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� Der Dialog mit der Öffentlichkeit zu aktuellen Forschungsfragen zählt zu den Aufgaben der Akademienunion
Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist die Dachorgani-
sation von acht Wissenschaftsakademien, die sich zur Umsetzung gemein-
samer Interessen zusammengeschlossen haben. Sie vereint mehr als 1900
Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler verschiedener Fachrichtungen, die
zu den national und international herausragenden Vertretern ihrer Disziplinen
gehören. Gemeinsam engagieren sie sich für wissenschaftlichen Austausch,
exzellente Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.
Eine organisierte Zusammenarbeit der deutschsprachigen Akademien der
Wissenschaften gibt es bereits seit knapp 120 Jahren. Sie geht zurück auf
das so genannte „Kartell“, das 1893 in Leipzig gegründet wurde, um ge-
meinsame Forschungsvorhaben zu verwirklichen.
Die Union koordiniert das Akademienprogramm, das derzeit größte geistes-
wissenschaftliche Forschungsprogramm in der Bundesrepublik Deutschland,
und damit die Forschungsvorhaben ihrer Mitgliedsakademien. Sie fördert die
Kommunikation zwischen den Akademien, betreibt Presse- und Öffentlich-
keitsarbeit und organisiert gemeinsame Veranstaltungen über aktuelle The-
men der Wissenschaft. Einmal im Jahr präsentieren sich die Unionsakademien
mit einem gemeinsamen Akademientag. Darüber hinaus vertritt die Union ihre
Mitgliedsakademien im Ausland und entsendet Vertreter in nationale und in-
ternationale Wissenschaftsorganisationen und Akademienzusammenschlüsse.
Die Unionsakademien beteiligen sich zudem unter der Leitung der Deutschen
Akademie der Naturforscher Leopoldina – Nationale Akademie der Wissen-
schaften und gemeinsam mit acatech, der Deutschen Akademie der Technik-
wissenschaften, an der wichtigen Aufgabe einer wissenschaftsbasierten Ge-
sellschafts- und Politikberatung.
Die Akademienunion
Foto:BjelaProßowsky
� Das Akademienprogramm dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung unseres kulturellen Erbes
Akademien der Wissenschaften sind Gelehrtengesellschaften und For-
schungseinrichtungen in einem. Ihre auf Kontinuität, Unabhängigkeit und Ex-
zellenz basierende Arbeitsweise erlaubt es ihnen, Forschungsvorhaben zu
übernehmen, für die ein langer Atem erforderlich ist. Dazu gehören beispiels-
weise die Erstellung wissenschaftlicher Wörterbücher, Lexika oder kritischer
Gesamtausgaben bedeutender Philosophen und Komponisten, aber auch die
Durchführung naturwissenschaftlicher Langzeitbeobachtungen. Bestes Bei-
spiel hierfür ist das gemeinsame Akademienprogramm, das auch internatio-
nal einen Solitär darstellt.
Die in der Union zusammengeschlossenen Akademien sind Forschungsaka-
demien mit einem Schwerpunkt im Bereich der langfristig angelegten inter-
disziplinär ausgerichteten geisteswissenschaftlichen Grundlagenforschung.
Die Akademien schaffen hierdurch Wissensspeicher für die Zukunft und stel-
len Grundlagen für die Nutzung des von ihnen aufgearbeiteten Wissens durch
andere Wissenschaftler und die Öffentlichkeit bereit.
Der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau umriss die Bedeutung, die
Akademien heute für die Wissenschaft haben, anlässlich des 250-jährigen Be-
stehens der Göttinger Akademie mit folgenden Worten: „Nirgendwo steht das
wissenschaftliche Gespräch so im Mittelpunkt wie in den Akademien. Nir-
gendwo sind auch die Wurzeln in die Tradition der Wissenschaft so stark wie
hier. Beides halte ich für wichtiger denn je: Kann doch die Wissenschaft den
immer stärkeren Druck von Gesellschaft und Wirtschaft nur aushalten und
produktiv verwerten, wenn sie Orte pflegt, die Distanz zum Alltag haben.“
Akademieforschung –Kontinuität, Unabhängigkeit und Exzellenz
UrkundeStadtarchivMainz;Foto:Simone
Würz
� Die „Deutschen Inschriften“ sind ein gemeinsames Forschungsprojekt von sechs Unionsakademien
Das Akademienprogramm
Das Akademienprogramm ist ein seit 1979/80 von Bund und Ländern ge-
meinsam finanziertes Programm zur Förderung langfristig angelegter For-
schungsvorhaben in den Geistes- und Naturwissenschaften. Mit dem Akade-
mienprogramm betreiben die deutschen Akademien der Wissenschaften das
derzeit größte geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungsprogramm der
Bundesrepublik Deutschland. Es wird von der Union koordiniert und umfasst
bei einem Finanzvolumen von rund 51,8 Millionen Euro insgesamt 146 Vorha-
ben mit 195 Arbeitsstellen (Stand 2011). Diese setzen sich zusammen aus 23
Wörterbüchern, 111 Editionen, 10 naturwissenschaftlichen Langzeitbeob-
achtungen und zwei Projekten aus der sozial- und kulturwissenschaftlichen
Grundlagenforschung. In den Vorhaben sind insgesamt mehr als 800 Mitar-
beiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. Über 100 Hochschullehrerinnen und
Hochschullehrer engagieren sich darüber hinaus ehrenamtlich in den Vorhaben.
Seit 2006 wird das Akademienprogramm jährlich ausgeschrieben. Um darin
aufgenommen zu werden, müssen geisteswissenschaftliche Forschungspro-
jekte folgende Kriterien erfüllen: überregionale gesamtstaatliche Bedeutung,
hohe wissenschaftliche Relevanz, eine Laufzeit zwischen 12 und 25 Jahren
und ein finanzielles Mindestvolumen von 120.000 Euro im Jahr. Über den
Haushalt des Akademienprogramms, über die Aufnahme von Neuvorhaben
und die Fortführung von laufenden Projekten entscheidet die Gemeinsame
Wissenschaftskonferenz, in welcher der Bund und die Bundesländer vertreten
sind. Die Entscheidungen werden auf der Grundlage der von der Akademien-
union aufgestellten Finanz- und Programmplanung gefällt.
Oberwesel,Liebfrauenkirche,TafelmalereiLetzte15
Tage,AdWMainz/Th.G.Tem
pel
Nachwuchsförderung, Preiseund Auszeichnungen
Die in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften zusammen-
geschlossenen deutschen Wissenschaftsakademien setzen sich zunehmend
für spezielle Formen der Nachwuchsförderung ein. So organisieren die Aka-
demien Veranstaltungsformate, u. a. den alljährlichen Akademientag, die be-
sonders Schülerinnen und Schüler ansprechen und ihnen die Arbeitsweisen
der Akademien näher bringen. Zudem bieten sie jungen Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftlern, die interdisziplinär arbeiten möchten, Foren für die wis-
senschaftliche Kooperation. So hat die Berlin-Brandenburgische Akademie
der Wissenschaften gemeinsam mit der Leopoldina im Jahr 2000 eine „Junge
Akademie“ ins Leben gerufen, die Heidelberger Akademie der Wissenschaf-
ten 2002 das „WIN-Kolleg“ eingerichtet, und 2006 hat die Nordrhein-Westfä-
lische Akademie der Wissenschaften und der Künste ein „Junges Kolleg“ für
die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses gegründet.
Um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, besondere Forschungs-
leistungen zu prämieren oder ein wissenschaftliches Lebenswerk auszu-
zeichnen, vergeben die in der Union der deutschen Akademien zusammenge-
schlossenen Akademien darüber hinaus zahlreiche Preise, Medaillen und Sti-
pendien. Diese Wissenschaftspreise stellen für die Ausgezeichneten eine be-
sondere Ehrung unabhängig von dem jeweiligen Geldpreis dar. Sie werden
größtenteils bei den öffentlichen Jahresfeiern der Akademien vergeben. Dar-
über hinaus sind zahlreiche Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissen-
schaftler in den Forschungsvorhaben der Akademien tätig.
� Aktuelle Zukunftsfragen werden in den Akademien interdisziplinär diskutiert
Foto:fotolia.com|Suprijono
Suharjoto
� Die Akademienunion vertritt die Mitgliedsakademien in internationalen Gremien
Grenzen zu überschreiten und eine enge Zusammenarbeit mit Forschern an-
derer Länder und Disziplinen zu pflegen, war von Anfang an ein Markenzei-
chen der deutschen Akademien der Wissenschaften. Die mehr als 1900 unter
dem Dach der Akademienunion vereinten Wissenschaftlerinnen und Wissen-
schaftler zählen national und international zu den herausragenden Vertretern
ihres Faches. Ihre internationalen Kontakte sind vielfältig, und sie sind einge-
bunden in grenzüberschreitende Forschungsprojekte.
Die Akademienunion vertritt ihre Mitgliedsakademien im In- und Ausland und
ist Mitglied in folgenden internationalen Akademiengremien und -zusammen-
schlüssen: Der ALLEA - All European Academies, einem Verbund von zurzeit
53 Wissenschaftsakademien aus 40 europäischen Ländern, der European
Science Foundation (ESF), die das Ziel hat, Kooperationen in der europäi-
schen Wissenschaft zu fördern, dem The InterAcademy Panel on Internatio-
nal Issues – The global network of science academies (IAP), dem internatio-
nalen Zusammenschluss der Wissenschaftsakademien, der Gesellschaft und
Politik über die wissenschaftlichen Aspekte von globalen Problemen berät,
dem InterAcademy Council (IAC), das Berichte und Stellungnahmen zu glo-
balen Zukunftsfragen erstellt, dem InterAcademy Medical Panel (IAMP), das
sich für eine verbesserte Gesundheitsversorgung weltweit einsetzt, der
Amaldi-Konferenz, die sich mit Fragen internationaler Sicherheit befasst, dem
International Human Rights Network of Academies and Scholarly Societies,
das sich für die freie Meinungsäußerung von Wissenschaftlern weltweit ein-
setzt, und der Union Académique Internationale (UAI), in der die geistes- und
sozialwissenschaftlichen Klassen aller europäischen Wissenschaftsakademien
vereint sind, die Forschungsprojekte mit internationaler Beteiligung betreiben.
Internationale Zusammenarbeit
Foto:fotolia.com|R.Naumann,Phoenixpix
Mitglieder sind acht deutsche Wissenschaftsakademien. Die Mitgliederver-
sammlung nimmt den Bericht des Vorstands entgegen und erteilt Entlastung.
Sie stellt den Haushaltsplan fest, beschließt die Aufnahme neuer Mitglieder
und ist für Satzungsänderungen zuständig. Der Vorstand besteht aus Präsi-
dent/in und Vizepräsident/in. Der Präsident/Die Präsidentin führt die laufenden
Geschäfte und vertritt mit dem Vizepräsidenten/der Vizepräsidentin die Union
nach außen. Die Geschäftsstelle der Akademienunion unterstützt den Vor-
stand hierbei. Das Präsidium ist das zentrale Entscheidungsgremium der Aka-
demienunion. Ihm gehören die Präsidenten der Mitgliedsakademien und
der/die Unionspräsident/in an.
Die Wissenschaftliche Kommission ist das Beratungs- und Empfehlungsgre-
mium für alle wissenschaftlichen Fragen des Akademienprogramms. Ihr ge-
hören je ein wissenschaftlicher Vertreter der Akademien sowie die gleiche
Anzahl von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) benannter Vertre-
ter sowie – als Mitglieder ohne Stimmrecht – je ein Vertreter des Bundes und
der Länder an. Zur Koordinierung der Musikeditionen wurde ein Ausschuss
für musikwissenschaftliche Editionen eingerichtet; die Patristische Kommis-
sion koordiniert die in den einzelnen Arbeitsstellen durchgeführten patristi-
schen Vorhaben. Die Arbeitgruppe Elektronisches Publizieren erörtert alle für
die Akademienvorhaben relevanten Fragen des elektronischen Publizierens
und unterbreitet dem Präsidium Vorschläge für gemeinsame Standards. Die
Arbeitgruppe veranstaltet einmal im Jahr einen Workshop, um die Mitarbeiter
in den Projekten über die neuesten Entwicklungen auf dem Gebiet des elek-
tronischen Publizierens zu informieren. Darüber hinaus sind regelmäßige Ad-hoc-
Arbeitsgruppen zur Bearbeitung spezifischer Themen tätig.
Gremien der Akademienunion
� Die Akademien verfügen über wertvolle Buchbestände
� Rechenmaschine von Gottfried Wilhelm Leibniz
Der Name „Akademie“ geht auf Platons Philosophenschule (um 385 v. Chr.)
zurück. Nachdem der Gedanke im Italien der Renaissance wieder aufgenom-
men worden war, begann in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts die mo-
derne Akademiegeschichte: Im Zeichen betonter Distanz zu Theologie und
Staatsrecht, der Hinwendung zu den experimentellen Naturwissenschaften
und der Entwicklung historisch-philologischer Quellenkritik wuchs das Interesse
der Obrigkeit an den damaligen kleinen und freien Gelehrtenvereinigungen.
Das Ergebnis bestand in der Gründung von landesherrlich privilegierten, zum
Teil sogar staatlich gelenkten Akademien. 1652 wurde mit der Deutschen Aka-
demie der Naturforscher Leopoldina in Deutschland die erste naturwissen-
schaftlich-medizinische Gelehrtengesellschaft der Welt gegründet. 1660
entstand die Londoner „Royal Society“, 1663 die „Académie des Inscriptions
et Belles-Lettres“ in Paris und 1666 die „Académie des Sciences“.
Eine das gesamte Fächerspektrum umfassende Akademiegründung gelang
Gottfried Wilhelm Leibniz dann im Jahre 1700 mit der Konstituierung der „Kur-
fürstlich-Brandenburgischen Societät der Wissenschaften“ in Berlin, der spä-
teren Königlich-Preußischen Akademie. Sie ist heute noch Vorbild für die
deutschen Akademien der Wissenschaften. Das Europa des 18. Jahrhunderts
war gekennzeichnet von einer sich rasch entfaltenden Akademiebewegung:
Man wollte die Welt „begreifen“ und nicht mehr ausschließlich glauben und
hinnehmen; man verlangte nach einer übernationalen, interkonfessionellen und
soziale Schranken überschreitenden „république des sciences“ – und fand sie
in den wissenschaftlichen Akademien und Sozietäten.
Kleine Akademiegeschichte
GottfriedWilhelmLeibnizBibliothek
-Niedersächsische
Landesbibliothek
� Das Akademiegebäude am Gendarmenmarkt
1992 neu konstituiert, geht die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wis-
senschaften auf die von Gottfried Wilhelm Leibniz im Jahr 1700 gegründete
Wissenschaftssozietät zurück. Sie steht in der Tradition der vor allem als spä-
tere Preußische Akademie der Wissenschaften weltweit zu Ruhm gelangten
Berliner Wissenschaftsakademie. Von Beginn an vereinte sie Natur- und Geis-
teswissenschaften und wurde damit zum Vorbild aller jüngeren Akademie-
gründungen. 78 Nobelpreisträger prägen diese Geschichte. Heute ist sie mit
rund 200 gewählten Mitgliedern eine Fach- und Ländergrenzen überschrei-
tende Wissenschaftlervereinigung und trägt eine besondere Verantwortung für
den Wissenschaftsstandort in der Hauptstadtregion.
In inter- und transdisziplinären Arbeitsgruppen, einer in der deutschen Aka-
demienlandschaft innovativen Arbeitsform, befassen sich die Akademiemit-
glieder mit Zukunftsfragen unserer Gesellschaft. Die Akademie leistet so einen
aktiven Beitrag zur Gesellschafts- und Politikberatung. Ihr Forschungsprofil
prägen außerdem Arbeiten zur Erschließung des kulturellen Erbes. Mit rund
300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist sie die größte außeruniversitäre gei-
steswissenschaftliche Forschungseinrichtung in Berlin-Brandenburg. Interna-
tional ist sie vertraglich mit rund 20 Akademien auf vier Kontinenten vernetzt.
Gemeinsam mit der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina in
Halle hat die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften im Jahre
2000 die Junge Akademie gegründet, eine damals einzigartige Form der Förde-
rung des herausragenden wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland, die
mittlerweile anderen Fördereinrichtungen auch im Ausland als Vorbild dient.
Berlin-Brandenburgische Akademieder Wissenschaften
www.bbaw.de
Foto:AngelikaFischer
� Der Akademiesaal der Göttinger Akademie
„Fecundat et ornat – sie befruchtet und ziert“. Unter diesem Leitgedanken
wurde die Akademie der Wissenschaften zu Göttingen im Jahre 1751 vom
Landesherrn, König Georg II. August von Großbritannien, Kurfürsten von Han-
nover gegründet. Als älteste durchgehend bestehende Einrichtung ihrer Art in
Deutschland kann die Göttinger Akademie auf eine lange Tradition zurück-
blicken mit berühmten Mitgliedern wie den Brüdern Jacob und Wilhelm
Grimm, David Hilbert und Werner Heisenberg.
Heute betreut die Göttinger Akademie 24 Langzeitprojekte von nationalem
und internationalem Rang und ist auf dem Gebiet der geisteswissenschaftli-
chen Grundlagenforschung die namhafteste außeruniversitäre Einrichtung Nie-
dersachsens. Dabei setzt sie zunehmend auf die Digitalisierung von
Forschungsergebnissen. Als Partner des „Göttingen Centre for Digital Huma-
nities“ eröffnet die Göttinger Akademie neue Wege für den elektronischen Wis-
senstransfer. Forschungsarbeit leistet sie auch in neun Kommissionen. Die
Mitglieder veranstalten vorwiegend Kolloquien, deren Vorträge veröffentlicht
werden.
Mit ihren rund 400 Ordentlichen und Korrespondierenden Mitgliedern verfügt
die Göttinger Akademie über ein einzigartiges Kompetenznetz in der Region
und weltweit. In Ringvorlesungen, der Akademienwoche und auf Vortrags-
abenden im Niedersächsischen Landtag sowie der Vertretung des Landes
Niedersachsen beim Bund wendet sie sich regelmäßig an die Öffentlichkeit.
Herausragende wissenschaftliche Leistungen fördert sie mit Preisen und rich-
tet dabei ein besonderes Augenmerk auf junge Wissenschaftler.
Akademie der Wissenschaften zu Göttingen
www.adw-goe.de
Foto:StephanEckardt
� Seit 1959 hat die Akademie ihren Sitz im Nordostflügel der Münchner Residenz
Die Bayerische Akademie der Wissenschaften, gegründet 1759 durch Kur-
fürst Max III. Joseph, ist eine der ältesten und – nach Mitarbeiterzahl, For-
schungsprogramm und Etat – die größte der acht deutschen Länder-
akademien. Unter dem Motto „Tendit ad aequum“ ist sie ihrer Aufgabe als Ge-
lehrtengesellschaft, außeruniversitäre Forschungseinrichtung und Ort des le-
bendigen wissenschaftlichen Diskurses seit mehr als 250 Jahren verpflichtet.
Ihre rund 170 Ordentlichen (mit Wohnsitz bzw. Dienstort in Bayern) und 150
Korrespondierenden Mitglieder müssen durch ihre Leistung „eine wesentliche
Erweiterung des Wissensbestandes“ erreicht haben. Das Förderkolleg bietet
exzellenten Nachwuchswissenschaftlern neben finanzieller Förderung auch
ein hochkarätiges Forum für den interdisziplinären Austausch.
Als Forschungseinrichtung von internationalem Rang betreibt die Akademie
mit rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Grundlagenforschung in den
Geistes- und Naturwissenschaften – oftmals in Kooperation mit Universitäten
und Forschungsinstituten. Der Schwerpunkt liegt auf langfristigen Vorhaben,
die die Basis für weiterführende Forschungen liefern und die kulturelle Über-
lieferung sichern, darunter kritische Editionen (etwa die Max Weber- und die
Richard Strauss-Ausgabe), wissenschaftliche Wörterbücher (z. B. der The-
saurus linguae Latinae) und exakt erhobene Messreihen, etwa in der Glet-
scherforschung und der Satellitengeodäsie. Sie betreibt ferner das
Walther-Meißner-Institut für Tieftemperaturforschung und das Leibniz-Re-
chenzentrum, eines der drei nationalen Höchstleistungs-Rechenzentren
Deutschlands.
Bayerische Akademie der Wissenschaften
www.badw.de
Foto:BAdW/Chr.Schwarz
� Die Villa Klinkhardt - Sitz der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig
Seit ihrer Gründung als Königlich Sächsischer Gesellschaft der Wissenschaf-
ten im Jahr 1846 sieht sich die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu
Leipzig der Tradition des von Leibniz geprägten Akademiegedankens ver-
pflichtet, als Gelehrtengesellschaft führende Wissenschaftler verschiedenster
Fachrichtungen zum regelmäßigen Diskurs zusammenzubringen und darüber
hinaus im Einzugsgebiet Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen langfristige
Forschung zu betreuen.
Derzeit betreibt die Akademie über 20 Vorhaben, viele davon in enger Koopera-
tion mit Universitäten, Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrich-
tungen. So blickt die Erarbeitung von wissenschaftlichen Handwörterbüchern
wie des Althochdeutschen Wörterbuchs auf eine große sprachwissenschaftliche
Tradition zurück. Kommentierte Werkausgaben wie die Leipziger Mendelssohn-
Gesamtausgabe und Briefeditionen wie die des Schumann- oder des Gottsched-
Briefwechsels, Geschichte und Landeskunde bilden weitere Arbeitsschwer-
punkte, ebenso Forschung zur Wissenschafts- und Kulturgeschichte, z. B. das
interakademische Projekt „Klöster im Hochmittelalter“ oder die „Enzyklopädie jü-
discher Kulturen“. Auch die Gewässerqualität von Stauseen wird mit einzigarti-
gen Langfrist-Messreihen an der Akademie untersucht.
Mit dem Akademie-Forum und dem Akademie-Kolloquium existieren Veran-
staltungsreihen, in denen Experten aus Wissenschaft und Politik eingeladen
werden, um den öffentlichen Diskurs über jeweils aktuelle gesellschafts- und
wissenschaftspolitische Themen voranzubringen – ein transdisziplinärer Dia-
log, der auch im Akademie-Journal „Denkströme“ fortgesetzt wird.
Sächsische Akademie der Wissenschaftenzu Leipzig
www.saw-leipzig.de
Foto:DirkBrzoska
� Das Akademiegebäude am Fuße des Heidelberger Schlosses
Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften wurde 1909 konstituiert. Dem
Gründungsgedanken, die herausragenden Wissenschaftler des Landes zum
fächerübergreifenden Gespräch und zu unabhängiger Forschung zusammen-
zuführen, ist die Landesakademie Baden-Württembergs treu geblieben. Bis
heute ist sie klassische Gelehrtengesellschaft und moderne außeruniversitäre
Forschungseinrichtung in einem; sie veranstaltet wissenschaftliche Tagungen
und öffentliche Vortragsreihen und fördert junge Wissenschaftler, z. B. durch
das sogenannte WIN-Kolleg sowie durch die Vergabe von Forschungspreisen.
Zu ordentlichen Mitgliedern wählt die Akademie Wissenschaftler im Land
Baden-Württemberg, die sich durch hervorragende wissenschaftliche Leis-
tungen ausgewiesen haben. Das Spektrum der derzeit insgesamt 20 For-
schungsprojekte ist breit gefächert. So entsteht hier beispielsweise ein
Kommentar der Hauptwerke des Philosophen Friedrich Nietzsche, der die be-
reits vorhandenen Forschungsergebnisse zusammenführt, systematisiert und
erweitert.
Ein anderes Forschungsvorhaben – „The Role of Culture in Early Expansions
of Humans“ – hat zum Ziel, die raumzeitlichen Wanderungsmuster von Homi-
ninen in Afrika, Asien und Europa zwischen drei Millionen und 20.000 Jahren
vor heute zu rekonstruieren sowie die natürlichen und kulturellen Bedingungen
der verschiedenen Ausbreitungen zu beleuchten. Ein Beispiel für ein neues
Forschungsprojekt (seit 2010) ist „Der Tempel als Kanon der religiösen Litera-
tur Ägyptens“. Die Heidelberger Akademie hat ihren Sitz in dem Großherzog-
lichen Palais unterhalb des Heidelberger Schlosses.
Heidelberger Akademie der Wissenschaften
www.haw.baden-wuerttemberg.de
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� Die Akademie zur „Blauen Stunde“
Auf Initiative von Alfred Döblin und ehemaligen Mitgliedern der früheren Preu-
ßischen Akademie der Wissenschaften wurde am 9. Juli 1949 die Akademie
der Wissenschaften und der Literatur gegründet, unterstützt von der franzö-
sischen Militärverwaltung und im Einvernehmen mit der rheinland-pfälzischen
Landesregierung.
Als einzige Wissenschaftsakademie in Deutschland vereint die Mainzer Aka-
demie Wissenschaftler, Schriftsteller und seit 2009 auch Musiker in ihren drei
Klassen unter einem Dach. Ihre Ordentlichen Mitglieder werden aus dem ge-
samten Bundesgebiet gewählt. Forschungsschwerpunkte der Akademie sind
im geisteswissenschaftlichen Bereich vor allem umfangreiche Editions- und
Wörterbuchprojekte, die Erstellung von Lexika sowie Dokumentationen. Im
naturwissenschaftlichen Bereich dominieren langjährige Beobachtungen auf
den Gebieten der Viren- und der Klimaforschung sowie der biologischen
Grundlagenforschung. Darüber hinaus koordiniert die Akademie in Mainz zahl-
reiche große Gesamtausgaben bedeutender Komponisten.
Seit 1998 vergibt die Akademie mit dem Joseph Breitbach-Preis einen der
höchstdotierten Literaturpreise (zusammen mit der Stiftung Joseph Breitbach)
und den Akademiepreis des Landes Rheinland-Pfalz.
Mit Symposien, die gesellschaftlich relevante Themen aufgreifen, mit Vorträ-
gen, Lesungen, Konzerten und Schülerveranstaltungen vermittelt die Akade-
mie ihre Arbeit einem größeren Publikum. Mit den „Mainzer Wissenschafts-
gesprächen“ wurde der Dialog mit der jüngeren Forschergeneration eröffnet.
Akademie der Wissenschaftenund der Literatur, Mainz
www.adwmainz.de
Foto:Ernst-DieterHehl
� Das Karl-Arnold-Haus ist Sitz der Akademie
Die Nordrhein-Westfälische Akademie der Wissenschaften und der Künste
wurde 1970 als Nachfolgeeinrichtung der Arbeitsgemeinschaft für Forschung
des Landes Nordrhein-Westfalen gegründet. Diese war 1950 durch den da-
maligen Ministerpräsidenten Karl Arnold gegründet worden. Sinn und Zweck
des Zusammenschlusses von naturwissenschaftlichen und technischen Dis-
ziplinen war die wissenschaftliche Beratung der Landesregierung beim Wie-
deraufbau des durch den Krieg stark zerstörten Landes.
Mit der Errichtung des Karl-Arnold-Hauses in Düsseldorf im Jahre 1960 er-
hielt die Arbeitsgemeinschaft ein eigenes Gebäude für ihre Aufgaben. Zur
„Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften“ wurde die Arbeits-
gemeinschaft im Jahre 1970. Den Namen „Nordrhein-Westfälische Akademie
der Wissenschaften“ trug sie von 1993 bis 2008.
2008 beschloss der Landtag NRW die Erweiterung um eine vierte Klasse der
Künste. Die Nordrhein-Westfälische Akademie ist damit die erste Akademie in
Deutschland, die die Künste als eigenständige Klasse in eine Wissenschafts-
akademie aufgenommen hat. Die Aufnahme der ersten Mitglieder der Klasse
der Künste fand 2009 statt.
Die Nordrhein-Westfälische Akademie ist heute in drei wissenschaftliche Klas-
sen und eine Klasse der Künste gegliedert. Zur Förderung des wissenschaft-
lichen Nachwuchses in NRW wurde mit Unterstützung der Stiftung Mercator
2006 das Junge Kolleg gegründet, in das bis zu 30 herausragende junge Wis-
senschaftler aller Fachrichtungen berufen werden können.
Nordrhein-Westfälische Akademieder Wissenschaften und der Künste
www.awk.nrw.de
Foto:Meike
Wirsel
� Die Akademie hat ihren Sitz im Ostflügel des Universitätshauptgebäudes
Interdisziplinäre Forschung in Norddeutschland anzuregen, Hochschulen und
Forschungsinstitute zu vernetzen und Wissenschaft und Öffentlichkeit in Dia-
log zu bringen – mit diesen Zielen rief die Stadt Hamburg im Jahr 2004 die
Akademie ins Leben. Sie ist damit die jüngste der in der Union zusammenge-
schlossenen Länderakademien.
Der Akademie in Hamburg gehören herausragende Wissenschaftlerinnen und
Wissenschaftler insbesondere aus Hamburg, Schleswig-Holstein und Meck-
lenburg-Vorpommern an. Sie versteht sich als ‚klassenlose’ Arbeitsakademie:
In interdisziplinären Arbeitsgruppen konzipieren und bearbeiten ihre Mitglie-
der Forschungsprojekte zu wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und ge-
sellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen. Das Spektrum der Themen reicht
von Modellbildung in den Wissenschaften, China, Friedens- und Konfliktfor-
schung, Infektionsforschung, Klimawandel, Kosmologie, Nanotechnologie,
Neurowissenschaften, Region – Nation – Europa bis hin zu Fragen der Roh-
stoffpolitik und der Energieforschung.
Alle zwei Jahre vergibt die Akademie den von der Hamburgischen Stiftung für
Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve mit
100.000 Euro dotierten Hamburger Wissenschaftspreis. Für den wissen-
schaftlichen Nachwuchs hat die Akademie das Programm „Forum Junge Wis-
senschaft“ initiiert, das Mittel für Tagungsprojekte zur Verfügung stellt. Die
Akademie engagiert sich mit Vorlesungsreihen, Podiumsdiskussionen und
ihrem fächerübergreifenden Schülerlabor für den Dialog zwischen Wissen-
schaft und Öffentlichkeit.
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
www.awhamburg.de
Foto:UHH/Schell
BERLIN-BRANDENBURGISCHEAKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTENZU GÖTTINGEN
BAYERISCHE AKADEMIEDER WISSENSCHAFTEN
SÄCHSISCHE AKADEMIE DERWISSENSCHAFTEN ZU LEIPZIG
HEIDELBERGER AKADEMIEDER WISSENSCHAFTEN
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTENUND DER LITERATUR, MAINZ
NORDRHEIN-WESTFÄLISCHEAKADEMIE DER WISSENSCHAFTEN
UND DER KÜNSTE
AKADEMIE DER WISSENSCHAFTENIN HAMBURG
UNION DER DEUTSCHEN AKADEMIENDER WISSENSCHAFTEN
Jägerstraße 22/23 | 10117 BerlinTel.: 030 / 325 98 73 71www.akademienunion.de
Geschwister-Scholl-Straße 2 | 55131 MainzTel. 06131 / 21 85 28-10
Jägerstraße 22/23 | 10117 BerlinTel.: 030 / 20 37 06 57www.bbaw.de
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Alfons-Goppel-Straße 11 | 80539 MünchenTel.: 089 / 230 31 11 41www.badw.de
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Palmenstraße 16 | 40217 DüsseldorfTel.: 0211 / 61 73 40www.awk.nrw.de
Edmund-Siemers-Allee 1 | 20146 HamburgTel.: 040 / 429 48 66 90www.awhamburg.de
Impressum
Herausgeber: Prof. Dr. Günter Stock, Präsident der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften
Redaktion: Dr. Annette Schaefgen, Konrad Reißmann
Gestaltung: berchtold
Bildnachweis Titel „Informationen“V.o.n.u.: VYSOS6-Rolf Chini; AdW Mainz/Thomas G. Tempel; BAdW; Akademie der Wissenschaften in Hamburg;
Mendelssohn-Haus Leipzig; AdW Mainz/Thomas G. Tempel; fotolia.com/Suprijono Suharjoto; HAW