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Unterscheidung organ. K6rper durch opt. Eigenschaf ten. 167 linterscheidung organischer Kiirper durch ihre oyti- schen Eigenschaften *). Die Bunsen’sche Spectralanalyse ist nur bei solchen Kiirpern anwendbar, welche sich in der Hitze vediichti- gen lassen und in der Flamme als Dampf oder Gas erscheinen. Organische Korper, welche in der Hitze eine Zersetzung erleiden, sind davon ausgeschlossen. S to k e s hat nun gewisse Erscheiaungen der Absorption und Fluorescenz, die solche nicht zu verfluchtigende Kor- per darbieten, beniitzt, um dieselben auf optischem Wege zu erkennen. Das Verfahren ist in Kurzem folgendes: Man nimmt ein mit engem Spalt versehenes Blech und lasst mittelst elektrischen Lichts und unter Anwendung eines gewohnlichen Glasprismas durch den Spalt ein Spec- trum auf eine gegeniiberstehende Wand fallen, dann schal- tet man zwischen dem Spalt und dem Spectrum ein die zu prufende Substanz in Losung enthaltendes Glasgefass und beobachtet die dadurch entstehenden Veranderun- gen des Spectrums. Kupfersalze z. B. bewirken eine Verdunkelung des rothen Endes, so dass es schwarz erscheint, wahrend das violette Ende farblos wird wie Wasser. Chromsaures Kali bewirkt das Gegentheil: eine Verdunkelung am violetten und ein Verblassen der Farbe am rothen Ende. Uebermangansaures Kali in hinreichend verdunnter Losnng zeigt im Spectrum 5 dunkle Bander. Rothes Glas, mit Kupferoxydul und mit Gold gefarbt, zeigt im Spectrum nahe dem Gelb oder Griin einen dunklen Absorptionsstreifen, der jedoch beim Goldglase dem blauen Ende des Spectrums merklich naher liegt. Gehen wir zu organischen Sub- stanzen fiber. Portwein und mit Wasser verdunntes Blut sind sich in der Farbe sum Verwechseln gleich, bringt man aber beide vor dasSpectrum, so bewirkt der Portwein bloss eine allgemeine Absorption der brechba- reren Spectralfarben, bei dem Blute hingegen zei- gen sich im Grun und Gelb zwei stark markirte dunkle Absoptionsstreifen, die so constant sind, dass sie auch bei Mischungen des Bluts mit anderen Kiir- pern sichtbar bleiben. So 1;. H. wenn man dem Blute ein Kupfersalz zusetzt, das, um Pracipitation zu verhin- dern, zuvor mit weinsaurem Kali und dann mit kohlen- saurem Natron gemischt ist. In diesem Falle bemerkt man nicht nur die dunklen Absorptionsbander des Bluts, *) Vergl. S. 155.

Unterscheidung organischer Körper durch ihre optischen Eigenschaften

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Page 1: Unterscheidung organischer Körper durch ihre optischen Eigenschaften

Unterscheidung organ. K6rper durch opt. Eigenschaf ten. 167

linterscheidung organischer Kiirper durch ihre oyti- schen Eigenschaften *).

Die Bunsen’sche Spectralanalyse ist nur bei solchen Kiirpern anwendbar, welche sich in der Hitze vediichti- gen lassen und in der Flamme als Dampf oder Gas erscheinen. Organische Korper, welche in der Hitze eine Zersetzung erleiden, sind davon ausgeschlossen. S t o k e s hat nun gewisse Erscheiaungen der Absorption und Fluorescenz, die solche nicht zu verfluchtigende Kor- per darbieten, beniitzt, um dieselben auf optischem Wege zu erkennen. Das Verfahren ist in Kurzem folgendes: Man nimmt ein mit engem Spalt versehenes Blech und lasst mittelst elektrischen Lichts und unter Anwendung eines gewohnlichen Glasprismas durch den Spalt ein Spec- trum auf eine gegeniiberstehende Wand fallen, dann schal- tet man zwischen dem Spalt und dem Spectrum ein die zu prufende Substanz in Losung enthaltendes Glasgefass und beobachtet die dadurch entstehenden Veranderun- gen des Spectrums. K u p f e r s a l z e z. B. bewirken eine Verdunkelung des rothen Endes, so dass es schwarz erscheint, wahrend das violette Ende farblos wird wie Wasser. C h r o m s a u r e s K a l i bewirkt das Gegentheil: eine Verdunkelung am violetten und ein Verblassen der Farbe am rothen Ende. U e b e r m a n g a n s a u r e s K a l i in hinreichend verdunnter Losnng zeigt im Spectrum 5 dunkle Bander. R o t h e s G l a s , mit K u p f e r o x y d u l und mit Gold gefarbt, zeigt im Spectrum nahe dem Gelb oder Griin einen dunklen Absorptionsstreifen, der jedoch beim Goldglase dem blauen Ende des Spectrums merklich naher liegt. Gehen wir zu organischen Sub- stanzen fiber. P o r t w e i n und mit Wasser v e r d u n n t e s B l u t sind sich in der Farbe sum Verwechseln gleich, bringt man aber beide vor dasSpectrum, so bewirkt der Portwein bloss eine allgemeine Absorption der brechba- reren Spectralfarben, b e i d e m B l u t e h i n g e g e n ze i - g e n s i ch i m G r u n u n d G e l b zwe i s t a r k m a r k i r t e d u n k l e A b s o p t i o n s s t r e i f e n , die so constant sind, dass sie auch bei Mischungen des Bluts mit anderen Kiir- pern sichtbar bleiben. So 1;. H . wenn man dem Blute ein Kupfersalz zusetzt, das, um Pracipitation zu verhin- dern, zuvor mit weinsaurem Kali und dann mit kohlen- saurem Natron gemischt ist. In diesem Falle bemerkt man nicht nur die dunklen Absorptionsbander des Bluts,

*) Vergl. S. 155.

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sondern auch die oben erwahnte eigenthiimliche Reaction des Kupfers auf das Spectrum. Durch Mischung von Blut mit Essigsaure wird die Farbe desselben mehr braun, es scheint aber zugleich eine Zersetznng statt zu finden, denn eine solche Mischung zeigt zwar auf dem Spectrum auch noch dunkle Streifen, aber diese sind zahlreicher, weniger markirt und anders gelegen. Ferner: im Krapp sind zwei Farbstoffe enthalten, P u r p u r i n und P u r p u - r e'in, beide zeigen auf dem Spectrum drei deutliche Absorptionsstreifen, bei dem letzteren liegen diese jedoch mehr nach dem rothen Ende zu.

In ahnlicher Weise charalrterisiren sich noch manche andere SubstanZen. Man kann ubrigens derartige Ab- sorptionsbeobachtungen auf eine bequemere Weise anstel- len; statt namlich das Licht durch den zu priifenden IGjrper fallen zu lassen, braucht man nur mit demselbm ein Blatt Papier zu bestreichen und darauf das Spectrum zu erzeugen. Beim Blut z. B. zeigen sich auf diese Weise die charakteristischen dunklen Rander sofort.

Die sogenannte F 1 uo r e s c e n z besteht darin, dass gewisse Substanzen, den Strahlen von einer bestimmten Brechbarkeit exponirt, wahrend der Zeit der Aussetzung ein Licht von g e r i n g e r e r B r e c h b a r k e i t ausgeben. Wenn eine reine, d. h. unvermischte fluorescirende Sub- stanz im Spectrum untersucht wird, so findet sich, dass beim Fortschreiten vom aussersten Roth bis zum Violett und daruber hinaus, die Fluorescenz bei einem bestimm- ten Puncte des Spectrums beginnt. Bemerkt man nun bei Untersuchung einer gegebenen Flussigkeit, ' dass die Fluorescenz nochmals bei einer anderen Farbe von Neuem beginnt, so darf man ziemlich sicher sein, dass man es rnit einer Mischung von zwei fluorescirenden Substanzen zu thun hat.

Die Erfahrung zeigt, dass die Fluorescenz in irgend einem besonderen Theile des Spectrums von Absorption begleitet ist. Umgekehrt findet sich auch, dass die Ab- sorption im Falle fluorescirender Substanzen von Fluores- cenz begleitet ist. Daraus wiirde folgen, dass die Farbe des fluorescirenden Lichts einer Losung, selbst wenn das einfallende Licht weiss oder durch Absorption ausgeson- dert ist, ein charakteristisches Merkmal sein miisse. Dies erlautert sich durch folgenden Versuch. Man lasse elektrisches Licht nach der Transmission durch ein dun- kelblaues a las auf ammoniakalische Losungen von Aes- culin und Fraxinin fallen, ein Paar Substanzen, die in

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Neue Classe organischer Sticksto$uerbindzingen. 169

der Rosskastanie zusanimen vorkommen, das Fraxinin sber auch in der Eschenrinde. Beide Losungen zeigen eine lebhafte $'luorescenz, aber von verschiedener Farbe, die des Aesculins ist blau, des Fraxinins dagegen blau- griin. Pruft man nun einen gereinigten Auszug von Eschenrinde, so zeigt sich eine Fluorescenz von interme- diiirer Farbe, was beweist, dass man es hier nicht bloss mit Fraxinin zu thun hat. (€'harm. Journ. and Transact. 1% Ser. Vol. VI. No. 9. M a m h 1. 1865. p. 481 f.) Wp.

Reduction der Nitrokorper durch Zinn iind Salzsiiu re.

Bringt man nach F. B e i l s t e i n Ni t rosa l i cy l sBure mit granulirtem Zinn und etwas concentrirtcr Salzsaure zusammen, SO findet nach einiger Zeit lebhafte Einwir- kung &att, wobei die Nitrosalicylsiiure verschwindet; entfernt man nun aus der vom Zinn abgegossenen Losung das aufgeliiste Zinn durch Schwefelwasserstoff, so erhalt man aus der abgedampften Losung Krystalle von s a l z - s a u r e r Amidosa l i cy l sau re . In ganz ahnlicher Weise wird D i n i t r o t o l u o l durch Zinn und Salzsaure reducirt; aus der vom Zinn befreiten Losung krystallisirt s a 1 z - s a u r e s T o l u y l e n d i a m i n . Auch die P i k r i n s a u r e kann auf diese Weise reducirt werden; man erhalt dabei s a l z s a u r e s P i k ra m in.

Aus allen auP ahnliche Weise gemachten Zersetzun- gen von Nitrokorpern liess sich der Schluss ableiten, dass die Einwirkung stets in der Art erfolgt, dass die ganae NO4 durch die aquivalonte Meiigd H2N ersetzt wird. (Ann. der Chem. uad Pharm. C X X X . 242 - 245.)

G.

Eine neue Classe orgruischer Stickstoffverbindungen hat A. S t r e ck e r bei Behandlung von NitrokZirperii

mit Natrium entdeckt. A z o b e n z o e s a u r e . Persetzt man eine concentrirte

wasserige Losung von nitrobenzoesaurem Natron mit Na- triumamalgam, so erwarmt sich die Flussigkeit stark un- ter voriibergehend dunkelgelber Farbe, nimmt nach be- endigter Reaction eine orangegelbe Farbung an und giebt dann rnit verdunnter Schwefelsaure oder Essigsiiure einen hellgelben Niederschlag, welcher die neue stick- stoffhaltige organische Saure, Azobenzoesaure genannt,