mög licht wer den: sich in wür di ger Um ge-

bung von ih ren Ver stor be nen ver ab schie-

den zu kön nen.

Bei die sem Pro zess des Ver ab schie dens

ist der Hin ter blie be ne mit dem jetzt To ten

kon fron tiert. Es ist gleich zei tig das letz te

Mal, dass der Hin ter blie be ne den Ver stor-

be nen sieht und die letz te Mög lich keit, Ab-

schied zu neh men von ei ner na he ste hen-

den und ge lieb ten Per son. Umso mehr soll-

te für die se Mo men te ein ent spre chen der,

wür di ger Rah men vor han den sein.

Aus gangs punkt und Pro blem be schrei bung

Lei der ist die ser wür di ge Rah men nicht

über all in un se ren In sti tu ten ge ge ben [2].

Das Ab schied neh men fin det oft in ei nem

Vor raum ohne ent spre chen de In ti mi tät

und Ge bor gen heit statt. Bei uns muss te bis-

her der Vor raum vor dem Kühl raum bzw.

Se zier raum da für die nen. Es han delt sich

da bei zu sätz lich um einen Raum, den Mit-

ar bei ter des In sti tu tes stän dig durch que-

ren, um Un ter su chungs pro ben in die La-

bors zu brin gen. Wei ter hin sind die An-

ge hö ri gen ei ner stän di gen Ge räusch ku lis-

se durch alte, sich ein- und aus schal ten de

Kühl ag gre ga te aus ge setzt.

Die bei Mos lems üb li chen ri tu el len Wa-

schun gen kön nen der zeit nur am Se zier-

tisch durch ge führt wer den.

Ziel set zung

Es be stand da her der drin gen de Wunsch,

im Rah men ei nes Neu baus des In sti tu tes

auch einen Ver ab schie dungs raum ein zu-

rich ten. Eine Vo raus set zung war, dass die-

ser Raum von Mit glie dern un ter schied li-

cher Re li gi ons ge mein schaf ten ge nutzt wer-

den kann, ohne dass da bei die Pie tät ei ner

die ser Grup pen ver letzt wer den darf.

Haupt ziel war es, eine wür de vol le Um-

ge bung zu schaf fen, in der sich An ge hö ri-

ge von ih nen na he ste hen den ver stor be nen

Per son ver ab schie den kön nen.

Dis kus si on

In der wis sen schaft li chen Li te ra tur zur Pa-

tho lo gie fin det sich kei ne Aus ein an der set-

zung mit dem Pro b lem ei nes Ver ab schie-

dungs rau mes. Es fin den sich we der Dis-

kus sio nen über die Sinn haf tig keit bzw.

Not wen dig keit ei nes sol chen Raum es

noch über die nö ti ge Aus stat tung. So mit

han delt es sich bei dem vor lie gen den Text

um die ers te Er ör te rung die ser Fra ge in

der ein schlä gi gen Fachli te ra tur.

Das Pro jekt „Ver ab schie dungs raum“ wur de in der Zeit zwi schen Ein rei chung des Ma nu skripts und Druck le gung um ge setzt. Die Ver wirk li-chung ent spricht je doch nicht den Ide en der Ver fas ser.

228 | Der Pathologe 3 · 2006

Page 2: Überlegungen zu einem Verabschiedungsraum

Ta bel le 1

Sym bo le und Aus stat tungs ge gen stän de der un ter schied li chen bei uns

vor kom men den Re li gi ons ge mein schaf ten

Chris ten: Kreuz, Weih was ser scha le, Weih was ser, Hei li ge Schrift usw.

Mos lems: Mar kie rung in Rich tung Mek ka, Ge bets tep pi che,

Scha le für ri tu el le Wa schung, Ko ran usw.

Ju den: Tho ra rol le, sie ben ar mi ger Leuch ter usw.

Kon fes si ons lo se: Bü cher stän der usw.

Die Ver ab schie dung ei nes ver stor be-

nen Men schen ist un ab hän gig von sei ner

re li gi ösen Zu ge hö rig keit ri tua li siert.

Der Ver ab schie dungs raum stellt den

Ort dar, an dem An ge hö ri ge von ih ren

Ver stor be nen Ab schied neh men kön nen.

Gleich zei tig ist es der Raum, in dem die

An ge hö ri gen den Ver stor be nen das ers-

te Mal als To ten er le ben. Es ist so mit ein

Raum für eine sehr per sön li che und in ti-

me Be geg nung.

So, wie es au ßer Zwei fel steht, dass das

Ende des Le bens in ei nem wür di gen Rah-

men er fol gen soll te, soll ten auch die An ge-

hö ri gen sich in al ler Wür de von ih rem Ver-

stor be nen ver ab schie den kön nen.

Kul tu rel le und re li gi öse Un ter schie de

Da so wohl Ver stor be ne als auch An ge hö ri-

ge un ter schied lichs ten Kul tur krei sen an ge-

hö ren, muss ein der ar ti ger Raum die sen

Ge ge ben hei ten und den ver schie de nen

re li gi ösen Be dürf nis sen ge recht wer den,

ohne da bei An ders gläu bi ge oder Kon-

fes si ons lo se zu ver let zen. Da die räum-

li chen Vo raus set zun gen meist be grenzt

sind, lässt sich ein Ne ben ein an der der

ein zel nen Re li gi ons ge mein schaf ten nicht

ver wirk li chen. Au ßer dem be stün de da bei

die Ge fahr, dass re li gi öse Sym bo le ein mal

un glück li cher wei se nicht voll stän dig vor-

han den sind und da durch die Pie tät der

sich Ver ab schie den den ver letzt wer den

könn te.

Neu tra le Aus stat tung

Es hat sich so mit be reits bei un se ren ers-

ten Über le gun gen ver deut licht, dass der

mul ti kon fes sio nell ge nutz te Raum nicht

ei ner Kon fes si on oder meh re ren Kon fes-

sio nen ent spre chend aus ge stat tet wer den

kann, son dern eine neu tra le künst le ri sche

Aus ge stal tung an zu stre ben ist [3]. Die re li-

gi ösen Sym bo le soll ten, wenn über haupt,

nur in ei ner ent frem de ten Form ein be zo-

gen wer den, da mit sie die re li gi ösen Ge-

füh le der mög li chen Nut zer nicht ver let-

zen kön nen.

Die He raus for de rung für eine künst le-

ri sche Lö sung be steht grund sätz lich da rin,

den An ge hö ri gen von Ver stor be nen in ei-

ner Grenz si tua ti on Raum zu ge ben. Die ser

soll te den un ter schied li chen re li gi ösen Be-

dürf nis sen und Aus drucks for men ge recht

wer den.

Räum li che Vor ga ben

Ein der ar ti ger Ver ab schie dungs ort soll te

min des tens zwei Räu me um fas sen: ein

Vor raum, der den Cha rak ter ei nes War te-

rau mes hat, in dem die An ge hö ri gen auf

die ers te und zu gleich letz te Be geg nung

mit dem Ver stor be nen war ten. Im ei gent-

li chen Ver ab schie dungs raum tref fen sie

mit dem Ver stor be nen zu sam men und

kön nen dort eine ih nen an ge mes se ne Zeit

mit dem To ten ver brin gen.

Der Vor raum er for dert eine sei ner

Funk ti on ent spre chen de Aus stat tung. Hier

war ten die An ge hö ri gen, und das War ten

ist schwer in die ser Si tu a ti on. Hier müs sen

die An ge hö ri gen die Mög lich keit der Ab-

len kung ha ben, sie darf ih nen aber auch

nicht auf ge zwun gen wer den. Mu sik be rie-

se lung, weil auf ge zwun gen, er scheint uns

hier un pas send. Eher an ge bracht er scheint

hier die Aus stat tung mit an der Wand hän-

gen den Ge dich ten oder Aus sprü chen un-

ter schied lichs ter Kul tur krei se, die sich

mit dem Tod be schäf ti gen, aber da bei ei-

ne po si ti ve Stim mung ver mit teln. Auch

der Far be und der Be leuch tung kommt

eine große Be deu tung zu: Sie müs sen be-

ru hi gend wir ken. Die War ten den soll ten

hier auf das be vor ste hen de Er eig nis ein ge-

stimmt wer den.

Der ei gent li che Ver ab schie dungs raum

soll te ein ab ge schlos se ner Raum mit an ge-

neh men Licht ver hält nis sen und har mo-

ni scher Farb ge stal tung sein. Die pri märe

Auf ga be be steht da rin, einen kon zen trier-

ten und kon zen trie ren den Ort zu schaf-

fen. Auch die ser Raum soll Ruhe ver mit-

teln, in un auf dring li cher Wei se die An-

ge hö ri gen auf neh men und eine po si ti ve

Aus strah lung auf wei sen. Die Grö ße wird

meist durch die Ge ge ben hei ten be stimmt.

Es muss aber be rück sich tigt wer den, dass

die Grup pe der sich Ver ab schie den den

nach un se rer Er fah rung bis zu 30 Per so-

nen um fas sen kann.

Aus stat tung

Bei Wunsch der An ge hö ri gen soll te es

mög lich sein, dem Raum eine sa kra le No-

te zu ge ben. Dazu soll ten ei ni ge in den ein-

zel nen Re li gi ons ge mein schaf ten ge bräuch-

li che Sym bo le und Aus stat tungs ge gen-

stän de im In sti tut vor han den sein (. Ta-

bel le 1).

Die Wän de könn ten ohne be son de ren

Raum schmuck be las sen wer den. Es könn-

ten aber auch Schrift bil der an ge bracht

wer den. Sol che ka li gra phi schen Ar bei ten

könn ten nur teil wei se les bar sein und an

Schrift ta feln er in nern.

Das Zent rum des Raum es ist ein Tisch

zur Auf bah rung des Ver stor be nen. Form

und Aus stat tung die ses Ti sches er ge ben

sich aus den An for de run gen. So soll ten

an dem Tisch auch ri tu el le Wa schun gen

am Ver stor be nen vor ge nom men wer den

kön nen. Er soll te leicht zu rei ni gen sein

und eine wi der stands fä hi ge Ober flä che be-

sit zen. Eine schlich te Qua der form ist am

neu trals ten und na he lie gends ten.

Auf bah rung des Ver stor be nen

Die Stel lung des Ti sches ist un se rer Mei-

nung nach die zent ra le Fra ge. Die Aus rich-

tung des Ti sches soll te so vor ge nom men

wer den, dass das Ge sicht des Ver stor be-

nen nicht zur Tür ge rich tet ist, durch wel-

che die An ge hö ri gen ein tre ten. Dies wür-

de zu sehr an das Kran ken zim mer er in-

nern, in dem der jetzt Ver stor be ne sei ne

be su chen den An ge hö ri gen schon sehn-

süch tig er war tet hat.

229Der Pathologe 3 · 2006 |

Page 3: Überlegungen zu einem Verabschiedungsraum

Zusammenfassung · Abstract

Pa tho lo ge 2006 · 27 :228–232

DOI 10.1007/s00292-005-0797-7

© Sprin ger Me di zin Ver lag 2005

M. Dr li cek · P. Kraml

Über le gun gen zu ei nem Ver ab schie dungs raum

Zu sam men fas sung

Vie le Pa ti en ten verster ben in Kran ken häu-

sern oder Pfle ge ein rich tun gen. Es be steht

da her die Not wen dig keit, so wohl für den

Ster ben den als auch für die An ge hö ri gen

ein Um feld zu schaf fen, das einen wür de-

vol len Tod, aber auch an schlie ßend ei-

nen wür de vol len Ab schied er mög licht. Für

den Ab schied und die Trau er der An ge hö ri-

gen soll te ein be son de rer Ver ab schie dungs-

raum vor han den sein. Die ser Raum soll te

eine mög lichst neu tra le Aus stat tung er hal-

ten und den noch un ter schied li chen kul tu-

rel len und re li gi ösen Be dürf nis sen ge recht

wer den. Um den Ab schied auch sym bo-

lisch voll zie hen zu kön nen, ist die Aus rich-

tung des Ver stor be nen auf ein Licht (Fens-

ter) von großer Be deu tung.

Schlüs sel wör ter

Ab schied · Ster be be glei tung · Wür de ·

Ab schieds ri tu al

Ab stract

Many pa tients die in hos pi tals and care cen-

ters. It is there fore nec es sary to cre ate an

en vi ron ment for the dy ing per son, as well

as for rel a tives, which al lows death to oc-

cur with dig ni ty while also per mit ting a

dig ni fied farewell. A spe cial room should

be avail able for tak ing leave of the loved

one and for the mourn ing of the rel a tives.

This room should, as far as pos si ble, be neu-

tral ly dec o rat ed while at the same time it

should be ap pro pri ate for var i ous cul tures

and re li gious re quire ments. In or der to be

able to take leave sym bol i cal ly, it is nec es-

sary to place the de part ed in the light, for

ex am ple from a win dow.

Key words

Leave tak ing · At ten dance at death ·

Dig ni ty · Rit u als on leave tak ing

Con sid er a tions on a room for leave tak ing

Wie stellt sich die Si tu a ti on aus der

Sicht des Hin ter blie be nen dar? Er geht in

den Auf bah rungs raum hi nein und tritt an

den To ten he ran. Wir sind es ge wöhnt, an

einen Schla fen den oder Kran ken meist

von der Sei te her an zu tre ten, sel ten von

vor ne. Die zur Ver ab schie dung kom men-

den Per so nen soll ten un se rer Mei nung

nach durch eine ent spre chen de Wen dung

des Ti sches von der Sei te an den Ver stor-

be nen her an tre ten.

Bei ei ner fron ta len Aus rich tung wür de

zu sätz lich der Ein druck ent ste hen, dass

der Ver stor be ne den Hin aus ge hen den

hin ter her blickt. Die An ge hö ri gen hät ten

da durch die Mög lich keit, sich im mer wie-

der beim Fort ge hen um zu dre hen. Der Ab-

schied könn te so nicht als tat säch lich voll-

zo gen und end gül tig emp fun den wer den.

Auch ein kur zes Um dre hen nützt nichts,

es gibt kein Zu rück mehr.

Aus die sen Grün den soll te der Ver stor-

be ne in die zur Tür ent ge gen ge setz te Rich-

tung bli cken: nicht in die Rich tung, in die

der Le ben de blickt, die Rea li tät, son dern

ge nau in die ent ge gen ge setz te, in das Licht

[1], ei nem die Kul tu ren über span nen den

Sym bol für Hoff nung und Le ben.

Da her wäre ein Fens ter, in des sen Rich-

tung der Ver stor be ne aus ge rich tet wird,

von Vor teil. Sein Glas könn te in war men

Gelb- bis Gel boran ge tö nen ge hal ten sein

und da durch dem sich Ver ab schie den den

Ruhe und Ge bor gen heit ver mit teln. Hin

und wie der ein ge streu te war me Blau tö ne

könn ten die Wei te und Un end lich keit sym-

bo li sie ren in die der Ver stor be ne jetzt ein-

geht.

Wenn der Ver stor be ne bei der Ver ab-

schie dungs ze re mo nie in Rich tung des

Fens ters, also des Lichts auf ge bahrt ist,

geht sein Blick be reits auf „die neue Stra-

ße“ [1].

Der Ver ab schie dungs raum in un se rem

In sti tut weist den Vor teil auf, dass durch

sei ne Aus rich tung nach Sü den in je der

Jah res zeit na tür li ches Son nen licht ein fällt

und der Ver stor be ne im mer zum Licht aus-

ge rich tet wer den kann.

Fazit

Wir hof fen, hier mit An re gun gen zur Aus-

ge stal tung ei nes mul ti kon fes sio nell ge-

nutz ten Ver ab schie dungs rau mes ge ben

zu kön nen so wie einen po si ti ven Bei trag

230 | Der Pathologe 3 · 2006

Page 4: Überlegungen zu einem Verabschiedungsraum

zum Auf ar bei tungs pro zess des To des ei-

nes na he ste hen den Men schen zu leis ten

.

Kor re spon die ren der Au torDr. M. Dr li cek

Kli ni sches In sti tut für Neu ro lo gie, AKH Wien Ebe ne 4 J, Me di zinu ni ver si tät Wien, Wäh rin ger Gür tel 18–20, 1090 Wien, Ös ter reichE-Mail: mar cus.dr li cek@me duni wien.ac.at

In ter es sen kon flikt: Es be steht kein In ter es sen-kon flikt. Der kor re spon die ren de Au tor ver si chert, dass kei ne Ver bin dun gen mit ei ner Fir ma, de ren Pro dukt in dem Ar ti kel ge nannt ist, oder ei ner Fir ma, die ein Kon kur renz pro dukt ver treibt, be-ste hen. Die Prä sen ta ti on des The mas ist un ab-hän gig und die Dar stel lung der In hal te pro dukt-neu tral.

Li te ra tur

1. Dan te A (2000) Die Gött li che Ko mö die. Läu te rungs-

berg, XIII. Ge sang, 11. Aufl. Deut scher Ta schen-

buch Ver lag, Mün chen

2. http://www.me di zin.uni-ko eln.de/pro jek te/dgss/

Ar chiv/PC101.html (2002)

3. Kraml P (Hrsg) (1998) Kunst/:Ort. Stadt Linz, Linz

Kul tur

Service

D Weitere Termine finden Sie im Internet unter DerPathologe.de

Mai 2006

Berlin 09.05.2006Berliner Gesellschaft für Pathologie (e.V.)372. Wissenschaftliche SitzungThemen: Graft versus Host Krankheit (GvHD)Auskunft: Herr Prof. Dr. Hartmut Lobeck, Klinikum Ernst von Bergmann, Charlottenstraße 72, 14467 Potsdam,Fon: (0331) 241 6501,Fax: (0331) 241 6500,[email protected],www.klinikumevb.de

Berlin 17.-19.05.2006Deutsches Ärzteforum 2006HauptstadtkongressAuskunft: Hauptstadtkongress Medizin und Gesundheit, Palisadenstraße 48, 10243 Berlin,Fon: 030/4985 5031,Fax: 030/4985 5030,[email protected],www.hauptstadtkongress.de

September 2006

Graz 04.-08.09.2006Postgraduate Course Diagnostic Breast PathologyAuskunft: Frau Mag. Edith Kleinferchner, Medizinische Universität Graz, Auenbruggerplatz 25, 8036 Graz, Österreich,Fon: 0043 (0) 316 380 4407,Fax: 0043 (0) 316 385 3432,[email protected],http://pathologie.meduni-graz.at/Pathologie/veranstaltungen/htm

Mannheim 20.-24.09.2006Neurowoche 2006 der Arbeitsgemeinschaft Klinische NeurowissenschaftenAuskunft: AKM Congress Service GmbH, Hauptstraße 18, 79576 Weil am Rhein,Fon: 07621/21-9833 0,Fax: 07621/78714,[email protected],www.dgn2006.de

Tübingen 29.-30.09.2006Congress on Characterization, Preparation and Clinical Applications of Non Hematopoietic Stem CellsThemen: Im Fokus: Nicht-hämatopoie-tische Stammzellen. Charakterisierung, Präparationstechniken, immunologische Aspekte, Homing, Zell-Markierung, klinische ApplikationenAuskunft: Herr Dr. med. Richard Schäfer, Eberhard Karls Universität Tübingen, Otfried-Müller-Str. 4/1 D, 72076 Tübingen,Fon: +49/7071-29-81665,Fax: +49/7071-29-5240,[email protected],www.msc-tuebingen.de

Oktober 2006

Wien 08.-11.10.2006„XII. Meeting of the European Association for Haematopathology“Themen: Small B-cell lymphomasAuskunft: Ärztezentrale Med.Info, Helferstorferstrasse 4, 1014 Wien, Österreich,Fon: +43/1/53116-39,Fax: +43/1/53116-61,[email protected]

Graz 11.-13.10.2006Postgraduate Course Diagnostic HepatopathologyDifferential diagnosis of chronic hepatitisAuskunft: Frau Mag. Edith Kleinferchner, Medizinische Universität Graz, Auenbruggerplatz 25, 8036 Graz, Österreich,Fon: 0043 (0) 316 380 4407,Fax: 0043 (0) 316 385 3432,[email protected],http://pathologie.meduni-graz.at/Pathologie/veranstaltungen.htm

Salzburg 21.-22.10.2006Diseases and Tumors of the Salivary GlandsAuskunft: Ärztezentrale Med.Info, Helferstorferstraße 4, 1014 Wien, Österreich,Fon: +43/1 531 16 38,Fax: +43/1 531 16 61,[email protected]

November 2006

Berlin 14.11.2006Berliner Gesellschaft für Pathologie (e.V.)373. Wissenschaftliche SitzungThemen: Mammakarzinom - Hereditäre Faktoren, Molekulare CharakterisierungAuskunft: Herr Prof. Dr. Hartmut Lobeck, Klinikum Ernst von Bergmann, Charlottenstraße 72, 14467 Potsdam,Fon: (0331) 241 6501,Fax: (0331) 241 6500,[email protected],www.klinikumevb.de

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