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Umkehr zum Leben – Kirchen als Agenten des Wandels Ökumenische Sommeruniversität Hofgeismar 2013 Klaus Heidel, Heidelberg Werkstatt Ökonomie e.V.

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Umkehr zum Leben – Kirchen als Agenten des Wandels

Ökumenische Sommeruniversität Hofgeismar 2013

Klaus Heidel, HeidelbergWerkstatt Ökonomie e.V.

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Vorbemerkungen

• acht sehr vorläufige Thesen• drei Schritte:

o allgemeine Anmerkungen zur Gestaltung der Großen Transformation

o Anmerkungen zu "Kirchen und Große Transformation"

o ökumenischer Prozess "Umkehr zum Leben – den Wandel gestalten"

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TEIL I: ANMERKUNGEN ZUR GESTALTUNG DER GROẞEN TRANSFORMATION

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These I: Das Anthropozän als Herausforderung für die Theologie

Das reife Anthropozän stellt angesichts der relativen Wirkungslosigkeit älterer anthropologischer und schöpfungsethischer Einsichten die Frage nach theologischen Dimensionen einer transformativen Ethik (Begriff???).• Anthropozän (Paul Crutzen, 2000/2002): seit etwa

1800 Ablösung des Holozäns (das "völlig Neue" nach dem Ende der letzten Kaltzeit vor etwa 10.000 Jahren, Beginn der neolithischen "Revolution")

• Tendenz zur Sprengung planetarischer Grenzen (Johan Rockström et al., 2009)

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Anthropozän: planetarische Grenzen für 9 Milliarden Menschen

Quelle: Rockström et al. 2009

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World Bank (2013): Turn Down the Heat. Climate Extremes, Regional Impacts and the Case for Resilience

"This report reaffirms the International Energy Agency’s 2012 assessment that in the absence of further mitigation action there is a 40 percent chance of warming exceeding 4°C by 2100 and a 10 percent chance of it exceeding 5°C in the same period."

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Angesichts der Verletzung planetarischer Grenzen erinnern kirchliche Stellungnahmen an die dem Menschen von Gott gesetzten Grenzen."Ich bin nicht Herr und Herrin der Welt, auch nicht in meinem Haus, meinem Garten, meiner Familie oder Kommune. Die Frage nach den Grenzen meiner Möglichkeiten begleitet mich täglich als eine Frage des Schöpfers an mich: Was erlaubst du dir?"7. Tagung der 10. Synode der EKD, Bremen, 02. - 05. November 2008: Kundgebung zu Klimawandel – Wasserwandel – Lebenswandel

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doch bleiben solche Erinnerungen folgenlos?"Unser Leben auf dem blauen Planeten ist mehr denn je in Gefahr. Seit gut dreißig Jahren beschwören Konzile, Synoden und Weltversammlungen, dass wir Menschen wissentlich die Zukunft des Planeten Erde mit Füßen treten. Die meisten von uns wissen: Der durch menschliches Handeln be-schleunigte (sic!) Klimawandel bedroht alle Lebensgrundlagen. Wir sehen – aber viele von uns verschließen die Augen. Wir hören – aber viele von uns verschließen die Ohren. Wir reden – aber viele von uns handeln zu wenig. Das darf nach Gottes Willen nicht sein."7. Tagung der 10. Synode der EKD, Bremen, 02. - 05. November 2008: Kundgebung zu Klimawandel – Wasserwandel – Lebenswandel

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was brauchen wir? reicher Schatz an schöpfungsethischen Überlegungen:• biozentrische Sichtweise

"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will."Albert Schweitzer, Die Ehrfurcht vor dem Leben: Grundtexte aus fünf JahrzehntenLehre von der Ehrfurcht vor dem Leben zwischen 1914 und 1917 entstanden

• Fülle ökumenischer Texte aus fünf Jahrzehnten

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alte Warnungen vor umwelttechnizistischen Missverständnissen

• „... solange der Mensch die Natur ausschließlich funktional auf seine Bedürfnisse hin interpretiert und seinen Schutz der Natur an diesem Gesichtspunkt ausrichtet, wird er sukzessive in der Zerstörung fortfahren. Er wird das Problem ständig als ein Problem der Güterabwägung behandeln und jeweils von der Natur nur übrig lassen, was bei einer solchen Abwägung im Augenblick noch ungeschoren davonkommt.“Robert Spaemann, 1980

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was fehlt?

• gibt es eine transformative Ethik, die danach fragt, wie Veränderungen von Verhalten und Strukturen möglich werden? transformative Ethik als Ethik transformativer Prozesse?

• gibt es dann theologische Beiträge zu einer solchen Ethik?

• ich hoffe: ja und ja

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These II: Soziokulturelle Dimensionen der Großen Transformation als Herausforderungen für Kirchen?

Vor allem hinsichtlich sozialer und kultureller Dimensionen einer Gestaltung der Großen Transformation fehlen Wissen, Fähigkeiten und Techniken. Zur Überwindung dieser Defizite können Kirchen beitragen.• transformative literacy: "Fähigkeit, wünschenswerte

Ziele, Akteure und ihre Wirkungsmöglichkeiten in einer zunehmend ausdifferenzierten und funktionalisierten Welt grundsätzlich lesen, also verstehen zu können" (Uwe Schneidewind, 2013)

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Transformative LiteracyVier Dimensionen einer Großen Transformationtechnologi

sche Dimension

ökonomische Dimension

institutionelle Dimension

kulturelle Dimension

transformative literacy

nach: Uwe Schneidewind: Auf dem Weg zu einer „transformativen Literacy“. Die Zeichen richtig deuten, in: Politische Ökologie, Juni 2013: Baustelle Zukunft. Die Große Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft

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• Uwe Schneidewind: “Kultureller Wandel – der weiße Alphabetisierungsfleck”: die “kollektive mentale Software unseres Handelns” werde noch immer von dem aus dem 18. Jahrhundert stammenden „Programm einer ‚expansiven Moderne‘“ geleitet

• soziale Dimensionen: z. B. Partizipation sozial Ausgegrenzter an der Gestaltung von Transformationsprozessen ("Nothing about us without us is for us", Behindertenbewegung 1990er Jahre)

• für beide Bereiche Erwartungen an die Kirchen

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These III: Von Akteursvielfalt und unterschiedlichen Gestaltungspotentialen Handlungsfelder

Die sozial gerechte, nachhaltige und klimagerechte Gestaltung der Großen Transformation wird nur Gelingen, wenn das Handeln unterschiedlichster Akteure so weit möglich aufeinander bezogen und nicht gegeneinander ausgespielt wird. Dies erfordert die Bestimmung spezifischer Gestaltungspotentiale.• Vielzahl von Akteurstypen und Akteuren mit

unterschiedlichen (und teilweise sich widersprechenden) Interessen, Mandatierungen, Gestaltungspotentialen und Zeithorizonten

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Handlungsfelder zeichnen sich aus durch:• Handeln auf unterschiedlichen Ebenen (lokal,

regional, national, supranational, international, global)

• Handeln unterschiedlicher Akteure (Individuen, zivilgesellschaftliche Akteure, staatliche Akteure, wirtschaftliche Akteure)

• unterschiedliche Formen von Handeln (Verhaltensänderungen, Aktivitäten politischer Willensbildung [z. B. zivilgesellschaftlicher Protest, parlamentarische Debatten...], staatliches Verwaltungshandeln, gesetzgeberisches Handeln, wirtschaftliches Handeln...)

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strukturbedingte Begrenztheit eines einzelnen Akteures:• die Akteure brauchen einander• kein Akteur ist für "alles" verantwortlich• die Bestimmung akteursbezogener

Handlungsperspektiven fragt auch nach den Grenzen akteursbezogener Gestaltungspotentiale

• Überforderung eines Akteures muss vermieden werden

• zu fragen ist also, was kann der spezifische Beitrag von Kirchen (ihrer Sozialgestalten) zur Gestaltung der Großen Transformation sein?

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TEIL II: ANMERKUNGEN ZU KIRCHE UND TRANSFORMATION

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These IV: Vom Schatz in irdenen Gefäßen

Unbeschadet aller ekklesiologischen und kirchensozio-logischen Vorbehalte können und sollen Kirchen auch als Organisationen zur Gestaltung der Großen Transformation beitragen, dies entspricht ihrem Wesen.• "10. Die Kirche ist eine Gabe Gottes an die Welt, um die

Welt zu verwandeln und dem Reich Gottes näherzubringen. [The church is a gift of God to the world for its transformation towards the kingdom of God.] Ihre Mission ist es, neues Leben zu bringen und die Gegenwart des Gottes der Liebe in unserer Welt zu verkünden. " (Ökumenischer Rat der Kirchen [2012]: Gemeinsam für das Leben: Mission und Evangelisation in sich wandelnden Kontexten )

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• ekklesiologische und kirchensoziologische Einwände:o Kirchen als Organisationen (verfasste Kirchen) sei

weder in der Lage, die Schöpfung zu retten noch gar das Reich Gottes herbeizuführen, so seien ihre Gestaltungsmöglichkeiten begrenzt

o Kirchen als Handlungszusammenhänge zeichneten sich strukturnotwendig durch widersprüchliche Interessen aus, denen sie gerecht werden müsse; Kirche sei ein corpus permixtum

o allenfalls die wahre, in Christus verborgene Kirche (communio sanctorum) könne als Gabe Gottes verstanden werden

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• aber: katholische Ekklesiologie: irdisch-göttliche Doppelwirklichkeit der Kirche als Sakrament: die Verwandlung der Welt ist "in Christus geschehen und in der Kirche zeichenhaft präsent" (Markus Vogt, 2013)

• Kirche als irdenes Gefäß, weder unzerbrechlich noch allwissend noch omnipotent, häufig mit heillosen Strukturen heillos verknüpft – und dennoch unter der Verheißung stehend, Gabe zur Veränderung der Welt zu sein (Wesen)

• die Gestaltung der Großen Transformation erfordert dialektische Denkstrukturen, die Widersprüche möglichst fruchtbar machen

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These V: Von der Transformation als Paradigma der Ökumene

In der verfassten Ökumene des Ökumenischen Rates der Kirchen hat die Rede von der Transformation lange Wurzeln. Hier knüpfen neuere ökumenische Texte verstärkt an und führen den Begriff der transformativen Spiritualität ein.

• Motto der Siebten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 1991 in Canberra:"Come Holy Spirit: Renew the whole creation."

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• Motto der Neunten Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen 2006 in Porto Alegre: "God, in your grace, transform the world"

• Neuer Ansatz: Missionarische Spiritualität befähigt zur Transformation:Ökumenischer Rat der Kirchen (2012): Gemeinsam für das Leben: Mission und Evangelisation in sich wandelnden Kontexten

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Transformative Spiritualität verwandelt:• "3. [...] Missionarische Spiritualität hat eine

dynamische Transformationskraft, die durch das geistliche Engagement von Menschen in der Lage ist, die Welt durch die Gnade Gottes zu verwandeln. Wie können wir zu einer Mission zurückfinden, die als transformative Spiritualität wirksam wird und für das Leben eintritt? "

• "30. Missionarische Spiritualität ist immer verwandelnd [transformative]. Sie leistet Widerstand gegen alle Leben zerstörenden Werte und Systeme, wo immer sie in unserer Wirtschaft, unserer Politik und selbst in unseren Kirchen am Werk sind, und versucht, diese zu verwandeln."

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Begriff transformative Kirche taucht auf:World Council of Churches: Global Forum on Poverty, Wealth and Ecology, Bogor/Indonesia, June 2012: Economy of Life, Justice, and Peace for All: A Call to Action"21. The 10thGeneral Assembly of the WCC is meeting at a time when the vibrant life of God’s whole creation may be extinguished by human methods of wealth creation. God calls us to a radical transformation. Transformation will not be without sacrifice and risk, but our faith in Christ demands that we commit ourselves to be transformative churches and transformative congregations."

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WCC Central Committee, Report of the Programme Committee, 5. September 2012:"10. Economy of Life Justice and Peace for AllRecommendations:b) That the World Council of Churches launch a pilgrimage of justice and peace based on the basic parameters found in the Economy of Life document, Commitments and Call, para. 21-26 at the assembly in Busan (until the 11th assembly) for and of the churches to focus on faith commitments to economic justice (poverty and wealth), ecological justice (climate change, etc.), and peace building.

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The WCC should 'set the table' for the churches (as well as other organizations and communities including the Christian world communions, specialized ministries, interfaith organizations and social movements) to share spirituality and practice developed in their search for transformation for justice and sustainability."

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These VI: Kirche und Transformation: Auch im Bereich der EKD ein Thema?

In der EKD gibt es inzwischen eine beachtliche Auseinandersetzung mit Transformationsprozessen, die sich in zahlreichen Akademietagungen, landeskirchlichen Initiativen und Diskursen kirchlicher Gruppen niederschlägt.

• Beispiel Transformationskongress Juni 2012

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• Beschluss der Synode der EKD vom 7. November 2012:"Die Synode der EKD spricht sich dafür aus, den sehr breit geführten Transformationsdiskurs auf Schlüssel-themen nachhaltiger Entwicklung zu fokussieren und dadurch zu konkretisieren: Diese Schlüsselthemen sind: o Wachstum und Wohlstand – Ethik des Genug –

Verteilungsgerechtigkeit o Wirtschaft im Dienst des Lebens –

Rahmenbedingungen für eine ökologische soziale Marktwirtschaft

o Nachhaltige Gestaltung der Energiewende o Gesellschaftliche Partizipation [...]

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Die Synode spricht sich dafür aus, 'Gesellschaftliche Transformation und Nachhaltige Entwicklung' zu einem der Schwerpunkte im Themenjahr 2014 der Reformationsdekade zu entwickeln. Sie bittet den Rat der EKD, die notwendigen Voraussetzungen dafür zu schaffen."

• Beschluss Rat der EKD, März 2013: Arbeitsstelle "Diskurs Nachhaltige Entwicklung" und nicht Transformation das Thema

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• Landesbischof Dr. Ulrich Fischer, April 2013, Bericht vor der Landessynode: "Zielpunkt muss es sein, eine Transformation hin zu einer Konsum-, Produktions- und Lebensweise zu erreichen, der alle Menschen auf der Welt folgen können, ohne die Erde nachhaltig zu schädigen. Wir brauchen eine Transformation hin zu einer Ethik des Genug und zu einer Politik der Suffizienz. In diesen Transformationsprozess haben wir als Kirche viel einzubringen."

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• Landesbischof Prof. Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Mai 2013: "Wir brauchen eine dritte Antwort. Ich nenne sie die transformationsorientierte Antwort. Sie nimmt die Drastik der Herausforderung wahr und verlässt sich nicht auf die Selbstkorrekturkräfte einer ökologisch vitalisierten Wirtschaft. Vielmehr nimmt sie eine große Transformation in den Blick, die auf allen Ebenen zu einer ökologischen Neuorientierung unserer Gesellschaft beizutragen versucht."(Zeitzeichen)

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Prof. Dr. Johannes Reimer (2011) [außerord. Professor für Missionswissenschaft an der Universität von Südafrika, UNISA]: Aufsatz "Gesellschaftliche Transformation – Gottes Auftrag für die Gemeinde"Gemeinde zielt auf Transformation"[…] Die Gemeinde ist Gottes Instrument zur Trans-formation. Gemeinde will bekehren. Eine Gemeinde, die nicht mehr bekehren will, ist keine messianische Gemeinde und keine messianische Gemeinde ist keine Gemeinde des Neuen Testaments.

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Die Gemeinde ist ein Transformationsinstrument, geschaffen zur Umgestaltung, zur Bekehrung […]. Es gibt überhaupt keine Bekehrung für den Himmel allein. Wir sind nicht bekehrt, damit wir NUR in den Himmel kommen. Wir sind bekehrt, damit wir auf der Erde das Leben himmlischer gestalten."

Reimer mitverantwortlich für Studiengang Gesell-schaftstransformation am Marburger Bibelseminar, u.a. Marburger Transformationsstudien

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TEIL III: ANMERKUNGEN ZUM ÖKUMENISCHEN PROZESS "UMKEHR ZUM LEBEN – DEN WANDEL GESTALTEN"

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• Träger: 31 Kirchen, kirchliche Werke und Organisationen

• Start: 2013

• Koordination: in Deutschland: Werkstatt Ökonomie, Heidelberg; in Österreich: Katholische Sozialakademie Österreichs, Wien

• Ziele (akteursbezogenen Gestaltungspotentialen angemessen): o in der Kirche Einsicht gewachsen, dass wir eine

Große Transformation brauchen und dass wir als Kirche und Christinnen und Christen zu ihr beitragen können

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o Kirchengemeinden (kirchengemeindliche Akteure) machen sich auf den Weg, "transformative Gemeinden" (Tauglichkeit des Begriffes?, eher: Lernorte für Suchbewegungen) zu werden

o Kirchen entwickeln Programme für eine Mitgestaltung der Großen Transformation, schaffen dafür Strukturen und stellen Ressourcen bereit

o kirchliche Wohlfahrtsverbände setzen sich mit den sozialen Dimensionen der Großen Transformation auseinander

o Kirchen fragen nach einer Wirtschaft im Dienst des Lebens mit ihren ökumenischen Partnern

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o Kirchen beteiligen sich an Transformationsdiskursen

o Kirchen mischen sich in der Perspektive von sozialer Gerechtigkeit, Klimagerechtigkeit und Nachhaltigkeit in Transformationskonflikte ein

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These VII: Kirchengemeinden als Lernorte für Suchbewegungen

Kirchengemeinden (Pfarrgemeinden) können zu Lernorten für Suchprozesse kirchengemeindlicher Akteure für die Mitwirkung an der Gestaltung der Großen Transformation werden und hierbei ihre spezifischen Gestaltungspotentiale nutzen.realistische Einschätzung kirchengemeindlicher Gestaltungspotentiale, keine ÜberforderungBestimmung der Spezifika kirchlicher Gestaltungspotentiale

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Akteure der Kirchengemeinde (Pfarrgemeinde)

Hauptamtliche in Verkündigung und Gemeindeleitung

örtliche kirchliche Leitungsgremien

Gemeindeglieder (Individuen)

bestehende Gemeindegruppen Chöre

Pilotgruppe "transformative

Gemeinde"

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Handlungsformen• verhaltensbezogene Beschlüsse fassen:

rechtlich verbindlich: Leitungsorgane, rechtlich unverbindlich: Gruppen und Einzelne (Entschlüsse), Themenbereiche: ökofaire Beschaffung (Konsum), Energieverbrauch, Mobilität (vor allem Hauptamtliche und Gemeindeglieder)

• verhaltensbezogene Beschlüsse umsetzen (s.o.)• Gottesdienste feiern (Gemeindeglieder, Gruppen)• gemeinsame Meinungsbildung organisieren (zu

theologischen, ethischen, politischen usw. Fragen) (Gruppen)

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• Bildungsarbeit für Gemeindeglieder (z.B. Vorträge organisieren) (alle Akteure)

• Bildungsarbeit in der Kommune (Hauptamtliche, Gruppen)

• politische Aktivitäten (Kommune, Land, Bund...) (Leitungsorgane?, Hauptamtliche, Gruppen, Gemeindeglieder)

• solidarisches Handeln a) innerhalb der Kirchengemeinde undb) innerhalb der Kommune

zentrale Frage: a) welche Akteure undb) welche Handlungsformen?

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These XIV: Kirchengemeindliche Suchbewegungen

Konkrete Gestaltungsmöglichkeiten der Großen Transformation können nur in ergebnisoffenen Suchprozessen gefunden werden. Das gilt auch für Suchprozesse kirchengemeindlicher Akteure hinsichtlich ihrer Mitwirkung an der Gestaltung der Großen Transformation.Hierbei ist die Bereitschaft zum Irrtum und zu Fehlern Grundvoraussetzung für das Gelingen von Suchprozessen.

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Konsequenzen• es gibt keine "Blaupausen"• außergemeindliche Akteure (ohne

gemeindebezogene Entscheidungskompetenz) können Problemhorizonte benennen, Arbeitsmaterialien und Diskursorte bereit stellen und gemeindliche Suchprozesse begleiten, aber keine Antworten auf die Frage nach einer gemeindebezogenen Konkretion der Idee transformativer Gemeinden geben

• gemeindliche Suchprozesse sind auf zwischen- und übergemeindliche Diskursorte zum Erfahrungsaustausch und zur theologischen und theoretischen Klärung angewiesen

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These VIII: Drei Spezifika "transformativer" Gemeinden

Kirchengemeinden können• Orte einer Selbstvergewisserung sein: welche Werte

gehören zu einem "Leben in Fülle" (als Voraus-setzung? als Konsequenz?) und was zeichnet ein solches aus?

• Orte der Bearbeitung individueller und kollektiver Transformationsblockaden werden (durch gemeinsames Lernen)

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• Orte für Laborversuche alternativer (solidarischer und nachhaltiger) Praxis als politisch relevantes Beispiel für Veränderungspotentiale werden: Kirchengemeinden als Lernorte für ergebnisoffene Suchprozesse

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These VIII.1: Von transformativer Spiritualität

Ein "Leben in Fülle" gründet sich auf nicht-materialistische Werte, die zum (innerkirchlich) bekannten Kernbestand des christlichen Wertekanons gehören.Dennoch bleiben sie für die Praxis (das Leben) von Kirchengemeinden, kirchlichen Gruppen und Gemeindegliedern eher nachrangig.Spirituelle Erneuerung hilft, die eigene Praxis auf diese Werte zu gründen.

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• es geht nicht um moralische Zumutungen, sondern um Begegnungen mit dem lebendigen Gott: Menschen (und Kirchengemeinden) verfügen nicht über solche Begegnungen, sie können aber fragen, wie sie gemeinsam offen für solche Begegnungen und den guten Geist Gottes werden

• Schöpfungsspiritualität: Entdeckung der Schönheit der Schöpfung im Alltag

• erforderlich kann (!) zum Beispiel eine Veränderung gottesdienstlicher (und eucharistischer) Praxis sein

• hilfreich können Formen gemeinsam gelebter Spiritualität sein (z.B. Exerzitien)

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• hilfreich kann gemeinsame kontextbezogene Bibelexegese sein

• hilfreich können Narrative gelebter Spiritualität sein

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These VIII.2: Von der Bearbeitung von TransformationsblockadenDas Wissen um die Notwendigkeit eines umfassenden Umbaues unserer Wirtschaft hin zu nachhaltigen, klimagerechten und sozial gerechten Ordnungen ist weit verbreitet. Notwendige Maßnahmen sind bekannt.Doch der Transfer von Wissen zu Verhalten gelingt nicht (ausreichend), die kognitive Dissonanz bleibt unüberwunden.Eine Intensivierung von Bildungsarbeit und von moralischen Appellen hilft diesem Dilemma nicht ab, erforderlich ist zunächst eine gemeinschaftliche Bearbeitung von Transformationsblockaden.Hierfür sind Kirchengemeinden besonders geeignete Orte.

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Transformationsblockaden:• kognitiv-emotionale Transformationsblockaden

("warum ich, warum hier, warum jetzt?",legitimatorische Bilanzierungen,Verdrängung von Folgekosten an anderen Orten und in der Zukunft...)

• kognitive Schwierigkeiten im Umgang mit Komplexität (Ohnmachtsgefühle, Ablehnung von Urteilsbildung)

• lineares statt "Netzwerk"-Denken (zeitlich, akteursbezogen, Reduktion von Wirkungsketten)

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• fehlende oder unzulängliche Operationalisierung von Zielen (Verhaltensunsicherheit angesichts von Komplexität führt zur Unterlassung von Handlungen)

• Zielwidersprüche (Kostenreduktion versus Einkauf teurerer nachhaltig hergestellter Produkte...)

• fehlende oder unzureichende Erfolgskontrolle ("wer garantiert mir, dass...?")

• unzulängliche Ressourcenausstattung (Zeit, Geld [energetische Sanierung der alten Kirche übersteigt finanzielle Möglichkeiten der Kirchengemeinde]...)

• infrastrukturelle Defizite (z.B.: ÖPNV nicht ausreichend entwickelt, Heizungen lassen sich nicht regulieren, Bedingungen der Erwerbsarbeit verhindern nachhaltigen Konsum [teilweise]

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es geht also um• kognitive Dissonanz• subjektive Überforderung• objektive Überforderungin dieser Situation• helfen moralische Appelle nicht• ist individuelles Veränderungslernen nur in einer

solidarischen Gemeinschaft möglich• sind individuelle Transformationsblockaden auf ihre

Verknüpfung mit strukturellen Transformationsblockaden zu untersuchen

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• Kirchengemeinden und gemeindliche Gruppen können solche individuellen und kirchengemeindlichen Transformationsblockaden benennen, analysieren und nach Wegen ihrer Überwindung fragen

• hierbei sind stets individuelle, gemeinschaftliche und außergemeindliche strukturelle Dimensionen zu verknüpfen ("wie müssen wir uns als Kirchengemeinde oder Gruppe so organisieren, dass die alleinerziehende Mutter ökofair einkaufen kann?")

• es geht um gemeinsames, solidarisches und praxisbezogenes Lernen, nicht um Überforderung mit moralischen Appellen

• Start eventuell in einer Pilotgruppe "transformative Gemeinde"

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These VIII.3: Alternative Praxis als Zeugnis

Verhaltensänderungen in Gesellschaft und Politik können durch Bildungsarbeit und durch moralische Appelle allenfalls in engen Grenzen erreicht werden.Gemeinschaften aber, die alternative Praxen erproben, können Verhaltensänderungen stimulieren und zur Durchsetzung eines nachhaltigen, klimagerechten und sozial gerechten Wertekanons beitragen.Kernelement alternativer Praxis ist solidarisches Handeln.

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von der Leuchtkraft alternativer Praxis• "Rede nur, wenn Du gefragt wirst, aber lebe so, dass

man dich fragt." (Paul Claudel)• zwei Beispiele alternativer Praxis im Sinne einer

gemeinwesenorientierten Ökonomie (solidarischen) Ökonomie: Ökumenische Gemeinschaft Wethen, ökumenische Bürogemeinschaft Wethen (seit 1975)Kommunität Grimmnitz e.V. (seit 1997, Joachimsthal, http://www.kommunitaet-grimnitz.de/Website_01/Home.html)

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Elemente solidarischer Praxis auf der Grundlage einer "Ethik des Genug"• Teilen von Ressourcen (Geld, Zeit, Fähigkeiten...)• Mitwirkung beim Aufbau nachhaltiger,

klimagerechter und sozial gerechter Konsumweisen, z.B. von Elementen (Organisationen, Strukturen) einer Share Economy, Sharing Economy, P2P-Economy (frühe Beispiele: Tauschringe [z.B.: MaDiTa: http://www.ma-di-ta.org/, seit 1996, Gründer: Ökumenischer Trägerkreis Armut/Reichtum-Gerechtigkeit e.V.])

• Mitwirkung beim Aufbau solidarischer Produktions- und Dienstleistungsstrukturen (Stärkung lokaler Ökonomie, z.B. Genossenschaften, Kreditvereine...)

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• selbstverständlich auch: ökofaire Beschaffung, klimagerechte Energienutzung, Überprüfung des eigenen ökologischen Fußabdruckes und schrittweise Reduktion desselben (für Kirchengemeinden, Gruppen, Gemeindeglieder)...

"transformative" Gemeinden als kirchlicher Akteur• Vernetzung transformativer kirchengemeindlicher

Akteure• Stärkung kirchlicher Transformationsdiskurse• ...

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kirchengemeindliche Akteure als gesellschaftliche und politische Akteure• Beitrag zur Durchsetzung der Werte einer

"Wirtschaft im Dienst des Lebens" (z.B. versus Prestige- und Statusgewinn durch Nutzung klimafeindlicher usw. Produkte) (WBGU: "Wertewandel zur Nachhaltigkeit")

• Eintreten für eine Politik auf der Grundlage dieser Werte (in Kommune, Land und Bund, von der Unterschriftensammlung bis zur Demonstration...)

• konfliktbereiter Einsatz für eine gerechte Verteilung von Transformationskosten

• Symbol und Narrativ für die Möglichkeit von Alternativen