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herausgegeben von Florian S. Knauß in Zusammenarbeit mit der Städtischen Berufsfach- und Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk München Unter dem Dach der Athena Eine Bildhauerschule in der Schule für Bildhauer

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herausgegeben von Florian S. Knauß

in Zusammenarbeit mit der Städtischen Berufsfach- und Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk München

Unter dem Dach der Athena

Eine Bildhauerschule in der Schule für Bildhauer

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Vorwort

Das Gebälk der an einen griechischen Tempel erinnernden Vorhalle derGlyptothek wird von einem figürlich geschmückten Giebel bekrönt. Schonder Mittelakroter in Gestalt einer Lyra, in der eine Eule sitzt, verweist aufApoll und Athena und gleichzeitig auf die Funktion des Gebäudes: Ein Musentempel in Isar-Athen. Die Giebel skulpturen führen den formuliertenBildungsanspruch noch weiter aus. Im Zentrum hält Athena Ergane als Kulturbringerin und Förderin des Handwerks ihre schützende Hand überden Tonbildner, den Toreuten, den „Ornamentisten“ und den Fassmaler zuihrer Rechten sowie über den Erzgießer, den Steinbildhauer, den Holzbild-hauer und den Töpfer zu ihrer Linken. Das Bildprogramm des Giebels macht anschaulich, dass es Ludwig I. um mehr als nur um ein Ausstellungs -gebäude für seine Skulpturen ging. Das Museum sollte nicht allein derKunst der Vergangenheit dienen, sondern auch die heimischen Künste beleben und fördern. Ludwigs Intention war es, dass Künstler und Hand -werker den antiken Werken nacheiferten.Trotz aller Wandlungen, denen die Bewertung der griechischen und römi-schen Plastik seither unterliegt, bilden die in der Glyptothek versammeltenMeisterwerke nach wie vor einen Fixpunkt für die künstlerische Auseinan-dersetzung mit dem Bild des Menschen. Das lässt sich an der ungebroche-nen Anziehungskraft ablesen, die die Sammlung bis heute auf Zeichner und Bildhauer ausübt, welche ihr Auge an den antiken Skulpturen schulen.Für die Schülerinnen und Schüler der Städtischen Berufsfach- und Meister-schule für das Holzbildhauerhandwerk München ist es im wörtlichen wie imüber tragenen Sinne naheliegend, sich an den herausragenden griechischenund römischen Bildnissen zu orientieren, wenn sie vor die Aufgabe gestelltsind, ihr Gegenüber treffend zu porträtieren. Die „Unter dem Dach derAthena“ gezeigten Arbeiten machen anschaulich, wie fruchtbar die Aus -einander setzung mit der Antike bis auf den heutigen Tag sein kann.Das Ausstellungsprojekt wurde gemeinsam mit dem Schulleiter Robert Predasch und den Lehrenden der Berufsfach- und Meisterschule – nament-lich mit Franziska Ghirardo, Hartmut Hintner und Martin Kargruber – ent-wickelt. Ihnen und ihren Kollegen sowie in allererster Linie natürlich denSchülerinnen und Schülern sei an dieser Stelle herzlich gedankt.

Florian Knauß

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Grußwort

Sehr geehrte Besucherinnen und Besucher,für die Schülerinnen und Schüler der Städtischen Berufsfach- und Meister-schule für das Holzbildhauerhandwerk geht mit der Ausstellung „Unter dem Dach der Athena – Eine Bildhauerschule in der Schule für Bildhauer“ in der Glyptothek ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung. Einen Frühlinglang sind die Werke der angehenden Bildhauerinnen und Bildhauer Teileiner der weltweit bedeutendsten Sammlungen griechischer und römischerKunst. Es ist die Krönung ihrer mehrjährigen Ausbildung. Zu sehen sind 24 plastische sowie 20 graphische Arbeiten. Die Aufgabe derSchülerinnen und Schüler bestand darin, sich gegenseitig zu porträtieren.Die Werke entstanden in den Jahren 2015 bis 2018 und bilden dadurcheinen starken Kontrast zu den mehr als zwei Jahrtausende alten Marmor-Antiken des Museums.Neben der kreativen Leistung, bestehend aus der Auseinandersetzung mitdem Motiv und der Suche nach der passenden Darstellungsform, ist das Porträt nicht zuletzt eine handwerkliche Herausforderung. Die von denSchülerinnen und Schülern angewandten Techniken unterscheiden sichdabei nicht grundsätzlich von denen der Antike: Zuerst modellierten die angehenden Bildhauerinnen und Bildhauer ihr jeweiliges Gegenüber in Ton,dann wurde das Tonmodell in Gips gegossen und in Holz umgesetzt. Damalswie heute standen die Künstlerinnen und Künstler vor der Herausforderung,das Bild und den Charakter des Menschen in seiner Zeit darzustellen: einUnterfangen, das besondere Fertigkeiten verlangt. Das gilt insbesondere für die Königsdisziplin der Bildhauerei, das Porträt. Dieser besonders an-spruchsvollen Kunstform widmen sich die Städtischen Kunsthandwerk -lichen Schulen regelmäßig. Es fasziniert mich zu sehen, wie das uralteHandwerk der Holzbildhauerei auch nach tausenden Jahren noch jungeMenschen in seinen Bann zieht und zu Kreativem inspiriert. Die Ausstellung in Münchens ältestem Museum ist ein Beleg für die großeBandbreite der städtischen beruflichen Schulen und ein Zeichen für dienachbarschaftliche Verbundenheit der Kunsthandwerklichen Schulen an der Luisenstraße mit der Glyptothek im Kunstareal. Mein besonderer Dankgilt Dr. Florian Knauß, dem Direktor der Staatlichen Antikensammlungenund der Glyptothek, der dieses Projekt möglich gemacht hat. Ich hoffe, dasssich viele Besucherinnen und Besucher unter dem Dach der Athena ein -finden, um die Kunstwerke der Schülerinnen und Schüler der StädtischenBerufsfach- und Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk zu be -wundern.

Beatrix Zurek, Stadtschulrätin

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Von Angesicht zu Angesicht: Gedanken zum Porträt und seinem Betrachterunter dem Dach der Athena

Wer berühmten Griechen und Römern des Altertums begegnen will, ist inder Münchner Glyptothek gewiss an einer der besten Adressen der Welt.Als steinerne Gesichter erwarten sie dort den Museumsbesucher, als antikeMeisterwerke der Bildhauerkunst. Diese Porträts laden uns dazu ein, übersie nachzudenken, uns den antiken Betrachter dieser Bildnisse vorzustellen,uns dabei aber auch immer selbst heute in diesen Bildnissen zu spiegeln –und den Gedanken freien Lauf zu lassen. Da ist Homer: Dichter, Vermittler und Neuschöpfer der Geschichten und Geschichte des Krieges um Troja. Dieses Ringen von Helden um eine Stadt,deren Untergang in Feuer, Blut, Leid und Tod längst von der Mehrheit derGötter beschlossen war. Homer, der die Suche nach unsterblichem Ruhmzum eigentlichen Thema seiner „Ilias“ machte: in der Figur seines Haupt -helden Achilleus, dessen Zorn, dessen Rasen, dessen Triumph und dessenSterben nicht nur die Kunst und Kultur des Altertums prägten. Homer, derdas verzweifelte menschliche Stemmen gegen das Unvermeidliche in bild-reiche Worte kleidete, das Unabwendbare, das längst vom Schicksal Be -siegelte – das einen ebenbürtigen Gegner, wie den Trojaner Hektor, nurscheitern lassen konnte. Schon im Altertum war Homer ein Heros der anti-ken Dichter und Denker, eine mythisch-legendäre Figur. Heute erscheint erlängst der Frage entrückt, ob er überhaupt eine historische Person war. Ober in Smyrna, Athen, Ithaka, Chios oder andernorts zuhause war. Ob er im9., 8. oder 7. Jahrhundert vor Christus gelebt hat. In der Glyptothek sehen, ja erleben wir ein Porträt dieser Lichtgestalt, die-ses Archegeten des europäischen Epos: Es handelt sich um eine römische,frühkaiserzeitliche Kopie des nicht mehr erhaltenen griechischen Originals,das um 460 vor Christus entstanden sein muss – also Jahrhunderte nachHomers Tod, als es längst schon keine gesicherten Nachrichten mehr übersein tatsächliches Aussehen gab. Ursprünglich wohl eine lebensgroße, aufrechtstehende Statue, hat der römische Kopist hier nur den Kopf diesesStandbilds überliefert. Homer tritt als schöner, würdevoller alter Mann auf, mit gepflegtem Vollbart und sorgsam geordneten Haaren, die von einem Reif zusammengehalten werden. Versenkt man sich hier ins Detail,dann fällt auf, dass das Haar auch etwas Künstliches an sich hat: Die sehrlangen Schläfenlocken verdecken gekonnt die schon eingefallenen Wangendes Greises. Über der Stirn von der Seite herangeführte, verknotete Haar -

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strähnen kaschieren die Stirnglatze. Die Dichterikone ist – ganz einer anti-ken Vorstellung folgend – blind dargestellt; die Lider treffen über der Mitteder Augäpfel aufeinander. Er ist ein Sänger, der – wie Blind Lemon Jefferson(1893–1929) oder der auch von Bob Dylan besungene Blind Willie McTell(1898–1959), Homers moderne Epigonen im Blues – nicht nach außensehen kann. Doch er sieht nach innen, hört in sich hinein und weiß viel über das Innenleben, vielleicht mehr als normal Sehende. Er verfügt überein Wissen, über alle in seinem Bewusstsein und Unterbewusstsein abge-speicherten Eindrücke und Wahrnehmungen seiner Umgebung mit einerSchärfe und Unmittelbarkeit, die ihn dabei über den Normalsterblichen erheben. Homer – ein Dichter, Sänger und Prophet, der seit Jahrtausendenmit und in seinem unsterblichen Werk für uns Menschen nicht mit denAugen sieht, sondern mit dem Herzen.Da ist Platon: Der Sokrates-Schüler, Philosoph und Staatstheoretiker, der428/427 vor Christus geboren wurde und 348/347 vor Christus starb. Ersteht uns in der Münchner Glyptothek in einem besonders qualitätvoll ge -arbeiteten Kopf aus der frühen Kaiserzeit gegenüber. Das Haupt des Platonist hier also wiederum die römische Kopie eines heute verlorenen grie-chischen Vorbildes. Dieses Original, aus der Mitte des 4. Jahrhunderts vor Christus, hatte den Intellektuellen vermutlich in stehender Haltung gezeigt.Möglicherweise handelte es sich um eine Ehrenstatue, die man Platon nachseinem Tod errichtet hatte. Wir Betrachter sehen ihn nun in seinem Porträtvor uns, mit einer auffälligen, etwas kugelig wirkenden Kopfform. Diese istim oberen Bereich dadurch bedingt, dass der Bildhauer die Stirnpartie sehrbreit anlegte und die Brauen stark linear gearbeitet sind: Details, die demKopf etwas Individuelles zu geben scheinen und tatsächlich etwas mit derwirklichen Physiognomie Platons zu tun haben könnten – falls es sich beider breiten Denkerstirn nicht um eine allgemeine Bildformel handelt, dieden Intellekt des Dargestellten an sich unterstreicht.Und das Gesicht selbst? Die Falten, das Mienenspiel – sie haben bis heute in besonderem Maße immer wieder dazu verleitet, hier als Betrachter vielhineinzudeuten. Viele glauben, besondere einmalige charakterliche Festig-keit, sprühenden geistigen Witz oder gar außergewöhnliches, in sich ge-kehrtes philosophisches Denken in Stein gemeißelt zu erkennen. Doch der-artige Sehweisen und Interpretationen sind nicht nur gezwungenermaßenmodern, sie unterscheiden sich auch ganz stark, widersprechen sich sogar.Die modernen Betrachter folgen vor allem den jeweiligen „persönlichen Bildungsassoziationen“ und nicht der antiken Realität, wie der Klassische

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Bildnis des Homer, römi-

sche Kopie eines Originals

um 460 v. Chr.; daneben:

Veronica Lallinger, Homer

und Thomas, Zeichnung

mit Bleistift und Kreide auf

Papier (42x30 cm), 2018

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Archäologe Paul Zanker in seinem im Jahr 1995 erschienenen Buch „DieMaske des Sokrates. Das Bild des Intellektuellen in der antiken Kunst“nachweist. Denn im Kontext der erhaltenen Platon-Bildnisse und im Ver-gleich mit weiteren Porträts der Zeit ergibt sich ein anderes Ergebnis: DerDenker wird im Münchner Platon-Porträt als reiferer Mann dargestellt.Seine Haare sind in gleichmäßig kurze Locken geschnitten. Er trägt einensorgfältig gepflegten Bart. Die senkrecht eingegrabenen Falten über der Nasenwurzel zeigen seine Nachdenklichkeit. Aber all diese Details des Porträts sind nicht exklusive, „wiedererkennbare“ Eigenschaften Platons als Individuum. Es sind keine Hinweise auf spezielle intellektuelle, philo -sophische Kompetenz des Dargestellten. Stattdessen handelt es sich um Formeln, die wir generell im Porträt attischer Bürger des 4. Jahrhundertsvor Christus wiederfinden und die eine programmatische Typologie formen,ganz unabhängig vom sozialen Status und Beruf des Porträtierten. „Der Intellektuelle als guter Bürger“, wie es Paul Zanker formulierte. Platon, zu-mindest in seinem Bild ein ganz normaler Athener also. Wenn auch natür-lich ein sehr prominenter Athener, dem man Denkmäler setzte.Da ist Demosthenes: Im 4. Jahrhundert vor Christus war er einer der be -deutendsten Redner Athens – und dies trotz körperlicher und stimmlicherEinschränkungen, die er durch hartes Training und Selbstdisziplin über-wand. Als Rhetor und athenischer Staatsmann hielt er seine berühmt gewor-denen „Philippischen Reden“ gegen den makedonischen König Philipp II.und dessen Machtpolitik. Demosthenes: Ein kluger politischer Beobachter,ein präziser Analytiker, Mahner seiner Landsleute, Verteidiger Athensgegen die Expansion Makedoniens, ein leidenschaftlicher, aber auch hass -erfüllter Scharfmacher. Trotz der Niederlage seiner antimakedonischen Koalition in der Schlacht von Chaironeia 338 vor Christus konnte Demos -thenes seine politische Stellung in Athen noch behaupten. Alexander derGroße, der Sohn und Nachfolger Philipps II., forderte vergeblich seine Aus-lieferung. Erst als Athen im Jahr 322 vor Christus in den Kriegen um dieNachfolge Alexanders gegen den makedonischen Heerführer Antipater verlor, musste Demosthenes aus seiner geliebten Stadt fliehen. Er suchteAsyl im Poseidon-Heiligtum von Kalauria auf der Insel Poros – wo er sichschließlich selbst das Leben nahm.Das Porträt des Demosthenes in der Münchner Glyptothek bildet den oberenTeil einer Porträtherme, die 1825 im Bereich des Circus des Maxentius ander Via Appia gefunden wurde. Wir kennen dieses Gesicht auch aus ande-ren römischen Repliken, die alle auf ein gemeinsames hellenistisches Origi-

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Bildnis des Platon, römische

Kopie eines Originals um

350 v. Chr.; daneben:

Teresa Friedrich, Platon

und Thomas, Zeichnung

mit Bleistift auf Papier

(42x30 cm), 2018

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nal zurückgehen: eine Statue, von einem Bildhauer namens Polyeuktos ge-schaffen. Dieses bronzene Standbild wurde 280 vor Christus auf der Agoravon Athen aufgestellt. Ganze 42 Jahre hatte es demnach gedauert, bis dieAthener sich so an ihren Verteidiger erinnerten. Erinnern wollten? Erinnerndurften? Denn das postume Gedächtnis, diese demonstrative Rehabilitation,war nur möglich, weil mittlerweile eine antimakedonische Partei die Füh-rung Athens übernommen hatte – unter Leitung des Demochares, der nichtnur politische, sondern auch ganz familiäre Gründe hatte, dieses Standbildim Stadtbild und öffentlichen Raum zu unterstützen: Demosthenes war seinOnkel gewesen. Römische Kopien, die vollständig erhalten sind – und nicht, wie in Münchennur den Kopf abbilden – lassen das Besondere dieser Demosthenes-Statuenoch klarer aufzeigen. Der Redner trägt einen Mantel und folgt einer Kon-vention, darunter keinen Chiton zu tragen. Der Blick des Betrachters er-

Bildnis des Demosthenes,

römische Kopie eines Ori -

ginals um 280 v. Chr.;

da neben: neuzeitlicher

Nachguss einer römischen

Bronzestatuette, die das

Demosthenes-Standbild von

der Athener Agora zeigt

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kennt den bloßen Oberkörper eines alternden Mannes. Demosthenes stehtaufrecht, mit beiden Beinen fest auf dem Boden. Aber nichts daran ist lockeroder gelöst. Die Arme sind vor dem Körper zusammengeführt, die Hände ineinander verschränkt. Der Kopf ist zur Seite gedreht, der Blick geht nachunten. Anspannung und Konzentration sprechen aus diesem Körper undseiner Haltung – und aus der Mimik des Gesichts, mit zusammengezogenenBrauen und tiefen Stirnfalten. Wollte dieses Porträt die Ruhe und Selbst -kontrolle des Demosthenes rühmen? Und somit gleichzeitig seine Passionverewigen, seine Emotionalität – die er im wahrsten Wortsinn im Griff hat?Es ging dem antiken Bildhauer sicher nicht darum, einen traurigen Demos-thenes zu zeigen oder gar jemanden, den man bemitleiden sollte. Statt -dessen erleben wir den engagierten Redner auf ganz lebendige Weise – sichund seiner Worte voll bewusst. Worte, nach denen er als Rhetor suchenmusste, um die er genauso gerungen und gekämpft hat wie um das Schick-sal Athens. Dazu passt die überlieferte Inschrift des Denkmals für Demos-thenes: „Wenn Du gleiche politische Macht wie Kraft des Geistes gehabt hättest, Demosthenes, nie hätte der makedonische Ares die Griechen unter-worfen.“ (Plut. Mor 847 A: e‡per ‡shn r̀èmhn gnèmV DhmÒsqeuej Ÿscej,

oÜpot/ ¨n `Ell»nwn Ârxen “Arhj Makedèn.)

Homer, Platon, Demosthenes – das zufällige Erscheinungsbild eines leben-den Vorbildes als Modell wird nicht gebraucht, um ein Porträt zu schaffen.Um darin den Charakter des Dargestellten als Botschaft des Bildnisses abzu-lesen, seine Qualitäten – die nach antikem Verständnis das letztlich wahreBild des Menschen sind, sein müssen. Griechische und römische Porträtszeigen nie die dargestellte Person so, wie sie wirklich ausgesehen hat. Siezeigen die Person, wie sie dargestellt werden wollte. Wie sie aber auch dar-gestellt werden sollte, aus der Sicht der Betrachter, im Rahmen der damalsvorherrschenden Ideale und gesellschaftlichen Konventionen. Denn die Darstellung von Individualität in unserem Sinn ist eben eine Zielsetzung,die der Antike weitgehend fremd war. Anklänge dafür gibt es zwar in derhellenistischen Bildkunst, aber die Porträts enthalten Bildformeln, welchedie Menschen sozialen Schichten zuordnen und den Status vermitteln –doch nicht für Leid, Schmerz oder Freude stehen. Eine derartige Präsen -tation von Emotionen, psychologischen Eigenschaften und seelischen Zu-ständen gilt als eine Errungenschaft des neuzeitlichen Porträts.Da sind die Schülerinnen und Schüler aus den Abschlussklassen der Städti-schen Berufsfach- und Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk: Für

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die Ausstellung „Unter dem Dach der Athena“, die im Frühjahr 2018 in derMünchner Glyptothek zu sehen ist, haben sie sich mehrere Monate lang ineinzelnen Arbeitsschritten gegenseitig porträtiert. Ihre Werke – die Ergeb-nisse dieser Betrachtung und des Umsetzens ihrer individuellen Seh- undArbeitsweise – stehen nun neben den Meisterwerken der Antike. Ihre Auf-gabenstellung war klar vorgegeben: Sie mussten zwar nicht auf Auftrag -geber und deren Befindlichkeit Rücksicht nehmen, aber ihre Porträts solltenNaturstudien sein. Die fertigen Objekte sollten mit dem lebendigen Originalübereinstimmen – was aber nicht heißt, dass das Endprodukt völlig natura -listisch sein musste. Das Studium in der Glyptothek war dafür ein idealerAusgangspunkt; hier fertigten die Schülerinnen und Schüler Zeichnungenvon antiken Köpfen an, in Gegenüberstellung mit einem Menschen ausFleisch und Blut. Wie standen und stehen die jungen Kunsthandwerker dem Phänomen Porträt gegenüber? „Es ist schwer, die Persönlichkeit in einer Skulptur ein-zufangen, ihre Person, das Aussehen, das sich immer verändert“, sagt eineSchülerin. Und sie fährt fort: „Genau dies macht die Arbeit aber auch be -sonders schön. Das ist die Königsdisziplin.“ Ihre Klassenkameradin ergänzt:„Es geht dabei um das Herausarbeiten des Charakters. Die Wirkung desMenschen, die er auf einen hat. Und das ist mehr als nur Nase, Mund,Augen und Ohren, mehr als die Summe anatomischer Einzelteile.“ Einehalbe Stunde bis Dreiviertelstunde saß man sich immer jeweils Modell,dann wurde gewechselt. „Beim Entstehungsprozess sieht man ja zuerst Einzelteile, man konzentriert sich auf das, was man sieht. Schritt für Schritt.Dann verbindet man. Man muss alles gleichzeitig denken, arbeitet in Wel-len.“ Zuerst modellierten die Münchner Schülerinnen und Schüler ihr je -weiliges Gegenüber in Ton, dann wurde das Tonmodell in Gips gegossenund in Holz umgesetzt. Ein Schüler reflektiert: „Diese Arbeit ist immer auchdie Übersetzung von einem selbst im Material – wie man den anderen sieht.Und in der Darstellung vielleicht sogar übertreibt.“ Und: „Natürlich mussdie Gesichtssymmetrie passen. Ist diese verschoben, kann man keine Ähn-lichkeit umsetzen. Doch man muss sich vom Modell auch lösen und den eigenen Anspruch umsetzen, wer die Person ist.“ Da kann es schon sein,dass eine Porträtierte plötzlich besonders selbstbewusst und stark gezeigtwird – mit einer majestätischen, energischen Kopfhaltung, die von PorträtsAlexanders des Großen oder des Demosthenes inspiriert ist. Und eine an-dere Bildhauerin verzichtet darauf, in das Bildnis tiefe Falten einzugrabenund betont stattdessen die Liebenswürdigkeit und das Liebliche der Dar -

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gestellten. Die Sehgewohnheiten änderten sich während der Arbeit an denPorträts: „Normalerweise siehst Du ja nie jemanden so lange und so genauan. Als ich zu modellieren begonnen habe, begann ich plötzlich, Menschenanders anzusehen. In der Straßenbahn. In der U-Bahn. Körperliche Detailsfallen ins Auge, die man vorher nicht wahrgenommen hat. Vorher hatte ichnur das Ganze gesehen.“ Die Erkenntnis: „Es gibt kein Normgesicht mit gleichen Abständen und einer Mittelachse. Man muss die Eigenheiten sehenund umsetzen. Darin liegen das Können und der Reiz.“ Und am Ende stehtdas Schlusswort einer Bildhauerschülerin: „Persönlichkeit. Art. Ausdruck.Charakter. Es gibt kein wirklich hässliches Gesicht. Hässlich und schön sindkeine anwendbaren Begriffe mehr. Jeder hat etwas Interessantes. Jeder hatein besonderes Gesicht.“ Das ist ein Ergebnis, auf das die Göttin Athena –sie wacht im Giebel der Münchner Glyptothek als Schirmherrin der plasti-schen Künste – sicher mit großem Wohlwollen blickt. Sie kann wirklichstolz auf ihre Schützlinge sein.

Sascha PriesterIn der Glyptothek vor den

Porträts von Homer (links)

und Platon (rechts)

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Seite 19

Nathalia Auch

Verena

Linde, Farblasur, Bleistift

44x34x26 cm

2018

Seite 20

Florian Baumann

Rocco

Linde, Farblasur

37x17x22 cm

2018

Seite 21

Teresa Friedrich

Ann-Kathrin

Linde

39x23x28 cm

2018

Seite 22

Veronica Lallinger

Ann-Christine

Gips vom Ton

30x18x25 cm

2017

Seite 23

Veronica Lallinger

Ann-Christine

Linde, Farbe

35x16x23 cm

2018

Seite 24

Rocco Voidel

Florian

Linde

38x26x26 cm

2018

Seite 25

Ann-Christine Wagner

Veronica

Linde, Farbe, Wachs, Bleistift

35x22x26 cm

2018

Seite 26

Charlotte Wagner

Hannah

Gips vom Ton

37x22x27 cm

2018

Seite 27

Matthias Benedikt

Alexej

Ton gebrannt

23x17x20 cm

2014

Seite 28

Anna Bade

Dominik

Gips vom Ton

35x20x23 cm

2016

Seite 29

Anna Bade

Tobias

Gips, Farblasur

54x44x27 cm

2018

Seite 30

Sophie Herz

Meike

Gips, Metallspäne, Farblasur

30x33x28 cm

2018

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wenn möglich Riss retuschieren
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Seite 31

Salman Shafi

Wenzel

Gips vom Ton

36x23x26 cm

2016

Seite 32

Alexej Tempel

Rachel

Gips, Textil, Farbpigmente

44x42x26 cm

2018

Seite 33

Lutz Hesse

Markus

Gips vom Ton

37x40x21 cm

2015

Seite 34

Lutz Hesse

Yasemin

Gips vom Ton, Farblasur

48x33x23 cm

2015

Seite 35

Quirin Herzinger

Sophie

Zirbelkiefer, Farbfassung

54x35x24 cm

2016

Seite 36

Martin Lehmer

Roeh

Gips, Farblasur, Bleistift

41x39x27 cm

2015

Seite 37

Ronja Lampert

Johannes

Gips, Farblasur, Bleistift

54x40x25 cm

2016

Seite 38

Johannes Gehrlach

Ronja

Zirbelkiefer

53x37x23 cm

2016

Seite 39

Yasemin Brüller

Markus

Gips, Farblasur

45x41x24 cm

2015

Seite 40

Shigeyuki Myagawa

Maria

Muschelkalk

39x19x25 cm

2016

Seite 41

Nadja Domdey

Dimitrios

Muschelkalk

50x30x18 cm

2016

Seite 42

Shigeyuki Myagawa

Jessica

Gips, Bleistift

47x30x22 cm

2016

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Florian Baumann

Porträtstudie Hr. Barth

Bleistift auf Papier

21x14,6 cm

2018

Veronica Lallinger

Porträtstudie Hr. Barth

Bleistift auf Papier

24,5x32,6 cm

2018

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Teresa Fredrich

Nasen-Studie

Bleistift auf Papier

29,6x21 cm

2018

Florian Baumann

Porträtstudie Hr. Barth

Bleistift auf Papier

21x14,6 cm

2018

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Sophie Herz

Mund-Studie

Bleistift auf Papier

14,6x21 cm

2018

Ann-Christine Wagner

Augen-Studie

Bleistift auf Papier

21x14,6 cm

2018

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Das Porträt: Wie wird’s gemacht?

Das Porträt, seit der Antike ein essentielles Motiv der Bildhauerei, stellt jedeGeneration neu vor die Herausforderung, das Bild des Menschen in seinerZeit darzustellen. Gemäß dieser Tradition widmen sich die StädtischenKunsthandwerklichen Schulen regelmäßig diesem Thema.Neben der Auseinandersetzung mit dem klassischen Motiv und der Suchenach der passenden Darstellungsform der zu porträtierenden Person istdiese Aufgabe auch eine nicht zuletzt technische Herausforderung. Aus-gangspunkt ist die Wahl des Modells. In unserem Fall ist es in der Regelkeine unbekannte Person, sondern die Mitschülerin oder der Mitschüler, der wechselseitig porträtiert und Modell steht. Ziel ist die Umsetzung derdarzustellenden Person als Kopf- oder Büstenporträt. Über den Weg der graphischen Studie und des Modelliervorgangs findet eine schrittweise Annäherung an die Physiognomie, die charakteristische Eigenheit und denGesamteindruck statt. Das dadurch entstehende Modell dient dann der Umsetzung als Skulptur in Holz oder Stein.Beim gesamten Entstehungsprozess spielt das Ineinandergreifen von tech -nischer Vorgehensweise und formalem Empfinden eine entscheidendeRolle. So sind Messtechniken, wie beispielsweise das Vergleichen vonMaßen und Strecken, ebenso von Bedeutung wie die Wahrnehmung des Wesens, der charakteristischen Individualität und der Ausstrahlung im Gegenüber.Die angewandten Techniken auf dem Weg zur Porträtskulptur unterschei-den sich nicht grundsätzlich von denen der Antike: Vorzeichnungen zurKlärung der Proportionen und Formen sind dabei die ersten Schritte. DasModellieren mit plastischem Material setzt ein Trägergerüst voraus. Bereitsdieser Arbeitsschritt fordert grundsätzliche Entscheidungen über die Ge-samtform: Ist das Ganze eher ein Querformat oder ein Hochformat, wie ist die Kopfhaltung oder das Verhältnis von Gesamthöhe, Breite und Tiefe?Wie ist die Haltung des Kopfes?Nach diesen Maßgaben wird ein festes Stahlgerüst gebogen, auf dem sichdie Form durch Auftrag von Gips oder Ton stufenweise aufbaut. Hier setztder eigentliche Modelliervorgang, das plastische Arbeiten, ein. Ton oder Gips erlauben ein wiederholtes Auf- und Abtragen des Materials. Durchdiese Variabilität können die Formen konkretisiert, individuelle Formprofilegesucht werden und Volumen ihre Ausprägung finden. Da die Umsetzung in Holz oder Stein ein längerer Prozess als das Modellie-ren ist, muss das Tonmodell – um dauerhaft zu sein – in ein festes Material(z. B. Gips oder Beton) umgeformt werden. Dieser Vorgang des Abgießens

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Sophie Herz beim Modellieren

ihrer Gipsbüste, Meike

Meike
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Werkstattimpressionen

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erübrigt sich beim direkten Modellieren in Gips. Nach beiden Vorgehens -weisen steht ein Modell zur Verfügung, das die grundsätzlichen Informatio-nen über die Form und den Ausdruck der Person enthält. Es ist ein Modell,in dem bereits eine „Umsetzung“ durch Reduzierung auf wesentlicheGrundformen und die Betonung von Charakter und Individualität stattge -funden hat.Der nun folgende Vorgang des Übertragens in ein festes Material (Holz oder Stein) unterscheidet sich vom plastischen Modelliervorgang zum einendurch die dem Modellieren entgegengesetzte Technik: Modelliermasse kann auf- und abgetragen werden. Holz oder Stein können nur abgetragenwerden. Zum anderen hat das feste Material eine eigene Stofflichkeit, setztandere Techniken voraus und ist durch die geringere Veränderbarkeitkunsthandwerklich anspruchsvoller. In der stufenweisen Annäherung an die Form, von der großzügigen Form -anlage bis zum feinen Detail, hat das Modellieren und die dabei entstehendePlastik sowie das abtragend skulpturale Arbeiten am festen Material ihr Gemeinsames. Darüber hinaus kann ein klar durchgeformtes Modell überseinen Zweck als Übertragungsmodell hinaus auch als selbständige Plastikin ein dauerhaftes Material gegossen und dadurch der Skulptur gleichwertigwerden.In der Bildhauerei bleibt es ein immer wiederkehrender Ansporn, einem Material, sei es nun plastisch- oder skulptural formbar, durch die Darstel-lung eines Menschen den Anschein von Leben einzuhauchen.

Martin Kargruber

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Veronica Lallinger beim

Übertragen ihres Gips -

modells, Ann-Christine,

in Holz

Ann-Christine
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Über die Schulen

Die Städtische Berufsfach- und Meisterschule für das Holzbildhauerhand-werk – gelegen im Zentrum der Kulturstadt München – sind als Verbundeine international anerkannte Bildungseinrichtung. Ihr übergeordnetes Zielist die Entwicklung und Festigung einer sensiblen Wahrnehmung für Ge-staltung und Formgebung. Unter Berücksichtigung von ökonomischen undökologischen Betrachtungen werden im Zusammenspiel von Theorie undPraxis sowohl traditionell handwerkliche als auch zeitgemäße kunsthand-werkliche Techniken vermittelt und vertieft. Das künstlerisch und pädago-gisch erfahrene Kollegium fördert, abhängig vom persönlichen Erfahrungs-stand der Schülerinnen und Schüler, ein selbständiges, künstlerisch undhandwerklich meisterliches Arbeiten.Die Schulen erarbeiten die Grundlagen, einen kunsthandwerklichen Betriebselbständig zu leiten, gestalten gemeinsam Konzepte für Projekte und Aus-schreibungen und fördern die Entwicklung der eigenen kunsthandwerk -lichen und künstlerischen Position.Im kontinuierlichen Austausch mit Kooperationspartnern und Fachleutenorganisieren die Schulen regelmäßig Exkursionen, Ausstellungsbesuche,Studienfahrten und präsentieren die Arbeiten der Schülerinnen und Schülerim Rahmen von Wettbewerben, Messebeteiligungen und Ausstellungen.So freuen wir uns ganz besonders über diese Ausstellung in der Glyptothek,

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unter dem Dach der Athena. Denn für die Städtischen, kunsthandwerklichenSchulen in der Luisenstraße ist die Glyptothek als Museum im Kunstarealein Nachbar, mit dem wir nun durch diese Zusammenarbeit einen lang er-sehnten Wunsch realisieren können.Es ist die Vision unserer Schulen, ihre Ausbildung im Austausch mit öffent-lichen und privaten Kunst- und Kulturinstitutionen über die schulischeWerkstätte hinaus zu erweitern. Die Kooperation mit Staatlichen Antiken-sammlungen und Glyptothek ist ein weiterer Schritt in diese Richtung.Gezeigt werden 24 plastische und skulpturale Porträtdarstellungen vonSchülerinnen und Schülern der jeweiligen Abschlussklassen der letzten vierJahre in den Materialien Gips, Ton, Beton, Holz und Stein sowie 20 graphi-sche Studienarbeiten.

www.bs-bau-kunst-muenchen.dewww.bfs-hobi-muenchen.dewww.ms-hobi-muenchen.de

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© Städtische Berufsfach- und Meisterschule für das HolzbildhauerhandwerkLuisenstr. 9–1180333 München

© Staatliche Antikensammlungen und Glytothek Königsplatz 180333 München1. Auflage 2018

ISBN 978-3-933200-25-9

Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über <http:dnb.de> abrufbar.

AusstellungsaufbauAlfons NeubauerOlaf Herzog

PhotonachweisStaatliche Antikensammlungen und Glyptothek (Renate Kühling),Lehrende und Schüler der Städtischen Berufsfach- und Meisterschule für das Holzbildhauerhandwerk

Wir haben uns bemüht alle Photorechte einzuholen. Falls eines übersehen wurde, bitten wir um Meldung.

RedaktionChristian GliwitzkyFranziska GhirardoMartin KargruberSascha Priester

Gestaltunggrafikbüro brandner, Leutkirch im Allgäu

BildbearbeitungCanScan, Stiefenhofen

DruckDruckerei Marquart, Aulendorf