30
Unterrichtskonzept PS Globales Lernen im Geographieund Wirtschaftskundeunterricht LVNr. 290312 Mag. Dr. Ingrid Schwarz SS 2010 Anna Kramer 0640269 190 456 333 10. September 2010

Unterrichtskonzept Plastik 2209 fertig · 2013-07-11 · PS Globales Lernen Anna Kramer 3 Unterrichtskonzept Globales Lernen – „Plastik Planet“ Thema: Plastik Planet Plastik

Embed Size (px)

Citation preview

       

Unterrichtskonzept   

  

PS Globales Lernen im Geographie‐ und Wirtschaftskundeunterricht 

 

LV‐Nr. 290312 Mag. Dr. Ingrid Schwarz 

SS 2010 

     

Anna Kramer 0640269 

190 456 333        

10. September 2010      

   

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

 

Inhaltsverzeichnis  1  Einstieg: „Arbeit mit Bildern“ .............................................................................................. 5 

2  Mind Map: „Plastik“ .......................................................................................................... 10 

3  Film: „Plastic Planet – Filmtrailer Österreich” .................................................................. 10 

4  Stationenbetrieb „Plastik Planet“ ..................................................................................... 11 

5  Arbeitsauftrag: „Mein Leben in Plastik“ ........................................................................... 24 

6  Kurzfilme „Plastikmüll“ ..................................................................................................... 25 

7  Ergebnisse ......................................................................................................................... 30 

 

     

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

Unterrichtskonzept Globales Lernen – „Plastik Planet“  Thema: Plastik Planet Plastik & Müll = Plastikmüll? Kunststoffe sind Bestandteil unseres Lebens. Aus diesem Grund ist auch leider der zurückbleibende Plastikmüll Teil unserer Lebenswelt. Dieses  Thema  umfasst  die  unterschiedlichsten  Bereiche wie  zum  Beispiel  Nachhaltigkeit, Umweltverschmutzung,  Globalisierung  oder  auch  Plastik  als  Wirtschaftsfaktor  in verschiedenen Staaten.  Schulstufe: Sekundarstufe II (9. bis 12. bzw. 13. Schulstufe)  Lehrplanbezug: Bildungs‐ und Lehraufgabe „Der  Geographie‐  und  Wirtschaftskundeunterricht  soll  Motive  und  Auswirkungen, Regelhaftigkeiten  und  Probleme  menschlichen  Handelns  in  den  eng  miteinander verflochtenen  Aktionsbereichen  Raum,  Gesellschaft  und  Wirtschaft  […]  verständlich machen.“  

Umweltkompetenz ‐Festigung der Erziehung zur globalen Verantwortung für die „eine Welt“ ‐ die Bedeutung der Wahrnehmung und Bewertung von Umwelt  im weitesten Sinn  für das menschliche Handeln erkennen  ‐Kenntnis  der  Probleme  des  Umweltschutzes  aus  betriebs‐und  volkswirtschaftlicher  Sicht unter Berücksichtigung technologischer Aspekte   

Gesellschaftskompetenz ‐  die  persönliche  Rolle  als  Konsument  bzw.  Konsumentin  kritisch  durchleuchten  und  die volkswirtschaftliche Bedeutung des Konsumverhaltens erkennen  ‐  Motivation  zur  persönlichen  Auseinandersetzung  mit  lokalen,  regionalen  und  globalen Fragestellungen  

Synthesekompetenz ‐ die Komplexität von Beziehungsgeflechten zwischen Natur‐und Humanfaktoren erkennen und zu den Auswirkungen menschlicher Eingriffe Stellung nehmen können  ‐ Raum, Gesellschaft und Wirtschaft auch  fächerübergreifend mit benachbarten natur‐und sozialwissenschaftlichen Disziplinen betrachten können  

Lehrstoff: 8. Klasse AHS Globalisierung – Chancen und Gefahren: ‐ die Prozesse der Globalisierung und ihre unterschiedlichen Interpretationen erkennen und bewerten  ‐ den globalen Klimawandel  in  seinen möglichen Auswirkungen auf Lebenssituationen und Wirtschaft charakterisieren können  ‐ lokale Betroffenheit durch globale Probleme erkennen und Verantwortungsbewusstsein für die gesamte Erde entwickeln  Das Unterrichtskonzept kann in der 8. Klasse AHS bearbeitet werden, aber es kann natürlich auch in der gesamten Sekundarstufe II eingesetzt werden.   

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

Lernziele: Die SchülerInnen… ‐ sollen sich der wechselseitige Beziehung zwischen Mensch und Umwelt bewusst werden ‐ sollen sich der Problematik des Umweltschutzes klar werden ‐ sollen das menschliche Handeln im Zusammenhang mit der Umwelt sehen ‐ sollen die positiven oder auch negativen Auswirkungen des menschlichen Tuns erkennen ‐ sollen eine bestärkte Verantwortung für unseren Planeten und Lebensraum entwickeln ‐ sollen ihre persönliche Rolle als KonsumentInnen kritisch betrachten ‐ sollen die Bedeutung ihres persönlichen Konsumverhaltens wahrnehmen ‐ sollen sich mit globalen Problemen kritisch befassen ‐ sollen ein Bewusstsein für eine globale Probleme entwickeln   Zeitbedarf: 7 bis 9 Unterrichtseinheiten  Aufbau: 1) Einstieg: „Arbeit mit Bildern“  30 Min. 2) Mind Map: „Plastik“  20 Min. 3) Film: „Plastic Planet – Filmtrailer Österreich”  25 Min. 4) Stationenbetrieb: „Plastik Planet“  3 Ue. 5) Arbeitsauftrag: „Mein Leben in Plastik“  2 Ue. 6) Kurzfilme „Plastikmüll“  1 Ue. 7) Ergebnisse  1 Ue.  Grundidee zum Unterrichtskonzept: Ich  wollte  ein  Thema  finden,  das  vor  allem  die  Alltagswelt  der  SchülerInnen  betrifft. Desweiteren  wollte  ich  auch  ein  interessantes  und  besonderes  Thema  auswählen.  Bei meiner Suche habe  ich mich erinnert, dass  ich vor  längerer Zeit einen Beitrag  zum Thema Plastikmüll gesehen habe. Ich begann zu recherchieren und bin auf den Film „Plastic Planet“ gestoßen.  In  Zuge  dessen  habe  ich  auch  noch weitere  Filme  passend  zu  dieser  Thematik gefunden. Letztendlich hat sich mein Unterrichtskonzept auf einige Aufgaben erweitert und schließlich bis zu einem Stationenbetrieb ausgedehnt. Meiner Ansicht nach  ist das Unterrichtskonzept  „Plastik Planet“ ein  gutes  Thema, um die SchülerInnen  zum  kritischen  Denken  zu  animieren.  Diese  Thematik  ist  Teil  ihrer Lebensumstände  und  daher  hat  jeder  Schüler  bzw.  jede  Schülerin  einen  Bezug  dazu. Am wichtigsten ist aber, dass die SchülerInnen die globalen Zusammenhänge erkennen und sich auch den daraus entstehenden Problemen bewusst werden. Sie sollen eine umfassende kritische  Sichtweise  entwickeln. Vor  allem  sollen  sie  zum  kritischen Nachdenken  animiert werden.  Schließlich  sollen  die  SchülerInnen  erkennen,  dass  ihre  individuellen Handlungen etwas bewirken. Das Unterrichtskonzept führt die SchülerInnen langsam an die Thematik heran. Desweiteren erarbeiten sie sich wichtige  Informationen selbstständig bei der Bearbeitung der Stationen. Durch die Arbeitsaufträge sollen sie   über die Thematik nachdenken und  letztendlich durch die Filme auch die weltweiten Probleme in anderen Ländern kennen lernen. Dieses Unterrichtskonzept zum Thema „Plastik“ kann durchaus auch als ein größeres Projekt gestaltet werden und beispielsweise auf ein fächerübergreifendes Schulprojekt ausgeweitet werden.    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

1 Einstieg: „Arbeit mit Bildern“  Ablauf: Die Bilder 1 bis 8 werden auf verschiedenen Tischen aufgelegt. SchülerInnen betrachten die Bilder und wählen ein Foto aus, das sie am meisten berührt. Zuerst werden die Bilder objektiv beschrieben. Was kann ich wirklich beobachten? Was ist ohne Interpretation sichtbar und beschreibbar? Im Plenum werden dann die subjektiven Wahrnehmungen beim Betrachten des Fotos besprochen. Was fällt auf, was gefällt, was ist fremd, was überrascht? Gibt es einen persönlichen Bezug zu den Bildern?  Fragen an die SchülerInnen: Wähle ein Foto aus, das dich persönlich am meisten berührt! Beschreibe was du auf dem Bild siehst! Warum hast du dieses Bild gewählt? Wie fühlst du dich, wenn du das Bild betrachtest? Woran denkst du dabei? Was fällt dir auf? Was überrascht dich? Hast du Fragen zum Bild?  Dauer: 30 Minuten  Quelle: Handbuch Global Action Schools (2009): Theorie und Praxis zum Globalen Lernen. Welthaus Diözese Graz‐Seckau, Graz, Südwind Niederösterreich Süd, Wiener Neustadt.  Verwendetes Material: Bild 1 (Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html) Bild 2 (Quelle: http://www.fotocommunity.de) Bild 3 (Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html) Bild 4 (Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html) Bild 5 (Quelle: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/45/‐_Recycling_in_Germany_‐_Plastic _waste_to_be_collected_‐.jpg) Bild 6 (Quelle: http://www.fotocommunity.de) Bild 7 (Quelle: http://www.fotocommunity.de) Bild 8 (Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html)     

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

Bild 1 

 Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html  Bild 2 

 Quelle: http://www.fotocommunity.de    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

Bild 3

 Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html  Bild 4 

Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

Bild 5 

 Quelle: http://de.academic.ru/pictures/dewiki/45/‐_Recycling_in_Germany_‐_Plastic_waste_to_be_ collected_‐.jpg  Bild 6 

 Quelle: http://www.fotocommunity.de    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

Bild 7 

 Quelle: http://www.fotocommunity.de   Bild 8 

 Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/pressedownloads.html    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

10 

2 Mind Map: „Plastik“  Ablauf: Auf der Tafel wird das Wort „PLASTIK“ notiert. Frage an die SchülerInnen: Was fällt dir spontan zum Begriff Plastik ein? Woran denkst du dabei? Die Begriffe, die den SchülerInnen einfallen werden rundherum notiert. Anschließend wird diskutiert, was die Begriffe über das Thema aussagen. Es wird auch versucht alle Begriffe in positive, negative und neutrale Aspekte zu sortieren. Die Ergebnisse werden abschließend diskutiert.  Dauer: 20 Minuten  Quelle: Handbuch Global Action Schools  (2009): Theorie und Praxis  zum Globalen  Lernen. Welthaus Diözese Graz‐Seckau, Graz, Südwind Niederösterreich Süd, Wiener Neustadt.  3 Film: „Plastic Planet – Filmtrailer Österreich”          

Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/filmtrailer.html Dauer des Films: 01:52 Min.  „Wenn sie diesen Film gesehen haben… werden Sie nie wieder aus einer Plastikflasche trinken.“ Plastik ist schön, praktisch, Plastik ist überall! Die Verfallszeit von Plastik beträgt 500 Jahre. Jährlich werden 240 Millionen Tonnen Plastik produziert. Heute gibt es 6 Mal mehr Plastik als Plankton im Meer. Auch in unserem Blut schwimmt Plastik. Ein Film von Werner Boote.  Ablauf: Die Klasse sieht den kurzen Ausschnitt des Films „Plastic Planet“. Anschließend werden folgende Fragen an die SchülerInnen gestellt: Welche Gegenstände deines alltäglichen Lebens bestehen aus Plastik? Wenn du an dein Zuhause denkst, welche Gegenstände fallen dir spontan ein? (z.B. Küche, Bad, Wohnzimmer…) Wie würde das Klassenzimmer ohne Kunststoff aussehen? Die SchülerInnen notieren sich ihre Ideen schriftlich auf einem Blatt Papier. Dann werden die Ideen zu zweit mit dem Nachbarn besprochen. Zum Schluss werden die Ergebnisse gemeinsam in der Klasse diskutiert.  Dauer: 25 Minuten    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

11 

4 Stationenbetrieb „Plastik Planet“   Station 1: Was ist Plastik?  Station 2: Kunststoffe in unserem Leben  Station 3: Plastikmüll ist überall  Station 4: Plastikmüll im Meer  Station 5: Plastik im Blut  Station 6: Das Plastik der Zukunft   Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien.html   Ablauf:  Diese  6  Stationen  bestehen  aus  unterschiedlichen  Einheiten  zum  Thema  Plastik. Die  SchülerInnen  sollen  diese  Stationen  selbstständig  bearbeiten.  Dadurch  erarbeiten  sie sich die verschiedenen Themenfelder in ihrem eigenen Tempo und sie können sich intensiver damit auseinandersetzen. Die  Stationen  bestehen  aus  unterschiedlichen  Texten  bzw.  Textausschnitten.  Die SchülerInnen sollen sich diese zunächst durchlesen und dann anschließend die Fragen zum Text beantworten. Die Antworten werden von den SchülerInnen schriftlich  in einer Mappe festgehalten. Die  Reihenfolge  der  Stationen  muss  von  den  SchülerInnen  nicht  zwingend  eingehalten werden. Je nach  Interesse und Zeit können sie selbst entscheiden, was sie am Anfang oder erst am Ende bearbeiten. Um diesen Stationenbetrieb abzuschließen müssen aber alle 6 Stationen von jedem Schüler/ von jeder Schülerin bearbeitet worden sein.   Dauer: 3 Unterrichtseinheiten (25 Minuten pro Station) (Mindestens 3 ‐ bis 4 ‐ Unterrichtseinheiten)     

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

12 

Station 1: Was ist Plastik?  

Lies den nachfolgenden Textausschnitt und beantworte die Fragen!  Was ist Plastik? Notiere eine kurze Definition!  Wie wird Plastik hergestellt? Was sind die Ausgangsprodukte?  Welche Rolle spielt Plastik als Wirtschaftsfaktor? Wo wird es vor allem eingesetzt? 

 

     

Plastik Umgangssprachlich werden Kunststoffe aller Art als Plastik bezeichnet. Das Wort stammt aus dem  Griechischen  und  bedeutet  ursprünglich  „die  geformte  oder  formende  Kunst“.  Als Kunststoff wird ein Festkörper bezeichnet, der synthetisch oder halbsynthetisch  (das heißt aus Naturprodukten) erzeugt wurde. 

Chemisch  gesehen  sind  Kunststoffe  organische  Stoffe.  Alle  Kunststoffe  enthalten  das Element Kohlenstoff. Weitere Bestandteile  sind unter anderem die Elemente Wasserstoff, Sauerstoff,  Stickstoff  sowie  Schwefel.  Hinzu  kommen  diverse  Additive wie Weichmacher, Stabilisatoren,  Farbmittel,  Füllstoffe,  Verstärkungsmittel,  Flammschutzmittel  oder Antistatikmittel, die  im Verarbeitungsprozess beigemischt werden, um die Eigenschaft des Materials an den jeweiligen Verwendungszweck anzupassen. 

Ein  Leben  ohne  Plastik  ist  kaum  vorstellbar.  Im  Laufe  des  letzten  Jahrhunderts  haben Kunststoffe  einen  unvergleichlichen  Siegeszug  hinter  sich,  was  vor  allem  mit  den verschiedenen  Vorteilen  des Materials  zusammenhängt,  das  so  hart wie  Stahl  sein  kann, aber leichter ist, oder so klar wie Glas erscheint, aber nicht so zerbrechlich ist. 

Produktion von Plastik Kunststoff  kann  man  durch  chemische  Umwandlung  aus  Naturprodukten  oder  durch Synthese  kleinerer  Moleküle  zu  Molekülketten  herstellen.  Beispiele  für  umgewandelte Naturprodukte sind unter anderem Gummi, der aus dem Saft der Gummibäume (Kautschuk) erzeugt wird,  und  Fasern,  die  aus  Cellulose  gewonnen werden. Der  erste  Kunststoff,  das Kasein, wurde bereits im 16. Jahrhundert aus Milcheiweiß hergestellt. 

Heute  werden  Kunststoffe  größtenteils  synthetisch  hergestellt.  Die  Ausgangsprodukte werden  aus  Erdöl,  Kohle  und  Erdgas  gewonnen.  Etwa  4%  der  aus  den  Raffinerien kommenden  Erdölprodukte  werden  in  der  Kunststoffindustrie  verbraucht.  Das  für  die Kunststofferzeugung am häufigsten verwendete Ausgangsprodukt ist Rohbenzin (Naphta). 

In  einem  thermischen  Spaltprozess,  dem  so  genannten  Cracken,  wird  das  entstandene Benzin  in  Ethylen  (Ethen),  Propylen  (Propen),  Butylen  (Buten)  und  andere Kohlenwasserstoffverbindungen  auseinander  „gebrochen“  und  umgebaut.  Durch chemischen  Reaktionen  wie  Polymerisation,  Polykondensation  oder  Polyaddition  ordnen sich  kleine  Moleküle  zu  großen  netz‐  oder  kettenförmigen  Molekülen  (Polymere).  In weiteren Arbeitsschritten werden daraus Tausende verschiedener Plastik‐Pellets, aus denen dann, versehen mit diversen Additiven, all unsere bunten und praktischen Plastikprodukte erzeugt werden. 

Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL1PLASTIK‐1.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

13 

Plastik ist ein großes Geschäft Wie viel Plastik  jährlich weltweit  tatsächlich hergestellt wird,  lässt  sich nur  schätzen. Man geht von bis zu 240 Millionen Tonnen jährlich aus. Ein knappes Viertel des Plastikverbrauchs geht  auf  das  Konto  von  Europa,  wo  der  Anteil  im  Jahr  2008  nach  einer  Studie  von PlasticsEurope  bei  48,5  Millionen  Tonnen  lag.  Gefolgt  von  Italien  und  Frankreich  ist Deutschland mit einem Bedarf von 11,5 Millionen Tonnen der größte europäische Markt für Kunststoffe. Wenn man alle Arbeitsplätze einrechnet, die unmittelbar und mittelbar von der Kunststoffherstellung  abhängig  sind,  kommt man  auf die  Summe  von deutlich mehr  als 2 Millionen  Menschen  in  Europa.  Europäische  Plastikhersteller  und  Verwerter erwirtschafteten 2008 einen Gewinn von ca. 13 Milliarden Euro. 

Die Einsatzgebiete der Kunststoffe  in Europa verteilen  sich dabei  zu 28 % auf Freizeit und medizinische Zwecke, 6 % werden für Elektronik und Elektrik, 7 %  im Automobilsektor und 21  %  im  Bauwesen  verwendet.  Den  größten  Anteil  am  Kunststoffverbrauch  haben Verpackungen mit 38 %. 

Quelle: PlasticsEurope MarketResearch Group (PEMRG) 

 Was wird mit Plastik gemacht? Ein  Leben  ohne  Plastik  ist  kaum  vorstellbar.  Im  Laufe  des  letzten  Jahrhunderts  haben Kunststoffe  einen  unvergleichlichen  Siegeszug  hinter  sich,  was  vor  allem  mit  den verschiedenen  Vorteilen  des Materials  zusammenhängt,  das  so  hart wie  Stahl  sein  kann, aber leichter ist, oder so klar wie Glas erscheint, aber nicht so zerbrechlich ist. 

Kunststoffe haben ein enorm breites Einsatzfeld,  sie können  zart und hart  sein,  sie  lassen sich  beliebig  und  schon  bei  niedrigen  Temperaturen  formen,  und  sie  erhalten  durch Beimischung  spezieller  Zusatzstoffe  weitere  fast  frei  bestimmbare  Eigenschaften.  Diese Qualitäten  –  Härtegrad,  Bruchfestigkeit,  Elastizität,  Temperaturbeständigkeit,  chemische Beständigkeit – sind dabei,  je nach Herstellungsverfahren, Ausgangsmaterial und Zusätzen, fast stufenlos regulierbar. 

Kunststoffe  werden  zu  Formteilen,  Fasern  und  Folien  weiterverarbeitet  und  dienen  der Herstellung  von  Verpackungsmaterialien,  Lacken,  Klebstoffen,  Textilien,  Bauteilen  oder Isolierungen, um nur einige Verwendungszwecke zu nennen. 

Es  gibt  nicht  viel,  das  es  nicht  in  irgendeiner  Form  auch  aus  Plastik  gibt.  Rennwagen, Prothesen, Schrauben, Pullover, Schnuller, Luftmatratzen, Schuhe, Fahrräder, Polster, Rohre, Waffen,  Messer,  kugelsichere  Westen,  Gummitiere,  Reifen,  Geschirr,  Bestecke  und unendlich vieles mehr.   Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL1PLASTIK‐1.pdf     

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

14 

Station 2: Kunststoffe in unserem Leben  

Beantworte die folgenden Fragen!  Nenne die verschiedenen Kunststoffarten! Woran erkennt man sie?  Welche möglichen Gefahren und Probleme gibt es? 

  Wir  sind  von  Kunststoffen  umgeben  und  haben  täglich  diverse  Gegenstände  aus unterschiedlichen Kunststoffen  in der Hand. Aus welchem Kunststoff bestehen die meisten und  gebräuchlichsten  Plastikprodukte? Mit welchen  Chemikalien  kommt man  dadurch  in Berührung? Sind einige Kunststoffe besser als andere? Welche sollte man meiden?  Woran erkennt man die verschiedenen Kunststoffe? Auf vielen Plastikprodukten ist ein Code eingeprägt, der Aufschluss darüber gibt, um welche Sorte  Kunststoff  es  sich  handelt  und  ob  das  Produkt  recycelt  werden  kann.  Viele Plastikgegenstände, darunter Verpackungen für Lebensmittel, enthalten keinen Hinweis.  Die  folgende  Liste  hilft  dabei,  die  Plastikprodukte  zu  unterschieden.  90  %  der  weltweit produzierten Kunststoffe in der Reihenfolge ihrer Häufigkeit:  

  

  

  Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL1PLASTIK‐1.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

15 

  

  

  

  Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL1PLASTIK‐1.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

16 

Station 3: Plastikmüll ist überall  

Beantworte die folgenden Fragen!  In welchen Bereichen wird Kunststoff am häufigsten eingesetzt?  Wie viel Kunststoff wird in Österreich pro Jahr verwendet?  Wie viel Plastik landet im Müll?  Welche Anteile werden wiederverwertet? 

  Die drei größten Einsatzgebiete für Kunststoffe sind: • Verpackungen (33 Prozent) • Bauwesen (25 Prozent) • Elektronik und Elektrotechnik (25 Prozent)  Der Markt  für Verpackungsmaterialien  ist der entscheidendste  für die Kunststoffindustrie, zumal  diese  Materialien  nur  einen  einmaligen  Verwendungszweck  haben  und  es  einen laufenden – und offenbar stetig steigenden – Bedarf gibt.  Nur geringe Mengen der Kunststoffabfälle werden recycelt. Zum Beispiel: Von den jährlich erzeugten 14 Millionen Tonnen Styropor wird nur ein Prozent recycelt!  Um  die  Problematik  zu  erfassen,  die  Plastikmüll  für  uns  und  unseren  Planeten  bedeutet, reicht es  schon, einen Blick  auf einen der offensichtlich maßgeblichsten Gegenstände des modernen  Lebens  zu werfen: die Plastiktüte.  Jährlich werden 600 Milliarden Plastikbeutel hergestellt und weggeworfen. Es gibt nur wenige und meist auch nur halbherzige Versuche, etwas  gegen  diese  maß‐  und  eben  auch  sinnlose  Verschwendung  von  Ressourcen  und vorprogrammierte Umweltverschmutzung zu unternehmen. Bangladesch hat als erster Staat der Welt 2002 Plastiktüten verboten. Die australische und die  chinesische  Regierung  kündigten  2008  an,  dass  sie  Plastiktüten  verbieten wollen.  Im pazifischen Staat Palau müssen Reisende, die mit einer Tüte erwischt werden, einen Dollar Strafe  zahlen. Noch  strenger  gehen die Behörden  auf  Sansibar  vor: Wer dort Plastiktüten einführt  oder  verteilt,  zahlt  bis  zu  1560  Euro.  Auch  die  Vereinigten  Arabischen  Emirate verkündeten ein Verbot für Plastiktüten ab 2013.   Daten aus Österreich In  Österreich  kommen  pro  Jahr  mehr  als  eine  Million  Tonnen  Kunststoff  zum  Einsatz. 2006 erfasst das ARA System  in Österreich  rund 147.000 Tonnen Kunststoffverpackungen. Etwa  10.000  Tonnen  Plastik  landen  zum  Beispiel  alleine  in  der  Stadt  Salzburg  jährlich  im Restmüll. Der  Mehrweganteil  (inklusive  Gastronomie)  hat  sich  bei  Mineralwasserflaschen  in  den Jahren 1994 bis 2007 von 96 % auf 24,3 % verringert. Die Gesamt‐Mehrwegquote  bei Getränkeverpackungen  ist  von  rund  60%  (1997)  auf  rund 40%  (2007) gesunken. Beim privaten Konsum  liegt die Mehrwegquote auf nur mehr 24 %  (Quelle: APA.OTS MA 22 präsentiert Studie zu Mehrwegmodellen, 15.6.2009)  Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL2Plastikmuell.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

17 

Station 4: Plastikmüll im Meer  

Lies den nachfolgenden Text und beantworte anschließend die Fragen!  Wie viel Plastikmüll landet in den Meeren?  Wo befindet sich bereits ein riesiger „Plastikmüllstrudel“?  Welche großen Gefahren verursacht der Plastikmüll?  Was wird unternommen, um das Plastik aus dem Meer zu holen? 

 80  Prozent  des  Kunststoffmülls,  die  UNO  spricht  von  insgesamt weltweit  jährlich  rund  6 Millionen Tonnen, gelangen über Flüsse in die Ozeane. 

Die Meeresschutzorganisation Oceana schätzt, dass weltweit  jede Stunde rund 675 Tonnen Müll  direkt  ins  Meer  geworfen  werden,  die  Hälfte  davon  ist  aus  Plastik. Laut  einer  Studie  des  Umweltprogramms  der  Vereinten  Nationen  (UNEP)  treiben  bis  zu 18.000 Plastikteile in jedem Quadratkilometer der Weltozeane. 

Östlich von Hawaii hat  sich  in der  im Uhrzeigersinn drehenden Meeresströmung  des  Pazifiks  ein  gigantischer  Müllwirbel gebildet,  in  dessen  Zentrum  drei Millionen  Tonnen  Plastikmüll rotieren.  Er  wächst  seit  60  Jahren  unbeachtet  und  ist  nach Einschätzung von Wissenschaftlern doppelt so groß wie der US‐Bundesstaat Texas. Unter Einwirkung von Sonne, Gezeiten, Wind und  Wellen  wird  der  Plastikmüll  bis  zu  winzigen  Partikeln zerrieben.  In  mehreren  weiteren  Wirbeln  im  Südpazifik,  im Atlantik  und  im  Indischen  Ozean  fahren  ebenfalls  Abfälle Karussell, wenngleich in etwas geringeren Mengen. 

 

267  verschiedene  Tierarten  fallen weltweit  nachweislich  dem Müll  im Meer  zum Opfer  – darunter  Schildkröten,  Robben,  Fische  und  Krebse.  Jährlich  verenden  etwa  100.000 Meeressäuger qualvoll durch den Müll,  jedes  Jahr sterben über eine Million Seevögel, wie zum Beispiel Albatrosse, die die Plastikteile irrtümlich als Nahrung zu sich nehmen und damit ihre Küken füttern. 

An  jedem  Strand  der Weltmeere  ist  Plastik  zu  finden,  diverser Kunststoffmüll  und  Pellets.  Plastik  baut  sich  nicht  ab,  wie natürliche  Rohstoffe.  Unter  Einwirkung  von  Sonnenlicht, Wellenbewegung  und  Abrieb  zerfallen  Plastikstücke  in  immer kleinere  Partikel.  Der  Sand  besteht  bereits  zu  einem  gewissen Prozentsatz aus Kunststoff. 

 

Wissenschaftler  vermuten,  dass  dieser  Plastikmüll  gefährliche  Umweltgifte wie  DDT  oder PCB wie „ein Schwamm aufsaugt“. Forscher der Universität Tokio heben an der Oberfläche von Pellets Giftkonzentrationen bis zu einer Million mal höher als  im umgebenden Wasser gefunden.  Über  die  Nahrungskette  reichern  sich  diese  Gifte  auch  in  Fischen  an,  die wiederum auf unseren Tellern landen. 

Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL2Plastikmuell.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

18 

Selbst wenn  die Menschheit morgen  damit  aufhören würde,  Plastik  zu  produzieren  ‐  die vielen Millionen Tonnen, die bislang  in die Ozeane gelangt sind, werden noch Jahrhunderte mit den Strömungen um die Welt treiben. 

Eine Gruppe von Umweltschützern und Wissenschaftlern will  in den kommenden Monaten eine Expedition zu dem entlegenen Meeresgebiet unternehmen. Die 50‐tägige Reise wird die Forscher  auf  ihrer  Fahrt  von  San  Francisco  nach  Hawaii  und  zurück  zwei Mal  durch  das Abfallkarussell  führen, das sich mehr als 500 Seemeilen vor der Westküste der USA dreht. Das Forschungsschiff "Kaisei" wird dabei von einem Fischtrawler begleitet. Mit seiner Hilfe sollen  Fangtechniken  für  die  Plastikpartikel  erprobt  werden,  die  die  Meereslebewesen schonen.  Außerdem  soll  erforscht  werden,  ob  der  Plastik‐Müll  recycelt  oder  sogar  als Brennstoff  aufbereitet  werden  kann.  Unterstützt  wird  das  Projekt  vom  UN‐Umweltprogramm und einer Firma  für Wasseraufbereitungssysteme. Die umgerechnet gut 1,4 Millionen Euro, die  für die Expedition notwendig sind, sollen aus Spenden aufgebracht werden.  Da  sich  der  Plastik‐Wirbel  in  internationalen  Gewässern  dreht,  fühlt  sich  keine Regierung verantwortlich. (orf.on.sience 28.6.2009) 

              Wer trägt die Verantwortung für den weltweiten Plastikmüll? Nimm Stellung zu den zwei folgenden Positionen! Was denkst du?  „Würde die Industrie für Plastikmüll mehr bezahlen, würden wir uns um Plastik mehr kümmern. Dann würden wir es auch nicht mehr so gedankenlos einfach wegwerfen.“ (Zitat aus dem Film „Plastic Planet“)  John Taylor, Präsident von Plastics Europe: „Ich denke das  ist ein gesellschaftliches Thema. []... Wir (die Plastikindustrie) tragen unseren Teil dazu bei und versuchen, den Menschen die Vorteile  von  Recycling  deutlich  zu  machen  und  mit  den  Menschen  am  Ende  der Wertschöpfungskette zusammen zu arbeiten. Aber das  (Müllproblem)  ist etwas, worum die Gesellschaft sich zu kümmern hat.“   Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL2Plastikmuell.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

19 

Station 5: Plastik im Blut  

Lies den Text und beantworte die Fragen! „Chemikalien der Kunststoffindustrie gefährden Gesundheit und Umwelt Zwei Beispiele: Phthalate und Bisphenol A“ 

 Wie gefährlich sind Phtalate?  Wie gelangen Phthalate in unsere Umwelt?  Wie gelangen Phtalate in den menschlichen Organismus?  Warum verzichtet man nicht auf Phthalate? 

 

 Woher kommt Bisphenol A?  Wie gefährlich ist die Bisphenol A‐Dosis, die wir täglich zu uns nehmen?  Warum wird Bisphenol A nicht verboten?  Wie lautet die Position der EFSA (Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit? 

  Plastik  ist  in unserem Alltag allgegenwärtig und unsere Umwelt  ist mit Plastik verschmutzt. Immer wieder ist die Rede von Phthalaten und Bisphenol A, zwei chemische Substanzen, die nachweislich den Organismus von Tieren schädlich beeinflussen und auch auf den Menschen Einfluss  nehmen  können. WissenschaftlerInnen warnen:  Chemikalien  lösen  sich  aus  dem Kunststoff,  gelangen  in  den  menschlichen  Körper  und  können  gravierende Gesundheitsschäden  verursachen,  von  Allergien  und  Fettleibigkeit  bis  hin  zu Unfruchtbarkeit, Krebs und Herzerkrankungen.  Weichmacher werden vor allem in PVC (Polyvinylchlorid) eingesetzt, das ohne Weichmacher hart  und  spröde  ist. Die  klassischen Weichmacher  für  PVC  sind  die  Phthalate. Der Name Phthalat kommt von "Naphtha", Rohöl.  Im  Tierversuch  erwiesen  sich  Phthalate,  vor  allem  das  DEHP  als krebserregend,  entwicklungstoxisch  und  reproduktionstoxisch. Wirkungen  wurden  vor  allem  bei  den  männlichen  Nachkommen beobachtet  und  äußerten  sich  unter  anderem  in  verminderter Fruchtbarkeit und Missbildungen der Genitalien.  Fast bei  jedem Menschen sind Phthalate und  ihre Abbauprodukte  im Blut und/oder Urin nachweisbar. Bei welchen Dosen beim Menschen‐Effekte  auftreten,  ist  noch  nicht  geklärt.  Neueste  Studien  an unfruchtbaren Männern  deuten  darauf  hin,  dass  dies  durch  erhöhte Phthalat‐Belastungen verursacht sein könnte. Die  Mitgliedsstaaten  der  EU  stuften  die  Phthalate  DEHP,  DBP  und  BBP  als fortpflanzungsgefährdend  ein.  Für  Babyartikel  und  Kinderspielzeug  erteilte  die  EU‐Kommission mittlerweile ein Anwendungsverbot dieser Substanzen (Allerdings etwa 80% des in der EU erhältlichen Spielzeugs ist importiert!)  Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL3Gesundheitsgefahren.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

20 

Phthalate sind überall zu  finden, auch  im Hausstaub,  in unserem Blut,  in der Muttermilch. Weichmacher  sind  im  Kunststoff  nicht  fest  gebunden  und  können  verdampfen, ausgewaschen oder abgerieben werden. Sie stammen hauptsächlich aus: •  PVC‐Produkten  (z.B.  Bodenbeläge,  Rohre  und Kabel,  Teppichböden,  Wandbeläge,  Tapeten, Duschvorhänge,  Babyartikel,  Kinderspielzeug, Schuhsohlen,  Sport‐  und  Freizeitartikel,  KFZ‐Bauteile, Kunstleder,...) • Dispersionen, Lacke/Farben • (Lebensmittel)‐Verpackungen • Lebensmitteltransportbänder • Nagellacke, • Benetzungsmittel in der Textilindustrie • Kosmetika • Pharmazeutische Produkte  

Phthalate gelangen im Wesentlichen in den menschlichen Organismus über: • die Atmung, z.B. durch ausdampfende PVC‐Einrichtungsartikel oder hohe Konzentrationen im Autoinnenraum („Neuwagengeruch“) • die Nahrung,  z.B. durch  Lebensmittel, die mit Phthalaten  in Berührung kommen  (Milch, Butter, Fisch, Fleisch, Wurstwaren,...) •  Kosmetika  (z.B.  Nagellack  enthält  bis  zu  5%  DPB,  das  leicht  über  Haut  aufgenommen werden kann, ebenso div. Körperpflegemittel, Parfums, Deodorants) • Kinder können auch besonders hohe Mengen aufnehmen, wenn sie an PVC‐Gegenständen saugen oder nuckeln • Pharmazeutische Produkte: Magensaft resistente Pillen/Tabletten, Blutbeutel, Schläuche, Katheder, Beutel für Nährlösungen, Medikamentenverpackungen u.a.  

Die Wirtschaftliche Bedeutung von Phthalaten ist enorm! Weltweit werden ca. 5 Millionen Tonnen Phthalate jährlich hergestellt. In der EU beträgt das Marktvolumen ca. eine Million Tonnen. Mehr als 90 % gehen  in die Produktion von Weich‐PVC.  

Bisphenol A (BPA) ist eine hormonell wirksame Chemikalie. Bisphenol A beeinflusst das Hormonsystem von Menschen und Tieren,  indem die Substanz ähnlich wie das weibliche Hormon Östrogen wirkt. Stoffe  mit  hormonartigen  Wirkungen  werden  als  „Endokrin  wirksame  Substanzen“ (endocrine  disrupting  chemicals,  EDC)  bezeichnet.  Das  endokrine  (hormonelle)  System reguliert viele Körperfunktionen, dazu gehören unser Stoffwechsel, Immunsystem, Verhalten und  Wachstum  sowie  die  Organentwicklung  während  der  Schwangerschaft  und  in  der Kindheit. Die Störung des Hormonsystems durch EDC wurde mit verfrühter Geschlechtsreife bei Mädchen, Übergewicht bei Erwachsenen und  Jugendlichen, Diabetes Typ 2  (früher als Altersdiabetes bezeichnet), einer Zunahme an Prostata‐ und Brustkrebsfällen, sowie mit der Abnahme der Spermienzahl und Fehlbildungen der Sexualorgane in Verbindung gebracht.  

Obwohl  Bisphenol  A  nicht  natürlich  vorkommt,  ist  diese  Chemikalie  in  fast  allen Umweltmedien  nachzuweisen,  auch  im menschlichen  Körper,  im Urin,  Blut  Fruchtwasser, Follikelflüssigkeit, Gebärmuttergewebe und im Blut der Nabelschnur. Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL3Gesundheitsgefahren.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

21 

Seit 1953 ist Bisphenol A Hauptbestandteil bei der Herstellung des Kunststoffs Polycarbonat. Bisphenol  A  ist  die  heute  weltweit  am  häufigsten  eingesetzte  Industriechemikalie.  1,15 Million Tonnen im Jahr verbrauchen davon alleine Betriebe in Europa.  BPA  ist allgegenwärtig. Es gelangt bei der Produktion  in die Umwelt und es wird vor allem ständig  aus  Kunststoff‐  Gebrauchsartikeln  freigesetzt.  Es wurde  in  der  Luft,  im  Staub,  in Oberflächengewässern und auch im Meerwasser nachgewiesen.  Ob  und  ab  welcher  Dosis  BPA  die  menschliche  Gesundheit  gefährdet,  wird  von verschiedenen Behörden und Wissenschaftlern so kontrovers diskutiert wie bei kaum einer anderen Chemikalie. Die  Europäische  Behörde  für  Lebensmittelsicherheit  (EFSA) und mit ihr die Mehrheit der europäischen Länder sehen kein Risiko,  dagegen  schließen  die  USA,  Kanada  und  die nordischen  Länder  ein  Risiko  nicht  aus.  Viele  profilierte Wissenschaftler/innen weisen auf ein Risiko hin, dabei auch auf  die  besondere  Eigenschaft  von  hormonell  wirksamen Substanzen,  die  bereits  in  geringen  Dosen  ihre  größte Wirkung zeigen.  

Die  Meinung  der  Europäische  Behörde  für  Lebensmittelsicherheit  (EFSA)  und  andere Behörden,  die  kein  Risiko  durch  Bisphenol  A  sehen,  lautet:  Ein  Verbot  von  BPA  würde unweigerlich dazu  führen, dass die Hersteller von Verpackungen und Bedarfsgegenständen (Produkte  für  den  Lebensmittelkontakt)  auf  andere  Stoffe  ausweichen  müssten,  deren Toxizität weniger gut bekannt ist. Das würde bedeuten, dass ein gut charakterisiertes Risiko durch ein deutlich schlechter einschätzbares Risiko ersetzt würde.  In  Kanada  sind  Babyfläschchen  aus  PC  bereits  verboten. Österreich  orientiert  sich  an  der EFSA.  Die Position der EFSA •  Die  EFSA  sieht  keine  Gefährdung  des  Menschen,  weil  beim  Menschen  BPA  schneller abgebaut werde, als bei Nagetieren. • Keine Studie, die Effekte im Niedrigdosenbereich ergab, wurde bisher anerkannt. •  Aus  den  letzten  Risikobewertungen  ergibt  sich  für  die  EFSA  eine  tolerierbare  tägliche Aufnahmemenge von 50 Mikrogramm pro Kilogramm Körpergewicht.  In  ihrer Abschätzung kommt sie zum Schluss, dass die Exposition über die Nahrung weit unter der tolerierbaren täglichen  Aufnahmemenge  bleibt  und  damit  ein  genügender  Sicherheitsabstand  für  alle Konsumenten, inklusive Säuglinge gewährleistet ist. • Die EFSA stützt sich bei ihrer Risikobewertung auf zwei amerikanische Studien, die von der amerikanischen Kunststoffindustrie  finanziert wurden. Diese  zeigten auch keine Effekte  im Niedrig‐Dosisbereich!  Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL3Gesundheitsgefahren.pdf     

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

22 

Zusatzaufgabe: Kann freiwillig bearbeitet werden!  Welche Kritik äußerte der Wissenschaftler Frederick vom Saal? 

  Kritische Stimmen – brisante Theorien Weltweite  mediale  Aufmerksamkeit  erlangte  der  Wissenschaftler  Frederick  vom  Saal (Universität  von  Missouri,  USA)  nicht  allein  auf  Grund  seiner  bemerkenswerten Forschungsergebnisse,  sondern  auch  durch  seine  scharfe  Kritik  an  namhaften Chemiekonzernen, die er beschuldigt, Studienergebnisse gezielt zu manipulieren. Um dies zu beweisen,  prüfte  vom  Saal  insgesamt  163  Niedrigdosis‐Studien,  die  bis  November  2006 veröffentlicht worden waren. Dabei stellte er fest, dass 138 der 152 öffentlich  finanzierten Studien  auf  Schäden  hinweisen,  während  sämtliche  elf  industriell  gesponserten  Studien keine Hinweise auf Schäden  fanden. Er zeigt auf, wie sich mit subtilen Tricks die Resultate von Untersuchungen  in gewünschte Richtungen  lenken  lassen und polarisiert mit Aussagen wie „Das Resultat einer Studie hängt offenbar davon ab, wer sie bezahlt.“  „Alles  was  in  einem  Polycarbonatbehälter  aufbewahrt  wird,  enthält  Bisphenol  A. Hundertprozentig!  Das  steht  fest,  es  ist  ein  indirekter  Nahrungsmittelzusatz.  Jedes Nahrungsmittel,  das  in  einem  Bisphenol  A  enthaltenden  Gefäß  aufbewahrt wird,  das wir letztlich essen, sollte zumindest Bisphenol A als  Inhaltsstoff ausweisen. Denn was  für einen Unterschied  macht  es,  ob  der  Lebensmittelhersteller  oder  der  Verpackungshersteller Bisphenol A befügt? Der Lebensmittelhersteller  ist gesetzlich verpflichtet anzugeben, welche Zutaten ein bestimmtes Nahrungsmittel enthält. Warum  ist der Verpackungshersteller nicht auch  verpflichtet,  die  Inhaltsstoffe  der  Nahrungsmittelverpackung  anzugeben?  Die Verpackungsindustrie in den USA sind zufällig die größten Chemiekonzerne der Welt: General Electric, Dow Chemical, Shell Oil  for many years, Bayer AG, Mitsubishi. Das  sind  sehr,  sehr mächtige Konzerne, die massiven Einfluss auf Politiker haben“, so Frederick vom Saal.    Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL3Gesundheitsgefahren.pdf      

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

23 

Station 6: Das Plastik der Zukunft  

Lies den Textausschnitt und beantworte folgende Fragen!  Was ist Bioplastik?  Was ist der Unterschied zwischen biologisch abbaubaren Kunststoffen & Biokunststoffen?  Welche Probleme können sich durch die Produktion von Plastik aus nachwachsenden 

Rohstoffen ergeben?  

Als Biokunststoff oder auch Bioplastik (engl. bioplastics) werden Kunststoffe bezeichnet, die auf Basis von nachwachsenden Rohstoffen erzeugt werden (bio‐basierte Kunststoffe). Diese Kunststoffe  können  aus  verschiedenen  Rohstoffen  erzeugt  werden:  So  können  sie  aus Maiskörnern  oder  Kartoffeln  bestehen  –  diese  enthalten  Stärkepulver.  Mit  einem bestimmten Behandlungsverfahren vereinigen sich Stärkemoleküle zu langen Molekülketten. Das Ergebnis: eine  zähe Masse, die  zu Granulat  zerkleinert wird. Anschließend  lassen  sich daraus  Kunststoffe  mit  verschiedenen  Eigenschaften  herstellen.  Am  weitesten fortgeschritten ist die Entwicklung bei Plastik aus Stärke (Mais, Kartoffel). Biokunststoffe  kommen  vor  allem  als  Verpackungen  und  für Mulch‐  und  Saatfolien  zum Einsatz, aber auch Trinkbecher werden bereits aus nachwachsenden Rohstoffen gefertigt.  

Biologisch  abbaubare  Kunststoffe  sind  nicht  gleich  Biokunststoffe.  Biologisch  abbaubare Kunststoffe  können  auch  aus  fossilen,  also  nicht  erneuerbaren  Rohstoffen  (z.B.  Erdöl) gewonnen  werden  und  sind  daher  nicht  mit  Biokunststoff  gleichzusetzen.  Biologisch abbaubare  Werkstoffe  (BAW)  bzw.  Kunststoffe  werden  je  nach  Anwendungsgebiet  und Intention unterschiedlich definiert.  Im weitesten Sinne bezeichnet man alle Materialien als bioabbaubar, die durch Mikroorganismen oder Enzyme, beispielsweise  im Boden, abgebaut werden.  

Bioplastik  kann  eine  ungiftige,  biologisch  abbaubare  Alternative  zu  herkömmlichen Kunststoffprodukten  bedeuten. Doch  unter  anderem muss  auch  der  intensive  Anbau  der Rohstoffe wie Weizen, Mais, Kartoffeln oder  Zuckerrüben  in der Ökobilanz  von Bioplastik berücksichtigt  werden  (Gefahr  von  großem  Pestizideinsatz, Einsatz  von Gentechnik  in  der  Landwirtschaft,  klimaschädliche Emissionen durch  lange Transportwege) Biokunststoff  ist nicht grundsätzlich  eine  nachhaltige  Lösung  für  die  Umwelt.  Es kommt  auf  unser  Konsumverhalten  an.  Besser  ist  es  allemal, zum  Beispiel  eine  Stofftasche  zu  verwenden  statt  ein Plastiksackerl wegzuwerfen – auch wenn Bioplastik draufsteht.  

Die Biotechnologie, die Bakterien zu  industriellen Zwecken einsetzt,  ist erst am Anfang. Mit Hilfe  der  Genforschung  sollen  sich  die  Eigenschaften  der  Bakterien  einerseits  genau bestimmen und andererseits optimieren lassen. In den USA sind Plastikartikel aus Bakterien bereits am Markt. Noch sind sie etwas teurer als herkömmliche  Produkte.  Bioplastik  leistbar  machen  sollen  DNA‐Eingriffe,  die  für  ein schnelleres Wachstum der Bakterien sorgen, um den Produktionsprozess zu beschleunigen. Umweltschutzorganisationen  begrüßen  die  Entwicklung  von  Bioplastik  aus  erneuerbaren Rohstoffen, kritisieren aber den Einsatz von genetisch veränderten Organismen vehement. Denn  die  Auswirkungen  der Gentechnik  auf Mensch  und Umwelt  sind  nicht  ausreichend erforscht und stellen ein unvorhersehbares Risiko dar. 

Quelle: http://www.plastic‐planet.at/derfilm/schulmaterialien/MODUL5Alternativen.pdf 

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

24 

5 Arbeitsauftrag: „Mein Leben in Plastik“   

 a) Ein Einkaufszettel Schreibe einen Einkaufszettel für ein Frühstück für 2 Personen! • Wie viel Plastik fällt bei einem Einkauf dieser Produkte normalerweise an? • Überlege dir Alternativen: Welche dieser Produkte könntest du auch in anderen Verpackungen kaufen? Welche  Geschäfte  bieten  unterschiedliche  Verpackungen  an  (oder  verzichten  sogar  auf Verpackungen)? Kennst du solche Geschäfte? • Was  ist günstiger: der normale Einkauf oder der bewusste Einkauf, bei dem du auf wenig oder umweltverträgliches Verpackungsmaterial achtest? Schätze die Preisunterschiede und suche nach Erklärungen! 

 b) Ein Leben ohne Plastik? • Zähle mindestens 10 Plastikgegenstände auf, die sich in deinem Zimmer befinden! •  Auf  welche  dieser  Gegenstände  könntest  du  verzichten?  Welche  wären  durch gleichwertige ersetzbar? Welche wären auf keinen Fall ersetzbar? • Versuche herauszufinden, aus welchen Kunststoffen deine wichtigsten Plastikgegenstände bestehen! Könnten diese gesundheitsgefährliche Substanzen enthalten? •Welche  Plastikgegenstände  gibt  es  in  unserer  Schule?  Welche  wären  eventuell austauschbar? • Was müsste man tun, um diese Gegenstände tatsächlich zu ersetzen? Wie könntest du die betreffenden Personen von deinem Vorhaben überzeugen? 

 c) Wir denken an die Zukunft Gruppenarbeit: 2 bis 4 Personen • Entwerft eine Informationskampagne gegen die übermäßige Plastikproduktion! Welche Aspekte müssen darin unbedingt genannt werden? • Entwerft ein aussagekräftiges Plakat!  Fasst euer zentrales Anliegen kurz und präzise formuliert zusammen! Verwendet auch passende Bilder, Fotos oder Illustrationen! • Stellt einen Forderungskatalog mit mindestens 5 Punkten zum Umgang mit Plastik auf, der sich sowohl auf Produzenten/innen und Konsumenten/innen bezieht! 

 Quelle: http://www.farbfilm‐verleih.de/filme/plastic_planet/schulmaterial/plastic_planet_schulmaterial.pdf (S. 27)  Ablauf:  Der  Arbeitsauftrag  „Mein  Leben  in  Plastik“  soll  die  SchülerInnen  zum  kritischen Denken  animieren.  Sie  sollen  sich  der  Thematik  bewusst  werden  und  über  Vor‐  bzw. Nachteile von Plastik nachdenken. Es wird vor allem versucht auf alltägliche Situationen der SchülerInnen Bezug zu nehmen. Zwei Aufgaben sind  in Einzelarbeit zu erledigen. Die dritte Aufgabe ist etwas aufwendiger und wird in einer Kleingruppe bearbeitet. Die  SchülerInnen  sollen  ihr  bereits  gelerntes Wissen  einsetzen,  um  zu  recherchieren,  zu forschen und schließlich entsprechend zu handeln.  Dauer: 2 Unterrichtseinheiten    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

25 

6 Kurzfilme „Plastikmüll“  Ablauf:  Die  SchülerInnen  sehen  3  Kurzfilme  zum  Thema  Plastikmüll.  Die  Filme  zeigen beispielhaft,  wie  in  anderen  Ländern  mit  Plastikmüll  umgegangen  wird.  Die  3  Beispiele stehen  im Kontrast zur Lebenswelt der SchülerInnen. Dadurch soll  ihnen bewusst gemacht werden, wie  problematisch  die Müllentsorgung  in manchen Gegenden  sein  kann.  Jedoch zeigen alle 3 Filme positive Entwicklungen auf.  Indien,  Ira: Der erste Film  ist ein positives Beispiel  für eine  Initiative  im Kampf gegen den Plastikmüll  in  Indien.  Dabei  versucht  ein  indisches  Dorf  Plastikmüll  zu  recyceln  bzw.  zu vermeiden.  Afrika  – Mauretanien,  Nouakchott:  Im  zweiten  Film  wird  ein  erfolgreiches  Projekt  einer Hilfsorganisation  vorgestellt,  das  sich  der  Problematik  des  Plastikmülls  angenommen  hat. Frauen sammeln hier den Plastikmüll in den Straßen.  Afrika  –  Togo,  Lomé:  Der  dritte  Film  zeigt  die  Geschichte  eines Mannes,  der  ein  kleines privates Müllunternehmen gegründet hat. Da es schlicht und einfach keine Müllabfuhr gibt, wird der Plastikmüll immer mehr zum Problem.   Fragen: Nachdem  die  SchülerInnen  die  Kurzfilme  gesehen  haben,  werden  folgende  Fragen gemeinsam in der Klasse diskutiert:  Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben? Welche positiven oder negativen Gefühle empfindest du? Was überrascht dich? Gibt es etwas Konkretes, das dich beeindruckt? Die gezeigten Situationen stehen im Gegensatz zu den Lebensumständen in Europa: Welche Kunststoffe werden bei uns zum Recycling gesammelt? Wie viel Plastikmüll verursacht dein Konsumverhalten?   Dauer: 1 Unterrichtseinheit    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

26 

Film: „Indien: Ein Dorf ohne Plastik“          Quelle: http://www.arte.tv/de/suche/3018928.html Dauer: 03:05 Min. Recycling nach Gandhi: Die Einwohner eines Dorfes im Süden Indiens sammeln ihren Plastikmüll mit strenger Selbstdisziplin. Reportage: Charlotte Lassalle, Roma Rajpal (ARTE Info, 17.11.2009)  Inhalt: Ein  indisches Dorf geht mit gutem Beispiel voran: Während ein Großteil des Landes im Müllberg versinkt, sammeln und verwerten die Einwohner von  Ira  im Süden des Landes ihren Plastikmüll mit strenger Selbstdisziplin. Recycling nach Gandhi, sozusagen. 

Eine  wenig  befahrene  Straße  führt  zum  abgelegenen  Dorf  der  Öko‐Rebellen,  die  sich standhaft dem Plastik verweigern.  Ihre Waffe heißt Selbstdisziplin. Anders als  im Rest von Indien landen Bonbonverpackungen und anderer Abfall hier nicht auf der Straße. Die Schule vermittelt schon den Jüngsten Umweltbewusstsein. 

Die  Stoffsäcke  für  Plastikabfälle  hängen  überall  im  Dorf.  Die  Straßen  sind  wesentlich sauberer  als  anderswo  in  Indien.  Das  ist  vor  allem  dem  Einsatz  der  freiwilligen Umweltschützer vor Ort zu verdanken. Für Nachlässige, die Plastik auf die Straße werfen, hat der Dorfrat ein Bußgeld von 5 Rupien festgesetzt: umgerechnet 7 Cent, das entspricht fünf Prozent des durchschnittlichen Tageseinkommens. Insgesamt hat das umweltbewusste Dorf im  vergangenen  Jahr  mehr  als  eine  Tonne  Plastikabfälle  gesammelt.  Der  Müll  wird anschließend  an  eine  Recyclinganlage  geliefert,  aus  dem  Plastik  wird  Material  für  den Straßenbau gewonnen. 

Die  Initiative  beruft  sich  auf  Gandhis  Konzept  des  "Apna  Desh",  der  gemeinschaftlichen Verwaltung des öffentlichen Raums. Eine der Grundregeln lautet: Wer etwas verändern will, muss  selbst  handeln,  erklärt Bürgermeister  Suresh Cottarry:  "Apna  desh"  bedeutet  "mein Land".  Mein  Land,  das  ist  mein  Dorf,  und  mein  Dorf,  das  sind  die  Menschen,  die  hier wohnen. Die Philosophie des Apna desh  fordert von  jedem, dass er die Menschen schützt, indem er die Umwelt und die Natur  schützt. Das heißt also, wenn wir etwas  für uns  tun, dann tun wir etwas für die ganze Gesellschaft und damit auch für den Planeten." 

Eine  Idee  von  Gemeinschaft,  die  hier  im  Dorf  funktioniert.  Plastiktüten  gibt  es  beim Dorfhändler  nicht mehr,  alle  kommen mit  Einkaufstaschen  aus  Stoff.  Auch  wenn  es  am Anfang  Widerstände  gab.  Insgesamt  600  Dörfer  leben  in  Indien  inzwischen  nach  den Prinzipien  des  "Apna  Desh":  ein  kleiner  Hoffnungsschimmer  auf  dem  Subkontinent,  der täglich tausende Tonnen von Plastikabfällen produziert. 

    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

27 

Film: „Zazou – oder: Plastikmüll hilft überleben“          Quelle: http://www.arte.tv/de/suche/2850752.html Dauer: 13:06 Min. Von Michel Dumont und Emmanuel Royer – ARTE GEIE – Frankreich 2009  Inhalt:  „Zazou“  ist  in  Mauretanien  das  Wort  für  Plastik.  In  den  letzten  Jahren  haben ungeheure Mengen „Zazou“ ganz Afrika überschwemmt, mit fatalen Folgen: Plastiktüten und –flaschen fliegen durch alle Straßen und durch die Felder, das Vieh frisst sie und viele Tiere sterben daran. Ziegen und Kühe aber sind der kostbarste Besitz der armen Bevölkerung. Es war Zeit zu handeln. 

In Mauretanien, in der Hauptstadt Nouakchott, sammeln inzwischen Frauen den Plastikmüll, um  ihn danach zur Wiederverwertung zu verkaufen. Es war die  Idee einer nichtstaatlichen Hilforganisation,  GRET  (Groupe  d’Etude  et  de  Recherche  technologique)  und  ihr  Projekt nennt sich passend „Zazou“. Das Wort Zazou bedeutet „Plastik“. 

Es dient dem Umweltschutz und es ermöglicht den Frauen, ein wenig Geld zu verdienen, um ihre  Familien  zu  ernähren.  In  zwei  der  zehn  Stadtteile Nouakchotts  sammeln  die  Frauen‐Kooperativen  den  Plastikmüll,  sie  sortieren  und  behandeln  ihn,  schneiden  ihn  in  kleine Stücke  und  verkaufen  sie  an  Fabrikanten,  die  daraus  Kabelumhüllungen  herstellen  oder Plastikplanen.  Innerhalb von drei  Jahren entstanden 103 Kooperativen – ein Modellprojekt und ein Vorbild für ganz Afrika. 

Am  Anfang  war  es  schwer  die  Menschen  zu  überzeugen,  dass  einsammeln  von  Plastik nützlich sein kann. Nachdem man es den Leuten aber immer wieder erklärt hat, haben auch die Männer  verstanden,  dass  diese  Arbeit wichtig  ist  und  erlauben  es  nun  ihren  Frauen mitzumachen.  Am  Anfang  war  das  nicht  so.  Jedoch  war  es  nicht  das  Argument  des Umweltschutzes – darüber denken  in Afrika die wenigsten Menschen nach –  sondern die Tatsache,  dass  die  Frauen  etwas  dazuverdienen  können  hat  die  Männer  schließlich überzeugt. 

GRET  ist spezialisiert auf nachhaltige Entwicklung. 12 Gruppen, 108 Kooperativen mit über 1000  Frauen  arbeiten  für  „Zazou“.  Sie  haben  sich  in  einer  wirtschaftlichen Interessensgemeinschaft  organisiert  und  ihr  eigenes  Zentrum  zur  Verarbeitung  von Plastikmüll aufgebaut. 

   

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

28 

In  einem  anderen  Stadtviertel  verkaufen  die  Frauen  den  recycelten  Plastikmüll.  Für  1  kg Poly‐Äthylen mit hoher Dichte erhalten sie 20 Cent und für 1 kg Poly‐Propyläen bekommen sie  10  Cent.  Die  Frauen  verdienen  zwar  nicht  sehr  gut  dabei,  aber  es  sind  zusätzliche Einnahmen für die Familie. Mit Plastiksammeln verdienen Frauen ein paar Euro, das ist nicht zu  unterschätzen,  in  einem  Land  in  dem  der  durchschnittliche Monatslohn  etwa  50  Euro beträgt. 

Das gesammelte Plastik wird  ins Zentrum zur Weiterverarbeitung gebracht. Dort muss der Plastikmüll sortiert, zerkleinert, gesäubert und getrocknet werden. Das recycelte Plastik wird dann an Hersteller von Planen und Kabelhüllen verkauft. Es  ist  jedoch noch nicht gelungen alle Arten von Plastik zu verarbeiten. Hartes Plastik, wie Kanister, Eimer und Wannen sind recycelbar,  aber  für  weiches  Plastik,  also  z.B.  für  Plastiktüten  gibt  es  noch  keine entsprechende Lösung. 

Die Massen von Plastiktüten in den Straßen, sie gehören schon jetzt zur Landschaft, aber die Menschen zögern diesen Müll zu bekämpfen.  In einer Fernsehkampagne und zusätzlich auf der Straße werden Menschen über die Folgen des Plastikmülls aufgeklärt. 

Der Bürgermeister des Stadtviertels unterstützt das Projekt, obwohl er anfangs dagegen war, weil es Frauen beschäftigt. Sensibilisierungskampagnen des Zazou‐Projekts sind sehr wichtig, denn so lernt die Bevölkerung zu verstehen wie gefährlich die Plastiktüten für Menschen und Tiere sind. 

„Zazou“ ist ein dauerhaftes Projekt – mit und für die Menschen. Es geht langsam voran, aber mit echten Erfolgen. Man ist noch nicht am Ende angelangt, es ist erst der Anfang. 

    

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

29 

Film: „Togo: Ein Mann und der Müll“          Quelle: http://www.arte.tv/de/suche/3211970.html Dauer: 04:48 Min. Von Michael Unger, Alexandre Rossignol und Florence Touly – ARTE GEIE ‐ France 2010  Inhalt:  2  Milliarden  Euro  ‐  auf  diese  Summe  belaufen  sich  die  jährlichen  Kosten  der Müllentsorgung  in der Schweiz. Für viele Länder  in Afrika nicht nur eine horrende Summe, sondern oft auch die reine Utopie.... Denn  in vielen Städten des Schwarzen Kontinents gibt es überhaupt keine Müllabfuhr. 

Müll, Müll und nochmals Müll. Lomé  ist voll davon: Zumeist ungeregelt und wild sammelt sich der Müll in Überschwemmungsgebieten und sonstigem Brachland. 

Einiges  zergeht  schnell,  anderes  rostet  langsam  oder  vermodert wie  Papier.  Plastik  aber überdauert und sammelt sich an. Vor allem die kleinen schwarzen Plastiktüten werden vom Wind  leicht davongetragen.  In  ihnen sammelt sich Wasser, sie bilden damit eine Brutstätte für Insekten – auch für die Überträger von Malaria und Dengue‐Fieber. 

Außerdem  gefährden  die  Tüten  Kühe  und  Schafe,  weil  die  sie  verschlingen  und  beim Wiederkäuen an der Plastikmasse verenden können. 

Die Reporter Alexandre Rossignol und Michael Unger haben  in  Lomé, der Hauptstadt  von Togo  einen  Firmengründer  getroffen,  der  aus  privaten Hausabfällen  ein  privates Business gemacht hat. 

Bruno  Kappovi  hat  eine  private Müllsammelfirma  gegründet.  Umgerechnet  2  bis  3  Euro kassiert er von seinen Kunden. Wer kein solch ein Müll‐Abonnement hat schmeißt den Müll einfach vor die Haustür und wenn niemand den Müll abholt, dann wird er einfach verbrannt. 

Die  völlig  überforderte  Stadtverwaltung  hat  das Müllproblem  schon  lange  aus  der  Hand gegeben. Regeln zur Müllentsorgung gibt es keine. Daher wird der Müll zunächst einfach ein paar  Straßen  weiter  wieder  abgeladen.  Er  dient  vorerst  als  Baumaterial,  als  Ersatz  für Schotter. 

Die meisten Leute sind sehr arm, sie haben kein Geld  für die Müllentsorgung. Aus diesem Grund  laden sie  ihren Müll  irgendwo  in der Nacht  illegal ab. Die Menschen hier sind noch nicht  so weit, dass  sie  ihren Müll  trennen. Es wird einfach alles  zusammen weggeworfen. 800.000 Einwohner hat Lomé und  in der ganzen Stadt gibt es aber keinen einzigen Meter Kanalisation. 

   

PS Globales Lernen    Anna Kramer 

30 

7 Ergebnisse  Nachdem  die  Erarbeitung  des  Themas  „Plastik  Planet“  abgeschlossen  ist  werden  die Ergebnisse reflektiert, ausgewertet und präsentiert. Die  von den  SchülerInnen  gestalteten Plakate  zum Arbeitsauftrag  „Mein  Leben  in Plastik“ können im Klassenraum oder generell in der Schule aufgehängt werden. Auch die erstellten Infokampagnen  über  den  Plastikmüll  oder  die  Forderungskataloge  können  präsentiert werden.  Reflektieren: Die SchülerInnen schreiben ihre persönlichen Gedanken auf ein Blatt Papier. Folgende Fragen werden diskutiert: Was hat dir am besten gefallen? Welche Fertigkeiten hast du erworben? Hat sich dadurch dein Denken und Handeln verändert? Was wirst du nächstes Mal anders machen? Was waren die größten Schwierigkeiten? Ist etwas Unerwartetes passiert? Wie ist die Zusammenarbeit gelaufen? Haben wir etwas verändert? Woher wissen wir das?   Zur Auswertung  und  Präsentation der  Ergebnisse wird  die Methode  „Der  ganze Mensch“ verwendet:  Ablauf: Auf einen großen Papierbogen wird der Umriss eines Körpers gezeichnet. Anschließend werden folgende Fragen zu den Körperteilen geschrieben: Kopf: „Was habe ich im Kopf?“ Herz: „Was liegt mir am Herzen?“ Hände: „Was fasse ich an?“ Beine: „Was setzt mich in Bewegung?“ Bauch: „Was liegt mir im Magen?“  Die SchülerInnen beantworten die Fragen zunächst für sich persönlich. Dann schreiben sie alles, was ihnen einfällt, in den Menschenumriss hinein. Das Plakat kann dann im Klassenraum aufgehängt werden.  Dauer: 1 Unterrichtseinheit  Quelle: Handbuch Global Action Schools (2009): Theorie und Praxis zum Globalen Lernen. Welthaus Diözese Graz‐Seckau, Graz, Südwind Niederösterreich Süd, Wiener Neustadt.