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zur Vorber Sympho Lu durch da Fe Unterlagen reitung auf die Aufführung onie Nr. 7 in A o udwig van Beethoven as Musikgymnasium Wien i estspielhaus St. Pölten 16. April 2012 Eine Kooperation von der op.92 im

Unterlagen zur Vorbereitung auf Symphonie Nr. 7 in A op · K. geht – Du leidest – ach, wo ich bin, bist auch Du mit mir, mit mir und Dir werde ich machen, daß ich mit Dir leben

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zur Vorbereitung auf

Symphonie Nr. 7 in A

Ludwig van Beethoven

durch das Musikgymnasium Wien im

Festspielhaus St. Pölten

Unterlagen

zur Vorbereitung auf die Aufführung

Symphonie Nr. 7 in A op.92

Ludwig van Beethoven durch das Musikgymnasium Wien im

Festspielhaus St. Pölten

16. April 2012

Eine Kooperation von

der

op.92

durch das Musikgymnasium Wien im

©Nicole Marte/Zentrum für Musikvermittlung Wien 14

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Einführende Worte

Diese Unterlagen gelten als „Eintrittskarte“ in ein außergewöhnliches Konzert der

7.Symphonie von Ludwig van Beethoven. „Eintrittskarte“ ist insofern zu verstehen, als dass

es sich um Material handelt, das ein bewussteres Erleben der Aufführung ermöglicht. Durch

eine kreative Auseinandersetzung mit einzelnen Aspekten des Stückes vor dem

Konzertbesuch werden Zugänge zur Komposition geschaffen, die bei einem einmaligen

Hören des Werkes nicht möglich sind.

Zwei dominante Themen, die sowohl in diesem Lehrerpackage als auch in der Aufführung

vorkommen, sind neben Beethovens Leben und seiner Siebten: Napoleon und das Rätsel um

die Briefe Beethovens an die „Unsterblich Geliebte“. Natürlich ist auch sein schweres

Schicksal, die Taubheit ein Thema. Die Informationen über Leben und Werk des

Komponisten können nur angerissen werden – die wichtigsten Informationen befinden sich

vermutlich schon im Repertoire eines jeden Musiklehrers. Trotzdem habe ich sie

hinzugefügt, um mühsames Nachschauen zu ersparen. Im Anhang sind dann noch Briefe,

Tagebucheintragungen des Komponisten und die Beschreibung eines Besuches bei

Beethoven zu finden.

Die Aufgabenstellungen im Praxisteil sind sehr frei formuliert und jeder Lehrer/jede Lehrerin

kann sich das aussuchen, was ihm/ihr am meisten zusagt.

Ich wünsche viele musikalischen Erlebnisse und spannende Augenblicke mit ihren Schülern

und Schülerinnen und freu mich, wenn Sie am 16. April das inszenierte Konzert im

Festspielhaus St. Pölten miterleben können!

Nicole Marte

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Inhalt

Praxis – kreative Auseinandersetzung mit dem Werk

A Oh Josephine – Lied

B Der Russlandfeldzug Napoleons – Tanz und/oder Schauspiel

C Ein Ton, ein Rhythmus

Theorie – Informationen über Komponist, Werk und Zeit

D Ludwig van Beethoven – sein Leben

E Die Symphonie Nr.7 in A – das Werk

F Napoleon – Beethoven

Anhang

G Bettina Brentano auf Besuch bei Beethoven

H Auszüge aus Beethovens Tagebuch

I Ein Brief : das erste Bekenntnis zur Taubheit

Quellen

Anmerkung

Einladung zum Konzert

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A Oh Josephine – das Lied

Die 7. Symphonie wurde in dem

„Unsterblich Geliebte“ von Beethoven v

war oder nicht, ob das Mädchen, das sie 9 Monate nach dem Brief gebar, Beethovens

Tochter war – das bleibt ein Mythos. Aber verliebt war er ganz bestimmt in Josephine. Das

geht auch aus einer Anmerkung

Kusine Charlotte hervor: „Aber sage mir, Pepi und Beethoven, was soll daraus werden? Sie

soll auf ihrer Hut sein!“

Manche Musikwissenschaftler

Rhythmus“ zu entdecken: im Septett

ursprünglich als langsamer Satz in der Waldsteinsonate vorgesehen war

op.110 in As-Dur, die komponiert wurde, als Josephine starb. Auch das Lied

WoO74 war ihr gewidmet, sonst hätte Beethoven ihr das nicht in Form von

Klaviervariationen geschenkt, kurz vor ihrer erzwungenen Hochzeit mit dem Grafen Deym.

Aufgabe:

Der ostinato-Rhythmus am Beginn des 2. Satzes der Siebten

für die Worte „oh, Josephine!“. Wir nehmen das als Idee, einen Text zu schreiben und

verwenden dazu Worte, Bemerkungen und

„Unsterblich Geliebte“:

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das Lied

Die 7. Symphonie wurde in demselben Jahr fertiggestellt, als die drei Brief

„Unsterblich Geliebte“ von Beethoven verfasst wurden. Ob es nun Josephine von Brunswick

war oder nicht, ob das Mädchen, das sie 9 Monate nach dem Brief gebar, Beethovens

das bleibt ein Mythos. Aber verliebt war er ganz bestimmt in Josephine. Das

geht auch aus einer Anmerkung in einem Brief von Josephines Schwester Therese

Aber sage mir, Pepi und Beethoven, was soll daraus werden? Sie

Manche Musikwissenschaftler glaubten in verschiedenen Werken den „Josephinen

u entdecken: im Septett in Es-Dur op 20, im Andante favori WoO 57, welches

ursprünglich als langsamer Satz in der Waldsteinsonate vorgesehen war, oder in der Sonate

Dur, die komponiert wurde, als Josephine starb. Auch das Lied

WoO74 war ihr gewidmet, sonst hätte Beethoven ihr das nicht in Form von

Klaviervariationen geschenkt, kurz vor ihrer erzwungenen Hochzeit mit dem Grafen Deym.

Rhythmus am Beginn des 2. Satzes der Siebten eignet sich ganz

für die Worte „oh, Josephine!“. Wir nehmen das als Idee, einen Text zu schreiben und

verwenden dazu Worte, Bemerkungen und Stimmungen aus Beethovens Briefen an die

Briefe an die

. Ob es nun Josephine von Brunswick

war oder nicht, ob das Mädchen, das sie 9 Monate nach dem Brief gebar, Beethovens

das bleibt ein Mythos. Aber verliebt war er ganz bestimmt in Josephine. Das

von Josephines Schwester Therese an ihre

Aber sage mir, Pepi und Beethoven, was soll daraus werden? Sie

in verschiedenen Werken den „Josephinen-

Dur op 20, im Andante favori WoO 57, welches

oder in der Sonate

Dur, die komponiert wurde, als Josephine starb. Auch das Lied „Ich denke dein“

WoO74 war ihr gewidmet, sonst hätte Beethoven ihr das nicht in Form von

Klaviervariationen geschenkt, kurz vor ihrer erzwungenen Hochzeit mit dem Grafen Deym.

eignet sich ganz ausgezeichnet

für die Worte „oh, Josephine!“. Wir nehmen das als Idee, einen Text zu schreiben und

Stimmungen aus Beethovens Briefen an die

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1.Brief

6. Juli morgends Mein Engel, mein alles, mein Ich! – nur einige Worte heute, und zwar mit Bleijstift (mit deinem); -

erst bis morgen ist meine Wohnung sicher bestimmt, welcher Nichtswürdige Zeitvertreib in

dergleichen – warum dieser tiefe Gram, wo die Nothwendigkeit spricht – Kann unsre Liebe anders

bestehn als durch Aufopferungen, durch nicht alles verlangen, kannst Du es ändern, dass Du nicht

gantz mein, ich nicht ganz dein bin? – Ach Gott, blick in die schöne Natur und beruhige Dein Gemüth

über das müßende – die Liebe fordert alles und gantz mit recht, so ist es mir mit Dir, Dir mit mir –

nur vergißt du so leicht, dass ich für mich und für Dich leben muß – wären wir gantz vereinigt, Du würdest dieses schmerzliche eben so wenig als ich empfinden – meine Reise war schrecklich – ich

kam erst Morgens 4 Uhr gestern hier an, da es an Pferden mangelte, wählte die Post eine andere

Reiseroute, aber welch schrecklicher Weg, auf der vorlezten Station warnte man mich bej nacht zu

fahren, machte mich einen Wald fürchten, aber das reizte mich nur – und ich hatte Unrecht, der

wagen mußte bej dem schrecklichen Wege brechen, grundloß, bloßer Landweg, ohne solche

Postillione, wie ich hatte, wäre ich lieben geblieben Unterwegs – Esterhazi hatte auf dem andern

gewöhnlichen Wege hirhin dasselbe schicksaal mit 8 Pferden, was ich mit vier – jedoch hatte ich

zum theil wieder Vergnügen, wie immer, wenn ich was glücklich überstehe. – nun geschwind zum

innern vom äußern; wir werden unß wohl bald sehn, auch heute kann ich dir meine Bemerkungen

nicht mittheilen, welche ich während dieser einigen Täge über mein Leben machte – wären unsre Herzen immer dicht aneinander, ich machte wohl keine d.g. die Brust ist voll, Dir viel zu sagen – ach

– es gibt Momente, wo ich finde, daß die sprache noch gar nichts ist – erheitere Dich – bleibe mein

treuer, eintziger schatz, mein alles, wie ich Dir; das übrige müßen die Götter schicken, was für unß

sejn soll. –

Dein treuer ludwig

2.Brief

Abends Montags am 6ten Juli

Du leidest du mein theuerstes Wesen – eben jetzt nehme ich wahr, daß die Briefe in aller Frühe

aufgegeben werden müßen. Montags – donnerstags – die eintzigen Täge wo die Post von hier nach

K. geht – Du leidest – ach, wo ich bin, bist auch Du mit mir, mit mir und Dir werde ich machen, daß

ich mit Dir leben kann, welches Leben!!! So!!! ohne dich – verfolgt von der Güte der Menschen hier

und da, die ich meine – eben so wenig verdienen zu wollen, als sie zu verdienen – Demuth des

Menschen gegen den Menschen – sie schmerzt mich – und wenn ich mich im Zusammenhang des

Universums betrachte, was bin ich und was ist der – den man den größten nennt – und doch – ich wieder hierin das Göttliche des Menschen – ich wein wenn ich denke daß Du erst wahrscheinlich

Sonnabends die erste Nachricht von mir erhältst – wie du mich auch liebst – stärker liebe ich dich

doch – doch nie verberge dich vor mir – gute Nacht! – als Badender muß ich schlafen gehen. Ach

Gott – so nah! So weit! Ist es nicht ein wahres Himmelsgebäude, unsre Liebe – aber auch so fest, wie

die Veste des Himmels. –

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3. Brief

guten Morgen am 7. Juli – schon im Bette drängen sich die Ideen zu dir, meine Unsterbliche Geliebte, hier und da freudig, dann

wieder traurig, vom Schicksaale abwartend, ob es unß erhört – leben kann ich entweder nur gantz

mit dir oder gar nicht, ja ich habe beschlossen in der Ferne so lange herum zu irren, bis ich in deine

Arme fliegen kann, und mich ganz heimathlich bej dir nennen kann, meine Seele von dir umgeben

ins Reich der Geister schicken kann – ja leider muß es sejn – du wirst dich fassen, um so mehr da du

meine Treue gegen dich kennst, nie eine andre kann mein Herz besitzen nie – nie – o Gott warum

sich entfernen müßen, was man so liebt, und doch ist mein Leben in W. so wie jetzt ein

kümmerliches Leben – Deine Liebe machte mich zum glücklichsten und zum unglücklichsten zugleich

– in meinen Jahren jetzt bedürfte ich einiger Einförmigkeit Gleichheit des Lebens – kann diese bej

unserm Verhältniße bestehn? – Engel, eben erfahre ich, daß die Post alle Tage abgeht – und ich muß daher schließen, damit Du den B. gleich erhältst – sej ruhig, nur durch Ruhiges beschauen unsres

Dasejns können wir unsern Zweck zusammen zu leben erreichen – sej ruhig – liebe mich – heute –

gestern – welche Sehnsucht mit Thränen nach dir – dir- dir – mein Leben – mein alles – leb wohl – o

liebe mich fort – verken(ne) nie das treueste Hertz

Deines geliebten

L.

ewig Dein

ewig mein

ewig unß.

Tipp:

Das Lied kann auch nur mit Silben gesungen werden (Alt und Bariton: dm dm dm/Sopran: dü dü dü)

Am schönsten ist es, wenn immer eine Stimme dazu kommt: zuerst Alt, dann Alt und Bariton, dann

Alt, Bariton und Sopran gemeinsam.

„Josephine“ – war nicht nur von Beethoven Inspirationsquelle für künstlerisches Schaffen:

http://www.youtube.com/watch?v=onjGCk_3jH0

The Black Crowes

http://www.youtube.com/watch?v=KLDID69Vzrs

Jerry Lee Lewis – Elvis Presley

http://www.youtube.com/watch?v=uttQLuW-qM4

Chris Rea

http://www.youtube.com/watch?v=zOt8ByljUcg

Reamonn

Wer nun auf die „Minona“-Geschichte neugierig geworden ist, wird selbstverständlich auch

im Internet fündig. Da gibt es eine Website mit dem gesamten Beethoven Stammbaum, ein

Bild von Minona und sogar ein Klavierstück, das anscheinend von ihr komponiert wurde.

Siehe: http://www.lvbeethoven.com/Famille/FamilyTree-Minona.html

So viel zum Thema Mythos und Wirklichkeit.

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B Der Russlandfeldzug Napoleons – Tanz und/oder Schauspiel

„Die 7. Symphonie ist die Apotheose des Tanzes selbst: sie ist der Tanz nach

seinem höchsten Wesen, die seligste That der in Tönen gleichsam idealisch

verkörperten Leibesbewegung.“ Richard Wagner

Aufgabe: Mit Tanz und/oder Schauspiel ausdrücken, was Beethoven (vielleicht) durch die Musik

mitteilen wollte.

Der 4. Satz eignet sich ganz außerordentlich zur tänzerischen Darstellung einer kriegerischen

Schlacht. Man hört die Soldaten marschieren zu den Trompetenfanfaren, man hört die Pferde

galoppieren, die Feinde näher kommen, auf der Lauer sein, in alle Richtungen schauen, Gefahren

wittern, Nächtens am Lagerfeuer sitzen, sich nur kurz ausruhen, bevor die Kämpfe am frühen Morgen

wieder losgehen, man hört am Ende den tödlichen Stich in der Brust und den Kampf bis zum Ende,

den Glauben an den Sieg, das heldenhafte Gebärden des Soldaten kurz vor seinem Tod.

Zur Einstimmung auf eine kriegerische Tanzchoreographie bzw. auf eine Pantomime sollte man sich

aus Beschreibungen über den Russlandfeldzug Napoleons Ideen holen, der ja zur gleichen Zeit

stattfand, als Beethoven die 7. Symphonie fertig stellte. Vielleicht kann die Professorin/der Professor

für Geschichte auch Unterlagen zur Verfügung stellen.

Vorschläge für Regieanweisungen zur Musik:

Takt Bild/Idee Regieanweisung

T. 1-4 Aufstellung zum Kampf Hier kann man gleich auch die

Grande Armée und die Russen

gegenüberstellen

T. 5-20 Der große Tross bewegt sich weiter (Kutschen,

Versorgungswägen, mobile Lazarette,…)

Schwere Tanzschritte

T. 20-36 Marschieren Zackige Bewegungen

T. 37 Feind in Sichtweite Mit imaginärem Fernrohr

schauen

T. 52 Galopp Reiter nachahmen

T. 63 Überlegungen über die Strategie wie man

angreift T .66 verschiedene Meinungen der

Oberbefehlshaber

Kommunikation untereinander

(Pantomime – ohne Worte)

T. 92 Gefahr droht – man muss sich jetzt schnell

entscheiden

Ausschau halten, angespannte

Körperhaltung

T. 104 Kampf beginnt Fechten, Kanon zünden,…

T. 129 und

T. 138-145

Man hat den Blickwinkel verloren – Anhalten

zum schauen, wo der Feind sich zurückgezogen/

versteckt hat

Ruhigere Bewegungen

T. 146 Ziffer D Weiterkämpfen, der große Tross zieht unter

Lebensgefahr weiter,

große, schwere Tanzschritte,

Bewegungen

T. 165 Kampf in alle Richtungen in alle Richtungen schauen

T. 198 Wo ist der Feind? eine Richtung

T. 205 Hier? - oder andere Richtung

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T. 216 Hier? wieder andere Richtung

T. 220-223 Ja!! Hier! Schluck!! Schock-Stellung

T. 224 Und weiter geht´s. Viele sind schon verwundet,

tot, liegen am Boden

Wieder Bewegungen gegen den

Feind

T. 263 Die Überlebenden galoppieren weiter… Reiter nachahmen

T. 273 Weitere strategische Überlegungen, Kampf wird

unterbrochen – es ist Nacht, man hockt am

Lagerfeuer

Kommunikation untereinander

T. 284 Ruhigere Phase aber mit Herzklopfen ab T 295 Auf den Boden

T. 307 Morgen bricht an, man will noch nicht aufstehen Augen blinzeln

T. 319 Ziffer H Schlaf war quasi nicht vorhanden – die Angst war

zu groß vor dem nächsten Tag

Gestik: Angst!!

T. 333 Quälende Albträume Wälzen am Boden

T. 342 Es nutzt nichts, Stellung beziehen und weiter

geht der Todeskampf

Aufrichten, nicht mehr so

munter wie am Anfang

T. 357 Letzte Organisation für den letzten Kampf,

verbunden mit Hungergefühlen, Erschöpfung,

Verzweiflung, Angst

Uniform abklopfen, Waffen

putzen, laden

T. ca 398 Letztes Aufbäumen, mit letzter Kraft kämpfen Bewegungen nicht mehr kontrolliert

T. 405 Und wieder losmarschieren Marschieren aber schlampig

T. 427 Erster Stich in die Brust man wird umgestoßen

T. 443 Zweiter Stich nochmal

Bis zum Ende Heldenhafter Tod, aufbäumen dagegen und Sieg

schreien!!

schon am Boden liegend,

immer wieder Arme in die

Höhe

Eine sehr detaillierte Beschreibung des Russlandfeldzuges ist auch unter

http://de.wikipedia.org/wiki/Russlandfeldzug_1812 zu finden.

Die von mir gegebenen Regieanweisungen sind nur möglich, wenn eine Partitur vorhanden ist. Es ist

die Musik allerdings so klar strukturiert, dass man bei mehrmaligem Hinhören diese Abschnitte auch

ohne Partitur erkennen kann. Vor allem das Galoppieren, Marschieren und der Todesstich sind

unüberhörbar.

Ein Tipp:

Die SchülerInnen sollten in kleineren Gruppen die Choreographie/Darstellung zur Musik zunächst

mal selbständig – ohne LehrerIn – erarbeiten. Der Lehrer/die Lehrerin schaut nur vorbei und

unterstützt. Die Ergebnisse werden dann gegenseitig präsentiert.

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C Ein Ton, ein Rhythmus

Anleitung zu einer Gruppenimprovisation – vielleicht auch Komposition

Alle Schüler, die ein Instrument spielen, bringen es mit. Alle anderen bekommen ein Orff-

Instrument, Boomwhackers, Trommeln,….was zur Verfügung steht, in die Hand.

Sitzkreis: einer beginnt mit einem Rhythmus und dieser wandert im Kreis (egal ob

Instrument oder nur Perkussion, der Rhythmus bleibt der gleiche)

Dies geschieht mehrmals – mehrere Schüler (vielleicht auch alle?) können einen Rhythmus

vorgeben – er wandert wieder im Kreis. Hier bitte ganz streng sein, dass der Rhythmus

erstens klar und präzis vorgegeben wird, zweitens dass er gleich bleibt.

Zur Sensibilisierung erhält der Rhythmus ein cresc. ein diminuendo, ein accelerando oder ein

ritardando – das ändert aber nichts an der rhythmischen Struktur! Eine weitere Möglichkeit

ist die Echo-Wirkung: einer spielt f, der nächste p, der nächste f, der nächste wieder p.

Die Rhythmen werden auf der Tafel notiert. Die Schüler suchen den besten, eindringlichsten

Rhythmus aus.

Instrumente werden weggelegt, alle stehen auf, der Rhythmus wird nun auf den Körper

übertragen (Stampfen, Klatschen, auf die Oberschenkel, auf die Brust,….), zuerst aber den

Grundrhythmus in den Füßen eintrainieren: rechts, Beistellschritt – links, Beistellschritt,… -

dazu dann den erfundenen Rhythmus

Es kommt Vocal Percussion dazu (dm ts k dm dm ts k,….)

Nun spielt ein Instrument einen einzigen Ton in diesem Rhythmus dazu – die Nicht-

Instrumentalisten singen ihn auf einer Silbe (do, do) mit. Das geht sehr lange so. Alle machen

den Grundrhythmus - Schritt dazu.

Nun versucht eine Mutige/ein Mutiger eine zweite Stimme dazu zu singen/spielen. Die

Aufgabe geht wieder im Kreis: derjenige, der dran kommt, macht irgendetwas anderes dazu

– einen anderen Rhythmus, eine zweite Stimme. Der Grundrhythmus darf aber nicht gestört

werden.

Entsteht eine Melodie, die wiederholt werden kann, dann sofort notieren und diese

einstudieren. Wenn das gelingt, dann geht es schon in Richtung Komposition.

Zum Abschluss: Hinsitzen, Legen, Stehenbleiben und den 2. Satz von der Siebten anhören.

Als zweites Beispiel: One note samba - http://www.youtube.com/watch?v=Jb7LqPmWBKw

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D Ludwig van Beethoven – sein Leben

Kindheit

Ludwig van Beethoven wurde am 16. Dezember 1770 als Sohn von Johann und Maria Magdalena

Keverich in Bonn geboren. Seine Vorfahren stammten aus dem flämischen Mecheln und waren

Bauern und Winzer. Einzig sein Großvater Ludwig wurde als erster in der Familie Musiker. Er war

Hofkapellmeister und als solcher angesehen und beliebt. Johann hingegen war nicht so erfolgreich,

schlug sich als Musiklehrer und Tenorsänger durch und seine Trunksucht und auch der frühe Tod

seiner Frau trieben ihn in den finanziellen Ruin. Er erkannte sehr früh die musikalische Begabung

seines Sohnes Ludwigs und so betrachtete er diesen bald als Garant für die Verbesserung seiner

finanziellen Situation.

Er unterrichtete seinen Sohn zunächst selbst. Über diesen Unterricht sind schlimme Berichte

überliefert und der kleine Musikbegeisterte durfte in Anwesenheit des Vaters nicht improvisieren.

Gottlieb von Neefe war der bedeutsamste Lehrer in seiner Kindheit und Jugend. Mit 13 Jahren war

Ludwig schon zweiter Organist der Hofkapelle und vertrat Neefe, wenn dieser auf Reisen war.

Da Ludwig keine reguläre Schulbildung bekam, war er als Jugendlicher ganz gierig nach mehr Wissen

und ging auf die damals neu gegründete Bonner Universität. Doch ein Lokal, der sogenannte

„Zehrgarten“, ein Treffpunkt für alle Intellektuelle und v.a. für jene, die sich für die Ideen der

Französische Revolution begeistern konnten, und Freundschaften in Bonner Bürgerkreisen (v.a.

Familie Breuning) säten die Samen für Beethovens aufklärerischem Geist. Von da an war er

überzeugter Republikaner, verachtete durch Geburt oder Heirat herbeigeführte Standesunterschiede

und trat für Gerechtigkeit und Frieden ein.

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Zwei Reisen nach Wien

Mit 17 Jahren machte Beethoven seine erste Reise nach Wien. Ziel dabei war es, Unterricht bei

Mozart zu bekommen, was aber nie geschah. Anscheinend kam es zu einer kurzen Begegnung der

beiden, aber nicht mehr. Die Reise war nach knappen 3 Wochen wieder vorbei, weil Ludwig schnell

zurückeilte, da seine Mutter im Sterben lag. Diese starb dann auch am 17. Juli 1787 an Schwindsucht.

Seine zweite Reise nach Wien war ein Jahr nach Mozarts Tod 1792. Dieses Mal war es Joseph Haydn,

der ihn unterrichten sollte. Doch Ludwig war gar nicht zufrieden mit dessen Unterricht und nahm

dann heimlich Stunden in Kontrapunkt bei Johann Georg Albrechtsberger und in

Gesangskomposition bei Antonio Salieri. Diese zweite Reise war durch den Einsatz vom Wiener

Grafen Ferdinand Ernst von Waldstein ermöglicht worden. Es war sein erster adeliger Förderer und

Mäzen. Obwohl er nicht viel vom Adel hielt – 1790 kam es zur Abschaffung des Adels in Frankreich –

war er vor allem zu Beginn seiner Zeit in Wien komplett von der Großzügigkeit und auch

Gastfreundschaft dieser adeligen Kreise abhängig. Durch finanzielle Unterstützung von den Grafen

Lichnowsky, Lobkowitz, und Ferdinand Füst Kinsky, die später sogar per Dekret festgesetzt wurde,

war sein Lebensunterhalt so weit gesichert, dass er sich ausschließlich dem Komponieren widmen

konnte. Auch Erzherzog Rudolph, dem er Unterricht gab und der ihm ein treuer Freund wurde,

förderte Beethoven, obwohl er als „liberaler Freigeist“ unter den Monarchen ein nicht so gern

gesehener Gast war.

Beethoven als dritter Stern

Er war allerdings gern gehört in diesen Kreisen und es dauerte nicht lange, da war er zu einer

Berühmtheit in den Salons der höheren Wiener Gesellschaft geworden. Das, was ihm einst sein Vater

verbot, das Improvisieren und Fantasieren am Klavier, das war es, was diese Menschen vor allem von

ihm hören wollten. In jener Zeit des Aufbrechens von gesellschaftlichen Normen und Schichten,

fanden die Adeligen in seiner Musik Orientierung, Halt und sogar Heil. Viele standen vor dem

finanziellen Ruin, hatten Angst vor den bevorstehenden Veränderungen, Napoleon stand mehrmals

vor den Toren Wiens und einige waren von unheilbaren Krankheiten befallen. Sie betrachteten

Ludwig als einen von Ihnen. Er trat sehr selbstbewusst auf, spielte nur vor, wenn es ihm grad passte,

regte sich immens auf, wenn jemand sein Spiel störte (auch wenn es der Fürst persönlich war) und

ließ die Adeligen nicht wissen, dass er eigentlich selbst kein blaues Blut hatte. Er wusste genau, dass

er seine relativ sichere Existenz verloren hätte, wenn er das kundgetan hätte.

Die Adeligen öffneten ihm sofort Tür und Tor. Nicht so der königlich-kaiserliche Hof. Dazu war er

ihnen zu liberal gesinnt. Einer Frau hatte er es zu Verdanken, dass ihm allein das Hofburgtheater für

ein Benefizkonzert im Jahr 1800 erstmalig zur Verfügung stand. Das war Josephine Deym, ehemals

Josephine von Brunswick. Bevor wir zu dieser unglücklichen, über Jahre andauernden

Liebesgeschichte zwischen Ludwig und Josephine kommen, hier das Programm des damaligen

Konzertes:

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Heute Mittwoch den 2ten April 1800 wird im kaiserl. königl.

National=Hof=Theater nächst der Burg Herr Ludwig van

Beethoven die Ehre haben eine große musikalische Akademie zu

seinem Vortheile zu geben. : Die darinn vorkommenden Stücke

sind folgende:

1) Eine große Symphonie von weiland Herrn Kapellmeister

Mozart

2)Eine Arie aus des fürstlich Esterházyschen Herrn Kapellmeisters

Haydns Schöpfung, gesungen von Mlle. Saal

3) Ein grosses Konzert auf dem Piano-Forte, gespielt und

komponirt von Herrn Ludwig van Beethoven.

4) Ein Seiner Majestät der Kaiserinn allerunterthänigst

zugeeignetes, und von Hrn. Ludwig van Beethoven komponirtes

Septett, auf 4 Saiten= und 3 Blas=Instrumenten, gespielt von

denen Herrn. Schuppanzigh, Schreiber, Schindlecker, Bär, Nickel,

Matauschek, und Dietzel.

5) Ein Duett aus Haydens Schöpfung, gesungen von Herrn und

Mlle. Saal

6) Wird Herr Ludwig van Beethoven auf dem Piano-Forte

fantasiren.

7) Eine neue grosse Symphonie mit vollständigem Orchester,

komponirt von Herrn Ludwig van Beethoven.

Billets zu Logen und gesperrten Sitzen sind sowohl bei Herrn van

Beethoven, in dessen Wohnung im tiefen Graben Nro. 241 im

3ten Stock als auch beym Logenmeister zu haben. Die

Eintrittspreise sind wie gewöhnlich. Der Anfang ist um halb 7 Uhr

Anschlagzettel für Beethovens Akademie

Mit diesem Programm gesellte sich der damals noch ziemlich unbekannte Beethoven mit einer

Selbstverständlichkeit zu den beiden in Europa anerkannten Musikgrößen Mozart und Haydn. Ab

diesem Zeitpunkt war klar, dass der Doppelstern zu einem Dreigestirn vergrößert wurde und die drei

Namen in einem Atemzug genannt werden, wenn es um die Wiener Klassik geht.

Die Frauen und das Rätsel um Minona

Josephine von Brunswick (später dann Gräfin Deym, noch später von Stackelberg) und ihre Schwester

Therese, Antonie Brentano (manche behaupten, sie wäre die „Unsterblich Geliebte“), Therese von

Malfatti, Elisabeth Röckel (vielleicht die „Elise“), Marie Bigot (L. schenkte ihr das Autrograph seiner

Appassionata), Gräfin Giulietta Guicciardi (ihr widmete er die Sonata quasi una fantasia – die

„Mondscheinsonate“) und die Gräfin Marie Erdödy (mehrere Werke wurden ihr gewidmet) – diesen

Damen gegenüber empfand Beethoven Verehrung, Zuneigung und sogar Liebe. Manchen von ihnen

machte er einen Heiratsantrag, doch die meisten waren schon verheiratet und auch wenn sie noch

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nicht vergeben waren, waren sie aufgrund des Standesunterschiedes für Ludwig unerreichbar. Der

Brief an die „Unsterblich Geliebte“, welcher erst 1957 veröffentlicht wurde, war Anlass vieler

musikwissenschaftlicher Nachforschungen und Stoff für viele Beethovenromane und Filme. Viele

Hinweise deuten auf Josephine hin, die mit ihren zwei von außen erzwungenen Ehen und ihren 6

Kindern ein äußerst tragisches Leben hatte. Ein Hinweis ist die Geburt eines Mädchens 9 Monate

nach dem vermeintlichen Treffen mit Beethoven in Prag im Juli 1812, nach dem dieser Brief

entstanden sein soll. Dieses Mädchen taufte Josephine Minona (verkehrt ausgesprochen: anonym)

und verschwieg den Vater. Ihr damaliger Mann von Stackelberg kann es auf jeden Fall nicht gewesen

sein.

Das Gehörleiden

Zur gleichen Zeit, als er die erste Akademie gab, als er die Brunswick-Schwestern kennen lernte und

am Beginn einer großen Karriere als Komponist stand, realisierte er, dass sein Hörleiden, welches

bereits 1797 in Erscheinung getreten war, immer schlimmer wurde und demnach sein Leben stark

beeinträchtigen würde. Lange verheimlichte er seine Gehörschwäche und erst 1802 im

„Heiligenstädter Testament“ versuchte er in Worte zu fassen, was ihn über die Jahre zuvor immens

quälte. Es war ein starker Einbruch nicht so sehr in seinem kompositorischen Schaffen als vielmehr in

seiner Persönlichkeit als weltoffener und geselliger Mensch. Er zog sich immer mehr zurück,

verbrachte Monate am Land und mied die Gesellschaft. Sein Leiden färbte auch auf seinen Charakter

ab – er fühlte sich unverstanden, weil er die Menschen um ihn herum nicht mehr verstand. Darum

war ihm das Testament als Erklärung für jene Menschen, denen er gegenüber so rüpelhaft und

unfreundlich entgegentrat, so wichtig.

O ihr Menschen die ihr mich für Feindseelig störisch oder Misantropisch

haltet oder erkläret, wie unrecht thut ihr mir, ihr wißt nicht die geheime

ursache von dem, was euch so scheinet, mein Herz und mein Sinn waren

von Kindheit an für das zarte Gefühl des Wohlwollens, selbst große

Handlungen zu verrichten dazu war ich immer aufgelegt, aber bedenket

nur daß seit 6 Jahren ein heilloser Zustand mich befallen, durch

unvernünftige Ärzte verschlimmert, von Jahr zu Jahr in der Hofnung

gebessert zu werden, betrogen, endlich zu dem überblick eines daurenden Übels das (dessen Heilung vieleicht Jahre dauren oder gar

unmöglich ist) gezwungen, mit einem feurigen Lebhaften Temperamente

gebohren selbst empfänglich für die Zerstreuungen der Gesellschaft,

muste ich früh mich absondern, einsam mein Leben zubringen, wollte ich

auch zuweilen mich einmal über alles das hinaussezen, o wie hart wurde

ich dur[ch] die verdoppelte traurige Erfahrung meines schlechten Gehör’s

dann zurückgestoßen, und doch war’s mir noch nicht möglich den

Menschen zu sagen: sprecht lauter, schreyt, denn ich bin Taub, ach wie

wär es möglich daß ich da die Schwäche eines Sinnes angeben sollte, der

bey mir in einem Vollkommenern Grade als bey andern seyn sollte, einen Sinn denn ich einst in der grösten Vollkommenheit besaß, in einer

Vollkommenheit, wie ihn wenige von meinem Fache gewiß haben noch

gehabt haben(…)

Oktober 1802, Heiligenstadt

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Erstaunlich ist es, dass er zu dieser Zeit Werke komponierte, die nur so vor Freude und Kraft strotzen.

Zwischen 1800 und 1808 entstanden gleich 6 Symphonien, darunter die Eroica, die er zunächst

Napoleon widmete. Außerdem die Oper „Fidelio“, die vorerst Leonore hieß und oftmals

umgearbeitet wurde. Auch heldenhafte Werke fallen in diese Zeit: „Die Geschöpfe des Prometheus“,

die Sonaten Pathétique (1799), Waldsteinsonate (1803) und Appassionata (1806).

Mit diesen Werken sprach sich der Komponist in Zeiten von Krankheit und Einsamkeit Kraft und Mut

zu: „Mut! Bei allen Schwächen des Körpers soll doch mein Geist herrschen.“

Louis Spohr, der bei einer Aufführung der Siebten Symphonie unter der Leitung von Beethoven im

Orchester saß, beschreibt wie der Komponist mit seinem ganzen Körper dirigierte. Bei Piano-Stellen

machte er sich ganz klein und verschwand unter dem Notenpult und bei Forte-Stellen wurde er

größer und größer und schwang sich in die Höhe. Tragisch war es für Spohr mitzuerleben, wie sich

Beethoven an einer Stelle, als er das Orchester schon an einer Forte-Stelle glaubte, wieder heftig

bewegte, das Orchester aber noch pianissimo spielte. Er starrte dann ahnungslos ins Orchester und

war komplett außer sich. Es dauerte anscheinend 12 Takte bis Beethoven realisierte, dass er etwas

übersprungen hatte. (Quelle: Thayer, Life of Beethoven)

Zwischendurch hatte Beethoven Ambitionen ins Ausland zu gehen. Vor allem Frankreich interessierte

ihn sehr. Seine Schwerhörigkeit allerdings hielt ihn dabei zurück. In Wien wussten inzwischen schon

alle, dass er an dieser Krankheit litt, aber im Ausland war das noch nicht so bekannt.

Ab 1813 versuchte Beethoven mit eigens konstruierten Hörrohren seine Hörleistungen zu verbessern

und ab 1818 benötigte er zur Verständigung Konversationshefte, die natürlich eine wichtige Quelle

sind, wenn man über seinen Alltag etwas erfahren möchte.

Der glorreiche Augenblick

Trotz dieser schwierigen Umstände hatte er große Erfolge als Komponist. Am Wiener Kongress 1814

wurden seine Werke von den europäischen Monarchen gefeiert: Fidelio, Wellingtons Sieg op.91, Der

glorreiche Augenblick op. 136 und natürlich auch seine Siebte. Es waren glorreiche Momente für ihn.

Er genoss es, wenn Graf Rasumowsky, russischer Botschafter, ihn zu jeder festlichen Feier mitnahm

und ihn wie ein Star herumreichte.

Beethoven als Erzieher

Als 1815 sein Bruder Carl starb, begann eine äußerst schwierige und turbulente Zeit für Beethoven:

Ein langjähriger Kampf um das Sorgerecht für den Neffen Karl. Bald stellte sich heraus, dass die

Beziehung Beethovens zu seinem Neffen unter keinem guten Stern stand. Beethoven setzte den

jungen Mann mit seinen hohen und mitunter überzogenen moralischen Ansprüchen derart unter

Druck, dass Karl einen Suizidversuch unternahm. Dieser scheiterte zwar, war für den Komponisten

aber dennoch eine große Belastung, denn der Versuch der Selbsttötung war zu jener Zeit ein

strafbares Delikt.

Trotz (oder vielleicht gerade wegen) dieser immensen privaten Schwierigkeiten komponierte

Beethoven in dieser Zeit eines seiner wichtigsten Werke, die Missa Solemnis (1822), die in ihrer

Größe und Schönheit nichts von dem desolaten Umfeld erahnen lässt, in dem sie entstand.

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Das Ende

Beethoven starb 1827 in Wien. Was die Todesursache wirklich war, dazu gibt es heute noch

wissenschaftliche Untersuchungen. Leberzirrhose, Bauchwassersucht, Hepatitis A, Bleivergiftung und

Lungenentzündung können die Ursachen seines Todes gewesen sein. Er war sein ganzes Leben lang

kein gesunder Mensch. Darmkoliken und Magenkrämpfe hatte er von Kindheit an – dazu kam noch

die Taubheit und die Angst vor der Schwindsucht, an der seine Mutter starb.

Etwa zwanzigtausend Menschen nahmen an seinem Begräbnis teil. Sogar das Militär musste zur

Aufrechterhaltung der Ordnung eingesetzt werden. Ein Obelisk mit seinem Namen schmückte sein

ursprüngliches Grab auf dem Währinger Friedhof. Unter anderem war Franz Schubert bei seinem

Begräbnis anwesend, der ihn ja nur um ein Jahr überleben sollte. Interessanterweise war Beethovens

Grab neben dem von Josephine von Brunswick (Deym/Stackelberg). Ob das ein Zufall war sei

dahingestellt.

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E Die Symphonie Nr.7 in A – das Werk

Die Siebte entstand in den Jahren 1811/1812, wobei Beethoven die Idee für den 2. Satz bereits 1806

geboren hatte. Die Uraufführung fand am 8. Dezember 1813 im großen Redoutensaal der Wiener

Universität statt, anlässlich eines Benefizkonzerts zusammen mit „Wellingtons Sieg“ unter

Beethovens Dirigat.

Gewidmet war die Symphonie dem reichen Reichsgrafen Moritz von Fries, einem Bankier,

Kunstsammler und Gründungsmitglied der Gesellschaft der Wiener Musikfreunde.

Besetzung: 2 Flöten, 2 Oboen, 2 Klarinetten, 2 Fagotte, 2 Hörner, 2 Trompeten, Pauken, Streicher

Dauer: 35 – 40 Minuten

Satzbezeichnungen:

I. Poco sostenuto (4/4) / Vivace (6/8)

II. Allegretto (2/4)

III. Presto (3/4) / Assai meno presto IV. Allegro con brio (2/4)

Das beherrschende Element der Symphonie ist der Rhythmus. Vom ersten bis zum letzten Satz

prägen rhythmische Motive den Verlauf der Symphonie. Darum gewinnt man den Eindruck, dass

diese Musik nur so vor Kraft übergeht, Kraft gibt und erbaulich wirkt. Der 2. Satz, das Allegretto,

welches meist zu langsam und in Form eines Trauermarsches interpretiert wird, hat auch ein stark

erbauliches Element: Am Beginn kommt immer eine Stimme mehr dazu, das Ganze baut sich auf, ein

friedvoller Mittelteil in Dur erhellt die Stimmung vom vorhergehenden Moll und gegen Ende erklingt

dann noch eine Fuge, die klein beginnt und ebenfalls aufbauend wirkt.

Ob es sich – programmatisch gesehen – um eine „Apotheose des Tanzes“ handelt, wie Richard

Wagner gemeint hat oder ob in patriotischer Gesinnung gegen die Franzosen in den Krieg marschiert

wird, wie Arnold Schmitz im Jahre 1927 meinte, es gibt einige Versuche, diese Symphonie zu

verstehen. Was unüberhörbar ist, ist die geballte Kraft und Energie und auch die Freude, die in

diesem Werk drinnen stecken.

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F Napoleon – Beethoven

Beethoven lebte in einer politisch sehr unruhigen Zeit. In seiner Studentenzeit fand die

Französische Revolution statt und daran anschließend folgten die vielen Napoleonkriege

quer durch Europa. Mit großen Ambitionen, auch im Ausland Anerkennung zu finden, wollte

er seine 3. Symphonie dem erfolgreichen Feldherren aus Korsika widmen, Napoleone

Buonaparte.

Die beiden großen Männer, die beide Geschichte schrieben – der eine politische, der andere

Musikgeschichte – hatten gewisse Ähnlichkeiten.

Zunächst einmal waren sie fast gleich alt. Napoleon wurde 1769 geboren, Beethoven ein

Jahr später. Beide hatten einen unglaublich starken Willen und waren komplett überzeugt

von sich selbst und von ihrem Können. Sowohl Napoleon als auch Beethoven fühlten sich

verantwortlich für ihre Geschwister und sorgten sich um sie – Napoleon versorgte viele

seiner Brüder mit politisch wichtigen Ämtern, Beethoven war bereits nach dem Tod seiner

Mutter Familienoberhaupt geworden und holte seine Brüder nach dem Tod des Vaters nach

Wien und Umgebung. Napoleons erste Frau hieß Josephine, Beethoven´s große Liebe hatte

den gleichen Namen. Sie hatten beide viele Frauen, die sie verehrten. Napoleon zeugte

dabei auch mehrere, auch uneheliche Kinder; Beethoven vielleicht eines? Beide konnten die

Massen begeistern – der eine mit Musik, der andere als Held, als erfolgreicher Feldherr und

Staatsmann.

Beethovens Begeisterung galt dem aufgeklärten Staatsmann Napoleon, der den Adel

abschaffte und mit dem Gedankengut der Französischen Revolution seine Karriere begann.

Das war Beethoven sehr sympathisch. Doch als Napoleon immer machtgieriger wurde, ein

Land nach dem anderen eroberte - 1805 besetzte er mit seinen Truppen auch Wien - und

sich dann zum Kaiser krönte, war dies, nach einer Überlieferung durch seinen Schüler

Ferdinand Ries, seine Reaktion: „Ist der auch nichts anderes als ein gewöhnlicher Mensch!

Nun wird auch er alle Menschenrechte mit Füßen treten, nur seinem Ehrgeize frönen.“ Und

da hatte er durchaus Recht. Er zerriss das Titelblatt der 3. Symphonie, der Eroica, die er

ursprünglich Napoleon widmen wollte.

Trotzdem fühlte sich Beethoven mit Napoleon in irgendeiner Weise ebenbürtig. Ein

Ausspruch Beethovens zeugt davon: „Schade, dass ich die Kriegskunst nicht so verstehe, wie

die Tonkunst, ich würde ihn schlagen.“

Beiden Männern wurden viele Denkmäler gewidmet.

Beide sind eingemeißelt in unseren Köpfen als große Männer, die Geschichte schrieben.

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Anhang

G Bettina Brentano auf Besuch bei Beethoven

…Kein Mensch wusste wo er wohnte; er hält sich oft ganz versteckt. – Seine Wohnung ist ganz

merkwürdig: im ersten Zimmer zwei bis drei Flügel, alle ohne Beine auf der Erde liegend, Koffer,

worin seine Sachen, ein Stuhl mit drei Beinen; im zweiten Zimmer sei Bett, welches winters wie

sommers aus einem Strohsack und dünner Decke besteht, ein Waschbecken auf einem Tannentisch,

die Nachtkleider liegen auf dem Boden. Hier warteten wir eine gute halbe Stunde, denn er rasierte

sich gerade. Endlich kam er. Seine Person ist klein (so groß sein Geist und Herz ist), braun, voll

Blatternarben, was man nennt: garstig, hat aber eine himmlische Stirn, die von der Harmonie so

edel gewölbt ist, dass man sie wie ein herrliches Kunstwerk anstaunen möchte, schwarze Haare,

sehr lang, die er zurückschlägt, scheint kaum dreißig Jahre alt; er weiß seine Jahre selbst nicht,

glaubt aber doch fünfunddreißig.

Dieser Mensch hat einen so genannten Stolz, dass er weder dem Kaiser noch den Herzögen, die ihm

eine Pension umsonst geben, zu Gefallen spielt, und in ganz Wien ist es das seltenste, ihn zu hören.

Auf meine Bitte, dass er spielen möchte, antwortete er: Nun, warum soll ich denn spielen?“ – „Weil

ich mein Leben gern mit dem Herrlichsten erfüllen will und weil ihr Spiel eine Epoche für dieses Leben

sein wird“, sagte ich.

Er versicherte mir, dass er dieses Lob zu verdienen suchen wolle, setzte sich neben das Klavier auf die

Ecke eines Stuhles und spielte leise mit einer Hand, als wolle er suchen, den Widerwillen zu

überwinden, sich hören zu lassen. Plötzlich hatte er alle Umgebung vergessen, und seine Seele war

ausgedehnt in einem Weltmeere von Harmonie. Ich habe diesen Mann unendlich lieb gewonnen. In

allem, was seine Kunst anbelangt, ist er so herrschend und wahrhaft, dass kein Künstler sich ihm zu

nähern getraut, in seinem übrigen Leben aber so naiv, dass man aus ihm machen kann, was man will.

Er ist durch seine Zerstreuung darüber ordentlich zum Gespött geworden; man benutzt dies auch so,

dass er selten soviel Geld hat, um nur das Notdürftigste anzuschaffen. Freunde und Brüder zehren ihn

auf; seine Kleider sind zerrissen, sein Aussehen ganz zerlumpt, und doch ist seine Erscheinung

bedeutend und herrlich. Dazu kommt noch, dass er sehr harthörig ist und beinahe gar nichts sieht.

‚Wenn er aber gerade komponiert hat, so ist er ganz taub, und seine Augen sind verwirrt im Blicke auf

das Äußere: das kommt daher, weil die ganze Harmonie sich in seinem Hirne fortbewegt und er nur

auf diese seine Sinne richten kann; das also was ihn mit der Welt in Verbindung hält (das Gesicht und

Gehör), ist ganz abgeschnitten, so dass er in der tiefsten Einsamkeit lebt.

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H Beethovens Tagebuch: Aussprüche zu verschiedenen Themen

Moralische, philosophische, poetische, religiöse Anmerkungen

1812:

Du darfst nicht Mensch seyn, für dich nicht, nur für andre; für dich gibt es kein Glück mehr als in dir

selbst in deiner Kunst – o Gott! gib mir Kraft, mich zu besiegen, mich darf ja nichts an das Leben

fesseln – Auf diese Art mit A geht alles zu Grunde …

Den 13 May 1813

Eine große Handlung, welche seyn kann zu unterlassen und so bleiben – o welcher Unterschied

gegen ein unbeflissenens Leben, welches sich in mir so abbildete – o schreckliche Umstände, die

mein Gefühl für Häuslichkeit nicht unterdrücken, aber deren Ausübung, o Gott, Gott, sieh´ auf den

unglücklichen B. herab, lass es nicht länger so dauern!

Das Beste an dein Übel nicht zu denken, ist Beschäftigung.

Sinnlicher Genuß ohne Vereinigung der Seelen ist und bleibt viehisch, nach selben hat man keine

Spur einer edlen Empfindung vielmehr Reue.

Alles Übel ist geheimnisvoll und für sich allein nur größer ja populärer, je mehr man sich mit andern

bespricht, viel erträglicher und dadurch, dass das, was wir fürchten, völlig bekannt wird, ist es, als

hätte man irgend ein großes Übel überwunden.

Das alleinleben ist wie Gift für dich bey deinem Gehörlosen Zustande!

Ruhe und Freiheit sind die größten Güter.

Opfere noch einmal alle Kleinigkeiten des gesellschaftlichen Lebens deiner Kunst, o Gott über alles!

Denn die ewige Vorsicht lenkt allwissend das Glück oder Unglück sterblicher Menschen.

Die Schwachheiten der Natur sind durch die Natur selbst gegeben, und die Herrscherin Vernunft soll

sie durch ihre Stärke zu leiten und zu vermindern suchen.

Vieles ist auf Erden zu thun, thue es bald!

Nicht mein jetziges Alltagsleben fortsetzen, die Kunst fordert auch dieses Opfer - in der Zerstreuung

ruhn, um desto kräftiger in der Kunst zu wirken

Der Haß dehnt sich selbst zurück auf diejenigen, die ihn hegen.

Gegen alle Menschen äußerlich nie die Verachtung merken lassen, die sie verdienen, denn man kann

nicht wissen, wo man sie braucht.

Alles, was Leben heißt, sey der Erhabenen geopfert und ein Heiligthum der Kunst, lass mich leben,

sey es auch mit Hilfsmitteln, wenn sie sich nur finden!

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Der mit einem Übel behaftet wird, welches er nicht ändern kann, sonder welches nach und nach ihn

dem Tode näher bringt und ohne welches sein Leben länger gedauert hätte, muß denken, daß er

auch so durch Mord oder andere Ursachen hätte noch geschwinder umkommen können (..)

Zeige deine Gewalt, Schicksal! Wir sind nicht Herrn über uns selbst; was beschlossen ist, muß seyn,

und so sey es dann!

Der von sich Überzeugte:

Malheureusement les gentil médiocres sont condamné à imiter les defaults des grands maîtres sans

les aprecier les beauties: De là le mal que Michel Ange fait à la peinture. Shekespeare à l´art

dramatique et que Beethoven fait de nos jours à la musique. –

Um in deinem Kunstleben so beschränkt du auch jetzt deiner Sinne halber bist, so ist dieses doch das

Einzige Daseyn für dich._

Dich zu retten ist kein anderes Mittel als von hier, nur dadurch kannst du wieder so zu den Höhen

deiner Kunst entschweben, wo du hier in Gemeinheit versinkst, nur eine Sinfonie --- und dann fort

fort - fort - der weilen die Gehalte aufgenommen, welches selbst auf Jahre geschehen kann. –

Über den Sommer arbeiten zum Reisen, dadurch nur kannst du das große Werk für deinen armen

Neffen vollführen, später Italien Sizilien durchwandern mit einigen Künstlern - mache Plane und sey

getrost für L. -

Praktische Dinge

Fürsorge um den Neffen:

Gall bemerkt, dem wachsenden Körper sey das kalte Bad nicht zuträglich, er will sogar, man soll

junge Lerute zwischen dem 14 und 21 Jahre noch nicht kalt baden lassen, sonder nur dann erst, wenn

der Körper völlig ausgewachsen sey –

Karl hat dort 2 Stunden Latein, des Tags – eine Stunde Geographie, Geschichte, Naturgeschichte,

religion – Karl ist ein ganz anderes Kind, wenn er einige Stunden bey dir ist – daher bleibe bey dem

Plan, ihn zu dir zu nehmen – auch hast du weniger Sorgen für dein Gemüth – welch Albernheiten sind

dort in diesen?! !

K betrachtest du als dein eignes Kind, alle Schätzereyen, alle Kleinigkeiten achte nicht über diesen

heiligen Zweck. Hart ist der Zustand jetzt für dich, doch der droben o er ist , ohne ihn ist nichts._

Gott helfe, du siehst mich von der ganzen Menschheit verlassen, denn Unrechtes will ich nichts

begehen, erhöre mein Flehen doch für die Zukunft nur, mit meinem Karl zusammen zu seyn, da

nirgends jetzt sich eine Möglichkeit dahin zeigt; o hartes Geschick, o grausames Verhängniß, nein,

nein, mein unglücklicher Zustand endet nie. - -

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Gott Gott mein Hort mein Fels o mein Alles; du siehst mein Innneres und weißt, wie wehe mir es

thut, Jemanden leiden machen müssen bey meinem guten Werke für meinen theuren Karl!!! O höre

stets Unaussprechlicher, höre mich – Deinen unglücklichen undlücklichsten aller Sterblichen. --

Die Taubheit:

Nur wie vorhin wieder auf dem Clavier in eigenen Phantasien – trotz allem Gehör

Die Ohrenmaschine könnte so seyn, dass Sterne der Öffnung den Eingang des Schalls sich der Schall

rund um das Ohr fortpflanzte, um auf diese Weise gegen alle Öffnungen hören könnte.

Die Ohrenmaschinen wo möglich zur Reife bringen, als dann lesen – dieses bist du dir, den Menschen

und ihn den Allmächtigen schuldig, nur so kannst du noch einmal alles entwickeln, was in dir alles

verschlossen bleiben muß - -

I Ein Brief: das erste Bekenntnis zur Taubheit

Brief an Franz Gerhard Wegeler Wien, den 29. Juni (1800)

(…)

Von meiner Lage willst du was wissen, nun, sie wäre eben so schlecht nicht, seit vorigem Jahr hat mir

Lichnowski, der, so unglaublich es dir auch ist, wenn ich dir sage, immer mein wärmster Freund war

und geblieben ist, (kleine mißhelligkeiten gab es ja auch unter unß), (und haben nicht eben diese

unsere Freundschaft mehr befestigt? - ) eine sichere Summe von 600 fl. Ausgeworfen, die ich, so

lange ich keine für mich passende Anstellung finde, ziehen kann, meine Compositionen tragen mir

viel ein, und ich kann sagen, daß ich mehr Bestellungen habe, als es fast möglich ist, daß ich machen

kann. Auch habe ich auf jede Sache 6, 7 Verleger, und noch mehr, wenn ich mir´s angelegen seyn

lassen will, man accordiert nicht mehr mit mir, ich fordere und man zahlt, du siehst, daß es eine

hübsche Lage ist, z.B. ich sehe einen Freund in Noth und mein Beutel leidet eben nicht, ihm gleich zu

helfen, so darf ich mich nur hinsetzen und in kurzer Zeit ist ihm geholfen. – auch bin ich

ökonomischer als sonst, sollte ich immer hier bleiben, so bringe ichs auch sicher dahin, daß ich

jährlich immer eine(n) Tag zur Academie erhalte, deren ich einige gegeben. Nur hat der neidische

Dämon, meine schlimme Gesundheit, mir einen schlechten Stein ins Brett geworfen, nemlich: mein

Gehör ist seit 3 Jahren immer schwächer geworden und das soll sich durch meinen Unterleib, der

schon damals wie du weißt elend war, hier aber sich verschlimmert hat, indem ich beständig mit

einem Durchfall behaftet war, und mit einer dadurch außerordentlichen schwäche, ereignet haben.

Frank (Anm: auch Leibarzt des Zaren Alexander) wollte meinem Leibe den Ton wieder geben durch

stärkende Medizinen, und meinem Gehör durch Mandelöhl, aber prosit, daraus ward nichts, mein

Gehör ward immer schlechter, und mein Unterleib blieb immer in seiner vorigen Verfassung; das

dauerte bis voriges Jahr (im) Herbst, wo ich manchmal in Verzweiflung war, da rieth mir ein

Medizinischer asinus das kalte Bad für meinen Zustand, ein gescheiderer das gewöhnliche Lauwarme

DonauBad, das that wunder, mein Bauch ward besser, Gehör blieb oder ward noch schlechter, diesen

Winter ging´s mir wirklich elend, da hatte ich wirklich schreckliche Koliken, und ich sank wieder ganz

in meinen vorigen Zustand zurück und so blieb´s bis vor ungefähr 4 Wochen, wo ich zu Vering ging, …

(…)

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Was nun werden wird, das weiß der liebe Himmel, Vering sagt, daß es gewiß besser werden wird,

wenn auch nicht ganz – ich habe schon oft - - mein dasein verflucht, Plutarch hat mich zu der

Resignation geführt, ich will, wenns anders möglich ist, meinem schicksaal trotzen, obschon es

Augenblicke meines Lebens geben wird, wo ich das unglücklichste Geschöpf Gottes seyn werde. – ich

bitte dich, von diesem meinem Zustande niemanden, auch nicht einmal der Lochen etwas zu sagen,

nur als geheimniß vertrau´ ich dir´s an, lieb wäre mir´s , wenn Du einmal mit Vering darüber brief

wechseltest, sollte mein Zustand fortdauern, so komme ich künftiges Frühjahr zu dir, du mietest mir

irgendwo in einer schönen Gegend ein Hauß auf dem Lande, und dann will ich ein halbes Jahr ein

Bauer werden, vielleicht wird´s dadurch geändert, resignation! Welches elende Zufluchtsmittel, und

mir bleibt es doch das einzig übrige. –

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Quellen

Gielen, Michael/Fiebig, Paul: Beethoven im Gespräch: Die Neun Symphonien -Verlag Metzler

Stuttgart/Weimar 1995

Hopkins, Antony: The Nine Symphonies of Beethoven – Verlag Heinemann London, University of

Washington Press 1981

Kerman, Joseph/Tyson, Alan: Beethoven – The New Grove – Verlag Metzler Stuttgart/Weimar 1992

Pichler, Ernst: Beethoven: Mythos und Wirklichkeit - Verlag Ullstein 1995 Frankfurt/M, Berlin

Rexroth, Dieter: Beethovens Symphonien – Ein musikalischer Werkführer – Verlag C.H.Beck Wissen,

München 2005

Solomon, Maynard: Beethovens Tagebuch Hg: Sieghard Brandenburg – Beethoven-Haus Bonn 1990

Valentin, Erich Hg.: Ludwig van Beethoven. Briefe – Verlag Diogenes AG Zürich 1999

Anmerkung

Ich bitte darum, nur die Originaltexte an die SchülerInnen weiter zu geben, da ich vermute,

dass nicht alles, was ich geschrieben habe, grammatikalisch einwandfrei ist.

Bei inhaltlichen Fragen stehe ich gerne zur Verfügung: [email protected]

Für den gesamten Inhalt verantwortlich: Nicole Marte

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Einladung zum Konzert

Symphonie Nr.7 in A – Ludwig van Beethoven

Festspielhaus St. Pölten am 16. April 2012 um 10:30 Uhr

Orchester des Musikgymnasiums Wien unter der Leitung von Andreas Pixner

Schauspiel: Schüler und Schülerinnen des MGW

Regie: Thomas Richter

Konzept Musikvermittlung: Nicole Marte

Er war kein Adeliger und trotzdem hatte er Zugang zu Grafen und Fürsten; er war ständig

krank und trotzdem schuftete er wie ein Tier an seinen Werken; er war ein geselliger

Mensch, mied aber die Gesellschaft als seine Taubheit begann; er verehrte Napoleon, weil

dieser wie er die Massen begeistern konnte, er verachtete ihn aber auch, weil er sich selbst

zum Kaiser krönte; er sehnte sich nach einem häuslichen Leben, nach Liebe, aber gleichzeitig

wusste er, dass das mit seinem schöpferischen Dasein unvereinbar war: die Rede ist von

Ludwig van Beethoven.

Um Beethoven geht es, wenn ein Arzt, ein Historiker, ein Philosoph und ein Musiker ihre

Theorien über ihn preisgeben. Es geht um seine kraftvolle und Kraft spendende 7.

Symphonie, die mit dieser Inszenierung für Jugendliche greifbarer und verständlicher

gemacht wird.

Organisation und Kartenbestellung beim Festspielhaus St. Pölten

www.festspielhaus.at

Die Künstler und Künstlerinnen auf der Bühne stammen alle vom Musikgymnasium Wien

www.mgw.at