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unterstützt von Atemschutznotfallrettung Notwendigkeit der Notfallrettung Arbeitsmaterial

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AtemschutznotfallrettungNotwendigkeit der Notfallrettung

Arbeitsmaterial

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 2

Weiter führende Literatur, Quellen - FwDV 7, Feuerwehr-Dienstvorschrift 7 Atemschutz - W. Gabler, D. Hesse, U. Cimolino u.a. "Atemschutzlexikon“ Dräger-Verlag 2002 - W. Gabler u.a., “Schulungsbausteine Atemschutz - Atemschutzgeräteträger“ Weka

media GmbH, Kissingen 2006 - W. Gabler u.a., “Schulungsbausteine Atemschutz - Atemschutznotfallrettungr“ Weka

media GmbH, Kissingen 2008 - Unfallnachweise: www.atemschutzunfaelle.eu“ - U. Cimolino, „Atemschutz“, Ecomed, 2004 - Arbeitsmaterial der Arbeitsgruppe Atemschutz im Freistaat Sachsen, 2008

Bestandteil von Atemschutz Lexikon www.atemschutzlexikon.de

Bildquellen: Dräger

Inhaltsverzeichnis 1 Unfallursachen und Analyse Notsituationen

- Atemschutzunfälle seit 1990 - Analyse der Ursachen von Atemschutzunfällen - Schlussfolgerungen

2 Möglichkeiten der ASNR - Begriffe: Atemschutznotfall, Atemschutzunfall, Atemschutznotfallrettung, Atemschutznotfallset, Atemschutznotfalltraining, Notruf, Rettung, Crashrettung - Vorbereitung auf die ASNR mittels Atemschutznotfalltraining zu den Standardeinsatzregeln

o Ausfall Luftversorgung gerätetechnisch o Luftvorrat zu gering o Ausfall ASGT o Bewusstlosigkeit o Absturz o Trennung o Orientierungslos

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 3

1 Atemschutzunfälle – Beispiele und Analyse

1.1 Statistik

In Deutschland kam es vor allem seit 1990 zu vielen Unfällen mit zahlreichen Verletzten und leider auch mit vielen getöteten Atemschutzgeräteträgern (ASGT). Von Durchzündungen, Explosionen, Einstürzen, Abstürze, Ausfällen von Atemschutzgeräten, taktischen Fehlern beim Vorgehen unter Atemschutzgeräteträgern u.ä. wurden nach Tabelle1 betroffen:

Tabelle1: Verunfallte Atemschutzgeräteträger (ASGT) europäischer Feuerwehren seit 1995

Jahr Anzahl verletzter ASGT

Anzahl getöteter ASGT

Beispiele aus deutschen Feuerwehren

1995 17 3 Brand einer Boutique mit Durchzündung im März - ein getöteter und ein verletzter ASGT

2 Großbrand mit Durchzündung am 28. April - vier verletzte

ASGT 1996 4 7 Kellerbrand in einem Kölner Hochhaus am 6. März 1996 - ein

getöteter ASGT

1997 8 - Einatmung von Löschschaum am 13. Februar 1997 - zwei Einsatzkräfte verletzt

1998 6 3 Kellerbrand Januar 1998 - ein getöteter und drei verletzte A SGT

1999 5 - Wohnhausbrand mit Durchzündung am 22. Dezember 1999 - vier verletzte ASGT

2000 6 - Verpuffung mit nachfolgendem Großbrand am 11. Januar 2000 - drei verletzte ASGT

2001 12 1 Zimmerbrand am 17. Februar 2001 - ein getöteter ASGT

2002 26 6 Wohnhausbrand mit Durchzündung am 28. September 2002 - fünf verletzte ASGT

2003 60 10 Staubexplosion in einem Getreidesilo 15. August 2003 - zwei getötete und drei verletzte ASGT

2004

85 16 Wohnungsbrand mit Rauchdurchzündung am 02. April 2004 zwei ASGT retteten ihr Leben durch einen Sprung aus dem 4. Obergeschoss in ein Sprungpolster

2005

53 11 ASGT mit nicht ordnungsgemäß aufgesetzter Flammschutzhaube durch Durchzündung bei Brandbekämpfung verletzt

2006

67 6 1 Toter ASGT bei Brandbekämpfung in einer großen Industriehalle in Ibbenbüren

2007

46 9 Verschüttung durch abbrechende Zimmerdecke

2008

79 7 1 verletzter ASGT bei Brandbekämpfung in einem Saunabereich als folge einer verrutschten Vollmaske

2009

54 2 Beinaheunfall Bad Harzburg bei Brandbekämpfung Wohnhaus

2010

44 7 Absturz eines ASGT während der Bekämpfung eines Wohnungsbrandes

Beispiel 1995:

Brand einer Boutique mit Durchzündung im März 1995 - ein getöteter und ein verletzter ASGT

Lüdinghausen (NRW) - Brand einer Boutique. Der Angriffstrupp wird von einem Flashover überrascht. Ein Feuerwehrmann (27 Jahre) stirbt, ein zweiter, 23 Jahre alt, überlebt schwerst brandverletzt.

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 4

Beispiel 1995:

Großbrand mit Durchzündung am 28. April 1995- vier verletzte ASGT

Marburg (Hessen) - Brand eines Squash-Center. Zwei Trupps werden im 1. OG vom Flash-over überrascht, wobei zwei ASGT schwerst brandverletzt und zwei ASGT leicht verletzt werden.

Beispiel 1996:

Kellerbrand in einem Kölner Hochhaus am 6. März 1996 - ein getöteter ASGT

Köln (NRW) - Kellerbrand. Ein ASGT der Berufsfeuerwehr Köln erstickt, nachdem der Trupp nicht mehr rechtzeitig den Keller verlassen konnte. Originalauszug aus dem Schlussbericht der Unfallkommission: „Innerhalb der Unfallkommission kam die Frage auf, ob die heutige Schutzkleidung u.a. mit Flammschutzhaube die ASGT so weit von der Umgebung abschirmen, dass Gefahren nicht mehr rechtzeitig erkannt werden können und dadurch unbewusst das Risiko steigt. Die zum Einsatz befragten Kollegen äußerten sich einheitlich und nachdrücklich, dass ein maximaler Schutz, insbesondere in Verbindung mit der Flammschutzhaube, alle Nachteile gerade bei unvorhergesehenen Ereignissen aufwiegt. „ohne die Schutzkleidung wäre es den Kollegen überhaupt nicht möglich gewesen, sich bei dem bewegungsunfähigen ASGT auch nur kurze Zeit aufzuhalten.“ …

Bild 1: Beispiel 1996, Kellerbrand Köln, Blick in das

spätere Brandobjekt

Beispiel 1997:

Einatmung von Löschschaum am 13. Februar 1997 - zwei Einsatzkräfte verletzt

Düsseldorf (NRW) - In Düsseldorf verletzten sich zwei Einsatzkräfte durch Schaumaspi-ration während eines Glimmbrandes im Braunkohlekraftwerk Lausward. Dieser Einsatz unterstreicht u.a. die Notwendigkeit einer konsequenten Atemschutzanwendung und Atemschutzüberwachung.

Beispiel 1998:

Kellerbrand Januar 1998 - ein getöteter und drei verletzte ASGT

Donaustauf (Bayern) - Während der Suche nach dem Brandherd eines Kellerbrandes werden zwei Trupps von einer Durchzündung überrascht. Ein ASGT stirbt sofort. Drei weitere Feuerwehrmänner erlitten zum Teil schwere Verbrennungen. Am 20.11.2002 wurde in "stern TV" (RTL) betroffene ASGT interviewt (Auszug): „Als der Truppführer seine Feuerwehrleute zum Rückzug aufforderte, war es bereits zu spät. In Sekundenschnelle rollte eine riesige Flammenwalze über die Feuerwehrmänner hinweg.

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 5

Einer von ihnen starb. Drei andere überlebten mit schweren Verbrennungen. … Sie sagten anschließend: Wir waren völlig unvorbereitet auf so eine Situation“.

Beispiel 1999:

Wohnhausbrand mit Durchzündung am 22. Dezember 1999 - vier verletzte FA

Rückersdorf (Bayern) Bei einem Wohnhausbrand in Rückersdorf stellte der Angriffstrupp bereits an der Haustüre von außen eine starke Wärmeentwicklung fest. Er zertrümmerte die Scheibe der Haustür und drang mit einem C-Rohr in das Innere des Hauses vor. Dabei zündete im Keller ein Flashover, durch den einem ASGT des Angriffstrupps etwa vier Meter durch die Luft geschleudert. Hierbei wurden die Vollmasken dieser ASGT heruntergerissen.

Beispiel 2000:

Verpuffung mit nachfolgendem Großbrand am 11. Januar 2000 - drei verletzte ASGT

Langenhagen-Godshorn (Niedersachsen) - Während eines Großbrandes erlitten am 11.01.2000 drei Kameraden z. T. schwere Verbrennungen. Auf dem Gelände einer Entsorgungsfirma kam es zu einer Verpuffung und ein mit Aluminiumspäne gefülltes Silo geriet in Brand. Beim Entleeren des Silos nach erfolgreicher Brandbekämpfung kam es zu einer Durchzündung.

Beispiel 2001:

Zimmerbrand am 17. Februar 2001 - ein getöteter ASGT

Bad Soden/Taunus (Hessen) - Während eines Zimmerbrandes im Erdgeschoss einer 4-Zimmer-Wohnung erstickte ein 19-jähriger ASGT. Nähere umstände sind noch nicht bekannt.

Beispiel 2002:

Wohnhausbrand mit Durchzündung am 28. September 2002 - fünf verletzte ASGT

Sonneberg (TH) - Ein Wohnhausbrand in Sonneberg verursachte den Tot eines Mieters, die Verletzungen von 5 Atemschutzgeräteträgern und eine lebensgefährliche Bedrohung des zur Rettung vorgegangenen Sicherheitstrupps. Die Verletzungen zogen sich die ASGT bei der Suche nach 2 Vermissten im Haus zu, als sie im Dachgeschoss von einer Durchzündung erfasst wurden, nach dem sie einen Verletzten gerade über die Drehleiter gerettet hatten und zur weiteren Suche weiter gehen wollten. Dabei war „die Druckwelle so stark, dass einem ASGTder Pressluftatmer vom Rücken gerissen wurde und durch ein Fenster in den Hof flog. Die Verletzungen reichten von einem verstauchten Fuß bis hin zur Rauchgasvergiftungen in Verbindung mit Verbrennungen und Verbrühungen.“ Zwei aufs Dach geflüchtete ASGT rette später die nachgezogene Drehleiter. Beispiel 2003: Staubexplosion in einem Getreidesilo 15. August 2003 - zwei getötete und drei verletzte ASGT

Niederpöllnitz (TH) - Aufgrund heißer Witterung und durch Selbsterwärmung begünstigt hatte sich Getreide in einem Silo gefährlich erhitzt. Daraufhin begann die Feuerwehr am 14.08. mit dessen Leerung. Dabei entdeckte sie mehrere Glutnester, die sie mit Schaum abdeckte. Die Arbeiten verliefen den Angaben zufolge zunächst völlig normal, eskalierten aber später zu einer Staubexplosion. Dabei stürzten die Betondecken der 11. und 12. Etage des Silos ein und verschütteten 5 ASGT. 2 davon konnten nach 20 Minuten gerettet werden, ein dritter erst nach mehrere Stunden. Alle drei wurden mit schweren Verletzungen in Krankenhäuser eingeliefert. Ein 22jähriger und ein 52jähriger ASGT blieben unerreichbar zurück und starben. Sie wurden später geborgen.

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 6

Bild 2: Beispiel 2003, Silobrand in Niederpöllnitz,

Blick auf das brennende Silogebäude

Beispiel 2004:

Wohnungsbrand mit Rauchdurchzündung am 02. April 2004 - zwei ASGT retteten ihr Leben durch einen Sprung aus dem 4. Obergeschoss in ein Sprungpolster

Berlin - Bei Eintreffen der Feuerwehr wurde ein Vollbrand in einer Wohnung im 1. Obergeschoss eines 5-geschossigen Wohngebäudes festgestellt. Während die Bewohner in Sicherheit gebracht wurden, breitete sich der Brand schlagartig von der Wohnung in den Treppenraum aus. Dabei wurden die beiden ASGT der Freiwilligen Feuerwehr vom Feuer eingeschlossen, so dass sie sich nur durch einen Sprung aus dem 4. Obergeschoss in ein Sprungpolster retten konnten. Dabei erlitt einer der ASGT Frakturen an Becken und Lendenwirbeln, sowie Verbrennungen an etwa 10 % der Hautoberfläche. Der andere ASGT erlitt an etwa 30 % der Hautoberfläche Verbrennungen unterschiedlicher Stärke und Tiefe.

Beispiel 2005 ASGT mit nicht ordnungsgemäß aufgesetzter Flammschutzhaube in Folge Durchzündung bei Brandbekämpfung verletzt

Am 01.01. erlitt der Angriffstruppführer eines Atemschutztrupps bei der Bekämpfung eines Saunabrandes in Geroldsgrün eine Verbrühung am rechten Ohr als Folge der nicht ord-nungsgemäß aufgesetzten Flammenschutzhaube. Beispiel 2006 1 Toter ASGT bei Brandbekämpfung in einer großen Industriehalle in Ibbenbüren

Bei der Brandbekämpfung in einer großen Lagerhalle für Druckpapier trennte sich einer der abgelösten Atemschutztrupps beim Rückweg. 1 Truppangehöriger davon verirrte sich und lief in die falsche Richtung vom Ausgang weg. Dabei wurde der einsatztaktiktische Grund-satz truppweises Vorgehen und truppweiser Rückzug auch in komplizierter Lage verletzt.

Bild 3: Beispiel 2006, Abbrand einer Lagerhalle in Ibbenbüren

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 7

Beispiel 2007 Verschüttung durch abbrechende Zimmerdecke

Am 03.03. brannte in Osnabrück ein Dachstuhl. Zur Brandbekämpfung wurden zwei Trupps unter Atemschutz im Innenangriff mit Hohlstrahlrohren eingesetzt. Der Brand war innerhalb von 10 Minuten unter Kontrolle. Zu Beginn des Einsatzes wurde ein ASGTvon einer herab-stürzenden, brennenden Zimmerdecke im Dachgeschoss verschüttet. Er konnte nach zwei Minuten gerettet werden. Infolge seiner guten Schutzkleidung und der schnellen Reaktion seiner Kameraden hat er den Unfall ohne größere Verletzung überstanden. Beispiel 2008

1 verletzter ASGT bei Brandbekämpfung in einem Saunabereich als folge einer verrutschten Vollmaske Am 23.10. brannte die Sauna eines Freizeitbades in Herten. Infolge extrem geringer Sicht stieß der Truppführer eines ASGT-Trupps gegen ein Hinderniss. Seine Vollmaske Normal-druck, bebändert, verrutschte. Es drang Brandrauch ein. Der Trupp rettete sich selbst aus dem Gefahrenbereich. Beispiel 2009 Beinaheunfall Bad Harzburg bei Brandbekämpfung Wohnhaus

Am 14.01.brannte ein Holzwohnhaus. Dabei wurde 1 ASGT zeitweise im Brandraum einge-schlossen und vermisst, weil er sich entgegen der Einsatztaktik vom Trupp getrennt hatte. Begünstigend für die Rettung waren die sehr aufmerksame und exakt durchgeführte Atem-schutzüberwachung, die Verwendung eines mobilen Rauchverschluss und die vorsorglich angeleiterte Drehleiter Beispiel 2010 Absturz eines ASGT während der Bekämpfung eines Wohnungsbrandes Bei einer Brandbekämpfung am 29.10 in Warendorf in einem leerstehenden Wohnhaus brach ein ASGT in einem Zimmer im ersten Obergeschoß durch den Fußboden und stürzte knapp 2 Meter in einen darunter liegenden Hohlraum. Der Sicherheitstrupp rette den an ei-nem Knie verletzten ASGT.

Zusammenfassung

Bild 4: Gesamtübersicht der Atemschutzunfälle in Europa seit 1990

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Die Gesamtübersicht der Unfällen im Atemschutz belegt: - Anzahl in Europa stark steigend

o 1990 bis 1999: 61 verletzte und 13 getötete ASGT o 2000 bis 2009: 526 verletzte und 75getötete ASGT

- Anzahl in Deutschland stark steigend

o 1990 bis 1999: 53 verletzte und 6 getötete ASGT o 2000 bis 2009: 198 verletzte und 12getötete ASGT

- Unfallauswirkungen …………………………………………

1.2 Ursachenanalyse:

Atemschutznotfälle haben viele Ursachen. Um die Atemschutzgeräteträger (ASGT) darauf vorzubereiten, lassen sich die Ursachen auf folgende 6 Ursachengruppen zusammenfassen: o ……………………………………………………………..:

teilweises oder komplettes Versagen der Atemschutztechnik auf Grund eines techni-schen Defektes oder ein zu geringer Luftvorrat um selbstständig zurück in einen siche-ren Bereich zu gelangen

o ……………………………………………………………..:

Ausfall durch physische oder psychische Probleme; Verletzter ist bei Bewusstsein, hat Eigenatmung, aber Bewegungseinschränkungen

o ……………………………………………………………..:

Ausfall durch physische oder psychische Probleme; Verletzter ist nicht bei Bewusst-sein und hat keine Eigenatmung

o ……………………………………………………………..:

Gemeinsamer oder einzelner unbeabsichtigter Geschosswechsel, bei der der Ret-tungs- bzw. Fluchtweg nicht über den Angriffsweg des verunfallten Trupps erfolgen kann

o ……………………………………………………………..:

Trupp ist zusammen, aber hat durch Verlust der Rückzugssicherung (Schlauchleitung, Leinensystem usw.) die Orientierung verloren.

o ……………………………………………………………..:

Trennen des Trupps und Orientierungsverlust. Zum Entstehen und Eskalieren dieser Ursachen von Atemschutzunfällen können ASGT, Führungskräfte, Einsatzbedingungen und Atemschutzgeräte folgendermaßen beitragen:

1 Atemschutzgeräteträger: o …………………………………: Versagensangst, Platzangst, Panik, mangeln-

des Anlage- und Handhabungstraining o …………………………………: Atemkrise, Schwächeanfall, Verletzungen,

Vollbartträger, nicht gesund o …………………………………: u.a. Atemluftvorrat erschöpft, Rückzug zu

spät, fehlender Sicherheitstrupp, keine oder fehlende Atemschutzüberwa-chung, unter Einfluss von Alkohol, Umfeld im Gefahrenbereich nicht ausrei-chend beobachtet

o …………………………………: VM verrutscht, Lungenautomat nicht ausrei-chend befestigt und abgefallen, Befestigung Druckluftflasche am Pressluftatmer gelockert, Druckluftflasche am Handrad getragen, Gewalt-einwirkung auf Ventil von Druckluftflaschen PA

o …………………………………: Missachtung Voraussetzungen für ASGT- u.a. mangelnde Fortbildung

o ……………… der Ventile beim Wandkontakt durch Handrad Etwa 65 % aller Unfälle haben die Atemschutzgeräteträger (ASGT) selbst verursacht.

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 9

2 Auswirkungen der Örtlichkeit im Gefahrenbereich o Explosion, o Durchzündung (Flash-over) – thermische Überlastung PA o Absturz, Einsturz, Verschüttung, Einquetschung

Bei insgesamt etwa 5 % aller Unfälle haben sich die Bedingungen der Örtlichkeit im Gefahrenbereich negativ auf die ASGT ausgewirkt. 3 Fehlverhalten Führungskräfte

o …………………………………… o …………………………………….. bzw. nicht geführt

o Gefahrenlage ………………………………… beurteilt, Führungsvorgang nicht be-

herrscht

Insgesamt etwa 25 % aller Unfälle wurden durch Fehlverhalten von Führungskräften provoziert oder begünstigt. 4 Atemschutzgeräte

o Einatemwiderstand in Lungenautomaten PA deutlich zu hoch o Abblasen von Lungenautomaten o Versagen Lungenautomat o Mitteldruckleitung am Lungenautomat gebrochen, undicht, gebläht und geplatzt o Ausatemventil Vollmaske heraus gefallen o Inliner CFK-Flaschen gelöst

Insgesamt etwa 5 % aller Unfälle wurden durch defekte oder teildefekte Atemschutzgeräte verursacht. 1.3 Schlussfolgerungen

Die Analyse der Unfälle und Beinahe-Unfälle unter Atemschutz ergibt, dass die Sicherheit bei Einsätzen und Ausbildung unter Atemschutz verbesserungswürdig ist. Dafür erforderlich ist vor allem: - ……………………………………………………..

o unter Atemschutz einsatztaktisch richtig vorgehen o Handlungsfähigkeit bei nicht vorhersehbarer Eskalation der Einsatzsituation sichern o Eingreifbereitschaft der Sicherheitstrupps sichern o Pflichten bei der Unfallverhütung wahrnehmen

- ……………………………………………………..

o Atemschutzgeräteträger ist für seine Sicherheit selbst verantwortlich: selbst auf Einhaltung Fristen für Atemschutzfortbildung und ärztliche Untersuchung G 26 ach-ten, nur Einsatz bei völliger Gesundheit antreten

o Voraussetzungen für Einsatz als ASGT durchsetzen, z. B. keinen behindernden Körperschmuck und keinen Vollbart oder lange Koteletten tragen

o Einsatzgrundsätze durchsetzen o Kameradenrettung und Aufgaben Sicherheitstrupp ausführen können o Sprechfunk, vor allem Notruf, beherrschen o eigene Leistungsfähigkeit real einschätzen, nicht überschätzen o physisch und psychisch hoch belastbar bleiben

- ……………………………………………….……………………………………………………..

…………………………………………………….. o Handhabung Rettungsgeräte und Ausrüstung auch unter Stressbedingungen be-

herrschen o Atemschutznotfallrettung (ASNR) einsatztaktisch realitätsnah üben o Intensiv trainieren o richtiges Verhalten bei Unfällen und Vorkommnissen üben o Training konkreter Handlungsstrategien

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 10

o Ausrüstung und Geräte zur ASNR sollten einfach handhabbar und kompatibel mit denen anderer Feuerwehren sein

o schnellstmögliche Bereitstellung einer Atemluftversorgung für einen Verunfallten ASGT innerhalb 1 min

o nur innerhalb des Trupps ist eine sofortige Notversorgung mit Atemluft zeitnah mög-lich

o Umkuppeln Lungenautomat hat sich in Praxistests als nicht durchführbar gezeigt o ausreichenden Atemluftvorrat sicher stellen o Belastung durch zusätzliche Ausrüstung möglichst gering halten.

Bild 5: Übung Atemschutznotfallrettung zum Üben des Vorgehens des Rettungstrupps

2 Möglichkeiten der ASNR 2.1 Begriffe - ………………………………

Ereignis im Atemschutzeinsatz, welches die Tätigkeit des eingesetzten Atemschutztrupps teilweise oder ganz einschränkt, eine Gefahr für Leib und Leben darstellt oder zu einem Atemschutzunfall führen kann. Der betroffene Atemschutztrupp ist in der Lage, durch ge-zielte Maßnahmen die Gefahr zu minimieren oder sich selbst aus dem Gefahrenbereich zu retten.

- ………………………………

ein von außen einwirkendes plötzliches Ereignis, welches einen Körperschaden verur-sacht. Dadurch ist der im Einsatz befindliche Atemschutztrupp in seiner Handlungsfähig-keit so eingeschränkt, dass er nicht mehr in der Lage ist, sich in einem sicheren Zeitfens-ter aus dem Gefahrenbereich zu retten. Das sichere Zeitfenster ist dann gegeben, wenn die Rettung oder die Selbstrettung aus dem Gefahrenbereich mit dem eigenen Luftvorrat möglich ist.

- ………………………………

Tätigkeit zur Hilfeleistung beim Auftreten eines Atemschutznotfalls im Atemschutzeinsatz. Der betroffene Atemschutztrupp ist in der Lage, durch gezielte Maßnahmen die Gefahr zu minimieren oder sich selbst aus dem Gefahrenbereich zu retten. Andernfalls wird er durch den nachrückenden Sicherheitstrupp gerettet. Dabei wird die Tätigkeit des eingesetzten Atemschutztrupps teilweise oder ganz einschränkt, die eine Gefahr für Leib und Leben darstellt oder zu einem Atemschutzunfall führen kann. Die ASNR beinhaltet die Notfälle im Atemschutzeinsatz, Verhaltensweisen im Trupp im Falle eines Notfalls, Selbstretten und (Rettungs-)Einsatz des Sicherheitstrupps.

Foto: Nowak

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 11

- ………………………………

zusammengepacktes Rettungsgerät des Sicherheitstrupps zur Sicherung der Luftversor-gung, sowie zur Suche, zur Befreiung und zum Transport verunfallter ASGT.

- ………………………………

fasst die Gesamtheit aller Aus- und Fortbildungsmaßnahmen zusammen, die für eine sichere Bewältigung von Notfallsituationen im Atemschutzeinsatz erforderlich sind. Bewährt haben sich Trainingsinhalte zum Üben des Verhaltens in Notsituati-on entsprechend der Ursachen für Atemschutznotfälle „Luftversorgung“, „Ausfall“, „Bewusstlosigkeit“, „Absturz“, „Trennung“ und „Orientierungslos“.

- ………………………………

ist die schnelle Rettung eines in Not geratenen, z. B. ein Atemschutzgeräteträger, aus ei-ner lebensbedrohlichen Zwangslage. Um das Leben zu retten, werden mögliche Folgen, die durch eine nicht patientengerechte bzw. schonende Rettung entstehen könnten, in Kauf genommen. Der zeitliche Verzug wird als schwerwiegender eingestuft als die mögli-chen Folgen einer nicht patientengerechten Rettung.

- ………………………………

sind die Maßnahmen zur Befreiung von Menschen aus lebensgefährlichen Zwangslagen und Abwenden eines lebensgefährlichen oder gesundheitsbedrohlichen Zustandes von ihnen. Zum Retten aus Bereichen mit frei gesetzten gefährlichen Stoffen oder mit Atemgif-ten wird entsprechender Atemschutz benötigt. Retten von Atemschutzgeräteträgern ist die Atemschutznotfallrettung

- ……………………………… (Notruf)

über Sprechfunk abgesetzter Hilferuf von in Not geratenen Atemschutzgeräteträgern (ASGT). Die Notfallmeldung wird als Notruf mit dem Kennwort „mayday, mayday, mayday" eindeutig und unverwechselbar gekennzeichnet. Dieses Kennwort muss bei allen Notfallsi-tuationen im Atemschutz verwendet werden.

2.2 Vorbereitung auf die ASNR mittels Atemschutznotfalltraining

Beim Atemschutznotfalltraining werden die Atemschutzgeräteträger trainiert, in kritischen Si-tuationen des Atemschutzeinsatzes handlungsfähig zu bleiben. Dafür werden alle nachfol-genden Ausbildungen in der ASNR konzentriert auf die Selbstrettung und die Aufgaben des Sicherheitstrupps bei - …………………………………….

o Teilweiser oder völliger Ausfall des Atemanschlusses o Blockierung der Luftzufuhr durch Defekt des PA o Luftknappheit durch unvorhersehbare Einsatzsituation oder falsch berechneter Luft-

reserven - …………………………………….

o Äußerliche Gewalteinwirkung o Physische Überlastung: Einsatzlänge, Dehydrierung, Wärmeeinwirkung usw. o Psychische Überlastung: Angst, Stress, Panik durch ungewohntes Einsatzgeschehen

oder den Auswirkungen der physischen Überlastung

- …………………………………….

o Äußerliche Gewalteinwirkung o Physische Überlastung: Einsatzlänge, Dehydrierung, Wärmeeinwirkung usw. o Psychische Überlastung: Angst, Stress, Panik durch ungewohntes Einsatzgeschehen

oder den Auswirkungen der physischen Überlastung

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Atemschutznotfallrettung – Notwendigkeiten und Möglichkeiten 12

Bild 6: Training Atemschutznotfallrettung eines bewusstlosen Atemschutzgeräteträgers - …………………………..

o Trupp zusammen: Trupp ist nicht in der Lage, sich aus der Absturzzone in einen si-cheren Bereich zurückzuziehen, Funkverbindung nicht unterbrochen

o ein ASGT ist handlungsunfähig, Funkverbindung nicht unterbrochen o Trupp getrennt, Funkverbindung nicht unterbrochen o eskalierende Gefahrensituation, z. B. Funkverbindung unterbrochen, akute Absturz-

gefahr, Brandausbreitung, usw.

- …………………………… o Fehlender Kontakt im Trupp, z. B. durch fehlende Kommunikation und fehlenden

Körperkontakt o Panikreaktion eines ASGT o Eskalierende Gefahrensituation, z. B. unzureichender Sicht

- ……………………………

o verirrt im Gefahrenbereich wegen unzureichender Sicht o verlieren der Übersicht in großen, unbekannten Räumen.