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Unterwegs auf Gottes Spur Impulse für die religionspädagogische Praxis in Kindertageseinrichtungen

Unterwegs auf Gottes Spur · Es ist schön und es lohnt sich, mit den kleinen Entde-ckern, die unsere Tagesstätten bevölkern, nach Gottes Spuren auf unseren Menschenstraßen zu

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Unterwegs auf Gottes Spur

Impulse für die

religionspädagogische Praxis

in Kindertageseinrichtungen

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Unterwegs auf Gottes Spur

Impulse für die

religionspädagogische Praxis

in Kindertageseinrichtungen

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Inhalt

43 KLEINE DENKER - GROSSE GEDANKEN

23 PSALMEN FÜR KINDER

Beispiele religionspädagogischer Praxis

37 NAMENSFORSCHER

31 PASSION UND OSTERN

15 ERSCHLIESSUNG DES SYMBOLS WIND

8 Religiöse Erziehung und Bildung in Evangelischen KindertageseinrichtungenEinführungFrieder Harz

6 Unterwegs auf Gottes SpurenVorwortDekan Wolfgang Heinicke

7 Orientierung bei der SpurensucheRegine Haber-Seyfarth

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49 DAS GLEICHNIS VOM VERLORENEN SCHAF

96 Autorinnen/Autoren

57 ADVENTSKIRCHE TRIFFT ABENTEUERLAND

63 KOMM, WIR GEHEN BIBEL SPIELEN

71 DIE WOCHE GEMEINSAM BEGINNEN

77 GOTT GEHT MIT AUF ALL UNSEREN WEGEN

85 KIRCHENRÄUME ERKUNDEN

95 Dank

97 Literaturverzeichnis und Materialien

99 Impressum

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Es ist schön und es lohnt sich, mit den kleinen Entde-ckern, die unsere Tagesstätten bevölkern, nach Gottes Spuren auf unseren Menschenstraßen zu suchen. Mit etwas Glück – man kann auch sagen „mit Gottes Geist“ – lassen sich Perspektiven gewinnen, die in glei-cher Weise für Kinder und Erwachsene von Bedeutung sind. Das erfahren Erzieherinnen und Erzieher immer wieder – vielleicht besonders, wenn es um die religiö-sen Themen geht.Als evangelische Einrichtungen sind wir davon über-zeugt, dass es ein Recht auch auf religiöse Bildung gibt. Deshalb fördern Kirche und Diakonie die religi-onspädagogische Arbeit in den Kitas und die entspre-chende Weiterbildung unserer Mitarbeitenden.Die Abschlusskolloquien der religionspädagogischen Fortbildungen zeigen seit zehn Jahren, wie engagiert und ideenreich sich Mitarbeitende gemeinsam mit ih-ren Kolleginnen und Kollegen, vor allem aber mit den Kindern auf Entdeckungsreise im Land des Glaubens machen.100 Erzieherinnen haben ein landeskirchliches Zerti-fikat für ihre Zusatzqualifikation erhalten. Damit sind Multiplikatorinnen für ebenfalls ca. 100 Einrichtungen ausgebildet.Das Curriculum wurde mit einem Fachbeirat erstellt und seither kontinuierlich weiterentwickelt. Es soll die Wahrnehmung des religiösen und religionspädagogi-schen Bildungsauftrags in den evangelischen Kin-dertageseinrichtungen unterstützen und fördern. Im Fachbeirat wurden über die Lerninhalte hinaus auch die Lernprozesse und die Lernorganisation bewusst bedacht.Das Konzept ermöglicht den Teilnehmenden eine biografische Auseinandersetzung mit den Themen Religion, Glauben und Erfahrungen mit Kirche. Es nimmt inhaltlich z. B. theologisches Grundwissen und religiöse Themen auf, die mit religionspädagogischen

Ansätzen, Methoden, Bildungszielen und Konzepten verbunden werden. Das Curriculum ist so konzipiert, dass Absolventinnen und Absolventen dieser Qua-lifizierungsmaßnahme als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in ihren Einrichtungen tätig werden können.Alle Absolventinnen haben mit Abschluss der Qualifi-zierungsmaßnahme ein religionspädagogisches Pra-xisprojekt durchgeführt, dokumentiert und in einem Fachgespräch präsentiert. Mit Kompetenz, Kreativität und Engagement greifen sie darin ausgesuchte Kurs-inhalte auf und entwickeln passgenaue Projekte für die religionspädagogische Praxis ihrer Kindertagesein-richtung. Auf diese Weise sind im Laufe der Jahre so viele überzeugende Arbeiten entstanden, dass wir uns nun zur Veröffentlichung exemplarischer Ergebnisse entschieden haben.Wir haben vielfältige Themenstellungen, durchdachte Konzepte, interessante Inhalte und kreative Ideen aus dem Fundus der Dokumentationen ausgewählt und präsentieren sie in einer einheitlichen Gliederung. Mit diesem Raster möchten wir den Lesern eine gute Orientierung im Text bieten, ohne den individuellen Stil der verschiedenen Autorinnen aufzugeben.Ich danke allen, die das Entstehen dieser Arbeitshilfe angeregt, ermöglicht und unterstützt haben.Lassen Sie sich beim Lesen und Stöbern dazu anregen, die Entwürfe im Kontext der eigenen Arbeit auszupro-bieren oder die Vorlagen zu modifizieren und daraus eigene Projekte zu kreieren!

Dekan Wolfgang HeinickeVorsitzender des Verbandes Evangelischer Tages-einrichtungen für Kinder in Kurhessen-Waldeck

Unterwegs auf Gottes Spuren

6 Vorwort

Wir haben Gottes Spuren festgestelltauf unsern Menschenstraßen,Liebe und Wärme in der kalten Welt,Hoffnung, die wir fast vergaßen.(Michel Scouarnec, deutsche Übertragung von Diethard Zils)

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Nach dem einführenden Text von Prof. Dr. Frieder Harz präsentieren wir exemplarisch elf Praxisprojekte. Alle Projekte wurden im Rahmen der „Qualifizierung Religionspädagogik“ erarbeitet und durchgeführt. Mit der Auswahl der Themen folgen wir auch der Intention, den Ansatz und die Merkmale integrierter Religionspädagogik sichtbar zu machen.

Wir möchten Ihnen Anregungen für die religiöse Bildung in Ihren Einrichtungen geben und Sie in Ihrer Achtsamkeit für die von den Kindern eingebrachten Themen stärken.

Zu Ihrer Orientierung sind alle Projektbeschreibungen vergleichbar gegliedert.

Sie finden jeweils:

• grundlegende Informationen zur Methode oder zum Ansatz;

• eine Beschreibung der Ausgangssituation in der Einrichtung;• der Projektplanung;• die Projektdurchführung;• eine Reflexion des Projektverlaufes;• eine Beschreibung der Projektdurchführung;• die Kontaktdaten der Einrichtung.

Die Beschreibung des Projekts „Einführung eines Rituals“ und des Projekts „Kirchenraumerkundung“ haben wir um Bausteine aus verschiedenen Projekt-arbeiten erweitert.

Den Projekten sind Kontaktadressen der Autorinnen zugeordnet, um Ihnen Nachfragen zu ermöglichen. Über Rückmeldungen freuen wir uns und leiten sie gerne an die Autorinnen weiter.

7Orientierung bei der Spurensuche

Orientierung bei der SpurensucheRegine Haber-Seyfarth

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Der im SGB VIII verankerte Förderungsauftrag der Kin-dertagesstätten umfasst die Erziehung, Bildung und Betreuung des Kindes und wird von den verantwort-lichen Akteuren im Bereich der elementaren Bildung sehr ernst genommen. Die kontinuierliche Reflexion der Bildungsqualität hat in den Einrichtungen zu einer konsequenten Weiterentwicklung von fach-lichen Standards geführt. Die innovativen Impulse der Bildungspläne, die vom Kind als „Autor seiner Bil-dung“,als „kompetentem Lerner“ ausgehen, spiegeln sich in den pädagogischen Konzeptionen wider und es gilt – in Übereinstimmung mit dem Hessischen Bildungs- und Erziehungsplan (HBEP) – die Ausrich-tung an den Kompetenzen der Kinder in der eigenen Einrichtung konsequent zu praktizieren. Das gilt auch uneingeschränkt für die religiöse Erziehung und Bil-dung. Und es schließt ein, solche Ansätze nachdrück-lich zu vertreten und zu verdeutlichen. Sie lassen sich mit folgenden Stichworten genauer kennzeichnen.

Was Elementarbildung auszeichnet

Bedeutung der frühen Bindungen: Voraussetzung für gelingende Bildung des Kindes sind sichere Bindungen. Sie erst ermöglichen ihm, seine Aufmerksamkeit ungeteilt der umgebenden Wirklich-keit zuzuwenden. Nur tragende Beziehungen eröffnen die Chance, sich die umgebende Welt anzueignen. Gefühle der Geborgenheit und des Selbstwerts sind die Basis jeglicher Bildung.

Bedeutung der sozialen Kompetenzen: Seit Jahrzehnten gehört das situationsorientierte Arbeiten zu den pädagogischen Standards in Kin-dertagesstätten. In Lernsituationen geht es immer auch um soziale Bezüge, um Kooperation und Rück-sichtnahme, um das Bewältigen von Konflikten, um das Leben mit den eigenen Grenzen und denen der anderen, um Empathiefähigkeit und Verantwortungs-bereitschaft. Lernen geschieht immer im Miteinander der Beteiligten.

Bedeutung der Bildung als Selbstbildung: Maria Montessori hat schon vor hundert Jahren den Blick dafür geöffnet, wie Bildung als Selbstbildung geschieht: Mit vorbereiteten Umgebungen wird die Neugierde der Kinder geweckt. Mit den ihnen zugäng-lichen Instrumenten des Lernens wie Beobachten, Wiederholen, Praktizieren, Zuordnen, Nachfragen, Überprüfen, Vergleichen, Beurteilen, Benennen, Ver-muten, Kombinieren, Spekulieren u. a. schaffen sie sich tragfähige Zugänge zu all dem, was in ihr Blickfeld tritt und deshalb bedacht und eingeordnet sein will.

Bedeutung des Weltbilds: Die Sicht auf die umgebende Wirklichkeit ist ganzheit-lich. Wahrgenommenes ist immer Teil einer Gesamt-sicht der umgebenden Welt. Und in diesem Sinne drängt Wahrnehmung (griechisch ‚aisthesis‘) immer auch zum ganzheitlichen Ausdruck in den „Hundert Sprachen des Kindes“1. Insofern ist „ästhetische Bil-dung“ unverzichtbarer Teil des Bildungsgeschehens.

Damit sind grundlegende Aufgaben und Leitfragen für das pädagogische und religionspädagogische Arbeiten auch in der evangelischen Kindertagesstätte gestellt:

• Sind diese leitenden Bildungsansätze angemessen im Blick?

• Werden die Kinder als Subjekte des Lernens wirklich ernst genommen?

• Werden ihnen religiöse Inhalte „vermittelt“ oder laden sie als „vorbereitete Umgebungen“ zum eigenständigen Erschließen ein?

• Wie können unterschiedliche religiöse Orientie- rungen Ausdruck finden?

Mit diesen Fragen gilt es also auch, die religionspäda-gogischen Aktivitäten aufmerksam zu prüfen.

1 Malaguzzi, Loris – Reggio Pädagogik

Religiöse Erziehung und Bildung in evangelischen KindertagesstättenFrieder Harz

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Religiöse Bildung als Aufgabe für alle Kindertageseinrichtungen

Gehört Religion überhaupt zum Bildungsgeschehen dazu? Ist sie nicht vielmehr Privatangelegenheit der Familien? Was ist eigentlich mit religiöser Bildung ge-meint? Was fehlt Kindern, wenn sie in der Einrichtung keine Rolle spielt? Wie sollte sie praktiziert werden?

Aus gutem Grund ist im HBEP auch die religiöse Bildung für alle Kinder thematisiert – freilich nicht im Sinne einer kirchlichen Erziehung und Bildung. Es geht mit ihr nicht um ein Hineinwachsen in den christ-lichen Glauben, sondern um ein Sich-Beschäftigen mit bestimmten Fragen und Herausforderungen, vor die alle Menschen gestellt sind, die zum Menschsein dazugehören. Es sind die Fragen nach dem Sinn des eigenen Lebens und der ganzen Welt, nach dem, was jenseits des Sichtbaren ist, und auch nach der Art und Weise, wie religiöse Traditionen solchem Fragen und Suchen Ausdruck gegeben haben. Religiöse Bildung für alle tritt vor allem unter folgenden Ge-sichtspunkten ins Blickfeld:

Suche nach dem, was dem eigenen Leben Halt gibt: Einerseits emanzipieren sich Kinder zunehmend von einer sie sonst einengenden Fürsorglichkeit ihrer Bezugspersonen, andererseits suchen sie nach dem, was ihnen auch in der „freien Luft“ ihrer eigenen Wege Orientierung, Schutz und Geborgenheit ver-spricht. Sie suchen nach so etwas wie einer göttlichen Instanz. Sie suchen auch über die zwischenmensch-lichen Bindungen hinaus nach Wertschätzung und Quellen der Zuversicht. Sie möchten gerne behütet die Schritte ins eigene Leben bzw. in die Welt wagen. Gab hier in früheren Zeiten allein der christliche Glau-be das Geleit, so gibt es in unserer Gesellschaft heute eine Vielzahl von Anbietern religiöser Orientierung: von den überlieferten Religionen hin zu esoterischen Strömungen und auch gefährlich vereinnahmenden Kreisen, weiter zu versteckter Religiosität wie etwa in der Werbung, die einem das „Glück auf Erden“ ver-spricht.

Kinder brauchen Angebote religiöser Orientierung und dabei zugleich auch die Förderung kritischer Unterscheidungsfähigkeit, um Tragfähiges, die eigene Glaubensfreiheit Förderndes, von Vereinnahmendem und Manipulierendem zu unterscheiden. Für die christliche Religionspädagogik heißt das, beide Auf-gaben gut im Blick zu behalten.

Suche nach dem, was dem Zusammenleben orien-tierende Maßstäbe gibt: Immer wieder wird in der öffentlichen Diskussion die pädagogische Aufgabe angemahnt, in Kindern und Jugendlichen das Bewusstsein für verbindliche Werte zu verankern. Wie aber lassen die sich genauer be-stimmen und wie kann deren Verbindlichkeit Nach-druck gegeben werden? Oft ist da von der abendlän-dischen Werteorientierung die Rede, wie sie sich von den Zehn Geboten der Bibel bis zu den allgemeinen Menschenrechten entwickelt hat und u. a. auch im Artikel 1 des Grundgesetzes zum Ausdruck kommt: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ Vom Gott der Bibel darf in der Verfassung eines weltanschaulich neutralen Staats nicht die Rede sein und trotzdem muss die Frage beantwortet werden, wer der Garant für solche Werteorientierung ist.

Welche höchste Autorität steht hinter dieser Wer-tebasis, die nicht ausschließlich an gesellschaftliche Mehrheitsmeinungen mit all ihren Abhängigkeiten von geistigen Strömungen oder auch Zufälligkeiten gebunden sein darf. „In der Verantwortung vor Gott“ heißt es im Grundgesetz – und gemeint ist diese höchste Instanz, wie immer sie in unterschiedlichen Überzeugungen und Traditionen Gestalt gewinnt. Erziehung zur Demokratie, eine wichtige Aufgabe gemäß dem HBEP, schließt auch solche Ausrichtung an letztgültiger, damit religiöser Autorität ein, die nicht beliebig sein darf.

Diese politisch-gesellschaftlichen Voraussetzungen für alle zu beschließenden Verordnungen und Be-stimmungen spiegeln sich auch in jedem Einzelnen: nämlich in der Bindung an das Gewissen, das sich im

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Sinne solcher Verantwortlichkeit entwickeln sollte. Gewissensbildung geschieht freilich nicht von selbst.

Kinder brauchen Menschen, die ihnen zeigen, wie ernsthaft sie sich in ihrem Handeln an die grund-legenden Werte (Würde des Menschen, Recht auf Leben, Freiheit, Gerechtigkeit u. a.) gebunden fühlen und sich in ihren alltäglichen Entscheidungen davon bestimmen lassen und wie sie dies in Empathie, Mit-gefühl, Verantwortungsbewusstsein zum Ausdruck bringen.

Suche nach dem, was hinter den Dingen steckt: Auch schon kleine Kinder können von einem präch-tigen Sonnenaufgang überwältigt sein oder im Beobachten eines kleinen Käfers das Besondere des Lebendigseins voller Erstaunen und Verwunderung wahrnehmen. Im Unterschied zu einem rein naturwis-senschaftlichen Umgang, der im Experiment die Ge-setzmäßigkeiten erforscht, zeigt sich im Staunen ein weiterer, ein religiöser Horizont im Wahrnehmen der Wirklichkeit. Im Staunen wird bewusst, wie großartig die uns umgebende Welt, wie sie in all dem Wunder-baren ein Geschenk für uns ist. Die Kehrseite des Staunenswerten ist das Bedrohliche, Ängstigende. Der Dankbarkeit für das Wunderbare steht das Beklagenswerte gegenüber. Furchtbares geschieht und die Menschen fragen, warum das so geschehen musste. Mit ihren Warum-Fragen geben sich die Kinder nicht mit naturgesetzlichen Gegeben-heiten zufrieden, sondern fragen weiter nach einem letzten Urheber des Schönen wie auch des Schlimmen.

In den religiösen Überlieferungen haben solche Fragen im Glauben an göttliche Wirksamkeit ihre Antworten gefunden. In unserem gesellschaftlichen Zusammenhang sind das die biblisch-christlichen Tra-ditionen, zu denen nun auch die anderen Religionen ins Blickfeld treten. Indem Kinder Gelegenheit finden, solche Überlieferungen als Antworten auf die „großen Fragen“ kennenzulernen, fühlen sie sich auch eher in ihren eigenen Fragen ernst genommen, die über die sichtbaren Dinge und Zusammenhänge hinausführen.

Kinder brauchen Menschen, die ein gutes Gespür dafür haben, wenn Kinder hinter die Dinge schauen wollen, die sie darin aufmerksam und wertschätzend begleiten. Sie brauchen Gelegenheiten, religiöse Tradi-tionen kennenzulernen, die aus dem Umgang mit den „großen Fragen“ entstanden sind. Sie brauchen auch Hilfestellungen, um mit deren Vielfalt angemessen umgehen zu können, sei es im Bewusstsein eigener Zugehörigkeit und religiöser Bindung, sei es in der respektvollen Aufmerksamkeit für die Religiosität der Menschen, die sich in anderen religiösen Traditionen zu Hause fühlen.

Suche nach dem eigenen Ausdruck: In den „großen Fragen“ und dem Staunen über die Welt, im Umgang mit dem Bewundernswerten und Ängstigenden geht es immer um die Sicht der Welt als Ganzes, um das eigene Bild von der Welt, das seinen je eigenen Ausdruck sucht. So verbergen sich in den Bildern der Kinder oft religiöse Botschaften: z. B. die Sonne, die das Bild bescheint, die Farbigkeit der dargestellten Natur – oder auch das Düstere. Kinder brauchen aufmerksame Begleiter, die für sol-che Botschaften aufgeschlossen sind und bereit dazu, über sie ins Gespräch zu kommen.

Mit eigenem Ausdruck antworten die Kinder auch auf Begegnungen mit religiösen Traditionen: nach dem Besuch und Entdeckungen im Kirchenraum oder auch in der Moschee; in der eigenen kreativen Antwort auf das Betrachten von Bildern der christlichen Kunst; im Aufnehmen von religiösem Brauchtum vor allem des Jahreskreises im Miteinander in der Kindertagesstät-te; im eigenen Erproben von religiösen Ritualen. Deut-lich wird damit auch, dass sich solche Begegnungen mit religiöser Tradition nicht auf bloßes Informieren über sie beschränken dürfen, sondern ein Begegnen mit allen Sinnen fordern. Kinder brauchen Menschen, die sich ihnen zu erken-nen geben, die ihre Beziehungen zu religiösen Tradi-tionen echt und glaubwürdig zum Ausdruck bringen und auf diese Weise zeigen, was ihnen daran lieb und wert ist, auch, was ihnen eher fremd bleibt.

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Religiöse Bildung in Einrichtungen mit kirchlicher und mit nicht-kirchlicher Trägerschaft

Religiöse Bildung, wie sie im HBEP verankert ist, braucht von den pädagogischen Fachkräften in allen Kindertageseinrichtungen die Bereitschaft, sich auf die hier skizzierte religiöse Dimension einzulassen. Das bedeutet zunächst, sich selbst mit diesen Aspek-ten unseres Lebens zu beschäftigen. Es gilt, sich den Fragen zu stellen, ob und wie sie einem selbst be-gegnen, welche Rolle sie im eigenen Leben spielen, ob die Antworten innerhalb oder außerhalb der be-kannten religiösen Überlieferungen gefunden werden, in Nähe oder Distanz zu ihnen. Daraus sollte sich dann die Bereitschaft ergeben, den Kindern etwas von der eigenen Religiosität zu zeigen, nämlich in welchen Überzeugungen der eigene Lebensglaube wurzelt und wie er seinen persönlich angemessenen Aus-druck findet. Dazu gehören auch das Interesse und der Respekt, der anderen religiösen Überzeugungen entgegengebracht wird.

In kommunalen Einrichtungen mögen die religiösen Orientierungen der Erziehenden ganz verschieden sein, von Kirchenferne bis zur Verwurzelung in der eigenen Kirchen- bzw. Pfarrgemeinde. Mit der Un-terscheidung zwischen Kirchlichkeit und Religiosität aber bleiben in jedem Fall die Fragen nach religiöser Bindung, nach letztgültiger Autorität, nach dem, was über das Sichtbare hinausgeht, auch für Einrich-tungen in nicht-kirchlicher Trägerschaft von großer Bedeutung.In kirchlichen Einrichtungen wird darüber hinaus Aufgeschlossenheit für die Traditionen des christ-lichen Glaubens erwartet. Religiöse Bildung der Kinder geschieht hier im Horizont des christlichen Glaubens. Für die Suche nach letzten Bindungen, höchster Auto-rität, Antworten auf die große Fragen, angemessenen Ausdrucksformen des Glaubens werden den Kinder reichlich Begegnungen mit den biblisch-christlichen Überlieferungen ermöglicht – ohne die anderen aus dem Blick zu verlieren.

Das besondere Profil der evangelischen Einrichtungen

Von großer Bedeutung ist damit, wie Inhalte und Ausdrucksformen des christlichen Glaubens den Kindern so begegnen können, dass sie mit ihnen ihre eigene religiöse Bildung voranbringen. Umgekehrt ist auch zu prüfen, ob das dem Selbstverständnis des christlichen Glaubens gerecht wird, ob das mit seinen wesentlichen Impulsen übereinstimmt. Dass es da ein weites Feld von Übereinstimmung gibt, lässt sich mit einigen Stichworten benennen:

Selbstbildung und das Gewicht des persönlichen Glaubens: Die persönliche Verantwortung für den eigenen Glau-ben ist das besondere Erbe der Reformation. Ausle-gung der Bibel für das Leben ist das Privileg aller Glaubenden, nicht nur einer übergeordneten Lehr-instanz. So spannt sich ein Bogen bis zu dem von der EKD geforderten Perspektivenwechsel, auch in den Fragen des Glaubens von den Kindern und ihrer Selbstständigkeit her zu denken. Christliche Tradition braucht Auslegungen, um sich auch in gegenwärtigen Situationen und Herausforderungen als Hilfe zum Leben erweisen zu können. Dieses Recht auf eigenes Auslegen steht auch schon den Kindern zu.

Elementarer Glaube: Biblisch-christlicher Glaube führt immer wieder zu den elementaren Grundfragen: Inwiefern darf ich mich in meiner Welt geborgen und getragen wissen? Wer gibt Gewissheit, dass Leben und Zusammenleben gelingen können? Was können wir von Gott erfahren? Was heißt es, den eigenen Glauben zu leben? Auch für Bildung im hier beschriebenen Sinne ist nicht die Breite des religiösen Wissens entscheidend, sondern die Orientierung an den elementaren Lebensfragen. Das Elementare ist das Wesentliche. So trifft auch religiöse Elementarpädagogik mit ihren Suchbewe-gungen immer wieder in die Mitte des christlichen Glaubens.

Religiöse Erziehung und Bildung in evangelischen Kindertagesstätten

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Glaube im Leben: Glaube muss sich im Lebensvollzug bewähren, muss lebenstauglicher Glaube sein. Christliche Überliefe-rung bietet reichlich Anlässe, sich mit den Heraus-forderungen und Konflikten des alltäglichen Lebens in ihr wiederzufinden. In ihr zeigt sich der Glaube an Gott als Ermutigung, das eigene Leben anzunehmen und zu bewältigen. Das gilt in besonderer Weise für den Umgang mit biblischen Geschichten: Sie sind Botschaften des Vertrauens, der Geborgenheit in Gott und der Wertschätzung des von Gott geschenkten Lebens. Sie geben Anstöße, die von Gott geschenkte Freiheit auch in den kleinen Münzen der Nächsten-liebe zur Geltung zu bringen. Sie lassen Bilder der Hoffnung entstehen, die dem eigenen Leben eine Perspektive geben. Das bietet reichlich Impulse für die unter den verschiedenen Aspekten skizzierten Bildungsaufgaben.

Integrierte Religionspädagogik: Religiöse Angebote in der Einrichtung sind deshalb keine Zusatzangebote, die zu der sonstigen pädago-gischen Arbeit hinzukommen. Sondern sie greifen auf, was die Kinder bewegt. Sie knüpfen an Ereignisse an, in denen die religiöse Deutung des Geschehens einen weiten, bereichernden Blick schenkt: Gespräche über

den Glauben ergeben sich aus Fragen der Kinder. Ge-schichten nehmen das auf, was gerade als Interesse, Herausforderung oder gar Belastung bei den Kindern zu spüren ist. Gebete geben dem Staunen, Wünschen und auch Klagen der Kinder eine Adresse.

Bildung in evangelischer Verantwortung spannt den Bogen von der Orientierung an dem, was Bildung aus-zeichnet, bis zu den religionspädagogischen Angebo-ten, die diesen Merkmalen von Bildung treu bleiben. Erzieherische Haltung und Verantwortung, die auch ohne ausdrückliches Reden von Gott aus dem Glau-ben heraus geschieht, hat da genauso ihr Gewicht wie das Benennen Gottes in Gebeten, Liedern, Geschich-ten, Gesprächen. Beides gehört untrennbar zusam-men und findet je nach den gegebenen Situationen seinen entsprechenden Ausdruck. Religionspäda-gogische Aktivitäten können auf reiche Schätze an Methoden, Inhalten und Ideen zurückgreifen. Das Auf-nehmen und Arbeiten mit ihnen muss aber auch je neu an der Frage gemessen werden, ob und inwiefern sie den Kindern helfen, christlichen Glauben als ihren eigenen Glauben zu entdecken, zu entwickeln und zu gestalten, und dabei auch aufmerksam wahrzu-nehmen, wie andere ihren Glauben leben.

Religiöse Erziehung und Bildung in evangelischen Kindertagesstätten

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Erschließung des Symbols Wind

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15Zur Methode

Erschließung des Symbols Wind

Symbolerschließung

In unserem Alltag spielen Symbole und Symbolhand-lungen eine erhebliche Rolle. Auch Kinder gebrauchen und entwickeln Symbole, um sich auszudrücken, Beziehungen zu gestalten und Zugehörigkeiten zu signalisieren.

Ihre Bedeutung haben Symbole auch in den Religio-nen. Religiöse Gemeinschaften bieten ganze Symbol-welten an, die von den Religionsgemeinschaften wei-ter überliefert werden. Daraus ergibt sich die Aufgabe, Symbole in ihrer Ambivalenz und Mehrdeutigkeit (kritisch) wahrzunehmen sowie ihre Bedeutung und ihre Verwendungszusammenhänge zu verstehen.

Symbole bringen einen Bedeutungsträger und dessen Bedeutung zusammen (griechisch: symballein). Sie verweisen über sich hinaus auf etwas anderes und vergegenwärtigen dieses. So verweist z. B. der Freund-schaftsring auf den Freund und vergegenwärtigt die freundschaftliche Verbundenheit. Dabei sind Symbole auf Verständigung und Anerkennung angewiesen. Sonst geraten sie in Vergessenheit und gehen verloren.

Folgende Merkmale werden in religionspädagogi-schen Veröffentlichungen betont:

• Hinweis- und Vermittlungscharakter: Symbole ma-chen das Abwesende anwesend. Sie verweisen auf eine Wirklichkeit, die über den Gegenstand hinaus- weist. Sie vermitteln innere und äußere Wirklichkeit.

• Soziale Integration: Symbole ermöglichen Verstän-digung und Erinnerung. Sie bringen gemeinsame Erfahrungen einer Gruppe zum Ausdruck.

• Symbole als Bedeutungsträger: Symbole haben die Kraft, tiefere Erfahrungen und Dimensionen von Wirklichkeit zu erschließen. Sie verleihen so den Dingen und dem Leben Bedeutung im Horizont von umfassenden Sinnbezügen.

• Offenheit: Symbole sind vieldeutig und bedeutungs-offen, haben mehrfachen Sinn. Die Offenheit ermöglicht, dass unterschiedliche Gefühle,

Erfahrungen und Erlebnisse durch sie ausgedrückt und auf sie bezogen werden.

• Ambivalenz: Mit der Vieldeutigkeit hängt ihre ambi-valente Wirkung zusammen.

• Eigenwert des Symbolträgers: Der nicht-symboli-sche Eigenwert des anschaulichen Symbolträgers (das Brot, das Holzkreuz) hat eine eigene Bedeutung.

Anliegen der Symboldidaktik nach Hubertus Halbfas1 ist es, Menschen so zu sensibilisieren, dass sie mit Symbolen kommunizieren können und durch den Umgang mit Symbolen zur unmittelbaren Wahrneh-mung von Symbolen fähig werden. Dadurch wird der Symbolsinn entwickelt und eine Sensibilisierung fürreligiösen Sinn angebahnt. Ganzheitliche Erfahrungen mit dem Symbolträger und Stilleübungen ermögli-chen, die integrierende und orientierende Kraft der religiösen Symbole zu erfahren.

Demgegenüber betont Anton Bucher2, dass Kinder ihre Symbole selber aufbauen und konstruieren müssen. Sie gehen aus Handlungen hervor und be-kommen dann eine Sprachgestalt. Das konkrete und aktive Handeln geht damit den Worten voraus. Auf diese Weise werden Bedeutungen gebildet, die dann den Symbolbestand der biblisch-christlichen Tradition durchdringen können. Nur wer wirklich mit allen Sin-nen wahrgenommen hat, was ein Sturmwind ist, kann verstehen, dass der Sturmwind ein Symbol des Geistes ist, der reinigen, beleben und Feuer entfachen kann.

Durch einen kreativ-leibhaften Umgang mit Symbo-len können Kinder für ihre (religiösen) Erfahrungen eine Sprache gewinnen und schrittweise ihre religiöse Ausdrucksfähigkeit entwickeln. Sie erhalten Zugänge zum Verständnis christlicher Feste und fundamentaler christlicher Erfahrungen und erleben probeweise das Symbolangebot des christlichen Glaubens.

1 Halbfas, Hubertus, Das dritte Auge – Religionsdidaktische Anstöße, Düsseldorf 1982

2 Bucher, Anton A., Symbol – Symbolbildung – Symbolerziehung, Philosophische und entwicklungspsychologische Grundlagen, St. Ottilien 1990

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Die Ausgangssituation

In einer Mitarbeiterbesprechung vergegenwärtigen wir uns, welche biblischen Geschichten in unserer Einrichtung bislang erzählt wurden und welchen Bezug sie zum Leben der Kinder haben. Bei dem Gespräch über die christlichen Feste stellt sich heraus, dass bislang nur selten die Pfingstgeschichte erzählt wurde. Das wollen wir gerne ändern, denn die Pfingst-geschichte steckt voller Bilder und Symbole. Wir überlegen, wie wir den Kindern dazu einen Zugang ermöglichen können:

Das Symbol Wind spielt in der Pfingstgeschichte eine große Rolle. Es steht hier für den Geist Gottes, der die verängstigten Jünger in Bewegung bringt. Eine weitere Geschichte in der Bibel, in der der Wind eine große Rolle spielt, ist die Sturmstillung. Auch hier ist der Wind über sein Auftreten als Naturereignis hinaus ein Symbol – hier allerdings nicht für den Heiligen Geist, sondern für etwas Beängstigendes.

Unsere Kindertagesstätte liegt in einem parkähn-lichen Gelände mit vielen großen Laubbäumen. Der Wind ist bei den Kindern häufig Gesprächsthema, denn er ist täglich wahrzunehmen. Es gibt stürmische Tage, an denen die Kinder nicht nach draußen dürfen, da die Gefahr besteht, dass größere Äste von den Bäumen brechen. Kommt man nach einem stür-mischen Wochenende auf das Gelände, findet man jede Menge Zweige und manchmal auch große Äste, die dann von den Kindern mit großer Begeisterung zusammengetragen werden. Der Herbstwind bläst jedes Jahr Berge von Blättern von den Bäumen, sehr zur Freude unserer Kinder. Das Thema Wind begleitet uns also sozusagen ständig.

Die Planung

Unsere ZieleWir wollen mit den Kindern das Symbol „Wind“ erschließen:

• Die Kinder lernen das Element Wind kennen.• Die Kinder nehmen den Wind mit allen Sinnen wahr.

Kann man ihn sehen? Kann man ihn hören? Kann man ihn fühlen?

• Sie erkennen die unterschiedlichen Eigenschaften des Windes (stark, schwach, stürmisch, warm, eisig usw.).

• Sie lernen, dass der Wind bewegte Luft ist.• Sie erfahren, dass man Wind künstlich erzeugen

kann (durch Wedeln, durch Pusten mit einem Fön oder mit einem Ventilator).

• Die Kinder wissen, was der Wind alles kann (z. B. Segelschiffe in Bewegung bringen – Wind-krafträder antreiben – Bäume entwurzeln usw.).

• Den Kindern wird bewusst, welche Gefühle der Wind auslösen kann.

• Die Kinder lernen neue Worte kennen (Lüftchen, Orkan, Säuseln, Flaute, böig u. a.).

• Sie lernen Redewendungen, in denen der Wind eine Rolle spielt, kennen und verstehen.

• Die Kinder hören Windgeschichten.• Sie haben Freude am Element Wind.

Inhaltliche und methodische SchritteDas Thema Wind gehört zum Alltag der Kinder un-serer Kindertagesstätte. In einem ersten Schritt sollen diese alltäglichen Erfahrungen ins Bewusstsein gebracht werden.Wir wollen mit den Kindern genau beobachten: Weht der Wind heute? Weht er stark? Aus welcher Himmels-richtung kommt der Wind? Woran erkennen wir das? Kann man den Wind hören? Was macht er für Geräu-sche? Wie fühlt sich der Wind an? Ist er angenehm?Durch verschiedene Spiele können diese Beobach-tungen ergänzt und erweitert werden. Mit gestalte-rischen Angeboten unterstützen wir die Freude am

Erschließung des Symbols Wind

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Spiel mit dem Wind und regen die Kinder dazu an, neue Erfahrungen zu machen. Es soll zu einer krea-tiven Auseinandersetzung kommen: Wie kann man Wind malen? Können wir Wind spielen oder tanzen? Geschichten, Gedichte, und Rätsel sollen mit ein-fließen. Durch Fantasiereisen möchten wir den Kin-dern einen meditativen Zugang ermöglichen.In Gesprächen können die Kinder über ihre Erfah-rungen und von den damit verbundenen Gefühlen berichten. Wir wollen mit den Kindern überlegen, wie man sich in verschiedenen Situationen fühlt, z. B. wenn man an einem heißen Sommertag ein kühles Lüftchen auf der Haut spürt oder an einem Wintertag einem der eisige Wind ins Gesicht bläst. So sollen ihnen ihre Erfahrungen bewusst werden und eine Verknüpfung mit dem Symbol entstehen. Auch an unseren „Waldtagen“ soll mit den Kindern der Wind bewusst wahrgenommen werden. Wir planen, mit unseren Kindern die örtliche Windkraftanlage zu besuchen.Die Eltern sollen durch einen Brief über das Rahmen-thema informiert werden, außerdem soll im Flur dokumentiert werden, welches Thema uns im Mo-ment beschäftigt.Am Ende unseres Kindergartenjahres feiern wir tra-ditionell einen Familiengottesdienst, in dem auch die Schulanfänger verabschiedet werden. Wir planen, das Thema Wind in diesem Gottesdienst aufzu-greifen, und hoffen, dass es den Kindern dann gelingt, ihre Erfahrungen übertragen zu können, und sie auch die symbolhafte Bedeutung des Windes im Gottes-dienst verstehen können.

Die Durchführung

EinstiegWir hören genau hin.An einem Waldtag stiegen wir in das Thema ein. Wir saßen beim Picknick und ich hörte den Wind in den Bäumen rauschen. Ich bat die Kinder, leise zu sein und zu lauschen, was sie alles hören können. „Die Vögel“, „Eine Eisenbahn“, „Ich habe ein Auto gehört“, waren

Antworten der Kinder. Ich sagte, ich könne noch etwas anderes hören. „Ja“, rief ein Kind, „ich höre den Bach plätschern.“ Eine uns begleitende Mutter sagte dann: „Ich höre auch noch den Wind.“ Die Kinder stimmten zu, auch sie hörten den Wind in den Bäumen rau-schen. Ich fragte sie, ob das ein starker Wind sei. Es war eher ein leichtes Lüftchen und deswegen nahmen wir ihn kaum wahr.

Was der Wind alles kannDa am Waldrand und auf den Wiesen, an denen wir vorübergingen, überall der Löwenzahn blühte, kamen wir darüber ins Gespräch, was mit den Samen des Löwenzahns passiert, wenn wir nicht die Samen vom Stängel pusten. Die Kinder kamen sehr schnell darauf, dass dies sonst der Wind macht.

Experimente mit dem WindAm nächsten Tag saßen wir im Stuhlkreis. Ich hatte eine Feder an einen Faden gebunden und zeigte sie den Kindern. „Was macht die Feder?“, fragte ich. „Sie hängt“, sagte ein Kind. Ich fragte die Kinder, warum sie denn nicht bewegt würde. „Weil du deine Hand ganz still hältst.“ „Stimmt, aber schaut, ich bringe sie in Bewegung, ohne meine Hand zu bewegen.“ Ich pustete und die Kinder fingen an zu lachen. Nun wollten alle einmal pusten und die Feder in Bewegung bringen.Ich fragte die Kinder, was die Feder denn in Bewegung gebracht hat. Ein Kind sagte, dass dies die Luft ist, die aus dem Mund kommt. „Ist denn keine Luft im Zimmer, wenn sich die Feder nicht bewegt“? Die Schulanfänger-kinder hatten kurz zuvor ein Feuerwehrprojekt. Während des Projektes machten sie auch Experimente mit Feuer und Luft. Sie erklärten nun, dass überall Luft ist und dass wir sie zum Atmen brauchen.Ich ging mit der Feder an ein geöffnetes Fenster, die Feder bewegte sich. Ein Lufthauch zog durch das Fens-ter in unser Zimmer und brachte die Feder dazu, sich zu drehen. Das Ergebnis unseres Versuches war, dass bewegte Luft etwas in Bewegung bringen kann. Zur bewegten Luft sagt man Wind.Ein anderes Mal gingen wir mit Federn nach draußen. Wir wollten schauen, aus welcher Richtung der Wind

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weht. Ich verteilte an alle Kinder Federn. Jedes Kind experimentierte nun für sich. Während des restlichen Vormittages kamen immer wieder Kinder zu mir, um mir zu zeigen, was ihre Feder alles kann. Andere wollten mir zeigen, wohin der Wind ihre Feder geweht hatte. Unsere Feder hängten wir an einem Dachvor-sprung vor unserem Fenster auf. Sie wurde von uns immer wieder mit Interesse beobachtet.An einem der folgenden Tage saßen wir in unserem Garten und versuchten, den Wind zu hören, zu sehen und zu fühlen. Wir konnten an den Blättern der Bäu-me, die sich leicht bewegten, sehen, dass ein leichtes Lüftchen da sein musste, doch man konnte den Wind kaum hören oder fühlen.Mit ein paar Kindern versuchte ich, die Himmelsrich-tungen zu bestimmen. Einige Kinder kannten die Begriffe Süden, Norden, Osten, Westen und es machte ihnen Freude, mir oder anderen zu erzählen. „Heute kommt der Wind von Westen.“Ein Junge brachte daraufhin einen Kompass mit und wir konnten die Himmelsrichtungen genau bestim-men und feststellen, woher der Wind blies, dafür ließen wir ein paar abgerissene Grashalme zu Boden fallen.

Zu unseren Versuchen im Freien kamen verschiedene Aktivitäten im Zimmer. An einem Tag hatte ich z. B. Styroporkugeln mitgebracht. Eine Gruppe von Kindern setzte sich um einen Tisch und sie pusteten sich eine Kugel zu. Es war nicht einfach, die Kugel in eine be-stimmte Richtung zu lenken, aber es machte riesigen Spaß.

Ein RätselAn einem Vormittag saß ich mit den größeren Kin-dern zusammen im Stuhlkreis. Ich las ihnen folgendes Rätsel vor:

„Wer ist es?Du kannst ihn nicht sehen, und doch ist er da.Du spürst ihn oft wehen, von fern und von nah“.

Das war kein schweres Rätsel. Nachdem wir uns schon viele Tage mit diesem Thema beschäftigt hatten,

konnten es alle Kinder lösen.Ich fragte die Kinder, was denn der Wind so alles kann.Im Folgenden einige Antworten der Kinder:„Der Wind bewegt die Blätter an den Bäumen.“ „Ein Sturm kann Bäume entwurzeln.“„Der Wind macht Wellen.“„Flutwellen können Schiffe versenken.“ „Der Sturm kann Dächer abdecken.“ „Er kann die Wäsche trocknen.“ „Er bewegt die Wolken.“ „Im Herbst bläst er die Blätter von den Bäumen.“„Er lässt den Drachen fliegen.“

Die Erzählung vom WindFast alle diese Aussagen der Kinder kommen auch in der Geschichte „Erzählung vom Wind“3 vor. Ich las sie den Kindern vor und konnte so gut daran anknüpfen.

SpieleDie Spiele mit dem Schwungtuch bereiteten den Kindern große Freude. Wir versuchten verschiedene Windstärken nachzuspielen: Ein schwaches Lüftchen, ein starker Wind, einen Sturm, Windstille, eine plötz-liche Böe.So zu sein wie der Wind versuchten wir auch in unserem Mehrzweckraum. Ich hatte für die Kinder Chiffontücher bereitgelegt. Laue Lüftchen wollten die wenigsten sein, lieber spielten sie Wirbelwind oder einen Sturm.

GestaltenAn mehreren heißen Vormittagen saßen wir im Freien und falteten Fächer, eine tolle Erfrischung konnte man sich damit zuwedeln.Über viele Tage hinweg wurden verschiedene Flug-zeugmodelle aus Papier gefaltet und getestet, welches Model am besten fliegt und ob man das Flugzeug besser in Windrichtung oder gegen dieWindrichtung starten lässt. In unserer Gruppe wollte auch jedes Kind unbedingt ein Windrädchen basteln.

3 Mix, Margarete/ Rödding, Gerhard: Symbole im Kindergarten, Gütersloher Verlags-haus 2001

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FantasiereiseIn dem Angebot einer Fantasiereise zum Thema Wind versuchte ich, bestimmte Winderfahrungen mit Gefühlen zu verknüpfen. Dazu hatten es sich die Kinder im Mehrzweckraum auf einer Matte gemütlich gemacht.

RedewendungenMit den älteren Kindern der Gruppe sprach ich im Stuhlkreis über Redewendungen von Luft und Wind. Gemeinsam überlegten wir, was es bedeutet, wenn wir Rückenwind kriegen oder jemand ein Luftschloss baut.

Vorbereitung eines FamiliengottesdienstesDie Symbolik der Pfingstgeschichte, nämlich dass Gottes Geist Menschen in Bewegung bringen kann, so wie der Wind Dinge in Bewegung bringt, sollte der inhaltliche Schwerpunkt des Gottesdienstes sein.Die Kirche war geschmückt mit verschiedenen Wind-spielen und mit Wolken, auf denen mehrere Rede-wendungen zum Wind standen.Nach der Begrüßung und einem Lied ging der Pfarrer zunächst auf diese Redewendungen ein und bat die Gottesdienstbesucher, sich doch einmal stürmisch zu begrüßen. Er erklärte, was es bedeutet, wenn dicke Luft herrscht oder uns frischer Wind um die Nase weht.In einem zweiten Schritt erzählte er über Stellen in der Bibel, in denen der Wind eine Rolle spielt und dass der Wind häufig ein Bild für den Heiligen Geist ist, der die Menschen in Bewegung bringen will.Nach dem Lied „Komm Heiliger Geist“4 und einem Psalmgebet zeigte eine Gruppe von Kindern einen Windtanz zu einer klassischen Musik5.

Im Anschluss daran kamen verschiedene Kinder nach vorn und berichteten anhand eines Gegenstandes über unser Projekt: z. B. einen Fächer, ein gefaltetes Flugzeug, ein Windrädchen. Anschließend wurde die Pfingstgeschichte erzählt.

4 Mikula, Kurt, Spring ins Leben – Lieder über Gott und die Welt, 20145 Händel, G. F. : Largo aus Xerxes

PfingstgeschichteDie Freunde von Jesus saßen traurig und mutlos zusam-men. Sie hatten zwar verstanden, dass Jesus auferstan-den war, wussten aber trotzdem nicht recht, was das für sie bedeutete und was sie tun sollten. Sie waren verängstigt.„Wie soll es nur weitergehen?“ fragte Johannes. Aber er bekommt keine Antwort, alle sitzen nur da und lassen die Köpfe hängen. Nach einiger Zeit sagt Markus: „Wisst ihr noch, wie wir am Passahfest zusammen saßen, wie wir zusammen gegessen haben und Jesus das Brot brach und es uns gab und den Kelch mit dem Wein? Er sagte zu uns, wir sollen an das denken, was er für uns getan hat. Wir sollen an seinen Tod und an seine Aufer-stehung denken.“„Ja“, sagte Johannes, „wir müssen uns an das erinnern, was Jesus uns sagte, und an all die Dinge, die er getan hat!“ „Könnt ihr euch noch daran erinnern, wie wir in dem Haus waren und plötzlich brachen Männer ein Loch in die Decke, um ihren gelähmten Freund herun-terzulassen, wie erstaunt wir waren und wie wir uns alle mit dem Mann freuten, als er wieder gehen konnte?Jesus hatte ihm geholfen.“ Ja, daran konnten sie sich noch sehr gut erinnern ...Jetzt, plötzlich passierte etwas in dem Raum. Es wurde hell, die Gesichter der Freunde begannen zu strahlen. Die Traurigkeit und Mutlosigkeit war wie weggeblasen. Es war wie bei einem Segelschiff, das ohne Wind auf dem Meer treibt und nicht vorankommt und dann auf einmal doch Wind aufkommt: Die Segel flattern, blähen sich auf und es geht wieder weiter! Das Schiff kommt in Bewegung!So war es auch bei den Jüngern: Sie spürten, es geht weiter! Jesus ist bei uns und er möchte, dass wir seine Geschichte den Menschen erzählen. Alle waren jetzt richtig aufgeregt, alle wussten etwas zu erzählen. Sie sprachen alle durcheinander. Jetzt saßen sie nicht mehr ruhig und traurig im Haus. Sie machten die Tür auf und gingen nach draußen. Sie freuten sich und sie spürten eine Kraft in sich, die sie zuvor nicht kannten. Ja, allen Menschen wollten sie von ihren Erlebnissen berichten. Von der großen Liebe Gottes zu den Menschen. Immer noch redeten sie alle durcheinander. Manche Leute auf

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der Straße blieben stehen, schauten sie verwundert an und dachten, die sind bestimmt betrunken, und gingen dann weiter. Andere blieben länger stehen und hörten genau hin. Sie verstanden, was die Jünger erzählten, und sie ließen sich von der Freude und der Begeisterung der Jünger anstecken. Viele von ihnen wollten mehr erfahren, sie wollten auch zu Jesu Freunden gehören. Als Zeichen dafür ließen sie sich taufen.6

Daran schloss sich die Verabschiedung und die Segnung der einzelnen Schulanfängerkinder an.Nach einem Gebet und dem Vaterunser sangen wir zum Abschluss das Lied: „Vom Anfang bis zum Ende“.7

Eine biblische WindgeschichteBis zum Beginn der Sommerferien war das Symbol Wind in der Einrichtung weiterhin aktuell. Wenige Tage vor den Ferien erzählte ich den Kindern die Geschichte von der Sturmstillung (Mt. 8,23-27). Bei der Vorbereitung der Geschichte hatte ich besonders die Schulanfänger im Blick. Ihnen stand der Wechsel vom Kindergarten zur Schule bevor.Die Möglichkeit, biblische Geschichten zu erzählen und die Kinder dabei in ihrer Entwicklung und Situa-tion im Blick zu haben und dies bei der Erzählung zu bedenken, eröffnet ganz neue Perspektiven für die erzählerische Gestaltung biblischer Geschichten. Die Kinder werden nicht nur mit den Geschichten der Bibel vertraut, sondern erkennen, wie viel sie mit ihren Lebenserfahrungen zu tun haben. Zu sehen, wie die Kinder auf die nun erzählten Geschichten reagieren, wie sie sich mit Personen der Erzählung identifizieren, zeigt, wie wichtig biblische Geschichten für Kinder sind.Ich erzählte die Geschichte aus der Sicht des Jüngers Johannes: Johannes freut sich auf die Überfahrt und ist gespannt, was am anderen Ufer auf sie wartet.

Ich beschrieb seine Angst, als der Sturm aufkam und das Schiff drohte unterzugehen. Er weckte Jesus auf und ihm wurde von Jesus zugesagt: „Vertraue mir, ich

6 Eigener Erzählvorschlag 7 Text und Musik Daniel Kallauch

bin immer bei dir, selbst wenn du mich nicht sehen kannst.“ Jesus nahm ihm die Angst und der Sturm legte sich.

Zwei Tage nach dem Erzählen der Geschichte be-gannen unsere Ferien und das Projekt kam zu einem vorläufigen Ende.

Die Reflexion des Projektverlaufes

Im Verlauf des Projektes zeigte sich immer deutlicher, wie facettenreich das Thema Wind und die Symboler-schließung ist. Wir fanden immer weitere Materialien zum Thema und hätten gemeinsam mit den Kindern noch viele neue Ideen verwirklichen können, z. B. Dra-chen basteln.Es ist uns gelungen, einige unserer Ziele zu erreichen. Nachprüfbar haben die Kinder viele neue Worte ken-nengelernt und einige davon in ihren Sprachgebrauch aufgenommen.Die Freude und das Interesse der Kinder am Element Wind waren enorm. Ihr Engagement zeigte sich im Verlauf des Projektes immer wieder. Sie entwarfen eigene Windspielzeuge, eigene Flugzeugmodelle wurden entwickelt, ein Junge bastelte aus einem von zu Hause mitgebrachten Luftballon einen Heißluft-ballon. Ein anderes Kind brachte, wie oben erwähnt, einen Kompass zur Bestimmung der Himmelsrich-tung von zu Hause mit. Immer wieder machten uns die Kinder auf die momentanen Windverhältnisse aufmerksam, wenn wir im Freien waren, oder sie beobachteten die Windspiele, die wir vor unserem Gruppenfenster aufgehängt und aufgestellt hatten.Die Kinder waren sehr daran interessiert, uns von ihren Winderfahrungen zu berichten. So konnten sich zum Beispiel noch manche Kinder daran erinnern, wie wir letztes Jahr wegen einer Sturmwarnung den Kindergarten auf Anraten der Polizei schon mittags schlossen und manche Kinder deswegen früher ab-geholt wurden. Andere berichteten von ihrem Urlaub am Meer oder von Bildern, die sie im Fernsehen ge-sehen hatten.

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Bei unserer Fantasiereise hatte ich den Eindruck, dass die Kinder mitempfinden konnten, wie es sich anfühlt, wenn man abends im Bett liegt und der Wind um die Ecken pfeift und am Rollladen rüttelt. Wie unheimlich kann einem da werden und wie schön und kuschelig ist es, wenn dann die Mutter noch mal ins Zimmer kommt, einen schön zudeckt und fragt: „Hörst du auch den Wind heulen?“Viele Kinder konnten auch die Angst des Jüngers Johannes mitempfinden, als ich die Geschichte der Sturmstillung erzählte, und seine Erleichterung fühlen, als Jesus den Wind dazu brachte, still zu sein. Sie konnten mit verschiedenen Winderfahrungen verschiedene Gefühle verbinden.Die Kinder wurden in ihren Wahrnehmungen sensi-bilisiert und durch Gespräche wurden sie ins Bewusst-sein gerückt. Ihre Freude am Projekt hatte zur Folge, dass sich auch viele Eltern für unser Thema interes-sierten. Viele Familien kamen zum Gottesdienst. Wir bekamen viele positive Rückmeldungen von den Eltern, aber auch von anderen Gemeindemitgliedern,die bemerkten, wie aufmerksam die Kinder den Gottesdienst verfolgten und mit wie viel Stolz und Engagement sie ihre Aufgabe übernahmen.Die positiven Erfahrungen, die unsere Kinder während des Projektes machen konnten, werden sie, meistens unbewusst, in sich tragen. Werden sie in Zukunft Worte hören, die mit diesen Erfahrungen zusammen-hängen, werden die Gefühle, die sie damit verbinden, wieder aufleben können. Es können innere Bilder entstehen, die den Zugang zur symbolischen Sprache erschließen.Einige Aktivitäten und Angebote wie der Besuch der Windkraftanlage oder Experimente mit dem Fön und einem Ventilator wurden nicht umgesetzt.Die kreative Auseinandersetzung hätte noch inten-siver sein können. Mit Orff’schen Instrumenten oder anderen Gegenständen hätten die Kinder Windge- räusche ausprobieren können. Weitere Geschichten und Bilderbücher könnten aufgegriffen werden.Im Gespräch über die Redewendungen zeigte sich, dass die Kinder völlig überfordert waren mit der Auf-gabe, Redewendungen wie „Hier herrscht dicke Luft“,

„Rückenwind kriegen“ oder „Luftschlösser bauen“ zu erklären. Bedenke ich das kognitive Entwicklungs-model von Piaget, hätte ich nichts anderes erwarten dürfen. So wurde mir noch mal ganz deutlich, wie wichtig es ist, dass wir uns im Umgang mit Kindern klar ausdrücken und eventuell gebrauchte Rede-wendungen, Bilder und auch Symbole erklären oder in eine Sprache „übersetzen“ sollten, die die Kinder verstehen können.Durch die Symbolerschließung haben die Kinder ihren Zugang zur Pfingstgeschichte gefunden. Die eindrücklichen Bilder und die fröhliche Atmosphäre des Gottesdienstes trugen dazu bei, dass Erwachsene und Kinder eine Ahnung von der Wirkungsweise des Heiligen Geistes bekommen haben.

Gabriele Schacht

Kontakt

Evangelische KindertagesstätteAm Dorfbrunnen 834593 Knüllwald (OT Rengshausen)Tel.: 05685 / 1718E-Mail: [email protected]

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Wohl dem Menschen, der unter dem Schirm des Höchsten sitzt.

Psalmen für Kinder

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Zur Methode 23

Mit Kindern Psalmen bedenken

Auch kleinen Kindern kann schon ein Zugang zu bib-lischen Texten eröffnet werden, sodass sie Schritt für Schritt lernen, sich selbstständig einen Zugang zur Bibel zu erschließen. Dabei kommt es ganz besonders auf die Auswahl der biblischen Texte an. Geeignet sind solche Texte, die den Gedanken und Erfahrungen der Kinder ihre Sprache „leihen“, das heißt, die in Worte fassen, was den Kindern auszudrücken unter Umständen schwerfällt.Dazu eignen sich in besonderer Weise die Psalmen, weil diese ganz elementar menschliche Erfahrungen und Gefühle in Worte fassen und weil diese ganz konkret von und mit Gott sprechen.Darum sind Worte auszuwählen, die den Kindern einen direkten Zugang zu den beschriebenen Gefüh-len und Gedanken ermöglichen und die sie sich auch emotional aneignen können. Auf diese Weise kann Dank und Freude, Angst und Sorge, Klage und Lob in für die Kinder angemessener Weise in Worte gefasst werden. Eine solche Auswahl ist durchaus gerecht-fertigt, da die Psalmen meist ohnehin nicht aus einem Guss sind, sondern aus einzelnen Teilen zusammen-gefügt wurden. Daher finden sich z. B. im Psalm 23 auch zwei ganz unterschiedliche Bilder: der Hirte und der Gastgeber.In ausgewählten Versen der Psalmen werden Erfah-rungen so ausgesprochen, dass sie denen der Kinder ganz nahekommen, sodass ihnen die Sprache der

Psalmen kaum noch fremd ist. Manchmal ist es nötig, einzelne Worte oder Formulierungen durch „Über-setzung“ näher an die Sprache der Kinder heranzu-führen (z. B. „erquicken“ im Psalm 23). Meist aber ist den Kindern die Sprache der Psalmen schon ganz nahe, sodass ihnen der Austausch darüber leichtfällt. Denn die sprachlichen Bilder erreichen die Kinder unmittelbar. Sie nehmen die Gefühle auf, ohne den Kindern zu nahezutreten.Dazu sind die Psalmen auch gedacht. Sie sind dazu bestimmt, von vielen nachgesprochen zu werden und von Generation zu Generation weitergegeben zu werden, um dabei immer wieder neu die Gedanken und Gefühle von Menschen aufzunehmen.Baldermann rät dazu, wo immer möglich bei der Übersetzung Martin Luthers zu bleiben, weil Luthers Übersetzung elementar ist und weil den Kindern dieser Wortlaut vertraut gemacht werden soll1. Trotz-dem kann aus „sei mir eine Burg“ „sei du meine Burg“ werden. Das Verständnis wird für die Kinder erleich-tert und erweitert, wenn sie versuchen, ähnliche Worte oder zueinander passende Worte zu finden.Die im Gespräch entstandenen Entdeckungen lassen sich dann durch ein Standbild oder auch durch eine pantomimische Darstellung vertiefen. Ebenso kann zu den Worten gemalt werden.

1 Baldermann, Ingo: Wer hört mein Weinen? Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen, Neukirchner Verlag 1986

Baldermann, Ingo: Ich werde nicht sterben, sondern leben; Psalmen als Gebrauchstexte, Neukirchner Verlag, 5. Auflage 2011

Psalmen für Kinder

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Die Ausgangssituation

Bisher hatten wir unseren Kindern hauptsächlich Jesusgeschichten aus dem Neuen Testament erzählt und uns mit der Auswahl der Geschichten am Kirchen-jahr orientiert. Aus dem Alten Testament waren es die Schöpfungsgeschichte und die Geschichte von Noah, die wir regelmäßig aufgriffen.Nun hatte ich mir vorgenommen, den Kindern die Psalmen nahezubringen. Ihnen diese Texte aus dem Alten Testament in kindgerechter Fassung zu ver-mitteln und ihnen eigene Zugänge zu ermöglichen, stellte für mich einen großen Anreiz dar.

Die Planung

Unsere ZieleIn Psalmen wird in sehr bildreicher Sprache von Gott und der Gottesbeziehung erzählt. Kindern kommt diese Bildersprache sehr nahe.

Die Kinder• erfahren, was Psalmen sind und wovon sie erzählen;• hören Psalmtexte und entwickeln ein Gespür für

die poetische Sprache der Lieder und Gebete;• lernen die Gottesbilder in den ausgewählten Psal-

men für Kinder kennen und erschließen die Symbole;• vollziehen die beschriebenen Erfahrungen sinnlich

nach;• feiern Gottesdienst und erleben das Zusammen-

wirken großer und kleiner Gemeindemitglieder.

Die PlanungAuch an unser Jahresthema „Leben auf dem Land“ anknüpfend, wählte ich aus:

Psalm 1 – in dem von einem am Wasser stehenden Baum die Rede ist, also von einem Bild für das frucht-bringende Leben der Menschen.

Psalm 23 – in dem das große Vertrauen ausgedrückt ist, dass der Dichter David Gott gegenüber empfindet.

Psalm 91 – der davon spricht, dass Gott wie ein Schirm ist, weil er schützend über uns ist und uns behütet.

Für die Erarbeitung der Psalmen waren gruppenüber-greifend die vier- bis sechsjährigen Kinder der Ein-richtung eingeladen. Manche Einheiten habe ich für die „mittleren Kinder“ und die Schulkinder getrennt angeboten und damit zweimal durchgeführt.Zur Vorbereitung eines Familiengottesdienstes (Psalm 23) habe ich allen Kindern im Haus das Bilderbuch „Das kleine Schaf und der gute Hirte“2 vorgestellt.Für die Erschließung jedes Psalms habe ich jeweils eine Woche mit zwei bis drei Treffen eingeplant, sodass wir insgesamt drei Wochen intensiv an dem Thema gearbeitet haben.Für die inhaltliche Gestaltung bin ich nach der Wahl der Psalmen und der Klärung meiner Ziele auf eine Fülle von Material und Anregungen gestoßen.

Die Durchführung (Einführung und Erarbeitung von Psalm 23 und 91)

Ein Psalm, was ist denn das?

Einführung in das ThemaBegrüßungslied: Ich sage Dir guten MorgenEinführung: „Heute wollen wir etwas über Gott hören!“Ein Tuch wird auf dem Boden ausgebreitet. Ein Reifen wird von einem Kind zum anderen weitergerollt, dann weitergegeben. Dann greifen alle Jungen der Gruppe den Reifen und legen ihn gemeinsam auf dem Tuch in der Mitte ab. Ich hole ein Päckchen in den Kreis und zeige es herum:„Was ist da wohl eingepackt? Was ist wohl in dem Päckchen verborgen?“Die Kinder äußern verschiedene Vermutungen, dann packen die Mädchen der Gruppe das Päckchen aus.Schaut einmal, das ist eine Bibel! In der Bibel stehen Geschichten über Gott.Ich hole eine Triangel in den Kreis, stelle das Instru-ment vor und schlage die Triangel an. Auch die Kinder

2 Reichel, Anja/Stählin, Christof, Das kleine Schaf und der gute Hirte, Gabriel 2013

Psalmen für Kinder

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können die Triangel anschlagen und wir lauschen dem Ton nach.„In der Bibel, ziemlich genau in der Mitte des Buches, findet man die sogenannten Psalmen. Psalmen sind Gedichte und Lieder. Vor ganz vielen Jahren wurden sie zum Lob Gottes gesungen und irgendwann vor langer Zeit auch aufgeschrieben. Bis heute kennen und mögen die Menschen die Psalmen gerne und lesen oder singen sie im Gottesdienst. In den Psalmen danken die Men-schen Gott oder bitten ihn um Hilfe.Was meint ihr, wofür man Gott alles danken kann?“

Die Kinder antworten mit vielen Beispielen: Sonne, Re-gen, Bäume, Wasser, Essen, Eltern, Tiere, Gesundheit …Bibel und Triangel legen wir in die Mitte des Reifens. Anschließend legen die Kinder vorbereitete bunte Stoffstreifen strahlenförmig um den Reifen. Jedes Kind kann einen der Streifen mit Legematerial gestal-ten und so zum Ausdruck bringen, wofür es danken möchte.

Lied: Psalmen sind Lieder aus uralten ZeitenPsalmen sind lieder aus uralten Zeiten,Psalmen sind lieder aus dem heiligen land.Bettler und Könige sangen sie gerne,und durch die BiBel sind sie weltBeKannt.singt sie mit! das ist uns wichtig,denn mit euch Klingen sie erst richtig.refrain:wer nicht singen Kann, der summt halt.wer nicht summen Kann, der Brummt halt.wer nicht Brummen Kann, der Klatscht halt.hauPtsache du Bist daBei!geh in den Osten, dOrt hörst du sie Klingen.geh in den westen, dOrt vernimmst du sie auch.in allen Kirchen und in den gemeinden

sind sie viel mehr als nur ein uralter Brauch.singt sie, ihr armen und singt sie, ihr reichen.OB ihr gesund seid, OB traurig, OB KranK,OB ihr allein seid Oder angst haBt vOr mOrgen,nichts hilft sO gut wie ein lied und ein danK.3

3 Heinzmann, Hella, CD „Halleluja mit Händen und Füßen“, Hänssler

Zum Abschluss betrachten wir noch einmal das ent-standene Bodenbild.

Die Salbung Davids, des Dichters vieler PsalmenBegrüßungslied: ich sage dir guten mOrgen

Einführung: „Heute möchte ich Euch etwas von David erzählen“Ich stelle mit Tüchern kleine Zelte in der Mitte des Kreises auf und erzähle die Geschichte „Samuel salbt David zum König“ (1. Sam 16,1-13).4

Die Erzählung begleite ich damit, dass ich – der Vor-lage entsprechend – weitere Elemente in der Mitte platziere: eine angezündete Kerze, ein Gefäß mit Öl, ein Schäfchen.„Früher wurden alle Könige gesalbt. Dazu nahm man ganz kostbares Öl. Aber nicht nur die Könige wurden gesalbt, sondern auch wichtige Gäste. Dazu wurde das Öl über das Haar gestrichen. Damit zeigte man dem Gast, dass er willkommen ist und man sich freut, ihn zu sehen.Und weil Gott sich an Euch Kinder so freut, sollt auch Ihr heute gesalbt werden.Dafür habe ich Rosenöl mitgebracht. Rosenöl wird aus Rosenblättern gemacht und riecht wie Rosenblüten. Ihr kennt ja alle Rosen und auch in der Bibel wurde schon von Rosen erzählt.“

4 Erzählvorschlag in der Fassung von Norbert Thelen, Wir erleben die Bibel – Kinder-gottesdienste im Kreis, Grünewald 2001

Auch in Psalm 23,5 heißt es: Du salbest mein Haupt mit Öl. In der Bibel ist 156 Mal von Salböl die Rede. Das Salböl war in biblischer Zeit ausschließlich für den sakralen Bereich vorbehalten. Duftende Pflanzenteile wurden in Olivenöl eingelegt. Diese kostbaren Öle wurden in den teuersten Gefäßen aufbewahrt. Besondere Handlungen waren mit der Salbung verknüpft. So z. B. die Erhebung eines Mannes aus dem Volk zum König, die Heiligung der Gegenstände im Tempel und das Salben von Toten. Im Neuen Testament wird von der Salbung der Kranken berichtet. Jesus selbst wird als der

25Psalmen für Kinder

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26 Psalmen für Kinder

„Gesalbte“ bezeichnet. Das hebräische Wort „ma-schach“ bezeichnet die Salbungshandlung an Menschen. Davon hergeleitet ist „Messias“, der Gesalbte, im Griechischen „Christos“.

Die menschliche Wahrnehmung vollzieht sich mittels unserer fünf Sinne: Sehen, Hören, Tasten, Schmecken und Riechen. Ein religionspädagogi-sches Angebot oder ein Gottesdienst für Kinder soll-te möglichst viele Sinne ansprechen. Die sinnliche Erfahrung der Berührung und des Spürens und des Riechens des Öls war für die Kinder eine schöne Er-fahrung. Das Ritual braucht einen entsprechenden Rahmen und gute Vorbereitung. In dem Familien-gottesdienst zum Psalm 23 hat auch der Gemeinde-pfarrer die Kinder noch einmal gesalbt.

Alle Kinder dürfen jetzt an dem Fläschchen riechen. Dann gebe ich jedem Kind einen Tropfen des Rosen-wassers auf die Handfläche und sage die Worte dazu:„Gott hat dich so lieb wie einst König David.“Die Kinder verteilen das Öl auf den Handflächen und können den Duft noch einmal intensiv wahrnehmen.Abschlusslied: Psalmen sind lieder

Psalm 23Heute möchte ich euch noch mehr von David erzählen. Aber zuerst möchte ich euch ein Lied vorsingen: ich bin kein schaf (Beispiel).

Ich lege grüne Tücher in die Mitte. Diese Tücher sollen heute eine Wiese sein. Auf der Wiese grasen Schafe. „Erinnert ihr Euch noch an die Schafe, die wir neulich besucht haben?“Ich stelle ein Schaf auf die Wiese. Schafe brauchen aber auch einen Hirten. „Wisst Ihr, warum sie einen Hirten brauchen und was ein Hirte für seine Schafe tut?Er füttert sie; er gibt ihnen Wasser; er pflegt sie, wenn sie krank sind; er schert sie, wenn es heiß wird; er hält die Herde zusammen ...“Für jeden Beitrag lege ich ein Glassteinchen rund um das Schaf.

„Der kleine David war auch ein Hirte. Er hat all das für seine Schafe getan, was wir uns gerade überlegt haben, denn er war ein guter Hirte. Wenn David bei den Schafen war, hatte er immer ein Musikinstrument mit dabei und abends spielte er darauf und sang Lieder, am liebsten Lieder von Gott.Dass David dann von Gott zum König erwählt wurde und von dem Propheten Samuel zum König gesalbt wurde, habe ich Euch erzählt.“Ich lege eine Krone in die Mitte. „Gott wusste genau, dass David ein guter Hirte war und dass er ein guter König sein würde. Und so wie David als Hirte immer gut für seine Schafe sorgen wollte, wollte er nun als König auch für die Menschen im Land gut sorgen und ein guter König sein. Aber David spürt auch, dass das eine schwere Aufgabe ist. Deshalb betete er zu Gott und bat ihn um Hilfe: „Gott, du bist zu uns wie ein guter Hirte. Hilf mir, dass ich gut zu den Menschen bin und gut für sie sorge.“Und weil er so gerne Lieder von Gott gesungen hat, hat er für diese Bitte ganz eigene, schöne Worte gefunden. Ich will Euch jetzt das Gebet vorsprechen, so wie David es gebetet hat: Ich zünde eine Kerze an und stelle sie in die Mitte.“

der herr ist mein hirte,mir wird nichts mangeln.er weidet mich auf einer grünen aue

und führet mich Zum frischen wasser.er erquicKet meine seele.er führet mich auf rechter strasse um seines namens willen.und OB ich schOn wanderte im finsteren tal,fürchte ich Kein unglücK;denn du Bist Bei mir,dein stecKen und staB trösten mich.Ps.23, Lutherbibel

der herr ist mein hirte,darum leide ich Keine nOt.er Bringt mich auf saftige weiden,lässt mich ruhen am frischen wasser

und giBt mir Kraft.auf sicheren wegen leitet er mich.

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und muss ich auch ins finstere tal –ich fürchte mich nicht.du, herr, Bist ja Bei mir.du schütZt mich und führst mich,das macht mir mut.Ps. 23„das Kleine schaf und der gute hirte“, gaBriel verlag, wien

Gott sorgt für uns wie ein guter Hirte.Gemeinsam tragen wir noch einmal zusammen, was der Psalm über Gottes Fürsorge aussagt: Wie sorgt Gott für uns?Abschlusslied: ich bin kein schaf

Psalm 91Begrüßungslied

Ich setze mich unter einen aufgespannten Schirm und erzähle eine Regenschirmgeschichte:Der kleine Max schiebt einen Stuhl vors Fenster, klet-tert hinauf und schaut hinaus. Die Sonne lacht, als sie den kleinen Jungen sieht. Doch Max schimpft wütend: „Verschwinde, du dumme Sonne!“ Die Sonne wundert sich und fragt: „Warum freust du dich nicht über mich? Komm hinaus und spiele mit mir!“ Doch Max mag nicht spielen. „Ich habe mich so darauf gefreut, mit meinem kleinen bunten Schirm im Regen spazieren zu gehen. Denn gestern hatte ich Geburtstag. Und meine Oma hat mir den Regenschirm geschenkt“, erzählt er. Da lacht die Sonne und meint: „Ein Regenschirm ist immer auch ein Sonnenschirm. Also, komm endlich raus! Du kannst deinen Schirm aufspannen. Er wird dich vor meinen heißen Strahlen schützen.“Freudestrahlend läuft Max nach draußen. Er spannt seinen Schirm auf und genießt die schattige Kühle. Dann klappt er den Schirm zu. Die Sonne scheint warm auf seinen Kopf. Hui, das macht Spaß: aufspannen, zuklappen, aufspannen, zuklappen und wieder auf-spannen und zuklappen.Die Sonne möchte Max eine Freude machen und sagt zur dicken Wolke: „Siehst du den kleinen Jungen da unten? Er möchte so gern einmal mit seinem neuen Schirm im Regen spazieren gehen. Kannst du es bitte, bitte kurz regnen lassen?“ Da sagt die dicke Wolke zu

ihren Tropfenkindern: „Meine lieben Tröpfchen, lasst es auf den kleinen Jungen regnen, dass er tüchtig nass wird!“ Die Regentröpfchen springen munter aus der dicken Wolke heraus. Unten auf der Erde regnet es jetzt. „Endlich Regen!“, jubelt Max. Er spannt seinen kleinen bunten Schirm auf und dreht sich mit ihm im Kreis herum: einmal, zweimal, dreimal. Das macht Spaß!Da kommt der Wind und bläst die dicke Wolke fort. Es hört auf zu regnen. Und Max klappt seinen bunten Schirm wieder zu. Die Sonne schlägt vor: „Wenn du deinen Regenschirm aufspannst, trocknet er schneller. Dann wird er wieder ein Sonnenschirm.“ Da spannt Max seinen Schirm auf und geht eine Weile hin und her, bis er ganz trocken ist. „Morgen nehme ich meinen Regenschirm wieder mit nach draußen“, sagt er zu seiner Mama und klappt den Schirm wieder zu. „Auch wenn die Sonne scheint?“, fragt die Mutter. „Klar“, meint Max. „Denn mein Schirm ist nicht nur ein Regenschirm, sondern auch ein Sonnenschirm. Das hat mir die Sonne heute erzählt. Und die muss es ja schließlich wissen.“ 5

Wir überlegen gemeinsam, wovor uns Schirme schützen können: „Regen“, „Schnee“, „Wind“, „Sonne“, „Hagel“ etc.„Wie schön es ist, wenn man einen Schirm hat! In der Bibel steht ein Psalm, in dem auch von einem Schirm die Rede ist. Da steht:Wie gut geht es einem Menschen, wenn er unter Gottes Schirm sitzt. Denn er ist behütet und geschützt von Gott. Er braucht keine Angst zu haben, denn Gott sorgt für ihn. Er begleitet und beschützt auch dich und mich. Wie ein Schirm, der vor Regen schützt, so ist Gott.“

Weitere ErschließungselementeEin SchirmspielIm Raum sind viele aufgespannte Regenschirme auf dem Boden abgelegt. Die Kinder gehen durch den Raum. Sobald es „regnet“ (Regengeräusche mit Regen-macher), müssen sie Platz unter einem der Schirme suchen. Ziel ist, dass alle Kinder Platz unter den Schir-men finden. Es gibt keine Gewinner oder Verlierer.

5 Quelle unbekannt

Psalmen für Kinder

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Ein FingerspielDer erste sagt: Wenn’s regnet, dann werde ich nass.Der zweite sagt: Wenn’s regnet, das ist kein Spaß.Der dritte sagt: Wenn’s regnet, dann geh ich nicht raus.Der vierte sagt: Wenn’s regnet, dann bleib ich zu Haus.Nur der kleine, der kann es nicht erwarten, der geht mit dem Regenschirm in den Kindergarten.Ein Schirmlied: seht mal meinen regenschirm6

Das SchirmbildWir malen einen großen Schirm auf Karton und be-malen ihn. An den unteren Rand schreibe ich den Text aus Psalm 91 als „Bordüre“: Wohl dem Menschen, der unter dem Schirm des Höchsten sitzt.Wir schneiden den so gestalteten Schirm aus, kleben ihn oben auf ein großes Plakat und „setzen“ Fotos der Kinder in kleinen Rahmen unter den Schirm.Alle Kinder, Eltern und Kolleginnen können dieses Bild auf einer Pinnwand in unserem Flur sehen und auf sich wirken lassen.

6 Geistlicher Liederkalender für Kinder von 5 bis 8 Jahren, Strube Verlag, 2010

Die Reflexion des Projektverlaufes

Die Kinder waren über die Dauer des Projektes auf-merksam, am Thema interessiert und haben sich aktiv eingebracht. Ich habe einen Elternabend genutzt, um auch mit den Eltern das Bodenbild zu Psalm 1 zu gestalten und habe positive Rückmeldungen dafür erhalten.Ich konnte meine Vorstellungen und Vorbereitungen gut in die Planung des Familiengottesdienstes ein-bringen und bin von Seiten des Gemeindepfarrers/Trägers dabei gut unterstützt worden. Ein Bericht im Gemeindebrief über den Gottesdienst hat unsere Auseinandersetzung mit dem Psalm 23 auch einer breiten Öffentlichkeit bekannt gemacht.Die Kolleginnen fühlten sich in die Planungen gut eingebunden und haben an einzelnen Treffen der Kindergruppe teilgenommen. Die Ziele des Projektes wurden erreicht. Die ausgearbeiteten Einheiten und die Materialien dieses Projektes sind in einem Ordner allen Kolleginnen für die weitere Verwendung zu-gänglich. Nach dieser Erfahrung traut sich das Team zu, weitere Geschichten des Alten Testaments auf-zugreifen.

Gabriele Krug

Psalmen für Kinder

Kontakt

Evangelische KindertagesstätteLange Straße 636148 Kalbach-HeubachTel.: 09742 / 276E-Mail: [email protected]

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Passion und Ostern – Kunst und Kinderkultur

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31Zur Methode

Der dimensionale Ansatz –Kunst und Kinderkultur

Der dimensionale Ansatz konzentriert sich auf das Handlungsfeld der religiösen Bildung. Die religiöse Bildung wird dabei nicht isoliert, sondern als inte-graler Bestandteil der gesamten pädagogischen Arbeit gesehen:„Religion und religiöse Erziehung beginnt im Kinder-garten nicht erst dann, wenn religiöse Fragen ausdrück-lich aufgenommen oder bestimmte Geschichten er-zählt, Lieder gesungen und Gebete gesprochen werden. Religiöse Erziehung, wie wir sie verstehen, beginnt etwa bei dem Umgang mit der Zeit und den Zeiten des Lebens, bei der Gestaltung der Räume und des Lebensraums Kindertagesstätte.Dimensionen wie Zeit und Raum sind im Kinder-garten immer schon vorhanden. Immer spielen sie eine pädagogische und religionspädagogisch bedeutsame Rolle. Deshalb kommt es darauf an, diese Dimensionen bewusst zu gestalten.“1

Die zehn beschriebenen Handlungsfelder/Dimen-sionen bieten Orientierung für die pädagogische Planung und unterstützen das Verständnis der

1 Scheilke, Christoph, Th.; Schweitzer, Friedrich (Hrsg.): Kinder brauchen Hoffnung – Religion im Alltag des Kindergartens, Münster: Comenius-Institut, 2006

integrierten religiösen Bildung. Sie verstehen sich als Grundgerüst, das erweitert oder weiterentwickelt werden kann.Erschließende Fragen helfen, die einzelnen Dimen-sionen in der pädagogischen Planung bewusst zu berücksichtigen. Dabei werden sowohl die eigenen, persönlichen Zugänge der pädagogischen Fachkräftewie auch die (Vor-)Erfahrungen, Erlebnisräume und Interessen der Kinder reflektiert.

Zwei Bewegungen sind möglich:

a) Als Ausgangspunkt wird eine Dimension explizit in den Blick genommen und entsprechende Zugänge für ein (Projekt-)Thema besonders vertieft und erschlossen. Exemplarisch: Projekt PASSION und OSTERN – Kunst und Kinderkultur

b) Ausgangspunkt der Planung ist ein (Projekt-) Thema und die Reflexion darüber, welche unterschied-lichen religionspädagogischen Dimensionen berührt sind und mit welchen Zugängen ihre Erschließung ermöglicht werden kann.Exemplarisch: Projekt NAMENSFORSCHER, s. S. 37 ff.

Passion und Ostern

ZeitBeziehungen

Gemeinde und

Gemeinwesen

StilleMeditation

Gebet

Erzählen

Festeund

Rituale

Spiel

Körperund

Sinne

Kunst und

Kinderkultur

Raum

Religiöse Bildung

Religions-pädagogik

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32 Passion und Ostern – Kunst und Kinderkultur

Die Ausgangssituation

Julius: „Fasching ist vorbei, jetzt können wir Ostern planen!“

Für unsere Kinder kam Ostern auch in diesem Jahr zu-erst in den Supermärkten in den Blick, wo schon früh Schokoladenhasen und Ostereier angeboten wurden. Süßigkeiten und Osterbräuche können sicherlich auch Ausdruck der Vorfreude auf Ostern sein und sie bieten uns oft einen Ansatzpunkt für erste Gespräche mit den Kindern über das Fest. Sie sind aber nicht der Kern dessen, worauf wir in unserer Evangelischen Kinderta-geseinrichtung inhaltlich Bezug nehmen wollen.Ostern ist ein Fest der Freude, dem Trauriges voraus- geht. Die Botschaft vom Leiden Jesu, seinem Sterben und seiner Auferstehung stehen im Zentrum christli-cher Verkündigung und sind auch für uns von zent-raler Bedeutung. In unserer Kindertageseinrichtung gehen wir immer wieder neue Wege, um den Kindern zu einem altersgemäßen Verständnis des Osterge-schehens zu verhelfen.

Die Planung

Unsere ZieleZugrunde liegt der Anspruch, den Kindern mit der Erschließung der biblischen Geschichte einen Be-zug zu ihrer Lebenssituation aufzuzeigen und ihnen damit Modelle zur Bewältigung ihrer eigenen Ent-wicklungsaufgaben (s. E. Erikson; F. Harz) anzubieten. Die gemeinsame inhaltliche Arbeit an einem sie in dieser Weise berührenden Thema kann unser Vertrau-ensverhältnis stärken und eine Offenheit wachsen lassen, die ihnen Vorbild für Gespräche mit anderen Menschen werden kann und sie ermutigt, ihre Fragen, Erzählungen, Ideen und Vorschläge einzubringen. Im Vertrauen aufeinander kann im besten Fall die Kraft erwachsen, sich selbst etwas oder mehr zuzutrauen.

Kinder lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ (F. Fröbel) und so wollen wir ermöglichen, dass

• die Botschaft von Passion und Ostern ganzheitlich erfahrbar wird und in den unterschiedlichen päda-gogischen Handlungsfeldern der Kita Raum finden kann (s. Dimensionaler Ansatz);

• Kinder und Erwachsene einbringen, was sie berührt und anspricht;

• Kindern Begreifen durch Begreifen und Auspro- bieren gelingt, sie kreative Ausdrucksformen finden und der Zugang zu vielfältigen Materialien gesichert ist;

• sich das eigene Verständnis der Welt im Austausch mit anderen Kindern und Erwachsenen erweitern kann.

Die Thematisierung der Passions- und Osterzeit kann nahezu alle im „Dimensionalen Ansatz“ beschrie-benen 10 Handlungsfelder berühren. In diesem Jahr möchte ich aber ein besonderes Augenmerk auf die Dimension von „Kunst und Kinderkultur“ legen.

Die inhaltliche und methodische PlanungDamit die Kinder ein Vierteljahr nach Weihnachten nicht unvermittelt mit der Passionsgeschichte kon-frontiert werden, rufe ich ihnen in den ersten Mo-naten des Jahres einige bekannte Jesusgeschichten wieder ins Bewusstsein (Jesus im Tempel, Bartimäus, Zachäus). Sie erfahren, dass zwischen Jesu Geburt und seinem Tod ein erfülltes Leben lag und viel Wunder-bares geschehen ist, das ihn zu dem werden ließ, was er heute für uns bedeutet.Da die Kinder der Gruppe unterschiedliche Vorkennt-nisse mitbringen, mache ich im nächsten Schritt die Passions- und die Ostergeschichten allen bekannt.

Die Durchführung

Die Darstellung der Ostergeschichte in sechs SzenenIch gliedere das Geschehen in sechs Geschichten und richte über das Haus verteilt sechs Stationen ein. Jede Station kennzeichne ich mit einigen wenigen Symbolen (Kreuz, Brot ...) oder Requisiten als „Ort des Geschehens“ und mache mich mit den Kindern auf

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33Passion und Ostern – Kunst und Kinderkultur

den Weg durch unser Haus und im übertragenen Sinn nach Jerusalem.1. Station: Einzug nach Jerusalem2. Station: Das Abendmahl3. Station: Im Garten Getsemane4. Station: Pontius Pilatus5. Station: Kreuzigung auf dem Hügel von Golgatha6. Station: Am Felsengrab

An jeder Station schlüpfe ich durch das Umlegen eines Umhangs in die Rolle Maria Magdalenas, die dann die Geschichte jeweils aus ihrer Perspektive erzählt und dabei auch ihre persönlichen Gefühle und Gedanken einfließen lässt. Ich möchte die Kinder den Wechsel von Angst, Zweifel, Hoffnungslosigkeit und Trauer der Passionszeit zur Freude und Fröhlichkeit von Ostern spüren lassen.Die Kinder sind von dieser Form der Erzählung be-eindruckt und folgen mir interessiert von Station zu Station. Sie erleben eine szenische Darstellung, die ihnen gut in Erinnerung bleibt und auf die sie gedank-lich zurückgreifen können, wenn ich sie nun zum Bau von Szenekästen einlade.

Die Einrichtung der KinderwerkstattIch richte in einem Bereich des Gruppenraums eine Werkstatt für die Arbeit an den Szenekästen ein und halte diese Zone möglichst funktional. Die Anordnung der Werkzeuge und des Materials sollen die Kinder zum Schaffen motivieren: ein Tisch für die Lagerung des Werkzeugs und des Werkstoffs und ein Tisch zum Tun.Der Flur vor dem Gruppenraum wird zur Ausstellungs-fläche. Hier werden die Kästen schon während des Entstehungsprozesses auf Tischen präsentiert. Die anderen Kinder, die Kolleginnen, die Eltern und die Besucher können so die Entwicklung der Szenekästen verfolgen.Die Kinder arbeiten in der Freispielzeit zwischen 8.00 Uhr und 10.00 Uhr an den Kästen. Durch unser teiloffenes Konzept sind aus allen Gruppen Kinder von 3 bis 6 Jahren eingeladen; das wird einen stetigen Wechsel der aktiv tätigen Kinder mit sich bringen. Die

Kinderzahl ist durch die Anordnung der Arbeitsplät-ze beschränkt und gewährleistet so die individuelle Beachtung, Wertschätzung und Hilfestellung. Die Werkstatt ist für zwei Wochen geöffnet. Im Umfeld nimmt das lebhafte Gruppengeschehen seinen Lauf.

Die Szenekästen entstehenDie Arbeit der Kinder soll nicht zur gefälligen Illustra-tion der Geschichten geraten. Auch Fremdartiges und Störendes muss seinen Ausdruck finden können. Die dafür notwendigen Materialien sammeln wir auf Spa-ziergängen, im Garten und suchen sie uns im Haus zusammen. Die Sammelleidenschaft der Kinder ist gefragt und sie entwickeln einen guten Blick für alles, was wir verwenden könnten. Gemeinsam überlegen wir, was sich wofür eignet. Zufällig ergibt sich, dass uns eine Mutter mit Kisten in idealer Größe versorgen kann.Um diese Kisten rankt sich nun die ganze kreative Entwicklung. Die Sammlung der einfachen Materiali-en wirkt anregend auf die Kinder, fördert ihre Fantasie und setzt einen kreativen Schaffensprozess in Gang. Alle Altersgruppen sind vertreten und bringen sich ein. Die Kinder fangen an zu arbeiten:Sie werken und erzählen, sie werken und singen, sie werken und fragen!Solange der Vorrat reicht, verwenden wir Gipsbinden für die Verkleidung der Kisten, später werden wir sie von außen anmalen und bekleben. Ein Kind umwickelt spontan einen Holzring mit einer Gipsbinde und wir sind begeistert: Genau so sahen die Menschen der damaligen Zeit in ihren Kleidern aus!In unserem Kellerfundus haben wir auch Ton ge-funden. Damit kleiden wir die Böden der Kisten aus und als die Flächen beim Trocknen Risse bekommen, werden sie zur urtümlichen und sehr echt wirkenden Kulisse.Während des künstlerischen Schaffens kommen wir untereinander ins Gespräch. Die Kinder erzählen die Geschichten nach und erfragen Details, die ihnen erst während der Aktion in den Sinn kommen. Jedes Kind kann seine Gestaltungsideen einbringen, aber die Künstler treffen auch Absprachen:

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• Sie verständigen sich darüber, dass sie Jesus in ihrer Darstellung nicht ans Kreuz hängen wollen. Auf den Einwand, dass er doch ohne die Kreuzigung nicht auferstehen könne, haben sie eine Antwort parat: „Das passiert dann erst noch – aber wir machen das nicht!“

• Auch wollen sie Jesus nicht ins Grab legen. Für die Kinder ist Jesus im Himmel – sie brauchen sein Grab nicht.

Bei diesen gestalterischen Entscheidungen achte ich nur darauf, dass der Erzählbogen bis zur Osterge-schichte gespannt bleibt, denn erst durch das letzte Bild der Auferstehung können die Kinder der damit verbundenen Kraft und Hoffnung nachspüren. Auf-erstehung bedeutet Leben und gibt die Zusage, dass das Leben auf der Welt ein gutes Ende nimmt. Kinder brauchen und suchen Hoffnung und Lebenssinn. Die Ostergeschichte zeigt, dass beides aus dem Glauben wachsen kann.Die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Ge-schichten regt auch zu weiterführenden Gesprächen an:• Wir kommen auf den Tod zu sprechen. Alle Kinder

haben schon von Tieren oder Menschen gehört, die gestorben sind. Sie sind der Meinung, die Verstor-benen seien im Himmel und in unserer Erinnerung. Wenn wir sie nicht vergessen, würden sie weiterle-ben. Ein Kind hatte das Bild, dass Tote wie die Luft und damit eigentlich überall seien. Ein anderes Kind bemerkt daraufhin, dass die Geburt der Anfang des Lebens und der Tod sein Ende sei.

• Aus dieser Feststellung entwickeln zwei Kinder sofort ein Spiel. Alles hat zwei Seiten und sie suchen in einem Wortspiel die Gegensätze: traurig und froh, Lachen und Weinen, hungrig und satt, heiß und kalt, tot und lebendig ...

Ich frage nach, ob wir das eine Gefühl wohl ohne Kenntnis des Gegenteils wirklich haben können?

An einem Vormittag beginnt ein Kind spontan zu sin-gen und alle anderen stimmen ein: „gib uns augen, dass

wir staunend sehen …“2 Das Lied hatten wir vor einiger Zeit in der Gruppe gelernt und nun passte es für die Kinder offenbar zur Stimmung.Währenddessen wächst die szenische Gestaltung zu ausdrucksstarken dreidimensionalen Bildern.

Die Szenekästen werden ausgestelltIm Flur vor dem Gruppenraum werden die Szene- kästen von Beginn der Erarbeitung an bis Ostern präsentiert. Der Entstehungsprozess ist für alle Betrachter nachvollziehbar. Ich lege zu den Kästendie jeweils zugehörige biblische Geschichte.3

Die Kinder sind stolz auf ihr Werk und genießen die interessierten Rückmeldungen. Immer wieder stehen die Kinder morgens oder mittags mit ihren Eltern vor den Kästen, betrachten sie gemeinsam und spre-chen zusammen über die Geschichten. Die anderen Gruppen im Haus nutzen die Ausstellung zur Besich-tigung und als Anlass, die Geschichten zu erzählen. Die Studierenden des Evangelischen Fröbelseminars kommen, um sich über das Projekt zu informieren und sich die Ausstellung anzuschauen.

2 Longardt, Wolfgang, Schaut, die große Erde – Einfache Lieder für Kindergarten und Kindergottesdienst; Gütersloher Verlagshaus, 2013 3 Jeromin, Karin/ Pfeffer, Rüdiger, Komm, freu dich mit mir: Die Bibel für Kinder

erzählt; DBG 1999

Liebe Eltern, liebe Besucher,hier findet eine Kinderwerkstatt ihren Ausdruck! Die biblischen Geschichten werden in mehreren Szenen dargestellt – vom Einzug in Jerusalem bis zur Auferstehung Jesu.Jeden Tag werden Sie Veränderungen an den Schaustücken beobachten können, bis sie zur Fertigstellung gelangen!

Passion und Ostern – Kunst und Kinderkultur

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Reflexion des Projektverlaufs

Aus den Rückmeldungen der Kolleginnen, der Eltern und aus den Gesprächen mit den Kindern kann ich schließen, dass die Osterzeit in diesem Jahr in der Kindertagesstätte besonders intensiv erlebt wurde.

Es ist gelungen, für die Gestaltung der Geschichten sowohl individuelle wie auch gemeinschaftliche Ausdruckformen zu finden. Es war möglich, die Ge-schichten mit eigenen Bezügen zu füllen, mit dem inneren Auge wahrzunehmen, in sich zu gehen und bei dem eigenen Bild zu verweilen. Die Begleitung der Kinder für die Klärung ihrer Fragen oder ihre Orientierung war gut gewährleistet.

Die Vertiefung des Themas im pädagogischen Hand-lungsfeld „Kunst und Kinderkultur“ förderte auch seine Präsenz in den anderen Handlungsfeldern: Raum, Zeit, Beziehungen, Gemeinwesen, Erzählen, Stille/Meditation und Sinne.

Kritisch ist zu überlegen, wie die inhaltliche Ausrich-tung an der Kernaussage einer biblischen Geschichte und die erwünschte Gestaltungs- und Entscheidungs-freiheit der künstlerisch tätigen Kinder in einer guten Balance gehalten werden können. Spielräume des Weglassens und Hinzufügens müssen bewusst ge-nutzt werden.

Zunächst haben wir die Szenekästen im Keller un-tergestellt. Wir werden sie im nächsten Jahr wieder hervorholen und schauen, zu was sie uns und die Kinder anregen!

Hilde Lipphardt

Kontakt

Familienzentrum des Evangelischen FröbelseminarsAhrensbergstraße 1734131 KasselTel.: 0561 / 31 10 50E-Mail: [email protected]

Passion und Ostern – Kunst und Kinderkultur

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Namensforscher

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Namensforscher

Der dimensionale Ansatz

Der dimensionale Ansatz konzentriert sich auf das Handlungsfeld der religiösen Bildung. Die religiöse Bildung wird dabei nicht isoliert, sondern als integra-ler Bestandteil der gesamten pädagogischen Arbeit gesehen:„Religion und religiöse Erziehung beginnt im Kindergar-ten nicht erst dann, wenn religiöse Fragen ausdrücklich aufgenommen oder bestimmte Geschichten erzählt, Lieder gesungen und Gebete gesprochen werden. Reli-giöse Erziehung, wie wir sie verstehen, beginnt etwa bei dem Umgang mit der Zeit und den Zeiten des Lebens, bei der Gestaltung der Räume und des Lebensraums Kindertagesstätte (...)Dimensionen wie Zeit und Raum sind im Kindergar-ten immer schon vorhanden. Immer spielen sie eine pädagogische und religionspädagogisch bedeutsame Rolle. Deshalb kommt es darauf an, diese Dimensionen bewusst zu gestalten.“1

Die zehn beschriebenen Handlungsfelder/Dimen-sionen bieten Orientierung für die pädagogische Planung und unterstützen das Verständnis der inte-grierten religiösen Bildung. Sie verstehen sich als

1 Scheilke, Christoph; Th. Schweitzer, Friedrich (Hrsg.): Kinder brauchen Hoffnung – Religion im Alltag des Kindergartens, Münster: Comenius-Institut, 2006

Grundgerüst, das erweitert oder weiterentwickelt werden kann.Erschließende Fragen helfen, die einzelnen Dimen-sionen in der pädagogischen Planung bewusst zu berücksichtigen. Dabei werden sowohl die eigenen, persönlichen Zugänge der pädagogischen Fachkräfte, wie auch die (Vor-)Erfahrungen, Erlebnisräume und Interessen der Kinder reflektiert.

Zwei Bewegungen sind möglich:

a) Als Ausgangspunkt wird eine Dimension explizit in den Blick genommen und entsprechende Zu- gänge für ein (Projekt-)Thema besonders vertieft und erschlossen. Exemplarisch: Projekt PASSION und OSTERN – Kunst und Kinderkultur, s. S. 31 ff.

b) Ausgangspunkt der Planung ist ein (Projekt-) Thema und die Reflexion darüber, welche unterschied-lichen religionspädagogischen Dimensionen berührt sind und mit welchen Zugängen ihre Erschließung ermöglicht werden kann.

Exemplarisch : Projekt NAMENSFORSCHER – Dimen-sionen „Raum“, „Beziehungen“, „Erzählen“, „Rituale/ Feste“ und „Kunst & Kinderkultur“

Zur Methode 37

ZeitBeziehungen

Gemeinde und

Gemeinwesen

StilleMeditation

Gebet

Erzählen

Festeund

Rituale

Spiel

Körperund

Sinne

Kunst und

Kinderkultur

Raum

Religiöse Bildung

Religions-pädagogik

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38 Namensforscher

Die Ausgangssituation

Mit diesem religionspädagogischen Projekt sollte in unserer dreigruppigen Kindertagesstätte ein beson-deres Angebot für die Gruppe der „mittleren“ Kinder entstehen – also für die Kinder, die erst im folgenden Jahr eingeschult werden würden. Gruppenübergrei-fend waren damit zwölf Jungen und Mädchen eingela-den, darunter auch ein entwicklungsverzögertes Kind.

Die Planung

Unsere ZieleWir wollten erreichen, dass die Kinder• sich bewusst mit ihrem Namen auseinandersetzen;• sich ihrer eigenen Identität stärker bewusst werden

und das eigene „Unterschiedlich-Sein“ positiv erleben;

• sich wertgeschätzt fühlen;• Menschen der Bibel kennenlernen und hören,

welche Bedeutung die Namensgebung für sie hatte;• emotional erfahren, dass jede und jeder von Gott

ohne Vorbehalt angenommen und bei seinem Namen gerufen ist;

• sich ihrer Taufe erinnern;• eine gemeinschaftliche Auseinandersetzung

mit dem Thema erleben und in der Gruppe ein Zusammengehörigkeitsgefühl entwickeln.

Die inhaltliche und methodische PlanungFür sechs bis sieben Gruppentreffen war wöchentlich eine Zeitstunde eingeplant und intern abgestimmt.

Erst nachdem ich die Gruppe konkret vor Augen hatte, legte ich mich endgültig auf das Thema fest und überlegte passende inhaltliche Impulse. Eine breite Palette verschiedener Zugänge war mir wichtig, um die Kinder ganz unterschiedlich ansprechen zu können. Ich selbst wollte verschiedene Methoden erproben und die Kinder sollten abwechslungsreiche Treffen erleben. Letztlich entwickelte ich für jedes Treffen einen groben Leitfaden, der ausreichend Flexi-

bilität und Offenheit für die Ideen und Vorschläge der Kinder gewährleisteten sollte.Wichtig war mir, die Eltern kontinuierlich über den Projektverlauf zu informieren, um sie gut einbeziehen zu können und die Begleitung der Kinder in der Fami-lie sicherzustellen.

Die Durchführung

ErstesTreffen: „Philosophieren“„Habt ihr Euren Namen schon einmal in den Sand geschrieben?“, frage ich die Kinder. Alle konnten dazu Antworten finden: „Ja, im Sandkasten.“ – „Auf dem Spielplatz.“ – „Am Strand an der Ostsee.“ Oder auch ein einfaches „Nein“.Sie sind interessiert und erzählen zum Teil ganze Urlaubsgeschichten. Auf meine Nachfrage, warum sie den Namen in den Sand geschrieben haben, erwidern sie sehr eindeutig: „Weil es Spaß macht!“

Ich fülle feuchten Sand in kleine Materialschälchen und jedes Kind probiert aus, seinen Namen mit den Fingern hineinzuschreiben. Mit kurzen Namen ist das möglich, bei längeren Namen entscheiden wir, nur die Anfangsbuchstaben hineinzuschreiben. Fast alle Kinder probieren beide Möglichkeiten aus.Ich mache die Kinder mit dem Lied bekannt:ich bin ich, ich habe einen namen, wenn du meinen namen rufst, tanze ich mit dir. ruf doch mal, ich warte schon! Ja, so tanzen wir, ich mit dir, du mit mir!“ 2

Auf einem Blatt Papier können anschließend alle Kinder ihre vollständigen Namen mit Wachsstiften schreiben.Nun frage ich:„Warum haben deine Eltern diesen Namen ausge-sucht?“Zwillinge wussten zu erzählen, dass ihre Mutter den Namen für die Tochter und ihr Vater den Namen für den Sohn ausgesucht hatte. Andere vermuteten:

2 Text und Musik: Klaus Gräske, in: Religionspädagogische Praxis, Ausgabe 2, RPA-Verlag-GmbH, 1990

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„Weil meine Eltern ihn schön fanden!“„Weil meine Mama einen Namen gesucht hat, den sie noch nie gehört hat!“„Meine Eltern sagen auch manchmal Juli zu mir“,brachte Julia ein. Daraufhin sprachen wir kurz über Kosenamen.Zur Vorbereitung des nächsten Treffens gebe ich den Kindern die Aufgabe mit, ihre Eltern zu fragen, warum sie diesen Namen ausgesucht haben. Dazu verteile ich einen vorbereiteten Elternbrief, in dem ich das Projekt und diese Frage bekannt mache.

Zweites Treffen: „Mein Name“ich bin ich, ich habe einen namen

Jetzt können die Kinder von ihren Gesprächen mit den Eltern erzählen: „Mein Name passt gut zu meinem Nachnamen!“„Vorne ist er so wie Papas Name und hinten so wie der von Mama!“ „Weil Papa einen Freund hatte, der so hieß!“ „Weil sie einen schönen Namen gesucht haben!“ „Weil man meinen Namen nicht abkürzen kann!“

Ich habe Namenskarten vorbereitet und ausgelegt. Die Karten sind aus schwarzem Tonpapier, auf das jeweils ein weißes DIN-A4-Papier mit dem Namen eines Kindes geklebt ist. Die Namen sind mit Hohl-buchstaben geschrieben (PC-Ausdruck). Die Kinder suchen und finden ihre Namenskarte und nehmen sie mit in den Turnraum.Dort sind Tücher, Legematerial und Schmuck vorbe-reitet und ich fordere die Kinder auf, ihrer Namens-karte einen schönen Platz zu bereiten und dieses „Nest“ zu schmücken. Mit Begeisterung arbeiten die Kinder daran.Im Anschluss gehen wir gemeinsam von Namensplatz zu Namensplatz und schauen uns genau an, was dort gestaltet ist. Die Kinder können erzählen und kleine Gespräche entstehen. Ich fotografiere die Plätze.Abschließend bemalen die Kinder ihre Namenskarten und füllen die Hohlbuchstaben farbig aus: Etwas Bleibendes soll entstehen, so schön und wertvoll, wie jedes Kind selbst auch ist.

Die SchatzkisteAm nächsten Tag sind die Farben auf den Namens-karten getrocknet. Heute stellen wir im Flur eine große Schatzkiste auf und befestigen darüber einen vorbereiteten Aushang:

Mit der Zusage „Du bist mit deinem Namen sehr wertvoll, so wertvoll wie ein Schatz“ ist nun jedes Kind eingeladen, seine Namenskarte in die Schatzkiste zu legen.Alle, die im Haus ein- und ausgehen, kommen an der Schatzkiste vorbei. Sie regt zu Gesprächen, Fragen und Kommentaren an.

Drittes Treffen „Ich bin einzigartig und wertvoll“wir rufen dich bei deinem namen 3

Wir singen es so oft, bis jedes der Kinder einmal mit seinem Namen genannt ist.Bei diesem Treffen möchte ich den Kindern ihre Einzig-artigkeit bewusst machen und sie in ihrer Individua-lität stärken. Ich wähle dazu als Einstieg eine Bilder-buchbetrachtung.Ich entscheide mich für das Buch „Confido sucht sein Glück“4, denke mit den Kindern zunächst über das Titelbild nach, lese dann die Geschichte vor und stelle anschließend einige Erschließungsfragen zum Inhalt.Mit der Frage „Was kannst du gut?“ leite ich zu den nächsten Schritten über. Bemerkenswert ist, dass viele 3 Text und Musik: Gräske, Klaus: aus Religionspädagogische Praxis, Ausgabe 2, RPA-Verlag-GmbH, 1990 4 Bender, Birgit/ Moser, Isolde, „Confido sucht sein Glück“, RPA, 2007

39Namensforscher

Namensforscher Der eigene Name hat für Kinder wie für Erwach-sene große Bedeutung. Manche Menschen stören sich an ihrem Namen, andere fühlen sich mit ihrem Namen sehr wohl. Immer beeinflusst unser Name auch unsere Identität. Mit dem Pro-jekt „Namensforscher“ wollen wir zur Identitäts-findung der Kinder beitragen. Wir setzen dazu Gott in Beziehung, der uns in unserer Einzigartig-keit annimmt und uns Identität und Würde gibt.

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Kinder von sich sagen „Ich kann alles gut!“ Einzelne ergänzen, sie können gut weben, malen, basteln oder Fußball spielen.Ich verteile kleine Handspiegel. Die Kinder schauen in den Spiegel und sehen sich bewusst an. Ich lade sie ein, laut ihren Namen zu sagen und noch einmal aus-zusprechen, was sie gut können. „Ich bin … und kann besonders gut ...!“

Im Turnraum habe ich Musikinstrumente ausgelegt. Wir setzen uns im Kreis, rufen erneut unsere Namen und klatschen dazu.

Dann können die Kinder sich Instrumente aussuchen, mit denen sie den Klang ihres Namens begleiten und besonders ausdrücken möchten. Das ist eine große Herausforderung und braucht einige Zeit des Auspro-bierens. Schließlich konnte sich aber jedes Kind für ein Instrument entscheiden, spricht seinen Namen vor und begleitet ihn mit Klang.

In einer weiteren Runde darf jedes Kind in der Mitte des Kreises auf einem Samtkissen Platz nehmen und sich mit geschlossenen Augen den Klang seines Namens von einem Mitspieler vorspielen lassen.

Wir schließen mit einem Gebet:guter gOtt,wir werden jeden tag Beim namen gerufen:vOn mama, vOn PaPa, vOn einer erZieherin, vOn einem lehrer, vOn vielen menschen.wir hören unseren namen und wissen:ich Bin gemeint!auch du rufst uns Bei unserem namen, denn du hast uns lieB.dafür danKen wir dir.amen.

Viertes Treffen – TauferinnerungIn einem zweiten Elternbrief bitte ich darum, dass den Kindern ihre Taufkerzen mitgegeben werden. Außer-dem frage ich an, ob wir ein Foto der Taufe bekommen könnten.

Wir treffen uns und schauen die mitgebrachten Fotos an. Die Kinder erklären, wer und was auf den Fotos zu sehen ist, und einige können Geschichten von ihrem Tauf-Fest erzählen. Wir stellen fest, dass bis auf einen Jungen alle Kinder kleine Babys waren, als sie getauft wurden. Auch er erzählt der Gruppe, warum er erst als Zweijähriger getauft wurde. Es ist eine traurige Geschichte, weil seine Mutter sehr krank war und verstorben ist.Wir sind dann in der Kirche verabredet und treffen dort unseren Pfarrer, der uns zum Taufstein der Kirche mitnimmt. Er erklärt das Taufbecken und füllt Was-ser ein. Alle Kinder können genau schauen und das Wasser fühlen. Der Pfarrer erzählt ihnen, was bei der Taufe passiert und was mit der Taufe gemeint ist. Wir singen: wir rufen dich bei deinem namen

Jetzt stellen wir die Osterkerze auf den Boden und der Pfarrer erklärt ihre Bedeutung. Ein Kind nach dem an-deren darf jetzt seine mitgebrachte Taufkerze nehmen und an der Osterkerze entzünden.Wir sprechen dabei jedem Kind zu:Du darfst zu Gott gehören,Gott kennt Dich mit Namen!und der Pfarrer zeichnet jedem Kind mit dem Wasser aus dem Taufstein ein Kreuz auf seine Stirn.

Wir stellen alle Kerzen vor dem Altar ab, stellen uns im Kreis um den Taufstein auf und fassen uns an.

40 Namensforscher

Hinweis:Ich habe im Vorfeld recherchiert, welche Kinder der Gruppe getauft sind, und war überrascht, dass es in diesem Fall tatsächlich alle Kinder waren. Sind nicht alle Kinder getauft, muss diese Einheit verändert durchgeführt und mit den Eltern weiter-gehend abgestimmt werden:Möglich wäre, über die Bedeutung der christlichen Taufe zu sprechen, den Taufstein einer oder meh- rerer Kirchen anzuschauen, eine Tauffeier zu besu-chen, über Kindertaufen und Erwachsenentaufen zu sprechen, vergleichbare Rituale anderer Reli- gionen zu erfragen, Namenskerzen zu gestalten ….

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Wir beten:lieBer gOtt,wir gehören Zu dir

und du Zu uns.du Kennst unsere namen,wir sind getauft, weil jesus seine freunde daZu aufgefOrdert hat,auf seinen namen Zu taufen

und damit gehören wir Zur christlichen gemeinde.lieBer gOtt, wir danKen dir dafür.amen

Wir singen „Ja, gott hat alle kinder lieb“ 5

Fünftes Treffen – Andacht „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen“Für die Andacht gehen wir in unsere Kirche und set-zen uns im Chorraum in einen Stuhlkreis.

Im Mittelpunkt der Andacht stehen die Bibelworte:

„… denn ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du gehörst zu mir.“ (Jesaja 43,1)

„(…)Tauft sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ (Mt. 28, 12-18)

Mit der Liturgie, den Liedern und Gebeten sowie dem gemeinsam gestalteten Bodenbild habe ich mich lose an dem Vorschlag einer Arbeitshilfe orientiert.6

5 Text und Musik Margarete Birkenfeld; Gerth Medien, 1975 6 Im Anschauen entdecken – Arbeitshilfen zur religionspädagigischen Praxis,

Kimmik-Praxis 38, Ev.-Luth. Landeskirche Hannover

Reflexion des Projektverlaufs

Die Kinder sind gerne zu den Treffen gekommen und haben sich für diese Zeit gerne aus ihrer Stamm-gruppe verabschiedet. Durch die überschaubare Größe der Projektgruppe wurden die Kinder schnell vertraut miteinander und es entstand ein guter Zusammenhalt.Das Interesse an der Auseinandersetzung mit dem eigenen Namen konnte man in den Gesichtern der Kinder förmlich ablesen; mit Hingabe haben sie ihre Namenszüge gestaltet und lebhaft von den Gesprächen mit den Eltern berichtet.

Immer wieder sind Kinder an der Namens-Schatz-kiste stehen geblieben und haben sich mit ihren Eltern oder anderen Kindern darüber unterhalten oder auch die Anordnung der Schilder verändert.Die Geschichten um die Namensfindung, das Ge-schehen um die eigene Taufe, die Tauf-Feier und das Empfinden der Familienzugehörigkeit sind den Kindern sehr wichtig gewesen und haben zur Iden-titätsstärkung beigetragen.

Bei der Tauferinnerungsfeier und bei der gemein-samen Andacht fanden die Kinder einen sehr selbst-verständlichen Zugang zu den biblischen Geschichten, den Liedern und Gebeten. Ich hoffe, sie auch emo-tional berührt und die Anbahnung oder Vertiefung einer Gottesbeziehung ermöglicht zu haben .

Wie immer bei gruppenübergreifenden Angeboten, muss die Verabredung im Kita-Team gut abgespro-chen und verbindlich eingehalten werden.

Bettina Lather-Ruppert

Namensforscher

Kontakt

Evangelische KindertagesstätteGrabenstraße 835112 FronhausenTel.: 06426 / 7188E-Mail: [email protected]

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Kleine Denker – große Gedanken

„Was haben die Bäume schon gesehen?“

„Haben die Schnecken Angst, wenn sie ganz oben

im Baum sitzen?“

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43Zur Methode

Kleine Denker – große Gedanken

Theologisieren und Philosophieren mit Kindern

Wer kocht für den lieben Gott? Trägt der liebe Gott auch einen Sonnenhut? Wo wohnt er, wie sieht er aus, feiert er auch Geburtstag?

Fragen über Fragen, die ich alle schon von Kindern gehört habe. Denn Kinder sind neugierig und fragen immer weiter. Sie können sich noch wundern, sie staunen, sie haben sich noch nicht abgefunden mit so vielem, auf das es vermutlich nicht DIE eine richtige Antwort gibt. Sie fragen und hinterfragen, sie stellen Dinge auf den Kopf, gehen mit großer Sensibilität durch die Welt. Kinder sind Forscher und Sucher. Sie wollen auch dem Unsichtbaren, Unverstehbaren, Unbegreifbaren, Unaussprechbaren auf die Spur kommen.

Weil Kinder SO sind, kann man mit ihnen philoso-phieren und theologisieren. Weil Kinder gern fragen, staunen und sich wundern, sollte man mit ihnen philosophieren und theologisieren. Dabei ist eswichtig, sich klar zu machen, dass Kinder eine andere, eigenständige Weise haben, Dinge wahrzunehmen, über sie nachzudenken und sich einen Reim auf sie zu machen. Sie akkomodieren und assimilieren auf ihre Weise auf der Basis ihres Denkvermögens und erweitern dabei ihre Fähigkeiten.

Sie lernen, Dinge zu beschreiben, zu erläutern und zu erklären. Sie entwickeln ihre Sprachfähigkeit, Argu-mentationsfähigkeit und ihr Urteilsvermögen sowie personale und soziale Kompetenzen. Wichtig ist es, den Kindern gut zuzuhören, denn es geht darum, sensibel wahrzunehmen, worauf sie hinauswollen. Dann können solche Gesprächsanlässe erkannt und aufgegriffen werden.

Theoretischer Hintergrund ist die konstruktivistische Didaktik, die Piaget weitergeführt hat, der zuerst betonte, dass Kinder aktive Konstrukteure ihrer Wirk-lichkeit sind.

Im Aufwachsen von Kindern gibt es fünf große Fragenkreise, die nach einer (religiösen) Antwort verlangen:

1. Die Frage nach mir selbst: Wer bin ich? Wer darf ich sein? Wer soll ich sein? Was wird aus mir?

2. Die Frage nach dem Sinn des Ganzen: Warum sterben Menschen? Warum gibt es die Welt?

3. Die Frage nach Gott: Gibt es Gott? Wie ist er? Wo ist er? Kann man ihn sehen? Schenkt er mir Schutz und Geborgenheit?

4. Die Frage nach dem Grund ethischen Handelns: Muss ich immer lieb sein? Wie soll ich mich ver- halten? Was ist gerecht?

5. Die Frage nach der Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Religionen und Weltanschauungen: Warum glauben andere anderes? Wer hat Recht? Wo ist Wahrheit? Ist es immer der gleiche Gott?

Beim Theologisieren wird mindestens einer dieser Fragenkreise „irgendwie“ berührt. Worum genau es für das jeweilige Kind geht, ist sorgsam zu hören und zu prüfen.Eine ganz bestimmte Sicht auf das Kind ist die Vor-aussetzung dafür, dass solche Gespräche überhaupt stattfinden können. Erwachsene müssen Kinder als Subjekte und als Ko-Konstrukteure ihrer Lebenswelt ernst nehmen. Sie müssen bereit sein, mit den Kindern auf Augenhöhe zu suchen, zu fragen, zu überlegen.Folgende Fähigkeiten müssen daher bei Erwachsenen vorhanden sein, die mit Kindern (professionell) theolo-gisieren wollen:• Sie sollten zu den oben genannten Fragekreisen

(bestenfalls zu allen) eine eigene theologische Posi-tion entwickelt haben.

• Sie sollten Theorien der religiösen Entwicklung und deren Entwicklungsverläufe kennen, um die Aussa-gen der Kinder besser einordnen zu können.

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• Sie müssen Gespräche leiten, moderieren, führen und lenken können.

• Sie brauchen Einfühlungsvermögen, um sich in die Kinder hineinzudenken und hineinzufühlen.

• Sie brauchen die Bereitschaft zu und die Offenheit für einen offenen Lernprozess.

• Sie müssen aufmerksame Beobachter, stimulierende Gesprächspartner, ggf. begleitende Experten sein.

• Sie sollten gemeinsam mit den Kindern Gesprächs-regeln entwickeln.

Folgende (Gesprächs)-Regeln haben sich bewährt, soll-ten im Detail aber mit den Kindern erarbeitet werden:• Niemand wird zur Teilnahme gezwungen.• Störungen von außen sollten ausgeschlossen sein.• Alle sitzen so, dass sie einander gut sehen können.• Jeder darf reden, aber nicht zu lange.• Keine Aussage wird (als richtig oder falsch oder

sonst irgendwie) bewertet.• Denkpausen sollten ausgehalten werden.• Eine inhaltliche Zusammenfassung am Ende durch

die Gesprächsleitung (ohne Bewertung) ist möglich, aber nicht nötig.

Die Ausgangssituation

Über mehrere Wochen hatte uns und die Kinder ein Kirchenraum-Projekt beschäftigt. Durch die Aus-einandersetzung mit der Architektur und Ausstattung unserer modernen Kirche, der Bedeutung des Kirchen-raums für die Gemeinde und der gottesdienstlichen Praxis entwickelten die Kinder weitergehende Fragen:

Wohnt Gott in der Kirche?Wofür braucht man eigentlich einen Pfarrer?Was ist der Himmel?

Es war spannend zu beobachten, wie die Kinder unter-einander darüber ins Gespräch kamen und eigene Antworten fanden:

Hat Gott die Kirche gebaut?Nein, Gott hat doch nicht die Kirche gebaut! Aber er hat die Steine für die Kirche gemacht!

Intensive Gespräche entwickelten sich ungeplant in besonders entspannten Situationen wie den Mahl-zeiten. Wir konnten beobachten, wie sich die Kinder zunehmend darauf einließen und sich in eigener Argumentation übten. Ermutigt durch diese Entwick-lung, wollten wir Kindern die Möglichkeit geben, regelmäßig und geplant philosophischen und theo-logischen Fragen nachgehen zu können.

Die Planung

Unsere ZieleKinder üben sich in philosophisch-theologischen Gesprächen, indem sie• lernen, ihre Fantasien in Worte zu fassen;• Mut bekommen, ihre Gedanken auszusprechen

und Unausgesprochenes anzusprechen;• Fragen und Antworten durch gemeinsame Er-

lebnisse entwickeln;• ihre Wahrnehmung schärfen und sich das Staunen

bewahren;

Theologisieren und Philosophieren mit Kindern

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• die Gedanken anderer respektieren und sie nicht bewerten;

• ihre Gesprächskultur intensivieren; untereinander und mit Erwachsenen.

Inhaltliche und methodische SchritteUnserem teiloffenen, projektbezogenen Konzept ent-sprechend, planten wir ein gruppenübergreifendes Angebot, in das sich die Kinder einwählen konnten. Die Einwahl war freiwillig (es gab sechs alternative Projektgruppen-Angebote). Wir boten Plätze für maximal zehn Kinder an und trafen uns einmal wöchentlich für 90 Minuten über den Zeitraum von zwei Monaten.Nachdem wir Erwachsenen keine schlüssige Idee für einen AG-Namen hatten, baten wir die Kinder um Hilfe und bekamen damit auch prompt eine Lösung:Wir trafen uns zur „Fragen-und-Antworten-AG“!

Es wählten sich drei Mädchen und fünf Jungen im Alter von 4,7 bis 6,5 Jahren ein. Ein Junge der Gruppe war muslimischen Glaubens.

Die Durchführung

Abgestimmte Gesprächs-RegelnBei dem ersten Treffen verabredeten die Kinder mit-einander Regeln für das „Fragen und Antworten“:

• Wir haben Zeit und geben Zeit.• Jeder darf ausreden, wir hören aufeinander.• Jeder kann erzählen, was er denkt.• Es gibt kein Richtig oder Falsch, kein Gut oder

Schlecht.• Keiner weiß genau, wie es ist.• Wir suchen Antworten und jeder kann für sich die

beste aussuchen.• Man kann erzählen, darf aber auch nur zuhören.• Wer etwas sagen möchte, hebt die Hand.• Wir haben Spaß, spielen zusammen und machen

uns zusammen Gedanken.• Wir lachen nicht über andere.

Die verabredeten Regeln waren den Kindern wichtig und sie achteten selbst auf deren Einhaltung.

Die AG-Treffen, grundsätzlichZu Beginn eines jeden AG-Treffens setzten wir einen inhaltlichen Impuls. Besonders Erfahrungen und Erlebnisse in der Natur regten die Kinder zu eigenen Überlegungen und Beiträgen an (Bachlauferkundung, Baumkronenbetrachtung, Himmelsbeobachtungen).Das jeweils anschließende, gemeinsame Gespräch leiteten wir häufig mit einem „brainstorming“ ein. Dabei trugen wir zunächst alle möglichen Fragestel-lungen zu dem Impulsthema zusammen, um dann eine Frage auszuwählen und intensiv zu besprechen. Spannend und bereichernd war auch der interreli-giöse und interkulturelle Aspekt der Diskussion, der durch die Teilnahme des türkischen Jungen einge-bracht wurde.

Die Kinder widmeten sich dem Thema und der Frage-stellung fast immer mit Ruhe und einer Überlegtheit, wie sie im Alltag der Kindergruppen sonst oft nicht üblich ist. Der Gesprächsverlauf war nie planbar und ging oft in eine unerwartete Richtung.Die Kinder zeigten sich sensibel für Sinnfragen, so-dass manche Gespräche von vorneherein eine philo-sophisch-theologische Ausrichtung hatten. Andere Treffen waren eher von naturwissenschaftlichen Fragen geprägt.In meinem Verständnis als Moderation war mir wich-tig, dass es inhaltlich nicht um Wissensvermittlung ging und die Kinder nicht belehrt werden sollten. Vielmehr versuchte ich• flexibel und offen für ihre Gedankengänge zu sein;• sie im Gespräch zu unterstützen und nicht zu blo-

ckieren;• das Gespräch auf Augenhöhe zu führen;• den Gesprächsgang so zu strukturieren, dass sie bei

ihrem Thema bleiben konnten und nicht zu stark abschweiften.

Gutes Einfühlungsvermögen ist noch einmal am Ende der Gespräche verlangt. Es gibt häufig keine abschlie-

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ßenden Antworten und es gilt zu erfassen, wann jedes Kind mit seinen Bedürfnissen und Auffassungen genug Raum bekommen hat, die Gedanken in der Gruppe für heute erschöpft sind und ein Schlusspunkt gesetzt werden kann.

Die AG-Treffen, exemplarischBachlauferkundungWir machen eine gemeinsame Wanderung zum na-hen Bach. Die Kinder entdecken sofort, dass der Bach nur wenig Wasser führt. Sie beobachten Schnecken und Libellen, aber ihre wesentliche Frage ist, wo das Wasser denn geblieben sei. Schon auf dem Rückweg diskutieren sie intensiv darüber.Im Kindergarten setzen wir das Gespräch fort. Frage:Wie wichtig ist Wasser für unser Leben? Und was passiert, wenn es fehlt?

GesprächsauszugM: „In Afrika gibt es gar kein Wasser. Gott hat uns das Wasser geschenkt und den Afrikanern den Sand.“L: „Aber Gott kann das alles gar nicht tragen!“K. „Doch, Gott hat alles gemacht.“C: „Nein, die Claudia ( Mutter) hat mich gemacht.“A: „Allah ist so groß bis in die Türkei, der hat alles gemacht.“L: „Josef war Jesus Vater, aber Gott hat mit allem zu tun.“

BaumkronenbetrachtungWir treffen uns im Garten der Kindertageseinrich-tung. Jedes Kind sucht sich einen Lieblingsbaum aus, legt sich darunter ins Gras und schaut in die Krone. Einige Kinder legen sich gemeinsam unter einen Baum und kommen ins Gespräch. Nach einigen Minuten wechseln die Kinder die Plätze. Sie nehmen so nacheinander drei verschiedene Bäume wahr.

Im Kindergarten setzen wir unser Gespräch fort. Frage: Was habt Ihr gesehen? Und was beschäftigt Euch jetzt?

GesprächsauszügeF: „Mein Lieblingsbaum ist der Ahorn.“L: „Die Bäume sind toll grün.“M: „Wie werden die Bäume alt?“A: „Wie können sie wachsen?“B: „Was haben die Bäume schon gesehen?“M: „Meinen Papa, denn der war auch schon hier im Kindergarten!“C: „Haben die Schnecken Angst, wenn sie ganz oben im Baum sitzen?“I: „Sind Tiere nützlich?“T: „Fliegen sind nützlich, die tun doch keinem etwas.“

HimmelsbetrachtungWir treffen uns im Garten der Kindertageseinrichtung. Die Kinder gehen zu zweit durch den Garten und beobachten über kleine Handspiegel den Himmel, der an diesem Tag mit schnell ziehenden Wolken bedeckt ist. Sie sehen ständig wechselnde Bilder, die sie völlig unterschiedlich deuten. Sie sehen Hexen, Riesen ... Die Kinder möchten sich dann noch einmal alleine mit dem Spiegel ausprobieren und wechseln sich ab.Anschließend findet ein Gespräch über die Fantasie-bilder statt.

GesprächsauszugM: „Die Flugzeuge fliegen im Himmel, aber wir können sie manchmal nicht sehen.“C: „Gott ist aber auch da oben.“A: „Und mein Papa auch! Wir haben es gut, mein Papa ist im Himmel und passt auf uns auf!“ (A’s Vater ist vor zwei Jahren tödlich verunglückt).M: „Aber nur die Seele ist im Himmel.“T: „Was ist die Seele?“L: „Wenn einer stirbt, ist der Körper im Grab und die Seele im Himmel.“M: „Alle Seelen fliegen in den Himmel und sind dann bei Gott. Deshalb ist Gott so groß.“

Weitere Ideen für EinstiegsimpulseBildbetrachtungenEs können Fotos, Postkarten, Kalenderblätter oder Ausdrucke aus dem Internet sein. Interessant ist es,

Theologisieren und Philosophieren mit Kindern

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mit Beispielen der klassischen Kunst aus unterschied-lichen Epochen zu arbeiten.

Rollenspiele/AnspieleBesonders geeignet, um Ausdrucksmöglichkeiten für Gefühle zu finden und darüber ins Gespräch zu kommen.(Beispiel: „Wie bin ich, wenn ich wütend bin?“ und „Was ist das Gegenteil von wütend?“)

Rätsel Kleinen Kindern fällt es oft noch schwer, Doppeldeu-tigkeiten und Abstraktionen zu verstehen. Rätsel-aufgaben können ihnen helfen, einen gedanklichen Zugang zur symbolischen Dimension eines Begriffs zu finden.

Geschichten, TexteThemen, die einzelne Kinder oder die ganze Gruppe aktuell beschäftigen, können über bewusst ausge-wählte biblische Geschichten, Bilderbücher, Gedichte oder auch Gebetstexte angesprochen werden.(Fragen z. B. zu Freundschaft, Streit, Zuhören und Verstehen ...)

Die Reflexion des Projektverlaufs

Die Kinder genossen sichtlich die Erfahrung, mit ihren Fragen und Antworten ernst genommen zu werden – sowohl innerhalb der Kindergruppe als auch von mir. Mit der Zeit war spürbar, dass unsere Beziehungen intensiver wurden.Den beschriebenen Zielen konnten wir uns Schritt für Schritt nähern und verfolgen sie weiter. Unsere Leit-idee war, dass man philosophische Gespräche immer wieder üben muss, so wie man auch das Sprechen durch sprechen lernt. Wir werden die „Fragen-und Antworten-AG“ deshalb fortsetzen und im Rahmen anderer Projekte wieder anbieten. Wir stehen am Anfang und lassen uns gespannt auf den weiteren Prozess ein.

Ich habe erfahren können, dass ein philosophisches Gespräch mit den Kindern ein echtes Highlight sein kann und tiefgehende Gedankenanstöße gibt. Aberdie Erwartungen dürfen nicht zu hoch geschraubtund ein Gespräch nicht erzwungen werden. Ich wusste nie, wohin die Reise heute geht.

Eveline Leiter-Bublitz

Kontakt

Evangelische KindertagesstätteSchlippental 3936251 Bad HersfeldTel.: 06621 / 7 19 29E-Mail: [email protected]

Theologisieren und Philosophieren mit Kindern

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Das Gleichnis vom verlorenen Schaf

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Zur Methode 49

Erzählen

In der Bibel werden uns die Erfahrungen von Men-schen mit Gott überwiegend in der Form von Erzäh-lungen überliefert. Erzählt wird von den Erfahrungen des Gottesvolkes Israel mit seinem Gott. In den Er-zählungen über Jesus erfahren wir, wie er Menschen begegnet. Wir erleben ihn in den Gleichnissen als Geschichtenerzähler. Auf diesen Schatz greift das Christentum zurück. Es versteht sich als Erzähl-gemeinschaft, die auf die sinn- und gemeinschaft-stiftende Kraft der biblischen Erzählung vertraut. Daher kann die religionspädagogische Arbeit auf das Erzählen nicht verzichten. Mit der Erzählung können größere Zusammenhänge dargestellt werden, durch entsprechende Dramatisierung fördert sie eine in-tensive Wahrnehmung und ermöglicht (personal vermittelte) Kommunikation.

Ob man sich eher der textgetreuen Erzählung im Sinne von Dietrich Steinwede1 anschließen oder eher eine Erzählform wählen sollte, die Raum für Fantasie und Interpretation gibt, wie Walter Neidhart2 meint, ist eine bis heute letztlich nicht entschiedene Debatte.Der hier vorgestellte Entwurf lehnt sich an den Ansatz von Frieder Harz3 an. Sein Anliegen ist es, im Anschluss an Eric Eriksons Entwicklungspsychologie, Entwick-lungsaufgaben und Themen von Kindern und Jugend-lichen zu identifizieren, um sie durch das Erzählen aufzugreifen und zu bearbeiten. Den Hörern und Hörerinnen der Erzählung wird die Möglichkeit der Identifikation gegeben. Sie setzen sich mit Gefühlen, Wertvorstellungen, konflikthaften Situationen aus-einander, die sie zu einer Stellungnahme oder Ent-scheidung herausfordern. Eigene Lebensmuster

1 Vgl. Steinwede, Dietrich: Was ich gesehen habe – Bibelerzählungen für Kinder, V&R 1980

2 Vgl. Neidhart/Eggenberger: Erzählbuch zur Bibel – Theorie und Beispiele, Benziger/ Kaufmann 1975 3 S. Harz, Frieder: www.Frieder-Harz.de

können dadurch einer Überprüfung unterzogen werden. Die Erzählung lässt innere Bilder entstehen, gibt Orientierung, eröffnet Zukunft, lässt Hoffnung und stärkt damit die Identitätsbildung von Kindern und Jugendlichen. Mit dem verlorenen Schaf erleben sie die Freude des Gefundenwerdens, mit dem kleinen David besiegen sie den Riesen Goliath und entdecken, dass auch Kleine Chancen und Hoffnung haben. Auf diese Weise werden aus den biblischen Geschichten durch die Erzählung Vertrauens-, Mut- und Hoff-nungsgeschichten.

Wichtig ist dabei, dass der Erzähler/die Erzählerin von der Erzählung überzeugt ist und mit ihrer ganzen Person für sie einsteht. Dann wird die Erzählung auch die Hörerschaft fesseln. Dies setzt eine intensive Vor-bereitung voraus: Geografische, historische und kulturelle Zusammenhänge müssen geklärt werden; Schlüsselbegriffe und theologische Fragen müssen bearbeitet werden; die Erzählung muss detailliert vorbereitet werden, damit die Handlung anschaulich und übersichtlich dargestellt werden kann.

Sacherklärungen gehen am besten der Erzählung vor-aus, damit der Spannungsbogen (Eröffnung, Ereignis, Probleme und Lösungsversuche, Höhepunkt, Schluss) der Erzählung nicht zerstört wird. Bedeutsam ist es auch, eine geeignete Atmosphäre herzustellen.Dialoge, erzählte Gedanken und Gefühle, die nach-empfunden werden können, machen die Erzählung lebendig. Guter Blickkontakt nimmt die Reaktionen der Hörer/innen wahr, sodass beim weiteren Er-zählen unmittelbar darauf eingegangen werden kann. Kreative Aneignungen des Erzählten durch Malen, Rollenspiel etc. können sich anschließen.Altersgrenzen gibt es beim Erzählen nicht. Auch Erwachsene hören gern Erzählungen zu. Der Erzähl-stoff und die gewählte Thematik müssen jedoch zielgruppengerecht ausgewählt sein.

Das Gleichnis vom verlorenen SchafIch bin sicher. Ich bin gehalten. Ich kann nicht verloren gehen

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Die Ausgangssituation

Angeregt durch die Auseinandersetzung mit den Erzählmotiven biblischer Geschichten möchte ich den Kindern meiner Gruppe das Gleichnis vom verlorenen Schaf als Vertrauens- und Geborgenheitsgeschichte nahebringen. Mir ist es wichtig, sie in diesem Prozess auf einen spirituellen Weg einzuladen, und ich bin neugierig, wie sich die Kinder von drei bis sechs Jahren davon ansprechen lassen.

Die Planung

ZieleKinder können• einen liebenden Gott und den (guten) Hirten als

zentrale Symbolfigur der Bibel kennenlernen;• Vertrauenserfahrungen als ein Grundthema

der Bibel erfahren und sich eigene Vertrauens- erfahrungen bewusst machen;

• ihre Einzigartigkeit wahrnehmen und ihre Indi- vidualität spüren;

• für die Bewältigung schwieriger Lebenssituationen gestärkt werden;

• Fehlerfreundlichkeit und eine Kultur des Verzeihens modellhaft erfahren.

Inhaltliche und methodische SchritteIch ermögliche den Kindern zunächst die Identifi-kation mit dem Schaf. Dazu gebe ich Informationen und vermittle notwendige Kenntnisse, sodass diese Perspektive sicher eingenommen werden kann.4

Mit der Erschließung der biblischen Geschichte knüpfe ich an der Erfahrungswelt der Kinder an und arbeite das Vertrauensmotiv sowohl in hinführenden Schritten wie in der Präsentation deutlich heraus. Entsprechend den Vorüberlegungen erzähle ich die Geschichte aus der Perspektive des Schafs und erzähle frei.

4 Sachwissen über Schafe, Schafzucht und die historische Situation der Hirten zur Zeit Jesu

Ich gestalte Rahmen und Atmosphäre der medita-tiven Treffen sehr bewusst, um den Kindern spirituelle Zugänge und eigenes Nachspüren zu ermöglichen.

Die Durchführung des Projektes

Erstes Treffen: Buchbetrachtung, Erfahrungen und Kenntnissebegrüssungslied

Eine gemeinsame Bild- und Bilderbuchbetrachtung steht im Mittelpunkt. Die Bilderbücher „Das Schaf“ und „Vom Schaf zur Wolle“5 geben einige grundle-gende Informationen über das Leben der Schafe in einer Schafherde und die Verarbeitung von Schaf-produkten. Ich ermutige die Kinder zu erzählen, was sie auf den Bildern sehen und welche Erlebnisse sie selbst schon mit Schafen hatten.Wir verabreden uns zu einem Besuch des Kreisjugend-hofes6, der eine Erlebnisführung zum Thema „Rund ums Schaf“ anbietet und regeln erste organisato-rische Details.

Zweites TreffenExkursion – Umweltpädagogisches Angebot „Rund ums Schaf“Der Kreisjugendhof unseres Landkreises bietet für Kindergartenkinder das umweltpädagogische Thema „Rund ums Schaf“ an. Die Kinder können dort spinnen, weben, filzen und auch Käse herstellen. Sie können Schaffelle und Wolle in ihrer Beschaffenheit wahrnehmen, Schafsmilch probieren und erspüren, wie arbeitsintensiv es ist, die Schafsprodukte für das tägliche Leben nutzbar zu machen.Die Kinder haben Freude am spielerischen Umgang mit den Materialien und dem, was sie hören, sehen und ausprobieren können. Es ist ein schöner, gemein-samer Ausflug für alle.Alternativ ist vielleicht der Besuch bei einem Schäfer und seiner Schafherde möglich. In vielen Regionen

5 Dubois/Brauner: Das Schaf. Thienemann, 2005. Kreide/Naber/Latorre: Das kreative Sachbuch Schaf (Lernmaterialien); ALS, 2004

6 Hier: Landkreis Hersfeld-Rotenburg

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf

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gibt es wieder Schafherden, die wie früher auf der Suche nach Futter weiterziehen. Dort hätten wir sehen und wahrnehmen können,• wie die Schafherde sich in verschiedenen Situa-

tionen verhält;• wie die Schafe gemütlich fressen und zusammen-

rücken;• wie sie die Grenzen ausloten, bis der Hütehund sie

wieder zurückholt;• wie der Schäfer sich verhält und welche Aufgaben

er hat.

Das Spüren, das Riechen, das Wahrnehmen der Tierherde mit allen Sinnen ist den Kindern auch hier möglich. Der Schäfer kann viel über die Schafhaltung erzählen.Dieses Angebot ist auch als Familienausflug mit Kin-dern und Eltern planbar.

Drittes Treffen: Das Leben der Hirten zur Zeit Jesu; BilderWir sprechen über unseren Ausflug und tragen noch einmal zusammen, was wir in den letzten Tagen er-lebt und über Schafe und Schafhirten gelernt haben.Nun führe ich ein, wie Hirten und Schafe früher, zur Zeit Jesu im alten Israel, gelebt haben:„Das Land war sehr karg und trocken, der Hirte sorgte dafür, dass die Schafe Futter und Wasser bekamen. Er ging mit ihnen oft weite und gefährliche Strecken, durch unwegsames Gebiet, um gutes Weideland und Wasser für seine Schafe zu finden.Der Hirte lebte mit seinen Schafen zusammen. Er war immer für sie da, bewahrte sie vor Gefahren, führte sie und wies ihnen den richtigen Weg.Er kannte seine Schafe. Die Schafe kannten ihren Hirten und fühlten sich bei ihm in Sicherheit.“Ich habe Bilder mitgebracht, die die karge Landschaft und die Bauern in der landestypischen Kleidung zeigen7. Mir ist wichtig, dass die Kinder erspüren, wie eng die Beziehung zwischen den Tieren und dem Hirten und wie eng die Verknüpfung ihres Lebens war.

7 Siehe: lokale und kirchliche Medienzentralen. EKKW: www.medienzentrale-kassel.de

Viertes Treffen: Das Leben der Hirten zur Zeit Jesu; eine GeschichteHeute will ich den Kindern eine Geschichte erzählen, die sich zur Zeit Jesu und in der Gegend zugetragen hat, wo Jesus lebte. Ich erzähle frei und veranschauli-che die Geschichte durch Bilder aus einer Erzählbibel8 und weiteren Bildern aus Zeitschriften:

„Das ist der Hirte, wie könnten wir ihn nennen?Er lebte zur selben Zeit und im selben Land wie Jesus und hütete dort seine Schafe. Von seinem Leben möchte ich euch etwas erzählen.Der Hirte ging jeden Tag mit seinen Tieren auf die Weide und er führte sie zur Tränke. In dem Land, in dem Jesus lebte, war es sehr trocken. Es gab wenig Wasser und wenig Gras.Der Hirte war immer auf der Suche nach Nahrung und Wasser für seine Herde. Er wusste, wo es saftige und grüne Kräuter und Gräser gab, die seine Schafe so gern mochten. Er wusste auch, wo sie Wasser zum Trinken finden konnten. Und oft führte er sie auf dem Weg zur Tränke oder zu neuem Weideland über mühsame Pfade und an schroffen Abgründen entlang.Aber er kannte sich gut aus, er führte seine Schafe im-mer sicher zu neuem Weideland. Er liebte seine Tiere. Er sorgte gut für sie.Die Schafe lebten in einem Schafstall, der von einer losen Steinmauer umgeben war. Oder der Hirte trieb sie abends in eine aus Steinwällen gebaute „Hürde“.Er schlief vor der Tür, denn er musste gut aufpassen, dass der Herde nichts geschah.Manchmal kletterten Diebe über die Mauer, um Tiere zu stehlen. Aber der gute Hirte war wachsam und vertrieb die Diebe.Der Hirte ging dann zu seinen Schafen, er streichelte sie, sprach ganz sanft mit ihnen und beruhigte sie. Die Schafe wurden ruhig, denn sie kannten seine Stimme und sie vertrauten ihm. Sie wussten, dass er gut für sie sorgt, dass sie sicher bei ihm sind.Wenn der Hirte mit seiner Schafherde unterwegs war, konnte es passieren, dass ein wildes Tier kam, um sich

8 Z. B. Neukirchener Kinder-Bibel, Neukirchen, 14. Aufl., 2003

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf

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ein Schaf zu holen. Der gute Hirte aber verteidigte seine Herde mit seinem Stab oder einer Keule oder einem Speer. Manchmal war es sicher ein Kampf um Leben und Tod. Aber unser Hirte war stark und mutig, er beschützte seine Tiere. Er gab ihnen Sicherheit und das spürten seine Tiere.“

Im anschließenden Gespräch tauschten wir uns über Fragen aus, wie:• Wofür sorgte der Hirte?• Wie schaffte er das?• Wovor musste er seine Herde schützen?• Wo verbrachten die Tiere ihre Nächte, und wo war

da der Hirte?• Wann war der Hirte für seine Schafe da?

Die Kinder waren sehr bei der Sache und erzählten nach, was sie in der Geschichte dazu gehört hatten.

Fünftes Treffen: Imaginationsübungen mit Lege-bildernÜber die „Imaginationsübungen“ möchte ich in den Kindern die Erlebnisse und Erfahrungen von• Wiesen und Weiden,• Bach, Quelle und Tränke,• Berg, Schlucht und Tal,• Schafstall, Mauern und Hürdenansprechen. Die Kinder können sie sich neu ins Bewusstsein rufen und differenziert wahrnehmen. Das Bild von einem guten Hirten, der seine Schafe versorgt, sie beschützt und ihnen den richtigen Weg weist, kann so vertieft werden.

Ich lege Lege-Materialien bereit: Grüne, blaue, braune und schwarze Tücher, ein Springseil, Tannenzapfen, Steine, bunte Perlen, Korb mit gestrickten Schafen, Hirtenfigur, Kerze.Die Kinder entfalten reihum das grüne Tuch und legen es in die Mitte. Es soll für heute unsere Wiese sein.Die Kinder schließen die Augen, ich beginne mit der Imaginationsübung. Nach jedem „Bild“ öffnen die Kinder die Augen und können erzählen, was sie sich vorgestellt und gesehen haben. Mit den Materialien

lassen wir, den Bildern folgend, gemeinsam nach und nach ein Bodenbild entstehen.

Ich führe die Kinder gedanklich auf diese Wiese.Wir gehen über eine Wiese.Wir spüren die Grasspitzen.Wir sehen Tautropfen an den Grashalmen.Wir sehen bunte Blumen auf der Wiese.Wir sehen, wie der Wind über die Grashalme streicht.Wir sehen kleine Tiere im Gras krabbeln.Wir sehen eine Weide.Wir sehen, wie Schafe im Gras weiden.

Jetzt führe ich die Kinder gedanklich zu einer Wasser-stelle.Wir sehen, wie Wasser aus der Erde quillt.Wir spüren Wassertropfen auf der Hand.Wir sehen, wie sich ein kleiner Bach durch die Wiese schlängelt.Wir hören ihn plätschern.Wir schöpfen Wasser mit den Händen.

Nun kommen wir zu den Bergen.Wir steigen auf einen Berg.Wir sehen ein Tal.Wir sehen einen Abgrund - die Schlucht.Wir sehen den schmalen Weg, der hinauf- und hinunterführt.Wir steigen vorsichtig wieder hinunter.

Wir erreichen den Schafstall.Wir sehen einen Steinwall und einen Schafstall.Wir sehen viele Schafe in der Hürde.Wir hören sie leise blöken.Wir streicheln sie.Wir sehen den Hirten.Er liegt vor der Tür.Wir spüren die Ruhe und den Frieden in der Herde.

Anschließend wird das Bild von Wiese, Blumen, Bäumen, Quellen, Bach, Bergen, Schlucht, Hürde und Schafstall mit vielfältigen Materialien von den Kindern weiter ausgelegt und gestaltet.

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf

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Die Kinder setzen sich wieder in den Kreis und kön-nen kommentieren, was sie gelegt haben. Jedes Kind kann noch ein Schaf an einen Platz stellen, der ihm entspricht.Für ein Kind ist noch ein Hirte da. Es hält ihn in seiner Hand.„Dieser Hirte gehört zu den Schafen. Er ist ein guter Hirte und er spricht: ,Ich bin ein guter Hirte, ich kenne alle meine Schafe.‘

Die Hirtenfigur wird nun von Hand zu Hand weiter-gegeben. Ich ermuntere die Kinder auszusprechen, was sie selbst als guter Hirte gerne für ihre Schafe tun würden.Die Aussage beginnt immer mit: „Ich bin ein guter Hirte, ich …“

Das Spiel wird im Kreis gespielt, sodass jedes Kind den Hirten in der Hand gehalten und – wenn es möchte – ausgesprochen hat, was es gerne für seine Herde tun würde. Der Hirte wird abschließend zu den Schafen gestellt.Zum Schluss bilden wir einen Kreis um die gestaltete Mitte, schauen sie noch einmal bewusst an und im Kreis laufend singen wir: „ameni, ameni, amen, amen, amen.“9

An diesem Tag lade ich alle Kinder der Kindergarten-gruppe zum Abschlusskreis ein und die „Projekt-Kin-der“ erzählen den anderen, was sie heute erfahren, erlebt und ausgelegt haben. In unserem Haus können wir dazu im Nachbargebäude eine sehr alte Kapelle nutzen, was dem Treffen noch einmal einen beson-deren Rahmen verleiht.

Sechstes Treffen: Das Gleichnis vom verlorenen SchafIch möchte den Kindern das Gleichnis vom verlorenen Schaf frei erzählen und habe mich dabei methodisch an dem Ansatz von Frieder Harz orientiert.Ich wähle die Erzählperspektive des kleinen Schafs, gliedere die Geschichte in fünf Szenen und achte dabei auf die Gestaltung des Spannungsbogens.

9 Quelle unbekannt

Abschließend möchte ich die Freude über den guten Ausgang in ein Lied münden lassen.

Die Kinder sind wieder in die Kapelle eingeladen, wo wir im engen „Kissenkreis“ zusammensitzen. Ich achte auf eine emotional warme und ruhige Erzähl-atmosphäre.Zum Zeichen, dass jetzt alle da und angekommen sind, singen wir das Lied:„ich bin da.“ In die Mitte des Kreises wird die Jesuskerze auf ein grünes Tuch gestellt und angezündet: „Ich erzähle Euch heute eine Geschichte, die in der Bibel steht. Jesus hat sie erzählt. Jesus hat den Menschen viele Geschichten erzählt. Er wollte mit den Geschichten den Menschen etwas über Gott sagen.“

Unsere heutige Geschichte ist die Geschichte vom verlorenen Schaf.Unser kleines Schaf fühlt sich in seiner Herde sehr wohl. Es macht ihm Spaß, mit den anderen zu spielen, mit ihnen nach würzigen Kräutern Ausschau zu halten, mit ihnen um die Wette zu hüpfen, neue Entdeckungen zu machen.Es kann auch seine eigenen Wege gehen, wenn es seine Ruhe haben möchte. Der Hirte ist groß, da kann es ihn immer sehen. Und schließlich ist das Blöken der anderen Tiere noch weit zu hören. Auch wenn es sich etwas entfernt, so bleiben Hirte und Herde trotzdem nahe. Aber das kleine Schaf weiß auch, dass der Hirte es ermahnt hat: „Vergewissert euch immer, dass ich noch da bin! Lauft nicht alleine weg!“ (1)Unser Schaf sucht nach Gräsern und Kräutern. Es gibt da wahrlich Leckerbissen – aber die muss man vor den anderen finden. Diese Leckerbissen locken unser Schaf richtig zum Weitersuchen. Hierhin und dorthin hüpft es – und noch ein paar Hüpfer weiter – und da drüben sieht es noch Kräuter und da, zwischen den Gräsern, haben sich auch noch welche versteckt. Endlich hat das Schaf genug. Es hebt den Kopf, um nach den anderen zu sehen – aber die sind weg. Es spitzt die Ohren, aber es hört keinen Ton von der Herde. Es rennt hierhin und dahin – aber die Herde ist und bleibt verschwunden. (2)Angst steigt in dem Schaf auf. Es rennt schneller hin

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf

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und her. Von einer Bodenwelle zu einem Hügel und zum nächsten Hügel – und immer wieder denkt es: „Hinter dem nächsten Hügel, da müssen die anderen sein.“Aber nichts ist zu sehen. Alles ist fremd und das Schaf denkt sich. „Hier bin ich noch nie gewesen.“ Bald ist es müde vom Rennen und Rufen. Aber sein Herz klopft ganz laut vor Angst. Was soll es nur tun? „Wäre ich doch nur bei den anderen geblieben!“, denkt es sich „Die dummen Gräser haben mich von den anderen fortge-lockt. Wie gut haben es jetzt die anderen. Die sind nicht so allein wie ich.“ (3)

Auf einmal durchfährt ein Schreck das Schaf. „Merken die anderen denn überhaupt, dass ich nicht mehr da bin? Merkt denn mein Hirte überhaupt, dass ich weg-gelaufen bin? Vielleicht ziehen sie weiter und wissen gar nicht, dass ich verschwunden bin.“ Bei diesem Gedanken fühlt das Schaf, wie schrecklich das Allein-sein ist. Nein, es weiß, wie aufmerksam der Hirte ist. Vielleicht sucht er ja schon nach ihm. Hoffentlich ist er schon unterwegs. Der Hirte kann mich ja gar nicht suchen, er muss ja bei der Herde bleiben. Ich muss warten, bis alle versorgt sind. Das kann lange dauern. Erst dann kann er sich auf den Weg machen. Das Schaf ruft ganz laut, damit der Hirte es hören kann. Und das ist auch das Beste, was es tun kann. So wird der Hirte es sicher bald finden! So sehr sich das Schaf auch auf den Hirten freut, es hat auch ein bisschen Angst vor ihm. Oft genug hat er seine Schafe ermahnt, nicht alleine weg-zulaufen! „Wahrscheinlich ist er jetzt schrecklich böse auf mich“, denkt es. „Wahrscheinlich ist es ihm lästig mich zu suchen. Hoffentlich schimpft er mich nicht so sehr!“ Immer wieder horcht das Schaf. (4)

Und da – war da nicht von Weitem eine Stimme zu hö-ren? Das Schaf ruft jetzt so laut es kann. Und – es hört eine Antwort! Es ist die Stimme des Hirten! Und die kommt immer näher und näher. Jetzt hüpft das Schaf vor Freude. Es kann es kaum erwarten, bis der Hirte end-lich auftaucht. Wie gut, dass er endlich da ist. Und das Schaf denkt: „Lange hätte ich das nicht mehr ausgehal-ten.“ „Da bist du ja, du Ausreißer“, sagt der Hirte. Und das Schaf sagt: „Wie gut, dass du mich gefunden hast.“

Der Hirte merkt, wie müde das Schaf ist. Er nimmt es und er legt es auf seine Schultern. Das ist der ange-nehmste Platz auf der ganzen Welt. Das Schaf ist froh und glücklich. Es erzählt dem Hirten, wie allein es sich gefühlt hat und wie sehnsüchtig es auf sein Kommen gewartet hat. Wie groß seine Angst war, ob der Hirte überhaupt merkt, dass es fehlt. Und der Hirte sagt zu dem Schaf: „Weißt du, als du so viel Angst hattest, da war ich schon unterwegs. Ich bin von einem Hügel zum anderen gegangen und habe nach dir gerufen.Ich habe genau gewusst, dass ich dich finden werde!“ Das kleine Schaf fragt noch mal nach. „Als ich mich so allein gefühlt habe, da warst du wirklich schon unter-wegs zu mir? Nur wegen mir hast du dich auf den Weg gemacht?“ Und der Hirte bejahte das. Das Schaf spürt auf dem Rücken des Hirten immer noch seine große Angst, die es hatte – und es spürte zugleich die Freude, dass der Hirte auf dem Weg zu ihm war.

Das Schaf sagt zum Hirten und versucht ihm dabei ins Gesicht zu sehen: „Hast du dich nicht geärgert, als ich verschwunden war? Du hast uns ja so oft ermahnt, nicht allein wegzulaufen! Und du bist mir nicht böse?“ „Nein“, sagt der Hirte. „Danke, dass du mir nicht böse bist.“ „Ich bin froh, dass ich dich gefunden habe! Das ist das schönste Geschenk am heutigen Tag.“ „Und wenn die anderen mich dumm anreden?“, wendet das Schaf ein. „Wir feiern zusammen ein Fest“, sagt der Hirte, „ein Fest der Freude, dass wir dich wieder gefunden haben. Und alle sind dazu eingeladen.“ „Ich habe den besten Hirten auf der ganzen Welt!“, flüstert das Schaf und kuschelt sich einmal so richtig in die Schulter seines Hirten.“ (5)

Die Kinder kommentieren die Geschichte spontan mit kurzen Beiträgen. Ich lade zum Singen ein:gott, dafür will ich dir danke sagen,dass du in guten und schlechten tagen

neben mir stehst und bei mir bist,du bei mir bist, weil du mich liebst

wie du mich liebst, ohne zu fragen

mit meinem lied will ich danke sagen.“10

10 Quelle unbekannt

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf

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Ich bündele die Aussage der Geschichte:„Und wisst ihr, so wie das in der Geschichte zwischen dem guten Hirten und dem Schaf ist, so ist es auch zwischen Gott und den Menschen.Jesus sagt ‚So wie dieser Hirte mit seinen Schafen, so ist Gott mit den Menschen.‘ “

Er ist immer bei mir.Er lässt mich nicht im Stich.Er verzeiht mir, er ist mir nicht böse.Er freut sich über mich, so wie ich bin.Er liebt mich.Ich kann nicht verloren gehen.

Zum Schluss beten wir:wie der hirte sucht sein tier

sO suchst du, lieBer gOtt nach mir.ich Kann nicht verlOren gehen

gOtt, du wirst immer nach mir sehn.du trägst mich heim in deinem arm,da Bin ich frOh, da ist mir warm.amen

Siebtes Treffen: Unter Gottes SchutzEinen Tag später bringe ich den Kindern ein Bilder-buch mit11. Wir sitzen wieder im „Kissenkreis“, in der Mitte eine Kerze und ein kleines Schaf und betrachten gemeinsam die Bilder. Wir sprechen noch einmal über die Geschichte; die Kinder erzählen von den Gefühlen des Schafes und auch darüber, wie sie sich beim Zu-hören gefühlt haben.

Im weiteren Gespräch habe ich folgende Impulsfragen eingebracht:• Hast du dich auch schon einmal so traurig und

einsam gefühlt?• Was war da geschehen?• Wer, was hat dir geholfen?• Hast du Gott schon einmal um Hilfe gebeten?• Wann ist es dir wichtig, dass Gott auf dich aufpasst?

11 Schindler, Regine, Das verlorene Schaf, Kaufmann 2000

Die Kinder erzählen von ihren Erfahrungen.Ich möchte den Kindern den Weg eröffnen, sich Got-tes Schutz zu versichern, wenn sie sich wieder einmal einsam oder unglücklich fühlen, und ermutige sie, ein Gebet zu sprechen:„wir Können gOtt um seinen schutZ Bitten, wir Können mit ihm sPrechen, wenn wir Zu ihm Beten. das Kann man jederZeit tun, auch jetZt. wer gOtt um hilfe Bitten möchte, Kann das schäfchen in die hand nehmen und ein geBet sPrechen. die anderen hören einfach Zu. wenn dir im mOment nichts einfällt Oder du nicht Beten möchtest, dann giB das schaf einfach weiter.“

Viele Kinder formulieren eine Bitte, manche Kinder wiederholen einfach vorhergehende Bitten. Als Abschluss spreche ich die Worte:lieBer gOtt, ich Bitte dich:BeschütZe und Bewahre mich

In den darauf folgenden Wochen hat die Kinder das Thema weiterhin beschäftigt, sodass wir ihre Über-legungen und Fragen mit weiteren Vertiefungsange-boten aufgegriffen haben.

Christa Kempf

Kontakt

Evangelische KindertagesstätteSt.-Georg-Straße 1336199 RotenburgTel.: 06623 / 3363E-Mail: [email protected]

Das Gleichnis vom verlorenen Schaf

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Vernetzung Kita und Gemeinde

Die evangelische Kindertagesstätte ist ein integraler Teil der Kirchengemeinde und zugleich ein offenes Angebot für alle Kinder und Familien im Wohnumfeld. Kindertagesstätten sind ein Markenzeichen Evange-lischer Kirchengemeinden.

Bereits 2004 hat der Rat der EKD formuliert, dass Erzieherinnen und Erzieher nicht nur pädagogische Kompetenzen in die Gemeinde einbringen, sondern durch ihre exponierte Arbeit an der Nahtstelle von Kirche und Gesellschaft dazu beitragen, dass die Kirche nicht nur mit Pfarrerinnen oder Pfarrern identi-fiziert wird. Erzieherinnen und Erzieher verstehen sich als Mitarbeitende in der Gemeinde und müssen in die Kommunikation aller dort Tätigen einbezogen sein. Ihre Bereitschaft, die kirchliche Trägerschaft der Kin-dertagesstätte mit Leben zu füllen und nach außen zu vertreten, erfordert im Gegenzug die Begleitung und Unterstützung durch die Kirchengemeinde.1

1 Vgl. „Wo Glauben wächst und Leben sich entfaltet. Der Auftrag evangelischer Kindertageseinrichtungen“, Eine Erklärung des Rates der EKD. Gütersloher

Verlagshaus, 2004

Als Trägerqualität in diesem Sinne sind die gemein-schaftliche Verantwortung, die gemeinsame Erar-beitung einer Bildungskonzeption, regelmäßiger Austausch, die selbstverständliche Beteiligung der Erzieher und Eltern bei allen zur Entscheidung anstehenden Fragen sowie die Wahrnehmung der persönlichen Präsenz der Trägervertreter in der Kindertagesstätte anzustreben.

In der bewussten und aktiven Zusammenarbeit der Kindertagesstätte und der Kirchengemeinde liegen besondere Chancen für die Bildung der Kinder, aber auch für neue familien- und sozialraumorientierte Projekte und Aktivitäten. Die Kita als offener Raum, in dem Menschen die Kirche als Ort erfahrbarer Lebens- und dann oft auch Glaubenshilfe erleben, kann wesentlich zu einer zukunftsorientierten Gemeindeentwicklung beitragen und ein wichtiges Element einer lebendigen und vernetzten Gemeinde-arbeit sein.2 Die Anknüpfungspunkte sind vielfältig.

2 Vgl. „Engagement und Indifferenz. Kirchenmitgliedschaft als soziale Praxis.“ V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft. EKD, 2014

Zur Methode

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Die Ausgangssituation

Nach einer intensiven Auseinandersetzung mit dem religionspädagogischen Konzept unserer Einrichtung und mit den Inhalten und Methoden unserer religiö-sen Bildungsangebote begannen wir, die Zusammen-arbeit der Kindertagesstätte und der Kirchengemein-de zu reflektieren. Durch das Interesse der Kolleginnen und des Gemeindepfarrers als Trägervertreter wuchs die Idee, die Zusammenarbeit der Kindertagesstätte und der Kirchengemeinde zu intensivieren. Das Pro-jekt sollte den Rahmen dafür bieten, diesen Prozess anzustoßen.Unsere Kindertagesstätte liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Gemeindezentrum, in das auch der Kirchenraum der Gemeinde baulich integriert ist.

Die Planung

Unsere ZieleErreichen wollte ich• eine Profilstärkung unserer Kindertagesstätte

nach innen;• eine deutlichere Profilierung nach außen;• eine Sensibilisierung des Trägers (Pfarrer und

Kirchenvorstand) für die Chance und die Zukunfts- fähigkeit eines mit der Kita vernetzten Gemeinde- verständnisses;

• ein überarbeitetes und nachhaltiges Konzept der Zusammenarbeit von Gemeinde und Kita.

Parallel dazu wollte ich das Interesse und die Neugier der Kinder wecken: • für die Bedeutung unserer Kirche und unseres

Gemeindehauses, der Einrichtung, der Symbole ...;• für die Kontakte mit den Menschen, denen wir dort

begegnen können und die dort tätig sind.

Die inhaltliche und methodische PlanungIch erstellte eine Prozessskizze und plante die an-stehenden Schritte:• Klärung der Anknüpfungspunkte und Anlässe, über

die ich mit dem Pfarrer, dem Kirchenvorstand, weiteren Mitarbeitern der Kirche, der Kita-Leitung, dem Kita-Team, den Eltern und Gemeindemit- gliedern über das Thema in Kontakt kommen kann

• Erste Gespräche über die Idee, die Ziele mit Ver- tretern der beteiligten Gruppen

• Erarbeitung der konkreten Umsetzung, jeweils mit dem Kirchenvorstand und im Kita-Team

• Information und Abstimmung im Elternbeirat• Planung der inhaltlichen Einheiten mit Kindern,

Eltern und Gemeinde• Zeitlich parallele Umsetzung von Aktionen auf

unterschiedlichen Ebenen

Erste Kontakte und Verabredungen für eine gestärkte ZusammenarbeitIn enger Abstimmung mit der Leitung der Kita und dem Gemeindepfarrer fanden folgende Aktionen statt:

Besuch der Kirchenvorstandssitzung (KV)Wichtig war mir, den KV zunächst auf die pädago-gische Arbeit mit Kindern im Vorschulbereich einzu-stimmen. Ich wählte deshalb als Einstieg eine kleine Andacht, in der ich „Jesus segnet die Kinder“ in einer Fassung erzählte, wie ich sie unseren jüngsten Kindern vorstellen würde.Ich erläuterte die Intention und die Ziele meines Pro-jektes und begründete, wie die Gemeinde aus Sicht der Kita von einer bewussteren Wahrnehmung ihrer Arbeit und einer stärkeren Vernetzung von Kita und Gemeinde profitieren kann.

Um die zukünftige Gestaltung einer Zusammenarbeit zu konkretisieren, brachte ich drei Fragen ein:• Was wünsche ich mir von der Kita in Verbindung

zur Kirche?• Welche praktischen Ideen habe ich für die

Zusammenarbeit?

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• Welchen kleinen „Einsätze“ könnten angeboten werden, um Gemeindemitglieder in die Kitaarbeit zu integrieren?

Mit den Rückmeldungen wurde mir Unterstützung dafür zugesagt, den Kindern die Kirche und das Ge-meindeleben besser bekannt zu machen. Die Mitglie-der des Kirchenvorstands zeigten Interesse daran, re-gelmäßig von den Aktivitäten der Kinder zu erfahren; im Gemeindebrief soll die Arbeit der Kita regelmäßig präsentiert werden.Eine konkrete Zusammenarbeit wurde von KV-Mit-gliedern im Bereich von Gottesdiensten (z. B. Tauf-gottesdienst, Krabbelgottesdienst, Gottesdienste zur Begleitung der Übergänge) und Andachten (z. B. Monatsandachten) ebenso zugesagt wie auch bei Festen (Sommerfest, Gemeindefest).Auch einen persönlichen Einsatz im Kindergarten boten einzelne Kirchenvorstände an und wollten sich dabei mit ihren persönlichen Fähigkeiten/Interessen oder beruflichen Kompetenzen einbringen.Gewünscht wurde auch die Zusammenarbeit der Kinder mit der Küsterin (z. B. Gestaltung der Kirche), den Verantwortlichen des Gemeindebriefs (z. B. Ge-staltung einer Kita-Seite), dem Organisten (z. B. Orgel-führung).Letztlich nahmen wir die bestehenden Vorlese- und Singpatenschaften oder zukünftig planbare Aktionen, wie z. B. Treffen mit anderen Gemeindegruppen, Ausflüge und Aktivitäten mit den Kindern in der Kita, in den Blick.

Team-SitzungHier verabredeten wir als inhaltlichen Einstieg zum Thema „christliches Profil“ die Reflexion unserer religionspädagogischen Praxis am Beispiel der Gebete und der Symbole.

Dann fragte ich auch hier:• Was wünsche ich mir von Träger und Kirchen-

vorstand in der Verbindung mit der Kita?• Welche praktischen Ideen habe ich für die

Zusammenarbeit?

• Welche kleinen „Einsätze“ könnten angeboten werden, um Gemeindemitglieder in die Kitaarbeit zu integrieren?

Es zeigte sich, dass alle Kolleginnen an dauerhaften und nachhaltigen Angeboten des Kirchenvorstands/ der Kirchenvorstandsmitglieder oder an gemeinsa-men Aktionen interessiert waren. Ein stärkeres Inte-resse der Gemeinde an der Arbeit in der Kita wurde begrüßt und der Hoffnung Ausdruck gegeben, dass mit Gemeindemitgliedern auch mehr Männer in der Kita aktiv werden könnten.Auch im Team wurden Feste, Gottesdienste und Andachten als nahe liegende Handlungsfelder der Zusammenarbeit beschrieben. Mitbedacht wurden aber auch Angebote wie die Vermittlung biblischer Geschichten, das Philosophieren mit Kindern oder Meditationen.Der Wunsch nach Kontakten zu dem Organisten, der Küsterin und einem verstärkten Engagement bei Aktivitäten in unserem Haus deckten sich mit den Nennungen der KV-Mitglieder.Übereinstimmende Aussagen gab es auch darüber, dass die Stärken und Kompetenzen von Gemeinde-gliedern genutzt werden sollten.

Neue gemeinsame Angebote für und mit Kindern• Das Ostergeschehen, das Himmelfahrtsfest und

die Pfingstgeschichte mit Kindern erschließen und über die Symbole in unserer Kirche vertiefen (Kirchenraumerkundung mit dem Gemeindepfarrer)

• Jeweils eingebettet in das gleiche Ritual (Kerze, Lied, Geschichte, Lied, Aktion/ Impuls, Gebet und Segen) erschließen wir in der Kita die Geschichten. Ebenfalls in einen festen Rahmen (Anzünden der Osterkerze, Lied, Psalm und Segen im Abschluss-kreis) sind die Einheiten des Pfarrers in der Kirche eingebunden.

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Weitere Aktionen und Verabredungen• ein gemeinsames Sommerfest der Kita und der

Kirchengemeinde• eine Andacht für Eltern und Kinder am Morgen nach

der „Schulkind-Übernachtung“ in Zusammenarbeit mit der Vikarin der Gemeinde

• eine Andacht für alle Kinder zum Abschluss des Kindergartenjahres in der Kirche

• ein Mitmach-Projekt „Elektro“: Ein Kirchenvorstand baute an zwei Nachmittagen mit den Kindern Taschenlampen

• ein Elternabend zum Thema: „Die religionspäda- gogische Arbeit in unserem Haus“

• eine Elternarbeit zum Thema „Kindergesundheit“ unter Mitarbeit eines Arztes aus dem Kirchenvor-stand

• ein Begrüßungsgottesdienst zu Beginn des neuen Kindergartenjahres

• das Laternenfest beginnt in diesem Jahr in der Kirche und bezieht die Kirchengemeinde mit ein

• die Kinder erarbeiten ein Weihnachtsspiel, das von einem KV-Mitglied geschrieben wurde

Reflexion des Projektverlaufs

Die Arbeit am Projekt war intensiv und vielseitig. Die Einbeziehung der vielen verschiedenen Gruppen und Personen erforderte einerseits gute Planung, anderer-seits aber auch Flexibilität und Spontanität.Der Anfang für eine intensivere Zusammenarbeit ist gemacht und die Sammlung der Einsatzfelder und -wünsche zeigt den weiteren Weg.Eine neue Sensibilität für die Schnittstellen von Kita und Gemeinde ist entstanden und ein Fundament für die Zusammenarbeit geschaffen. Erste konkrete

Aktionen haben stattgefunden; hier ist eine weitere Begleitung des Prozesses nötig.Innerhalb des Kita-Teams ist ein neues Bewusstsein für das christliche Profil der Einrichtung und die kirchliche Trägerschaft entstanden und hat ein neues Gemeinschaftsgefühl befördert. Die intensivierte Zusammenarbeit mit dem Pfarrer und Träger wollen wir fortführen.Für die Arbeit mit den Kindern ist die Verankerung von niederschwelligen Aktionen im normalen Alltags-ablauf hilfreich, um zu langwierige Planungen oder zu viele zusätzliche Termine zu vermeiden. Wieder-holungen und eine Rhythmisierung der Abläufe sind für den Wiedererkennungswert wichtig.Das Projekt ist wie ein Samenkorn, das in gut vor-bereitete Erde gelegt und mit allen zum Gedeihen nötigen Mitteln versorgt worden ist. Nun sind die ersten Keimblätter zu sehen und es kann sich weiter entwickeln. Ich würde mich freuen, wenn wir sein Wachstum weiterhin gemeinsam befördern.

Barbara Tratzik

Kontakt

Evangelische KindertagesstätteSchützenstraße 535096 Weimar-NiederweimarTel.: 06421 / 1683846E-Mail: [email protected]

Geschichte Symbol

Der Einzug in Jerusalem Aufgebaute Osterlandschaft

Das letzte Abendmahl von Jesus mit seinen Jüngern Abendmahlkelch und -teller

Die Verurteilung, Kreuzigung, Grablegung und Auferstehung von Jesus Kreuz, Osterkerze

Die Emmausjünger Afrikanischer Wandteppich

Die Pfingstgeschichte Taufbecken, Taufbaum

Adventskirche trifft Abenteuerland

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Komm, wir gehen Bibel spielen

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Jeux Dramatiques

„Spielend die Welt entdecken, lustvoll ernsthaft den inneren Spuren folgen,in bekannten und unbekannten Rollen erleben, was hinter den Dingen ist – das ist Jeux Drama-tiques.“(Heidi Frei)

Die Methode der Jeux Dramatiques – in Deutschland mit Ausdrucksspiel aus dem Erleben übersetzt –wurde um 1930 von dem französischen Theaterpäda-gogen Léon Chancerel als pädagogisch therapeuti-sches Rollenspiel erfunden. Heidi Frei, eine Schweizer Pädagogin, entwickelte die Methode weiter, die von ihr auch als „Theater ohne Theater“ bezeichnet wird. Seit ca. 40 Jahren wird sie in vielen Arbeitsfeldern für Kinder und Erwachsene eingesetzt.1

Zur Umsetzung der Methode braucht man Spiel-freude und als Spielleitung unbedingt eigene Spiel-erfahrung.Die Methode der Jeux Dramatiques beschreibt eine elementare Form, in Rollen zu schlüpfen und zu spie-len, ohne dass ein Text gelernt oder Spieltechniken geübt werden müssen. Während des eigentlichen Spiels sprechen die Spielenden nicht. Die Spielleitung begleitet es mit einem Text oder auch erzählend mit eigenen Worten. Als Texte eignen sich vor allem kurze, bilderreiche Geschichten, Märchen, biblische Texte, aber auch Gedichte und Lieder. Darüber hinaus gibt es freie, nicht an Text gebundene Spiele zu einem Thema (z. B. Frühling), einem Bild oder einem Musikstück auch ganz ohne begleitende Worte.Das Spiel braucht keine Bühne und keine Kostüme. Die Spielenden bauen und gestalten mit einfarbigen Tüchern, Bändern, Klammern, Tischen, Stühlen, Kar-

1 Frei, Heidi, Jeux Dramatiques mit Kindern, Zytglogge Verlag, 2007

tons und Polstern ihre Spielplätze nach eigenen Vorstellungen. Sie selbst verkleiden sich mit Tüchern verschiedener Größe, Farbe und Stoffqualität sowie Hüten, Schals, Gürteln, Schmuck und Handschuhen.2

Grundlegend für das Spiel sind die Spielregeln der Jeux Dramatiques. Sie beschreiben vor allem Erlaub-nisse, aber auch Grenzen:• Ich kann mir Zeit lassen, mit meiner Stimmung

in Kontakt zu kommen.• Ich suche mir die Rolle aus, die mich gerade

anspricht.• Ich spiele für mich selbst und nicht für andere.• Ich spiele so, wie ich mich jetzt fühle.• Ich respektiere den Freiraum meiner Mitspielenden.• Ich spiele nur, wenn ich will, ansonsten kann ich

einfach miterlebend dabei sein.• Ich analysiere, beurteile und bewerte mich selbst

und die anderen nicht.

Jede Spieleinheit beginnt mit einer Vorbereitungs-phase, in der die Spielleitung eine vertrauensvolle At-mosphäre in der Gruppe schafft und den Spielenden hilft, eigene Bezüge zum Thema der Spieleinheit zu entdecken. Das eigentliche Spiel wird im Rollenwahl-prozess vorbereitet. Hier wählen sich die Spielenden ihre Rolle selber aus und besprechen miteinander den sich daraus ergebenden Spielverlauf.Anschließend bauen sie die Spielplätze und schlüpfen in ihre Rollen. Bevor das Spiel beginnt, stellen sich alle an ihren jeweiligen Plätzen, in ihren Rollen und mit ihren Spielwünschen vor.Nach einem Moment der Ruhe und einem Klangzei-chen beginnt das Spiel. Die Spielleitung lässt genü-gend Zeit, damit sich das Spiel entwickeln kann. Sie begleitet es mit ihrer Aufmerksamkeit und oft auch mit eigenen Worten oder dem ausgewählten Text.

2 Seidl-Hofbauer, Jeux Dramatiques in der Grundschule, Brigg Verlag, 2009. Weiss, Gabriele, Wenn die roten Katzen tanzen, Lambertus Verlag 1999

63Zur Methode

Komm, wir gehen Bibel spielenBiblische Geschichten mit Jeux Dramatiques erfahrbar machenUlrike Havers-Dietrich

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Nach einem weiteren Klangzeichen endet das Spiel und die Gruppe trifft sich zum Nachgespräch. Hier ist Raum und Gelegenheit über eigene Erfahrungen und Gefühle im Spiel zu sprechen.Die Methode der Jeux Dramatiques regt vielfältige Entwicklungsprozesse bei Kindern und Erwachsenen an und fördert ihre Basiskompetenzen. Sie stärkt die innere Erlebnisfähigkeit der Spielenden und verlockt sie zu reichhaltigem spielerischen Ausdruck. Die Methode fördert die Spielfreude der Kinder und stärkt ihre Neugier und Offenheit für neue Erfahrungen. Sie erweitern ihr Wissen, das sich durch die lebendige Erfahrung dauerhaft einprägt. Durch die gemein-same Entwicklung und Verarbeitung des Spiels in der Gruppe fördert sie das soziale Miteinander und die Freude und Fähigkeit, sich sprachlich in einer Gruppe auszudrücken.3

3 Weitere Literatur und Fortbildungsangebote unter www.jeux.de

Die Ausgangssituation

In unserer Kita waren über Wochen das Thema „Gefühle“ und besonders das Thema „Mut haben – mutig sein“ aktuell. Wir haben dazu mit den Kindern viele Aspekte erarbeitet und gemeinsam einen Got-tesdienst mit dem Titel „Mutig wie Pipi, Lotta und die anderen!“ gestaltet.

Nun schien mir der Zeitpunkt ideal, den Kindern mit der Methode der Jeux Dramatiques ein neues Ange-bot vorzustellen und damit eine bisher ungewohnte Vertiefung des Themas anzubieten.

Da Kinder in biblischen Geschichten ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle wiedererkennen können, wollte ich bewusst aus diesem Fundus Texte für das Spiel auswählen und passende Erzählmotive her-ausarbeiten. Unsere Kinder kennen durch vielfältige Angebote bereits eine Reihe der Geschichten aus dem Alten und Neuen Testament, sodass ich hier an-knüpfen konnte. Ich wollte den Kindern mit Blick auf unser aktuelles Thema ermöglichen, die Geschichten mit den Jeux Dramatique neu zu erleben und sich ganz individuell zu erschließen.Natürlich brauchten die Kinder aber zunächst Er-klärungen zur Methode und einführende Spiele.

Die Planung des Projektes

Unsere ZieleWir erschließen biblische Geschichten mit der Me-thode der Jeux Dramatique. Das Ausdruckspiel soll Kindern• ermöglichen, einen intuitiven Zugang zu biblischen

Geschichten zu finden;• helfen, eigene Gefühle bewusster zu erspüren;• erlauben, für ihre Gefühle vielfältige Ausdrucks-

formen zu finden;• das eigene (Spiel-)Erleben in Erinnerung zu

bewahren;• fördern, das Erleben anderer zu tolerieren;

Komm, wir gehen Bibel spielen

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• darin unterstützen, sich auf andere Mitspieler einzulassen.

Inhaltliche und methodische SchritteIn die Projektgruppen haben wir gruppenübergreifend alle Vorschulkinder eingeladen; die Kinder konnten sich frei einwählen. Einen Monat lang haben wir uns dreimal wöchentlich für jeweils eine Stunde getroffen. Bis zu 20 Kinder im Alter von fünf und sechs Jahren haben teilgenommen; eines davon war ein behinder-tes Kind.

Ein für die Kinderzahl und das Spiel ausreichend gro-ßer Raum muss zur Verfügung stehen. Eine Grundaus-stattung an Tüchern und Verkleidungszubehör (Hüte, Gürtel, Chichi und Accessoires ...) wird benötigt und kann im Laufe der Zeit ergänzt und erweitert werden.

Die Durchführung des Projekts

1. Treffen: Rituale, Regeln und das WetterIn den letzten Wochen hatten die Kinder „Gefühls- karten“ (Gesichtsausdrücke von fröhlich bis wütend) kennengelernt und sich darin geübt, eigene Stim-mungen bewusst wahrzunehmen und sie zu be-nennen. Ich knüpfe in der Willkommensrunde mit einer entsprechenden Fragestellung („Wie geht es euch heute?) an, die von nun an der Beginn eines jeden Treffens sein soll. Die Kinder sind eifrig bei der Sache und schildern recht ausführlich ihre jeweilige Stimmung. Anschließend erzähle ich, was wir in den nächsten vier Wochen mit den Jeux Dramatique aus-probieren wollen, und erkläre die wichtigsten Regeln:

• Im Unterschied zum Theaterspiel darf jeder frei entscheiden, was oder wen er spielen möchte.

• Während des Spiels versuchen wir, nicht mit- einander zu sprechen.

• Niemand darf ausgelacht werden.• Jeder kann seine Meinung sagen.• Mit der STOP-Regel kann jeder Spielende sich selbst

schützen und sie muss von allen Mitspielern un- bedingt akzeptiert werden.

Als erstes Hinführungs-Spiel lasse ich die Kinder das „Wetter“ spielen. Wir sammeln Vorschläge und Wünsche: Regen, Wolken, Regenbogen, Donner ...Jedes Kind sucht sich „ein Wetter“ aus. Ein Kind, das uns vorher von seiner Wut erzählt hatte, will jetzt ein Blitz sein. Die Kinder laufen im Raum umher und machen Bewegungen zu „ihrem Wetter“. Die meisten setzen dies auf Anhieb sehr gut um.

Im nächsten Schritt verkleiden sich alle Kinder mit den ausgelegten Tüchern und Hüten. Sie können sich überlegen, ob sie das gleiche Wetter noch einmal spielen oder wechseln wollen. Die Kinder probieren voller Freude die Tücher aus und schaffen es vor lauter Aufregung nicht auf Anhieb, dabei nicht miteinander zu sprechen. Als alle sich verkleidet haben, frage ich jedes Kind:„Welches Wetter bist Du?“ und „Was möchtest Du gerne tun?“Ein ganz ruhiges Kind beschreibt, es wolle eine Wolke sein und davonschweben. Der Blitz sagt, er wolle überall einschlagen ...Mit dem Anschlagen der Klangschale leite ich das Spiel „Wir spielen das Wetter!“ ein und bin überrascht, wie intensiv sich die Kinder einlassen. Als ihr Spiel ausläuft, schlage ich als Schluss-Signal wieder die Klangschale an.Wir räumen gemeinsam die Tücher auf und tauschen uns abschließend in einer Runde darüber aus, was den Kindern gefallen hat und was nicht. Ein Kind be-schwert sich, dass der Blitz zu heftig mit den Tüchern geschlagen habe.

2. Treffen: Vom Wetter und vom MeerWieder beginne ich mit der Fragerunde : „Wie geht es Euch heute?“Im Anschluss wünschen sich die Kinder, noch einmal das Wetter spielen zu können. Diesmal kommen noch andere Vorschläge: Sandsturm, Tornado, Schnee ...Die Kinder wählen ihre Rollen. Nach dem Spiel be-

Komm, wir gehen Bibel spielen

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schweren sich einige Kinder über den Tornado; er habe sie zu stark bedrängt.Ich nutze diese Rückmeldung, um noch einmal die Regeln zu besprechen.Als neuen Impuls schlage ich vor, das Thema „Meer“ zu spielen, und treffe auf Zustimmung. In den Ideen der Kinder zum „Meer“ kommen Rollen von Menschen vor, die am Meer spazieren gehen, oder Leute, die in einem Boot fahren.Die Spieler wählen ihre Rollen, verkleiden sich und ich entscheide spontan, die Kinder nach einer kleinen, improvisierten Geschichte spielen zu lassen. Ich baue ihre Vorschläge ein und erzähle von den Menschen, die mit dem Boot fahren wollen und von einem Sturm überrascht werden. Die Kinder spielen die Geschichte mit, als wenn sie nie etwas anderes gemacht hätten. Viele wollen ihre Rolle noch einmal wechseln und ich variiere die Geschichte im zweiten Spiel, indem ich einen Menschen über Bord gehen lasse und die Mitfahrer ihn retten.In der Reflexionsrunde beschreiben einige Kinder ihre Angst im Boot während des Unwetters und auch das schöne Gefühl, als sie gerettet wurden.

3. Treffen: Von Federn und VögelNach einer kurzen Besinnung mit geschlossenen Augen stelle ich unsere Eingangsfrage heute etwas verändert und forderte die Kinder auf, sich ein Wort für ihr momentanes Gefühl zu überlegen. Viele Kinder hatten damit aber noch Schwierigkeiten und antwor-teten eher mit einem Satz.

Im Kreis liegen verschiedenfarbige Federn. Jedes Kind sucht sich „seine“ Feder aus und wir spielen das Spiel: „Was meine Feder alles kann!“Die Kinder bewegen sich im Raum und lassen ihre Feder ausprobieren, was ihr alles möglich ist (schwe-ben, kreiseln, trudeln, ruhen ...); ich ermutige sie, dabei ohne Worte untereinander Kontakt aufzunehmen. Abschließend führen sie sich gegenseitig vor, was ihre Feder am besten kann.

Als nächsten Impuls lenke ich das Gespräch von den einzelnen Federn auf das Federkleid der Vögel und wir überlegen, welche Vögel den Kindern einfallen. Sie zeigen viel Fantasie und es entsteht eine bunte Sammlung. Ich fordere sie auf, Vogelpaare zu bilden und mit Freude suchen sie sich ihre Rollen aus. Sie verkleiden sich und stellen sich gegenseitig in ihrer Schönheit vor.

Der nächste Schritt ist die Aufforderung: „Baut Euch jetzt ein Nest!“Alle Kinder lassen sich viel Zeit und bauen sich ge-mütliche Plätze. Ich lasse ihnen Zeit, ein wenig in ihren Nestern zu kuscheln, und animiere sie, sich in der Vogelsprache zu unterhalten. Jedes Vogelpaar darf zunächst allein durch den Raum fliegen, dann fliegen alle gemeinsam und begrüßen sich untereinander in ihren jeweiligen Sprachen. Alle Nester bleiben dabei unberührt.

Eines der Kinder schlägt vor, „Wie ein Vogel im Nest!“4 zu singen. Ich hole meine Gitarre und wir singen gemeinsam.In der Reflexionsrunde zeigen sich die Kinder be-geistert.

4. Treffen: Künstler und MaterialDa die Kinder gerne weiterhin Vögel sein wollen, schlage ich für dieses Hinführungsspiel vor, sich ge-genseitig als Vögel zu verkleiden. In einer Paarübung soll dabei ein Kind passives „Material“ sein – ein an-deres Kind wird zum Künstler. Der Künstler gestaltet das Material, die Rollen werden gewechselt.

Hierbei gilt es in unserer Gruppe, einige kritische Momente zu bewältigen. So will keines der Kinder zum Künstler des Jungen werden, dessen emotio-nale Ausbrüche in den letzten Treffen so heftig waren. Ich verlasse meine Rolle als Spielleiterin und biete mich ihm als Partnerin an. Als ich nach dem Wechsel selbst zum „Material“ werde, fordert er massiv meine

4 S. Edelkötter, Ludger

Komm, wir gehen Bibel spielen

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Verschleierung mit den Tüchern ein, so wie er es aus seiner türkischstämmigen Familie kennt. Ich möchte nicht gerne vollständig verschleiert werden und unser Gespräch darüber mündet in der Entschei-dung zu einer Halb-Verschleierung. Ich freue mich darüber, dass er sich in diesem Aushandlungsprozess ganz neu zeigen kann und besonders kompromiss-bereit ist.Da ich jetzt selbst gestaltetes „Material“ geworden bin, übernimmt ein Junge der Gruppe die Moderation der Vorstellungsrunde. Er füllt die Rolle souverän aus und praktiziert die Interviews genau so, wie er sie bisher erlebt hat.Die Namen, die die Kinder den entstandenen Kunst-werken geben, sind beeindruckend:„Paprikabaum Leo“, „Hangkong“, „Material Jeux“ …

5. Treffen: Das verlorene SchafDa mittlerweile alle Kinder die Abläufe und Regeln gut kennen, spielen wir heute zum ersten Mal eine biblische Geschichte. Ich habe die Geschichte vom Verlorenen Schaf ausgesucht.Einleitend leite ich das Spiel „Verstecken und gefun-den werden“ an. Die Hälfte der Kinder sucht sich ein Versteck, die andere Hälfte geht nach einer vorge-gebenen Zeit auf die Suche. Nach dem Wechsel der Gruppen tauschen sich die Spieler über ihre Gefühle aus, darüber wie es war, allein im Versteck zu sitzen, schnell oder auch erst nach einer Weile entdeckt worden zu sein oder lange suchen zu müssen.

Nun erzähle ich die Geschichte vom verlorenen Schaf. Wir überlegen gemeinsam, welche Rollen es in der Geschichte gibt und schließen die Rollenwahl an.Auch hier staune ich, als ein eher durchsetzungs-starkes Mädchen entgegen ihrem Erstwunsch sofort in die Rolle eines Herdenschafs wechselt, weil ein wei-teres Kind gerne das verlorene Schaf spielen möchte. Immer öfter kann ich Kinder neu wahrnehmen.

Die Kinder spielen die Geschichte sehr einfühlsam und berichten anschließend sehr ausführlich, wie es ihnen aus ihrer jeweiligen Perspektive ergangen ist,

was ihnen gefallen hat und was nicht. Ein Schaf der Herde fühlte sich sehr allein gelassen, als der Hirte das eine Schaf suchen ging. Die Hunde beschweren sich, nicht gestreichelt worden zu sein.

6. Treffen: Das verlorene SchafWir spielen die Geschichte ein zweites Mal.Ein sonst sehr zurückhaltendes Mädchen will heute den Hirten spielen. Die Kinder äußern sehr präzise, was sie in den jeweiligen Rollen erleben möchten. Sie knüpfen an die Reflexion des ersten Spiels an und so sagen die Hunde, dass sie gestreichelt werden möch-ten, die Sonne will alles von oben beobachten und er-wärmen, die Schafe wollen beschützt werden ... Jedes Kind soll sich heute vor dem Spiel einen Platz suchen, zu dem es immer wieder sicher zurückkehren kann.Der Hirte berichtete anschließend, wie schwer es war, alle Schafe beschützen zu müssen, freute sich aber über das wiedergefundene eine Schaf.Abschließend bitte ich darum, zum nächsten Treffen ein Kuscheltier mitzubringen.

7. Treffen: Orte für KuscheltiereDie Kinder schlüpfen in die Rolle ihres Kuscheltieres:„Wie heiße ich? Wie geht es mir heute?“Wir spielen „Was alles kann mein Kuscheltier?“ und nach der Präsentation der Künste bauen wir Höhlen und Nester für sie. Die Kinder nehmen sich dafür sehr viel Zeit und bauen mit Hingabe Wohlfühl-Plätze für ihre Tiere. Jede Höhle bekommt einen Namen („Rabenburg“, „Bunte Welt“, „Regenbogendachhaus“, „Drehhaus“ ...) und jeder Platz wird gewürdigt. Einige bitten darum, die Höhlen über das Wochenende ste-hen lassen zu dürfen, um sie anderen Erzieherinnen zeigen zu können.Zum Abschluss erzähle ich die Geschichte vom barmherzigen Samariter, damit sie die Kinder über das Wochenende schon einmal begleiten kann.

8. Treffen: Der barmherzige SamariterZunächst verabschieden wir die Höhlen und Nester der Kuscheltiere, räumen auf und beginnen dann mit unserer Blitzlicht-Runde. Auf Rückfragen zur bibli-

Komm, wir gehen Bibel spielen

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schen Geschichte sprechen einige Kinder erst einmal über das verlorene Schaf. Die gespielte Geschichte ist ihnen offenbar näher als die erzählte. Ein Mädchen schildert dann aber detailgenau, was dem barm-herzigen Samariter geschehen ist, und bringt die Geschichte so allen wieder in Erinnerung.

Erneut überrascht mich der Junge, der bisher eher dunkle, zerstörerische Rollen gewählt hat. Heute möchte er der barmherzige Samariter sein. Keines der Kinder will die Rolle des Räubers übernehmen, sodass ich einfach nur beschreibe, wie der Mann ausgeraubt und verletzt wird. Eine Kollegin, die heute hospitiert, ist der Esel. Sie will den verletzten Mann zur Herberge tragen.In der Reflexion geben alle Kinder dem barmherzigen Samariter eine positive Rückmeldung und finden es toll, wie er geholfen hat. Er hat sich rührend um den Verletzten gekümmert und strahlt nun über die Äußerungen der Gruppe. Dem Baum gefiel es nicht, dass ein Vogel ausgerechnet auf seinem Ast ein Nest bauen wollte.Es fällt auf, dass viele Kinder heute passive Statisten-rollen gewählt haben.

9. Treffen: Der barmherzige SamariterWir spielen die Geschichte ein zweites Mal.Heute wollen vier Kinder Räuber sein. Der Samariter von gestern möchte heute Lava-Masse sein, die so einen Platz in der Geschichte bekommt. Die Kollegin möchte noch einmal mitspielen und wählt den Priester als Rolle.In der Reflexion sind drei von vier Räubern nicht glücklich damit, einen anderen verletzt und liegen gelassen zu haben. Die Kollegin schildert ihr Problem damit, dem Verletzten nicht geholfen zu haben, da sie eigentlich nie Hilfsbedürftigen ausweicht. Ein Vo-gel beschwert sich, dass er nur herumgestanden hat.

10. Treffen: Der verlorene SohnWieder kann ich bereits am Freitag eine neue bib-lische Geschichte einführen und sie über das Wochen-ende wirken lassen. Am Montag erzählen die Kinder

die Geschichte zunächst nach. Die anschließende Rollenfindung gestaltet sich schwierig. Die ersten fünf Kinder im Kreis wählen ausschließlich Steine, Schmetterlinge und ähnliche Rollen. Ich kommentiere dies nicht und warte ab. Toll, dass ein Mädchen plötz-lich ganz empört anmerkt, dass wir zum Spiel auch Menschen brauchen und die Einwahl so nicht bleiben kann. Ich bedanke mich für ihren Kommentar und die Kinder reagieren mit neuen Entscheidungen.

Ich greife die gute Erfahrung vom „Verlorenen Schaf“ auf, sodass sich alle Spieler zunächst einen Platz mit Tüchern bauen. Dieser Zwischenschritt gibt Sicherheit im Spiel, die Kinder können sich im Raum besser orien-tieren und wissen im Spiel, wohin sie gehören.

Reflexion des Projektverlaufs

Nach meinen Erfahrungen scheint mir die Methode wie geschaffen für Kinder im Alter ab fünf Jahren. Mit jüngeren Kindern kann man sehr wohl die Einfüh-rungsspiele spielen, vielleicht aber nicht den Span-nungsbogen ganzer Geschichten halten.Jedes Kind hat seine individuelle Persönlichkeit aus-leben können und von Einheit zu Einheit mehr Sicher-heit darin erlangt, seine Vorlieben deutlich zu zeigen. Alle haben erfahren, in ihrem Tun und Erleben nicht bewertet zu werden, und haben sich mit wachsen-dem Vertrauen darauf verlassen, dass ich auf die Ein-haltung dieser Regel auch untereinander streng achte.Zu sehen, dass ein sehr am traditionellen männlichen Rollenbild orientierter Junge seine Vorliebe für rosa Tücher zeigt und zu jeder Rolle einen Hochzeitshut mit Schleier wählt, macht nachdenklich. Zu erleben, dass sich ein Kind im Spiel vom Blitz über den Tornado zum barmherzigen Samariter wandelt, ist erstaun-lich. Das behinderte Kind hatte die Möglichkeit, sich gegenüber der Gruppe in ganz ungewohnten Rollen zu präsentieren und damit auch ganz neue Rück-meldungen zu bekommen. Es wäre spannend, diese Prozesse über einen noch längeren Zeitraum an-

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stoßen und begleiten zu können. Für die Kinder werte ich die Jeux Dramatique als Bereicherung; das Spiel ermöglicht ihnen wichtige Erfahrungen für ihr Mit-einander im Kindergarten und ihr Leben. Die existen-ziellen Aussagen der Bibel durch das Spiel im eigenen Erleben zu verinnerlichen und zu erspüren, ist eine für die religiöse Bildung grundlegende Erfahrung.Ich werde weitere Verkleide- und Gestaltungsmate-rialien sammeln, den Raum für das Spiel passender gestalten und das Angebot fortführen.

Antje Naumann-Thiele

Kontakt

Evangelische KindertagesstätteGartenstraße 1263505 LangenselboldTel.: 06184 / 3551E-Mail: [email protected]

Komm, wir gehen Bibel spielen

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Die Woche gemeinsam beginnen

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Zur Methode 71

Rituale

Kinder brauchen RitualeMenschen – besonders Kinder – brauchen Rituale, damit sie das Leben nicht immer wieder neu erfinden müssen, sondern Strukturen erkennen, die ihnen Halt, Orientierung und Sicherheit vermitteln. An ihnen können sie sich entlanghangeln, sie geben ihnen ein Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit und lassen sie Gemeinschaft erfahren.Rituale rhythmisieren den Alltag. Sie setzen an mar-kanten oder schwierigen Punkten Akzente und geben durch ein regelmäßig wiederkehrendes Arrangement Schutz, Geborgenheit und Handlungssicherheit. Das gemeinsame Handeln und Erleben steht dabei im Vordergrund. Rituale sind nichts Starres, sie können viel mehr selbstständig genutzt und kreativ ausge-staltet werden.

Besonders in Krisensituationen wirken sie entlastend, weil sie die Gefühle kanalisieren und klare Rollenzu-weisungen beinhalten.

In einer Gruppe schaffen sie eine gemeinsame Grup-penkultur, die im besten Falle von allen bejaht wird, klare Verabredungen beinhaltet und auch ein wenig

eingeübt werden muss, damit sie gemeinsam prakti-ziert werden kann.

Solche gemeinsam praktizierten Rituale gehen unter die Haut, weil sie eine neue, andere Wirklichkeit schaf-fen, die religiöse Erfahrung ermöglicht, wenn das Ritual gelingt. Rituale müssen daher sorgfältig vorbe-reitet und durchgeführt werden.

Es gibt Rituale mit sehr unterschiedlicher Länge. Auch die Anlässe sind höchst unterschiedlich (zu Beginn einer Mahlzeit, die Geburtstagsfeier in der Gruppe, die Adventsandacht, die Beendigung der Kita-Zeit etc.). Manche werden von einzelnen entwickelt und eingesetzt, andere ergeben sich wie von selbst. Jedes Ritual hat seine Zeit. Wenn es seine Wirkung nicht mehr entfaltet, hat es sich verbraucht und sollte dann auch nicht mehr weitergeführt werden. Indem die Kita Kindern Rituale anbietet, erleichtert sie ihnen ihre Entwicklung und führt sie zugleich frühzeitig an religiöse Praxis heran.

Im Folgenden werden beispielhaft Rituale vorgestellt, die aufgegriffen und variiert werden können.

Die Woche gemeinsam beginnen

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Projekt: Die Woche gemeinsam beginnenDie Ausgangssituation

Nach der Eröffnung einer vierten Gruppe in unserer Einrichtung mussten wir unsere gruppenübergrei-fenden Angebote neu konzipieren. Eine Überlegung richtete sich dabei auf die Auswirkungen der gewach-senen Kinderzahl bei der Gestaltung gemeinsamer Feste und Feiern: Wie können alle Kinder auf ein gemeinsames Tun und Erleben eingestimmt werden? Wie können sich die Kinder im guten Sinne als „große Gemeinschaft unter einem Dach“ wahrnehmen?Ich entwickelte die Idee, in der Evangelischen Kinder-tagesstätte ein neues religiöses Erfahrungsfeld zu gestalten und mit einer wöchentlich stattfindenden Andacht zum Wochenbeginn ein liturgisch ausgerich-tetes Ritual einzuführen.

Die Planung des Projekts

Unsere ZieleMit diesem Wochenanfangskreis für alle 100 Kinder werden• Gemeinschaft bewusst erlebt und gefördert;• Orientierung durch das Sicherheit gebende Ritual

gewährleistet;• Andacht und Feier als gemeinschaftliches,

verbindendes Element möglich;• Zeit und Ort für grundlegende Dimensionen

religiöser Bildung geschaffen;• das christliche Profil unserer Einrichtung zum

Ausdruck gebracht.

Inhaltliche und methodische SchritteIn enger Absprache mit dem Team und dem Träger wurde das Projekt konzipiert und umgesetzt:• Wir laden jeden Montag um 9.00 Uhr für ca. 20

Minuten zu unserem Wochenanfangskreis ein.• Kinder, die bis 9.00 Uhr nicht da sind, oder Kinder,

die nicht teilnehmen möchten, werden parallel betreut.

• Die Turnkindergruppe des Montags bleibt im Anschluss gleich im Raum.

• Die Eltern werden im Vorfeld schriftlich über das neue Angebot informiert und können gerne auch teilnehmen.

Die Durchführung des Rituals• Die Kinder werden mit dem Klang unserer Kristall-

glocke in den Turnraum gerufen.• Die Glocke ist ein Geschenk unserer polnischen Part-

nerstadt und wir freuen uns, eine gute Verwendung für sie gefunden zu haben.

• Wir sitzen im Kreis auf dem Boden (ggf. mit Sitz- kissen oder Matten).

• Stühle würden uns zu stark festlegen und es wäre auch zu aufwendig, sie für alle zu stellen.

• Die Mitte ist mit Bezug zum thematischen Schwer-punkt gestaltet.

• Wir nutzen dafür einen niedrigen Tisch. Immer wird eine Kerze im Verlauf des ersten Lieds angezündet.

• Wir beginnen mit einem Eröffnungslied „ich bin da“.1

• Wir sprechen ein Gebet.Am Anfang gab es mir Sicherheit, ein vorformu-liertes Gebet zu sprechen. Mit der Zeit fiel es mir leichter, auch freie Gebete zu formulieren.

lasst uns den neuen tag Begrüssen

mit händen (recken und strecken)mund (gähnen)und füssen (Auf der Stelle trampeln)mein lieBer gOtt, geh du mit mir,auf allen meinen wegen. (Hände falten)für diesen mOrgen danK ich dir.giB du mir deinen segen. (Hände legen sich zur offenen Schale)

• Wir erschließen uns ein Thema.• Wir wählen dafür z. B. einen Aspekt des aktuellen

Rahmenthemas oder greifen eine aktuelle Diskus- sion auf. Wir erschließen eine biblische Geschichte,

1 Kett, Franz: Materialien

Die Woche gemeinsam beginnen

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beziehen uns auf ein kirchliches Fest oder die Jahreszeit. Manchmal nutzen wir ein schönes Bilderbuch, das uns selbst angesprochen hat.

• Wichtig für die Gestaltung ist uns, dass die Kinder eine warme und offene Atmosphäre spüren und vielfältige Sinneseindrücke mitnehmen können – sei es durch Bilder, Klänge, einen Duft, Tastgaben oder auch Speisen.

• Wir singen ein Lied.• Die Kinder verfügen inzwischen über ein großes

Repertoire, sodass wir hier variieren können.• Wir gratulieren zum Geburtstag.• Die Geburtstagskinder des Tages oder des letzten

Wochenendes werden hier gewürdigt.• Wir singen das Vaterunser mit Bewegungen oder

sprechen es gemeinsam.• Auch wenn junge Kinder den Text des Vaterunsers

noch nicht wirklich erfassen können, verbinden seine Worte sie mit der Christengemeinde und sein eigener Rhythmus bietet einen großen Wie-dererkennungswert, wo immer es gehört wird. Wir erleben oft, dass die Kinder im Familiengottesdienst stolz darauf sind, das Vaterunser mitsprechen zu können.

• Wir schließen mit einem Lied.

Die Reflexion des Projektverlaufs/ der Einführung des Rituals

Das vertraute Ritual bietet Halt und Orientierung; in-nerhalb der einzelnen Elemente sind wir immer offen für die Beteiligung der Kinder und spontane Beiträge. Den Kindern gelingt die Balance, in der Geborgenheit und Sicherheit des Morgenkreises innezuhalten und sich zu besinnen und sich trotzdem am Gespräch, im Singen und Tanzen mit Freude aktiv zu beteiligen. Die Atmosphäre im Morgenkreis ist seit Beginn erstaunlich ruhig, gelöst und von Aufmerksamkeit geprägt. Die Kinder kommen wahrnehmbar gelassen zurück in die Gruppen.Entgegen unseren ersten Annahmen nehmen in der Regel alle Kinder teil.

Nach einer Einführungsphase durch die Projektverant-wortliche übernehmen alle Fachkräfte im Wechsel die Vorbereitung und Durchführung. Wir wollen noch abwechslungsreicher in der Wahl der Methoden werden und verstärkt mit Symbolen arbeiten. Die Kinder sollen in Planung und Durchführung noch aktiver beteiligt werden.Eltern fragen aufgrund der Rückmeldung ihrer Kinder inhaltliche Details nach und nehmen selbst auch immer wieder einmal am Morgenkreis teil. Der Morgenkreis soll den Charakter eines Angebots und der freiwilligen Teilnahme behalten.

Wir empfinden den Morgenkreis als gelungenen Schritt zur Stärkung unseres Profils und empfinden die Erweiterung spirituellen Lebens und religiöser Bildung als für alle Beteiligten bereichernd. Wir wünschen uns, dass das Ritual lebendig bleibt, und wollen regelmäßig reflektieren, was stimmig ist und was nicht mehr trägt.

Martina Trabert, Hünfeld

Die Woche gemeinsam beginnen

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BAUSTEINE AUS WEITEREN PROJEKTENEinführung von Ritualen

Projekt: Eine „Kleine Andacht zum Wochen-schluss“ Die Planung

Unsere ZieleDie Andacht ermöglicht ein Gemeinschaftserlebnis und gibt den Kindern durch ihre wiedererkennbaren Elemente Sicherheit und Zutrauen. In der Andacht können wir Stille ebenso erleben, wie wir gemeinsam feiern und fröhlich sind.

Inhaltliche und methodische SchritteDie Andacht findet von 9.15 Uhr bis ca. 9.45 Uhr statt. Zur Andacht am Freitagmorgen sind alle Kinder der viergruppigen Einrichtung eingeladen.Die Freitagsandacht kann in das jeweilige Rahmen- thema eingebunden sein oder sich am Kirchenjahr orientieren. Sie ist auch ein Ort zum Erschließen biblischer Geschichten. Wir berücksichtigen bei den Inhalten und im Verlauf die Interessen und Bedürf- nisse der Kinder. Die Andacht unterbricht den Alltag und wirkt als etwas Besonderes im Wochenlauf.

Das Ritual • Begrüßung• Lied: „lasst uns miteinander“ 2

• Ehrung der Geburtstagskinder der Woche• Stille zum dreimaligen Erklingen der Klangschale• Entfaltung des Themas

(z. B. wurde eine Andachtsreihe zur Schöpfungs- geschichte entwickelt und einzelne Schöpfungsakte für je eine Andacht genutzt: Licht, Tag und Nacht, Erde und Menschen)

• Lied, zum Thema passend gewählt• Gebet• Ankündigungen, Informationen für alle• Segen• Ausgangslied mit Tanz: „Viele kleine leute“ 3

2 EG Ausgabe der EKKW, Lied 607 3 EG Ausgabe der EKKW, Lied 643

Die Reflexion des ProjektsEs ist immer wieder erstaunlich zu erleben, wie ruhig und gesammelt die Kinder sind. Sie sind fasziniert von den Themen und singen mit Begeisterung. Die Kinder können Impulse aus ihren Gruppen einbringen und Impulse in ihre Gruppen mitnehmen. Immer wieder bemerken die Kolleginnen, wie die Kinder hier Quer-verweise machen.Die kleine Andacht ist zum festen Ritual geworden, das von allen mitgetragen und mitgestaltet wird. Jede Kollegin bringt sich mit ihren Schwerpunkten ein. Die Andachten werden so im Prozess weiterent-wickelt. Die inhaltliche und didaktische Erarbeitung der Themen und der biblischen Geschichten ist zum Teil aufwendig. Die Andacht bleibt aber für uns ein wertvolles Angebot und solange wir es zusammen mit den Kindern lebendig halten können, werden wir es fortführen.

Regina Güntheroth, Weidenhausen

Projekt: „Allen tut ein Segen gut“

Rituale leben davon, dass sie lebendig sind und von allen Beteiligten mitgetragen werden. Lässt die Aufmerksamkeit nach oder entsteht keine Spannung, muss ein Ritual überprüft werden. Von einer solchen Situation erzählt dieses Beispiel.

Die Ausgangssituation

Unser gemeinsamer Morgenkreis am Montag hatte auch bisher den Anspruch und den Charakter einer Andacht, war aber in seinem Ablauf nicht mehr ganz stimmig und zu wenig eindeutig. Die Kinder waren zu Beginn häufig noch unruhig und der Spannungs-bogen konnte nicht immer aufrechterhalten werden.Ich überdachte den Ablauf und die einzelnen Ele-mente und versuchte zu erspüren, welche Bedürfnisse die Kinder signalisieren und was verändert werden

Rituale

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könnte. Ich kam zu dem Schluss, dass wir einen ver-lässlicheren Ablauf und Elemente brauchen, die eine eigene Symbolkraft haben.Die didaktische Planung der Themen und die bibli-schen Bezüge müssen an der Lebenswelt der Kinder anschließen.

Im neuen Konzept sind folgende Elemente nun fest verankert und wirksam:• Eine Klangschale wird nun zu Beginn angeschlagen

und schafft eine ganz besondere Atmosphäre der Aufmerksamkeit. Sie lädt im innerlichen Nachgehen des Tones zum Innehalten und Ruhig-Werden ein. Anschließend zünden wir die Kerze an.

• Als Eingangslied wählte ich „gib uns ohren, die hören“4 Der Text vermittelt, welche Sinne wir in einer Andacht brauchen und was wir aus der Andacht möglicherweise schöpfen können.

• Beibehalten wurden die Elemente – Erschließung einer biblischen Geschichte – ein weiteres Lied – ein Gebet• Das Vaterunser sprachen wir bisher nur ab und zu.

Mir ist es in der Reflexion wichtig geworden und es wird nun fest in die Liturgie aufgenommen.

• Als Ausgangslied wählte ich „gott dein guter segen“5.• Als neues Element sprechen wir dann zum Ab-

schluss einen Segen. Dafür stellen wir uns mit angefassten Händen in den Kreis:

– Gott segne die ganze Welt. – Gott lasse uns spüren, wie gut alles gedacht ist. – Gott segne und behüte uns und mache, dass wir ein Segen sind für andere.• Die Kerzen werden gelöscht und wir schlagen

noch einmal die Klangschale an. Für die Einführung dieses neuen Ablaufs mit dem Ele-ment des „Segens“ gestaltete ich fünf aufeinander fol-gende Andachten mit diesen Themenschwerpunkten: • Gott segnet die Schöpfung/Schöpfungsgeschichte.• Gott segnet die Schöpfung/Sintflut.

4 Schlaudt, Bernd 5 Jöcker, Detlev

• Gott segnet die Völker/Abraham.• Unter Gottes Segen leben/Mose. • Gott segnet mich/ Jesus und die Kinder).Zum Abschluss dieser kleinen Reihe feierten wir ein Segensfest, in dessen Verlauf jedes Kind einzeln gesegnet wurde.

Die Reflexion des Projekts

Die Kinder haben sich schnell auf den neuen, klaren Ablauf eingestellt. Er gibt Kindern und Erwachsenen Orientierung und Sicherheit. Die thematischen Ein-heiten verlangen intensive Vorbereitung, machen die Kinder aber aufmerksamer. Die Kinder sind von der Atmosphäre und besonders von der Segenshandlung fasziniert und konzentriert bei der Sache.

Tanja Sippel, Roßbach

Kontakte

Evangelische KindertagesstätteJahnstraße 436088 HünfeldTel.: 06652 / 2949E-Mail: [email protected]

Evangelische KindertagesstätteSchulstraße 1037290 Meißner-WeidenhausenTel.: 05657 / 411E-Mail: [email protected]

Evangelische KindertagesstätteBergweg 31b37216 Witzenhausen-RoßbachTel.: 05542 / 1695E-Mail: [email protected]

Rituale

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Gott geht mit auf all unseren Wegen

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77Zur Methode

Symbolerschließung

In unserem Alltag spielen Symbole und Symbolhand-lungen eine erhebliche Rolle. Auch Kinder gebrauchen und entwickeln Symbole, um sich auszudrücken, Beziehungen zu gestalten und Zugehörigkeiten zu signalisieren. Ihre Bedeutung haben Symbole auch in den Religionen. Religiöse Gemeinschaften bieten ganze Symbolwelten an, die von den Religionsgemein-schaften weiter überliefert werden. Daraus ergibt sich die Aufgabe, Symbole in ihrer Ambivalenz und Mehrdeutigkeit (kritisch) wahrzunehmen sowie ihre Bedeutung und ihre Verwendungszusammenhänge zu verstehen.Symbole bringen einen Bedeutungsträger und dessen Bedeutung zusammen (griechisch: symballein). Sie verweisen über sich hinaus auf etwas anderes und vergegenwärtigen dieses. So verweist z. B. der Freund-schaftsring auf den Freund und vergegenwärtigt die freundschaftliche Verbundenheit. Dabei sind Symbole auf Verständigung und Anerkennung angewiesen. Sonst geraten sie in Vergessenheit und gehen ver-loren.Folgende Merkmale werden in religionspädago-gischen Veröffentlichungen betont:• Hinweis- und Vermittlungscharakter: Symbole ma-

chen das Abwesende anwesend. Sie verweisen auf eine Wirklichkeit, die über den Gegenstand hinaus weist. Sie vermitteln innere und äußere Wirklichkeit.

• Soziale Integration: Symbole ermöglichen Verstän-digung und Erinnerung. Sie bringen gemeinsame Erfahrungen einer Gruppe zum Ausdruck.

• Symbole als Bedeutungsträger: Symbole haben die Kraft, tiefere Erfahrungen und Dimensionen von Wirklichkeit zu erschließen. Sie verleihen so den Dingen und dem Leben Bedeutung im Horizont von umfassenden Sinnbezügen.

• Offenheit: Symbole sind vieldeutig und bedeu-tungsoffen, haben mehrfachen Sinn. Die Offenheit ermöglicht, dass unterschiedliche Gefühle, Erfah-rungen und Erlebnisse durch sie ausgedrückt und auf sie bezogen werden.

• Ambivalenz: Mit der Vieldeutigkeit hängt ihre ambivalente Wirkung zusammen.

• Eigenwert des Symbolträgers: Der nicht-symboli-sche Eigenwert des anschaulichen Symbolträgers (das Brot, das Holzkreuz) hat eine eigene Bedeutung.

Anliegen der Symboldidaktik nach Hubertus Halbfas1 ist es, Menschen so zu sensibilisieren, dass sie mit Symbolen kommunizieren können und durch den Umgang mit Symbolen zur unmittelbaren Wahrneh-mung von Symbolen fähig werden. Dadurch wird der Symbolsinn entwickelt und eine Sensibilisierung für religiösen Sinn angebahnt. Ganzheitliche Erfahrungen mit dem Symbolträger und Stilleübungen ermög-lichen, die integrierende und orientierende Kraft der religiösen Symbole zu erfahren.

Demgegenüber betont Anton Bucher2, dass Kinder ihre Symbole selber aufbauen und konstruieren müssen. Sie gehen aus Handlungen hervor und be-kommen dann eine Sprachgestalt. Das konkrete und aktive Handeln geht damit den Worten voraus. Auf diese Weise werden Bedeutungen gebildet, die dann den Symbolbestand der biblisch-christlichen Tradi-tion durchdringen können. Nur wer wirklich mit allen Sinnen wahrgenommen hat, was ein Sturmwind ist, kann seines Erachtens verstehen, dass der Sturmwind ein Symbol des Geistes ist, der reinigen, beleben und Feuer entfachen kann.

Durch einen kreativ-leibhaften Umgang mit Symbolen können Kinder für ihre (religiösen) Erfahrungen eine Sprache gewinnen und schrittweise ihre religiöse Ausdrucksfähigkeit entwickeln. Sie erhalten Zugänge zum Verständnis christlicher Feste und fundamentaler christlicher Erfahrungen und erleben probeweise das Symbolangebot des christlichen Glaubens.

1 Halbfas, Hubertus, Das dritte Auge – Religionsdidaktische Anstöße, Düsseldorf 1982

2 Bucher, Anton A., Symbol - Symbolbildung – Symbolerziehung, Philosophische und entwicklungspsychologische Grundlagen, St. Ottilien 1990

Gott geht mit auf all unseren WegenMit einem Symbol den Übergang gestalten

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Die Ausgangssituation

Betrachten wir unser Leben, so bemerken wir, dass es geprägt ist von Bewegung. Beweglichkeit ist eine Voraussetzung für unsere Entwicklung und prägt unseren Lebensweg bis ins hohe Alter. Ein Kind lernt durch seine ersten kleinen Schritte, vorwärts zu kommen, und bald schon geht es am liebsten seine eigenen Wege. Wir können den Kindern Wegbegleiter sein, von einem Lebensabschnitt zum anderen. Wir können uns über die Reife- und Entwicklungswege der Kinder freuen.

Das Leben ist ein Weg, auf dem wir täglich neue Schritte gehen. Unser Leben kann voller Glück sein, so als liefe man im Sommer durch eine Wiese voller Blumen. Es kann aber auch geprägt sein durch Not und Kummer, sodass es als ein steiler Weg emp-funden werden kann. Es gibt unterschiedliche Wege – breite, gepflasterte Straßen, auf denen Autos nur so vorbeiflitzen, schmale beschwerliche Wege, in die sich schon tiefe Spuren eingegraben haben. Viele Wege haben Kreuzungen, an denen wir uns ent-scheiden müssen, welche Richtung wir einschlagen wollen. So ist das Symbol Weg ein Symbol für das Leben. Der Mensch geht durch den Tag, die Woche, den Monat, das Jahr.

Das Alte Testament reiht eine „Weggeschichte“ an die andere. Es ist die große Weggeschichte Gottes mit seinem auserwählten Volk. So macht sich Abraham auf den Weg ins Ungewisse. Jakob zieht weg und kommt verwandelt wieder. Josef geht einen langen Weg, bis er seine Familie wieder findet. Das Volk Israel wandert 40 Jahre durch die Wüste.

Im Neuen Testament ist die Rede davon, dass der richtige Weg in der Nachfolge Jesu zu finden ist. Als Jesus die Fischer am Galiläischen Meer zu sich ruft, fordert er sie auf „Folgt mir nach“ (Mt. 4, Vers 19) und, so wird berichtet, sie lassen ihre Netze liegen und folgen Jesus auf seinem Weg. Jesus geht seinen Weg bis ans Kreuz.

Wege haben einen Anfang und ein Ziel. Wege führen über Kreuzungen, an denen Entscheidungen an-stehen. Es gibt Irrwege, manche Wege erweisen sich als Umwege. Neue Wege zu gehen ist spannend, aber unter Umständen auch gefährlich. In jedem Fall erfordern neue Wege Mut.

Kinder führt ihr Weg in die Kita. Dort gehen sie vielfäl-tige Wege miteinander. Sie haben in uns beständige Wegbegleiter. Am Ende führt sie ihr Weg weiter indie Schule. Deshalb richten wir uns mit diesem Projekt ganz besonders an die Kinder, die im kommenden Sommer in die Grundschule gehen werden. Sie bre-chen auf, machen sich auf den Weg in einen neuen Lebensabschnitt und verlassen ihre geschützten Gestaltungsräume. Darum machen wir uns mit den älteren Kindern unserer Einrichtung symbolisch ausgedrückt „Hand in Hand“ auf den Weg in die zu Ende gehende Kindergartenzeit.

Die Planung des Projekts

Unsere Ziele

Der Weg mag weit und hindernisreich sein.Das ist aber kein Grund, nicht aufzubrechen. Auch lange Wegebeginnen mit den ersten Schritten.Sie beginnen, wo die eigenen Füße stehen. (Peter Rohner)

Die inhaltliche und methodische PlanungDie Symbolentfaltung soll immer an die Lebenswirk-lichkeit der Kinder anknüpfen. Die Kinder hören Er-zählungen, Märchen und biblische Geschichten, in denen es um Aufbruch, Unterwegssein und Heim-kehr geht, um daraus die notwendige Ermutigung für ihren Lebensweg zu schöpfen.

Um die Kinder mit allen Sinnen wahrnehmen zu lassen, planen wir die Angebote ganzheitlich, mit kreativer Auseinandersetzung, meditativen Zugängen,

Gott geht mit auf all unseren Wegen

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erfahrungs- und lebensgeschichtlicher Erschließung, verstehender Erschließung und einem Abschieds-gottesdienst.

Die Durchführung des Projektes

Einheit: Wege von mir zum Kindergarten In unserem täglichen Morgenkreis betrachten wir einen Plan von unserer Großgemeinde und suchen die Orte, in denen die Kinder der Gruppe zu Hause sind. Die Kinder schauen, wer mit dem Bus zum Kin-dergarten fahren muss, wer den weitesten Weg hat oder wer zu Fuß kommen kann. Auf einer Landkarte suchen wir den Ort, in den die Kinder ab Sommer zur Schule gehen. Auch hier vergleichen die Kinder wieder ihre unterschiedlichen Wegentfernungen zum Schulort. Im Anschluss an unsere Recherchen gestalten wir selbst eine Landkarte, zu der jedes Kind ein Haus faltet, mit seinem Namen versieht und zu seinem Heimatort klebt. Anhand ihres Weges zum Kindergarten machen sich die Kinder bewusst, dass es kurze und längere Wege gibt, dass Wege auf ganz unterschiedliche Weise zurückgelegt werden können, dass sie unterschiedliche Wege haben, dass sie jeden Tag ihre Wege gehen, dass man auf unter-schiedlichen Wegen zum gleichen Ziel kommt.

Als wir die fertiggestellte Karte im großen Flur auf-hängen, interessieren sich gleich auch jüngere Kinder-gartenkinder und suchen und zeigen sich gegenseitig ihre Orte und Wege, die sie zum Kindergarten zurück-legen müssen.

Einheit: Viele Wege sind möglichEbenso wie in der Vorbereitung mit dem Team suchen wir mit den Kindern nach Wortzusammensetzungen zum Wortfeld Weg: Fußweg, Weggabelung ...Während ich die Worte aufschreibe, lese ich sie den Kindern noch einmal vor und lege die Karten zu einem Kreuz auf ein vorbereitetes Tuch in die Kreismitte.Warum habe ich die Kärtchen wohl in diese Form gelegt?

Die Kinder formulieren sofort den Bezug zu Jesus: das Kreuz Jesu und seine Bedeutung für uns alle. Wir zünden die Jesuskerze an und jedes Kind ent-zündet an ihr ein Teelicht. Die Lichter werden zu leiser Musik nacheinander um das Kreuz gestellt. Dieser meditative Abschluss lässt die Kinder eine Zeit der Stille und der Sicherheit des „Nicht-allein-Seins“ erleben.Am kommenden Tag kleben wir die beschrifteten Karten zu einem Kreuz auf und tragen unser Bild in den Flur, um es hier für Kinder und Eltern sichtbar aufzuhängen. So entsteht durch die Präsentation unserer Arbeiten immer wieder auch eine Verbindung zu den übrigen Kindern und Eltern.

Einheit: Wegerfahrungen in der NaturWir unternahmen einen Ausflug in einen der Nach-barorte. Hier wandern wir zu einem Aussichtsturm. Um zu unserem Ausgangspunkt zu gelangen, müssen wir erst einmal einige Kilometer mit dem Auto zurücklegen, dann kann unser Aufstieg be-ginnen. Ein holpriger, ausgeschwemmter, zwischen-durch wieder gut begehbarer, steil ansteigender Waldweg führt uns an unser Ziel.

Die Kinder beweisen Ausdauer und Willenskraft, den Berg zu erklimmen. Unterwegs sammeln sie allerhand kleine Waldschätze, um diese mit nach Hause zu nehmen.

Zwei ganz unterschiedliche Wegerfahrungen vereinen sich an diesem Tag: zuerst die gemütliche Autofahrt über eine Landstraße, gesäumt von einer herrlichen Landschaft, dann der beschwerlich ansteigende Wald-weg inmitten hoher, zum Teil auch kahler Bäume.

In einem Gespräch am kommenden Tag über die Empfindungen während unseres Aufstieges, konnten die Kinder ihre Gefühle und Beobachtungen sehr gut in Worte fassen. Die Kinder haben ganz deutlich erfahren können, dass nicht immer alle Wege leicht zu begehen oder auch zu befahren sind.

Gott geht mit auf all unseren Wegen

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Eine andere Wanderung führt uns auf ganz anderen Wegen zu einem Bauernhof. Ein geteerter Weg führt uns entlang an Wiesen und Feldern, ganz ohne Schutz vor der so heiß scheinenden Sonne. Wir müssen im-mer wieder Pausen einlegen, um den Weg überhaupt bewältigen zu können. Es ist ein weiter und beschwer-licher Weg. Dennoch sehen die Kinder ihr Ziel vor Augen.

Steffen, der Junge, der uns eingeladen hat, zeigt uns den Weg, den er gut kennt. Ganz im Vertrauen, dass nur dieser Weg der richtige sei, lassen die Kinder sich führen. Niemand hat auch nur einen Gedanken daran, wir könnten uns verlaufen. Auch an Weggabelungen wird nicht gezweifelt, dass die Entscheidung eine falsche sein könnte. So kommen wir schließlich gut geführt an.

Einheit: Sinnesweg für die FüßeZur Einstimmung lese ich den Kindern dieses Gedicht vor:

Mit deinen Füßen kannst du sehen

Mit deinen Füßen kannst du gehen,doch du kannst damit auch sehen.Mach deine Augen einfach zu,fühl´ alles ohne Strümpf´ und Schuh.

Da kitzelt was – es ist das Gras.Da plätschert was – das ist ganz nass!Ganz glitschig fühlt sich da was an,was Weiches kommt als Nächstes dran.

Mit deinen Füßen kannst du gehen,doch du kannst damit auch sehen.Mach deine Augen einfach zu,fühl´ alles ohne Strümpf´ und Schuh.

Da piekst etwas – es ist ein Stein.Da liegt etwas – was kann das sein?Da knirscht was zwischen meinen Zehen,worüber mag ich jetzt wohl gehen?

Mit deinen Füßen kannst du gehen,doch du kannst damit auch sehen.Mach deine Augen einfach zu,fühl´ alles ohne Strümpf´und Schuh.

Mal weich, mal hart, mal laut, mal leis´,ganz unterschiedlich, doch ich weiß:Es kann sehr schön sein, dies zu spüren.Komm lass dich einmal von mir führen.3

Gemeinsam mit den Kindern entsteht eine mobile Fühlstraße für die Füße. Die Kinder füllten in Kisten verschiedene Materialien, wie Stroh, Heu, Moos, Sand, Steine, Rindenmulch, Knöpfe, Schafswolle, Styropor-flocken und Stoff. Den Kindern ist ganz wichtig, während der Fertigung der Kisten, das Material mit ihren Sinnen zu erspüren. So wird nicht nur mit den Füßen getastet, sondern auch mit den Händen gefühlt, daran gerochen und erzählt, wo man welche Materialien findet und welche Erfahrungen schon damit gemacht wurden.

Nach der Fertigstellung schauen wir den Weg zu-nächst mit geöffneten Augen an und ertasten die verschiedenen Beläge sorgfältig mit den Füßen. Sind die Füße auf diese Weise vertraut mit dem Material, können die Kinder sich trauen, mit geschlossenen Augen an der Hand geführt auf Entdeckungsreise zu gehen.Nachdem die Kinder den Weg mehrmals gegangen sind, können sie ihre Empfindungen und Eindrücke äußern. Sie haben die unterschiedliche Beschaffenheit intensiv gespürt und ihre Empfindungen den Materi-alien zugeordnet. Sie beschreiben, wie unterschiedlich angenehm sie das Gefühl an den Füßen empfinden. Sie bringen ihre Fühl-Erfahrungen mit dem Eingangs-gedicht in Verbindung.

Mehrere Tage bleibt der Weg in unserem Gruppen-raum aufgebaut und wird gern immer wieder aus-probiert. Dann bauen wir die Kisten für alle Kinder zugänglich in unserem großen Flur auf.

3 Quelle unbekannt

Gott geht mit auf all unseren Wegen

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Einheit: Führen und FolgenMit Seilen legen wir eine große Spirale als Schnecken-labyrinth auf den Boden. Jedes Kind durchläuft einzeln mit geöffneten Augen die Spirale, um so den Weg kennenzulernen. Dann finden sich immer zwei Kinder zusammen, die sich nacheinander mit geschlossenen Augen und nach dem Klang einer Triangel aus der Spirale herausführen lassen.

Konzentriert können die Kinder ganz im Vertrauen auf die Führung des anderen diesen gewundenen Weg gehen. Durch dieses Wegerlebnis üben die Kinder ihre auditive Wahrnehmung und werden schon für kleine Nuancen sensibel. Ganz unterschiedlich empfinden die Kinder diesen spiralförmigen Weg. Einige können sich voll und ganz auf die Führung einlassen, andere müssen ein wenig blinzeln.

Einheit: Abraham und Sarah ziehen in ein neues LandDie Kinder, die vom Kindergartenkind zum Schulkind werden, durchleben Emotionen wie Neugier, Vor-freude, Stolz, aber auch Unsicherheit und Angst. Sie verlassen die Geborgenheit des Kindergartens und brauchen die Zusage, dass trotzdem immer jemand da ist, der sie begleitet.

Die Erzählung von Abraham und Sarah nimmt diese Empfindungen der Kinder gut auf. Sie ist eine Ver-trauensgeschichte, die den Kindern vermitteln kann, dass beim Eintritt in die Schule die Zuversicht nicht aufhört, auch wenn es manchmal Zweifel und Unsicherheiten gibt.

Um den Kindern die Geschichte und ein Gespür für die Lebenswelt Abrahams nahezubringen, baue ich aus einem Sonnenschirm, Gardinen und Decken ein Zelt nach. Zur Einstimmung bitte ich die Kinder, die Augen zu schließen und mit mir eine Reise auf einem Kamel in ein weit entferntes Land zu unternehmen. In diesem Land lebt ein Mann namens Abraham mit seiner Frau Sarah. Angekommen im Land Abrahams nehmen wir im Zelt Platz und die Kinder hören die Geschichte:

In der Stadt Ur, im Land Mesopotamien, lebten Sarah und Abraham. Sie besaßen viele Schafe, Ziegen und Kamele. Es ging ihnen gut, sie hatten viele Freunde und lebten zufrieden. Oft redeten sie mit Gott, sie beteten zu ihm und erzählten ihm von ihren Freuden und Sorgen.Eines Tages sprach Gott zu Abraham: „Ich will, dass du mit deiner Frau und allen, die zu dir gehören, fortgehst von hier. Ihr sollt in ein neues Land ziehen.

Abraham war sehr erschrocken. Er dachte an eine lange, sicher auch beschwerliche Reise, daran, dass er gar nicht genau wusste, welches Land Gott meinen könnte, und was sie dort alle wohl zu erwarten hätten.Er besprach all dies, was Gott gesagt hatte, seine Beden-ken, seine Ängste mit seiner Frau Sarah. Auch sie war voller Sorge. Es geht uns gut hier, aber wir sollten trotz-dem bedenken, was Gott uns gesagt hat. Wir haben uns immer auf Gott verlassen. Wir sollten ihm auch jetzt vertrauen. Wenn Gott uns ein neues Land zeigt, dann wird er uns auf unserem Weg begleiten und beschützen und dafür sorgen, dass wir es glücklich erreichen.

Und so machten sie sich auf. Sie bereiteten alles für eine lange Reise vor, packten alles zusammen, was sie mitnehmen wollten, verkauften oder verschenkten, was sperrig und unpraktisch gewesen wäre.Immer wieder sprachen sie über dieses große Ereignis. Sie machten sich gegenseitig Mut und stützen sich gegenseitig in ihrem Vertrauen auf Gott und auf Gottes Plan. Als alles vorbereitet war, feierten sie ein großes Abschiedsfest.

Dann zogen sie los, einer langen beschwerlichen Reise und einem unbestimmten Ziel entgegen. Doch bei aller Sorge und Ungewissheit waren sie nicht allein. Sie hatten einander und konnten sich gegenseitig stärken und stützen und auf Gott und seine Hilfe vertrauen. Die Reise schien unendlich lang, oft waren sie müde und auch verzagt. Sie rasteten in Höhlen, unter Bäumen und manchmal auch in Dörfern, an denen sie vorbeikamen.Sie reisten durch wunderschöne Gegenden, aber auch durch kahle, dürre und wenig einladende Landstriche. Nach langer, langer Zeit waren sie am Ziel, im Lande

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Kanaan. Dort gab es viel Weideland für ihr Vieh und so blieben sie und wurden sesshaft. Es war genau so, wie Gott es ihnen versprochen hatte.

(nach Gen. 12. 1-5)4

Den Kindern wird schnell deutlich, dass die Ge-schichte mit ihnen zu tun hat. Schnell kommt ein Gespräch über Verreisen, Weggehen, Abschied nehmen und eigene Gefühle auf. Sie identifizieren sich mit Abraham und Sara und können ihre Emp-findungen verstehen. Sie entdecken ihre Situation in der Geschichte und überlegen, was Abraham und Sara Mut gegeben hat. Die Kinder gehen mit der Gewiss-heit aus dem Zelt, dass Gott da ist und sie beschützt.

AbschlussgottesdienstDen Abschluss des Projektes bildet ein Abschieds-gottesdienst für die zukünftigen Schulkinder mit ihren Eltern und Familien. Den Gottesdienst feiern wir zu der Geschichte „Abraham und Sarah“.

Liturgie des Gottesdienstes• Einzug der Kinder mit Musik• Begrüßung• Lied: ein neuer tag ist da5

• Psalmgebet: auf allen meinen wegen (Ps. 91)• Gebet• Erzählung: Abraham und Sarah• Lied: komm, wir gehen miteinander (Strophe 1)6

• Verteilen der Fußspuren an die Abschiedskinder: Jedem Kind schenken wir zur Erinnerung an die Erzählung und den Gottesdienst einen Fußabdruck mit der Aufschrift „Auf allen meinen Wegen bist du Gott bei mir.“ Dieses Zeichen soll sie an die Zusage Gottes erinnern und ihnen Mut geben.

• Lied: komm, wir gehen miteinander (Strophen 1-3)• Fürbitten• Vaterunser• Segen• Lied: geh mit uns auf unserem weg

4 Nach Knisel-Scheuring/Winkle, „Bald bin ich in der Schule“, Lahn Verlag 19985 Jöcker, Detlev, Menschenkinder, 2012 6 Quelle unbekannt

Die Kinder und Eltern erfahren eine eigene Würdigung für die Zeit, die zu Ende geht, und für das Neue, das beginnt. Im Gottesdienst unterstreichen wir noch einmal die Botschaft, dass Gott ebenso, wie er Abra-ham seinen Schutz und seine Begleitung versprochen hat, auch die Eltern und Kinder auf ihrem neuen Weg begleiten wird. Die Abraham-Geschichte und das Zusammensein unter dem großen, im Altarraum aufgespannten Zelt stellen für die Kinder die Verbin-dung zu den Erfahrungen und den Gesprächen in der Projektzeit dar. Sie sind an die Zusage erinnert, dass auch sie beschützt sind. Mutig wie Abraham können sie den neuen Weg gehen.

Reflexion des Projektverlaufs

Durch die Vielfalt der Angebote waren die Kinder immer wieder interessiert und motiviert. Viele Neben-gespräche über ganz unterschiedliche Erfahrungen, auf ganz unterschiedlichen Wegen gab es während der Zeit unseres intensiven Arbeitens.

Unbedingt wichtig ist es, den Kindern Frei-Räume zu schaffen, um Erlebtes und Gehörtes zu verarbeiten und an die übrigen Kinder der Einrichtung weiterzu- geben. Dafür hat sich die Präsentation der Ergebnisse im Flur unserer Einrichtung bewährt.

Das Projekt beinhaltet vielfältige Möglichkeiten der Erweiterung. Labyrinthe oder Spiralen üben eine besondere Faszination auf uns Menschen aus. Das Projekt kann den Anlass dazu bieten, ein Gebilde dieser Art in unserem Gartengelände gemeinsam mit Eltern anzulegen.

Karin Saure

Gott geht mit auf all unseren Wegen

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Kontakt

Evangelische KindertagesstätteAuf dem Knochen 734519 Diemelsee-HeringhausenTel.: 05633 / 1829E-Mail: [email protected]

Gott geht mit auf all unseren Wegen

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Mit den Kirchenmäusen unterwegs

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85Zur Methode

KirchenraumpädagogikKirchen begehen, wahrnehmen, erkennen, erschließen

Die Kirchen eines Ortes sindGotteshäuser für Christen,Kulturhäuser für Touristen undHeimatzeichen für die Einwohner.Drei Gründe, sie zu bewahren,damit wir für unsere Nachfahren tun,was unsere Vorfahren für uns getan haben.1

Dieser Text drückt wunderbar aus, was Kirchenraum-erkundungen seit Jahren zu einem besonderen Thema der Religionspädagogik macht. Die wachsende Reihe von Aufsätzen, praxisnahen Anleitungen, kindgerecht gestalteten Kirchenführern und Internetspielen zum Thema spiegeln diese Entwicklung und bieten gutes Handwerkszeug für die Planung eines Kirchen-raum-Projektes in der Kindertagestätte.

Die Kirche im Ort oder Stadtteil kennen, ihre Ge-schichte ergründen, ihre Schätze sehen, Glaubens-praxis erfahren, Verständnis für religiöses Leben und Traditionen bekommen, Gemeindemitglieder treffen – das sind Ziele, die dabei im Mittelpunkt stehen.

Die Bausteine für die Kirchenerkundung könnte man deshalb so überschreiben:• Kirche erkunden Schritt für Schritt!• Alle Sinne und vielfältige kreative Mittel

für die Erschließung nutzen!• Atmosphäre spürbar machen, Atmosphäre

gestalten!

1 Vgl.: Stiftung kirchlicher Baudenkmäler

• Glauben leben!• Begegnungen planen!• Ins Gespräch kommen – über den Ort und das,

was hier erfahrbar ist!• Gotteshäuser verschiedener Religionen kennen-

lernen!

Eine solche Entdeckungstour kann für Kinder und Erwachsene ein spannendes gemeinsames Erlebnis werden. Über das Gebäude, die Ausgestaltung und die Einrichtung der Kirche gibt es viel zu lernen und zu erforschen, zu dem besonderen Erleben in einer Kirche lassen sich ganz eigene Zugänge finden.

Kompetente Ansprechpartner für die Planung und für einen Austausch mit der Gruppe finden sich in jedem Ort. Gelingt es, Gemeindemitglieder einzubinden, bekommen die Kinder z. B. durch neue Begegnungen mit Pfarrerinnen und Pfarrern, den Küsterinnen und Küstern, den Organistinnen und Organisten oder Mit-gliedern des Kirchenvorstands die Chance, Gemeinde und Gemeinschaft neu und konkret zu erfahren.

Gehören zu einer Kindertagesstätte auch Familien muslimischen oder jüdischen Glaubens, möchten die Kinder im Rahmen des Projektes nicht selten auch ihre Gotteshäuser zeigen. Häufig sind die Moscheen und Synagogen in unseren Städten von außen nicht besonders auffällig und ohne Hinweis schwer zu erkennen; in den letzten Jahren nehmen bewusst gestaltete Neubauten jedoch zu. Suchen Sie recht-zeitig den Kontakt mit den jeweiligen Gemeinden, in der Regel wird gerne eine Einladung für interes-sierte Gruppen ausgesprochen.

Kirchenräume erkundenExemplarische Elemente verschiedener Projekte

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Die Ausgangssituation(en)

Spangenberg: Viele unserer Kinder kennen die Kirche durch Kin-dergarten- oder Familiengottesdienste. Sie hatten aber bisher noch keine Gelegenheit, die Kirche als besonderen Raum mit einer besonderen Architektur, Einrichtung und Bedeutung zu erkunden. Nach einer Adventsandacht zeigten die Kinder starkes Interesse an der Orgel und der Orgelmusik und ent-wickelten erste konkrete Fragen. Angeregt durch eine eigene Fortbildung, waren wir motiviert, dieses Interesse als Ausgangspunkt für ein umfangreicheres Projekt zu nutzen.

Ronshausen: Eines unserer Kindergartenkinder sollte getauft werden und wir haben gemeinsam mit den Kindern den Taufgottesdienst vorbereitet. Dabei spielten die Bedeutung und die Symbole der Taufe wie auch Tauf-geschichten bereits eine Rolle. Aus den Fragen und den Gesprächen rund um dieses Erlebnis entstand die Idee, mit der Schulkindergruppe ein vertiefendes Projekt zur Kirchenraumerkundung anzubieten.

Bad Hersfeld, Martinskirche: Wir haben eine moderne, erst 40 Jahre alte Kirche, die nicht nur für den Gottesdienst genutzt wird. Sie ist den Kindern ebenso durch Projektpräsentationen, Kindertheater, Märchen und Zirkusvorstellungen oder auch Basare bekannt. Umso spannender schien uns der Gedanke, den Kindern die Kirche als sakralen Raum und als zentralen Ort der Gemeinde vertrauter zu machen.

Gersfeld/Rhön: Wir haben eine wunderschöne Barockkirche, der ich selbst stark verbunden bin. Derzeit ist sie aber eine Großbaustelle. Angefangen hat es mit der Überho-lung der Orgel, dann zeigte sich schlimmer Weise Schwamm im Dachgestühl. Ich habe mich gefragt, ob dies der passende Zeitpunkt ist, eine Kirchenraum-erkundung durchzuführen. Viele der Ausstattungs-

gegenstände sind jetzt nicht an „Ort und Stelle“ zu finden. Aber die große Chance war, dass man derzeit in Ecken und Winkel kommt, die man sonst nie zu sehen bekommt! Das gab den Ausschlag.

Die Planung der Projekte

Inhaltliche und methodische SchritteZusammengefasste Erfahrungen aus den verschie-denen Projekten

GruppengrößeEin Projekt der Kirchraumerkundung ist immer mit Exkursionen verbunden. Die Wege zur Kirche sind unterschiedlich weit, im Kirchenraum sind oft eigen-ständige kleine Entdeckungsreisen vorgesehen und stehen Kletterpartien auf Emporen oder Glocken-türme an. Deshalb sollte die Gruppe nach unserer Erfahrung nicht mehr als 15 Kinder umfassen oder geteilt werden.

Alter der KinderEingeladen waren Kinder ab vier Jahren; die meisten der vorgestellten Projekte richteten sich an die Kinder im letzten Kindergartenjahr.

VorüberlegungenAus der Erfahrung der beteiligten Kitas ist zu emp-fehlen, das Projekt dem Konzept der Einrichtung entsprechend einzubinden• als eine Projektgruppe parallel zu anderen

Projektgruppen;• als spezifisches Angebot für die Kinder

der „Vorschulgruppe“;• als einzelnes, gruppenübergreifendes Angebot;• als gruppenbezogenes Angebot;• o. Ä.

Diese Optionen repräsentieren Angebotsformen mit und ohne aktive Einwahl der Kinder.

Mit den Kirchenmäusen unterwegs

Exemplarische Elemente verschiedener Projekte

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Für die Anzahl und die Dauer der vorgesehenen Tref-fen werden der notwendige Rahmen und die orga-nisatorischen Erfordernisse im Team abgesprochen und sichergestellt.

Ist der Abschluss des Projektes in Form einer öffent-lichen Präsentation oder eines Gottesdienstes vor-gesehen, gilt es auch hierfür Erwartungen und Auf-gaben im Team/mit allen Beteiligten abzuklären.

Für die inhaltliche Planung erachten wir als notwendig:• die Reflexion des persönlichen Zugangs und der

Vorkenntnisse der verantwortlichen Fachkraft;• die bewusste Auswahl der Kirche(n) mit Blick auf

das Interesse der Kinder; eine Vorab-Erkundung;• die vor Ort möglichen Erkundungsschritte in

einen Spannungsbogen bringen und das entspre- chende Material (Handwerkszeug) zusammen- stellen (Messgeräte, Kreativangebote, Geschichten, Lieder, Gebete ...);

• Kinder anderer Religionsgemeinschaften mit ihren Glaubenserfahrungen berücksichtigen; bei Interesse und nach örtlicher Gegebenheit auch einen Besuch in deren Gotteshäusern erwägen;

• rechtzeitiger Kontakt mit den Kooperations- partnern/Terminabstimmung.

Die Durchführung der Projekte

Gersfeld/Rhön:EinstiegsfragenWir kündigten unser Projekt an und gaben den Kindern für die kommende Erntedank-Andacht erste Beobachtungsaufgaben mit auf den Weg:• Schaut einmal, wo auf eurem Weg ihr zum ersten

Mal die Kirche sehen könnt!• Bis wohin und wann hört ihr die Glocken?• Welche Menschen sind außer Euch noch in der

Kirche?• Merkt euch, was ihr seht, hört, riecht und überlegt,

was euch am besten gefällt!

Alle nahmen diesen Arbeitsauftrag ernst und so kamen wir gut in ein erstes Gespräch.

Weitere erprobte Fragen in einem Einstiegsgespräch sind:• Was ist eine Kirche?• Wann geht man in eine Kirche?• Was erleben wir in einer Kirche und wie verhält

man sich dort?• Woran erinnert ihr euch besonders gut?• Was wollt ihr in unserer Kirche entdecken und

erleben?• Was benötigen wir wohl, um die Kirche gut

erkunden zu können?

Spangenberg:Wir merken bald …dass wir drei Experten in der Runde haben. Ein Junge ist der Enkel der Küsterin, der andere besucht regel-mäßig den Kindergottesdienst und ein Mädchen interessiert sich besonders für biblische Geschichten.

Alle Sinne und vielfältige kreative Mittel für die Erschließung nutzen!

Ganz genau schauen!Bad Hersfeld/Stadtkirche: Um in der großen Kirche die kleinen Details besser wahrzunehmen, haben sich die Kinder Fernrohre aus Papprollen gebastelt. Die nehmen wir zur Kirchen-erkundung mit. Bei unserem ersten Besuch haben wir uns erst einmal in die letzte Bankreihe gesetzt und den Kirchenraum für einige Minuten auf uns wirken lassen. Mit unseren Fernrohren haben wir dann Details in den Blick genommen und uns ge-genseitig darauf aufmerksam gemacht. Auch als wir auf den Kirchturm steigen und die Stadt von oben betrachten, sind die Fernrohre sehr hilfreich. Wie klein sehen die Menschen und Autos von hier oben aus!

Mit den Kirchenmäusen unterwegs

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Vermessene Erfahrungen!Bad Hersfeld/StadtkircheUm die Länge des Mittelgangs messen zu können, haben wir vom Eingang der Kirche bis zum Altar ein Seil gespannt und mit einem Zollstock abgemessen. Einem Kind fällt auf, dass die Kinder am anderen Ende des Seils wie Zwerge aussehen. Als wir das Seil am nächsten Tag im Kindergarten noch einmal ausrollen, reicht es vom Eingangstor bis zu unserer Spielhütte!Noch beeindruckender ist der große Umfang der Kirche, den wir in einer anstrengenden und zeitauf-wendigen Messung ermitteln. Wir knoten das Seil am Griff der Eingangstür fest und müssen es an mehre-ren Stellen mit Steinen beschweren, damit es nicht wegrutscht. Sogar hinter einem Gebüsch müssen wir es entlangführen. Es ist den Kindern schnell klar, dass wir dieses lange Seil nicht in unserem Garten aus-rollen können; dafür müssen wir in den Park gehen. Jedes Kind rollt das Seil Schritte weit ab und am Ende reicht die Strecke vom oberen bis zum unteren Ende des Nordschulteichs!

Im Dachboden des Kirchenschiffs ist eine Luke über dem Altar, durch die im Advent der Weihnachtsstern herabgelassen werden kann! Die Kinder planen zu-nächst, ein Seil durch die Luke zu führen und so auch die Höhe des Kirchenraums zu messen. Wir über-raschten sie aber mit gasgefüllten Luftballons, um das Seil mit ihrer Hilfe von unten nach oben steigen zu lassen. Die Kinder sind begeistert von der alternativen Methode. Als wir alle Daten notiert haben, hängen wir Postkarten mit einem Bild der Kirche an die Ballons, schreiben unsere Kindergartenadresse darauf und lassen sie zum Abschluss des Vormittags fliegen.

Diese Technik!Bad Hersfeld/Eichhof:Eigentlich wollen wir bei der Vermessung unseres Kirchenraumes mit Schnur und Maßband vorgehen, aber da hat ein Vater eine andere Idee: Er kommt mit einem Laser-Messgerät an einem Vormittag zu uns! So bekommen wir alle zunächst eine Einführung in diese neue Technik und auch in die Systematik der

Längen- und Flächenmaße. Alle sind mit Begeisterung dabei und entwickeln immer neue Ideen, was unbe-dingt noch vermessen werden müsse (Orgelpfeifen …). Alle Maße werden im Projektbuch festgehalten.Die Kinder versuchen, mit der Digitalkamera das große, bunte Kirchenfenster zu fotografieren. Es ist gar nicht so einfach, das Motiv zu treffen. Sie müssen mehrfach ihre Position wechseln und mit dem Zoom experimentieren. Mit Geduld und Konzentration bei der Sache machen sie tolle Bilder. Die Abzüge der Fotos verwenden wir später als Einladungskarten für unseren Familiengottesdienst.

Glockenklang und GlockenkunstGersfeld/Rhön:Wie werden wohl die Glocken geläutet? Man geht doch bestimmt nicht mit dem Hammer auf den Glockenturm und schlägt die Glocken an! Auf dem Glockenturm fallen den Kindern runde Löcher im Fußboden auf, die mit Porzellan eingefasst sind. Die Küsterin erklärt, dass früher die Glocken per Hand mit einem Seil geläutet wurden, das hier durchge-führt wurde! Heute finden die Kinder stattdessen Motoren. Wie die Glocken damit angestellt werden, zeigt uns die Küsterin am Läutekasten, der im Vor-raum der Kirche hängt. Nacheinander und einzeln lässt sie die Glocken läuten und die unterschiedlichen Tonlagen sind hier gut zu hören. Zum Schluss lässt sie alle fünf Glocken „volles Geläut“ geben und die Kinder staunen. Als wir vor die Tür treten, ist ihr Klang noch viel eindrucksvoller und gewaltiger. Besonders nett ist, dass ein alter Herr, der neben der Kirche wohnt, ganz aufgeregt herüber kommt, um nach dem Rechten zu sehen. Er antwortet sich selbst: „Ach, die Kinder-gartenkinder sind da. Ich hab ja schon gehört, dass Ihr kommen wollt!“

Ein Kirchenfenster für die KitaSpangenberg:In unserem Treppenhaus haben wir ein großes Fenster aus weißen Glasbausteinen, in dem seit der Osterzeit ein von den Kindern gebautes Kreuz hängt. Angeregt durch die bunten Glasfenster in unserer Kirche,

Mit den Kirchenmäusen unterwegs

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markieren wir nun um das Kreuz herum einen Rah-men und beklebten die Glasbausteine mit bunter, transparenter Folie. Jetzt haben wir unser eigenes „Kirchenfenster“. Wenn die Sonne scheint, leuchten die Farben hell auf. Die Kinder sind sehr stolz auf das für alle sichtbare Ergebnis.

„Ich sehe was, was Du nicht siehst!“Bad Hersfeld/Eichhof:Wir fragen zu den einzelnen Einrichtungsgegen-ständen nicht nur die Farben ab, sondern auch Formen und Größen.

„Stille Post“Spangenberg:Durch die Kirchenbank hindurch werden von Ohr zu Ohr die neu besprochenen Begriffe geflüstert: Portal, Türklopfer, Altar, Kanzel, Klingelbeutel, Wasserspeier, Orgelpedal … Was kommt beim letzten Kind an?

„Suchbilder“Bad Hersfeld/Stadtkirche:Für die Kirchenraumerkundung haben wir 35 Fotos vom Innenraum unserer Stadtkirche gemacht und im Stuhlkreis ausgelegt. Gemeinsam haben wir die Fotos angeschaut, anschließend hat sich jedes Kind ein Bild ausgesucht. In der Kirche machten sich die Kinder dann auf die Suche nach ihrem Motiv. Nach etwa 5 Minuten haben wir uns wieder gesammelt und jedes Kind zeigte uns, wo sein Bild in der Kirche zu finden ist. Es entstanden dadurch viele Gespräche über die Einrichtungsgegenstände und wir haben viel Neues erfahren.

Sachsenberg:Ich habe in der Kirche einen der zwölf Engel am Kan-zelaltar fotografiert und das Bild stark vergrößert. Aus dem Bild habe ich dann ein Puzzle gestaltet und die Puzzleteile in den Kirchenbänken ausgelegt. Die Kin-der stellen Vermutungen darüber an, was abgebildet ist, fügen das Puzzle zusammen und schauen genau, welcher der Engel gezeigt ist.

Atmosphäre spürbar machen, Atmosphäre gestalten, Glauben leben!

Ein Schiff, das sich Gemeinde nenntGersfeld/Rhön:Ich suche das Gespräch mit den Kindern und wir beraten nochmals darüber, wie der Kirchenraum genannt wird. Die Kinder können sich daran erinnern, dass der Kirchen-Innenraum auch Kirchenschiff ge-nannt wird.Ich erzähle den Kindern, dass ich ihnen eine Ge-schichte von Jesus erzählen möchte, der in einem fernen Land lebte. Hierzu zeige ich ihnen eine Land-karte, die die wichtigsten Orte seines Wirkens zeigt. Hier ist auch der See Genezareth aufgemalt, wo die Geschichte, die ich erzählen möchte, stattgefunden hat. Ich gebe den Kindern noch mehr Hintergrund-informationen, indem ich ein paar geologische Beson-derheiten des Sees nenne. Es ist ein großer, tiefer See, der von hohen Bergen umgeben ist.

Für ihr besseres Verständnis zeige ich auch Fotos vom See. Auch von den Booten, wie sie zu der Zeit Jesu benutzt wurden, kann ich Bilder zeigen. Ich habe mich darüber kundig gemacht, dass es auf diesen Booten wichtig war, dass alle Passagiere während einer Überfahrt mit anpackten. Keiner konnte sich auf Deck sonnen, während die Matrosen die Arbeit verrichteten. Jeder musste mithelfen, das Schiff zu führen und zu steuern.

So kommt es auch, dass das Schiff zu einem Bild der Gemeinde wurde, in der auch jede und jeder Einzelne wichtig ist. Und es nimmt Bezug darauf, dass uns die Kirche während der Stürme des Lebens eine sichere Zuflucht sein kann.

Wir legen mit verschiedenen blauen Tüchern den See in unsere Kreismitte, der mit aufgetürmten brauen Tüchern, die als Berge dienen, umgeben ist.Und nun erzähle ich ihnen die Geschichte der Sturm-stillung, die ich mit meinen Worten für sie geschrie-ben habe. Über die Geschichte kommen wir nochmals

Mit den Kirchenmäusen unterwegs

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ins Gespräch und knüpfen Verbindungen zu unserer heutigen Zeit. So fällt uns auch die Redewendung „Wir sitzen alle im gleichen Boot“ ein.Abschließend falten alle Kinder ein Boot, kleben es auf Papier und malen nach den eigenen Vorstellungen noch mehr hinzu.

„Wenn wir glücklich sind, strahlt das Herz“Bad Hersfeld/Stadtkirche:Kirchen sind Räume zum Innehalten und zum Beten. In vielen Kirchen gibt es auch die Möglichkeit für die Kirchenbesucher, Kerzen anzuzünden und mit einem Gebet zu verbinden. Wir haben die Besonderheit eines „Weltleuchters“ in unserer Kirche: eine stilisierte Welt-kugel aus Metall mit einem eingearbeiteten Kreuz und Halterungen für Teelichter. An diesem Ort der Stille haben wir mit den Kindern eine kleine Lichtme-ditation durchgeführt. Den Einstieg bildete die Ge-schichte „DIE HALLE DER WELT MIT LICHT ERFÜLLEN“2, nach deren Erzählung ich in diese Meditation über-führte:• Wir schauen auf die Kerze.• Das Licht macht hell.• Das Licht macht das Dunkel hell und schön.• Schaut auf die Flamme, sie hat schöne Farben.• Manchmal wird die Flamme etwas größer,

manchmal etwas kleiner.• Was siehst Du?• Wie geht es Dir, wenn es dunkel ist?• Was macht das Licht dann aus?• Kannst du auch leuchten wie eine Kerze?• Kannst du andere manchmal aufhellen?• Gott schenkt uns sein Licht für unsere Welt –

Gott schenkt uns Jesus in unsere Welt.• Jesus ist das Licht der Welt – er macht es hell

in uns Menschen.• Jesus schenkt uns Kraft und Mut für unser Leben.• Jesus will es hell in uns machen.

Wir singen „das wünsch ich sehr, dass immer einer bei mir wär ...“3 und wer will, zündet eine Kerze an und spricht einen Wunsch oder einen Dank aus.

2 Philippinische Volksweisheit3 www.iris-musikverlag.de

Gemeinsam beten wir:lieBer gOtt, Bei dir ist alles aufgehOBen, was uns freut und was uns traurig macht. dafür danKen wir dir.amen.Abschließend sucht jedes Kind seinen Lieblingsplatz in der Kirche (Wo fühle ich mich wohl? Wo gefällt es mir am Besten?) und stellt ihn den anderen vor.

Ein Raum voll schöner TöneGersfeld/Rhön:In unserer Kirche bläst der Posaunenchor in alter Tradition an jedem Sonntagmorgen um 9.00 Uhr vom Kirchturm herab. Für unseren Kindergarten war der Posaunenchor zu einem besonderen Einsatz bereit:

Als wir nach dem Frühstück mit den Kindern auf die Kirche zulaufen, begrüßen uns die Turmbläser vom Kirchturm aus mit Chorälen! Im Kirchenschiff lassen sie dann die Instrumente nochmals erschallen. An-schließend führt jeder sein Instrument vor, erklärt den Kindern den Namen und die Art, wie es gespielt wird. Sie erzählen von ihren Auftritten in Gottesdiensten, in der Silvesternacht, an Weihnachten und Ostern und laden die Kinder und ihre Eltern herzlich dazu ein, am nächsten Sonntag ihrer Musik zu lauschen.Anschließend zeigen wir den Kindern noch die Ersatz-orgel (die richtige Orgel wird gerade restauriert) und eines der Kinder, das seit einem Jahr Klavierunterricht hat, spielt eine kleine Tonabfolge.Wir sprechen darüber, dass es in jedem Gottesdienst noch mehr Musik gibt – nämlich den Gesang der Kirchenbesucher! Wir schauen uns die ausliegenden Gesangbücher genauer an und schlagen in mit Kordeleinlegern vorbereiteten Exemplaren alle die gleiche Seite auf. Die Kinder sind begeistert, als sie erfahren, dass sie das Lied kennen. So singen wir zum Abschluss der akustischen Kirchenbesichtigung ge-meinsam unser Lied „Komm, sag es allen weiter“...4

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Mit den Kirchenmäusen unterwegs

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OrgelbrausenBad Hersfeld/Stadtkirche:In der Pfingstwoche ist unsere Kirche besonders schön mit frischem Birkengrün geschmückt. Schon an der Tür werden wir von unserem Organisten begrüßt. Er wird uns heute in die Technik der Orgel einführen, Orgelmusik erklingen lassen und mit uns gemeinsam musizieren:• Wie befördert der Blasebalg die Luft in die Orgel-

pfeifen?• Wie sieht das Innenleben einer großen Orgel aus?• Wie klingt es, wenn wir in kleine oder größere Orgel-

pfeifen blasen?• Wie klingt die Orgel? Welche Klangfarben erzeugen

die Register? Welche Instrumente meinen wir dann zu hören? Was geschieht, wenn sich die Register vermischen?

Wir singen auf der Empore „Vom aufgang der sonne“ 5 im Kanon, jedes Kind darf selbst einmal auf der Orgel spielen und zum Abschluss gehen wir, begleitet von der Orgelmusik, durch die Kirche und lauschen der Musik von verschiedenen Plätzen aus.

Gottesdienst feiernSpangenberg:Uns ist wichtig, für den Gottesdienst zum Projektab-schluss nichts Neues „einzustudieren“, sondern uns mit unseren Projekterfahrungen und -erlebnissen einzubringen:• Wir präsentieren die Ausstellung unserer Projekt-

galerie und laden nach dem Gottesdienst zum Gespräch darüber ein.

• Wir singen mit der Gemeinde das Begrüßungslied, das jedes Projekttreffen eröffnet hat.

• Wir beten mit der Gemeinde das Gebet, das wir während der Projektzeit in einer Bücherausstellung entdeckt haben und das uns dann während der Projekttreffen begleitete. „gOtt ist laufen, tanZen, hüPfen, reden, lachen, freund-schaft KnüPfen.

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glücK in andern augen sehen – mit ihm will ich durchs leBen gehen.“

• Die Kinder zeigen und erzählen, unterstützt von Fotos, was wir im Projekt alles erlebt haben. Sie präsentieren die schraffierten Pausen der Taube des Taufsteins und ihre Bildergeschichte über unsere Kirche.

• Die Kinder spielen auch mit den Gottesdienst- besuchern „Stille Post“ (s. oben).

Der Kirche gratulieren!Ronshausen:Wir haben mit den Kindern eine Pfingstandacht vorbereitet, die in der kommenden Woche stattfinden soll. In der Kirche erzähle ich den Kindern noch einmal die Pfingstgeschichte in fünf Szenen und vertiefe Inhalt und Botschaft der Geschichte mit Bildern von Taube, Feuer und Sprachsymbolen. Wir singen das Lied „Voll im wind und Voll im leben“6 und die Kinder haben viel Freude dabei, den Wind mit Chiffontüchern zu spielen und mit festeren Tüchern „Gottes Haus mit bunten Farben und offenen Türen“ darzustellen. Es begeistert sie auch, dass sie das Lied „halleluJa, lobet den herrn“7 in fünf verschiedenen Sprachen gelernt haben und zum Abschluss singen können.

„Wollen wir die Kirche zu ihrem Geburtstag einmal umarmen?“, frage ich die Kinder, nachdem wir die Kirche verlassen haben. Klar wollen sie das, aber wie wir uns auch strecken – mit 16 Kindern und zwei Erwachsenen hilft alles Ausprobieren nicht. Wir ver-abreden, diesen Versuch nach der Andacht zu wieder-holen, wenn ganz viele Kinder und Erwachsene da sein werden!

6 Lal, Uwe 7 EG

Mit den Kirchenmäusen unterwegs

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Gespräche und Aktionen zur Bedeutung von Kirche und Gemeinde!

Wir sind das Fundament unserer Kirche!Gersfeld/Rhön:Wir haben eine große Kopie des Umrisses unserer Kirche vor uns liegen und besprechen, dass jedes Gebäude ein Fundament aus Steinen hat. Ich mache die Kinder darauf aufmerksam, dass unsere Kirche nicht nur ein Fundament aus Steinen hat, sondern auch noch ein weiteres! Ein Fundament, ohne welches unsere Kirche schon lange nicht mehr stehen würde, denn ohne dieses hätte sie gar keinen Sinn: das Fundament der Menschen, die die Kirche besuchen, sie mögen und gerne Geschichten von Gott und Jesus hören. Menschen, die sich für unsere Kirche interes-sieren – so wie unsere Kinder! Sie sind also – auch wenn sie noch so klein sind – ein Stück des Funda-ments unserer Kirche. Die Kinder bekommen den Arbeitsauftrag, über das Wochenende mehrere kleine Steine zu sammeln, die wir dann auf den gemalten Umriss unserer Kirche aufkleben wollen.Am darauf folgenden Montag kleben wir die Funda-ment-Steine auf einen Keilrahmen und versehen sie mit den Namen der Kinder. Jedes Kind ist stolz darauf, seinen Stein zum Fundament unserer Kirche beizutragen.

Mit der Kirche verbundenGersfeld/Rhön:Während unseres Erkundungsprojektes wurde die Schiefereindeckung unseres Kirchendachs gerade erneuert. Daraus ergaben sich für unsere Kinder zwei schöne Gestaltungsideen:Zum einen haben wir uns alte, ausgediente Schiefer-platten der Kirche besorgt. In einer Bastelaktion kann sich jedes Kind einen Engel auf eine Tafel spritzen und sie dann als sein eigenes kleines Stück Kirche mit nach Hause nehmen – versehen mit einem persönlichen Schutzengel!Zum anderen schließen wir uns dem Spendenaufruf der Gemeinde an. Gegen eine Spende kann jeder Bürger eine neue Schiefertafel erwerben und sie mit seinem Namen oder persönlichen Worten versehen.

Diese Tafeln werden dann auf dem Kirchendach be-festigt und so ist jeder, der mitmacht, für Jahrzehnte mit der Kirche verbunden. Auch die Kinder unseres Projektes schrieben ihre Namen auf die Schiefertafeln und überreichten sie mit einer kleinen Spende persön-lich im Pfarramt.

Begegnungen planen!

Willkommen!Gersfeld/Rhön:Auch erwartet uns vor der Kirche schon die Küsterin, die sich den Kindern vorstellt, ihnen erzählt, wer sie ist und was sie macht. Sie begleitet uns nach drinnen und zeigt den Kindern als erstes die Heizung, wo sie sich aufwärmen können – schließlich hat sie die Kirche extra für uns geheizt!

Der Mann im Talar!Ronshausen:Wir haben uns in der Kirche wieder mit unserem Pfarrer verabredet, der zu dem Treffen seinen Talar, zwei Kirchenbücher und den Kirchenschlüssel mit-bringt. Viel Freude haben die Kinder, als Janis, auf einem Stuhl stehend, den Talar anprobieren darf. Natürlich gibt es für diese „Dienstkleidung“ des Pfarrers auch die entsprechenden Informationen.Großes Interesse weckt das mitgebrachte aktuelle Kirchenbuch, in dem wir einige der anwesenden Kinder ausfindig machen und die Eintragungen zu ihrem Namen vorlesen.Das zweite Kirchenbuch ist alt, sieht ganz anders aus und auch die Handschrift ist natürlich eine ganz andere. Der Pfarrer versucht, den Kindern die Beson-derheit eines solchen alten Kirchenbuchs nahezu- bringen.

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Eine ganz andere Seite der Kirche!Bad Hersfeld/Stadtkirche:Für einen Vormittag verabreden wir uns mit dem Hausmeister der Kirche. Er wohnt im Küsterhaus gleich nebenan und wir holen ihn in dem alten Fach-werkhaus mit der roten Holztür ab. Er ist gleichzeitig der Hausmeister unseres Kindergartens, deshalb kennen ihn fast alle Kinder. Er hat viele Schlüssel an seinem Schlüsselbund und die Kinder dürfen ent-scheiden, was sie sehen und wissen wollen. Von ihm erfahren wir

• wie er an die hohen Lampen kommt, wenn Glüh- birnen ausgewechselt werden müssen;

• wo der Schaltkasten für das Licht, die Glocken, die Mikrophonanlage und die Heizung ist;

• wo in der Kirche die Putzgeräte, wie Besen, Schaufel, Staubsauger stehen und wo die Vasen und Gieß- kannen;

• wie die Wärme der Heizung über Luftschächte in den Kirchenraum gelangt;

• welche Lampen für welchen Anlass angeknipst werden;

• was im Keller alles aufbewahrt wird.

Ein Projekt mit Folgen

Die ganze Geschichte!Sachsenberg:Unsere Kirche wurde im 16. Jahrhundert erbaut und hat somit eine lange Geschichte. Eine Lektorin der Gemeinde weiß darüber ganz viel und hat auch viel Gespür dafür, was für Kinder daran interessant und wie ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen ist. Mit ihr verabreden wir eine Kirchenführung.Neben der Erschließung der baulichen Details und der Bedeutung der einzelnen Einrichtungsgegenstände, nimmt sie in ihren Erklärungen auch die Symbole auf:

• Der hohe Kirchturm weist wie ein Finger zu Gott.• Die dicken Kirchenmauern beschützen die Ge-

meinde, wie Gott uns beschützt.

• Die Bezeichnung Kirchenschiff erinnert uns an die Geschichte der Sturmstillung.

• Der „Opferstock“ ist wie eine Spardose. Jesus möchte, dass wir an die Menschen denken, denen es nicht so gut geht wie uns.

• Am Altar empfangen die Menschen Wein und Brot, um sich an Jesus zu erinnern. Jedes Kind kann hier eine Weintraube essen.

Die Erfahrung, dass das Konzept der Führung bei den Kindern gut ankommt, regt die Lektorin an, einen kleinen „Kirchenführer für Kinder“ zu entwickeln. Bereits zum Projektabschluss ist er erstellt und fertig gedruckt, liegt seither in unserer Kirche aus und kann eingesehen und erworben werden.

Eine Begegnung der anderen ArtBad Hersfeld/Stadtkirche:Aus allen Fragen, denen wir nachgegangen sind, und aus allen Informationen, die wir zusammengetragen haben, haben wir ein „Kirchenquiz“ entwickelt, das den ganzen Sommer im Foyer der Kirche auf Plakat-wänden ausgestellt blieb. Es sollte Besucher anregen, die Kirche selbst zu erkunden und Antworten zu suchen.

Überrascht waren wir von einer Rückmeldung aus den Niederlanden: Eine Touristin hatte uns bei ihrer Kirchenbesichtigung erlebt und das Quiz gemacht. Sie schrieb uns per Mail, wie beeindruckt sie war! Nun haben wir die ortsfremden Besucher stärker im Bewusstsein und überlegen, einen „Kinderkirchen-führer“ zu erarbeiten.

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Die Reflexion des Projektverlaufs

„Kinder haben die Gabe uns Erwachsene zu lehren, die Dinge in einem neuen, wunderbaren Licht wahr-zunehmen.“B. Pfau, Ronshausen

Die Auswertungsergebnisse und Erfahrungen aus den Projekten sind in die Beschreibung der inhalt-lichen und methodischen Schritte (s. o.) eingeflossen.Das Interesse der Kinder war so groß und die Re-sonanz so positiv, dass die Kirchenraumerkundung in einigen Einrichtungen fest in den Kanon der Akti-vitäten mit Vorschulkindern aufgenommen wurde.

Mit den Kirchenmäusen unterwegs

Kontakte

Bausteine aus den ProjektenKomm, wir entdecken unsere Kirche Ursula SeibertEvang. Kindertagesstätte Danziger Straße 1136129 GersfeldTel.: 06654 / 542E-Mail: [email protected]

Unterwegs mit den Kirchenmäusen Gabriela WehnerEvang. KindertagesstätteAm Schlossberg 1634286 SpangenbergTel.: 05663 / 7858E-Mail: [email protected]

Mittwochskirche Helga RiemenschneiderEvang. KindertagesstätteNachtigallenstraße 936251 Bad HersfeldTel.: 06621 / 14552E-Mail: [email protected]

Komm, wir entdecken unsere Kirche Eveline Leiter-BublitzEvang. KindertagesstätteSchlippental 3936251 Bad HersfeldTel.: 06621 / 7 19 29E-Mail: [email protected]

Mit den schlauen Füchsen unterwegs Birgit PfauEvang. KindertagesstätteSteinweg 2936217 RonshausenTel.: 06622 / 59 11E-Mail: [email protected]

Unsere Kirche Bärbel SchmidtEvang. KindertagesstätteSchulstraße 735104 Lichtenfels-SachsenbergTel.: 06454 / 887E-Mail: [email protected]

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Zu allererst sei allen Projektautorinnen sehr herzlich für ihre Kreativität und ihr Engagement gedankt! Sie haben den Anstoß für dieses Praxisbuch gegeben und es mit ihren Beiträgen erst ermöglicht.

Herzlich danke ich Frau Dr. Gudrun Neebe, RPI der EKKW und der EKHN, für die langjährige gute Kooperation, die fachlichen Impulse, das kollegiale Miteinander und die stets unkomplizierte Ab-stimmung – sowohl in der Kursleitung wie in der Erarbeitung der Broschüre.

Mein Dank geht auch an Herrn Prof. Dr. Frieder Harz für die anregende Zusammenarbeit und seinen Beitrag „Religiöse Bildung und Erziehung in Evan-gelischen Kindertageseinrichtungen“.

Nicht zuletzt danke ich der Diakonie Hessen und dem Vorstand des Verbandes Evangelischer Tageseinrich-tungen für Kinder in Kurhessen-Waldeck für ihren Beschluss, diese Veröffentlichung zu unterstützen und zu finanzieren.

Regine Haber-Seyfarth

Dank

Dank

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96 Autorinnen/Autoren

Regine Haber-SeyfarthDiakonie Hessen, Bereichsleitung Tageseinrichtungen für Kinder/Geschäftsführung Verband Ev. Tagesein-richtungen für Kinder in Kurhessen-Waldeck, Kassel

Prof. i. R. Dr. Frieder Harz, Berghttp://www.frieder-harz.de

Ulrike Havers-DietrichDiakonie Hessen, Fachberatung Bereich Tagesein-richtungen für Kinder; anerkannte Spielleiterin für Jeux Dramatiques mit Lehrbefugnis, Kassel

Wolfgang HeinickeDekan des Kirchenkreises Hofgeismar/Vorsitzender des Verbandes Ev. Tageseinrichtungen für Kinder in Kurhessen-Waldeck, Kassel

Dr. Gudrun NeebeDirektorin des Religionspädagogischen Instituts der Ev. Kirche von Kurhessen-Waldeck und der Ev. Kirche in Hessen und Nassau

Autorinnen/Autoren

Projektarbeiten von:

Güntheroth, ReginaEv. Kindertagesstätte Weidenhausen

Kempf, ChristaEv. Kindertagesstätte St. Georg, Rotenburg

Krug, GabrieleEv. Kindertagesstätte Heubach

Lather-Ruppert, BettinaEv. Kindertagesstätte Fronhausen

Leiter-Bublitz, EvelineEv. Kindertagesstätte Martinskirche, Bad Hersfeld

Lipphardt, HildeFamilienzentrum Ev. Fröbelseminar, Kassel

Naumann-Thiele, AntjeEv. Kindertagesstätte Langenselbold

Pfau, BirgitEv. Kindertagesstätte Ronshausen

Riemenschneider, HelgaEv. Kindertagesstätte Bad Hersfeld

Saure, KarinEv. Kindertagesstätte Diemelsee-Heringhausen

Schacht, GabrieleEv. Kindertagesstätte Rengshausen

Schmidt, BärbelEv. Kindertagesstätte Lichtenfels-Sachsenberg

Seibert, UrsulaEv. Kindertagesstätte Gersfeld

Sippel, TanjaEv. Kindertagesstätte Roßbach

Trabert, MartinaEv. Kindertagesstätte Hünfeld

Tratzik, BarbaraEv. Kindertagesstätte Weimar-Niederweimar

Wehner, GabrielaEv. Kindertagesstätte Spangenberg

(Die vollständigen Adressen der Kindertages-einrichtungen sind im Praxisbuch aufgeführt).

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Baldermann, Ingo, Wer hört mein Weinen? Kinder entdecken sich selbst in den Psalmen, Neukirchner Verlag, 1986

Baldermann, Ingo, Ich werde nicht sterben, sondern leben; Psalmen als Gebrauchstexte, Neukirchner Verlag, 5. Auflage, 2011

Betz, Susanne/u. a., Religion und Resilienz (Abeitshilfe)

BETA-Elternbrief 33, Rituale, 1998, über: www.beta-diakonie.de

Bildung von Anfang an, Hessischer Bildungs- und Entwicklungsplan für Kinder von 0 bis 10 Jahren, HSMI, 2008

Brüning, Barbara, Philosophieren in der Grundschule, Grundlagen, Methoden, Anregungen, 2001

Bucher, Anton A., Symbol – Symbolbildung – Symbol-erziehung, philosophische und entwicklungspsycho-logische Grundlagen, St. Ottilien, 1990

Bucher, Anton/Büttner, Gerhard/Freudenberger-Lötz, Petra/Schreiner, Martin (Hrsg.), Mit Kindergartenkin-dern theologische Gespräche führen, Beiträge der Kindertheologie zur Elementarpädagogik, 2008

Damm, Antje, Ist 7 viel? 44 Fragen für viele Antworten, Moritz Verlag, Frankfurt

Damm, Antje, Frag mich! 118 Fragen an Kinder, um miteinander ins Gespräch zu kommen, Moritz Verlag, Frankfurt

Dubois/Brauner, Das Schaf, Thienemann, 2005

Duval, Marie Helene, Im Schatten Deiner Flügel – Psalmen für Kinder, Sauerländer, 2013

EKD, Engagement und Indifferenz. Kirchenmit-gliedschaft als soziale Praxis. V. EKD-Erhebung über Kirchenmitgliedschaft, 2014

EKD, Wo Glauben wächst und Leben sich entfaltet. Der Auftrag evangelischer Kindertageseinrichtungen, Eine Erklärung des Rates der EKD. Gütersloher Verlagshaus, 2004

Erzähl mir was von Gott – Christliche, muslimische und jüdische Kinder begegnen gemeinsam Gottes Wort, Broschüre über: [email protected]

Ev.-Luth. Landeskirche Hannover, „Im Anschauen entdecken“, Arbeitshilfen zur religionspädagogischen Praxis, Kimmik-Praxis 38

Frei, Heidi, Jeux Dramatiques mit Kindern, Zytglogge Verlag, 2007, CH-Oberhofen

Goecke-Seishab, M./Harz, F., Christliche Bilder verstehen – Themen, Symbole, Traditionen, Weltbild, 2010

Goecke-Seischab, M./Ohlemacher, J., Kirchen erkunden. Kirchen erschließen, Anaconda, Verlag GmbH, Köln

Goecke-Seishab, M./Harz, F., Komm, wir entdecken eine Kirche, Tipps für Kindergarten, Grundschule, Familie, Kösel Verlag, München 2001

Gottesdienste mit Kindern – Arbeitshilfe für Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter im Kindergottesdienst; Arbeitsstelle Kindergottesdienst der EKKW

Halbfas, Hubertus, Das dritte Auge. Religionsdidak-tische Anstöße, Düsseldorf 1982

Harz, Frieder (Hrsg.), Religion & Ethik. Kreative Ideen und Materíalien für den Kindergarten, Olzog Verlag, München

Harz, F./Brahms, A./Kunze-Beiküfner, A.,Religiöse und Ethische Bildung und Erziehung in Evang. Kindergärten, Aktivitäten und Projekte, S. 104-113: „Kirchen erkunden“, Bildungsverlag EINS, Troisdorf 2008

Harz, Frieder, Interreligiöse Erziehung und Bildung in Kitas, Vandenhoek & Rupprecht, 2014

Heinzmann, Hella, „Halleluja mit Händen und Füßen“, Hänssler 2011

Hilger, Georg, Symbole wahrnehmen, verstehen und gestalten, in ders. u. Ritter, Werner H.: Religions-didaktik Grundschule, München Stuttgart 2006

Literaturverzeichnis und Materialien

Literaturverzeichnis und Materialien

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Jeromin, Karin/Pfeffer, Rüdiger, Komm, freu dich mit mir: Die Bibel für Kinder erzählt, Deutsche Bibelge-sellschaft, 1999

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Longardt, Wolfgang, Schaut, die große Erde – Einfache Lieder für Kindergarten und Kindergottesdienst,Gütersloher Verlagshaus, 2013

Mix, Margarete/Rödding, Gerhard, Symbole im Kinder-garten, Gütersloher Verlagshaus, 2001

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Nolte, J. (10.2014): Sozialraum- und lebensweltorien-tierte Vernetzung und Kooperation. Verfügbar unter: http://www.kita-fachtexte.de

Polster, Martin/Temporin, Elena, Gib mir Wurzeln, lass mich wachsen – Psalmen für Kinder, Gabriel 2006

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Rupp, Hartmut (Hrsg.), Handbuch der Kirchenpä-dagogik: Kirchenräume wahrnehmen, deuten und erschließen, Calwer Verlag, Stuttgart 2006

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Seidl-Hofbauer, Jeux Dramatiques in der Grundschule, Brigg Verlag, 2009

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HerausgeberDiakonie HessenDiakonisches Werk in Hessen und Nassau und Kurhessen-WaldeckGeschäftsstelle Kassel

Verband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder in Kurhessen-WaldeckGeschäftsstelleKölnische Straße 13634119 Kassel

Telefon: 0561 / 1095-3313Fax: 0561 / 1095-3294E-Mail: [email protected]: www.diakonie-hessen.de

Redaktion und Verantwortliche i. S. d. P.Regine Haber-SeyfarthBereichsleitung Tageseinrichtungen für KinderGeschäftsführung Verband Evangelischer Tageseinrichtungen für Kinder

Layout und GrafikTypophilia Grafikdesign, Jutta Blåfield

Kassel, im Juli 2015

Impressum

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