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#80 JUNI 2009 UNABHÄNGIGE CAMPUSZEITUNG IN TRIER GEGRÜNDET 1978/1994 • ISSN 0723-2136 7 Interview Gerhard Weber - Intendant des Trierer Theaters Sprich mit uns, Alter! Gewinnspiel Du musst Dir an der Uni rassistische Kommentare anhören? Oder bist in Trier rechtsradikal motivierten Übergriffen zum Opfer gefallen? Anstatt Dir zu helfen, ist die Polizei auf der falschen Seite? Oder ist das alles Unsinn und in Trier und an der Uni ist die Welt in Ordnung? Wir brauchen Euer Feedback! Auf Wunsch bleibt Ihr natürlich anonym. Bitte schickt uns eine E-Mail an: [email protected] Mitmachen?!? Seit Wochen und Monaten säumen Plakate, die zum großen Bildungs- streik aufrufen, die Uniure. Die leuchtenden Sticker motivieren mit provokanten Parolen zum Prote- stieren. Viele angekündigten Events allerdings verstecken sich hinter kryptischen Bezeichnungen wie „Tag des zivilen Ungehorsams“ oder „Bologna-Geburtstagsparty“. Die meisten Lehrveranstaltungen nden planmäßig statt, wer streiken möchte, kann von seinen beiden Fehlstunden Gebrauch machen. Ist das noch ein Streik? In Frankreich funktioniert Streik anders: von den Lehrenden ausge- hend, die ebenfalls die schlechten Arbeits- und Bildungsbedingungen anprangern. Die Universitäten im Ausnahmezustand, aus eigener Kraft und aus eigenem Antrieb. Die Unzufriedenheit reicht dort aus, während hierzulande seit über einem Semester ein Streik geplant wird. Kann das funktionieren? Die Forderungen der Streikorga- nisatoren sind klar formuliert, aber die Frage nach dem Erreichen der Ziele wird wieder nicht beantwor- tet, die Forderungen stehen allein im Raum. Als Aktionsideen werden Kon- zepte wie „friedlicher Banküberfall“ oder „Stuhlskulpturen vor den Seminarräumen“ vorgestellt. Dass dies nicht nur am Problem vorbei geht, sondern auch die Mitstudie- renden, die möglicherweise auch in der Streikwoche ihre Referate hal- ten müssen, eher verärgert als über- zeugt, steht nicht zur Debatte. Es bleibt abzuwarten, wie erfolg- reich der Streik letztendlich sein wird und wie viele Studierende tatsächlich Transparente schwen- kend auf die Straßen gehen. Und wie viele die Chance einfach nutzen, eine Woche Urlaub einzuschieben. Almut Straßel 2-3 Hochschule | Campus Verurteilung des ehemaligen Uni- mitarbeiters Mansion | Campusra- dio | Geos in Kenia 6 Medien Twitter | 16vor v.s. Antenne West | Wahlkampf im Studivz 11 4-5 8-10 Kultur Star Trek | heute Show | Wolverine | Theater | Kirmesgeld | Johann König | Fantastische Unterhaltung Geschlossene Grillen | Impressum Protest für Bildung Bundesweite Aktion vom 15. bis zum 19. Juni / von Josene N. Kraft Trier Kürenzer Straße | Trier macht Mo- bil gegen Rechts | Überwachungs- kameras in SWT-Bussen | Wenn einem die Sachen zur Verlo- sung ausgehen muss man Impro- visieren. Deshalb gibt es diesmal leckere Orangen zu gewinnen. Ap- felsinen sind nicht nur gesund und lecker sondern auch orange, ganz wie die (nu)! Lust auf Obst? Dann eine Mail an [email protected] Musik Dioramic | Eels 12 Seminar oder Protest? Foto: jnk Mit einem bundesweit angelegten Bildungss- streik macht ein Bündnis aus Studenten, Schülern und anderen sozialen Gruppen mobil für mehr Bildung in Deutschland. Auch die Trierer Stu- denten sollen, statt in die Seminare, zu den ver- schiedenen Aktionen auf dem Campus gehen. Die Botschaft ist klar, nur die Menge, der sie verkündet wird, scheint unbewegt. Am Anfang stand der Un- mut über die Zustände im WS 2008/2009. Mehrere Hundert der Trierer Studen- tInnen demonstrierten und forderten lautstark bessere Studienbedingungen an der Universität. Doch schon lan- ge geht es nicht mehr nur um „uns schöner Trier“. „Ziel des Bildungsstreiks ist es, eine Diskussion zur Zukunft des Bildungsystems anzure- gen“ sagt Anne Michels, die von Anfang an mit von der Partie war. „Der Bildungs- streik 2009 steht auch im Zusammenhang mit der in- ternationalen Finanz- und Wirtschaftskrise und die Auswirkungen wettbewerbs- orientierter Entscheidungs- kriterien. Wir sehen unseren Protest als Teil eines inter- nationalen Protests.“ Auf Dozentenebene schei- nen sich zwei Lager abzu- zeichnen. Ein Teil hat Inte- resse und unterstützt die Studenten zumindest soweit, dass sie ihre Veranstaltung als Diskussionsforum zur Verfügung stellen. Der an- dere, gefühlt größere Teil hat von dem geplanten Streik kaum etwas mitbekommen. Die Hochschulleitung stellt den Umgang mit bestreikten Lehrveranstaltungen in die Verantwortung der Leh- renden. Zugleich appelliert zugleich sie an die Dozie- renden, diejenigen Studie- renden, die aktiv am Streik teilnehmen und deshalb Lehrveranstaltungen nicht besuchen, nicht zu sanktio- nieren . Ähnlich wie bei den Wahl- en zum StuPa zeigen viele StudentInnen bisher aller- dings nur wenig Interesse. Die BA/MA-Studierenden sind möglicherweise zu ein- gespannt. Die Diplom- und Magisterstudierenden sind möglicherweise nicht genug betroffen. In Städten wie Heidelberg wird aus Platz- und Dozen- tenmangel schon mal das ganze Romanische Seminar besetzt. Auch Juliette (Name geändert), die Sprachkurse an der Uni gibt, ist aus ihrem Heimatland Frankreich eine ganz andere Protestkultur gewöhnt. „Da hängen sich alle rein. Auch wenn das heißt, dass ein Semester die ganze Uni bestreikt wird“ Uni-Vizepräsident Wolf- gang Klooß und Guido Käs- gen, Leiter der Abteilung für Studentische Angele- genheiten, sehen das En- gagement für bessere Stu- dienbedingungen positiv. „Grundsätzlich wird die Par- tizipation von StudentInnen an hochschulpolitschen An- gelegenheiten begrüßt, aller- dings werden zur Diskussion stehende Maßnahmen wie Kreiselbesetzungen, Blocka- den etc. als nicht sinnvoll erachtet. In der Rückschau haben sich Studierende und Lehrende zu wenig und zu spät wirklich intensiv mit Bologna auseinander ge- setzt“, äußert Klooß, und verweist unter anderem auf einen Vortrag, den er selbst im Frühjahr 2007 an der Universität gehalten hat. Das Thema „Survival of the Fittest“: Die Kultur- und Geisteswissenschaften im Zeichen von Bologna? hatte seinerzeit nur wenige Stu- dierende in den Hörsaal locken können. Die Ziele des Bundes- weiten Bildungsstreiks wie Abschaffung der Studienge- büren und Schaffung neuer Dozenten- und Tutorenstel- len scheinen einstweiler re- alistischer als die Forderung BA/MA zugunsten des alter Abschlußsystems zu verwer- den. Die Trierer Schüler sollen auch an dem Bildungstreik teilnehmen, denn es geht ja nicht ausschließlich um Uni- versitäten. In den Schulen der Stadt weiß man davon bis jetzt kaum etwas. Einzig der Leiter des Auguste-Viktoria- Gymnasiums Trier konnte auf Rückfrage der (nu) be- stätigen, mit den Schülern intensiv darüber diskutiert zu haben. Demo: jetzt auch wieder in Trier? Foto: Sebastian Sternthal

UNABHÄNGIGE CAMPUSZEITUNG IN TRIER #80 JUNI 2009 … … · ressierten Bands möchte Moeris auf diesem Wege dazu auffordern, sich mit dem Fach Medien-wissenschaften in Verbindung

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#80 JUNI 2009UNABHÄNGIGE CAMPUSZEITUNG IN TRIERGEGRÜNDET 1978/1994 • ISSN 0723-2136

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InterviewGerhard Weber - Intendant des Trierer Theaters

Sprich mit uns, Alter!

Gewinnspiel

Du musst Dir an der Uni rassistische Kommentare anhören? Oder bist in Trier rechtsradikal motivierten Übergriffen zum Opfer gefallen? Anstatt Dir zu helfen, ist die Polizei auf der falschen Seite? Oder ist das alles Unsinn und in Trier und an der Uni ist die Welt in Ordnung? Wir brauchen Euer Feedback! Auf Wunsch bleibt Ihr natürlich anonym. Bitte schickt uns eine E-Mail an: [email protected]

Mitmachen?!?

Seit Wochen und Monaten säumen Plakate, die zum großen Bildungs-streik aufrufen, die Unifl ure. Die leuchtenden Sticker motivieren mit provokanten Parolen zum Prote-stieren. Viele angekündigten Events allerdings verstecken sich hinter kryptischen Bezeichnungen wie „Tag des zivilen Ungehorsams“ oder „Bologna-Geburtstagsparty“.

Die meisten Lehrveranstaltungen fi nden planmäßig statt, wer streiken möchte, kann von seinen beiden Fehlstunden Gebrauch machen. Ist das noch ein Streik?In Frankreich funktioniert Streik anders: von den Lehrenden ausge-hend, die ebenfalls die schlechten Arbeits- und Bildungsbedingungen anprangern. Die Universitäten im Ausnahmezustand, aus eigener Kraft und aus eigenem Antrieb. Die Unzufriedenheit reicht dort aus, während hierzulande seit über einem Semester ein Streik geplant wird. Kann das funktionieren?

Die Forderungen der Streikorga-nisatoren sind klar formuliert, aber die Frage nach dem Erreichen der Ziele wird wieder nicht beantwor-tet, die Forderungen stehen allein im Raum.

Als Aktionsideen werden Kon-zepte wie „friedlicher Banküberfall“ oder „Stuhlskulpturen vor den Seminarräumen“ vorgestellt. Dass dies nicht nur am Problem vorbei geht, sondern auch die Mitstudie-renden, die möglicherweise auch in der Streikwoche ihre Referate hal-ten müssen, eher verärgert als über-zeugt, steht nicht zur Debatte.Es bleibt abzuwarten, wie erfolg-reich der Streik letztendlich sein wird und wie viele Studierende tatsächlich Transparente schwen-kend auf die Straßen gehen. Und wie viele die Chance einfach nutzen, eine Woche Urlaub einzuschieben.

Almut Straßel

2-3 Hochschule | Campus Verurteilung des ehemaligen Uni-mitarbeiters Mansion | Campusra-dio | Geos in Kenia

6

MedienTwitter | 16vor v.s. Antenne West | Wahlkampf im Studivz

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4-5

8-10 KulturStar Trek | heute Show | Wolverine | Theater | Kirmesgeld | Johann König | Fantastische Unterhaltung

GeschlosseneGrillen | Impressum

Protest für BildungBundesweite Aktion vom 15. bis zum 19. Juni / von Josefi ne N. Kraft

TrierKürenzer Straße | Trier macht Mo-bil gegen Rechts | Überwachungs-kameras in SWT-Bussen |

Wenn einem die Sachen zur Verlo-sung ausgehen muss man Impro-visieren. Deshalb gibt es diesmal leckere Orangen zu gewinnen. Ap-felsinen sind nicht nur gesund und lecker sondern auch orange, ganz wie die (nu)!

Lust auf Obst? Dann eine Mail an [email protected]

MusikDioramic | Eels

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Seminar oder Protest? Foto: jnk

Mit einem bundesweit angelegten Bildungss-streik macht ein Bündnis aus Studenten, Schülern und anderen sozialen Gruppen mobil für mehr Bildung in Deutschland. Auch die Trierer Stu-denten sollen, statt in die Seminare, zu den ver-schiedenen Aktionen auf dem Campus gehen. Die Botschaft ist klar, nur die Menge, der sie verkündet wird, scheint unbewegt.

Am Anfang stand der Un-mut über die Zustände im WS 2008/2009. Mehrere Hundert der Trierer Studen-tInnen demonstrierten und forderten lautstark bessere Studienbedingungen an der Universität. Doch schon lan-ge geht es nicht mehr nur um „uns schöner Trier“. „Ziel des Bildungsstreiks ist es, eine Diskussion zur Zukunft des Bildungsystems anzure-

gen“ sagt Anne Michels, die von Anfang an mit von der Partie war. „Der Bildungs-streik 2009 steht auch im Zusammenhang mit der in-ternationalen Finanz- und Wirtschaftskrise und die Auswirkungen wettbewerbs-orientierter Entscheidungs-kriterien. Wir sehen unseren Protest als Teil eines inter-nationalen Protests.“

Auf Dozentenebene schei-nen sich zwei Lager abzu-zeichnen. Ein Teil hat Inte-resse und unterstützt die Studenten zumindest soweit, dass sie ihre Veranstaltung als Diskussionsforum zur Verfügung stellen. Der an-dere, gefühlt größere Teil hat von dem geplanten Streik kaum etwas mitbekommen. Die Hochschulleitung stellt den Umgang mit bestreikten Lehrveranstaltungen in die Verantwortung der Leh-renden. Zugleich appelliert zugleich sie an die Dozie-renden, diejenigen Studie-renden, die aktiv am Streik teilnehmen und deshalb Lehrveranstaltungen nicht besuchen, nicht zu sanktio-nieren .

Ähnlich wie bei den Wahl-en zum StuPa zeigen viele StudentInnen bisher aller-dings nur wenig Interesse. Die BA/MA-Studierenden sind möglicherweise zu ein-

gespannt. Die Diplom- und Magisterstudierenden sind möglicherweise nicht genug betroffen.

In Städten wie Heidelberg wird aus Platz- und Dozen-tenmangel schon mal das ganze Romanische Seminar besetzt. Auch Juliette (Name geändert), die Sprachkurse an der Uni gibt, ist aus ihrem Heimatland Frankreich eine

ganz andere Protestkultur gewöhnt. „Da hängen sich alle rein. Auch wenn das heißt, dass ein Semester die ganze Uni bestreikt wird“

Uni-Vizepräsident Wolf-gang Klooß und Guido Käs-gen, Leiter der Abteilung für Studentische Angele-genheiten, sehen das En-gagement für bessere Stu-dienbedingungen positiv. „Grundsätzlich wird die Par-tizipation von StudentInnen an hochschulpolitschen An-gelegenheiten begrüßt, aller-dings werden zur Diskussion stehende Maßnahmen wie Kreiselbesetzungen, Blocka-den etc. als nicht sinnvoll erachtet. In der Rückschau haben sich Studierende und Lehrende zu wenig und zu spät wirklich intensiv mit Bologna auseinander ge-setzt“, äußert Klooß, und verweist unter anderem auf einen Vortrag, den er selbst im Frühjahr 2007 an der Universität gehalten hat. Das Thema „Survival of the Fittest“: Die Kultur- und Geisteswissenschaften im Zeichen von Bologna? hatte seinerzeit nur wenige Stu-dierende in den Hörsaal locken können.

Die Ziele des Bundes-weiten Bildungsstreiks wie Abschaffung der Studienge-büren und Schaffung neuer Dozenten- und Tutorenstel-len scheinen einstweiler re-alistischer als die Forderung BA/MA zugunsten des alter Abschlußsystems zu verwer-den.

Die Trierer Schüler sollen auch an dem Bildungstreik teilnehmen, denn es geht ja nicht ausschließlich um Uni-versitäten. In den Schulen der Stadt weiß man davon bis jetzt kaum etwas. Einzig der Leiter des Auguste-Viktoria-Gymnasiums Trier konnte auf Rückfrage der (nu) be-stätigen, mit den Schülern intensiv darüber diskutiert zu haben.

Demo: jetzt auch wieder in Trier? Foto: Sebastian Sternthal

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HOCHSCHULE • CAMPUS [email protected] • JUNI 2009 • #80 • NEUE UNIVERSAL SEITE 2

Das Amtsgericht Trier hat ehemaligen Uni-Mitarbeiter wegen Veruntreuung von Geldern zu einer Gefängnis-strafe von rund zweieinhalb Jahren verurteilt. Der Ange-klagte will das Urteil anfech-ten.

Rolf M. (Name geändert) war langjähriger Mitarbeiter des Aka-demischen Auslandsamtes der Universität Trier (AAA). M. wird beschuldigt seit 1998 Gelder in 137 Fällen veruntreut zu haben. Dabei ist ein Schaden von 120.000 Euro

entstanden. Eingestanden hat M. einen Betrag von 14.000 Euro. Das Gericht gibt mit dem Straf-maß von zwei Jahren und vier Monaten der Staatsanwaltschaft Recht. M. habe sich nicht einsich-tig genug gezeigt. M. betreute ausländische Studie-rende und Senioren-Studenten. Er vermittelte unter anderem die Zimmer, organisierte Reisen und plante Treffen. Der Skandal fl og 2004 auf. Bis zu sieben private Konten soll der Angeklagte betrie-ben haben, auf denen sowohl pri-vate als auch dienstliche Transak-

tionen getätigt wurden. Die Geld-er kassierte M. aus Kautionen der Zimmervermittlung an auslän-dische Studierende. Von den Ein-nahmen organisierte M. unter an-derem uninahe Veranstaltungen oder gründete ein Begegnungs-zentrum im Treff. Daneben langte M. auch für private Zwecke in den Geldtopf. Zum Teil sahen Studie-rende ihre Kautionen nicht wieder und mussten von der Universität entschädigt werden. „Ein einziges unaufwirrbares Kumulat“, befand Staatsanwalt Sebastian Jakobs. 100 uneindeutige Fälle wurden

vor Gericht einzeln aufgedrö-selt und stellten die Geduld von Richter Helmut Reusch auf die Probe: Hier ein Ein-kauf bei Quelle, dort eine Rei-se oder auch mal Bürobedarf für 500 Euro. Die Grenzen zwischen privaten und dienst-lichen Ausgaben verschwim-men. Für Staatsanwalt Andre-as Jacobs ist die Sachlage klar: „Sie sind ein Kontenvirtuose, der Gelder hin- und herge-schoben hat.“ Emotional auf-gewühlt wehrte sich der der Angeklagte vor Gericht:“ Ich habe nur reagiert. Ich hatte 250 Zimmer zu betreuen und keinen Überblick. Ich war ein chaotischer Buchhalter!“ M. hatte keine buchhalterischen Kenntnisse. Trotzdem jonglie-rte er jährlich mit einem Mil-lionenbetrag - ohne Aufsicht der Uni-Leitung. „Ich wurde 13 Jahre allein gelassen“, be-richtet der heute psychisch und physisch angeschlagene Mann unter Tränen, „ich habe den Überblick verloren und einfach nur noch reagiert.“ Der Personalrat der Univer-sität Trier zeigte sich 2004 in einem dem Gericht vorge-legten Schreiben fassungslos. „Die Präsidialabteilung hat kein Verantwortungsbewusst-sein bewiesen.“, schließt der Rat darin. Obwohl das AAA schon 1998 auf große Defi zite in der Abrechnung stieß, ließ man M. weiter wirtschaften. Verstrickte sich M. am Ende in seinem fi nanziellen Kon-ten-Netz oder stand auch Kal-kül dahinter? M. will weitere Rechtsmittel einlegen.

Konten-Wirrwarr im AAA Ehemaliger Mitarbeiter der Universität wegen Veruntreuung verurteilt/ von Denise Francu

Guter Empfang an der UniEin Radiosender von und für Studenten / von Kai Magar

Das erste Trierer Campus Radio erblickt das Licht der Welt. Schon im letzten Seme-ster wurde der Grundstein für das neue Projekt der Me-dienwissenschaften gelegt, doch erst jetzt wird rich-tig durchgestartet.

Zunächst war es nur eine Idee, doch nach und nach nahm das Projekt „Campus Radio“ Gestalt an. Nach und nach konnte man die größten organisatorischen Hürden bewältigen und bietet mittlerweile etwa 15 Studierenden des Faches Medienwissenschaften die Möglichkeit, Praxiserfah-rung zu sammeln. Betreut werden sie dabei von Herrn Dr. Christof Barth aus der Medien-wissenschaft. Das Campus Radio will sich in erster Linie mit The-men befassen, die die Trierer Stu-denten betreffen. Es wird unter anderem über Veranstaltungen wie Partys, Theater, Musik und interessante Vorträge berichtet. Aber auch Aktuelles rund um den

Campus wird gerne aufgegriffen. Schon jetzt kann man sich dazu auf der Internetpräsenz des Pro-jektes einige Kostproben anhören.

So dreht sich beispielsweise einer der Beiträge um das seltsame Ver-schwinden von Essensbestecken in der Uni-Mensa. Christian Mo-eris, der Projektleiter des Cam-pusradios, hat für die Zukunft aber auch noch einige zusätzliche

Aktionen geplant. So will er unter anderem eine Kooperation zwi-schen regionalen Bands und dem Radioprojekt einrichten. Auf Ba-

sis gegenseitigen Nutzens soll das Campusradio eine Band promo-ten, wenn man im Gegenzug da-für deren Musik kostenlos spielen darf. Alle (nu)-lesenden und inte-ressierten Bands möchte Moeris auf diesem Wege dazu auffordern,

sich mit dem Fach Medien-wissenschaften in Verbindung zu setzen. So kann möglicher-weise eine für beide Seiten ge-winnbringende Partnerschaft ins Leben gerufen werden. Ein

weiterer Zukunftswunsch des Projektleiters ist die Möglichkeit zur Teilnah-me am Radioprojekt auch auf Studenten anderer Studienfächer auszuwei-ten. Dies würde in seinen Augen eine Bereicherung für das Projekt darstel-len. Momentan sei dies aus juristischen Gründen noch nicht möglich, an einer Lösung werde aber

gearbeitet, so Moeris. Alles in Allem stellt das

Campusradio eine Bereiche-rung für die mediale Universi-tätslandschaft dar. Man kann hoffen, dass das Projekt auch weiterhin tatkräftige Unter-stützt wird und sich in Zu-kunft als feste Institution in Trier etablieren kann.@http://campusradio.uni-

trier.de

Gut zu hören! Foto: jnk

Zukunftsper-spektiven

„Kugelschreiber sichern!“, der Gedanke tauchte sofort in meinem Hirn auf, als ich von der Firmenpräsentation im AB-Gebäude hörte. Im Grunde ist es jedes Mal das-selbe. Viele gut angezogene Menschen stehen gelangweilt in der Gegend rum und war-ten auf BWLer, während die Geisteswissenschaftler versu-chen, soviel Kram wie möglich abzugreifen. Eigentlich ist es eine Unverschämtheit, ausge-rechnet das Gebäude der Stu-dierenden, die keiner will, zu benutzen, damit die aus dem C-Gebäude in Ruhe lernen können. Für die Aussteller ist es auch kein Spaß. Die leucht-enden Augen, wenn die Frage kommt, was ihr Unternehmen macht. Das Kopfhängenlas-sen, wenn man ihnen seinen Studiengang preisgibt. Ich hab vorher schon gewußt, dass ich eine Menge Sachen nicht machen kann, aber en detail musste ich es nicht erfahren. Vielleicht könnte irgendeine Initiative mal ver-suchen, Aussteller einzuladen, die zum Gebäude passende Jobs vergeben. Gut, dann bleibt wohl nur Hartz 4. Also gab ich dem Arbeitsamt eine Chance, sein schlechtes Image bei mir zu verbessern. Auf die Frage nach Arbeitsstellen in der Umgebung wurde mir sofort der Lehrerberuf ans Herz gelegt. Beim Hinweis auf mei-nen Magisterabschluß war der Mann beinahe empört: „Wie wollen Sie denn hier etwas fi nden, wenn Sie den größ-ten Arbeitgeber schon direkt ausschließen?“ Offensichtlich wollte er den Spieß umdrehen und sich von mir meine Chan-cen erklären lassen. Immer-hin weiß ich jetzt eine neue mögliche Anlaufstelle: Ich könnte Beraterin für Geistes-wissenschaftler mit seltsamen Fächerkombinationen wer-den. Und im nächsten Jahr selbst Kullis im AB-Gebäude verteilen. Das wär doch was.

Christiane Wendler

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NEUE UNIVERSAL • #80 • JUNI 2008 • [email protected] HOCHSCHULE • CAMPUS SEITE 3

Wer wünscht sich nicht, einmal der Enge der ver-trauten Uni zu entkom-men, neue Welten ken-nen zu lernen und ein Stück zur Verbesserung der Situation von weniger begünstigten Menschen beizutragen? Gelegenheit dazu hatten 21 Studie-rende der Geographie im März bei einer Großex-kursion durch Kenia und Tansania.

Insbesondere bei der anschlie-ßenden zweiwöchigen Projek-tarbeit in Zusammenarbeit mit dem „Safer Cities Pro-gramme der UN-Habitat und beim City Council von Nairobi angesiedelten „Safer Nairo-bi Initiative“, in den Slums von Nairobi konnten sich die teilnehmenden Studierenden engagieren. Hier arbeiteten sie unter dem Titel „Safer Neighbourhoods in the Slums - Problems and Challenges“ mit verschiedenen lokalen Arbeitsgruppen zusammen. Besonderes Augenmerk lag bei den Frauen- und Jugend-gruppen und deren Visionen und ihrer Arbeitsweise.

Slumbewohner sollen größere Entscheidungs-

freiheit haben

Ziel des Projektes war es, der Tendenz, Entscheidungen über Veränderungen in den Lebensbedingungen der Slum-bewohner an die UN oder an andere höhere Gremien zu de-legieren, entgegenzuwirken. Anstelle dieses sogenannten Top-Down-Effektes soll die Arbeit von in den Slums ge-

gründeten Selbsthilfegruppen gefördert und den Slumbe-wohnern dadurch mehr Mög-lichkeiten gegeben werden, bei Entscheidungen, die sie selbst betreffen, mit zu wir-ken. Außerdem sammelten die Studierenden unter der Anlei-tung von lokalen Guides aus den Frauen -und Jugendgrup-pen kartographische Fakten, um Karten von den Slums zu erstellen. Diese enthalten alle besonders wichtigen Punkte wie Polizei, Feuerwehr, Schu-len, Wasserstellen und beson-ders gefährliche Regionen

Gelungene Zusammenar-beit mit Erfolg

Zum Abschluss des Projektes wurden die Ergebnisse der Arbeit in einem Workshop vorgestellt, in dessen Rahmen die Mitglieder der lokalen Netzwerke mit UN-Mitar-beitern, Vertretern der deut-schen Botschaft und den City Councils an einen Tisch kommen konnten. In Folge der gelungen Zusammenarbeit beabsichtigt die UN die Studie noch in diesem Jahr in ihrer Schriftreihe „Safer Cities Series“ zu veröffentlichen. Dr. Nebe, Leiter der Exkursion, freute sich in besonderem Maße über die gute Zusammenarbeit: „Durch die Projektarbeiten ha-ben Gruppen zueinandergefun-den, die bisher nur voneinander gehört, aber niemals miteinander kommuniziert haben“. Der von den Studierenden organisierte gemeinsame Workshop sei ein „Brückenbauer“ zwischen Politik, Planung und Betroffenen gewe-sen. Bei den teilnehmenden Stu-dierenden hinterließen die Erleb-nisse in Nairobi bleibende Ein-drücke, sodass manch einer sogar

einen leichten Kulturschock bei der Rückkehr nach Deutschland erlitt. „Die Menschen in Deutsch-land sind verschlossener“, sagt Martin Hewel. „In Afrika kann man mit Menschen, die man zu-fällig getroffen hat, über Gott und die Welt reden.“

größere Wertschätzung der Privilegien in Deutschland

Auch die Privilegien wie ständig verfügbarer Strom, frisches Was-ser im Haus, Sicherheit und me-dizinische Versorgung wissen sie nun mehr zu schätzen. „Die Bil-dungsmöglichkeiten in Deutsch-land sind unglaublich und es gibt auch mehr Arbeit“, ergänzt Kari-na Müller Súarez. Ein Zeichen für die große Beliebtheit der Exkur-sion, die seit 2004 unter der Lei-

tung von Dr. Nebe durchgeführt wird, ist die Tatsache, dass immer wesentlich mehr Studenten mit-kommen wollen, als die Teilneh-merbeschränkung erlaubt. Und das obwohl alle Teilnehmer die Reisekosten selbst tragen müs-sen. Zwar sammelten sie bereits im Vorfeld unter anderem bei der Sparkasse Trier und dem Büro-haus Lehr zahlreiche Sach- und Geldspenden und organisierten einen Glühweinstand am Trierer Weihnachtsmarkt, bei dem be-trächtliche Geldsummen zusam-menkamen. Dieses Geld wurde jedoch dazu verwendet, die Pro-jekte in den Slums von Nairobi zu unterstützen. Im Anschluss an die Projektarbeit verlängerten neuen der Studierenden ihren Aufenthalt in Afrika , um an verschiedenen Stellen Praktika zu absolvieren.

Geos auf dem schwarzen KontinentGeographie- Studenten in Kenia und Tansania/ von Juliane Buchenberger

Julia Gill ist Sekretärin in der Pädagogik. Schon seit einigen Jahren hilft sie ratlosen Studierenden bei allen verwaltungstechnischen Belangen auf die Sprünge. Die (nu) hatte da einmal ein paar Fragen an sie.

Wie lange sind Sie schon an der Universität beschäftigt?Insgesamt arbeite ich jetzt seit viereinhalb Jahren hier an der Uni, darin mit eingeschlossen ist auch meine Ausbildungszeit.

Was war das verrückteste Erlebnis während ihrer Zeit an der Universität Trier?Da fällt mir jetzt spontan nichts außergewöhnliches ein. Etwas richtig verrücktes ist mir hier noch nicht passiert

Wie empfi nden Sie die Studenten? Kommen Sie miteinander gut zurecht?Es ist gemischt. Die meisten Studenten sind nett, aber eine paar sind auch unfreundlich.

Lesen Sie denn selbst auch die nu?Ja, ab und an lese ich mir die nu tatsächlich durch, meistens mache ich das während ich im Zug sitze.

Haben Sie denn in der (nu) auch so etwas wie eine Lieblingsrubrik?Das kann man eigentlich nicht sagen, ich blättere die ganze Zeitung durch

Was machen Sie in ihrer Freizeit, wenn Sie nicht für die Professoren und Studenten da sind?In meiner Freizeit mache ich sehr gerne viel Sport. Außerdem spiele ich noch Schlagzeug, die Musik ist mein Hobby

Möchten Sie den Studenten noch etwas mit auf den Weg geben?Die Studenten sollten die Sprech-zeiten beachten. Es ist sehr är-gerlich wenn sie außerhalb der Sprechzeiten einfach ins Zimmer kommen. Ich bin ja den ganzen Tag da, habe aber auch andere Sachen zu erledigen, die oft sehr wichtig sind. Es ist ungünstig wenn man unterbrochen wird.

Kai

Lieber Hagen Erdolny,

überall auf dem Campus sieht man so aufgemal-te, weiße Quadrate – was ist das und was soll das sein? Ist das Kunst? Oder hat es was mit dem Abwasser zu tun? Manche der Kästchen sind ja in der Nähe von Gul-lis. Interessierte Grüße von

Anna, 3. Seme-ster Pädagogik

Liebe Anna,

Kunst ist es nicht und es hat auch nichts mit Baumaßnahmen im Abwasserbereich zu tun, obwohl das auch unsere erste Vermutung war.Die weißen Quadrate wur-

den als Vermessungspunkte an-gebracht. Vermessung von was, fragst du dich? Vermessung des Unigeländes aus der Luft.Herr Sauer vom Bauamt hat uns

verraten, das die Kästchen a) von alleine wieder ver-

schwinden (Vielleicht hast du schon bemerkt, dass sie immermehr ver-blassen.) und b) das man sicherheitshalber ein

paar Kästchen mehr aufgemalt hat, um

die Qualität der Vermessung zu sichern.Kunst war’s somit zwar nicht direkt, aber den meisten Stu-denten hat es Spaß gemacht

darüber zu Mutmaßen und so ist zumindest der Unterhaltungswert solcher Vermessungsarbeiten ge-sichert. Dein Hagen Erdolny

Quadratischer Boden-schmuck

Besichtigung der Slums von Nairobi. Foto: Marvin Hewel

Foto: Kai Magar

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TRIER [email protected] • JUNI 2009 • #80 • NEUE UNIVERSAL SEITE 4

Ja, ja da ist er endlich in Trier angekommen. Der Überwa-chungsstaat! Und was macht er in Trier – er fährt Bus! Das Ende der Privatsphäre in öf-fentlichen Verkehrsmitteln läuten die Stadtwerke Trier (SWT) mit der Installation von Überwachungskameras in den Linienbussen ein.

Auf der Homepage des SWT fi ndet man keine Stellungnahme dazu. Auf Nachfrage hin, wird man mit den immergleichen Phrasen von wegen gesteigerter Sicherheit ab-gespeist.

Mittlerweile sind die Begrün-dungen für das gesteigerte Si-cherheitsbedürfnis in deutschen Landen ein alter Hut. Es geht um die Abkehr von Terrorismus, um Datenschutz im Internetzeitalter und die ungewollte Beihilfe für Lidl, Telokom und Siemens.Die Frage ist, ob das Risiko eines tätlichen Angriffes in Bussen der-art akut ist, dass dadurch Überwa-

chungskameras in einem Abstand von einem „Sicherheitsmeter“ an der Decke hängen?Die Trierer Polizei sieht kein Pro-blem mit gewalttätigen Übergrif-fen in den Stadtbussen und ver-weißt darauf, dass mit Kameraü-berwachung vielleicht Gelegen-heitsdiebe abgeschreckt werden können. Professionelle Taschen-diebe würden Kameras jedoch keinen Riegel vorschieben.Diese Überwachungsmaßnahme hat bisher noch keine Wellen ge-schlagen – vielleicht, weil es den Fahrgästen noch nicht so aufge-fallen ist oder weil sich eine all-gemeine Apathie unter den Bür-gern breitmacht („Man kann doch sowieso nichts dran machen“). Die Hinweisschilder sind ja auch nicht unbedingt auffällig und die Busaußenseite ja werbewirksam plakatiert. Aber braucht Trier George Or-wells 1984 im Bus? Muss sich der unschuldige Bürger im Bus fi lmen lassen? Ist das angebliche Mehr

an Sicherheit höher einzustufen als das subjektive Unwohlsein, mit einer Kamera im Nacken Bus zu fahren? Bloß weil man nichts zu verbergen hat, muss man doch nicht gleich alles mit sich machen lassen!Nach 72 Stunden löscht das SWT die Festplatte der Kameraauf-nahmen, aber soll die kurze Spei-cherdauer den Bürger beruhigen? Was man in 72 Stunden alles mit den Aufnahmen machen kann, das sollte man vielleicht Herrn Schäuble fragen. Von Voyeuris-mus bis hin zum Stalken ist alles möglich.Anstatt sich mit Kontrollfeti-chismus zu begnügen sollten die Stadtwerke lieber mehr Aufmerk-samkeit in die Qualität des öffent-lichen Personennahverkehrs ste-cken, beispielsweise einige Busse der Linie 3 erneuern, um damit den Fahrkomfort zu steigern.Was bleibt unterm Strich, das ist das zunehmende Misstrauen der Staatsgewalt gegenüber seinen Bürgern und die Einschränkung von demokratischen Rechten. Natürlich handelt es sich bei der Maßnahme der Stadtwerke um nichts weiter als eine geringe Ein-schränkung, aber gerade wegen der Unwichtigkeit ist diese umso ärgerlicher.

Also : Immer schön verdächtig in die Kameras gucken...

Die neuen Überwachungskameras hängen wie Glubschau-gen an der Decke der Linienbusse. Wehe dem, der sich in diesem Umfeld eines Verbrechens schuldig macht. Foto:jnk

Wolfgang Schäuble grüßt TrierDie neuen Kameras in den Linienbussen läuten den Überwachungsstaat ein / von Josefi ne N. Kraft und Volker Haaß

Trier macht mobil gegen Rechts

Am 30. Mai demonstrierten 800 Menschen gegen eine Wahlkampfkundgebung der NPD auf dem Simeonstiftplatz, zu der knapp 25 NDP-Mitglieder erschienen waren. Am Morgen hatten sich schon viele Menschen unter dem Motto „Gemeinsam stärken gegen Nazis“ zum Picknick auf dem Viehmarkt getroffen. Knapp eine Woche später, am 5. Juni, zogen über 1000 Demonstrationsteilnehmer durch die Trierer Innenstadt, um nochmals ein Zeichen gegen Rechtsradikalismus und die NPD zu setzen. Vorangegangen war dem ein Übergriff von Rechtsradikaler auf drei Antifaschisten, die vorher Wahlplakate der NPD beschädigt hatten.. Wenige Tage zuvor waren im Wohn-umfeld eines Mitglieds der Trierer Linkspartei Drohbriefe mit eindeutig neonazistischem Hintergrund aufgetaucht, in welchem der Adressatin unverhohlen mit Vergewaltigung gedroht wurde. Zusammenfassung: Christian Lehberger Foto: jnk

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NEUE UNIVERSAL • #80 • JUNI 2009 • [email protected] TRIER SEITE 5

Obwohl die Kürenzer Straße dringend einer Sanierung bedürfte und täglich von tausenden Stu-denten und Einwohnern der Höhenstadtteile be-fahren wird, gibt es keine konkreten Planungen zur Instandsetzung der Stra-ße. Ideen sind zwar reich-lich vorhanden, zur Um-setzung fehlt es jedoch an den fi nanziellen Mitteln

Jeder Student kennt sie. Je-der Student hasst sie. Jeder Student fährt mehrmals pro Woche über sie. Die Rede ist von der berüchtigten Kürenzer Straße, insbesondere jenem Straßenabschnitt zwischen Hauptbahnhof und Schön-bornstraße, auf dem unter an-derem die Uni-Buslinien 3 und 13 entlangfahren.

Gefürchtet bei akuten Harn-drang, Schwangerschaften und Übelkeit nach dem vorherigen Diskobesuch fristet sie unbe-helligt von Bauarbeitern ihr Dasein. Die meisten Busfahr-gäste haben es bereits aufge-geben, sich über die unfreiwil-lige Schüttelpartie aufzuregen. Den meisten bleibt bei allzu holprigen Fahrten nur ein sarkastisches Lächeln für die unzumutbaren Zustände üb-rig. Vielleicht ist dies noch die beste Art, um mit der täglichen Malträtierung umzugehen.

Projekt Bahnhofsviertel

Bereits vor geraumer Zeit hat die Politik den Sanierungs-bedarf erkannt und versucht anzupacken. Da war vom Pro-jekt Bahnhofsviertel die Rede, welches einst in einem Work-shop namens „Perspektiven für den Bahnhofsbereich Tri-er“ entstand. Ziel dieses Pro-jekt war unter anderem der Ausbau der Kürenzer Straße und die Umgestaltung der Ver-

bindung zwischen Bahnhof und Porta Nigra zu einer einladenden Promenade.

Das war 2006, doch was ist seitdem passiert? Das Presse-amt der Stadt Trier verweist auf die Oberfl ächenbehandlung im Mai 2007, die zumindest die Ver-kehrssicherheit der Straße ga-rantieren soll. Auf Nachfrage der (nu) gab es zudem die Auskunft, dass zur Umsetzung des Projekts Bahnhofviertel im Moment die nötigen Finanzierungsmittel feh-len, das Ziel der Umgestaltung jedoch weiter erhalten bleibe.

Kurioserweise befi ndet sich die Straße auf der Prioritätenli-ste für sanierungsbedürftige Ver-kehrswege laut Presseamt weiter unten, demnach gibt es in Trier anscheinend noch schlechtere Asphaltbeläge. Mit einer Verbes-

serung der Lage ist in nächster Zeit also wohl nicht zu rechnen. Der Zustand der Straßen ist aber seit jeher ein großes The-ma in der politischen Diskussi-on Triers.

Geld aus dem Konjunktur-paket II für Triers Straßen?

Uschi Britz, Stadtratsmitglied der Grünen fordert Mittel aus dem Konjunkturpaket II auch für Straßensanierung zu ver-wenden. Klaus Jensen, Ober-bürgermeister der Stadt Trier lies auf einer Pressekonferenz allerdings wissen, dass die Ver-wendungsmöglichkeiten für das Geld aus dem Konjunkturpaket nicht für diese Zwecke freigege-ben ist. (die (nu) berichtete)

Es gibt aber noch ein Projekt

Alles bleibt (vorweg) beim AltenDie Kürenzer Straße ist auch weiterhin nur mit Sarkasmus zu ertragen / von Kai Magar

Die Kürenzer Straße ist eines der größten Übel in der Trierer Innenstadt. Foto: km

Trier wählt neu-en Stadtrat

Am Sonntag, den 7. Juni, gin-gen die Trierer an die Wahlur-ne, um im 5-Jahres-Turnus ei-nen neuen Stadtrat zu wählen.

Stärkste Fraktion bleibt die CDU mit 33 Prozent der ab-gegebenen Stimmen, dahinter folgend die stark verbesserte SPD mit knapp 27 Prozent und auf Platz drei die Grünen mit 18 Prozent.

Die Verluste für CDU und UBM sorgen dafür, dass den beiden Fraktionen keine er-neute inoffi zielle Koalition im Stadtrat mehr möglich ist. Ins-gesamt stellen sie in Zukunft 24 der 56 Sitze im Stadtparla-ment.

Traurige Erkenntnis aller Parteien ist der Einzug der rechtsextremen NPD mit ih-rem Spitzenkandidaten Safet Babic in den Stadtrat. red

mit einem anderen Namen, welches sich ebenfalls der Kü-renzer Straße widmen soll: Im Zuge des Vorhabens „Projekt Moselbahndurchbruch“ soll der Komplettausbau der Stra-ße nun endlich voran kommen. Ein Datum für den Beginn der Baumaßnahme steht jedoch noch nicht fest.

Weiter auf holprigen We-gen?

Bleibt also nur zu hoffen, dass die Stadt die Notwendigkeit der Maßnahme erkennt. Viel-leicht werden die Kommunal-wahlen dafür sorgen, dass sich im Stadtrat eine starke Frak-tion für das Sanierungsvorha-ben bildet - damit es in naher Zukuft nicht mehr ruckelt und hüpft !

Neuer Solar-park in Föhren

In Trier-Föhren eröffnete am 8. Mai offi -ziell der neue Solarpark. Die Nutzfl äche ist mit 112.000 Solarmodulen und einer Leistung von 8,4 Megawatt damit die größte Quelle für regenerative Energien in Rheinland-Pfalz.

Das Projekt geht auf einen Grundsatz-beschluss des Zweckverbandes Indus-

triepark Region Trier (IRT) im Dezem-ber 2007 sowie des Aufsichtsrates der Stadtwerke Trier (SWT) im Januar 2008 zurück. Im Juli desselben Jahres unter-zeichneten die Vertragspartner einen Pachtvertrag, bevor der Bau der Zentral-station zur Einspeisung der Energie be-gann. Die Anlage ist seit Dezember 2008 in Betrieb und liefert Strom an Trierer Haushalte.

Die eingespeiste Energie soll laut SWT für etwa 2.400 Musterhaushalte mit einem durchschnittlichen Stromver-brauch von 3.500 Kilowattstunden aus-reichen. Die Wahl des Standortes in Föh-ren begründete sich aus der hügeligen Lage für eine effektive Nutzung der Son-nenenergie, aber auch wegen der Entfer-nung zu Wohngebieten, weil somit kein Blickfeld auf die Solarmodule entsteht. Der Park leistet mit einer jährlichen Kohlendioxid-Einsparung von rund 5.000 Tonnen auch einen Beitrag zum Klimaschutz. red

Der Solarpark in Vogelperspekti-ve. Foto: SWT

Geht wählen!Am Sonntag, den 21. Juni fi nden in eini-gen Stadteilen Stichwahlen um das Amt des Ortsvorstehers statt. Gewählt wer-den kann auch im Vorfeld per Briefwahl. Solltet Ihr die Wahlbenachrichtigung schon entsorgt haben, macht das nichts: Ihr könnt auch einfach mit Eurem Per-sonalausweis wählen. Betroffen sind die Stadtteile Mitte-Gartenfeld, Feyen-Weis-mark, Trier-Süd, Kürenz, Trier-Nord und Tarforst. Der Ortsvorsteher vertritt die Belange des Ortsbezirks gegenüber den Organen der Gemeinde. Außerdem-kann er verschiedene Bescheinigungen ausstellen. red

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INTERVIEW [email protected] • JUNI 2009 • #80 • NEUE UNIVERSAL SEITE 6

(nu):.Herr Weber, können Sie uns kurz in groben Zügen erklären, was Ihre Aufgaben als Intendant sind ?

Weber: Mein Hauptaufgabenbe-reich ist das gesamte künstlerische Programm. Ich entscheide also, welche Stücke gespielt werden und ich bin für das Engagement der Künstler zuständig. Dazu bin ich aber auch noch in meinem Erstbe-ruf als Regisseur tätig. Ich insze-niere pro Jahr hier in Trier oder auch auswärts ein bis zwei Insze-nierungen und zwar sowohl Schau-spiele als auch Opern. Das ist zwar nicht grundsätzlich Bestandteil des Intendantenprofi ls, hat aber den Vorteil, dass ich durch die Arbeit als Regisseur immer im direkten Kontakt zu den Künstlern stehe, was mir besonders wichtig ist.

(nu): Berufe im künstlerischen Bereich werden oft als brotlos be-trachtet, was viele junge Leute von einer solchen Laufbahn abschreckt. Haben Sie sich zu Beginn Ihrer be-rufl ichen Laufbahn Gedanken da-rüber gemacht?

Weber: Die Zweifel des Geldes wegen haben mich nicht so geplagt, weil das für mich keine so hohe Pri-orität hatte.. In erster Linie sollte der Beruf einem ja Spaß machen und man muss auch etwas sinn-volles damit bewirken können. Ich denke, das wichtige ist, was man den Menschen mit dem Theater vermitteln kann und will.

(nu): Welches Stück, das Sie insze-niert haben, liegt Ihnen persönlich am meisten am Herzen?

Weber: Das ist eine schwierige Frage. Ich glaube, es ist einem im-mer das Stück am nächsten, mit dem man sich gerade beschäftigt. Zur Zeit arbeite ich an der Insze-nierung der Oper Turandot, die ich auch schon in im letzten Jahr als Koproduktion mit Ascoli Pice-no, der Partnerstadt von Trier, in-szeniert habe. Wir werden am 20. Juni mit diesem Projekt Premiere haben, also ist mir das schon sehr wichtig im Mo-ment. Ansonsten z. B. die Oper Car-men, die wir vor einigen Jahren in-szeniert haben. Auch Woyzceck vor zwei Jahren war eine sehr gute In-szenierung, die mir auch sehr nahe ging, denn ich bevorzuge Stücke, die sich mit Menschen am Ran-de der Gesellschaft beschäftigen und diesen einen Ausdruck auf der Bühne geben.

(nu): Sie waren auch schon als Gastregisseur in Dijon/Frankreich tätig. Inwiefern unterscheidet sich das französische vom deutschen Theater?

Weber: Das Theatersystem in Frankreich, wie auch das in Ita-lien, respektive Spanien ist etwas anders als das hier in Deutschland. Bei uns ist es üblich, dass jede grö-ßere Stadt ein Theater mit einem Ensemble hat, das fest angestellt ist und durchgehend bezahlt wird. In

Frankreich werden die Künstler für jedes Stück einzeln enga-giert. Das macht das Arbeiten als Regisseur etwas einfacher, da die Bühnenkünstler mehr

Zeit haben und nicht wie bei uns auch während der Proben-zeit abends durch die Auffüh-rungen belegt sind. Dadurch können sie sich intensiver mit jedem Stück befassen und sich darauf vorbereiten. Dennoch würde ich unser System vorzie-hen, da man, wenn man längere Zeit mit demselben Team arbei-tet, die Qualität steigern kann. Außerdem haben sowohl der Regisseur, als auch die Künstler mehr Ruhe, wenn sie sich nicht ständig von Produktion zu Pro-duktion neu bewerben müssen und das kommt letztendlich auch der Qualität der Auffüh-rungen zu gute.

(nu): Das Theater steht heute in Konkurrenz zu zahlreichen modernen Medien, die Inhalte oft „leicht verdaulich“ und mas-senwirksam präsentieren. Was kann das Theater heute jungen Menschen noch geben?

Weber: Das Theater ist das unmittelbarste k ü n s t l e r i s c h e Erlebnis, das es gibt. Man sieht das Lebendige,

in gewisser Weise auch das Unwiederholbare, durch Men-schen dargestellt. Das ist schon ein emotionales Ereignis be-sonderer Art und man hat z. B. auch die Gelegenheit sich durch das Medium Theater inhaltlich mit den drängenden Themen der Gesellschaft auseinander zu setzen. Im Gegensatz zum Fern-sehen, das ja oft in erster Linie dazu da ist, Unterhaltung und Spannung zu erzeugen, haben wir auch die Möglichkeit, den Zuschauern Anregungen zu ge-ben und Fragen aufzuwerfen, die sie sich vielleicht ohne uns nicht gestellt hätten. Und ob-wohl es natürlich immer einen gewissen Prozentsatz an Leu-ten gibt, die das nicht so sehen oder sich vielleicht auch einfach nicht für das Theater interessie-

ren, ist es uns auch wichtig, mög-lichst viele Leute anzuziehen, die vielleicht bis jetzt noch gar nicht wussten, dass es hier ein Theater gibt.

(nu): Sie bieten an der Universi-tät ein Seminar zum Thema Thea-ter an. Könnten Sie sich vorstellen in Zukunft noch intensiver mit der Universität zu kooperieren?

Weber: Das machen wir im Mo-ment schon. In dieser Spielzeit gibt es ein Projekt, das ausschließ-lich mit Studenten der Universität Trier unter dem Namen BÜHNE 1 das Stück „Republik Vineta“ von Moritz Rinke inszeniert. Dadurch ist ein sehr intensiver Kontakt entstanden und das Projekt soll im nächsten Jahr auch fortgesetzt werden. Wir geben also praktisch jungen studentischen Künstlern die Möglichkeit, hier am Theater Aufführungen durchzuführen.

(nu): Die Preise des Trierer The-aters sind für Studenten relativ hoch. Könnten Sie sich vorstellen günstigere Preise für alle Stücke für Studenten anzubieten?

Weber: Kaum, da wir uns in der

Regel nicht unter unserem Wert verkaufen wollen. Es gibt aber für Studenten die Möglichkeit, sich eine halbe Stunde vor Vorstel-lungsbeginn noch billigere Kar-

ten zu besorgen. Es gibt zwar auch Vorstellungen, die sehr stark frequen-tiert sind, aber wenn man Glück hat, bekommt man in der Regel schon noch eine Karte.

(nu): Können Sie uns etwas über den Spielplan für die kommenden Monate erzählen? Welche Stücke würden Sie jungen Leuten besonders ans Herz legen?

Weber: Das Pro-gramm der näch-sten Monate, das wir anstelle der Antikenfestspiele

anbieten, nennt sich „Blendende Aussichten“. Wenn man Musical oder Operette mag, dann gibt es z. B. das Musical „Annateska“ oder das „Weiße Rössl“ als Ope-rette. Dann haben wir aber auch für diejenigen, die sich lieber mit etwas ernsthafteren Themen aus-einandersetzen das Stück „Des Teufels General“ von Carl Zuck-mayer, das sich mit dem Thema Gehorsam und Widerstand im Dritten Reich auseinander setzt. Und für die, die eher musikalisch interessiert sind, kann ich auch sehr das Gastspiel „Die Comedian Harmonists“ empfehlen. Das wird von einer Gesangsgruppe, die ihr Programm nach den bekannten Musikern aus den 20er und 30er Jahren benannt hat, aufgeführt und beschäftigt sich mit den Chansons und der Geschichte der Comedian Harmonists in der Vor- und Nachkriegszeit.

(nu): Die Antikenfestspiele fal-len dieses Jahr ja leider aus. Wie

Programm zusammen stellen können, aber letztendlich muss es dann noch mit der Politik abge-stimmt werden.

(nu): Herr Weber, vielen Dank für das Gespräch.

Blendende Aussichten für den SommerJuliane Buchenberger im Gespräch mit Gerhard Weber, dem Intendanten des Trierer Theaters

Seit 2004 ist Weber Intendant am Theater Trier Foto:as

es dazu gekommen ist?

Weber: Wir hatten fi nanzielle Probleme aufgrund der Banken-krise, durch die uns Sponsoren, die wir gebraucht hätten, um noch attraktivere Künstler für die Durchführung der Festspiele zu engagieren, fehlten. Ich denke, das war dann auch die richtige Entscheidung, denn es sind gera-de auch solche Personen, die den Glanz der Festspiele ausmachen.

(nu): Ist mittlerweile schon et-was darüber bekannt, was 2010 gespielt werden soll?

Weber: Wir sind im Moment an der Planung und unter Um-ständen auch an einer Neukon-zeptionierung. Aber was genau inszeniert werden soll, kann ich im Moment noch nicht sagen, da es unter anderem auch eine Frage der Politik ist, ob und wie es mit den Antikenfestspielen weiterge-hen soll.

(nu): Also könnte es sein, dass, die Antikenfestspiele nächstes Jahr auch nicht stattfi nden?

Weber: Ich hoffe nicht. Wir ar-beiten darin, dass wir ein gutes

Foto: Theater Trier

SchülerInnen und Studieren-de können für 7,50 Euro eine Schüler oder StudentenCard erwerben und gegen Vorlage der Karte mit Passfoto an der Abendkasse eine halbe Stunde vor Beginnn der Vorstellung die bis dahin noch nicht ver-kauften Karten für 4 Euro kau-fen Dies gilt nicht für Premie-ren und Sondervorstellungen.

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NEUE UNIVERSAL • #80 • JUNI 2009 • [email protected] MEDIEN SEITE 7

Schlechte Zeiten für Antenne WestDas Medienunternehmen von Sven Herzog sieht sich in der Defensive / von Volker HaaßDer Wahlkampf kommt langsam

ins Rollen. Zum ersten Mal wird im Internet Politik zum mitma-chen nach amerikanischen Vorbild zelebriert. Anfangen kann man, in-dem man Angela Merkels Profi l bei StudiVZ „gut fi ndet“oder Frank-Walter Steinmeier einen Eintrag auf der Pinnwand hinterlässt

Bunt, groß, plakativ. Besucht man dieser Tage die Internetauftritte von CDU, SPD oder den Grünen ist man auf den ersten Blick überzeugt, dass es sich keinesfalls um den Auftritt einer seriösen Partei handeln kann. Erstaunlich wenig Inhalt, ersatzweise dafür aber riesige Portraits der Kandidaten gepaart mit knackigen Sprüchen. Willkommen im Zeitalter des Internetwahlkampfes! Mitmachen ist das Gebot der Stunde. Ob teAM Deutsch-land (CDU), meine SPD, oder my.FDP, überall ist der Grundgedanke der glei-che: Man soll sich für eine Partei enga-gieren, bestenfalls mit einer Geldspende. Wenn man kein Geld spenden will, kann man sich wenigstens an den Debatten

über den anstehenden Wahlkampf in den Foren der Homepages beteiligen. Ob Angela Merkel mitliest, konnte bis Redaktionsschluss leider nicht geklärt werden. Neben den mittlerweile selbst-verständlichen Internetpräsenzen sind die Parteien jetzt auch auf anderen In-formationskanälen vertreten: Der poten-tielle Wähler kann Wahlkampfauftritten lauschen bei Youtube, die neusten News lesen bei Twitter und Schnappschüsse der Kandidaten betrachten bei fl ickr. Keine Möglichkeit zum Stimmenfang wird ausgelassen.

Auch des Studenten Lieblingsbeschäf-tigung, das StudiVZ, ist jetzt zum Wahl-helfer aufgestiegen. In der „Wahlzentra-le“, einem neu geschaffenen Bereich des Netzwerks, stellen sich die einzelnen Par-teien sowie ihre Kandidaten vor mit auf Echtheit geprüften Profi l vor. Schließlich kann man mit den verschiedenen VZ-Angeboten rund 10,4 Mio Wahlberech-tigte erreichen.

Im StudiVZ kann man Frank-Walter Steinmeier was auf die Pinnwand schrei-ben oder sogar Guido Westerwelle gru-scheln! Wer möchte kann auch Angela Merkel ignorieren! Und wer wollte das nicht schon immer mal machen?

Twitterst du schon? Mit Twitter Nachrichten verschicken wird immer beliebter / von Lisa Bergmann

Yes we gruschel!

Die Bundeskanz-lerin jetzt auch zum Gutfi nden und Gruscheln.

Fotos: Laurence Chaperon & Screenshot Studivz.de

To twitter, englisch für schnattern oder zwit-schern, ist im 21. Jahr-hundert nicht mehr nur das Geräusch von Vögeln. Nein, wer auf sich hält, hat im neuen Portal „Twitter“ ein Profi l, egal ob Großkon-zern, Prominenter oder Max Mustermann von ne-benan.

Auf Twitter lassen sich kurze Nachrichten mit einer Länge von 140 Zeichen versenden, ent-weder online oder per Handy. Zu jedem Thema lassen sich hier neue Informationen abrufen, beisteuern oder kommentieren. Die Grundidee des Erfi nders war es, zu ermöglichen, jeder Zeit zu wissen was Freunde ge-rade tun. Daher auch die Frage, die einen gleich auf der Startsei-te von Twitter empfängt: „What are you doing - Was tust du?“

Um Nachrichten anderer Mit-glieder lesen zu können, muss man diesen „folgen“, dann er-scheinen die Nachrichten des Verfolgten automatisch auf der Startseite des eigenen Profi ls. Wer sich gegenseitig folgt, kann auch private Nachrichten ver-schicken. Es gilt, je mehr „Fol-lower“ man hat, desto besser verbreiten sich die selbst ver-fassten Nachrichten.

Das Portal wurde bereits 2006

in San Francisco ins Leben gerufen, 2007 die zugehörige Firma Twitter Incorporated ge-gründet. Ins deutsche mediale Bewusstsein gelangte das Por-tal erst 2009, als eine Schülerin der Albertville Realschule in Winnenden als erste vom Amoklauf des 11.März be-richtete - über einen soge-nannten „Tweet“, also eine Kurznachricht auf Twitter. Seit dem nutzen deutsche Medien Twitter immer häu-fi ger als Informationsquel-le für ihre Nachrichten, in wachsendem Maße werden ihre Artikel oder Fernseh-beiträge mit entsprechenden Tweets als Zitate aufgefüllt. Ein auf Twitter eingestelltes Bild von Demi Moore mit Zahnlücke füllt auch schon mal drei Minuten Sendezeit eines Boulevardmagazins. Zeitungen und Fernseher nutzen Twitter aber auch auf umgekehrten Wege, eine Schlagzeile wird getwittert, über einen Link gelangt man direkt zum Artikel.

Auch als Werbeplattform wird Twitter nur zu gerne genutzt, so preist ein ein-schlägig bekannter Fast-food Händler seine neueste Burgerkreation an oder ein Sänger weist auf ein neues Albums hin.

Es scheint als könnte sich der moderne mediale Mensch Twitter nicht mehr entziehen, selbst im Sprachgebrauch hält es schon Einzug. Eine regionale Zeitung spricht dieser Tage be-

reits vom „twittern“ wie andere vom „googlen“. Und auch so manch Trierer Dozent springt schon auf den Twitterzug auf und multimedialisiert auf Teu-fel komm raus.

Nicht mehr bei Antenne West : Anja Mentzendorff und Heiner Knallinger. Foto: Antenne West

„Antenne West versus 16vor“ ist der Titel für ei-nen Streit zweier Medien-anbieter, der in Zukunft die Gerichte beschäftigen könnte. Der Fall offenbart Streitigkeiten, die über ein halbes Jahr zurückgehen.

Antenne West steht Kopf. Am 18. Mai erschien in der Inter-netzeitung „16vor“ ein Artikel von Christian Jöricke mit dem Titel „Antenne West verliert sein Gesicht“. Inhalt des Be-richts war der Weggang wich-tiger personeller Stützen des Lokalsenders sowie angeblich anrüchiger Geschäfspraktiken des Geschäftsführers Sven Her-zog, der das Unternehmen 2001 gründete.

Antenne West ist ein Medie-nunternehmen mit eigenem-Fernseh- und 12 Radiosendern in Rheinland-Pfalz und dem Saarland (Jahresumsatz 2,4 Mio Euro). Zudem bietet es auf seiner Internetseite ein aktu-elles Informationsangebot und steht damit in direktem Wett-bewerb mit der Online-Zeitung www.16vor.de.

Dieses Wettbewerbsverhält-nis nimmt Herzog zum Anlass,

um die angeblich unseriöse Motivation von Jöricke zu be-gründen, sein Unternehmen in der Öffentlichkeit schlecht zu machen.

Vieles spricht gegen den Self-made-Mann Herzog: Da sind

zum einen ehemalige Mitar-beiter, denen er vor kurzem aus betriebsbedingten Grün-den kündigte und die noch auf ausstehende Gehälter pochen. Ein Verfahren führt beispiels-weise der ehemalige Sportchef

Thilo Saurin im Juli vor dem Arbeitsgericht Trier. Auch das ehemalige Sendergesicht Anja Mentzendorff wirft Herzog eine schlechte Unternehmes-führung vor.

Desweitern warten zwei Fir-

men noch auf Zahlungen. Ge-genüber der Firma DEKOBA stehen angeblich noch Mieten aus und die Agentur SIKO ge-wann in erster Instanz wegen ausstehnder Produktionsko-sten.

Auch DEKOBA hat bereits ein Zivilprozessverfahren ange-strengt und wartet auf die Ter-minfestlegung für die erste Ver-handlung. Der Geschäftsführer Konrad Bauer ist jedenfalls sehr enttäuscht von Herzog: „Ich bin dem schlichtweg auf den Leim gegangen.“

Zwei Probleme stellen sich im Jöricke-Artikel. Erstens macht das Aufmacher-Foto Probleme, weil der Eindruck entsteht, DE-KOBA und nicht Antenne West hätten das Studio angemietet. „Das war mit Sicherheit un-glücklich gewählt“, sagt Bauer.

Zweitens ist unter dem Ar-tikel ein Leserbrief zu fi nden, der von „Pleitekönig Herzog“ spricht. Deswegen stellte die-ser Strafanzeige bei der Polizei Trier. Die Aussichten scheinen aber gering, wie Jöricke meint, da der heutige Geschäftsfüh-rer von Antenne West bereits früher ein Unternehmen in die Insolvenz trieb und nun mit hohen Forderungen einer RTL-Tochter zu kämpfen hätte.

Unabhängig davon, wie der Fall ausgeht - fest steht, dass Antenne West in einer wirt-schaftlichen Krise steckt.

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Das Stück „Des Teufels General“ beginnt mit einer düsteren Kulisse und dem sich ständig wiederholenden, nervenzermür-benden Geräusch einer Sirene, die Lufta-larm verkündet. Die gesamte Atmosphä-re vermittelt die Anspannung angesichts der drohenden Gefahr des Krieges, die immer unterschwellig im Verhalten der Menschen zu erkennen ist - auch dann wenn sie sich zu Abendgesellschafte tre-

fen, um rauschende Feste zu feiern um ihre Angst durch Geselligkeit und Alko-hol zu betäuben. Einer der unter dieser Atmosphäre besonders leidet, ist Gene-ral Harras (gespielt von Peter Singer), Hauptverantwortlicher für die techni-sche Abteilung der deutschen Luftwaffe. Er ist kein Anhänger des Naziregimes und kann sich, da man auf seinen tech-nischen Sachverstand angewiesen ist, auch bis zu einem gewissen Grad leisten, dies nach außen hin kund zu tun. Den-noch stellt er sein Wissen in den Dienst der Regierung, weil er sich nur so seinen Lebenstraum, das Fliegen, ermöglichen kann. Als seine Abteilung zunehmend mit technischen Problemen zu kämpfen hat, vermutet er zunächst, dass die Ge-stapo, die ihn aus dem Weg schaffen will, hinter der Sabotage steckt. Doch es stellt sich heraus, dass sein Freund, der Chef-ingenieur Oderbruch (Alexander Ourth) zusammen mit einer Gruppe von Ver-schwörern die Flugzeuge manipuliert. Damit setzt er bewusst das Leben sei-ner Freunde und Kameraden aufs Spiel, um den Sieg der Nationalsozialisten zu verhindern: „Denn wenn er siegt, Har-ras - wenn Hitler diesen Krieg gewinnt - dann ist Deutschland verloren. Dann ist die Welt verloren.“ Doch Harras kann sich weder dazu entschließen, mit den Widerständlern zusammenzuarbeiten, noch mit der Schuld leben, dem Regime nicht genügend entgegengesetzt zu ha-ben. Als er erfährt das die Gestapo schon gegen ihn ermittelt, setzt er sich in eines der manipulierten Flugzeuge und stützt sich damit in den Tod, um der Situation zu entgehen, in der er die Saboteure ver-raten könnte. Das Stück über Widerstand und Anpas-sung im Dritten Reich wurde von Carl Zuckmayer 1945 geschrieben und vom Theater Trier mit einfachem, aber tech-nisch beeindruckendem Bühnenbild (Dirk Immich) und sehr eindringlichem und leidenschaftlichen Spiel umgesetzt. Die Neuinszinierung von Horst Ruprecht stellt Haras Zerrissenheit klar herraus und ist provozierend. J. Buchenberger

KULTUR [email protected] • JUNI 2009 • #80 • NEUE UNIVERSAL SEITE 8

Es gibt zwei Sorten von Menschen auf der Welt. Star Trek Fans, auch Trek-kies genannt, und alle an-deren. während Erstere alle Details und Zusam-menhänge rund um die di-versen Serien und auch Ki-nofi lme kennen, ist letzte-ren die Logik des Star Trek Universums relativ egal. Da letztere Gruppe das weitaus größere potenzielle zah-lende Kinopublikum stellt, hat Erfolgsproduzent J.J. Abrahams den Wurzel der Star Trek Saga nun einen Massengeschmack taug-lichen Reboot gegönnt.

Die bekannten Figuren Cap-tain Kirk, Commander Spocks und die Mannschaft der Enter-prise werden dargestellt von blutjungen Schauspielern. Zwar können von diesen nur Karl Ur-ban in der Rolle des Schiffsarzt Pille und der unvergleichliche Simon Pegg als Scotty wirk-lich überzeugen, aber das kun-terbunte Weltraumabenteuer erfordert ansonsten auch kei-ne großen schauspielerischen Leistungen. Denn die Handlung ist über weite Strecken wenig originell.

Der böse Romulaner Nero reist mit seinem Bergbauschiff in die Vergangenheit und will sich für die Zerstörung seines Heimatplaneten rächen. Da dummerweise gerade alle Of-fi ziere der Sternenfl otte außer

Haus sind, wird ihm eine Ar-mada von Rekruten entgegen geschickt. Mit von der Party ist der Jungspunt Kirk, dessen Va-ter einst von Nero getötet wur-de. Er überspringt im Laufe des Films vier Ränge der Sternen-

Da hat das weibliche Bordpersonal gut lachen - endlich wieder Miniröcke! Foto: www.startrekmovie.com

Theaterteufel

Die Kleinstadt Trebin in Bran-denburg. Außenreporter der „ZDF Heute Show“, Martin Sonnenborn, hat sich hier mit einem Sonnenschirm und Luft-ballons in den Nationalfarben postiert, um 20 Jahre Grund-

gesetz zu feiern. Doch die Be-wohner sind alles andere als begeistert. Nicht mal mit Geld lassen sich die Leute zu Festi-vität locken. Lieber lassen sie ihrem Unmut freien Lauf und die Schimpfattacken auf Vater Staat sind schließlich nur mit Schnaps zu beschwichtigen. So geschehen in der ersten Aus-gabe des neuen, sogenannten Politainment-Formats im ZDF. Angelehnt an ähnliche Formate, wie z.B. der „Daily Show“ aus den USA werden in der „Heute Show“ aktuelle Themen aufge-griffen und satirisch verwur-stet. In der ersten Ausgabe, die am 26. Mai ausgestrahlt wurde, konnten die Zuschauer außer oben beschriebener Szene noch erfahren, was Angela Merkel gut kochen kann (Kohlroula-

den) und wo sie die Zutaten dafür herbekommt („Aus der Kaufhalle“). Moderiert wird die Sendung von Oliver Welke, der vielen be-reits als Comedian oder auch als Sportmoderator bekannt sein-

dürfte. So wie jede ordentliche Nachrichtenredaktion hat auch er zahlreiche Unterstützung, beispielsweise von Martina Hill, die die Europawahl in knallhar-te Zahlenkorsette packt, oder Dietrich Hollinderbäumer, der als Außenreporter die neuesten Fakten zu Nordkoreas Rake-tentests in Badeshorts und mit Cocktailglas in der Hand be-kannt gibt.Nun könnte man einwenden, dass (der Rentnermagnet) ZDF nicht gerade der geeignete Sen-der für eine „satirische und bis-sige“ Sendung ist. Wünschens-wert wäre, nicht immer so deut-lich darauf hinzuweisen, dass es sich hier nicht um eine ernst-gemeinte Nachrichtensendung handelt. Da bekommt man den Eindruck, das ZDF sei besorgt,

sein Publikum im fortgeschrit-tenen Lebensalter könnte gar Realität und Spaß verwechseln.

Fest steht, dass es der Show nicht so schnell an Themen mangeln wird. Dafür wird un-

fl otte, wird schließlich Captain des Flagschiffs Enterprise und muss versuchen Nero aufzuhal-ten.

Wenn man dieses wirklich schwache Drehbuch ignoriert, macht der Star Trek Reboot wirklich Spass. Das Spezial-effektegewitter ist wirklich hübsch anzusehen und die Ver-jüngung der Weltraum Seifeno-per ist modern und unterhalt-sam inszeniert. Ob neben Welt-raumschlachten und zerstörten Planeten unbedingt eine gefrä-ßiges, rotes Alien seinen Auf-tritt im Film gebraucht hätte, ist allerdings Geschmackssa-che. Der peinliche Höhepunkt des Films ist zweifelsohne eine Spritztour des kindlichen Kirks mit einem geklauten Oldtimer durch die Wüste. Ein bisschen Schleichwerbung für Nokia?

Star Trek Kenner müssen zwar verschmerzen, dass alle bisherigen Ereignisse der Reihe nun in eine andere Zeitlinie ver-bannt wurden, aber dafür gibt es für sie jede Menge Anspie-lungen auf die „gute alte Zeit“. Dazu gehört übrigens auch, dass wie einst in der Raum-schiff Enterprise Serie aus den 60ern, die weibliche Offi ziere Miniröcke als Uniform tragen.

Welte ganz Jon-Stewart-like. Foto: www.fairmedia.de

sere Volksvertretung in Berlin schon sorgen. Im Internet gibts wöchentlich ein Heute Show Spezial moderiert von Christian Ehring.

www.heuteshow.zdf.de

Die Politikwelt auf den Kopf gestelltDas ZDF startet mit der Heute Show durch / von Florian Hubertus

Rückkehr der Miniröcke Star Trek fl immert endlichen wieder über die Kinoleinwand / von Benedikt Hamich

Foto: Theater Trier

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NEUE UNIVERSAL • #80 • JUNI 2009 • [email protected] KULTUR SEITE 9

Lahmes Prequel

Die Warnungen X-Men Origins: Wol-verine nicht anzuschauen in den Wind zu schlagen ist eine Folgenschwere Entscheidung, vielleicht sogar eine der größten Fehlentscheidung im ersten Ki-nohalbjahr 2009.

Mal abgesehen von der maroden Sto-ryline, die dermaßen zusammengeschu-stert und vorhersehbar war, hat der Film nichts zu bieten. Außer Hugh Jackman vielleicht, der aber in seinem Unterhemd leider optisch zu sehr an John McLain erinnert (also mit Haaren).

Der Film spannt den Bogen zwischen dem Jungen, der seine Superkräfte ent-deckt, Mutanten-Söldner wird, vom Kampf geläutert ein kleinbürgerliches Leben als Holzfäller führen will und schlußendlich von skrupellosen Militärs zu einer Kampfmaschine gemacht wird.

Der Film ist so unüberraschend, so darstellerisch fl ach und so hundertmal schon dagewesen, dass nicht einmal Liev Schreiber als Wildkatzen-X-Man noch was rausreißen kann. Zugegeben sehen Wolverine und Creed mit ihren Backen-bärten schon putzig aus. Und wenn sie sich dann Seite an Seite durch die Wirr-nisse mehrerer großer Kriege kämpfen, dann verdeutlicht das auch schön, wie unsterblich sie sind, aber leider kann das nicht über die „Kampf der Super-Super Bösen gegen eigentlich ganz netten Ein-zelgänger“-Handlung hinweg trösten.

Vielleicht sollte man manche X-men Geschichten schlicht und ergreifend den Comiczeichnern aus dem Hause Marvel-lassen. Josefi ne Kraft

Oh Leck! Zu Hart! Genau das Richtige, wenn eich glaaf dei Kiedel brennt / von Josefi ne Kraft

„Den typischen Trierer Di-alekt“ kennt der gemeine Student oft nur als „Dei Mamm“-Sprüche. Ein im-mer größer werdender Kreis aber klickt die neu vertonten Trailer die unter dem Pseudonym Kirmes-geld auf youtube.com lau-fen. Ob Rocky oder Stirb langsam, alles was taugt wird neuvertont. Wer sind diese Jungs die hinter der quant Arbeit stecken. Die (nu) traf Michael (30), Da-niel (30), Kevin (27), Jens (31) und Thomas (27) an einem lauen Frühsommer-abend auf ein leckeres Glas Cola-Viez.

(nu): Jungs, warum vertont ihr Trailer?

Kirmesgeld: Weil wir sonst nichts können! Nein, mal im Ernst, bei uns allen hat sich der Spaß am Trailervertonen mit der Zeit entwickelt. Manche von uns haben früher noch ganz old school mit Videokamera aufge-nommen.

(nu): Sind Sinnlos im Welt-raum, Mystery Science Thea-ter 3000 oder Lord of the Weed eure Vorbilder?

Kirmesgeld: Die Verarschung der Star Trek-Serie ist klasse und MST3K gehört defi nitiv in jede DVD-Sammlung, da ist ja fast jeder Kommentar zitierfä-hig. Aber Lord of the Weed ist einfach in bisschen zuviel Pipi-Kaka-Humor.Eigentlich sind wir ein bisschen stolz, dass man unserm Trai-lern nachsagt, das sie nicht so platt sind.

(nu): Ihr greift ja durchaus auch mal aktuelle Themen auf. Immer wieder stehen dabei das SWT und der Volksfreund im Fokus, warum?

Kirmesgeld: Naja mit den Stadtwerken gehen einem nie die Themen aus. Aber eigent-lich greifen wir auf, was uns im Alltag wiederfährt. Da kommt die Stromnachzahlung, dort nervt der Telefonanbieter mit „freundlichen Kundenservice“. Als der Volksfreund zusammen

mit Helmut Leyendecker etwas gegen uns gewettert hat, haben wir uns in Dr. Schmunkpitter und der letzte Viezmaier revan-giert.

(nu): Bei Rocky gings dann aber doch mehr ums Stinken als um alles Andere, oder?

Kirmesgeld: Ja, das war halt einer der ersten. Das merkt man nicht nur am Text sondern auch an der Tonqualität. Wir haben uns halt auch weiterent-

wickelt und haben jetzt mehr zu sagen als „Das hört einfach nicht auf mit der Stinkerei!“. Bei Rocky haben wir das quasi noch direkt eingesprochen und beim EM-Gladiator haben wir etliche Tonspuren.

(nu): Wie entsteht eigentlich so ein Trailer? Also ist erst der Inhalt und dann wird ein Trai-ler dazu gesucht oder wie muss man sich das vorstellen?

Kirmesgeld: : Das ist unter-schiedlich. Manchmal sieht man nen Trailer im Kino und hat dann schon 1000 Ideen. Aber wie schon gesagt, verar-

Leben lieber Anonym - trotzdem gerne zum Posen bereit! Photo:jnk

beiten wir eigentlich immer er-lebtes. Also suchen nen Trailer aus, der dazu passt.

(nu): Wer spricht eigentlich immer diese wahnsinnig hohen Frauenrollen?Kirmesgeld: Jens! Der muss auch immer singen. Und die richtig tiefen Stimmen macht der Kevin.

(nu): Apropos singen. Warum singt ihr nicht auch auf trie-risch?

Kirmesgeld: Wir können nicht singen, höchtens Instru-mente nachmachen. Außerdem singt ja schon Herr Leyende-cker mit seinen Leyendecker Bloas und da wollen wir ihm sprichwörtlich nicht ins Mund-werk pfuschen.

(nu): Aber ihr habt schon „richtige Berufe“oder?

Kirmesgeld: Ja, bis auf un-seren Kevin hier, der wieder studiert, sind wir alle in festen Arbeitsverhältnissen. Vom Pa-ketlieferanten bis zum Web-designer ist da alles vertreten. Vom Trailervertonen kann man ja leider nicht leben.

(nu): Einige von euch sind ja gelernte Mediengestalter und machen in 300 dpi Witze über Kommunikationsdesigner. Wie kommts?

Kirmesgeld: Wir haben nichts gegen Sie. Aber im Arbeitsle-ben haben wir öfters Kontakt zu Kommunikationsdesignern ,die etwas arbeitsweltfremde Druckdaten schicken. Wir ha-ben unser Handwerk halt an-ders gelernt. Das ist alles.

(nu): Und warum heißt ihr Kirmesgeld?

Kirmesgeld: Am Anfang brauchten wir halt nen Namen

und als dann in Rocky das Wort Kirmesgeld fi el, fanden wir, dass das ein sauwer Name ist. Einprägsam und so. Und hier kennt doch jeder Kirmesgeld - das gibt uns die Mutti noch heu-te manchmal.

(nu): Habt ihr weiter Projekte in Planung?

Kirmesgeld: Ach, Ideen haben wir viele. Ein Podcast ist in Pla-nung. Ebenso ein Hörbuch. Und unser eigener Film in Ghost-

Busters-Manier. Und und und...Als es die Idealbank noch gab, haben wir dort mal ein Syncro-Battel veranstaltet. Da musste man dann halt live und spontan einen Trailer aus dem Stehgreif vertonen. Leider waren die Leu-te damals ziemlich schüchtern und haben sich kaum vors Mi-kro getraut, aber wir würden das heute gerne nochmal probieren.

(nu): Wie lange wollt ihr noch Trailer machen?

Kirmesgeld: Naja, neben Fa-milie, Arbeit und anderen Hob-bies bleibt immer weniger Zeit. Wir sehen uns auch seltener, aber solange es Filme gibt, wird es auch Trailer geben und solan-ge wird es uns wohl auch geben.

(nu): Könnt ihr euch vorstel-len eure Trailer auch mal in die Dienste einer Partei oder einer Organisation zu stellen?

Kirmesgeld: Nein! Es ist ganz klar ein Spaßprojekt und das soll es auch bleiben. Wir wollen unser Hobby nicht politisieren.

(nu): Zum Abschluß noch eine Frage: Was ist denn mit euch los?

Kirmesgeld: Und was ist denn mit dir?!

@www.kirmesgeld.de

Die Trierer Theatergruppe Kreuz & Quer führt die chine-sische Mauer des Schweizer Architekten und Schriftstellers Max Frisch auf.

Das Stück, eine Farce über die Dummheit und Unmenschlich-keit wird selten aufgeführt. Um so wichtiger für sich die Insze-nierung der Studententruppe nicht zu verpassen. Auffühung in der Promotionsaula des Prie-sterseminars (Jesuitenstraße 13).

Mi 24. 06. 2009 20:00Do 25. 06. 2009 20:00Sa 27. 06. 2009 19:30

Das Theater Trier feiert am 20.06.2009 mit Turandot Pre-miere. Die Oper von Giacomo Pucci-ni erzählt die Geschichter der Prinzession Turandot die ver-heiratet werden soll. Dabei gilt es drei Rätsel zu lösen, sonst droht der Tod. Großes Drama und Happy End nicht ausge-schloßen. Aufführung im Großen Haus.

Sa 20.06.2009 19:30 Di 23.06.2009 20:00 Sa 27.06.2009 19:30Fr 03.07.2009 20:00 So 12.07.2009 19:30

Theater & Oper

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KULTUR [email protected] • JUNI 2009 • #80 • NEUE UNIVERSAL SEITE 10

Viele Fantasyfans und suchen verzweifelt nach neuer Lektüre abseits des seifenopernhaften Kitschs, der zurzeit die Buch-regale füllt. Scheinbar gibt es nur noch Zwergen, Elfen und Orks. Aber wer sich nicht scheut zwischen den ganzen platten Wäl-zern auf die Suche zu ge-hen, kann echte Schätze entdecken.

Für Freunde unkonventio-neller Ansätze: »Kinder des Nebels« von Brandon San-derson. Der Shooting-Star der amerika-nischen Fan-tasyszene wagt sich in seinen Romanen an Fragen heran, die andere Au-toren tunlichst meiden. »Kin-der des Nebels« basiert auf der Idee: „Was wäre denn, wenn der prophezeite Held versagt und das Böse den Kampf ge-wonnen hätte?“. Hier setzt Sander-son an und erzählt wortgewandt die packende Geschichte einer Welt, die seit Jahrhunderten unter der Ty-

rannei des Dunkeln Herrschers leidet. Wer unkonventionelle Storylines und nicht weniger unkonventionelle Protagonisten mag, ist hier goldrichtig.

Fans des ganz großen Aben-teuers ist »Windkämpfer« von Robert Redick ans Herz zu le-

gen. Im Zen-trum des Ro-mans steht der Schiffs-junge Pazel, der an Bord des mäch-tigsten Schiffs der Welt sei-nen Dienst v e r r i c h t e t . U m g e b e n von Mördern, Dieben und Ungeheuern wird er in eine Intrige verstrickt, die seine Heimat in einen ver-n i c h t e n d e n Krieg stürzen könnte. Re-dicks Buch ist der Beweis,

wie fantastisch und unvorher-

sehbar Fantasy wirklich sein kann. Unerwartete Wendungen, Action und Abenteuer nonstop – die Lektüre von »Windkämp-fer« ist ein Erlebnis, das man so schnell nicht vergisst.

Für Freunde erstklassiger Schreibe empfi elt sich»Das Lied der Dunkelheit« von Peter V. Brett. Ein Buch, das den Leser wie kein zweites an die Seiten fesselt. Ein Junge, der in einer Welt lebt, die des Nachts von Dämonen beherrscht wird. Ein Junge, der sich seiner Furcht stellt und den Kreaturen der Finsternis entge-gentritt – inhalt-lich klingt das zunächst wenig originell. Doch Bretts einmaliger Schreibstil sorgt dafür, dass die Geschichte beim Lesen buchstäb-lich zum Leben erwacht. Den Ro-man aus der Hand legen, bevor er zu Ende ist? Eine fast unmögliche Angelegenheit.

Für Freunde von All-Age-Lite-ratur: »Die Diebin« von Torsten Fink. Fink schildert die Erlebnisse der jungen Maru, die als Sklavin eines Magiers in ein gefährliches Intrigenspiel verstrickt wird. Der Auftakt zur Trilogie »Die Tochter des Magiers« ist zwar reichlich konventionell geraten, überzeugt aber durch glaubhafte und sym-pathische Charaktere. Auch das ungewöhnliche Setting weiß zu

gefallen. Statt eine mittelalterliche Welt à la Tolkien zu schaffen, be-

dient sich der Autor eines orientalisch anmutenden Schau-platzes. Wüsten und morgenländisches Brauchtum anstelle von Wäldern und abendländischer Kultur – das hat was!

Aber es gibt auch echte Negativbei-spiele, die post-wendend an den Autor zurück gehen sollten: »Im Auge des Himmels« von David Keck. Ein Ro-man, über einen jun-gen Ritter, dem vom

Schicksal das Erbe verwehrt wird und der sich nun bei Turnieren in der weiten Welt beweisen will. Storymäßig mag sich das ganz interessant anhö-ren. Kecks Umsetzung kommt al-lerdings einer Katastrophe gleich. Hölzerne Dialoge, unglaubwür-dige Figuren, ein sprunghafter Er-zählstil, viel mehr sollte man von dem Buch nicht erwarten. Lesen defi nitiv nur auf eigene Gefahr!

Zum Abschluss noch ein echter Geheimtipp: »The Electric Church« von Jeff Somers. Zuge-geben, das Buch ist weniger dem Fantasybereich als vielmehr dem SF-Genre zuzuordnen. Und die deutsche Übersetzung erscheint

Cover Photo: Blanvalet

Cover Photo: Heyne

Der König der Lustlosigkeit Johann König begeistert die Massen in der Europa-Halle / von Almut Straßel

erst Anfang 2010 unter dem Ti-tel »Der elektrische Mönch«. Das sollte aber niemanden davon abhalten, sich das Buch in der englischen Originalfassung zuzu-legen. Denn die Story um einen Auftragskiller, der sich in einer vollkommen kaputten Welt mit einer Sekte unsterblicher Andro-id-Mönche anlegt, ist schlichtweg genial. Sofern man nichts gegen jede Menge Gewalt, Schimpfwör-ter, Selbstjustiz und niederträch-tige Hauptpersonen hat, muss man das Buch einfach lieben.

Kinder des Nebels - Brandon San-derson

880 Seiten, 15,00 EURISBN: 978-3453523364

Windkämpfer - Robert Redick735 Seiten, 15,00 EURISBN: 978-3453524668

Das Lied der Dunkelheit - Peter V. Brett

690 Seiten, 15,00 EURISBN: 978-3453524767

Die Diebin – Die Tochter des Ma-giers 1

von Torsten Fink414 Seiten; 9,95 EUR

ISBN: 978-3-442-26631-9

Im Auge des Himmels - David Keck639 Seiten, 8,95 EUR

ISBN: 978-3442244102

The Electric Church - Jeff Somers365 Seiten, ca. 9,00 EUR

ISBN: 978-0-316-02172-2

Ein fantastischer Blick ins BücherregalHilfestellung im Fantasy-Dschungel / von Jochen Adam

Auf lethargische Weise immer am Eskalieren. Photo: s-promotion

Als Comedian hat sich Johann König schon lange einen Na-men gemacht. Am 5. Juni prä-sentierte er in Trier vor der fast ausverkauften Europa-halle sein aktuelles Programm „Null Bock auf Remmi Dem-mi“ und begeisterte damit sein Publikum.

Seine Demotivation ist Programm: Johann König schien wirklich kei-ne Lust zu haben, sein Publikum zu unterhalten: zwischen Seufzern und lakonischen Ausfl üchten wie „man muss ja manchmal arbeiten gehen, obwohl man nicht will…“ schaffte er es gerade deshalb, sein Publikum zu unterhalten. Auch kömmentiert er

gerne seine persönliche Ansicht zu den Witzen, die er gerade ge-macht hat und streicht schon-mal humorvoll im Ablaufplan Sachen heraus.

Seine Themen sind mitten aus dem Leben gegriffen: Er paro-diert füllige Käseverkäufeinnen und strenge Zugschaffner, wohl-wissend, dass er sich am Ende selbst zum Deppen macht. Sein traumatisierter Kater Hectopas-cal ist dem Publikum schon aus den Tagebuchauszügen des vor-herigen Programms bekannt. Das Gespann wird noch um Hans-Mück erweitert, Johanns neugeborenen Sohn, der, dem Kater in der Verhaltensweise

recht ähnlich, maßgeblich zur Un-terhaltung beiträgt.

Auch die deutsche Bahn erhei-tert den Alltag des Comedians im-mer wieder, was er gerne mit sei-nem Publikum teilte. So vertreibt er sich bespielsweise die Wartezeit damit, Maiskörner in einer Kon-serve zu zählen und dann im Zug zu verteilen oder Mitfahrern die Kopfhörer mit einem Nagelknip-ser zu durchtrennen. Vollkommen ohne schlechtes Gewissen, wie alle Schandtaten, die er dem sichtlich erheiterten Publikum des Abends über noch beichtetete.

Seine Möglichkeiten auf der Bühne hat der 38-jährige voll ausgeschöpft: So erstreckt es sich

von dem philosophischen Gedicht über Eheprobleme in der Antarktis über Schunkellieder mit Keyboar-dimpro bis hin zum Hörspiel mit 3 Personen, die er jedoch alle sel-ber verkörpert. Gerade diese Sho-weinlage löste bei der Zuschauer-schar wahre Begeisterungsstürme aus und strapazierte die Lachmus-keln bei Jung und Alt.

Alles in Allem war es eine gut konzipierte, abgerundete Show, die dem Publikum sicher noch lange in Erinnerung bleiben wird, bis Johann König den Trierer Co-medy-Fans den nächsten Besuch abstattet.

Johann König, eigentlich Jo-hannes Köhn wurde am 21. Juni 1972 in Soest geboren.

Bevor er sich auf die Bühne traute machte er eine Ausbil-dung zum Kinderkrankenpfl e-ger und absolvierte eine Studi-um zum Sportlehrer.

Bisherige Programme:

Ohne Proben nach Oben (2003)

Johann König eskaliert (2006)

Keinen Bock auf Remmi Demmi (2009)

Nicht ver-passen!

19.6.2009 Der Teufel in Trier - Erleb-nisführung im Frankenturm 21Uhr

24.6.2009 Verfl uchte Phantasie in der TuFa 20Uhr

27.6.2009 Warhammer-Tunier in Trier Spielbar 11Uhr

27.6.2009 Ben Becker und Ensemble (Lesung) in Wittlich 20Uhr

30.6.2009 Männer - ein Liederabend im Theater Trier 20Uhr

4.7.2009 Trier für Trierer Stadtfüh-rung (Tourist-Info) 11Uhr

9.7.2009 Pride&Prejudice in der TuFa 20Uhr

9.7.2009 20 Jahre Fall der Mauer und des eisernen Vorhangs (Vor-trag) an der VHS 18Uhr

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NEUE UNIVERSAL • #80 • JUNI 2009 • [email protected] MUSIK SEITE 11

Chopin im 21. JahrhundertDioramic verbinden Härte mit romantischen Stilelementen/ von R. Arnold

Vom Aussterben bedroht Eels mit neuem Album zurück / von F. Hubertus

Achtseitige Bauklötze staunen

Eigentlich hätte an genau dieser Stelle ein Artikel über das „this is HEARTcore“ - Fe-stival stehen sollen, welches für den 29. Mai im Exhaus anberaumt war, aber aus un-erfi ndlichen Gründen seitens des Veranstalters abgesagt wurde.

Um dem geneigten NU Leser nun eine halbleere Seite zu ersparen und ihm gleichzeitig noch den Besuch des (noch nicht bekannt-gegebenen) Nachholtermins schmackhaft zu machen stellen wir euch hier den Headliner des Festivals vor: Dioramic aus Kai-serslautern, der Stadt mit dem zweitklassigsten Zweitligafußball, den Pferdefrikadellen.und einer der innovativsten Rockbands der Stunde.

Anfang der 2000er von Arkadi Zaslawski (Gitarre, Gesang), des-sen Bruder Anton (Drums) und Jochen Müller (Bass, Voc) gegrün-det, arbeitet die Band seitdem

beständig daran die Grenzen der Kunst auszuloten und Musik ohne stilistische Einschränkungen zu schaffen. Dioramic sind musika-lisch irgendwo in dem breit gefä-cherten Feld zwischen Hardcore, Indie und Metal einzuordnen und machen es einem nicht einfach, ihnen einen geeigneten Stempel

zu verpassen. Dass der Stil der Band schwer zu beschreiben ist und sie in keine der vielzitierten Schubladen hundertprozentig passt, stellt selbst Sänger Arkadi fest: „Für Metal brechen wir zu viele Metalregeln und gleichzeitig sind wir auch irgendwie zu hart für Alternative oder Indie.“ Die Band selbst sieht sich, trotz offensicht-lichen musikalischen Unterschie-den, in der künstlerischen Tra-dition von Frédéric Chopin und anderen Komponisten der Ro-mantik und begründet dies damit, dass „Denkansatz und Struktur-aufbau der Songs recht ähnlich“ seien und die „Intention etwas

episches, kunstvolles, grenzloses, großes aber auch kleines, wildes und entspanntes zu schaffen“, im Vordergrund stünde.

Entwickeln und zusammen wachsen

Klang ihr 2005 erschienenes De-bütalbum „Phase Of Perplexity“ noch stark nach einem uneheli-chen, aber trotzdem gewollten Kind der beiden Bands Muse und Silverchair, so haben sich Dioramic auf dem bereits auf-genommenen, aber noch in der Warteschleife des Labelwirrwarrs steckenden Nachfolgers weitest-gehend von ihrem musikalischen Elternhaus emanzipiert. Ohne jedoch ihren eigenen, vielschich-tigen Sound zu verlieren. Das neue Material ist, das kann man bereits an den beiden Demosongs auf MySpace hören, wesentlich här-ter, technischer und gleichzeitig gehaltvoller als es noch bei „Phase Of Perplexity“ der Fall war. Hier werden nun endgültig alle gän-gigen Hörkonventionen über Bord geworfen und es entfaltet sich ein intensiver Klangteppich der eine teils sehr anstrengende Härte ent-wickelt und im nächsten Moment wie ein Kartenhaus zusammen-fällt, um eine fast erdrückende Ruhe an den Tag zu legen.

Eine Vorliebe für komplexe Songstrukturen

Die Songs verlangen dem Hörer einiges an Geduld ab, da ihr Auf-bau erst nach mehrmaligem Hö-ren ersichtlich wird und selbst dann noch weit davon entfernt ist, leichte Kost zu sein.

2008 war bisher wohl das ar-beitsintensivste Jahr der Band. Neben den Aufnahmen des neuen Albums gemeinsam mit „Black-mail“ Gitarrist und Vieleskönner Kurt Ebelhäuser und einem Auf-tritt beim Highfi eld Festival gin-gen sie, ebenfalls zusammen mit Blackmail, zum ersten Mal auf eine durchorganisierte Deutsch-landtour. Die Jungs lieferten hier-bei eine mehr als überzeugende Leistung ab und zeigten, dass sie bei Konzerten eine selten gese-hene Energie und Bühnenpräsenz vorweisen können und haben da-bei sicherlich den ein oder ande-ren ins Schwitzen und Staunen gebracht.

www.myspace.com/dioramicwww.dioramic666.blogspot.com

Musikalisch so hart wie Superman. Foto: Max Nicklas

….und sie werden nicht müde. Der Begriff Burnout-Syndrom kommt wohl sogar im Wortschatz von The Mars Volta-Sänger Cedric Bixler Zavala nicht vor. Obwohl der ja für seine Vorliebe für Wörterbü-cher bekannt ist. Nur wenige Wo-chen nachdem sein Kollege Omar Rodriguez-Lopez sein letztes So-loalbum veröffentlicht hat („Cryp-tomnesia“, Cargo Records), und gerade mal 17 Monate nach dem letzten TMV Release folgt am 19. Juni mit „Octahedron“ das fünfte Album der Band.

Aus diesem Anlass ist das Kol-lektiv am 6. Juli im Atelier in Luxembourg zu sehen, und vor allem zu hören. Gerne ufern sie live in endlosen Inprov-Ses-sions aus, die einen Song schon mal über die 30 Minuten Marke schwappen lassen. Da ist es um so erfreulicher, dass bereits ange-kündigt wurde, die Band wolle ein 3 Stunden Set spielen!

Ein Fest für die Sinne, bei dem die Besucher sicherlich wieder Bauklötze staunen werden.

Florian Hubertus

„Sweet Baby, I need Fresh Blood“. Nicht nur der “Hom-bre Lobo” (Wolfsmensch), der Protagonist des neusesten Eels-Albums durstet nachts nach Lebenselixier. Vier lan-ge Jahre mussten Fans auf ein musikalisches Lebens-zeichen der Kombo um Kopf Mark Oliver Everett (a.k.a. A Man called E) warten. Nach-dem er 2005 sein Opus Ma-gnum „Blinking Lights and Other Revelations“ veröf-fentlichte und damit Kritiker wie Fans begeisterte, gab es zwar zahlreiche Tourneen der Band, jedoch kein neues Material.

Dabei ist Everett in der Zwischen-zeit alles andere als untätig gewe-sen. Wie bereits erwähnt füllte er mehrmals die Hallen und Clubs rund um den Globus und 2007 er-schien eine Fernsehdokumentati-on über seinen nicht weniger be-rühmten Vater, den Quantenphy-siker Hugh Everett III. Der entwi-ckelte im Alter von 24 Jahren die Theorie der Paralleluniversen, die zunächst unter Kollegen nicht viel mehr als Spott hervorrief, inzwi-schen jedoch allgemein anerkannt ist. Daher leitet sich auch der Ti-tel der Doku ab, „Parallel Worlds, Parallel Lives“.

Ein Jahr später erschien sei-ne Autobiographie „Things the Grandchildren Should Know“, die auch kürzlich auf Deutsch unter dem Titel „Glückstage in der Hölle – Wie Musik mein Leben rettete“ (KiWi Verlag) erschienen ist. Da-rin verarbeitet er die schwierige Beziehung zu seinem Vater, des-sen frühen Tod, den Tod seiner Mutter und den Selbstmord sei-

ner Schwester, ja eigentlich das Ableben seiner gesamten Familie. Everett ist der letzte seiner Art.

Nun ist er also zurück, mit neu-em Album im Gepäck und einem riesigen Bart im Gesicht. Dieser ist allerdings nicht nur Zierde, sondern Anspielung auf den Al-bumtitel. Der „Hombre Lobo“ ist laut Everett nämlich die erwach-sene Version des „Dog Faced Boy“ (vom 2001er Album „Soujacker“). Ein Außenseiter, der vergeblich versucht, sich in der Gesellschaft zu bewegen, doch immer wieder feststellen muss, nicht wirklich Teil dieser zu sein. Dabei ist er, hört man den Songs zu, garnicht so anders als der Rest. Mal wird

er getrieben von dunkler Begier-de, mal ist er ganz sanft und zer-brechlich und wünscht sich ein-fach jemanden an seiner Seite.

Trotz dieses Rollenspiels kön-nen auch diese „12 Songs of Desire“, so der Untertitel des Albums“, durchaus wieder au-tobiographisch gelesen werden. Everett fand die Perspektive des Steppenwolfs einfach passender: „Ich wollte nicht einfach ein paar offenkundig autobiographischen Songs über einen einsamen, al-ten Indie-Rocker schreiben, also dachte ich, es sei interessanter, wenn sie aus der Sicht dieses Cha-rakters erzählt werden“.

Gelungen ist E ein weiterer gro-ßer Wurf. Er ist und bleibt einfach eine Ausnahmeerscheinung. So unverwechselbar und selten wie der Hombre Lobo selbst.

Glückstage in der Hölle - Mark Oliver Everett

217Seiten, 18,95 EURISBN: 9783462040944

Niemand leidet schöner - Mr. E. Foto: eelstheband.com

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GESCHLOSSENE [email protected] • JUNI 2009 • #80 • NEUE UNIVERSAL SEITE 12

Neue Universal Unabhängige Campuszeitung in Trier

ISSN 0723-2136

Herausgeber: Trierer Campus-Medien e.V., tcmDie Neue Universal wird kostenlos abgegeben. Beiträge aller Art sind willkommen, für unaufgefordert eingesandte Beiträge wird keine Gewähr übernommen. Namentlich gekennzeichnete Artikel spiegeln nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wider. Jede(r) ist eingeladen, an unseren Redaktionssitzungen teilzunehmen. Zeit- und Treffpunkt teilen wir auf Anfrage mit. Es gilt die Anzei-genpreisliste Nr. 5, 10/98. Anschrift: (nu) Neue Universal, Universität Trier, Gebäude DM/Fach 40, 54296 TrierTelefon: 0651 / 201-3277E-Mail: [email protected]: www.nuweb.deRedaktionsleitung: Josefi ne Natalie Kraft (verantwortlich). Die Position des verantwortlichen Redakteurs bzw. der verantwortli-chen Redakteurin wird bei der (nu) rotierend besetzt. Redaktion: Hochschule/Campus: Lisa Bergmann (lbe); Medien: Josefi ne Natalie Kraft (jnk); Trier: Volker Haaß (vh); Interview: Juliane Buchenberger (jbb); Kultur: Josefi ne Nathalie Kraft (jnk); Reise: Lisa Maria Schulte (lms); Musik: Florian Hubertus (fh); Ge-schlossene: Christiane Wendler (cwe) // Johannes Kiehl (jo), Wolf-gang Lenders (len),Mitarbeit: Jochen Adam, R. Arnold, Denise Francu (df), Benedikt Hamich, Christian Hörbelt (ch), Christian Lehberger, Kai Magar (km), Roland Struwe (rms) Aufl age: 5.000Anzeigen: Volker HaaßOnline-Redaktion: Tim-Steven Duwaerts (tsd), Matthias Jöran Berntsen, Anastassia Lialina (al) Druck: Wittich KG, Europaallee 2, 54343 Föhren

Der Fleischeslust an der Mosel gefrönt / von Christiane Wendler und Josefi ne N. Kraft

Das Zirpen der Grille!Endlich Grillen! Nein, nicht die kleinen lauten Viecher, sondern das mit dem ver-brannten Essen.

Es fängt schon spannend mit der Suche nach dem richtigen Platz an.

Sich „irgendwo an der Mosel“ zu verabreden, wäre nicht so beliebt, wenn man damit nicht seine Han-dy-Flatrate ausnutzen könnte. Es hat was von Versteck-Spiel für Er-wachsene. Und weil alle bis oben-hin mit schweren Sachen bepackt sind, kommt noch der Nervenkit-zel des Überlebens-Trainings hin-zu. Ist der richtige, mit Mücken und Zecken ausgestattete Platz gefunden, kann es auch schon los-gehen.

Die Grillsaison bietet einen un-geheuren Vorteil: Weil das Run-terhungern des Winterspecks endlich als erfolglos aufgegeben werden kann, ist die Zeit des fet-

tigen Essens zur Erhöhung des Cholesterinspiegels gekommen. Unverzichtbar: der Kartoffelsalat. Mit ganz viel Mayo.

Bier, Bier, Bier

Alkohol muss sein. Und zwar Bier, sonst ist es kein Grillen. Ein be-liebter Akt des Grillmeisters: Das traditionelle Fleisch-mit-Bier-begießen. Der Studierende als solcher zeigt so seine innere Ver-bundenheit mit dem Proletariat. Auf schönere Art die Chancen für Leberzierrose und Krebs gleich-zeitig hochtreiben geht auch gar nicht. Wer da mit Gemüsespie-ßen und Tofu-Grillern ankommt, braucht nicht mit viel Gegenliebe zu rechnen. Und wer Wein und echte Gläser mitbringt, outet sich von vorneherein als dekadenter Feinschmeckersnob. So einer hat auf einer Essenverbrennungspar-ty nichts verloren.

Verbrennen richtig gemacht

Die Möglichkeiten, sein Essen zu verbrennen, sind vielfältig. Der Klassiker: Der gute alte Billiggrill. Ideal, um mit einem einzigen, ge-zielten Tritt mehrere Menschen und Gegenstände um sich herum zu versengen. Besonders beliebt beim Einpacken. Wer trägt nicht gerne das schmierige Objekt sei-nes Erfolgs als ultimativer Grill-master nach Hause? Die Alterna-tive ist eigentlich was für Pussys, hat aber einige Vorteile.

Grill´s nur einmal, Sam!

Ein Vorteil des Einweggrills be-steht darin, dass die Chancen, das Gras abzubrennen und somit bleibende Eindrücke zu hinterlas-sen, wesentlich höher sind. Au-

Vorsicht: Feuer ist heiß! Foto: Tim-Steven Duwaerts

ßerdem ist der leicht chemische Geschmack ein Garant für unver-gleichliches Essen. Natürlich ist es unmöglich, auf dem Ding eine Kartoffel gar zu bekommen, auch wenn der Rest aus Zeitgründen halbroh verzehrt wird. Aber die sind ja sowieso immer erst dann fertig, wenn sowieso keiner mehr Hunger hat. Da Grillen an sich ja als Umweltsünde konzipiert ist, erwirbt man sich bei dieser Grill-form den ruhmreichen Ruf, keine halben Sachen zu machen.

Offenes Feuer und Leckereien auf Stöcken ist ein weiterer Lieb-ling des Mac Gywer-Grillers. Wer ganz hart ist, kann auch Hack oder Fleisch um den Stock wickeln. Das fällt dann zwar gerne mal runter, aber im Kampf Mensch gegen Fleisch gibt es eben auch Opfer die man verschmerzen muss.

Mensch und Tier

Sag mir, was du grillst und ich sage dir, wer du bist. Könnte man mei-nen, wenn man Sommerabends durch die Moselauen streift. Was da alles an bis zur Unkenntlichkeit marinierten auf den Grill kommt, ist wahrlich nicht nur ein Augen-schmaus. Vorbeilaufende Hunde mögen das Zeug trotzdem. Vom Einweggrill ist es ja auch leicht runterzufangen. Es ist unglaub-lich, was für einen Mist manche Leute ihre Hunde fressen lassen. Anständige Griller essen den Fraß natürlich selbst, unabhängig vom Schwärzegrad. Mit stoischer Miene, damit keiner merkt, dass die Kohle auf dem Grill genauso schmeckt wie die drunter. Im Ge-heimen triumphierend, dass die Mücken und Zecken, die einen gleichzeitig von unten auffressen, den Scheiß mitessen müssen. Das haben sie auch verdient!

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