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Danksagung Wir danken den Firmen FESTO und ADIRO und dem FONDS DER CHEMISCHEN INDUSTRIE für die freundliche Unterstützung. Untersuchungen zum Adsorptionsverhalten von Methylenblau mit dem EduKit Advanced/Aktivkohlefilter-Kit Abb. 9: Extinktionsspektrum von Methylenblau Theoretischer Hintergrund Sehr viele feste Stoffe haben die Fähigkeit, an ihrer Oberfläche Moleküle aus der umgebenden flüssigen Phase zu binden. Diese Feststoffe heißen Adsorbens (Adsorptionsmittel); die adsorbierte Komponente wird vor der Adsorption als Adsorptiv und im adsorbiertenZustand als Adsorbat bezeichnet. Da die Adsorption ein Grenzflächenphänomen ist, haben i. allg. nur Feststoffe mit großer innerer Oberfläche eine für technische Belange ausreichende Adsorptionskapazität. Bei der Adsorption stellt sich, ähnlich wie bei vielen chemischen Reaktionen, ein von den jeweiligen Bedingungen abhängiges Gleichgewicht (Adsoprtions- Desorptions-Gleichgewicht) ein. Es lässt sich jedoch keine allgemeine Zustandsgleichung in der Form V =f(n,p,T) angeben. ads Für die Ermittlung von Gleichungen zur Kinetik heterogen katalysierter Reaktionen werden häufig Adsorptionsisothermen verwendet. Die zugrunde- liegenden Geschwindigkeitsgesetze werden an anderer Stelle diskutiert. Wird ein in Lösung befindlicher Farbstoff (z. B. Methylenblau) an einem Adsorptionsmittel adsorbiert, so verringert sich dessen Konzentration in der wässrigen Phase. Diese Konzentrationsabnahme lässt sich sehr einfach mit Hilfe der Fotometrie verfolgen. Damit sind Rückschlüsse auf den am Adsorbens gebundenen Farbstoff möglich. Abb. 1: Methylenblau- Lösungen unterschiedlicher Konzentrationen x a Nicolaj Betz , Christopher Brown , Bernd Regelmann Projekttage im Schuljahr 2014/2015, AG Kerschis zur UNI (Schuljahr 2014/2015) - fächer- und jahrgangsstufenübergreifender Unterricht am a b naturwissenschaftlich-technischen Gymnasium ( G1C und G1U) a b a a Christopher Henken , Rebekka Schreiter , Tim Wagner , Kontakt AG Kerschis zur UNI: Mathematik, Chemie & Physik Dr. Bernd Regelmann ([email protected]) Kerschensteinerschule | Steiermärker Straße 72 | 70469 Stuttgart Tel.: 0711 / 13549 6 Email: [email protected] Web: www.kerschensteierschule.de Experimentelles Die Filtereinheit (siehe Abb. 2) wird ausgewählt und mit der entsprechenden Menge regenerierter Aktivkohle befüllt. Nach dem Einbau ins EduKit wird der untere Behälter (B101) mit 2 L Methylblau- Lösung (b = 15 mg/L) befüllt, das Fotometer (SPEKOL 1200 oder low-cost Fotometer FM4) mit Sensorik (Durchflussmesszelle oder Tauchsensor) und das EduKit in Betrieb genommen. Die Pumpe wird eingeschaltet und der Adsorptions- vorgang in Abhängigkeit von der Zeit t fotometrisch verfolgt: Mit zunehmender Zeit wird immer mehr Methylenblau an der Aktivkohle adsorbiert. Dadurch verringert sich die Konzentration des Farbstoffs in der Lösung. Qualitativ ist dies an einer Farbauf- hellung visuell erkennbar. Quantitativ lässt sich dies mit der Verringerung der Messgröße Extinktion E(t) erfassen. Dabei gilt das Gesetz von Lambert-Beer (E ~ c) Anschaulich kann dies auch mit dem Entfärbungs- grad e beschrieben werden. Dieser ist wie folgt definiert: e = E(t=0)/E(t) - 1 Industrielle Abwässer können vielfältige Verunreinigungen enthalten. Ziel einer Abwasserbehandlung ist die Beseitigung der unerwünschten Abwasserinhaltsstoffe und die Wiederherstellung der natürlichen Wasserqualität. Das Abwasser wird meist mit verschiedenen Verfahren (z. B. Flockung, Sedimentation) vorgereinigt. In einer letzten Verfahrensstufe wird dann Aktivkohle zur Elimination der am schwierigsten zu entfernenden Substanzen eingesetzt. Am Beispiel einer wässrigen Methylenblau-Lösung als “Abwassersystem” aus der Textilwirtschaft soll die Entfernung des Farbstoffes mit Hilfe von Aktivkohle untersucht werden. Abb. 2: Eingesetzte Filtereinheiten (Bild: ADIRO) Ergebnisse und Diskussion Um die Funktionsweise und Bedienung des EduKits und des Fotometer- systems zu verstehen, wurden Vorversuche unter verschiedenen Bedingungen durchgeführt. Exemplarisch sind die Reaktions- und Anlagenparameter eines Ansatzes in Tabelle 1 wieder gegeben. Tabelle 1: Beispiel Reaktions- und Anlagenparameter Pumpenprogramm binär Druck (Anfang) 0,24 bar Filtereinheit 2 Einheiten (112); l = 170 mm, d = 16 mm m(Aktivkohle) 39,5 g (Gesamtmasse aus beiden Einheiten) Volumen V 2 L b (MB-Trihydrat) 15,1 mg/L 0 pH-Wert 5,5 - 6,0 Temperatur 25 °C Fotometer low-cost-Fotometer FM04 (AK Kappenberg), Tauchsensor zum Fm04, Extinktionswerte wurden alle 0,5 s mit der Software AK Analytik32.net erfasst Abb. 3: R&I-Fließbild (Bild: ADIRO/FESTO) Aus Abb. 4 ist zu entnehmen, dass die eingesetzte Methylenblau-Lösung unter den gewählten Reaktions- und Anlagenbedingungen nach 300 s (5 min) zu ca. 33 %, nach 600 s (10 min) zu ca. 65 % bzw. nach 1800 s (30 min) zu ca. 95 % entfärbt und damit aus der Reaktionslösung entfernt ist. Einflussfaktoren Zwei Faktoren, die die Adsorptionsgeschwindigkeit beeinflussen, wurden untersucht: - Aktivkohlesorte - Masse der eingesetzten Aktivkohle Weitere (noch nicht untersuchte) Faktoren sind: - Fließgeschwindigkeit/Kontaktzeit - Geometrie der Filtereinheit (Durchmesser, Höhe) - Druckverlust 0 0,05 0,1 0,15 0,2 0,25 0,3 0,35 0,4 0,45 0,5 0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100% 0 500 1000 1500 2000 2500 Extinktion E Entfärbungsgrad e Zeit t in s Adsorption von Methylenblau an Aktivkohle mit dem EduKit PA Extinktion vs. Entfärbungsgrad Abb. 4: Zeitlicher Verlauf der Extinktion bzw. des Entfärbungs- grades bei der Adsorption von Methylenblau an Aktivkohle (Bedingungen siehe Tabelle 1) Abb. 5: Verlauf des Entfärbungsgrades bei der Adsorption von Methylenblau an zwei verschiedenen Aktivkohlen (Bedingungen siehe Tabelle 1) Abb. 6: Verlauf des Entfärbungsgrades bei der Adsorption von Methylenblau bei Verwendung unterschiedlicher Aktivkohle- mengen; Reaktions- und Anlagenparameter: Filtereinheit: 1x (110/111) bzw. 2x (110/111), m(Aktivkohle): 9,2 g bzw. 20,2 g Weitere Parameter siehe Tabelle 1

Untersuchungen zum Adsorptionsverhalten von Methylenblau mit … · Fotometer low-cost-Fotometer FM04 (AK Kappenberg), Tauchsensor zum Fm04, Extinktionswerte wurden alle 0,5 s mit

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Page 1: Untersuchungen zum Adsorptionsverhalten von Methylenblau mit … · Fotometer low-cost-Fotometer FM04 (AK Kappenberg), Tauchsensor zum Fm04, Extinktionswerte wurden alle 0,5 s mit

DanksagungWir danken den Firmen FESTO und ADIRO und dem FONDS DER CHEMISCHEN INDUSTRIE für diefreundliche Unterstützung.

Untersuchungen zum Adsorptionsverhalten von Methylenblaumit dem EduKit Advanced/Aktivkohlefilter-Kit

Abb. 9: Extinktionsspektrum von Methylenblau

Theoretischer HintergrundSehr viele feste Stoffe haben die Fähigkeit, an ihrer Oberfläche Moleküle aus der umgebenden flüssigen Phase zu binden. Diese Feststoffe heißen Adsorbens (Adsorptionsmittel); die adsorbierte Komponente wird vor derAdsorption als Adsorptiv und im adsorbiertenZustand als Adsorbat bezeichnet.Da die Adsorption ein Grenzflächenphänomen ist, haben i. allg. nur Feststoffemit großer innerer Oberfläche eine für technische Belange ausreichendeAdsorptionskapazität.Bei der Adsorption stellt sich, ähnlich wie bei vielen chemischen Reaktionen, ein von den jeweiligen Bedingungen abhängiges Gleichgewicht (Adsoprtions-Desorptions-Gleichgewicht) ein. Es lässt sich jedoch keine allgemeine Zustandsgleichung in der Form V =f(n,p,T) angeben.ads

Für die Ermittlung von Gleichungen zur Kinetik heterogen katalysierter Reaktionen werden häufig Adsorptionsisothermen verwendet. Die zugrunde-liegenden Geschwindigkeitsgesetze werden an anderer Stelle diskutiert.

Wird ein in Lösung befindlicher Farbstoff (z. B. Methylenblau) an einem Adsorptionsmittel adsorbiert, so verringert sich dessen Konzentration in der wässrigen Phase. Diese Konzentrationsabnahme lässt sich sehr einfach mit Hilfe der Fotometrie verfolgen. Damit sind Rückschlüsse auf den am Adsorbens gebundenen Farbstoff möglich.

Abb. 1: Methylenblau-Lösungen unterschiedlicher Konzentrationen

x

aNicolaj Betz , Christopher Brown , Bernd Regelmann

Projekttage im Schuljahr 2014/2015, AG Kerschis zur UNI (Schuljahr 2014/2015) - fächer- und jahrgangsstufenübergreifender Unterricht am a bnaturwissenschaftlich-technischen Gymnasium ( G1C und G1U)

a b a aChristopher Henken , Rebekka Schreiter , Tim Wagner ,

KontaktAG Kerschis zur UNI: Mathematik, Chemie & PhysikDr. Bernd Regelmann ([email protected])

Kerschensteinerschule | Steiermärker Straße 72 | 70469 Stuttgart

Tel.: 0711 / 13549 6Email: [email protected]: www.kerschensteierschule.de

ExperimentellesDie Filtereinheit (siehe Abb. 2) wird ausgewählt und mit der entsprechenden Menge regenerierter Aktivkohle befüllt. Nach dem Einbau ins EduKit wird der untere Behälter (B101) mit 2 L Methylblau-Lösung (b = 15 mg/L) befüllt, das Fotometer (SPEKOL 1200 oder low-cost Fotometer FM4) mit Sensorik (Durchflussmesszelle oder Tauchsensor) und das EduKit in Betrieb genommen.

Die Pumpe wird eingeschaltet und der Adsorptions-vorgang in Abhängigkeit von der Zeit t fotometrisch verfolgt: Mit zunehmender Zeit wird immer mehr Methylenblau an der Aktivkohle adsorbiert. Dadurch verringert sich die Konzentration des Farbstoffs in der Lösung. Qualitativ ist dies an einer Farbauf-hellung visuell erkennbar. Quantitativ lässt sich dies mit der Verringerung der Messgröße Extinktion E(t) erfassen. Dabei gilt das Gesetz von Lambert-Beer (E ~ c)Anschaulich kann dies auch mit dem Entfärbungs-grad e beschrieben werden. Dieser ist wie folgt definiert: e = E(t=0)/E(t) - 1

Industrielle Abwässer können vielfältige Verunreinigungen enthalten. Ziel einer Abwasserbehandlung ist die Beseitigung der unerwünschten Abwasserinhaltsstoffe und die Wiederherstellung der natürlichen Wasserqualität. Das Abwasser wird meist mit verschiedenen Verfahren (z. B. Flockung, Sedimentation) vorgereinigt. In einer letzten Verfahrensstufe wird dann Aktivkohle zur Elimination der am schwierigsten zu entfernenden Substanzen eingesetzt. Am Beispiel einer wässrigen Methylenblau-Lösung als “Abwassersystem” aus der Textilwirtschaft soll die Entfernung des Farbstoffes mit Hilfe von Aktivkohle untersucht werden.

Abb. 2: Eingesetzte Filtereinheiten (Bild: ADIRO)

Ergebnisse und DiskussionUm die Funktionsweise und Bedienung des EduKits und des Fotometer-systems zu verstehen, wurden Vorversuche unter verschiedenen Bedingungen durchgeführt. Exemplarisch sind die Reaktions- und Anlagenparameter eines Ansatzes in Tabelle 1 wieder gegeben.

Tabelle 1: Beispiel Reaktions- und Anlagenparameter Pumpenprogramm binär Druck (Anfang) 0,24 bar Filtereinheit 2 Einheiten (112); l = 170 mm, d = 16 mmm(Aktivkohle) 39,5 g (Gesamtmasse aus beiden Einheiten) Volumen V 2 Lb(MB-Trihydrat) 15,1 mg/L 0

pH-Wert 5,5 - 6,0 Temperatur 25 °C Fotometer low-cost-Fotometer FM04 (AK Kappenberg),

Tauchsensor zum Fm04, Extinktionswerte wurden alle 0,5 s mit der Software AK Analytik32.net erfasst

Abb. 3: R&I-Fließbild(Bild: ADIRO/FESTO)

Aus Abb. 4 ist zu entnehmen, dass die eingesetzte Methylenblau-Lösung unter den gewählten Reaktions- und Anlagenbedingungen nach 300 s (5 min) zu ca. 33 %, nach 600 s (10 min) zu ca. 65 % bzw. nach 1800 s (30 min) zu ca. 95 % entfärbt und damit aus der Reaktionslösung entfernt ist.

EinflussfaktorenZwei Faktoren, die die Adsorptionsgeschwindigkeit beeinflussen, wurden untersucht:- Aktivkohlesorte- Masse der eingesetzten Aktivkohle

Weitere (noch nicht untersuchte) Faktoren sind:- Fließgeschwindigkeit/Kontaktzeit - Geometrie der Filtereinheit (Durchmesser, Höhe) - Druckverlust

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Adsorption von Methylenblau an Aktivkohle mit dem EduKit PA

Extinktion vs. Entfärbungsgrad

Abb. 4: Zeitlicher Verlauf der Extinktion bzw. des Entfärbungs-grades bei der Adsorption von Methylenblau an Aktivkohle (Bedingungen siehe Tabelle 1)

Abb. 5: Verlauf des Entfärbungsgrades bei der Adsorption von Methylenblau an zwei verschiedenen Aktivkohlen (Bedingungen siehe Tabelle 1)

Abb. 6: Verlauf des Entfärbungsgrades bei der Adsorption von Methylenblau bei Verwendung unterschiedlicher Aktivkohle-mengen; Reaktions- und Anlagenparameter: Filtereinheit: 1x (110/111) bzw. 2x (110/111), m(Aktivkohle): 9,2 g bzw. 20,2 gWeitere Parameter siehe Tabelle 1