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Unterrichtsreihe zur Textilen Kette Als Unterrichtsbeispiel zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Der erste Teil wurde in der Praxis erprobt. Es werden Ziele aus dem österreichischen Lehrplan sowie Ziele aus der Gestaltungskompetenz aufgezeigt. Teil I Einstieg Die Lehrperson trug mit Unterstützung einer Kollegin ein kleines Schauspiel vor. Die Kollegin las eine erfundene Geschichte (siehe Anhang 9.1), in der ein kleines Mädchen, in einem fernen Land, von bei der Arbeit auf einem Baumwollfeld erzählt. Die leitende Lehrperson spielte die Rolle des Mädchens in ihrer Umwelt, die mit Requisiten, wie Baumwollzweige für das Baumwollfeld dargestellt wurde. Inhalte des Schauspiels sind Arbeitsbedingungen, Einsichten in die Ursachen von Kinderarbeit. Kinder können sich nicht gegen schlechte Bezahlung wehren. Ebenfalls äußerte das Mädchen ihre Wünsche. Sie wollte gerne die Schule besuchen um später einen tollen Beruf ausüben zu können. Außerdem träumte das Mädchen von mehr Freizeit zum Treffen mit FreundInnen und Spielen sowie von mehr Geld. Anschließend fand ein LehrerInnen-SchülerInnen-Gespräch über ausbeuterische Kinderarbeit und den Unterschied zu erlaubter Kinderarbeit statt. Dazu gibt es im weiteren Verlauf ein Arbeitsblatt als Lernzielkontrolle. Ziele: Die SchülerInnen gewinnen die Erkenntnis über den Einsatz von Kinderarbeit in der Textilproduktion. Sie können nach dem LehrerInnen-SchülerInnen-Gespräch zwischen erlaubter und ausbeuterischer Kinderarbeit unterscheiden. Die Notwendigkeit des Kinderrechts ‚Schutz vor Ausbeutung‘ soll in dieser Sequenz klar werden. Entwicklung folgender Teilkompetenzen: Vorausschauendes Denken und Handeln: Die SchülerInnen können sich in den Alltag anderer Kinder einfühlen und lernen andere Lebensumstände kennen.

Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

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Page 1: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Unterrichtsreihe zur Textilen Kette

Als Unterrichtsbeispiel zu Bildung für Nachhaltige Entwicklung. Der erste Teil wurde

in der Praxis erprobt. Es werden Ziele aus dem österreichischen Lehrplan sowie

Ziele aus der Gestaltungskompetenz aufgezeigt.

Teil I

Einstieg

Die Lehrperson trug mit Unterstützung einer Kollegin ein kleines Schauspiel vor. Die

Kollegin las eine erfundene Geschichte (siehe Anhang 9.1), in der ein kleines

Mädchen, in einem fernen Land, von bei der Arbeit auf einem Baumwollfeld erzählt.

Die leitende Lehrperson spielte die Rolle des Mädchens in ihrer Umwelt, die mit

Requisiten, wie Baumwollzweige für das Baumwollfeld dargestellt wurde.

Inhalte des Schauspiels sind Arbeitsbedingungen, Einsichten in die Ursachen von

Kinderarbeit. Kinder können sich nicht gegen schlechte Bezahlung wehren. Ebenfalls

äußerte das Mädchen ihre Wünsche. Sie wollte gerne die Schule besuchen um

später einen tollen Beruf ausüben zu können. Außerdem träumte das Mädchen von

mehr Freizeit zum Treffen mit FreundInnen und Spielen sowie von mehr Geld.

Anschließend fand ein LehrerInnen-SchülerInnen-Gespräch über ausbeuterische

Kinderarbeit und den Unterschied zu erlaubter Kinderarbeit statt. Dazu gibt es im

weiteren Verlauf ein Arbeitsblatt als Lernzielkontrolle.

Ziele: Die SchülerInnen gewinnen die Erkenntnis über den Einsatz von Kinderarbeit

in der Textilproduktion. Sie können nach dem LehrerInnen-SchülerInnen-Gespräch

zwischen erlaubter und ausbeuterischer Kinderarbeit unterscheiden. Die

Notwendigkeit des Kinderrechts ‚Schutz vor Ausbeutung‘ soll in dieser Sequenz klar

werden.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Vorausschauendes Denken und Handeln: Die SchülerInnen können sich in den

Alltag anderer Kinder einfühlen und lernen andere Lebensumstände kennen.

Page 2: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Einführung in die Thematik

Um den Weg der Baumwolle vom Baumwollfeld zum T-Shirt spannend, aber auch

sinnlich zu erklären, wurde eine Geschichte (siehe Anhang 9.2) geschrieben. Darin

erzählt die Baumwolle aus der Ich-Perspektive. Inhaltlich befasst sich die Geschichte

mit vielen Teilbereichen aus der Produktion. Neben dem Einsatz von Giften, werden

Erntemethoden (maschinell, per Hand) und weitere Produktionsschritte der textilen

Kette angesprochen. Bewusst wurden Aus-wirkungen chemischer Substanzen auf

die Umwelt sowie auf ArbeiterInnen ausgespart. Dies wäre einerseits zu viel

Information auf einmal. Andererseits könnten die SchülerInnen ängstlich darauf

reagieren.

Die Geschichte gliedert sich nach den einzelnen Produktionsschritten in Absätze.

Jeder Absatz endet mit einer bestimmten Phrase, sodass ein Ortswechsel erkennbar

wird. Die zahlreichen Ortswechsel in der Produktion wurden methodisch

veranschaulicht. Es sollte je ein Absatz von einem Kind gelesen werden. Die

Lehrperson begann zu lesen und hielt ein Wollknäuel in der Hand. Nach Abschluss

des Absatzes wählte sie ein Kind aus, dem sie an das Wollknäuel zuwarf, aber den

Faden in der Hand festhielt.

Das ausgewählte Kind hatte nun die Aufgabe, den nächsten Absatz zu lesen.

Gleichzeitig wurde der Sitzplatz dieses Kindes zum Repräsentationsplatz für die

Station in der Textilproduktion. Alle Gegenstände, die im vorigen Absatz erwähnt

wurden, wurden in Form eines Bildes oder in Form von Realien auf seinem Sitzplatz

als Produktionsstation deponiert. Diese Prozedur zog sich wie ein roter Faden durch

das Lesen der Geschichte. Es entstand ein großes, dichtes Netz im Klassenzimmer.

Bewusst wurden keine Länder genannt, die an der Baumwollproduktion und

Baumwollverarbeitung beteiligt sind. Zum einen sind sehr viele Länder daran

beteiligt, wodurch die Wege unterschiedlich sind. Auf der anderen Seite ist anzu-

merken, dass die SchülerInnen dieser Klasse noch keine Erfahrung mit Weltkarten

oder Globen gesammelt hatten.

Die nächste Aufgabe war, die einzelnen Stationen nochmals in mündlicher Form zu

wiederholen. Hilfestellungen waren durch die Realien oder Bilder der

Produktionsstationen gegeben. Auf diesem Wege wurde das Netz wieder abgebaut.

Page 3: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Ziele: Die SchülerInnen gewinnen Einsichten in die Textilproduktion. Sie kennen die

sämtlichen Ortswechsel der Baumwolle. Sie wissen, dass die Herstellung eines T-

Shirts sehr aufwändig ist und ein T-Shirt langsam in verschiedenen Ländern entsteht.

Außerdem wissen die SchülerInnen über den Einsatz chemischer Substanzen

Bescheid (kennen dadurch aber nicht die Auswirkungen dieser auf ökologische

Systeme).

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Interdisziplinäres Arbeiten: Die SchülerInnen erkennen den Weg der Baumwolle als

komplexes Wirkungsgefüge. Sie sollen mit der Erkenntnisgewinnung über die

Hintergründe von T-Shirts bewegt werden, mehrere Produkte zu hinterfragen.

Lernen an Stationen über die Baumwolle

Im Stationenbetrieb eigneten sich die SchülerInnen selbständig grundlegendes

Wissen über die Beschaffenheit der Baumwolle, sowie über den Weg der Baumwolle

zum Gewebe an. Erkenntnisse und Arbeitsblätter sammelten die SchülerInnen in

einem Portfolio (siehe Anhang 9.3).

Die Organisationsform innerhalb des Stationenbetriebes war den SchülerInnen zur

freien Entscheidung gestellt. Sie sollten selbst entscheiden, in welcher Reihenfolge

sie an einzelnen Stationen arbeiteten. Manche Stationen waren für eine Partnerarbeit

gedacht, weshalb sich auf den Stationskärtchen zwei Smilies befinden. Ist kein Smilie

auf dem Kärtchen, bedeutet dies Einzelarbeit. Jede Station wurde vor Beginn des

Betriebs genau erklärt. Dennoch lagen bei jeder Stations-Kärtchen mit einer genauen

Erklärung (siehe Anhang 9.4) vor. Diese wurden in Anlehnung von BECKER und

MÜLLER-JENTSCH Ideen eines Stationenbetriebs erstellt.

Um die Übersicht zu bewahren, werden die angestrebten Ziele und Teilkompetenzen

zu den einzelnen Stationen hinzugefügt. Jedoch ist anzumerken, dass nicht an jeder

Station Teilkompetenzen gefördert werden.

1. Arbeitsblatt „So entsteht ein T-Shirt“

o Das Arbeitsblatt zeigt 12 Bilder und je einen Satz zum Bild, die den

Weg dokumentieren.

Page 4: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

o Die Aufgabe der SchülerInnen war, die Bilder auszuschneiden und

in der richtigen Reihenfolge auf ein neues Blatt Papier aufzukleben.

Ziel: Die SchülerInnen vertiefen den Weg der Baumwolle zum T-Shirt.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen: (Vgl. Kapitel 7.4.1.2)

2. Arbeitsblatt „Welche Arbeit ist gut für Kinder?“

o Dieses Arbeitsblatt regte die Kinder an, über verschiedene Arbeiten

nachzudenken, die Kinder machen sollten oder nicht.

o Eine Arbeitssituation wird vorgestellt, die mithilfe einer Skala von ‚gut‘

zu ‚schlecht‘ reichte bewertet werden sollte.

o Außerdem sollten die SchülerInnen ihre Bewertung begründen.

Ziel: Sie denken gründlich darüber nach, welche Arbeit ausschließlich von

Erwachsenen getan werden darf. Sie begründen ihre Entscheidung.

Entwicklung folgender Teilkompetenz:

Sinn Gerechtigkeit und Solidarität: Die SchülerInnen können die

Arbeitssituationen aufgrund von ihren Kenntnissen über die Kinderrechte gut

einschätzen, analysieren und bewerten. Sie wissen, welche Grundbedürfnisse

Menschen zustehen.

Interdisziplinäres Arbeiten: Sie können dieses Wissen über die

Grundbedürfnisse mit den Aufgaben des Arbeitsblattes vernetzen.

3. Eigenschaften der Baumwolle

o Bei dieser Station soll die Baumwolle genau untersucht werden.

o Es sollten vier Experimente durchgeführt werden. Dabei wurde ein

Faden eines Baumwollgewebes mit dem Mikroskop betrachtet sowie

auch angezündet. Eine Stoffprobe sollte zerrissen und in eine Schale

mit Wasser gelegt werden.

o Ein Arbeitsblatt leitete die SchülerInnen durch die Aufgabenstellungen

und diente als Anleitung für gezielte Beobachtungen.

Page 5: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Ziele: Durch die Experimente gewinnen die SchülerInnen Einsichten in die

Eigenschaften der Baumwolle. Die Kinder werden durch den Einsatz spannender

Experimente motiviert, sich Dinge genauer anzusehen.

4. Von der Baumwollfaser zum Faden

o Um die Komplexität der Herstellung eines T-Shirts aus Baumwolle

nachvollziehen zu können, bekamen die SchülerInnen die Aufgabe,

einen Faden aus reiner Baumwolle per Hand zu spinnen.

Die Ziele sowie die Zuordnung von Teilkompetenzen erfolgt gemeinsam mit der

fünften Station, da es sich insgesamt um die Entstehung eines Gewebes handelt.

5. Ein Gewebe entsteht

o Auch bei dieser Station wurde das Verständnis für das Erfassen der

Komplexität der Herstellung stimuliert. Jede/r SchülerIn hatte die

Aufgabe, für eine Minute zu weben. Dafür wurde eine Sanduhr

verwendet. Am Schluss ist ein kleines, gemeinsames Flechtgewebe

entstanden.

o Um nicht einseitiges Wissen zu vermitteln, wurden die SchülerInnen

auch dazu angeregt, sich eine Stoffprobe aus Maschenware

(maschinelle Erzeugung) anzusehen.

Ziele (Stationen 4 und 5): Die Kinder lernen via selbständigem Tun, wie ein Faden

per Hand gesponnen wird und wie daraus ein Gewebe entstehen kann. Die

Komplexität der Textilproduktion soll erfasst werden.

6. Eintrag in die ‚Weltkleider-Liste‘

o Die SchülerInnen sollten paarweise ihre Etiketten im T-Shirt

untersuchen. Ziel war es, herauszufinden, woher ihre T-Shirts kommen.

Danach schrieben sie das angegebene Land in die Weltkleider-Liste.

Ziele: Sie erfahren durch selbständiges Tun, dass Kleidungsstücke eine weite Reise

begehen müssen, um in österreichischen Geschäften erworben werden können.

(Dabei lernten sie neue Länder kennen, die wir am folgenden Tag im Gespräch

thematisierten.)

Page 6: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Für die besonders schnellen SchülerInnen, die die oben genannten Stationen

erledigt hatten, standen zwei zusätzliche Stationen zur Auswahl:

7. Zusatzstation 1: Interview zum T-Shirt

o Dieses Partner-Interview sollte die Wahrnehmung von Kleidung

anregen.

Ziel: Die SchülerInnen werden dazu angeregt, ihren Umgang mit Kleidung zu

reflektieren.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Lebensstil (…) reflektieren: Sie können sich selbst und ihren Umgang mit Kleidung

wahrnehmen und diesen reflektieren.

8. Zusatzstation 2: ‚Kinderrechte – Designstudio‘

o An dieser Station für die schnellen Kinder sollten Werbesprüche für die

Kinderrechte entstehen, die wir in der darauffolgenden Sequenz

benötigten.

o Dabei konnten sich die SchülerInnen die Sozialform aussuchen.

Manche Kinder kreieren gerne alleine, manche unterstützen sich

gegenseitig mit ihren Ideen.

Ziele: Die Kinder kreieren einen Werbeslogan oder ein Motiv für ein T-Shirt. Sie

setzten sich mit einer spannenden Gestaltung auseinander.

In einer Gesprächsrunde wurden die Inhalte kurz von der Lehrperson angesprochen.

Besonders wurde Kinderarbeit nochmals thematisiert und ausdrücklich auf die

Kinderrechte in diesem Zusammenhang hingewiesen. Die SchülerInnen sollten nicht

dem schlechten Gewissen nach Hause gehen, sie hätten Sachen an, die von

Kinderhand erstellt wurden. Dies könnte theoretisch möglich sein. Wichtig war die

Vernetzung mit den Kinderrechten, denn sie sind die weltweite gesetzliche

Grundlage, für den Kampf gegen ausbeuterische Kinderarbeit.

Page 7: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Abgesehen von den Kinderrechten gibt es andere Organisationen, wie „fair-trade“

oder „Cotton made in Africa“1 überwachen die Textilproduktion. Dabei wird auf

ökonomische sowie auf soziale Gerechtigkeit geachtet.2 Produkte, die unter den

Auflagen dieser Organisationen hergestellt wurden, werden mit einem Siegel

versehen. Einige dieser Siegel wurden der Klasse kurz vorgestellt. Diese wurden mit

einem Text an die Klassenpinnwand, die sich unmittelbar neben der

Klassenbibliothek befand, aufgehängt. So hatte jedes Kind eine Woche lang die

Möglichkeit, bei Interesse nachzulesen und sich die Siegel einzuprägen.

Am folgenden Tag wurden die ersten beiden Unterrichtseinheiten für Textiles Werken

genutzt, in denen Altkleider verändert wurden.

Umgestaltung abgelegter T-Shirts

Die SchülerInnen hatten die Aufgabe, ein altes, unbrauchbares, weißes T-Shirt

mitzubringen. Dieses soll in dieser Sequenz umgestaltet werden.

In der Zusatzstation 2 ‚Kinderrechte Designstudio‘ wurden von mehreren Schüler-

Innen Werbesprüche und Bilder für die Kinderrechte kreiert. Es wurden mehrere

Werbesprüche erfunden, wobei nur zwei in einer angemessenen Länge waren. Die

Angemessenheit war von Bedeutung, da nur zwei Unterrichtseinheiten für die

Umgestaltung eines T-Shirts zur Verfügung standen.

Diese sollten auf das T-Shirt mithilfe von selbsterstellten Buchstaben aus Pappkarton

und Textilstiften aufgetragen werden. Die Werbesprüche waren:

‚Kinder erobern die Welt‘

‚Kinder haben Rechte‘

Die SchülerInnen erstellten weitgehend selbständig Buchstaben-Schablonen aus

Pappkarton, die zum Auftragen der Werbesprüche auf das T-Shirt dienten. Zum

Übertragen der Buchstaben auf das T-Shirt, wurde erst auf der Rückseite des T-

Shirts die Mitte gesucht, um dann die Buchstaben zuerst mit einem Bleistift auf den

1 Kinderarbeit. Was wir tun können. In: Terre des hommes. Hilfe für Kinder in Not. URL:

www.tdh.de/content/materialien/download/download_wrapper.php?id=17 [Stand: 30. Jänner 2011]. S. 29 – 30. 2 Vgl. Ibid. S. 29 – 30.

Page 8: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Stoff zu übertragen. Als der Werbespruch mit Bleistift auf das T-Shirt aufgetragen

war, gestalteten die SchülerInnen diesen mit verschieden färbigen Textilstiften nach

Belieben.

Der Schriftzug wurde deshalb erst mit Bleistift aufgetragen, um möglichen Fehlern

vorzubeugen. Die SchülerInnen hatten noch keine Erfahrung mit dem Arbeiten mit

Schablonen auf Stoffen. Damit war sichergestellt, dass jedes Kind sein abgelegtes T-

Shirt schön gestalten konnte.

Ziele: Die Kinder lernten, wie abgetragene Kleidung mit einfachen Mittel umgestaltet

werden kann. Sie wurden in die Gestaltungstechnik des Schablonendrucks

eingeführt. Sie lernten, wie Schablonen einfach hergestellt werden. Die einfache

Anwendung der Schablonen auf einem Baumwollstoff per Textilstiften regt zu

weiteren Gestaltungsideen an.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Motiviert sein und motivieren können: Die T-Shirts wurden für die Präsentation des

Kinderrechte-Projekts von allen Kindern mit Stolz getragen. Sie motivierten ihr

Publikum, bestehend aus Eltern, Geschwistern oder anderen Verwandten und

LehrerInnen, sich mit Kinderrechten auseinanderzusetzen. Die Kinder stellten die

wichtigsten Kinderrechte vor und präsentierten ihre bildnerischen, plastischen sowie

pantomimischen Gestaltungen.

Dies betrifft nicht die Thematik der Baumwollproduktion, sondern die Kinderrechte.

Sie waren das Projektthema, die Einführung in die Textile Kette war ein Schwerpunkt

in der Thematik ‚Ausbeuterische Kinderarbeit‘.

Page 9: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Teil II: Weiterführende Sequenzen

Auswirkungen der Textilproduktion auf die Umwelt

Die Auswirkungen auf die Umwelt sind weltweit enorm. Dies hat mit dem großen

Wasserverbrauch aber auch mit dem Einsatz von chemischen Substanzen zu tun.

Ferner wird durch die langen Transportweg von der Baumwolle zur fertigen Kleidung

im Handel viel Treibstoff verbraucht.

Letzteres wird in der Volksschule nicht thematisiert, da dafür ein Verständnis für

Treibstoff generell bestehen müsste. Außerdem würden dann sehr große Zahlen

verstanden werden müssen, die den Treibstoffverbrauch beschreiben.

Aufgrund dieser Erkenntnis werden die Beispiele Aralsee und chemische

Substanzen für den Unterricht gewählt.

Der Aralsee

Am exemplarischen Beispiel des Aralsees sollen die Kinder auf den enormen

Wasserverbrauch der Baumwollproduktion aufmerksam gemacht werden. Nach

Angaben von POTH werden rund 2000 Liter Wasser verbraucht, um ein T-Shirt

herzustellen. Der Aralsee in Usbekistan ist seit dem Jahre 1960 um 60 Prozent

geschrumpft.3

Um der Thematisierung des Dramas des Aralsees wird als Einstieg eine Geschichte

über einen alten Fischer erzählt. Der alte Mann berichtet darüber, wie er früher mit

seinem Fischerboot über den Aralsee fuhr und unzählige Fische fing. Im Laufe der

Jahre wurde der See immer kleiner und er konnte dadurch immer weniger Fische

fangen.

Um den Einstieg in diese Thematik sinnlich zu gestalten, könnten die SchülerInnen

Papierschiffe basteln. Diese werden hinterher in ein Planschbecken, in dem sich

Spielzeugfische befinden, gegeben. Gut zu veranschaulichen ist hierbei das

3 Vgl. Poth, Robert: thema Fakten. URL: http://www.suedwind-

magazin.at/start.asp?ID=236998&rubrik=31&ausg=200706 [Stand: 25. Mai 2011]

Page 10: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Verschwinden des Wassers. Es könnte der Verschluss des Planschbeckens geöffnet

werden, wodurch das Wasser langsam verschwindet.

Zurück bleiben Fische und Papierschiffe, die am trockenen Boden liegen. Wird nicht

die gesamte Wassermenge ausgelassen, kann veranschaulicht werden, dass einige

Fische überleben können. Die anderen liegen im Trockenen, sowie die Papierschiffe.

In weiterer Folge bekommen die SchülerInnen einen theoretischen Input über den

Aralsee. Dazu gibt es Bilder, die das Verschwinden des Wassers in den letzten

Jahrzehnten dokumentierten.

Den SchülerInnen werden jedoch optimistische Aussichten vermittelt. Denn

angeblich kehrt Wasser in das ehemalige Binnengewässer zurück.4 Es entsteht

wieder eine Fischkultur im See. Dies könnten die Kinder zeichnerisch oder in Form

einer Geschichte darstellen.

Ziele: Die Kinder lernen über den enormen Wasserverbrauch für den Anbau von

Baumwolle.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Vorausschauendes Denken und Handeln: Die SchülerInnen können sich in die

Situation des alten Mannes am Aralsee einfühlen. Sie entwickeln Empathie mit

den Lebewesen des Aralsees.

Planen und Agieren: Die SchülerInnen lernen, dass Handlungen Folgen mit

sich bringen.

Der Einsatz von Chemie in der Produktion und Weiterverarbeitung von

Baumwolle

Die Baumwollpflanze wird aufgrund ihrer Beliebtheit unter verschiedenen

Schädlingen und des Anbaus in Monokulturen mit Agrochemikalien ‚geschützt‘. Beim

4 „Das Meer kommt zurück“. Hoffnung in Aralsk. URL: http://www.g-o.de/dossier-detail-333-4.html

[Stand: 25. Mai 2011]

Page 11: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Anbau wird die Baumwolle mit Chemikalien behandelt. Dadurch wird der Ertrag an

reiner Baumwolle erhöht.5

Das Problem der chemischen Schädlingsbekämpfung ist ihre „Rundumwirkung“.6

Das heißt, es werden neben Schädlingen auch Nützlinge abgetötet. Daraus entsteht

das Problem, dass viele Schädlinge sich an die chemischen Substanzen gewöhnt

haben und langsam resistent werden, weshalb wiederum noch mehr

Schädlingsbekämpfungsmittel gespritzt werden müssen.7 Chemikalien werden auch

in der Verarbeitung verwendet, wie beispielsweise beim Bleichen und Färben.8

In der Volksschule sollte dies nicht in diesem dramatischen Wege vermittelt werden.

Eine Idee wäre, über Pflanzen, Nutztiere und Schädlinge zu lernen. Hier entsteht die

Möglichkeit, Schädlingsbekämpfungsmittel zu thematisieren. Es gibt neben den

chemischen Bekämpfungsmittel auch naturbelassene Möglichkeiten.

Würden Textilfarmer jedoch gänzlich oder weitgehend auf Chemikalien verzichten,

hätte sie bestimmt Einbüßen bei der Ernte, wodurch ihr Lohn sinken würde. Zwei

Extreme stehen sich gegenüber. Dem nachhaltigen Sinne entspricht die natürliche

Variante.

In der Volksschule könnte die Auswirkung von Giften in der Erde angesprochen

werden. Bevor dies geschieht, werden die Sinne der Kinder stimuliert. Im Sitzkreis

werden in Form eines KIM-Spieles zwei Geschirrtücher durchgegeben. Ein Tuch ist

neu und ungewaschen, während das andere alt ist. Die SchülerInnen sollen die

Tücher blind ertasten. Nach der Tastrunde sollen beiden Tücher beschrieben

werden. Danach werden die Tücher hergezeigt. Die SchülerInnen bekommen die

Möglichkeit, daran zu riechen. Das ungewaschene neue Geschirrtuch fühlt sich

etwas hart an und riecht nicht gut. Das alte und gebrauchte Geschirrtuch hingegen

fühlt sich weicher an.

5 Vgl. BAUMWOLLE MACHT PROBLEME. URL: http://www.future-on-

wings.net/konsum/baumwolle.htm. [Stand: 25. Mai 2011] 6 Ibid.

7 Ibid.

8 Baier, Alexandra / Frese, Heike: Vom Baumwollfeld bis in den Kleiderschrank.

Page 12: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Die SchülerInnen werden angeregt, dies zu hinterfragen. Tatsächlich stammt das

neue ungewaschene Geschirrtuch, das sich nicht gut anfühlt, aus einer

Baumwollproduktion und -weiterverarbeitung, wo mit Chemikalien gearbeitet wurde.

Nach dieser Phase wird ein Rätsel veranstaltet, das mit einem Experiment in

Verbindung steht. Die SchülerInnen sollen ihren Tipp abgeben, welches Geschirrtuch

nicht saugfähig ist. Dazu wird etwas Wasser auf ein Tablett gegeben, und mit beiden

Geschirrtüchern wird versucht, es aufzuwischen.

Dabei werden Erkenntnisse aus dem ersten Teil dieses Unterrichtsbeispiels gefragt,

denn im Stationenbetrieb sollte die saugfähige Eigenschaft eines Baum-wollstoffes

erkundet werden. Diese Teilsequenz stellt damit eine Lernzielkontrolle dar.

Anschließend liest die Lehrperson eine Geschichte vor, worin die Einsätze der

Chemikalien in der Textilen Kette angesprochen werden. Die SchülerInnen haben die

Aufgabe, mitzuzählen, wie oft in der Baumwollproduktion Gifte eingesetzt werden.

Danach erzählt die Lehrperson, welche Auswirkungen diese auf die Erde haben und

spricht hauptsächlich das Grundwasser und die Gewässer an. Dabei soll der soziale

Aspekt nicht hinterfragt werden, um die SchülerInnen nicht emotional zu überfordern.

Danach sollen die SchülerInnen die Auswirkungen der chemischen Substanzen

bildnerisch darstellen. In der Gegenüberstellung eines schönen Bildes wird über

ökologisch angebaute Baumwolle gelernt, durch dessen Anbau Ökosysteme

weitgehend geschont werden.9 Gegenübergestellt sollte jedoch ein Bild werden, auf

dem keine Zerstörung zu sehen ist. Dieses sollten ebenfalls die SchülerInnen

eigenständig gestalten.

Zur Wiederholung der vielfältigen Inhalte sind pantomimische Darstellungen

geeignet. Dabei kann sich jedes Kind etwas ausdenken und die entwickelten

Bewegungen vorführen und sich einen Satz zur anschließenden Erklärung

überlegen. Bevor der/die DarstellerIn seine Darstellung erklärt, soll das Publikum die

Chance haben, die Handlung zu erraten. Mögliche Darstellungen wären:

9 Vgl. Ibid.

Page 13: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Ein Flugzeug spritzt gerade Pestizide auf ein Baumwollfeld.

Der Baumwollstoff wird gerade gefärbt.

Die Baumwolle wird mit der Maschine gepflückt. Davor sprüht sie ein

Entlaubungsmittel auf die Pflanze.

Ziele: Die SchülerInnen sollen erkennen, dass die Natur nicht bekämpft werden

muss. Sie sollen die Natur als ein ökologisches System verstehen, das ohne

Chemikalien bestehen und gesund sein kann.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Weltoffen wahrnehmen: Die SchülerInnen lernen die Natur wertzuschätzen.

Interdisziplinäres Arbeiten: Die Kinder können Zusammenhänge erkennen.

Planen und Agieren: Die Lerninhalte implizieren das Ursache-Wirkung-Prinzip.

Die SchülerInnen lernen über die Auswirkungen von chemischen Substanzen

aber auch über die der Öko-Baumwolle.

Philosophieren mit Kindern über Kleidung

Im ersten Teil war im Bereich der Zusatzstationen das Interview über ein T-Shirt nicht

sehr gefragt, aber auch nicht in den Pflichtstationen inbegriffen. Kleidung hat sehr

viele Aspekte, wie aus der Abbildung 1 des mehrperspektivischen Unterrichts (vgl.

Kapitel 6.5) hervor-geht.

Um einen wertschätzenden Umgang mit Kleidung anzubahnen, aber auch die

Persönlichkeit zu entwickeln, wird das Philosophieren mit Kindern vorgeschlagen.

Die Persönlichkeit spielt beim Konsumieren eine bedeutende Rolle. Außerdem soll

über Mode gesprochen werden. Es könnten die Modetrends in Zeitschriften aus

einem ganzen Jahr betrachtet werden, wodurch Veränderungen ersichtlich werden.

Die folgende Fragensammlung könnte beim Philosophieren zur Hilfe genommen

werden:

Mode

Was ist Mode?

Page 14: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Wieso verkaufen so viele Geschäfte ihre Kleidung nach Mode?

Wie oft verändert sich die Mode?

Wieso ziehen sich so viele Menschen modisch an?

Was war letztes Jahr ‚in‘ und ‚trendy‘ und was ist es heute?

Würdest du die Mode von vor zwei Jahren anziehen?

Persönliche Bedeutung

Lieblingsgewand

Erinnerungen durch ein besonderes Kleidungsstück?

Was ist schöne Kleidung?

Kann man an Kleidung erkennen, welcher Gruppe er angehört? Denke zum

Beispiel an Musik: Hip Hop, Popmusik, Klassische Musik,…

Das Ich

Welche Kleidung gefällt mir am besten?

Was ist für mich schöne Kleidung?

Warum brauche ich schöne Kleidung?

Wie fühle ich mich, wenn ich nicht dieselben Sachen trage, wie die Anderen in

der Schule?

Fühle ich mich wohl, wenn ich andere Sachen anhabe wie die Anderen?

Kann ich immer anziehen, was mir persönlich gefällt?

Konsum

Wieso kauft man Kleidung?

Sollte man immer neue Kleidung kaufen, wenn es neue Mode gibt?

Hast du Lieblingsmarken?

Von welcher Marke kaufst du besonders gerne?

Warum sind Marken eigentlich wichtig?

Page 15: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Werbung

Wo gibt es überall Werbung?

Kaufst du dir ein Kleidungsstück, wenn es dir in der Werbung gefällt?

Entdeckst du durch Werbung Marken, die du noch nicht gekannt hast?

Erweckt es das Bedürfnis, diese Marke dann zu kaufen?

Was wäre, wenn es keine Werbung gäbe?

Verwendung

Für welche Anlässe wird welche Kleidung gewählt?

Welche Kleidung trägt man in welcher Jahreszeit?

Trägt man bei einem schicken Restaurantbesuch dieselben Sachen wie am

Spielplatz?

Ziele: Die SchülerInnen erkennen die Wiederspiegelung der eigenen Persönlichkeit

durch Kleidung. Sie wissen, dass sich jede Gruppierung etwas anders anzieht. Die

Kinder fühlen sich in ihrer Identität gestärkt und wissen, dass sie anziehen können,

was ihnen gefällt. Sie sollen den Wert von weitergegebener Kleidung erkennen.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Lebensstil und Leitbilder reflektieren: Die SchülerInnen denken über ihre persönliche

Bedeutung von Kleidung nach. Sie nehmen ihren Umgang mit Kleidung und ihre

Verhaltensweisen wahr.

Den Weg weitergegebener Kleidung verfolgen

Viele Kinder ziehen Gewand von Verwandten, FreundInnen oder möglicherweise von

Second-Hand-Läden oder Kinderflohmärkten an. Die Frage ist, ob Kinder wissen,

wer ihre Kleidung vor ihnen getragen hat. Vermutlich weiß es nicht jedes Kind.

Jedoch die Eltern aber wissen darüber Bescheid. Deshalb könnten die Kinder als

Hausübung den Weg eines Kleidungsstückes erforschen.

Gemeinsam mit den Eltern oder ErzieherInnen ist dies möglich, sofern wirklich schon

etwas Weitergegebenes getragen wurde. Diese Sequenz geht davon aus. Ist die

Page 16: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Hausübung erledigt, bietet sie einen interessanten Gesprächsanlass. Durch diese

Übung würde das Selbstbewusstsein gestärkt werden. Denn dann wissen die Kinder,

dass viele andere Kinder auch Kleider tragen, die nicht neu sind.

Ziel: Die SchülerInnen fühlen sich in ihrem Selbstbewusstsein gestärkt. Sie erkennen

den Wert von abgelegter Kleidung.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Lebensstil und Leitbilder reflektieren: Die SchülerInnen lernen andere

Lebensstile aus dem Umfeld kennen und können diese mit ihrem vergleichen.

Gerecht und solidarisch sein: Die SchülerInnen gewinnen Erfahrungen mit

Gemeinschaftsgefühlen.

Altkleider in neuem Licht – Modeschau einmal verrückt

Anstatt Kleidung wegzugeben, weil sie defekt oder zu klein ist, könnte sie

aufgewertet werden. Oftmals sind es Lieblingskleidungsstücke, die plötzlich nicht

mehr passend sind. Diese müssen nicht notwendigerweise weggegeben werden.

Altkleidung kann zu neuen Kleidungsstücken umgestaltet werden, wodurch sie einen

neuen Sinn und Zweck bekommt.

Die Aufgabenstellung umfasst das Erproben von Kombinationen verschiedenster

Kleidungsstücken sowie Kleidungsstilen. Das Angebot können die Lehrperson sowie

auch die Eltern oder ErzieherInnen und SchülerInnen zusammenstellen. Dabei soll

kein einziges Kleidungsstück dazugekauft werden, handelt es sich doch um

Altkleidung.

Ziel ist es, in Partnerarbeit neue Kleidungsstücke entstehen zu lassen. Die Kinder

sollen dabei die Möglichkeit haben, uneingeschränkt mit den Kleidungsstücken

hantieren zu können und sollen in ihrer Kreativität nicht eingeschränkt werden.

Altkleidung darf demnach komplett neu gestaltet werden, wozu sie zerschnitten und

neu zusammengenäht werden darf. Der einfache Heftstich ist demnach für diese

Sequenz voraussetzende Fähigkeit der SchülerInnen.

Damit die SchülerInnen verschiedenste Stile ausprobieren können, werden große

Spiegel benötigt. Sie sollen neben dem Verändern von Kleidung auch die Wirkung

Page 17: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

der Farben und Stile, sowie auch die Größen der Kleidungsstücke am eigenen

Körper sehen können.

Nach der Phase der Erfindung wird eine Modenschau inszeniert. SchülerInnen die

den oben genannten Auftrag sehr schnell erledigt haben, könnten den Laufsteg

gestalten. Der genaue Weg muss definiert und markiert sein, um bei der

Modenschau den Bewegungsrahmen zu kennen und das Publikum beeindrucken zu

können. Zur verrückten Modenschau könnte anderen Klassen oder auch den Eltern

oder ErzieherInnen eingeladen werden. Die Vorführung vor Gästen könnte jedoch

auch zu einer Abschlusspräsentation geschehen, die für diese Unterrichtsreihe

vorgesehen ist.

Ziele: Die SchülerInnen geben abgelegter Kleidung einen neuen Sinn und

experimentieren mit den textilen Materialien. Sie lernen verschiedenste

Gestaltungsmöglichkeiten kennen.

Öffentlichkeitsaktion im Kinderradio Radiofabrik

Die Radiofabrik Salzburg bietet unter anderem für Volksschulklassen Workshops an,

in denen Kinder die Möglichkeit haben, Sendungen zu gestalten.10 Dies bietet eine

optimale Chance für die SchülerInnen, ihr erworbenes Wissen in die Öffentlichkeit zu

tragen. Das Team der Radiofabrik führt die Kinder in das Wesen des Radios ein und

bereitet eine Radiosendung gemeinsam mit den SchülerInnen vor.

Eine Exkursion zum Kinderradio Radiofabrik ist attraktiv für die SchülerInnen,

wodurch sie motiviert werden. Sie werden in der Medienkompetenz geschult und

lernen, wie Gelerntes in anderen Kontexten weitergegeben werden kann. Eine

Radiosendung muss interessant gestaltet sein, um eine hohe ZuhörerInnenrate zu

erreichen.

Trotzdem bedarf es an Vorbereitung der SchülerInnen. Vor dem Besuch der

Radiofabrik wird das gesamte erworbene Wissen wiederholt und von der Lehrperson

10 Vgl. Radiofabrik Kinderradio. Mitmachen. URL: http://blog.radiofabrik.at/kinderradio/about-us-2/

[Stand: 30. Mai 2011].

Page 18: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

in Form einer Mindmap notiert. Dabei wird für der Lehrperson überprüfbar, inwieweit

die einzelnen Informationen in Beziehung zu einander gesetzt werden.

Es werden Gruppen gebildet, die auf einen Sachverhalt des Themas spezialisieren.

Die Gruppen bereiten einen Informationstext oder eine informative Geschichte vor.

Als Arbeitsgrundlage dient die Mindmap, Informationsmaterial sowie Texte, die

während dem Projekt entstanden sind.

Die Sendung würde sich nach den einzelnen Produktionsschritten der Textilen Kette

aufbauen. Zum Abschluss der Sendung könnten die SchülerInnen ihre ZuhörerInnen

zum Nachdenken anregen, indem sie Werbesprüche für Öko-Baumwolle erfinden.

Ziele: Die SchülerInnen gewinnen Einblicke in die Hintergründe eines der wichtigsten

Medien. Sie erarbeiten einen interessanten Informationstext über einen spezifischen

Sachverhalt des Themas und gestalten eine Radiosendung nach ihren

Vorstellungen.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Motiviert sein und motivieren können: Die SchülerInnen tragen ihr Wissen in

die Öffentlichkeit und motivieren einzelne Menschen dazu, ihren Lebens-stil zu

reflektieren und zu hinterfragen.

Interdisziplinäres Arbeiten: Sie können Zusammenhänge aufzeigen und

erklären.

Kleiderbügeltheater

Als Abschluss des Projektes wird ein Kleiderbügeltheater entwickelt und vorgeführt.

Der Name ‚Kleiderbügeltheater‘ impliziert die Darstellung der Akteure mit

Kleiderbügeln. Das heißt, die Kinder sind nicht aktive, sondern passive

DarstellerInnen. Sie spielen die Rolle eines T-Shirts, das auf einem Kleiderbügel

hängt und von den Kindern bewegt wird. Der Text der T-Shirts wird von den Kindern

während des Spiels mit den Kleiderbügeln gesprochen.

Diese Idee entstand aus dem Hintergrund, dass manche Kinder nicht gerne selber

auf der Bühne im Mittelpunkt stehen wollen. Das Agieren mit einem Ding, das für sie

die darstellende Rolle ‚übernimmt‘, erleichtert die Aufführung.

Page 19: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Gemeinsam wird das Stück entwickelt. Als Grundlage dazu dient wieder die

Mindmap aus der vorhergehenden Sequenz. Die Gestaltung und die Handlung soll

den Kindern freigestellt sein. Jedoch gibt es zwei Hauptakteure:

das junge T-Shirt das alte T-Shirt

Steht für eine nachhaltige

Entwicklung

Entstammt aus ökologischem

Anbau

Wurde ökologisch weiterverarbeitet

Farbe: weiß

Steht für die Zeit, in der nicht

nachhaltig produziert wurde

Farbe: grau

Vor der Erarbeitung der Texte der Hauptakteure müssen Rahmenbedingungen des

Stücks abgeklärt werden. Dies bereits ist die Aufgabe der SchülerInnen. Sie sollten

sich eigenständig Gedanken darüber machen, wie das Bühnenbild gestaltet wird und

wie die Geschichte verläuft. Eventuell sind die SchülerInnen der Meinung, es sollen

noch andere DarstellerInnen im Spiel vorkommen. Die Lehrperson sollte sich hierbei

weitgehend aus der Entwicklung halten und sich in der behutsamen Rolle des

Helfers befinden.

Für diese gemeinschaftlichen Entscheidungen sollte ein besonderer Rahmen

organisiert werden. Dafür würde sich ein Ranking eignen. Die Lehrperson gibt

Begriffe vor, wozu der Reihe nach Überlegungen angestellt werden sollen. Über alle

Begriffe gleichzeitig nachdenken zu müssen, könnte die Kreativität hemmen.

Ort – Wo treffen sich die T-Shirts?

Bühne – Wie wird die Bühne gestaltet?

Personen und Tiere – Weitere DarstellerInnen im Spiel?

Hier schreibt jedes Kind seine Ideen je auf ein Kärtchen. Sind alle Ideen aufge-

schrieben, werden aus Gründen der Übersichtlichkeit auf den Boden gelegt. Jedes

Kind erhält drei Sticker, die es auf jedes Kärtchen kleben soll, das unbedingt im

Theaterstück berücksichtigt werden soll. Anschließend werden die Kärtchen der

einzelnen Begriffe ins Ranking aufgenommen. Darin spiegelt sich die allgemeine

Meinung wider. Sollten die Kinder trotzdem mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein,

Page 20: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

sollte versucht werden, eine Lösung zu finden, die für alle Beteiligten passend ist.

Die Kinder sollen gemeinsam an einer Lösung arbeiten, bis jedes Kind tatsächlich

zufrieden ist.

Zur Erarbeitung des Textes der beiden Hauptakteure werden ein weißes und ein

graues T-Shirt an die Tafel oder auf ein Plakat gemalt. Die Kinder werden angeregt,

was das junge und das alte T-Shirt erzählen könnten.

Mögliche Vorschläge der Kinder für den Text des jungen, weißen T-Shirts:

Auf mir sind viele Käfer gekrabbelt.

Man hat mich mit den Händen geerntet.

Ich fühle mich weich an.

Ich rieche gut.

Mögliche Vorschläge der Kinder für den Text des alten, grauen T-Shirts:

Über mich sind viele Flugzeuge geflogen.

Ich habe Gift zu Trinken bekommen.

Ich habe noch nie einen Käfer gesehen.

Wie das Stück tatsächlich verläuft, wird in jeder Klasse unterschiedlich sein, sofern

der angegebene Verlauf gewählt wird. Grundsätzlich kann mit diesem Stück auch der

Erfolg des Weitertragens von Informationen gelingen, wenn die beiden T-Shirts von

ihrer Geschichte erzählen.

Ziele: Die SchülerInnen entwickeln gemeinschaftlich ein Theaterstück. Sie wenden

das gesamte erworbene Wissen aus dem Projekt an und setzen es in einen neuen

Kontext.

Entwicklung folgender Teilkompetenzen:

Gerecht und solidarisch sein: Die Kinder nehmen ihre Vorstellungen und

Wünsche gegenseitig wahr, respektieren und berücksichtigen diese.

Page 21: Unterrichtsreihe zur Textilen Kette - Südwind

Motiviert sein und motivieren können: Die SchülerInnen erklären ein

komplexes Thema und motivieren ihr Publikum, ihren Lebensstil zu

reflektieren.

Überlegungen zur Abschlusspräsentation

Bei einer abschließenden Projektpräsentation sollen ausgewählte Inhalte des

Projektes den Eltern oder ErzieherInnen, Verwandten oder auch den Lehrkräften und

Klassen der Schule präsentiert werden. Während der Aufführung, könnten alle

Kinder Kleidung tragen, die sie von FreundInnen, Verwandten etc. bekommen

haben.

Erfahrungsgemäß bewährt es sich bei Elternpräsentationen, sie in ein kleines Spiel

zu verwickeln. Das gestaltet die Präsentation spannender für das Publikum. Aus

diesem Grunde könnten die Kinder ihr pantomimisches Spiel aus Punkt 7.2.1.4

vorstellen. Die Eltern erhalten daher vor Beginn der Präsentation ein kleines

Kärtchen, auf dem ein Begriff steht und werden damit in die Präsentation involviert.

Sie. Dazu eignen sich Begriffe wie Entlaubungsmittel, Maschinenernte, Handernte,

Färben etc. Die Begriffe müssen nicht notwendigerweise einfach sein, sondern

können durchaus komplexe Prozesse abbilden. Die SchülerInnen denken sich selbst

Begriffe für dieses Elternrätsel aus, und üben eine pantomimische Darstellung.

Für manche Begriffe werden mehrere Kinder benötigt, wie beispielsweise

Maschinenernte, denn diese Erntemaschinen sind sehr groß und machen zwei

Schritte während der Ernte. Der erste Schritt ist das Auftragen eines

Entlaubungsmittels auf die Pflanzen und der zweite Schritt ist das Einsammeln der

Baumwolle.

Die Abschlusspräsentation könnte also aus drei Teilen bestehen:

1. Kleiderbügeltheater

2. Modeschau einmal verrückt

3. Pantomimisches Darstellen von Begriffen als Rätsel