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148 II. Monatsbericht, Ilntersuchungen iiber den Luftgehalt der VWsser and Beobachtungen iiber die Bedeutung der Koh- lensiinre, des Stickstoil's und Sauerstoffs in den siissen trin k baren Wassern. Physikalische und chemische Eigcnschaften derselben ; von Lefort. - Bericht VOII Poggiale. Wohl kein Gegenstand ist des Studinms wurdiger als das trinkbare Wasser. Ilieses ist so nothwendig fur unsere hauslichen Bedurfnisse, spielt eine so bedeutende Rolle in der lndustric, in der Ernahrung der Menschen und Thiere, seine hygienischen Ei enschaften sind von so dass dksc Frage stets die bedeutensten Hygienisten und auch die Civilverwaltungen in Anspruch genominen hat. Iron Hippokrates bis auf unsere Tage hat man die der Gesundheit zutriiglichsten Wasser untersucht. Die zahl- reichen Wasserleitungen in Rorn, welche jedeni Einwoh- ner tkglich 1000 Liter Wasser gcliefcrt haben sollcn ; die, welche die Ronier in allen ilirer Herrschaft unterworfenen Liindern anlegten ; die Sorge der Municipalverwaltung von Paris, stets gutes Wasser den Uewohnern zu liefern; die Arbeiten zu Lyon, Marseille, Bordeaux, Toulouse etc. j die zahlrcichen Untersuchungen von Chemikern, Aerzten, hygienischen Comniissionen beweisen, dass Nichts die Wissenschaft und die Verwaltung niehr interessiren kann, als die Wahl und die Menge des Trinlrwassers. Die Arbeit. L e f or t s beschaftigt sich in grossem Um- fange mit den Erfordernissen eines guten Wassers. grossem Einflusse auf die Gesun B heit der Bevolkerung, Pliysikalische Charaktere der Trinkwsser. Das Wasser musa klar, farblos, geruchlos, lufthaltig, von frischem und durchdringendem Geschniack sein. IIente wie vor 2000 Jabren weiscn selbst die armstcn Leute triibes und warmes Wasser zuriick, es gilt hier der von A r a g o citirte Ausspruch eines englischen Ingcnieurs :

Untersuchungen über den Luftgehalt der Wässer und Beobachtungen über die Bedeutung der Kohlensäure, des Stickstoffs und Sauerstoffs in den süssen trinkbaren Wässern. Physikalische

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II. Monatsbericht,

Ilntersuchungen iiber den Luftgehalt der VWsser and Beobachtungen iiber die Bedeutung der Koh- lensiinre, des Stickstoil's und Sauerstoffs in den siissen trin k baren Wassern. Physikalische und chemische Eigcnschaften derselben ;

von L e f o r t . - Bericht VOII Poggia le .

Wohl kein Gegenstand ist des Studinms wurdiger als das trinkbare Wasser. Ilieses ist so nothwendig fur unsere hauslichen Bedurfnisse, spielt eine so bedeutende Rolle in der lndustric, i n der Ernahrung der Menschen und Thiere, seine hygienischen Ei enschaften sind von so

dass dksc Frage stets die bedeutensten Hygienisten und auch die Civilverwaltungen in Anspruch genominen hat. Iron Hippokrates bis auf unsere Tage hat man die der Gesundheit zutriiglichsten Wasser untersucht. Die zahl- reichen Wasserleitungen in Rorn, welche jedeni Einwoh- ner tkglich 1000 Liter Wasser gcliefcrt haben sollcn ; die, welche die Ronier in allen ilirer Herrschaft unterworfenen Liindern anlegten ; die Sorge der Municipalverwaltung von Paris, stets gutes Wasser den Uewohnern zu liefern; die Arbeiten zu Lyon, Marseille, Bordeaux, Toulouse etc. j die zahlrcichen Untersuchungen von Chemikern, Aerzten, hygienischen Comniissionen beweisen, dass Nichts die Wissenschaft und die Verwaltung niehr interessiren kann, als die Wahl und die Menge des Trinlrwassers.

Die Arbeit. L e f o r t s beschaftigt sich in grossem Um- fange mit den Erfordernissen eines guten Wassers.

grossem Einflusse auf die Gesun B heit der Bevolkerung,

Pliysikalische Charaktere der Trinkwsser. Das Wasser musa klar, farblos, geruchlos, lufthaltig,

von frischem und durchdringendem Geschniack sein. IIente wie vor 2000 Jabren weiscn selbst die armstcn Leute triibes und warmes Wasser zuriick, es gilt hier der von A r a g o citirte Ausspruch eines englischen Ingcnieurs :

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Untewuchungen l lder den Luftgehalt der Wasser etc. 149

das Wasser muss wie Ciisars Gattin erhaben sein tiber jeden Verdacht.

Klarheit der Trinkwtiaser. Die Klarheit ist ein wesentlicher Charakter des Trink-

wassers, ist aber zur Erkennung der guten Qualitat un- zulanglich : destillirtes Wasser, Eis - und Schneewasser,

shaltiges Brunnenwaeser sind als Trinkwasser unbrauch- %., trotz dem sie farblos und transparent sind. Nach D u p a s q u i e r konnen trube, erdige Theile

enthaltende Wasser die Functionen der Verdauung storen ; es ist sicher, dass der Qebrawh triiber Wasser Eke1 erregt, und dass man sie durch Filtration klaren muss.

Quellwasser und Wasser, welche aus Felsen sprudeln, sind meistens zu allen Zeiten klar ; Flusswasser namentlich beim Anschwellen trube, so der Nil, die Seine, Marne, Rhone, Saone, Loire. Das Nilwnsser enthalt irn Liter bis 8 Gramm erdige Theile suspendirt, die Seine ist jahrlich wahrend 179 Tagen trube, 17 YOU P o g i a l e angestellte

aus vollem Strome am Pont d' Ivry (also beim Eintritt des Flusses in die Stadt) geschijpft ergaben :

1) das Maxinium der suspendirteii Stoffe ist im Liter

2) die Quantitit dieser Stoffe ist dem Wasserstande

3) die grossten Zahlen wurden wahrend des Winters

B o u t r o n und B o u d e t finden als Maximum in der Marne (Pont de Charenton) 0,180 Grrn., in der Seine (Pont d'Ivry bis Chaillot bis sum Austritt des Flusses aus der Stadt) 0,120 Grm. suspendirte Stoffe im I 't er.

Der Schlamm der Seine besteht aus organischer Sub- stanz 3,39; Carbonaten von Kalk und Magnesia 60,31; Kieselsaure 35,60. Die organische Substanz vermehrt sich betrachtlich wiihrend langer Trockenheit und wiih- rend der warmen Jahreszeit, daher im Sommer dieNoth- wendigkeit, das Wasser vollig zu klaren und die Reser- voirs sorgfaltig zu reinigen. In geringer Quantitiit und nicht verandert sind die organischen Subetanzen nicht schadlich, in gromere Menge und in Qahrung machen sie das Wasser ungesund nnd gefahrlich. Bei 10- 20oC. erleiden sie noch keine Veriinderung, ateigt aber die Tem- perstur von 20- 250, und ist das Waeser in Reservoirs

Analysen ihres Wassers zu verschie fi enen Jahreszeiten

0,118, das Minimum 0,007 Qrm.;

proportional ;

nach reichlichern Regen gefunden.

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150 Untersuchungen fiber den Luftgehalt der Wasser etc.

eingeschlossen, SO entsteht Faulniss und schadliche Gas. entwickelung, wie es einige Male bei den Reservoirs von P a s s y bemerkt wurde, die einen ekelhaften Qerueh aus- btromten. Das Wasser darf nicht gebraucht werden, ohne dass es vorher filtrirt ist; das Klaren durch Absetzen- lassen ist unzureichend, mie viele Versuche zeigten : 10 Tage lang ruhig hingestellteR Wasser war noch nicht lrlar. Die bedeutend erholite Teinperatur laisst in dein Wnsser Infusorien entstehen, die das Wasser inficiren.

Man lint zur Filtration des Wnssers eine grosse Menge Rlcthoden angegehen; es sind, sagt Arago , in England Millionen dafiir verausgabt, und diese Versuche sind der Ruin vielcr bedeutender Compagnien geworden. Die ingenioseqten Apparate sind die zu Chelsea in England, die von Fonvjelle, Souchon, Nadault de Buffon. Eine Hauptsache ist die sclinelle und billige Reinigung der Filter, indein der auf der filtrirenden Sandscliicht sich bald anhiiiifende Absatz ein grosses Hinderniss der Filtra- tion ist Sandiges Erdreich kann man als naturliche Fil- ter benutzen, wie as bei dein Wasser von Toulouse der , Fall ist, welches dnrch eine an den Ufern der Garonne Bich hinziehende Bank von S m d und Kiesel fliesst; man muss jedoch auch hier seine Zuflucht oft zu kiinstlichen Filtern nclimen.

Die Filtrirgalerien eu Touloiise liefern schon seit niehreren Jahreii eine nicht wenig betrachtliche Menge Wasser. Dasselbe hat man bei Glasgow beobachtet, wo man am IJfer des Clyde ebenfalls Galerien in einer Sand- bank ausgegraben hat, indessen vermindert sich allmalig die Wessermenge, so dass inan neue Galerien anlegen muss. 1:s ist jedoch zu erwiihnen, dass das Wasser nsch und nach Substanzen aufninnnt: so hatte das durch das zweite Filter von Toulouse erhaltene Wasser einen leichten Schlarningeschmack; ebenso fand T e r m e, dass aus der Rhone filtrirtes Wasser in einem reinen Rehalter cine von dem Flusswasser differirende chemische Zusanimensetzung hatte. Die mit dem Wasser der Seine in gleicher Weise angestellte Filtration ergab gypshaltiges und dem Pariser Brunnenwasser ahnliches Wasser. 1, e f o r t fand einige Male, dasa Wasser, welches reichlich uber den Plats des neuen Opernhauses floss, einen Riickstand von 2,04 Orm. pro Liter gab und 99 hydrotimetrische Qrade zeigte.

Die gebriiuchlichen Filter aus Sand, Kies, Wolle etc. entfernen nur mechanisch die im Wasser suspendirten Stoffe, absorbiren jodoch nicht faulige organige Substanzen und

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Untercruchetngen Uber den Luftgehalt der Wi8er etc. 151

die aus ihrer Zersetzun entstehenden Gase; es existirt

L e f o r t erwghnt die Bedeutung der freien oder e- bundenen Kohlensaure in den Wassern und giebt f i e Ursache der Elimination derselben in siissen Wassern an, die filtrirt sind und im Hauehalte aufbewahrt werden.

Man filtrirt in den Haushaltungen dae Wasser durch dfinne und porose Kalksteine. Das stisse Wssser, welchee immer einen leichten' Ueberschuss von Kohlensaure ent- halt, giebt diese an den Kalk ab. Bewiesen wird dieses, wenn man gewohnliches Wasser bis zur sauern Reaction mit Kohlenssure siittigt : nach dem Filtriren durch Kalk- stein ist das Wasser vollig neutral, wiihrend es vorher Lackmuspa ier lebhaft rothet. Aus demeelben Qrunde schmeckt Juellwasser aus Granitboden angenehm, filtrir- tea FlusRwasser fade. Um zu untersuchen, ob die Elimi- nation der Kohlensilure eine chemische oder eine physi- kalische Ursache habe, behandelten L e f o r t und L a m- b e r t feinen Sand mit Salzsaure, um die Carbonate en entfernen, und wuschen mit destillirtem Waeser, bis dieses Lackmuspapier nicht mehr rothete. Es wurde mit dem natiirlichen Mineralwasser von Condillac operirt, das gas- haltig ist, und sauer reagirt. Es wurde mit destillirtem Wasser verdiinnt, durch den priiparirten Sand filtrirt und verlor seine Kohlenslure.

Die Vereuche, ob ebenso durch Sand filtrirtes Was- 8er Elemente der Luft verliere, ergab Folgendes:

aber wegen des hohen B reises kein kh te s Kohlenfilter.

Nicht filtrirtes Waaser.

Stickstoff 14,92 14,92 14,53 14,79 C.C. Sauerstoff 7,18 7,18 6,57 6,97 II

SummedesLuftgehaltes 22,lO 22,lO 21,lO 21,76 C. C.

1. 2. 3. Mittel.

Filtrirtee Wasser. Stickstoff 13,06 13,06 12,23 12,78 C.C. Sauerstoff 5,91 5,91 5," 5,86

Summe des Luftgehaltes 18,97 18,97 18,OO 18,64 C. 0.

Das filtrirte Wasser hat demnach 3,12 C. C. Luft vom Liter verloren in Folge einer einfachen physikaliachen Action, indem es porbse Stoffe pasrrirte. Man weiss j a von der Kohle schon lange, dam sie aehr bedeutendeblengen

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152 Untersuchzinyen ilder den Liiftgehalt der JViaser etc.

Gas absorbirt. Vor fast einern Jahrbundert hat P a r m e n - t i e r bei dem Wasser der Seine ahnliche Beobachtungen gemacht.

Temperntui.. Schon H i p p o k r a t e s sagt : ,,die besten Wasser seien

im Winter temperirt, im Sommer frisch." Frisches Wasser loscht schnell und anhaltend den Durst und befordert die Verdauung, dagegen Wasser, melches fast die Tem peratur der Atmosphare annimmt, erregt Eke1 und stort die Ver- dauungs functionen. Kaltes Wasser im Winter ist unange- nehm und hat schlimme Folgen. Bei einer Temperatnr von 00 C. oder etwas dariiber oder darunter sind die Schleini- haute der Luftwege zu Entziindungen geneigt, so dass kaltes Wasser Lungenkrankheiten erzeugen kann. 0 n 6- r a r d hat in den Annales d'hygikne et de mLdecim @pie eine Arbeit iiber die Gefahr des kalten Wassers veroffentlicht.

Die Temperatur des Wassers ist eine wesentlichc Gesundheitsbedingung, und man kann sagen, ein Wasser sei ut, das 10 bis 1.40 C. zeigt, e8 erscheint frisch, wenn die fitrnosphare 20 bis 250 C., temperirt, wenn diese 00 C. oder darunter zeigt. Quellwasser hat gewohnlich 12 bis 140 C., Flusswasser variirt mit der Luftwarme. D u p as - q u i e r fand das Wasser der Rhonc im Winter 00 C., in1 Sommer bis 250 C. warm; G re11 o i s constatirtc die Schwan- kungen der Teniperatur der Mosel 1857 von 00, labia 2 4 , 9 C. Im August 1856 zeigte die Seine 24,500 C., 1857 25,50oC., im Juni 1868 270 C., im Juli 1859 2'70 C. Es scbwankte die Temperatur dieses Flusses in zwei Jahren zwischen 00 und 26,8Oc. Deshalb versorgen sich vide Stadte unter grossen Ausgaben mit Quellwasser, so Rom, Briissel, Glasgow, Edinburgh, Metz, Strasburg, BesanGon, Dijon, Orenoble, Montpellier, Bordeaux, Narbonne, Havre etc., denn ein Mittel, um betrachtliche Wasserniengen frisch zu erhalten, besitzen wir noch nicht. Dcr Vorschlag T e rm e's: Wasser durch lmges Zuriiokhalten in den Re- servoirs abzukiihlen, wiirde beinahe ein Jahr dazu erfor-

Reservoirs wiirden im von 12OC. baben. Die

Flusswasser haben, trin- ken im Sommer lauwarmes, im Winter eisigkaltes Wasser. R o u g i e r und G l d n a r d fanden in L on dieTem eratur

zwischen 2 und 30 C., am '21. und 22. Juni 1861 war es 17 bis 200 C. warm trotz eines laogen Laufes durch ein Kieslager.

der Rhone im Sommer zwischen 20 un r i 250 C., im b i n t e r

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Untes.SucLungen Uber den Lujtgehalt dev 'LV&seer etc.

folgende Resultate :

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Die Temperaturuntersuchungen des Seinewasser gaben

In den Reservoirs Au der Fontaine Im Flusse. von Chaillot mit von Boule rouge

bedeckten Bassins. BKilorn. Reservoirs.

August 1856 24,500 c. 24,700 c. 23.600 c. ,, 1857 25,50 ,, 25,OO ,, 24,OO

Juni 1858 27,OO ,, 27,20 ,, 25,20 ,, Juli 1859 27,OO 26,20 2 25,OO ,,

Es ergiebt sich hieraus, dass durch die der heutigen Industrie zu Gebote stehenden Mittel, eine Erfrischung des Wassers, das eine grosse Stadt versorgen soll, un- moglich ist.

In gut eingerichteten Wssserleitungen von gehoriger Tiefe bleibt die Anfangstemperatur des Quellwassers die- selbe. Die Keller des Pariser Observatoriums haben seit 1753 ihre Temperatur von 11,82oc\. behalten. Die Phy- siker geben an, dass die Tempcratur in einer Tiefe von 8 - 10 Meter invnriabel sei. Q u Q t 81 c t hat bewiesen, dass die tiiglichen Maxima und Minima nicht einmal zu 1 Meter Piefe einen Einfluss aussern; dass die Maxima und Miniina eines Monats sich in der Tiefe allmiilig ab- schwachen bis zu einem constanten Puncte, dass sie erst nach 6 blonaten in der'Tiefe von 10 Meter anlangen, und dass in den strengsten Wintern der Frost nur 50 - 60 Cen- timeter in den Boden eindringe. Man kann also folgern, dnss die Sonne in der Tiefe von 1,50-2 Meter nur schwach wirkt. Die Quelle von Rosoir versorgt durch eine 16 Kilometer lange Leitung Di-jon, das Wasser bat die Temperatar der Quelle von 100 C. Der Aquiiduct ist durch ein Gewalbe abgeschloseen, welche das Eindringen der iiussern Luft hindert, ebenso ist es mit den1 Wasser von Areueil. C a m m a i l l e und L a m b e r t , zwei Militsir- Apotheker, haben gefunden, dass die Quellwasser, welche Rom versorgen, das ganze Jahr frisch sind ; so Aqua FQlice, das seine Quelle etwa 20 Kilometer von Rom hat und Zuni Gipfel des Quirinal geleitet wircl. Seine Temperatur ist 160 C., wiiihrend im Schatten 280 C. 'sind, und ist fast stets dieselbe trots des langen Laufes in einem, u be r dem Boden b e f i n d l i c h e n Aquiiduct. Aqua Vergine ineiner unterirdischen etwa 14 Miglien (31/2 deiitsche Meile) lan- gen Leitung durch die Villa Borghese nach Rorn schrneclrt sehr angenehm, ist vollig klar und zeigt 140 C. ; eau argen- tine, eau de soleil sind klar, im Sommer frisah, angenehm,

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154 Unte~8.sorcZtzmgen aber den Luftgehdt der Wiissec etc.

mit 150 C. ; Aqua Paulina hingegen, das grijsstentheils aus den Seen Braeciano und Martignano kommt und nach dem Janiculus gefuhrt wird, hat eine variable Temperatur, warm im Sommer, kalt im Winter; es zeigteim Juli 28 C., die Luftwarme stieg bis 350 C., war aber in dem Augen- blicke des Versuches auf dem Janiculus 22,50 C. Am 25. September 1861 zeigte die Q u e l l e de8 Wassers von Narbonne 15oc., am A u s f l u s s d e r L e i t u n g am HGtel de Ville 2OOC.; dies lag an der mangelhaften Leitung, die gegen atmospharische Einff usse nicht abgeschlossen war.

Luftgehalt der Wiser . Schon irn friihesten Alterthume hat man Qewicbt ge-

legt auf die Anwesenheit von Luft in den zum Trinken bestininiten si~ssen Wassern. Diese enthalten variable Mengen von Sauerstoff, Stickstoff und Kohlensaure. Letztere giebt dem Wasser einen angenehmen Geschniack und wirkt auf die Verdauungsorgane niitzlich, eben so die atmospharische Luft. Man weiss, dass dieser Gase be- raubte Wasser, wie das destillirte Wasser, fade und un- verdaulich sind.

Sarierstoff und Stickstoff stammen aus der Atmosphare, die Kohlensaure BUS dem Boden, durctt welchen das Was- ser fliesst. B o u s s i n g s u l t und LBvy haben gezeigt, dass die Luft aus einem Boden, der ein Jabr nieht gedungt wurde, 22 - 23 ma1 so vie1 Kohlensaure als die Atmosphare enthalt, und dass man in einem seit 8 Tagen gedungten Rodcn 245mal so ~ i e l davon findel. Jedoch nimmt das Wasser aus der Atmosphare eine bedeutende Menge Koh- lensaure auf, dic dureh die Pflanzen nicht absorbirt wird, nnd tragt SO zur Reinigung der Luft bei.

Ueber das Volumen des Sauerstoffs, Stickstoffs und der Kohlensaure in gutem siissem Wasser angestellte Ver- suche ergaben Folgendes :

Stickstoff Sauerstoff Kohlensaure I. QuellwIsser. Beobschter. im im ~ i ~ ~ ~ . im Am Scblachthause in Rheims, gebohr- ter Hruonen . . . . . Maumenk

Quelle Brkgille in Besanpn *) . . . . . . Deville

Quelle Arcier bei BesanCon **) . . . . . Deville

0,016

0,014

0,015

0,005

0,007

0,005

0,017

0,022

0,020

*) Von einem Stsdtbrunnen genommen. **) An der Quelle geechopft.

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Untereuchungen tiber den Luftgehalt & W h w etc. 156

I. Quellwiieser. Beobachter. Quelle la Moullibre

Quelle b y e bei

Quelle Roneier bei

Quelle Foritaine bei

Quelle Neuville bei

Quelle von Sablon

Qoellevon Dijon***) Deville

Waseer der I’esle. . Maurnen6 ,, ,, Garonne Deville

dee Doubs.. ,, Wa”sscr der Rhone bei Genf . . . . . . . . .

Wasser der Rbone hci Lyon ........ Rineau

Wasser der Saone.. ,, ,, Loire . . Janicot ,, desRheins . Deville

bei, ResanCon *). .. Deville

Lyon **) .......... Bonssingauk

Lyon.. .......... Dupasquier

Lyou ............ Dupaquier

Lyon ............ Dupasquier

in Metz.. ........ Langlois

11. Flusswiisser.

Stickstoff Saueretoff Kohlenshre in Liter. im Liter. im Liter.

0,015

0,015

0,015

0,015

0,016

0,013 0,016

0,018 0,015 0,018

0,018

0,016 0,013 0,017 0,015

0,006

0,006

0,006

0,006

0,005

0,006 0,007

0,008 0,008 0,009

0,008

0,008 0,006 0,008 0,007

0,039

0,031

0,033

0,031

0,039

0,017 0,023

0,004 0,017 0,017

0,008

0,012 0,012 0,012 0,007

13 wkhrend zweier Jahre an estellte Versuche F o g -

renzen von Temperatur, Barometerstand, Wasserhohe und Trockenheit geschtipft, ergaben :

I) es enthalt das Seinewasser im Mittel in 1000 Qrm. 0,023 Liter Kohlenskure, 0,009 Sauerstoff, 0,020 Stickstoff;

2) die Verhaltnisse der Gase und specie11 der Luft variiren selir ;

3) der Gehalt an Luft und Kohlensaure ist betracht- licher im Winter ale im Sommer;

4) es enthllt weniger Sauerstoff im Sommer als im Winter;

5) der Gehalt an Sauerstoff ist im Mittel 31,03 in 100 Theilen Luft;

6) es absorbirt eine grosse Menge Sauerstoff, wenn man es rnit diesem in Contact bringt.

Gutes Quellwasser enthiilt also auf 1000: 5-7 C.C. Sauerstoff, 13 - 16 C. C. Stickstoff, 17 - 39 C. C. Kohlen- siiure ; Flusswasser 6 - 9 C. C. Sauerstoff, 13 - 20 C. C.

gia le ’s mit Seinewasser von der 1 vrybrucke, unter Diffe-

Kanals geachapft.

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156 Untersuchungen ffber den Luftgehalt der W h e r etc.

Stickstoff, 7 - 23 C. C. Kohlensaure: ersteres hat dem- nach weniger Sauerstoff und mehr Kohlensiiure als letzteres.

Dcr atniospharische Druck ubt auf das in den Was- sern enthaltene Volumen Luft und Kohlensaure einen grossen Ein0uss aus. I3 ou s 6 i n g au 1 t fand in dem Strom von Basa in den Cordilleren 3000 Meter iiber dem Mee- resspiegel nur 3 C.C. Kohlenssure und 11 C.C. atmo- sphlirische Luft, bei 3600 Meter enthielt das Wasser nicht rnehr genug Luft, um Fischen das Leben zu erhalten. Endernisclie Kankbeiten in dicsen Bergen, wie der Kropf, sind durch den Gebrauch dieses Wwsers verursacht.

Alle trinkbaren Wiisser von guter Qualitat enthalten Kohlensiiuro ; P B 1 i g o t fand im Seineivasser 22,6 C. C. dieses Gases, in den Monaten December, Januar, Februar und Marz steigt nach L e f o r t der Gehalt auf 24 oder 25 C. C. Man hat den Quellen aus krystallinischem Boden den Vorzug geben wollen vor solchen ails sedimentiiren Schichten, wcil diese vie1 Kiesel und wenig kohlensauren Kalk enthalten. L e fo r t hlilt gerade die letzteren fur die besseren, weil sie durch den langen Contact mit der Luft eine grossc Menge Kohlensaure, Sauerstoff und Stickstoff haben und Seife losen, ohne sic zu coaguliren, SO dass sic sowohl zum Trinlren als zum hauslichen Gebrauch nichts zu wiinschen ubrig lassen. Wenn man von der Natur und Quantitiit der Mineralbestandtheile, von der Ternperatur und Klarheit der siisscn Wasser absieht, so miissen sie, uin trinkbar zu sein, im Rlittel 17 C. C. Stick- stoff utid 8 C.C. Sauerstoff enthalten. Das sicherste Mit- tel, Wasser mit Luft zu versehen, ist die Circulation in der freien Luft oder Eneuerung der OberfIache durch Fall und Abfluss. L e f o r t beschiiftigt sich mit Beantwor- tung der Fragen: wie langer Zeit bedarf es, urn Quell- wasser mit den Lufteleinenten zu sattigen von dem Augen- blicke an, wo es zu Tage tritt, bis zu seiner Verwendung? melches sind die giinstigsten Bedingungcn, unter welchen diese W8sser in Bezug auf Luftgehalt den fliessenden Wassern aihnlich sein konnen?

Leicht mit Schwefelsaure angesauertes Wasser wurde durch Kochen von aller Luft befroit, noch kochend in ein Sandsteingefass gebracht und sorgfaltig verschlossen. Dieses luftfreie Wasser wurde dann eine bestimmte Zeit einer fortgesetzen Filtration unterworfen, damit es wieder Lnft absorbirte.

An der Concordiabrucke geschopftes Seinewaaser e n s hielt im November im Liter 60 C. C. Kohlensiiure frei und

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U&muclaungen fiber dew Luftgehalt der W&w etc. 157

gebunden, 14,61 C. C. Stickstoff, 7,69 (3. C. Sauerstd. Dasselbe Wasser durch Kochen luftfrei gemacht enthielt nach dem Contact mit der Luft:

Nachl/zSt. NachlSt. Nach2St. NachGSt. C.C. C.C. C.C. C.C.

Freie und gebun- dene Kohlensaure 24,75 24,20 25,05 25,41

Stickstoff ......... 12,36 12,74 12,94 13,20 Sauerstoff. ........ 4,90 5,32 6,07 6,57 Summe des Luftgehalts 4 2 , O l 42,26 4406 47,18

Es war also fast der ganze durch das Kochen ent-

Eine zweite von P o g g i a l e und L s m b e r t in der- standene Luftverlust gedeckt.

selben Weise unternommene Versuchsreihe ergab :

Nach *Iz St. Nach 111% St. Nach 2113 St. C.C. C.C. c. c.

Sauerstoff. ..... 5,63 6,51 6,87 Summe 19,07 18,81 19,66

Stickstoff ...... 13,44 12,40 12,79

Die Temperatur des Wassers w+r im Augenblicke des Versuches 170 C. Wasser absorbirt im Sommer we- niger Gase als im Winter; im Juli und August 1853 bei einer Temperatur zwischen 19 und 26,30 C. enthielt Seine- wasser 5 - 7 C.C. Sauerstoff, dagegen im Winter 10,11 selbst 12 C.C.

Ein schon altes Experiment B i n e au’s mit einer Quelle vom Gipfel des Pilatus bestatigt diese Resultate. E r fand bei einer Temperatur von 80 C. und 0,657M.M. Druck :

Wasser von der Wasser von mehreren Gier - Quelle Fallen

c. c . c . c. Kohlensiiure. ... 599 176 Sauerstoff. 479 775 Stickstoff ...... 4,o 16,l

..... Summe 14,8 25,2.

Die verlorene Kohlensaure wird durch Sauerstoff und Stickstoff ersetzt, zugleich bildet sich kohlensaurer Kalk.

L e f o r t ermittelte das Volumen Luft, welches das Wasser des artesischen Brunnens von Paris in einer bestimmten Zeit absorbirt. Dieses hat einen etwas schwe0i-

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158 Untareuchungen iiber den- Luftgehalt der W h e y etc.

gen Geruch, 270 C. Tcmperatur, ist eisenhaltig und alka- lisch und enthiilt nach P o g g i a l e und L a m b e r t in 1000 C. C. 7 C. C. freie oder an Bicarbonate ebundene Koh-

Kohlensaure gebunden und frei. Es muss also das Was- ser von Passy, ehe es aum Trinken tauglich ist, lufthal- tig gemacht werden. Der Luft ausgesetat und eine bestimmte Zeit in Bewegung erhaiten enthielt es :

lenssure und 17,lOc.c. Stickstoff. L e f o r t t ndet 83,84C.C.

Nach *last. NachlSt. Mach2St. Nach5Sb. NachlOSt. Kohlensiiure 33,89 33,92 33,98 34,OS 34,55

Sauerstoff . . 5.70 7.30 8.61 8.90 9.17 Stickstoff. .. 19,W 19,08 18,38 17,30 1535

- Summe 59,49 60,N 60,97 60,22 59,27.

Die erste Veranderung, welche Quellwasser an dcr Luft erleidet, ist Verlust an gebundener Kohlensaure und Substitution durch Stickstoff and Sauerstoff; mit Ver- grosserung der Oberflache nimmt es aus der Atmosphare Kohlensiiure auf, die dann eine entsprechende Menge Stickstoff und Saucrstoff eliminirt j j.e mehr Kohlensaure ein susses Wasser enthalt, desto weniger von den andern Gasen. Dasselbe Phanomen der Deplacirung aeigt sich auch zwischen Sauerstoff und Stickstoff. Die in dicser Hinsicht angestcllten Versuche von P o g g i a1 e und L a m - b e r t ergaben :

Stickstoff Saueretoff - Summe c. c. c. c. C. C. Wssser in einerRiijhre, letztere central

in mit KohleneauregefullterFlasche 17 0 17 Wasser in einem Hahne (22. Februar

1862) ......................... 14 2 16 Wasser am 26. December 1861

derLuft ausgesetzt ............. 12 5 17

L c f o r t und J u t i e r haben diese Deplacirung eines Gascs durch ein anderes schon in ihrer Arbeit uber die Mineralwasser von PlombiBres beobachtet. Daraus ein Beispiel :

Gasvnlumen Sauerstoff Stickstoff im Liter in100Th. in100Th.

Quelle Nr. 5 der Leitung des Thal-

Quelle Nr. 5, Wssser wiihrend 21 Stundcn im Basbin der Quellen-

Quelle Nr. 5 der Seifengalerie bei

Quelle Nr. 5, im Basin der Quellen-

weg, Temperatur 65,210 C. ...... 12,6 . 15,9 84,l

temperatur ausgesetzt. .......... 13,5 27,7 72,3

40,469C ........................ 16,4 25,l 743

temperatur 21 Stunden auegesetzt 16,3 27,9 70,3

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Urtereuchungm tlber den hftgehalt dcr Wctseer alc. 159

Man eieht bieraus, dass der Luft aus esetztes Mineral-

bis beide Gaae eich wie 28 : 70 verhalten. In welcher Weise die Ingenieure den Luftgehalt der

Whser re uliren, gehort nicht hisrher; sie besitzen sehr wirkeame kittel, die bei bestimmten Leitungen angewen- det werden. 'D ugu8, Oberingenieur des Marne- De arte-

keineswegs eine bestiindige Decke bilde, die allen Con- tact des Waseera mit der atmospharischen Lufte bindere. Aus den Untersuchungen von L e f o r t , B i n e a u und Her v 6 - M a n g o n gebt hervor, dass die Quellwiisser mit gut construirten Leitungen leicht die ihnen fehlende Luft- menge absorbiren.

C o m m s i l l e und L a m b e r t baben gezeigt, dam das Waaser von Rom hinliinglich lufthaltig sei. Es enthiilt im Liter:

m s e r schnell Sauerstoff abeorbirt und # ticketoff verliert,

ments, giebt an, dass die Kohlendure iiber dem d asser

Eohlensaure Stickstoff Sauerstoff c. c. c. c. c. c.

2335 69% 15,75 7,89 16.06 8,92

Aqua FBlice %70 Ver ine 2444 Paufiine 7,78

Tinber 16,OO m,oo 8,oo

Das Waeser der Tiber ist jedoch stets trube, ent- halt 0,456 Grm. feste Stoffe, zeigt 290 am Hydrotimeter und variirt in seiner Temperatur; ist also nicht trinkbar.

Fe& Substanren und organtcke Stofe in den Wassew. Man hat behauptet, dass die reinsten Wiisser die besten

seien, so das Wasser des See's von akrardmer in den Vogesen, bei welchem weder Chlorba um, noch oxalsau-

tion zeigt und das nur Spuren alkaliecher Salicate entr halt; die Wiiseer von Chalet de Compas bei Allevard, die aus Protogynfelsen entspringen und im Liter nur einige Milligramme fester Substanz haben ; dae Waaser der Loire an der Quelle, das nur geringe Quanbitaten Salze ein- addiesst. - Es ist diem Ansicht eine irrthuniliche.

Nach J o l l y sind die salzigen Stoffe zur Erhaltung des Lebens nothwendig? sie werden-wie die Nahrungsmit- tel absorbirt, bilden die Knochen un& spielen eine bedeu- tende Rolle im Or anismus. Dasselbe giebt D u p a s q u i e r

Tolima Schneewasser, das uns und unsern Regleitern unangenehm erechien trota seiner volligen Reinheit.

re8 Ammoniak oder salpetersaures Sil T eroxyd cine Reac-

an. B o u s e i g s u 7 t sagt: ,wir tranken auf dem Pic von

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160 Untemuchungen aber den Luftgehalt dcr W%i?ev etc.

C h o s s a t stellte Verauche an iiber die Wirkung eiiies Nahrungsmittels, das nicht genug Kalk enthielt ; die Resul- tate werdcn durch R o u s s i n a u l t bestati t durch die

obgleich die consumirten Nahrungarnittel nur 98 Grm. Kal B zeigtc, dass die assimilirte Menge Kalk 268 a rm. betru

enthiclten, das ~nzwischen genossene Wasser enthielt 179 Grm. Kalk, Sunime 277 Grm.

D u p a s q u i e r theilt die in den Wassern entlialtenen Salztheilc i n nutzliche und schadlichc. Chlornatriuin, dop- pclt-ltohlcnsaurer Kalk sind sehr nutzlich, sogar unersetz- lich, die nutzlichen Salze sind die, welclie inan auch im Organismus findct ; sch#dlich sind, wenigstens Lei Ueber- maass, Gyps, Chlorcalcium, Kalksalpeter, die sich in klei- ncn Mengen im Wasser finden.

I n Wasscrn von gutcr Qualitat findet man 1 bis 3 Dccigraniine feste Ijestandtheile, darunter 5 bis 15 Ccnti- grainnie kohlcnsauren Kalk ; bei cineni Gchaltc unter 1 Decigramm d i e m sie sich dein destillirtcn Wasser, iiber 3 L)ecigramine sind sie nach 13 elgrrrii d incrustircnd, koclicn sohlecht Hiilsenfruclite nnd zersetzen Seife j steigt die hlengc der Salztheilc iiber 5 Decigrainme, so bedient man sicli dieses TVassers nur ini h’othfalle.

Nach L c f o r t muss ein trinkbares Wasser 10 - 240 am Ilydrotimcter zeigen, (nach U o u t r o n und I3 o u d e t),

enug Mincralsalzc cnthalten, uni an dcr Knochcnbildung !%hcil nchmen zu konncn, muss riel rciclier sein an alka- lischen und crdigen 13icarbonaten als an Gyps und zu allcn Jalireszeitcn glciche Zusammensetzung xeigeii. E r tlieilt dic s. g. trinkbaren sussen TVasser in zwci unter- schicdene Cfruppen :

I ) Ilach- und E’lusswasscr, 2) Quellwasscr,

nacli - und filnsswasser ze’jgt variirende physikalischc und cheinische Charnktere, cs kndert scine Temperatur mit der Atmosphare, ist oft triibe und iindert seine gasi-

en und inineralischeii Bestandtheile bei verschiedenen bin flusscn, wie SchrncJzcn des Schnee’s und Rcgen. Ilurch eine grosse Anzahl Analysen fand PO g g i a1 e im Seinc- wasser :

1) dass das lIaximuiii der festen Bestandtheile im Liter 0,277 Grm., das Minimuin 0,190 Grm. sei, in) letzten Falie war durch Schneeschmelze der Fluss gestiegen ;

Beobaclitung der Knochenbil % ung dcs Scfweines. Er

a. Quellwasscr aus sediinentareiii Boden, b. ,, krystallinischeni Hoden.

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Untermdungen Uber den IaLftgeklt der Wri!saer etc. IM

2) dam ea im Allgemeinen im Sommer an loslichen Tbeilen reicher sei ale im Winter. - Bei der Rbone ist es umgekehrt. -

Von der Quelle bis qur Miindung eines F'lusses beobach- tete man fol ende Unterschiede: an der Quelle hell, klar, frisch, entha P t es mehr Kohlensiiure und eine geringe Men e Salztheile, w i d im Sommer triibe und weniger friscgb, greift Silicatgesteine leicht an, lost durch die Kohlensaure verschiedene Salze, namentlich Kalk und Magnesia; in dem Maasse aber, als der Fluss von der Quelle sich e n t fernt, nimmt er SauerstoiT und Stickstoff auf, verliert Kohlensaure, Kieselerde, Ralk - und Ma neeiacwbonate.

als bei Paris. Die Menge der or anischen Substamen h d e r t sich

iw F~usswasser durch fiegengiisse, Pflanzen, Abfliisse, in welchen der Faulniss unterworfene Stoffe enthalten sind, durch die Abgange und Unrath grosser Stadte ; sie erthei- leD dem Wasser einen unangenehmen Qeruch und Ge- schmack und influiren ungunstig auf den Gesundheits- zustand der Bevolkerun .

Die Analyse des F 7 usswassers auf Ammoniak fuhrt man am besten nacb der Methode von B o u s s i n g a u l t aus (Compt. rend. 36,814. - Phamn. Centralbl. 1853. 36'9. - Fresenius, pant . Anal. 4. AufE. 5891, nach welcher man noch 1-2 Hundertel Milligrm. Arnmoniak im Liter bestimmen kann. h'ach P o g g i a l e (1853 und 1854) enthjilt das Seinewasser an der Aufitorlitzbrucke am lin- ken Ufer mebr Ammoniak, wegen des Zufliisses der BiBvre, als am rechten Ufer: das Mittel aus drei Analy- sen war fiir das h k e Ufer 135, fur dae rechte 20 Hun- dertel Milligrm. Ammoniak. B o u d e t fand 1859 in dem bei der Leitung von Asnibres geschiipften Wasser 513, dagegen mitten im Flusse nur 28; Bussy am Port An- glais 17, bei I'assy 43 Hundertel Milligrm. Ammoniak.

Naclr D u m a s ist die genaue chemische Analyse der Wasser in Rezug auf organische Stoffe unnothig Man stellt in einem Krug das zu untersuchende Wasser einen Monat an ehen warmen Ort; verandert es weder Geruch noch Qeschmack, 80 enthalt ea hochstens nur Spuren organisoher Materien.

W eit von Stadten entferntes Flusswasser ist zum Trinken wie zu Industriegwecken brauchbar; es ist sehr laftbaltig, leicht zu verdauen und enthalt im Ganzen un- erhebliche Quantitiltea Mineralsubstam: die Seine 0,241;

So enthdt die Seine vie1 weniger feste T t eile bei Rouen

Arch. d. Phnrm. CLXVI. Bds. 2. BfL 11

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162 Untersuchungen %bey den LzLftgehalt deT WGsser etc.

Loire 0,134; Garonoe 0,136; Rhone 0,182; Saone 0,171; Iskre 0,187; Rhein 0,231; Mosel 0,116.

Die sussen Wasser aus krystallinischern Boden, die aus den Tiefen primitiver, Uebergangs - und vulkmischer Gesteine kornmen, haben eine mehr gleichmiissige Tempe- ratur a19 die oberilachlichen Quellen. Sie sind weniger lufthaltig ala die laufenden Wasser und die aus sedimen- tgrem Gestein, sind sehr klar und haben frischen, ange- nehmen Geschmack das ganze Jahr hindurch, zeigen oft unter 200 Hydrotimeter, enthalten vie1 Kohlensaure und Stickstoff, wenig Sauerstoff. Der geridge Salzgehalt ver- ursacht schlechte Ernahrung und endemisehe Krankhei- ten ; die Analysen ergaben, dass die reinsten Wasser aus krystallinischern Boden kommen. Die Quellen aus sedi- menfaren Schichten sehliessen erdige Substanzen ein, des- halb ist ihre Zusamiaensetmng variabel, schrnecken weni- ger angenehm, zeigen oft uber 200 und enthalten wenig Stmerstoff und Stickstoff. Man hat fiir Besanpn gefilnden : Quelle Bregille 0,279 Grm. feste Bestandtheile, Moullihre 0,308 Qrm., Billeciil 0,330 arm., Areier 0,283 a rm. ; fur Lyon: Quelle Roye 0,264 Grm., Ronzier 0,263 Grm., Footaine 0,265 Grm., Neuville 0,230 Grm.; fur Paris: Quelle Areueil 0,827 Om., Dhuis 0,293 Grm.; in dem Wasser der Quelle von Dijon 0,260 Grm. Nach L a n g l o i s entbalt die Quelle des Thales van Monveaux. bei Metz 0,170 - 0,211 Salztheile. F l e u r y findet den hydrotiine- trischen Grad des Brunnenwassers auf dern Camp de Ch2lons 8-22. C a m n i a i l l e uod L a m b e r t finden in Rom im Aqua Felice 0,270 Grm., Aqua Vergine oder de Frevi 0,263 Grm., ersteres zeigt 21,50, letzteres 18,250 Hydrotimeter. Die Menge der festen Bestandtheile uber- steigt bisweilen 0,50 Grm. Es giebt also gutes und schlech- tes Quellwasser ebenso wie gutes und schlechtes Fluss- wasser. Welchem von beiden, ob Quelle, ob Flixss, man zur Versorgung einer grossen Stadt den Vorzug geben 8011, dariiber lasat sich nach M ich e 1 L& v y und T a r d i e u a priori kein Urtheil fallen, die chemische Analyse und die arztliche Erfahrung konnen allein entscheiden.

Man kann beide Arten Wlisser zum Hausgebrauche verwenden, wenn sie klar sind, im Sommer frisch, im Winter ternperirt, ei.nen angenebmen Geschmack haben, 10, 18 oder 250 am Hydrotimeter zeigen, lufthaltig eind und ao vie1 Mineralbestandtheile enthdten, dass sie an der Knochenbildung Theil nehmen konnen und keine

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Ueber die trinkbuim .Wusser. 163

endemische Krankheiten erzeugen. (Journ. de Phavm. et de Chim. Junvr., Fivr., Bars 2863). DP. Reich.

Ueber die trinkbaren Wasser. Bei einer Discussion der Academie cle naddecine uber

die trinkbaren Wasser standen sich mehrere Ansichten gegenuber :

1) nach R o b i n e t und B o u c h a r d a t schadet die Qegenwart (bis zu einer gewissen Grenze) der verschie- denen Kalk-, Magnesia- und anderer Salze in den trink- baren Vlr:%sern nicht der Gesundheit j

2) nach J o l l y uben diese Salze und besonders di0 Kalksalae einen gefahrlichen Einfluss auf die Gesundheit der Bevolkerung aus ;

3) nach Bo u ch a r d a t veranlassen gleichzeitig in den Wassern vorhandene vegetabilische Stoffe und Salze aus dolomitischem Boden die Kropfbildung -und den Creti- nismus.

Versuche haben ergeben: dass das im Wasser ge- loste Kalkbicarlsonat beim Kochen Kalkcarbonat fallen lilsst, das sich den Nahrungsmitteln beimengen kann, aber auf dieselben weder physisch noch chemisch einwirkt ; dass Gyps bei 1000 C. mit Casein, einem der Hauptbe- standtheile der Milch, mit Legumin eine unloslich Verbin- dung eingeht und diese Stoffe der Ernahrung entzieht, wenn er das Verhaltniss von 50 - 60 Centigrm. im Liter Wasser iibersteigt; dass in grossen Fliissen das Kalk- bicarbonat nicht in einein grossern Verbaltniss sein kann als 18 Centigrm. im Liter = 18 hydrotimetrischcn Gra- den; dass diese Grade in den Fliissen und grossen Rachen Frankreichs ;im Mittel 12 - 15 betragen, nie iiber 250 hinausgehn j dass demnach die Bicarbonate und Sulfate des Kalks und der Magnesia die Bereitung der Nahrungs- mittel nicht beeintrachtigen konnen, was die hundert- jahrige Erfahrung der Bevolkerung bestiitigt.

Aus zahlreichen Analysen von P o g f a l e geht her- vor, dass drrs Seinewasser im Mittel im iter, in runder Zahl bei’ OOC. und 0,76 M.M. Druck enthalt:

Kohlensluregas ................ 23 C. C. Stickgas ...................... 20 ,, Sauerstoffgae. ................. 9 ,,

11 *