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Uno-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe Kleinbauern sichern die Ernährung und verbessern ihr Leben (Monique Frey) http://www.caritas.ch/mediendienst
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Mediendienst 4 20. März 2014
Uno-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe
Kleinbauern sichern die Ernährung und verbessern ihr Leben Monique Frey
Der Mediendienst der Caritas Schweiz ist ein Angebot mit Hintergrundtexten zur freien Verwendung.
Für Rückfragen stehen die Autorinnen und Autoren gerne zur Verfügung.
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Caritas Schweiz, Mediendienst 4, 20. März 2014
Uno-Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe
Kleinbauern verbessern ihre Lebensbedingungen
Die bäuerlichen Familienbetriebe ernähren über 50 Prozent der Weltbevölkerung. In Ländern
des Südens ist dieser Prozentsatz noch um Einiges höher, da 70 Prozent der armutsbetroffenen
Menschen weltweit für ihr Überleben auf die Landwirtschaft angewiesen sind. Aus diesem
Grund hat die UNO 2014 als Jahr der bäuerlichen Familienbetriebe ausgerufen. Damit wird
ihre Bedeutung erkannt und in den Fokus der Weltöffentlichkeit gestellt.
Im Rahmen der langjährigen internationalen Zusammenarbeit kamen die bäuerlichen Familienbetriebe
immer wieder unter Druck. Sie wurden als unproduktiv und wachstumshemmend eingestuft. Entspre-
chend wurden sie lange nicht mehr gefördert. Bei den Verhandlungen mit dem internationalen Wäh-
rungsfonds und der Weltbank um günstige Kredite für die Wirtschaft und den Staat mussten sich die
Länder verpflichten, ihren Grenzschutz abzubauen, etwa bei den Importzöllen. Dies war vielerorts Gift
für die Produktion der bäuerlichen Familienbetriebe. Die Märkte wurden von billigen Überschusspro-
dukten aus den Industrienationen überschwemmt, womit die landwirtschaftlichen Betriebe in den Län-
dern des Südens nicht mehr konkurrenzfähig waren. Die Anbaufläche für Hirse wurde zum Beispiel
stark reduziert, da billiges Weizenmehl auf dem Weltmarkt angeboten wird. Die Regierungen haben
oft keine Gegensteuer gegeben, da sie froh waren, die grossen Massen der Armen auf dem Land oder
der Stadt mit billigen Lebensmitteln versorgen zu können. Vor etwa 20 Jahren kam ein neues Phäno-
men auf, welches die bäuerlichen Familienbetriebe noch stärker unter Druck setzte: Stark wachsenden
Länder wie China suchten neue Flächen, um Lebensmittel für ihre eigene Bevölkerung anzubauen. Sie
überzeugten die Regierungen in Afrika, ihnen Land zu verkaufen. Dieses Land gehörte zwar oft der
einheimischen Bevölkerung, da aber die Landrechte oft auf Gewohnheitsrecht beruhen und die Fami-
lien ihre Rechte nicht in einem staatlichen Grundbuch eintragen liessen, wurden vielen Familien Mil-
lionen von Hektaren meist fruchtbares Land weggenommen. Andernorts wurde viel Land für den An-
bau von Agrartreibstoffen umgenutzt. Speziell in Südamerika wachsen Soja und Maiskulturen einzig
für die Treibstoffherstellung. Mittlerweile wird die gleiche Fläche für Agrotreibstoffe wie für die Fut-
termittelproduktion für die Rindviehzucht in den Industrieländern verwendet.
Armut trotz Wachstum
Die offizielle Politik der letzten Jahrzehnte beruhte auf dem absoluten – oft natürlich auch berechtig-
ten – Wachstumsglauben, da eine steigend wachsende Erdbevölkerung ernährt werden muss. Unter
diesem Aspekt muss auch die Grüne Revolution oder die Produktion von "cash crops" (also Produkti-
on für den Verkauf und die gleichzeitige Vernachlässigung der Selbstversorgung) gesehen werden.
Doch die ganze Wachstumsdiskussion hat nur einen Teil der Bevölkerung dieser Erde reicher ge-
macht. Zwar ist es gelungen, die Bildung und auch den Zugang zu Wasser und zum Gesundheitswesen
zu verbessern. Doch immer noch leben weltweit fast eine Milliarde Menschen unter der Armutsgrenze
– unter ihnen gerade unzählige Kleinbauernfamilien, die von der Wachstumsstrategie nicht profitiert
oder dabei sogar verloren haben. Darum braucht es nun eine klare Weichenstellung für die bäuerlichen
Familienbetriebe. Gegen Ende des letzten Jahrzehnts begann endlich eine Gegenbewegung der grossen
Organisationen wie der Weltbank. Sie postulierten, die Landwirtschaft wieder als Boden für einen
wirtschaftlichen Aufbau eines Landes entsprechend zu fördern.
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Caritas Schweiz, Mediendienst 4, 20. März 2014
Zugang zum Markt fördern
Caritas Schweiz arbeitet bereits seit Jahrzehnten in der ländlichen Entwicklung mit einem speziellen
Fokus auf die bäuerlichen Familienbetriebe. Dabei verfolgt sie drei übergeordnete Ziele: Produktion,
Verbesserung der Einkommen und Zugang zu Dienstleistungen.
Die Produktion der Bauern soll verbessert werden. Dies wird durch eine gute Aus- und Weiterbildung,
der Klimaveränderung angepasstes Saatgut und die ökologische Produktion erreicht. Nur durch eine
klare Ausrichtung hin zu einer bodenschonenden Produktion kann die Fruchtbarkeit der landwirt-
schaftlichen Nutzflächen für die nächsten Generationen erhalten bleiben. So konnte zum Beispiel die
Kartoffelproduktion in Tadschikistan mit einer einheimischen Sorte verbessert werden. Der Fokus der
Caritas liegt klar auf der Ernährungssicherung, also der Selbstversorgung. Doch um die Bildung und
Gesundheitsvorsorge der Bevölkerung zu verbessern, brauchen die Familien Geld.
Deshalb unterstützt zweitens die Caritas die Bauern, ihre Überschüsse zu vermarkten und damit ein
höheres Einkommen zu erzielen. Einerseits wird durch geeignete Massnahmen die Aufbewahrung der
Ernte verbessert. Weiter soll der Zugang zum Markt erleichtert werden. Ein gutes Beispiel ist die
Gründung von Genossenschaften, welche die Vermarktung für ihre Mitglieder organisiert. Aber auch
nicht angepasste gesetzliche Bedingungen oder Gewohnheitsrecht können den Zugang zum Markt
erschweren. Mit einer Analyse der Wertschöpfungskette können Stolpersteine identifiziert und zu-
sammen mit allen Beteiligten dazu gehören neben den Bauern auch die Händler und die Konsumen-
ten an einer Verbesserung gearbeitet werden. So wird zum Beispiel im Kosovo die Honigproduktion
auch bei Familien gefördert, welche diese Produktion noch nicht betrieben. Um die erhöhte Produkti-
on verkaufen zu können, wurden mit den Restaurants und den Lebensmittelläden Ankaufsmengen
verhandelt und die Verpackungen entsprechend angepasst.
Damit die bäuerlichen Familienbetriebe gut produzieren können, sind sie drittens auf verschiedene
Dienstleistungen und Produktionsmittel angewiesen. Sehr wichtig ist vor allem die Beratung, etwa bei
auftretenden Pflanzenkrankheiten oder Schädlichen und geeigneten Methoden für deren Bekämpfung
oder bei Fragen zur ökologischen Landwirtschaft. Zur Erhaltung der Fachkompetenz ist sie auf ein
gutes Netzwerk von weiteren Beratungsorganisationen, Universitäten und Forschungsanstalten ange-
wiesen. Weitere für die Bauern wichtige Dienstleistungen und Produktionsmittel sind gutes und kli-
maangepasstes Saatgut, Wasserspeicherkapazitäten für ihre Produktion und ein Spar- und Kreditsys-
tem.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der Ansatz der Caritas im Jahr der bäuerlichen Familien-
betriebe gestärkt wird: Dank dem internationalen Fokus können ihre vielen Projekte in diesem Bereich
auf zusätzliche Unterstützung zählen.
Monique Frey, Fachstelle Ernährungssicherung und Einkommen, E-Mail: [email protected],
Tel. 041 419 22 65