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UnAUFGEFORDERT Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni 5. Jahrgang 50 Pfennig (Für NichtStudenten 100% Aufschlag, am Kiosk für alle 70 Pfennig) 8. Februar 1993

UnAufgefordert Nr. 44

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Das ist Ausgabe Nummer 44 der Studentenzeitung der Humboldt-Universität zu Berlin vom 8. Februar 1993.

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UnAUFGEFORDERTDie Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni 5. Jahrgang

50 Pfennig (Für NichtStudenten 100% Aufschlag, am Kiosk für alle 70 Pfennig)

8. Februar 1993

2 Die zweite Seite Ufl AUFGEFORDERT

Inhaltsverzeichnis

Wahrkrampf1 Seite 3

Der "Chaosleiter" meldet sich ausdem Chaos Seite 4

Studieren ist eine Lebensform -Studieren in Berlin anno 1810

Seiten 5, 6, 7

Mystisches - UnAUF hatte einemitternächtliche Erscheinung

Seiten 7,8

Das Ende des Pressearchives derHUB? Seite 9

Blasphemie auf den Seiten 10 und 11

Fink, die letzte Klappe Seite 12

Studieren in FrankreichSeiten 13, 14, 15

Der aktuelle Verriß: "Pericles" amBerliner Ensemble Seite 16

Aktionstage ohne Aktionoder "Peinlich, peinlich...!"

Seite 17

Weltweit einzigartig -Die Sudanarchäologie der HUB

Seite 18

Leserbriefe, Njuhs Seite 19

Unverschämtes auf Seite 20

EDITORIAL

Wenn diese Zeitung erscheint, werden die AStA-Wahlen an derHUB bereits vorbei sein. Der HEISSE WAHLKAMPF von Nr. 43 bliebuns angesichts der Wahlplakate und Wahlkampfparty's dereinzelnen Listen im Halse stecken, lediglich das Fragezeichenwollten wir angesich ts dieses Seh wachsinns noch stehen lassen.(Seite 3)

"Ist es eigentlich irgendetwas besonderes, an der Humboldt-Universität zu studieren?", fragten wir im vergangenen Jahr diePräsidentin der HUB und den Wissenschaftssenator des LandesBerlin. "Natürlich!", bekamen wir als Antwort, aber nicht warum.Das wollen wir nun aber doch etwas genauer wissen. Mit Nr.44beginnt eine Folge von Artikeln über die Geschichte derStudenten dieser Universität ab 1810. Beginnen wollen wir mit"Gädickes Nachrichten für angehende Studierende in Berlin"aus dem Jahre 1811, gleichzeitig wird mit Humboldt's Konzeptdie Folge über eine anstehende Hochschulreform fort.(Seiten 5 - 7)

Es war wieder einmal ganz anders: Nachdem UnA UFGEFORDERTin der letzten Nummer über die Arbeitsweise der Studienabteilungbei Humboldt's berichtet hatte, bekamen wir einen langeh Briefvom Leiter der Studienabteilung Dr. Pieper mit einer ausführlichenErklärung zu den verschwundenen Rückmeldungen und denunterschiedlichen Studentenwerksbeiträgen.Daß der Brief unterschrieben war mit: "gez. Pieper, angeblicherChaos-Leiter", werteten wir nicht als nachträglichesEingeständnis des eigenen Unvermögens; soviel Humor würdeauch den anderen Chaosleitern und Chaosberatern in derVerwaltung dieser Universität gut tun. (Seite 4)

UnAUFGEFORDERT schwärmt langsam, aber sicher aus.Nachdem kurz vor Jahresende die Auslandsredaktion USA inNew York und in Tennesse eröffnet worden, kommen jetzt dieNiederlande und der Iran hinzu."tot ziens" und "choda haFez" an LOTTE und OLI!

So, jetzt machen wir unsere Prüfungen und machenSemesterpause, im Sommersemester (wenn es endlich wiederwärmer ist), melden wir uns mit Rettungsring Nr.2 zurück...

ImpressumUnAUFGEFORDERT Die Studentenzeitung der Berliner Humboldt-Uni. Erstmals erschienen apn 17. November 1989.

Redaktion:lnao Bach, Hannah Lund, Jens Schley (leitende Redakteure), Franziska Ahles, Arlett Albrecht, Oliver Bast, Petra Böckler, JulianeKerber, Gerhard Kienast, Alexandra Kolle, Ulrich Miksch, Rudi Neick, Stefan Söhnchen, Sven-Uwe Schmidt;Redaktion USA: Stefan Deutscher, Uwe TiaörKontakt: Humboldt-Universität zu Berlin, Unter den Linden 6, 0-1086 Berlin; Hauptgebäude Raum 3022, Tel.: 2093 2288, fax: 2093 2770Herauswerfer: Studentenrat der Humboldt-Uni, (leWmallg ???) Unter den Linden 6, Berlin 0-1086; Tel.: 2093 2603/04Redaktionsschluß: 29. Januar 1993Satz: Hannah&lngo Druck: Contrast, Hauptstr. 159, 1000/62 gedruckt auf Recycling-PapierNachdruck, auch auszugsweise, Ist ausdrücklich erwünscht. Wir bitten aber um Quellenangabe und Belegexemplar.Für alle Fakten besteht das Recht auf Gegendarstellung In amgemessenen Umfang. Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht injedem Fall die Meinung der Redaktion wider. Kürzel werden nur von Redaktionsmitgliedern verwendet.Die nächste Ausgabe erscheint voraussichtlich 21. April 1993 Die Redaktionssitzungen sind öffentlich. Nächste reguläre am 9. Februar 18 Uhrin der Redaktion, In den Holidays unregelmäßig....RedaktionsschluS für die nächste Nummer: 15. April 1993

K_Hannah Lund, Berliner Sparkasse, Kto.: 0104002077, BLZ 10050000

Uli AUFGEFORDERT! UnWAHLERISCH 3

Wie die Studenten zu Wählern gemacht werden sollen

"Was bedeutet für Dich diese Wahl ?" -"Lahmarschige Studenten dahin zu brin-gen, sich um ihre Interessen zu kümmern!"antwortet der Aktivist, "MachtgeilenStudentenpolitikern auch noch eine Legi-timation verschaffen", beschreibt es derStudi. Endlich also darf die Stu-dentenschaft der HUB Politik spielen.Daß es ein Spiel bleibt, dafür sorgt ein"Studentenparlament" nach Bonner Mu-ster mit dem Einfluß ehemals ostberlinerVolksvertreter.Eigentlich könnteman annehmen, daß die Wahl zumStuPa für die Studentinnen derHUB von besonderer Bedeutungist. Allein, das Interesse geht ge-gen Null. Diesmal scheint vonvorneherein klar, was beim StuRaerst allmählich ans Tageslicht trat:völliges Desinteresse an jederForm studentischer Selbstverwal-tung.Ob daran zunehmende Scheu-klappenmentalität der Studentenoder das elitäre Gehabe bisherigerStudentenvertreter oder beide odermehr schuld sind, mag für Polito-logen interessant sein - Fakt jedochist, bei Humboldts beginnt diePolitikverdrossenheit schon vor derPolitik! Daß wiedermal im Ostennur eine der westdeutschen Erfah-rungen nachgeholt wird, wo sich dieUnis seit Jahren mit maximal 15 %Wahlbeteiligung bei Studenten-schaftswahlen herumplagen,ver-mag da nur zweifelhaften Trost zuspenden!Aber,es geht um einen wohlgefülltenGeldtopf, und so kommt es, wie es kommenmuß: die Studentenpolitiker nahmen ihrevermeintliche Chance begierig auf, grup-pierten sich in verschiedensten Listen, umwahren oder vermeintlichen studentischenInteressen Achtung zu verschaffen. Re-gierungs-(also AstA)-Beteiligung ist dasanvisierte Ziel. Aber selbst derengagiertesteoder verbohrteste Studentenvertreter vermages nicht, sich angesichts der ausnahmslosenLethargie einen idealistischen Schwung zuerhalten. Titelte UnAUF in der letzten Num-mer noch mit der Frage: "Heißer Wahl-kampf?", bleibt vierzehn Tage später nur

noch das Fragezeichen. Denn das, was dieListen bezüglich Wahlpropaganda betrei-ben, kommt daher als trauriger Abklatschder "großen" Politik - eben nur mehrereNummern kleiner und (in des Wortes dop-pelter Bedeutung) billiger.Und so schleicht der Wahl"krampf'durchdie heiligen Hallen und eiligen Gänge derAlma Mater. Sichtbares Zeichen dessen sindeinsam in der Zugluft schaukelnde Plakateund Zettel an Wänden und Türen, an denen

die angeflehten Studenten achtlos vorbei-hasten. Noch vermißt man die sonst beiderartigen Gelegenheiten gern genomme-nen, Kante an Kante riesige Flächenzukleisternden Smiley-Poster der Sympa-thie-Träger (auch das hat sich nachRedaktionsschluß geändert, denn eine großeListe stellt ihre Sympathieträger nun dochbildlich von..). Statt dessen wird auf kleinengelben Zetteln für Vernunft geworben oderauf einfachen Computerausdrucken mif'für-und-gegen-Rhetorik" um Sympathie gebuhlt.Man findet, wohl mit Wahlkampfspendenvon "Muttern" finanzierte, knallige, farbigePoster mit solch kurzen einprägsamenSchlagsätzen, wie "NC-nee!" oder "Gleich-

stellung der Frau" ebenso, wie graue großemit einem einheimischen Stacheltier undganz viel Programmatik.Überhaupt scheint vielen Wahlstrategenausgefeilte, umfangreiche Programmatikinbegriff für "Regierungsfähigkeit" zu sein.Daß dem Großteil der an die Wand gestelltenund anvisierten Wähler diese Wahl scheiß-egal ist und somit die Programmpapiere aufeine harte Probe ihrer sprichwörtlichen Ge-duld gestellt werden, ist wohl nur bedingt

von Interesse. Da werden Ziel-gruppen ausgemacht und unterDauerumwerbung genommen. Na-turwissenschaftlern wird Naturwis-senschaft versprochen, Freien Wäh-lern Vernunft, Geizigen wenigerStudentenbeiträge...und so weiterund so eklig.Andere, populistischere Wahl-kampfgeschütze werden ins Feld ge-führt, beispielsweise die im Südender Republik sehr beliebte Bier-zeltromantik. Bier, Musik und natür-lich auch Diskussion waren aber dochnicht Zugnummern genug, um mehrals acht Leute anzulocken, wobei dieFrage steht, wieviel Prozent des Bie-res und wieviel des diskutierens we-gen kamen.Nun sind Stammtischparolen nichtjederstudents Sache, also wird anden Intellekt der Wähler appelliert,indem Erklärungen nachgereichtwerden, daß jene Liste weder einSchokoriegel noch eine Mottenku-gel, und schon aus diesem Grunde

wählbar ist. Und das wäre dann auch schonder Originalität letzter Schluß, gäbe es nichtdiesen wunderbaren Wahlslogan einer mitselbstironischen Fähigkeiten ausgestattetenListe: "Wählen und trotzdem der Vernunftdie Tür öffnen!". Fürwahr, angesichts diesergeballten Unvernunft kann einem schon derStimmzettel in der Hand stecken bleiben.Daß das jedoch nicht die Lösung sein kann,wird offensichtlich, wenn man das sang- undklanglose Dahinscheiden des StuRa betrach-tet. Demokratische Rechte aufgeben, heißtlangfristig der Diktatur den Weg ebnen.Mischt Euch ein, wehrt Euch - nicht nureinmal im Jahr per Stimmzettel...!"

ojoff

ReAKTIONEN Un AUFGEFORDERT

Das Chaos bestehtganz woanders!

In UnAUF 44 berichteten wir über chaoti-sche Zustände in der Studienabteilung(" Wlr.bedauern diese Verwicklung sehr ").Dazu erreichte uns die untenstehendeErwiderung vom Chef der kritisiertenAbteilung.

Der Artikel über das angebliche Chaos in derStudienabteilung bedarf einiger Anmerkun-gen:1. Etwa im Oktober kündigte die Senatsver-waltung für Wissenschaft und Forschung te-lefonisch eine Änderung der Rechts-verordnung an, wonach Studierende im Ost-teil Berlins künftig den regulären Beitragzum Studentenwerk zahlen müßten, nämlich30,-DM statt bisher 10,-DM. In diesem Tele-fonat habe ich erklärt: In der zweiten HälfteNovember müßten unsere Rückmel-deunterlagen für das Sommersemester 1993in Druck gehen. Wenn bis dahin die neueVerordnung noch nicht bekanntgemacht sei,könnten wir sie auch nicht berücksichtigen.Deshalb sei eine Veröffentlichung Ende No-vember oder später aus unserer Sicht wün-schenswert.2. Am 11.November 1992 wurde die besagteRechtsverordnung veröffentlicht mitdemaus-drücklichcn Passus: "Diese Verordnung trittam Tage nach ihrer Veröffentlichungin Kraft."- also am 12.November 1992. Damit war füruns alle eindeutig, daß wir in der Studien-abteilung die Rechtsverordnung umsetzenmüssen, auch schon zum Sommersemester1993.3. Mit DatumO9.11.1992 teilte die Senatsver-waltung für Wissenschaft und Forschung denHochschulen im Ostteil Berlins mit, daß mitder Verordnung "die Sozialbeiträge zumWintersemester 1993/94 angepaßt werden".In der Verordnung selber steht dieses nicht.Frage: Ist es rechtlich zulässig, durch einfa-che Mitteilung die Rechtswirksamkeit einerRechtsverordnung zeitlich zu verschieben?4. Das erwähnte Schreiben vom 09.11.1992ist in der Studienabteilung nicht angekom-men; wir haben es nach der Ver-waltungsratssitzung des Studentenwerks imDezember 1992 angefordert und per Fax am18.12.1992 erhalten.5. Daß ab Anfang Dezember von derStudienabteilung Ruckmeldeunterlagen mitunterschiedlichen Angaben verschickt wur-den, nämlich 10,-DM bzw. 30,-DM Sozial-beiträge zu zahlen, trifft nicht zu. Ausweislich

unserer Unterlagen sind einheitliche Auf-forderungen versandt worden.6. Es ist richtig, daß eine Vielzahl vonStudierenden offenbar keine Rückmel-deunterlagen erhalten hat. Solche Einzelfäl-le werden in jedem Semester berichtet, ohnedaß wir die Richtigkeit der Angaben prüfenkönnen. Dieses Mal erreichten die Beschwer-den allerdings eine Größenordnung, die unsstutzig machte. Deshalb haben wir re-cherchiert und dabei festgestellt: Nach derEDV-Kontrolliste, die automatisch erstelltwird, wurden knapp 21.000 Ruck-meldeunterlagen herausgegeben. DiePoststelle versichert, daß nach ihren Zäh-lungenalle Unterlagen couvertiert und fran-kiert wurden. Wir haben daraufhin einenNachforschungsantrag bei der DeutschenBundespost gestellt. Die ist inzwischen sinn-gemäß so beantwortet worden: Die HUB-Post werde separat bearbeitet; Brief-sendungen des vermuteten Umfangs seienals unerledigte Post nicht entdeckt worden.Zu diesem Punkt darf also weiter spekuliertwerden, wer den Schwarzen Peter hat. Wirhaben allerdings dafür Sorge getragen, daßden betroffenen Studierenden daraus keineNachteile erwachsen.

Soweit die sachlichen Anmerkungenzu den Darstellungen in UnAUFGEFOR-DERT. Schade, daß ich keine Gelegenheitbekam, bei den vorbereitenden Recherchenfür diesen Artikel gefragt zu werden - man-ches hätte sich sinnvoll klären lassen.

Schade auch, daß Wertungen wie dievom reinsten Chaos so pauschal wiederge-geben werden: Sie helfen nicht weiter beidem Versuch, herauszufinden, was denneigentlich das sog. Chaos ausmachen soll.Ich bin sehr daran interessiert, eventuelleBeschwerden über die Studienabteilung zuerfahren: mit genauer Bennung der stritti-gen Fragen und Probleme, der angeblichenChaos-Punkte. Nur dann kann geklärt wer-den, ob tatsächlich Chaos herrscht, wo esverursacht wurde und wie es abzustellen ist.

gez. Pieperangeblicher Chaos-Leiter

Offensichtlich wird auch über das Chaos inder Senatsverwaltung Wissenschaft undFor-schung in UnAUF zu berichten sein...Fürdie von Herrn Pieper geforderten Kritikenhier die Telefon-Nummern der AllgemeinenStudienberatung 2093/2503,2712,2627!Und hier die von Dr. Pieper: 2093 2704!

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Der Studentenclub der HUBim Februar

Aus der muffigen Luft des Seminarraumesströmen erleichtert die Studenten. Sich unter-haltend hasten sie durch die Gänge der UNIeinem gemeinsamen Ziel entgegen. Dahinwo man sitzt, wo man trinkt, wo man raucht.Kaffee oder Bier, oder alles gleichzeitig.FürHungernde findet sich ein Häppchen, fürDürstende ein Schlückchen.Auch für Studenten, die ein wenig kulturellenAusgleich zum Unialltag suchen, ist - imUNIversellen Club - gesorgt. Jeden Mittwochkann man zu den angebotenen Konzertenbzw. Live - Veranstaltungen gehen, Blues,Rock, Liedermacher. "Offen für alle und al-les" möchten sie sein, sagt der Chef vomClub. Ein multikultureller, also UNIversellerStudentenclub.Keine so einfache Aufgabe.Noch erfreulicher ist es zu hören, daß derClub jetzt noch studentenfreundlicher gewor-den ist. Seit den letzten UnAuf-Nummerngibt es uns nämlich dort zu lesen und zukaufen, was besonders die chronischenKaffeetrinker unter uns freuen wird.Nach dreiJahren Existenz - endlich.Im Gegenzug zum Entgegenkommen desClubs möchten wir Euch über die kulturellenHöhepunkte im Clubleben informieren, und,weil es sozusagen eine Premiere ist,gibt esauch alleaktuellen Öffnungszeitendes Clubs.

Programm

Mi, 10. Februar: Ralf Kothe "Den Wolkennah" ... Gitarrenballaden19./20./22./26./27. Februar: Fasching

"Jenseits von Alpia - Ein SAUbererDschungelfasching"

im März ist der Club - trotz Semesterferien -offen (Mi/Fr/Sa Veranstaltung)

Mi, 14. April: Kafkacity ...Gitarrenrock

.... Änderungen bleiben vorbehalten

MoDI 8.30.2400Mi 8.50*01.00 ab2000VCfw»t«ln«gDo 8.30-24,00Fr 8.30-16.00^21.00-4,00VeraastalrtwgSt 21.00.^ÖO

UnHISTORISCH 5

"...nur derjenige ist ein Studierender,der eben studiert!"-

Das Arbeitshaus des Herrn Fichte1809 tauchten sie erstmals auf, 1848 wa-ren sie auf den Barrikaden dabei, 1871bejubelten sie die Kaiserkrönung, 1914meldeten sie sich begeistert zum Kriegs-dienst, 1933 verbrannten sie vor ihrerUniversität Bücher, 1945 studierten siein Ruinen weiter, 1989 zogen sie mitFackeln letztmalig an der "Partei- undStaats-führung" vorbei, wenden wolltensie sich nur langsam, 1993 sind sie haupt-sächlich ratlos - die Studenten derHumboldt-Universität zu Berlin.Knapp 20.000 Studenten versuchen mo-mentan an der Humboldt-Universität,Sinn und Unsinn eines Studiums zu be-greifen, die meisten geben es bereits nacheinem Semester auf und studieren ein-fach nur noch. Von ihrem eigentlichenSinn, ein Ort zu sein, an dem WISSEN -geSCHAFFTwird, ist die Humboldt-Uni-versität heute genauso weit entfernt wievon dem im Ausland so hoch gelobtenHumboldt 'sehen Konzept der Einheit vonLehre und Forschung. Daß sie aber nureine unter vielen ist (und war), bestreitendie meisten "Humboldtianer"-studierenin Berlin war immer schon etwas anders.Über die Lebensform Student der letzten180 Jahren im Haus unter den Lindenunddas langsame Verschwindender Idea-le des Jahres 1810 will UnA UFGEFOR-DERT von dieser Nummer an in einerFolge von Artikeln berichten.

«Sie (die Gesetzgeber) haben uns nichtauferlegt auf jedwede Bedingung ausallerlei Bestandteilen einen Haufen so-genannter Studenten aufzubringen. Son-dern nur derjenige, dessen ausschlie-ßender und einziger Lebenslauf der-malen das Studieren ist, kann als Mit-bürger unserer Universität aufgenom-men werden, und nur derjenige, wel-cher wirklich studiert und in jedemHalbjahr seinen Fleiß in sichtbarenProben nachzuweisen vermag, kannunser Mitbürger bleiben!"Johann Gottlieb Fichte, Antrittsrede alsRektor 1811

Als Ludwig Feuerbach 1823 nach Berlinkommt, war er begeistert über die Ar-beitsatmosphäre im ehemaligen Palais desPrinzen Heinrich: "An Trinkgelage, Duelleund Ausfahrten ist in Berlin nicht zu denken.Hier herrscht so ein Drang nach Höherem, soein Streben nach Wissenschaft", schreibt erein Jahr später an seinen Vater. Die erstenStudenten waren 1809 gekommen, ein Jahrvorder offiziellen Eröffnung der Universitätim Oktober 1810, als auch die ersten sechsStudenten immatrikuliert wurden. Die Pro-fessoren waren angehalten, nur Vorles ungenmit streng wissenschaftlichen Inhalt zu hal-ten. Und so ist es kein Wunder, daß dieBerliner "Friedrich-Wilhelms-Universität"schnell ihren Ruf als "Arbeitshaus der Wis-senschaffbekam. Neben einigen Koryphäenauf der Professorenseite (Fichte, Schleier-

in Berlin fort und beendete es 1819 mit derEhrendoktorwürde, 1821 versuchte sichHeinrich Heine im Studium des Rechts ("Nurschade, die wenigsten Hörsäle sind geräu-mig, die meisten düster und unfreundlich,und, was das Schlimmste ist, bei vielengehen die Fenster nach der Straße."), 1834studierte der spätere Reichskanzler Otto vonBismarck Jura an dieser Universität und galtals sehr braver Student, denn damals hieß ernoch Otto Bismarck, Iwan Turgenjew war1838 hier und 1836 kam der Urvater allerMarxisten mit Vornamen Karl.Wie sie die Universität erlebt haben und dasLeben in der Preußen- und MilitärmetropoleBerlin, darüber haben die wenigsten derca.2.000 Studenten berichtet, die meistenwaren auch nur für zwei oder drei Semesterin Berlin, Studium hieß damals auch noch

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macher, Hufeland und andere) kamen vorallen Dingen Studenten aus ganz Deutsch-land und Europa nach Berlin, um an der 102.Hochschuledes Kontinents ihrStudium fort-zusetzen, unter ihnen einige, die später vonsich reden machten: 1811 kam TheodorKörner für kurze Zeit nach Berlin, 1812setzte Adalbert von Chamisso sein Studium

umherreisen.Einen Blick in das Studentenleben kurz nachGründung der Universität gewährt aber einFührer für Studenten durch die Universitätund Berlin.praktisch ein ideengeschichtlicherVorläufer des "Rettungsrings" von Un-AUFGEFORDERT(siehe S.6)

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UnGESUND UflAUFGEFORDERT

Humboldts Rettungsring"Auskunft über allerlei ökonomische

und andere Universitäts-angelegenheiten" von 1811

Bereits 1811, also im ersten Jahr nach derGründung der Alma mater berolinensis, hat-te ein gewisser Johann Christian Gädicke dieMarktlücke erkannt und bot unter dem Titel"Nachrichten für angehende Studirende inBerlin" eine Hilfestellung für deren ersteSchritte in der Großstadt.Allzu groß darf man sich die nun nichtvorstellen, standen Berlin die dramatischenWachstumsschübe der industriellen Revolu-tion und der Gründerzeit doch erst bevor.Noch war die Stadt nicht wesentlich über diebereits 1736 gezogene Zollmauer hinaus-gewachsen. Ihre vierzehn Tore, die heuteteilweise noch als Bezeichnungen von U-Bahnhöfen fortleben, bis auf eines aber kei-ne Rolle mehr spielen, umschlossen kaum

mehr als den heutigen Stadtbezirk Berlin-Mitte. Zu Humboldts Zeiten lebten hier etwa160.000 Einwohner und 20-30.000 Militär-angehörige.Nichtsdestoweniger klingen manche Proble-me der ersten Berliner Studenten-Generati-on vertraut: "Sind auch Wohnungen für dieStudenten vorhanden?KönnenStudentensichunbedingt in jedes Haus einmiethen? Werbelehrt diejenigen über Wohnungen etc.welche hier gar keine Bekanntschaft ha-ben?"Gädicke, dersichals "Comissionsrathe, Uni-versitäts-Logis-Commissarius und Castellandes Universitäts-Gebäudes" immer wiedermit solchen Fragen und Sorgen der adligenoder zumindest gut betuchten Studenten,

ihrer Eltern und Vormünder konfrontiertsieht, weiß Rat. Kraft seiner Ämter ist er überdie Lage auf dem Wohnungsmarkt bestensinformiert."Für 4 und 5 Rthlr. monatlich findet manvorn heraus ein gemaltes artiges Zimmer,mit einem Bette, Canapee, Bureau, Spiegel,Vorhängen, Tisch, Stühlen etc. und Auf-wartung." Nebenbei fungiert er als Maklerund Notar, besorgt überdies noch ein "ge-drucktes Schema zu einem Contracte" ausder Buchpresse seines Bruders und machtbei all dem sicher keinen schlechten Schnitt.Schon damals muß Berlin bei den Bewoh-nern des flachen Landes einen zweifelhaftenRuf besessen haben, der manche Eltern zö-gern ließ, ihre Zöglinge ausgerechnet in

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Aus dem genannten Buch-als Reprint erschienen. Darstellung der Gebühren pro Lehrveranstaltung

Ufl AUFGEFORDERT! UnAKTUELL

Brandenburg-Preußens Hauptstadt nach Bil-dung streben zu lassen. Gädicke wiegelt ab;so arg sei es mit der Sittenlosigkeit, "worun-ter man gewöhnlich die Verführung zurWollust versteht," nicht. Außerdem seien esgerade Reisende, die "hier manches Laster(...) suchen und üben" und sich anschließendin ihrer Heimat über die Zustände beklagten.Und überhaupt: "Dem Reinen ist alles rein,und wer hier nicht das Böse sucht, kannMonate lang herumgehen, ehe ihm etwasverdächtig wird."Der Autor gibt wieder, was von den Studen-ten erwartet wurde (und weiß sich darin mitihren Eltern einig), wenn er auf die "Conzerte,Pickenicks, Illuminationen" und andere Zer-streuungen, die in den Zeitungen angezeigtwerden, zu sprechen kommt. "GebildeteMenschen, und also auch Studenten, gehennicht zu solchen Musiken in Bierschenken."Und er verrät einiges über die Klas-senunterschiede in einer Zeit, als jeder zehn-te Einwohner Berlins bei der städtischenArmendirektion registriert war, wenn erstattdessen Vergnügungen empfiehlt, dienicht von "ganz gemeinen Leuten" besuchtwerden. Eine sonntägliche Kutschfahrt nachCharlottenburg etwa hält er für angemesse-ner, denn "dieser Fuhrwerke bedienen sichnicht bloß ordinaire Bürger, sondern auchkönigl. Räthe, Officianten aller Art, undOfficiere." Für Studenten, denen hierfür das

nötige Kleingeld fehlt, hat Gädicke Trostparat: "Es giebt viele Tausende in Berlin,welche auf Bildung Anspruch machen, undJahrelang weder eine Comödie noch einConzert besuchen. Wer diesen Aufwand nichtbestreiten kann, der muß ein solches Ver-gnügen zu entbehren verstehen."Auch auf anderen Gebieten gibt er heißeTips; Für den bayrischen, sächsischen oderHannoveraner Studenten führt 1811 der er-ste Weg zum "Fremden-Bureau" (so seinWirt ihm diesen nicht abnimmt).Das Universitäts-Revier ("unstreitig derschönste Theil der Stadt") wird beschrieben,auf die Formalitäten um "Matricul undSignum Facultatis" vorbereitet und eine Li-ste "wohlfeiler Speißehäuser" genannt, samtPreisen in rheinischer und Landeswährung.Die müßte mir Herr Gädicke bei Gelegenheitnoch einmal genauer erklären, denn dieUmrechnung gestaltet sich schwierig: "Wirhaben hier Courant und Münze. Zu demersteren rechnet man die Zweigroschen- bisEinThalerstücke, und zu dem letzteren dieGroschen oder 8 gute Pfennigstücke, undSechser oder 4 gute Pfennige."Auch beim Studium selbst spielte das Geldeine nicht unbedeutende Rolle. So weit-reichend waren die Reformen der Herrenvom Stein und von Hardenberg, die geradedabei waren, den preußischen Staat zu mo-dernisieren, denn doch nicht. Zwar wurden

die Binnenzölle aufgehoben, ebenso dieErbuntertänigkeit der Bauern, ab 1812 soll-ten sogar die Juden behandelt werden wieandere Bürger auch, aber hier rückschauendein allgemeines Recht auf Bildung zu ver-langen, hieße wohl den Geist der Zeit ver-kennen. So kommt es, daß das ersteVorlesungsverzeichnis bei Humboldts mitrecht happigen Preisen versehen ist.Es soll hier nicht nur als geschichtlichesDokument wiedergegeben werden, sondernangesichts laufender Debatten von Reform-Politikern heutiger Tage auch als Ein-stimmung auf eine Zeit, in der vielleichtwieder die vorhandene Barschaft über denZugang zur Bildung entscheiden wird.Immerhin hatte der geschäftstüchtige Haus-meister Gädicke auch für jene einen gutenRat übrig, welche aufsein "4 gute Groschen"teures Erstsemesterinfo wahrscheinlich ver-zichten mußten: Diejenigen welche Nachlaßsich erbitten oder die Vorlesungen ganz freizu hören wünschen, müssen ein Zeugnisihrer Bedürftigkeit von ihrer Obrigkeit mit-bringen und vorzeigen, da auf Privat-Attesteder Armuth keine Rücksicht genommenwerden kann."

Geck

Idealismus um MitternachtIm Gespräch mit Wilhelm von Humboldt

Es ist wahr, daß ältere Herren junge Frauenfaszinieren, wenn sie leicht graue Schläfenoder ein jugendliches Lächeln auszeichnet.Die graue Gestalt am Ende des Flures hatnichts von beidem. Und dennoch.Stocksteif steht er da im wettergebleichtenPaletot, vom altmodischen Spangenschuhbis zur kühn geschlungenen Halsbinde älaNiagara ein Mann von Format, "ganzSpannung" und Ernsthaftigkeit.Ich frage mich in dieser Nachtstunde kurzvor Drucklegung, ob die Spekulationen überdie ideale Universität bei UnAUFs in meinemKopf selbständig anthropomorphe Formenannehmen. Vielleicht haben wir schonzuvieleLeute nach ihrer Auslegung des humboldt-schen Konzeptes gefragt, daß ich jetzt, kurznach Mitternacht, unserem Urvater per-sönlich begegnen muß -Gleichsam vom idealistischen Sockelherabgestiegen in die wissenschaftliche

Realität unserer Universität. Ein un-auffälliger, verhärmter Mann echtenPreußenadels, den jedermann zitieren darf.Hat ihn so schon jemand gesehen?

Guten Abend, Exellenz.(Er blickt unwirsch. Zu dieser Zeit hat er imFoyer wohl niemand anzutreffen ge-glaubt.)"Junge Frau?"Exellenz gestatten eine Frage - als Direktorder Sektion für Kultus und Unterricht,sozusagen in höchster Kompetenz:welchen Platz kann eine solche wissen-schaftliche Hochschule, welchen diese IhreUniversität heute in der Gesellschafteinnehmen?"Der Begriff der höheren wissenschaftlichenAnstalten, junges Fräulein, als des Gipfels,in dem alles, was unmittelbar für diemoralische Kultur der Nation geschieht,zusammenkommt, beruht darauf, die

Wissenschaft im tiefsten und weitesten Sinnedes Wortes zu bearbeiten undsie der geistigenund sittlichen Bildung zur Benutzung hin-zugeben."(Ich erinnerte mich, daß Wilhelm von Hum-boldt dafür bekannt war, seine umfassendenPläne in noch umschweifenderen Wort-konstruktionen zu verpacken.)Konkret, Exellenz, bitte. Jedermann, derEuren Namen in der laufenden Diskussionim Munde führt, beschwört oder verfluchtdie "Einheit von Forschung und Lehre".Was verbirgt sich hinter dieser Zauber-formel?""Es ist eine Eigenthümlichkeit der höherenwissenschaftlichen Anstalten, daß sie dieWissenschaft immer als ein noch nichtgelöstes Problem behandeln und daher immerim Forschen bleiben. Das Verhältniszwischen Lehrer und Schüler wird daherdurchaus ein anderes als vorher. Der erstere

8 UnGEFRAGT UflAUFGEFORDERT

ist nicht für die letzteren, beide sind für dieWissenschaft da. Der Lehrer würde, wennsie sich nicht um ihn versammelten, sieaufsuchen, um seinem Ziele näher zukommen, damit die gelingende Tätigkeit deseinen den anderen begeistere!"Sie haben damals, um wissenschaftlichesArbeiten zu ermöglichen, den gesamtenBildungsweg neu strukturiert, das Gym-nasium als Vorraussetzung für die höhereBildung "erfunden", die Akademien inBerlin gefördert. War das sozusagen derVorläufer der "WissenschaftslandschaftBerlin?""Wenn durch die Universitäten vorzüglichfür die Verbreitung wissenschaflßiO'herKenntnisse gesorgt wird, W, m§p!alä,Erweiterung der der WissearchMi $(ött»t sich/

ÜlliT' •illiV' 'hiiivl

von den AkademieW'ünpd'ön wissen-'/schaftlichen Instj,jru'1$ri/W'Öerlin größteVorteile versprashM,'/ ^Die Akademiwl'Universitäten und Hülfs-institute siaj^al^pf drei gleich unabhängigeTeile der^s/änitanstalt....Zur/I8i|dtlng der Nation... Ist nicht aber

ilung gefährlich, wenn mansicu^. wasfeeute daraus gemacht wird? DieAkademieil'haben kaum noch Bedeutungfür da£ Leben an den Universitäten, diesedienen' hauptsächlich der schnelle^Aneignung von Wissen, die Forsch wig'aberwird vernachlässigt. ////////"Mi I'Wie ist wisfytätfiaMichffi/Äffimien IhrerPrägung danfl heri^/itoch hiöglich?"Wenn man wö'^yniversität nur demUnterricht bestitor#t^fert/klärt, tut man ihroffenbar Unrecht. Def#uiej',£teje mündlicheVortrag vor Zuhörern','/iintef/deWi nochimmer eine bedeutendenkeneder Köpfe sein soll,der an diese Art des Lesicherlich ebenso an, als jdes Schriftstellerlebens./,//Wenn ich Euch recfy( .ver^he, ist fürwirklich wissenschaftliche Arbeit einegewisse Offenheit und Bereitschaft derStudenten wie Professoren zur Zu-sammenarbeit nötwendig.Woher kommtdieser ideale Student?"Es ist hauptsächlich P,seine Schulenso/äijjzuordim Falle des GmngeUruversitätph$j#sch,in die Freihe//u/id S<werden kanicht zu Mü;übergehenWissenschiVerehrtersehen sieb viele Studmit"pnfktischenyermöglichen -auch der S

1/1/es Staates,

der Zöglingtritt in die

Eintritt in den Beruf.Glauben Sie nicht, daß viele Studenten dieUniversität besuchen, um mit aka?demischem Abschluß besseBerufsleben zu bekomi"Es kommt auf den echterGeist an.Im Prinz-Heinrichschen P^absonderlichen Verhältnis*gehalten, und die bedeute^Zuhörern auch in PhilosophWissenschaften beweiset, daßauch an Lust zu ernsthafte^gelehrten Studien feljlt. Der,?Universitäten nichtlhandeln, er hat zu soraßn ]

//geistiger Kra^fUh dljnlner

; it- n "i.

: l . f j i ( [

' [umboIdWnivermit ebensoviel

t behandeltn Universitären, wi |Deutschland hat aber zur

tionsehfnominiert«Harvard...!Zeit jede^^niyersität statt ra|)t ihremwisssensch^ftlichen Geist mit dröhnenden

/kämpfen/ Glaubenin di Staat

'Die UniversVl̂ f/(flffi Wissenschaftünterziehtsich einer praktis'cÄehAufgabe füllen Staat,^/der Leitung der Jugenaf/j^er Stap muß sie^aber immer bewußt bleiben, Jaß er\j»cn1eigentlich das wissenscha^iichez/Xief/en11'bewirkt, daß er viemdrrrist, sobald er sicW/ninei

Seine ivf^jestät' zeugen atföpen, daß der preußische Staat

kein anderes Mittel mehr hat, daß kein Staatein edleres Mittel haben kann, sich aus-

ehnen und hervorzutun, als liebevollevon Wissenschaft und Kunst,

isch, da Ansehen beim Auslandrauf ein Staat zuerst zu sehen hat.bs beliebt. Ich weiß aber, Herr

aß Sie zu Ihrer Zeit noch mitnicht ganz unvermögendene-rechnet haben, die ein/allein leisten konnten und

ates auch auf diese Weisen man diesem Idealte, müßte man das

gsniveaii der Gesellschaftken - oder Wissenschaft

nschaft für wenige-

ie WissenscHäMn'werdifen jetztFleiss auf Sammeln und Sichfen von

Tatsachen beschränkt pnd der Anvi'Äwdung

sei

«ekulationickgewiesen.'Zeit der

zwischen Dedasselbe ist

nahe gehalten;ihnen gefährlichberuhtgeschlichund derj

aubte wohl, irhaben. Eine Antwort geh/über 150 Jahren rt^rj^ym abtr' könnte ich""" T —>^^/-'^»"-;Ä'Ugen vergessen, wenn

; seit langer Zeit ver-sprach von "achtem Wissen-

lan«feri zuier,mirnach

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UnAUFGEFORDERT UnGESCHRIEBEN9

sitting and waitingDas weitere Schicksal des Pressearchivs bleibt unklar.

Seine Arbeit eingestellt hatte es bereits zum30.10.1992; damit ging eine 1945 begonneneArbeit zu Ende.Die Sammlung umfaßt ca. 12-15 Mio thematisch feinsortierte Zeitungs-ausschnitte, die auf A4 Blättern aufgeklebt inOrdnern ä 400 Auschnitte abgeheftet sind.Das Augenmerk richtete sich auf innen- ,außen-und wirtschaftspolitische Fragensowieauf kultur- , sozial- und bildungspolitischeProblemkreise der europäischen Staaten,desweiteren auf zeitgeschichtliche, sozial- undwirtschaftspolotische Recherchen und hierjüngst auf spezielle Informationen zu denneuen Bundesländern, einschließlich Berlin.Sammelausgangspunkt wardie Westforschungder SED. Der Schwer-punkt liegt auf der ge-samtdeutschen Pro-blematik und auf West-deutschland. Insgeamthat das Archiv einenUmfangvon3500Regal-metern, das entsprichtetwa einer Fläche von1000 qm. Bis 1990 wur-den ca. 70 verschiedeneZeitungen zur Aus-wertung herangezogen.Hierbei handelt es sichvor allem um deutsch-sprachige Zeitungen aberauch englisch- und fran-zösischsprachige. Beider Auswertung gab eskeine Tabus, jedochbeim Zugang. Der mußte

des Archives ist man unweigerlichbeeindruckt. Das ist jeder und sind vorallem jene, die sich als neue Träger bereitfänden, wenn sie es unterbringen undbezahlen könnten. Es ist das vollständigsteund umfangreichste in Deutschland.Kurz vor Toresschluß der DDR hatte dieHUB das Archiv vom Ministerrat über-antwortet bekommen. Schwierigkeiten derWeiterführung ergaben sich aus mehrerenGesichtspunkten. Zum einen kann sich eineUniversität allein ein Archiv solchenUmfangs nicht leisten, zum anderen hatTheo Waigel für sein FinanzministeriumAnspruch auf das Gebäude erhoben. Dazu

BRD-Innen-Soz.pol.7670

DDR-Innen-Soz.po!.1840

BRD-Außenpol.1600

Thematische Bestandsgliederung des Pressearchivs (in Mappenzahl)

per Voranmeldung bekannt gegeben werden.Der zugelassene Personenkreis beschränktesich im wesentlichen auf elitäre Kreise. Hiersaßen die Berater des Ministerrates der DDRund machten sich ein Bild vom Weltgeschehen.Die Struktur des Archivs ist folgende:Sacharchiv, Institutionen- und Organisationen-Archiv, Firmenarchiv, Biografisches Archiv,letzteres mit Unterteilung in Vita und zuÄußerungen jeder angeführten Person. DieErfassung der Artikel erfolgte nicht aus-schließlich formal deskriptiv, sondernideologisch , jedoch weitaus weniger als dasim SED Parteiarchiv geschah. Allein dieKonzentration der Informationen im Bio-grafischen Archiv, die sich über die Jahreergab, brachte jüngst zwei Herren Daten-schützer leicht aus der Fassung.Bei einer Führung durch die drei Stockwerke

kommt die ursteinzeitliche, uneffizienteArchivierungsmethode im Zeitalter desMikrofiches und des Scanners.Es liegt auf der Hand, daß einigen ein

Archiv einfach nicht in den Kram paßt, dasin der DDR geführt wurde, seinen Standortim Osten Deutschlands beibehalten sollund ohne Hindernisse in allen Spartengebührenfrei zugänglich ist. Es sei hier anParteispendenaffären, Skandale undwetterwendische Äußerungen öffentlicherPersönlichkeiten erinnert. Natürlich bietetdas Archiv Zündstoff, es ermöglicht aberauch eine differenzierte Sicht der DDR,eine Tatsache, die einer pluralistischenGesellschaft selbstverständlich ist.Seit Anfang Dezember letzten Jahres wirdder weitere Verbleib des Archivs an-gestrengt diskutiert.Die Präsidentin der

HUB Dürkop hatte hierzu zu verschiedenenUnterredungen eingeladen. Der Versuch,einen Bund der Pressearchive der BerlinerUniversitäten zu schaffen, scheiterte anBerührungsängsten. Ein weiterer Versuchder Integration im FB Sozialwissenschaftender HUB scheiterte ebenfalls und zwar daran,daß erstens kein Geld vorhanden war undzweitens wäre die dem FB zustehende Zahlan technischem Personal gesprengt worden.Interesse angemeldet haben das LandBrandenburg, konkret durch Prof. Kocka fürdie Uni Brandenburg Potsdam, das DeutscheHistorische Museum, die FU, das Land Berlin,das Bundesarchiv Koblenz und das Bundes-

pressearchiv Bonn. Wardie HUB vorerst bereit,das Archiv noch bis Ende1993 zu tragen, ließKanzler Neumann j üngstverlauten, daß die HUBnur noch bis März 1993als Träger in Fragekommt.Die HUB will eslos werden. Je schnellerdesto besser. Das setztden Wissenschafts-minister von Branden-burg Enderlein in seinerEntscheidungs findungschärfer unter Druck.Wird das Land die nö-tigen Mittel für eineÜbernahme des Archivsaufbringen? Immerhinmüßten dafür extra neue

Gebäude errichtet werden. Über eineMischfinanzierung konnten sich die LänderBerlin und Brandenburg nicht einigen. Dieannehmbarste Lösung für das Archiv wärees, wenn sich ein bundesweiter Träger fändeund der Ort des Archiv vorerst beibehaltenbleiben würde. Ein weniger finanzkräftigerTräger würde sich unter Umständen nur dieRosinen herauspicken und das würde dasArchiv zerstören.

Unterdessen haben die Mitarbeiter desArchivs mit der Auswertung der gesammeltenMaterialien begonnen. So lange keineeineindeutige Entscheidung getroffen wirdbleibt ihnen nur eins: sitting and waiting.

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Deutsche Frage1350

Folgen WKII410

DDR-Außenpol.960

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12 UnAKTUELL UflAUFGEFQRDERT

Ein unverständlicher PersonenkultFink, die fünfunddreißigste und unwiderruflich letzte Folge

Heinrich (Heiner?) Fink hat es wieder einmalgeschafft, das Audimax zu füllen. Wenn erauch nicht dieses Meeting einberufen hatte,so ist er doch der Anlaß dafür gewesen. Esstand unter dem Motto: "Solidarität mit H.Fink". Nach den Stasi-Vorwürfen undbesonders nach dem verlorengegangenenProzeß haben viele Fink und seinen Fall wieeine heiße Kartoffel fallengelassen. Mankönnte sich j a den Mund verbrennen.Deshalbist es auch nicht verwunderlich, daß auf dervon der HDS (Hochschulgruppe derdemokratischen Sozialistinnen) organi-sierten Diskussionsrunde keiner von derHochschulleitung anzutreffen war. Damitschien die HDS gerechnet zu haben, denneinige PersönlichkeitenvonKunstbis Kirche,wie z.B.Rudolf Bahro, Stefan Heym, JürgenHolzapfel (europ. Bürgerforum), KätheReichel, Lutz Seybold (Fink's Rechtsanwalt),Rolf Wischnat, waren geladene Gäste. Mitvon der Partie war auch Babara Thalheim,die aber gleich am Anfang der Veranstaltungvom Podium gegangen war und Stefan Heymist gar nicht erst gekommen. Sollte das einZeichen sein?Es war ein Zeichen. Denn, wie immer, wennIntellektuelle die WAS-WÄRE-WENNBeziehung diskutieren, schwebte über derVersammlung ein seltsames Gefühl derAusweglosigkeit und Resignation. RudolfBahro bemerkte deshalb schon ganz richtig,daß jetzt "keine psychotische Stimmung zumachen" sei. Er sagte, daß derStasi-RufmordFink's "ein bestelltes Ding war" und auch beiHeiner Müller "iss'es jetzt wieder"so. Aberauch ein Bahro konnte nicht über seinenSchatten springen. Es blieb bei der WAS-WÄRE-WENN Beziehung und einer"Bestandsaufnahme" der Gegenwart. Keine

Ideen - keine Auswege. Ausweglos ging esdann auch weiter mit Prof. Jung von derCharite". Er ist "persönlich sehr betroffen"gewesen. Eigentlich wollte er nur eineGrußadresse verlesen (hätte er es doch nurgetan), fand dann aber doch noch Worte desMitleids und besonders des Selbstmitleids.Ein wenig später zog er noch den Vergleichzum Dritten Reich, usw., usf..Andereergingen sich in noch größere Belang-losigkeiten über den Verdienst eines Prof.Heinrich Fink.Es wurde daraufhingewiesen,daß Fink zwei Jahre in einer wichtigen ZeitRektor gewesen wäre (AHA?!), daß er einWIR-Gefühl geschaffen habe, daß er derUNI ein positives Selbstbild gegeben habe,daß er ... Bla, Bla, Bla. Manche könnenwirklich viele Worte vergeuden, um nichtszu sagen. Kein Wort der Kritik, kein Wortdarüber, daß auch Fehler gemacht wordensind und noch viel weniger Worte zumeigentlichen Thema der Veranstaltung. Eineinziges Hin und Her. Eine Diskussion, dieWege aufweist, Ideen hervorbringt, Schuldoder Nichtschuld bewertet - kurz, eineDiskussion um die Stasi und den Stellenwerteines Heinrich Fink darin, ist gar nicht erstaufgekommen. Es drehte sich nur um diePerson Fink und war darauf fixiert. Anfängeeines unverständlichen Personenkults warenan diesem Abend bei einigen zu erkennen.Heinrich unser Rektor. Heinrich kämpft füruns. Man wurde unweigerlich an einenWerbeslogan der BILD-Zeitung erinnert:"BILD kämpft für sie". Bedenklich- sehrbedenklich.

Aber das sollte noch nicht alles gewesensein, denn ein Auftritt von sturen Spartakistenlegte sich wie ein Schatten über dieVersammlung. Nachdem sie das Forum füreine Darstellung ihrer irrelevanten politischenTheorien mißbraucht hatten, konnte man somanchem Anwesenden ansehen, daß er sichwie im "falschem Film" fühlte. Etlichegingen. Ein verlorener Abend? Vielleicht istKäthe Reichel für manche der Grund fcesKommens oder Bleibens gewesen. EinLichtblick am Horizont? Nun ja - mit ihrerlebendigen und bissigen Art, gewürzt miteinem Schuß Sarkasmus, erinnerte siejedenfalls an alte Zeiten.Diskussionsansätzehat auch Käthe Reichel leider nicht gebracht.Man hörte zwar einen gesellschaftskritischenBeitrag und Worte der Unterstützung fürFink, das war's aber auch schon. Nichts mehrzu sagen gehabt, Käthe Reichel?...

Lieber Prof. Fink!Ihr Fehler ist, daß Sie nichts über dieStasiverraten können, sonst sälten Sieam Tegernsee. Wer nichts zumverraten im Koffer hat, kann dieKoffer packem....der ist verraten.

Käthe Reichel

... doch nun von einem Extrem in das andere.Wie ein Hund, der auf der Hunderennbahnblindlings einem Papphasen hinterher rennt,so j agen einige in unseren großen politischenKultur dem Phantom der Stasi nach. BärbelBohley und Reinhard Schult(N.Forum),Wolfgang Templin und Michael War-tenberg(Bdns. 90) sind die Jäger. Just einenTag nach der Diskussionsveranstaltungtauchte an der UNI eine von den Vierenverfaßte Presseerklärung mit der Überschrift"Keine Solidarität mit Heinrich Fink" auf.Sollte es ein Witz sein, als sie schrieben, daßdie "traditionsreiche HUB als Kampfplatzfür verbissene Attackengegen die notwendigeErneuerung" mißbraucht wird. Was heißteigentlich "Kampfplatz", und wer isteigentlich verbissen? Wie kann man nur ineine derartige Kontraposition gelangen, sodaß man nicht einmal mehr miteinanderreden kann. Bei solchen Konstellationenfühlt man sich in den Kindergarten oder inden Bundestag zurückversetzt. DieseStasijagd ist albern und völlig haltlos. DieGerichtsverhandlung konnte nicht mitSicherheit eine IM-Tätigkeit nachweisen.Es ist nach wie vor alles sehr nebulös, aberauf Grund von Anschul-digungen jemandenso wie Fink zu verurteilen, ist übertrieben.Es ist außerdem paradox, so wie W. Templin,der selber vor gut zwanzig Jahren IM bei derStasi war (Berl.Zeit.21.1.93), einenanderen,bei dem nur eine Vermutung von IM-Tätigkeit vorliegt, zu diskreditieren. Wasdenkt sich der Mann eigentlich? Warum warer nicht bei der Diskussion dabei und hat dasWort eingefordert? So wäre man wenigstenszu einervernünftigen Diskussiongekommen.Was das Verfahren angeht, so läuft diejuristische Bewältigung momentan noch.Wenn Verhandlungen dann hoffentlichirgendwann abgeschlossen sind, Schuld oderNichtschuld bewiesen ist, die Presse ihreStories hatte, bleibt für uns immer noch eineFrage über die ein Gauck schon lange nichtmehr nachdenkt: Können wir einemMenschen vergeben, billigen wir ihm Fehlerzu oder bleiben wir bei pauschalerStasiaburteilung?

SUSe

UnAUFGEFORDERT UnDEUTSCH 13

Wie studiert man in......Frankreich?

Paris, Paris!

Dies ist nicht die Siegessaule...

Der U-Bahnzug hat schon seit geraumer Zeitden Tunnel verlassen und rattert überirdischdurch die triste, betongraue Pariser"banlieue", während ich verzweifelt umfranzösische Vokabeln ringend, versuche mireine geeignete Einleitungsrede für mein"rendez-vous" zurechtzulegen. Am Ge-schichtsinstitut der HUB hatte man mir perTelefon geholfen, die Hürde der Ab-wimmelungsversuche (ander ich drei Monatevorher schon einmal, blauäugig in das jährlichwiederkehrende Chaos des "rentree uni-versitaire" plautzend, gestrauchelt war) zuüberspringen. Und so fuhr ich nun einem mitder Sekretärin fest (!) vereinbarten "rendez-vous" mit Prof. Balay vom Mittel-ostdepartement des Institut National desLangues et Civilisations Orientales(INALCO) entgegen. Als ich das ZimmerMonsieur Balays im Universitätszentrum von

Asnieres vor den Toren vonParis betrete, weiß dernichts von einem "rendez-vous" und will eigentlichgerade gehen...Ich stoße innerlich wüsteVerwünschungenRichtungSekretariat aus, da bittetmich der Prof. Platz zunehmen und mein Begehrzu schildern, so eilig wärees mit dem Aufbruch danndoch nicht...Als ich davon später franzö-sischen Freunden erzähle,winken sie ab...freilich dieDrachen der Vorzimmergilt es mit listiger Geduldzu überwinden, steht mandann aber "seinem" Prof.gegenüber, hat der meistein offenes Ohr und istbereit zu helfen.Da die Eigenheiten desfranzösischen Hochschul-wesens sich allerdings nichtin der Gleichgültigkeitabweisender Vorzimmer -Bürokraten (die es ja auchhier geben soll) erschöpfen,soll es angesichts der indieser Zeitung begonnenenDebatte über Sinn, Inhaltund Durchfürbarkeit einer

möglichen Hochschulreform in Deutschland,mit Blick auf etwaige Anknüpfungspunkteoder gar Vorbildlösungen kurz vorgestelltwerden.Der grundlegende Unterschied zum deut-schen System besteht in dem in Frankreichausgeprägten Dualismus von de iure für j edenAbiturienten ohne Zulassungsprüfungzugänglichen Universitäten und sogenannten"Grandes Ecoles", die als "Elitehochschulen"nur über extrem anspruchsvolle Auf-nahmeprüfungen ("concours") erreichtwerden können.An Universitäten werden vornehmlichGeistes - und Naturwissenschaften studiert,während die Grandes Ecoles in erster LinieWirtschafts- und Ingenieurwissenschaftenausbilden. Medizin und Jura kann manausschließlich an Universitäten studieren,Architektur, Veterinärmedizin und Agrar-

wissenschaften hingegen nur an GrandesEcoles.Das universitäre Studium, bei dem in derRegel ein Fach studiert wird, gliedert sich indrei Abschnitte ("cycles"):

Premier cycle (2.Jahre)-etwa unser Grundstudium, nach Ab-schlußprüfung Zulassung zum Hauptstudium-"DEUG"(Diplomed'Etudes UniversitaircsGenerales)

deuxieme cycle (2.Tahre)-nach erstem Jahr (Vorlcsungs- undSeminarteilnahme) Abschlußprüfung mitErwerb dcr"Licence" (de iure akademischerAbschluß)-nachzwei tem Jahr (ein oderzwei Seminare)Anfertigung der Magistcrarbeil) Ver-teidigung /Prüfung zur "Maitrise" (M.A.)-der größere Teil der Lehramtsstudenten/Sek. II bereitet sich im zweiten Jahr auf dennationalen Wettbewerb (concours) zumErwerb des "C.A.P.E.S." (ccrtifical d'aptitudcauprofessoratderenscignementdeseconddegre) vor, den nur soviele Kandidatenbestehen, wie Planstellen zu besetzen sind.

troisieme cycleerstes Jahr:-Lehramtsstudenten mit "C.A.P.E.S" -einjähriges Rcfcrcndariat mit anschließenderPrüfung (Lehrbcrechügung Sek. II)-Lehramtsstudenten mit Maitrise - min-destens einjährige intensive Vorbereitungfür Wettbewerb zum "Profcsseur Agrege"(höchster, privilegierter Grad des Lehrers/Sek. II) mit extrem niedriger Erfolgsquote(um 10%) - bei Erfolg im Anschlußeinjähriges Rcfcrendariatohne abschließendePrüfung-InhaberderMaitrise mit wissenschaftlichem..:Interesse und entprechenden Leistungen -einjähriges Studium zum Erwerb des"D.E.S.S." (Diplome d'Etudes SupcricuresSpecialisees - berufsorientiert) oderdes "D.E.A." (Diplome d'Etudes Ap-profondies - theoretisch orientiert)zweites bis drittes Jahr:-Inhaber des D.E.A. - Doktorarbeit

14 UnDEUTSCH UnAUFGEFORDERT

Anders gegliedert sind Medizin, Pharmazieund die Ingenieurwissenschaften, die erstseit j üngerer Zeit an Universitäten angebotenwerden.Bei der Zulassung zum Medizinstudium gibt

Medizin: 25% überstehen die ersteZwischenprüfung

es keinen NC, allerdings erfolgt am Ende desersten Studienjahres eiene extrem schwierigeZwischenprüfung, bei der wiederum diePlazierung entscheidend ist. Nur die erstenca. 25% dürfen danach das Studiumfortsetzen, das sie nach weiteren siebenJahren mit dem Doktorgrad als Allgemein-mediziner ("Residant") abschließen können.Zur Facharztaus-bildung führt derWeg wieder übereinen Wettbewerb("Concours d'In-ternat"). Der Zu-gang zum in-genieurwissens-chaftlichen Stu-dium ist auch an derUniversität limi-tiert, aber aus-nahmsweise nichtüber einen con-cours, sonderndurch Prüfung derB e w e r b u n g s -unterlagen mit ent-sprechenden Zeug-nissen und Beur-teilungen ("dos-sier"). Es wird nachfünf Jahren mitdem " Diplomed'Ingenieur" ab-geschlossen; ein postgraduales Studium(troiseme cycle) führt zum "Diplome deDocteur - Ingenieur" (D.D.I.).Mit dem Hochschulgesetz von 1984 unterFederführung des sozialistischen Er-ziehungsministers Alain Savary ("loi Savary")sollten die Tore der Universitäten noch weitergeöffnet werden. Ziel war eine Steigerungder Zahl der Universitätsstudenten um 350000 innerhalb von fünf Jahren. Daher istunterschiedslos allen Abiturienten de iureder Zugang zum ersten Studienabschnitt ohnevorheriges Auswahlverfahren möglich.Relativiert wird diese großzügige Regelungallerdings durch dasselbe Gesetz. Es türmtnämlich die beim Studienbeginn weg-fallenden Zulassungshürden beim Übergangzum zweiten Studienabschnitt umso höherwiederauf. Die Zulassung zum Hauptstudiumkann ausdrücklich von der Auf-nahmekapazität der Hochschulen und einem

so diffusen Faktor wie den"voraussichtlichenBeschäftigungsmöglickkeiten" abhängiggemacht werden. Hinzu kommt die starkeZersplitterung der französischen Abiturtypen(bezeichnet mit den Buchstaben A - H,teilweise noch mit Unterarten), die ent-sprechend ihrer zeitigen Spezialisierung dierealen Studienwahlmöglichkeiten deutlicheinschränkt. Besteht der Inhaber einesgeisteswissenschaftlichen Abiturs durchausdarauf Mathematikstudieren zu wollen, mußer sich doch einer Art Aufnahmeprüfungunterziehen. Das Universitätsstudium istbesonders bis zum dritten Studienjahr sehrviel mehr auf Wissenserwerb, als denn aufdie Anleitung zum wissenschaftlichenArbeiten ausgerichtet. Kerstin, eine

...und dies kein Klo, sondern Paris I

Romanistikstudentin aus Marburg im fünftenSemester, die ich an der Universität Paris IIItraf, fühlt sich in den Seminaren ("travauxdiriges") eher an Schulstunden erinnert. Siemuß aber sehr schwere Klausuren undPrüfungen absolvieren, während fürschriftliche Hausarbeiten im drittenStudienjahrnoch keinerlei wissenschaftlicherApparat verlangt wird.Als wir in dem für einen solchen Ans^rmnicht dimensionierten "restaurant uni-versitaire" (Mensa) Schlange stehen, wirdmir klar, daß der Savary - Aufstockungsplangegriffen haben muß. Dieser Eindruckverstärkt sich noch in der Sorbonne, wo ichmir einen Weg durch Studenten bahnen muß,die bei geöffneter Seminarraumtür auf demGang sitzend den Ausführungen zu folgenversuchen.Ähnlich wie in (West-) Deutschland sind dieStudentenzahlen schließlich schneller

gewachsen als die Zahl der Studienplätzemit allen auch bei uns bekannten negativenKonsequenzen. Es ist aber eine Frankreich -spezifische Institution, die gerade auch, weilsie all diese Probleme nicht hat, nochvertiefend auf die mißliche Lage derUniversitäten wirkt - die Institution derGrandes Ecoles.

An diesen Einrichtungen wird unter idealenräumlichen und materiellen Bedingungen,in kleinen Gruppen unter Anleitung der bestenLehrkräfte und erfahrener, hochrangigerPraxisvertreter der französische Führ-ungsnachwuchs, die künftige Elite her-angebildet.Die meisten Grandes Ecoles sind In-

genieurhochschulen, wiedie traditionsreiche "E-cole Poly technique" oderdie "Ecole des Mines",sowie wirtschaftswis-senschaftliche Hoch-schulen, wie die "Ecoledes Hautes Etudes Com-merciales". Dazu kom-men die ursprünglich zurAusbildung höhererLehrer (Vorbereitung aufden concours zum er-wähnten "ProfesseurAgrege) geschaffenenEcoles Normales Su-perieures (ENS), die IEP(Institut d'Etudes enSciences Politiques) unddie Verwaltungs-hochschulen. Derenwichtigste, Frankreichsbedeutenste GrandeEcole überhaupt, ist die

' ENA (Ecole Nationaled'Administration). Aus der ENA rekrutierensich nahezu alle der höchsten Ver-waltungsbeamten und politische Amts-inhaber und zwar über alle Parteigrenzenhinweg (man bezeichnet daher Frankreichmanchmal scherzhaft als eine "ENArchie").Der Weg auf diese "Elitehochschulen", derenbloße Absolvierung einer Garantie auf einenArbeitsplatz, ja auf eine Auswahl ausverschiedenen Stellenangeboten gleich-

Absolventenhandel

kommt, erfordert die Meisterung äußerstenLeistungsdruckes. Nur die allerbestenAbiturienten eines Jahrganges (hierbei sinddie Absolventen traditionsreicher Elite-gymnasien wie "Henri IV" oder "CharlesMagne" natürlich bevorteilt) werdenzu einer

UflAUFGEFORDERT UnDEUTSCH 15

staatlichen oder privaten "Classe Pre-paratoire" zugelassen. In diesen Klassenarbeitensiezwei Jahre höchst intensiv (mankannauch sagen: sie büffeln) ausschließlichauf ein Ziel hin: den concours zur Aufnahmean die gewünschte Grande Ecole, mit einerentsprechend guten Plazierung zu bestehen.Um ihre Chance zu erhöhen, nehmenmanche gleich an mehreren concours teil,was den Lern- und Prüfungsdruck nahezuins unermeßliche steigert. Hat man dieseHürde übersprungen, erweist sich daseigentliche Studium als "gar nicht mehr sowild", zumal die Bedingungen optimal sind.Viel wichtiger - man ist "drin". Das bedeutetauch, über das Netz der "Ehemaligen" (jedeGrande Ecole hat ihre Gesellschaft der"Ehemaligen", die an ihrer derzeitigenwirtschaftlichen oder staatlichen Spitzen-position "ihrer" Grande Ecole die Treuehalten) schon frühzeitig exzellenteVerbindungen zum Arbeitsmarkt zubesitzen.An einer dieser "Kaderschmieden", derENS im Pariser Vorort Fontenay - aux -Roses komme ich mit dem französischenGermanistikstudenten Max ins Gespräch.Er sieht mit der Erfahrung eines mehr-jährigen Studienaufenthaltes in Würzburg"seine" Grande Ecole mit kritischeremAugen als die meisten seiner jüngerenMitstudenten. Auch Max weist, indem ervon der Freizügigkeit der deutschenUniversität schwärmt, auf den schul-ähnlichen Charakter der Ausbildung undeine gewisse Unselbständigkeit hin, gibtaber unumwunden zu, jetzt auch nicht aufdie Karrierevorteile nach Abschluß derrenommierten Hochschule verzichten zuwollen. Schließlich sollen die zwei Jahrenicht umsonst sein, die er für den concours"geochst" hat.Daß er als ENS Absolvent auch noch sechsJahre nach dem Studium, während dessendie Studenten als Beamtenanwärter bezahltwerden, verpflichtet ist, im Staatsdienst zu

bleiben, stellt kein Problem für Max dar. Zumeinen gibt es auch dort interessante Positionen,andererseits sind an Absolventen interessierteFirmen gern bereit, diese regelrecht vom Staat"freizukaufen".

In dem beschriebenen Dualismus stehen dieUniversitäten immer schlechter da.Währenddie Grandes Ecoles wenige, ausgezeichneteleistungswillige Abiturienten ausbilden, habendie Universitäten die Heerscharen des "Rests"zu bewältigen. Wegen des schlechten Prestigesder Universität, zieht es die wenigenwissenschaftlich interessierten Grande Ecole- Absolventen (die Mehrzahl strebt ohnehin

Die Last der Tradition

nach einem schnellen Berufseintritt auflukrative Posten in Verwaltung und Wirtschaft)an die außeruniversitären Forschungs-einrichtungen. So fehlen sie als wis-senschaftlicher Nachwuchs an den Uni-versitäten. In den letzten Jahren hat mandeshalb einiges unternommen, um dieUniversitäten aufzuwerten, vor allem durchdie Verbesserung der finanziellen Ausstattungund Maßnahmen zur Förderung postgradualerStudien. Ich selbst war erstaunt über diehervorragende Bibliothek des BereichesIranistik an der Universität Paris III.Es bleibt aber zu konstatieren, daß dieseSchritte ebensowenig die unter Last derTradition ächzende duale Grundstruktur desfranzösischen Hochschulwesens zu verändernmögen, wie m. E. diese Struktur eineranstehenden Hochschulreform in der Bun-desrepublik zum Vorbilde dienen könnte.

(nicht nur) für unauf an der Seinerecherchierte -ol

Trans-European MobilityScheme for University Studies -

TEMPUSTEMPUS ("Trans-European MobilityScheme for University Studies") existiertals europaweites Mobilitätsprogramm fürStudenten seit Mai 1990. TEMPUS ist Teildes Hilfsprogrammes der EG für dieWirtschaftsreform der Länder Mittel- undOsteuropas (PHARE-Programm) und soll

besonders auf die dort bestehenden besonderenVerhältnisse im Hochschul- und Aus-bildungsbereich eingehen. Andere Hoch-schulprogramme sind COMETT, ERASMUSund LINGUA, wobei diese hinsichtlich derZielstellungen variieren.Mit TEMPUS soll die Entwicklung und

Erneuerung des Hochschulwesens in denLändern Ost- und Mitteleuropas sowie dieZusammenarbeit und Mobilität mit ihnengefördert werden. Förderungsberechtigt sindHochschulen und Unternehmen aus Bul-garien, Tschechoslowakei, Albanien, Estland,Ungarn, Lettland, Litauen, Polen, Rumänienund Slowenien. Neben den EG-mit-gliedsstaaten können auch Länder der sog."G-24"-Gruppe teilnehmen (7 EFTA-Länder:Finnland , Island, Liechenstein,Norwegen, Österreich, Schweden, Schweiz,Türkei + Australien, Japan, Kanada,Neuseeland, USA). Unterstützt werdenProjekte in Europa, wobei sich diese aufFachgebiete konzentrieren sollen, die für dieförderungsberechtigten Länder im Hinblickauf den wirtschaftlichen und sozialenReformprozeß und den Übergang zurMarktwirtschaft von besonderer Bedeutungsind. Diese Aktivitäten beziehen sich v.a. aufden Aubau von Lehrkapazitäten undFörderung von Studiengängen an Hoch-schulen, kurze Intensivlehrgänge und Ausbauvon Lehreinrichtungen.Durchgeführt werden diese Maßnahmen imRahmen Gemeinsamer Europäischer Projekte(GEP), wobei ein GEP die Teilnahme einerHochschule aus einem förderungsbe-rechtigten Land und zweier Hochschulenoder Organisationen aus verschiedenen EG-Ländern erfordert. Wichtig für die Stu-dentenmobilität ist: Stipendien gibt es nur fürStudenten, die sich vor einem erstenakademischen Abschluß stehen und sichmindestens im 3.Fachsemesterbefinden. AlsBewerber sind auch Doktoranden zugelasen,aber vorrangig werden Studenten behandelt,denen die Studien- oder Praktikumszeit imAusland auf den heimatlichen Studiengangangerechnet werden kann.Die Höhe der Zuschüsse beläuft sich für einJahr im Ausland auf max. 5.000 ECU fürStudenten aus EG-Ländern und auf 6.000ECU für Studenten aus förderungsbe-rechtigten Ländern. Die Höhe der Unter-stützung richtet sich der Länge desAufenthaltes und der Art des durchgeführtenProgrammes. Die Antragsfrist für GEP fürdas akademische Jahr 1993/94 (ab01.09.1993) endet am 31.01.93.

Petra

Infos bei: EC TEMPUS OfficeRueMöBtoyer,14

TedbFax.: (32)2-504.07.00

16 UnTHEATRALISCH Un AUFGEFORDERT

Shakespeare's "Pericles" amBerliner Ensemble

Nicht nur in Theaterkreisen ist es wohl fastschon eine Binsenweisheit, daß sich der guteRuf eines Hauses mitunter länger hält, als ersich letztlich abend für abend auf den Bret-tern, die die Welt bedeuten sollen, unterBeweis stellt. Gleichwohl war das "BerlinerEnsemble" am Ende drauf und dran, selbstden noch zu verspielen.Neben der noch nicht vergessenen " Verstaat-lichung" der Brechtkunst und offenerBegünstigung gewisser Ensemblemitglieder,aus deren Feder Republiks-Geburtstags-ständchen wie "DAS IST DIE WELT, INDER ICH GLÜCKLICH BIN" stammen;mögen nach der "Wende" die unsichere fi-nanzielle Zukunft der Staatsbühne und vageSpekulationen über einen vermeintlichenkräftigen Krach unter den neuen Intendan-ten dazu beigetragen haben. Um so gespann-ter durfte man sein, was sich denn die fünfklugen Theaterköpfe Marquardt, Müller(Deckname "Heiner"), Palitzsch, Zadek undLanghoff haben einfallen lassen, um dasangeschlagene Image der BE'ler wieder et-was aufzubessern...

Die schließlich auf Shakespeares selten ge-spieltes Stück "Pericles, Prinz von Tyrus"gefallene Wahl wirkt insofern eher beliebig,als ausgesprochen ausgesucht. Es handelt imGrunde von der Lebens- und

Liebesuntüchtigkeit des wackeren RittersPericles (Hermann Beyer, u.a. "Treffen inTravers") in einer (unserer!) völlig de-molierten Welt:Der Held des Stückes begehrt eine schöneKönigstochter, die aber seit dem Tod derMutter im Inzest mit ihrem Vater lebt. AusAbscheu und Angst entzieht er sich demhöfischen Leben und wird Seefahrer. Stür-mische See treibt ihn in die Arme einerfarbigen Prinzessin, und zwar so heftig, daßdie gleich schwanger davon wird. Doch dasGlück ist nicht von Dauer. Pericles' Frauverstirbt im Kindbett und das Neugeborenemußauf Nimmerwiedersehen in fremde Pfle-ge gegeben werden. Selbst als die Götterzum Schluß noch alles ins rechte Lot bringen(die Frau war gar nicht richtig tot, das Kindtaucht als Herangewachsene unbeschadetwieder auf und die Inzüchtigen werden vomSchlag getroffen), bleibt das "GlücklicheEnde" aus. Der Prinz von Tyrus flieht vorweiteren blinden Schicksalsschlägen fürimmer in den Wahnsinn...Was Peter Palitzsch (Regie) aus dieser mär-chenhaften Vorlage Shakespeares, dessenUrheberschaft im Übrigen umstritten ist,macht, ist eine schillernde"BILD"geschichte, deren BUNTE SeitenVolker Spengler (leider plus Souffleuse!!!)

genial umblättert. Kostüm, Maske und Büh-ne (K. Kneidl) geben sich fast zu großeMühe, die wohl zu recht unterstellte Schaulustdes im allgemeinen fernsehverwöhnten Zu-schauers voll und ganz zu befriedigen. Auf-und Abgänge, ja zuweilen sogar (unge-lenkige) Abseilungen aus allen vier Him-melsrichtungen bespielen den eigens fürdie-se Inszenierung elisabethanisch umgebau-ten gesamten Zuschauerraum. Dazu vielMusik und Gesang ala Greenaway aus dervollen Kehle der Petra Cammin/KatharinaFeiice, die internen Quellen zufolge dasZeug zu einer zweiten Callas haben soll,entführen uns endgültig in eine durch unddurch künstliche Welt, die zu keinem Zeit-punkt mehr zu sein vorgibt, als sie eben ist:nämlich THEATER, das Zuschauern wieDarstellern gleichermaßen sichtlich Spaßmacht.

Martin Firtzlaf

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UnBEWEGT 17

Unterlassene HilfeleistungAktionstag ohne Aktionen

Sicher, UnAuf hat Frau Dürkop an ihr Ver-sprechen erinnert, einen Aktionstag gegenAusländerfeindlichkeit nicht an Ver-ständigungsschwierigkeiten mit TU und FUscheitern zu lassen. Sicher, es war schwer zuverstehen, daß diese Universität schweigendüberging, was in der Welt 'draußen' ge-schieht. Aber mußte die verspätete Reaktionauf die Ereignisse in Deutschland deshalbeine so peinliche Veranstaltung werden?"Der Stau - Es geht los" - ein Film, der mehrdurch Boykottankündigungen und Bomben-drohungen in die Schlagzeilen geriet, alsdurch seinen Inhalt - sollte Auftakt sein undzur Diskussion Ans toß geben. So lockte nichteinmal der Hauch Skandal, der diesen Filmumgab, die Zuschauer - wo die allzu schlich-ten Aktionstagsplakate bei der Informationauch schon versagt hatten. Die anschließen-de Podiumsdiskussion wurde mit der Bemer-kung eingeleitet, man wolle nicht haupt-sächlich über den Film reden, womit derkontroverse Gepsrächsanlaß geschickt ab-gewürgt wurde. Nun verlor man sich imAus tausch von eigenen Befindlichkeiten undin der Forderung nach Freundlichkeit. An-

sätze, Ursachendes menschenverachtendenHasses und Handlungsstrategien für dieZukunft zu suchen, verebbten schnell imunterbesetzten Senatssaal. Dabei saßenSchriftsteller, Wissenschaftler, Regisseureim Podium, intelligente, krisenbewußte Leu-te und sie trafen sich in einer Universität ...Der zweite "Aktionstag" sollte Fremdesbekannt werden lassen, an die Opfer deut-scher Mordbrennerei erinnern und mit ei-nem musikalischen Miteinander enden.Endlich durfte im Foyer wieder la-teinamerikanische Folklore verkauft wer-den, nachdem der Verkauf peruanischenSchmucks vor ca. einem dreiviertel Jahrnoch wegen kommerziellen Mißbrauchs desFoyers verboten wurde. Ein afrikanischerAutor wurde in einem "hochgeistigen"Fachvortrag vorgestellt, der sogar die 20am Thema Interessierten so verschreckte,daß nach 15 Minuten schon ein Viertel derUnverzagten aufgaben. Es fiel nicht sehrauf im sowieso leer wirkenden Senatssaal.Der "krönende" Abschluß und Höhepunktder Aktivitäten war der Auftritt von Ange-lika Weitz und Freunden, niemand wollte

den Eindruck der vergangenen zwei Tagezerstören, so wagten sich nur 10 verirrte Fanszum Konzert.Unteranspruchsvollem Titel organisierte man(wer eigentlich?) einen blamablen Reinfall.

Ein tolerantes Miteinander - es müßte ohneDiskussion praktiziert und nicht in Alibi-veranstaltungen zur Beruhigung des eigenenGewissens demonstriert werden. Es ist not-wendig, Solidarität mit jedem Mitmenschenzu üben, um so mehr, wenn er bedroht ist. Undsicher muß man in diesem Sinne Zeichen inderÖffentlichkeit setzen, aberbcsonders pein-lich ist es, wenn das Zeichen leblos bleibt undmehr Desinteresse als Engagement dokumen-tiert.Es ist notwendig andere Kulturen kennenzu-lernen, damit sie uns nicht fremd bleiben, aberes ist mindestens genauso wichtig, unsereeigene Kultur zu kurieren, denn es machensich in ihr verhängnisvolle Störungen imWahrnehmungs- und Reaktionsvermögenbemerkbar. Wir müssen endlich daran gehen,die Heilmittel zu suchen. Wo anders aber solldas geschehen, als an einer Universität. Nir-

gends sonst sind so viele (angeb-lich?) denkende Menschen aneinem Ort. Wo also bleiben Ide-en, Zukunftsvisionen, Konzep-te? Warum wird der hier ver-sammelte Geist nicht aktiv? Exi-stieren Projekte bei den Soziolo-gen, die den Rechtsradikalismus,seine Ursachen, seine Verbrei-tung analysieren? Gibt esJurastudenten, die das Staats-recht hinterfragen und vielleichtnotwendige Aktualisierungenanmahnen? Oder Psychologenoder Ethnologen oder Histori-ker..?Unterlassene Hilfeleistung iststrafbar, aber wer kann uns schonverklagen, wenn es zu spät ist.Na gut, ziehen wir uns in dieNischen unserer Wissenschaftzurück - damit konnte man sichnoch immer entschuldigen. DasAnstößige daran ist, das es viel-leicht-nein,sicher/ioc/jnichtzuspät ist.

18 UnBEKANNT UflAUFGEFORDERT

Orchideenfächer:Sudanarchäologie

ÄGYPTEN

Anlba.Abu Simbei

Buhen

$8171110

Kein anderes Studienfach paßt so in dieseRubrik wie das der Sudanarchäologie. DasInstitut für Sudanarchäologie und Ägyp-tologie des FB Asien- und Afrikawis-senschaften bietet die Sudanarchäologie imMagisterstudiengang im Haupt- undNebenfach an. Gegenstand der Forschungenist der antike Sudan in enger Verbindung mitdem Alten Ägypten, der Sprache dieser Epo-che, der Ur- und Frühgeschichte und derchristlichen Orientarchäologie.Weltweit sucht die Schwerpunktverteilungdes Institutes sei-nesgleichen. Spe-zialgebiet ist dieMeroitistik. Me-roe war die antikeHaupstadtdes Rei-ches Kusch, dasvon800v.Chr.bis400 n. Chr. exi-stierte und die ge-samte Regionnachhaltig beein-flußte. 1958 star-tete das damaligeInstitut für Ägyp-tologie die Bu-tana-Expedition.Butana ist die Re-gion im Sudanzwischen Nu-bischer Wüste undKordofan im Süd-westen, da, woBlauer und Wei-ßer Nil zusam-menfließen undca. 600km weiternördlich der Ad-bara in den Nilmündet. Von 1960bis 68 unternimmtdas Institut einen Survey* von den Tempel-anlagen in Musawwarat as-Sufra nordöstlichvon Khartoum in der Nähe von Schendi, demehemaligen Meroe. Zu dieser Zeit erfuhr dieSudanarchäologie einen Auftrieb durch denweltweiten Rettungsaufruf der UNESCO.Ziel dieses Aufrufes war es, die durch dieErrichtung des Nilstaudammes bei Asswan/Südägypten bedrohten nubischen Kunst-schätze für die Weltkutlur zu erhalten.Die studentische Ausbildung beinhaltet dasGeschichtsstudium des Sudan von der Ur-

N

und Frühgeschichte bis zum 7.Jh.n.Chr.,Kunst und Kultur, die Sprachstufen undSchriftformen (Mittel- und Neuägyptisch,Demotisch, Koptisch, Meroitisch undAltnubisch) der Region, insbesondereNubiens, anhand materieller Hinter-lassenschaften. Die Sudanarchäologie ist einkulturhistorisches Fach. Weitere Inhalte derAusbildung sind Archäologie, Topographieund Forschungsgeschichte. In höheren Se-mestern ist die Beschäftigung mit der Mate-rie vor Ort vorgesehen. Seit 1992 ist das

Institut an einemAusgrabungsprojektin Meroe beteiligt.Es handelt sich umein Gemeinschafts-unternehmen desRoemer-PelizaeusMuseums Hildes-heim, der Universi-tät Khartoum undder HUB. Als Spon-sor zeichnet dieVW-Stiftung. EinSchwerpunkt derAusgrabungen istdie archäometal-lische Untersu-chung der Region.Bei der Auswertungvon Informationenbedient man sichauch hier der Da-tenbankanwendungund der computer-gestützten Statistik.Also Informatik-kenntnisse sind ge-fragt. Ungleichmehrjedochsind fürdas QuellenstudiumEnglisch- und Fran-

zösischkenntnisse nötig, Kenntnisse ingVlt-griechisch und Latein sind von Vorteil.Zur Zeit beläuft sich die Zahl der einge-schriebenen Studierenden auf zwei im Haupt-fach und 13 im Nebenfach. Die mit einerProfessur und zwei Assistentenstellen verse-hene Studienrichtung ermöglicht eine vor-treffliche Betreuung der Studierenden. Alsgünstige Fachkombinationen bieten sich an:Ägyptologie, Ur- und Frühgeschichte, klas-sische Archäologie, Afrikanistik, antikeVorderasienstudien. Im Gegensatz zur

BUTANA

Ägyptologie mangelt es an ausgebildetenWissenschaftlern. Die Arbeitsmöglichkeitenähneln einander, sie sind in Museen, anUniversitäten oder bei Ausgrabungen vorOrt zu finden.Das Institut ist Herausgeber der wis-senschaftlichen Reihe "meroitica". BeimAkademieverlag verlegt, ist sie internatio-nal viel beachtet. Tradition und Einmaligkeitdes Institutes schützen nicht vor den gegen-wärtigen Umstrukturierungsmaßnahmen derLHSK(Landeshochschul-Strukturkom-mission) und SBK(Struktur- und Ber-ufungskommission). Beide warten mit un-terschiedlichen Vorschlägen auf. Erstereschlägt einen Transfer an die FU vor. Letz-tere könnte sich eine Professur am Afrika-wissenschaftlichen Institut der HUB vor-stellen. Für keine der beiden Varianten kannsich das Institut erwärmen. Seine Mitarbei-ter wollen, daß die gegenwärtige Strukturerhalten bleibt. Die Entwicklung bleibt ab-zuwarten, soest

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Skulpturen in der Äthiopischen Kammerdes Tempels Philae bei Asswan

UflAUFCEFOROERT ReAKTIONEN 19

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Liebesgrüße aus Riga

"Hierschreibt Ihnen eine russische Gruppe aus lettischenUniversität, unsere Universität befindet sich in derHauptstadt Lettlands - Riga. Wir sind 10 Mädchen, 18-19 Jahre alt. Wir studiere in der zweiten Kursus, unsereHauptfächer sind Deutsch und Deutsche Literatur. Wirinteressieren uns für Deutschland und deutsches Volk.Wir möchten deutsche Sprache, deutsche Traditionennäher kennenlernen. Bei uns leider gibts keine solcheMöglichkeit, weil wir keine Kontakte mit echtenDeutschen haben. Wir möchten so gerne guteFreundschaft mit deutschen Studenten verknüpfen. Wirbitten um ihre Hilfe. Wir warten auf die Briefe, alleBriefe werden beantwortet. Wenn es klappt, könnten wireine Gruppe deer deutschen Studenten zum Winterferieneinladen, und alle Ausgaben in Lettland bezahlen. DieStudenten werden in unseren Familien wohnen, undschöne Kulturprogramm haben.Hier ist die Adresse , mit der man in Verbindung tretenkann:

DILAKTORSKA LUDMILASARKANDAUGAVAS 26/4, dz. 244RIGA LV -1005Latvija-Lettland"

Wir haben diesen Brief wörtlich übernommen...

"Ausgang" - Mäusefang???Wie ein Treffpunkt im Fluchtweg zurSackgassegerät!

Am 10.12.1992 eröffneten mehrere Stu-denten,überwiegend Vertreter des FachbereichesSozialwissenschaften, das Info-Cafe "Ausgang" in derdritten Etage des Hauptgebäudes.Bereits am selben Tag kam es zu Auseinandersetzungenmit der Leitung der HUB. Der Grund dafür war dasHandeln der Studenten aus eigener Initiative. Der Raumwurde entrümpelt und inoffiziell in Beschlag genommen,jedoch erst nachdem sich der Fachbereichs-Studentenratder Sozialwissenschaften zwei Jahre vergebens umRäumlichkeiten bemüht hatte.Man drohte den Studenten, den Raum zu schließen, fallser nicht umgehend geräumt werden würde. DieseDrohung wurde bis heute nicht in die Tat umgesetzt.Trotzdem müssen die Studis jeden Tag mit der Schließungrechnen. Die Argumente, die bezüglich der Schließungvorgebracht wurden, erscheinen den Organisatorenkeineswegs realistisch. Der "angeeignete" Raum istangeblich als Fluchtweg des Audi-Max gedacht, wäreauf Grund des Gerumpels aber niemals als solchernutzbar gewesen."Jetzt", so ein Student, "ist der Raum nach derEntrümpelungsaktion besser begehbar als vorher."Zudem kritisierte man die Art der Renovierung,insbesondere wandte man sich strikt gegen politischeSymbole, wie beispielsweise dem aufgesprühten"Anarchisten-A". Die Studenten fordern hingegen, daß"es Räumlichkeiten für unabhängige politischeAuseinandersetzung an jeder Uni geben muß."Daß diesbezüglich Nachfrage besteht, zeigt der hoheZulauf. Das Info-Cate ist trotz geringer "Werbung"recht gut besucht. Aber noch immer ist es ungewiß, obder "Ausgang" bestehen bleibt oder nicht. Der Bauleiterder HUB versucht momentan einen neuen Raum zubeschaffen. Dieser läge jedoch auf keinen Fall im HG.Dort leidet die Genossenschaft der HUB nämlich unterakuten Raummangel. Die extremen Beschwerdenverhindern das Verdauen des Gerumpels, ermöglichenhingegen die Entsorgung studentischer Treffpunkte.Falls die Studenten mit dem Bauleiter übereinkommen,wird das Info-Cate wahrscheinlich in den Keller der

Kaserne, dem zukünftigen Fachbereich der So-zialwissenschaften, verlegt.Das Cafe sollen allen Studenten ein Treffpunkt sein undeine Anlaufstelle für unabhängige Gruppen, fürfreilaufende Seminare, Konzerte und ähnliches.Es wäre eine Schande, wenn diese Idee, die endlicheinigeStudenten zu realisieren vermochten, zerschlagenwerden würde.Gegen Betonwände zu rennen ist schmerzhaft, aberGummiwände machen todmüde.

P.S.: Das Info-Cafe ist täglich von 11 -17 Uhr geöffnet,Raum 3117.Wer Fragen hat oder sich engagieren möchte, kann dorteinfach mal vorbeischaun.

ALEX

10. Mai 1993 - 60. Jahrestag derBücherverbrennung

Die Bücherverbrennung in Berlin war eine von derreaktionären Studentenschaft in Eigenregie durch-geführte Aktion und war der Auftakt für die Vernichtungder kritischen Intelligenz an den deutschen Hochschulen.Aus diesem Anlaß wollen wir, eine Gruppe vonStudierenden an HUB, TU und FU am lO.Mai eineDemonstration auf der historischen Route vomgeplünderten ehemaligen Magnus-Hirschfeld-Institut inder Oranienburger Str. zum Opern platz machen. Ob esam gleichen Tag und am Wochenende davor einProgramm mit kulturellen und politischen Ver-anstaltungen geben wird, hängt vom Interesse andererGruppen und Studentinnen ab.Wir laden deshalb zu einem ersten Vorbereitungstreffen

Datum: Dienstag, 09.02.1993, 19 UhrOrt: AStA-Villa der TU, Marchstr. 6, U-Bahn, Ernst-Reuter-PLatzAStA-Etage, großer Saal

Wir freuen uns auf Euer zahlreiches Erscheinen,Vorbereitungsgruppe 10.Mai

Wir sind wieder da!«Fahrtberichr der Aktion SoforthilfeBalkan e.V ./Berlin

Bevor wir vorerst von der Bildfläche verschwinden,möchten wir von der Aktion Soforthilfe Balkan e.V. inBerlin noch all denen eine Rückmeldung geben, die unsunterstützt oder unsere Arbeit verfolgt haben.Kurz zur Erinnerung: Unsere Aktion setzt sich zusammenaus Studenten der Berliner Universitäten, die sich imOktober'92 entschlossen haben, einen Transport mitHilfsgütern für Kriegsopfer im ehemaligen Jugoslavienzu organisieren. Unterstützt von Berliner Schu-len,Kirchengemeinden, Ärzten und Apotheken, Firmen,dem AStA der FU und dem SfuRa der HU, konnten wirinnerhalb von zwei Monaten rund 20 Tonnen Hilfsgüter(Kleidung, Medikamente, Lebensmittel,...)sammeln. Am11. Dezember brachen wir mit zwei LKW und einemVW-Bus nach Kroatien auf. Ziel war die ostslawonischeStadt Osijek, die bis Mai letzten Jahres Kriegsschauplatzwar und in der sich heute über SO 000 Flüchtlinge undVertriebene aus aus umkämpften oder besetzten Gebietenaufhalten.

Abgesehen von einigen technischen und bürokratischenHindernissen (u.a. ein liegengebliebener Laster und derösterreichische Zoll!) erreichten wir unser Ziel

unversehrt. Die Strecke führte teilweise durch von UN-Truppen kontrolliertes Gebiet, das kaum bewohnt warund in dem die Spuren der Kämpfe noch überall deutlichsichtbar waren ( gesprengte Häuser, Einschußlöcher,...)In Osijek wurden wir im Zentrum für Frieden,Gewaltfreiheit und Menschenrechte empfangen und überdie Situation vor Ort informiert. Unser erster Kontaktwar das Krankenhaus in Osijek, das unsere Medikamenteund Verbandsmaterialien erhielt. Die LebensmittelLieferten wir in Flüchtlingslager Gasnici (ca. 40kmsüdwestlich von Osdijek) ab, wo etwa 1.700 bosnischeFlüchtlinge (zu 85% Moslems) untergebracht sind. DieKleidungf gaben wir, da das Flüchtlingslager zu der Zeitkeinen Bedarf an Kleidung hatte, den nach Osijekgeflohenen Bewohnern des DorfesLaslovo. Alles inallem können wiralsoauf eineerfolgreicheSammel-undLieferungsaktion zurückblicken.Trotzdem wollen wir -für alle, die eventuell weiter in der humanitären Hilfedurch Spenden oder Transport aktiv sein wollen - einigeProbleme kurz ansprechen, die sich uns gestellt haben.Zuerst wäre zu nennen, daß insbesondere beiMedikamenten möglichst nach Bedarfsliste gesammelt,gespendet und geliefert werden sollte. Solche Listenstellen sicher, daß dringend benötigte Medikamenteankommen. Ärzte in Kroatien haben uns von ihrenProblemen - z.B. mit unpassenden Infusionsschläuchen- berichtet. Bedarfslisten helfen, solche "Pannen" zuvermeiden.Sehr hilfreich sind auch möglichstla'ngerf ristige Kontakte mit Leuten, die die Situation vorOrt kennen und die Verteilung mitkoordinieren können,denn: Der Schein trügt. Den Leuten geht es schlechter alsman auf den ersten Blick annimmt. Einige Tage odervielleicht auch nur Stunden reichen nicht aus, um sichein auch nur einigermaßen zutreffendes Bild der Lage inKroatien machen zu können. Kennt man die Lage abernicht, dann läuft man Gefahr, sich mit seinen Hilfsgüternzum verlängerten Arm von Parteien und Politikern zumachen, die - gelindegesagt -an der schlimmen Situationnicht ganz unschuldig sind. Die politische Landschaftdort ist einigermaßen verwirrend undals Außenstehenderkann man leicht manipuliert werden. Diese Punkte nurals Denkanstöße und leise Warnungen. Wir wolltenunpolitisch helfen und haben das unserem Gefühl nachauch getan.Schönen Dank an alle, die uns das ermöglichthaben!

Die Organisatoren

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Antirassistischer Aktionstag bei den Uni-Chefs(Prof.Dürkop - HUB/Prof. Gerlach - FU)

Ich will Euch, UnAUFGEFORDERT!Ich möchte die nächsten ... Das Geld (pro Nr. 1,-DM) ist

Meine Adresse:

Nummern ab Nr.Briefkasten finden.

im auf Euer Konto eingezahlt: NameBerliner Sparkasse, H. Lund,104002077, BLZ 10050000

[Bitte eine Kopie desEinzahlungsbelegs beilegen.]

Vorname Bitte nicht mehr an unserenStänden abonieren!Wh- garantieren, daß die bestellten

UnAUFGEFORDERTUnter den Linden 6, Berlin O-1080

Str.,Hausnr PLZ u. Wohnort Nummern zugeschickt werden,sobald das Geld bei uns auftaucht.