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Universitätsjournal Die Zeitung der Technischen Universität Dresden AUS DEM INHALT Diesterweg-Werkausgabe: Ruth Hohendorf geht nach zwanzig Bänden in den Ruhestand Ausländische Studenten: Zwischen Integration und Heimatbezug Pro und contra: Leserreaktionen auf einen Kommentar zu Öko-Konzepten Filmnächte am Elbufer: Kult-Musiker Goran Bregovic kommt mit großem Aufgebot Seite 2 Seite 4 Seite 8 Seite 12 11. Jahrgang Erste Juli-Ausgabe – 4. Juli 2000 Nummer 12 Die TU Dresden hat nun alle prinzipiel- len Fragen geklärt, um schnellstmöglich die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ab Oktober 2000 deutlich mehr jun- ge Leute als bisher (1999: 463) ein Infor- matik- bzw. IT-Studium aufnehmen kön- nen. Die Dresdner Uni wird zügig eine Million Mark für zusätzliche Computer- technik zur Verfügung stellen und durch kurzfristige Anmietung von Räumen in Campusnähe die Voraussetzungen für gute Praktikumsbedingungen schaffen. Das Land hatte sich bereit erklärt, die für die Informatikaufstockung benötigten „Lehrkräfte für besondere Aufgaben“ für drei, vier Jahre zu finanzieren. Über deren Zahl jedoch besteht momentan noch keine Gewissheit. Die Fakultät In- formatik erarbeitet gegenwärtig ein Per- sonalmodell für die zusätzlich benötig- ten Stellen, das sowohl einen ausgewo- genen Lehrdeputat-Mix als auch die ak- tuelle Entwicklung der Einschreibzahlen berücksichtigen soll. Auch das Problem der zusätzlich benötigten studentischen Hilfskräfte ist gelöst – prinzipiell zumin- dest: Für das nächste Jahr sind für diese so genannten „HiWis“ je Semester 40 000 Mark zusätzlich zugesagt. „Da- nach müsse man prüfen, wie sich die Zahl der Informatikstudenten ent- wickelt“, so TUD-Kanzler Alfred Post. Im Oktober könnten somit ungefähr dop- pelt so viele junge Leute ein Informa- tikstudium aufnehmen als im Jahr zuvor. Damit reagiert die TU Dresden auf den gegenwärtigen Mangel an hochqua- litativ ausgebildeten Informatikern schnell und kreativ. „Während jene Uni- versitäten, die erst kürzlich einen Nume- rus Clausus für Informatik eingeführt ha- ben, sich die Abiturienten mit den besten Noten aus den Bewerbern heraussieben können, geben wir all jenen, die Informa- tik wirklich wollen, eine große Chance, sich beruflich bis hin zum internationa- len Parkett zu verwirklichen“, sagt Han- nes Lehmann, Dezernent für Akademi- sche Angelegenheiten der TU Dresden. Die anerkannt hohe Qualität des Infor- matikstudiums an der Dresdner Uni, die inte rnationale Ausrichtung der Studi- engänge, der enge Praxisbezug und vor allem die Möglichkeit, sich durch die Ba- chelor/Master- und Diplomstudiengänge den eigenen Werdegang nach Wollen und Fähigkeiten aktiv selbst zu gestalten, belegen den Anspruch der Dresdner, die besten Informatiker unter den Studenten, nicht lediglich die zensurenbesten unter den Bewerbern, ermitteln zu wollen. Der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft hatte vor einiger Zeit die TU Dresden als eine von insgesamt sechs deutschen Universitäten für deren Re- formfreudigkeit ausgezeichnet. M. Bäumel Herausforderungen angenommen TU bereitet sich intensiv auf mehr Informatik-Studienbeginner vor IT-Studiengänge an der TU Dresden Informatik (Diplom, Master Nebenfach, Bachelor, Lehramt) • Elektrotechnik (Diplom) Informationssystemtechnik (Diplom) Medieninformatik (Diplom, Bachelor) Softwaretechnik (Ergänzungs- studiengang) Wirtschaftsinformatik (Diplom) Master Course in Computatio- nal Logic DKV 1/110 S. 1 Schaufuß 1/54 rechts unten S. 1 DaimlerChrysler-Forschungsteam informiert sich an der TU Am 13. Juni 2000 besuchte der Ressortkreis Forschung und Technologie der DaimlerChrysler AG die TU Dresden. Professor Klaus-Dieter Vöhringer, Leiter Forschung und Technologie und Vorstandsmitglied, und seine Kollegen er- kundeten in den Fakultäten Elektrotechnik, Verkehrswissenschaften (Professor Hans-Christian Reuss, vorn), Maschi- nenwesen und Informatik Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der TU Dresden. Foto: UJ/Eckold Architektur, Forstwissenschaften, Kar- tographie, Lebensmittelchemie und Physik. Diese und noch etwa 15 weite- re Fächer an der Technischen Univer- sität Dresden (TUD) lernen TeilnehmerInnen in der Sommeruni- versität 2000 kennen. Und zwar in ei- ner besonders persönlichen und zu- gänglichen Weise – durch Vorträge, Praktika, Führungen und Gespräche mit Wissenschaftlern und Studieren- den. Im vergangenen Jahr kamen mehr als 150 Mädchen der 10. bis 13. Klas- sen zur Sommeruniversität. Warum nur Mädchen? Bisher wurde die Sommeruniversität nur für Schüle- rinnen angeboten. Dr. Karin Reiche, Gleichstellungsbeauftragte, zeigt an Hand der Statistik, dass der Frauen- anteil im schnell wachsenden Informa- tikstudium an der TUD bei etwa 13 Pro- zent liegt; in der Elektrotechnik und der Physik bleibt er noch deutlich unter 10 Prozent. Und in vielen anderen techni- schen Bereichen, beispielsweise Forst- wissenschaften und Chemie, ist er gut unter 50 Prozent. „Das muss verbessert werden“, sagt Reiche, die die Sommer- universität 1998 an der TUD eingeführt hat. Wenn Schülerinnen in Männer- domänen gehen, brauchen sie eine an- dere Art Beratung – „der Frontalunter- richt ist ungeeignet“, so Reiche. Doch wollen Schüler ebenfalls gerne an der Sommeruniversität teilnehmen und könnten auch davon profitieren. Deswegen hat die Zentrale Studienbe- ratung (ZSB), als sie Anfang des Jahres das erfolgreiche Programm von Rei- ches Referat übernommen hat, einen von den vier jeweils einwöchigen Kur- sen für Schüler vorgesehen. Schüler und Schülerinnen werden allerdings die Sommeruniversität getrennt erleben. „Dies hat vor allem wissenschaftliche Gründe“, erklärt ZSB-Leiterin Katarina Schwarz. „Gerade in den technischen Bereichen, wo männliche Schüler aktiv sind, nehmen sich die Schülerinnen eher zurück – sie trauen sich manchmal nicht.“ Zweifellos trifft das in gemisch- ten Gruppen besonders zu. Die Kurse finden Mitte Juli bis An- fang August statt, weitere Auskünfte sind im Web zu erhalten: http://www.tu- dresden.de/vd34/sommerun.htm. Toni Feder Schnupperkurse auch für Jungen Studienberatung erweitert Sommeruniversität 2000 Raumforschung nun konzentriert Am 11. Juli 2000 wird das Raum- wissenschaftliche Kompetenzzentrum Dresden gegründet. Es soll die interdis- ziplinäre Forschung und Entwicklung fördern, die angemessene Vertretung der Raumwissenschaften in der Lehre an der TU Dresden unterstützen sowie einen Beitrag zur praktischen Umset- zung leisten. Das Raumwissenschaftliche Kompe- tenzzentrum bündelt die Forschungs- und Entwicklungskompetenzen von zunächst elf Professuren aus fünf Fa- kultäten der TU Dresden sowie dem Leibniz-Institut für ökologische Raum- entwicklung e. V., Dresden, (IÖR). Dies bietet wechselseitig Vorteile: Einerseits bietet die Querschnittsorientierung des IÖR der Universität günstige Voraus- setzungen für die Bearbeitung von komplexen Fragestellungen, die nur interdisziplinär gelöst werden können. Andererseits bilden die raumwissen- schaftlich orientierten Lehrstühle der TU Dresden interessante Anknüp- fungspunkte für Kooperationen in spe- zifischen Forschungsvorhaben. Ziel des Raumwissenschaftlichen Kompetenzzentrums Dresden ist die Bearbeitung von Grundfragen der Raumentwicklung von regionaler und überregionaler Bedeutung. So sollen beispielsweise Ursachen und Heraus- forderungen struktureller Schrump- fungsprozesse sowie von Chancen und Notwendigkeiten einer ökologischen Raumentwicklung fächerübergreifend erforscht werden. Im Bereich der Leh- re sollen eine Verbesserung des Stu- dien- und Weiterbildungsangebots sowie der Ausbildung in raumwissen- schaftlichen und umweltplanerischen Fächern erreicht werden. Außerdem entstehen interdisziplinäre Arbeits- möglichkeiten für Studierende. Bernhard Müller TU-Ehrenmedaille für ProfessorAlbrecht Der Senat der TU Dresden verlieh am 28. Juni an Professor Wilhelm Albrecht in Würdigung seines engagierten Wir- kens bei der Erneuerung und Profilge- bung der Fakultät Maschinenwesen in den Jahren 1991 bis 1993, der langjähri- gen aktiven Mitarbeit im Wissenschaft- lichen Beirat des Institutes für Textil- und Bekleidungstechnik und seines her- ausragenden Anteils beim Initiieren von Forschungsverbundprojekten an der Uni die Ehrenmedaille der TU Dresden. PI Professor Wirth nun Ehrenmitglied Professor Manfred Wirth, Direktor der Klinik und Poliklinik für Urologie, ist auf dem XII. Kongress der Slowakischen und Tschechischen Urologischen Gesell- schaften in Strbské Pleso vom 8. bis 10. Juni 2000 zum Ehrenmitglied der Slowa- kischen Gesellschaft für Urologie er- nannt worden. (fie)

Universitätsjournal - TU Dresden...Heinz-Schönfeld-Hörsaal, los. Zunächst wird der Dekan, Professor Dr. Karl-Heinz Gonschorek, den Tag der Fakul-tät, der traditionell gegen Ende

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  • UniversitätsjournalDie Zeitung der Technischen Universität Dresden

    AUS DEM INHALT

    Diesterweg-Werkausgabe:Ruth Hohendorf geht nach zwanzig Bänden in den Ruhestand

    Ausländische Studenten:Zwischen Integration undHeimatbezug

    Pro und contra:Leserreaktionen auf einen Kommentar zu Öko-Konzepten

    Filmnächte am Elbufer:Kult-Musiker Goran Bregovickommt mit großem Aufgebot

    Seite 2

    Seite 4

    Seite 8

    Seite 12

    11. Jahrgang Erste Juli-Ausgabe – 4. Juli 2000 Nummer 12

    Die TU Dresden hat nun alle prinzipiel-len Fragen geklärt, um schnellstmöglichdie Voraussetzungen dafür zu schaffen,dass ab Oktober 2000 deutlich mehr jun-ge Leute als bisher (1999: 463) ein Infor-matik- bzw. IT-Studium aufnehmen kön-nen.

    Die Dresdner Uni wird zügig eineMillion Mark für zusätzliche Computer-technik zur Verfügung stellen und durchkurzfristige Anmietung von Räumen inCampusnähe die Voraussetzungen fürgute Praktikumsbedingungen schaffen.Das Land hatte sich bereit erklärt, die fürdie Informatikaufstockung benötigten„Lehrkräfte für besondere Aufgaben“ fürdrei, vier Jahre zu finanzieren. Überderen Zahl jedoch besteht momentannoch keine Gewissheit. Die Fakultät In-formatik erarbeitet gegenwärtig ein Per-

    sonalmodell für die zusätzlich benötig-ten Stellen, das sowohl einen ausgewo-genen Lehrdeputat-Mix als auch die ak-tuelle Entwicklung der Einschreibzahlenberücksichtigen soll. Auch das Problemder zusätzlich benötigten studentischenHilfskräfte ist gelöst – prinzipiell zumin-dest: Für das nächste Jahr sind für dieseso genannten „HiWis“ je Semester40 000 Mark zusätzlich zugesagt. „Da-nach müsse man prüfen, wie sich dieZahl der Informatikstudenten ent-wickelt“, so TUD-Kanzler Alfred Post.Im Oktober könnten somit ungefähr dop-pelt so viele junge Leute ein Informa-tikstudium aufnehmen als im Jahr zuvor.

    Damit reagiert die TU Dresden aufden gegenwärtigen Mangel an hochqua-litativ ausgebildeten Informatikernschnell und kreativ. „Während jene Uni-

    versitäten, die erst kürzlich einen Nume-rus Clausus für Informatik eingeführt ha-ben, sich die Abiturienten mit den bestenNoten aus den Bewerbern heraussiebenkönnen, geben wir all jenen, die Informa-tik wirklich wollen, eine große Chance,sich beruflich bis hin zum internationa-len Parkett zu verwirklichen“, sagt Han-nes Lehmann, Dezernent für Akademi-sche Angelegenheiten der TU Dresden.Die anerkannt hohe Qualität des Infor-matikstudiums an der Dresdner Uni, dieinte rnationale Ausrichtung der Studi-engänge, der enge Praxisbezug und vorallem die Möglichkeit, sich durch die Ba-chelor/Master- und Diplomstudiengängeden eigenen Werdegang nach Wollenund Fähigkeiten aktiv selbst zu gestalten,belegen den Anspruch der Dresdner, diebesten Informatiker unter den Studenten,

    nicht lediglich die zensurenbesten unterden Bewerbern, ermitteln zu wollen.

    Der Stifterverband für die deutscheWissenschaft hatte vor einiger Zeit dieTU Dresden als eine von insgesamt sechsdeutschen Universitäten für deren Re-formfreudigkeit ausgezeichnet.

    M. Bäumel

    Herausforderungen angenommenTU bereitet sich intensiv auf mehr Informatik-Studienbeginner vor

    IT-Studiengängean der TU Dresden

    • Informatik (Diplom, MasterNebenfach, Bachelor, Lehramt)

    • Elektrotechnik (Diplom)• Informationssystemtechnik

    (Diplom)• Medieninformatik (Diplom,

    Bachelor)• Softwaretechnik (Ergänzungs-

    studiengang)• Wirtschaftsinformatik (Diplom)• Master Course in Computatio-

    nal Logic

    DKV1/110

    S. 1

    Schaufuß1/54

    rechts untenS. 1

    DaimlerChrysler-Forschungsteam informiert sich an der TU

    Am 13. Juni 2000 besuchte der Ressortkreis Forschung und Technologie der DaimlerChrysler AG die TU Dresden.Professor Klaus-Dieter Vöhringer, Leiter Forschung und Technologie und Vorstandsmitglied, und seine Kollegen er-kundeten in den Fakultäten Elektrotechnik, Verkehrswissenschaften (Professor Hans-Christian Reuss, vorn), Maschi-nenwesen und Informatik Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit der TU Dresden. Foto: UJ/Eckold

    Architektur, Forstwissenschaften, Kar-tographie, Lebensmittelchemie undPhysik. Diese und noch etwa 15 weite-re Fächer an der Technischen Univer-sität Dresden (TUD) lernenTeilnehmerInnen in der Sommeruni-versität 2000 kennen. Und zwar in ei-ner besonders persönlichen und zu-gänglichen Weise – durch Vorträge,Praktika, Führungen und Gesprächemit Wissenschaftlern und Studieren-den. Im vergangenen Jahr kamen mehrals 150 Mädchen der 10. bis 13. Klas-sen zur Sommeruniversität.

    Warum nur Mädchen? Bisher wurdedie Sommeruniversität nur für Schüle-rinnen angeboten. Dr. Karin Reiche,Gleichstellungsbeauftragte, zeigt anHand der Statistik, dass der Frauen-

    anteil im schnell wachsenden Informa-tikstudium an der TUD bei etwa 13 Pro-zent liegt; in der Elektrotechnik und derPhysik bleibt er noch deutlich unter 10Prozent. Und in vielen anderen techni-schen Bereichen, beispielsweise Forst-wissenschaften und Chemie, ist er gutunter 50 Prozent. „Das muss verbessertwerden“, sagt Reiche, die die Sommer-universität 1998 an der TUD eingeführthat. Wenn Schülerinnen in Männer-domänen gehen, brauchen sie eine an-dere Art Beratung – „der Frontalunter-richt ist ungeeignet“, so Reiche.

    Doch wollen Schüler ebenfalls gernean der Sommeruniversität teilnehmenund könnten auch davon profitieren.Deswegen hat die Zentrale Studienbe-ratung (ZSB), als sie Anfang des Jahres

    das erfolgreiche Programm von Rei-ches Referat übernommen hat, einenvon den vier jeweils einwöchigen Kur-sen für Schüler vorgesehen. Schülerund Schülerinnen werden allerdings dieSommeruniversität getrennt erleben.„Dies hat vor allem wissenschaftlicheGründe“, erklärt ZSB-Leiterin KatarinaSchwarz. „Gerade in den technischenBereichen, wo männliche Schüler aktivsind, nehmen sich die Schülerinneneher zurück – sie trauen sich manchmalnicht.“ Zweifellos trifft das in gemisch-ten Gruppen besonders zu.

    Die Kurse finden Mitte Juli bis An-fang August statt, weitere Auskünftesind im Web zu erhalten: http://www.tu-dresden.de/vd34/sommerun.htm.

    Toni Feder

    Schnupperkurse auch für JungenStudienberatung erweitert Sommeruniversität 2000

    Raumforschungnun konzentriert

    Am 11. Juli 2000 wird das Raum-wissenschaftliche KompetenzzentrumDresden gegründet. Es soll die interdis-ziplinäre Forschung und Entwicklungfördern, die angemessene Vertretungder Raumwissenschaften in der Lehrean der TU Dresden unterstützen sowieeinen Beitrag zur praktischen Umset-zung leisten.

    Das Raumwissenschaftliche Kompe-tenzzentrum bündelt die Forschungs-und Entwicklungskompetenzen vonzunächst elf Professuren aus fünf Fa-kultäten der TU Dresden sowie demLeibniz-Institut für ökologische Raum-entwicklung e. V., Dresden, (IÖR). Diesbietet wechselseitig Vorteile: Einerseitsbietet die Querschnittsorientierung desIÖR der Universität günstige Voraus-setzungen für die Bearbeitung vonkomplexen Fragestellungen, die nurinterdisziplinär gelöst werden können.Andererseits bilden die raumwissen-schaftlich orientierten Lehrstühle derTU Dresden interessante Anknüp-fungspunkte für Kooperationen in spe-zifischen Forschungsvorhaben.

    Ziel des RaumwissenschaftlichenKompetenzzentrums Dresden ist dieBearbeitung von Grundfragen derRaumentwicklung von regionaler undüberregionaler Bedeutung. So sollenbeispielsweise Ursachen und Heraus-forderungen struktureller Schrump-fungsprozesse sowie von Chancen undNotwendigkeiten einer ökologischenRaumentwicklung fächerübergreifenderforscht werden. Im Bereich der Leh-re sollen eine Verbesserung des Stu-dien- und Weiterbildungsangebotssowie der Ausbildung in raumwissen-schaftlichen und umweltplanerischenFächern erreicht werden. Außerdementstehen interdisziplinäre Arbeits-möglichkeiten für Studierende.

    Bernhard Müller

    TU-Ehrenmedaille fürProfessorAlbrecht

    Der Senat der TU Dresden verlieh am28. Juni an Professor Wilhelm Albrechtin Würdigung seines engagierten Wir-kens bei der Erneuerung und Profilge-bung der Fakultät Maschinenwesen inden Jahren 1991 bis 1993, der langjähri-gen aktiven Mitarbeit im Wissenschaft-lichen Beirat des Institutes für Textil-und Bekleidungstechnik und seines her-ausragenden Anteils beim Initiieren vonForschungsverbundprojekten an derUni die Ehrenmedaille der TU Dresden.

    PI

    Professor Wirth nunEhrenmitglied

    Professor Manfred Wirth, Direktor derKlinik und Poliklinik für Urologie, istauf dem XII. Kongress der Slowakischenund Tschechischen Urologischen Gesell-schaften in Strbské Pleso vom 8. bis 10.Juni 2000 zum Ehrenmitglied der Slowa-kischen Gesellschaft für Urologie er-nannt worden. (fie)

  • Universitätsjournal 12/2000 Nachrichten Seite 2

    Herausgeber des „Universitätsjournals“:Der Rektor der Technischen Universität Dresden.V. i. S. d. P.: Mathias Bäumel.Redaktion Besucheradresse: Nöthnitzer Str. 43,01187 Dresden, Tel. (03 51)4 63 - 28 82. Fax:(03 51)4 63 - 71 65, E-Mail: [email protected]: Petra Kaatz, Uni-Marketing, Tel.(03 51)4 63 - 6656. Fax: (03 51)4 63 - 7791.Anzeigenverwaltung: Uwe Seibt, SächsischePresseagentur Seibt, Bertolt-Brecht-Allee 24,01309 Dresden, Tel. / Fax: (03 51)31 99-26 70,(03 51)3 17 99 36; E-Mail: [email protected] in den Beiträgen vertretenen Auffassungenstimmen nicht unbedingt mit denen der Redaktionüberein. Für den Inhalt der Artikel sind die Unter-zeichner voll verantwortlich. Die Redaktionbehält sich sinnwahrende Kürzung eingereichterArtikel vor. Nachdruck ist nur mit Quellen- undVerfasserangabe gestattet.Redaktionsschluss: 23. Juni 2000.Satz: Redaktion, Stellenausschreibungen:IMAGIC, Publigraphische Systeme, Dresden.Druck: Lausitzer Druck- und VerlagshausGmbH, Töpferstraße 35, 02625 Bautzen.

    Impressum

    Arkadien, so steht es im Lexikon, galtunter den alten griechischen Dichternals Land des stillen Friedens. Ein Landder Heiligtümer und Tempel, an dessenNamen sich in den 20er Jahren des 16.Jahrhunderts der italienische SeefahrerGiovanni da Verrazano erinnerte. DerAbenteurer hatte, rund 30 Jahre nachKolumbus, die heutige Ostküste derUSA und Kanadas umfahren und nann-te die bezaubernde KüstenlandschaftArkadien.

    Bis heute hat diese Landschaft nichtnur das „r“ in ihrem Namen verloren,ihre Bewohner haben auch eine beweg-te Geschichte durchlebt. Anfang des17. Jahrhunderts wurde Akadien vonfranzösischen Siedlern kolonisiert, dierund 150 Jahre später von englischenSoldaten zu Tausenden in die ganzeWelt deportiert wurden.

    Die Geschichte der französischenZivilisation in Nordamerika ist inDeutschland kaum bekannt, bis auf dieTatsache, dass in der ostkanadischenProvinz Quebec die Sprache unsererfranzösischen Nachbarn gesprochenwird. Am Lehrstuhl von TU-ProfessorIngo Kolboom jedoch ist das franko-

    phone Nordamerika, von Quebec imhohen Norden bis Louisiana im Südender USA, einer der Studienschwer-punkte.

    Der Romanist und international be-kannte Frankreich- und Quebec-Spe-zialist, zugleich assoziierter Professorfür Geschichte an der Universität vonMontreal, bekam nun für seine Akadi-en-Studien einen Zuschuss der „Ge-sellschaft von Freunden und Förderernder TU Dresden e.V.“: Ende Mai konn-ten zwei seiner Studenten, die Autorendes Beitrags, mit Hilfe dieser finanziel-len Unterstützung am internationalenAkadien-Kolloquium in der französi-schen Uni-Stadt Poitiers teilnehmen.

    Dort referierten auch frankophoneWissenschaftler aus dem Osten Kana-das, vor allem aus der Provinz Neu-braunschweig, wo sich heute noch einDrittel der Einwohner als Acadiens be-zeichnen. Das Reich ihrer Vorväter istheute in keiner Landkarte mehr ver-zeichnet, doch die akadische Kulturund die französische Sprache haben diejahrhundertelange Unterdrückung undBedrohung durch die angloamerikani-sche Welt überstanden.

    Wir erlebten die Akadier, die franzö-sischsprachigen Wissenschaftler ausMoncton in Neubraunschweig, als kol-legial und lebenslustig. Nach dem täg-lichen Referate-Marathon wurden aus-gelassen akadische Lieder gesungen;Studenten und Dozenten gingen ge-meinsam in die gemütlichen Bars inPoitiers, die sich mit so mancherDresdner Neustadt-Kneipe messenkönnen. Doch nicht nur nach langenKongresstagen funktioniert die akade-mische Verständigung zwischen Dres-den und dem Osten Kanadas: An derUniversität Moncton, einer rein fran-kophonen und international renom-mierten Hochschule, können nun auchDresdner Romanistik-Studenten stu-dieren. Dies vereinbarte Professor Kol-boom mit dem Direktor des Akadien-Forschungszentrums in Moncton,Professor Maurice Basque. Zwei vonKolbooms Studenten werden dort aneinem Sommerseminar über Akadienteilnehmen, finanziell gefördert vonder Universität Moncton. Ein formellerKooperationsvertrag mit der Univer-sität Moncton ist in Vorbereitung.

    Christian Spahr/Doreen Hache

    Kanadas Ostküste fasziniertDresdner Romanisten

    TU Dresden kooperiert mit frankophoner Universität in Moncton

    Professor Achim Mehlhorn startet in dritte Rektor-Amtszeit

    Mit überwältigender Mehrheit wählte das Konzil der TU Dresden am 21. Juni 2000 Rektor Professor Achim Mehlhornin seine dritte Amtszeit. Auf 270 Ja-Stimmen entfielen 23 Nein-Stimmen und 24 Enthaltungen. Mehlhorn stellte demKonzil zehn Thesen seiner künftigen Arbeit vor. Die neue Amtsperiode beginnt im Herbst. Foto: UJ/Eckold

    Am Freitag, dem 14. Juli 2000 begehtdie Fakultät Elektrotechnik zumfünften Mal ihren großen Tag.

    Es geht 14 Uhr im Barkhausenbau,Heinz-Schönfeld-Hörsaal, los. Zunächstwird der Dekan, Professor Dr. Karl-Heinz Gonschorek, den Tag der Fakul-tät, der traditionell gegen Ende desStudienjahres stattfindet, feierlicheröffnen. Dem Grußwort des Rektors,Professor Achim Mehlhorn, wird einVortrag des Altdekans, Professor Ge-rald Gerlach, über „Neuigkeiten aus derElektrotechnik“ folgen. Im an-schließenden Festvortrag spricht Pro-fessor Stephan Schüler, ÄrztlicherDirektor des Herz- und Kreislaufzen-trums Dresden e. V., über „ModerneTechnik in der Herzchirurgie“. Diplo-manden und Promovenden erhalten ih-re Abschlussurkunden und werden fei-erlich verabschiedet. Die jeweils besten

    Arbeiten werden mit dem „SAIA-Preis“, dem „BOSCH-Preis“, dem „Jo-hannes-Görges-Preis“ der FakultätElektrotechnik bzw. dem „Heinrich-Barkhausen-Preis“ der Carl Friedrichvon Siemens Stiftung ausgezeichnet.Nachbetrachtungen eines Ehemaligen,eine vielversprechende musikalischeUmrahmung und ein Gedankenaus-tausch bei anschließendem kleinen Im-biss runden den Tag ab.

    Alle Absolventen, ehemalige und ge-genwärtige Mitarbeiter und Wissen-schaftler, Forschungspartner undFreunde der Fakultät sind dazu sehrherzlich eingeladen.

    Nähere Informationen geben FrauGrünberger, Telefon (0351) 4 63-22 81,Fax (0351) 4 63-77 40 bzw. die Home-page der Fakultät Elektrotechnik,(http://www.et.tu-dresden.de) über dieRubrik Aktuelles / Termine / Tagungen.

    PI

    5. Tag der Fakultät Elektrotechnik

    1001 Märchen2/109

    Eine hiesige Tageszeitung bezeichnetesie vor drei Jahren als „Frau Diester-weg“ – eine Anspielung darauf, dasssie ihr Berufsleben ganz dem Pädago-gen und Schulpolitiker Friedrich AdolfDiesterweg gewidmet hat. Ruth Ho-hendorf, die am 4. Juli 80 Jahre altwird, arbeitete seit 1954 an der Heraus-gabe der textkritischen Gesamtausgabeder Werke Diesterwegs, davon diemeiste Zeit als (Mit-)Herausgeberin.

    Wie wurde aus der Neulehrerin – ab1948 studierte sie Germanistik/Ge-schichte an der Pädagogischen Fakul-tät der Universität Leipzig – die Frau,die bis heute als Sachwalterin des Wer-kes von Diesterweg gelten kann?

    Ein „glücklicher Zufall“, so sagt sie,sei im Anschluss an das Studium ihrezweijährige Arbeit im Sachkatalog derDeutschen Bücherei in Leipzig gewe-sen. Diese Tätigkeit war ihr vongroßem Nutzen für die Folgezeit. Pro-fessor Heinrich Deiters, damals Dekander Pädagogischen Fakultät der Hum-boldt-Universität Berlin, war Initiatoreiner Ausgabe der „Sämtlichen Werkevon F.A. Diesterweg (1790 bis 1866)“.Die „schlechte Quellenlage“, so Dei-ters, stand im Widerspruch zur Not-wendigkeit, Diesterweg als einem „lei-denschaftlichen Demokraten“ Gehörzu verschaffen. Diesterweg hatte mitseiner geforderten „Erziehung der un-teren Klassen“ nicht nur Aufsehen er-regt, sondern sich auch missliebig ge-macht. Konsequent setzte er sich füreine wissenschaftliche Lehrerbildungein, um durch diese das Niveau derVolksbildung zu heben: „Volksbildungist Volksbefreiung!“ Und: „Selbstän-digkeit und Freiheit im Denken undHandeln muss verbunden sein mit derEinhaltung der Gesetze!“

    Deiters gewann Ruth Hohendorfzunächst als wissenschaftliche Mitar-beiterin (später war sie auch Mither-ausgeberin) für diese textkritische Ge-samtausgabe. Das bedeutete, Bücher,Manuskripte, Briefe, „verstreute“ Tex-te zu finden, zu ordnen, mitunter zu er-gänzen. Jeder der bisher bearbeitetenzwanzig Bände war mit einem ausführ-lichen Anmerkungsapparat und einemPersonenregister mit biografischenund bibliografischen Angaben zu ver-sehen und druckfertig zu machen. Die-ser Aufgabe widmete sich Ruth Hohen-dorf, auch mit Hilfe ihres MannesProfessor Gerd Hohendorf, von 1954bis heute.

    Die Bände I bis XVII konnten in denJahren 1956 bis 1990 im Verlag Volkund Wissen in Berlin erscheinen. Die

    Bände XVIII, XIX und XX waren bisdahin schon in Arbeit, handschriftli-ches Material und Kopien lagen vor.

    Nach der politischen Wende war esbeiden Hohendorfs mit zu danken, dasssich Wissenschaftler aus Hannover,Dortmund, Siegen, Würzburg und Ber-lin der Weiterführung dieses Werkesannahmen und Herausgeber wurden.Die Förderung des Projektes durch dieDeutsche Forschungsgemeinschaft(DFG) ermöglichte es Hohendorfs, ei-ner Lebensaufgabe treu zu bleiben. Soerschienen die Bände XVIII und XIXschließlich 1999 im Luchterhand-Ver-lag Neuwied, und der zwanzigste Bandsoll noch 2000 herauskommen. DieUmsetzung der letzten Manuskripteauf den Computer besorgte die Düssel-dorferin Sylvia Schütze, die zuvorschon Erfahrungen mit einer Pestaloz-zi-CD-ROM gesammelt hatte.

    Nun hat sich Ruth Hohendorf vomdirekten Mittun an den letzten Bändenzurückgezogen und sich zur Ruhe ge-setzt. „Doch sicher werden die Kolle-gen immer wieder etwas wissen wol-len“, meint sie schmunzelnd. Denn dieArbeit an der Diesterweg-Gesamtaus-gabe ist noch nicht ganz beendet. Essollen voraussichtlich noch drei Brief-bände erscheinen sowie der Register-band und – in zwei Bänden – dieBeiträge, die Diesterweg selbst für sei-nen „Wegweiser für deutsche Lehrer“geschrieben hatte.

    Ruth Hohendorf wurde 1990 für dieDiesterweg-Gesamtausgabe der „Dok-tor ehrenhalber“ (Dr. h.c.) von derPädagogischen Hochschule Dresdenverliehen.

    Das Werk steht in jeder größerenwissenschaftlichen Bibliothek zur Ver-fügung. Christa Bäumel

    Ein Berufsleben mitFriedrich Adolf DiesterwegRuth Hohendorf arbeitet an 20 Bänden des Gesamtwerkes

    Ruth Hohendorf. Foto: UJ/Eckold

  • Universitätsjournal 12/2000 TU-Rundblick Seite 3

    An der Staatlichen Universität fürBauwesen in Moskau ist es seit 25 Jah-ren Tradition, mit den Studenten des er-sten Studienjahres eine Schiffsexkursi-on an die Wolga durchzuführen. Indiesem Jahr nahmen daran erstmaligauch Studenten der TU Dresden teil.Dabei hatten zwanzig Studenten derVertiefungsrichtung Wasserbau sowieProfessor Horlacher und zwei seinerMitarbeiter vom Institut für Wasserbauund Technische Hydromechanik Gele-genheit, an der vom 15. bis 27. Maistattfindenden Exkursion teilzuneh-men.

    Ausgangspunkt der Exkursion warder Moskauer Hafen Chimki. Von dortgingen ca. 150 russische und 60 deut-sche (aus Dresden, Siegen und Wei-mar) Teilnehmer per Schiff auf die Rei-se. Der erste Reiseabschnitt war der128 km lange Moskau-Wolga-Kanal.Der Kanal mit fünf Schleusen wurdevon 1932 bis 1936 von Zwangsarbei-tern errichtet und dient neben derSchifffahrt der Wasserversorgung vonMoskau. Über diesen Kanal können biszu 120 m3/s Wasser aus der Wolga nachMoskau übergeleitet werden.

    In Dubna mündet der Kanal in dieWolga. Von hier aus ging es ca. 1600km flussabwärts. Auf der Fahrt wurdendie Wasserkraftanlagen von Uglitsch,Tscheboksary und Kuibischew besich-tigt. Es wurden Stauseen wie z.B. derRybinsker (4500 km2) und der Kuibi-schewer (6500 km2) passiert. Wende-

    punkt der Exkursion war die Stadt Tog-liatti. Hier befindet sich auch die größteWasserkraftanlage, die auf der Exkur-sion besichtigt wurde. Sie ist unter demNamen Kuibischew bzw. Lenin be-kannt. In einer 800 m langen Kraft-werkshalle sind 20 Kaplanturbinen miteinem Laufraddurchmesser von 9,30 muntergebracht. Die Ausbauleistung desKraftwerkes beträgt 2300 MW.

    Nach der Besichtigung der Wasser-kraftanlage und einer kurzen Stadtbe-sichtigung von Togliatti ging es auf dieHeimreise. Auf der Rückfahrt stand dieBesichtigung von Nishnij Nowgorod,Ples, Kostroma sowie des Klosters Ipa-tevsk auf dem Programm.

    In Nishnij Nowgorod (früher Gorki)konnten der Kreml und seine Gemälde-galerie besichtigt werden. Besondersbeeindruckend war aber der Blick vomKreml auf den Zusammenfluss vonOka und Wolga und die sich unendlichweit erstreckende Landschaft.

    In dem kleinen Ort Ples konnte manmit Holzschnitzereien verzierte Häuseraus dem vergangenen Jahrhundert be-wundern und in Kostroma bot sich dieGelegenheit zu einem Bummel über ei-nen für diese Region typischen Markt.

    In dem aus dem 16. Jahrhundertstammenden Kloster Ipatevsk richtetesich die Aufmerksamkeit auf dierestaurierten Fresken in der Kirche undeine im Klosterhof aufgestellte Holz-kirche aus dem Überflutungsgebiet ei-nes der Wolgastauseen.

    Am vorletzten Tag wurden die deut-schen Teilnehmer Zeugen der „Taufe“der russischen Studenten zum Wasser-bauer. Die meisten deutschen Studen-ten ließen sich bei dieser Gelegenheitauch zum „Gidrotechnik“ taufen.

    Während der Reise wurden von rus-sischen Hochschullehrern Vorträge zuden Wasserbauwerken an der Wolgagehalten. Darüber hinaus gab es auchVorlesungen zu Einzelproblemen beider Errichtung von Wasserbauwerken.Hierbei wurde insbesondere auf dieDurchsickerung von Dämmen und die

    Unterströmung der Massivbauwerkevon Staustufen eingegangen. Ökologi-sche Fragen des Wolgaausbaus wurdenebenfalls diskutiert.

    Ein Hauptanliegen der Exkursionwar die Begegnung zwischen den rus-sischen und deutschen Teilnehmern.Dank der Länge der Reise gab es dazuauch reichlich Gelegenheit. Die Ver-ständigung lief meist zwei- bis drei-sprachig (Russisch, Deutsch und Eng-lisch), wobei viele der deutschenMitreisenden schrittweise ihre Schul-kenntnisse aus dem Russischunterricht

    reaktivierten. Am 25. Mai lief dasSchiff wieder in den Moskauer HafenChimki ein. Die verbleibenden einein-halb Tage bis zum Rückflug wurden füreinen Besuch der Moskauer Univer-sität, eine Stadtrundfahrt und individu-elle Aktivitäten genutzt.

    Finanziell wurde die Exkursiondurch den DAAD, die „Gesellschaftder Förderer des Hubert-Engels-Insti-tuts für Wasserbau und Technische Hy-dromechanik e. V.“ und die FakultätBauingenieurwesen unterstützt.

    Ingo Lux

    Exkursion zum„Mütterchen Wolga“

    Wasserbau-Studenten auf Schifffahrt in Russland

    Nishnij Nowgorod: Blick vom Kreml. Foto:Autor

    Höchstauflösende Bilddaten desneuen Satellitensystems IKONOSbieten der Umweltverwaltung zeit-nahe Informationen zur Flächennut-zung. Wissenschaftler des DresdnerLeibniz-Instituts für ökologischeRaumentwicklung (IÖR) erforschenderzeit Möglichkeiten zur automati-sierten Auswertung dieser Daten.

    Das Projekt wird von der DeutschenForschungsgemeinschaft DFG finan-ziert. Dabei soll der praktische undwissenschaftliche Nutzen von IKO-NOS-Satellitenbilddaten für die Um-weltverwaltung aufgezeigt werden.Die Wissenschaftler suchen nach ge-eigneten Bildverarbeitungsstrategien,um die aktuellen Daten bei geringem

    Arbeitsaufwand für Verwaltungsent-scheidungen fruchtbar zu machen.

    Der amerikanische Satellit liefertBilddaten mit einer Auflösung von ei-nem Meter am Boden und ist damit dererste einer neuen Generation höchst-auflösender Satelliten.

    Er ermöglicht damit Detailinforma-tionen, die bisher dem Luftbild vorbe-halten waren. Mit derartig genauen In-formationen können beispielsweiseVeränderungen der Vegetationsbe-deckung frühzeitig erkannt werden.Dadurch wird ein rechtzeitiges Gegen-steuern bei ungewünschten Prozessenerheblich erleichtert.

    Ansprechpartner im IÖR: Dr. Gott-hard Meinel (0351) 46 79-2 54.

    Jörg Rathmann

    Umweltinformationenmit Hilfe von Satelliten

    IKONOS-System hilft bei automatisierter Datengewinnung

    Der Satellit ermöglicht Detailinformationen, die bisher dem Luftbild vorbehal-ten waren – hier Bild von Dresden. Bild: IÖR

    Vortragsreihe im Forschungsverbund

    Das Institut für Pathologie organisierteine Vortragsreihe. Sie findet imRahmen des Klinischen Forschungs-verbundes statt. Ort: Hörsaal Patholo-gie, Zeit: donnerstags, 17 Uhr. 6. Juli2000: „Genetische Einflüsse auf dieLungenfunktion – Studien am Maus-modell“, Holger Schulz, Neuherberg.

    Kontakt: Dr. Heinz Fehrenbach, In-stitut für Pathologie, Tel. (0351) 458-52 77. fie

    Ehrung für ProfessorJohannes Schindler

    Das Institut für Baubetriebswesen derFakultät Bauingenieurwesen veran-staltet anlässlich des 65. Geburtstagesvon Professor Johannes Schindler einEhrenkolloquium. Es findet am 21. Juli2000 von 14 bis 17 Uhr im Beyer-Bau,Hörsaal 118, statt. PI

    Seit dem politischen Umbruch inOstdeutschland hat der Um- undNeuaufbau der psychiatrischenVersorgungsstrukturen in den neuenBundesländern eine hohe Priorität. Zieldieser Entwicklung sind der Abbau psy-chiatrischer Krankenhausbetten und dieAuflösung von Langzeitbereichen anden psychiatrischen Krankenhäusern.Demgegenüber sollen leistungsfähigeambulante und komplementäreVersorgungsstrukturen aufgebaut wer-den, die es ermöglichen sollen, die Pati-enten in Wohnortnähe zu betreuen undmit den notwendigen medizinischenund psychosozialen Hilfeleistungen zuversorgen. Auf diesem Wege sollenKrankenhausaufenthalte verringert unddie Kompetenzen der Betroffenen ge-stärkt werden.

    Ein wesentlicher Schwerpunkt ne-ben dem Aufbau und der Koordinationder psychosozialen Hilfen gilt der Er-fassung und Sicherung der Qualität derBetreuungsprozesse. Dies wird unteranderem durch bundes- (§ 93 BSHG)

    und landesrechtliche (SächsPsych KG)Verpflichtungen verdeutlicht.

    Die Beschreibung von komple-mentären Einrichtungsstrukturen, Be-treuungsprozessen und deren Ergebnis-sen ist ein wesentliches Themawissenschaftlicher Versorgungsfor-schung. Dabei stoßen wissenschaftli-che Arbeiten immer wieder an Grenzen,da meist nur in sehr begrenztem Um-fang Informationen zur Verfügung ste-hen und deren Qualität oft nicht genügt.Um dies zu ändern, beschäftigen sichseit zwei Jahren Wissenschaftler derpsychiatrischen Universitätskliniken inDresden und Leipzig mit der Entwick-lung und Erprobung eines Instrumenta-riums zur Dokumentation von Betreu-ungsprozessen in komplementären

    Einrichtungen. Dies soll die Erhebungeiner einheitlichen Datenbasis ermögli-chen, die sowohl für wissenschaftlich-fachliche Untersuchungen als auch fürpolitisch-administrative Entscheidun-gen herangezogen werden kann.

    Ein wesentliches Problem einer sol-chen direkten Datenerfassung in denEinrichtungen stellen die Praktikabi-lität des Instruments im Versorgungsall-tag und die Akzeptanz durch dessen An-wender dar. Zu diesem Zweck arbeitendie Wissenschaftler eng mit komple-mentären Einrichtungen zusammenund versuchen, wissenschaftliche Inter-essen und die Anforderungen der Praxisin die Dokumentation zu integrieren.Diese basiert auf einer PC-Datenbank-anwendung und ist derzeit in 41 Ein-

    richtungen und Einrichtungsbereichenin Sachsen in Erprobung.

    Am 13. Mai 2000 stellte die Projekt-gruppe den gegenwärtigen Stand derForschungsarbeit einem breiten Fach-publikum von 140 Teilnehmern ausSachsen, Berlin, Brandenburg, Bayernund Baden-Württemberg vor.

    Besondere Aufmerksamkeit galteinem Vortrag von PD Dr. Kallert, stell-vertretender Direktor der Klinik und Poli-klinik für Psychiatrie und Psychotherapieam Universitätsklinikum der TUD, indem er auf das Problem der Bildung vonHilfebedarfsgruppen einging, das unterdem Blickpunkt sozialrechtlicher Be-stimmungen von zentraler Bedeutung ist.

    Im zweiten Teil der Tagung wurdendann das Dokumentationssystem vor-

    gestellt und Erfahrungen diskutiert. Eswurde deutlich, dass die Mitarbeiter inden komplementären Versorgungsein-richtungen zwar einer landesweitenvergleichbaren Dokumentation großeBedeutung beimessen und das Doku-mentationssystem vor allem auch inder vorliegenden EDV-Version in wei-ten Bereichen positiv beurteilt wird,aber auch Bedenken hinsichtlich desZeitaufwandes bestehen. Diese bezie-hen sich auch auf die Vermutung, dassdie Daten dazu benutzt werden könn-ten, die Einrichtungen stärker zu kon-trollieren und finanziell wie personellzu beschränken. Dass einige Bedenkenim Rahmen der Tagung diskutiert undausgeräumt werden konnten, zeigt dieNotwendigkeit der engen Zusammen-arbeit und des Wissenstransferszwischen der Projektgruppe und denPraktikern des psychosozialen Versor-gungsbereichs. Die Tagung war einweiterer wichtiger Schritt in diesemAnnäherungsprozess.

    Dr. Matthias Schuetzwohl

    Psychiatrische Betreuungin Nähe des Wohnortes angestrebt

    Datenbank erfasst in 41 sächsischen Einrichtungen den Versorgungsgrad

  • Universitätsjournal 12/2000 Vermischtes Seite 4

    am blauen wunder2/125

    Von den derzeit 25 111 Studierendender TU Dresden kommen 1626 ausdem Ausland (Stand 1. Dezember1999). Das sind 6,5 Prozent – eineZahl, die laut Markus Rimmele, imAkademischen Auslandsamt (AAA)zuständig für die Beratung und Betreu-ung der ausländischen Studenten, demDurchschnitt an bundesdeutschen Uni-versitäten und Hochschulen entspricht.„Zwar gibt es gerade in den alten Bun-desländern Unis mit wesentlich mehrausländischen Studenten, doch eingroßer Teil davon sind Bildungsinlän-der, d. h. Kinder ausländischer Eltern,die in Deutschland Abitur gemacht ha-ben. Rechnet man diesen Anteil heraus,kehrt sich das Bild zugunsten der TUum“, so Rimmele.

    Ein weiterer Unterschied zu west-und süddeutschen Hochschulen be-steht in der Herkunft der ausländischenKommilitonen. An der TUD studierenz. B. weit weniger Türken als dort, 15sind es genau. Durch die in der frühe-ren DDR gepflegten Auslandsbezie-hungen bedingt, weilen in Dresden vie-le mongolische (87), vietnamesische(70) und syrische (51) Studenten. Zu-nehmend wählen sich Chinesen dieTUD als Ausbildungsstätte, stellen mit171 Studenten mittlerweile denLöwenanteil unter den ausländischenKommilitonen. „China befindet sich inder Umstrukturierung, die jungen Leu-te drängen für ihre Ausbildung raus ausdem Land“, begründet Rimmele dieEntwicklung. Wieder ansteigend ist dieZahl der Polen – 96 sind es derzeit, dasbedeutet Platz 2 in der Statistik. Vonden osteuropäischen Ländern sind zu-dem Bulgarien mit 90, Russland mit 69und die Ukraine mit 50 Studenten prä-sent. Daneben ist es zehn Jahre nachder Wende selbstverständlich gewor-den, dass sich westeuropäische undamerikanische Kommilitonen unter dieeinheimischen mischen. 75 Franzosen,56 Spanier und 51 Italiener führen hierdie Statistik an, 26 Studenten kommen

    aus den USA und Kanada. Was die Fi-nanzierung der Aufenthalte betrifft, soteilt sich die Zahl in 561 Programmstu-denten bzw. 1065 Bildungshungrige,die ihr hiesiges Studium aus der eige-nen Tasche bestreiten. Von den Pro-gramm-Studenten sind 175 Stipendia-ten des Deutschen AkademischenAuslandsdienstes und 244 EG-Pro-gramm-Studenten (Sokrates/Erasmus,Leonardo etc.).

    Was nun studieren die Ausländervorzugsweise? Markus Rimmele: „Ei-

    ne Hälfte Geistes- und Sozialwissen-schaften, die andere Ingenieurwissen-schaften. Die am stärksten frequentier-te Fakultät ist das Maschinenwesen.“Sehr gefragt sind auch Sprach- und Li-teraturwissenschaften, bei künftigenBerufsschullehrern Erziehungswissen-schaften. Weniger zieht es Ausländerderzeit noch zur Juristerei, da es Studi-engänge zum internationalen Recht jaerst seit kurzem gibt. Zwischen einemSemester und fünf Jahren bewegt sichdie Aufenthaltsdauer der ausländi-

    schen Studenten an der TUD. Letzteresgilt für die Promotionsstudenten, vondenen es derzeit 211 gibt. Damit stellendie Ausländer einen nicht unerhebli-chen Anteil der insgesamt 916 Promo-tionsanwärter. Sie schätzen die gutenForschungsbedingungen, die sie hiervorfinden, schließen deshalb auch gernihre Promotion an der TU ab.

    Fünf Jahre im Ausland sind eine lan-ge Zeit, da bleiben Probleme nicht aus,täglich werden die Mitarbeiter desAAA damit konfrontiert. „Einmal ab-gesehen von den Osteuropäern kom-munizieren die Menschen aus anderenLändern wesentlich mehr verbal als wirDeutschen. Sie fragen bei jeder Infor-mation mehrmals nach, ob sie auchrichtig ist. Was man natürlich verstehenkann, denn Missverständnisse, dievielleicht ein Semester Verzug nachsich ziehen, sind teuer und deutscheVerwaltungswege schwer nachzuvoll-ziehen.“ Leider gebe es auch im Ver-hältnis zu den deutschen Studentendurchaus Probleme. Letztere entschul-digen sich gern damit, die Ausländerwürden immer in Gruppen auftauchenund man traue sich deshalb nicht, sieanzusprechen. Vorhandene Ressenti-ments haben zur Folge, dass sich um-gekehrt die ausländischen Studentenfürchten, deutsche Studenten um Hilfezu bitten. „Also kommen sie mit jedemkleinen Anliegen sofort zu uns als offi-zieller Stelle“, beobachtet Rimmele.

    So wichtig die Integration am zeit-weisen Studienort für die Ausländer ist,so bedeutend ist es, dass sie den Bezugzur Heimat behalten. In beiden Rich-tungen engagieren sich u.a. der Studen-tenrat oder die Auslandsbeauftragten

    der Fakultäten und eben auch dasAAA.

    Wichtige Komponenten sind natür-lich die zahlreichen studienbegleiten-den Deutschkurse allgemeiner und spe-zieller Art sowie die auf das„Nach-dem-Studium“ zielenden Rein-tegrationsmaßnahmen, die der Vorbe-reitung des beruflichen Einstiegs imHeimatland dienen. Hier arbeitet dieTUD mit dem StuBe Sachsen (ein stu-dienergänzendes Begleitprogramm fürausländische Studierende) und der Ar-beitsgruppe für Förderung der Entwick-lungsländer (AGEF) zusammen. Darü-ber hinaus auf kulturelle Angeboteausgerichtete Zusammenarbeit pflegtdas AAA mit der evangelischen und derkatholischen Studentengemeinde odermit Einrichtungen wie dem „Cabana“im Ökumenischen Informationszen-trum in der Kreuzstraße. Unter den An-geboten des Auslandsamtes selbsterfreuen sich die seit 1992 gemeinsammit Muttersprachlern und Wissen-schaftlern durchgeführten „Sprachtan-dems“ großer Beliebtheit. Dieregelmäßigen Treffen zwischen An-gehörigen zweier Nationen, in denenman sich einander ganz zwanglos Mut-tersprache und Kultur beibringt, wer-den auch von deutschen Studenten gerngenutzt. Gut besucht von ausländischenStudenten nicht nur der TUD, sondernauch anderer Hochschulen Dresdens,sind die so genannten Länderabende.Über all das hinaus – sozusagen alleNationen umfassend – bot und bietetdas Auslandsamt im laufenden Semes-ter z. B. ein Internationales Hallenfuß-ballturnier und Ausflüge in die Sächsi-sche Schweiz oder nach Prag. ManchenSonntag hat Markus Rimmele schondamit verbracht, neben seiner eigentli-chen Arbeit die Veranstaltungen zu or-ganisieren. Er sagt: „Wenn es dankeines solchen Treffens ein paar Verstän-digungsprobleme weniger gibt, war derSonntag sinnvoll investiert.“

    Sybille Graf

    Integration plus Pflegeder Heimatbeziehungen

    Ausländische Studenten an der TU Dresden

    Hamid Mehmood belegt seit vier Semestern den DAAD-geförderten Aufbaustu-diengang „Berufs- und Erwachsenenpädagogik in der internationalen Entwick-lungsarbeit“ an der Fakultät Erziehungswissenschaften. Der Dozent aus Pakis-tan steht kurz vor dem Master-Abschluss. Gemeinsam mit Kommilitonen unteranderem aus Mexico und China erarbeitet er im Fach Bildungstechnologie eineCD-ROM, die seinen Studiengang vorstellt. Die silberne Scheibe wird auf Spa-nisch, Französisch, Englisch und Deutsch in den jeweiligen Landesbotschaftenund beim DAAD für das Studieren in Dresden werben. Foto: UJ/Eckold

    Vom 24. bis 27. Juni fand der 49. Kon-gress der European Society for Cardio-vascular Surgery (ESCVS) in Dresdenstatt. Die internationale Tagung unterorganisatorischer Leitung von Profes-sor Stephan Schüler, Ärztlicher Direk-tor des Herz- und KreislaufzentrumsDresden e. V., hatte etwa 500 Teilneh-mer aus Europa und Übersee. Einegroße Zahl von Kollegen kamen ausdem östlichen Europa.

    Das wissenschaftliche Programmbeinhaltete die wichtigsten aktuellen

    Themen der Herz- und Gefäßchirurgie.Live-Konferenzen und Live-Übertra-gungen aus den Operationssälen desHerz- und Kreislaufzentrums in denKulturpalast zur Präsentation von neu-en Operationstechniken, wie etwa ro-boterunterstützte Herzchirurgie oderdie chirurgische Behandlung von Herz-rhythmusstörungen, gaben Einblick indie Praxis der modernen Herzchirur-gie. Die ESCVS ist die älteste europäi-sche Fachgesellschaft für Herz- undGefäßchirurgie. (fie)

    Operationen live in den KulturpalastInternationale Konferenz zur Herz- und Gefäßchirurgie

    Biotechnologie im Schlosspark

    Die Doppelhelix steht als Vorbild desNeubaus „BioParc Dresden“, derdemnächst im Park des Lingner-schlosses errichtet wird: Zwei rechts-drehende Spiralen schrauben sich inden Himmel hinauf; im hohlen Innen-raum verbinden Glasstege die beidenSpiralen quer, wie die Basenpaare imErbmolekül DNA. Das spielerischeMoment des Gebäudes passt, denn imBioParc sollen Rätsel des Genoms ge-knackt werden. Im fünfstöckigen Bio-Parc – der nur ein Teil des strategi-schen Zieles, Biotechnologie inDresden als wirtschaftliche Größe zuetablieren, sein wird – gibt es dann Platz für rund 100 Mit-arbeiter und im unterirdischen Bereich noch ein Auditori-um und eine Tiefgarage. Auch das Lingnerschloss soll re-stauriert und Teil des BioParcs werden. Initiiert von

    Klaus Tschira, Mitbegründer der SAP AG, und finanziertdurch öffentliche Mittel und die Klaus Tschira Stiftung,wird die Arbeit in der Doppelhelix in etwa drei Jahrenaufgenommen werden. Toni Feder

  • Universitätsjournal 12/2000 TU-Rundblick Seite 5

    Alttolck Hof2/100

    Hilfe für Gymnasium in Prizren / KosovoDie Fachrichtung Chemie der TUDresden hilft auf Bitte des Sächsi-schen Ministeriums für Wissen-schaft und Kunst dem General-kommando der deutschenKFOR-Truppen in Prizren (Koso-vo), die ein zerstörtes Gymnasiumin dieser Stadt aufbauen. Die Sol-daten fühlen sich verpflichtet, an-gesichts der unsäglichen Zuständein dem zerstörten Land, durch Pri-vatinitiativen dieser Art den Wie-deraufbau aktiv mitzugestalten.Am 21. Juni 2000 übernahm dieBundeswehr durch die Oberst-leutnante Reiner Müller (l.) undKlaus-Ulrich Guilleaume (r.) eineHilfssendung, die auf Initiativedes Dekans der Fakultät Mathe-matik und Naturwissenschaftender TUD, Professor Peter Bött-cher (Mitte), realisiert wurde. DerChemiker übergab sie am Fritz-Foerster-Bau.Der Dekan hatte sich an Firmender deutschen Chemie gewandt,um Spenden in der Höhe von etwa10 000 Mark zu erbitten, damit diebenötigten Geräte und Reagenzi-en beschafft werden konnten. Insehr großzügiger Weise haben dieFirmen Bayer Leverkusen undMerck Eurolab Dresden geholfen.Darüber hinaus hatte das Kauf-haus Hertie in Dresden dafür ge-sorgt, dass beim Auspacken nichtnur Pipetten und Säuren, sondernauch Süßigkeiten in den Trans-portkisten sind.

    sum / Foto: UJ/Eckold

    Der Rektor der Pädagogischen Hoch-schule Hue, Professor Le Cong Triem,weilte auf Einladung des Goethe-Insti-tutes München für zwei Wochen inDeutschland. Bei seiner Informations-reise besuchte der vietnamesische Kol-lege verschiedene Universitäten unse-res Landes. Er stattete auch der TUDresden einen Besuch ab. Es war seinausdrücklicher Wunsch, hier Station zumachen.

    In den 80er Jahren errang Le CongTriem an der Pädagogischen Hoch-schule Dresden seinen Doktortitel. Erbeschäftigte sich schon damals mit ei-nem heute hochaktuellen Thema, demComputereinsatz im Physikunterricht.Seit dieser Zeit hat er den Kontakt zuseinen Dresdner Kollegen nie abgebro-chen. Als Leiter einer lehrerbildendenEinrichtung zeigte sich der vietnamesi-sche Professor natürlich besonders in-teressiert an der heutigen Ausbildungunserer Lehramtskandidaten. Von denKollegen der Professur für Didaktik

    der Physik wurde er herzlich empfan-gen. Nicht ohne Stolz zeigte man demBesucher die neu eingerichteten undmodern ausgestatteten Räume desLehrbereichs Physikdidaktik.

    Professor Wilke übermittelte dieGrüße des Rektors der TU Dresden undlud anschließend gemeinsam mit Dr.Christel Kutter zu einer Gesprächsrun-de ein, an der auch Le Cong Triems da-maliger Betreuer Professor HelmutMenschel teilnahm. Es wurden Infor-mationen ausgetauscht, aber auch Erin-nerungen an seinen ersten Besuch inDresden aufgefrischt. Le Cong Triemäußerte den Wunsch, ihn bei der Be-schaffung von Literatur zur Lehrerbil-dung, insbesondere für die Ausbildungvon Physiklehrern, zu unterstützen.Dem werden die Kollegen des Berei-ches Physikdidaktik natürlich gernnachkommen. Es wurde in Erwägunggezogen, die Kontakte durch eine ge-meinsame Publikation zu vertiefen.

    Sylvia Schmitt

    Gemeinsame Publikationzur Lehrerbildung geplantVietnamesischer Gast an der TU: Alte Bande neu geknüpft

    Professor Le Cong Triem (r.) während seines Besuchs. Foto: Archiv Schmitt

    In der ersten Maihälfte besuchte Profes-sor Ohanes Saturdjian, Direktor des In-stitutes für Wasserprobleme der Bulgari-schen Akademie der Wissenschaften inSofia, die TU Dresden.

    Professor Saturdjian ist Spezialist aufdem Gebiet der Temperaturverformun-gen von Talsperren in Massivbauweise.Zu diesem Thema führt das Institut fürWasserbau und Hydromechanik unterder Leitung von Professor Horlacherebenfalls umfangreiche Forschungsar-beiten im Raum Thüringen / Sachsen undim Ausland durch. Saturdjian hielt Son-dervorlesungen. Andererseits diente derBesuch dem Erfahrungsaustausch zwi-schen den beiden wissenschaftlichen

    Einrichtungen und der Anbahnung vonKooperationen, bilateral und über dieEbene der IAHR (International Associa-tion for Hydraulic Research).

    Am Institut für Wasserprobleme vonSaturdjian ist eine Arbeitsgruppe„Grundwasser“ angesiedelt, die gemein-sam mit der Universität für Architektur,Bauingenieurwesen und Vermessungs-wesen in Sofia, mit polnischen, nieder-ländischen und mit Kollegen des Institu-tes für Grundwasserwirtschaft der TUDresden ein mehrjähriges FE-Vorhabenauf der Basis des EU-Programms „inco-copernicus“ durchführen. Die Koordina-tion des Vorhabens liegt beim Institut fürGrundwasserwirtschaft der TUD. W.W.

    Bulgarischer Gast mit VorlesungenGrundwasserwirtschaft: Kooperation Dresden – Sofia

    Eine Tagung unter dem Titel „Der Eu-ropäische Raum der Freiheit, der Si-cherheit und des Rechts und die Oster-weiterung der Europäischen Union“richtet der Jean-Monnet-Lehrstuhl fürdas Recht der Europäischen Integrati-on und Rechtsvergleichung unter be-sonderer Berücksichtigung Mittel- undOsteuropas am 7. und 8. Juli 2000 aus.

    Die Verwirklichung eines Europäi-schen Raums der Freiheit, der Sicher-heit und des Rechts ist nach Art 2 EUVeines der wesentlichen Ziele der Eu-ropäischen Union. Er beinhaltet diegrenzübergreifende Zusammenarbeitvon Polizei und Justiz in Strafsachen,

    die justitielle Zusammenarbeit in Zivil-sachen sowie Maßnahmen im Bereichdes Personenverkehrs (z.B. Asyl, Ein-wanderung). Die damit verbundeneVergemeinschaftung von klassischenSouveränitätsbereichen der Mitglied-staaten stellt die EU vor große Heraus-forderungen. Das gilt umso mehr, alsder Raum der Freiheit, der Sicherheitund des Rechts auch das Gebiet der bei-tretenden mittel- und osteuropäischenStaaten umfassen wird.

    Ziel der Tagung ist es, in den ge-nannten Bereichen jeweils Entwick-lung, Stand und Perspektiven des Euro-parechts festzustellen und einen

    Überblick über die Ausgangsposition,die Reformvorhaben und die Problemein der Tschechischen Republik und Po-len zu geben.

    Am Freitag, 7. Juli 2000 wird ab 9Uhr die Zusammenarbeit von Polizeiund Justiz in Strafsachen und ab 15 Uhrdie Zusammenarbeit in ZivilsachenThema sein. Am Samstag, 8. Juli ste-hen ab 9.30 Uhr Fragen des Personen-verkehrs in der EU auf dem Programm.Die Tagung findet im HörsaalzentrumBergstraße 64 im Raum E 01 statt; alleInteressierten sind herzlich eingeladen.

    Informationen unter Tel.: (0351)4 63-74 18 bzw. -74 37. Eric Heyde

    Europa-Osterweiterung im VisierTagung des Jean-Monnet-Lehrstuhls der TU Dresden

    Einen Höhepunkt des Sommersemes-ters 2000 erlebten die Studenten desInstituts für Textil- und Bekleidungs-technik mit der Studentenexkursionzur IMB Köln 2000, die im dreijähri-gen Turnus stattfindet. Vom 31. Maibis 3. Juni 2000 informierten sich ins-gesamt 32 Studenten des Institutesüber den internationalen Beklei-dungsmaschinenmarkt, der von derCAD- und Zuschnitttechnik über dieNäh- und Schweißtechnik bis zurBügeltechnik reicht und durch diespeziellen Transporttechniken undLogistiklösung ergänzt wird.

    Für die ausländischen Studenten desAufbaustudienganges Textil- und Kon-fektionstechnik und die teilnehmendenStudenten des Studienganges Wirt-schaftswissenschaften war diese Exkur-sion eine gute Gelegenheit, sich mit denausstellenden Firmen und ihren Produk-ten vertraut zu machen, indem siemodernste Technik hautnah erlebten.Gesprächsmöglichkeiten auf den Messe-ständen wurden von den Studenten mitgroßem Interesse genutzt, gaben sie ih-

    nen doch die Möglichkeit, ihre Fragen andie Fachleute zu bringen und neue Kon-takte, vielleicht auch für die zukünftigeArbeit, zu knüpfen.

    Das Institut für Textil- und Beklei-dungstechnik präsentierte insbesondereseine Ergebnisse auf konfektionstechni-schem Gebiet auf einem eigenen Messe-stand in der Halle 10.2. Große Beachtungbei den Besuchern fanden die 3-D-Simu-lation und 3-D-Schnittkonstruktion vonBekleidungserzeugnissen im körperna-hen und körperfernen Bereich sowie dierechnergestützte Produktentwicklungvon 3-D-Preforms für Composites, dieGegenstände von DFG-Projekten sind.Die Vorführung der CNC-Nähtechnikzur Herstellung und Montage variabela-xialer Textilien für Hochleistungsrotorenaus Composites erfolgte mit dem Pro-jektpartner Cetex Chemnitzer Textil-maschinenentwicklung GmbH, Chem-nitz. Der Schutzanzug für das Arbeitenunter Spannung diente als Beispiel derUmsetzung von AIF-Projekten in diePraxis. Weiterhin wurden von den Besu-cher die Videopräsentationen interessiertgenutzt. Zur Aufführung gelangten

    wechselweise das für diese Messe ange-fertigte Video zur 3-D-Simulation und 3-D-Schnittkonstruktion, das Video Tech-nische Textilien sowie das erst kürzlichfertiggestellte Video der Fakultät Ma-schinenwesen. An allen diesen Videoprä-sentationen ist das Audiovisuelle Medi-enzentrum unserer Universität (AVMZ)maßgeblich beteiligt. Außerdem bestandeine rege Nachfrage durch junge Men-schen und auch Unternehmer zu denAusbildungsmöglichkeiten am Institutfür Textil- und Bekleidungstechnik undunserer Universität, denn für die kom-menden Jahre ist ein Mangel an ingeni-eurtechnischen Fachleuten bereits heuteerkennbar.

    Für die gewährte Unterstützung derExkursion einschließlich der Eintritts-karten ist dem Sponsor, VDMA, Fach-verband Bekleidungs- und Ledertechnik,herzlichst zu danken. Ebenfalls sei allenan der Organisation und Durchführungder Exkursion und den an der Betreuungdes Messestandes beteiligten Mitarbei-tern des Institutes ein herzlicher Dankausgesprochen. Elke Haase

    Prof. Hartmut Rödel

    Studentenexkursion als SemesterhighlightTU Dresden auf der Internationalen Messe für Bekleidungsmaschinen (IMB)

  • Universitätsjournal 12/2000 TU-Rundblick Seite 6

    Schwalbe1/100

    TVT (tensi-on free vagi-nal tape)heißt eineneue, inSchwedenentwickelte,minimalin-vasive Ope-rationsme-

    thode bei Stressharninkontinenz derFrau. An der Klinik und Poliklinik fürFrauenheilkunde und Geburtshilfe desUniversitätsklinikums Dresden (Di-rektor: Prof. Dr. med. Wolfgang Dist-ler) hat Professorin Isolde Wachter imSeptember 1998 die erste Patientin er-folgreich mit der neuen Methode be-handelt. Die Patientin ist bis heute kon-tinent, das heißt, sie nässt nicht mehrein.

    Die Operation ist geeignet für Pati-entinnen mit einer StressinkontinenzII. oder III. Grades, wenn sie beim Hu-sten, Niesen, Laufen, Lachen und beikörperlicher Belastung Urin verlieren.Zumeist sind es ältere Frauen, bei de-nen zusätzlich zur Blasenschwäche einniedriger Ruhedruck in der Harnröhrevorliegt. Bei gefüllter Blase kann dieHarnröhre in einer Stresssituation (z.B.beim Husten oder Lachen) dem Bla-sendruck nicht standhalten. Aber auchjüngere Frauen können davon betrof-fen sein. Die Ursache der Stressinkon-tinenz oder auch Belastungsinkonti-nenz wird in einer mit zunehmendemAlter fortschreitenden Lockerung derBandstrukturen vermutet, die die Harn-

    röhre stabilisieren. Diesen Gedankengreift die neue operative Behandlungs-methode auf. Tension free vaginal tapeheißt wörtlich übersetzt - spannungs-freies Scheidenband. Ein 45 Zentime-ter langes und 11 Millimeter breitesKunststoffband aus Prolene, das einegitterförmige Textur aufweist, wirdüber einen kleinen Einschnitt im Be-reich der vorderen Scheidenwand unterdie Harnröhre ohne Spannung gelegt.Das Kunststoffband ist hypoallergen,das heißt, es verursacht keine allergi-schen Reaktionen.

    „Das Band unterstützt indirekt dieAufhängestrukturen der Harnröhre“,

    sagt die Professorin. „Mit der Zeitwächst Bindegewebe in die Textur desBandes ein, somit kommt es zu einerfesten Verankerung mit dem umliegen-den Gewebe“. Die Operation hat fol-genden Ablauf: Ausgehend von einemkleinen Schnitt in der vorderen Schei-denwand wird das Band, welches anzwei Spezialnadeln befestigt ist, rechtsund links neben der Harnröhre und hin-ter dem Symphysenknochen (Scham-bein) über zuvor angelegte Hautschnit-te im Bereich der Schamregionherausgeleitet. Dies geschieht unter Pe-riduralanästhesie, die so wirkt, dass diePatientin bei Bewusstsein ist, keineSchmerzen verspürt und trotzdem denBeckenboden willentlich beeinflussenkann. Während des Eingriffs wird siezum Husten aufgefordert: damit soll ge-testet werden, ob das Band richtig liegt,das heißt kein Harnverlust mehr auftritt.Dann werden die Wunden geschlossen.

    Der Blasenkatheter bleibt eine Nachtim Körper und wird am nächsten Mor-gen entfernt. Die Patientin muss nunselbst die Blase entleeren. Gleich da-nach werden die Restharnmengen ge-messen. Wenn es mit der Blasenentlee-rung nicht klappt, muss noch für einigeZeit ein Blasenkatheter getragen wer-den. „Die Ergebnisse lassen hoffen“, sodie Ärztin weiter, „dass diese minima-linvasive und wenig belastende Metho-de bei genauer Abklärung der Ursacheder Inkontinenz ausgewählten Patien-tinnen bessere Ergebnisse bringt als an-dere Inkontinenzoperationen.“

    Marion Fiedler

    TVT – eine neue Behandlungsmethodeder Stressharninkontinenz bei Frauen

    Uni-Frauenklinik hat bisher 30 Patientinnen erfolgreich behandelt

    Imbau2/110Farbe

    Professor Isolde Wachter kam 1997von der TU München nach Dresden.

    Foto: UJ/Eckold

    Schülerpraktika im Fach Physik der Se-kundarstufe II durchzuführen, erfordertvon den Lehrern überaus hohe Anstren-gungen auf unterschiedlichen Gebie-ten. Zunächst geht es darum, geeigneteExperimente auszuwählen und Anlei-tungen für die Schüler zu entwerfen.Danach müssen die experimentellenVoraussetzungen geschaffen sowie dieMittel entsprechend der Aufgabenstel-lungen ausgewählt und bereit gestelltwerden.

    Auch im laufenden Studienjahr er-hielten wir wieder Anfragen, ob esmöglich sei, Schulen bei der Durch-führung des Praktikums zu unterstüt-zen. So absolvierten 18 Schüler einesGrundkurses der Klasse 11 des DreiKönigs Gymnasiums Dresden in denRäumen der Professur Didaktik der

    Physik ein Praktikum zum StoffgebietElektrizitätslehre. Es stand eine Reihevon Experimenten zur Auswahl, damitdie Schüler ihre Kenntnisse zumStromkreis, zu den unterschiedlichenBauelementen u. ä. festigen und an-wenden konnten.

    In zwei mehrstündigen Veranstaltun-gen bearbeitete jeder Schüler unterAufsicht der Mitarbeiter der Professurvier Experimentierkomplexe. DieSchüler kamen zum größten Teil mitgut vorbereiteten Messprotokollen indie Veranstaltung. Sie bemühten sicheifrig um eine gute und gründliche Be-arbeitung ihrer Aufgaben. Da die Expe-rimentierkomplexe zu jedem Teilgebieteine Reihe von Einzelaufgaben enthiel-ten, war gewährleistet, dass auch sehrgute Schüler genügend gefordert wa-

    ren. Besonders begeistert waren dieSchüler - wie kann es auch bei jungenLeuten von heute anders sein - von Auf-gaben, die eine Kombination von Com-puter und herkömmlichen Experimen-ten darstellten. Das wurde an ihrerSchule noch nicht gezeigt. Diese mo-derne Kopplung, das schnelle Messendie mögliche Bearbeitung und ein so-fortiges Auswerten der Experimente inTabellen und Diagrammen machtendoch einen starken Eindruck auf sie.

    Die Durchführung aller Experimentebrachte für die Schüler einen hohen Ge-winn. Sie konnten mit Geräten arbei-ten, die an ihrer Schule nicht vorhandensind und bei den zu bearbeitenden Auf-gaben zeigen, dass ihr Verständnis fürPhänomene der Elektrizitätslehre ge-wachsen ist. Christel Kutter

    Unterstützung von Schülerpraktika durch das Institut fürAngewandte Physik und Didaktik der Physik

    In zwei mehrstündigen Veranstaltungen bearbeitete jeder Schüler unter Aufsichtder Mitarbeiter der Professur vier Experimentierkomplexe. Foto: Archiv Kutter

    Mit der feierlichen Übergabe der Magis-ter-Urkunden im Rahmen einesFakultätsempfangs wurde der erste Jahr-gang des neugeschaffenen Studiengangs„Gemeinsame Wege nach Europa: Mit-tel- und Osteuropa auf dem Weg in dieEU“ an der Juristischen Fakultät nun ver-abschiedet. Die Mehrzahl der zwölf Ab-solventen aus vier europäischen Ländernkonnte am 31. Mai 2000 aus der Handdes Rektors der TU Dresden, ProfessorMehlhorn, und des Dekans der Juristi-schen Fakultät, Professor Peter Hay, dielang ersehnte Urkunde entgegennehmen.Sie bescheinigt den Erwerb des LegumMagister, European Integration Law,Dresden (LL.M. Eur. Integration).

    Seit dem Wintersemester 1998/99 ha-ben die Teilnehmer sich mit den Voraus-setzungen und Bedingungen der EU-Osterweiterung beschäftigt. Dabeisicherte die Unterstützung anderer Fa-kultäten der TU Dresden und der Berga-kademie Freiberg einen fächerübergrei-fenden Ansatz. In Vorlesungen zumEuroparecht, zu den wirtschaftlichen,politischen und kulturellen Vorausset-zungen der Osterweiterung und in inte-grationsrechtlichen Veranstaltungenmachten die Studierenden sich mitFragen der Beeinflussung und Anglei-chung des nationalen Rechts durch dasEuroparecht vertraut. Im Vordergrundstand dabei die Anpassung z. B. der pol-nischen und der tschechischen Rechts-ordnung an die Vorgaben der Europäi-schen Union.

    Die Lehrveranstaltungen fanden oftverblockt statt und bauten systematischaufeinander auf. Besonderer Wert wurdedabei auf die individuelle Betreuung derTeilnehmer gelegt. Insgesamt waren 12Klausuren oder mündliche Prüfungenüber mindestens 28 Semesterwochen-stunden zu absolvieren.

    Vertiefend fanden Gastvorträge vonWissenschaftlern aus Mittel- und Ost-europa statt, so z. B. eine Vorlesungsrei-he zur Angleichung des tschechischenRechts an das Recht der EU durch Do-zenten der Karls-Universität in Prag.Auch ein Mitarbeiter der EuropäischenKommission konnte für eine Serie vonLehrveranstaltungen gewonnen wer-den.

    Jeder Teilnehmer musste ab-schließend eine Magisterarbeit anferti-gen. Die bearbeiteten Themen reichtenvon „Sprachen in der EU“ bis zu „Schutzvon Auslandsinvestitionen in Polen“oder „Altersvorsorge in der EU“. Die Ar-beit eines polnischen Teilnehmers zurDeregulierung der polnischen Energie-wirtschaft im Hinblick auf den BeitrittPolens zur EU wurde mit dem Commerz-bankpreis 1999 ausgezeichnet.

    Der neuartige und in dieser Formdeutschlandweit einzigartige Aufbaustu-diengang wurde von der Juristischen Fa-

    kultät eingerichtet, um junge europäi-sche Rechtswissenschaftler auf die prak-tischen Herausforderungen der EU-Osterweiterung vorzubereiten. Die be-stehenden Kontakte zu Wissenschaftlernin Polen und der Tschechischen Republiksowie die räumliche Nähe der Stadt zuden Beitrittskandidaten legten die Ein-richtung eines solchen Studiengangsgerade an der TU Dresden nahe. Persön-lich und wissenschaftlich wurden dieTeilnehmer durch den eigens dafür ein-gerichteten und von der EU finanziertenJean-Monnet-Lehrstuhl für das Rechtder Europäischen Integration undRechtsvergleichung unter besondererBerücksichtigung Mittel- und Osteuro-pas (Inhaber: Professor Franz Merli) be-treut.

    Neben dem interessanten Studienan-gebot lebte der Studiengang vom Mitein-ander der Studierenden. Diese waren imStudienjahr 1998/ 99 polnischer, bulgari-scher, niederländischer und deutscherNationalität. Die 30 Teilnehmer des lau-fenden Studienjahres 1999/2000 kom-men aus Polen, Frankreich, Ungarn, derTschechischen Republik, Russland, Bul-garien, der Ukraine und Deutschland.Viele nutzten das reiche kulturelle Ange-bot Dresdens sowie die Gelegenheit,Sprachkurse an der TU Dresden oder imnahegelegenen Ausland zu besuchen.Auf großes Interesse stießen zusätzlicheAngebote der Fakultät wie die Hilfe beider Suche nach Praktikumsplätzen oderExkursionen.

    Der Dekan, Professor Hay, betonte,die hohe Motivation der Teilnehmer desStudiengangs zeige, wie wichtig die Ein-richtung des Studiengangs gewesen sei.„Die steigende Zahl von Bewerbungenaus dem In- und Ausland beweist, dassdie Fakultät auf dem richtigen Wege ist.“Professor Wolfgang Lüke, Studienleiterdes Studiengangs, fügte hinzu: „Je näherder EU-Beitritt der mittel- und osteu-ropäischen Staaten rückt, desto dringen-der wird der Bedarf an in diesem Bereichqualifizierten Juristen. Unseren Absol-venten eröffnen sich damit große berufli-che Chancen.“

    Bewerbungen für den dritten Jahrgang2000/ 2001 können bis zum 15. Juli 2000an den Jean-Monnet-Lehrstuhl, Profes-sor Franz Merli, Juristische Fakultät derTU Dresden, 01062 Dresden, gerichtetwerden. Weitere Informationen zumAufbaustudiengang sind im Internet un-ter der Adresse http://www.tu-dresden.de /jura/studium/aufbau.html zufinden. Für Fragen steht Ihnen der Lehr-stuhl gern zur Verfügung.Tel.: (03 51) 4 63-7418, -74 19, -74 37;E-Mail: [email protected])

    Ruth Weinzierl und RainerWedde,Wissenschaftliche Mitarbeiter am

    Institut für ausländische undinternationale Rechtsangleichung

    Europa-Juristen inden Startlöchern

    Erste „LL.M. Eur. Integration“-Absolventen verabschiedet

  • Das Institut für Automatisierungs-technik an der Fakultät Elektrotech-nik der Technischen UniversitätDresden bietet das Projekt „Prozess-automatisierung und Verfahrens-technik“ als integrierten Ansatz imRahmen seines Ausbildungspro-grammes an. Mit dem Begriff „inte-griert“ verbindet sich hier, dass dieStudenten am Ende ihres Studiumseine Automatisierungsanlage amBeispiel des industrienahen Experi-mentierfeldes Kleinversuchsanla-gentechnik entwerfen und in Betriebnehmen.

    Dabei wird ihr in der Fachausbildungerworbenes Wissen ganzheitlich ange-wendet. Erfordernisse dieser modernenAusbildung sind z. B. das „Learning bydoing“, d. h., die direkte Verknüpfungvon moderner Systemtheorie und ex-perimenteller Arbeit an diesem Experi-mentierfeld Kleinversuchsanlagen-technik (KVA). Dabei ist das Ziel derAusbildung die Vermittlung komplexerLehrinhalte bei Berücksichtigung derEinheit von Anlagentechnik, Hard- undSoftware sowie Systemtheorie. DieseVorgehensweise ist verbunden mit ei-nem umfangreichen und inhaltlich an-spruchsvollen Wissenserwerb.

    Viel Inhalt in kurzerAusbildungszeit?

    Ein generelles Problem bei der Um-setzung im LehrProzess sind einerseitsdie nur endlich verfügbare Ausbil-dungszeit und andererseits die notwen-digerweise zu vermittelnden umfang-reichen Ausbildungsinhalte. Die in derProjektarbeit tätigen Studenten derStudienrichtung Automatisierungs-und Regelungstechnik wenden dem-nach ihr erworbenes Wissen zur Steue-rung und Regelung, zur Prozessverfah-renstechnik, über unterstützendeSoftware etc. an. Mögliche Ausbil-dungsalternativen, wie zum Beispiel

    das Besichtigen einer großen Industrie-anlage (Erdölraffinerie/Kraftwerk)machen diese Prozesse auf Grund derkomplexen Dimensionen von Appara-ten und Rohrleitungssystemen sowieder endlichen Dauer der Besuchszeitnur teilweise erfassbar und liefernkaum einen spürbaren Beitrag zumWissenserwerb. Auch mittels Compu-tersimulation gelingt die Erfassung derProzessrealität einer komplexenIndustrieanlage nur teilweise, so dassohne Einschränkung die auf der Basisder Kleinversuchsanlagentechnik mitDesktop-Charakter realisierte Ausbil-dung ein Optimum ist.

    Kooperation zwischenverschiedenen Disziplinen

    Die Zusammenarbeit zwischen Prof.Janschek und Dr. Hofmann vom Insti-tut für Automatisierungstechnik sowieProf. Schott, Mitarbeitern und Studen-ten von der Abteilung PädagogischePsychologie I am Institut für Pädagogi-sche Psychologie und Entwicklungs-psychologie währt nun bereits überzwei Jahre. Für die Psychologen bietetdas Lehrangebot zur Prozessautomati-sierung eine außerordentlich interes-sante Gelegenheit, eine in Realitätfunktionierende, komplexe, multime-diale Lernumgebung zu studieren. Einesolche Fallanalyse liefert wertvolleHinweise für mögliche Verbesserun-gen der Lehre und für die Weiterent-wicklung von lerntheoretisch begrün-deten Methoden zur Analyse,Gestaltung und Evaluation multime-dialer Lernumgebungen und veranlasstuns, neue Wege zu gehen, was dieGrundlagenpsychologie des Lernensund die angewandte Instruktionspsy-chologie betrifft.

    Erste Ergebnisse dieser Forschungwurden auf einem Symposion über In-struktionsdesign auf der 8th EuropeanConference for Research on Learningand Instruction in Göteburg/Schweden

    im August 1999 sowie auf der Tagungder American Educational ResearchAssociation (AERA) im April 2000 inNew Orleans/USA von Prof. Schottund Mitarbeitern vorgestellt. DieseKongressbesuche wurden von denFreunden und Förderern der TU Dres-den unterstützt, wofür wir uns auch andieser Stelle nochmals gern bedanken.

    Im Juni 2000 werden wir diese Arbei-ten auf einem internationalen Work-shop der Special Interest Group „In-structional Design“ in der EuropeanAssociation for Research on Learningand Instruction (EARLI) in Barcelonazur Diskussion stellen Wir erhoffen unsdavon weitere Anregungen für unserebereits jetzige, fruchtbare Kooperation

    Universitätsjournal 12/2000 Vermischtes Seite 7

    EstlandBlockhaus

    1/30

    Nähe UKD1/30

    Klotzsche1/31

    Schätze der Deutschen Fotothek (4): Palais mit Zirrokumulus

    Das Palais im Großen Garten, 1678 bis 1683 als Lust-schloss für Kurfürst Johann Georg III. von J. G. Starckeerbaut, gilt als ältester Barockbau Sachsens. Am 13. Fe-bruar 1945 ausgebrannt und in seiner äußeren Formheute endlich wiederhergestellt, ist seine zukünftige Nut-zung noch unklar. Die Erweiterung und Umgestaltungdes fürstlichen Lustgartens im englischen Stil durch K.F.Bouché, dessen Geburtstag sich im Juli zum 150. Malejährt, trug wesentlich zu seinem Charakter als Volks- und

    Erholungspark bei. Die Aufnahme von Walter Hahn bet-tet mit ausgewählter Wolkenstaffage und niedrigem Ho-rizont das Palais tief in diese Kunstnatur ein: Wie wäre esim Juli mit einem Spaziergang, einer Fahrrad- oder Roll-schuh-Tour – mit oder ohne derart imposanter Wolken-bildung? Johanna Düring

    Foto: SLUB/Deutsche Fotothek 310 784; Walter Hahn: Blick über den Palaisteich zum Palais im

    Großen Garten in Dresden, 1937.

    Automatisierung als Herausforderungfür das multimediale Lernen

    Über Institutsgrenzen hinweg: Automatisierungstechniker und Psychologen kooperieren

    Auch mittels Computersimulation gelingt die Erfassung der Prozessrealität einerkomplexen Industrieanlage nur teilweise. Foto: Archiv Schott

    An der Fakultät Forst-, Geo- und Hydro-wissenschaften sind im gegenwärtiglaufenden DFG-Graduiertenkolleg„Medienübergreifende Stofftransport-und Stoffumwandlungsprozesse an denKompartimentgrenzen zum Wasser“vom 1. Oktober 2000 an neun Promoti-onsstipendien zu vergeben. Hier arbeitenProfessoren aus verschiedenen Fachge-bieten des Wasserwesens und der Forst-wissenschaften mit ihren Arbeitsgruppeninterdisziplinär zusammen und bietenden Stipendiaten ein fächerübergreifen-des Studienprogramm an. ZentralesThema ist das Wasser und seine Wechsel-beziehungen zu anderen Umweltkom-partimenten. Die ab Oktober 2000 zu be-setzenden Doktorandenstellen sindfolgenden Forschungsschwerpunktenzugeordnet:

    Abfallwirtschaft, Hydrochemie, Hy-drologie, Limnochemie, Limnologie,Meteorologie, Ökotoxikologie, Sied-

    lungswasserwirtschaft, Wasserversor-gung. Weitere Informationen über dasGraduiertenkolleg und die For-schungsthemen sind über das Internet(http://www.tu-dresden.de/fghh/gk/) er-hältlich.

    Zulassungsvoraussetzungen sind einzügig absolviertes Hochschulstudiummit qualifiziertem Abschluss sowie dieBereitschaft zur aktiven interdiszip-linären Mitarbeit im Kolleg. Die Alters-obergrenze für die Aufnahme in das Gra-duiertenkolleg beträgt 28 Jahre.

    Bewerbungen mit den üblichen Unter-lagen (Zeugnisse, Lebenslauf, Empfeh-lungsschreiben) sowie der Angabe desgewünschten Arbeitsgebietes (s.o.) sindbis zum 15.07.2000 an den Sprecher desGraduiertenkollegs zu richten:

    TU Dresden, Fakultät Forst-, Geo-und Hydrowissenschaften, FR Wasser-wesen, Institut für Wasserchemie, Prof.Dr. Eckhard Worch, 01062 Dresden. PI

    Neun Promotionsstipendien fürHydrowissenschaftler zu vergebenDFG-Graduiertenkolleg: Bewerbungen bis zum 15.7.

    Der Vorstand der Stiftung DeutscheSchlaganfall-Hilfe hat Prof. Dr. med. Rü-diger von Kummer, Leiter der AbteilungNeuroradiologie des Universitätsklini-kums Dresden, als neues Mitglied in dasWissenschaftliche Kuratorium der Stif-tung gewählt. Dem wissenschaftlichen

    Kuratorium gehören führende Wissen-schaftler und Praktiker an, die auf demGebiet der Schlaganfallerkrankungen,der Schlaganfallforschung sowie auf be-nachbarten Gebieten arbeiten. Die neueAmtszeit begann am 1. Juli 2000 und be-trägt drei Jahre. (fie)

    Rüdiger von Kummer im KuratoriumStiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe ehrt Dresdner Forscher

    Sommerlager fürTschernobyl-Kinder

    Der Dresdner Verein Europäisches Ju-gendwerk e.V. (EJW) veranstaltet auchin diesem Jahr ein Sommerlager fürTschernobyl-Kinder. Die 13 Jungen undMädchen aus Weißrussland werden vom24.7. bis zum 14.8. 2000 in Dresden-Dölzschen in einer Schule untergebrachtsein. Während dieser drei Wochen sollensie sich in unverstrahlter Umgebung undbei vitaminreichem Essen erholen undKraft sammeln. Das Europäische Ju-gendwerk muss die zur Finanzierung desSommerlagers benötigten Gelder durchSpendensammlungen selbst aufbringen.Da die Betreuung der Kinder ehrenamt-lich durch Vereinsmitglieder – darunterauch Studenten der TU Dresden – ge-schieht, kommt jede Mark allein denKindern zugute. So werden für ein Kindinklusive Reise- und Versicherungskos-ten pro Tag ca. 40 Mark benötigt. Einegroße Hilfe wären auch Sachspenden fürdie Verpflegung wie Obst, Gemüse undBrot sowie Bastelmaterial und ähnliches.Weitere Informationen gibt es bei Tors-ten Zindler unter der Rufnummer0179/52 32 657. Spendenkonto des Eu-ropäischen Jugendwerks e.V.: DresdnerRaiffeisenbank e.G.; BLZ 850 690 67;Konto-Nr.: 153 150; Stichwort: Kinder2000. K. K.

    WissenschaftlichesKolloquium

    „Errichtung und Betrieb von Elektro-energieverteilungsnetzen nach derLiberalisierung des deutschen Strom-marktes“ ist das Thema, zu dem Dr. D.Siegmund, EnBW Stuttgart, am 11. Ju-li, 14.30 Uhr, im Raum 101 des Semi-nargebäudes I (Institut für Elektroener-gieversorgung), Zellescher Weg 22,spricht. PI

  • Universitätsjournal 12/2000 Meldungen / Leserbriefe Seite 8

    Zu einem Kommentar vonMichael Grüner im UJ 11/2000(20.6.2000) schreibt VolkerEichmann:

    Als Mitarbeiter an der verkehrswis-senschaftlichen Fakultät darf ich Ihnenzur Ausgabe vom 20.06.00 des Uni-Journals gratulieren. Mit dem Kom-mentar von Herrn Grüner haben Sie esgeschafft, das Niveau der BILD-Zei-tung eindeutig zu unterbieten! Zwargibt ein Kommentar natürlich einereher persönlich gefärbten MeinungPlatz, es rechtfertigt jedoch keinesfallseine solch unverschämte Entgleisung.

    Der Vergleich, den Herr Grüner dazwischen der Forderung nach gleichbe-rechtigter Behandlung aller(!) Ver-kehrsteilnehmer einerseits und rassisti-schen Zielen des Klu-Klux-Klansandererseits zieht, ist nicht nur ge-schmacklos, er verhöhnt auch alle Op-fer rassistischer Diskriminierung undverharmlost die Folgen. Auch sonstzeugt die Wortwahl nicht gerade vonjournalistischer Fairness. Es wimmeltvon Begriffen wie „Hetze“, „verräte-risch“, „hinterlistig“, das ist schlimmerals in jedem Boulevardblatt und pein-lich für eine wissenschaftliche Hoch-schule! Das Hannah-Arendt-Institutfür Totalitarismusforschung kann Ih-nen bestimmt etwas über die verhee-rende Wirkung solcher Verharmlosun-gen sagen. Wenn hier also von einemEigentor die Rede sein kann, danndurch Herrn Grüners Kommentar, deres – wie auch so manche früherenBeiträge dieses Herrn – allmählich ver-

    hindert, dass man das Uni-Journal alssachliche ausgewogene Informations-quelle für die Angehörigen unsererHochschule ernst nehmen kann.

    Ganz abgesehen davon scheint HerrGrüner die Ausstellung entweder garnicht oder nur sehr oberflächlich be-trachtet zu haben. Es geht nirgends dar-um, Autofahrer zu diskriminieren odergar zu unterdrücken. Es geht darum,denjenigen Verkehrsteilnehmern einengleichberechtigten Platz zu verschaf-fen, die bislang vernachlässigt wurden,obwohl sie einen Gutteil des Verkehrsvon und zum TU-Gelände ausmachen.Nämlich Fußgängern, Radfahrern undNutzern öffentlicher Verkehrsmittel.Diese haben in Dresden einen Anteilvon über 50 Prozent an allen Wegen, ander TU ist dank Semesterticket der An-teil noch höher. Und trotzdem werdenFuß- und Radwege gerade innerhalbdes TU-Geländes zugeparkt, wird ei-gentlich für nichtmotorisierte Ver-kehrsteilnehmer reservierter Platzdurch Pkw in Anspruch genommen.Dass da etwas getan werden muss, dasist keine „Hetze“ gegen Autofahrer,sondern das ist Vorsorge für künftigeGenerationen. Herr Grüner sollte sichmal überlegen, was wäre, wenn wirk-lich alle Studenten und Mitarbeiter derTU mit dem Auto kämen. Mit ihmmuss eh der Gaul durchgegangen sein,wenn er aus der Feststellung, dassnichtmotorisierte Verkehrsteilnehmerin ihrer Bewegungsfreiheit einge-schränkt werden, gleich die Forderungherausliest, nun stattdessen Autofahrer

    zu drangsalieren. Es geht um eingleichberechtigtes Miteinander. Dassder Autoverkehr als bislang privile-gierte Verkehrsart dabei ein Stückzurückstecken muss, ist noch langekeine Diskriminierung und kein Verbotdes Autofahrens.

    Als Mitarbeiter der TU Dresden for-dere ich Sie daher dazu auf, sich offizi-ell in der nächsten Ausgabe des Uni-Journals bei den Ausstellungsmacherndes Radwegekonzepts für diesenunsäglichen Kommentar zu entschul-digen. Das Uni-Journal soll neutral füralle Hochschulangehörigen da sein undnicht der persönlichen Profilneuroseeines einzelnen Autofanatikers dienen.Mit solchen Kommentaren – er hat jaschon früher ähnliche „Meisterwerke“geliefert – hat sich Herr Grüner alsJournalist selber diskreditiert und ge-zeigt, dass er von Verkehr und Historiekeine Ahnung hat.

    Der Kommentar von Michael Grü-ner richtete sich, wie wohl jeder lesenkonnte, nicht gegen die erwähnte Aus-stellung zum Radwege- und Fußgän-gerkonzept an der TU Dresden, son-dern gegen die militante Ideologieeiniger „Öko-Aktivisten“, die Anders-denkende in ein negatives Licht stellen.Als Feindbild wird der Autofahrer aus-gemacht, denn der „degradiert Rad-fahrer und Fußgänger zu Verkehrsteil-nehmern zweiter Klasse“. Dassdemgegenüber Volker Eichmann er-kannt hat, dass es um ein „Miteinan-der“ geht, lässt hoffen.

    Redaktion Universitätsjournal

    Leserbriefe

    Lehnert-Bau2/70

    Zum selben Beitrag von MichaelGrüner schreibt Professor UdoBecker:Auf Seite 2 ihrer Ausgabe 11/2000 hat

    Herr Grüner beschrieben, was er von ei-nem Radwegekonzept an der TU hält:Nichts. Wer an einer Universität über ei-ne effizientere und menschlichere Nut-zung des Raumes nachdenke, der diskre-ditiere die Universität. Besondersgelungen ist sein Vergleich mit dem Ku-Klux-Clan, Herr Grüner fühlt sich an dasVerhalten des Ku-Klux-Clans in denUSAerinnert.

    Der Artikel fügt sich nahtlos in eineReihe „äußerst kompetenter“ Beiträgezum Thema Verkehr ein, die das Univer-sitätsjournal veröffentlicht hat. Alle fol-gen dem Tenor, die freie und staufreieAutofahrt zur Uni sei ein Menschenrechtund müsse (mit sicherem Parkplatz) aufjeden Fall garantiert werden: Das müssedoch jeder einsehen (ein Dummkopf,wer das nicht einsieht).

    Zu diesem Artikel und zu dieser Seriebeglückwünsche ich das Universitäts-journal. Endlich ein deutsches Journal,das sich zu Kurzsichtigkeit und Dumm-heit und Unnachhaltigkeit aufrichtig be-kennt. Andere Journale (etwa: die Bild-Zeitung, ganz zu schweigen von anderenUniversitätsjournalen) berichten in ihrenTexten immer wieder davon,

    • dass die heutige Art des Autoverkehrsäußerst unnachhaltig ist,

    • dass sie äußerst ineffizient ist: vieleRessourcen für wenige Fahrten,

    • dass andere Verkehrsmittel die Geld-beutel und die Gesundheit der Men-schen mehr schützen,

    • dass jede Attraktivierung des Autover-kehrs in einer Marktwirtschaft und beiNachfrageüberhang nur zu zusätzli-chen Fahrten mit dem Auto führt unddass so die Probleme nur verschlimm-bessert werden und auch

    • dass für ein solches Vorgehen in Landund Stadt Flächen und Gelder fehlen.Wie feige von diesen anderen Presse-

    organen! Nur noch das Universitätsjour-nal der TU, einer Universität, an derDeutschlands einzige Fakultät für Ver-kehrswissenschaften angesiedelt ist, be-zieht eindeutig Stellung: Ein Vorbild so-gar für die Bild-Zeitung. MeinenGlückwunsch!

    Ein letzter Hinweis: Die TU Dresdenist Mitglied der Lokalen Agenda in Dres-den und hat sich zur Nachhaltigkeit be-kannt. Es ist (sogar in der Agenda 21, Ka-pitel 7.52) nachzulesen, dass Fußgängerund Radfahrer den Kriterien von „Nach-haltigkeit“ genügen, während der Auto-verkehr so ziemlich das Unnachhaltigsteist, was wir verkehrlich aufbieten kön-nen: Denn er verlagert Kosten auf andere

    Menschen, auf andere Länder und aufandere Generationen. Es war endlich ander Zeit, dass das Universitätsjournal(das Journal einer Universität, einer den-kenden und vorausschauenden Einrich-tung) einen Feldzug dafür startet, dasssolche Radverkehrsbestrebungen been-det werden. Super, wirklich super.

    Als Lehrstuhlinhaber habe ich dieeinzige verfügbare Konsequenz gezo-gen: Wir reden mit allen Zeitungen, mitder Bild-Zeitung ebenso wie mit derFrankfurter Allgemeinen, und allen stel-len wir unsere Forschungsergebnisse zurVerfügung. Nur mit dem Universitäts-journal der TU Dresden rede ich nichtmehr: So was Kurzsichtiges und Dum-mes und Polarisierendes ist mir denndoch zuviel.

    Wie aus dem UJ-Impressum hervor-geht, gibt nicht jeder Beitrag unbedingtdie Meinung der Redaktion wieder. Soll-ten nicht Für und Wider gerade in einerUniversitätszeitung Platz bekommen?Übrigens: Im UJ 6/2000 wurde die AG„Verkehrskonzept“ der TU Dresdenausführlich vorgestellt, deren MitgliedProfessor Udo Becker ist, und im UJ10/2000 legte die AG Verkehr des Stu-dentenrates fast ganzseitig ihre Auffas-sung zum Thema Verkehr dar. Kurzsich-tig und dumm?

    Redaktion Universitätsjournal

    Stinnes Logistics Award an TU Dresden

    Rainer Lasch, Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fakultät Wirt-schaftswissenschaften, erhielt am 20. Juni 2000 den Stinnes Logistics Award.Seine Habilitationsschrift „Marktorientierte Gestaltung von Logistikprozes-sen“ war, so das Kuratorium der Stinnes Stiftung, die mit Abstand beste unter23 eingereichten Arbeiten. Der 39-jährige Wissenschaftler arbeitet seit 1997an der TU Dresden und hat seit 1998 die Professur für Betriebswirtschafts-lehre, insbesondere Logistik, inne. Der Stinnes Logistics Award soll jungeWissenschaftlerinnen und Wissenschaftler fördern, die sich mit einem Themarund um die Logistik, die Gesamtheit aller Aktivitäten eines Unternehmensvon der Beschaffung der Materialien bis zur Auslieferung von Fertigproduk-ten, beschäftigen. Der Preis wurde seit 1986 bereits 45mal vergeben.

    keck Foto: UJ/Eckold

    Ebenfalls zum Beitrag vonMichael Grüner (UJ 11/2000)schreibt Thomas Gramatté,Hosterwitz:

    Der Beitrag von Michael Grünerspricht mir aus dem Herzen, denn eskommt leider ziemlich häufig vor,dass eine richtige Sache – hier dieÜberlegungen zu einer ökologisch op-timalen Umgestaltung des Verkehrsauf dem Universitätsgelände – durchideologisch bedingte Eiferei diskredi-tiert wird. Eine gute Sache wollen –das ist noch kein positiver Wert ansich. Im Gegenteil: Nicht selten führtesubjektiv positives Wollen durchMangel an Toleranz und Objekti-vitätswillen zu Problemen – auch inder Gesellschaft. Das Richtige undGute wollen darf nicht zur Rechtferti-gung für Diskriminierungen anderermissbraucht werden. Genau das hat

    Michael Grüner – natürlich zugespitzt– zum Ausdruck gebracht.

    Die Art und Weise unseres Lebensbedingt notwendigerweise Verkehr,vor allem auch Autoverkehr. Natürlichmüssen Konzepte für ökologischgünstige Varianten entwickelt werden,doch es kann nicht richtig sein, alleindie „bösen“ Autofahrer zu stigmatisie-ren und sie für den Schlamassel ver-antwortlich zu machen! Ökologie-Konzepte auf der Grundlage voneinfach gestrickten Feindbildern – daswird nicht zum Erfolg führen.

    Übrigens: Wer nicht willig imHauptstrom der öffentlich normativenÖko-Ideologie mitschwimmt und sichsogar eigene, manchmal unbequemeGedanken macht, hat meist nichtsGutes zu erwarten. Wie leicht wird er– in vielen Fällen ungerechtfertigt –als inkompetent verunglimpft.

    Kleines HühnchenWas so ein kleines Hühnchen doch fürFett hat! Mit dieser Redewendung willman verdeutlichen, welche Qualitätenin einer unscheinbar wirkenden Sacheverborgen sind. Der Grüner-Beitrag imUJ 11/2000 erhitzte die Gemüter. Dochin einer Weise, die mancher nicht er-wartet haben mag. Mit Telefonanrufenwurden Grüner-Sympathien bezeugt:Endlich, so der Tenor, habe mal einerausgesprochen, was sich manchersonst lediglich zu denken getraut. Einjunger Wissenschaftler besuchte extradie Pressestelle, um sich für den Bei-trag zu bedanken: Wenigstens das UJtrage zu einer Ausgewogenheit in deröffentlichen Berichterstattung bei, woansonsten einseitig Anti-Autofahrer-Feindbilder vorherrschten… M.B.

    Der PersonalRAT

    Über jeden Beschäftigten der TU Dres-den wird in der zentralen Personal-registratur des Dezernates Personal derTU-Verwaltung eine Personalakte(Grundakte) geführt.

    Sofern Teil- und Nebenakten geführtwerden, weist ein Verzeichnis in derGrundakte darauf hin.

    Die Personalakte umfasst die Ge-samtheit aller Unterlagen, die die per-sönlichen und dienstlichen Verhältnis-se eines Beschäftigten betreffen,soweit sie in einem inneren Zusam-menhang mit dem Arbeitsverhältnisstehen. Es gilt der Grundsatz der Voll-ständigkeit und Kontinuität.

    Jeder Beschäftigte hat das Recht aufEinsicht in seine vollständigePersonalakte an dem Ort, wo sie ver-waltet wird. Hierzu ist eine Terminab-sprache mit dem jeweils zuständigenEinzelsachbearbeiter des SachgebietesPersonaleinzelangelegenheiten vorzu-nehmen.

    Ein berechtigtes Interesse oder einenGrund für die Einsichtnahme brauchtder Beschäftigte nicht geltend zu ma-chen.

    Will der Beschäftigte Schriftstückeaus der Personalakte kopieren, so hat erdiese vorher zu bezeichnen.

    Der Beschäftigte ist über Beschwer-den und Behauptungen tatsächlicherArt, die für ihn ungünstig sind oder fürihn nachteilig werden können, vor Auf-nahme in die Personalakte zu hören.

    Gleichzeitig ist er über das Recht, ei-ne schriftliche Stellungnahme abzuge-ben, zu informieren. Wird dieses Rechtin Anspruch genommen, so ist dieseStellungnahme ebenfalls zur Personal-akte zu nehmen.

    Diese Veröffentlichung erfolgt inAbstimmung mit Dr. Rolf Zeimer, Per-sonaldezernent.

    Rechtsquellen:BAT-O § 13 / MTArb-O § 13 a /

    MTV-Azubi § 5

    Personalakten-Führung,Einsichtnahme und Anhörungsrecht

  • Universitätsjournal 12/2000 Kaleidoskop Seite 9

    Rückblick DDR: Die Mitglieder derdamaligen Interessengemeinschaft(IG) „Jazz“ im Kulturbund Dresden– Vorgänger des heutigen Jazzclubs„Tonne“ bis zur Wende – weigertensich gegen die Einverleibung ihrer IGin den zur Stadt gehörenden Kultur-bereich. Die Jazzfreunde wollten zuDDR-Zeiten nicht staatsnah sein.Nachdem sich dann die IG sofortnach der Wende als Verein etablierthatte, wuchs rasant die Hoffnung:Nun endlich waren die Wege frei, umdem Publikum kreative Musik allerJazzbereiche ohne ideologische Ein-engung anbieten zu können.

    Doch die Entwicklung bestätigte die-se Hoffnung in keiner Weise. Im zehn-ten Jahr nach der Wende hat die „Ton-ne“ Monat für Monat gegen dasendgültige Aus zu kämpfen. Ursachedafür scheint die „Leuchtturmpolitik“der Stadt Dresden bei der Kulturförde-rung zu sein. Anstatt dem Jazzclub fürdie kontinuierliche und qualitativ guteKulturarbeit Gelder zur Verfügung zustellen, die dessen Überleben sichern,gibt die Stadt lieber immense Summenfür ein Festival aus, wobei die Festival-macher zu allem Überfluss auch nochKonzerte mit auch in Dresden längstbekannten Musikern und mit geringemInnovationswert gebucht hatten.

    Was also ist schief gelaufen währendder vergangenen zehn Jahre? Wo kom-men die Probleme, die die „freien“ Kul-turveranstalter heute haben, eigentlichher? Diese Fragen – die nicht nur fürden Dresdner Jazzclub, sondern für na-hezu alle Kulturveranstalter in freierTrägerschaft essenziell sind – sollenmit Hilfe eines Projektes des Institutesfür angewandte Soziokulturforschung(IfaS) Dresden beantwortet werden.

    „22 StudentInnen aus ganz Sachsenuntersuchen die Geschichte von siebenVereinen bzw. Klubs, befragen die Ak-tivisten der ersten Stunde nach derenAnfangsvorstellungen, nach Erfolgenund den Ernüchterungen“, erläutert Dr.Jutta Vergau, die Instituts- und Projekt-chefin. Vergau weiter: „Die Kultur-En-thusiasten unmittelbar nach der Wendehatten ganz bestimmte Vorstellungen,und wir wollen herausfinden, wie sichdiese Vorstellungen im Laufe der Zeitin die Realität umsetzen ließen oderauch nicht.“

    In Dresden werden dabei der Vereinriesa efau, die Kümmelschänke und die

    Feuerwache unter die Lupe genommen,dazu kommen noch das Malzhaus inPlauen, das Kraftwerk in Chemnitz, dasGeyserhaus in Leipzig und die Hafen-straße in Meißen. Dabei könnte unteranderem herauskommen, inwieweit dieAbsicht vieler Soziokultur-Aktivistenvon 1990 – einen Gegenentwurf zurKultur der DDR zu schaffen – im neuengesellschaftlichen Kontext konstruktivgenug war. Die Ergebnisse sollen in ei-nem Band veröffentlicht werden.

    Das IfaS, ein Verein, startete 1999mit Soziokultur-Projektmitteln vomSächsischen Staatsministerium fürWissenschaft und Kunst (SMWK). „Imersten Jahr bekamen wir 50 000 Mark“,so Jutta Vergau, die mit einer halbenStelle bedachte einzige festangestellteMitarbeiterin, „für 2000 sind es 67 000Mark.“ Danach müsse sich die Einrich-tung, so Vergau, mittels anderweitigerFördermittel finanzieren. Mit einemProdukt hat sich das IfaS bereits einge-führt: Unter dem Titel „Paradigma So-ziokultur? Prozesse und Produkte inTheorie und Praxis“ wurde die Doku-mentation einer Tagung am 5. und 6.November 1999 vorgelegt. Was bedeu-tet „Soziokultur“ (im Vergleich zu den

    „hohen“ Kulturformen) heute, was sindihre Daseinsformen und Existenzvor-aussetzungen? Wie sollte Soziokulturorganisiert sein? Welche kulturelleFunktionen sollte sie haben? DieseFragen waren zur Tagung von Prakti-kern (Frank Eckhardt, riesa efau, Lan-desarbeitsgemeinschaft SoziokulturSachsen), Wissenschaftlern (ProfessorMarco Lehmann-Waffenschmidt, Pro-fessor Karl-Siegbert Rehberg; beideTU Dresden) und Politikern (HenningRengshausen, SMWK; Petra Masrou-jah, Kulturraumsekretariat Leipzig – al-le als Beispiele) diskutiert worden.

    Für das Jahr 2001 stehen drei Projek-te auf dem IfaS-Plan. Eine Studie überdas Funktionieren der sächsischen Kul-turräume bezüglich aller künstlerischenBereiche (außer Theater und Orchester)soll erstellt werden. Weiterhin soll un-tersucht werden, wie bürgernah diesächsische Verwaltung ist, insbesonde-re im Hinblick auf die Kulturförderung.Und schließlich geht es, untersucht amBeispiel Crimmitschau, um Problemeder Umsetzung der lokalen Agenda 21.

    Was geschieht in den Fällen, bei de-nen Ergebnisse dieser IfaS-Studien be-legen, dass die Kultur- bzw. Förderpoli-

    tik des Landes zu Fehlentwicklungenführt – wo doch das IfaS dringend aufdie Landesförderung angewiesen ist?Darüber mochte Jutta Vergau, die pro-movierte Politikwissenschaftlerin,nicht sprechen. Niemand könnte sichjedoch vorstellen, dass erst Geld in eineStudie gesteckt werde, um deren Ergeb-nisse dann in den Wind zu schlagen.

    Für viele der in kommunaler oderfreier Trägerschaft existierendenKlubs, die gegenwärtig ganz akut ge-fährdet sind (wie eben der Jazzclub„Tonne“), sieht die Sache anders aus,denn hier geht es zumeist um die poten-zielle Kritik an kommunaler Förderpo-litik. Doch egal wie – hier kommen dieIfaS-Erkenntnisse möglicherweise zuspät. Mathias Bäumel

    Was ist aus den Kultur-Visionen derAktivisten von 1990 geworden?

    Institut für angewandte Soziokulturforschung Dresden will Ursachen der Existenzgefährdung der Klubszene ergründen

    Der vom Freistaat Sachsen mit Nachdruck betriebene Umzugdes Jazzclubs „Tonne“ 1997 vom Stadtzentrum ins Wald-schlösschengelände – hier ein Schnappschuss vom Bauzu-stand der neuen Räumlichkeiten Anfang 1997 – war bei denVereinsmitgliedern umstritten. Er sei die einzige Chance fürden Jazzclub überhaupt, da ein Verbleib in der zum Verkauf ste-

    henden Ruine des Kurländer Palais das sichere Ende bedeute,meinten die einen. Der Umzug sei der sichere Tod für den Jazz-verein, da allein schon die Betriebskosten im Waldschlösschenjedwede Förderung auffressen würden, behaupteten die ande-ren. Eine kompetente Beratung von Seiten der Stadt oder desFreistaates erhielt der Club nie. Foto: Archiv MB

    Perfluorcarbone fürIntensivmedizin?

    In der Therapie des schweren Lungen-versagens gewinnen in den letzten Jah-ren direkt in die Lunge gegebene Medi-kamente an Bedeutung, um einesofortige Wirkung im Atmungsorganzu erzielen.

    Wie wichtig eine medizinische In-tervention ist, zeigt die Rate der amakuten Lungenversagen versterbendenPatienten, die bei 50 bis 80 Prozentliegt. Getestet werden synthetisch her-gestellte Fluorkohlenstoffe (Perfluor-carbone oder PFC), bei denen die Was-serstoffatome vollständig durch Fluorersetzt worden sind.

    Von medizinischem Interesse ist ihrebesondere Eigenschaft, Sauerstoff zulösen und zu transportieren. Sie sindfür den Einsatz im Organismus geeig-net, weil sie biochemisch reaktionslossind und im Körper nicht verstoffwech-selt werden.

    In der operativen Medizin wurdensie bisher in klinischen Studien als sau-erstofftransportierende Blutersatzlö-sungen bei Verletzungen mit hohemBlutverlust eingesetzt. Im Rahmen derTherapie des akuten Lungenversagenswurden sie in Form einer so genannten„Partiellen Flüssigkeitsbeatmung“ inamerikanischen und europäischen kli-nischen Studien getestet.

    Dabei konnten bereits beachtlicheErfolge bezüglich der Sauerstoffauf-nahme durch die Lunge und der Lun-gendehnbarkeit erzielt werden. In ein-zelnen Fällen traten unerwünschteNebeneffekte (erhöhte Beatmungs-drücke), bedingt durch die Anwendungals Flüssigkeit, auf. Die Arbeitsgruppeum Dr. Maximilian Ragaller an der Kli-nik und Poliklinik für Anästhesiologieund Intensivtherapie (Direktor: Prof.Dr. med. D. M. Albrecht) bringt Perflu-orcarbon nicht mehr in flüssiger Form,sondern per Inhalation in die Lunge.