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unterwegs 1109 Die Mitarbeiter- & Kundenzeitschrift von Brüggli L wie Lernende 110 neue Lernende haben sich auf den Ausbildungsweg gemacht. Mensch & Tier Brüggli ist aufs Pferd gekommen und hat dabei etwas Schönes gelernt. Auf und davon Indien, der zweitgrösste Staat der Welt, fasziniert mit Vielfalt und Weite. 04 08 26

Unterwegs 21

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Unterwegs 21

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Page 1: Unterwegs 21

unterwegs1109Die Mitarbeiter- & Kundenzeitschrift von Brüggli

L wie Lernende110 neue Lernende haben sich auf den Ausbildungsweg gemacht.

Mensch & TierBrüggli ist aufs Pferd gekommen und hatdabei etwas Schönes gelernt.

Auf und davonIndien, der zweitgrösste Staat der Welt,fasziniert mit Vielfalt und Weite.

04 08 26

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Impressum

Redaktion: Michael Haller, Paul Mattle, Alois SchützSatz, Bild: Daniel Stauffer, Printagentur by BrüggliTitelbild: Patrick Hafner, FotostudioDruck, Auflage: Printagentur by Brüggli, 1500 Ex.Herausgeber: Brüggli, 8590 Romanshorn, www.brueggli.ch

Inhalt

Unterwegs auf dem Ausbildungsweg

Sage und schreibe 110 Lernende haben diesen Sommer im Brüggli ihre Berufs-ausbildung begonnen – eine spannende Expedition sowohl für die Berufsbildner als auch die Auszubildenden.

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Editorial: Vielfalt statt Einfalt

Neubeginn – oder Start der Expedition Berufsausbildung

Nachgefragt: Wie läuft's im ersten Lehrjahr?

Einstieg in die Berufswelt: Tipps zum Ausbildungsstart

Herdentiere im Rollenspiel

Ein Spiegel meines Denkens und Handelns

Der Start einer Übungsfirma

Psychose: Zwischen Horrortrip und Hochgefühl

Invalidität ist kein Verbrechen

Wenn der Respekt mit Füssen getreten wird

Nachgefragt: Dummheit oder Hilfeschrei?

«Tortour»: Mit schweren Beinen rund um die Schweiz

Herbstzauber in Bildern

Auf und davon: Eine Kulturreise nach Indien

Spontanchaotischer Europatrip

Kolumne: Ernte gut, alles gut

Lernende der Logistik säubern Seepark

Freunde im Exil: Die Zuschneiderei

Unser Partner: Die Mosterei Möhl AG

«Western Heroes» beleben Heimtiermärkte

Bilderrätsel: Wer findet die fünf Unterschiede?

Jubilarinnen und Jubilare

08 Mensch & Tier

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Editorial

Vielfalt statt Einfalt40 neue Seiten von Brüggli. Viele Meinungen, viele Einblicke. Und noch mehr Geschichten, die das Leben schreibt. Mit der zweiten Ausgabe unseres Mitarbeiter- und Kundenmagazins in neuer Aufmachung machen wir weiter, wo wir im Frühjahr begonnen haben. Denn was «Unterwegs» heisst, kann unmöglich stillstehen.

In der Musikbranche gab es einst eine un- geschriebene Regel, die besagte: Erfolgreiche Bands haben ihren Erfolg mit dem dritten Album besiegelt. War die dritte Platte ein Meilenstein, stand die Band vor einer erfolg-reichen Zukunft. War die dritte Veröffentlichung ein Durchhänger, ging’s danach nur noch bergab.

Mit diesem «Unterwegs» halten Sie, geschätzte Leserin, geschätzter Leser, die zweite Ausgabe un-seres Mitarbeiter- und Kundenmagazins in neuer Aufmachung in Händen. Wenn die eingangs er-wähnte Regel auch für uns gelten soll, haben wir also noch eine Ausgabe Zeit, um das Schicksal von «Unterwegs» für alle Ewigkeit (oder zumindest für die nähere Zukunft) zu besiegeln.

Die Sterne stehen gut. Denn die Reaktionen auf das erste neue «Unterwegs» waren durchwegs

positiv. Und fürs jüngs-te, vorliegende Heft sind wir unserem Stil treu geblieben, ohne uns zu kopieren. Unser Anspruch: Vielfalt statt Einfalt. Dazu gehören

leise, laute, schrille und schräge Töne, die Brügglis spannende Seiten zum Klingen bringen.

Lesen Sie in diesem «Unterwegs» von Begegnun-gen mit sanftmütigen Pferden, von der Geburts-stunde einer Praxisfirma und von einer «Expedi-tion» mit 110 jungen Leuten, die das Abenteuer einer Berufsausbildung erleben. Der Blick reicht in diesem Heft sogar nach Indien. Und einmal rund um die Schweiz: Ein Erlebnisbericht nimmt uns mit auf die «Tortour», ein Non-Stop-Radrennen, das seinem Namen gerecht wird.

Ins «Unterwegs» gehören leise, laute, schrille

und schräge Töne.

Einmal Autor oder Autorin sein«Unterwegs» ist ein Gemeinschaftswerk. Es hat Platz für viele Blickwinkel und Betrachtungswei-sen. Wenn Sie etwas dazu beitragen oder sogar als festes Mitglied die Redaktion verstärken wol-len, dann sollten wir uns darüber unterhalten.

«Unterwegs» sein heisst auch, den Blick für heikle Themen zu schärfen – zum Beispiel für Sachbe-schädigungen und Gewalt. In einer Umfrage kom-men Mitarbeitende von Brüggli zu Wort – mit Mei-nungen, die allen zu denken geben sollten, welche die Jugend von heute pauschal als oberflächlich und verantwortungslos abstempeln.

» Michael Haller,

Kommunikationsverantwortlicher

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Neubeginn – oder Start der Expedition Berufsausbildung Im August haben bei Brüggli sage und schreibe 110 neue Lernende ihre persönliche Expedition «Berufsausbildung» in Angriff genommen. So viel mutige junge Leute! Das gibt doch Hoffnung und Zuversicht und macht Lust, daran teilzunehmen.

Die «Expeditionsleiter», sprich Berufsbildner, ha-ben eine schöne und dankbare, aber auch aufwen-dige Aufgabe übernommen. Nun ist Beziehungs- und Motivationsarbeit gefragt. Es gilt, die neuen Expeditionsteilnehmer in das Team aufzunehmen und einzuführen, ihnen das Ziel aufzuzeigen, die Etappen sichtbar zu machen, die Ausrüstung und Mittel und deren Anwendung zu erklären, sie für die Teilnahme an der Expedition zu begeistern durch Zumuten und Vertrauen, durch Fehlerma-chen und Feedbackgeben und durch Akzeptanz.

Gemeinsam unterwegsDann folgen die ersten eigenen Schritte, manch-mal unsicher, manchmal voreilig und oberflächlich. Durch enge Begleitung und Führung und immer wieder im Gespräch miteinander, so finden die Neulinge allmählich ihren Platz im Team und können sich im Idealfall schon bald entfalten und selbständig Aufgaben übernehmen.

Eine Frage der BalanceAndere brauchen mehr Unterstützung und trauen sich noch nicht so viel zu. Gemeinsam gilt es, das richtige Tempo zu finden, um die vorgegebenen Etappen und das angepeilte Ziel auch zu erreichen. Wenn man es schafft, diese Balance gemeinsam zu finden, und sich auf das Ziel fixieren kann, wird es einfacher, und alle Teilnehmer können mehr von der ganzen Expedition mitnehmen. So gesehen ist eine Ausbildung eine ganz spannende «Expedition», aber auch eine intensive Auseinandersetzung der Lernenden mit sich selber und ihrer neuen Rolle, dem Ausbildungsziel und dem Ausbildungsinhalt. Nebst der technisch-ausbildnerischen Seite be-inhaltet eine Ausbildung auch eine persönlich-menschliche Erfahrung, welche prägend und

«Was bringt Sie weiter?» Antwort eines Lernenden:

«Ich mich selbst!»

hilfreich für den weiteren Weg oder die nächste Etappe sein kann.

Klar definierter AuftragAls Grundlage für diese jährlich wiederkehrenden Abläufe stehen einerseits unser Ausbildungs- und

Eingliederungsauftrag und andererseits das Bekenntnis von Brüggli zur beruflichen Ausbil-dung mit der Bildungs-politik und ein ganzer Haufen Anstrengungen

verschiedenster Akteure in den einzelnen Berei-chen und Abteilungen. Dazu sind Weisungen, Pro-zessabläufe, Zuständigkeiten sowie Ausbildungs-unterlagen, Hilfsmittel usw. auf einer Menge von Dokumenten festgehalten. Dies ist die theoreti-sche Seite – eben die Grundlagen.

Lernende sind auf einem spannenden Weg, der nicht immer nur geradeaus führt. Bild: Patrick Hafner

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Lehrbeginn

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Studie: Wie viel kostet keine Ausbildung?Für jede Person, die in der Schweiz ohne Ausbil-dung bleibt, fallen für die öffentliche Hand jährlich durchschnittlich rund 10 000 Franken Kosten an – in Form von höheren Sozialausgaben und gerin-geren Sozialversicherungs- und Steuereinnahmen. Das Hauptergebnis einer Studie des Büro BASS im Auftrag von «Travail.Suisse» zeigt: Öffentliche Investitionen in die Ausbildung von Jugendlichen, aber auch von Erwachsenen lohnen sich. «Travail.Suisse» fordert, dass die öffentliche Hand die Ausbildung stärker als Investition versteht. Wei-ter soll sie auch Erwachsenen eine Erstausbildung ermöglichen.

Der Schlussbericht und eine Zusammenfassung der Studie sind zu finden unter www.buerobass.ch/aktuell_d.php

» Erich Heule,

Fachperson Berufsbildung

Ausbildungen(Auszug aus dem Unternehmenskonzept)

• Für jugendliche und erwachsene Men- schen mit einer Behinderung oder in anderen schwierigen Lebenssituationen bieten wir in unseren Betrieben Ausbil- dungsplätze in 10 Berufsfeldern mit über 50 Berufsangeboten und unterschied - lichen Ausbildungsniveaus an.

• Die Ausbildung an jedem Arbeitsplatz ist auf Fähigkeiten, Eignung und Neigung aus- gerichtet. Durch individuelle Förderung aktivieren wir vorhandene Ressourcen mit dem Ziel, selbständige, eigenverantwort- liche und qualifizierte Fachleute in die Gesellschaft zu entlassen.

• Um die gesetzten Ziele zu erreichen, werden ausgewiesene Fachleute und technologisch angepasste Ausbildungsmittel eingesetzt.

Alle Ausbildenden im Brüggli erhielten ein Dankeschön für ihre Arbeit. Im Bild Karin Berner, Sonja Bütikofer und Arnold Wiesmann von den Technischen Diensten. Bild: Michael Haller

Praktische Ausbildung PrA: Die ersten AbschlüsseEnde Juli haben 327 Jugendliche aus der ganzen Schweiz eine «Praktische Ausbildung (PrA)» ab-geschlossen. Bei Brüggli waren es 10 Lernende, welche die Praktische Ausbildung abschliessen konnten.

80 INSOS-Institutionen bieten zurzeit dieses neue Berufsbildungsangebot für junge Menschen mit Beeinträchtigung an und helfen gemäss INSOS mit, eine Lücke im Bildungssystem teilweise zu schliessen. Die PrA kann in 39 verschiedenen Bereichen absolviert werden und wird mit einem Ausweis sowie einem Nachweis der erworbenen Kompetenzen abgeschlossen. Finanziert wird die Ausbildung im Rahmen der Beruflichen Massnah-men durch die IV.

News Berufsbildung

Ziele• Die Öffentlichkeit auf die Bedeutung der Berufsbildung aufmerksam machen.

• Die Attraktivität der Berufsbildung hervor- heben und auf die Vielzahl von Karriere- chancen hinweisen.

• Integration von Jugendlichen in die Berufs- bildung.

• Die Bereitschaft der Unternehmen fördern, Lehrstellen und Ausbildungsplätze zur Ver- fügung zu stellen und damit den Bedarf an qualifizierten Arbeitskräften decken.

Die Geschäftsleitung und die Ausbildungs-verantwortlichen von Brüggli dankten kürzlich allen Berufsbildnerinnen und Berufsbildnern mit einem süssen Präsent und dem Berufsbil-dungspfeil in Form eines Ansteck-Pins für ihre Ausbildungsarbeit.

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Lehrbeginn

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Mir läuft's gut. Die Ausbildner informieren sehr gut. Am morgen steht alles auf einer Tafel ge-schrieben, so weiss ich, was zu tun ist. Im Moment nähe ich Barhocker für den Usblick. Die Arbeit ist abwechslungsreich. Ein gewisser Stress gehört halt dazu, sonst erreichen wir nichts.

Ich freue mich, im Brüggli die Lehre machen zu dürfen. Der Druck ist je nach Jahreszeit unter-schiedlich. Wenn im Sommer die Leute draussen sind, haben wir im Restaurant weniger zu tun. Das Team ist sehr freundlich und hilfsbereit. Die Infos der Ausbildner kommen klar rüber. Nach der Aus-bildung möchte ich eine Sportschule besuchen.

Ich habe es mit allen Mitarbeitern gut. Die Arbeit gefällt mir, auch wenn es manchmal streng ist. Das finde ich gut, so lernen wir etwas. Die Ausbildner unterstützen uns sehr gut, auch moralisch. Sie merken sofort, wenn mit uns etwas nicht stimmt. Ich habe ein gutes Gefühl in Bezug auf den Lehrab-schluss. Ich werde auf diesem Beruf bleiben!

Ich fühle mich im Betrieb sehr gut. Die Schule ist sehr streng, und wir haben viele Prüfungen. Ich habe im Brüggli bereits das Vorlehrjahr absolviert, und ich kann daher schon vieles erledigen, wie Telefonate entgegennehmen oder E-Mails schrei-ben. Ich bin daher hauptsächlich selbständig am Arbeiten.

Es geht mir sehr gut, wir haben ein gutes Team, die Arbeit ist sehr abwechslungsreich. Ich werde bereits in die Arbeitsabläufe einbezogen und ar-beite schon recht selbständig. Die Ausbildner sind anständig, respektvoll, sie vermitteln mir das Wis-sen, das ich brauche. Brüggli gefällt mir sehr gut.

Wir sind ein perfektes Team. Es gibt Arbeiten, die wiederholen sich immer wieder und das gefällt mir. Ich bringe alles unter einen Hut, auch die Schule ist momentan noch nicht so streng. Ich bin sehr motiviert, und nach der Lehre möchte ich auch etwas mit Textilien machen.

Nicolas Schäfli, Informatik-Praktiker EBA

Anita Schmid, Kauffrau Profil B

Kim Diller, Drucktechnologe EFZ

Gion Jäggi, Büroassistent EBA

» Notiert / Bilder: Daniel Köppel,

Polygraf Printagentur

Es ist sehr spannend. Wir arbeiten miteinander und nicht gegeneinander. Wenn jemand langsa-mer arbeitet, wird nicht mit dem Finger auf ihn gezeigt. Meine Bürokollegen helfen mir, wenn nö-tig, wegen dem Rollstuhl. Mein Wunsch ist es, das B-Profil zu machen. Ich möchte später einmal eine gute Arbeitskraft sein, egal auf welchem Niveau.

Ich machte zuerst die Vorlehre. Jetzt, da ich in der Lehre bin, merke ich schon, dass ich mehr Verant-wortung übernehmen muss. Die «Goldene Regel»

wird sehr gut gelebt, und man kommt einem mit Respekt entgegen. Mein Ziel ist es, einen guten Abschluss zu machen und später im kaufmänni-schen Bereich in höhere Etagen aufzusteigen.

Patrick Bretscher, Büroassistent EBA

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Nachgefragt

Wie läuft’s im ersten Lehrjahr?Eine Ausbildung ist ein spannendes Abenteuer. Wir haben einige Erstjahr-Lernende gefragt, wie’s ihnen ergeht.

Wir haben eine angenehme Stimmung, man kann gut arbeiten. Vom Wissen her bin ich weiterge-kommen, und wichtig scheint mir, dass man viel Eigeninitiative zeigt. Von den Ausbildnern wird viel Verständnis entgegengebracht. Die Realität hier ist nicht weit entfernt vom offenen Markt.

Natascia Mauro, Restaurationsangestellte PrA

Rahel Frick, Industrienäherin AL Anita Keller, Industrienäherin AL

Flavien Külling, Restaurationsangestellter PrA

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Einstieg in die Berufswelt: Tipps zum Ausbildungsstart

Eine erfolgreiche Ausbildung benötigt interessierte Menschen. Hier einige Tipps, wie Sie die Ausbildung mitsteuern können.

Wie die persönliche und berufliche Zukunft sein wird, hängt jetzt auch von den eigenen Ideen, Leistungen und Entscheidungen ab. Die Wirtschaft braucht kreative, engagierte, interessierte junge Leute, die Spass daran haben, sich einzusetzen. Aber was heisst das nun genau? Was wird von einem Lernenden erwartet? Es ist wichtig, mög-lichst viele der folgenden Sozialkompetenzen mit-zubringen, welches Fähigkeiten sind, um mit sich und seiner Umwelt verantwortungsvoll umgehen zu können. Sie sind für ein erfolgreiches Gelingen einer Ausbildung mitverantwortlich:

• Zuverlässigkeit• Pünktlichkeit• Lern- und Leistungsbereitschaft• Ausdauer / Durchhaltevermögen• Sorgfalt • Verantwortungsbereitschaft• Fähigkeit zur Kritik und Selbstkritik• Teamfähigkeit / Kooperationsbereitschaft• Höflichkeit / Freundlichkeit• Konfliktfähigkeit• Toleranz• Kreativität• Flexibilität

Nun wird sich der eine oder andere Lernende fra-gen, was, wenn ich nicht alle Voraussetzungen mitbringen kann? Ausbildungsbetriebe sind dazu da, auszubilden. Von einem Lernenden wird also nichts erwartet, was nicht zu schaffen wäre. Ihr Ausbildungs-betrieb und die Wirt-schaft brauchen enga-gierte, lernfreudige junge Leute, die Spass daran haben, sich beruflich einzusetzen.

Ich möchte die Gelegenheit nutzen, sowohl den Lernenden als auch den Ausbildnern ein paar Tipps mit auf den Weg zu geben:

@ Lernender: Seien Sie präsent, neugie-rig, stellen Sie Fragen – und denken Sie daran: Es gibt keine dummen oder falschen Fragen. Es ist wichtig, dass Sie Interesse am Neuen zeigen. Setzen Sie sich gemeinsam mit Ihrem Ausbildner Ausbil-dungsziele, teilen Sie ihm Ihre Ideen mit, was beschäftigt Sie, wo möchten Sie noch mehr wis-sen? Gutes Zuhören und Nachfragen ist ebenso wichtig wie Notizen anlegen – ein interessierter Lernender schreibt mit – schreiben Sie sich das hinter die Ohren, das macht Eindruck und hilft Ge-lerntes zu verankern. Gehen Sie offen auf andere zu, seien Sie freundlich zu Ihren Arbeitskollegen, Sie gehören nun zu einem Team, bekommen Aner-kennung, und vielleicht bilden sich sogar Freund-schaften. Arbeit bedeutet nicht nur Arbeit, sondern auch Zugehörigkeit und Zufriedenheit. Und noch zum Schluss: Grussworte wie «Guten Morgen» und «Auf Wiedersehen» gehören zum Pflichtprogramm, Sie werden doch auch gerne freundlich gegrüsst, oder?

@ Ausbildner: Bieten Sie Ihrem Lernenden eine qualitativ hochwertige

Ausbildung, die Lernenden erlernen durch die Praxis in Ihrem Bereich und durch die Theorie in der Berufsschule den gewählten Beruf.

Geben Sie Ihr Wissen weiter. Wie geht es dem Lernenden? Wie läuft es in der Berufsschule? Wo und wann findet der überbetriebliche Kurs statt? Fragen, mit denen Sie sich auseinandersetzen und der Lernende dankbar ist, wenn Sie ihn kompetent auf seinem Ausbildungsweg begleiten. Läuft alles nach Wunsch, dann teilen Sie ihm das mit, loben

Sie ihn, er wird sich darüber freuen. Und wenn es mal nicht so rund läuft? Sprechen Sie Probleme an, teilen Sie Ihre Sichtweise und Bedenken mit –

ich bin sicher, Einsicht ist der beste Weg zur Besserung. Seien Sie kritisch mit den Ler-nenden aber auch mit Ihnen, «beide» werden es danken.

Ich wünsche Ihnen auf Ihrem weiteren Lebens-weg sowohl beruflich, schulisch als auch privat, interessierte und interessante Menschen um sich herum.

» Kerstin Stadler,

Lerncoach

Denken Sie daran: Es gibt keine dummen oder

falschen Fragen.

Sprechen Sie Probleme an, teilen Sie Ihre Sichtweise und

Bedenken mit.

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Lehrbeginn

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Herdentiere im Rollenspiel

Einen Schritt neben uns klafft der Abgrund. Jemi-ra kümmert das nicht. Sie kennt den Weg. Es hat etwas Beruhigendes, wie der massige Körper sich im Takt ihrer Schritte hin- und herbewegt. Ich ver-suche mich an ihren Rhythmus zu gewöhnen, den Sitz auszubalancieren, die Zügel mit der nötigen Entschlossenheit zu halten – und nicht nach unten zu sehen.

Führe mich nicht in VersuchungUnser Begleiter heisst Vertrauen. Mensch und Pferd sind ein Team, das sich über die Rollenver-teilung im Klaren ist. Auch als Anfänger, der zum ersten Mal auf einer sehr sanftmütigen Vollblut-

Araberin durch Wald und Flur reitet, bin ich mir dessen bewusst: Ich muss

die Führung übernehmen. Sonst ist das Pferd verunsichert

oder neigt gar dazu, mit mir zu machen, was es will.

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Pferde sind wie Menschen. Darum kann man so viel von ihnen lernen. Die Leitenden von Brüggli hatten unlängst Gelegenheit dazu.

Körpersprache verstehenKenner sehen einem Pferd an, wie es sich fühlt: Weit offene Augen und gespitzte Ohren lassen auf Neugier schliessen. Aufgeblähte Nüstern, flach angelegte Lauscher und weit aufgerissene Augen zeugen von Erregung oder Angst. Wedelt es kräftig mit dem Schweif, drückt das Pferd seinen Unwil-len gegen irgendetwas aus. Gut zu wissen, denn Jemira wirkt ganz aufgeschlossen, als ich ihr auf 1700 Meter über Meer, in San Jon oberhalb von Scuol, das erste Mal begegne.

Gewohnheitstiere?Vom Pferdetrainer lernen wir im Übungsparcours, was einen guten Füh-rer ausmacht: Er schlüpft in die Leiter-

rolle, wie die ranghöchste Stute in der Herde. Schön, wie das funktioniert. Jemira hebt ihre feinen Beine über Holzpfähle, die

Ein Anfänger auf einer Vollblut-Araberin, mitten in

der Bündner Wildnis: Kann das gut gehen?

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Mensch & Tier

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Eins ums andereGenug des Schöngeistigen. Zurück an den Ab-grund. Ein Bach ist zu hören, irgendwo 20 Meter

weiter unten. Ob Je-mira meine Nervosität riechen kann? Sie lässt sich nichts anmerken. Ich ziehe kurz am rech-ten Zügel. Weg vom Abgrund, einfach weg.

Jemira wechselt auf die andere Seite des Pfades. Durchatmen, geniessen.

Ich vertraue Dir, Jemira, weil Du mir vertraust.

Machen wir uns nichts vor: Jemira ist aus

Gewohnheit brav. Oder?

am Boden liegen, windet sich durch einen Sla-lomkurs und fügt sich in Reih und Glied anderen Pferden und Kursteilnehmern an. Aber machen wir uns nichts vor: Jemira tut das aus Gewohn-heit; sie gibt sich täg-lich mit Seminarteil-nehmern wie uns ab – Wildwest-Romantik für Stadthengste und Provinzstuten. Oder haben wir am Ende unsere Sa-che doch gar nicht so schlecht gemacht?

Achtung und WürdeDas Pferd spiegelt einen selbst wider. Der Blick in die dunklen, grossen Augen dieses sanften, stol-zen Wesens ist ein Blick in die eigenen Tiefen. Und die Art und Weise, wie wir dem Tier begegnen, verrät viel über uns. Der schöne Umgang mit Pfer-den – mit Tieren generell – findet auf Augenhöhe statt: Ein wunderbares Einvernehmen zwischen zwei Lebewesen, die sich ei-nig sind. Nichts für Matschbirnen, die nach Geltung und Macht streben. Das Tier merkt genau, wer es gut mit ihm meint. Manchmal sind Pferde eben die besseren Menschen.

Ein Ausritt im Engadin ist ein schönes Erlebnis. Bilder Michael Haller

» Michael Haller,

Kommunikationsverantwortlicher

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Mensch & Tier

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Ein Spiegel meines Denkens und HandelnsGenau dieses Indianerpferd, einen braun-weissen Scheck, hatte ich mir als Mädchen immer gewünscht. Es war Liebe auf den ersten Blick. Und so kam es, dass ich mir einen Kindheitstraum erfüllte.

Von der Pferdehaltung hatte ich meine ganz be-stimmte Vorstellung: so natürlich wie möglich. Mein Pferd musste in einer Herde leben und sich frei bewegen können. Ich wollte keine Me-thoden und Hilfsmittel anwenden, die das Pferd überfordern und ihm Schmerzen oder Angst zufügen wür-den. Zwischen uns sollte eine partnerschaftliche, harmonische Beziehung herrschen, basierend auf Respekt und Vertrauen.

Als frischgebackene Pferdebesitzerin wusste ich nicht viel über die Psyche eines Pferdes. Zudem war Rian, so heisst mein Pferd, noch sehr jung. Das war keine gute Basis. Sehr bald kamen die ersten Probleme auf. Rian war plötzlich nicht mehr das brave Pferdchen. Sie zeigte sich immer häufiger respektlos mir gegenüber und traf immer öfters ihre eigenen Entscheidungen.

Bis zum UnfallIch fragte viele Pferdebesitzer um Rat und hörte stets dieselben Worte: «Du musst ihm zeigen,

wer der Chef ist», oder «Lass dir das nicht bie-ten, da musst du durch-greifen, du kannst nicht immer nur nett sein.» Mein Dilemma: Ich wollte meinem Pferd

keinen Schmerz zufügen, wusste aber nicht, wie ich meine Führungsrolle trotzdem durchsetzen konnte. In der traditionellen Reiterszene fand ich keine Hilfe. Mit einem Unfall beendeten Rian und ich die erste Etappe unseres gemeinsamen We-ges. Jetzt musste etwas geschehen.

Die PferdeflüsterinIch merkte, wenn ich mein Pferd behalten wollte, musste ich mir Hilfe suchen. Und ich hatte Glück, denn ich fand im Rheintal eine Pferdeflüsterin na-mens Pascal. Das mag mystisch tönen, ist es aber

Ein Unfall brachte uns an den Wendepunkt. Jetzt musste

etwas geschehen.

ganz und gar nicht. Sie versteht, was es heisst, ein Pferd zu sein, und weiss, wie die soziale Struktur in einer Herde funktioniert. Sie kennt die Verhal-tensmuster, die ranghohe Pferde auszeichnen, und benutzt dieselben «psychologischen Spiele», die Pferde haben, um die Führungsposition einzu-nehmen. Die Verständigung erfolgt über die Kör-persprache, über feine Körpersignale, welche die Pferde hervorragend verstehen.

Ein SpiegelbildPferde sind sehr sensible Lebewesen, die feins-te emotionale Botschaften wahrnehmen. Für das Pferd ist der Mensch nicht einfach ein Mensch, es ist vielmehr und zuallererst jene emotionale Qualität, die dieser durch seinen Habitus, durch die Gesamtheit seiner Bewegungen und Zeichen vermittelt. Pferde haben die Fähigkeit, unsere unbewussten Botschaften wie ein Spiegel zu re-flektieren und zu signalisieren, ob wir wirklich das meinen, was wir sagen oder ob wir unbewusst eine andere Information transportieren.

Mensch & Tier

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zen zu entdecken und zu respektieren. Sie bringt mich dazu, fair, ruhig, geduldig und einfühlsam zu sein, Beharrlichkeit und Beständigkeit zu ent-wickeln, Körpersprache richtig zu deuten und an-

zuwenden und Führung zu übernehmen. Werde ich stolz, durch das Gefühl, alles im Griff zu haben, kann mir Rian mit Leichtigkeit offenbaren, dass dem

nicht so ist. Sie zwingt mich zur Teamarbeit und zeigt mir deutlich, was es dazu braucht. Sie fordert mich heraus, meine Gedanken und mein Handeln immer wieder neu zu überdenken. Das sind alles

Fähigkeiten, die sich im Privat- wie auch im Berufsleben gut nutzen lassen.

Ich geniesse die Zeit mit Rian. Sie er-möglicht mir, den Alltagsstress und meine Probleme innert kürzester Zeit

abzulegen und entführt mich zurück in die Natur, in die natürliche Welt des Seins.

» Beatrice Tanner,

Teamleiterin Informatik

Das Vertrauen gewinnt man mit fairer Führung, mit Geduld,

Sanftmut und Toleranz.

mha. Was an einer Fortbildung für die Leitenden von Brüggli begann, geht dank Beatrice Tanner weiter. Sie geht mit Kolleginnen und Kollegen nach der Arbeit regelmässig ausreiten. Die Gruppe trifft sich ungefähr alle zwei Wochen in Nieder-büren. Wenn weitere Personen Interesse haben,

Zwei SeelenMan sagt, in einem Pferd wohnen zwei Seelen. Das Pferd ordnet sich instinktiv einem stärkeren Wesen unter und schliesst sich ihm schutzsuchend an. Es ist ein Fluchttier, bei Gefahr jederzeit bereit, sich zu vertei-digen oder zu fliehen. Gleichzeitig ist es ein sensibles, sanftes We-sen, das die Fähigkeit und das Bedürfnis hat, Freundschaften zu schlies-sen. Das Vertrauen gewinnt man mit einer fairen Führung, mit Geduld, Sanftmut und Toleranz. Das ist das grosse Geheimnis im Verhalten der Pfer-de. Und das ist die faszinierende Herausforderung an mich, die Balance zu finden zwischen Dominanz und Empathie.

Fürs Leben lernenRian wurde zu meinem pri-vaten Persönlichkeitstrai-ner. Sie zeigte mir auf, wie wichtig es ist, sich in sein Gegenüber einzufühlen, seine Bedürfnisse wahr-zunehmen, seine Gren-

Ausritt mit Rian. Bild: Privatarchiv Beatrice Tanner

kann sich Beatrice Tanner gut vorstellen, eine zusätzliche Reitgruppe zu gründen.

Kontakt: Beatrice Tanner, Informatik,[email protected]

Brüggli ist aufs Pferd gekommen

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Mensch & Tier

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Weltweit gibt es ein Netzwerk von rund 4000

Übungsfirmen.

Arbeitsassistenz

Neu ist sie nicht, die Idee eine Firma zur Vertiefung und Erweiterung der kaufmännischen Kenntnisse zu gründen. Denn sie dient der Vermittlung von Ar-beit, Bildung und Coa-ching. Weltweit gibt es aktuell über 4000 die-ser vernetzten Übungs-firmen. In der Schweiz existieren erst wenige solcher Unternehmen. Die LAC trading ist eine der ersten Unternehmen mit dem Partner IV als Kostenträger. Auch hier un-terstützt das Brüggli eine innovative Idee.

Orientierung an der WirklichkeitWie das Wort verrät, ist eine Übungsfirma eine Firma mit dem Schwerpunkt auf der Übung. An-sonsten ist sie vergleichbar mit anderen Han-delsfirmen im KMU-Bereich. Es herrschen die-selben Regeln wie in einer normalen Firma. Die Poststellen, Banken, Grosshandelsunternehmen, Produzenten usw. existieren genauso in dieser Pa-rallelwelt. Dies erleichtert den Geschäftsablauf, in dem der Kunde ein Teilnehmer dieser Praxisfirma

Mitte August kamen 16 Mitarbeitende mit einem kaufmännischen Berufsziel unter der Leitung von Markus Kümin zusammen, um das Unmögliche möglich zu machen: eine neue Firma zu Übungszwecken aus dem Boden zu stampfen.

Der Start einer Übungsfirma

ist. Die Teilnehmenden erhalten die Löhne in Form eines Einkaufkapitals, welches sie für Produkte anderer Übungsfirmen ausgeben können. «Damit

wird zum einen der Rückfluss des Geldes in den Wirtschaftskreis-lauf sichergestellt und zum anderen der Ab-satz an Waren an den Endverbraucher be-

rücksichtigt.» (MAUS, 1997, S.21). Wobei Geld nur Buchware ist und Waren nur laut Kartei existieren, also nur auf dem Papier. Das Wichtigste ist, dass Übungsfirmen unter dem Schutz der Simulation arbeiten. Das heisst, Sie existieren nicht wirklich. Wie in jeder Simulation, hat auch hier ein Fehler keine fatalen Auswirkungen.

16 Arbeitsplätze an der AlleestrasseSolch eine Firma wollte Markus Kümin, Leiter der Arbeitsassistenz, ins Leben rufen. Dies für Perso-nen, die vor einem etwaigen Lehrbeginn stehen, für Lehrabgänger oder wiedereinzugliedernde Personen. Sichtbarer Auftakt zu diesem Projekt

war im Mai 2009. In den Räumen der Arbeitsas-sistenz wurden 16 Arbeitsplätze geschaffen. Die sorgfältig ausgesuchten Mitarbeiter, Teamleiter und Praktikanten erschienen am 10. August 2009 zu ihrer neuen Arbeit im neuen Büro an der Allee-strasse 25 in Romanshorn.

Blick in die Büroräume an der Alleestrasse.

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Eine Übungsfirma existiert nicht wirklich. Fehler haben keine fatalen Auswirkungen.

LAC tradingLAC trading steht für Lernen, Arbeiten und Coaching. Alles Tätigkeiten, die in dieser Fir-ma einen ausserordentlich hohen Stellenwert haben. Die LAC trading ist eine vom Brüggli und der Arbeitsassistenz absolut unabhängi-ge Firma, die mit ihren modernen Produkten in den Bereichen Mobilität, Wohlbefinden und Gesundheit eine grosse Bedürfnispalette abdecken wird.

Damit die Mitarbeiter, welche mit unterschiedli-chem Wissen starteten, nicht überfordert waren, wurden sie sorgfältig an ihre Aufgaben herange-führt, über die Kategorie der Firmenprodukte so-wie über das Ziel und den aussagekräftigen Namen orientiert. Spä-ter kreierten die Mitar-beiter selbst das Logo.Der Ernst des Lebens konnte beginnen: die Arbeitswelt. Nicht nur der Arbeitsraum war op-tisch in drei Büroinseln aufgeteilt, sondern auch die anfallenden Firmenaufgaben wurden auf die Abteilungen Marketing, Materialwirtschaft und Personal & Finanzen verteilt. Zu den Leiterinnen Manuela Luvoni und Zerrin Kaya kam am 1. Sep-tember 2009 mit Sabrina Hindermann das zweit-letzte fehlende Puzzleteil.

Das letzte fehlende Puzzleteil Wie alle anderen Übungsfirmen in der Schweiz ist auch die LAC trading der CSEE (Centrale Suisse des Entreprises d’Entraînement) unterstellt. Sie ist Supervisor und Mentor der Firmen. Mit Reto

Ruetsch, dem Kundenbetreuer der CSEE, fand am 22. September 2009 ein wichtiges Audit der LAC statt. Die Firmengründung wurde untermauert mit der definitiven Zusage, dass die LAC ab dem

1. Januar 2010 im weltweiten Netzwerk der Übungsfirmen mit-arbeiten wird. Obwohl Reto Ruetsch zufrieden war über die bereits geleistete Aufbauar-

beit, gibt es für die LAC trading bis Anfang 2010 noch viel zu tun.

Die Mitarbeitenden haben innerhalb von wenigen Wochen eine neue Firma aufgebaut, die aber lei-der nur in der Parallelwelt besteht und deren Geld nur Buchwert ist. Wäre dem nicht so, würde man bald von ihr hören!

» Janine Künzle,

Mitarbeiterin LAC trading

Konzentriertes Arbeiten in der neuen Praxisfirma. Bilder: Carol Bader

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Zwischen Horrortrip und Hochgefühl Ich war 20 Jahre alt. Eine Ausbildung als Kaufmann im Brüggli war in Sichtweite, und dank dem IV-Taggeld war ich finanziell unabhängig. Ich war voller Pläne, und die Welt war in Ordnung. Bis sie begann, die Psychose.

Meine Mitmenschen, Familie und Arbeitskollegen merkten mir nicht an, dass eine kaum auszuhal-tende Anspannung und leichte Depressionen über mein Verhalten und Empfinden mehr und mehr Übermacht ergriffen. Zuerst unterdrückte ich die Anspannung. Meine Arbeitsnachbarin interpre-tierte mein Verhalten sogar als energiereich und voller Tatendrang. Sie wusste nichts von meinem Leiden. Die Rede ist von der Psychose. Eine Krank-heit, die Menschen zur Verwahrlosung, ja sogar zum Selbstmord trei-ben kann. Und das tat sie bei mir fast.

Wenn der Körper zum Fremden wirdIch kann mich noch gut erinnern: Eines Dienstag-abends Anfang April nach der Arbeit, ich war al-leine im Haus der Eltern, überwältigte mich eine Nervosität und Anspannung. Ich dachte, so fühlt sich ein Horrortrip an, wenn man auf Drogen ist. Ich dachte, mein rechter Arm sei ein Fremdkör-per. Er zitterte sogar. Ich fühlte mich hilflos und hoffte nur, dass dieser Horrortrip sofort ein Ende findet. Mein Gehirn spielte mir einen Streich. Ich

brauchte unbedingt Hilfe, zögerte nicht lange und rief mei-

Meine neue Droge heisst Jogging. Ich möchte mal

einen Halbmarathon laufen.

Alexandra Wohlgensinger (Fotostudio) hat das Thema Psychose kunstvoll interpretiert.

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Psychose

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nen Psychiater an. Als ich dort ankam, wusste ich nicht mehr, wo ich wohnte. Er wies mich auf mein Einverständnis in die Psychiatrische Klinik Müns-terlingen ein.

Neun Monate in der PsychiatrieMeine Nervosität liess nach, und ich beruhigte mich wieder. Die Ärzte erklärten mir, dass ich nur drei oder vier Tage in der Psychiatrie weilen werde. Ich blieb ganze neun Monate. Diese Zeit war geprägt von Depressionen und Manien, extremen An-spannungen und Konzentrationsstörungen. Die Depression hatte Übermacht. Viele Tage lag ich nur herum, lustlos, niedergeschlagen. Doch eines Tages erlebte ich eine Manie. Dieser Energiereich-tum, diese Aufgestelltheit, ja Grössenwahn, fühlt sich an wie ein unwirklicher Traum, den man nie wieder loswerden will.

Kollegen mit ähnlichen LeidenEs mag seltsam klingen, aber abgesehen von mei-ner Krankheit lebte ich gerne in der Klinik. Man kann sich das FP (so heisst die Abteilung) wie eine Wohngemeinschaft mit Gleichgesinnten vorstel-len. Ich fand einige neue Kollegen, mit denen ich verbunden bin durch meine Krankheit. Mit einigen habe ich sogar bis heute noch Kontakt. Mit ihnen

verbrachte ich den All-tag, ass mit ihnen und spielte Billard. Jeden Tag spielten wir mit den Kugeln und dem Queue, wir veranstal-teten sogar Wettkämp-

fe, wo ich einmal Zweiter wurde. Wir konnten kegeln, Minigolf spielen, im Kraftraum trainieren, ja, uns wurde selten langweilig.

Als ich beim Psychiater ankam, wusste ich nicht

mehr, wo ich wohnte.

Auch wenn die Zeit der Psychose sehr hart war:

Sie machte mich stärker.

Ziel: Weg von den MedikamentenAber was hat man gegen die Psychose in der Hand? Wie kam ich in mein ursprüngliches Leben zurück? Die Antwort ist: Medikamente und noch-mals Medikamente. Ich bekam Clopin und Orfi-ril. Und wie diese Psychopharmaka halt wirken, wirken auch ihre Nachteile. Beide Medikamente machen müde. Und zwar muss ich bis zu 12 Stun-den pro Tag schlafen, was einem im Lebensalltag recht einschränkt. Da liegt es auf der Hand, dass ich mich nach dem Tag sehne, an dem ich keine Medikamente mehr nehmen muss. Doch dieser Tag kommt erst, wenn ich eine Lehre abgeschlos-sen haben werde. Ich will Logistiker lernen. Und mein Ziel ist, nach der bestandenen Lehre meine Medikation auf Null herabzusetzen.

Eine gesunde Droge: JoggingWarum brach die Psychose bei mir aus? Die ein-fache Erklärung wäre die Vererbbarkeit. Doch da gibt es noch eine andere Komponente: die Drogen. Es gilt als altbekannt, dass der Wirkstoff von Can-nabis, THC, eine Psychose auslösen kann. Und ich konsumierte regelmässig Cannabis. Vermutlich war auch eine andere Droge, Ritalin, welches ich

von Kollegen bekam, ein Mittäter. So mach-te ich im Teenageralter drei Jahre lang einen Fehler. Im zwanzigsten Lebensjahr wurde ich klüger. Seither kon-

sumiere ich nur noch ab und zu etwas Alkohol. Meine neue Droge heisst Jogging. Ich möchte mal einen Halbmarathon laufen – das ist mein Ziel.

Auch wenn die Zeit der Psychose sehr hart, un-barmherzig und voller Leiden war: Sie machte mich stärker. Ich gewann Durchhaltevermögen und mentale Stärke. Doch durchmachen will ich die Psychose nie mehr.

» David Tüscher,

Mitarbeiter Qualitätskontrolle

Psychose

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Der Druck auf die IV bleibt auch nach dem Ja zur Zusatzfinanzierung hoch. Im Visier sind die psychisch Kranken.

Invalidität ist kein Verbrechen

Wenn jemand im Rollstuhl ist oder einen Arm verloren hat, ist seine dramatische Situation

auch für Laien nachvollziehbar. Wenn jemand psychisch krank ist, wird eine objektive Einschätzung seiner Lage und deren Kon-sequenzen für eine berufliche Integration weit schwieriger. Der betroffenen Person fehlt auf den ersten Blick ja nichts: keine

verdrehten Augen, keine fehlenden Glieder, keine offensichtlichen Einschränkungen, wie

sie uns in der Werbekampagne für die IV-Zusatzfinanzierung einmal mehr

präsentiert wurden.

Da neigt der Stammtisch-Polterer gerne dazu, alle-samt pauschal als Schmarotzer abzutun. Er denkt an Vatroslav, der in Kroatien auf Kosten unserer Sozialwerke in Saus und Braus lebt. Er sieht die Thai-Schweizerin Nana, die unsere Fürsorge und Gutachter an der Nase herumführt. Und insgeheim beneidet er den Wolfgang, der es wegen psycho-somatischen Unpässlichkeiten zu einer IV-Rente gebracht hat, dabei aber noch diverse Restaurants führen kann. Haarsträubende Betrugsfälle wie diese, die in den Medien immer wieder publik ge-macht werden, schüren Volkes Zorn.

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Zum Geleit

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Das Vertrauen in die IV dürfte mit der 6. Revision weiter auf die Probe gestellt werden. Innerhalb von sechs Jahren sollen 12 500 IV-Berentete in den Arbeitsmarkt integriert werden. Renten von Menschen mit somatoformen Schmerzstörungen, Fibromyalgien und ähnlichen Problemen sollen ge-kürzt oder gestrichen werden. Und wenn es nach den bürgerlichen Parteien geht, werden psychisch Kranke grundsätzlich keinen Anspruch mehr auf eine IV-Rente haben.

Das ist gut, um all den Schmarotzern und Betrü-gern den Zapfhahn öffentlicher Gelder zuzudrehen. Vergessen wir aber die vielen rechtschaffenen

Menschen nicht, denen es nicht um den Profit, sondern um die Würde geht – Menschen, die sich ihre IV-Rente nicht erschlichen haben, sondern alles daran setzen, möglichst selbständig am beruflichen und gesellschaftlichen Leben teilzu-haben. Man trifft sie zum Beispiel im Brüggli. Sie schrauben Hundeboxen zusammen, verrechnen Druckaufträge, bedienen Gäste im Restaurant, putzen Böden und Türen. Sie sind dankbar für eine Dauerbeschäftigung oder eine Lehrstelle, die sie dem ersten Arbeitsmarkt näherbringt. Und sie sind stolz darauf, sich ein Stück Unabhängigkeit wah-ren zu können.

Schiessen wir all die Betrüger, die unsere Solidari-tät und Sozialwerke schamlos ausnützen, auf den Mond. Aber hüten wir uns davor, alle IV-Rentner in denselben Topf zu werfen – denn dann wird es einmal mehr genau die Falschen treffen. Politiker, Gutachter und Beamte stehen vor einer schweren Aufgabe: Sie müssen in Zukunft noch genauer hin-sehen.

» Michael Haller,

Kommunikationsverantwortlicher

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Zum Geleit

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Wenn der Respekt mit Füssen getreten wird

Überforderte Eltern und Politiker schlagen Alarm, das Entsetzen in der Bevölkerung nimmt zu – und viele Jugendliche finden‘s cool. Täglich machen die Medien mit Übergriffen auf Passanten, Vandalismus, Hooliganismus und Bandenkriegen Schlagzeilen. Man könnte meinen, Gewaltexzesse gehören zur Tagesordnung.

Der Mangel an Wertschätzung, sei es im Job, im Elternhaus oder in zwischenmenschlichen Be-ziehungen, macht unsicher, löst Ängste aus und kann zu Liebesentzugserscheinungen führen. Der ständige Druck, den hohen Anforderungen der Gesellschaft gerecht werden zu müssen, kann Aggressionen auslösen und diese in ungeordnete Bahnen lenken. Der Alkohol ist da ein willkomme-ner «Retter in der Not» (Herbert Grönemeyer). Gut drauf sein, die Hemmschwelle auf Null senken – und ab geht die Post! Jetzt zeigen wir‘s denen, die uns täglich Stress bereiten und Angst einflös-sen! Miteinander sind wir stark, alleine sind wir schwach. In der Gruppe sind alle einer Meinung, meine eigene Meinung zählt eh nicht, weil ich zu schwach bin. Eine Meinung zu vertreten, erfordert Charakter und Persönlichkeit. So ein Stress! Ge-ben wir der Gruppe eine Identität – dann habe ich auch eine, zwar nicht die eigene, aber meine Kum-pels finden‘s cool!

Anerkennung in der GruppeSich als Jugendlicher in Gruppen behaupten zu müssen, ist nicht einfach und gehört nun mal auch zur individuellen Entwicklung. Rebellion, das Auf-lehnen gegen Autoritäten, gibt Selbstvertrauen. Und wenn das Zusam-mengehörigkeitsge-fühl mit Zutaten wie

Alkohol und Drogen «gestärkt» wird, entsteht eine unheilvolle Dynamik. Nicht selten werden dann Feindbil-der gezüchtet, um Schuldige für die «grausame Welt» zu finden. Auf-fallend ist, dass sich gewaltbereite Jugendliche von ihren Gegnern sehr schnell in die Enge getrieben fühlen; da kann der geringste Augenkontakt des «Feindes» genügen, um die Bombe zum Explodieren zu bringen.

Täter- und OpfersichtDer Gewaltakt will Angst einflössen. Da der Täter sich selber als Opfer sieht und somit unter massiven Angstzuständen und Min-derwertigkeitsgefühlen leidet, möchte er seinem Opfer Macht und Stärke de-monstrieren. Ziel des Angriffs ist es, das Opfer handlungsunfähig zu machen, halt eben der Stärkere zu sein. Es mag ihm in diesem Moment das Gefühl geben, im Leben nicht auf

der Verliererseite zu stehen. In der Hooli-ganszene spricht man

nach einem Fuss-ballspiel von der dritten und entscheidenden Halbzeit. Der Ort der Austragung wird meistens via Der geringste Augenkontakt

des «Feindes» genügt – und los geht‘s.

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Jugendgewalt

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Jugendgewalt wissenschaft-lich betrachtet Folgende Risikofaktoren für Jugendge-walt sind bekannt:

1. Persönlichkeit und Einstellungen: Hyperaktivität, Ruhelosigkeit, Aufmerksam-keitsschwäche, Impulsivität, hohe Risikobe-reitschaft, geringe Fähigkeit Belohnungen aufzuschieben, mangelnde Frustrationsto-leranz, gewaltbefürwortende Einstellungen, gewaltlegitimierende Männlichkeitsnormen, geringes Scham-/Schuldgefühl gegenüber Aggressivität

2. Familie: Geringe elterliche emotionale Wärme, mangelnde elterliche Aufsicht, inkon-sistenter und ineffizienter Erziehungsstil, tiefe Beteiligung der Eltern an kindlichen Aktivitä-ten, elterliche Gewalt (gegenüber Kind), Streit zwischen den Elternteilen und Kriminalität der Eltern

3. Schule/Ausbildung: Schulische Proble-me, Schwänzen, geringe schulische Motivati-on, unklare Regeldurchsetzung im Schulhaus, negatives Schulhausklima, Chancenungleich-heit, Schwierigkeit, einen Ausbildungsplatz zu finden

4. Gleichaltrige und Lebensstil: Gewalt-befürwortende Normen unter Freunden, De-linquenz in der Clique, actionorientierter Le-bensstil, Konsum von aggressionsfördernden Medieninhalten

5. Nachbarschaft und soziales Umfeld: Soziale Benachteiligung, geringer Zusam-menhalt im Quartier, geringes Engagement für geteilte Anliegen

Quelle: Stiftung Kinderschutz Schweiz

Jeder Gewaltakt ist für die Opfer demütigend.

elektronischen Medien wie Handy und Internet bekanntgegeben und als «Spiel» unter sich be-trachtet. In diesem Beispiel können Verlierer für ein paar Stunden zu Gewinnern werden. Gewalt-übergriffe sind der Beginn selbstzerstörerischer Machtdemonstration und enden meistens in gros-ser Depression. Sie sind Ausdruck von Hilflosig-keit, Resignation und Verzweiflung, welche Täter und Mitbeteiligte nicht nur in Verruf, sondern zu-sätzlich in ungeahnte Abgrundtiefen bringen und oft vor der Justiz ihr grosses Finale haben. Oft fehlt den Jugend-lichen das Mitgefühl für ihre Opfer, obwohl die gesundheitlichen Folgen eines Übergriffs verheerend sein können. So können neben körperlichen Verletzungen auch psychosomatische Schädigungen wie Schlaflo-sigkeit, Depressionen, Angstattacken, Konzentra-tionsschwierigkeiten bis hin zu Suizidversuchen auftreten. Jeder Gewaltakt ist für die Opfer demü-

tigend und verletzt ihr Selbstwertgefühl, mit dem Effekt, dass sie das Vertrauen in andere Menschen verlieren.

Aufmüpfiges Auftreten gehört zum jungen Men-schen und seiner Entwicklung. Er will und muss äussere und innere Grenzen spüren und erkennen,

wie weit er gehen darf. Da gehören auch un-angenehme Erlebnisse dazu, weil Wachstum nicht nur mit der Son-nenseite des Lebens

gefördert wird. Sich mit Menschen auseinander-zusetzen ist ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Menschsein bedeutet auch Ecken und Kanten zu haben, denn jeder hat auf seiner Reise seine eige-ne Aufgabe und seinen eigenen Weg. Auf diesem Weg gibt es ein Stichwort: Respekt!

» Daniel Köppel,

Polygraf Printagentur

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Jugendgewalt

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Nachgefragt

Viele haben Aggressionen, die sie zu Hause nicht ausleben können. Sie werden mit ihren Problemen nicht fertig. Oft steht auch ein Gruppenzwang da-hinter. Man will cool sein, um sich vor den Kol-legen nicht schämen zu müssen. Vor allem fehlen diesen Leuten oft die Hobbys. Vandalismus ge-schieht meistens bei übermässigem Alkohol- und Drogenkonsum. Sie wollen die Bestätigung, dass sie im Recht sind, weil sie das Gefühl haben, dass sie schlecht behandelt werden.

Jessica Gmünder, Polygrafen-Lehrtochter

Ich habe selber Jungs gekannt, um die sich die Eltern zu wenig gekümmert haben und die dann Beachtung suchten, indem sie zu Hause Sachen demolierten. Sie sind so plötzlich zum Thema Nr. 1 geworden. Wenn Jugendliche zu Hause ge-schlagen werden, leben sie es auf «öffentlichem Material» aus. Ich stelle fest, dass Stadtkinder eher mutwillig etwas kaputt machen als Dorfkin-der. Im Dorf wächst man miteinander auf, in der Stadt geht man unter.

Nathalie Schmidt, Polygrafen-Lehrtochter

Dummheit oder Hilfeschrei?Was geht in einem Menschen vor, der Gewalt anwendet und Sachen beschädigt? Unsere Mitarbeitenden haben eine klare Meinung dazu.

Burim Pergjegjaj, Logistiker-Lehrling

Ich kann nicht verstehen, was der Reiz daran sein soll. Es liegt sicher auch ein wenig an der Erzie-hung. Beide Elternteile arbeiten meistens. Auch der Respekt vor den Eltern ist nicht mehr so da. Früher war das schon anders. Kommt dazu, dass viele keine Arbeit haben. Der Drogen- und Alko-holkonsum ist auch immer ein grösseres Problem. Strengere Gesetze würden sicher vieles ändern.

Tobias Bärlocher, Praktikant in der Logistik

Viele Junge haben eine Wut im Bauch, weil sie sich nicht akzeptiert fühlen. Ich führe dies auf ei-nen Generationenkonflikt zurück. Die Älteren sind einfach anders erzogen worden als die Jüngeren. Meine Eltern sind auf dem Bauernhof aufgewach-sen, da war alles viel strenger. Entsprechend ist auch ihr Auftreten anders. Das Hauptproblem sehe ich aber beim Alkohol- und Drogenkonsum und dem ganzen Gruppendruck, der damit zusam-menhängt. Ich persönlich verstehe diese Leute nicht.

Karin Xiao, Lernende Vorlehrjahr

Menschen, die das machen, wollen ein Zeichen setzen und zeigen, dass auch sie etwas können. Vielleicht stecken sie in einer Krise und wissen nicht, wo sie Hilfe bekommen. Man muss aber unterscheiden zwischen Personen, die das ernst meinen, und denen, die es nur aus Spass machen. Jeder, der kriminell ist, hat in der Kindheit etwas Negatives erlebt, das ihn geprägt hat. Hinter jeder Sachbeschädigung steht eine Geschichte.

Brüggli schaut genau hinmha. Die Stellungnahmen auf diesen Seiten zeigen es: Gewalt und Sachbeschädigungen beschäftigen viele Menschen. Um sich die-sem Thema professionell und mit der nötigen Kontinuität widmen zu können, arbeitet Brüg-gli mit dem Forensischen Institut Ostschweiz zusammen. Mit den Spezialisten aus Frau-enfeld wurden aktuelle Fälle aus familiären, schulischen, beruflichen und gesellschafts-politischen Blickwinkeln thematisiert. Auch juristische Aspekte und die Zusammenarbeit verschiedener Fachstellen wurden beleuchtet. Die Erkenntnisse fliessen kontinuierlich in den Alltag von Brüggli ein. Zahlreiche Leitende sind involviert und sensibilisiert. Dies mit dem Ziel, positive Veränderungen bei gewaltge-fährdeten Jugendlichen zu erreichen. Präven-tiv statt im Nachhinein: Mit diesem Rezept macht Brüggli gute Erfahrungen.

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Pablo Stoop, Lernender Vorlehrjahr

Ich habe Respekt vor öffentlichem Eigentum, des-halb randaliere ich nicht. Ich denke bei den Hooli-gans ist Hopfen und Malz verloren. Man müsste deshalb schärfere Gesetze einführen. Vor allem sollte man die ganze Gruppe bestrafen, nicht die einzelnen Personen. Gefängnisstrafen hätten da mehr Wirkung als Geldstrafen.

Christoph Walter, Drucktechnologe-Lehrling

Es wird leider immer schlimmer, und die Hemm-schwelle sinkt immer mehr. In der Erziehung werden Grenzen nicht mehr aufgezeigt. Das ist vor allem auf die Überforderung der Erziehungs-berechtigten zurückzuführen. In einer Gruppe ste-hen alle hinter dir. Wenn dir fünf Kollegen sagen: Mach das!, dann machst du es. Es ist dann relativ egal, wenn fremdes Eigentum beschädigt wird. Mit Sprayereien will man Aufmerksamkeit erwe-cken, weil es ja auch von vielen als Kunstform angesehen wird.

» Notiert / Bilder: Daniel Köppel,

Polygraf Printagentur

Matthias Burkhard, Lernender Vorlehrjahr

Die ganze Wut und Energie rauszulassen ist für manche Leute wie eine Erlösung. Oft haben sie Probleme zu Hause, wenn sie z.B. schlechte No-ten nach Hause bringen oder einfach zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Sie denken sich viel-leicht: Lieber die Wut an einem Gegenstand als an einem Menschen rauslassen. Gesetze würden da nichts bringen. Die Bestrafung würde die Leute noch mehr reizen, so was zu tun.

Franziska Baumann, Printmedienverarbeiterin

Ich finde es schade, dass diese Leute kein ande-res Hobby haben. Meistens ist bei Sachbeschädi-gungen Alkohol im Spiel. Und wenn man in einer Gruppe ist, hat man mehr Mut, so was zu tun, als wenn man alleine ist. Der Täter ist dann gegen-über seinen Kollegen stolz darauf, was er getan hat. Aber viele bereuen es im Nachhinein auch.

Michael Iseli, Printmedienverarbeiter

Für mich ist es nicht schön zu sehen, wie alles kaputt gemacht wird. Und es kostet dann alles wieder viel Geld, dies zu reparieren. Anscheinend muss es Spass machen, etwas zu zerstören. Diese Menschen zeigen damit, dass sie ernsthafte Pro-bleme haben.

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Nachgefragt

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Mit schweren Beinen den inneren Schweinehund überwunden

Freitag, 21.8.2009, 05.15 UhrDas Summen meines Handys reisst mich aus ei-nem kurzen und unruhigen Schlaf. Ich bin sofort hellwach, aufgeregt, tatendurstig. Im Hause regt sich noch nichts; ich bin der erste, der aufgewacht ist. Nach einer kurzen Morgentoilette wecke ich meinen Zimmernachbarn Kurt Fischer, der noch friedlich unter der Decke schlummert. Doch auch er ist nach einem kurzen «Guten Morgen» sofort putzmunter. Nur noch knapp eineinhalb Stunden, und dann wird unser «Traum» Wirklichkeit ...

Was um alles in der Welt geht hier vor, und vor allem: Was passiert hier noch?

Die VorgeschichteWir, das sind Kurt Fischer, Nicola Waldvogel und meine Wenigkeit, haben uns im Januar 2009 für ein tollkühnes Unterfangen angemeldet: die «Tortour». Was für uns am Anfang auf Papier übersichtlich und locker machbar schien, entwi-ckelte sich, je mehr wir uns dafür engagierten

und organisierten, zu einem Mammutunterfangen. So mussten wir mindestens vier Betreuer, einen Personenwagen und ein Wohnmobil organisieren – dies als Mindestanforderung der Organisatoren. Dann war die Frage nach einem Einheitstenue, vorzugsweise mit einer Leggero-Werbung, zu beantworten. So mach-te ich mich zuerst ein-mal auf die Suche nach Gönnern und wurde bei der Schweizerischen Mobiliar, Appenzell, einem befreundeten Archi-tekten und Bauleiter und schliesslich noch beim Leggero-Marketingteam fündig. So haben wir uns eine schöne Ausstattung angeschafft, angelehnt an den Leggero-Vento.

Aus unserem Bekannten- und Verwandtenkreis konnten wir dann auch die entsprechenden Fahr-zeuge auftreiben, sodass wir im Frühsommer so ziemlich alles beisammen hatten. Jetzt war ei-

Warum tun die sich das an? Mehr als 1000 Kilometer am Stück, bei Tag und Nacht, rund um die Schweiz, fünf Pässe, mehr als 15 000 Höhenmeter: Ja, das Radrennen «Tortour» wurde seinem Namen gerecht.

Tortour

gentlich alles erledigt, und es konnte beginnen. Doch halt, fast vergessen hätte ich da noch die Vorbereitung der Fahrer. Schliesslich radeln wir um die ganze Schweiz, und bekanntlich geht es da nicht nur bergab. So begannen wir, jeder mehr

oder weniger für sich, mit dem Training.

Das grösste Hindernis ist der innere Schwei-nehund. Die Überwin-dung, regelmässig aufs

Rad steigen zu müssen, um auf den Punkt fit zu sein, ist etwas ganz anderes, als wenn man aus reiner Freude Velo fahren kann. Das war für mich neu, und so dauerte es dann auch bis in die Som-merferien, bis ich richtig ins Training einstieg. Das hiess: Jeden zweiten Tag mindestens 80 bis 100 km abspulen – geradeaus, über Pässe, um den Bo-densee, ins Rheintal usw. So sammelte ich etwa 2500 km und war eine Woche vor dem Rennen ziemlich platt. Das heisst, wenn ich vom Rad stieg, konnte ich kaum noch Treppen steigen. Die Beine waren im Dauerzustand schwer, und ich zweifelte, ob ich mich jemals wieder auf mein Rad schwin-gen könnte. So brach ich zu diesem Zeitpunkt die Vorbereitung ab und erholte mich die letzte Woche vor dem Rennen von den Strapazen.

Der Countdown läuft …Am Donnerstag, 20. August 2009, mussten wir nach Neuhausen, um unser Team zu melden, die Fahrzeuge und Velos kontrollieren zu lassen und ein Fotoshooting zu bestreiten. Am Abend lud der Veranstalter zu einem letzten Infoabend mit Pasta-party ein. Die Nacht verbrachten wir in Schaffhau-sen bei unserem Mitstreiter Nicola Waldvogel. Und so sind wir wieder am Beginn dieser Ge-schichte.

Freitag, 21. August 2009Der Startschuss zur ersten Tortour fällt pünktlich um 7 Uhr. Die erste Etappe von Neuhausen nach Steckborn fahren wir zu dritt im Team. Es sind

Kein Pass zu steil für’s Team Leggero.

Das Rennen läuft während Tag und Nacht – eine Strapaze

für Fahrer und Betreuer.

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Neuhausen Steckborn

Rorschach

Buchs

Küblis

Zernez

Julierpass

Bonaduz

Disentis

Airolo

Brig

Sion

Aigle

Moudon

Ins

Sonceboz

BalsthalLaufenburg

EglisauStart / Ziel

Ohne Halt rund um die Schweizrmi. Die «Tortour» ist das erste mehrtägige Non-Stop-Radrennen der Schweiz. Es kombiniert die besten Ideen aus allen bestehenden Langdistanz-rennen. Damit ist das Rennen attraktiv für Leis-tungssportler, Breitensportler sowie Teamsportler. Das Rennen läuft während Tag und Nacht – eine grosse Herausforderung für Fahrer und Betreuer. Das Rennen startet in Neuhausen am Rheinfall und führt über rund 1000 km und 15 000 Höhenme-ter rund um die Schweiz zurück nach Neuhausen an Europas grössten Wasserfall.

etwa 35 km. Von da an beginnt das Wechselspiel, das heisst jeder Fahrer fährt immer eine Etap-pe, dann gibt es einen Wechsel und der nächste Fahrer fährt weiter. Eine Etappe in der Mitte des Rennens und die Schlussetappe fahren die Teams dann wieder zusammen.

Der Weg führt uns durch das Rheintal in die Alpen des Bündnerlandes. Über das Engadin und den Julierpass fahren wir Richtung Andermatt. Über den Gotthard und den Nufenen gelangen wir ins Wallis, welches wir der Rhône entlang in Richtung Genfersee durchqueren. Nach einem Abstecher an die französische Grenze gelangen wir entlang dem Neuenbugersee ins Jura. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung über Basel und Zurzach zurück zum Rheinfall.

Sonntag, 23. August 2009Um 4.30 Uhr nach 45 Stunden und 32 Minuten treffen wir völlig erschöpft, aber allesamt gesund und unfallfrei in der Zielarena in Neuhausen ein. Unser Begleiterteam und ein paar verwegene Fans jubeln uns zu, als wir die Bühne hochfahren und unsere verdiente Tourmedaille abholen. Das Lei-den und die Schmerzen sind verflogen, und nach einer kurzen Feier sind wir dann alle froh, nach Hause fahren zu können.

Ich danke meinen beiden Mitfahrern Kurt Fischer und Nicola Waldvogel für die tolle Kameradschaft vor, während und nach dem Rennen.

Die wahren Helden der TortourEbenfalls herzlich bedanken möchte ich mich bei unserem Begleiterteam, welches zum Schluss nicht im Mittelpunkt stand und keine Medaille erhielt, jedoch riesige Strapazen auf sich nahm und so unseren Traum, die Tortour mitmachen zu können, ermöglicht hat.

Teamchef: Luigi Berini 1. Fahrer Begleitfahrzeug: Zvonko Pezelj1. Fahrer Wohnmobil: Josef Bilgery2. Fahrer Wohnmobil: Alois SchützPhysio und Massage: Domenique Fischer

» Rainer Mirsch,

Mitglied der Geschäftsleitung, Leiter Finanzen

Trotz Strapazen die gute Laune behalten: Kurt Fischer, Rainer Mirsch und Nicola Waldvogel. Bilder: Alois Schütz, Luigi Berini

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HerbstzauberIm Herbst ist die Natur besonders schön. Carol Bader, im 2. Lehrjahr zur Fotofachfrau, hat genau hingesehen.

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Impressionen

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Auf und davon: Eine Kulturreise nach Indien

Aus den angepeilten Ferien nach Abschluss ihres Sozialarbeiterin-Studiums wurde ein zehnmo-natiger Break, der sie nach Indien führte und ihr eine Fülle von Eindrücken, Erfahrungen und Er- lebnissen bescherte. Es war eine Reise, die sie ohne nennenswerte Vorbereitung und Routenpla-nung bestritt – eine abenteuerliche, aufregende Reise. Sabrina hat nun nach Beendigung ihrer grossen Reise eine erneute Anstellung im Brüggli aufgenommen.

Sabrina, warum bist du nach Indien gefah-ren? Hätte Mallorca nicht gereicht?

Ich wollte nach Abschluss meiner Ausbildung etwas völlig Neues und Anderes erleben. Ande-re Menschen, andere Landschaften, andere Kulturen kennenlernen, und so habe ich mich für Indien entschieden.

Kannst du uns Indien kurz beschreiben?Indische Städte sind unglaublich laut. Hupende Motorräder und Autorikschas (dreirädrige Taxis) überfüllen die Strassen, und von Tempeln, Kir-

Die Frage nach einer möglichen Steigerung des Rubriktitels «Freizeit» lässt sich rundum positiv beantworten. Ganz einfach: Freizeit – Ferien – Indien. Diese Steigerungsform erlebte Sabrina Hindermann, Teamleiterin in der Arbeitsassistenz, im zurückliegenden Jahr.

chen, Moscheen, Hochzeiten oder politischen Ver-anstaltungen dröhnen durch Lautsprecher Musik,

Gebete oder Reden. In Indien herrscht un-unterbrochen emsige Betriebsamkeit. In den Städten ist es wie in einem Ameisenhau-fen, und alle scheinen

unterwegs zu sein. Da sieht man Motorräder, auf denen sechs Personen sitzen und so unterwegs sind – oder zu fünft auf einem Velo. Indien ist auch ein Land mit unglaublich schönen und vielfältigen

«Ich wollte nach Abschluss meiner Ausbildung etwas völlig

Neues, Anderes erleben.»

Start

Ziel

Indien• 3 287 590 km²• 1148 Milliarden Einwohner • Nach China der bevölkerungsreichste Staat der Welt • Bevölkerungsdichte: 349 Einwohner / km² (Schweiz: 180,7) • Hauptstadt: Neu-Delhi • Wirtschaftliches Zentrum: Mumbai (Bombay) • Nach Angaben der Weltbank haben 44% der Einwohner Indiens weniger als 1 US-Dollar pro Tag zur Verfügung • Über 100 verschiedene Sprachen; Amtsspra- chen: Hindi und Englisch • Grosse Religionsvielfalt; in Indien entstanden die vier Religionen Hinduismus, Buddhismus, Jainismus und Sikhismus.

Quelle: Wikipedia

Einmal durch Indien: Sabrina Hindermanns Reiseroute.

Freizeit ist das halbe Leben

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«Mitten in engen Altstadt-gassen stehst du plötzlich

einer Kuh gegenüber.»

Landschaften, mit grünen Reisfeldern und Kokos-palmen, oder den rauen Ausläufern des Himalaya-gebirges im Norden, öden Steppen und sogar Sand-Wüsten und unendlichen Meerlandschaften. Und fast überall begegnet man Kühen und Hun-den, die sich frei bewegen und jedes Stadt- und Dorfbild beherrschen.

In der Aussensicht gilt Indien als ein Land grosser Gegensätze. Wie sieht denn die In-nenansicht aus?Diese Gegensätze habe ich täglich erlebt. Als ich in Indien ankam, war ich empört über den Abfall,

der überall herumliegt, und dass sich weder der Staat noch sonst jemand um dessen Beseitigung kümmert. Auf der anderen Seite kümmert sich jede Hausfrau sehr um Ordnung in ihrem Haus und auf ihrem Vorplatz, wo sie sauber wischt und alles mit schönen Blumen dekoriert. So gäbe es viele Beispie-le, bei denen arm und reich, schön und hässlich, lustig und traurig Hand in Hand gegangen sind.

Himachal Pradesh, Exilheimat des Dalai Lama.

Überall begegnen dir Kühe.

Kamelführer in der Wüstenregion von Rajasthan.

In welche Landesteile führte dich die Reise?Ausgangsort war New Delhi, die indische Hauptstadt. Mit dem öffentlichen Verkehr (Busse

und Eisenbahn) habe ich dann einen grossen Teil des Landes be- reist, vom himalay-ischen Norden bis in den heissen Süden (42 Grad Celsius im

Sommer). Das war dann immer verbunden mit längeren und kürzeren Aufenthalten an den un-terschiedlichsten Orten und Plätzen (siehe Fotos

Indien, das ist auch Gastfreundschaft. Sabrina Hindermann hat dies Schritt um Schritt erlebt. Bilder: Privatarchiv Sabrina Hindermann

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und Routenkarte). Die Reise hat mich nicht nur in verschiedenste Landschafts- und Klimazonen ge-führt, sondern auch an Orte voller Geschichte(n) und Schönheit. Zwischenzeitlich musste ich Indi-en verlassen, um mein Reisevisum zu verlängern. Das führte mich nach Sri Lanka. Letztlich habe ich beinahe vier Monate im Süden von Indien gelebt. Dort besuchte ich regelmässig ein Ashram (Spiri-tuelle Gemeinschaft) zum Meditieren, Singen und zum persönlichen Austausch.

Welche positiven Erfahrungen und Erleb-nisse nehmen in deiner Erinnerung die ers-ten Plätze ein?Die Offenheit und Gastfreundschaft der Men-schen. Viele Leute sind sehr interessiert am Westen, und daher ist es sehr einfach, mit ihnen in Kontakt zu kommen. Ich wurde von einigen Fa-milien zu Mahlzeiten und einmal sogar zum mehr-tägigen Aufenthalt eingeladen.

Gab es auch schwierige Erfahrun-gen?Als Tourist musst du besonders achtsam sein, damit du nicht über den Tisch ge-zogen wirst. Da kann es schnell passie-ren, dass man versucht, dir Waren oder eine Dienstleistung aufzuschwatzen, die du nicht brauchst und zudem masslos überteuert ist.

Hat dich Indien verändert?Ich glaube, ich kann dem Leben offener und gelas-sener begegnen.

Warum bist du nicht geblieben?Es war die richtige Zeit, um in die Schweiz zurückzukehren!

» Paul Mattle,

Bereichsleiter Agogik, Printagentur

Im Land der Sikhs (goldener Tempel von Armitsar).

Jodpur, blaue Stadt (die blaue Farbe hält fliegendes Ungeziefer von den Wohnhäusern fern).

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Spontanchaotischer Europatrip

ParisMit der Metro verfuhren wir uns anfangs ein we-nig. Doch das ist zu entschuldigen. Paris ist gross. Schlimmer war, dass wir am falschen Fusse des Eiffelturms anstanden und dann bis in den zwei-ten Stock Treppensteigen mussten. Wir waren fix und fertig. Und bis ganz nach oben schafften wir es zeitlich nicht mehr. Ob wir mit der Metro noch zurück ins Hotel finden würden?

AmsterdamDa wir nicht im Voraus gebucht hatten, hatten wir keine Chance, einen direkten Zug von Paris nach Amsterdam zu erwischen. Der «Thalys» ist in der Hochsaison überfüllt. So fuhren wir einen riesen Umweg nach Charleville (Übernachtung im 2-Sterne-Hotel mit sagenhaften Betten), um schliesslich am Nationalfeiertag durch Belgien zu fahren, damit wir vier Stunden in Amsterdam bleiben konnten, um dann mit dem Nachtzug nach Prag zu fahren. Doppelmist.

In der Nacht mussten wir uns das Abteil mit nach Bier und Fussschweiss stinkenden Leuten teilen. Schräge Typen. Ich hatte die ganze Zugfahrt Angst davor, ausgeraubt zu werden – konnte also kein Auge zutun. Morgens um 4 Uhr stiegen die Leute in Berlin aus. Juhui, ich lebe noch.

Prag Je weiter wir in den Osten kamen, desto unruhiger wurde ich. In Tabor machten wir Bekanntschaft mir der männlichen Bevölkerung, die uns ungern

Zuerst sollte es ein Ferienhaus in Frankreich sein. Dann eine Reise durch Skandinavien. Am Ende beschlossen meine Freundin und ich, mit dem Zug 10 Tage durch Europa zu reisen.

Steckbrief• Planung = 2 Wochen• Geld = 500 Euro in Bar (versteckt im Schuh)• Unterkunft = 2 von 10 im Voraus gebucht• Reisen = Interrail, Globalpass 5 für 10 Tage• Züge = rennen, rennen und nochmals rennen• Turbulenzen = mindestens 10 pro Tag• Panorama = unbeschreiblich• Spassfaktor = 100 %

wieder gehen liess. Begründung: Der Sonnenun-tergang sei fantastisch. Hmm, lieber doch früher weg.

Als wir wie die Wahnsinnigen auf den Nachtzug rannten, dachte niemand daran, nachzuschauen, in welchem Abteil unsere Betten sein würden. So irrten wir 15 Minuten durch den Zug, vorbei an grimmigen Aufpassern, die in weiser Voraussicht einfach mal jeden als potenziellen Schwarzfahrer betrachten.

BudapestDie Missgeschicke nahmen kein Ende, dreimal verpassten wir den Hop-on-Hop-Bus zur Stadtbe-sichtigung in Budapest. Natürlich mussten alle Sehenswürdigkeiten im Schnelllauf fotografiert werden. Was für ein Stress.

WienMit Stadtplan und Herberge-Verzeichnis mussten wir uns noch spätabends auf Bettsuche machen. Gar nicht so einfach, wenn die Hälfte der Telefon-zellen kaputt sind. Ein Glück, wir wurden (zwar nicht ganz billig) fündig. Dann raus zum Prater, um einen Kindheitstraum zu erfüllen: eine Runde mit dem Riesenrad.

Einfach losziehen, das Wesentliche immer fest im Blick behalten. Auch wenn man nicht weiss, was dabei herauskommt. Auch auf Umwegen gelangt man ans Ziel. Sie dauern vielleicht etwas länger. Aber es lohnt sich.

» Rahel Schudel,

Polygrafen-Lehrtochter

Endlich Pause. Eine Zugreise durch halb Europa kann ganz anstrengend sein. Bild: Privatarchiv Rahel Schudel

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Freizeit ist das halbe Leben

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Michael Iseli (Druck Ausrüsterei)

Für mich ist es nicht schön zu sehen, wie alles kaputt gemacht wird. Und es kostet dann alles wieder viel Geld dies zu reparieren. Anscheinend muss es Spass machen, etwas zu zerstören. Diese Menschen zeigen aber auch damit, dass sie ernst-hafte Probleme haben.

Kolumne

Ernte gut, alles gutHerbst, die grosse Ernte steht an, und das Wild sucht das Weite. Metzgete und Apfel-mus sind voll im Trend. Doch mal ehrlich, der Herbst verspricht nur wenig Gutes. Morgens stehe ich vor meinem Kleiderschrank und weiss nicht, was ich anziehen soll. Wenn ich mich dann nach langem Hin und Her für

Jeans und Longshirt entscheide, bereue ich diese Wahl beim Verlassen unseres Hauses schlagartig. Es regnet. Nach zehn Minuten bin ich tropf-nass. Da Frau leider keinen Föhn in der Handtasche hat, darf sie jetzt den ganzen

Tag mit einer zerstörten Frisur und nassen Kleidern rumlaufen. Spätestens am Abend, wenn man gemütlich vor dem heimischen Fernseher sitzt, gilt es sich mit Taschentü-chern einzudecken und sich die Nase wundzu-schnäuzen. Was soll daran schön sein?

Trotz allen negativen Seiten des Herbsts fin-det das Brüggli eine gute daran: Man nehme eine Eisenstange, stecke sie senkrecht in einen Sockel, spiesse Schwemmholz daran auf, behänge es mit Äpfeln – und fertig ist die Herbstdekoration. Sieht schön aus, aber Äpfel neigen nun mal dazu, ein Eigenleben zu ent-wickeln. Anders gesagt: Sie faulen munter vor sich hin. Ganz zur Freude der Fliegen, die kurz vor Sendeschluss noch einen idealen Platz gefunden haben, ihre Eier abzulegen. Wäre ja auch nicht weiter schlimm, wenn solches nicht gerade vor unserem allseits beliebten Restaurant stattfinden würde. Man freut sich auf ein schmackhaftes Menu und trifft kurz davor noch auf einen halb lebendigen Apfel.

Bald ist Weihnachten, dann kann man anstatt Äpfeln Orangen aufhängen. Wie ich gehört habe, gibt es dann auch keine Fliegen mehr.

» Jessica Gmünder,

Polygrafen-Lehrtochter

Lernende der Logistik säubern SeeparkEs gibt nichts Schöneres als in der Znü-nipause sich auf einer Bank am See zu lümmeln, den Blick aufs Wasser zu geniessen, sich die Sonne ins Gesicht scheinen zu lassen, Kaffee zu trinken und das Znünibrot genüsslich zu ver-speisen. Getrübt wird die perfekte Pause nur von den vielen weggeworfe-nen Zigarettenkippen und dem herum-liegenden Müll.

Auf diese Misere aufmerk-sam geworden, kam die Idee auf, jeweils am Freitagnachmittag den Seepark in Romanshorn zu

Aufräumtrupp in Aktion. Bild: Michel Frischknecht

reinigen. Die Lernenden der Logistik gehen jedes Mal voller Elan hinter die Säuberung der Parkanlage. Und das lohnt sich. So haben die Lehrlinge zum Beispiel innert einer halben

Stunde sage und schreibe 544 Zigarettenkip-pen gesammelt. Schon gewusst?: Eine Zigaret-

tenkippe verschmutzt 200 Liter Seewasser, was ungefähr dem Fassungsvermögen einer Bade-

wanne entspricht. So gesehen haben die Lehrlinge der Logistik durch ihre Aktion

108 800 Liter Wasser geschützt.

» Jonathan Trüeb,

David Grünenfelder,

Praktikanten Logistik

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Die ZuschneidereiDie meisten Abteilungen von Brüggli sind an der Hofstrasse untergebracht. Aber nicht alle. In der neuen Rubrik «Freunde im Exil» kommen unsere Kollegen in den Aussenposten zu Wort – diesmal die Zuschneiderei.

Anfangs wurden die Profile und Rohre aus Alumi-nium, Eisen und Chromstahl noch in der Mechanik im Brüggli an der Hofstrasse zugeschnitten. Wir schnitten das Material auf das nötige Längenmass zu und bereiteten es für die Weiterverarbeitung in der Mechanik vor, wo zum Beispiel Löcher gebohrt, Rohre gebogen, Flanschmatten gekrimmt und Ge-winde gedreht werden. Wir erledigten unsere Zuschneide-Arbeiten zumeist an einer Aluminium-kreissäge mit hoher Drehzahl; das Kreissägeblatt betätigten wir von Hand. Ausserdem arbeiteten wir mit einer Eisen- und Stahlsäge mit härterem Sägeblatt und niedrigerer Drehzahl sowie mit ei-ner Bandsäge.

Der erste UmzugAllmählich wurde unser Platz zu knapp und die Ar-beitsauslastung grösser. Die Profile und Rohre sind ja meist in schweren, sperrigen Päcken angeliefert worden und hatten eine Länge von 5 bis 6,2 Meter. Also zogen wir im November 2004 um und hatten in der Firma Romo Bauabdichtungen unser eigenes Aussenlager. Alsbald bekamen wir eine neue automatische Alumini-umschneidemaschine dazu, mit der wir vier Profile oder sechs bis acht Stangen-Rohre in der Reihe durchlaufen lassen konnten. Später wurde unsere Ausstattung durch eine Gewindeschneidemaschine ergänzt, mit der wir zwei M6-Gewinde links und rechts in ein 3f-Profil drehen konnten. Diese Arbeit, die zur

Herstellung der Dog-Boxen nötig ist, haben wir von der Mechanik zu uns verlagert.

Das in Päcke gebündelte Material kam manchmal mit dem Sattelschlepper bei uns an, und wir scho-ben es auf Rollböcken in die Werkstatt, nachdem es vom Dieselstapler heruntergeladen worden war. Mit der Ameise (elektrischer Handstapler) hoben wir das Material auf unsere Lagerregale.

Der zweite UmzugUnsere Räume wurden schon bald wieder sehr un-praktisch und zu klein. Also zogen wir im Juni 2008 in die Firma Hydrel am See um. Natürlich packte unser Team bei allen Umzügen mit an; wir würgten und krampften, ohne dass etwas zu Bruch ging.

In der Hydrel haben wir genug Platz. Das Material-lager ist rund acht Meter hoch, unsere Maschinen lassen sich gut platzieren, und die Zusammenar-beit mit der Logistik, die auch in der Hydrel einge-mietet ist, funktioniert reibungslos – zum Beispiel

bei der Bereitstellung der Stangenpäcke zwecks Bearbeitung an unseren Schneide-maschinen. Damit das von uns zugeschnittene Material sauber und in praktischen Einheiten

zur Weiterverarbeitung ins Brüggli (Mechanik oder Montage) gelangt, haben wir eine neues Behälter- und Palettensystem eingeführt. Zusätz-lich erhielten wir eine neue Aluminiumkreissäge

sowie einen äl-teren Stahlkreis-sägeautomaten für kleinere Bündelschnitte.

Das Team setzt sich mittlerweile nicht mehr ganz aus den Alten zusammen. Viele Lehrlinge aus der Mechanik und Montage helfen uns teilzeitig aus. Natürlich haben wir hin und wieder Differenzen und ein wenig Streit im Team, aber das legt sich stets wieder, obschon die «Goldene Regel» (Wir behandeln andere so, wie wir selbst behandelt werden wollen.) im wörtli-chen Sinne nicht immer eingehalten wird.

Besonders erwähnen möchte ich noch unseren Alex Brander. Er sorgt dauernd für Stimmung und hat einen eisernen Arbeitswillen. Er ist seit Lan-gem Mitarbeiter von Brüggli und hat meines Wis-sens noch keinen Tag gefehlt.

» Thomas Grob,

Zuschneider Mechanik

Die Zuschneiderei bereitet Rohre und Profile für die

Weiterverarbeitung in der Mechanik und Montage zu.

Scharfe Zacken für exakte Profile und Rohre. Die Kreissäge ist zum Zuschneiden unerlässlich. Bilder: Rahel Signer

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Freunde im Exil

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Gut, viel, günstigmha. In der Brüggli-Gastronomie Usblick gibt’s von Montag bis Freitag ab 8 Uhr ein Frühstück mit al-lem, was für einen guten Start in den Tag hilfreich ist. Für 10.50 Franken kann man so oft zugreifen wie man mag.

mha. Immer am letzten Sonntag im Monat lädt die Brüggli-Gastronomie Us-blick zum währschaften Sonntagsbrunch ein. Der letzte Sonntagsbrunch im 2009 findet am 20. Dezember statt – inklusive musikalischer Überraschung. Wie immer gilt: Eine Platzreservation ist empfehlenswert. Kontakt: Telefon 071 466 94 83, [email protected]

Sonntagsbrunch: Er läuft und läuft und läuft

Immer am letzten Sonntag im Monat

Soviel Sie mögen, für nur CHF 10.50.Montag bis Freitag, ab 8 Uhr.

www.usblick.ch

Gesund – und erst noch gratismha. Im Eingang zur Gastronomie Usblick steht einmal in der Woche frisches Obst bereit – zum Beispiel knackige Äpfel, frisch vom Morgentau ge-küsst. Wer mag, kann kostenlos zugreifen.

Die Äpfel schmecken super. Und wer noch mehr gute Gründe braucht:

• Äpfel regulieren die Verdauung.• Äpfel stabilisieren die Darmflora und damit das Immunsystem.• Äpfel fördern einen guten Schlaf.• Äpfel verlängern die Konzentrationsfähigkeit.• Äpfel lösen Harnsäure auf (Rheuma, Gicht).• Äpfel senken den Cholesterinspiegel.• Äpfel stärken die Abwehrkräfte.• Äpfel stärken das Zahnfleisch.• Und: Äpfel wachsen in der Region.

Dachterrasse über Mittag offenmha. Im Herbst und Winter ist die Dachterrasse der Gastronomie Usblick montags bis freitags zu folgenden Zeiten geöffnet: 9 bis 10.30 Uhr; 12 bis 13 Uhr; 14.30 bis 15.30 Uhr. Wer mag, kann seine Pause also auch während der kälteren Jahreszeit über den Dächern Romanshorns geniessen.

Gute Gründe fürs Treppensteigenmha. Die Lifte im Brüggli sind für gehbehinderte Kolleginnen und Kollegen unverzichtbar. Damit sie nicht lange auf den Lift warten müssen, sind alle, die gut zu Fuss sind, dazu aufgerufen, regel-mässig die Treppe zu benutzen. So wird auch den Putz- und Serviceleuten sowie generell allen, die sperriges und schweres Material zu befördern ha-ben, die Arbeit leichter gemacht. Treppensteigen ist gesund, regt Herz und Kreislauf an, fördert die Muskulatur und steigert die Belastbarkeit.

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Dies &Das

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mha. Grad einladend wars nicht, das Treppenhaus, das den alten Haupteingang (Hof 5) mit dem Usblick verbindet. Doch jetzt wird alles anders: Frisch gestri-chene Wände und Naturbilder vertreiben die Langeweile und den Mief.

Die Bilder zeigen das Alpsteingebiet. Stockwerk um Stockwerk bringen sie uns eine zauberhafte Tier- und Pflanzenwelt näher – von den blü-henden Wiesen über steinige Alpen und urige Wälder bis hin zum Gipfel, der stolz die Wolken kitzelt.

Warum solche Bilder? Die schönen Aussichten auf der Dachterrasse inspi-rierten dazu. Schliesslich handelt es sich um die höchstgelegene öffentliche

Alpenblumen und Bergvieh im Treppenhaus

Aussichtsplattform in Romanshorn. Von hier aus sind die Berge zum Greifen nah. Ausserdem vermittelt die Dachterrasse mit Ruhezone, Kneippkanal und

Biergarten viel Gemütlichkeit. Und der Aufstieg, wenn er nicht mit dem Lift erfolgt, kommt einer kleinen Wanderung gleich.

Diese Verschönerung ist erst der Anfang. In weiteren Schritten soll der gesamte

Eingangsbereich im Hof 5 aufgefrischt werden, damit Aussenstehende besser in

die Gastronomie Usblick fin-den. Ausserdem wird auch die

Dachterrasse einige dekorative Ergänzungen erhalten, welche

die Nähe zu den regionalen Berg- und Wanderparadiesen unterstrei-

chen sollen.

kfi/sbu. Der Werkstattbereich der Technischen Dienste ist bis anhin extern niedergelassen, näm-lich an der Hafenstrasse. Per Ende Jahr zieht er ins Brüggli-Hauptgebäude an die Hofstrasse um. Dies, um die Betreuung der technischen Anlagen (Heizung, Lüftung, Klima) optimal wahrnehmen zu können.

Technische Dienste konzentrieren sich am Brüggli-Hauptsitz

Mit diesem Schritt konzentrieren sich die Techni-schen Dienste am Brüggli-Hauptsitz. Diese Mass-nahme kommt besonders auch den Lehrlingen zugute. Denn sie erlernen ihr Handwerk in einem modernen technischen Umfeld: in einem der gröss-ten und komplexesten Minergie-P-Gebäude der Schweiz, wenn nicht sogar Europas. Die Lehrlinge werden diese Anlagen verstehen und instandhal-ten lernen. Wer sich damit auskennt, dürfte bei der Stellensuche einen Vorsprung haben.

Im freiwerdenden Raum an der Hafenstrasse soll ein Verkaufsladen eingerichtet werden, wo Produkte von Brüggli und auch externe Nischen-produkte angeboten werden.

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Dies &Das

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mha. Die moderne Wäscherei der Technischen Dienste bewährt sich. Mit den beiden Industrie-Waschmaschinen können bis zu 680 kg Wäsche pro Tag bewältigt werden: Tischtücher, Duvets, Berufskleider, Putzlappen und mehr. Das entspricht dem Bedarf eines Altersheims mit über 100 Betten oder eines Hotels mit 80 Zimmern und Restaurant.

Und wer trocknet und glättet all das Zeugs – zum Beispiel die vielen Tischtücher und Servietten im Usblick oder die Handtuchrollen auf den Klos? Zu diesem Zweck gibt's die neue Muldenmangel, die jeder unerwünschten Falte zu Leibe rückt und selbst aus kräftigsten Stoffen den letzten Tropfen Feuchtigkeit presst.

mha. Die Wiese auf der anderen Seite der Hof-strasse, ein Steinwurf vom Brüggli entfernt, ist neu im Besitz des Vereins Brüggli. Er hat das rund 8000 Quadratmeter grosse Grundstück erworben, um Platz für neue Projekte zu haben.

Verein Brüggli erwirbt Bauland

Ausserdem verfügen die Technischen Dienste über eine starke Bügelstation. Der Name «Dino Top» lässt erahnen, dass auch hier in grossen Einheiten gerechnet wird.

Mit dieser Infrastruktur ist Brüggli auch für exter-ne Aufträge gerüstet. Ausserdem steht das Ange-bot auch für alle, die im Brüggli arbeiten: Hemden, Hosen und Bettwäsche, zum Beispiel, können zu einem fairen Preis den Technischen Diensten an-vertraut werden.

Brüggli wäscht und bügelt

Zertifizierte Qualität mha. Brüggli hat im September das jährliche Überwachungsaudit durch die SGS (Société Générale de Surveillance SA) wiederum vorbildlich bestanden. Das Zertifikat ISO 9001:2008 zeichnet die wirtschaftlichen, das Zertifikat BSV/IV 2000 die sozialen Leistungen aus.

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Dies &Das

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Unser Partner: Die Mosterei Möhl AG

Markus Möhl (links) und Ernst Möhl, Geschäftsführer der Mosterei Möhl AG. Bild: zVg.

Tradition und die Verankerung in der Region

sind für uns sehr wichtig.

Auf dieser Seite kommt jeweils ein Geschäftspartner von Brüggli zu Wort – dieses Mal die Mosterei Möhl AG aus Arbon-Stachen, die unsere Gastronomie Usblick beliefert.

Bitte stellen Sie unseren Lesern die Moste-rei Möhl kurz vor.Die Mosterei Möhl AG wird in vierter Generation von den Inhabern Ernst und Markus Möhl geführt und beschäftigt 60 Mitarbeitende. Wir haben uns auf die Herstellung von Apfelsäften und Apfel-weinen spezialisiert. Die Rohstoffe stam-men aus den Kantonen Thurgau und St.Gallen. Lokal, in Arbon, führen wir einen Getränkehandel mit Handelsprodukten.

Die Saftpressen laufen bei Ihnen derzeit be-stimmt auf Hochtouren. Wie bewerten Sie die diesjährige Obsternte?Im Oktober pressen wir jeweils die Hälfte der Ap-felernte, die zwischen Mitte August und anfangs November stattfindet. Dieses Jahr haben wir eine mittlere Ernte. Hagelschäden haben aus Tafelobst mehr Mostobst gemacht, zum Teil aber auch die Ernten aus Hochstammbäumen verringert.

Die Mosterei Möhl ist ein Familienunterneh-men. Welchen Stellenwert hat die Tradition für Sie?Tradition und die Verankerung in der Region sind für uns sehr wichtig. Unsere Produkte sind für vie-le Menschen ein Stück Heimat und Identität. Wir blicken mit unseren traditionellen Produkten in die Zukunft und sind stolz darauf, dass wir immer wie-der das richtige Gespür für Trends und Bedürfnisse haben – wie zum Beispiel mit unserem Klassiker «Arbona», ein Mischgetränk aus Apfelsaft und Orangenlimonade, das wir jüngst unter dem Na-mem «Fifty Fifty» neu lanciert haben.

Sie beliefern unsere Gastronomie Usblick. Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit?Die Zusammenarbeit mit der Gastronomie Usblick ist für uns erfreulich. Wir schätzen diesen für un-seren Getränke-Service grossen Kunden sehr.

Wie gefällt Ihnen die Gastronomie Usblick?Beim letzten Besuch auf der Dachterrasse beim Apéro und bei einem feinen Essen im Restaurant haben wir uns spontan entschlossen, für nächstes Jahr den Churfirstensaal für unser Jahresend-

Essen zu reservieren; wir werden mit 85 Personen im Usblick zu Gast sein.

Wieweit ist für Sie von Bedeutung, dass

Brüggli und die Gastronomie Usblick ein So-zialunternehmen sind?Der Oberthurgau darf stolz sein, ein soziales Un-ternehmen dieser Art zu haben. Im heute immer härter werdenden Konkurrenzkampf in der Wirt-

schaft wird die Anstellung von Menschen mit Schwächen immer seltener. Darum sind solche Unternehmen von grösster Wichtigkeit.

Wollen Sie unseren Lesern noch etwas sagen?Den Mitarbeitenden im Brüggli und in der Gastro-nomie Usblick gratulieren wir zu diesem Betrieb. Den Lesern empfehlen wir einen Besuch im Us-blick.

Vielen Dank, Ernst und Markus Möhl, für Ihre Wor-te und unsere Zusammenarbeit.

Notiert: Michael Haller,

Kommunikationsverantwortlicher

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Brückenschlag

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mha. Die Hundeboxen von «4pets», bislang als «s-line» bekannt, sind neu unter dem Namen «Western Heroes» im Angebot. Die Boxentypen heissen Billy the Kid, Jesse James, Jack Dalton, Buffalo Bill und Rantanplan und sind in rund 1000 Heimtiermärkten von «Fressnapf» in der Schweiz und in Deutschland erhältlich.

Ihren ersten grossen Auftritt hatten die «Western Heroes» am Fressnapftag in Aarau, eine Schau

«Western Heroes» beleben Heimtiermärkte

rund ums Haustier mit rund 10 000 Besuchern. Die «Western Heroes» inszenierten stilgerecht ein Wildwest-Ambiente – und landeten damit einen Volltreffer.

Weil das Echo so gut war, gehen die «Western Heroes» mit ihrer Wildwest-Einrichtung auf Tour. Sie sind in verschiedenen Filialen von «Fressnapf» zu Gast. Los geht’s Ende November in Frauenfeld.

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Industriecenter

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Original

Fälschung

Rätsel

Wer findet die fünf Unterschiede?

Zweimal dasselbe Bild – mit fünf kleinen Unterschieden. Wer findet alle? Kreisen Sie die entsprechenden Stellen ein und senden Sie den Talon vollständig ausgefüllt per in-terner Post an:

• Michael Haller, CC/CD, Printagentur.

Wenn Sie nicht im Brüggli tätig sind, senden Sie Ihren Talon in einem frankierten Kuvert an:

• Brüggli, Rätsel «Unterwegs», Hofstrasse 3+5, 8590 Romanshorn.

Verlosung unter allen richtigen Einsendungen:

Gutschein vom Usblick im Wert von CHF 50.–Einsendeschluss: 31. März 2010Der Gewinner oder die Gewinnerin wirdim April 2010 persönlich benachrichtigt.

Vorname

Name

Strasse / Nr.

PLZ / Ort

Telefon

Brüggli-MitarbeiterIn ja nein

Über den Wettbewerb wird keine Korrespondenz geführt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

Keine Barauszahlung des Gewinnes.

Gewinnerin der Verlosung im letzten «Unterwegs»: Monika Reber, Mitarbeiterin Textil. Herzlichen Glückwunsch!

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Heinz List Teamleiter Mechanik 17.7.2009Marcel Bucher Mitarbeiter Montage 1.9.2009Reinhard Bär Mitarbeiter Mechanik 31.10.2009Alexander Gähwiler Mitarbeiter Druckerei 1.11.2009Alex Brander Mitarbeiter Mechanik 6.11.2009Jörg Kuster Centerleiter Qualitätskontrolle 1.12.2009

Jubilarinnen und Jubilare Juli bis Dezember 2009

20 Jahre

Heinz List

Reinhard Bär

Marcel Bucher

Susanne Nägele

Sabine Marti

Agnes RusterholzSandra Iseli

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Jubiläen

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Valerie Egloff Mitarbeiterin Technische Dienste 1.9.2009Esther Hobi Mitarbeiterin Qualitätskontrolle 1.11.2009

Reto Egger Centerleiter Informatik 1.8.2009Ruth Niederer Mitarbeiterin Textil 9.8.2009Rolf Bürkler Wohnagoge 1.9.2009Susanne Nägele Mitarbeiterin ASCOL 15.9.2009Sandra Iseli Mitarbeiterin Qualitätskontrolle 20.9.2009Agnes Rusterholz Mitarbeiterin Montage 1.10.2009Sabine Marti Mitarbeiterin Textil 1.11.2009Erich Huber Mitarbeiter Montage 1.12.2009

15 Jahre

10 Jahre

Herzlichen GlückwunschDie Geschäftsleitung von Brüggli dankt allen Jubilarinnen und Jubilaren für ihre Treue und ihren Einsatz. Alles Gute für die Zukunft!

Valerie Egloff

Esther Hobi

Alex Brander

Alexander Gähwiler

Jörg Kuster

Rolf Bürkler

Ruth Niederer

Reto Egger

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