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und es beginnt ein neues Leben!

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Eine empirische Untersuchung zur Veränderung der innerweltlichen Situation vom Familien durch die Geburt eines behinderten Kindes Inklusion ist das gesellschaftliche Thema des kommenden Jahrzehnts. Um diese Aufgabe besser bewältigen und einschätzen zu können, benötigt man eine exakte Datenlage. In der vorliegenden Arbeit wurden 932 komplette Datensätze ausgewertet. 932 Familien mit behinderten Kindern haben auch auf teils sehr schwierige und intime Fragen anonym geantwortet. Ein Link zu dem Fragebogen war auf der Homepage der „Aktion Mensch“ und „REHAkitz“ geschaltet. Das Buch liefert allen mit der Inklusionsaufgabe betrauten Personen gesicherte Daten. Zu den wichtigsten Ergebnissen dieser Arbeit zählt, dass 100 % der befragten Eltern durch die Geburt ihres behinderten Kindes für ihr Leben neue Werte fanden und 66 % der befragten Eltern die Erfahrung der Diskriminierung als besonders schlimm erachtet haben.

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717070

Ergebnisse:

Eckert stellte fest, dass das Kohärenzgefühl bei den Teilnehmern vergleichsweise gering

ausgeprägt war. Ebenfalls wird konstatiert, dass „[die] individuelle ‚Selbstbeachtung’ [sic!]

eine wichtige personale Ressource [darstellt].“97

Als weitere bedeutsame Ressource, allerdings im familiären Leben, wird die soziale

Unterstützung genannt, wogegen genau diese von Eltern bei Kindern im Grundschulalter (7

– 10 Jahre) vermisst wird.

Ein signifikanter Zusammenhang zwischen Kohärenzgefühl, Selbstbeachtung und der

Zufriedenheit mit den sozialen Kontakten, mit dem subjektiven Stresserleben ist ebenfalls

ein Ergebnis dieser Studie.

Es wurde des weiteren festgestellt, dass die Eltern deutlich und differenziert ihre Be-

dürfnisse benennen können, diese dann ebenfalls mit dem Kohärenzgefühl, dem Stresserle-

ben und der Bewertung der sozialen Kontakte korrelieren.

Weiterhin zeigte sich folgendes Ergebnis: „Die Bedürfnisse nach einer kooperativen

Gestaltung des Kontaktes von Eltern und Fachleuten sowie nach Beratungsangeboten in

institutionellen Kontexten werden als vorrangige Bedürfnisse benannt.“98

Andere Studien zeigten das gleiche Ergebnis, hinsichtlich der unterschiedlichen Bewer-

tung des Kohärenzgefühls, des Stresserlebens sowie der Bedürfnisse von Vater und Mutter.

Die zweite auffällige Variable hinsichtlich der Bewertung von Vater oder Mutter ist eine

Bewertung einer Verhaltensauffälligkeit des Kindes.

Kommentar:

1. Es wird sehr genau betrachtet, wie sehr das innere Selbstwertgefühl beschaffen sein

muss, um mit einer Herausforderung, wie sie ein behindertes Kind darstellt, erfolgreich

umgehen zu können.

2. Es wird festgestellt, dass Väter und Mütter unterschiedlich mit den Herausforderungen,

die ein behindertes Kind mit sich bringt, umgehen.

3. Es wird nicht festgestellt, woher diese Herausforderungen rühren.

97 ECKERT, Andreas: Ressourcen und Bedürfnisse im familiären Leben mit einem behinderten Kind – theoreti-

sche Hintergründe und empirische Analysen. In: ECKERT, Andreas (Hrsg.): Familie und Behinderung. Ham-burg: 2008. S. 59–112, hier S. 104.

98 Ebd., S. 106.

69

3.6 Studie: Eckert, Andreas – Ressourcen und Bedürfnisse im familiären Leben mit

einem behinderten Kind – theoretische Hintergründe und empirische Analysen

Fallzahl 275

Rücklaufquote 55,75 %

Art der Behinderung Geistige Behinderung

Körperbehinderung

Sprachentwicklungsverzögerung

Geistige und körperliche Behinderung

Art der Studie Empirische Studie (Fragebogen) Aufruf erfolgte über verschiedene Be-

hindertenverbände, Eltern meldeten sich und bekamen dann den Fragebo-

gen zugesandt; Rücksendung postalisch

Erhebungszeitraum 2006

Erhebungsgebiet Gebiet der Bundesrepublik Deutschland

Variablen

der Teilnehmer

Geschlecht

Familienstand

Alter

Mitglied in einem Elternverein und/oder Selbsthilfe

Berufstätigkeit

Variablen der Kinder Geschlecht

Alter

Abstand zur Erstdiagnose

Geschwisterkinder

Art des Kindergartens oder der Schule, die besucht wird

Art der Behinderung

Erhebungsinstrumente SOC-Fragebogen nach Antonovsky

Fragebogen „Soziale Orientierung von Eltern behinderter Kinder“

(SOEBEK)

Fragebogen zur Bedürfnislage von Eltern behinderter Kinder (FBEBK)

717070

Ergebnisse:

Eckert stellte fest, dass das Kohärenzgefühl bei den Teilnehmern vergleichsweise gering

ausgeprägt war. Ebenfalls wird konstatiert, dass „[die] individuelle ‚Selbstbeachtung’ [sic!]

eine wichtige personale Ressource [darstellt].“97

Als weitere bedeutsame Ressource, allerdings im familiären Leben, wird die soziale

Unterstützung genannt, wogegen genau diese von Eltern bei Kindern im Grundschulalter (7

– 10 Jahre) vermisst wird.

Ein signifikanter Zusammenhang zwischen Kohärenzgefühl, Selbstbeachtung und der

Zufriedenheit mit den sozialen Kontakten, mit dem subjektiven Stresserleben ist ebenfalls

ein Ergebnis dieser Studie.

Es wurde des weiteren festgestellt, dass die Eltern deutlich und differenziert ihre Be-

dürfnisse benennen können, diese dann ebenfalls mit dem Kohärenzgefühl, dem Stresserle-

ben und der Bewertung der sozialen Kontakte korrelieren.

Weiterhin zeigte sich folgendes Ergebnis: „Die Bedürfnisse nach einer kooperativen

Gestaltung des Kontaktes von Eltern und Fachleuten sowie nach Beratungsangeboten in

institutionellen Kontexten werden als vorrangige Bedürfnisse benannt.“98

Andere Studien zeigten das gleiche Ergebnis, hinsichtlich der unterschiedlichen Bewer-

tung des Kohärenzgefühls, des Stresserlebens sowie der Bedürfnisse von Vater und Mutter.

Die zweite auffällige Variable hinsichtlich der Bewertung von Vater oder Mutter ist eine

Bewertung einer Verhaltensauffälligkeit des Kindes.

Kommentar:

1. Es wird sehr genau betrachtet, wie sehr das innere Selbstwertgefühl beschaffen sein

muss, um mit einer Herausforderung, wie sie ein behindertes Kind darstellt, erfolgreich

umgehen zu können.

2. Es wird festgestellt, dass Väter und Mütter unterschiedlich mit den Herausforderungen,

die ein behindertes Kind mit sich bringt, umgehen.

3. Es wird nicht festgestellt, woher diese Herausforderungen rühren.

97 ECKERT, Andreas: Ressourcen und Bedürfnisse im familiären Leben mit einem behinderten Kind – theoreti-

sche Hintergründe und empirische Analysen. In: ECKERT, Andreas (Hrsg.): Familie und Behinderung. Ham-burg: 2008. S. 59–112, hier S. 104.

98 Ebd., S. 106.

69

3.6 Studie: Eckert, Andreas – Ressourcen und Bedürfnisse im familiären Leben mit

einem behinderten Kind – theoretische Hintergründe und empirische Analysen

Fallzahl 275

Rücklaufquote 55,75 %

Art der Behinderung Geistige Behinderung

Körperbehinderung

Sprachentwicklungsverzögerung

Geistige und körperliche Behinderung

Art der Studie Empirische Studie (Fragebogen) Aufruf erfolgte über verschiedene Be-

hindertenverbände, Eltern meldeten sich und bekamen dann den Fragebo-

gen zugesandt; Rücksendung postalisch

Erhebungszeitraum 2006

Erhebungsgebiet Gebiet der Bundesrepublik Deutschland

Variablen

der Teilnehmer

Geschlecht

Familienstand

Alter

Mitglied in einem Elternverein und/oder Selbsthilfe

Berufstätigkeit

Variablen der Kinder Geschlecht

Alter

Abstand zur Erstdiagnose

Geschwisterkinder

Art des Kindergartens oder der Schule, die besucht wird

Art der Behinderung

Erhebungsinstrumente SOC-Fragebogen nach Antonovsky

Fragebogen „Soziale Orientierung von Eltern behinderter Kinder“

(SOEBEK)

Fragebogen zur Bedürfnislage von Eltern behinderter Kinder (FBEBK)

9190

6.4

Vie

rter

Sch

ritt

: E

rarb

eitu

ng e

ines

Sch

aubi

ldes

Ver

ände

rung

der

inne

rfam

iliär

en S

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durc

h di

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es b

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inde

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mili

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Ko

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ter

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ern

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ziel

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atio

n

Au

ßer

fam

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flik

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med

izin

isch

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Hilf

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Geb

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ein

esb

ehin

der

ten

Kin

des

Ges

ells

chaf

t

verä

nd

erte

Fam

ilie

89

B 6: Diese Frage wird um zwei Antwortalternativen erweitert:

• Kann ich nicht sagen. und

• Konnten die Ärzte nicht sagen.

Diese Alternativen erleichtern das Beantworten des Fragebogens, da man manche Behinde-

rungen sicherlich nicht generell nach der Schwere kategorisieren kann, so ist z. B. „blind“

eine klare Aussage, hier wird meiner Erfahrung nach nicht mehr nach der Schwere unter-

schieden. Diese Unterscheidungsmerkmale gelten aber bei „sehbehindert“.

B 7: Hier fasste ich zwei Antwortalternativen (Virale Erkrankung des Fötus /Kindes und

bakterielle Erkrankung und Erkrankung des Fötus/Kindes) zu der Alternative „Erkrankung

des Fötus/Kindes“, um den Fragebogen leichter beantwortbar zu machen.

B 9: Wurde gestrichen, da die Frage mit der Frage nach der Prognose bereits abgedeckt

ist.

B 10: Wurde gänzlich gestrichen, da diese Frage zum einen bei der Auswertung keiner-

lei Ergebnis gebracht hat, zum anderen, da es nicht mehr in das neue Konzept passt, im B-

Teil nur nach objektiven Kriterien der Behinderung des Kindes zu fragen.

B 11 – B 22: Diese Fragen werden aus dem B-Teil entfernt, da diese Fragen Aufschluss

geben, welche Konflikte in einer Familie auftreten können, und wie man diese bewältigt.

Im neuen Fragebogen werden die Fragen zu Pflegestufen und zum Blindengeld gestellt, da

dies ein objektives Kriterium darstellt, eine Aussage zur Behinderung zu tätigen. Ein eben-

so objektives Kriterium ist die Frage nach dem Behindertenausweis.

Aus einem Teil des alten Fragebogens Teil B und Teil C entstand ein vollkommen neuer

II. Teil, in dem ich nach den Konfliktsituationen frage, aufgeteilt in die Konflikte, die von

außen an die Familie herangetragen werden und die Konflikte, die innerfamiliär zwischen

den einzelnen Familienmitgliedern entstehen können. Eltern haben wiederholt darauf hin-

gewiesen, dass es immer wieder Unstimmigkeiten mit Behörden und Versicherungen gibt

und dass dies unbedingt im Fragebogen thematisiert werden muss.

Im neuen Teil IV spiegle ich den Teil I wider. Da ich eine Veränderung der Familie

herausarbeiten will, stelle ich die Fragen exakt so wie im Teil I.

Um den nächsten Fragebogen besser strukturieren zu können, wurde ein Schaubild erar-

beitet:

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B 6: Diese Frage wird um zwei Antwortalternativen erweitert:

• Kann ich nicht sagen. und

• Konnten die Ärzte nicht sagen.

Diese Alternativen erleichtern das Beantworten des Fragebogens, da man manche Behinde-

rungen sicherlich nicht generell nach der Schwere kategorisieren kann, so ist z. B. „blind“

eine klare Aussage, hier wird meiner Erfahrung nach nicht mehr nach der Schwere unter-

schieden. Diese Unterscheidungsmerkmale gelten aber bei „sehbehindert“.

B 7: Hier fasste ich zwei Antwortalternativen (Virale Erkrankung des Fötus /Kindes und

bakterielle Erkrankung und Erkrankung des Fötus/Kindes) zu der Alternative „Erkrankung

des Fötus/Kindes“, um den Fragebogen leichter beantwortbar zu machen.

B 9: Wurde gestrichen, da die Frage mit der Frage nach der Prognose bereits abgedeckt

ist.

B 10: Wurde gänzlich gestrichen, da diese Frage zum einen bei der Auswertung keiner-

lei Ergebnis gebracht hat, zum anderen, da es nicht mehr in das neue Konzept passt, im B-

Teil nur nach objektiven Kriterien der Behinderung des Kindes zu fragen.

B 11 – B 22: Diese Fragen werden aus dem B-Teil entfernt, da diese Fragen Aufschluss

geben, welche Konflikte in einer Familie auftreten können, und wie man diese bewältigt.

Im neuen Fragebogen werden die Fragen zu Pflegestufen und zum Blindengeld gestellt, da

dies ein objektives Kriterium darstellt, eine Aussage zur Behinderung zu tätigen. Ein eben-

so objektives Kriterium ist die Frage nach dem Behindertenausweis.

Aus einem Teil des alten Fragebogens Teil B und Teil C entstand ein vollkommen neuer

II. Teil, in dem ich nach den Konfliktsituationen frage, aufgeteilt in die Konflikte, die von

außen an die Familie herangetragen werden und die Konflikte, die innerfamiliär zwischen

den einzelnen Familienmitgliedern entstehen können. Eltern haben wiederholt darauf hin-

gewiesen, dass es immer wieder Unstimmigkeiten mit Behörden und Versicherungen gibt

und dass dies unbedingt im Fragebogen thematisiert werden muss.

Im neuen Teil IV spiegle ich den Teil I wider. Da ich eine Veränderung der Familie

herausarbeiten will, stelle ich die Fragen exakt so wie im Teil I.

Um den nächsten Fragebogen besser strukturieren zu können, wurde ein Schaubild erar-

beitet:

165164164

• Bei Kindern, die als geistig behindert eingestuft sind:

Abbildung 50: Wie zufrieden sind Eltern von Kindern mit einer geistigen Behinderung, mit dem von

ihnen gewählten Schultyp?

(n = 318)

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

sehr unzufrieden 5% 7% 8%

eher unzufrieden 0% 2% 7%

teils/teils 11% 9% 18%

eher zufrieden 19% 34% 30%

sehr zufrieden 65% 49% 37%

Regeleinrichtung (n=37)

Integrative Einrichtung (n=92)

Fördereinrichtung (n=189)

Mit Abstand die höchste Zufriedenheit verspüren Eltern, die ihre geistig behinderten Kinder

in das Regelsystem einbringen konnten, diametral gegenüber die niedrigsten „volle Zufrie-

denheit“ und höchste Unzufriedenheit bei Eltern, die ihr Kind in eine Fördereinrichtung gege-

ben haben bzw. mangels Alternative geben mussten.

163

• Bei Kindern, die eine Körperbehinderung haben:

Abbildung 49: Wie zufrieden sind Eltern von Kindern mit einer Körperbehinderung, mit dem von ihnen

gewählten Schultyp?

(n = 219)

0%

5%

10%

15%

20%

25%

30%

35%

40%

45%

sehr unzufrieden 7% 9% 9%

eher unzufrieden 7% 7% 4%

teils/teils 18% 18% 20%

eher zufrieden 27% 27% 41%

sehr zufrieden 40% 39% 26%

Regeleinrichtung (n=55)

Integrative Einrichtung (n=44)

Fördereinrichtung (n=120)

Die höchste Zufriedenheit verspüren Eltern, die ihre Kinder in einen Regelkindergar-

ten/Regelschule einschulen konnten. Eltern, die ihr Kind in eine Förderschule geben oder

mangels Alternative geben mussten, sind nur zum Teil vollauf zufrieden.

165164164

• Bei Kindern, die als geistig behindert eingestuft sind:

Abbildung 50: Wie zufrieden sind Eltern von Kindern mit einer geistigen Behinderung, mit dem von

ihnen gewählten Schultyp?

(n = 318)

0%

10%

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60%

70%

sehr unzufrieden 5% 7% 8%

eher unzufrieden 0% 2% 7%

teils/teils 11% 9% 18%

eher zufrieden 19% 34% 30%

sehr zufrieden 65% 49% 37%

Regeleinrichtung (n=37)

Integrative Einrichtung (n=92)

Fördereinrichtung (n=189)

Mit Abstand die höchste Zufriedenheit verspüren Eltern, die ihre geistig behinderten Kinder

in das Regelsystem einbringen konnten, diametral gegenüber die niedrigsten „volle Zufrie-

denheit“ und höchste Unzufriedenheit bei Eltern, die ihr Kind in eine Fördereinrichtung gege-

ben haben bzw. mangels Alternative geben mussten.

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• Bei Kindern, die eine Körperbehinderung haben:

Abbildung 49: Wie zufrieden sind Eltern von Kindern mit einer Körperbehinderung, mit dem von ihnen

gewählten Schultyp?

(n = 219)

0%

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35%

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sehr unzufrieden 7% 9% 9%

eher unzufrieden 7% 7% 4%

teils/teils 18% 18% 20%

eher zufrieden 27% 27% 41%

sehr zufrieden 40% 39% 26%

Regeleinrichtung (n=55)

Integrative Einrichtung (n=44)

Fördereinrichtung (n=120)

Die höchste Zufriedenheit verspüren Eltern, die ihre Kinder in einen Regelkindergar-

ten/Regelschule einschulen konnten. Eltern, die ihr Kind in eine Förderschule geben oder

mangels Alternative geben mussten, sind nur zum Teil vollauf zufrieden.

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Abbildung 66: Belastung der einzelnen Familienmitglieder mit zusätzlicher Arbeit?

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Arztbesuche (n=925)

82% 3% 14% 1% 1%

Therapeutenbesuche (n=916)

81% 3% 9% 3% 4%

Organisation der zusätzlichen Betreuung (n=913)

75% 2% 11% 1% 11%

Organiation der Hilfsmittel (n = 905)

66% 4% 11% 1% 18%

Bearbeitung der Zusatzkosten (n=909)

61% 14% 14% 1% 11%

Befassen mit Behörden- Versicherungsfragen (n=921)

62% 16% 20% 1% 2%

1 Mutter 2 Vater3 Beide zu ungefähr

gleichen Teilen

4 Andere Personen 5 Nicht nötig

185

24 (8 %) Väter hielten ihre Partnerin für schuld an der Behinderung des Kindes, nur 1 Kind

machte in dieser Untersuchung Schuldvorwürfe an die Mutter. Dies entspricht 0 %. Ich denke,

dies ist vernachlässigbar. 110 (35 %) Schwiegermütter halten die Mutter nicht nur für schul-

dig an der Behinderung ihres Enkelkindes, sondern sie formulieren dies auch noch gegenüber

den Eltern. Dies ist also bei 1/3 der Teilnehmer, die diese Frage beantwortet haben, der Fall.

Wenn die anderen Alternativen betrachtet werden, fällt diese Zahl sofort ins Auge. Genau die

Hälfte, also 55 (17 %) Schwiegerväter machen diese Vorwürfe an die Mutter des behinderten

Kindes. Dies ist nur die Hälfte der Schwiegermütter, aber immerhin noch 1/6 aller Teilneh-

mer, die diese Frage beantwortet haben. 61 (19 %) Omas mütterlicherseits hielten ihre Töch-

ter für schuld, und nur 44 (14 %) der Opas mütterlicherseits. Hier zeigt sich wiederum der von

Euler und Weitzel gefundene Zusammenhang.

106 (33 %) Teilnehmer gaben an, innerhalb der Familie mit Schuldvorwürfen konfrontiert

worden zu sein. Wesentlich öfter (173 = 55 %) wurden Teilnehmer von Menschen, die nicht

der Familie angehörten, mit Schuldvorwürfen konfrontiert. Durch Mehrfachnennungen erhält

man 181 %.

Zum Vergleich unter 8.3.7: Die meisten Schuldvorwürfe kommen von Nichtverwandten.

Es sind mehr als die Hälfte derer, die den Fragebogen beantwortet haben. Interessant wäre die

Frage nach der Häufigkeit, mit der medizinisches Personal Schuldvorwürfe äußerte, gewesen.

Abschließend zu dieser Beantwortung ist zu sagen, dass in unserer Gesellschaft die Frage

nach der Schuld immer noch eine zentrale ist. Die Frage nach dem „Warum?“ drängt sich hier

auf. Hängt es zum Einen daran, dass man nicht akzeptiert, dass die Natur vielfältig ist und

daher auch „vielfältige“ Menschen geboren werden? Da Behinderte in unserem täglichen Le-

ben ja fast keine Rolle spielen, sie oft in „beschützenden“ Heimen untergebracht sind, ist die-

se Möglichkeit auch aus den Köpfen verschwunden. Und was nicht gesehen wird, kann auch

nicht sein. Also gibt es keine behinderten Menschen, deshalb kann man auch keine zur Welt

bringen. Und wenn dann mal doch eines zur Welt gebracht wird, muss unbedingt jemand

schuld sein. Hierbei wäre interessant, ob diese Haltung in anderen, vergleichbaren, europäi-

schen Ländern auch so zu finden ist, oder ob sich Unterschiede zeigen.

8.4.3 Belastung der einzelnen Familienmitglieder mit zusätzlicher Arbeit Auf die Frage „Von wem in Ihrer Familie werden folgende Tätigkeiten überwiegend erle-

digt?“ haben die Eltern wie unten dargestellt geantwortet:

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Abbildung 66: Belastung der einzelnen Familienmitglieder mit zusätzlicher Arbeit?

0%

10%

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30%

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Arztbesuche (n=925)

82% 3% 14% 1% 1%

Therapeutenbesuche (n=916)

81% 3% 9% 3% 4%

Organisation der zusätzlichen Betreuung (n=913)

75% 2% 11% 1% 11%

Organiation der Hilfsmittel (n = 905)

66% 4% 11% 1% 18%

Bearbeitung der Zusatzkosten (n=909)

61% 14% 14% 1% 11%

Befassen mit Behörden- Versicherungsfragen (n=921)

62% 16% 20% 1% 2%

1 Mutter 2 Vater3 Beide zu ungefähr

gleichen Teilen

4 Andere Personen 5 Nicht nötig

185

24 (8 %) Väter hielten ihre Partnerin für schuld an der Behinderung des Kindes, nur 1 Kind

machte in dieser Untersuchung Schuldvorwürfe an die Mutter. Dies entspricht 0 %. Ich denke,

dies ist vernachlässigbar. 110 (35 %) Schwiegermütter halten die Mutter nicht nur für schul-

dig an der Behinderung ihres Enkelkindes, sondern sie formulieren dies auch noch gegenüber

den Eltern. Dies ist also bei 1/3 der Teilnehmer, die diese Frage beantwortet haben, der Fall.

Wenn die anderen Alternativen betrachtet werden, fällt diese Zahl sofort ins Auge. Genau die

Hälfte, also 55 (17 %) Schwiegerväter machen diese Vorwürfe an die Mutter des behinderten

Kindes. Dies ist nur die Hälfte der Schwiegermütter, aber immerhin noch 1/6 aller Teilneh-

mer, die diese Frage beantwortet haben. 61 (19 %) Omas mütterlicherseits hielten ihre Töch-

ter für schuld, und nur 44 (14 %) der Opas mütterlicherseits. Hier zeigt sich wiederum der von

Euler und Weitzel gefundene Zusammenhang.

106 (33 %) Teilnehmer gaben an, innerhalb der Familie mit Schuldvorwürfen konfrontiert

worden zu sein. Wesentlich öfter (173 = 55 %) wurden Teilnehmer von Menschen, die nicht

der Familie angehörten, mit Schuldvorwürfen konfrontiert. Durch Mehrfachnennungen erhält

man 181 %.

Zum Vergleich unter 8.3.7: Die meisten Schuldvorwürfe kommen von Nichtverwandten.

Es sind mehr als die Hälfte derer, die den Fragebogen beantwortet haben. Interessant wäre die

Frage nach der Häufigkeit, mit der medizinisches Personal Schuldvorwürfe äußerte, gewesen.

Abschließend zu dieser Beantwortung ist zu sagen, dass in unserer Gesellschaft die Frage

nach der Schuld immer noch eine zentrale ist. Die Frage nach dem „Warum?“ drängt sich hier

auf. Hängt es zum Einen daran, dass man nicht akzeptiert, dass die Natur vielfältig ist und

daher auch „vielfältige“ Menschen geboren werden? Da Behinderte in unserem täglichen Le-

ben ja fast keine Rolle spielen, sie oft in „beschützenden“ Heimen untergebracht sind, ist die-

se Möglichkeit auch aus den Köpfen verschwunden. Und was nicht gesehen wird, kann auch

nicht sein. Also gibt es keine behinderten Menschen, deshalb kann man auch keine zur Welt

bringen. Und wenn dann mal doch eines zur Welt gebracht wird, muss unbedingt jemand

schuld sein. Hierbei wäre interessant, ob diese Haltung in anderen, vergleichbaren, europäi-

schen Ländern auch so zu finden ist, oder ob sich Unterschiede zeigen.

8.4.3 Belastung der einzelnen Familienmitglieder mit zusätzlicher Arbeit Auf die Frage „Von wem in Ihrer Familie werden folgende Tätigkeiten überwiegend erle-

digt?“ haben die Eltern wie unten dargestellt geantwortet: