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Untersuchung der Auffassungsf~ihigkeit bei Gesunden und Kranken. Von Karl und Luise Weiler (Miinchen). Mit 21 Textabbildungen. (Eingecjangen am 30. September 1925.) Es liegen bereits einige Arbeiten vor, die sich mit einer exakten Feststellung der Auffassungsf~higkeit bei Gesunden und auch bei Kranken besch~ftigen, und es kSnnte daher vielleicht unnStig er- scheinen, diese Literatur noch zu vermehren. Eine Durchsicht der Arbeiten l~i~t jedoch erkennen, da~ einerseits manche derselben noch mit grol~en Schwierigkeiten der Versuchstechnik zu k~mpfen hatten, und andererseits die Anzahl der untersuchten Personen vielf~ch zu gering war, als da] allgemein giiltige Schtiisse aus den Ergebnissen h~tten gezogen werden kSnnen. Diese Verh~ltnisse veranlaitten uns, die Frage de~ Bestimmung der Auff~ssungsf~thigkeit nochmuls einer Priifung zu unterziehen und zu versuchen, die Technik weiter auszubauen und ftir praktische Zwecke brauchbarer zu gestMten, sowie durch einheitliche Untersuchung einer mSglichst gro~en Anzahl yon Versuchspersonen ein Mal~ fiir die Gesundheitsbreite zu gewinnen und bestimmte Ab- weichungen bei Kranken aufzuzeigen. Die Versuche wurden bereits in den Jahren 1911/12 vorgenommen. _~ul~ere Griinde hinderten bisher eine Bekanntgabe der Ergebnisse. Zur Technik der Priifung der Auffassungsf~ihigkeit. ~'ltere Methoden. Zur lariifung der Auffassungsf~higkeit eignet sich unter anderem die Bestimmung der Anzahl yon Gesichtseindriicken, die simultan aufgefal~t werden kSnnen. Man bedient sich dazu sog. tachistoskopischer Vor- richtungen. Das Prinzip einer solchen wird sehr gut gekennzeichnet dutch das Demonstrationsfalltachistoskop, wie es in den Grundziigen der physiologischen Psychologie yon Wundt 1) dargestellt ist. Wir geben dasselbe daher in Abb. 1 wieder. WurSt beschreibt die Vorrichtung wie folgt: Der Apparat ,,besteht aus einer vertikalen Metallplatte, hinter der in einer Fiihrung yon zwei vertikal gespannten Z. f. d. g. Neur. u. Psych. CI. 5~

Untersuchung der auffassungsfähigkeit bei gesunden und kranken

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Untersuchung der Auffassungsf~ihigkeit bei Gesunden und Kranken.

Von Karl und Luise Weiler (Miinchen).

Mit 21 Textabbildungen.

(Eingecjangen am 30. September 1925.)

Es liegen bereits einige Arbeiten vor, die sich mit einer exakten Feststellung der Auffassungsf~higkeit bei Gesunden und auch bei Kranken besch~ftigen, und es kSnnte daher vielleicht unnStig er- scheinen, diese Literatur noch zu vermehren. Eine Durchsicht der Arbeiten l~i~t jedoch erkennen, da~ einerseits manche derselben noch mit grol~en Schwierigkeiten der Versuchstechnik zu k~mpfen hatten, und andererseits die Anzahl der untersuchten Personen vielf~ch zu gering war, als d a ] allgemein giiltige Schtiisse aus den Ergebnissen h~tten gezogen werden kSnnen. Diese Verh~ltnisse veranlaitten uns, die Frage de~ Bestimmung der Auff~ssungsf~thigkeit nochmuls einer Priifung zu unterziehen und zu versuchen, die Technik weiter auszubauen und ftir praktische Zwecke brauchbarer zu gestMten, sowie durch einheitliche Untersuchung einer mSglichst gro~en Anzahl yon Versuchspersonen ein Mal~ fiir die Gesundheitsbreite zu gewinnen und bestimmte Ab- weichungen bei Kranken aufzuzeigen. Die Versuche wurden bereits in den Jahren 1911/12 vorgenommen. _~ul~ere Griinde hinderten bisher eine Bekanntgabe der Ergebnisse.

Zur Technik der Priifung der Auffassungsf~ihigkeit.

~'ltere Methoden.

Zur lariifung der Auffassungsf~higkeit eignet sich unter anderem die Bestimmung der Anzahl yon Gesichtseindriicken, die simultan aufgefal~t werden kSnnen. Man bedient sich dazu sog. tachistoskopischer Vor- richtungen. Das Prinzip einer solchen wird sehr gut gekennzeichnet dutch das Demonstrationsfalltachistoskop, wie es in den Grundziigen der physiologischen Psychologie yon Wundt 1) dargestellt ist. Wir geben dasselbe daher in Abb. 1 wieder.

WurSt beschreibt die Vorrichtung wie folgt: Der Apparat ,,besteht aus einer vertikalen Metallplatte, hinter der in einer Fiihrung yon zwei vertikal gespannten

Z. f. d. g. Neur. u. Psych. CI. 5~

834 K. und L. Weiler :

Dri~hten ein schwarzer Schirm herabfi~llt, sobald die in der Seitenansicht B sicht- bare Schnur a angezogen wird. In dem oberen Tell des Schirmes ist eine 0ffnung yon 30 x 52 cm angebracht, der eine gleiche 0ffnung in tier vor dem Schirm befindlichen Metallplatte entspricht, und deren Gesichtswinkel ungef/~hr der Aus- dehnung der Stelle des deutlichsten Sehens im Auge gleichkommt, also bei der Sehweite, in der beobachtet wird, etw~ 41/2 ~ betr~gt. Bei heraufgezogener Stellung des Schirmes werden nun die Gesichtseindrficke {hier 16 Buchstaben) durch den Schirm so verdeckt, dail der auf ihm befindliche kleine weil~e Kreis c (Abb. 1 B), der als Fixationspunkt dient, in die Mitte des nachher beim Herabfallen durch die 0ffnung freigelegten Objektes fiillt. Die Frontansicht A stellt demnach den Ver- such in dem Augenblick dar, wo eben das Objekt durch den fallenden Schirm ffir eine sehr kurze Zeit freigelegt ist, um im n~tchsten Augenblick wieder hinter dem oberen Teil des Schirmes zu verschwinden. Diese Zeit wird durch das fiber die Rollen r 1 und r 2 laufende Gewicht 9 nach dem Prinzip des Atwoodschen Fall- apparates reguliert. Je nach der Gr6Be des Gewichtes betr/~gt so die kleinste

Expositionszeit fiir eine mitttere Zeile des Expositionsfeldes 0,12 Sek., die gr6$te 0,24 Sek. Um das die Beob- achtung stSrende Ger/~usch des fallen- den Schirmes zu d~mpfen, befindet sich fiber dem Gewicht 9 die Stopf- bfichse st, die das Endstadium des Falles stark verlangsamt, und ist aul~erdem der Boden, auf den der Schirm auffi~llt, mit einer dicken l~ilz- lage bedeckt. Um das exponierte Ob- jekt s'ichtbar machen zu k6nnen, ist ein Einstellungshebel e angebracht, der, wenn man ihn anzieht, den Schirn~ in der in A dargestellten Lage festhi~lt. Ihm gegentiber befindet sich die mit dem Expositionsfeld in offener Kom- munikation stehende, ebenfalls schwarz

Abb. 1. gestrichene Kartenkammer, in der eine grSilere Zahl von Expositionsobjekten,

z. B. auch solche mit WSrtcrn, Zahlen von verschiedener Li~nge, S/~tzen, bereit- gehalten und gegen das zuvor exponierte Objekt ausgewechselt werden kann."

J~hnliche Vor r ich tungen zur Pr i i fung der Auffassungsf/~higkeit s te l len die yon Wirth 2) kons t ru i e r t en Ro ta t ions - und Spiege l tach is toskope dar .

Cron und Kraepelin 3) benu tz t en zu ihren Versuchen ein von Catell ~) angegebenes Verfahren, wobei auf einer mi t bes t immb~re r Geschwindig- ke i t ro t i e renden Meta l l t rommel aufgek leb te Schr i f tzeichen v o n d e r Versuchsperson durch einen schmalen Spa l t abgelesen werden muBten. Die r ich t ig e r k a n n t e n b i lde ten das MaB fiir die Auffassungsf/~higkeit . E ine Ab~inderung des Tachis toskopes s te l l te ein yon ~'inzi ~) benu tz t e s Versuchsver fahrea dar . Die Anordnung seiner Vor r i ch tung en t sp rach im a l lgemeinen der des oben beschr iebenen Fa l l t ach i s to skopes , nu r wurde die Expos i t ionsze i t n ich t durch eine ve r t ika l frei herabfa l lende, sondern durch eine mi t t e l s F e d e r k r a f t hor izonta l abgeschnel l te P l a t t e

Untersuchung der Auffassungsfahigkeit bei Gesunden und Kranken. 835

bes t immt . Dieses Verfahren benu tz t en auch Riidin7), Wol/skehl s) und BuschlO).

Gewisse Schwier igkei ten, die sich bei der Anwendung der F inz ischen Methode herauss te l l ten , liel~en auch diese n ich t als befr iedigend er- scheinen und veranlal~ten die K o n s t r u k t i o n eines Pende l t achys toskopes , das nach Angaben yon Kraepelin durch M. Sendtner ausgef i ihr t wurde. Dasselbe wurde von Kramer ~) verwende t und beschrieben. Wi r geben dessen Schema in Abb. 2 wieder.

An einer etwa 60 x 40 cm groBen geschw/trzten, senkrecht aufgestellten Metall- platte, die in Augenh6he einen ca. 3 • 3 cm grol~en Ausschnitt hat, ist auf der in Abb. 2 sichtbaren, yon der Versuchsperson abgewendeten Seite ein 1,10 m langes Pendel P aufgeh~tngt. Dieses stellt ein Differentialpendel dar, dessen Schwingungs- dauer durch das Laufgewicht L beliebig ver~ndert wcrden kann. Das untere Ende des Pendels tr/~gt unterhalb des feststehenden Gewichtes eine bogenf6rmige Metall- scheibe D. In deren Mitte befindet sich ein Spalt, dessen Breite veri~ndert werden kann, w~thrend seine H6he 3 cm betr/~gt. Bei Bewegungen des Pendels schwing~ diese 0ffnung an dem Ausschnitt der Metallplatte vorbei. Die in der Abbildung kenntlich gemachten Einschnappfedern rechts und links halten das Pendel in seinen itul~ersten Lagen lest. Auf der Vorderseite der Metallplatte vorstehende Kn6pfe stehen mit diesen Federn in Verbindung. Ein leich- tes Verschieben derselben 16st die Pendelschwingun- gen aus. Beim Versuch wird auf der Rtickseite der Metallplatte eine Lampe aufgestellt, deren Licht beim Vorbeischwingen des Pendelspaltes an dem Ausschnitt der Metallplatte fiir die vor dieser sitzen- den Versuchsperson sichtbar wird. Zwischen Lampe und Pendel befindet sich ein kleiner Rahmen R, in den Tafelchen gesteckt werden k6nnen. Diese tragen auf durchsichtigem Papier aufgedruckte Schrift- zeichen. Die Aufgabe der Versuchsperson besteht

/~P

A b b . ~ . "

darin, das Pendel durch Zug an einem der Kn6pfe zum Vorbeischwingen zu bringen. Dabei wird fiir eine bestimmte Zeit das aufgesteckte T~felchen mit den Schriftzeichen ftir sie sichtbar, und sie hat anzugeben, was sie gelesen zu haben glaubt.

Eigene Methode. Auch dieses P e n d e l t a c h y s t o s k o p erwies sich t r o t i der d a m i t er-

re ichten Verbesserungen im p rak t i schen Gebrauch n ich t so vo l lkommen, daf~ man durchaus befr iedigt h/~tte sein kSnnen. Dies gab Veranlassung zur K o n s t r u k t i o n eines wei teren Auffassungs~ppara tes durch KarlWeiler, der berei ts bei den Arbe i t en von Horwitzn), sowie Fleck und Kraepelin ~2) benu tz t wurde. Es wurde dabe i besonders Ri icks ich t auf seine Ver- wendba rke i t bei K r a n k e n genommen.

Die Grundbedingungen , welche an eine solche Vorr ich tung ges te l l t werden miissen, s ind folgende: Es is t Vorsorge zu treffen, dal~ le icht

53*

836 K. und L. Weiler:

~// / / / / / / /~ ~;x ; ' ~ / , .

und klar erkennbare Schriftzeichen fiir kiirzeste und liingere, sicher einstellbare Zeiten exponiert werden kSnnen. Der Ort und der Um- fang der zur Exposition kommenden Schriftbilder muB vor deren Erscheinen fiir die Versuchsperson genau erkennbar sein, damit sin ihr Auge dar~uf einstellen kann. Das Bild sell in vollem Umfange w~ihrend der ganzen Dauer der Exposition zu sehen sein. Diese selbst muB mSg- lichst ger~uschlos erfolgen und sowohl veto Versuchsleiter, win yon der Versuchsperson selbst bet~tigt werden kSnnen, ohne dab dabei nine Ablenkung der Aufmerksamkeit der Versuchsperson erfolgt. Es mul3 dafiir gesorgt werden, dab nine Reihe yon Objekten schnell hinter- einander dargeboten werden kann. Ferner muB die MSglichkeit bestehen,

Obj ekte yon verschie- dener GrSBe zu ver- wenden. Die Form

6'1 des Appar~tes selbst ~ t ~ ] f darf nicht so fremd- . artig sein, daB kranke ~,-~h ~ ...... i ~ ,-. Versuchspersonen da-

': ! : f " - , ~' durch gest6rt werden. : ! ~ ~ ; ~ lj f " ' ~ - . ~ z l l . ~ _ ~ ~ Seine Handhabung

~-~_ ............ t,/F~-/" . / . / . / " ~ endlieh muB so ein- faeh sein, dab seine Anwendung aueh teohniseh weniger ge- sehulten Versuehs- leitern keine 8ehwie- rigkeiten bereitet.

Den unter Beach- -'~. , / / ;-~ - ;. ::- _:: Zz ~ tung dieser Gesichts-

ADb. 3. punkte konstruierten Apparat zeigt Abb. 3

zunikchst im schematischen Durchschnitt, der im Zusammenhalt mit den Ab, b. 4 und 5 nine klare Vorstellung der Vorrichtung vermitteln dtirfte.

Auf einem Brett ist ein durchwegs schwarz gefiirbter Kasten aus Aluminium aufmontiert, in dessen Vorderwand ein viereckiger, 10 • 10 cm groger Ausschnitt in AugenhShe der Versuchsperson den Einblick in das Innere gestattet. Der Bllck fiillt zuniichst durch nine diinne unter einem Winkel von 45 ~ aufgestellte Glasplatte P1 auf einen ebenfalls 10• 10 cm groBen Ausschnitt in der hinteren Wand des vorderen Kastenabschnittes. In der Ebene O erscheint das zu exponierende Bild, das auf einem Schieber befestigt ist, der in dem FMz _g eingeschoben wird. Zur Exposition werden Schriftbilder auf photographischen Platten

Untersuchung der Auffassungsfiihigkeit bei Gesunden und Kranken. 837

verwendet, die weil~ auf schwar- zem Hinter- grund erschei- nen. Hinter dem Expositionsbild ist eine Matt- scheibe M 1 auf- gestellt. An der Hinterwand des hinterenKasten- abschnittes ist ein um die Achse A schwingendes kleines Differen- tialpendel auf- gehi~ngt, das an seinem unteren Ende eine Me- tallscheibe tr/igt, auf der kleine Diaphragmen D mit mehr oder weniger weitem Spalt aufgesetzt werden kSn- nen. Die Schwingungsdauer des Pendels ist wie bei einem Metronom durch Verschieben des oberen Gewichtes G 1 ver- /~nderbar, w/ihrend das untere Gewicht G 2 lest aufmontiert ist. Hinter dem beim Schwin- gen des Pende]s vorbeigleiten- den Spalt befindet sich in der Wand des Kastens eine kleine runde 0ffnung, durch die das von einem Linsensystem C kondensierte Licht einer Gliih- lampe mit hoher Kerzen- stiirke L 1 durchfi~llt, wenn der Spalt des Pendels an

Abb. 4.

Abb. 5.

der 0ffnung vorbeigeht. Dieses Licht bestrahlt in gleichm/~l~iger und geniigender St/~rke die Mattscheibe M 1 und 1/~l~t das Objekt f/ir die Dauer der Durchgangszeit des Spaltes sichtbar werden. Das Expositionsbild ist w/ihrend der Dauer der Belichtung in ganzem

838 K. und L. Wei|er:

Umfange sichtbar, ohne dab erkennbar w~re, yon welcher Seite die Pendelschwingung erfolgt. Die Durchgangszeit des Spaltes ist auf einer Skala, die hinter dem oberen Pendelteil angebracht ist, ohne weiteres ablesbar, indem dort verzeichnete, in der HShe der gew~hlten Stellung des Gewichtes G 1 abzulesende Zahlen durch die Nummer des aufgesetzten Spaltdiaphragmas zu dividieren sind. Steht z. B. der obere Rand des Gewichtes G 1 am Teilstrich der Skala 0,2 und tr~gt das aufgesetzte Diaphragma die Nummer 4, so betr~igt die Expositionsdauer des Ob- jektes 0,05 Sek. Auf die Ingangsetzung des Pendels kommen wir noch zuriick. Vorher mag noch der Zweck des auf dem vorderen Teil des Kastens aufgesetzten kleineren K~istchens erl~utert werden. In diesem befindet sich eine zweite Gliihlampe von sehr geringer Kerzenst~rke L 2, deren Licht ebenfalls auf eine Mattscheibe M 2 f~llt. Unter dieser wird in einen Falz, der deutlich zu sehea ist, eine leicht rauchfarbige Scheibe Sch eingeschoben, deren GrS~e und Lage der jeweiligen des in 0 zu zeigenden Expositionsbildes angepa{tt wird. Das Bild dieser Scheibe wird durch die bereits erw~hnte unter einem Winkel von 45 ~ aufgestellte Glasplatte derartig gespiegelt, dal~ die Scheibe genau am Orte des bei der Pendelbewegung sichtbar werdenden Objektes zu liegen scheint. Auf diese Scheibe stellt die Versuchsperson vor dem Versuch ihr Auge ein. Sobald das Objekt belichtet wird, verschwindet die Scheibe infolge ihrer geringen Helligkeit und an ihrer Stelle wird das Expositionsbild hell und klar sichtbar. Nach Verschwinden desselben tr i t t das Bild der Scheibe sofort wieder an die Stelle, so da[t das Auge der Versuchs- person auf die gleiche Ebene und die GrSBe des Bildes dauernd eingestellt bleibt.

In der Ruhestellung h~ngt das Pendel schr~g an einem der rechts und links neben seinem unteren Tei| an der Hinterwand des Kastens anmontierten Elektromagneten, die nach Einschaltung des Apparates in eine gewShnliche Lichtleitung unter Strom stehen. Durch kurzen Druck auf die in den Abbildungen sichtbare Schaltbirne wird der die Magneten speisende Strom unterbrochen. Das Pendel schwingt nach der gegeniiberliegenden Seite und wird hier von dem inzwischen auto- matisch wieder unter Strom gestellten anderen Elektromagneten auf- gefangen und festgehalten. Bei neuerlichem Druck auf den Kontakt wiederholt sich das Spiel; das Pendel schwingt zuriick und es erfolgt eine neuerliche Exposition. Die Bewegungen des Pendels geschehen vollkommen ger~uschlos und durchaus zuverl~ssig, so da[~ keine Fehl- versuche stSrend werden. Mittels dieser Pendelbewegung kSnnen Expositionszeiten von 0,01--0,5 Sek. bewirkt werden. Um auch noch li~ngere Belichtungszeiten, insbesondere bei Verwendung grSIterer und komplizierterer Objekte ausfiihren zu kSnnen, ist an der Hinterwand des Apparates eine weitere Verschlu~vorrichtung angebracht, die eben-

Untersuchun~o- der Auffassungsfiihigkeit bei Gesunden und Kranken. 839

falls elektromotorisch geSffnet werden kann. Mit ihr kSnnen Be- tichtungszeiten yon beliebig langer Dauer bet~.tigt werden. Auf eine

Beschreibung der 1 Vorrichtung wird im Hinblick auf den be- schr/inkten Raum ~ I P verzichtet.

Der beschriebene ,~_/ ~ Apparat entsprach " i " , ~ ~ allen an einen Auf- ~ 0_ "'_-_, ~ " " " ~ fassungsapparat fiir ~..- ~ i"--~ ~.~.i . . . . . . 2 ~

wissenschaf~liche I~ ~ ~ ~ ,-~ ~ ~ Zweckezustellenden ~ i - - ' ~ Z Forderungen. Fiirdie ~J ~ praktische Priifung der Auffassungsf/~hig- keit, insbesondere bei Kranken, erschien er jedoch zu weitrei-

Abb. 6. chend in seiner An- wendbarkeit und dement- sprechend kostspieliger als nStig. Aus diesen Grtinden wurde noch ein einfacherer Apparat*) konstruiert. Seine Einrichtung ist in Abb. 6 schematisch dargestellt. Die Abb. 7, 8 und 9 diirften seine Form und Einrichtung so deutlich erkennen lassen, dab nur wenige Worte zu seiner Beschreibung gentigen werden. Er gestattet nut Objekte bis zur GrSf]e yon 3 X 3 cm zu exponieren und Belichtungszeiten von 0,05 und 0,1 Sek. zu verwenden. Die Pendeleinrichtung P ist im Prinzip die gleiche wie bei dem oben beschriebenen Apparat, und die Belichtung Abb. 7.

*) Die Apparate werden hergestellt yon Michael Sendtner A. G., Bar~hstr. 8, Miinchen.

8 4 0 K. und L. Weiler:

Abb. 8.

Abb. ~.

Untersuchung der Auffassungsfithigkeit bei Gesunden und Kranken. 841

der gleichartigen Expositionsbilder erfolgt in derselben Weise wie doff. Vor dem Expositionsbilde 0 finder sich hier eine sehr dfinne, leicht mattierte Glasplatte M yon der Gr61]e des Expositionsbildes. So lange letzteres unbelichtet ist, bleibt es fiir die Versuchsperson, die ihr Auge auf die Mattscheibe einstellt, unsichtbar. Sobald es infolge der Pendelbewegung belichtet ist, wird es durch die dfinne Mattscheibe hindurch sichtbar, ohne bemerkenswert an Deutlichkeit zu verlieren. Die Expositionsbilder werden auf einem kleinen, in Abb. 9 deutlich sichtbaren Bildhalter eingeffihrt. Im iibrigen ist der Apparat im Prinzip genau so konstruiert wie der oben beschriebene grSBere. Er erwies sich als vollkommen ausreichend ffir eine exakte praktische Untersuchung der Auffassungsf/~higkeit insbesondere auch bei Kranken.

V ersuchsanordnung. Unsere Versuche, fiber die hier berichtet werden soll, wurden mit

dem grSl]eren Modell des Auffassungsapparates durchgefiihrt. Sie fanden in einem durch eine schwache Beleuchtung nur so weit erhellten Zimmer start, da~] die notwen- digen Hantierungen und Aufzeichnungen yon dem L T ~ Versuehsleiter vorgenommen werden konnten. Die Versuehspersonen weilten ~uniiehst einige geit in {~ ~ ~ diesem gimmer, damit sieh des Auge an die gege- benen Liehtverh~ltnisse adaptierte. Dabei wurden sie F k P mit dem gweek der Untersuehung bekanntgemaeh~. Darauf wurde durch einige Probeversuche festgestellt, Abb. 10. ob sie die Absicht des Versuchsleiters erfai~t hatten.

Die Versuche selbst nahmen folgenden Verlauf: Nach einem Signal: ,,Achtung!" des Versuchsleiters betKtigte dieser die AuslSsung des Pendels, und die Versuchsperson hatte sofort nach erfolgter Exposition des Bildes anzugeben, was sie gesehen zu haben glaubte. Als Ex- positionsobjekte dienten zuni~chst Ti~felchen yon 3 • cm GrSBe mit je 9 Buchstaben, wie dies Abb. 10 zeigt. Diese Tiifelchen waren in R~hen von je 8 auf Metallschiebern aufgesteckt, die in den daffir be- stimmten Falz des Apparates einzuffihren waren. Eine zugleich ein- geschobene Abdeckplatte bewirkte, daB jeweils nur eines der T/~felchen zur Exposition gelangte. Bei jeder Versuchsreihe wurden 30 solcher T/ifelchen dargeboten, die auf 4 Schiebern vorher eingesetzt waren, so dab sich die ganze Versuchsreihe ohne Stockung in gleichm~Bigem Rhythmus abwickeln liel]. Die Versuchsperson hatte auf einer in 9 Quadrate eingeteilten Tafel die Buchstaben anzugeben, welche sie in den entsprechenden Teilen des Expositionsbildes zu sehen glaubte. Der Versuchsleiter trug die angegebenen Buchstaben in entsprechende Schemata ein, die im Versuchsprotokoll eingestempelt waren. Am

842 K. und L. Weiler:

Ende des ganzen Versuches vergl ich er sie mi t den exponie r ten T~felchen und bezeichnete e twaige Fehler . Die Versuche wurden jeweils zur gleichen Tageszei t vo rgenommen und a n 6 aufe inander fo lgenden Tagen wiederhol t .

Diese Versuchs~nordnung erwies sich als p rak t i s ch gu t und schnel! durchf i ih rbar . Sie re ichte v o l l k o m m e n ftir die no twend igen wissen.

s cMf t l i chen Berechnungen ~us.

Yersuche bei Gesunden. Zun~chs t un t e r such ten wir in der angegebenen Weise 20 gesunde

Personen, und zwar 14 Manner und 6 Frauen . Unte r den M~nnern be- f anden sich 3 mi t hSherer Bildung.

Tabelle 1.

Vp. I II III IV ] V VI VII

I o

I I I I I ~ IV V

VI ~ VII

VII I IX

X oo

XI oo XII oo

X l I I XIV XV oo

XVI XVII

XVIII XIX oo XX oo

D

506 478 477 464 452 443 439 432 408 386 38O 377 367 366 365 356 348 344 342 319 402

480 407 385 379 343 384 361 388 343 332 347 332 294 306 325 296 287 306 285 288

343

26 71 92 85

109 59 78 44 65 54 33 45 73 60 40 60 61 38 57 31 59

246 234 229 232 229 212 217 194 184 179 182 161 166 179 171 153 169 164 159 134

189

260 244 248 232 223 231 222 238 224 207 198 216 201 187 194 203 179 180 183 185

213

17 42 57 49 65 29 41 14 21 32 22 22 45 41 21 17 29 16 27 20 31

9 '

29 35 36 44 30 37 30 44 22 11 23 28 19 19 43 32 22 30 11

28

Die Tab. 1 g ib t zunKchst AufschluB fiber die Gesamt le i s tungen der e inzelnen Versuchspersonen an den 6 Tagen, wobei jeder 180 T~felchen mi t insgesamt 1620 Buchs t aben da rgebo t en wurden. Die Versuchs- personen sind der abso lu ten Le is tung nach gruppie r t . Diese Grupp ie rung wi rd auch bei al len wei teren Dars te l lungen be ibeha l t en werden. Die geb i lde ten Versuchspersonen sind m i t e inem ~ bezeichnet , die weib- l ichen durch zwei ~176 kennt l i ch gemacht . I n der e rs ten senkrech ten Kolonne s ind die G e s a m t a n g a b e n verzeichnet , in der zwei ten f inder sich die "Anzahl der r ich t igen Nennungen, in der d r i t t en die der falschen.

Untersuchung der Auffassungsfiihigkeit bei Gesuaden und Kranken. 843

Stellungsfehler sind nicht beriicksichtigt, d~ sich bei eingehenden Be- rechnungen eine nur nebensi~chliche Bedeutung derselben herausstellte. In der vierten Kolonne sind die Gesamtnennungen der ersten, in der fiinften die der zweiten Hiilfte der Versuchstage angegeben. Die sechste und siebente Kolonne enthalten die auf die erste bzw. zweite H~lfte entfallenden Fehler. In der mit D bezeichneten horizontalen Reihe finden sich die berechneten Durchschnittswerte.

Durchschnittlich wurden demnach von einer Versuchsperson bei 180 Versuchen 402 Buchst~ben genannt, darunter 343 richtig und 59 falsch. Die Streuung der Nennungen iiberhaupt betrug nach oben 104, nach unten 97, so daft die Durchschnittszahl auch ungefi~hr dem Stellungsmittel entsprach. Bei den Fehlern betrug die Streuung nach oben 50, nach unten 33. Diese starke Abweichung vom Stellungsmittel wurde jedoch durch eine einzige Versuchsperson (V) verursacht, und die Streuung wiirde bei Weglassung dieser Versuchsperson ~uch nach oben nur 33 betragen.

Abb. l l .

Den Umfang der Gesundheitsbreite zeigt auch die Abb. 11 deutlich, in der die Gesumtnennungeu im Prozentverh~ltnis zur Gesamtzahl der exponierten Buchstaben angegeben sind. Der schraffierte Teil der St~be entspricht dem Anteil der Fehler, der ~usgefiillte Tell dem der richtigen Nennungen. Die HSchstleistung betrug 31,4~ die Mindest- leistung 19,9%.

Abb. 12 stellt die in der gleichen Weise berechneten prozentualen Verh~ltnisse, jedoch unter Trennung der Ergebnisse der ersten 3 Tage (ausgefiillte St~be) von denen der zweiten 3 Tage (schraffierte St~ibe) dar. Hier sind die Fehler durch leere Umrahmungen gekennzeichnet.

844 K. und L. Weiler:

Aus den beiden Abb. 11 und 12 wie auch aus der Tabelle ist deutlich ersichtlich, daB die Fehler nicht in Parallele zu den Gesamtnennungen stehen, d. h. dab die Zuverl~issigkeit der Auffassung nicht in einem be-

ii iii i r so I - ~ t ~ l ~ l ' , ' , l ' , ' l l ' l l [ l l l l l l l l t ~ " , , , , , , , , , , , , , , ~ t - l ~ ' ~ ;~1

. . . . . . . . .

. . . . , , . , . . . .~ ' I ~ l ~ i ~ i ~ l t t l l l l ~ l l l l l l / l " : ~ I ~ 1 ~ ~ . . . . . . , , , ' " , ~ , , , , , ~ ' ] ' n ' ' " l ] ~ l l l [ I i ~1 i ~ I ~ i ~ I m l l l l ~ I I I I I I l ~ l l l l ~ l / I II~i ~ I ~ I I l ~ l ~ I~N II I ~ I III LJ J ~ I ~ iiii ~

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I % 1 ~ ~ - ~ ~ . ~ ~ . . ~ ~ ~

Abb. 12.

stimm'ten Verhaltnis zu deren Umfang steht. Abb. 13 zeigt dies noch deutlicher. Hier sind die prozentualen Anteile der richtigen (aus- gefiillte StEbe) und Ialschen (schraffierte StEbe) Nennungen an der

Abb. 18.

Gesamtleistung dargestellt. Im HSchstfalle betrug die Fehlerzahl 24,1 ~/o, im Mindestfalle 5,2%.

Die Wirkung der im L~ufe der Versuche eintretenden ])bung l~Bt sich aus den Beziehungen der Versuchsergebnisse der ersten 3 T~ge

Untersuchung der Auffassungsfiihigkeit bei Gesunden und Kranken. 845

zu, denen der zweiten 3 Tage berechnen. In Abb. 14 sind die Fehler an den ersten (ausgefiillte St~be) und an den zweiten 3 Tagen (schraffierte St~be) in Prozenten der richtigen Nennungen dargestellt. An den ersten 3 Tagen, schwanken die Fehlerzahlen zwischen 7,2 und 28,5%, an den

A b b . 14.

folgenden 3 Tagen zwischen 3,7 und 21,2~/o. Wir sehen, dal~ die Fehler- prozentein der zweitenVersuchshSlfte im ~llgemeincn zurtickgingen, jedoch bei einigen Versuchspersonen ( VIII, IX, X V I, X VII, X V I I I anstiegen.

A b b . 15. '

Noch klarer werden diese Verh~ltnisse, wenn wir die prozentuale Zunahme der Gesamtleistung in der zweiten Versuchsh~lfte mit der prozentualen Zunahme der richtigen Nennungen vergleichen, wie dies in Abb. 15 dargestellt ist (Gesamtleistung: ausgefiillte, richtige Nen-

846 K. und L. Weiler:

~ungen : schraffierte Stitbe). Es zeigt sich, da$ im allgemeinen die Richtig- keit der Nennungen relativ erheblicher anstieg als die Gesamtleistung, die in einem einzigen Falle sogar etwas zuriickging, da$ abet bei dea vorhin bezeichneten 5 Versuchspersonen die Richtigkeit der Nennungen im Verlaufe der Versuchsreihe relativ abnahm. Die Zunahme der Ge- samtlcistung schwankte zwischen - - 2 , 6 und -? 38,5%, die Zunahme der richtigen Nennungen zwischen 4,5 und 52,50/o .

Ermiidungseinfliisse liel~en sich bei der angewandten Versuchs- anordnung nicht nachweisen; offenbar war die Versuchsreihe vo~ 30 Expositionen dazu zu gering.

Die Feststellungen deckten sich insbesondere hinsichtlich der t~bungserscheinungen mit denen, die von _Finzi~), Riidin4), Wol/skehl 5) und Kramer 6) an kleinerem Material gemacht wurden.

Fassen wir das Versuchsergebnis kurz zusammen, so kommen wir zu folgenden Aufstellungen:

1. Die Prii/ung der Au//assungs/iihiqkeit durch eine 0,05 Sekunden dauernde Exposition von ]e 30 Tii/elchen mit ]e 9 Buchstaben an 6 au/- einander/olgenden Tagen gab ein klares und eindeutiges Bild des Um- /anges und der Sicherheit der Au//assung, sowie der ~bungsvorg~inge.

2. Die Gesundheitsbreite erwies sich als verhSltnismdflig eng. Es lii]3t sich daher erwarten, daft schwerere St6rungen der Au//assungs/iihigkeit in erheblicheren Streuungserscheinungen zutage treten werden.

3. Gebildete Versuchspersonen wiesen im allgemeinen bessere Leistungen au/, was wohl in der bei ihnen vorhandenen erheblicheren Leseiibung be- gri~ndet ist.

4. Die ~bungswirkung zeigte sich vornehmlich in einer Zunahme der Sicherheit der Leistung, des weiteren in einer solchen des Um/angs derselben.

5. In einigen wenigen Fiillen trat eine relative Abnahme der Sicher- heir bei Zunahme des Leistungsum/anges ein.

Da sich bei Versuchen mit Kranken zeigte, da ] unter Umst~nden (lie Darbietung von,Schriftzeichen eine zu schwere Aufgabe sein kann,

stellten wir mit wiederum 20 Versuchspersonen eine _ _

weitere Versuchsreihe an, die ebenfalls an je 6 auf- O ~ einanderfolgenden Tagen wiederholt wurde. Wir ex-

O ponierten jetzt T~felchen in der Gr6i~e von 3 • 3 cm, auf denen, wie Abb. 16 zeigt, 5 helle Punkte auf

~ ~ schwarzem Grunde stehen. Die einzelnen T~felchen unterschieden sich dadurch, d~l~ auf ihnen mehr oder

.~bb. 16. weniger Punkte quer durchstrichen waren und ver- schiedene Stellung hatten. Durch Veri~nderung der Anzahl der Durch- streichungen und der Stellung der durchstrichenen Punkte l~el~en sich 30 Kombinationen herstellen. Diese wurden bei jedem Versuch nach- einander exponiert, mithin jeweils 150 Punkte dargeboten.

Untersuchung der Auffassungsfahigkeit bei Gesunden und Kranken. 847

Man kann nun so vorgehen, dab man berechnet, wie viele Punkte richtig erkannt wurden, und deren Prozentverh~ltnis zu den Fehlern darstellen, wie digs in Abb. 17 geschehen ist. (Richtige Nennungen:

Abb. 17.

ausgefiillter, falsche: schraffie~ter Teil der Sti~be.) Dabei zeigt sich eine Fehlerbreite yon 0,6--22,4~o. Betrachtet man die TKfelchen jedoch als Bild im ganzen und rechnet demnach als Fehler, wenn iiberhaupt

Abb. 18.

ein Punkt der TafG1 nicht richtig bezeichnet ist, so ergibt sich Gin Bild, wie es Abb. 18 darstellt. Die Reihenfolge der VersuchspGrsonGn ist auch hier wieder nach der durch die Berechnung nach Punkten bestimmten

848 K. und L. Weiler :

eingeh~lten, und wir sehen, d ~ sich im gro~en und ganzen auch bei der Berechnung nach T~feln die gleiche Reihenfolge ergeben hi~tte. In letzterem Falle ist jedoch die Fehlerbreite au~erordentlich gro~; sie umfal~t die Werte yon 2,2--76,0~ . In der ersten Versuchsh~lfte

Abb. 19.

~S

II II

I m I m l

I H ~ / V lr 1~

Abb. 20.

ergab sich sog~r eine Fehlerbreite von 4,4--87,7% , in der zweiten eine solche yon 0,0--70,0% .

blicht ohne Interesse war es, zu untersuchen, wie sich die Art der Fehler zueinander verhielt, je nachdem 1)unkte ~ls durchstrichen

Untersuchung der Auffassungsftihigkeit bei Gesunden und Kranken. 849

angegeben wurden, die es tatsi~chlich nicht waren und umgekehrt. Die Abb. 19 zeigt diese Verh~ltnisse prozentual dargestellt; die aus- gefiillten Teile der St~be bezeichnen die F~lle, in denen Durchstreichungen angenommen wurden, die nicht vorhanden waren, die schraffierten die Fehlerf~lle in umgekehrtem Sinne. Wir sehen, da~ die Fehler haupt- s~chlich, besonders bei den schlechteren Leistungen, darin bestanden, da~ Striche in die Abbildung hineingesehen wurden, die nicht vorhanden waren.

Abb. 20 endlich stellt noch den (~bungszuwachs dar, wobei wiederum die Ergebnisse der ersten 3 Tage zu denen der zweiten 3 Tagc in Be- ziehung gebracht sind und die prozentuale Zunahme der richtigen Angaben unter Zugrundelegung der Punktzahlen dargestellt ist. Wir sehen auch hier wieder einen sehr deutlichen EinfluI~ der (~bung, der bei den schlechteren Anfangsleistungen besonders stark zutage tritt.

Wir teilten die Ergebnisse dieser Versuchsreihe mit, da sie vielleicht zum Vergleich bei gleichartigen Versuchen bei Kranken dienen kSnnen, bei denen sich die Exposition von Schriftzeichen nicht als brauchbar erweist.

Auf die Wiedergabe einer weiteren Versuchsreihe mit Exposition von farbigen Punkten miissen wir aus Raummangel verzichten, obwohl sie auch nicht uninteressante Ergebnisse zutage fSrderte, besonders hinsichtlich der Feststellung leichtester Grade von Farbenblindheit.

Untersuchungen an Kranken. Mit dem grol]en Modell des Auffassungsapparates stellten wit unter

Einhaltung der oben beschriebenen Vcrsuchsanordnung und Vcrwcndung der Buchstabent~felchen einc Reihe yon Untersuchungen bei Kranken der psychiatrischen Klinik Miinchen an. Ein kleiner Tell dcr unter- suchten Fitlle wurde sphter ~usgeschieden, da die Diagnose nicht voll- kommen gesichert schien oder Krankheitszust~nde vorl~gen, die hier nicht mitbetrachte~ werden sollen. Danach blieben 16 F/~lle yon manisch- depressivem Irresein (10 Depr., 6 Man.) sowie je 10 F~lle yon Dementia praecox, Paralysc, Alkoholismus, Epilepsie, Hysterie, Psychopathie und Rentenneurose iibrig.

Der beschr~nkte Raum verbietet eine Wiedergabe der Versuchs- ergebnisse in allen Einzelheiten. Im allgemeinen kann gesagt werden, da~ sich die Versuche auch bei den Kranken durchwegs leicht durch- ftihren liel]en; auch mangelte es bei den meisten nicht an Interesse fiir die Untersuchung. Selbstredend konnten hochgradig erregte Kranke nicht herangczogen werden; es blieb daher die Gruppe der manischcn Kranken zu klein, als dag sie sich ohne wciteres in ihrcn Ergebnissen mit den iibrigen vergleichen liei~e.

Die Abb. 21 stellt das Gesamtergebnis dar. In der ersten Querreihc ist die prozentuale Leistung der einzelnen Versuchspersonen auf-

Z. f. d. g. Neut . u. Psych. CI. 54

850 K. und L. We i l er :

:~ ~:

~ ~

Untersuchung der Auffassungsflihigkeit bei Gesunden und Kranken. 851

gezeichnet, wobei nicht zwischen richtigen und falschen ~ennungen unterschieden ist. In der zweiten Reihe sind die Fehlerprozente dar- gestellt; die dritte zeigt die prozentuale Zunahme der Leistung iiber- h~upt, wiederum berechnet aus dem Verh~ltnis der Leistungen der ersten Versuchsh~lfte zu denen der zweiten. Die vierte endlich 1/il~t die prozentuale Zunahme der richtigen Nennungen erkennen, die in der gleichen Weise berechnet ist. Dutch eine st/~rkere horizontale Linie ist jeweils das Stellungsmittel der einzelnen Versuchsgruppen angezeigt. Die den Normalversuchen entsprechenden Linien ~ind durch die ganze Darstellung durchgezogen, so dab Abweichungen davon bei de1~ Kranken- gruppen ohne weiteres ersichtlich sind.

Bei den depressiven Kr~nken handelte es sich durchwegs um Zu- st/~nde, die dem manisch-deprcssiven Irrcsein angehSren. Ihre Auf- f~ssungsleistung ist hinsicbtlich des Umfunges durchschnittlich wesent- lich geringer als die der Norm~len, jedoch auch sicherer, wie sich aus einem Vergleich der Fehlerprozente ergibt. Die ~bungswirkung ist eine etwas hSherc als bei den Norm~len, w/ihrend die Zunahme der Sicherheit geringer ist ~ls die dort festgestellte. Wir gehen wohl nicht fehl, wenn wir diese Ergebnisse als den Ausdruck yon Hemmungs- erscheinungen und mangelndem Interesse der Kranken bzw. Ein- genommensein von Krankheitsvorstel]ungen auffassen. Die letztere Eigenart dtirfte insbesondere die geringere ~bungswirkung hinsichtlich der Sicherheit der Leistungen bedingen. W/~hrend die grSl~te Mehrzahl der Norm~len eine grSl~ere Zunahme der Sicherheit als des Umfanges der Leistung zeigte, wiescn 3 der depressiven Kranken keine hShere Zunahme der Sicherheit gegeniiber der des Umfanges ~uf, und bei 5 weiteren nahm die Sicherheit sogar etw~s ab. Nur bei 2 Versuchs- personen nahm die Sicherheit um 0,7 bzw. 5,0% zu. Die Abn~hme bei den 5 obengenannten bewegte sich zwischen 2,6 und 9,6O/o .

Leider konnte keine gr(il~ere Anzahl von m~nischen Kranken unter- sucht werden. Die Ergebnisse der 6 Untersuchten lassen sich daher nicht ohne Einschr~nkung mit denen der anderen Krankengruppen vergleichen. Auch sie zeigten durchschnittlich einen geringeren Leistungsumfang als die Normalen; die Sicherhcit nahm bei 4 der- selben zu, bei 2 ~b, und zwar um 3,9 bzw. 9,6O/o . Bei dem ersten der 2 letztgenannten n~hm auch der Umfung der Leistung ab. Die Leistungen schwankten bei den manischen Kranken aus selbstverst~ndlichen Griin- den iiberhaupt auffallend stark yon Tag zu Tag. Wir halten daher die Anzahl der F/~lle fiir zu gering, um aus den Ergebnissen ullgemeinere Schliisse ziehen zu diirfen.

Die F~lle yon Dementia praecox waren klinisch durch~us sicher- gestellt. Der Leistungsumfang war bei diesen Kranken verh~iltnismiil~ig recht groin, doch im Durchschnitt etwas geringer als bei den Normalcn.

54*

852 K. und L. Weilcr:

Die Sicherheit der Leistungen erwies sich jedoch grSI~er als bei den Normalen. Diese Erscheinung diirfen wir wohl als eine Folge der ver- minderten Ablenkbarkeit dieser Kranken deuten. Besonderes ]nteresse beanspruchen die Ergebnisse der Berechnung des l~bungszuwachses, der sowohl hinsichtlich des Umfanges der Leistung wie auch der Sicher- heit derselben durchschnittlich wesentlich grSl~er war als bei den Nor- malen. Dabei zeigte es sich, dal~ diese Kranken iiberhaupt wenig Phantasieprodukte zutage fSrderten, da bei 5 F/~llen kein wesentlicher Unterschied in der Mehrung des Umfanges und tier Zunahme der Sicher- heit feststellbar war. Nur 4 Falle zeigten ein starkeres Anwachsen der Sicherheit, wahrend diese in einem Falle um 2,7% abnahm.

Bei den Paralysen wiesen zwar einige wenige einen verh/~ltnisma$ig sehr grof~en Umfang der Leistung auf, dabei war jedoch auch die Fehler- zahl sehr grol3. Die weitaus gr6$te Mehrzahl dieser Kranken blieb hinsichtlich des Leistungsumfanges mehr oder weniger welt hinter den Normalen zurtick, so da$ sich eine sehr viel niedrigere Durchschnitts- leistung als bei diesen ergab. Dabei erschien die Fehlerzahl fast durch- wegs stark erh6ht. Die ~bungswirkung erwies sich auch bei diesen Kranken durchschnittlich h6her als bei den Normalen. Eine ganz ungew6hnlich grol~e l~bungsfahigkeit zeigte der an vierter Stelle auf- gefiihrte Kranke. Die Sicherheit nahm in 6 F~illen zu, in 4 Fallen ab. Die Abnahme bewegte sich zwischen 2,4 und 26,2O/o .

Das Ergebnis entsprach hinsichtlich des Leistungsumfanges und der Fehlerhaftigkeit durchaus den Erwartungen, die wir nach unseren klinischen Beobachtungen hegen konnten. Auffallend war die ver- b altnismaBig gute ~bungsfahigkeit dieser Kranken ; allerdings schwankten auch bei dieser Krankengruppe die Leistungen von Tag zu Tag erheblich.

Ganz schlechte Ergebnisse traten bei den chronischen Alkoholisten hinsichtlich des Leistungsumfanges zutage. Er stand durchschnittlich tief unter dem der Normalen. Die Fehlerbeteiligung wies keine Besonder- heiten auf, doch zeigt die Darstellung, wie geringwertig die Leistungen bei ihrem an sich schon sehr geringen Umfange waren. Die l~bungs- fahigkeit war auch bei dieser Gruppe ziemlich gro$, abet die Zunahme der Sicherheit hielt mit der des Umfanges meist nicht Schritt; in 6 Fallen war sie geringer, und zwar um 0,5--7,4o/0 . Nut in 2 Fallen war eine starkere Zunahme der Sicherheit der Leistungen gegeniiber der ihres Umfanges zu verzeichnen und in 2 weiteren F/~llen kein be- merkenswerter Unterschied zwischen beiden Werten feststellbar.

Unsere Versuche fSrderten demnach ein Ergebnis zutage, das voll- kommen den klinischen Erfahrungen entspricht und schwere Dauer- st6rungen des AlkoholmiSbrauchs auch auf diesem Gebiet erkennen last.

Die Epileptiker zeigten einen grol~en, die durchschnittliche Leistung der Normalen sogar etwas iibersteigenden Umfang der Auffassungs-

Untersuchung der Auffassungsf~thigkeit bei Gesunden und Kranken. 853

leistung bei geringer Fehlerh~tigkeit derselben. Sowohl Um~ang wie Sieherheit der Leistung n~hmen bei ihnen im Verlaufe der Versuche erheblich zu. Nur in 2 F~tllen war die Zunahme der Sieherheit etwas geringer als die des Um~nges der Lcistung, und zwar um 1,7 bzw. 2,9%.

Diese Festste|hmgen k~nnen nicht sehr fiberraschen, wenn wir die bekannte Einengung der Pers~nlichkeit der Epileptiker in Betraeht ziehen und ihre meist st~rk hervortretende Gewissenha~tigkeit. Sis wendeten den Versuchen ~ngestrengteste Aufinerksamkeit zu und suchten den Versuchsleiter m6glichst zufriedenzustellen.

Die weitaus besten Ergebnisse zeitigten die Hysterischen. Dcr Durchschnitt ihres Leistungsumfanges lag erheblich fiber der Norm bei geringer Fehlerhaftigkcit. Auch zcigten sie im allgemeinen eine gute t~bungsf/~higkeit, allerr vornehmlich hinsichtlich des Leistungs- umfanges, withrend die Sicherheit nicht entsprechend zunahm. In 4 Fhllen ging dieselbe sogar um 0,9--3,8% zurfick.

Bei den Versuchen war deutlich zu beobachten, dug die Hysterischen sich ehrgeizig bestrebt zeigten, bestmSgliche Leistungen darzustellen; auch erkundigten sie sich jeweils angelegentlich nach dem Ergebnis. Allerdings zeigte die im Verlauf der Versuche zutage tretende relative Abnahmc der Sicherheit, da[~ es ihnen schwer fiel, ihre Leistungen auf der H6he zu halten. Die Ergebnisse sind insbesondere im Zusammen- halt mit den noch zu besprechenden Befunden bei den Rcntenneurosen schr beachtenswert. Auch hierbei wurde es wieder sehr deutlich, wie ungeheuer stark (tie Leistungen dicser affektiv labilen Personen von ihrer jcwciligen Willenscinstellung abh/ingig sind. Unscre Versuchs- crgcbnissc dfirften auch einc crnste Mahnung ffir diejenigen sein, welche geneigt sind, den Wert psychotechnischer Vcrsuche zu fibersch/s Nur zu leicht kSnncn sic cincr schweren T/tuschung hinsichtlich dcr zu erwartenden tatsSchlichen Arbeitsleistungcn anheimfallcn, wcnn sic die Einwirkung der augenblicklichen Willcnseinstellung bci den Vcr- suchen untersch/~tzen und es unterlassen, sich dutch Anstellen von Serienversuchen cinen, wenn auch nur oberflitchlichen Einblick in die Schwankungen der Willensspannung zu verschaffen.

Die Psychopathen wiesen die grSgte Strcuung bei den Versuchs- ergebnissen auf. Einzelne derselben zeigten sowohl hinsichtlich des Umfanges wie der Sicherheit sehr hohe Werte, anderc wieder sehr niedere. Ihre l~bungsfShigkeit war, soweit der Umfang in Betracht kam, durchschnittlich etwas hSher als die der Normalen, bcziiglich der Sicherheit war die Abweichung gering. Die Ergebnisse dieser Gruppe sind nicht einheitlich zu bewerten, da Untcr dem Sammelbegriff dcr Psychopathie doch recht verschiedenartige PersSnlichkeiten zusammen- gefaltt werden. Eine Eiilzcl(l~rstelhmg dcr Fhlle kann jedoeh hier aus Raummangel nicht erfolgen.

854 K. und L. Weiler :

Die schlechtesten Leistungen fanden sich bei den Rentenneurotikern. Sie waren durchwegs zur Begutachtung hinsichtlich yon UnfMlfolgen der Klinik zugewiesen worden. Der Durchschnitt ihres Leistungs- umfanges blieb weir hinter dem der NormMen, wie auch hinter dcm Mlcr bisher beschriebenen Krankengruppen zurfick. Dabei war auch der prozentuMe Fehleranteil grSger als bei allen fibrigen, mit Ausnahmc der ParMysen, doch erreichte der Durchschnitt auch fast den bei diesen festgestellten. Ganz auSerordentlich gering war auch die 1)bungs- wirkung, vor Mlem blieb die Zunahme der Sicherheit weit hinter den bei den anderen Gruppen gefundenen Werten zurfick. In 4 Fhllen war die Zunahme der Sicherheit zudem geringer Ms die des Lcistungsumfitnges, und zwar um 1,1--5,9%.

Auch dieses Ergebnis stand durchaus im Einklang mit den klinischen Feststellungen und erkl/irte sich vollkommen aus der mangelhaften Willenseinstellung dieser Rentenbewerber.

In der Tab. 2 sind die zahlenm/iBigen Ergebnisse unserer Unter- suchungen nochmMs zusammengestellt; sie zeigt klar die Abweichungen der Werte dcr einzelnen Krankengruppen von denen der Norm.

Tabelle 2.

Leist"Umfang % I~Fehlerpr~ I Leist': Zunahme %1 Zunahme d. R. %

~ i~l ~ ~ ~I ~ I ~ ~t~ ~ ~ ~ ~- . . . . . . . . . . . . . . . . . _

Norm . . . . 31,4 Depression . . 25,0 Manie . . . . 31,4 ])em. praer . 33,7 Paralyse . . 31,8 Alkoholismus 22,1 Epilepsie . . 31,4 Hysteric . . 35,0 Psychopathie 35,4 Rent. Neurose 24,7

H : HOchstwert,

I 24,5118,9124,1i~0,5 5,2]38,51 9,4 -2,6 1:~,6110,0110,01 7,0 i 3,7141,0113,5 2,3 18,7111,211%11 9,3 i 7,3146,3114,2i--7,3 21,1 12,2114,0 5,8 0,6149,6 26,2 4,7 17,8 10,5132,0121,1!14,sl91,5 26,7 5,5 16,01 7,4127,3 [ 9,4i 2,7143,7120,3 [ 0,0 24,3/19,2121,11 6,3 2,9194,6 24,5 --4,4 27,0i22,3110,6 [ 7,41 1,~]~4,6~is,s] 8,5 21,3~11,o]27,7 6,2] 1,q~6,61~o,~l--s,~ 11.7~ 98138,013,9 ] 4,6[34.71 86~ 1,1 StM =~ Stcllungsmittel, N = Niedrigster

52,5 33,4 54,5 50,4

104,5 44,9

100,0 60,3 49,0 29,8

16,3 10,3 I 11,5{ 30,4, 29,5 20,5 28,9 21,9 13,7 8,7

Wert.

34,5 2,3

--11,2 5,0

10,9 - - 2,6 - - 1,6

10,0 -- 3,6 ~--ll,2

Es bleibt noch zu betrachten, ob und inwieweit sich unsere Ver- suchsergebnisse mit denen anderer Autoren decken. Wol/skehl s) land, wie wir, bei Manischen eine Herabsetzung der Auffassungsf/ihigkeit. Busch l~ kam bei seinen Untersuchungen an Dementiapraecox-Kranken zu dem Schlul~, dM~ deren Auffassungsf/ihigkeit nicht nur einen ge- ringeren Umfang, sondera auch eine geringere Wertigkeit zeige, was wir nicht best/itigen konnten. Unsere Ergebnisse bei dieser Kranken- gruppe deckten sich vielmehr mit den Befunden von ReisS). Auch konnten wir dessen Erfahrungen bei der ParMyse best/~tigen. Eine gewisse Ergi~nzung zu den Untersuchungen von Riidin 7) fiber den

Untersuchung der Auffassungsf~ihigkeit bei Gesunden und Kranken. 855

Einflug der Alkoholwirkung auf (lie Auffassungsf~higkeit brachten unsere Versuche insowcit, als sich die Zuverlgssigkeit der Auffassungs- leistung der Alkoholisten cbcnfalls goring crwies, und Riidin vornehm- lich eine Abnahme dcr Zuverl~ssigkeit unter Alkoholwirkung feststellte. Unsere Bcfunde bei den Hysterischcn und cincm Teil der Psychopathcn best~tigten (lie Untersuchungen yon Horwitzll), die ebenfalls auffallend gute Leistungen, besonders auch beziiglich der Sicherheit bei diesen Pers6nlichkeitcn feststell~e. Im allgemcincn sSandcn (temnach unsere Ergebnisse in gutem Einklang mi$ den |)ishcr auf diescm Gebie$ bekannt- gegebenen.

Wit glauben, gezeigt zu habcn, dab die von uns angewandte Methode zur Untersuchung der Auffassungsfghigkeit sich zur Verwendung nicht nut bei gesunden, sondern auch bei geisteskranken Personen eignet. Sic gibt uns exakte, zahlenmggige Aufschlfisse sowohl fiber den Umfang und die Sicherheit der Auffassung wie auch fiber die dabei mitspielenden l~bungsvorgi~nge. Die weitgehende ~bereins~immung der Versuchs- ergebnisse mi$ den klinischen Feststellungen und Erfahrungen diirfte nicht zuletzt auch die ZuverlKssigkeit des Vcrfahrens dargeSan haben. Wit werden von allen dcrartigen psychophysischen Untersuchungcn im wesentlichen immer nur einc exaktere Feststellung und Um- schreibung der grunds~ttzlich moist schon auf anderen Wegen crkanntcn odor wenigstens intuitiv geahntcn Vorgiingc im Seelenleben erwarten dfirfen. Auch diese Forschungsrichtung wird ihren Platz uniter den anderen im Dienstc der wissenschaftlichen und auch der praktischen Psychiatric behauptcn k6nncn, wenn sie sich ihrer Grcnzen bewu$t hlcibt, und yon einer zu spckulativen Verwertung der Versuchsergebnisse Abstand nimmt.

Schluflsdtze.

I. Durch planmdflige Untersuchung einer groflen Anzahl 9esunder Ver- suchspersonen lie[3en sich gewisse Normen /i~r den Um/ang und die Sicher- heit der Au//assungsleistung au/stellen.

2. Die {~bungswirkung trat bei den gesunden Personen mehr in einer Znnahme der Sicherheit als des Urn/antes der Leistung zutage.

3. Manisch-depressive Kranke, vornehmlich solche im Depressions- zustande, wiesen einen geringeren Urn]ant der Au/]assungsleistung au/; ihre ~bungs/dhigkeit erstreckte sich mehr au/ den Um/ang als die Sicher- heit der Leistung.

4. Bei an Dementia praecox Erkrankten waren Um/ang und Sicherheit der Leistung grS[3er als in der Norm; dasselbe tra/ bei der ~bungswirkung sowohl hinsichtlich des Um[anges wie auch der Zuverl~issigkeit derAngaben zu.

5. Die A u/[assungsleistung der Paralysen war wesentl~ich schlechter als die der Gesunden, und zwar in ~eder Richtung. Au//allend war ~edoch eine verhdltnismd[~ig flute ~bungs]dhigkeit dieser Kranken.

8 5 6 K. und L. Weiler : Untersuchung der Auffassungsfi~higkeit usw.

6. Eine sehr schlechte Au//assun!Is/dhigkeit zeigten die chronischen Alkoholisten. Der Um/ang ihrer Leistungen war sehr gering, die Fehler. ha/tigkeit 9rofl, und auch die ~)bungswirkung blieb hinter der Norm zuriick, besonders was die Zuverliissigkeit anlan~Ite.

7. Recht gute Leistungen waren bei der Epilepsie /eststellbar. Der Um/ang der Leistungen war sogar etwas grSfler als bei der Norm und die Fehlerha/ti~lkeit gering. Auch zeigten sie gute Obungs~dihigkeit in normaler Richtung.

8. Die besten Er~tebnisse traten bei den Hysterischen zutage, besonders hinsichtlich des Leistungsum/anges, doch iiberragte auch die Sicherheit und die Obungswirkung die Norm.

9. Die Psychopathen zeigten sehr verschiedenarti!le Leistungen, so daft eine einheitliche Beurteilung dieser Gruppe sich nicht als tunlich erwies.

!0. Die schlechtesten Ergebnisse zeitigten die Untersuchungen der Rentenneurotiker. Der Leistungtsum/ang war bei ihnen sehr gerin9, die Fehlerha/tigkeit sehr grofl. Die (]bungs/dhiffkeit blieb weir hinter der Norm zuriick, und zwar sowohl in bezug au/ den Um/ang wie die Sicherheit der Leistung.

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