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Unterricht beraten & bewerten – Leitfaden für die Reflexion von Unterricht
Leitfaden für die direkte Reflexion von Unterricht
Ein Element des Q2e Konzepts in der Lehrerausbildung am Studienseminar BBS in Triers
Vorwort
Liebe Anwärterinnen und Anwärter am Studienseminar
BBS in Trier,
im Rahmen Ihrer Ausbildung zu Lehrerinnen und Leh-
rern an unserem Studienseminar ergeben sich in unter-
schiedlichen Kontexten Anlässe für reflexive Gespräche.
Sie erhalten Rückmeldungen zu Ihren Ausbildungsleist-
ungen. Reflexiv ändern sich unser beider Sichtweisen
auf Ihre Ausbildungssituation und gemeinsam entwi-
ckeln wir Perspektiven für die weitere Entwicklung Ihres
Handlungsrepertoires und Ihrer Lehrerpersönlichkeit. Es
ist unser Anspruch, die Gespräche persönlichkeitsför-
dernd, strukturiert und reflexiv zu gestalten.
Ein Instrument, das diese Ansprüche umzusetzen hilft,
ist der dynamische Besprechungsstern. Er ist eingebet-
tet in ein Beratungs- und Bewertungskonzept, das wir
entwickelt haben, um komplexen Ansprüchen gerecht zu
werden. Dieser Leitfaden erläutert das Konzept, ver-
deutlicht die Verfahrensweisen und klärt die Rollen und
Erwartungen, die an die handelnden Personen gestellt
werden.
Ihr Seminarteam
Intentionen
Welche Haltungen und Intentionen sind für uns leitend?
Nach unserem Selbstverständnis muss Lehrerbildung
innovativ, kreativ, ganzheitlich und persönlichkeitsför-
dernd sein. Im Kontext von Beratung und Bewertung von
Unterricht bedeutet dies, dass wir als Ausbilderinnen und
Ausbilder unser Beratungshandeln inhaltlich an den ak-
tuellen Leitlinien und Ordnungsmitteln (Lehrpläne, Orien-
tierungsrahmen Schulqualität Rheinland-Pfalz) sowie
den wissenschaftlichen Erkenntnissen ausrichten.
Der Erfolg von Beratung hängt insbesondere in der Er-
wachsenenbildung von bestimmten Aspekten der Ge-
sprächsführung ab. Transparenz, Offenheit, Struktur und
Klarheit sind wesentliche Merkmale von akzeptierten
und erfolgreichen Beratungsgesprächen. Jede Bespre-
chungssituation nach einem Unterricht ist neu und inhalt-
lich wie emotional unvorhersehbar. Beratene und Bera-
ter müssen sich darauf einlassen. Damit sie dies tun
können, muss es einen verlässlichen und akzeptierten
Rahmen geben.
Weitere Erwartungen sind Zeitökonomie und die Pas-
sung in die weitere Bewertungspraxis der Berufsein-
- 1 -
Unterrichtberaten & bewerten
LVO § 10 Lehrproben
1. Die Studienreferendare (allgemein Anwärter(innen) AW) ha-ben in jedem ihrer Fächer eine unbenotete und zwei beno-tete Lehrproben zu halten. Die Lehrproben sollen in un-
terschiedlichen Schulformen stat t finden.
2. Die Lehrproben finden in der Regel in der Ausbildungsschule stat t .
3. Die T hemen der Lehrproben werden von den AW im Einver-nehmen mit dem jeweiligen Fachleiter, dem Mentor und dem
Fachlehrer der Klasse, in der die Lehrprobe stat t finden soll, aus-gewählt . Kommt ein Einvernehmen nicht zustande, best immt
der Seminarleiter das T hema.
4. Die AW haben für jede Lehrprobe einen schrift lichen Ent -wurf vorzulegen.
5. An den Lehrproben nehmen der Fachleiter sowie der Mentor teil; der Seminarleiter nimmt regelmäßig an den Lehrproben je-des AW teil. Der Leiter der Ausbildungsschule und der Fachleh-
rer der Klasse, in der die Lehrprobe stat t findet , können daran teilnehmen. AW, die die Lehrbefähigung in dem betreffenden
Fach erwerben wollen, können bei den Lehrproben und Bespre-chungen anwesend sein, soweit keine wicht igen Gründe entge-
genstehen.
6. Die Lehrproben sind mit dem AW zu besprechen.
7. Die Noten für die Lehrproben werden nach Anhörung der in Absatz 5 Satz 1 und 2 genannten T eilnehmenden von dem Se-
minarleiter auf Vorschlag des Fachleiters gemäß § 22 festgesetzt ; nimmt der Seminarleiter nicht teil, setzt der Fachleiter die Note
fest . Die Note wird dem AW bekanntgeben.
8. Über der Besprechung und die Notenfindung fert igt der Fach-leiter eine Niederschrift an, die zu den Ausbildungsakten ge-
nommen wird.
Mai 2010
Unterricht beraten & bewerten – Leitfaden für die Reflexion von Unterricht
stiegsphase und folgender Überprüfungsverfahren. Mit
dem vorliegenden Leitfaden haben wir ein System der
Beratung und Bewertung gestaltet, das diese
Ansprüche zu vereinen sucht.
Was ist uns wichtig?
Unser gemeinsames Ausbildungshandeln
Die Ausbildung im Rahmen des Vorbereitungsdienstes
findet an zwei Lernorten statt. Sie als Lehramtsanwärte-
rinnen und Anwärter stehen mit Ihrer persönlichen Ent-
wicklung bei der engen Zusammenarbeit von Ausbil-
dungsschulen und Studienseminar im Mittelpunkt. Krist-
allisationspunkte für ein gemeinsames Qualitätsver-
ständnis von Lehrerausbildung und Schulqualität ist der
Ausbildungsunterricht. In den Nachbesprechungen
werden die Ausbildungsschwerpunkte und die Zielset-
zungen der Ausbilder(innen) und der Anwärter(innen)
deutlich. Unterschiedliche Beobachtungen und Sichtwei-
sen, aus denen differenzierte Interpretationen entste-
hen, ergeben im Verlauf des Gesprächs kontrastreiche
und zunehmend scharfe Bilder des Unterrichts. Schuli-
sche und seminarliche Ausbilder(innen) richten ihre
Sichtweise von professionellem Lehrerhandeln im weite-
ren Sinn am Orientierungsrahmen Schulqualität aus. Als
professionelle Lehrerbildner verwenden wir gleiche Be-
griffe und Definitionen. Die Beobachtungs- und Bespre-
chungskriterien liegen offen und sind definiert. Über die
passende inhaltliche Struktur der Besprechungen des
jeweiligen Unterrichts entscheiden wir gemeinsam mit
dem Anwärter/ der Anwärterin. Wir streben eine symme-
trische und ressourcenorientierte Kommunikation in den
Beratungsgesprächen an.
Die Vor- und Nachbereitung vernetzen
In der Ausarbeitung zum Unterricht haben die
Anwärter(innen) ihre Planungen offengelegt (siehe Leit-
faden: Unterricht koordinieren & dokumentieren) ; der
gezeigte Unterricht fußt darauf. Die Nachbesprechung
knüpft an die planerischen Gedanken der Anwärter(in-
nen) an und spiegelt sie vor dem Hintergrund der Beob-
achtungen des Unterrichts.
Selbst- und Fremdwahrnehmung verdeutlichen
Eine zentrale Kompetenz von Lehrerinnen und Lehrern
ist die der Selbstreflexivität. Unser Lehrerhandeln muss
auf Dauer dynamisch bleiben, damit wir den Anforderun-
gen an uns gewachsen bleiben. Das erfordert eine Leh-
rerausbildung, die die begründete qualitative Einschät-
zung des eigenen Handelns von den angehenden Leh-
rerinnen und Lehrern als selbstverständlich vorsieht.
Den zeitlichen Rahmen nutzen
Es ist uns wichtig, dass unser Beratungs- und Bewer-
tungshandeln nicht nur transparent und inhaltlich akzep-
tiert ist, sondern auch, dass der zeitliche Rahmen als
angemessen wahrgenommen wird. Dies setzt die Ak-
zeptanz und die konsequente Anwendung des vorlie-
genden Beratungs- und Bewertungskonzepts mit seinen
Instrumenten voraus.
Die 2. und 3. Phase vernetzen
Mit dem zweiten Staatsexamen endet eine Zeit der in-
tensiven Beratung und Beurteilung der Lehrer(innen)
durch ihre Ausbilder. In der anschließenden Berufsein-
stiegsphase und dem weiteren beruflichen Werdegang
an unseren Schulen folgen in größeren Abständen wei-
tere Beratungs- und Beurteilungsanlässe. Im Gesamt-
system berufsbildende Schule sollte das Beratungs- und
Beurteilungshandeln aus Sicht der Lehrer(innen) als
aufeinander aufbauend erscheinen. Es muss unter-
schieden werden in Beratungs- und Beurteilungspraxis
in Ausbildung und späterer beruflicher Praxis. Die Aus-
gangslagen, Entwicklungspotentiale und Unterstüt-
zungsangebote sind qualitativ unterschiedlich. Die An-
forderungen an zeitgemäßes Lehrerhandeln als Zielper-
spektive hingegen sind gleich. Von dieser vergleichba-
ren Perspektive ausgehend, sollten sich die Kriterien
gleichen, wenn auch die Erwartungshaltungen in der
Ausbildung und der Berufspraxis qualitativ unterschied-
lich sein müssen.
Welche Aspekte machen Besprechungen von Unterricht akzeptiert und wirksam?
Im Rahmen Ihrer Ausbildung sind die Unterrichtsbesu-
che erste Beobachtungssituationen, in denen Sie als
Lehrerin/ Lehrer die Umsetzung Ihrer Interpretation von
gutem Unterricht Ihren Ausbildern zeigen. Sie erwarten
im Anschluss daran ein Beratungsgespräch, das Ihnen
die Wahrnehmungen der Beobachter (Ihrer Ausbilderin-
nen und Ausbilder) nachvollziehbar zurückspiegelt und
im Abgleich mit Ihren eigenen Wahrnehmungen und
Zielsetzungen eine Orientierung zu Ihrem Entwicklungs-
stand gibt. Daraus entwickeln wir gemeinsam konkrete
- 2 -
Unterricht beraten & bewerten – Leitfaden für die Reflexion von Unterricht
Perspektiven für Sie. Aus dieser Erwartungshaltung von
AW und Kommission ergeben sich drei zentrale Anforde-
rungen an die Gesprächsgestaltung:
1. Strukturierung & Klarheit
2. Positionierung & Transparenz
3. Selbst- & Fremdeinschätzung
Eine Konsequenz daraus ist die Anwendung des Instru-
ments Besprechungsstern.
zu 1. Strukturierung und Klarheit:
Auf der Basis des Orientierungsrahmens Schulqualität
des Landes Rheinland-Pfalz, Aspekten der Lehrerausbil-
dung und ergänzenden Kriterien für professionelles Leh-
rerhandeln an berufsbildenden Schulen ist ein Pool an
Kriterien entstanden. Aus diesem
dynamischen Kriterienpool wählen
die Gesprächsteilnehmer(innen)
nach dem Unterricht bis zu acht
(üblicherweise 4-6), besonders
relevant für die Nachbesprechung
erscheinende Be-
sprechungsschwerpunkte aus. Die
Kriterienkarten ermöglichen eine Präzisierung des
gewählten Aspekts. Die Karten werden dazu den Kreis-
segmenten (siehe Abbildung 2) zugeordnet. Nun hat der
Seminarvertreter/ die Seminarvertreterin die Möglichkeit,
die Gesprächsführung an diesen Schwerpunkten nach-
vollziehbar auszurichten. So wird für die Beratene/ den
Beratenen stets klar, auf welches Beratungskriterium
sich die Aussagen beziehen.
zu 2. Positionierung und Transparenz:
Sind die Schwerpunkte identifiziert, können sich alle
Gesprächsteilnehmer(innen) in den Segmenten zu den
Kriterien positionieren. Es ergibt sich ein erstes Bild.
Ausgehend von den Positionierungen ruft die Leiterin/
der Leiter des Gesprächs nun, wie oben beschrieben,
die Schwerpunkte auf. Er/ Sie kann auffordern, die
Einschätzungen zu begründen und augenscheinliche
Differenzen als Gesprächsanlass nutzen. Im Gespräch
werden für Sie die Beweggründe für die Posi-
tionierungen nachvollziehbar. Daraus ergeben sich oft-
mals neue Einblicke in Entscheidungskontexte, den
Handlungsrahmen und Zusammenhänge, so dass erste
Einschätzungen auch durch Positionsänderung korrigiert
werden können und es so gegebenenfalls zur Anglei-
chung vormals unterschiedlicher Positionierungen kom-
men kann.
zu 3. Nutzen für den Abgleich Ihrer Selbst- und unserer
Fremdeinschätzung :
Beratung im Anschluss an den Unterricht offenbart
Sichtweisen der Beobachter und ermöglicht den
Abgleich dieser Wertungen mit Ihrer eigenen
Wahrnehmung. Die Beobachter beziehen auf dem
Besprechungsstern Position und haben im Gespräch die
Gelegenheit, diese Position zu begründen. Sie
reflektieren Ihre Planungs- und Hand-
lungsentscheidungen und lassen diese für die
Berater(innen) so nachvollziehbar werden. Auf dieser
Grundlage können wir Ihre persönliche Entwicklung als
Lehrer(in) zukunftsgerichtet, fördernd und situationsbe-
zogen beraten. Wir erfahren, wie Sie zu Ihren Entschei-
dungen gelangt sind, wie Sie im Nachhinein Ihr Handeln
betrachten und welche alternativen Handlungsmög-
lichkeiten Sie sich vorstellen können. Sie erfahren, ob
Ihre Konstrukte für die
Berater(innen) nachvoll-
ziehbar sind, wie sie die-
se, ausgehend von den
sichtbaren Positionierun-
gen, einschätzen und be-
urteilen.
Umsetzung
Wie setzen wir reflektierte Unterrichtsbesprechungen um?
Der Rahmen muss stimmen
Wir setzen uns einen zeitlichen Rahmen von 45-max.
60 Minuten. Die Besprechung sollte in ungestörter Atmo-
sphäre und in einem angemessenen Raum stattfinden.
Als eine Voraussetzung sind die Planungsmomente in
der Ausarbeitung von Ihnen im Vorfeld (Leitfaden: Unter-
richt koordinieren & dokumentieren) offen gelegt worden.
Rollenklarheit
In dieser besonderen Kommunikationssituation müssen
die Rollen und Erwartungshaltungen klar sein. Anders
als in einer konsequent kollegial-kooperativen Beratung,
wie sie zwischen Mentor(in) und Anwärter(in) möglich ist,
erfordern Nachbesprechungen von Unterricht bewusstes
Agieren in den definierten Rollen.
- 3 -
Beispiel für eine KriterienkarteAbbildung 1
Abbildung 2
Unterricht beraten & bewerten – Leitfaden für die Reflexion von Unterricht
In Unterrichtsbesuchen und unbenoteten Lehrproben
sind Ausbilderinnen und Ausbilder aus Schule und Semi-
nar in erster Linie Berater(innen). In Nachbesprechun-
gen werden Ihre Planungen und der Unterricht kritisch
und konstruktiv betrachtet, gemeinsam werden al-
ternative Wege gesucht und konstruiert und Empfehlun-
gen werden ausgesprochen.
In benoteten Lehrproben sollte neben der Bewertung
auch beraten werden, es handelt sich aber darüber
hinaus um eine Bewertungssituation. Im Fokus stehen
also die Einschätzungen der Beobachter(innen) und die
eigene Bewertung Ihres Handelns.
Bedingungen und Techniken
Die Technik des aktiven Zuhörens hat sich für gelingen-
de Kommunikation in sensiblen Beratungs- und Bewer-
tungssituationen bewährt. Im Zentrum des aktiven Zuhö-
rens steht der kontrollierte Dialog. Charakteristisches
Element dieser Technik ist das Spiegeln des Gehörten
durch die Zuhörerin/ den Zuhörer. So offenbaren die
Ausbilder(innen) Ihnen, was sie verstanden haben und
können so Missverständnissen vorbeugen. Wir bemühen
uns in unseren Rückmeldungen, Ihre Ressourcen in den
Mittelpunkt zu stellen. Die Stärken des Unterrichts und
Ihres Handelns werden deutlich und Ausgangspunkt Ih-
rer weiteren Entwicklung. Die wahrgenommenen Defizite
werden nachvollziehbar benannt und alternative Hand-
lungsmöglichkeiten gemeinsam entwickelt.
Instrumente / Formulare
Für die Beobachter stellen wir optional einen Beobach-
tungsbogen, der die Besprechungsschwerpunkte auflis-
tet, zum Herunterladen bereit. Der Fachleiter/ die Fach-
leiterin dokumentiert das Gespräch. Das Protokollformu-
lar bildet den Gesprächsablauf ab und kann als Orientie-
rung dienen. Die Anwendung des Besprechungssterns
wird im Folgenden beschrieben.
Portfolio
Für Ihr Portfolio bietet sich an, neben dem Bespre-
chungsprotokoll und einem Foto des Besprechungs-
sterns auch eine eigene Reflexion der Nachbesprechung
zu schreiben. Darin sollten Sie insbesondere deutlich
machen, welche konkreten Entwicklungsschritte und
Maßnahmen Sie sich, basierend auf den Rückmeldun-
gen, bis wann vornehmen.
Was ist uns bei der Anwendung des Instruments Besprechungsstern wichtig?
Der Besprechungsstern wird in unterschiedlichen Bera-
tungs- und Bewertungssituationen eingesetzt. Dies sind
unbenotete Sichtstunden (Unterrichtsbesuche, unbeno-
tete Lehrproben), benotete Lehrproben und die prakti-
sche Prüfung im Rahmen der zweiten Staatsprüfung. In
Abbildung 2 ist der Verlauf der Besprechungssituationen
dargestellt und darin Einsatz und Funktion des Bespre-
chungssterns skizziert.
Beratungs- nicht Bewertungsinstrument
Der Besprechungsstern ist ein Instrument der transparenten Beratung und nicht Grundlage einer
anschließenden Bewertung.
Auf dem Besprechungsstern bilden sich die ersten Ein-
schätzungen vor Beginn der Besprechung ab. Im Verlauf
der Besprechung klären sich Positionen, Entschei-
dungen, Handlungen in ihren Begründungszusammen-
hängen. Dies führt zu neuen Einsichten und kann erste
Einschätzungen verändern. Diese geänderte Sichtweise
sollte durch das Verschieben der eigenen Position sicht-
bar gemacht werden.
Die Gewichtung der einzelnen Besprechungsschwer-
punkte kann unterschiedlich sein. So kann es zum Bei-
spiel im Sinne einer umfassenden Beratung als dringend
geboten erscheinen, die sprachliche Klarheit des
Anwärters zu thematisieren. Die Schwerpunkte
Aktivierung und Kompetenz- und Wirkungsorientierung
wurden aber z.B. sehr positiv zurückgemeldet. In diesem
Bewusstsein kann der Besprechungsstern in der Phase
der Notenfindung nicht als Grundlage dienen. Mit dem
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Beispiel für einen Gesprächsanlass:unterschiedliche Einschätzungen
Abbildung 3
Unterricht beraten & bewerten – Leitfaden für die Reflexion von Unterricht
Ende der Besprechung hat er seine Funktion als
Wahrnehmungsblitzlicht erfüllt. Nach dem Gespräch
kann die Anwärterin/ der Anwärter den Bespre-
chungsstern fotografieren. Er ist nicht Teil der Doku-
mentation der Ausbildung im Seminar.
Grundsätze beim Einsatz
Ihre Ausbilder(innen) setzen den Besprechungsstern zu Ihrem Nutzen sensibel ein.
Reflexive Gespräche in der Ausbildung von Lehrerin-
nen und Lehrern müssen die Anwärterinnen und Anwär-
tern in ihrer persönlichen Entwicklung fördern. Daher
nutzen wir die oben beschriebenen Vorteile einer durch
den Besprechungsstern, strukturierten und visuell unter-
stützten und Orientierung gebenden Gesprächsmodera-
tion. Erfahrungsgemäß kann es aber zu Situationen
kommen, in denen Ihnen als Anwärterinnen und Anwär-
tern die reflektierte Positionierung entlang der Bespre-
chungsschwerpunkte besonders schwer fällt und in de-
nen sie als überfordernder Entscheidungsdruck empfun-
den wird. Die Aussagekraft Ihrer Positionierung würde
vermutlich gering sein. Der/ die gesprächsleitende Se-
minarvertreter/ Seminarvertreterin kann in solchen be-
gründeten Ausnahmefällen die Besprechung ohne Ihre
Positionierung durchführen. Ihre Ausbilder(innen) kön-
nen das Instrument trotzdem verwenden. Damit bleibt
Ihnen die visualisierte Rückmeldung der Fremdeinschät-
zungen der Ausbilder(innen) als Orientierung erhalten.
Ergänzendes
Wie ist der Besprechungsstern in das Seminarkonzept eingebunden?
Der Besprechungsstern ist integraler Bestandteil des
Beratungs- und Bewertungskonzepts am Studiensemi-
nar BBS Trier. Gemeinsam mit dem Formular für die Do-
kumentation von Unterrichtsbesuchen und Lehrproben
ist er eine instrumentelle Grundlage zur Durchführung
von Ausbildungsunterricht.
Den Stand der Entwicklung unseres Seminarkonzepts
insgesamt dokumentieren wir auf unserer Homepage
(www.sembbstrier.de). Mit Leitfäden wie diesem, die wir
zum Herunterladen für Sie bereit halten, möchten wir un-
ser Handeln transparent machen und um eine aktive und
konstruktive Mitarbeit in der Lehrerausbildung werben.
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